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Andrakha - the last curse

von

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Der Zorn der Berge

Den Rest des Tages verhielt es sich ruhig in den Bergen, es ließen sich weder der Eisvogel noch ein zweiter Sturm blicken. Die Gruppe ritt weiter Richtung Norden, tiefer in das Schneegebiet und tiefer in die Gebirge. Unten am Fuße des Berges war der Weg jedoch angenehmer als zuvor und so kamen sie etwas flotter vorwärts. Jedoch nicht sehr weit da es bald schon zu dämmern begann.

„Wir sollten einen Platz zum rasten suchen…“ warf Miriel in die Runde und die anderen nickten zustimmend. Es würde nicht lange dauern und dann brach die Nacht wieder über sie herein. So ritten sie eine Weile weiter, bis sie eine geeignete Stelle fanden. Wie die Tage zuvor handelte es sich um einen Felsvorsprung. Diesmal war er leider nicht so gut geschützt wie zu der Zeit wo Beahr bei ihnen gewesen war. Doch es war besser als nichts.

Sie stiegen ab von ihren Pferden und schlugen die Pflöcke in den Boden an denen sie die Tiere fest machten. Diesmal konnten sie kein Feuer entfachen da es hier unten kaum Bäume gab sondern nur Schnee und Steine. Das Heu für die Pferde war  zu wertvoll um es zu verbrennen, sie mussten so schon hoffen dass es reichte bis sie ihr Ziel erreichten.

„Wir haben kaum eine andere Wahl, nehmt eure Schlafsäcke und dann heißt es die Nacht wohl kuscheln. Nicht das ihr damit Probleme hättet hm Turteltäubchen?“ mit diesen Worten sah Sukoro grinsend zu Dark Pit und Miriel, bekam jedoch nur zwei stechende Blicke als Antwort, scheinbar gaben sie es langsam auf etwas zu sagen. „Ich will in der Mitte liegen!“ rief Pit einfach fröhlich in die Runde und schon schnappte er sich seinen Schlafsack. Ja… gut gelaunt wie eh und jeh, nichts konnte seiner Lebhaftigkeit schaden.

Dark Pit rollte nur mit den Augen, sichtlich genervt von seiner optimistischen Art. Dann nahm er sich ebenso einen Schlafsack und ließ sich neben Pit sinken. Zum Leidwesen des weißen Engels ließ sich Sukoro auf der anderen Seite nieder. Was Pit dazu brachte ihn anzufunkeln.

„Was? Du wolltest doch in der Mitte schlafen~ Oder hast du dir Miriel daneben gewünscht? Ich wette sie schläft lieber neben ihrer kleinen Elster“ neckte Sukoro die Engelchen nur wieder und erntete ein Knurren von Dark.

„Ja ich hab mir andere Gesellschaft gewünscht! Aber was solls…“ gab Pit am Ende dann aber nach und kuschelte sich mehr in den Schlafsack. Ihm war alles egal, Hauptsache es war warm und so hatte er zumindest eine Heizung rechts und links.

Miriel blieb nun auch kaum noch eine andere Wahl, als sich neben Dark Pit zu setzen. Schließlich konnte sie darauf verzichten sich neben Sukoro nieder zu lassen, da zog sie den schwarzen Engel um Längen vor.

Weswegen sie den Schlafsack neben ihm ausbreitete und es dauerte auch nicht lange bis sich alle 4 notgedrungen eng aneinander kuschelten. Die Nähe war der Kälte eindeutig vorzuziehen und das schien sogar Pittoo zu finden obwohl er eindeutig allergisch auf jegliche Art von Nähe reagierte. Aber mit Pit auf der einen und Miriel auf der anderen Seite ließ es sich leben.

Zusätzlich zur Körperwärme hielten sowohl Sukoro wie auch Dark mit Feuermagie gegen die Kälte an, jedoch abwechselnd um den andern die Pause zu gönnen und sich zu erholen. Nach wie vor war der Einsatz von Magie in diesem Teil des Schneegebietes eine Qual.

In der Kälte der Nacht fand sich Miriel bald schon halb in Darks Schoß sitzend wieder. Im Gegensatz zu ihm und Pit hatte sie nicht auf beiden Seiten jemanden der sie wärmte und im Gegensatz zu Sukoro konnte sie sich nicht selbst wärmen. Dark schien das zu merken, notgedrungen da er immer weniger Platz hatte und zischen ihrem und Pits Körper langsam immer mehr eingequetscht wurde.

