Ein Schritt nach dem anderen von Sharry ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Kapitel 9   -Zorro- „Aufwachen ihr Deppen!“ Laut und unnachgiebig rief der Koch nach ihnen. „Penn mir ja nicht wieder ein, Marimo.“ „Jaja, ich bin wach, halt einfach die Klappe“, grummelte er und brachte sich in eine sitzende Position, während Ruffy bereits putzmunter aus der Koje über ihm hinunter purzelte und laut lachend auf dem Boden landete. Hart knallte der Kartoffelschäler die Tür hinter sich zu um sicher zu gehen, dass sie auch ja alle wach waren. „Man, Sanji hat in letzter Zeit immer so schlechte Laune, es ist so viel besser wenn Brook uns wecken kommt.“ Lysop ließ seine Beine aus der Koje schräg über Zorros baumeln und rieb sich die müden Augen. „Findest du? Ich schwöre, wenn der noch einmal mit Heute scheint die Sonne reinkommt, werf ich seine Geige über Bord.“ Mühsam warf Zorro seine eigenen Beine über das Holz und streckte sich. „Ich mag das Lied“, meinte Chopper kleinlaut und hüpfte ebenfalls aus seiner Koje, „Es ist schön lustig, da kriegt man richtig Lust aufzustehen.“ „Stimmt!“, fand auch Ruffy, der breit grinsend seine Klamotten zusammenklaubte, die er in alle Himmelsrichtungen verteilt hatte, „Fast so gut wie das weiße Taschentuch.“ Franky lachte laut. „Ich glaube kein Lied der Welt ist in der Lage unserem Schwertkämpfer das Aufstehen zu erleichtern.“ „Halt die Klappe“, antwortete Zorro mit einem Grinsen und schmetterte sein Kissen gegen dem Cyborg, der es problemlos auffing und sein Grinsen erwiderte.  „Hier Zorro, fang!“ Lysop warf ihm gerade Hose und Hemd zu, da er wie sein Kapitän nur in Shorts schlief. Der Kanonier stand mittlerweile an den Spinden und zog sich ebenfalls an. „Danke.“ Franky stand nur wenige Meter neben dem Lügenbaron am kleinen Spiegel und kämmte seine Frisur in die richtige Form. Mit ruhigen Bewegungen zog Zorro sich an. Seit zwei Nächten schlief er nun endlich wieder bei den anderen. Es war nicht einfach gewesen Chopper zu überzeugen, aber nachdem er versprochen hatte, sich an alle Regeln zu halten, die der kleine Arzt aufstellen würde, hatte er eingewilligt. Zorro bemühte sich nach Leibeskräften alles so normal wie möglich wirken zu lassen. Tatsächlich kam er relativ gut zu Recht. Er musste geduldig sein, da er für alles länger brauchte, da alles etwas umständlicher war als früher, aber er bekam es hin. Obwohl das Gefühl in seinen Beine zurückgekehrt war konnte er sie immer noch nicht bewegen, geschweige denn laufen, und das obwohl er fast ununterbrochen daran arbeitete, fast seine gesamte Freizeit mit Übungen und Krankengymnastik verbrachte um schnell wieder funktionieren zu können. Aber da immer noch kein Erfolg eingetreten war hatte er tatsächlich angefangen den Rollstuhl zu benutzen, obwohl er die unzähligen besonderen Zusatzfunktionen, die Franky und Lysop eingebaut hatten, weitgehend ignorierte. Einzig alleine den Schwerthalter hinter seiner Rückenlehne fand er sinnvoll. Das hatte ihn jedoch nicht vor der zweistündigen Einweisung bewahrt. Er verbrachte die meiste Zeit oben in Kombüse und Krankenzimmer. Dadurch, dass er nicht wirklich trainieren konnte und weil er nicht jedes Mal auf Hilfe angewiesen sein wollte, wenn er die Treppen hoch oder runter musste, versuchte er auf einer Ebene zu bleiben. Er versuchte so oft es ging auf jede Hilfe zu verzichten, insbesondere wenn er ins Bad wollte. Das war nicht einfach aber nach Tagen auf der Krankenstation bevorzugte er alles alleine zu bewerkstelligen, was er auch irgendwie alleine bewerkstelligen konnte. Bis er es geschafft hatte sich komplett anzuziehen, waren die meisten bereits hinausgegangen, nur sein Kapitän rollte noch über den Boden und zog sich umständlich seine Sandalen an. „Du solltest auch gehen, Ruffy, sonst verpasst du noch das Frühstück“, meinte er bemüht gelassen. „Ach Quatsch.