Trust ist Weakness - One Shots von Pacey ================================================================================ Kapitel 1: Fast Dreams ---------------------- Fast dreams Matty lag bei Rain im Bett und starrte auf den Fernseher vor sich. Rain schlief heute Nacht bei Eric, also hatte Matt das Zimmer für sich. Es war nichts ungewöhnliches dass er da und sie nicht, dafür hatte er immerhin den Zweitschlüssel bekommen, damit er jeder Zeit ein und aus gehen konnte, wie ihm beliebte. Er war immerhin wie ein Familienmitglied, der adoptierte Sohn ohne Papiere, aber wer brauchte die schon, wenn man sich ins Herz geschlossen hatte. Und so war es auch. Es fehlte nur noch das Matt die Bishopseltern mit Mum und Dad ansprach. Manchmal dachte er es schon, doch zum Glück war es ihm noch nie so rausgerutscht, auch wenn es ihnen sicher nichts ausmachen würde. So saß Matt auf jeden Fall in Rains Zimmer und sah diese neue Serie, die schon gar nicht mehr sooo neu war, aber er sah sich die erste Staffel an, man musste ja am Anfang starten. Doch wirklich fesseln tat sie ihn nicht, die Serie über den Mann, der so schnell lief wie der Blitz. So passierte es, dass er nach einigen Augenblicken einschlief. Als er wieder aufwachte, rieb er sich verschlafen die Augen. Wie lange er wohl geschlafen hatte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es gerade einmal eine halbe Stunde her war, seit ihm die Augen zugefallen waren. Selbst die Serie lief noch. Er rieb sich den steifen Nacken und machte den Fernseher aus. Wenn ihn eine erste Folge nicht fesselte, machte es für ihn keinen Sinn noch weiter zu sehen. Er sah auf sein Handy. Timio hatte ihm geschrieben, ob sie sich treffen wollten. Er wusste auch um Matts Streitereien zu Hause und versuchte seinen besten Bro so oft es ging da raus zu holen. Und anscheinend ahnte sein Bester, dass es mal wieder Stress gab. Vielleicht war das auch nur ein Griff ins Blaue, denn wann hatte Matt mal keinen Stress mit seinem Vater. Also packte er seine Sachen und wollte gerade loslaufen, da riss ihn etwas mit und plötzlich war er schon vor Timios Haus. „Was zur Hölle?!“, murmelte der Brünette. War er eben innerhalb von 2 Sekunden von Rain zu Timio gelaufen. Nein, das konnte nicht sein. Er musste einfach noch so verschlafen sein, dass es ihm so schnell vorkam. So klingelte er bei Timio, welcher auch prompt die Tür öffnete. „Wow, Kumpel. Bist du hergeflogen?“ Matt zuckte mit den Schultern. „Ich war eh grad in der Nähe.“, log er und schielte auf die Uhr im Flur. Er hatte tatsächlich nur 2 Sekunden von Rain zu Timio gebraucht. Doch darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. So verbrachten die beiden den Abend mit Zocken und Biertrinken, ehe Timio seinen Kumpel wieder der Freiheit entließ. Merkwürdig… obwohl er ordentlich mit Timio getrunken hatte, spürte er nicht wie sonst so einen leichten Dunst vor den Augen, ganz im Gegenteil. Er war stocknüchtern. Wie konnte das nur möglich sein… Matt verstand die Welt nicht mehr. Ein irrationales Verlangen ließ ihn losrennen und auf einmal wurde er wieder mitgerissen von dieser fremden Kraft, denn plötzlich sah er sich in Sacramento wieder. Und dort übergab er sich erst einmal. Ihm war schwindelig und so lehnte er sich an die kühle Mauer hinter sich. Was war mit ihm geschehen und vor allem wieso? Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, er hätte diese Kräfte aus der Serie. Aber das war doch absurd. Wie konnte denn so etwas möglich sein. Gar nicht. Vielleicht hatte er einfach einen über den Durst getrunken, ja das musste es sein. Er bildete sich das alles nur ein. Jetzt musste er einfach nur zu Rain zurückfinden und sich ins Bett hauen um sich auszukatern und dann würde die Welt morgen wieder so sein, wie sie immer war. Bindend weniger Sekunden lag er bei Rain im Bett und schloss die Augen. Alles um ihn herum drehte sich. Er wollte lieber nicht die Augen öffnen. So glitt er recht schnell in einen unruhigen Schlaf. Am nächsten Morgen wurde er unsanft geweckt. Rain schüttelte und rüttelte ihn, doch es dauerte einen Moment bis er wieder zur Besinnung kam. „Boah was ist los…?“, nuschelte er verschlafen in die Kissen, ehe er realisierte, dass er gar nicht zu Hause war und das es dann auch sicher nicht sein Vater war, der ihn krampfhaft versuchte zu wecken. „Ich dachte schon du hast den Löffel abgegeben…“ Sie boxte ihn gegen die Schulter und hatte ein ernstes Gesicht. „Du hast so gar nicht reagiert. Wann bist du schlafen gegangen?“ Sie hockte sich nun ebenfalls aufs Bett nachdem Matt sich aufgerichtet hatte. „Kein Ahnung… Mitternacht… Eins… Irgendwas in dem Dreh.“ – „Hmm.. Hast du einen Black Out oder so? Irgendwas stimmt mit dir nicht.“ Matt rieb sich den Nacken und überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein, hab ich nicht. Ich hab mich gestern nur irgendwie komisch gefühlt… Vielleicht hatte ich doch Black Outs… Ich kann mich nicht daran erinnern, wie ich zu Timio gekommen bin. Oder dann wieder her. Es war so, als wäre ich in einer Sekunde hier und in der nächsten woanders, verstehst du?“ Rain sah ihn ungläubig an. „Du hast wohl zu viel Flash geguckt. Sowas gibt es doch nicht.“ Und mit einem mal ging Matthew ein Licht auf. Vielleicht war genau das mit ihm passiert. Aber… ach was für ein Quatsch… So etwas gab es doch nicht wirklich. „Du Rainy… Du hast diese Serie doch bis zum Ende geguckt. Was konnte der Typsie alles? Außer schnell rennen.“ Rain sah ihn schräg von der Seite an. „Woher soll ich das wissen. Ich bin doch kein Nerd oder so.“ Matt lachte. „Was das angeht schon. Ich habs auf deinem Netflix Account gesehen, dass du die Serie schon durchgesehen hast. Also spucks aus Nerdy.“ Rain seufzte und dachte kurz nach. „Also er kann noch durch Mauern gehen, kann Doppelgänger von sich erschaffen sogenannte Zeitschatten, er kann Blitze schleudern und achja, durch die Zeit reisen.“ Beim letzten Punkt wurde Matthew hellhörig. „Zeitreisen, sagst du? Und wie macht er das?“ Rain sah ihn Schulter zuckend an. „Was weiß ich, er rennt immer ganz schnell und dann konzentriert er sich auf einen Moment in seiner Vergangenheit und läuft dahin. Aber es ist nicht ratsam das zu tun, denn…“ Doch Matthew hörte nicht mehr weiter zu. Alles was ihn nun noch interessiert war es herauszufinden, ob er wirklich diese Kräfte hatte und ob er wirklich in der Zeit reisen konnte. „Okay, ich verstehe, danke. Ich muss los!“, unterbrach er Rain, die immer noch am Reden war. Er stand auf und nahm seinen Rucksack. „Wo willst du hin? Wir haben gleich Schule und du weißt das mein Dad es nicht magst, wenn du schwänzt!“ – „Jaja, ich werde da sein… Schneller als du denkst…!“ Matt konzentrierte sich und verschwand in einem Blitz und ließ dabei eine verblüffte Rain zurück. So rannte Matt eine Weile rum bis er schließlich vor der Schule ankam. „WOW!“, stieß er aus und sah sich glückselig um. Er war wirklich wie der Flash aus der Serie. Doch mit einem mal wurde ihm ganz schwindelig und er brach zusammen. Als er wieder zu sich kam, saß er unter einem Baum vor der Schule und sah Rain vor sich. Sie hatte ihn zusammen mit Timio in den Schatten gesetzt und einen Schwung Wasser ins Gesicht geschüttet. „Ey…!