„Es ist besser wenn wir die Plätze tauschen, dann halten Sukoro und ich uns von selbst warm und ihr beiden könnt euch gegenseitig zusätzlich wärmen“ flüsterte Pittoo ihr zu und Miriel sah zu ihm hoch, ehe sie nickte. Es war gar keine schlechte Idee und so begannen sie ihre Plätze zu tauschen.

Pit wurde wach als Darks Gewicht neben ihm verschwand und er aus dem Gleichgewicht kam. Müde und schlaf trunken sah er hoch, sagte aber nichts als er merkte das Miriel seinen Bruder ersetzte. „Tschuldigung, schlaf weiter, wir haben nur die Plätze getauscht“ flüsterte Miriel dem weißen Engel zu und Pit nickte, dann hob er die Hand zu einem gähnen und legte seinen Kopf an Miriels Arm ab, während er sich instinktiv näher an die neue Wärmequelle kuschelte.

Miriel hieß es diesmal sogar willkommen, sie konnte Pits wärme auch gut gebrauchen. Dark setzte sich neben ihr wieder hin und nutzte einen kleinen Teil seiner Magie um sich ständig selbst zu wärmen und einen größeren Teil wenn Sukoro Pause machte und er dran war die Gruppe aufzuwärmen.

Für Miri war es so nun definitiv angenehmer und sie kuschelte sich zufrieden an Pit während es diesmal Pittoo war der sich von der anderen Seite an sie kuschelte. So ließ es sich eindeutig leben und wenn sie den Kopf tief in den Fellsack zog fror ihr auch die Nase nicht mehr so erbarmungslos ab.

Die Gruppe war gerade dabei weg zu dämmern, bis auf die beiden Männer außen die sich immer wieder abwechselten, als die Pferde plötzlich wieder begannen unruhig zu werden. Diesmal waren alle 4 sofort hellwach, nach der Sache mit dem letzten Schneesturm wussten sie es besser auf ihre Tiere zu hören.

„Verdammt!“ knurrte Sukoro und scheuchte die Engel hoch. Es war stockduster draußen und keiner konnte etwas sehen und doch… sie spürten das der Wind aufbauschte und scheinbar kälter wurde. Dann hörten sie es… erneut dieses Kreischen… und es war laut als wäre es irgendwo um sie herum.

„Das Scheiß Vieh will uns im Dunkeln überraschen!“  blaffte Pittoo wütend. Die Gruppe begann gerade sich aus dem Schlafsack zu schälen, als der Sturm aus dem Nichts losbrach. Der Wind peitschte von einem Moment auf den Andern und Schnee ergoss sich über sie wie Regen.

„Diesmal greift er uns gezielt an! Bleibt hier, ich versuche eine Barriere aufzubauen! Pit hilf mir!“ schrie Sukoro gegen das Tosen des Sturms und trotzdem ging seine Stimme im Wiehern der Pferde unter. Diese stemmten sich gegen ihre Fesseln und versuchten sich los zu reißen.

„Wir müssen die Pferde reinholen!“ rief Miriel panisch, wenn sie die Tiere verloren hatten sie ein Problem! „Ich komme mit! Sukoro und Pit ihr bereitet den Wall vor!“ rief Pittoo ebenso laut gegen den Sturm und die Andern verstanden. Sukoro begann direkt Erdmagie zu sammeln, während Pit ihn mit Supportmagie unterstützte.

 Miriel und Dark rannten zu den Pferden und griffen sich die Zügel von jeweils einem der Tiere. Sie zwangen die beiden wiehernden und steigenden Pferde dazu ihnen zu folgen und brachten sie zurück unter den kläglichen Felsvorsprung und den beiden Männern. Dort pflockten sie sie wieder fest damit sie sich nicht losrissen und wollten sich gerade auf machen die anderen beiden zu hören.

Als etwas anderes sie ablenkte… ein Knacken… und dann ein tiefes Grollen. „Was ist das?“ Miriel blickte in den schwarzen Himmel, in die Richtung aus der das Geräusch kam, jedoch konnte sie nichts erkennen, aber das Krachen und grollen wurde lauter und bald begann die Erde zu vibrieren.

„Miriel! Zurück!“ Pittoos Schrei gellte durch die Nacht, dann spürte Miri eine Hand an ihrem Arm und wie sie mit einem Ruck nach hinten gezogen wurde. „Wir haben keine Zeit! Schützt euch selbst!“, schrie Dark scheinbar Sukoro und Pit entgegen, Miriel hatte die Beiden gar nicht gehört. Das nächste was sie hörte war wie sich Sukoros Erdwall aufbaute, dann wurde sie grob zu Boden gerissen. Ohne zu wissen was so recht geschah, spürte sie im nächsten Moment wie sich ein Körper hart auf sie presste und sie am Boden hielt.

