Die 12 Prüfungen der Shina Fay von BlueGenie1974 ================================================================================ Kapitel 14: 12.Prüfung - Die Hydra des Chaos -------------------------------------------- 12. Prüfung – Die Hydra des Chaos Eteria im Jahr des Rotluchses Es war ein warmer Frühlingstag. Und für Shina Fay war dieser Tag ein besonderer. Denn es war ihr 115. Geburtstag. Ihre Familie und ihre Freundinnen hatten sich mächtig ins Zeug gelegt um eine Feier auf die Beine zu stellen, die der Königin Eterias würdig war. Überall in Eteria hatten alle Untertanen frei bekommen, damit sie an der Feier teilnehmen konnten. Shina Fay ahnte nichts von alledem. Der erste Gratulant war ihre Tochter Naytiri. „Alles gute zum Geburtstag, Mutter.“, sagte sie und umarmte die Königin. „Danke. Du siehst gut aus.“ Und wie recht Shina Fay hatte, konnte Naytiri im Spiegel sehen. Sie trug ein schwarzes Kleid, das bis zum Boden reichte, und goldene Schuhe mit flachen Absätzen. Das Kleid war am Kragen und an den langen Ärmeln in Rot gehalten. Auch die goldenen aufgestickten Verzierungen durften nicht fehlen. Als nächstes kam Galen zu seiner Ehefrau. „Alles gute zum Geburtstag Schatz.“ „Danke Liebling.“ Als nächste kam Raya. „Alles liebe zu deinem Geburtstag, Schnecke.“ „Schnecke, wie sich das anhört. Ich gehör noch nicht zum alten Eisen, Raya.“, sagte Shina Fay mit gespielter Entrüstung. Danach kam Liasanya zum Gratulieren vorbei. „Alles gute zum Geburtstag, Shina Fay.“ „Danke.“ „Du siehst umwerfend aus.“ Shina Fay trug wie ihre Tochter ein langes Kleid mit langen Ärmeln. Allerdings war ihres pfauenblau. Dazu trug sie ihre weißen Sandaletten mit den goldenen Verzierungen. Nach Liasanya kam dann Ilva. „Alles Gute zum Geburtstag, Shina Fay.“ „Danke Ilva.“ Später am Tag kam Lady Jessica zu Besuch. Denn auch sie wollte ihrer langjährigen Freundin zum Geburtstag gratulieren. Als Shina Fay die Horadrim-Magierin sah, eilte sie auf sie zu und warf sich in ihre Arme. „Jessy! Mein Gott, dass ist aber eine Überraschung! Wir haben uns ja ewig nicht gesehen.“ „Das stimmt. Aber erst mal alles gute zu deinem Geburtstag, meine Süße.“ „Danke dir.“ „Wie ist es dir ergangen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben?“ „Du sprichst mit der Königin Eterias.“ „No Way! Du bist jetzt Königin?“ „Ja. Und ich habe meinem Land zu einer nie dagewesenen Größe verholfen. Du bist mit dem Schiff angereist nicht wahr?“ „Ja. Wir haben in Santa Catarina angelegt. Ich habe ein Schiff gesehen, dass deinen Namen trägt.“ „Es ist unser Flaggschiff. Seine Hauptartillerie besteht aus vier Zwillingstürmen mit einem Kaliber von 38 cm.“ „Autschn!“ „Ist nicht gesund, wenn eine 38-cm-Granate in der Pulverkammer einschlägt.“ „Das glaub ich. Ach übrigens: Die anderen Magier, die du damals kennengelernt hast, kommen auch noch.“ „Wie lange bleibt Ihr?“ „Eine Woche mindestens.“ 317 „Ich freu mich. Und ich würde euch gerne meine neuen Freunde und meine Tochter vorstellen.“ „WTF! Du bist Mutter geworden?“ „Allerdings. Naytiri ist jetzt 34 Jahre alt.“ Naytiri kam zu ihrer Mutter. „Kaitlyn sucht dich schon überall.“, sagte sie. „Ich ahne schon, was sie will.