“ Ruffy grinste. „Ich warte auf dich.“ Zorro seufzte. Er wusste, dass das hier nur vorübergehend war. Er würde trainieren und bald wieder genauso selbständig sein wie früher, aber das bedeutete nicht, dass es ihm leicht fiel auf die Hilfe und Gutmütigkeit anderer angewiesen zu sein. Kopfschüttelnd hob er sich in den Rollstuhl und stellte seine Beine auf die kleinen Platten, bevor er zumindest den Bauchgurt anlegte. Ruffy hatte ihn mittlerweile schon so oft aus dem Teil geschmissen, dass er den Gurt bevorzugte. Eben genannter Gummijunge schob ihn bereits zur Tür hinaus. Das gute Wetter von vor wenigen Tagen hatte sich nach dem Unwetter verabschiedet und ein leichter Nebel hing überm Meer, der heute bereits dichter schien als noch am vergangenen Tag. Doch Ruffy konnten die deutlich kühleren Temperaturen nicht die Laune vermiesen. Immer noch trällerte er munter das kleine Lied vor sich hin, während Zorro nur mit den Augen rollte und leise grinste. So anstrengend sein Käpt’n auch sein konnte, Zorro wusste nicht, was er ohne ihn tun würde. „Bereit?“, fragte Ruffy, als sie die Wiese überquert hatten. „Bereit“, murmelte Zorro und konnte nicht verhindern, dass seine Finger sich etwas fester an die Armlehnen klammerten, sein Kapitän hatte seine ganz eigene Methode Zorro die Treppe hochzubekommen, obwohl er das mittlerweile auch alleine schaffen würde. Ruffys Beine wickelten sich mehrmals um den Rollstuhl und dann warf der Strohhut seine Hände in die Luft und packte das Geländer der Hauptterrasse oberhalb der Kombüse. Im nächsten Moment flogen sie durch die Luft. „Zu schnell! Zu…“  BANG! Hart knallte sie gegen die Wand, direkt neben die Tür zum Speiseraum. Ein automatisches Luftkissen hatte sich unterhalb der Armlehnen aufgeblasen und um Zorros Beine gelegt, so dass der Aufprall abgefangen und Zorro nur recht wild durchgeschüttelt wurde, während Ruffy mit voller Kraft gegen das Holz gerast war. „Was ist denn hier draußen los?“ Nami hatte die Tür aufgerissen und starrte sie an. Sie brauchte nur einen Augenblick, bis sie die Situation erfasst hatte, ehe sie kopfschüttelnd und mit rollenden Augen wieder hineinging. „Idioten“, murrten sie noch. „Das war lustig“, lachte Ruffy und ließ sich von Zorro vom Holz abziehen. „Zumindest schon deutlich besser als gestern“, stimmte Zorro grinsend zu und war wiedermal dankbar für Frankys und Lysops Weitsicht, während sich das kleine Kissen wieder zusammenzog. In der Küche angekommen wurden sie bereits von einer fröhlichen Crew begrüßt. Ganz lieb und nett schob Ruffy ihn noch bis zum Tisch aber ab dann hieß es Fressen oder Gefressen werden und Zorro war ganz gewiss niemand, der sich fressen lassen würde! Wie immer genoss er das Frühstück, beobachtete die Chaoten bei ihrem täglichen Kampf und schnappte die wichtigsten Neuigkeiten des Tages beim Gespräch der Frauen auf. Aus dem Augenwinkel konnte er den Koch beobachten, der wiederum ihn beobachtete. Er entschied es zu ignorieren. Er wusste, dass irgendetwas mit dem anderen nicht stimmte. Am Anfang hatte er es nicht wirklich wahrgenommen, war zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt um es zu bemerken, aber mittlerweile fiel es ihm immer öfters auf. Sanji war sehr zuvorkommend, sehr hilfsbereit ihm gegenüber, was an sich schon verdächtig genug war. Zwar liebte er es wie eh und je Zorro zur Weißglut zu reizen, aber wann immer Zorro ohnmächtig vor einer Aufgabe stand, war der Blondschopf da um ihn davor zu bewahren um Hilfe zu bitten. Es war beängstigend. Von diesen Blicken mal ganz zu schweigen. Diese Blicke, die der Koch ihm zuwarf wann immer der andere dachte, dass Zorro es nicht bemerken würde. Sanji beobachtete ihn beinahe ununterbrochen, auf dem ausgeglühten Stummel seiner Zigarette am rumkauen. Unter normalen Umständen hätte Zorro es wohl schon längst angesprochen, entweder beim Essen, laut, genervt, für alle zu hören, Streit suchend. Oder am späten Abend, vor seiner Nachtwache, leise, entspannt, nur mit dem Koch, das Problem angehend. Aber zum ersteren fehlte ihm zurzeit die Energie und für letzteres fehlte ihm die Möglichkeit. Nami war dagegen, dass er Nachtwachen übernahm, solange er nicht selbständig jegliche Bereiche des Schiffs erreichen konnte und so sehr er hasste das zuzugeben wusste er doch, dass sie Recht hatte. Langsam verging ihm der Appetit. „Ich geh schon mal vor“, murrte er ruhig Richtung Chopper und rollte zurück. Das Rentier sah auf. „Ja, warte. Ich komm gleich.“ Er konnte einige Blicke in seinem Rücken spüren, während er zum Krankenzimmer rollte, die Tür aufdrückte und sie hinter sich wieder schloss. Ein einfacher Akt, der jetzt deutlich komplizierter war. Er musste wieder auf die Beine kommen, wortwörtlich. Was, wenn sie angegriffen wurden? In diesem Zustand konnte er doch nicht kämpfen. Seufzend lehnte er sich zurück. Er hatte entschieden nicht aufzugeben, hatte gefühlt jedem Crewmitglied versprochen sein Bestes zu geben, aber das hieß nicht, dass es nicht an ihm nagte, dass er es nicht schwer hatte. Schließlich ging es hier nicht nur um ihn, um seinen Traum, um sein Versprechen. Es ging um diese Crew, seine Freunde, ihre Träume. Er hatte sich geschworen, keinen von Ihnen im Stich zu lassen, er durfte auf keinen Fall aufgeben. Er durfte nicht schwach werden. Leise rasteten die Räder ein und er hievte sich aus dem Rollstuhl und aufs Bett. Lysop hatte Recht, das hier war eine Prüfung für ihn, eine Prüfung niemals aufzugeben, seinen Willen nie zu verlieren, wie sonst hätte ein läppischer Sturz, ein unbedeutender Unfall dazu in der Lage sein können, ihn dermaßen zu verletzen? Er glaubte nicht an Zufälle, aber auf sein eigenes Glück hatte er immer vertraut. Er glaubte nicht an Götter sondern daran, dass man sein Schicksal selbst in die Hand nehmen konnte. Dies hier war ein Test und er würde ihn bestehen.   -Sanji- „Findet ihr nicht auch, dass Zorro sich komisch benimmt?“, meinte Nami in die seltsame Ruhe hinein, die eingetreten war nachdem der Schwertkämpfer den Tisch verlassen hatte. Nach außen hin wirkte sie wie immer, in einer Hand ihre Tasse Kaffee in der anderen die Zeitung, doch Sanji konnte die Sorge in ihrem Blick sehen. „Also ich finde er schlägt sich ganz gut“, antwortete Brook mit einem leisen Lachen, „wenn man bedenkt, dass er vor wenigen Tagen noch nicht einmal das Krankenzimmer verlassen wollte.