Das nächste was sie hörte war dieses tiefe Grollen das plötzlich zu einem ohrenbetäubenden Laut anstieg und sich dann im nächsten Moment über sie wälzte. Der Körper wurde noch härter gegen sie gepresst und Miri selbst spürte wie sie sich tiefer in den kalten Boden grub. Dann war nur noch Schwärze um sie herum, schwärze und Kälte. Eine massive Kälte die über sie hinweg rollte wie eine Welle… eine Welle aus Schnee. Lawine...

Es war das letzte was sie dachte bevor sie das Bewusstsein verlor.

 

„Miri….Miri…Miriel!“ sie hörte die Stimme erst nur aus weiter Ferne. Doch mit jedem Mal wurde sie lauter, bis sie merkte dass ihr jemand direkt ins Ohr schrie. Miriel riss die Augen auf und wollte sich bewegen… doch sie konnte nicht. Ihr Körper war steif, unbeweglich, wie der einer Puppe. Etwas hielt sie fest… überall.

„Gott sei Dank…“ murmelte derjenige der nach ihr geschrien hatte. Miriel blinzelte und sah in rote Augen… etwas das ihr doch sehr bekannt vorkam. Was… war passiert? Alles war noch so verschwommen. „Pito?“ ihre Stimme klang schwach und rau… und irgendwie kalt.

„Ja. Bleib bei mir Ry… nicht wieder einschlafen“ sprach Dark Pit auf sie ein und jetzt merkte Miri erst das sie wieder dabei war die Augen zu schließen. Sie zwang sich sie offen zu halten… aber… sie war so müde und ihr war so kalt.

„Was… ist passiert?“ sie hatte das Gefühl das Reden das Einzige war was sie wach hielt. Sie konnte sich nicht Bewegen und sie spürte kaum das Pittoo auf ihr lag, so kalt war ihr, sie fühlte sich taub, ihr ganzer Körper fühlte sich taub an.

„Eine Lawine… sie hat uns erwischt“ erklärte der schwarze Engel ihr was geschehen war und nun erinnerte sie sich. Ja… die Welle. Eine Welle aus Schnee und nun waren sie in ihr begraben? Sie löste ihren Blick von den weinroten Augen und drehte den Kopf etwas. Schwärze… da war nur schwärze, es war nicht mal weiß. Waren sie so tief unter dem Schnee? Nein… oder? Wie konnten sie atmen wenn sie so tief begraben waren? Die Wahrscheinlichkeit dass es noch dunkel war, war größer.

Doch wie konnte sie da Pittoos Augen erkennen? Die Frage schien ihr aufs Gesicht geschrieben zu stehen, denn er gab ihr die Antwort: „Schau her…“ sie folgte seinen Worten und sah wieder zu ihm. Orange… ein orangenes Flackern erhellte Pittoos Gesicht und einen Teil seines Oberkörpers, genauso wie ihren. Sie blickte von seinem Gesicht nach unten, sah was es war und wahrscheinlich hielt es sie beide am Leben und davon ab zu erfrieren: Ein Glimmen. Es befand sich in Pittoos Hand und er drückte es gegen ihrer beider Körper, es hielt sie warm und spendete ein klein wenig Licht, welches jedoch von dem Schnee aufgesogen zu werden schien.

 „Wie kommen wir hier wieder raus?“ fragte sie ihn und sie erschrak sich selbst darüber wie gleichgültig sie klang. Sie konnte die Wärme die Darks Hand ausstrahlte kaum spüren nur ein klein wenig… an ihrem Gesicht.

Pittoo zog die Unterlippe leicht zwischen die Zähne, dann zuckte er mit den Schultern und etwas Schnee rieselte auf sie herunter. „Ich weiß es nicht… ich kann mich kaum bewegen, nur meinen Kopf und die Hand. Und… ich bin zu schwach um mehr Magie einzusetzen, dieser Schnee raubt mir fast jegliche Kraft… wir müssen einfach aushalten, bis Sukoro und Pit uns finden… ich hoffe  der Erdwall hat gehalten“ murmelte er ihr als Antwort und sie konnte ihm nur zustimmen.

Sukoro und Pit waren ihre einzige Chance. Denn auch Miriel konnte sich nicht bewegen und Magie einsetzen war kaum eine Option so schwach und müde wie sie sich fühlte. Es war schon schwer genug wach zu bleiben. „Es ist so kalt… trotz der Flamme…“ hauchte sie ihm entgegen und er sah sie besorgt an.

