Second Chance von Turiana ================================================================================ Prolog: -------- Prolog Als er zu sich kam, lag er auf etwas Weichem. Ihm war angenehm warm und er fühlte sich seltsam ausgeruht. Er brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, was passiert war. Das letzte, an das er sich erinnern konnte, war sein Abschied von Sasuke. Er war ein zweites Mal gestorben. Aber wieso lebte er dann? Hatte sein kleiner Bruder ihn wieder zurückgeholt? Itachi setzte sich schnell auf und blickte sich um in der Hoffnung, heraus zu finden, wo er war. Denn tot war er nicht. Der Tod war wie ein Schlaf, und der war schon einmal unterbrochen worden durch Edo Tensei. Eigentlich hatte Itachi nur noch seinen Frieden gewollt. Und das Sasuke überlebte und Konoha in einem Krieg unterstützte, an dessen Entstehung beide Brüder nicht ganz unbeteiligt waren. Das Herz des Uchiha pochte schmerzhaft gegen seine Brust und er musste schwer schlucken, als er seine Umgebung erkannte. Irgendwas lief hier ganz falsch. Das konnte nur ein schlechter Scherz sein! Das Zimmer, in dem sich Itachi befand, war kühl und abweisend. Außer Bett, Nachttisch und Kleiderschrank befanden sich nur noch ein Schreibtisch mit Stuhl und eine Kommode in dem kühlen Raum, der Itachi die Luft zum Atmen raubte. Das einzige wirklich Persönliche, das einen nicht frösteln ließ, waren Bilder, die an einer Wand hingen. Lose Papiere, nicht einmal eingerahmt. Kinderbilder. In der Hoffnung, sich doch zu irren, in einem Jutsu gefangen zu sein, kämpfte er sich aus dem Bett und musste feststellen, dass er sich schon sehr lange nicht mehr so gesund gefühlt hatte. Kurz nach seiner letzten Mission in Konoha war er krank geworden, wahrscheinlich eine Folge der immensen Stressbelastung durch die Mission, die ihm seine Familie und sein ganzes Leben genommen hatte. Er hatte Fieber bekommen und schlimmen Husten, hatte fast eine Woche krank in einem leerstehenden Haus gelegen ohne Schlafplatz oder eine wärmende Decke. Irgendwann war er wieder in der Lage gewesen, zu kämpfen und zu trainieren. Den Husten war er nie mehr los geworden, und in den letzten Monaten vor seinem Kampf mit seinem jüngeren Bruder Sasuke hatte er Anfälle bekommen, die ihn tagelang ans Bett fesselten. Er hatte sich auf seinen Tod gefreut, weil Sasuke ihn nicht nur von der Schande befreite, die eigene Familie ermordet zu haben, sondern auch von der Krankheit und einem sehr schmerzhaften Tod. Schmerzhafter als es ein Kampf und der Tod durch Sasukes Hand je sein konnten. Im Edo Tensei hatte er sich nicht einmal lebendig gefühlt. Er war tot, nur eine Leiche, aber seine Gefühle waren erhalten geblieben. Es hatte ihn sehr verletzt, sehen zu müssen, was aus seinem kleinen unschuldigen Bruder geworden war, weit mehr als ihn die Krankheit je hätte quälen können. Aber jetzt saß er an der Bettkante und spürte mit jedem Atemzug, in jeder Sekunde, dass er gesund war. Und dass das kein Edo Tensei war, das ihn in diese seltsame Situation zwang. Dennoch brachte er es nicht über sich, seinen Körper anzuschauen. Er hatte Angst davor, sich selbst anzusehen, solange er in diesem Raum war. Alles war so schrecklich vertraut! Er wusste genau, welche die älteste und welche die jüngste der Zeichnungen war, die an der Wand hingen. Er wusste genau, wo die Unterlagen aus der Akademie lagen und wo die Schriftrollen mit neuen Techniken. Wo die Berichte über Missionen lagen, die er ausgeführt hatte. Er war in seinem eigenen Zimmer. Wie war er nur nach Konoha gekommen? Itachi stöhnte, presste sich die Hand an die Stirn und versuchte, dieser Verwirrung Herr zu werden, aber wie sollte er das schaffen? Er wusste nicht, wie er hergekommen war. Nicht, wieso er lebte. Und schon gar nicht, wieso alles genauso aussah wie vor seiner Flucht vor so vielen Jahren. Ein Klopfen riss ihn aus seiner aufsteigenden Panik –wann hatte er das letzte Mal Angst gehabt, ohne dabei Angst um seinen Bruder zu haben?-, und plötzlich wurde seine Zimmertür aufgeschoben. Aus reinem Reflex aktivierte sich sein Sharingan. Es war nicht das Mangekyo-Sharingan, stellte er entsetzt fest. Und sein Entsetzen wurde zu blanker Übelkeit, als er in schwarze Kinderaugen blickte. Das konnte nicht sein! Itachi schluckte schwer und ihm wurde schwindelig. Schwarze Flecken tanzten wie Amaterasu vor seinen Augen, und er konnte sich nicht bewegen. „Itachi?“, hörte er eine ehrlich besorgte Kinderstimme fragen, die ihn ernsthaft an seinem Verstand zweifeln ließ. Das alles, diese ganze Situation, war so absurd, einfach unmöglich! Es konnte nicht sein. Nie im Leben. Die warmen Kinderhände straften seinen Gedanken Lügen. Eine panische Stimme rief etwas, die Kinderhände versuchten, ihn irgendwie ins Bett zu bringen. Itachi war doch erwachsen! Er war erwachsen und seine Einbildung doch längst kein Kind mehr! Warm, zart, klein. Unschuldig. Das waren diese Hände, die ihn irgendwie ins Liegen bugsierten. Unschuldig wie der, dessen Hände es waren. Sasuke. Kapitel 1: ----------- Als Itachi das nächste Mal wieder zu sich kam, war ihm sofort bewusst, wo er sich befand. Es roch so vertraut um ihn herum und zum ersten Mal seit dieser verrückten… seit seinem Tod konnte er sie wahrnehmen. Es mussten sich viele Menschen in seiner Nähe befinden, und alle ihre Chakren kamen ihm bekannt vor. Wegen der letzten Illusion, in der er seinen kleinen Bruder als Kind gesehen hatte, ging er davon aus, dass er in dieser Illusion noch immer in Konoha war. Dass er sich noch immer irgendwo aufhielt, eingesperrt und aus dem Tod gerissen von jemandem, der sich einen wirklich schlechten Scherz mit ihm erlaubte. Der ihn Chakren von Menschen spüren ließ, die er eigenhändig und mit blutendem Herzen umgebracht hatte. Seine Mutter stand plötzlich im Raum. Itachi sah sie eine Weile nur an, wusste nicht recht, was er von alledem halten sollte. Er hatte sie umgebracht und sie stand vor ihm, als sei nie etwas gewesen- außer, dass er sich in ihren Augen sehr seltsam verhalten haben musste. Ob er Sasuke –wenn es sein echter Bruder wäre- Angst gemacht hätte? Eine Illusion konnte sich nicht fürchten, aber der echte Sasuke hätte bestimmt Angst bekommen. „Itachi, ist alles in Ordnung mit dir?“, erklang die ruhige, warme Stimme Mikotos, bevor sie sich an seine Bettkante setzte. Ihre weiche, warme Hand legte sich auf seine Stirn. „Ja“, antwortete er schnell und setzte sich auf. „Entschuldige, ich war nur sehr erschöpft.“ „Es war auch deine erste Mission als Anbu. Ich glaube immer noch, dass dir die Beförderung nicht gut tut. Du bist erst 13.“ Die Stimme seiner Mutter klang ehrlich besorgt. Ihr Sohn nickte nur und war erleichtert, als sie ging. Er wusste nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Seine Bemühungen, diese Illusion zu durchbrechen, waren allesamt gescheitert. Es war, als befände er sich in der Wirklichkeit. Einer sehr bizarren Wirklichkeit. Bei seiner ersten Mission als Anbu war Sasuke erst acht gewesen. Ein halbes Jahr später war Itachi schon auf der Flucht und integrierte sich bei Akatsuki, um so das Dorf und vor allem Sasuke trotzdem irgendwie schützen zu können. Mit acht Jahren hatte Sasuke zwar schon gewusst, wie ihr Bluterbe aussah, aber er hatte es nur selten bei seinem Bruder gesehen. Bevor Itachi gewusst hatte, was auf ihn und Sasuke zukommen würde, wollte er diesem sein Sharingan erst zeigen, wenn er ihm den Umgang damit beibrachte. Als Itachi es dann gewusst hatte, wollte sich der ältere der beiden diesen Anblick für Sasuke aufheben- für den Tag, an dem er sein Leben hatte zerstören und die Leben vieler anderer Menschen beenden müssen. Um bedrohlicher zu wirken. Um der Angst und dem Hass freien Lauf zu lassen durch ein Sharingan, das besser war als die, die Sasuke gekannt hatte. Als Itachi von Verwandten verhaftet werden sollte, die ihn zu Shisuis Freitot befragen wollten, hatte der ältere der Brüder nicht mehr darauf geachtet, dass Sasuke dabei war. Sonst hätte er sich besser beherrscht, damit Sasuke nicht glaubte, sein Bruder habe Shisui getötet. Itachis bester Freund und Cousin hatte Selbstmord begangen, und Itachi hatte hilflos zugesehen. Allein bei der Erinnerung daran wurde ihm übel. Sasuke blickte verunsichert auf sein Essen, als Itachi sich schwerfällig neben ihm niederließ. Ihre Eltern saßen ihnen gegenüber und Mikoto lächelte. Sogar Fugaku wirkte zufrieden, mit seiner Familie essen zu können. Itachi wusste, was Sasuke so verunsicherte- seine Augen. Und er selbst, der große starke Bruder, fühlte sich unsagbar unwohl, auch wenn er es nicht zugab. Er fürchtete, sich selbst in dieser Illusion zu verlieren, die einfach eine sein musste. Ob Sasuke dafür verantwortlich war? Er hatte sich so sehr gewünscht, dass Itachi bei ihm blieb, das wusste dieser. Und er war sehr stark geworden, was den älteren Bruder aber auch stolz machte. Unheimlich stolz. Wie gerne wäre er bei ihm geblieben, hätte selbst auf seinen kleinen wunderbaren Bruder geachtet! Wäre er nun kein Uchiha, hätte er wohl die Stirn gerunzelt. Sein kleiner Bruder… Sollte er wirklich an seiner Situation beteiligt sein, war das Verhalten des jüngeren Sasukes besser einsehbar. Berechenbar. Vielleicht hatte er sich Sorgen gemacht, weil er nicht wusste, ob sein Jutsu geglückt war. Vielleicht war er nun so verunsichert, weil er mit seiner eigentlich toten Familie zusammen war und sich zumindest ihre Eltern nicht daran erinnerten, dass sie eigentlich tot waren. Aber wenn jemand anderes daran schuld war, dass Itachi in seiner Vergangenheit festsaß, dann hatte Sasuke zu diesem Zeitpunkt sein Sharingan nur wenige Male gesehen. In diesem Fall war er nun sicher ziemlich verunsichert wegen ihrem Bluterbe und Itachis merkwürdigem Benehmen. Aber Sasuke war dann ohnehin nur eine Illusion. Trotzdem konnte Itachi nicht anders, als seinen kleinen Bruder anzustubsen und zu fragen, ob er nicht nach dem Frühstück mit ihm trainieren wollte. Der Junge lächelte schüchtern, aber Itachi wusste, wie sehr sich Sasuke freute, obwohl er wohl nicht wusste, wie er Itachi einzuschätzen hatte. Itachi fiel auf dem Weg zum Trainingsplatz und auch später auf dem Trainingsplatz selbst auf, wie gelungen diese Illusion war. Obwohl er es von Sasuke unbemerkt versuchte, wurde die Illusion nicht angekratzt. Es wirkte, als sei es die Realität und keine abstrakte Kunst. Ob doch Sasuke dahinter steckte? Aber würde der kleine Bruder ihn dann nicht darüber aufklären wollen, nun, wo er ihm erklärte, wie er sein Chakra schmiedete, weil Sasuke das in der Akademie gerade lernte? Sein kleiner Bruder tat es jedoch nicht. Er versuchte, die Fingerzeichen zu schließen, während Itachi ihm dabei genau zusah und ihn bei Fehlern korrigierte. Wie früher strahlte Sasuke, als er mit seinem Chakra ein kleines Blatt zerknittern konnte und es sich dunkel verfärbte. Brüderlich legte Itachi ihm den Arm auf die Schultern. „Wunderbar, du hast das Feuer-Element“, grinste er, wie er es nur bei Sasuke tat. Nur, wenn die Brüder alleine waren. Es fühlte sich so ungewohnt an, dass er kaum mitbekam, wie Sasuke ihn fragte, woher er das wisse. „Na, das Blatt ist dunkler, und wenn du genau hinschaust, sieht es angebrannt aus“, erklärte Itachi und kam nicht umhin zu bemerken, dass er diese Illusion mochte, auch wenn er sich nicht erklären konnte, wie er hineingeraten war. „Aber es ist zerknittert. Habe ich dann nicht das Erd-Element?“, erklang Sasukes besorgte Frage. Alle Uchiha trugen das Feuer-Element in sich, und Sasuke machte sich viel zu viele Sorgen, nicht gut genug zu sein. Sanft strich der ältere ihm durchs Haar, hockte sich vor ihn, damit er mit dem Kind auf einer Augenhöhe war. Sanft lächelte er. „Das war dein zweites Element. Du hast auch den Donner. Das Erd-Element sieht etwas anders aus, aber das kann ich dir Zuhause ja zeigen.“ Staunend blickten ihn die unglaublich schwarzen Kinderaugen an, die so glücklich leuchteten, wie sie es immer sollten. Itachi hasste sich selbst, weil er diesen falschen Sasuke liebte. So sehr wie den echten wahrscheinlich. Genauso wie seine falschen Eltern. Vielleicht sollte er es einfach genießen, in dieser seltsamen Welt gefangen zu sein, statt sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wer dazu in der Lage sein könnte, eine solche Illusion derart glaubhaft zu gestalten und auf einen Toten wirken zu lassen. Ihn sich lebendig fühlen zu lassen. Es konnte kein normales Genjutsu sein. Das war völlig unmöglich. Itachi kannte niemanden, der dazu in der Lage waren. Kakashi oder einem Hyuga traute er es nicht zu, Obito und Sasuke beherrschten eine solche Technik nicht. Zumindest nicht in seiner Erinnerung. Vielleicht hatte Sasuke sich ja eine solche Kunst angeeignet? Itachi befand nun schon seit einigen Tagen in seiner Vergangenheit und hatte sich eingelebt. Er hatte im Kalender in seinem Zimmer eine Urlaubsbemerkung über zwei Wochen gesehen und war froh darüber. Er würde sich erst wieder eingewöhnen müssen. Auch Shisui lebte in dieser Illusion. Itachi war ihm begegnet, als er Sasuke von der Akademie abholen wollte, und die beiden waren ein paar Stunden später zusammen trainieren. Nun saßen die beiden Cousins im kühlen Gras auf dem Trainingsplatz und entspannten sich. Itachi spürte in sich das Bedürfnis aufsteigen, mit seinem besten Freund über seine derzeitige Lage zu reden. Vielleicht wusste Shisui, ob es jemanden gab, der zu einer solchen Illusion in der Lage war. Oder er konnte Itachi beruhigen und ihm helfen, diese Erinnerungen als einen Traum abzutun. Vielleicht waren sie ja nicht mehr als das. „Shisui?“ Ein Brummen. „Kennst du jemanden, der Verstorbene in ein Genjutsu ziehen kann?