“ „Er braucht halt einfach noch was Zeit“, murmelte Chopper, doch keinem von ihnen entging sein leicht schnippischer Unterton. Der junge Arzt hatte bezüglich des Schwertkämpfers seine mütterlichen Schutzinstinkte entdeckt. Das Rentier hüpfte vom Stuhl hinunter und folgte dem Grünschopf ins Krankenzimmer. „Und Chopper ist auch nicht viel besser gelaunt“, murrte Nami, doch ihre Worte gingen fast unter, als Ruffy laut auflachte. Worüber er erheitert war, konnte Sanji gar nicht sagen. Es interessierte ihn auch nicht sonderlich. Viel mehr beunruhigte ihn etwas ganz anderes. Er konnte nicht verhindern, dass ein Großteil seiner Gedanken sich mit dem Marimo befasste, aber der Teil, der nicht damit beschäftigt war, sorgte sich um Robin. Seit ein paar Tagen, nein, seit es offiziell war, dass Zorro nicht mehr vollständig gelähmt war, seit diesem Zeitpunkt war sie ungewöhnlich still, wirkte ungewöhnlich oft geistig abwesend und lächelte weniger als sonst. Und dabei sollte man meinen, dass sie sich wie der Rest der Crew über die Neuigkeiten freuen sollte. Er hatte bemerkt, dass sie öfters Zorros Nähe gesucht hatte, doch wohl nie in der Lage gewesen war ihn alleine anzutreffen. Irgendetwas schien auch sie schwer zu belasten, irgendetwas was den Schwertkämpfer betraf, irgendetwas von dem Sanji keine Ahnung hatte. „Weiß eigentlich irgendwer, wie es um Bruder Zorro steht?“, fragte plötzlich der Cyborg, „Chopper hat mir nicht ein Wort verraten und ich würde schon gerne wissen, ob ich denn nun die Sunny umrüsten soll oder nicht.“ „Du weißt, dass er es nicht gerne hat, wenn du ihn Bruder nennst.“ Es war das erste Mal, seitdem alle am Tisch saßen, dass Robin laut sprach, doch trotz ihrer nett gemeinten Worte, fehlte die übliche Freundlichkeit in ihrer Stimme. „Er wird wieder gesund!“, sagte Ruffy bestimmt und übertönte somit die Archäologin. Erneut zuckte der Schiffszimmerman mit den Schultern und stand synchron mit Brook auf um Sanji beim Abräumen zu helfen. „Ja, mag schon sein, will ich ja gar nicht abstreiten. Aber wann? Nächste Woche, nächsten Monat, nächstes Jahr? So wie’s zurzeit ist, kann‘s nicht weitergehen. Ich wette er hat keinen Bock darauf, die ganze Zeit auf einen von uns angewiesen zu sein nur weil er mal aufs Klo muss.“ „Soweit ich weiß, kann Zorro immer noch nicht die Muskeln anspannen und das obwohl laut Chopper die Reflexe und so wieder funktionieren“, murrte Nami, den Blick weiterhin stur auf die Zeitung gerichtet, „Allerdings ist es nicht gerade so, als ob er uns wirklich auf dem Laufenden halten würde.“ „Du könntest ihn ja einfach fragen.“ Ruffy lachte angeheitert. Er schien die leichte Anspannung gar nicht wahrzunehmen. Sani beobachtete sie alle. Seit jenem furchtbaren Tag war Zorro das Hauptthema ihrer Gespräche. Nichts schien irgendwie relevant neben dem Gesundheitszustand ihres Schwertkämpfers. „Sag mal, Nami-Mäuschen“, wandte er sich an die Navigatorin, die nun von der Zeitung aufsah und seine Augen traf, „Hast du eigentlich eine Ahnung wie lange es dauert, bis wir die nächste Insel beziehungsweise die Red Line erreichen?“ Fast automatisch glitt der Blick der Orangenhaarigen auf den Log Port an ihrem Handgelenk ehe sie wieder aufsah. „Bis zur Red Line sind es noch einige Tage soweit ich weiß, warum?“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich mache mir langsam etwas Gedanken über unsere Vorräte…“ „Was?!“, schrak Ruffy empor, „Warum?! Wird das Essen knapp? Wieso? Ich hab nichts geklaut, ehrlich! Wie lange haben wir denn noch?