“ Shina Fay war genervt. „Und was wäre das?“ „Sie will mich wieder stylen.“ „Ist doch eine nette Geste. Und vor allem kann nicht jede Königin von sich behaupten, dass Azuras Tochter ihre persönliche Stylistin ist.“, sagte Jessy. „Wie unhöflich von mir Jessy. Ich habe es total versäumt dir meine Tochter Naytiri vorzustellen.“ „Halb so wild. Ich freue mich sehr, die Tochter einer Freundin kennenzulernen.“ „Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Lady...“ „Jessica. Aber sag ruhig Jessy zu mir. Und noch etwas: Lass das alberne Gesieze.“ „Ich geh mal in mein Besprechungszimmer. Ich brauch etwas Ruhe.“ „Okay, bis später.“ In ihrem Besprechungszimmer traf Shina Fay auf Mara. „Alles gute zum Geburtstag, Shina Fay.“ „Danke dir.“ „Du machst so ein mürrisches Gesicht. Was ist los?“ „Ich mag es nicht, so im Mittelpunkt zu stehen. Es nervt. Ich hätte meinen Geburtstag lieber im kleinen Kreis mit meiner Familie und meinen Freunden gefeiert. Aber nicht mit soviel Glamour.“ „Du bist die Königin. Und der Geburtstag einer Regentin wird immer groß gefeiert. Das war sogar bei uns im Dorf Brauch. Aber das ist doch nicht der wahre Grund.“ Shina Fay hatte sich inzwischen auf die Schreibtischplatte gesetzt. „Du hast Recht, Mara. Ich habe keine Lust auf Kaitlyns Stylingsession. Mir geht das tierisch auf den Zeiger. Bin ich denn nicht schön genug?“ „Doch das bist du. Aber als Königin musst du aus der Masse hervorstechen.“ Shina Fay wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als ihr jemand von hinten die Augen zuhielt. White Angels Tochter wusste nur zu gut, wer das war, denn es gab nur eine Person in ihrem engsten Kreis, die sich diese Dreistigkeit herausnehmen konnte, ohne dafür Ärger zu bekommen. „Kaitlyn!“, sagte Shina Fay mit schwerer Stimme. „Hier bin ich. Alles gute zum Geburtstag, Shina Fay.“, sagte Kaitlyn und umarmte die Königin. „Danke.“ „So, jetzt aber ab zum Styling.“ „Muss das sein?“ „Ja muss es. Ich will, dass du schön aussiehst.“ „Bin ich denn nicht schon schön genug?“ „Wie es Mara schon gesagt hat, du bist eine der schönsten Elfen, die zumindest mir begegnet sind. Aber als Königin musst du schon etwas aus der Masse hervorstechen. Deine Untertanen wollen dich bewundern.“ „Bitte nicht, Kaitlyn.“ „Shina Fay, keine Widerrede!“ „Ich hasse es, dass man um meinen Geburtstag so einen Tamtam macht.“ „Das kann ich verstehen. Ich weiß, wie du dich fühlst. 318 Als ich noch in Darkwood gelebt habe, hat man um meinen Geburtstag auch einen Riesen Hype gemacht.“ „Und das hat dich genervt?“ „Na aber so was von glaub mir.“ Später saß Shina Fay vor dem Spiegel. Kaitlyn stand hinter ihr und kümmerte sich um ihre Haare. Und wie schon am Tag der Hochzeit machte die Dunkelelfenprinzessin aus Shina Fays strähnigem Haar eine sexy Dauerwelle. „So. Deine Haare sind fertig. Jetzt noch ein bisschen Make Up und dann siehst du perfekt aus.“ „Mach aber nicht zu lange.“ „Ich brauch so lange, wie es nötig ist. BASTA!“, sagte Kaitlyn. Shina Fay seufzte schwer. „Mir bleibt aber auch nichts erspart.“, stöhnte sie. „Hör auf zu mosern. Du klingst wie ein Kleinkind, dem man den Lutscher geklaut hat.