Routine von Little-Cherry ================================================================================ Kapitel 1: Routine ------------------ Routine   6:00 Uhr. Der Wecker klingelte. Dieselbe Zeit wie jeden Tag in der Schulwoche. Mit einem sicheren Griff gelang es mir das nervige Ding auszuschalten. Trotzdem blieb ich in meinem Bett. In meinem täglichen Plan war beinhaltet, dass ich noch eine viertle bis halben Stunde liegen bleiben konnte. Diese Zeit war reserviert, um nicht gemachte Hausaufgaben zu erledigen. Doch das war noch nie vorgekommen. Ich war ein fleißiger Schüler.   6:30 Uhr. Der Wecker klingelte erneut und erinnerte mich daran, dass es Zeit war, um aufzustehen, auch wenn es gar nicht nötig war. Meine innere Uhr wusste auch so Bescheid, weshalb ich mich schon vor ein paar Minuten aus meinem Bett geschält hatte. Nachdem ich den Wecker ausgestellt hatte, nahm ich mir ein paar frische Klamotten und schlürfte den Flur entlang zum Badezimmer. Dabei war es fast vollkommen still. Nur das Klappern von Geschirr war aus der Küche zu hören.   Ich aber hatte auch nichts anderes erwartet. Meine Eltern waren wahrscheinlich schon seit einer Weile weg, während mein Bruder über die Woche in seiner eigenen Wohnung in der Nähe der UNI lebte. Nur die Hausangestellten waren noch da und kümmerten sich wahrscheinlich geradem um mein Frühstück. Bevor ich dies aber zu mir nehmen würde, ließ ich noch die morgendlichen Prozeduren über mich ergehen.   Um Punkt 7:00 Uhr kam ich in die Küche, frisch geduscht, die Schuluniform am Leib und die Tasche auf dem Rücken. Diese stellte ich an die Wand, bevor ich mich den gedeckten Platz. Keine Sekunde später trat unser Butler Wilbert durch die Tür.   „Guten Morgen, Junger Herr“, wurde ich von Wilbert begrüßt, auch wenn mir die Ansprache nicht wirklich gefiel. Jedoch gelang es mir nicht, ihn daran zu hindern. Darum war ich mittlerweile dazu übergegangen, es einfach zu überhören, wenn es auch nicht immer funktionierte.   „Möchtet Ihr einen Tee oder Kaffee“, fragte Wilbert mich, während ich mir ein Brötchen nahm, dieses aufschnitt und es mit Wurst und Käse belegte.   „Nein danke, der Orangensaft reicht vollkommen“, erwiderte ich. Bis der Kaffee oder der Tee Trinktemperatur hätte, müsste er so oder so schon wieder los. Es war schließlich nur Zeit für ein kurzes Frühstück. So wie jeden Morgen eigentlich. Mehr aber brauchte ich auch nicht.   Nachdem ich mein Frühstück beendet hatte, nahm ich meine Tasche, verabschiedete mich von Wilbert und verließ das Haus, um zur Straße zu gehen. Wie jeden Morgen würde mich von hier mein die Mutter meines besten Freundes mitnehmen und zur Schule bringen. Wie jeden Morgen kamen sie zu spät. Ich hatte aber nichts anderes erwartet. Naruto war eben ein Chaot. Da konnte man nichts machen.   7:45 Uhr. Eine viertel Stunde zu spät hielt der rote BMW mit quietschenden Reifen vor ihm. Sein bester Freund grinste ihn aus dem geöffneten Fenster breit an.   „Sorry man, ich hab irgendwie total verschlafen“, lachte er verlegen und kratzte sich am Nacken. Ich verdrehte die Augen, schließlich kannte ich diese Ausrede schon gut genug, stieg aber trotzdem hinter ihm ein und setzte mich auf die Rückbank.   