“ Er winkte ab, als das Gummibärchen bereits den Weltuntergang nahe glaubte. „So schlimm ist es nicht. Aber auf der letzten Insel konnte ich ja nicht wirklich was aufstocken und so viel an frischen Lebensmitteln konnten wir ja auch nicht von der Thriller Bark mitnehmen. Noch müssen wir uns keine Sorgen machen, aber bei unserem nächsten Landgang muss ich dringend einkaufen.“ Sie nickte nur und Ruffy atmete erleichtert auf. „Ich sag dir Bescheid, wenn ich dir genauere Angaben machen kann.“ „Ich danke dir, Nami-Schätzchen.“ Doch ganz so war es leider nicht. Er hatte bereits gestern damit angefangen den geplanten Speiseplan umzustrukturieren um sicher zu gehen, dass ihre Vorräte länger hielten. Es war wirklich noch nicht besorgniserregend, noch konnte er die Crew vollständig und fürstlich bekochen, aber als Smutje war es nicht nur seine Aufgabe für die Crew zu kochen, er musste auch sichergehen, dass sie bestmöglich versorgt waren. Auf hoher See konnte eine unausgeglichene Ernährung sehr schnell zu Mangelerscheinungen führen, welche tödlich enden konnten. Wenn Sanji ganz ehrlich war, waren es nicht die Lebensmittelbestände, die ihn wirklich besorgten. Ein anderer, wichtiger Vorrat ging ganz allmählich zur Neige. Nach und nach tröpfelten die einzelnen Crewmitglieder nach draußen, Lysop blieb länger um ihm beim Abwasch zu helfen. Doch irgendwann war er auch ihn losgeworden und konnte sich wieder seinen Vorratslisten und Speiseplänen widmen. Es war schon nicht immer einfach alleine für das leibliche Wohl der Crew verantwortlich zu sein, manchmal wünschte er sich er könnte sich hier und da beim alten Jeff einen kleinen Rat einholen, wie er so viele unterschiedliche Münder stopfen konnte. Aber das war nun mal nicht möglich. Er starrte auf die Blätter vor seiner Nase und rieb sich den Nasenrücken unter seiner Lesebrille. Sein Plan war in Ordnung. Er war wirklich vernünftig, aber zufrieden war er damit nicht.  Erneut rieb er sich mit dem Handrücken durchs Gesicht und seufzte schwer. Obwohl es Zorro besser ging schlief Sanji selbst immer noch nicht gut. Seine Träume verfolgten ihn und er glaubte, dass es immer schlimmer wurde. Sein Kopf pochte mehr und mehr und er gierte nach einer Zigarette. Allerdings war sein Nikotinverbrauch so hoch wie lange nicht mehr und langsam musste er sich die wirklich einteilen. Er seufzte erneut und schlug seinen Kopf seitlich auf die Tischplatte. „Du siehst ja ziemlich scheiße aus, selbst für deine Verhältnisse.“ Überrascht hob er den Kopf. Gerade kam der Schwertkämpfer hinein gerollt, eine Hand an den Rädern. Mit der anderen lehnte er sich zurück, um die Tür hinter sich Stück für Stück zuzuziehen. „Na, du musst ja gerade reden“, murrte er und lehnte sich zurück. Der Schwertkämpfer sah besser aus als noch vor wenigen Tagen, da er nun endlich wieder vernünftig aß. Auch das war eine der Sorgen gewesen, die Sanji gequält hatte. Aber Zorro wirkte noch ernster als sonst, seine Lippen meist ein strenger, dünner Strich, die Augen kalt. Er wirkte als wäre er umgeben von Feinden und nicht bei seinen Freunden. Er wirkte als würde er ganz alleine die Last der Welt schultern müssen, als wäre er ununterbrochen angespannt, als würde er einen unsichtbaren Kampf kämpfen. Nun jedoch grinste er schief und rollte etwas näher. „Naja, ich bin auch an dieses Ding hier gefesselt. Was ist deine Ausrede?“ Sanji seufzte und hielt ihm den Essensplan hin. Der Schwertkämpfer zog eine Augenbraue hoch. „Nahrung knapp?“ Er schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Aber wenn ich nicht aufpasse, dann bald.