Hütte Nr. 7 von Jesna ================================================================================ Kapitel 9: falscher Alarm ------------------------- Er ist tatsächlich gesprungen und zeigte keinen Anflug von Angst. Etwas beeindruckt war ich schon. Doch Julia war anderer Meinung: "Hoffentlich reißt das Seil durch, dann müssen wir nicht mehr springen!" flüsterte sie in mein Ohr. "Das wäre zu schön!" kommentierte ich belustigt. Einige Minuten später zogen ihn zwei weitere Ausbilder nach oben. "Wer möchte als Erstes sich in die Tiefe stürzen?" fragte der Ausbilder und blickte sich suchend umher. Luna sprang euphorisch umher: "Ich! Ich!" Sie rannte nach vorne und stellte sich vorm Abgrund: "Los, gurtet mich an. Ich kann es kaum erwarten!" Shadis nickte knapp und die zwei Aufseher legten ihr die Sicherungen an. Während Luna fröhlich vor sich hinträllerte, redeten Alle durcheinander: "Die traut sich aber was, ob sie schonmal von hohen Klippen gesprungen ist?" "Bestimmt, sonst wäre sie ja nicht so krass drauf!" Ich blickte Julia an: "Wer von uns Beiden soll als Erstes springen?" Sie warf mir einen flehenden Blick zu: "Bitte, spring du. Ich habe wirklich Angst!" Ich gab mich mit einem Nicken zufrieden und wandte meinen Blick zu Luna, die inzwischen schon am Stahlseil gesichert wurde. Ohne zu Zögern sprang Luna jubelnd von der Klippe. Julia wurde schon beim Zusehen kreidebleich. Sie tat mir Leid. Denn ich merkte, dass es nicht gespielt war. Auf ihrer Stirn sammelten sich Schweißperlen und ihr Make up begann zu zerlaufen. Ich gab ihr ein Taschentuch und flüsterte: "Ähm, dein Make up zerläuft!" Dankend nahm sie mein Tuch an und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. "Ich will nochmal, nochmal!" rief Luna. "Bitte lasst mich nochmal springen!" Der Ausbilder nickte nur und Luna sprang wieder in die Tiefe: "Das macht Spaß!" Wir starrten alle gebannt nach unten und beobachteten sie. Luna flehte oben wieder, nocheinmal springen zu dürfen. Doch Shadis war der Meinung, sie bräuchte nur zweimal springen da sie ja "keine Angst" mehr hätte. "Wie schade!" sagte Luna mit trauriger Stimme. "Wer möchte als Nächstes?" Keiner antwortete und wir warfen uns verstohlene Blicke zu. Ich blickte konsepuent zur Seite, damit sie nicht auf die Idee kam mich zu überreden. Eine Ausbilderin brach das Schweigen: "Wenn keiner möchte, dann rufe einfach jemanden auf!" Luna seufzte: "Na gut, dann muss ich wohl entscheiden!" Sie blickte sich suchend um. Bitte nimm mich nicht dran! Bitte nimm mich nicht dran! "Dann bist du wohl als nächstes, Joan!" Joan lief rot an, dennoch überwindete sie sich und lies sich angurten. Luna klopfte ihr beruhigend auf die Schulter: "Keine Angst, ist nicht schlimm!" Nach kurzen Zögern, sprang Joan. Man merkte eindeutig, dass es ihr echt nicht geheuer war aber sie entspannte sich relativ schnell. Joan sprang noch weitere zwei Male und wirkte nach jedem Sprung fokussierter. Lächelnd wandte sie sich der Menge zu: "Ihr braucht wirklich keine Angst zu haben. Es ist wirklich nicht schlimm. Ihr müsst euch einfach nur überwinden und abspringen. Es geht wirklich schnell!" Nach diesen Worten, hatten sich mehrere Rekruten überwindet und wagten die drei Sprünge. Auch Annie sprang ohne zu zögern. Nur Julias traute sich nicht und wurde von mal zu mal immer bleicher. Erst als Ausbilder Shadis bemerkt hatte, dass ich und sie die Einzigen waren, die noch nicht an der