“, nuschelte er, doch ihm war immer noch schwindelig. Timio war schon drin und entschuldigte die beiden. „Matty, was war das denn? Das war…“ – „Unglaublich?! Ja, wem sagst du das? Aber es ist gar nicht so cool, wie es in der Serie scheint. Mir wird immer wieder schwindelig…“ – „Das kommt daher, dass du unterzuckerst. Das ist Barry am Anfang auch passiert.“ Matt hielt sich den Kopf. Wieso musste alles Gute nur immer einen Nachteil haben. Rain reichte ihm die Flasche Cola und Matt trank sie in einem Schwung leer. Danach versuchte er sich aufzustellen, was erstaunlich gut ging. „Danke.“, hauchte er und lächelte. „Jetzt muss ich die Serie vielleicht doch gucken.“, lachte er und schüttelte sich einmal. Die Kohlensäure brannte in seinem Magen. Auch Rain musste nun lachen. „Ich fang am besten gleich an. Ich sag deinem Dad einfach, dass es mir nicht gut geht, was ja nicht mal gelogen ist. Aber ich glaub ich hol mir erst mal ne Pizza.“ Mit diesen Worten verschwand er für einen Wimpernschlag, ehe er auch schon wieder vor Rain auftauchte. „Auch ein Stück?“, bot er ihr an, während das erste Stück schon in seinem Mund steckte. Sie schüttelte nur den Kopf. „Okay, selbst schuld. Das ist die von unserem Lieblingsitaliener in Sacramento.“ Rain musste grinsen und fiel Matt gleich um den Hals. „Jetzt habe ich meinen eigenen Flash! Ich sagte doch schon immer, dass du aussiehst wie er. Es war nur eine Frage der Zeit bis zu du auch zu ihm wirst.“ – „haha…“, gab Matt nur zur Antwort, ehe er das nächste Stück verputzte. „Gut, dann geh du mal fleißig lernen, ich werde dasselbe tun.“ Mit diesen Worten verschwand Matt wieder zu Rain nach Hause. Dort konnte er immerhin ungestört Fernsehen. Einen Tag und zwei Staffeln Flash später wusste Matt alles was er über seine neue Kraft zu wissen gab. Zu der Serie hatte er sich die Comics aus Yashas Sammlung geliehen und hatte diese – wie es auch der Flash in der Serie getan hatte – in windeseile durchgelesen. Nun lag er auf dem Bett und starrte an die Decke. Was sollte er mit dieser Gabe anfangen? Sollte er wie Flash ein Held werden? Oder sollte er die Welt lassen, wie sie war, denn wenn er eines gelernt hatte in den Serien, dann dass, jede Veränderung der Weltordnung Folgen nach sich zog. Doch ein Gedanke schwirrte ihm immer noch im Kopf, seit Rain es angesprochen hatte. Zeitreisen… Durch die Recherche, die er betrieben hatte, wusste er wie riskant diese waren, doch was ist, wenn ein Moment dein ganzes Leben verändert hatte und du dir nichts sehnlicher wünschtest, als diesen Moment zu ändern… Dieser Moment, der dein ganzes Leben dominierte… Und am Ende der Zweiten Staffel reiste Barry immerhin auch zurück um seine Mutter zu retten… Wieso sollte er das also nicht auch tun. So viel konnte sich in seiner Welt eigentlich nicht ändern, außer dass er seine Mum wieder hatte. Und so war es beschlossen. Er sprang vom Bett. Rain war mit Nathan mal wieder bei Eric. Also brauchte er das auch nicht mit ihr absprechen. Sie würde es ihm eh nur ausreden wollen. Also sprang er auf, trat vors Haus und atmete tief durch. Er lief nach Hause und nach 4 Jahren betrat er zum ersten Mal das Zimmer seiner Mutter. Sie reagierte nicht. Zögerlich stand er in der Tür und atmete schwer. Nur mühsam setzte er einen Fuß vor den anderen und kam vor ihrem Bett zum Stehen. „Alles ist gut, Mummy. Ich mach dich wieder heile…“, hauchte