Trust is Weakness von RainWitch (One-Shot Sammlung) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 - My Miracle --------------------------------- „Genau, ein und wieder ausatmen, gut so Finya!“ Diese sah ihren Bruder vor sich an und versuchte sich auf seine Stimme zu konzentrieren. Sie war bei ihm zu Besuch gewesen, bis sie plötzlich Schmerzen bekommen hatte und Thomas sie ins Krankenhaus gebracht hatte. Ihr war klar gewesen, dass die Wehen jederzeit hätten kommen können, dennoch hatte es sie nicht davon abgehalten ihren Bruder und dessen Familie zu besuchen. Das hatte sie nun davon. Wobei es vielleicht auch Glück war, denn hier hatte sie Thomas bei sich, der bei ihr stand und ihre Hand hielt. Zuhause wäre sie ganz alleine gewesen, niemand der ihr die Hand hielt und versuchte zu beruhigen, in Orlando wäre sie auf sich allein gestellt gewesen. Nach kurzer Zeit wurden die Schmerzen mehr und die jüngere drückte ihren Kopf auf ihr Kissen, drückte fest an der Hand ihres älteren Bruders. Ihr Gesicht drehte sich zu seinem und sie schluckte schwer, ehe sie zu sprechen anfing. „Wie hat Laurel das bloß durchgestanden?“ Eigentlich hatte sie vor, sarkastisch zu Grinsen, doch die Schmerzen machten ihr da einen Strich durch die Rechnung. Im Gegenteil, es war sogar schon so weit, dass sie mit den Tränen zu kämpfen hatte. Thomas strich ihr vorsichtig über das Gesicht, um die wenigen Tränen, welche es geschafft hatten auszutreten, weg zu wischen. Er wollte auf sie einreden, allerdings war sie kein Kind mehr und als er es bei der Geburt seines zweiten Sohnes bei seiner Frau versucht hatte, wäre sie ihm wohl am liebsten an die Gurgel gegangen. Aber irgendwas musste er doch tun. Nur was? Doch mehr als für sie da sein und ihre Hand halten war wohl nicht. Allerdings schien seine Berührung sie zu beruhigen, weshalb er nun lächelte und es doch versuchte. „Hey..“ Er fuhr ihr durch ihre Haare, welche schon leicht angefeuchtet von ihrem Schweiß waren. „Es dauert bestimmt nicht mehr lange, dann kannst du dein Kind im Arm halten.“ Er redete vorsichtig mit ihr, hatte er doch Angst das sie nicht mit ihm reden wollte und einfach nicht antwortete. Seine Schwester allerdings wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Eigentlich wusste er doch, dass sie ihr Kind abgeben wollte, weshalb sie nicht einmal wusste, ob es ein Mädchen oder ein Junge wurde. Sie meinte es nicht böse, eigentlich meinte sie es doch gut. Der Vater des Kindes hatte sie verlassen, war im Gefängnis. Und sie bezweifelte sehr, dass sie es alleine schaffte, war sich nicht einmal sicher, ob sie in der Lage das Kind lieben zu können. Klar sie wusste, dass sie auf die Hilfe ihres Bruders und ihrer beiden Cousins, welche vor dem Kreißsaal warteten, bauen konnte aber dennoch. Mit dem nächsten Schmerz verkrampfte sie sich wieder. Sie begann auch zu sprechen, was genau wusste sie selber nicht. Es war so, als wären es die Schmerzen, die diese Worte aus ihr raus zwangen. Aber es schien nichts Gutes zu sein, denn im nächsten Moment redete Thomas ruhig aber dennoch ernst mit ihr. „Finya, hör mir zu. Ich weiß, du hast gerade unbeschreibliche Schmerzen. Wie sehr es weh tut, kann ich mir bloß vorstellen. Aber glaub mir, sobald dein Kind auf der Welt ist und du es in deinem Arm hältst, dann weißt du das sich alles gelohnt hat.“ Die Dunkelhaarige sah ihren älteren Bruder an und wusste innerlich, dass er die Wahrheit sagte. Zwei Stunden später lag die junge Mutter in ihrem Krankenzimmer und war froh, dass endlich alles vorbei war. Thomas hatte sie alleine gelassen, um mit Dean und Johnny zu sprechen, seine Frau anzurufen und auch, damit Finya sich an ihre Situation gewöhnen konnte. Neben ihr stand das Bett mit ihrem Baby, ihren Sohn, welcher friedlich vor sich hin schlief. Ihr Blick lag auf ihm und die Worte ihres Bruders schwirrten in ihrem Kopf. Er hatte, das wusste sie, doch konnte sie ihrem Sohn auch alles bieten? Sie war sich absolut nicht sicher. Der Schrei ihres Sohnes holte sie in die Realität zurück. Ohne groß zu überlegen, stand sie auf und nahm den kleinen Menschen hoch. Er war wirklich süß! Und er sah seinem Vater sehr ähnlich. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen und sie setzte sich auf ihren Bett. „Ganz ruhig, Charlie, Mummy ist hier.“ Ganz sanft schaukelte sie ihn in ihren Armen und summte ganz leise, so wie sie es noch von ihrer Mutter kannte. Nur wenige Minuten später klopfte es und ihr Bruder trat hinein mit ihren Cousins. Beide gratulierten ihr und sahen ihr dabei zu. Besonders Thomas war ganz stolz. „Ich schätze mal, so schnell willst du ihn doch nicht mehr hergeben, nicht wahr?“, mutmaßte er und mit einem breiten Lächeln schüttelte sie ihren Kopf. Nein, er würde bei ihr bleiben auch wenn es mal schwer werden würde. „Hast du dir denn schon einen Namen überlegt?“ Sie musste nicht lange überlegen. „Charlie.“ Sie sah zu ihrem Bruder. „Er soll wie sein Vater heißen. Charles Adel. Er sieht ihm sehr ähnlich und da er ihn wahrscheinlich niemals kennen lernen wird, soll er wenigstens seinen Namen tragen.“ Er nickte darauf nur. „Du hattest recht.“ Verwundert sah er in das lächelnde Gesicht seiner Schwester. „Bitte?“ – „Na was Charlie angeht.“ Ihr Blick wanderte wieder zu ihrem Sohn, ehe sie weiter redete. „Ich musste ihn in den Arm nehmen und alle Sorgen waren wie weg geblasen.“ Nun lächelte er wieder. Es freute ihn, wenn er helfen konnte. Und er würde den beiden Menschen auf dem Bett jederzeit helfen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)