Reihe waren: "Wagner und Pechstein! Wollt ihr euch drücken, oder was?" Seufzend rappelten wir uns auf. "Schon gesagt, ich springe als Erstes!" flüsterte ich ihr ins Ohr. "Das kriegst du schon hin!" Die strenge Stimme vom Ausbilder lies uns erschaudern: "Was ist jetzt? Wollt ihr kneifen?" Ich rollte mit den Augen: "Ja, ja! Wir kommen!" Genervt stellte ich mich vorm Abgrund und lies mir die Sicherungen anlegen. Überall wurde geschnallt, gezupft und gezogen. Der Bauchgurt lag so eng an meinem Körper, sodass ich Probleme mit der Atmung hatte. "Muss das so sein?" fragte ich mit gedrückter Stimme. Die Ausbilderin warf mir einen neutralen Blick zu: "Ja, wir wollen ja auch sichergehen, dass du wieder heil nach oben kommst!" Zu guter Letzt, wurde das Stahlseil an meinen Füßen befestigt. Ein leztes Mal blickte ich zu Julia, die versuchte ein beruhigendes Lächeln aufzusetzten. Dann schloss ich meine Augen und lies mich nach unten fallen. Komm Elisabeth, du schaffst das! dachte ich beim Einatmen und blickte hinunter zum Publikum. Alle starrten mich an: Ängstlich, gebannt, begeisterte Gesichter von Kindern, Müttern, Vätern, Dorfbewohnern und Soldaten. Nochmal atmete ich tief ein und schließlich lies ich mich mehrmals kopfüber herunterfallen. Es klappt! Endlich habe ich es geschafft! Mit gekonnten Tricks, habe ich das Trapez von mir gewickelt. Das Publikum war beigeistert und schenkten mir einen Riesenapplaus. Ganz stolz turnte ich mich wieder aufs Trapez und führte noch ein paar Kunststücke auf, bevor ich mich verbeugte und die Mange verlies. Ich wurde durch ein Jubeln aus den Gedanken gerissen. Ich öffnete die Augen und bäumte mich leicht nach oben. Meine Zimmergenossinnen sahen zu mir und klatschten. Fühlt sich fast schon wie früher an! dachte ich mir während ich langsam wieder nach oben gezogen wurde. Oben angekommen, machte ich mir keine Anstalten nachzudenken, sondern sprang sofort in die Tiefe. Schon beim zweiten Mal bemerkte ich, dass ich konzentrierter war. Ich nahm meine Umwelt viel mehr wahr. Liegt vielleicht am Adrenalin, dass durch meinen ganzen Körper gepumpt wird! Beim dritten und letzten Sprung, fühlte ich mich fast schon wie ein Profi. Das richtet Adrenalin mit dir an: Es pusht dein Selbstbewusstsein und du fühlst dich hinterher unbesiegbar. Doch wenn nichts mehr im Blut ist, dann fällst du ganz schnell in ein Stimmungstief. Genau aus diesem Grund halte ich es für keine gute Idee, solche Aktivitäten maßlos zu übertreiben. Aber ist jeden seine Sache! Julia warf mir einen angsterfüllten Blick zu, während ich von den Gurten befreit wurde. Ich redete auf sie ein: "Es ist wirklich nicht schlimm. Glaub mir: Es macht Spaß!" Julias Augen wurden glasig:"Ich kann das nicht!" "Julia, jetzt reiß dich endlich mal zusammen!" sprach ich zu ihr. "Du schaffst das! Glaub an dich! Du musst nur an dich glauben!" Sie zögerte, was auch verständlich war. Mit Höhenangst ist das Ganze zehnmal mehr schrecklicher. Nach einem kurzen Seufzer setzte ich fort: " Denk an deinen Bruder. Du hast ihm versprochen, dass du das durchziehst. Bitte halte dein Versprechen und spring! Tu es für deinen Bruder!" Nach diesen Worten funkelten Julias Augen. Sie nickte knapp und lies sich angurten. Sie muss ihr Versprechen halten! Sie versucht es durchzuziehen! Wohingegen ich das Versprechen mit dem "Nett sein" bereits gebrochen habe. Nur noch heißt es gegen die Titanen zu kämpfen. Aber es ist nie zu