„Ja… aber mehr kann ich nicht machen, ich kann kein Feuer entzünden, der Rauch würde uns schneller töten als die Kälte. Das ist alles was ich tun kann“ er klang verbittert und sie sah es… ihm gefiel das hier überhaupt nicht, er war wütend und besorgt. Doch sie konnte es ihm nicht verübeln das hier war… eine scheiß Situation.

„Es ist okay… ein klein wenig wärme sollte ausreichen das wir nicht erfrieren… und nicht einschlafen durch die Kälte. Auch wenn ich sehr müde bin, aber… es wird besser“ versicherte sie ihm und es waren keine leeren Worte, sie konnte wirklich spüren das sie wacher wurde je länger sie miteinander sprachen.

Was das anging wäre Pit wohl die bessere Option gewesen als Dark, dem Kleinen gingen nie die Worte aus, was sie von dem schwarzen Engel nicht behaupten konnte. Doch… sie war froh das es Pittoo war der hier mit ihr lag, irgendwie hatte sie das Gefühl das alles gut werden würde. Sie fühlte sich sicher wenn er hier war.

„Mir geht es gut soweit, ich mache mir mehr Sorgen um dich. Ich weiß nicht wie lange wir hier schon liegen und wie lange wir Bewusstlos waren“ Miriel sah wieder zurück in Darks Gesicht bei seinen Worten. „Es ist okay… wirklich. Ich fühle mich mit jeder Sekunde wacher… nur die Kälte will nicht vergehen. Wenn mir die Zehen und Finger abfrieren bevor uns die beiden Chaoten hier rausholen schwör ich, ist der Eisvogel das kleinste Problem was sie haben“ Miri grinste Pittoo zu und konnte ein schmunzeln auf seinen Lippen erkennen.

Jetzt erst merkte sie dass seine Lippen dunkel waren. Blau durch die Kälte?

„Dir ist genauso kalt wie mir…“ stellte Miriel fest. Oh man und sie lag hier und meckerte über die Kälte über die er kein Wort verlor.

„Geht, ich hab schon schlimmeres hinter mir. Wir Engel sind hart im nehmen und du bist eine von uns. Wir überstehen das schon“ mit diesen Worten legte er seine Hand auf ihre Wange. Das orange Licht erfüllte nun ihr ganzes Gesicht und sie konnte die Wärme deutlich an ihrer Haut spüren. Instinktiv drückte sie ihr Gesicht fester gegen seine Hand.

„Danke… ja, wir schaffen das schon. Ich hab keine Angst“ auch sie hatte schon schlimmeres hinter sich. Gerade wünschte sie sich einfach nur, sie könnte das Gleiche für Pittoo tun und seinen Körper wärmen. Doch sie wusste nicht ob sie in der Lage war Magie aus ihrem Körper zu ziehen wenn sie so schwach war.

„Schon okay, gewöhn dich nicht dran. Aber so ist es besser nicht?“ Pittoo schmunzelte nur wieder. Natürlich… sie sollte sich nicht daran gewöhnen dass er so nett war, aber eigentlich war er das immer, nur würde er das nie zugeben. Sie fand es amüsant wie Pittoo krampfhaft versuchte seinem Ruf gerecht zu werden.

„Ja ist es. Hältst du es noch etwas aus? Sobald ich mich mehr erholt hab kann ich hoffentlich auch wieder Magie einsetzen und dir helfen uns zu wärmen“  erwiderte Miriel auf seine Worte. Bei ihm war es wahrscheinlich genauso, wenn er zu Kräften kam dann konnte er seine Magie stärker einsetzen. Sobald sie beide Feuermagie einsetzten konnten würden sie den Schnee vielleicht auch von selbst geschmolzen bekommen.

„Klar, geht schon. Aber übernimm dich nicht, wenn du in Ohnmacht fällst erfrierst du“ warnte Dark sie und Miriel nickte zustimmend. Dann legte sich doch wieder Schweigen über sie beide. Natürlich, sie waren beide nicht unbedingt sehr gesprächig, jedoch mussten sie reden wenn sie nicht wollten dass die Kälte sie übermannte.

„Miriel… ich weiß du magst es nicht wenn dich das jemand fragt… aber wir sind unter uns und wir müssen reden. Was ist damals passiert? Nachdem du durch das Portal bist, weißt du noch wie du die ersten Tage hier überstanden hast?“ es war das Einzige was ihm einfiel...

Miriel antwortete ihm erst nicht, sondern sah ihn nur an. Jeder andere hätte seine Worte nun wohl zurück genommen, aber nicht Pittoo, er wartete einfach nur ab. Bis Miriel seufzte und nachgab. Also würde er wirklich endlich erfahren was passiert war… nach dem Tag wo er das erste Mal mit ihr gesprochen hatte. Es schien… unendlich lange her und das war es auch.