“ „Und das an meinem Geburtstag.“ „Das ist halt nun mal der Preis, den zu zahlen hat, wenn man als Königin Geburtstag feiert.“ Schließlich war Kaitlyn fertig. „So, fertig.“, sagte sie. „Na endlich.“ „Und jetzt zeig dich mal deinem Volk. Die Leute sollen sehen, wie schön ihre Königin ist.“ Als Shina Fay den Balkon des Palastes betrat, der auf den großen Platz ausgerichtet war, wartete eine gewaltige Menschenmenge auf sie. „DIE KÖNIGIN!“, rief einer. „Alles Gute zum Geburtstag, Majestät!“, schallte es zu Shina Fay herauf. Ihre Tochter Naytiri trat neben sie. Und wie so oft bei großen Festen jubelte das Volk von Eteria seiner Königin und deren Thronfolgerin zu. Später, es war gerade früher Nachmittag, kamen die anderen Horadrim-Magier. Der erste, der eintraf war Cicero. Wie immer erschien er als Korsar. „Shina Fay, ich wünsche dir alles gute zum Geburtstag. Ich muss sagen, du siehst umwerfend aus.“ „Ich danke dir, mein Freund. Bei dieser Gelegenheit möchte ich dich mit meiner Tochter Naytiri bekannt machen.“ „Mylady.“, sagte Cicero und zog seinen Hut. „Freut mich sehr. Ich hoffe, dass Ihr anwesend sein werdet, wenn mein großer Tag kommt, an dem ich meiner Mutter auf den Thron Eterias nachfolge.“ „Hab ich etwa etwas verpasst, von dem ich wissen sollte, Shina Fay?“ „Ich bin die Königin Eterias.“ „Ich gratuliere. Als ich in Altamira an Land ging habe ich einen schweren Kreuzer bemerkt. Seit wann hast du eine Marine?“ „Seit 34 Jahren. Und genauso lange habe ich eine schlagkräftige Luftwaffe.“ „Du hast ja ganz schön aufgerüstet.“ „Es soll eine Warnung an andere Königreiche sein. Eteria wurde zu lang von seinen Nachbarn klein gehalten und ausgebeutet. Das kann ich leider nicht zulassen.“ Als nächstes kam Xena Gabrielle de la Croix. Nach einer innigen Begrüßung wünschte auch sie der Königin Eterias alles Gute. „Alles gute zum Geburtstag, Shina Fay.“ „Danke. Darf ich dir meine Tochter Naytiri vorstellen?“ „Freut mich sehr.“ „Die Freude ist ganz auf meiner Seite.“, antwortete die 319 Tochter der Königin. Der nächste Gast war Sir Benjamin Merryweather. Ganz Gentleman hauchte er einen Handkuss auf Shina Fays Hand. „Alles Gute zum Geburtstag, Shina Fay.“ „Ich danke dir. Ist schon ein bisschen her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.“ „Das war in dem Jahr, als du deine neunte Prüfung absolviert hast. Wer war damals noch mal dein Gegner?“ „Valkona, die Orkkriegerin.“ „Ich werd alt.“ „Bleibt halt nicht aus. Aber du merkst ja selbst, dass ich langsam selbst zur Kalkleiste werde. Ich habe dir meine Tochter Naytiri noch gar nicht vorgestellt.“ „Mylady.“ „Sir Benjamin.“ Jessy kam dazu. „Du hast mir und Cicero noch gar nicht gesagt, was Naytiri bedeutet. „Naytiri heißt in der Sprache der Menschen „Prinzessin des Mondes“. Weil Naytiri bei Vollmond auf die Welt kam.“ „Verstehe. Und wer ist diese gutaussehende Elfe dort?“, fragte Sir Benjamin und wies mit dem Kopf auf Liasanya. „Das ist Liasanya. Ihr Name bedeutet „Bezwingerin des Wolfes“. Du bist sehr interessiert an ihr.“ „Nur fasziniert.“ „Woher kommt Liasanya eigentlich? Aus Eteria?“, fragte Xena. „Nein, sie kommt aus Coluacan.