“ Er seufzte erneut und ließ seinen Kopf erneut auf den Tisch fallen. Er hatte Kopfschmerzen. Zorro lachte leise und rollte neben ihn. Mit ruhigen Fingern zog er die Vorratsliste unter Sanjis Blondschopf hervor und betrachtete sie ausgiebig. Sanji beobachtete ihn. Es war nicht das erste Mal, dass Zorro ihn dabei überraschte. Meist tat er das jedoch abends, wenn alle anderen bereits im Bett waren oder früh morgens bevor die anderen auf waren. „Wie war’s mit Chopper?“, murmelte er und betrachtete den anderen genauestens. „Wie immer“, meinte dieser jedoch nur, mit einem Finger fuhr er einige Linien entlang. Manchmal fragte Sanji sich, ob der Schwertkämpfer wirklich etwas davon verstand oder nur so tat als ob, er vermutete das letztere. Auf der anderen Seite wäre es auch nicht das erste Mal, dass der andere ihm sinnvolle Tipps oder Ideen geben würde. „Und deine Beine?“ „Wie immer.“ „Was sagt Chopper dazu?“ Der Grünhaarige sah ihn über das Blatt hinweg an, einen genervten Blick aufgesetzt. „Koch, es hat sich nichts geändert, okay? Du wirst schon früh genug merken, wenn ich dir wieder in den Hintern treten kann.“ Sanji lachte leise aber hohl. Er war unglaublich müde. „Was ist eigentlich mit dir?“, murrte der Schwertkämpfer nun und starrte erneut das Blatt Papier an. „Hä? Was meinst du?“ Der andere sah ihn wieder von der Seite her an. „Glaubst du wirklich, ich würde das nicht bemerken? Du schläfst kaum und wenn doch grummelst du die ganze Zeit was vor dich hin, bist oft schlecht gelaunt und beklagst dich andauernd über Kopfschmerzen.“ Langsam hob Sanji den Kopf. „Außerdem starrst du mich die ganze Zeit an und das ist echt nervig.“ Zorro legte das Blatt weg und sah ihn nun direkt an. „Was ist los, Koch? Ich weiß, warum meine Laune im Keller ist aber was ist bitteschön dein Problem?“ Überrascht erwiderte Sanji den berechneten Blick des anderen. Er hatte gedacht, dass er unauffällig gehandelt hatte, dass der andere es nicht bemerken würde, aber offensichtlich hatte er sich geirrt. „Ich weiß auch nicht, warum ich mir um deine Moosbirne Gedanken mache“, versuchte er das Thema mit einem falschen Grinsen abzuwenden, doch er erkannte an Zorros Blick, dass dieser ihn nicht so leicht davon kommen lassen würde. Seufzend setzte er sich wieder auf und legte die Brille ab. „Es ist nichts“, murrte er schließlich und wich diesen kühlen Augen aus. „Aha“, meinte der andere nur ehe er zurückrollte. „Was machst du?“ „Ich hole mir was zu trinken.“ Er war schon halb aufgestanden als er sich wieder daran erinnerte, dass Zorro keine Hilfe wollte. Alibimäßig zog er seine Unterlagen wieder heran, jedoch ohne die Brille aufzusetzen und aus den Augenwinkeln beobachtete er den anderen genau. „Ich merke das“, grummelte der Schwertkämpfer griesgrämig und Sanji sah schnell weg. Wenig später konnte er die Räder hören und der andere gesellte sich wieder zu ihm. Doch diesmal lag Zorros Blick unnachgiebig auf ihm und obwohl Sanji rein theoretisch einfach abhauen konnte – zum Beispiel über die Leiter auf die Hauptterrasse, wohin der Rollstuhlfahrer ihm nicht folgen konnte – gab es kein Entkommen für ihn. Zorro nahm einen Schluck Wasser, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. „Ich habe keinen Nerv für irgendwelche Versteckspiele, Koch, und ich werde ganz gewiss nicht noch einmal fragen.“ Er stellte das Glas auf den Tisch. „Also?“ Seufzend vergrub Sanji das Gesicht in den Händen. Er wusste, warum er schlecht schlief. Er wusste, warum er schlecht gelaunt war und nicht zur Ruhe kam. „Ich glaube“, fing er an, das Gesicht immer noch versteckt, „dass ich schuld bin.