„Okay… was hab ich zu verlieren? Die ersten Jahre in Andrakha waren vielleicht noch die angenehmsten. Nachdem ich durch das Portal bin war ich erst einmal verloren, ich wusste nicht wo ich war oder wie die Welt tickte.

Die ersten Tage habe ich in einem Wald im Reich der Menschen verbracht, früher waren die Reiche der Menschen und der Dämonen noch viel Größer als sie es heute sind. Ich habe gejagt und versucht mir eine Hütte zu bauen, jedoch eher mit mäßigem Erfolg, ich wusste ja gar nicht wie es ging. Irgendwann habe ich den Wald dann verlassen und in einem Menschendorf Zuflucht gesucht.

Anfangs wurde ich dort nicht gut aufgenommen, wie auch heute hielten mich die Menschen damals für einen Dämon und wollten mich verjagen. Ich wusste nicht genau was ich tun sollte und so habe ich mich anfangs nicht viel mit ihnen abgegeben sondern mich mit jagen beschäftigt und hab einen Teil meiner erlegten Beute den Dorfbewohnern gegeben. Irgendwann schien dies sie aufzutauen und ich kam immer öfters mit ihnen ins Gespräch.

Nach einer Weile gelang es mir sie zu überzeugen das ich ein Engel war und ab dann wurde das Leben für mich angenehm. Allein für meinen Segen wurde mir alles erlaubt. Ich habe den Dorfbewohnern geholfen und gut gelebt. Doch die Kunde über einen  Engel verbreitete sich wie ein Lauffeuer und bald schon kamen die ersten Leute ins Dorf die mich sehen wollten.“

Sie stockte in ihrer Erzählung und sah Dark an. Er unterbrach sie nicht, doch als sie ihn ansah gab er ihr zu verstehen das sie fortfahren sollte. Ab hier jedoch… ging es bald schon rapide bergab…

„Die ersten Jahre war alles super und die Leute die mich besuchten schmeichelten mir sogar. Vielleicht ist mir das alles ein wenig zu Kopf gestiegen…  jedenfalls begannen die Leute mir immer mehr Fragen zu stellen, woher ich kam, wie meine Welt aussah, was es mit den Göttern auf sich hatte und am Ende kamen sie auch auf meine schwarzen Schwingen zu sprechen. Ich weiß nicht was mich geritten hatte, doch ich denke nach so viel Zeit der Zuwendung habe ich den Menschen und anderen Wesen vertraut. Ich habe angefangen den Leuten von dem Fluch zu erzählen und dass er wahrscheinlich nicht einmal wahr war und man sich zu viele Sorgen gemacht hatte.

Doch ab da ging es rapide bergab, vor allem als sich die Legende verbreitete. Bald darauf schon kamen die ersten Menschen die mir feindlich gesinnt waren und auch das Dorf bekam Probleme und damit auch immer mehr Angst vor mir und meiner dunklen Legende, obwohl nie etwas geschehen war und ich nie jemandem etwas zu leide getan habe.

Ich bin aus dem Dorf gejagt worden und musste einen neuen Platz in dieser immer noch fremden Welt finden. Jedoch während mir alles Fremd war, kannte mich jeder… mich und meine Geschichte. Ich war regelrecht Freiwild für jeden der auf mich traf. Anfangs konnte ich nicht einmal Magie und war oft genug den Leuten hilflos ausgeliefert, vor allem wenn es Wesen waren die Magie beherrschten…“ erneut stoppte sie. Diese Zeit… war die schlimmste gewesen. Noch schlimmer als die ewigen Jahre der Flucht und der Kämpfe bis zu dem Punkt wo man sie in die Enge getrieben hatte. Sie war hilflos gewesen, vollkommen ausgeliefert… etwas das sie so tief in ihren Kopf verbannt hatte das es für sie nicht mehr war als ein böser Traum.

„Ist okay, du musst nicht mehr sagen…“ Pittoo sah ihren inneren Kampf und er konnte sich denken was ihr alles geschehen war. Er wollte nicht dass sie ihre Erinnerungen noch weiter aufscheuchte. Vielleicht konnte sie ihm irgendwann den Rest erzählen, doch nicht jetzt, nicht alles auf einmal. Es war genug dass sie bereit war diese alten, schmerzhaften Erinnerungen wieder auszugraben.

„Danke… selbst nach all der Zeit die vergangen ist, ist es immer noch schwer darüber zu reden. Ich hab nicht das Gefühl das mir das alles wirklich passiert ist, eher als würde ich jemand anderem dabei zusehen… aber es fällt mir trotzdem schwer darüber zu reden“ gab Miriel dann zu. Es war nicht so dass sie sich unwohl fühlte oder Angst hatte, sie konnte einfach nur nicht weiterreden ohne sich dazu zwingen zu müssen.