“ Cicero hatte unterdessen Katja entdeckt, auf deren Schulter Hinoki saß. „Wer ist denn das, Shina Fay?“, fragte er. „Das ist Katja. Sie ist eine Drachenkriegerin. Der Mann neben ihr ist ihr Bruder Danilo.“ „Ich sehe schon, wir haben uns viel zu erzählen.“, sagte Sir Benjamin. Als es Abend wurde kam dann noch Königin Sabia von Sedenia. „Es ist eingetroffen: Königin Sabia von Sedenia.“, sagte der Haushofmeister. Shina Fay freute sich, ihre Freundin aus Sedenia wiederzusehen. Als die Königin von Sedenia den Thronsaal betrat, eilte Shina Fay auf sie zu und wäre beinahe gestürzt. Doch dann lagen sich die beiden Königinnen in den Armen und hielten einander ganz fest. „Alles gute zum Geburtstag, Shina Fay.“, sagte Sabia. „Danke, Sabia. Wie geht es deiner Mutter?“ „Soweit ganz gut. Sie vertritt mich, damit ich an deiner Feier teilnehmen kann. Ich soll dir ganz liebe Grüße ausrichten.“ „Danke. Sag ihr auch ganz liebe Grüße von mir. Aber jetzt komm. Ich will dich den anderen Gästen vorstellen.“ Nach Einbruch der Dunkelheit hatte es sich Shina Fay mit ihren Gästen auf der großen Terrasse über den Gärten bequem gemacht. „Sag mal, stimmen die Gerüchte, dass du an dem politischen Umsturz in Sedenia beteiligt warst?“, wollte Sir Brian de Bois Gilbert wissen. „Ja, das stimmt. Es war eine R39-Rakete von einem unserer Boomer, die einen Großteil des Roc-Ordens ausradiert hat.“ „Und was ist aus König Gerolf geworden?“ Diese Frage hatte Vicomte Gabriel de Marbray gestellt. „Ein 6,20 m langes Leistenkrokodil hat ihn ertränkt.“ „Verdient hat er es, wenn Ihr mich fragt.“, sagte Lady Stephanie. Sabia drehte ihr Weinglas zwischen ihren Fingern und blickte beschämt zu Boden. „Stimmt etwas nicht?“, fragte Shina Fay. 320 „Ich brauche deine Hilfe, Shina Fay.“ „Was ist passiert?“ „Es begann vor sechs Tagen. Ein Fischer ist spurlos verschwunden. Vor zwei Tagen hat man die Überreste seines Bootes entdeckt. Am Ufer der Bucht wurden Fußabdrücke gesichtet, die ins Landesinnere führten.“ „Von welchem Lebewesen stammen diese Spuren?“ „Unsere Fährtenleser sind den Spuren gefolgt und was sie gesehen haben, hat ihnen für einen kurzen Moment einen tüchtigen Schrecken eingejagt. Sie haben eine Kreatur mit einem riesigen Leib so hoch wie drei Häuser und vier Köpfen, jeder mit messerscharfen Zähnen bewaffnet gesehen. Einer der Soldaten hat dem Wesen zwei Köpfe abgeschlagen. Aber es sind gleich vier Stück nachgewachsen.“ „Das riecht mir sehr stark nach einer Hydra.“ „Wie sah sie aus?“ „Der Leib war zart rosa, doch die Köpfe waren orange.“ „Die Hydra des Chaos.“, sagte Comtesse Tania di Romano. „Und was ist mit den anderen beiden Köpfen passiert?“ „Die hat der Soldat auch abgeschlagen. Aber es sind wieder zwei nachgewachsen. Jetzt hat dieses Monster acht Köpfe.“ In diesem Moment erschien wieder die weiße Frau, das Orakel der Götter. „Shina Fay, die Götter haben beschlossen, dass die Hydra des Chaos der Gegner in deiner letzten Prüfung sein soll.“ „Ich werde mich der Herausforderung stellen. Sobald du wieder nach Hause fährst, komme ich mit.“ „Ich komme mit dir Mutter.