spät! Ich könnte mich ja theoretisch zusammenreißen! Tue es aber nicht aus Angst gehänselt und ausgenutzt zu werden! So oft Erfahrungen musste ich damit machen. Inzwiscchen begann auch ich zu schwitzen, denn die Sonne strahlte eine dermaßen Hitze aus. Julia ist bereits gesprungen und lies sich ganz entspannt nach oben ziehen. Bin ich so tief in Gedanken versunken, sodass ich es nicht mitbekommen habe? Oben angekommen, machte Julia einen entspannten Eindruch. Ohne zu zögern sprang sie noch einmal in den Abgrund. Von mal zu mal gewöhnte sich ihr Körper immer mehr daran und ihre Körperspannung wurde immer ausgeprägter. Nach dem Dritten und letzten Sprung musst Ich Julia stützen, da sie rumtaumelte und sich kaum gerade halten konnte. "Hast du Probleme mit dem Gleichgewicht?" fragte ich sie, während wir uns auf dem Rückweg machten. Julia stützte sich fester ab: "Ja, aber das hatte ich schon immer. Besonders bei Höhe oder beim Balancieren!" Ich nickte: "Verstehe!" "Aber du hast das echt toll gemacht. Und das mit Höhenangst, Hut ab!" lobte ich sie. "Hütte Nr.7" hörte ich eine zu bekannte Stimme. Genervt wirbelten wir herum: "Was ist denn jetzt schon wieder!" seufzten Julia und ich gleichzeitig. Es war Jilora Madred, unsere Dozentin in Mathe, die uns zum Nachsitzen verdonnert hatte. "Ihr seid heute für den Sandplatz zuständig, außerdem seid ihr heute noch Nachtwache!" sagte sie mit strenger Stimme. Ich verschränkte meine Arme vor derb Brust: " Entweder Sandplatz oder Nachtdienst, beides geht nicht!" "Jede Hütte ist mal mit Sandplatz und Nachtschicht an der Reihe!" sagte sie streng. "Und seid alle anwesend!" "Was hat die für ein Problem?" meckerte Julia, als die Ausbilderin sich von uns entfernte. "Wieso Nachtschicht?" "Jede Hütte muss mal Aufgabe im Lager übernehmen!" erklärte Joan. "Und heute sind nunmal wir dran!" "Können das die Ausbilder nicht selber machen?" fragte Julia genervt. "Nein! Bei diesen Aufgaben lernen wir Verantwortung zu übernehmen!" antwortete Joan. "Verantwortung?" fragte ich. "Wir haben heute Nacht die Aufsicht über das gesamte Lager und müssen Ausschau nach Feinden halten und sie notfalls ausschalten!" sagte Joan. Julia kicherte: " Feinde? Was für Feinde? Etwa Kinderschänder?" Ich musste laut auflachen: "Kinderschänder! Ach Julia, langsam fange ich an dich richtig zu mögen!" Das war nichtmal gelogen. Nachdem ich mich mehrmals mit ihr abgab, entwickelte ich Sympathie für Julia. Auch wenn ich ihre eitle Prinzessinen Art nach wie vor verabscheute. Aber sie war in Ordnung, man konnte sich mit ihr über die Ausbilder lustig machen. Joan wandte sich mit genervten Blick ab und lies uns alleine. Julia deutete mit dem Finger auf einen der Aufseher: "Siehst du den Ausbilder da?" "Ja? Was ist mit dem?" fragte ich verwirrt. Der Ausbilder hatte rote, krause Haare. Er trug eine Brille und hatte eine sehr gut genährte Statur. "Ich habe einen passenden Spitznamen führ ihn!" begann Julia. "Und der wäre?" "Der rote Klops!" setzte sie fort. Ich brach in Gelächter aus: "Ich mag dich einfach nur!" Ich kriegte mich wieder ein: "Oh Mann, wir müssten wirklich mal Briefe an die Ausbilder schreiben und sie auf ihre Makel hinzuweisen!" Nachdem wir im Lager zurückgekehrt waren, schlangen wir schnell das Mittagessen in uns hinein. "Ob Shadis einen Sonnenstich bekommt?" kommentierte Julia belustigt. Ich runzelte die Stirn: "Wieso die Frage!" "Na, weil er eine Glatze hat und