“ Verwirrt starrte Shisui ihn an, als sei er verrückt. „Wie kommst denn darauf?“ Itachi saß im Schneidersitz da, lehnte mit dem Rücken an einen Baumstumpf. Er wusste nicht, wie er sich ausdrücken sollte. „Das könnte doch nicht einmal ein Uchiha, Itachi“, grinste Shisui, sah ihn aber weiterhin verwirrt an. Der Anbu seufzte, was er eigentlich nie tat und ihm einen aufrichtig besorgten Blick einbrachte. „Es muss aber einen Weg geben, Verstorbene in ein Genjutsu zu ziehen. Und wenn jemand das mit einem Toten schafft, kann er es sicher auch mit einem ganzen Dorf Verstorbener machen, oder?“ „Und was würde es demjenigen bringen?“ Shisui starrte ihn nun offen an, als sei er wahnsinnig. Itachi würde ihm alles erzählen müssen. Vielleicht gab es ja noch eine andere Lösung. „Ich erinnere mich daran, wie ich bei deinem Freitod dabei war und du mir dein verbliebenes Auge gegeben hast. Wie ich alle umgebracht habe und Sasuke dazu brachte, mich zu töten. Wie ich wiedererweckt wurde, um in einem Krieg zu kämpfen, mich mit jemandem gegen einen Befehl gewehrt und den Verursacher für meine Wiedererweckung in Izanami gezogen habe. Wie ich mich von Sasuke verabschiedete. Und dann bin ich hier aufgewacht und habe Sasuke mit Sharingan angesehen, weil mich das alles hier verwirrt hat. Irgendwer erlaubt sich hier einen riesigen Spaß mit mir- vielleicht sogar mit dem gesamten Clan.“ Itachi sprach leise und war dabei so ruhig, dass es Shisui schwerfiel, ihm nicht zu glauben. Er ahnte, dass Itachi nicht ganz wusste, was er davon halten sollte, mit einem eigentlich verstorbenen Freund zu reden. Sorgsam wählte er deshalb seine Worte. „Und wenn das, was du für wirklich gehalten hast, die Illusion war?“ Sein bester Freund schüttelte den Kopf. „Nein, das ist keine Illusion. Das glaube ich nicht. Wer könnte mir so viele Jahre vorgaukeln?“ Nun leicht verunsichert wog Shisui seinen Kopf hin wie her. „Das müssen wir herausfinden. Was ist eigentlich aus Sasuke geworden, wenn du ihn am Leben gelassen hast?“ Betreten senkte Itachi den Kopf. „Er hat nach meinem Tod herausgefunden, dass ich ihn immer beschützen wollte, und dann Rache an Konoha üben wollen. Er ist ein Abtrünniger geworden und hat sich Konohas Feind angeschlossen. Ich weiß nicht, was er dann getan hat.“ „Du bist sein Bruder und Vorbild. Das war absehbar“, murrte Shisui. „Ich hätte ihm alles erzählen sollen“, meint Itachi leise. „Er war zwar ein Kind, aber er hätte unseren Clan sicher ändern können, auch schon, als er noch zur Akademie ging. Ich habe ihn nie ernst genommen. Das hätte ich tun müssen. Jetzt ist es zu spät dafür.“ Shisui schüttelte den Kopf. „Aber Itachi, du kannst doch jetzt mit ihm reden.“ „Er ist noch ein Kind“, kam es vorwurfsvoll von dem Anbu. „Und eben hast du gesagt, du hättest ihn besser auch schon als Kind einweihen sollen“, entgegnete Shisui sofort. „Sasuke ist jetzt hier in Konoha und lernt wohl gerade für die Akademie. Und ich habe meinen Selbstmord noch nicht geplant. Du hast jetzt die einmalige Gelegenheit, diesen Aufstand mit Sasukes Hilfe noch im Keim zu ersticken!“ Itachi schwieg, biss sich auf die Unterlippe. Shisui hatte recht. Aber alles in ihm sträubte sich, seinem unschuldigen Bruder davon zu erzählen. Wie sollte er ihm erklären, wieso er ihm davon erzählte? „Er wird mich für verrückt halten.“ Shisui lachte. „Er ist dein Bruder. Du wirst immer sein Vorbild sein- auch wenn du verrückt bist.“ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Sasuke schaute ihn überrascht an, als Itachi am Baum vor der Akademie lehnte. Es war Mittag gewesen, als sich der Anbu auf den Weg gemacht hatte, und er hatte nicht vor, direkt mit Sasuke nach Hause zu gehen. Ihre Eltern wussten Bescheid –Itachi hatte ihnen gegenüber behauptet, mit Sasuke trainieren zu wollen-, und so hatte Itachi Geld dabei, um mit Sasuke etwas essen und danach mit ihm zum See gehen zu können. Es war eine Überraschung, eine fixe Idee, die Itachi hatte, seit er mit Shisui gesprochen hatte. Dieser hatte ihm zum Abschied gesagt, dass er eigentlich sehr an Augen und Leben hing und deshalb hoffe, dass die Brüder den Putsch ohne irgendwelche Opfer unterbanden. Itachi hoffte, dass Sasuke ihn für das, was er ihm nun zumutete, nicht irgendwann hasste. Das könnte er nicht noch einmal ertragen, zu sehr liebte er seinen jüngeren Bruder. Hätte Shisui ihn nicht auf diese Idee gebracht, Sasuke würde nie etwas vom Putschversuch erfahren. Zumindest nicht von Itachi. Aber sein Cousin und bester Freund hatte recht: Er hatte es sich selbst vorgeworfen, Sasuke unterschätzt zu haben. Dass er ihm alles hätte erzählen sollen. Und nun lief sein kleiner Bruder mit strahlenden Augen zu ihm, weil er sich freute, dass sein großer Bruder ihn von der Schule abholte. Ob seine Augen ihn nachher nur noch voller Wut anfunkeln würden? Oder würde Sasuke glauben, sein älterer Bruder wollte ihm einen Streich spielen, ihn ärgern? Als er in das Gesicht des achtjährigen Schülers blickte, der schlitternd vor ihm zum Stehen kam, war ihm, als sehe er den älteren Sasuke an, der nicht verstehen konnte, wieso Itachi so an Konoha hing. „Itachi! Was machst du hier?“, fragte der achtjährige Sasuke ihn. Lächelnd stubste Itachi mit Zeige- und Mittelfinger gegen die Stirn des Kindes, das sofort schmollend das Gesicht verzog. „Ich wollte dich abholen, mit dir etwas Essen und dann zum See gehen.“ „Cool!“ Sasuke strahlte sorglos, packte Itachis Hand und wollte schon vorausstürmen, ihn mit sich ziehen, was den älteren Bruder zum Lachen brachte. Er hatte ganz vergessen, wie lebendig Sasuke früher immer gewesen war. Erst jetzt zeigte sich der Junge wieder so, wie er es Itachis Meinung nach immer sein sollte: Glücklich. Itachi hoffte, ihm dieses Glück nicht zerstören zu müssen. Und selbst wenn- diesmal würde sein Bruder nicht unwissend sein und Itachi würde ihn auch nicht mehr alleine lassen. Er würde schon einen Weg finden, mit Sasuke in Konoha bleiben zu können und ohne Obitos Zutun den Putsch zu verhindern. Er wusste nur noch nicht, wie. Die Brüder saßen auf dem Steg am See und ließen ihre Beine ins Wasser baumeln. Während Itachis Beine knöcheltief im Wasser versanken musste Sasuke seine Beine ausstrecken, um auch nur mit den Zehen die Wasseroberfläche berühren zu können. „Irgendwann bin ich mal größer als du“, grinste Sasuke, was Itachi lächeln ließ. Er erinnerte sich, dass Sasuke bei seinem Tod noch immer kleiner gewesen war als er. Aber da war Sasuke auch erst 16 Jahre alt gewesen, vielleicht würde er wirklich einmal größer als er sein. Zärtlich strich er dem Jungen durchs Haar und genoss es, so mit ihm am See in der Sonne zu sitzen, während Sasuke ein Eis aß, dass er sich von Itachi erbettelt hatte. Eigentlich war alles perfekt, aber sobald Itachi an den Grund ihres kleinen Ausflugs dachte, wurde ihm ganz kalt ums Herz. Er wollte nicht, dass Sasuke unglücklich wurde oder ihn hasste. Er liebte diesen kleinen Jungen, der seine Aufmerksamkeit genoss und nicht wusste, dass ihre Eltern etwas Verbotenes planten. Aber genauso hatte er damals gehandelt- Sasuke in Unwissenheit gelassen und dafür so sehr verletzt. Itachi wusste nicht einmal, ob Sasuke den Krieg überlebt hatte, und das bereitete ihm große Sorgen. Er hatte immer alles für Sasuke gegeben. „Itachi? Ist alles in Ordnung mit dir?“, riss ihn die Kinderstimme seines Bruders aus den Gedanken. Sofort zwang er sich zu einem Lächeln. „Ja, was sollte auch sein?“ Grübelnd blickte ihn der Jüngere an und Itachi fühlte sich, als würde er durchleuchtet. Ein Kind sollte nicht so forschend und streng schauen können! „Na, wir sind hier“, antwortete Sasuke mit einem Ernst in der Stimme, der Itachi nicht gefallen wollte. „Sonst holst du mich nie ab. Hab ich was angestellt?“ Itachi lächelte. „Nein. Ich muss nur mit dir reden.“ „Also habe ich doch was angestellt!“ Sachte legte Itachi einen Arm um die Schultern des kleinen Bruders und vergrub sein Gesicht im Haar des Kindes. Er roch sogar genauso wie früher. Das konnte doch keine Illusion mehr sein! „Sasuke, ich möchte dir eine Geschichte erzählen“, brachte Itachi irgendwie diese grässlichen Worte über die Lippen, die er am liebsten nie aussprechen würde, obwohl er doch tief in seinem Inneren wusste, dass Sasuke es verstehen könnte. Dass er nicht wie andere Kinder in seinem Alter war. Er wollte es nicht einsehen und musste es doch tun. Er wollte Sasuke nie mehr unterschätzen. „Eine von deinen Missionen?“, fragte Sasuke neugierig und streckte seine Beine aus, damit er wenigstens den Fußzeh ins Wasser halten konnte. Itachi nickte und musste lächeln bei Sasukes Versuch. „So ähnlich. Aber du kommst auch darin vor.“ Gespannt blickte das Kind den Anbu an und Itachi wusste, er würde nicht mehr darum herum kommen. Und so machte er es sich etwas bequemer und rutschte zurück, sodass seine Knöchel nicht mehr im Wasser baumelten und er Sasuke zwischen seine Beine ziehen konnte. Der Junge freute sich, so nah bei Itachi zu sein wie sonst selten. Er genoss es sichtlich, mit seinem älteren, wunderbaren Bruder hier zu sitzen und seine Fußzehen ins kühle Nass zu strecken. Fest schlang Itachi die Arme um Sasukes Körper und hoffte, ihn dadurch vor seinen Worten zu schützen, auch wenn das nicht möglich war. Und dann begann er mit seiner Geschichte. Er erzählte Sasuke, dass ihre Eltern etwas Verbotenes tun wollten, was Konohas Dorfoberhaupt unterbinden musste, erzählte ihm, wie er ihre Familie umbrachte und beschönigte es auch nicht, seinen kleinen Bruder selbst mehrmals verletzt zu haben. Sasuke erfuhr, wie Itachi mit Obito verhandelte, um Sasukes Leben feilschte, und der große Bruder zu Akatsuki ging. Wie er versuchte, ihn zu schützen, obwohl er gar nicht da war, und welche Sorgen er sich immer gemacht hatte und wie es Sasuke laut seiner Information ergangen war. Der achtjährige erfuhr, dass er acht Jahre später seinen großen Bruder ermorden sollte und danach Rache üben wollte an denen, die Itachi zum Massenmord getrieben hatten. Wie er und Itachi sich später wiedersahen, als Itachi tot war und wiedererweckt, wie sie sich verabschiedeten. „Und danach bin ich hier aufgewacht und wusste gar nicht, wo ich war, und konnte nicht glauben, dass du wieder der kleine Sasuke bist, der noch seine Eltern hat“, endete Itachi schließlich. Mittlerweile war es kühl geworden und die Sonne dabei, unterzugehen. Sicher warteten ihre Eltern darauf, dass die Söhne heimkehrten. Aber es war Itachi egal. Er wollte, nein, musste wissen, wie es seinem kleinen Bruder jetzt ging. Denn der starrte schweigend auf die spiegelglatte Oberfläche des Sees und streckte seine Fußzehen schon längst nicht mehr ins Wasser. „Hast du das geträumt und warst deshalb so komisch?“, fragte Sasuke nach einiger Zeit. Itachi nickte, bis ihm einfiel, dass sein kleiner Bruder das gar nicht sehen konnte. „Darum war ich komisch. Aber ich weiß nicht, ob ich es geträumt habe oder ob es echt war.“ „Du hast es bestimmt geträumt“, murmelte Sasuke und kuschelte sich enger an den großen Bruder, der so herrlich Geschichten erzählen konnte. „Mama und Papa würden doch nie sowas machen.“ Itachi seufzte innerlich schwer und strich Sasuke durchs Haar. Eigentlich wollte er das jetzt nun wirklich nicht sagen, aber wenn er schon einmal angefangen hatte, sollte er es auch durchziehen. „Sie würden es tun, Sasuke. Deshalb musste ich jetzt mit dir reden. Bald bin ich wieder auf Missionen, ich weiß nicht, ob ich dann noch Zeit für dich habe.“ Verwirrt drehte sich Sasuke in den Armen des großen Bruders um. „Aber wieso sollten sie das machen?“ „Weil sich unser Clan unterfordert und benachteiligt fühlt. Wir müssen an den Dorfrand gedrängt beim Gefängnis leben.“ Itachi half Sasuke dabei, aufzustehen und ein Stück vom Rand des Stegs zurückzutreten, bevor auch er sich erhob. „Deshalb möchte ich wissen, was du davon hältst.“ Sasuke schaute ihn an, als sei er verrückt. Und Itachi musste zugeben, dass er den kleinen Bruder verstehen konnte. „Wieso willst du wissen, wie ich das finde?“, hakte Sasuke misstrauisch nach, während sie sich auf den Heimweg machten. Itachi trug dabei Sasukes Schultasche, weil er fand, dass seine Geschichte schon schwer genug auf Sasukes kleinen Schultern wog. „Ich habe dich nicht ernst genommen“, erklärte Itachi zögernd. „Ich habe dich auch noch als Kind angesehen, als du mich umgebracht hast, und danach habe ich mir gedacht, dass du vielleicht eine Lösung gefunden hättest, mit der alle leben könnten. Ohne dass ich Mama und Papa umbringen muss. Weil du den Krieg nicht kennst und für dein Alter schon sehr vernünftig bist.“ Zumindest das gefiel Sasuke. Er wurde verlegen und grinste glücklich, und Itachi hoffte, dass sein kleiner Bruder mit seiner Aussage nicht vor den Mitschülern angeben würde. Er war doch erst acht. Sicher hatte er nur irgendwelche Flausen im Kopf! Als sie Zuhause ankamen, wurden sie tatsächlich von ihren Eltern begrüßt, die auf sie gewartet hatten. „Und, hat Itachi viel mit dir trainiert?