Jedoch… sie mussten auch nicht weiterreden. Denn sie hörten etwas.

„Hörst du das?“ Pittoo hatte es zur gleichen Zeit gehört wie Miriel. Es war… ein leises Geräusch und doch so penetrant hier unter dem Schnee. Es war als würde… etwas graben. Ein leises, scharrendes Geräusch das immer lauter wurde.

„Sie graben! Sie graben uns aus! Pit! Sukoro! Hier!“ Miriel rief gegen den dicken Schnee an und hoffte das sie sie hörten. Die Geräusche verstummten kurz, dann wurden sie lauter und immer lauter. Plötzlich löste sich das Gewicht von ihnen und die Decke wurde angehoben.

„Nghh… ich hab es! Alles okay bei euch!?!“ rief Pit aufgeregt und unglaublich besorgt. Der Schrecken war deutlich auf seinem sonst so zarten Gesicht zu sehen. Er und Sukoro hatten sie beide gesucht, jedoch waren Miriel und Dark vom Schnee mitgerissen worden und so hatte die Suche länger gedauert. Bis sie Miri rufen gehört hatten und sofort mit Windmagie zu graben begannen.

„Das wurde echt Zeit!“ knurrte Pittoo seinem Bruder zu und versuchte sich hoch zu stemmen. Doch ein schmerzhaftes Ächzen kam aus seiner Kehle. Sein Körper tat unglaublich weh und er hatte das Gefühl er konnte keine seiner Gliedmaßen bewegen.

„Bewegt euch nicht! Ihr seid total verfroren. Pit, nutz deine Heilmagie um ihnen zu helfen ich nutze Feuermagie um ihre Körper aufzuwärmen“ schaltete sich Sukoro sofort ein und er setzte sich zu den beiden Engeln. Er zog Dark von Miriel herunter und legte ihn neben sie in den Schnee. Dann legte er eine Hand auf den dunklen Engel und die andere auf die junge Frau und begann Feuermagie in ihre Körper zu pumpen.

„Okay!“ rief Pit und schmiss sich Sukoro gegenüber in den Schnee. Er legte seine Hände ebenfalls auf beide Engel und begann ihre Körper mit Heilmagie zu heilen und die Erfrierungen rückgängig zu machen. Fast zeitgleich kam ein erleichtertes Seufzen und leises Ächzen von den verfrorenen Engeln als sie spürten wie Wärme und Heilung ihre Wunder taten.

Miriel fühlte wie sich ihr Körper von der Mitte heraus immer mehr aufwärmte. Wärme strahlte in ihre Glieder und sie konnte wieder Leben darin spüren. Das Taube Gefühl der Kälte wurde zu einem prickeln und dann stöhnte sie vor Schmerz auf als das Leben in ihren Körper zurückkehrte. Pittoo erging es ähnlich. Doch Pits Heilmagie tat direkt ihre Wirkung und der Schmerz hielt nicht lange an, sondern wurde von einem warmen, angenehm sanften Gefühl abgelöst. Miriel spürte wie sie mit jeder Sekunde fitter wurde.

„Wouw… es fühlt sich so gut an… danke sehr“ murmelte sie genüsslich und Pit grinste sie breit an. Dark fühlte sich genauso wohl,  doch im Gegensatz zu Miriel sagte er nichts. Aber man konnte es deutlich auf seinem Gesicht sehen, seine Züge entspannten sich immer mehr.

„Keine Ursache. Ich bin so froh dass wir euch gefunden haben. Dieser blöde Schnee schien unsere Magie regelrecht abzublocken, wir konnten euch mit Geistmagie nicht aufspüren“ erklärte Pit ihnen dann wieso sie so lange gebraucht hatten. Miriel sah nun auch das sie tatsächlich ein paar Stunden unter dem Schnee begraben waren. Es war zwar immer noch Nacht, aber es begann tatsächlich langsam zu dämmern und ein feiner Silberstreifen zog sich über den Horizont.

„Scheinbar hat der Eisvogel die Lawine erschaffen. Er hat uns zwar damit nicht direkt angegriffen aber eine klare Botschaft hinterlassen. Er will uns aus seinem Territorium vertreiben“ knurrte Sukoro dann, das erklärte eindeutig wieso der Schnee die ganze Magie schluckte und auch Dark nicht mehr erschaffen konnte als dieses leichte Glimmen.