er den ganzen Tag der Sonne ausgesetzt ist!" Ich musste niesen. "Ich glaube ich bin schon auf dem Ausbilder allergisch!" fügte ich hinzu. Nach dem Essen bewegten wir uns zum Sandplatz. Wir bekamen nur einen Rechen in die Hand gedrückt mit der Anweisung den Boden aufzulockern und begradigen. "Na dann, wollen wir mal!" sagte Joan und machte sich an die Arbeit. Luna machte Freudesprünge, rannte über dem geamten Platz und zog den Rechen hinter sich her. Es vergingen Minuten, wo wir schweigend vor uns hinarbeiteten. Mein Blick fiel dabei mehrmals auf Annie, die lustlos den Rechen hinter sich her schleifte. Ich fand den Anblick ganz witzig weil ich mich genauso gefühlt habe. Am Liebsten hätte ich das Ding auf dem Boden geworfen und wäre mit Julia gegangen. Doch das wäre sonst unfair gegenüber Joan, Annie und Luna gewesen. Sie müssten sonst ganz alleine den großen Sandplatz rechen und wir würden wieder beim Ausbilder landen. Also beschloss ich es einfach über mich ergehen zu lassen. Ich arbeitete schon ein ganzes Weilchen hin und Luna begann mich aufeinmal mit Sand zu bewerfen. "Hey, was soll der Kack!" fuhr ich sie an und bewarf sie ebenfalls mit Sand. "Das macht Spaß!" rief Luna und bewarf uns alle. Es kam schließlich zu einer Sandschlacht. Zuerst bewarfen wir Luna, dann uns gegenseitig. Obwohl ich es garnicht abhaben konnte, war es trotzdem lustig gewesen. Als wir uns einigermaßen beruhigt haben und unsere Kleidung mit Sand verschmutzt war, erledigten wir unsere Arbeit. Nachdem unsere Aufgabe getan war und die Ausbilderin eine zufriedenes Nicken von sich gab, betraten wir den Speiseraum und schaufelten uns das warme Essen auf die Teller. In den Abenden wurde es immer unerträglich kühl, da musste man etwas Warmes zu sich nehmen. "Ihr seht aber wild aus!" bemerkte eine männliche Stimme belustigt. Ich blitzte zum Nebentisch und sah Reiner mit Bertholdt sitzen. "Wir hatten die wundervolle Aufgabe, den Sandplatz zu rechen!" antwortete ich und trank einen Schluck Zitronentee. "Und Nachtdienst haben wir auch!" fügte Julia genervt hinzu. "Aber ihr seht wirklich lustig aus!" sage Reiner mit einem breiten Grinsen. "Jeder von euch ist von oben bis unten mit Sand bedeckt, sogar Annie wurde nicht verschont!" Ich blickte zu Annie, die mit gequälten Gesichtsausdruck ihr Essen aß. Ja, auch sie hat etwas abbekommen. Auch wenn sie bei der Schlacht nur passiv beteiligt war und uns aus großen Augen anstarrte. Sie wurde nicht verschont, genauso wie wir alle. "Na hoffentlich hat das der Ausbilder nicht bemerkt!" sagte Reiner amüsiert. "Sonst könnt ihr echten Ärger bekommen!" "Es waren keine Ausbilder anwesend, sonst hätten wir uns ja nicht mit Sand beworfen!" stöhnte ich genervt auf. "Ich wünsche euch übrigens viel Spaß beim Nachtdienst!" flüsterte er grinsend. "Den werden wir bestimmt haben!" seufzten wir alle gleichzeitig. Nach diesem "netten" Gespräch, hatte Juia eine "tolle" Idee, sie tippte mir auf die Schulter. Ich sah sie verwirrt an: "Was?" Sie deutete mit dem Finger auf einem Tisch, wo eine große Gruppe von Ausbildern saßen. "Die Aufseher sind um diese Uhrzeit alle beim Essen. Das heißt, wir können uns in die Vorratskammern schleichen und Nachtisch besorgen!" "Was heckt ihr zwei schon wieder aus?" fragte Joan und warf uns einen strengen Blick zu. "Wir besorgen uns einen Nachtisch, wollt ihr auch was haben? Wie wärs mit einem Eis?" schlug ich grinsend vor. "Nein danke!" winkte