“, wollte ihre Mutter wissen und strich ihrem jüngsten Sohn lächelnd über den Kopf. Sasuke nickte und grinste fröhlich, doch Itachi hatte das Gefühl, einen Fehler begangen zu haben, als er Sasuke von allem erzählt hatte. Auch wenn er ihn dann vielleicht wieder unterschätzte- es war doch sein unschuldiger, kleiner Bruder! Auch beim Essen und an den folgenden Tagen sprach Sasuke nicht über den Putschversuch. Itachi war sicher, dass sein kleiner Bruder seine Erzählung als einfache Geschichte abgetan hatte. Obwohl Shisui sein Handeln als richtig befand, fühlte sich der ältere Bruder schuldig, Sasuke so belastet zu haben. Vielleicht war dieses andere Leben, diese Zukunft ja wirklich nur ein grausamer Albtraum gewesen? Er hoffte es. Itachis Hoffnungen sollten wenige Wochen später einen ersten Dämpfer erhalten. Es war die erste Clansitzung, seit er sich in dieser Illusion oder Realität aufhielt. Mehrere Uchiha beklagten sich bei Fugaku empört, dass ihnen geraten wurde ihre Kinder zur Polizei zu schicken. „Isamu möchte unbedingt Shinobi werden, er ist nicht dumm oder ungeschickt. Wieso soll er zur Polizei gehen? Er möchte das doch nicht“, klagte Itachis Großtante Sayo. Noch bevor Itachis Vater hätte beschwichtigen können meldet sich ein entfernter Verwandter zu Wort, an dessen Namen sich der 13jährige Anbu nicht erinnern konnte. „Meine Tochter möchte in eine eigene Wohnung ziehen, auch wegen ihrem Freund. Hier gibt es keine freien Wohnungen mehr, aber die innerhalb der Stadtgrenzen darf sie nicht beziehen. Eine wirkliche Begründung kommt da nicht, nur ein ´ihr habt doch euer Viertel´.“ Beschwichtigend hob Fugaku eine Hand, bevor sich noch mehr Uchiha zu Wort melden konnten. „Ich verstehe euch. Gleich morgen werde ich mit dem Hokage reden.“ „So wie nach dem Angriff des Neunschwänzigen? Die hören doch gar nicht auf uns, auch nicht auf dich, Fugaku“, unterbrach ausgerechnet Itachis Freundin Beniko den Beruhigungsversuch des Clanoberhaupt. Wie Itachi auch hatte sie den Angriff des Monsters mitbekommen und die anschließende Ausgrenzung des Clans, als sie in ein Viertel nahe des Gefängnisses und außerhalb der schützenden Stadtmauern gedrängt wurden. Glücklich war Itachi darüber zwar auch nicht, aber er hatte es akzeptiert. Trotz allem liebte er Konoha. Dieses Dorf war sein zuhause, auch wenn es ihn später gezwungen hatte, seine Familie zu töten. Diese Versammlung erinnerte ihn mit jedem gesprochenen Wort mehr an das, was ihn und Sasuke erwartete. Itachi wurde übel, auch Shisui und ein paar anderen Uchiha schien es nicht zu gefallen, was da gesagt wurde. Letzten Endes löste sich die Versammlung auf. Fugaku hatte sein Wort gegeben, mit dem Hokage zu reden, aber Itachi wusste schon, wie dieses Gespräch ausgehen würde. Er erinnerte sich daran, wie erschöpft sein Vater gewirkt hatte, erschöpft und mutlos. Dem jungen Anbu war klar, dass nicht alle Uchiha einen Putsch befürworteten, aber er wusste auch zu gut, dass es Danzo nicht interessierte. Alle sollten dessen Meinung nach sterben, und ihm graute es bereits davor, um Sasukes Überleben kämpfen zu müssen. Als die Familie geschlossen heimkehrte, lag Sasuke schon schlafend im Bett. Itachi stand vor dem schlummernden Kind und sehnte sich nach der Nähe seines kleinen Bruders. Er fürchtete, Sasuke zu wecken, wenn er sich zu ihm legte. Dennoch schlüpfte er zu Sasuke unter die warme Bettdecke. Am nächsten Morgen würde er auf eine Mission aufbrechen müssen, und er hatte keine Ahnung, wie es in Konoha aussehen würde, wenn er zurückkam. Sasuke kuschelte sich an den älteren Bruder, was diesen lächeln ließ. Der achtjährige wachte nicht auf, was ihn beruhigte. Er hätte nicht gewusst, wie er Sasuke sein ungewöhnliches Verhalten erklären sollte. Deprimiert strich er ihm durch das kurze schwarze Haar und hoffte, schnell eine Lösung zu finden. Sasuke war zu klein, um alleine aufzuwachsen. Und Shisui sollte nicht sterben müssen für ihre Familie und Konoha. Als Itachi am nächsten Morgen aufwachte lag Sasuke noch tief und fest schlummernd neben ihm. Es dämmerte gerade, Sasuke musste erst in ein paar Stunden aufstehen. Lange beobachtete Itachi seinen kleinen Bruder, suchte nach Spuren des Alters in dem kindlichen Gesicht. Er fand keine, natürlich nicht. Waren seine Erinnerungen überhaupt real gewesen? Er hatte es mittlerweile bezweifelt, doch diese Clansitzung hatte ihn verunsichert. Die Beschwerden der Uchiha waren ihm nicht unbekannt gewesen. Er wusste auch, wie das Gespräch mit Hokage Sarutobi ausgehen würde. Unrecht hatten die Uchiha nicht, das war auch dem Dorfoberhaupt bewusst, aber auch ein Hokage konnte nicht alleine entscheiden. Die Uchiha sollten nicht in Konoha leben, so war es vor fast acht Jahren von den Ältesten beschlossen worden. Sasuke war noch ein Baby gewesen, er kannte es nicht anders, aber irgendwann würde sich auch der Schüler fragen, warum er kein Shinobi werden durfte und anders behandelt wurde von den übrigen Einwohnern des Dorfes. Wobei die Wahrscheinlichkeit immens hoch war, dass Sasuke diese Fragen nie stellen konnte. Bis jetzt war alles genau so passiert, wie in seinem Traum oder seiner Erinnerung oder was es auch war. Itachi wollte dieses Wissen nicht, das ihn so sehr belastete. Er ertrug diese Erinnerungen und Bilder seiner toten Verwandten und des verstörten Sasukes in seinem Kopf nicht. Das Kind in seinen Armen regte sich verschlafen und gähnte leise, bevor es die Augen aufschlug. Zu gerne schaute Itachi seinem kleinen Bruder beim Aufwachen zu, seit er Angst hatte, ihn wieder zu verlieren. Er wusste nicht, was er anders machen sollte. Den Auftrag verweigern? Dabei um Sasukes und sein Leben kämpfen? Mit der Familie aus Konoha fliehen? Aber wer würde schon auf ihn hören… „Itachi?“, erklang Sasukes noch ganz verschlafene Stimme. „Was machst du hier?“ Der angesprochene lächelte und strich seinem Bruder durchs schwarze Haar, gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich konnte nicht mehr schlafen und dachte, ich verbringe noch etwas Zeit mit dir.“ Es war nur die halbe Wahrheit -er wollte Sasuke mit seinem Verhalten nicht verunsichern-, doch den jüngeren Bruder störte diese Antwort nicht, auch wenn er sich sicher war, fast die ganze Nacht an dieser herrlichen Wärmequelle gelegen zu haben. Itachi hatte aber bisher noch nie bei ihm geschlafen, also bildete er sich das wohl ein. Immer war es der kleine Bruder gewesen, der sich zu Itachi geschlichen hatte, wenn Albträume ihm den Schlaf raubten. „Heute gehst du wieder auf Mission, oder?“, fragte der achtjährige deprimiert, genoss die Nähe seines Vorbildes. „Wann kommst du zurück?“ Das Lächeln fiel Itachi schwer. „Ich weiß es nicht, aber sehr lange dauert es hoffentlich nicht.“ Eigentlich wollte er gar nicht weg. Aber eigentlich wollte er auch nicht, dass seine Familie einen Bürgerkrieg plante und Konoha ihn dazu brachte, seine Familie zu töten. Sasuke alleine zu lassen. Ob Sasuke wohl den Krieg überlebt hatte? Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Sasuke schlüpfte nach dem Abendessen in seine Straßenschuhe und rief seiner Mutter zu, dass er Shisui besuchen wollte. Dieser wohnte nur eine Straße weiter und hatte dazu beigetragen, dass Sasuke nun wusste, was Itachi momentan ziemliche Sorgen bereitete. Der Cousin war ihm ein großer Bruder, wenn Itachi fort war, und doch sein Rivale um die Aufmerksamkeit des älteren Bruders- wobei Sasuke meist wusste, was er tun musste, damit Shisui hinten anstand. Er war ein Kind und zu einem gewissen Grad eben doch egoistisch, wie es in seinem Alter normal war. Shisui selbst war es, der ihm die Tür öffnete und verwirrt auf den achtjährigen schaute. „Sasuke? Gehörst du nicht längst ins Bett?“, fragte er erstaunt und ließ das Kind eintreten. Itachis kleiner Bruder funkelte ihn wütend an, während er seine Schuhe auszog. „Ich bin acht, keine fünf!“ Böse grinste Shisui und tätschelte dem Jungen den Schopf. „Na, gewachsen bist du seit deinem fünften Geburtstag aber nicht“, stichelte er erfolgreich, denn sofort stürzte sich der Schüler auf den wesentlich älteren und stärkeren Jugendlichen. Dieser klemmte sich das Kind kurzerhand unter den Arm und rief seinen Eltern im vorbeigehen zu, dass er Sasuke mit in sein Zimmer nehme. Dort angekommen ließ er Sasuke äußerst unsanft auf sein Bett fallen. „Werd nicht frech, Knirps! Hier ist kein Itachi, der dich vor mir schützt“, drohte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Als er sich durch sein lockiges Haar strich kam er nicht umhin festzustellen, dass seine Frisur nun völlig zerzaust war- er hasste es. „Wie gut, dass ich keinen kleinen Bruder habe!“ Böse wurde er angefunkelt, bevor Sasuke zischte: „Werd du mal nicht frech, Shisui! Verpfeifen kann ich dich immer noch!“ Während Shisui sich grinsend auf seinen Schreibtischstuhl setzte, rutschte Sasuke an die Bettkante. „Was war gestern beim Clantreffen?“, kam der Akademieschüler umgehend auf den Grund seines Besuchs zu sprechen. Shisui stöhnte. „Du bist noch zu klein, Sasuke. Du kommst schon noch zu deinen Clantreffen, versprochen.“ „Nicht, wenn Itachis Geschichte wahr ist.“ Innerlich seufzte Shisui schwer. Hoffentlich war es doch kein Fehler gewesen, Sasuke alles erzählen zu lassen. Vielleicht hätte er es tun sollen, nicht Itachi, und ihm eine etwas kindlichere Geschichte erzählen sollen. Aber Itachi war der große Bruder und kannte Sasuke am besten. Trotzdem war dieser Junge hier, den Shisui eigentlich mochte und als kleinen Bruder ansah. Und er wollte mit ihm darüber reden und nicht mit Itachi. Hatte das Clantreffen Itachi so sehr mitgenommen, dass er seine Sorgen vor Sasuke nicht verbergen konnte? „Einige haben sich über Konoha beschwert, weil wir ausgegrenzt werden und hier außerhalb des Dorfes leben müssen. Mehr war da nicht außer den üblichen Sachen“, antwortete Shisui äußerst wiederwillig, bevor er nach Itachis Befinden fragte. Sasuke schaute betrübt auf seine kleinen Kinderhände. „Ich glaube, Itachi hat bei mir geschlafen. Dann geht es ihm doch schlecht, oder?“ Unsicher zuckte Shisui die Schultern. „Vielleicht war es eine Entschuldigung, weil er dir so viele Sorgen bereitet hat?“ „Ist das der Anfang eines Putsches?“, fragte Sasuke leise. „Sie sind unzufrieden und dann wollen sie Konoha angreifen oder Itachi-…“ Sasuke brach ab. Tränen bildeten sich in seinen Augen, wenn er daran dachte, dass ihn irgendwann vielleicht kein großer Bruder mehr beschützen und kein Cousin mehr ärgern würde. Dass er vielleicht keine Eltern mehr hätte, die sich um ihn kümmerten oder ihn ermahnten, mehr zu lernen. Dass er ganz alleine sein musste. Shisui hatte sich wohl irgendwann in seinem Gedankenchaos zu ihm gesetzt, denn jetzt zog er den achtjährigen in seine Arme, obwohl im Gegensatz zu seinem besten Freund keine Ahnung vom Trösten hatte. „Ich will nicht, dass Itachis Geschichte wahr wird“, wimmerte Sasuke, was Shisui selbst wehtat- auch, wenn er es nie zugeben würde. Schniefend drückte er sich haltsuchend an seinen Cousin. „Vielleicht sollten wir mit deinen Eltern reden“, schlug Shisui vor, um Sasuke aufzumuntern. „Der Hokage ahnt nichts, Itachi muss noch keine Auskünfte geben. Wir haben Zeit.“ Tröstend strich er über den Rücken des Schülers. Sasuke schniefte. „Wir sind doch Kinder, die werden gar nicht auf uns hören.“ Shisui zuckte mit den Schultern. „Ich bin kein Kind mehr, aber auch Kinder wie du können etwas ändern. Was glaubst du, womit können wir deine Eltern überzeugen?“, meinte er leise und aufmunternd, obwohl er wusste, dass Fugaku selbst keinen Putsch wollte. Aber ein Clanoberhaupt hatte seine Verwandten zu achten und den Clan über alles andere zu stellen. Sasuke sollte nicht weinen- auch wenn er das niemals vor sich selbst oder gar einem anderen zugeben würde. Da verlor er doch lieber beide Augen und sein Leben. Aber hoffentlich nicht, weil Itachis Albtraum wahr wurde. Itachi fühlte sich nur leicht erschöpft, obwohl er auf dem Heimweg von einer einwöchigen Mission war. In seiner Erinnerung hatte er zwei Wochen gebraucht, aber weil er diesen Erinnerungen Glauben schenkte, hatte er den Spion schneller aufgespürt und ausschalten können- und natürlich, bevor der wichtige gestohlene Informationen über Konoha verkaufen konnte. Die Leiche hatte er sofort spurlos vernichtet. Niemand konnte mehr Informationen von diesem Mann erhalten. Außerhalb des Heimatdorfes hatte er sich keine Gedanken in Richtung seiner Familie erlaubt, da er als Abtrünniger gelernt hatte, jederzeit mit Angriffen zu rechnen- nicht nur seitens Sasuke. Doch kaum erreichte er die Sicherheit der Mauern Konohas konnte er sie nicht mehr unterdrücken: Die Zweifel, ob er richtig gehandelt hatte. Ob er Sasuke nicht doch besser hätte schützen sollen. Ob er dem Hokage nicht von seinen Erinnerungen erzählen sollte, wenn es unvermeidbar wurde, den Clan sonst umzubringen. Itachi wollte nie wieder das Blut seiner Familie an seinen Händen kleben spüren. Trotzdem hätte er Sasuke nicht damit belasten sollen. Itachi seufzte innerlich sorgenschwer. Es gab nur wenige Menschen, die ihm so wichtig wie Sasuke waren –zumindest annähernd so wichtig-, und sie alle würde er betrügen. Sasuke nahm er die Kindheit. Er wollte das nicht wieder tun müssen! Nachdem Itachi seinen Missionsreport abgegeben hatte, machte er sich auf den Heimweg. Ihm fiel auf, dass Sasuke bald Schulschluss hatte, und er beschloss, einen Umweg zu nehmen und den jüngeren Bruder abzuholen. Um sicher zu gehen, dass Sasuke in Ordnung war. Er kam pünktlich an, vernahm gerade das Läuten der Schulglocke. An den Baum vor der Akademie gelehnt wartete er darauf, dass sein kleiner Bruder die Lehranstalt verließ. Viele Kinder stürmten hinaus, doch als der Strom abriss und auch keine Nachzügler mehr aus der Akademie liefen, machte sich der Anbu doch Sorgen. Er harrte dennoch aus, bis Sasukes Klassenlehrer Umino Iruka die Akademie abschloss und ihn bemerkte. „Itachi, was machst du hier?“, wollte der Lehrer verwundert wissen. Der Anbu zwang sich zu einem Lächeln. „Ich bin vorhin zurückgekommen und wollte Sasuke mit Heim nehmen. Ist er krank?“ „Ja“, antwortete der Umino. „Er fehlt schon seit ein paar Tagen. Es sei nichts Ernstes, deine Mutter hat ihn entschuldigt.