„Dieses elende Scheiß Vieh… wie habt ihr die Lawine überstanden während wir hier begraben waren?“ fragte Pittoo nun und setzte sich auf. Sein Körper war komplett aufgewärmt und erholt. Miriel tat es ihm gleich und setzte sich ebenfalls wieder hin. Wie gut das tat~

„Sukoros Erdwall hat gut gehalten. Wir sind von der Lawine nur oberflächlich begraben worden und konnten uns schnell wieder befreien. Danach haben wir sofort nach euch gesucht… und auch nach den anderen beiden Pferde. Die Pferde haben wir nicht gefunden, aber zum Glück euch!“ antwortete Pit auf die Frage seines Bruders und dann standen sie alle 4 auf. Sie konnten sich nicht lange ausruhen, nach dem Angriff des Phönix war es eindeutig das sie so schnell wie möglich sein Territorium verlassen mussten, zumindest solange bis sie sich auf einen Kampf gegen das Vieh einstellen konnten.

„Könnt ihr die Pferde nicht irgendwie aufspüren?“ fragte Miriel dann, sie sorgte sich um die beiden Tiere die sie nicht rechtzeitig hatten reinholen können. Das Wohl der anderen beide brauchte sie nicht zu erfragen, denn sie konnte die beiden Tiere etwas weiter weg stehen sehen. Scheinbar hatten sie sie angebunden.

Sukoro schüttelte den Kopf als Antwort: „Nein, ich konnte nicht einmal euch spüren, also kann ich auch die Pferde nicht fühlen“, doch da schien ihm eine Idee zu kommen und er sah zu Pittoo. „Vielleicht kannst du die Pferde aufspüren. Mit deiner angeborenen Fähigkeit kannst du den Schutzwall des Phönix vielleicht umgehen“ wandte er dann seine Worte an den schwarzen Engel und Dark nickte, das war gar keine so schlechte Idee.

Er schloss die Augen und konzentrierte sich darauf die Lebensenergien der Wesen um sie herum zu spüren. Er konnte die der drei anderen fühlen und die der beiden lebenden Pferde. Auch unzählige kleine Energien von den verschiedensten Tieren spürte er… aber… keine weiteren Pferde. Unter dem Schnee waren nur vereinzelte kleine Lebensenergien zu spüren aber keine Großen und so öffnete er die roten Augen wieder und schüttelte den Kopf.

„Nein… ich kann sie nicht spüren, sie sind Tod“ gab er zerknirscht von sich. Er hatte nicht erwartete dass sie die Tiere wirklich verlieren würden. Was deutlich zeigte dass sie die Gefahren dieser Welt definitiv unterschätzt hatten… sie alle.

„Verdammte Scheiße… zurück können wir auch nicht mehr mit dem verdammten Vogel an unseren Fersen. Mir müssen weiter… auch wenn wir nur noch zwei Pferde haben. Wir werden uns mit dem Reiten abwechseln müssen“ knurrte Sukoro, dass bedeutete sie würden langsamer voran kommen und die Gefahr das sie auch die letzten beiden Pferde verloren… oder sogar ihr eigenes Leben war immer gegenwärtig. Der verdammte Vogel würde sie auch nicht ewig warnen, sobald er genug hatte würde er sie direkt angreifen und nur Gott wusste ob sie das alles überlebten.

„Dann lasst uns weiter, je länger wir hier bleiben desto größer ist die Gefahr das das Vieh zurückkommt“ murrte Pittoo genervt und die kleine Gruppe machte sich zurück zu den überlebenden Tieren. Ihnen ging es tatsächlich gut, sie hatten kaum etwas von der Lawine abbekommen und waren unter dem Erdwall genauso geschützt gewesen wie Pit und Sukoro.

„Okay… Sukoro und Pit ihr könnt als erstes Reiten. Pito und ich sind fit genug um eine Weile zu laufen aber ihr habt viel Magie angewendet“ entschied Miriel dann ohne zu zögern die Frage wer als erstes auf die Pferde durfte. Pit wollte wiedersprechen und lieber Miriel und Dark reiten lassen weil sie unter dem Schnee begraben waren, doch Dark warf ihm nur einen einzigen Blick zu und der weiße Engel verstand und gab nach.

„Aber sobald ihr müde werdet sagt ihr Bescheid! Ihr habt eindeutig schlimmeres hinter euch“ bestand Pit und sah die beiden Engel entschlossen an. Miriel lächelte auf seinen Blick und nickte. „Na gut, wenn wir müde werden sagen wir es euch. Aber ihr habt wirklich beste Arbeit geleistet, ich fühle mich kein Stück als wäre ich gerade von einer Lawine überrollt worden“ meinte sie Schmunzelnd und es stimmte. Sie fühlte sich wirklich wohl, ihr war nicht einmal kalt und Pittoo ging es genauso. Das schien Pit nun auch zu beruhigen.