Joan ab und brachte unser Geschirr weg. "Und außerdem ist die Wahrscheinlichkeit ein Eis in dem Lager zu finden ziemlich gering!" "Nee, ohne Witz: Ich habe gestern Finja Eis essen gesehen!" rechtfertigte sich Julia. "Abends als ich zur Hütte zurückgekehrt bin!" Joan stützte sich an einer Theke ab: "Trotzdem, das Eis ist für die Ausbilder und nicht für uns. Außerdem ist Eis ziemlich selten und noch schwer zu lagern!" "Also ich hab schon Lust auf Eis!" kicherte Luna und näherte sich uns. "Und was ist mit dir, Annie?" fragte Julia und lächelte sie an. Annie gab keine Antwort und zuckte nur mit den Schultern. "Ich nehme das mal als ja!" kicherte Luna und umklammerte Annie. "Vier gegen Eine, das heißt...!" "die Mehrheit siegt!" fügte ich hinzu. Joan verschränkte die Arme vor ihrer Brust: "Na schön, aber ich werde nicht in die Vorratskammer einbrechen!" Nach diesen Worten haben wir den Speiseraum verlassen und eilten Richtung Ausbilderhütte. Relativ schnell war die Aufgabenteilung klar gewesen: Joan und Annie hielten Wache, Luna versuchte die Ausbilder im Speiseraum abzulenken während Julia und ich das Eis besorgten. "Ohne Witz!" begann Julia zu flüstern. "Ich hab so Angst, dass wir erwischt werden!" "Ach Quatsch, Luna sorgt ja für Ablenkung!" versuchte ich sie zu beruhigen. Das Eis war relativ schnell gefunden. Es befand sich in einer kühlen Metallbox im Vorratsraum. Hach! Was tut man nicht alles für die Kameraden! Zu guter Letzt betraten wir die Küche und stehlten fünf Löffel aus der Schublade. "Hier!" rief ich und warf Joan und Annie einen Löffel zu. "Ihr habt es tatsächlich getan!" sagte Joan mit strengen Gesichtsausdruck. "Klar!" antwortete ich grinsend und öffnete die kalte Holzbox. "Wir sollten es auf dem Wachturm essen!" schlug Julia vor. Wir folgten ihr und lösten die Anderen von ihrem Wachdienst ab. Kurze Zeit später kam auch Luna und genießte das Eis. Es war ein Zitroneneis und schmeckte einfach nur köstlich. Ich schloss sogar mehrmals die Augen, um mich einzig und allein auf den Geschmack zu konzentrieren. "Das kann lustig werden, wenn die Ausbilder erfahren, dass wir das Eis geklaut haben!" begann Joan. "Das wird schon nicht passieren, es bleibt nämlich unter uns!" antwortete ich. "Entspann dich und hab Spaß, das Leben ist schon ernst genug!" "Die Ach so tolle und glückliche Fassade passt nicht zu dir, Elisabeth!" Joans Miene verfinsterte sich. "Sag einfach nur was dich bewegt!" Mich bewegt eigentlich garnichts mehr! Ich weiß nicht mal meine Motivation. Ich gehe eigentlich ahnungslos durchs Leben: Ohne Ziele, ohne Perspektive und ohne Wünsche. Da ich nicht antwortete, nickte Joan bestätigend: "War mir ja klar, dass du darauf keine Antwort gibst" Joan wurde von Mal zu Mal immer unsympathischer. Sie hängt die ganze Zeit mit Annie ab, quetscht mich aber wie eine Zitrone aus oder versuchte es zumindest. Soll sie doch Annie damit nerven, aber verstehe: Annie hat wahrscheinlich einen Sprachfehler und spricht deswegen garnicht. "Kannst du dich endlich mal einkriegen?" beschwerte sich Julia bei Joan. "ist schon gut, ich werde meine Klappe halten!" stöhnte Joan genervt auf und löffelte sich das Eis in den Mund. Wir genossen schweigend unseren Nachtisch, danach holten wir uns Wolldecken um die kalte Nacht zu überstehen. Zu guter Letzt entsorgten wir jegliche Beweise von unserem Diebstahl und führten unseren Nachtdienst aus. Es vergingen mehrere Stunden, indem