“ Höflich verabschiedete sich Itachi und machte sich nun wirklich auf den Heimweg. Tief in Gedanken versunken achtete er nicht mehr auf seine Umgebung. Sasuke war nicht in der Akademie? Itachi gefiel diese Nachricht nicht. Er bezweifelte, dass sich sein kleiner Bruder etwas eingefangen hatte. In seiner Erinnerung existierte keine Krankheit in diesem Zeitraum, von der Sasuke befallen sein könnte. Sasuke war in seinen Erinnerungen gesund. Es wäre die erste Abweichung, die ohne sein Zutun entstand. Er hätte seinem kleinen Bruder doch nichts von dem Putschversuch erzählen dürfen. Und schon gar nicht von den Morden. Wenn Sasuke nun wirklich krank sein sollte, war es seine Schuld. Dass Itachi keinerlei Einfluss auf Sasukes Gesundheitszustand besaß, ignorierte er geflissentlich. Stattdessen beeilte er sich, nach Hause zu kommen. Als er die Haustür öffnete und sich die Schuhe abstreifte, blieb es still. Es erklang auch kein Geräusch, als er auf Socken durch den Flur ging. Für gewöhnlich entging es seiner Mutter nicht, wenn er heim kam. Sie begrüßte ihn immer sofort, meistens mit Sasuke auf den Fersen. Aus reinem Reflex aktivierte er sein Bluterbe und suchte das Anwesen nach den Chakren seiner Familie ab. Im hinteren Teil des Gebäudes wurde er fündig- seine Mutter und sein kleiner Bruder schienen sich in dessen Zimmer aufzuhalten. Außer den beiden und ihm schien sich niemand im Anwesen aufzuhalten. Es war nicht ungewöhnlich, sein Vater arbeitete sicher noch. Nun beruhigt machte auch er sich auf den Weg in das Zimmer seines Bruders. Zuerst wollte er sichergehen, ob er Sasuke nicht doch zu viel zugemutet hatte. Dass es ein Fehler gewesen war, ihm davon zu erzählen, wusste Itachi bereits. Er hofft nur, sein kleiner Bruder würde ihren Eltern gegenüber nichts erzählen. Vielleicht glaubte Sasuke ihm ja, wenn er behauptete, sich diese Geschichte für ihn nur ausgedacht zu haben. Itachi fiel da mit Sicherheit etwas ein. Doch als er an Sasukes Zimmer ankam, stand seine Mutter vor der Tür und klopfte sichtlich besorgt an diese. „Sasuke, bitte mach endlich auf“, konnte Itachi sie erschöpft sagen hören. Sofort war er bei ihr. „Was ist passiert?“ Seine Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben. Mikoto wandte sich ihm müde zu, und dann verzog sie das Gesicht und stemmte die Hände in ihre Hüften. Streng schaute sie ihn an, wütend und vorwurfsvoll und verletzt. Sie war schon lange keine Kunoichi mehr, Itachi konnte ihr so viel anmerken. Und ihm wurde klar, dass seine Mutter nicht erst seit ein paar Minuten versuchte, zu Sasuke zu gelangen. Er bekam ein noch schlechteres Gewissen als ohnehin schon. Ihm war klar, dass er nicht unschuldig an dieser Situation war. „Uchiha Itachi“, zischte die sonst so liebevolle und niemals wütende Mutter. „Ich hoffe, du hast hierfür eine gute Erklärung- eine verdammt gute! Weißt du eigentlich, was du gemacht hast?“ Itachi wollte gerade antworten, da mischte sich auch schon Sasuke ein: „Er hat nichts falsch gemacht! Ihr seid doch dämlich, wenn ihr glaubt, ich würde das einfach mit ansehen und alles toll finden!“ Der ältere der Brüder -sehr untypisch- seufzte schuldbewusst. Seine Mutter wandte sich wieder an ihn. „Sasuke verbarrikadiert sich schon seit drei Tagen in seinem Zimmer“, schimpfte sie. „Er weigert sich aufzusperren, und auf die andere Türseite hat er auch noch Siegel geklebt! Hast du hierfür eine Erklärung, Uchiha Itachi? Seine Vorwürfe sind untragbar und er ist nicht dumm. Du hast ihm doch irgendetwas erzählt, oder? Das geht nämlich so, seit du auf Mission gegangen bist!“ So viel dazu, dass Itachi laut Shisui keinen Fehler begangen hatte. „Ich erzähle euch später, was los ist“, murmelte Itachi entschuldigend. Dann trat er an die Zimmertür seines kleinen Bruders und klopfte an. „Sasuke, bitte mach auf.“ Sofort klickte es und die Tür schwang auf. Sein kleiner Bruder packte seine Hand und zerrte ihn mit einer Kraft in das Kinderzimmer, die Itachi dem Schüler nicht zugetraut hatte. Doch kaum befand sich der Ältere in Sasukes Zimmer, fiel die Tür ins Schloss und das Siegel aktivierte sich wieder. Ihre Mutter versuchte, ebenfalls hinein zu gelangen, konnte es aber nicht. Itachis ohnehin schon schlechtes Gewissen wuchs ins Unermessliche, da er zu genau wusste, welche Sorgen sich ihre Eltern um Sasuke machten. Und eben dieser stand stolz grinsend vor ihm und blickte zu ihm auf. „Bin ich gut oder bin ich gut?“, fragte das Kind. Itachi ließ sich stöhnend auf das Bett seines Bruders fallen und schüttelte den Kopf. Was hatte er nur angerichtet? Sasuke wirkte zwar fit, aber ihm entging nicht der Mülleimer voller Süßigkeitenpapier unter Sasukes Schreibtisch. Zumindest wusste er jetzt, dass sein Bruder nicht gehungert hatte, auch wenn normales Essen besser gewesen wäre. „Sie haben mit Shisui geschimpft, weil der das Ganze mit mir geplant hat“, erzählte Sasuke leise. „Sie wollten mir auch gar nicht zuhören und ich wusste von den Siegeln in deinem Zimmer, also habe ich mir die genommen. Glaubst du, Mama und Papa hören jetzt zu?“ Itachi stöhnte nur gequält und zog das Kind zu sich. „Ich glaube“, brummte der Anbu. „dass du mehr Glück hattest als Verstand. Das hätte genauso gut statt des Siegels eine Briefbombe sein können!“ Betrübt senkte Sasuke den Blick. Er hatte doch darauf geachtet, was er sich nahm! „Und ich glaube, wir beide bekommen den Ärger unseres Lebens.“ Sasuke konnte nicht anders und musste leise kichern. Itachi grinste, als er dieses für ihn wunderbare Geräusch vernahm. Der bevorstehende Ärger hatte sich zumindest ein bisschen gelohnt, fand er. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Itachi hatte sich sehr lange mit Sasuke unterhalten, bis dieser seinen Protest schließlich aufgab. Kaum verließ der jüngere der Brüder sein Zimmer, wurde er schon von seiner Mutter in eine feste Umarmung gezogen. Itachi schämte sich dafür, Sasuke alles erzählt zu haben. Es war ein Fehler gewesen, und das wusste er schon, bevor seine Mutter vor Freude stille Tränen vergoss. Das wusste er schon, seit er es Sasuke erzählt hatte. Aber der Anbu musste zugeben, dass er damit nicht gerechnet hatte. Kein bisschen. Nie hätte er gedacht, dass sich Sasuke selbst einsperrte und dann auch noch so stur stellte. Sich von Süßkram ernährte um seine Eltern zu strafen. Nie. Er wollte es zwar nicht, aber er war doch ein bisschen stolz auf den Schüler. Aber Sasuke war leichtsinnig gewesen. Er war noch ein Kind, noch in der Akademie, und hätte eine Briefbombe noch nicht von einem Siegel unterscheiden können. Dass es dabei Unterschiede gab, die sein kleiner Bruder sehr wohl kannte, fiel ihm gar nicht auf. Er dachte gar nicht an den kleinen Faden mit der Kugel, in der sich die Bombe befand. Er dachte nur daran, dass Sasuke sich hätte verletzen können, hätte er statt der Siegel Briefbomben genommen. Sasuke hätte sterben können, denn außer der Tür hatte Sasuke auch noch seine Fenster versiegelt. Und das machte Itachi seinem kleinen, dummen Bruder klar, noch bevor ihr Vater heim kam. Uchiha Fugaku zog den kleinen, dummen Sasuke ebenfalls in seine starken Arme, als er heimkehrte und sah, dass der Junge sein Zimmer verlassen hatte. Zur Sicherheit hatte Itachi ihm alle Siegel abgenommen und die, die er nun wieder hatte, gut versteckt. Und die Briefbomben noch viel besser, damit sein kleiner Bruder nicht noch das Haus in Schutt und Asche legen konnte. Mikoto und Fugaku waren noch viel erleichterter, als Sasuke beschloss, dass er keine Süßigkeiten mehr sehen könne und ihm auch ein Hungerstreik nichts mehr brachte, wenn er schon sein Zimmer verlassen hatte. So stopfte sich der achtjährige hungrig mit Reis und gebratenem Gemüse voll und trank gierig den leckeren Früchtetee, den ihm seine Mutter gekocht hatte. Sichtlich genoss er das normale Essen. Doch während Sasuke sich vollstopfte spürte Itachi immer wieder die Blicke seiner Eltern auf sich ruhen und wusste, sein Handeln würde ein Nachspiel haben. „Ich will keinen Putschversuch“, stellte Sasuke dann überraschend nach dem Essen klar, als sich die Eltern mit den Brüdern ins Wohnzimmer zurückzogen, um über Sasukes Protestaktion zu reden. „Wie kommst du überhaupt darauf? Ich habe dir doch gesagt, dass ich schon mit dem Hokage geredet habe“, hakte Fugaku verstimmt nach, denn er wollte nicht, dass sein jüngster Sohn von den gescheiterten Verhandlungen wusste. Es war schon schlimm genug, dass Shisui Sasuke von den Beschwerden erzählt hatte- einem Kind! Und da setzte Itachi dem achtjährigen auch noch Flausen über einen Putsch in den Kopf, den noch niemand geplant hatte. „Hat Itachi dir das eingeredet?“ Unwillkürlich warf Sasuke seinem älteren Bruder einen unsicheren Blick zu. „Itachi weiß, was passieren wird.“ Mikoto schüttelte den Kopf und strich ihrem Jüngsten zärtlich über das schwarze Haar: „Schatz, niemand kann sagen, was passieren wird.“ „Aber Itachi weiß es“, beharrte Sasuke mit funkelnden Augen. „Und er musste euch alle töten, weil ihr das machen wolltet und der Hokage dahinter kam! Und dann bin ich ganz alleine und Itachi muss flüchten!“ Itachi unterdessen spürte die vorwurfsvollen Blicke seiner Eltern immer deutlicher, je mehr sich Sasuke aufregte. Er ahnte, dass er ziemlichen Ärger bekommen würde. „Keine Angst, Sasuke. Wir haben nichts dergleichen vor“, versicherte Fugaku dem Schüler. Es dauerte zwar einige Zeit, doch schließlich beruhigte sich Sasuke und konnte später getröstet schlafen gehen, um am nächsten Morgen wieder den Unterricht zu besuchen. Doch Itachi kam nicht so einfach davon. Kaum schlief Sasuke in seinem Bett, nahmen sich die Eltern den jungen Anbu vor. Streng und vorwurfsvoll wurde er angesehen, beschämt wich er ihren Blicken aus. „Wieso hast du ihm das eingeredet?“, wollte Mikoto wütend wissen. „Das ist doch kein Scherz!“ „Ich habe mir Sorgen gemacht. Shisui meinte, es sei gut, wenn ich Sasuke einweihe.“ „Shisui hat auch sehr viel Erfahrung im Umgang mit kleinen Kindern“, kam es von Sarkasmus triefend von Fugaku. Er musste wirklich sehr aufgebracht sein, denn üblicherweise konnte man aus seinen Worten keinerlei Emotionen heraushören. Aber dieses Mal war es mehr als offensichtlich, wie sehr er Itachis Cousin für dessen Fehler ablehnte. Dabei hatte es Shisui nur gut gemeint, das wusste Itachi. „Woher willst du überhaupt wissen, was passieren wird?“, fragte das Clanoberhaupt dann streng. „Mit einem Sharingan kannst du ja nicht in die Zukunft schauen!“ „Ich habe es erlebt“, antwortete Itachi leise und wusste, dass ihm sein Vater nicht glauben würde. Jeder, aber nicht sein Vater. „Das ist Unsinn, Itachi. Du bist doch kein kleines Kind mehr, dass sich Geschichten ausdenkt!“ Selbst die Mutter der Brüder schüttelte den Kopf und strich ihm zu allem Übel noch fürsorglich über den Schopf. Sie wirkte mittlerweile nicht mehr wütend, sondern besorgt. „Itachi, wenn dich ein Traum so durcheinander bringt, kannst du immer mit uns reden. Bitte erklär deinem Bruder, dass es nur ein Traum war. Du hast Sasuke damit sehr verunsichert.“ Betont ruhig anwortete Itachi, das er von Anfang an klar gestellt habe, dass er nicht wisse, ob es ein Traum sei oder nicht. Und er wusste, dass seine Eltern jede Warnung, die ihm über die Lippen kommen würde, ignorieren würden. Sie glaubten ihm nicht. Spät am Abend lag der ältere der Brüder in seinem Bett und starrte an die Zimmerdecke. Er fühlte sich nutz- und hilflos. Ihm war klar, was passieren würde. Und es würde nichts geben, womit er Sasukes Zukunft ändern konnte. Er wurde wütend. Weshalb war er überhaupt in der Vergangenheit gestrandet? War das die Strafe für seine Taten? Sollte er Sasuke noch mehr verletzen als er es schon getan hatte? Dabei wollte er nie etwas anderes als ihn zu schützen. Am Ende machte er es doch nur schlimmer. Mit jedem Wort, dass er sagte. Denn Sasuke schien ihm nicht zu glauben, als er den jüngeren ins Bett gebracht hatte. Vielmehr hatte Sasuke ihn entschuldigend angeschaut und war betrübt gewesen, weil Itachi Ärger bekommen würde und sich Sorgen gemacht hatte. Er würde sich wieder eingewöhnen müssen. Brav den Vorzeigesohn spielen. Dabei wollte er das nicht. Er wollte Sasuke in Sicherheit wissen. Seine Familie nicht wieder umbringen müssen. Denn Itachi wurde sich immer sicherer in seiner Vermutung, dass er keinen einfachen Traum gehabt hatte. Diese Erinnerungen waren zu real. Ein Traum konnte ihm nicht zeigen, was aus Sasuke wurde, wenn er alleine zurückblieb und alles verlor, was ihm wichtig war. Derart real konnte kein Traum sein. Einige Monate später wurde Itachi zum Hokage gerufen. Er ahnte, was dieser von ihm verlangen würde. Ihm war nicht entgangen, dass Fugaku mehrmals zum Dorfoberhaupt gegangen war und jedes Mal frustriert und enttäuscht heimgekehrt war. Itachi wusste, Fugakus Bitten wurden nicht erhört, und bei den Clantreffen hatten einige Uchiha darauf bestanden, dem Hokage und Konoha einen Denkzettel zu verpassen, weil nicht auf ihre Wünsche eingegangen wurde. Er kannte und hasste diese Beschwerden, denn sie waren der Anfang vom Ende. Hokage Sarutobi kam schnell zum Grund von Itachis Anwesenheit, nachdem er den Jugendlichen begrüßt hatte. "Itachi, Danzo ist zu Ohren gekommen, dass die Uchiha einen Putsch planen. Kannst du mir dazu etwas sagen?" Die Stimme des Alten hatte einen ernsten Klang, genau wie in Itachis Erinnerung. In seiner Erinnerung hatte er -wenn auch eher widerwillig- gestanden, dass die Uchiha sich ungerecht behandelt gefühlt hatten. Aber jetzt wusste er, dass das ein Fehler war. Er wollte seine Familie nicht ausspionieren, es würde ihm nicht helfen. Es würde ihn letztlich seelisch umbringen, sie töten zu müssen. "Ich kann Ihnen versichern, dass mir nichts dergleichen bekannt ist", log der Anbu mit schlechtem Gewissen. Wenn er wirklich seine Familie schützen wollte, musste er alles anders machen. Zumindest glaubte er das und beschloss, seine Familie nicht zu verraten. Als er es getan hatte, hatte es ihm und Sasuke nur Leid gebracht. Ihm blieb gar nichts anderes übrig, als sich anders zu entscheiden. Er hoffte, auf diese Weise weniger Fehler zu machen. Sasuke wirklich zu schützen, denn bis jetzt hatte er ihm schon genug geschadet. Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- „Itachi, du brauchst nicht mehr zu lügen“, kam es eisig über Danzos Lippen. „Wir wissen, dass die Uchiha einen Putsch planen.“ Itachi biss die Zähne zusammen und stand angespannt vor dem Hokage und seinem Berater. Es war doch fast ein halbes Jahr lang gut gegangen! Aber ihm war klar, dass er nur Zeit geschunden, aber nichts verhindert hatte. Natürlich hatte Danzo einen anderen Uchiha herausgepickt, der vertrauenswürdig war. Vielleicht hatte Shisui seinen Auftrag übernommen. Ihm graute es vor dem, was ihm und Sasuke womöglich bevorstand. "Wieso hast du gelogen?", fragte der Hokage enttäuscht wirkend. Itachi seufzte innerlich. Er bezweifelte stark, dass Sarutobi ihm glauben würde. Trotzdem hoffte er auf ein bisschen Verständnis. "Ich habe Angst vor den Folgen. Vor allem wegen Sasuke." Der Alte lächelte. "Wir gehen nicht davon aus, dass eure Eltern ihm etwas erzählen." „Wenn unsere Eltern verurteilt werden, obwohl sie nur nach dem Willen des Clans handeln, ist Sasuke ganz alleine. Er ist noch so klein“, gab Itachi seine Bedenken preis. Verständnisvoll nickte das Oberhaupt. Er wusste um das gute Verhältnis der Brüder. Aber er musste an erster Stelle an Konoha denken, das war sein Problem. Die Uchiha bekleideten wichtige Posten, auch wenn sie außerhalb der Dorfmauern leben mussten. Er selbst würde ihre Forderungen gewähren –innerhalb der Dorfmauern leben, Shinobi werden-, aber andere mussten zustimmen. Und diese anderen –die Ältesten und sein Berater Danzo- waren überhaupt erst dafür verantwortlich, dass die Uchiha am Dorfrand lebten, obwohl dieser Clan maßgeblich an der Gründung des Ninjadorfes beteiligt gewesen war. Und deshalb wusste der Hokage der dritten Generation auch nicht, wie er diesen Clan besänftigen, geschweige denn die Sorgen seines Anbus beseitigen sollte. „Selbst wenn deine Eltern und die anderen Uchiha verurteilt werden kannst du für ihn sorgen“, schnarrte Danzo. „Warum lügst du wirklich?“ „Ich möchte bitte mit Ihnen alleine sprechen, Hokage“, wandte sich Itachi an Sarutobi. Dieser nickte lediglich zustimmend, was Danzos Miene deutlich verfinsterte. Aufgebracht stürmte der Berater und Leiter der Anbu-Ne-Einheit aus dem Büro des Dorfoberhauptes. Kaum hatte der dunkelhaarige Mann den Raum verlassen atmete Itachi erleichtert auf. Dies entging dem Hokage nicht, irritiert lag seine Aufmerksamkeit auf dem Uchiha. Itachi war niemand, der sich irgendwelche Emotionen anmerken ließ, doch auf Sarutobi wirkte es, als hätte sich der dreizehnjährige vor Danzo gefürchtet. Nun wirkte er unsicher und verzweifelt, aber er schien sich sicherer zu fühlen als vorher. „Es geht mir wirklich nur um Sasuke“, erklärte Itachi fahrig. Unruhig blickte er sich im großen Zimmer um, als suche er nach etwas. Sein Vorgesetzter fragte sich, ob Itachi glaubte, dass sie belauscht wurden. „Er braucht unsere Eltern, aber sie hören nicht auf mich. Ich weiß, was passieren kann. Ich weiß nur nicht, wie ich das verhindern soll.“ Sarutobi hörte ihm aufmerksam zu, bevor er fragte, was er gegen eine Haftstrafe tun sollte. Itachi starrte ihn an und schluckte schwer, bevor er aus dem Fenster sah. „Die Haftstrafe ist nicht mein Problem“, gab er dann zu. „Mein Problem ist es, dass alle sterben müssen.“ „Wieso sollten sie das?“ „Danzo und die Ältesten wollen meinen Clan loswerden. Und ich soll sie umbringen. Sasuke wird ganz alleine sein.“ Der Hokage schüttelte ungläubig den Kopf. „Ohne meine Erlaubnis können sie das nicht durchsetzen, Itachi. Du machst dir unnötige Sorgen.“ Der Jugendliche starrte ihn mit großen Augen ungläubig an. Dem Hokage wurde bewusst, wie viel Verantwortung bereits auf Itachis Schultern lastete. Vielleicht war seine Beförderung zu früh gewesen? Der Uchiha war erst 13. Natürlich machte er sich Gedanken um seine Familie, auch wenn es die Aufgabe der Eltern sein sollte, diese Sorgen zu vertreiben. Ob diese seine Angst überhaupt kannten? Ruhig beugte sich Sarutobi nach vorne zu Itachi und blickte dem jungen Anbu fest in die Augen. „Ich verspreche dir, das zu verhindern. Vielleicht können wir uns ja einigen.“ Der Uchiha öffnete den Mund, als wolle er wiedersprechen, blieb aber stumm. Er verbeugte sich vor dem Hokage. „Es tut mir leid, dass ich gelogen habe“, sagte er leise. Sarutobi winkte diese Nichtigkeit ab und verabschiedet den Jugendlichen. Diese Lüge konnte er verstehen. Es ging immerhin um die Familie dieses Anbu, jeder würde da lügen. Er selbst hätte wahrscheinlich nicht anders gehandelt. Aber es bereitete dem alten Mann Kummer, dass ein Kind –in seinen Augen war Itachi nichts anderes- glaubte, seine Eltern müssten sterben. So etwas wollte das Dorfoberhaupt vermeiden, und das nicht nur wegen dem kleinen Sasuke. Eine ganze Familie umzubringen war einfach nur grundsätzlich falsch, egal mit welcher Begründung. Itachi war nicht wütend, weil der Hokage seine Befürchtungen nun kannte. Er fühlte sich eher unverstanden und hilflos wie ein Kind. Sarutobi hatte nicht den Eindruck gemacht, als würde er dem 13jährigen glauben. Es war dasselbe wie mit seinen Eltern, auch diese ignorierten sein Wissen. Itachi wusste, seine Familie würde sterben. Er wusste nur nicht, ob er auch der Mörder sein würde. Als er das Viertel seiner Familie fast erreicht hatte, bleibt er stehen. Ihm wurde klar, dass die Ermordung seines Clans durch den Spion ausgeführt wurde. Damals, in seiner Erinnerung und wahrscheinlich auch dieses Mal. Ihm graute es davor, denn niemand außer ihm würde so für Sasuke kämpfen. Wenn er das Massaker nicht verhindern konnte, dann würden Sasuke und er genauso wie alle anderen sterben. Ihm war übel. War er nur hier gelandet, um nun auch seinen unschuldigen kleinen Bruder sterben zu sehen? „Itachi!“, hörte er plötzlich eine helle Kinderstimme rufen. Noch bevor er wirklich reagieren konnte ging ein Ruck durch seinen Körper und er spürte kleine dünne Arme, die sich um seine Hüfte klammerten. Im nächsten Moment konnte er Sasukes Augen sehen, in denen eine kindliche Unschuld lag, die er selbst nie gekannt hatte. Als er noch ganz klein gewesen war hatte Krieg geherrscht. Er hatte zu viel gesehen, als dass er jemals eine solche Unschuld hätte ausstrahlen können. Niemals würde er es offen zugeben, aber er beneidete seinen kleinen Bruder, der die Schrecken dieser Welt noch nicht kannte. Sicher, Itachi hatte Sasuke von seiner Erinnerung erzählt, aber mittlerweile war der achtjährige wieder wie zuvor. Vermutlich glaubte er ihren Eltern, die behaupteten, sich geeinigt zu haben. Itachi wollte diesen Glauben, dass alles gut werden würde, nicht zerstören. „Itachi, du bist zurück?“, fragte der Junge. „Du warst so lange weg!“ Eng schmiegte sich der Kleine auf offener Straße an seinen Bruder. Gut, dass ihr Vater das nicht sehen konnte. Uchiha Fugaku mochte es nicht, wenn seine Söhne offen zeigten, wie nahe sie sich standen. Der Clan war wohlhabend, er wollte es nicht riskieren, dass irgendwer seine Kinder als Druckmittel einsetzte. Um Itachi sorgte er sich dabei weniger, aber Sasuke war noch zu klein um sich gegen einen Ninja verteidigen zu können. Itachi verstand diese Sorge, immerhin wurde der Clan im Dorf abgelehnt, aber Sasuke in der Öffentlichkeit von sich zu weisen ging zu weit, fand er. Ja, Sasuke konnte sich nicht verteidigen, aber ihm war nie etwas passiert. Zumindest nichts bis auf das Massaker, das es nur in Itachis Kopf zu geben schien. Deshalb strich der ältere Bruder über den Schopf des Kindes und rang sich zu einem Lächeln durch. Es fiel ihm schwer wegen seiner Sorgen, aber es ging. Er hoffte nur, Sasuke durchschaute ihn nicht. Der achtjährige war klüger als es gut für Itachi war. „Ich bin heute Morgen heim gekommen, als du in der Schule warst. Und, wie lief der Test?“ Sasuke grinste stolz und die Brüder liefen zusammen nach Hause. „Ich bin Klassenbester geworden“, verkündete der Junge etwas schüchtern. Er hatte seinen großen Bruder sicher zwei Wochen nicht gesehen, und er freute sich, dass Itachi an seinen Test gedacht hatte. Der Vater der Brüder hatte es vergessen, aber in den letzten Monaten, so fiel es dem Schüler auf, war Fugaku sowieso komisch. „Ich hab doch gesagt, du schaffst das mit links“, grinste Itachi nun. Er war wirklich stolz auf seinen kleinen Bruder. Dennoch hoffte er, Sasuke würde nicht wie er selbst damals die Akademie vorgezogen abschließen. Sein Bruder sollte so lange Kind sein dürfen, wie es nur möglich war. Ebendieser lenkte nun wieder die Aufmerksamkeit seines großen Bruders auf sich, indem er an seinem Shirt zog. „Du, Shisui hat mir ein Jutsu beigebracht. Gehen wir nachher an den See?“ „Klar“, antwortete Itachi lächelnd. Er würde erst in zwei Tagen wieder auf eine Mission gehen müssen, solange wollte er sich alle Zeit für Sasuke nehmen, die er erübrigen konnte. Dass die Anbu-Sitzung am nächsten Vormittag stattfand kam ihm da sehr gelegen. Er musste Sasuke oft genug vertrösten. „Muss ich mir Sorgen machen, weil du so viel mit ihm übst? Er ist doch nicht dein neues Vorbild, oder?“, fragte er aus Spaß nach. Niemals würde er als Sasukes Vorbild ausgedient haben, darüber war er sich im Klaren, aber Shisui unternahm in den letzten Monaten mehr mit Sasuke als normalerweise. Es ließ Itachi stutzig werden. „Quatsch, der doch nicht! Aber er hat gesagt, wenn er schon nicht mit dir trainieren kann bin ich ihm grade gut genug, auch wenn ich nicht so gut bin wie ihr“, antwortete Sasuke und blickte nachdenklich in Richtung von Shisuis Elternhaus, an dem sie gerade vorbeikamen. Itachi folgte dem Blick seines kleinen Bruders. „Hat Shisui keine Missionen?“ „Nein, der ist in den letzten Wochen nur zuhause gewesen. Schicken sie jetzt nur noch dich weg, weil du besser als er bist?“ Itachi lachte auf, bevor er Sasuke durchs Haar strich und antwortete: „Unsinn. Shisui ist besser als ich. Deshalb bleibt er in Konoha.“ Es war nur die halbe Wahrheit. Itachi vermutete, dass sein Cousin und bester Freund der Spion war, der den Hokage informierte. Hoffentlich wusste Shisui, was ihn erwartete. Etwa zwei Stunden später standen die Brüder zusammen an dem See, der an das Trainingsgelände der Uchiha anschloss. In diesem See hatte Itachi Sasuke das Schwimmen beigebracht, als dieser etwa fünf Jahre alt gewesen war, und Fugaku hatte beiden Brüdern hier –zu völlig unterschiedlichen Zeiten- das Jutsu der Feuerkugel beigebracht, welches jeder Uchiha beherrschte. Itachi hatte es Sasuke zeigen wollen, aber er war auf einer Mission gewesen. Und laut Sasuke unterrichtete Shisui diesen hier auch. Ein bisschen wurde Itachi dann doch neidisch auf Shisui, der so viel mehr Zeit für seinen kleinen Bruder zu finden schien als er. Aber Shisui war trotz seines durch den Krieg besonders mächtigen Sharingan nur Jonin, kein Anbu. Vielleicht hatte Itachi ja deshalb mehr Missionen als sein bester Freund. Aufmerksam sah Itachi zu, wie sein kleiner Bruder mehrere Kunai nahm und Fingerzeichen schloss. Es fiel dem Schüler nicht leicht, die Wurfmesser zu halten und währenddessen die Zeichen zu machen, aber er machte keine Fehler und die Waffen fielen auch nicht herunter. Dann holte Sasuke tief Luft und warf die Kunai ein bisschen ungeschickt, aber treffsicher an das nahe Ufer des Sees. Gleichzeitig spie der Junge mehrere kleine Feuerbälle aus, die die Kunai noch in der Luft umgaben. Itachi lächelte. Er kannte diese Form des Feuerjutsus, die nur wenige Uchiha nutzten. Große Feuerkugeln waren einfacher zu formen als viele kleine. „Ziemlich cool, oder?“, hörte er Sasuke fragen. Der achtjährige blickte ihn ein wenig verunsichert an. Itachi grinste. „Du hast das gut gemacht“, bestätigte er seinen kleinen Bruder. „Aber das mit dem Festhalten der Kunai musst du noch üben. Soll ich dir zeigen wie ich das mache?“ Die leuchtenden Kinderaugen waren Antwort genug. Zusammen sammelten sie die nur lauwarmen Kunai von der Uferböschung ein und löschten mit etwas Seewasser das kleine Feuer, das durch Sasukes Vorführung entstanden war. Danach gingen sie zu ihrem Trainingsplatz im Wald. Itachi korrigierte Sasukes Haltung beim Schließen der Fingerzeichen und Werfen der Messer, und schnell befand es der jüngere für besser, die Kunai erst kurz vor deren Nutzung zu ziehen. Danach übten sie zusammen verschiedene andere Techniken, die Sasuke in der Akademie erst sehr viel später lernen würde, aber schnell beherrschte. In Itachi keimte die Sorge, dass er vielleicht bald keine Zeit mehr für Sasuke haben würde, also achtete er an diesem Tag und auch an den folgenden vermehrt auf alles, was sein kleiner Bruder tat. Korrigierte die Haltung, zeigte neue Techniken. Selbst wenn seine Sorgen unbegründet wären, Sasuke tat diese Aufmerksamkeit gut. Die einzigen Unterbrechungen wurden Itachis Missionen. Doch gut einen Monat seit Einführung ihres gemeinsamen, beinahe täglichen Trainings unterbrach Shisui die Zweisamkeit der Brüder, was er für gewöhnlich nicht tat. Sasuke lerne gerade die Anwendung von Genjutsu, als Itachis Krähen Alarm schlugen. Der ältere Uchiha nutzte seine vertrauten Geister ohne Sasukes Wissen als Warnungen vor ungewünschten Besuchern während Sasukes Training. Nun stoben mehrere Krähen lauthals in den Himmel und ließen sich in der Nähe der Brüder nieder. Aus seiner Konzentration gerissen starrte Sasuke zu den schwarzen großen Vögeln. Er wusste, dass sein Bruder mit diesen Tieren einen Vertrag abgeschlossen hatte, aber er hatte nicht gewusst, dass auch hier welche waren. Fragend blickte er zu dem jungen Anbu auf. „Ich wollte nicht, dass jemand sieht wie stark du schon bist“, lächelte Itachi, bevor er seine Aufmerksamkeit auf Shisui richtete, der leichenblass auf die Brüder zulief. Alleine der Blick in Shisuis Augen, die eine Angst zeigten, die ihm einen Schauer über den Rücken jagte, genügte Itachi. Mit einem Wink wies er seine Tiere an, wieder ihren ursprünglichen Posten zu beziehen. „Itachi, ich muss mit dir reden“, sagte Shisui ernst, bevor er Sasuke bemerkte, der dicht neben seinem großen Bruder stand. „Sasuke, warum übst du nicht noch ein bisschen alleine?