Während der kurzen Fahrt zu unserer High School quasselte Naruto in einer Tour, auch wenn weder ich noch seine Mutter ihm wirklich zu hörten. Meistens aber kam auch nicht wirklich interessantes aus seinem Mund. Schon gar nicht am Morgen. So würde ich auch nichts verpassen, während ich gedankenverloren einfach nur aus dem Fenster starrte und zusah, wie die Welt um uns herum an uns vorbei rauschte. Es war nicht besonders interessant, schließlich war es dasselbe Bild wie jeden Morgen, trotzdem beruhigte es mich irgendwie …   Als wir schließlich bei der Schule ankamen – wir waren immer noch pünktlich, schließlich kannte Narutos Mutter ihn gut genug und plante seine chaotische Art mit ein -, wurden wir bereits von unseren Freunden erwartet. Sie hatten sich um unserem Stammplatz versammelt. Es war ein alter Baum, an dem ein paar Bänke standen, die sowohl im Schatten als auch in der Sonne standen. Der perfekte Ort für sie alle. Ein Ort, an dem die Bedürfnisse jedes einzelne von ihnen beachtet werden konnte.   „Guten Morgen, Sasuke. Guten Morgen, Naruto“, erklangen die Begrüßungen eine nach der anderen, wobei umarmt, geküsst und Handschläge ausgetauscht wurden, um das morgendliche Begrüßungsritual zu beenden. Bei dem ein oder anderen fiel die Begrüßung mal etwas länger, mal etwas kürzer, mal etwas liebevoller, mal etwas unterkühlter aus. Trotzdem waren es dieselben Begrüßungen wie an jedem anderen Morgen auch. Aber es waren nicht nur dieselben Begrüßungen, sondern auch dieselben Gespräche. Natürlich hatten sie nicht immer denselben Inhalt doch es ging eigentlich immer um dasselbe. Als würde es nichts anderes geben, über das man sich unterhalten konnte … Aber auch wenn mich diese wiederkehrende Routine nervte, beteiligte ich mich doch jedes Mal wieder an denselben Gesprächen. Mein Leben bestand schließlich fast nur aus dem einen. Routine. Als gäbe es kein Weg aus dem ewigen Kreislauf, der sich Leben nannte …   „Wir sollten langsam los. Der Unterricht beginnt gleich“, riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken. Es war Sakuras. Von wem auch sonst. Viele seiner Freunde mochten die Schule nicht und andere würden nicht ihre Stimme erheben, um die anderen dazu aufzurufen, in den Unterricht zu gehen. So war es meistens wirklich Sakura, die daran erinnerte in den Unterricht zu gehen. So langsam setzte sich dann auch unsere Gruppe in Bewegung. Zuerst gingen diejenigen, die an dem Unterricht interessiert waren. Ihnen folgten die anderen Stück für Stück, um nicht alleine zurück zu bleiben. So war es bei uns immer. Fast jeder folgte bedingungslos der Gruppe. Gruppenzwang war bei uns ein Begleiter des alltäglichen Lebens, wobei es in einer so großen Gruppe nicht immer einfach war, aus ihr heraus zu brechen.   Meine erste Stunde an diesem Tag war Mathematik. Das hatte ich nicht mit all meinen Freunden zusammen, aber das war ok. So trennten sich unsere Wege bereits auf dem ersten Flur. Während ich zusammen mit Naruto, Sakura und Hinata den Weg in den Westflügel einschlug, teilte sich der Rest unserer großen Gruppe in kleine Grüppchen, die wiederum andere Teile unserer Schule aufsuchten, um ihrem Unterricht beizuwohnen. Zum Mittagessen würden wir uns alle wieder sehen. So war es eigentlich immer in der Schule. Anders wäre es auch gar nicht machbar.   „Und habt ihr euch gut auf den Test vorbereitet?“, riss mich Sakura aus meinen Gedanken. Neben mir konnte ich ein erschrockenes Japsen hören.   „Test?“, fragte Naruto fast schon panisch. Ich konnte nur die Augen verdrehen. Natürlich hatte er das mal wieder vergessen.   „Sasuke, du musst mir helfen“, jammerte er weiter, wie so oft. „Bitte lass mich von dir abschreiben.“ Mit seinen großen blauen Augen sah er mich flehend an. Eigentlich hatte ich auch nichts anderes erwartet. Naruto bereitete sich fast nie auf einen Test vor. Meistens verdrängte er sogar, dass wir einen schrieben. Wenn er dann erfuhr, dass einer anstand, fragte er meistens mich oder jemand anderen, ob er bei uns abschreiben durfte …   „Man Naruto. Ich hab dir doch gestern noch gesagt, dass wir heute einen Test schreiben! Kannst du mir nicht einmal zu hören?!