“ „Naytiri. Im Kampf gegen Kingsor war deine Unterstützung hilfreich. Aber eine Hydra ist ein ganz anderes Kaliber. Ihre Köpfe haben eine große Reichweite und können schnell bewegt werden. Sie würde dich töten, bevor du soweit bist. Es fällt mir schwer, dass zu sagen, aber dieses Mal musst du hier bleiben und statt meiner Eteria regieren.“ „Mutter, bitte.“ Lady Jessica meldete sich zu Wort. „Was deine Mutter sagt, hat Hand und Fuß. Hydras können sich sehr schnell fortbewegen. Sei nicht dumm und hör auf deine Mutter. Eteria braucht eine handlungsfähige Regierung. Außerdem ist die Hydra des Chaos gegen „Die Stimme“ immun.“ „Also gut. Ich bleibe zu Hause.“, sagte Naytiri. Die Enttäuschung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „Deine Mutter braucht nicht alleine zu gehen. Ich werde sie begleiten.“, sagte eine Frauenstimme, die Shina Fay als die Stimme ihrer Cousine Aradil identifizierte. „Ich danke dir, dass du mitkommst.“, sagte Shina Fay. „Denkst du vielleicht, ich lass dich allein?“ „Pass auf Mutter auf, Aradil.“ „Da mach dir mal keinen Kopf. Aber meine spezielle Fähigkeit, sollte ausreichen, um die Hydra so stark zu schwächen, dass deine Mutter, am Ende keine nennenswerten Schwierigkeiten mehr hat.“ Am nächsten Morgen reisten Shina Fay und Aradil zusammen mit Sabia 321 auf dem Flaggschiff der eterianischen Marine, dem Schlachtschiff „Shina Fay“, nach Sedenia. In Saragossa, der wichtigsten Hafenstadt Sedenias legte das Schiff an. Von dort aus ging es weiter nach Escoriasa, Sedenias Hauptstadt. Im Palast trafen Shina Fay und Aradil dann Jekaterina, Sabias Mutter. „Willkommen in Sedenia, Shina Fay. Es ist lange her, seit du uns mit deinem Besuch beehrt hast. Und wen hast du mitgebracht?“ „Meine Cousine Aradil. Sie wird mir bei meiner Prüfung zur Seite stehen.“ „Eine Prüfung?“ „Du hast mich schon verstanden. Es ist meine letzte. Danach wird mir der Zauberbogen meines Vaters übergeben. Zumindest sollte es so sein.“ „Das erklär uns bitte mal genauer.“, sagte Sabia. „Das werde ich tun. Aber nicht jetzt. Ich muss die Hydra zur Strecke bringen. Danach werde ich euch gerne alles erzählen.“ „Das leuchtet ein.“ „Ich habe auch schon einen Plan, wie wir dieses Monster zur Strecke bringen. Gibt es einen Ort, der in einer Sackgasse endet?“ „Die Walbunga-Schlucht. Warum fragst du, Shina Fay?“, wollte Sabia wissen. „Ihr müsst sie dorthin locken, oder dorthin treiben. Mir egal, wie Ihr das macht. Aber die Hydra muss in diese Schlucht rein. Sowie sie dort ist, werden wir den Eingang durch einen Steinschlag versperren.“ „Gar nicht mal schlecht.“ Am nächsten Morgen wurde Shina Fays Plan umgesetzt. Sedenianische Soldaten hatten im Kessel am Ende der Schlucht mehrere frisch erlegte Wildschweine aufgeschichtet. Zusätzlich waren noch mehrere Treiber in Position gegangen um die Hydra des Chaos in die Schlucht zu treiben, sollte der Trick mit den Wildschweinen nicht funktionieren. Doch die Hydra tat Shina Fay den Gefallen und fiel auf den Wildschweinduft herein. Zielstrebig folgte das Ungeheuer der Duftspur bis es den Eingang zur Walbunga-Schlucht erreicht hatte. Doch dort wurde die Hydra des Chaos misstrauisch. Irgendetwas stimmte nicht. Doch schließlich siegte der Hunger über den Verstand und das Monster folgte der