“ „Ist Papa oder Mama was passiert?“, fragte der achtjährige ängstlich. Der Jonin schüttelte den Kopf. „Nein, denen geht’s gut. Los, du musst noch an deiner Treffsicherheit feilen.“ Itachi war speiübel, als er Sasuke dasselbe auftrug wie es Shisui vor ihm getan hatte. Nur wiederwillig und noch immer beunruhigt verließ das Kind die beiden Freunde, um Wurfübungen zu machen. „Ich war vorhin beim Hokagen“, kam es tonlos über Shisuis Lippen. Kraftlos ließ er sich in das weiche Gras fallen. Itachi setzte sich neben ihm. Seine Hände zitterten, alles in ihm war angespannt. Er ahnte, was Shisui ihm gleich mitteilen würde. Tief atmete sein Cousin durch, bevor er stockend berichtete: „Danzo und die Ältesten waren auch da. Sie haben ewig rumdiskutiert, nachdem ich ihnen Bericht erstattet habe. Und dann haben sie den Hokagen einfach überstimmt. Sarutobi sah nicht glücklich aus, aber ich habe einen Auftrag, Itachi. Den Auftrag aus deinem Traum damals. Ich habe zwar versucht dafür zu sorgen, dass du und Sasuke und ein paar andere Kinder und Unschuldige nicht auch… Danzo hat ausgeschlagen. Wenn ich nicht alle umbringe, auch euch, dann tut es ein anderer. Und dann bin ich auch fällig.“ Das sagte Shisui ruhig und leise, aber er hätte es auch schreien können. Für Itachi machte es keinen Unterschied. Er selbst hatte jämmerlich versagt bei seinem Versuch, alles anders zu machen als in seiner Erinnerung. Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Sie waren noch lange am See sitzen geblieben. Sasuke war erst viel später zu ihnen gekommen, und ihm entging nicht, dass etwas so ganz und gar nicht stimmte. Er stellte keine Fragen –er wusste sicher, dass die anderen nicht den Grund ihres komischen Verhaltens verraten würden-, setzte sich aber neben seinen großen Bruder und lehnte sich an diesen. Itachi ließ ihn, Sasukes Nähe hatte etwas Beruhigendes. Als es Zeit fürs Abendessen wurde löste Itachi sein Jutsu des vertrauten Geistes. Wenig später machten sich die drei zusammen auf den Heimweg, erst im Uchihaviertel trennten sie sich. Shisui ging sichtlich mitgenommen nach Hause und die Brüder sahen ihm kurz nach, bevor auch sie die letzten Meter hinter sich brachten. Tröstend legte Itachi eine Hand auf Sasukes kleine Schulter. Er wusste nicht, was er tun sollte. Wenn er jetzt nichts unternahm würde sein kleiner Bruder sterben. Sein eigener Tod war nichtig, aber Sasuke durfte nicht sterben, noch nicht jetzt. Das Abendessen verlief schweigend. Mikoto und Fugaku waren enttäuscht und wütend auf Konohas Regierung, da diese nicht ein bisschen auf ihre Forderungen einging und sie den Clan nicht beruhigen konnten. Weil sie um einen Putsch nicht herum zu kommen glaubten. Itachi schwieg, weil er sich so hilflos fühlte wie nie zuvor. Diesmal würde er nicht einmal seinen kleinen Bruder retten können. Und Sasuke wollte nicht reden, weil er verzweifelt war. Itachis und Shisuis Verhalten hatte ihm die Geschichte seines großen Bruders in Erinnerung gerufen, und der Schüler war nicht dumm. Er wusste –glaubte zu wissen-, warum Itachi und Shisui so komisch waren. Nur wie man das Kommende vermeiden konnte, das wusste der achtjährige noch nicht. „Itachi, kannst du morgen nach Sora-ku gehen?“, fragte Fugaku in die bedrückende Stille hinein. Der Angesprochene zuckte kurz zusammen, kaum merklich, aber es war Sasuke nicht entgangen. Und ihrem Vater sicher auch nicht. Kurz angebunden nickte der 13jährige. Er fürchtete sich vor diesem Besuch bei der Katzenoma, wie er und Sasuke sie nannten. Die Uchiha bezogen ihre Waffen von dieser Frau, die alleine mit ihrer Enkelin und vielen Katzen –vertrauten Geistern- in der Geisterstadt Sora-ku lebte. „Kann ich mitkommen?“, wollte Sasuke plötzlich wissen. „Bitte, es ist doch Freitag.“ Fugaku nickte zustimmend, während Itachi seinen kleinen Bruder verwirrt ansah. Warum wollte Sasuke mitkommen? Sicher, sein kleiner Bruder mochte die Katzen, aber seit seinem Eintritt in die Akademie war er mehr mit Lernen und Trainieren beschäftigt gewesen und hatte ihn nicht mehr dorthin begleiten wollen. Als der Anbu Sasuke später danach fragte, zuckte der nur mit den Schultern. „Ich will auch einen vertrauten Geist, und da kann ich meinen Vertrag doch abschließen, oder nicht?“ Itachi nickte zustimmend, blieb aber misstrauisch. Sasuke ahnte bestimmt, worüber er und Shisui sich unterhalten hatten, warum suchte er dann jetzt schon nach einem vertrauten Geist? Sein älterer Bruder hoffte nur, dass der achtjährige keine Dummheiten plante. Wobei ihm eine Katze vielleicht ein bisschen ins Gewissen reden würde. „Vater kann dir da auch helfen“, merkte der ältere Bruder an. Sasuke blickte ihn aus großen, traurigen Augen an, bevor er leise fragte: „Willst du mich nicht dabei haben?“ „Quatsch.“ Itachi tippte seinem kleinen Bruder lächelnd gegen die Stirn. „Natürlich kannst du mitkommen. Aber mach erst deine Hausaufgaben.“ Grinsend stürmte Sasuke in sein Zimmer, schnappte seine Schultasche und stand nicht einmal eine Minute später wieder vor seinem großen Bruder. „Kann ich die bei dir machen?“ „Klar.“ Etwa eine Stunde später machten sich die Brüder auf den Weg zur Katzenoma. Sie sprangen nicht von Baum zu Baum, wie Itachi es eigentlich bei Missionen bevorzugte. Sasuke war noch zu klein dafür, und sie hatten genug Zeit. Es war für Itachi ungewohnt, denn eigentlich beeilte er sich bei Missionen immer, um schnell wieder daheim zu sein. Doch Sasuke war dabei, und Itachi mochte diesen ungeplanten Ausflug mit seinem kleinen Bruder. Abends machten sie ein Lagerfeuer, und Itachi erzählte Sasuke von einer Mission. Gespannt lauschte dieser, während sie die Fische brieten, die sie in einem nahen Fluss gefangen hatten. Nach dem Essen zogen sie sich in ihr kleines Zelt zurück, und dicht an Itachi geschmiegt schlief Sasuke schnell ein. Der Anbu selbst blieb wach. Er fürchtete einen tiefen Schlaf mehr als bei anderen Missionen, immerhin hatte er die Verantwortung für Sasuke. Es liefen genügend Wegelagerer und Abtrünnige herum. Am nächsten Morgen hatten sie direkt nach dem Frühstück sofort ihr Gepäck verstaut und brachen auf. Itachi plante ihr Training erst nach dem Mittagessen ein. Sasue wäre noch nicht besonders erschöpft und sie hätten es nicht mehr weit bis zur Waffenhändlerin. Außerdem wollte Itachi vermeiden, dass Sasuke sich verausgabte. Alles klappte wie geplant, und gegen Mittag machten sie in der Nähe eines alten Uchihaversteckes ihre Pause. „Trainieren wir hier auch gleich?“, fragte Sasuke, als er wiederwillig seine Portion Dörrfleisch verspeist hatte. Er hätte sicher lieber frische Tomaten und Reis gegessen. „Erst wenn du wieder ausgeruht bist“, stellte Itachi klar. „Was hältst du davon, wenn wir uns einen ruhigen Platz suchen? Hier sitzen wir auf dem Präsentierteller.“ Sasuke nickte, also packten die Brüder ihre Sachen wieder ein. Unwillig musste sich der ältere Uchiha aber noch während des Packens eingestehen, dass der Wald zu unsicher war. Innerlich seufzend beschloss er, Sasuke in das alte Versteck zu führen. Es war noch nicht so marode wie Sora-ku, ihnen würde dort also nichts passieren, und ein starkes Genjutsu der Clangründer verbarg es vor ungewünschten Blicken. Uchiha Obito, der in seiner Erinnerung an Madaras Wiedererweckung gearbeitet hatte, würde sie bestimmt auch nicht behelligen. Er hatte sich Itachi vor dessen Suche nach Madara nur ein Mal gezeigt, also hoffte der junge Anbu, dass es auch dabei bleiben würde. Als sie nach gut einer viertel Stunde Wanderung die ersten Mauern des gigantischen Gebäudekomplexes erreichten, blickte Sasuke irritiert zu seinem Bruder. „Itachi, was ist das hier? Wohnt hier jemand?“, fragte er neugierig. Itachi lächelte. „Hier hat der Uchihaclan mal gelebt. Du kennst doch die Gründungsgeschichte Konohas, oder?“ „Klar. Aber sind wir hier sicher? Hast du keine Angst vor Verbrechern?“ Grinsend strich der Anbu dem sich stetig umschauenden Kind durchs Haar. „Außer den Uchiha kann niemand dieses Versteck finden. Wir sind hier sicher.“ Sasuke nickte und stürmte voraus. „Hier ist es so wie in Sora-ku! Warum ist es so dicht an der Stadt?“, wollte er wissen, während er seinen Rucksack achtlos auf den steinernen Fußboden eines Innenhofes fallen ließ. Sein älterer Bruder trat an die Seite des Schülers. Anders als dieser musste er seine Waffen nicht erst umständlich aus seinem Missionsrucksack suchen. Er würde Sasuke das Unterbringen der Kunai außerhalb seiner Reichweite gleich abgewöhnen, aber erst ließ er ihn machen. „Wir Uchiha stammen ursprünglich aus Sora-ku, Sasuke. Aber es muss wohl ein Unglück passiert sein, glaube ich, und unser Clan verließ die Stadt. Vielleicht sind viele Menschen dabei gestorben. Aber das war sicher noch mehrere Generationen vor Madara passiert, denn nicht einmal der kannte den Grund. Er ist hier aufgewachsen.“ „Echt? Aber wenn es in Sora-Ku so gefährlich ist, wieso leben dann alle Ninjakatzen da?“ Mit großen Augen blickte Sasuke Itachi an. Doch der zuckte mit den Schultern. „Wir können sie ja heute Abend fragen. Aber jetzt lass uns trainieren. Danach zeige ich dir, wie du deine Waffen richtig transportierst.“ Erst bei Dämmerung erreichten sie Sora-ku. Schon am ersten verfallenden Haus erwarteten sie die beiden Ninjakatzen Hina und Denka. „Was führt euch beide hierher?“, fragte Kater Denka interessiert, während Sasuke den getrockneten Fisch für die Katzen aus seinem Rucksack holte und beiden Tieren jeweils einen gab. Der Junge strich Hina vorsichtig durch das weiche warme Fell, was diese zufrieden Schnurren ließ. Itachi wandte sich etwas unwillig von dem schönen Bild ab. „Vater schickt uns. Wir sollen neue Waffen holen.“ „Wir begleiten euch durch die Stadt“, gab Denka von sich, bevor er seinen Fisch mit einem Happs verspeiste. Sie brauchten nicht mehr lange, was Itachi erleichterte. Sasuke war trotz einer ausreichenden Pause mittlerweile unheimlich müde, weshalb er seinen kleinen Bruder unter Protesten Huckepack trug. Er vertraute den beiden Ninjakatzen, sie würden sie beschützt zur Katzenoma bringen. Obwohl er schon oft in Sora-ku gewesen war, hatte er sich nur in der Nähe der Katzen aufgehalten. Niemals hatte er sich tiefer in die verfallende Stadt gewagt. Er wusste nicht, was ihn dort erwartete, und seine Welt war schon finster genug. Itachi wollte keine weiteren Albträume erleben. „Itachi, lässt du mich jetzt bitte runter?“, nuschelte Sasuke leise und riss seinen älteren Bruder so aus dessen Gedanken. Der junge Anbu bemerkte, dass sie angekommen waren. Die Katzen verschwanden gerade in dem großen Lagerhaus, in welchem die Katzenoma mit ihrer Enkelin Tamaki lebte. Itachi verstand nicht ganz, warum die alte Frau umgeben von ihren Waffen lebte, aber er war auch nie lange hier gewesen. Nicht einmal über Nacht. Vorsichtig setzte er seinen kleinen Bruder ab, der müde seine Hand nahm. Wäre Sasuke wirklich wach, würde ihm wohl eher die Hand abfaulen als dass er sich diese Blöße gäbe. Ein warmes Lächeln schlich sich auf die Lippen des Älteren, während er Sasuke in die Vorhalle brachte, wo die Waffenhändlerin auch lebte. „Setzt euch zu mir“, hörte Itachi die alte Frau sagen. Gehorsam führte er Sasuke zu einem großen Esstisch, an dem die Katzenoma nebst einigen Katzen saß. Ein Stoffberg in einer Ecke raschelte und ein kurzer Blick offenbarte dem 13jährigen, dass die siebenjährige Enkelin der Katzenoma bereits schlief. Im langen grauen Haar der Katzenoma fand sich wie immer ein Haarreif mit Katzenohren, wie Sasuke auch einen hatte. Itachi hatte ihm den schon vor Jahren mitgebracht. Er diente einer besseren Kommunikation zwischen Mensch und Tier, wenn die Katze die menschliche Sprache nicht beherrschte. „Habt ihr hunger?“, fragte die Händlerin ruhig. Itachi schüttelte den Kopf. „Nein. Wir haben unterwegs gegessen.“ Die Alte brummte. „Dann zeig deinem Bruder, wo er sich waschen kann. Wenn er schläft unterhalten wir beide uns.“ Irritiert tat Itachi, wie ihm geheißen. Noch nie hatte die Katzenoma Sasuke ins Bett geschickt, wenn sie gerade erst angekommen waren. Es war unüblich. Sonst wollte sie immer erst mit Sasuke reden, ihn nach seinen Fortschritten fragen und wie die Schule war. Innerlich schüttelte der Anbu seinen Argwohn ab. Wahrscheinlich war sie nur so, weil sie erst spät angekommen waren und Sasuke unübersehbar ins Bett gehörte. Einen Funken Misstrauen konnte er dennoch nicht abschütteln. Sasuke protestierte nicht, und kaum lag er auf einer weichen Matte unter mehreren wärmenden Decken begraben und von Katzen umgeben, die sich an ihn schmiegten, schlummerte er schon. Itachi strich ihm noch ein paar störende Strähnen aus dem Gesicht und vergewisserte sich, dass Sasuke gut schlief, bevor er sich wenige Meter entfernt zur Katzengroßmutter an den Tisch setzte. Diese hatte inzwischen ihr Buch aufgeschlagen, in dem sie ihre Lagerbestände protokollierte. „Wie viel möchtest du kaufen?