“, meckerte Sakura. In Narutos Augen konnte ich aber kein Bedauern sehen, sondern nur seine übliche freudige Art.   „Ich finde ja, Sasuke sollte dich nicht mehr abschreiben lassen. Dann lernst du es vielleicht endlich mal“, zeterte Sakura weiter, obwohl es eigentlich nicht ihre Angelegenheit war. Natürlich hatte sie Recht, aber am Ende könnte ich Naruto so oder so nicht aufhalten. Er hatte in all der Zeit seine Abschreibfähigkeiten perfektioniert. Ja, vielleicht lag es auch daran, dass es mir eigentlich egal war. Es war schließlich nicht mein Problem, wenn er erwischt wurde, auch wenn das bis jetzt nur sehr selten vorgekommen war.   „Sasuke, Hinata, sagt doch auch mal etwas“, bettelte mein blondhaariger Freund um Unterstützung.   „Ich denke, Sakura hat Recht“, erwiderte Hinata zu meiner Überraschung. Meistens hielt sie sich aus den Streitereien zwischen Sakura und Naruto raus, um nicht zwischen die Fronten zu geraten, weshalb nicht nur ich, sondern auch die beiden anderen überrascht waren.   „Du kannst dich nicht immer auf die Hilfe der anderen verlassen. Irgendwann musst du auch etwas alleine schaffen“, sagte sie ruhig, aber mit tadelnder Stimme, wobei sie Naruto ernst ansah. Dieser wiederum sah mich flehend an.   „Aber du hältst doch zu mir, oder Sasuke?!“   Lange blickte ich ihm einfach nur in seine blauen Augen, bevor ich schließlich meinen Arm um Hinatas Schultern legte und sagte: „Ich gebe Hinata recht. Du solltest lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Alleine einen Test zu schreiben wäre ein Anfang.“ Ja, ich wusste, dass es mir anfangs noch egal war, aber Hinata hatte mir den perfekten Anstoß geliefert, um aus diesem ewigen Kreislauf ausbrechen zu können. Ein Wunsch, den ich schon lange hegte. Ausbrechen aus der ewigen Routine, die sich mein Leben nannte, zumindest dieses eine Mal …   Schmollend lief Naruto von da an neben uns her, bis wir unseren Matheraum erreichten. Wahrscheinlich hatte es ihn hart getroffen, dass nicht mal ich zu ihm gehalten hatte, aber da musste er nun mal durch. Aber ich hatte eigentlich auch nichts anderes erwartet. Überrascht war ich dagegen von Hinatas Reaktion. Normalerweise mochte sie es nicht, wenn ich ihr in der Schule so nahe kam. Heute aber war sie ganz ruhig geblieben. Es war wirklich erstaunlich, wie wir nun schon zum zweiten Mal an diesem Tag dem ewigen Trott entkommen waren und das nur durch eine kleine Geste.   In der Stunde ließ ich meinen Worten Taten folgen. Ich bemühte mich, mich so zu setzen und so zu schreiben, dass Naruto keine Chance hatte, bei mir abzuschreiben. Es war sogar ein ziemlich guter Test, um endlich mal auszubrechen. Er war eigentlich ganz einfach und sogar machbar für Naruto, wenn er sich nicht ganz blöd anstellte. Eigentlich war es nämlich genau das, was wir in der letzten Stunde bereits im Unterricht gemacht hatten. Da zeigte sich mal wieder wie nett unser Mathelehrer Kakashi war. Andere Lehrer hatten nicht dieses Verständnis, dass nicht alle eine Begabung für die Mathematik hatten …   Auch wenn der Test nicht besonders schwer war, schrieben wir doch die gesamte Stunde, zumindest die meisten von uns. Da Kakashi die Zeit für die Tests immer so auslegte, dass auch die schwächeren Schüler genug Zeit hatten, war ich in der Regel bereits vorher fertig. So hatte ich genug Zeit, um meinen Blick aus dem Fenster schweifen zu lassen und die Welt dort draußen zu beobachten. Zu meinem Bedauern aber, war eigentlich alles wie immer. Auch die Welt um mich herum schien nicht aus ihrem ewigen Trott ausbrechen zu können. Nur manchmal zeigte sie ihre Facetten, indem sie ihr Wetter änderte. Doch heute war einer dieser normalen Frühlingstage, der keine Überraschungen zeigte. Ein ganz normaler Tag.   