“ „Hm?“, fragte der andere nicht verstehend nach, „woran?“ Nun sah Sanji auf und erwiderte den kühlen Blick. Er würde nicht wegrennen. „Erinnerst du dich an den Unfall?“ Zorro legte verwirrt den Kopf leicht schräg. „Ja klar. Warum?“ Er schien nicht zu verstehen, warum Sanji das ansprach. „Erinnerst du dich noch daran, dass wir uns vorher gestritten haben?“ Zorro zuckte mit den Achseln. „Ja schon, keine Ahnung. Weiß nicht mehr was genau war. Aber wieso meinst du…?“ „Du hast mich bei Nami schlecht gemacht“, murmelte Sanji, nicht anklagend sondern eher tief traurig. Er hatte gewusst, dass dieser Moment kommen würde. „Und danach sind wir diesen steinigen Pfad hochgestiegen.“ „Koch, worauf willst du hinaus?“ Sanji sah ihn ernst an. „Ich glaube, ich habe dir das angetan.“ Zorro stutzte, ein eiskalter Ausdruck legte sich über seine Züge. „Als ich hinter dir her ging war ich unglaublich wütend auf dich, weil du immer so ein nerviges Arschgesicht bist und immer so tust, als wären wir dir alle egal und als ginge dich die Crew nichts an. Ich hab mich tierisch darüber aufgeregt, dass du die ganze Zeit einen auf Einzelkämpfer machst und nach der Sache am Morgen, wo du das Fenster kaputt gemacht hattest und uns alle in Gefahr gebracht hast…“ „Koch, sag mir doch einfach was los ist!“ Der Schwertkämpfer klang nun nicht mehr annähernd so ruhig, wie vor wenigen Sekunden noch. Unterdrückter Zorn klang in seiner Stimme wider. „Ich hab keinen Bock mich weiter von dir beleidigen zu lassen.“ Sanji seufzte. „Ich mein ja nur, als ich so hinter dir war und so mega wütend, da hab ich - zumindest für einen Moment - mir gewünscht dich den Abhang hinunter zu stoßen.“ Zorro sagte nichts. „Für einen Augenblick hatte ich die Idee, wie schön es wäre wenn du fallen würdest. Ich wollte dir Schmerzen zufügen, ich wollte dich leiden sehen, nur für den Bruchteil einer Sekunde.“ Er atmete tief ein, während seine Stimme fahriger wurde, doch der andere reagierte nicht. „Und ich weiß, dass das falsch war. Ich habe mich für solch verwerflichen Gedanken gehasst, aber sie waren da. Und dann bin ich in dich rein gestolpert und wir haben uns wieder gestritten.“ Er stockte, seine Stimme war mittlerweile nur noch ein Flüstern und schon lange sah er den anderen nicht mehr an. „Und dann habe ich dich geschubst.“ Es war still. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Sein eigener Herzschlag war so laut, sein Blut rauschte in seinen Ohren. In diesem Moment hatte Sanji einfach nur blanke Angst. Bilder von seinem Traum, den er immer wieder träumte, tauchten vor seinem inneren Auge auf. „Sag doch was“, flehte er beinahe, „Bitte sag doch irgendetwas.“ Plötzlich hörten sie einen lauten Knall und wenige Sekunden später schaukelte die Sunny bedrohlich. Laute Stimmen waren zu hören. Sanji war aufgesprungen und Zorro hielt sich an der Tischkannte fest, damit er nicht davon rollte. „Was…?“, fragte Sanji während ein erneuter Knall ertönte. „Wir werden angegriffen!“, knurrte Zorro deutlich gefasster und eilte bereits zur Kombüsentür. Sanji sah ihn fassungslos an. „Was ist, Koch?!“, herrschte der andere ihn hart an. „Wir werden angegriffen. Dein Typ ist gefragt oder willst du das Kämpfen dem Krüppel überlassen?“ Ohne auf Sanji zu warten riss der Schwertkämpfer die Türe auf und stürmte hinaus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)