er und lehnte sich vor, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben. Eine Träne rollte über seine Wange und er trat wieder von ihrem Bett weg. Eine Sekunde hielt er noch den Blick auf ihr, ehe er losrannte. Er rannte so schnell er konnte und rannte und rannte… Plötzlich tat sich vor ihm eine Art Tunnel auf und in den rannte er mitten hinein. Jetzt wusste er musste er sich auf den Moment konzentrieren, als seine Mutter angefahren wurde. Das war viel schwieriger, als es in der Serie aussah und zudem war es noch schwerer, weil Matt an dem Tag nicht bei ihr war. Doch er erinnerte sich an das was er an diesem Tag getan hatte und dachte an eben diesen Moment zurück. Und plötzlich stand er da und sah sich und Rain auf dem Spielplatz rumhängen und über kleine Kinder lachen. Für einen Moment war Matt verwirrt und blieb daher an diesem Bild hängen, bis ihm wieder einfiel, weshalb er hier war. Doch so wie er jetzt aussah konnte er unmöglich seiner Mutter begegnen. Er lief also durch die Stadt und sammelte auf dem Weg zu ihr einen Hoddie, ein Snapcap und eine Sonnenbrille ein, damit er sein Gesicht wenigsten halbwegs verdecken konnte. Und er kam keine Sekunde zu früh, denn just in diesem Moment, als er die Kreuzung erreichte, sah er das Auto wie in Zeitlupe auf seine Mutter zusteuern. Er nutzte alle die verbleibende Kraft, die in ihm schlummerte und rannte. Und wie er rannte. Als würde es um sein Leben gehen. Und er schaffte es. Er stieß seine Mutter rechtzeitig beiseite und das Auto erwischt nur den Baum, anstatt seine Mutter zwischen ihnen einzuquetschen, wie es damals gesehen war. Zurück in seiner Zeit sah er sich um. Es schien sich nicht viel verändert zu haben. Die High School war immer noch die High School, die Stadt immer noch die Stadt. Nur eine Sache hatte sich geändert und mit einem breiten Grinsen rannte der Brünette nach Hause. Dort hörte er das glückliche Pfeifen seiner Mutter aus der Küche, wie sie es immer tat, wenn sie gerade bei der Hausarbeit oder beim Kochen war. Es brauchte keine Superkräfte um ihn binnend weniger Sekunden in die Küche zu bringen. Sofort schloss er seine Mutter in die Arme. „Mum…“, nuschelte er und Tränen stiegen ihm in die Augen. „Ich habe dich so lieb…“, fügte er an und drückte sie nur noch fester. Carry erwiderte die Umarmung lächelnd. „Ich dich auch Matty, trotzdem hast du noch Hausarrest.“ Doch der Brünette ließ sich davon nicht beirren. „Weshalb auch immer, dass nehm ich gerne in Kauf…“ Seine Mutter drückte ihn etwas von sich und legte seine Hand auf seine Stirn. „Weshalb auch immer? Muss ich dich an die kaputte Scheibe erinnern, die du und deine Freunde demoliert haben, als du versuchst hast betrunken nach Hause zu kommen?“ Matt hielt kurz inne und wollte protestieren, doch das klang ganz nach ihm. Zumindest nach ihm in der alten Zeitlinie. „Achja, die Fensterscheibe… Ich erinnere mich wage…“ Matthew Senior betrat den Raum und klopfte ihm auf den Rücken. „Kein Wunder, so betrunken wie du warst. Und nur weil deine Freundin Schluss gemacht hat. Dabei mochte ich Lilith so sehr.“ – „Wieso hat sie mit mir Schluss gemacht?“, fragte Matt verwundert. Warum waren sie überhaupt ein Paar…? Es war wohl doch einiges anders hier in der Zeitlinie. „Sie hat sich für diesen Türken entschieden. Emri… Nein, Emir. Was ist mit unserem Sohn los, Schatz?