„Okay! Ich vertraue darauf“ gab er nun endlich nach und erwiderte Miriels lächeln. Hauptsache ihnen ging es allen gut und sie konnten nur hoffen dass sie nicht so bald wieder in einen neuen Angriff des Vogels gerieten. Zwei Angriffe so kurz hintereinander waren eindeutig mehr als genug.

Sukoro und Pit stiegen auf die beiden Pferde und Miriel und Dark liefen nebenher, so verließ die Gruppe die Stelle mit der Lawine und bahnte sich vorsichtig einen Weg durch den tiefen Schnee. Es war gar nicht so schlecht das zwei von ihnen auf dem Boden bleiben mussten, so konnten Pittoo und Miriel einen sicheren Weg für die Pferde suchen oder schaffen bis sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Die Sonne ging langsam auf und erhellte den Weg vor ihnen, weiter zwischen den Bergen hindurch.

So reiste die Gruppe weiter Tag für Tag und wurde tatsächlich von dem Eisvogel verschont. Entweder hatten sie sein Gebiet verlassen oder er hatte keine Lust mehr sie anzugreifen. Was es auch war, die Gruppe nahm es dankend entgegen und reiste immer weiter Richtung Norden und immer tiefer in die Berge hinein.

Langsam befand sich nur noch spärliche Vegetation auf ihrem Weg, es gab kaum noch Bäume und nur kleine, magere Büsche, ansonsten war alles ausgekleidet mit weißem Schnee, grauem Stein und unendlichen Gebirgen und Felsen.

Tiere fanden sich nun kaum noch welche, meist handelte es sich dabei um kleine Beutetiere wie Mäuse oder ab und an ein Kaninchen. Rehe und Hirsche wurden zu einer Seltenheit und so das Jagen zu einer Qual. Es gab Tage wo sie gar nichts erbeuteten und mit leerem Magen zu Bett gingen.

Einmal begegneten sie tatsächlich einer wunderschönen Bergkatze. Sie hatte langes, dichtes, weißblaues Fell mit grauen Flecken darin die ganz so aussahen wie die Schneedecke mit den kleinen Felsen hier und da. Eine dicke Mähne umrahmte ihren Kopf und zwei lange, flauschige Schweife peitschten über den Boden, beide hatten jeweils ein Ende das in einer Quaste aus langen Haaren endete.

Sie verschwand so schnell wieder wie sie gekommen war. Jedoch bewies die Schneekatze eindeutig dass es hier auch größere Beute zu erlegen gab. Doch selbst mit Einsatz ihrer Magie wurde es für sie immer schwieriger etwas zu erbeuten. Zumindest hatten die Pferde noch ihr Heu, doch auch das wurde immer magerer.

„Wenn wir nicht bald das Dorf erreichen sind wir geliefert…“ murrte Sukoro, doch so langsam hatten sie alle die Hoffnung aufgegeben. Sie waren sich nicht einmal sicher ob sie noch in die richtige Richtung liefen. Laut Kompass und den Sternen taten sie es. Doch nichts änderte sich und ein Elfendorf war nicht in Sicht.

Keiner von ihnen wusste wie lange sie noch gehen mussten um es endlich zu erreichen und wenn sie nicht ihre Vorräte aufstocken und zu Kräften kommen konnten, war es für sie unmöglich dem Phönix gegenüber zu treten. Scheinbar hatten sie die Strapazen dieser Reise viel zu sehr unterschätzt… selbst Sukoro musste das so langsam zugeben. Er hatte nicht erwartete dass es so schwierig sein würde auch nur den ersten Gegenstand für die Heimkehr der Engel zu finden…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Koneko-chan012
2017-10-02T14:08:27+00:00 02.10.2017 16:08
Ich kann den Pipmats schon auf eine weiße verstehen wer will schon fermde Leute in sienem Vorgarten oder im Garten, ich nicht. Aber troz dem hat er zu heftig reagirt. Und Miri hat ja was heftiges durch gemart
Antwort von:  NeriHyuga
02.10.2017 16:24
Das stimmt allerdings ^^ Aber der Piepmatz ist auch ein Tier und agiert Instinktiv, also will er sie Vertreiben und ein Tier interessiert sich nicht dafür ob es zu heftig reagiert oder nicht :3
Und ja... sie hat einiges durchgemacht. Daher das seitdem über 200 Jahre vergangen sind hat sie es aber mittlerweile ziemlich gut verarbeitet und trotzdem Probleme darüber zu reden.


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