Duftspur in die Schlucht. Als die Hydra tief in der Schlucht war, wurde auf ein Zeichen Shina Fays der Eingang versperrt. Mit Hilfe einer Sprengladung wurde der Steinschlag ausgelöst, der den Eingang blockierte und so eine Flucht der Hydra unmöglich machte. Shina Fay und Aradil standen auf einem Hügel unweit der Schlucht, aber noch nah genug für die Königin Eterias, um ihren Bogen einsetzen zu können. Von weitem konnte Aradil die acht Köpfe der Hydra ausmachen. „Da kommt sie, Cousinchen. Bist du bereit?“ „Bereit, wenn du es bist.“ „Ich bin bereit.“ „Dann mal los. Wir müssen mindestens zwei Köpfe ausschalten, ohne dass gleich zwei neue nachwachsen.“ „Deshalb bin ich auch mitgekommen.“, sagte Aradil. Die Hydra näherte sich rasend schnell, denn sie hatte die beiden Elfen 322 gewittert. Als sie jedoch näher kam, bemerkte das Untier, dass die verlockende Beute außerhalb der Reichweite war. Einen Angriff versuchte die Hydra dennoch. Doch diese Attacke wurde ein voller Misserfolg. Denn statt der beiden Elfen erwischte das Monster nur blanken Felsen. Die Hydra stieß einen lauten, markerschütternden Schrei aus, der durch ihre acht Köpfe noch zusätzlich verstärkt wurde. In der Zwischenzeit hatten sich Aradils Augen von grün auf eisblau umgewandelt. Als sie auf den ersten der beiden mittleren Köpfe sah, begann dieser sich blau zu verfärben, bis er in seiner Bewegung erstarrte. Shina Fay zog einen Pfeil aus dem Köcher und schoss ihn auf den zu Eis gefrorenen Kopf der Hydra ab. Dieser zersplitterte in tausend Stücke, als der Pfeil sein Ziel traf. Der Stumpf blieb jedoch gefroren, sodass kein neuer Kopf nachwachsen konnte. Dann sah Aradil auf den zweiten Kopf in der Mitte. Auch dieser fing an sich blau zu verfärben, bis er in seiner Bewegung erstarrte. Wieder schoss Shina Fay einen Pfeil auf den gefrorenen Kopf und auch dieser zersplitterte. Die Hydra hatte zwei Köpfe verloren und war nun nicht mehr in der Lage, diese nachwachsen zu lassen. Dadurch wurde sie geschwächt. „Ich ziehe lieber noch zwei Hydraköpfe aus dem Verkehr. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.“, sagte Aradil. „Meinetwegen. Aber übernimm dich nicht. Ich will dich lebend nach Eteria zurückbringen, und nicht als Leiche.“ Aradil nahm sich nun den Kopf links außen vor. Und wie Recht ihre Cousine mit ihrer Warnung hatte, spürte sie, nachdem sie den dritten Kopf der Hydra zu Eis hatte erstarren lassen. Shina Fay hatte gerade den Pfeil abgeschossen, als sie sah, wie Aradil zu schwanken begann. Rasch eilte sie an die Seite ihrer Cousine und stützte sie. „Ich hab dich noch gewarnt, Aradil.“ „Ja, ich weiß. Töte die Hydra.“, sagte Aradil, ehe sie das Bewusstsein verlor. Shina Fay legte einen Pfeil in den Bogen und zielte auf das Herz der Hydra. Der Schuss traf genau ins Schwarze. Ein letzter Schrei, ehe die Hydra des Chaos auf den Boden stürzte und dort ihren letzten Atemzug tat. Nachdem Shina Fay ihre letzte Prüfung bestanden hatte, zogen am Himmel dunkle Wolken auf und hüllten alles in Dunkelheit. Aus dieser Wolkendecke brach ein Sonnenstrahl und eine Shina Fay wohlbekannte Stimme erklang. „Du hast die zwölf Prüfungen bestanden, die man dir aufgetragen hat. Nimm nun aus meiner Hand den Zauberbogen, der einst deinem Vater gehörte.