“, hakte nun auch der Vater nach, doch Matt sah ihn nur verwirrt an. Lil hatte sich also tatsächlich für diesen Idioten entschieden. Das schien ihm nicht sehr schlüssig. Wie so vieles in dieser Zeit. Doch was nicht war, konnte er ja noch ändern. Immerhin war er jetzt Drücker und nicht sein anderes Ich, welches vorher hier gelebt hatte. Er würde sich Lil schon zurückholen, wenn ihm danach war und wenn es auch nur war, um Emir eins auszuwischen. Doch darüber konnte er sich später Gedanken machen. Jetzt wollte er erst mal die Zeit mit seiner Mutter auskosten. Zum Glück war Wochenende und durch den Hausarrest konnte er eh nirgendwo hin, also hatte er alle Zeit der Welt mit seiner Mum. Am Montag hatte ihn der Alltag wieder. Er war so in sein neues Leben vernarrt, dass ihm die feinen Unterschiede kaum auffielen. Auch seine Kräfte hatte er schon wieder völlig verdrängt. So ging an diesem Tag wohl zum ersten Mal gerne zur Schule. Dort konnte Rain alles erzählen. Dass er seine Mum wieder hatte und das sein Leben nun endlich perfekt war. In der Schule angekommen, sah er sie auch gleich und lief auf sie zu. „Rainy, hey!“ Ein breites Grinsen zierte seine Lippen. Doch sie sah nicht so begeistert aus ihn zu sehen. „Ach plötzlich kennst du wieder meinen Namen? Was war letzte Woche, als du und Timio mir einen Slushi ins Gesicht geschleudert habt. Da war ich sicher nicht Rainy.“ Sie lief an ihm vorbei und rempelte ihn dabei an. Zurück ließ sie einen komplett perplexen Matthew. „Was zum…?“, murmelte er, doch da kam schon Timio und rempelte ihn spaßhaft an. „Alter, wieso quatscht du mit dem Emogirl. Du willst das Ding doch wohl nicht etwa klar machen, nur weil Lil mit dir Schluss gemacht hat?“ Matt sah ihn verständnislos an. „Emo, was…?!“ Er sah ihr hinterher. Das konnte doch nicht wahr sein. Seine beste Freundin, seine quasi Schwester konnte ihn in dieser Zeitlinie nicht ab. Oder besser… Er konnte sie anscheinend nicht ab. Und auch Timio schien nicht mehr in sie verknallt zu sein. Denn dass das so war, war allen mit Augen im Kopf schon lange klar. Naja, zumindest in seiner alten Zeitlinie… Aber hier… „Entschuldige mich, Bro!“ Mit diesen Worten ließ er Timio und das restliche Team, welches sich gerade zu ihnen gesellt hatte, stehen und lief Rain nach. Die verschwand gerade in einen leeren Klassenraum. Matt verharrte einen Moment und sah sich um, ehe er eintrat. Doch was er dort sah, verschlug ihm glatt den Atem. Rain saß mit Rücken zu ihm und ritzte sich mit einer Rasierklinge in den Arm. Er brauchte keine zwei Sätze, da stand er auch schon neben ihr und schlug ihr die Klinge aus der Hand. „ Jelena Rain Bishop! Was soll die Scheiße?!?!“ Rain stand auf, während ihr das Blut die Arme runterlief. Es waren keine tiefen Schnitte, aber tief genug, dass Blut floss. „Was?! Bist du mein Vater? Nein! Also lass mich und geh zu deinem Team. Das ist dir eh viel wichtiger, als alles andere!“ Sie bückte sich um die Klinge vom Boden aufzuheben, doch Matt packte sie am Arm und hinderte sie daran. „Vergiss es am besten sofort wieder!“ Sie entriss ihm den Arm und sah ihn verständnislos an. „Wenn du es nicht für mich tust, dann doch wenigstens für Eric und Nathan!“ Sie sah ihn fragend an. „Bitte wen?“ Mit einem Mal wurde Matt aschpfahl. „Nathan… dein Sohn und Eric ist der Vater…“ – „Ich seh zwar, dass sich deine Lippen bewegen, aber hören tue ich nur Blablabla, Schönling. Ich verstehe nicht was du meinst…“ Matty schluckte schwer. Das konnte doch nicht wahr sein. Es gab keinen Nathan, keinen Eric… Er hatte Rain anscheinend alles genommen. Alles was ihr Leben zu dem gemacht hatte, was es war. Er schluckte erneut und nahm nur am Rande war, wie Rain mit den Händen vor seinem Gesicht fuchtelte. „Ich muss gehen…“ Er machte sich schon auf den Weg, drehte dann aber noch einmal um und nahm die Rasierklinge vom Boden. „Die nehm ich mit!