Mit dem kommenden Stundenklingeln endete auch die Zeit für den Test. Sachen wurden eingepackt und die Arbeiten bei Kakashi abgegeben. Vor der Tür wartete ich auf Hinata. Ab hier würden sich unsere Wege erneut trennen, während ich mit Hinata zu unserem Deutschunterricht ging, vergnügten sich Sakura und Naruto mit unserem Biologielehrer. Dafür würden wir wieder auf Neji stoßen.   Aber auch unser Deutschunterricht schaffte es nicht aus seiner ewigen Routine heraus. Zuletzt hatten wir das Werk Romeo und Julia behandelt. Zum Abschluss dieser Sequenz würden wir nun den Film mit Leonardo DiCaprio sehen. Ich hatte keine Ahnung, was an diesem Typen so besonders war, dass man seinen Namen extra so betonen musste. Ich wusste nur, dass so gut wie jedes Mädchen aus unserer Klasse auf ihn stand. Ob Hinata da eine Ausnahme bildete war mir nicht bewusst. Ich konnte nur sehen, wie sie ganz gebannt auf den kleinen Bildschirm starte, während ihr Cousin und ich vor langerweile am Sterben waren. Er war zwar besser als die Version ohne Leonardo DiCaprio trotzdem gelang es ihm nicht, mich vom Hocker zu reißen. Am Ende war es eben doch nur ein Film und ich war froh, als es anderthalbstunden später vorbei war.   Zusammen mit Neji und Hinata ging ich schweigend in die Mensa. Keiner von uns gehörte zu den Menschen, die viel redeten. Aber das war auch ok. Ich mochte die Ruhe, vor allem wenn ich die Quasselstrippe Naruto im Vergleich sehe. Ja, diese Ruhe war wesentlich besser. So konnte ich mehr meinen Gedanken nachhängen.   In der überfüllten Mensa kamen wir von unseren Freunden als letzte an, aber wir hatten auch den längsten Weg von allein. Zwei Vorteile hatte das aber. Zum einen mussten wir uns nicht mehr um einen Tisch kümmern, zum anderen hatten die meisten Schüler schon ihr Essen, weshalb keine große Schlange mehr war. So dauerte es auch nicht besonders lange, bis ich mit meinen Spagetti mit Tomatensauce bei den anderen saß. Diese unterhielten sich bereits angeregt. Wie auch schon heute früh handelte es sich dabei um dieselben Gespräche wie sonst.   Bei den Mädchen drehten sich die Gespräche meistens um irgendwelche Stars, Makeup und die Schule. Die Jungs dagegen unterhielten sich eher über Autos oder die neuesten Games. Ich allerdings hielt mich weitestgehend aus den Gesprächen heraus. Stattdessen widmete ich mich lieber meinem Essen. Es interessierte mich meistens so oder so nicht worüber die anderen sprachen und wenn doch mal ein interessantes Thema dabei war, konnte ich mich relativ gut in ein Gespräch integrieren. Doch wie so oft, war einfach nicht das richtige Thema dabei.   Im Gegensatz zu sonst verzogen wir uns aber auch nicht nach draußen zu unserem Stammplatz, sondern blieben auf unseren Plätzen sitzen. Während der Deutschstunde hatte es zu regnen angefangen. Bei diesem Wetter wollte kaum jemand nach draußen gehen und sich in den Regen setzten. Ich hätte zwar nichts gegen das bisschen Wasser gehabt, jedoch beugte ich mich mal wieder der Gruppe und blieb zusammen mit ihnen sitzen, während ich darauf wartete, dass die letzte Stunde, Chemie, endlich begann.   