“ Dann stand Netanya vor ihr. „Netanya. Ich bin so froh, dich zu sehen. Wie schade, dass ich die schönsten Momente meines Lebens nicht mit dir teilen konnte.“ „Ich habe aber alles gesehen. Hier ist „Traumfänger“, deines Vaters Bogen. Jetzt soll er dir gehören. So wie es Ators letzter Wille war.“323 Netanya überreichte Shina Fay den Bogen und nahm die Königin Eterias noch einmal in die Arme. „Ich bin sehr stolz auf dich, Shina Fay.“ „Ich weiß. Ich vermisse dich so sehr. Es gibt Momente, da wünsche ich mir, dass du noch unter uns weilst.“ „Ich weiß. Aber meine Zeit war abgelaufen. Ich werde immer über dich und deine Tochter wachen.“ „Versprochen?“ „Versprochen. Sei eine gute Königin. Das musst du mir versprechen.“, sagte Netanya. „Ich verspreche es.“ Zurück in Escoriasa wurde Shina Fay von Sabia und ihrer Mutter sehnsüchtig erwartet. Beim Abendessen fragte Sabia: „Wolltest du uns nicht erzählen, was es mit den Prüfungen auf sich hat?“ „Nur zu gern. Seit meinem 25. Lebensjahr musste ich 12 Prüfungen bestehen, um den Zauberbogen meines Vaters zu bekommen. Mein Halbruder Leto hat mir das Ganze eingebrockt.“ „Sehr freundlich von ihm. Achtung Sarkasmus.“ „Mit Gnorm dem Berserker hat es angefangen.“ „Und wer war Nummer zwei?“ „Tyrion der Echsenkrieger. Er hat auch Kaitlyn vergewaltigt.“ „Was für ein mieser Drecksack.“, sagte Jekaterina. „Er hat bekommen, was er verdiente. Meinem Dolch war er nicht gewachsen.“ „Wer war eigentlich dein dritter Gegner?“ „Nekane, die Assassine der Blutelfen. Danach kam Sorais die Voodoo-Priesterin. Und nach ihr hatte ich es mit dem König der Nachtelfen, Duras zu tun.“ „Und wem hast du in Prüfung sechs das Licht ausgeknipst?“ „Eigentlich sollte ich gegen Lestrade den Vampir antreten. Doch dann kam alles anders. Heute sind die Vampire mit den Elfen Eterias verbündet.“ „Und das ist gut so. Du hast weise entschieden, als du den Frieden mit den Vampiren ausgehandelt hast.“ Nach drei Tagen, die Shina Fay und Aradil noch in Sedenia blieben, war es dann doch an der Zeit nach Hause zurückzukehren. Es war früher Morgen und wie schon nach Shina Fays Staatsbesuch in Erimanteles herrschte wieder Nebel. Es war ein gespenstischer Anblick, als das Flaggschiff der eterianischen Marine aus der Nebelbank auftauchte. Zuerst der Bug, dann die beiden vorderen Zwillingstürme mit ihren gefürchteten 38-cm-Geschützen. In Eterias Hauptstadt Endor wurde dann gleich eine große Feier veranstaltet, um die Rückkehr von Shina Fay zu feiern. Naytiri stand auf der großen Treppe des Palastes und wartete auf ihre Mutter. Als die Prinzessin Shina Fay entdeckte, eilte sie die Stufen hinab und rannte auf ihre Mutter zu und warf sich in ihre Arme. „Du bist wieder zu Hause.“, sagte sie. „Ja. Und diesen Bogen kann mir nun keiner mehr wegnehmen. Eines Tages wird er dir gehören, wenn ich nicht mehr bin.“ „Mutter, so etwas darfst du nicht sagen.“ „So ist nun mal der Lauf der Dinge. Niemand lebt ewig Naytiri. Auch meine Zeit wird eines Tages kommen. Genau wie die deine.“ 324 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)