wir uns schweigend in Decken eingewickelt auf dem Wachturm saßen und Wache hielten. "Mir ist langweilig!" sagte Julia gähnend. "Ja, das kannst du laut sagen!" antwortete ich. Inzwischen war es stockfinster und das ganze Lager schlief tief und fest. "Oh Mann, ich penne gleich ein!" gähnte ich und versuchte meine schweren Augenlider offen zu halten. "Ich weiß, dass du müde bist!" begann Joan. "Aber wir haben Nachtschicht und müssen das Lager im Auge behalten!" Ich vergrub mein Gesicht in den Händen: "Das ist Folter, das machen die doch mit Absicht. Die Ausbilder hassen uns weil wir so scheiße waren!" Joan legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter: "Hey, sie hassen uns nicht. Du brauchst wirklich nicht weinen!" Meine Stimme hatte einen weinerlichen Klang angenommen. Immer wenn ich müde bin, wurde ich sentimental und war immer den Tränen sehr nahe. "Ich weine nie!" meckerte ich. "Das bezweifle ich stark!" antwortete Joan. Ich riss mich nach dem kurzen Gefühlsausbruch zusammen und sah Julia grinsend: "Ich habe eine Idee!" kurz darauf ging sie zur Glocke. "Was hast du jetzt schon wieder vor?" fragte Joan genervt. "Das hab ich als Kind ziemlich oft gemacht, ist ganz lustig!" antwortete Julia mit breiten Grinsen. Sie läutete an der Glocke und rief: "Feuer, Feuer!" Luna und ich mussten schmunzeln und riefen ebenfalls: "Feuer, Feuer!" "Hilfe!" Ausbilder und Rekruten sind mit panischen Gesichtern aus den Hütten gestürmt. Viele haben vor Panik nicht ihre Uniformen angezogen und stehen nun in Schlafkleidung draußen. "Feuer, schnell der Ausbilder explodiert gleich!" Inzwischen kam auch Shadis aus der Hütte, der nur mit brauner Wollhose und enganliegenden Oberteil bekleidet war. Er blickte sich verwirrt um: "Hier ist kein Feuer!" Luna stürmte auf Shadis zu: "Ich werde die Explosion verhindern!" und schüttete einen Eimer Wasser auf ihn. Wir kletterte ganz vorsichtig vom Turm, da wir wussten, was uns erwarten würde. Shadis gebräuntes Gesicht färbte sich feuerrot und er kochte fast vor Wut. "Oke, jetzt explodiert er wirklich!" bemerkte ich und wich ein paar Schritte zurück. Der Ausbilder stürmte brüllend auf uns zu, seinen Schuh fest umklammert. Er möchte uns mit seinen Schuh verprügeln! Schnell weg hier! Wir suchten das Weite und sürmten von ihm weg. Wir wurden von ihm quer durchs Lager gejagt. Obwohl er eine breite Statur hatte, konnte er ziemlich schnell rennen. Wir flüchteten Richtung Speiseraum und versteckten uns in der Küche. "Wir sind da bestimmt nicht sicher!" keuchte Joan. "Dann müssen wir uns was einfallen lassen!" antwortete ich und befüllte einen Eimer mit Wasser. "Los hilft mir!" Luna schnappte sich ebenfalls einen Eimer und befüllte ihn. "Leute, ich habe eine bessere Idee!" rief Julia und kam mit Eierschachteln auf uns zu. Schweigend nahm sich jeder eine Schachtel. "Da seid ihr Rotzgören also!" knurrte der Ausbilder und stampfte den Speisesall entlang. "Jetzt!" rief Julia und wir bewarfen Shadis mit rohen Eiern. Julia kramte noch eine Packung Mehr aus einer Schublade und verteile den Inhalt auf den Ausbilder. Nachdem unsere Eier verbraucht waren, kletterten wir aus einem Fenster und suchten uns eine neues Versteck. Einige Zeit später stürmten wir erschöpft in unser Klassenzimmer und blockierten die Tür mit mehreren Gegenständen. Erschöpft legten wir uns unter die Tische und warteten ab... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)