Eine knappe Stunde musste ich warten. Eine Stunde in der ich mich mal wieder der Routine meines Tages ergab. Eine Routine aus der ich mich auch jetzt nicht befreien konnte. Es war einfach eine Routine, mit der ich mich über die Jahre hinweg abgefunden hatte. Ob einfach aus Gewohnheit oder meinen Freunden zu liebe, das wusste ich nicht mehr. Ich wusste nur, dass es mittlerweile Routine war, wie fast alles in meinem Schultag …   Zusammen mit TenTen und Shikamaru machte ich mich schließlich auf den Weg zu unserem Chemielabor. Heute würde ein Experiment anstehen. Etwas, auf das sich jeder Schüler normalerweise unglaublich freute, doch nicht bei unserem Lehrer. Er war ein Sadist vom feinsten und liebte es, uns zu quälen und schlechte Noten zu verteilen. Nur bei unserer Gruppe gelang es ihm selten. Shikamaru war ziemlich intelligent, was unser Vorteil war, ganz davon abgesehen, dass er mich aus irgendeinem Grund besonders mochte.   Aber heute würde es auch für uns nicht unbedingt einfach werden. Wir bekamen ein Reagenzglas mit einer gewissen Anzahl an Stoffen und mussten durch Halbmikroanalyse herausbekommen, welche Stoffe wir hatten. Es sollte vielleicht dazu gesagt werden, dass diese Stoffe sich zum Teil nicht mochten, weshalb der ein oder andere Stoff, die Analyse des anderen beeinflusste, weshalb man diese ausfällen musste. Alles nicht besonders einfach …   Die Analyse stellte sich tatsächlich als nicht gerade einfach heraus, zumindest für die anderen. Aus irgendeinem Grund aber haben wir Stoffe bekommen, die sich nicht gegenseitig störten. Ich vermutete ja, dass es daran lag, dass er uns mochte. Vielleicht aber irrte ich mich ja auch. Vielleicht hatten wir auch einfach nur Glück. Auf jeden Fall fanden wir schnell heraus, dass in unserer Probe Chlorid, Sulfid und Phosphat befanden. Das Sulfid mussten wir gar nicht testen. Wir rochen es bereits, als wir den Stopfen aus unserem Reagenzglas zogen.   Unsere begründete Vermutung bestätigte uns unser Lehrer Orochimaru mit einer eins. Für den Rest der Stunde blieb uns nur übrig unseren Mitschülern beim Verzweifeln zuzusehen. Tipps durften wir ihnen zu TenTens Bedauern nicht geben. Und auch gehe durften wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber das hätte ich auch gar nicht gewollt.   Selbst nach Ende der Stunde machte ich mich nicht wieder auf den Weg nach Hause. Natürlich hätte mich wieder Narutos Mutter mitgenommen, aber ich fuhr nur sehr selten mit ihnen zurück. Meistens blieb ich noch ein wenig länger in der Schule oder bummelte durch die Stadt. Was sollte ich auch zu Hause. Meine Eltern würden erst in Stunden nach Hause kommen. Das hieß, ich wäre noch Ewigkeiten alleine in dem riesigen Haus. Da konnte ich auch gut meine Zeit hier verbringen, zumal ich dann nicht alleine war.   Nachdem ich mich von einem großen Teil meiner Freunde verabschiedet hatte, machte ich mich auf den Weg zum Musikraum. Auch das war mittlerweile zur Routine geworden. Doch im Gegensatz zu der Routine, die mein restliches Leben bestimmte, mochte ich diesen Teil. Er wirkte befreiend auf mich. Befreiend vom der Langeweile, die sich mittlerweile in meinen Alltag geschlichen hatte und mein Leben bestimmte. Es war eine Routine, die von meiner Musiklehrerin, Kurenai, gefördert wurde, weshalb ich auch einen Schlüssel zu dem gut ausgestatteten Musikraum unserer Schule hatte.   Doch heute musste ich die Tür nicht aufschließen. Heute war bereits jemand anderes da, der auch dem Alltag entfliehen wollte und lieber in der Schule blieb, als nach Hause zu gehen, auch wenn es dort Menschen gab, die auf sie warteten. Vor der Tür vernahm ich bereits die Klänge des Flügels, die den Raum und auch den Flur davor zu verzaubern schienen. Es war keine bekannte Musik. Nur sehr wenige Menschen hatte sie bis jetzt teilhaben an ihrer Komposition. Ich war einer von ihnen. Ich war nicht nur einer von ihnen, ich gehörte sogar dazu.   