“ Und mit diesen Worten verschwand er. Sein Weg führte ihn ohne Umwege auf die Arbeit seiner Mutter. Denn sie war es, die er jetzt unbedingt sehen musste. „Mum, Gott sei Dank da bist du ja…“ Wieder schloss er sie in die Arme, als hätten sie sich Jahrzehnte lange nicht gesehen. „Hey Liebling, solltest du nicht in der Schule sein?“, hakte sie skeptisch nach. „Ähm… Ja schon, aber ich hab eine Freistunde und… hab vergessen meine Ethikhausarbeit zu machen.“ – „Seit wann hast du denn Ethikunterricht?“, fragte die Mutter ihren Sohn verwirrt, doch der winkte nur ab. „Ach ist doch auch egal, ich habe da nämlich eine Frage. Ich komme da einfach nicht weiter. Wie soll ich das erklären…?“ Er sprach so schnell, dass seine Mutter Mühe hatte ihm zu folgen. „Langsam Liebling. Wir sind doch nicht auf der Fluch…“ Ein sanftes Lächeln legte sich auf ihre Lippen und Matt wünschte sich nichts sehnlicher, als das dieser eine Moment für ewig anhielt. Doch er musst nun etwas sagen, sonst wirkte das komisch. „Also… Stell dir vor, dir wiederfährt was ganz schlimmes. Und du hast die Möglichkeit das zu ändern und tust es auch. Aber dafür geht ganz viel im Leben der Leute schief, die dir davor alles bedeutet haben… Was würdest du tun? Dein vermeidlich glückliches Leben leben und wissen, dass es dafür anderen geschadet hat oder würdest du deine Entscheidung revidieren und selbst in den sauren Apfel beißen und das schlimme in Kauf nehmen, was dir wiederfahren ist, damit das Leben der anderen wieder in Ordnung kommt?“ Carry sah ernst drein. „Das ist wirklich eine schwere Frage, Junge. Einerseits sollte man immer das tun, was für einen selbst das beste ist, doch wenn du damit das Leben von anderen ruinierst ist die eigentliche Frage ob du das höhere Wohl über deines setzt.“ Matt sah sie an. „Also im Klartext, du weißt auch keine gescheite Antwort.“ Seine Mutter lächelte nur wieder. „Ich glaube tief in dir drin kennst du die Antwort, Matty. Du willst nur, dass ich sie dir bestätige. Aber ich kann dir die Antwort nicht geben die suchst. Sie ruht ihn dir…“ Matt stiegen die Tränen in die Augen. „Doch du bist die einzige, die mir die Frage beantworten kann, Mum. Denn…“ Er brach ab. Seine Stimme zitterte und die Mutter wusste sofort was zu tun war. Sie nahm ihren großen Jungen in die Arme und drückte ihn fest an sich. Er lehnt sein Gesicht in ihre Halsbeuge und fing bitterlich an zu weinen. Er wollte sie nicht wieder verlieren. Doch er konnte auch nicht mitansehen, wie Rain litt. Das hatte sie einfach nicht verdient. Dafür bedeutete sie ihm einfach zu viel. Langsam beruhigte er sich etwas. Mit verweinten Augen sah er seine Mutter an, die ihm, wohlwissend was geschehen würde, ihr schönstes Lächeln schenkte. „Ich liebe dich Mummy…“, wimmerte der Footballer und sie strich ihm die Tränen aus den Augen. „Ich werde dich auch immer lieben, mein kleiner Junge. Nun bring das in Ordnung, was du getan hast. Es ist die richtige Entscheidung…“ Matt sah sie verwirrt an. Plötzlich schreckte er auf und sah sich in Rains Zimmer wieder. „Was zum…?“ Rain sah ihn nur fragend an. „Was ist los? Schlecht geträumt…?“ Sie packte gerade ihre Sachen für die Schule zusammen und wollte Matt eh gleich wecken. Matt sah auf seine Hand. Er konnte sich nicht mehr schnell bewegen… War es wirklich nur ein Traum…? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)