Anfangs war es nur ein Sol gewesen, doch nachdem wir eine Zeit zusammen gespielt hatten, hatten wir es umgeschrieben. Mittlerweile war es ein Duett geworden. Sie spielte am Flügel und ich begleitete sie auf der Violine. Kurenai meinte, es klänge magisch. Für uns war es einfach nur ein Befreiungsschlag.   Leise öffnete ich die Tür und trat ein. Hinata war so in ihrem Spiel vertieft, dass sie gar nicht bemerkt, wie ich eintrat und mir eine Violine nahm. Wir hatten dieses Stück so oft gespielt, dass ich genau wusste, wo ich einsteigen musste. Auch wenn ich es liebte, ihr zu zuhören, mochte ich es noch mehr, mit ihr zusammen zu spielen. Hinata sah es scheinbar genauso, denn kaum setzte ich ein, spielte sie noch ein wenig gefühlvoller als zuvor. Ich wusste zwar nicht, wie sie es sah, doch mich verzauberten die Klänge. Es war einfach nur befreiend.   „Hallo Sasuke“, sagte Hinata in ihrer schüchternen Art. Ich lächelte sie sanft an und erwiderte: „Hallo Hinata.“ Sie erwiderte mein Lächeln.   „Wollen wir noch einmal spielen“, fragte sie und legte ihren Kopf schief. Aus ihren zarten hellen Augen sah sie mich liebevoll an. Der Musikraum war der einzige Ort, an dem sie sich traute, mir diesen Blick zu schenken. Vielleicht liebte ich es so sehr hier mit ihr zu sein.   „Gerne doch“, erwiderte ich und setzte die Violine wieder an. Keine Sekunde später begann sie auch schon zu spielen und ich setzte mit ein. Wir spielten das ganze Stück noch einmal durch, aber nicht nur einmal. Wir spielten es immer wieder.   Ja, es war zur Routine geworden, dass ich nach der Schule hier zusammen mit Hinata spielte. Es war zur Routine geworden, dass wir vor der Welt flohen und uns einfach den Klängen der Musik hingaben. Der Musik, der es jeden Tag mehr gelang, mein Herz zu heilen, es von der Einsamkeit zu befreien. Von der Einsamkeit, die mich sonst zu Hause erwarten würde. So genoss ich die Stunden der Routine meines Lebens, die ich mit Hinata verbringen konnte. Manchmal kam es dabei auch vor, dass wir bis spät abends in der Schule blieben, bis uns der Hausmeister rauswarf.   Heute aber gingen wir schon eher. Hinata musste heute früh nach Hause. Also begleitete ich sie einfach bis zur Straßenecke, damit wir zwar noch ein wenig Zeit zusammenverbringen konnten, uns aber keiner sah. Damit ich Hinata nicht in Verlegenheit brachte …   Nachdem dies getan war, machte ich mich wieder auf den Weg zu mir nach Hause. Als ich dort um halb sechs ankam, waren meine Eltern noch nicht zu Hause. Also verzog ich mich in mein Zimmer und machte mich an meine Hausaufgaben, damit ich am nächsten Morgen wieder länger liegenbleiben konnte. So machte ich es eigentlich immer, wenn ich früh genug nach Hause kam. Ansonsten wartete ich bis nach dem Essen. Das gab es bei uns immer um 19:00 Uhr. Immer pünktlich mit dem Heimkommen meines Vaters. Meine Mutter kam immer eine halbe Stunde vor ihm nach Hause, um sich vorher noch umzuziehen.   Das Abendessen war die einzige Speise, die wir immer zusammen einnahmen. Darauf hatte meine Mutter bestanden. So war auch dies zur Routine geworden. Wir aßen zusammen und meine Mutter stellte ihre neugierigen Fragen, auf die ich ihr wohl oder übel antworten musste. Doch das machte nichts, denn das Essen war der einzige Moment, in dem wir wirklich etwas zusammen machten.   So war es auch zur Routine geworden, dass ich mich nach dem Essen wieder alleine auf mein Zimmer zurückzog. Wenn ich nicht noch Hausaufgaben machen musste, nutze ich die Zeit bis zum Schlafengehen einfach, um fernzusehen oder zu zocken, bis ich mich schließlich fertig machte, um schlafen zu gehen. Am nächsten Tag würde mich dann wieder dieselbe Routine einholen, die sich mein Leben nannte … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)