“, fragte sie geschäftig. Itachi zog aus seinem Rucksack den Zettel, den ihm sein Vater mitgegeben hatte, und schob ihn der Alten zu. Er hatte nicht genau nachgesehen, was er alles abholen sollte, aber als er ihn eingesteckt hatte war ihm aufgefallen, dass die Mengen ungewöhnlich waren. Die Katzenoma sah es wohl ähnlich, denn sie schnaubte entrüstet. „Itachi, weiß dein Vater eigentlich, dass ich die Waren nicht in unendlicher Zahl hier lagere?“ Rasch nickte der Jugendliche. „Ja. Habt ihr denn nicht so viel hier?“, fragte er höflich nach, hoffend, dass er mit leeren Händen heimkehren und so einen Aufstand hinauszögern könnte. Er wusste, es gab wohl keine Alternative, aber er hoffte noch immer auf einen guten Ausgang für Sasuke und sich. Einen besseren als den, den er kannte. „Nein, und das sollte dein Vater auch wissen.“ Nun wurde Itachi hellhörig. „Wieso sollte er das wissen?“, hakte er nach und warf seinem kleinen Bruder einen kurzen Blick zu. Zufrieden bemerkte er, dass Sasuke sich von ihrem Gespräch nicht stören ließ, sondern friedlich weiterschlief. Die Alte blickte ihn ernst an. „Sie haben erst in der letzten Woche eine Großlieferung geholt. Hat er dir das nicht gesagt?“ Verwirrt starrte der Anbu die Geschäftsfrau an. „Deshalb verstehe ich auch nicht, warum er dich und deinen Bruder herschickt“, murrte diese und nahm einen Schluck Tee, bevor sie geistesabwesend eine Ninjakatze kraulte, welche auf ihrem Schoß lag. „Was hat dein Vater mit einer solchen Menge vor? Hast du eine Ahnung?“ Die hatte Itachi, und sie gefiel ihm überhaupt nicht. „Nein“, log er. „Nicht einmal im letzten Krieg hat er so viele Waffen bestellt“, brummte die Alte. Itachi runzelte leicht die Stirn. „Und was machen wir jetzt?“ „Wenn du auf die Waren beharrst müssen du und Sasuke noch ein paar Tage hier bleiben. Das hätte Fugaku aber wissen müssen. Ich kann nach Großaufträgen ein paar Wochen nicht liefern, im Krieg war es ja nicht anders.“ Der junge Anbu starrte die Katzengroßmutter überrascht an. „Aber Sasuke muss spätestens übermorgen zuhause sein. Er geht noch zur Akademie.“ „Warum hast du ihn dann mit hergebracht?“ Weil Sasuke darum gebeten hat, wollte Itachi antworten, und Vater hat es ihm erlaubt. Aber dann wurde ihm klar, warum Sasuke wirklich mitgekommen war. Warum Fugaku es in dem Wissen erlaubt hatte, dass sie ein paar Tage, vielleicht eine Woche weg wären. Die Uchiha hatten eine große Waffenlieferung bereits abgeholt. Mehr, als sie im Krieg vor Sasukes Geburt bestellt hatten- also bei weitem genug für einen Putsch. Und Itachi hatte Sasuke mit hergenommen und somit aus dem Dorf gebracht. An einen Ort, der vielleicht im Moment sicherer war als ihr Zuhause. „Ich werde nach Hause gehen und Vater danach fragen“, meinte er leise, bevor er sich erhob und sich seinen Rucksack wieder auf den Rücken schnallte. „Kann Sasuke solange hier bleiben? Ohne ihn bin ich schneller zurück.“ Die Großmutter erhob sich mit ernster Miene. „Itachi, ich kenne dich schon seit du nur wenige Tage alt warst. Warum willst du Sasuke hierlassen?“ „Ich erkläre es, wenn ich zurück komme“, wollte sich der Anbu herausreden, aber die alte Frau legte ihm ihre kleine, kräftige Hand auf die Schulter. Ernst musterte sie den Anbu, bevor sie ihren Kopf schüttelte. „Du kannst ihn nicht hier lassen, er würde dir das niemals verzeihen. Und ich kann dich unmöglich jetzt nach draußen lassen. Diese Stadt ist bei Nacht gefährlich. Du bleibst hier. Und jetzt erzähl mir, was dir eingefallen ist.“ Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Sasuke bemerkte sofort, das etwas anders war. Ihm fiel auf, wie sich die Katzenoma und Itachi ansahen, wie sie sich stumm unterhielten, während Tamaki ihren Aufgaben nachkam und Sasuke mit den Ninjakatzen spielte. Sich zurückhalten konnte er deshalb nicht mehr, als sein großer Bruder ihn dann auch noch zum Spielen raus schicken wollte. Empört stellte sich der achtjährige mit verschränkten Armen vor seinen Bruder und funkelte diesen wütend an. „Willst du mich verarschen?“ Überrascht starrte Itachi auf den wesentlich kleineren Sasuke, den er bei diesem Anblick einfach nicht ernst nehmen konnte. Statt aber zu lachen und sich damit den Zorn seines Bruders zu sichern lächelte er lediglich. „Eigentlich hatte ich das nicht vor, wie kommst du darauf?“ „Du wirst mir jetzt sofort sagen, was los ist! Irgendwas ist doch faul, ich bin kein Wickelkind mehr“, schimpfte Sasuke und setzte noch einen drauf: „Wenn du mir nicht sagst was los ist rede ich nie wieder mit dir!“ Nun musste sich der junge Anbu wirklich sehr zusammenreißen, um seinen kleinen Bruder nicht auszulachen. Ein amüsiertes Grinsen konnte er sich aber nicht verkneifen, was auch Sasuke nicht entging. Sofort funkelten seine Augen noch eine Spur wütender. Itachi wusste, dass sein kleiner Bruder nur wütender wurde und auf eine Antwort bestehen würde, also schluckte er sein Grinsen herunter und legte dem Schüler eine Hand auf die Schulter. Er fühlte sich unwohl, als er an ihr bevorstehendes Gespräch dachte. „Lass uns rausgehen.“ Weil sich keiner der Brüder wirklich in der Stadt auskannte, setzten sich die beiden auf den Boden vor der Lagerhalle. Unweit von ihnen standen verlassene komische Metallteile, wie sie überall in der Stadt zu finden waren. Zumindest überall auf den Straßen, die den Uchiha bekannt waren. „Wir müssen noch eine Weile hierbleiben“, meinte Itachi dann und musterte Sasuke unauffällig. „Die Katzenoma hat nicht alle Waren auf Lager.“ Der Schüler blickte ihn skeptisch an. „Ich muss zur Schule.“ „Ich weiß. Aber Vater hat es erlaubt, und er wusste bestimmt, dass wir länger brauchen. Ich möchte mich beim Hokage für die nächste Woche freistellen lassen. Kommst du hier einen Tag alleine klar?“, fragte der ältere dann. Er hoffte auf Sasukes Zustimmung, diesen mit nach Hause zu nehmen kam für ihn nicht in Frage. Er fürchtete, dass der Aufstand schon im vollen Gange war. Sasuke nach Konoha zu bringen wäre dessen Todesurteil. Sein kleiner Bruder zog eine Schnute. „Warum nimmst du mich nicht mit? Vater wird sauer wenn ich nicht zur Schule gehe.“ „Wird er nicht, Sasuke. Sonst hätte er dich nicht mitkommen lassen“, schnaubte Itachi unwillig, bevor ihm klar wurde, dass er gerade einen großen Fehler begangen hatte. Sein kleiner Bruder war zum Leidwesen des Anbu ein verdammt helles Köpfchen, denn sofort kam die nächste Frage: „Wieso hätte er mich nicht mitkommen lassen?“ Der 13jährige schüttelte den Kopf und winkte beschwichtigend ab. „Er weiß dass du gut bist. Ein, zwei Fehltage machen nichts bei dir.“ Sasuke blickte ihn verletzt an, bevor er wortlos aufstand und wieder reingehen wollte. Itachi wusste, dass er seinem Bruder wehtat. Damit der kleinere nicht einfach ging und der Anbu irgendwann sein Tun bereuen würde, hielt er ihn fest. Finster starrte Sasuke ihn an. „Was soll das werden? Lass mich los, du mieser Lügner!“ „Ich möchte, dass du hier bleibst. Erinnerst du dich noch an meine Geschichte, in der ich Mutter und Vater umgebracht habe?“, fragte der ältere der beiden leise und zog den störrischen Jungen zu sich. Betreten blickte Sasuke zu Boden und nickte. Itachi konnte seinen Verdacht nicht verschweigen. Er wollte sich nicht im Streit von seinem kleinen Bruder trennen. Nicht, wenn er keine Ahnung davon hatte, was ihn in Konoha erwartete. „Ich habe den Auftrag abgelehnt, Sasuke. Ich dachte, wir holen hier die Waffenbestellung für den Putsch, aber Vater hat die Waffen schon holen lassen. Die Katzenoma hat es mir erzählt. Er wollte nicht, dass wir in Konoha sind“, erklärte der Anbu. Wütend riss Sasuke sich los und funkelte ihn wütend an. „Und das sagst du mir erst jetzt?“, zischte Sasuke, bevor er in die Lagerhalle stürmte. Besorgt folgte Itachi seinem kleinen Bruder. Er machte sich Sorgen, weil er so dumm gewesen war und diesem wirklich von seinem Verdacht erzählt hatte- ein riesiger Fehler, denn der achtjährige packte seinen Rucksack. Besorgt wurde er dabei von der alten Frau beobachtet, die Itachi geraten hatte, bei seinem kleinen Bruder zu bleiben. In Sicherheit. „Sasuke, was tust du da?“, fragte der junge Shinobi ernst. Der Angesprochene hielt kurz inne und drehte sich zu ihm um. In den Augen des Kindes konnte er seine eigene Angst sehen. „Ich komme mit nach Konoha, Itachi. Du lässt mich nicht hier alleine zurück! Was wird aus mir wenn keiner mehr da ist?“, schniefte der kleine Uchiha und rieb sich über die Augen. „Es ist zu gefährlich für dich. Bitte bleib hier, ich verspreche dir, ich bin morgen wieder zurück, vielleicht schon heute Abend. Ich beeile mich, ja?“, bat Itachi und wollte seinem Bruder den Rucksack abnehmen. Dieser hielt an seinem Gepäck fest und sah ihn aus großen, geröteten Augen an. „Lass mich mitgehen, Itachi“, wimmerte er und drückte sich im nächsten Moment an seinen großen Bruder. „Bitte lass mich mitkommen! Ich mache auch, was du sagst, aber lass mich nicht hier!“ Tröstend hockte sich der ältere vor das weinende Kind, während er aus den Augenwinkeln wahrnahm, wie die Katzenoma seufzte. „Es ist zu gefährlich für dich, Sasuke. Ich kann dich nicht mitnehmen. Wenn dir was passiert verzeihe ich mir das nie“, versuchte Itachi sich zu erklären. Heftig schüttelte der jüngere seinen Kopf und weinte. Fest klammerte er sich an seinen Bruder. „Bitte! Ich verstecke mich an unserem Trainingsplatz, ich behindere dich nicht!“ Itachis Augen brannten wegen Sasukes Verzweiflung. Ihm selbst ging es ja nicht besser, er verstand seinen Bruder. Aber Sasuke in der Nähe der Kämpfe zu wissen… Er würde sich nicht konzentrieren können. Er wusste, er wurde gebraucht. „Wenn du Shisui findest kannst du ihn zu mir schicken, er passt auf mich auf“, schniefte Sasuke laut. Er hatte Angst, seinen großen Bruder wie alle anderen auch zu verlieren. Er hatte Angst, ganz alleine in einer toten Stadt leben zu müssen, nur in Gesellschaft der Katzenoma und Tamaki. Die beiden waren kein Teil seiner Familie. Bevor er in Sora-ku blieb würde er sich lieber selbst auf den Heimweg machen. Genau das erzählte er nun auch unter Tränen seinem Bruder, der ihn fest an sich drückte. „Ich laufe dir nach! Du musst mir schon beide Beine brechen damit ich nicht selber nach Konoha zurück gehe!“ Mit einem miesen Gefühl im Bauch gab Itachi dem Drängen des Kindes nach. Fest presste er den kleinen Körper an sich. „Aber du wirst Konoha nicht betreten, solange ich dich nicht abhole oder dir Shisui schicke, verstanden? Du versteckst dich, klar?“ Er nahm Sasukes erleichtertes Schniefen wahr und wie sich der achtjährige dankbar an ihn lehnte. Itachi wusste, es war falsch, aber er hatte keine Ahnung, was er sonst tun sollte. Die Katzenoma legte dem 13jährigen eine Hand auf dessen Schulter. Betrübt blickte er auf und strich tröstend über den Rücken seines Bruders. Bereute es unendlich, diesem alles verraten zu haben, wenn auch nur in der Kurzfassung. Sasuke hätte es nie erfahren sollen. Wenn ihm etwas passierte, war Itachi ganz alleine schuld daran. „Tamaki packt euch ein paar zusätzliche Waffen ein. Ich schenke sie euch“, meinte die Alte und tätschelte Sasukes schwarzen Schopf, der sich nur noch fester an seinen Bruder drückte. Itachi lächelte gequält. „Vielen Dank. Wir kommen bestimmt bald wieder zu Besuch.“ Die grauhaarige lächelte. „Bring Sasuke dann aber wieder mit, ja?“ Der ältere versprach es. Eine Stunde später brachen die Brüder auf. Sasuke hatte von Itachi einige zusätzliche Kunai und Shuriken erhalten, auch wenn er sie hoffentlich nicht benötigen würde. Damit sie schneller waren trug sein älterer Bruder ihn auf dem Rücken und wies ihn an, sich auszuruhen. Sie würden wahrscheinlich nur wenige Stunden für den Weg brauchen und Itachi hatte keine Pausen eingeplant. Sasuke wurde bei der hohen Geschwindigkeit, mit der sich sein Bruder fortbewegte, schwindelig. Der junge Anbu hetzte wie von Furien gejagt durch den Wald, statt wie üblich den Wegen zu folgen. Seinen kleinen Bruder bemerkte er kaum, der achtjährige war sehr leicht. Keine Behinderung, zumindest nicht körperlich. Itachi vermied den Gedanken daran, dass er Sasuke zu einem möglichen Aufstand brachte. Ihm blieb nur die Hoffnung, dass sein kleiner Bruder ihm gehorchte. Zur Sicherheit hatte er um ihren See herum seine Krähen positioniert, noch bevor sie sich auf den Weg gemacht hatten, damit sie niemand dort überraschen konnte wenn sie endlich dort waren. Seine vertrauten Geister würden Sasuke davon abhalten, sich dem Dorf zu nähern, und Itachi alarmieren, sollte sich jemand unbekanntes seinem kleinen Bruder nähern. Für gewöhnlich brauchte Itachi alleine etwa einen halben Tag, um von Sora-ku nach Konoha zu gelangen. Seine Angst, die ihn schon seit seinem Erwachen aus dem Sumpf verwirrender Erinnerungen begleitete, trieb ihn zu Höchstleistungen an. Der junge Anbu schaffte die Strecke in nur fünf Stunden. Sasuke hatte nicht um eine Pause gebeten, und so hatte der ältere auch keine gemacht. Das würde sich jetzt ändern, denn statt den direkten Kurs auf das Dorftor zu nehmen war ihr See das Ziel, wie er es Sasuke schon angekündigt hatte. Er fühlte die Erschöpfung des Kindes, da sich der Schüler über mehrere Stunden wenig bewegt hatte und seine Muskeln bestimmt überanstrengt waren. Kaum blieb Itachi am Seeufer stehen, um Sasuke die letzten Meter selbst laufen zu lassen bevor er wahrscheinlich stundenlang in seinem Versteck ausharren müsste, stürzte dieser von seinem Rücken. Der kleine Körper war völlig verkrampft. Sofort kniete Itachi neben seinem kleinen Bruder und strich dem wimmernden Kind über das Gesicht, bevor er Sasuke grob untersuchte. Er war kein Sanitäter, er konnte nicht heilen. Alles was er konnte war festzustellen, dass Sasuke sich verausgabt hatte. Gestresst strich Itachi sein Haar aus den Augen und half seinem kleinen Bruder, sich aufzusetzen. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du eine Pause brauchst?“, zischte er dann vorwurfsvoll und besorgt zugleich. „Wir haben doch keine Zeit“, wimmerte Sasuke und lehnte sich an den älteren. „Bitte geh nach Mutter und Vater schauen, ja? Ich brauch nur einen Moment, dann verstecke ich mich sofort.“ Itachi schüttelte bestimmend und hob das Kind vorsichtig auf seine Arme. Vorsichtig trug er den achtjährigen in die nahe Höhle. Er wusste von einer Felsspalte, in der er sich während des Krieges selbst einmal verstecken musste. Der Anbu selbst war mittlerweile zu groß, aber er hoffte, Sasuke könnte sich dort hineinquetschen. „Du kannst dich gleich ausruhen. Komm, ich hab eine Idee, wo du dich verstecken kannst.“ Sasuke protestierte nicht weiter, auch wenn Itachi die Unruhe des Kindes spürte. Deshalb lief der 13jährige schnell in die Höhle. Mit seinem Sharingan konnte er sich in der Dunkelheit zurechtfinden und entdeckte einige Meter vom Höhlenausgang entfernt die schmale Felsspalte. Vorsichtig stellte er Sasuke auf dessen eigene müde Beine. „Muss das wirklich sein?“, flüsterte der Schüler zweifelnd und schenkte Itachi einen ängstlichen Blick. Auf sein Nicken hin kletterte Sasuke vorsichtig in die schmale Lücke zwischen zwei Gesteinsbrocken. Viel Platz hatte der kleine Körper nicht, aber es würde eine Weile gehen. Der Jugendliche reichte seinem Bruder dessen Rucksack und wies ihn an, diesen vor seinen Körper zu belassen und die Kunai in Reichweite zu lassen. Währenddessen sammelte er größere Steine und schichtete diese vor seinem Bruder auf. Angsterfüllt schluchzte der Junge auf, als Itachi das Versteck ganz tarnen wollte. Sofort ließ der Anbu davon ab und tröstete seinen Bruder. „Es wird alles gut. Ich bin gleich wieder da, gib mir nur eine Stunde“, versprach er dem verstörten Kind und ließ unwillig eine Lücke frei, damit Sasuke die Höhle sehen konnte. Ein bisschen Licht hatte, das von draußen hineinschien und ihm etwas Angst nahm, wie der Anbu hoffte. Sasuke hätte in Sora-ku bleiben sollen. In Sicherheit. Itachi wollte gerade nach Konoha gehen, als Sasuke ihn rief. Er klang ziemlich panisch und aufgelöst. Der Jugendliche ging zurück zu ihm und strich dem kleineren durchs Haar. Tränen schimmerten in seinen schwarzen Augen, als er leise flüsterte: „Du kommst zurück, ja?“ „Klar“, lächelte Itachi warm. „Ich verspreche es.“ „Bitte pass auf dich auf“, wimmerte Sasuke. Seine kleine Hand ergriff die seines Bruders und drückte sie fest. Itachi war eigentlich niemand, der Sasuke schadete. Nicht einmal im Traum. Nie hatte er seinem Bruder gegenüber Illusionen eingesetzt, nie außer in seinen verwirrenden Erinnerungen. Er hatte es auch nie tun wollen. Aber nun baute er eine Illusion auf, um Sasuke in einen tiefen Schlaf zu zwingen. Es wäre auf diese Weise leichter für den Schüler werden, so lange in dieser Spalte auszuharren. Und sein kleiner Körper brauchte die Erholung. Sasuke schlief schnell ein. Vorsichtig löste der Anbu seine Hand von der des Kindes und strich diesem noch ein letztes Mal durch das schwarze Haar. Hastig wandte sich Itachi ab und stürmte aus der Höhle. Er hatte Angst um seine Familie und noch mehr um Sasuke. Seine Illusion war nicht sehr stark ausgeprägt, er nutzte die Erschöpfung des Kindes, um ihn ruhig zu stellen. Aber in ein oder zwei Stunden würde sich Sasuke erholt haben und aufwachen. Hätte er Sasuke über Stunden hinweg in eine richtige Illusion gezogen hätte sein Bruder Schaden nehmen können. Und lieber starb Itachi, als dass er seinem kleinen Bruder wehtat. Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Als er durch das Uchihaviertel rannte -lange nicht mehr so schnell wie auf dem Weg nach Konoha- bekam er Seitenstechen. Uchiha Itachi war zwar ein Anbu, aber selbst diese Shinobi reisten eigentlich nicht so schnell. Die Angst hatte ihn vorangetrieben, und als er nun zuhause ankam stürmte er zu allererst in sein Elternhaus. „Mutter?“, rief er und rannte durch den Wohntrakt des Anwesens. „Vater? Seid ihr hier?“ Sie waren nicht dort. Und auch das übrige Viertel seiner Familie war wie ausgestorben. Er verließ das Gebäude wieder und machte sich auf den Weg zum Hokageturm. Wenn der Aufstand wirklich in vollem Gange war, wie er das fürchtete, dann begannen die Kämpfe nach dem letzten Gespräch zwischen Fugaku und Sarutobi vor dem Hokageturm. Mutter wird nicht dort sein, dachte er. Aber Vater und die anderen. Er würde sie beruhigen müssen. Den Putsch unterbinden und dafür Sorge tragen, dass sie in Konoha bleiben konnten! Er kam nicht einmal bis zum Hokageturm. Noch auf halber Strecke stolperte er in die Kämpfe hinein. Er sah Uchiha gegen andere Ninja aus Konoha kämpfen, und wie eingefroren blieb er stehen. Fassungslos starrte er auf das Gemetzel, das ihn in seine Vergangenheit katapultierte. Direkt hinein in den letzten Krieg, als Sasuke noch nicht geboren war und er selbst für sein ganzes Leben geprägt wurde. Auf Frieden. Aber das hier war Krieg, und er war so sinnlos. Seine Augen brannten und sein Herz schlug so heftig, dass er das Blut in seinen Ohren rauschen hörte. Er atmete schneller und fühlte sich aufgedreht und erschöpft. Als Anbu hatte Itachi viele Kämpfe bestritten. Schon als vierjähriger hatte er Menschen getötet, wenn auch nur aus Notwehr. Aber das hier, dieser Krieg in Konohas Straßen, überforderte den 13jährigen. „Itachi, pass auf!“, hörte er jemanden schreien. Verwirrt blickte er sich suchend um, bevor er gepackt und weggezerrt wurde. Im selben Moment spürte er einen Luftzug an seinem Hals und hörte, wie etwas Metallisches sich in die Hauswand hinter ihm bohrte. Dieses Knirschen von Metall auf Stein. Er begann zu zittern und ließ sich einfach mitschleifen, zurück in Richtung Uchihaviertel. Weg von den Kämpfen. Sein Vater! Er musste seinen Vater finden! Sasuke war irgendwo außerhalb des Dorfes, aber er würde nicht für immer sicher sein! Itachi wollte sich losreißen und wieder nach seinen Eltern suchen. Fest wurde er an Ort und Stelle gehalten und erst starker ziehender Schmerz an seiner Wange ließ ihn wieder aus seiner Panik auftauchen. Er bemerkte, dass er gegen eine Hauswand gedrückt wurde. Dass er schwer atmete und seine Lungen schmerzten. Das Seitenstechen spürte er nicht mehr. Das Blut rauschte noch immer in seinen Ohren, er zitterte weiterhin, aber er lebte. Und vor ihm stand Hatake Kakashi, der sein Truppenführer war und Sasuke in Itachis komischen Erinnerungen zum Chunin ausbilden würde. Sein Blick war ernst und das Sharingan nicht verdeckt, der ältere Shinobi trug die Anbukluft. Es klebte Blut daran und Itachi drehte sich der Magen um. „Hörst du mich?“, fragte sein Truppenführer ruhig, als würden nicht wenige Meter weiter Menschen sterben. „Itachi, antworte!“ Der Jugendliche konnte seinen Körper zu einem Nicken zwingen. Sein Hals war trocken, der Mund wie ausgedörrt. Der Anbutruppenführer nickte nun ebenfalls. „Itachi, was ist los? Hätte ich nicht eingegriffen wärst du gestorben ohne das zu bemerken. Wo kommst du überhaupt her?“ Itachi rutschte kraftlos zu Boden. Blickte zu dem etwa zehn Jahre älteren Shinobi auf, der ihm ein guter Lehrer und Kamerad war. „Seit wann ist schon Krieg?“, fragte er apathisch. „Es ging heute Morgen los, als die Uchiha den Hokageturm angegriffen haben. Itachi, wo warst du? Ich habe einen Raben entsendet, aber er ist nicht zurückgekommen.“ Itachi starrte in die Richtung, der der Krieg tobte. „Sasuke und ich wurden von Vater losgeschickt, um Waffen zu holen. Aber die Händlerin hat gesagt, sie hätte nicht alles da. Mein Vater hat letzte Woche schon Waffen geholt und Sasuke und mich fortgeschickt ohne etwas zu sagen. Die Katzenoma hat vorgeschlagen, wir bleiben ein paar Tage bis die nächste Lieferung eintrifft, aber…“, erklärte er leise und stockend und beendete seinen Bericht doch nicht. Ernst hockte sich Kakashis vor seinen Untergebenen. „Hast du Sasuke mitgebracht, Itachi? Ist er hier irgendwo?“, wollte er wissen. Musste er wissen, denn ein kleines Kind wie Sasuke durfte hier nicht herumlaufen. „Ich… Er ist außerhalb des Dorfes und schläft. Hätte ich ihn nicht mitgebracht wäre er mir gefolgt.“ Nun lächelte der Hatake. „Gut. Dann gehst du jetzt zu ihm und verschwindest wieder, klar?“ Itachi blickte seinen Vorgesetzten matt an. „Ich muss das hier beenden“, antwortete er nach einer Weile. „Falsch“, korrigierte ihn Kakashi ruhig. „Du musst bei Sasuke bleiben. Wenn du hier stirbst ist er alleine.“ „Warum?“ „Danzo hat den Befehl erteilt, alle Uchiha zu töten. Du wirst automatisch als Feind eingestuft.“ Der Jugendliche starrte Kakashi mit dunklen Augen an. „Ich habe Sasuke versprochen, unsere Eltern zu finden und zu ihm zu bringen.“ Der Truppenführer schüttelte seinen Kopf und zog seinen Schützling auf die Beine. „Er wird alleine nicht überleben, Itachi. Lass es bleiben. Ich begleite dich zu ihm und dann verschwindest du mit ihm. Alles andere wäre Selbstmord.“ „Er hat recht, Itachi“, hörte er jemanden sagen. Erschrocken blickte er in die Richtung, aus der die Stimme kam, und bemerkte seinen besten Freund. Sichtlich lädiert stand Shisui am Eingang zum Uchihaviertel. In der einen Hand hielt er ein Katana und mit der anderen stütze er sich an der Mauer ab, die das Viertel vom Rest des Dorfes abgrenzte. Kakashi hatte ihn mit Sicherheit schon bemerkt, denn er wirkte nicht im geringsten überrascht. „Komm mit, ich bringe dich zu den anderen. Deine Mutter und ich schützen mit ein paar anderen die Kinder und Alten“, sagte Shisui. Er war blasser als sonst und sichtlich erschöpft. Kakashi wies Itachi an, auf seinen Cousin zu hören. „Geh mit Shisui, Itachi. Kommt nicht zurück.“ „Ja“, flüsterte Itachi und wusste, er würde sich niemals erkenntlich zeigen können. Schwerfällig lief er zu Shisui. Der nickte Itachis Lebensretter knapp zu und packte dann seinen besten Freund, um ihn hinter sich her zu zerren. Der junge Anbu brauchte ein paar Minuten, bis er ihr Ziel erkannte. Schnurstracks führte der andere Uchiha ihn zum Nakanoschrein, unter dem der geheime Versammlungsraum ihres Clans lag- mit einem Tunnel, der am Rand des Viertels in Richtung der Trainingsplätze endete. „Ich wollte schauen, ob ich etwas tun kann. Wie gut, dass ich dich gefunden habe“, sagte Shisui und zog Itachi schnell in den Schrein und wenig später in den geheimen Versammlungsraum „Ich dachte, du würdest länger brauchen, um zurück zu kommen.“ Itachi antwortete nicht, weshalb sein bester Freund ihn entschuldigend ansah. „Es tut mir leid. Ich konnte sie einfach nicht töten.“ Der 13jährige schüttelte schlicht seinen Kopf. Er selbst hätte sie töten können, das wusste er, aber es war vielleicht besser so. Zumindest für Sasuke. „Ich muss zu Sasuke. Er ist ganz alleine im Wald und meine Illusion wird ihn nicht lange schlafen lassen.“ „Wir holen ihn sofort, wenn wir das Dorf verlassen haben“, versicherte Shisui, dem der achtjährige auch sehr ans Herz gewachsen war. „Itachi!“, hörten die Freunde im nächsten Moment jemanden schreien. Dann wurde Itachi fest an einen nur wenige Zentimeter größeren Körper gedrückt. „Itachi, was machst du hier?“ Tröstend und trostsuchend drückte Itachi sich an seine Mutter. Sein eines Ohr lag über dem Brustkorb seiner Mutter und er konnte ihren Herzschlag hören. Er liebte dieses Geräusch. „Itachi, wieso bist du hier?“, drang nur langsam Mikotos besorgte Stimme zu ihm durch. „Und wo ist Sasuke? Itachi, wo ist dein kleiner Bruder?“ Ihr Herz schlug schneller. Sie hatte Angst. „Wir holen ihn jetzt, Tante Mikoto“, antwortete Shisui für seinen besten Freund, der noch immer nicht ganz bei sich war. „Er ist in einem Versteck im Wald.“ Itachi spürte, wie seine Mutter nickte und ihn losließ. „Lass uns gehen“, sagte sie ihm. Stumm nickte er und beobachtete, sie sich seine Verwandten zum Aufbruch bereit machten. Es waren etwa 20 Kinder, deutlich weniger Alte und mehr Frauen als Kinder. Erst jetzt wurde Itachi wirklich klar, dass seine Mutter lebte und es ihr gut ging. Er wurde wieder normal -soweit das möglich war- und teilte Mikoto und Shisui mit, dass er vorgehen würde. Sasuke allein im Wald, mit etwas Pech wieder wach, das war das letzte was Itachi wollte. Er wusste ja nicht einmal, wie viel Zeit schon vergangen war, seit er Sasuke zurückgelassen hatte. Trotz seiner Erschöpfung eilte er durch den schmalen Tunnel. Er brauchte nicht lange, bis er den Wald erreicht hatte und zu der Höhle rannte, in der sich sein kleiner Bruder befand. Am See bemerkte er seine Krähen. Unauffällig und stumm saßen sie an ihren Plätzen. Beruhigt betrat der Anbu -ehemalige Anbu- die Höhle. Er hörte ein schweres Keuchen und Wimmern und wusste, Sasuke war wieder wach. „Sasuke?“, rief er den jüngeren, während er zu dessen Versteck ging. Das Wimmern erstarb. Itachi entdecke die Spalte nur schwer, weil er sie so gut getarnt hatte. Aber er fand sie und räumte mit einer Handbewegung die Steine aus dem Weg und warf Sasukes Rucksack achtlos auf den Höhlenboden. Sasuke war blass und zitterte am ganzen Leib. Sofort zog Itachi ihn aus dem Versteck und drückte ihn fest an sich. Dünne Arme und Beine schlangen sich um ihn und er hörte Sasuke schniefen. „Du warst so lange weg“, wimmerte der achtjährige. „Du hast gesagt, du kommst in einer Stunde zurück! Das waren doch bestimmt drei oder vier Stunden!“ Tröstend strich er seinem Bruder über den Rücken und versuchte, ihn zu beruhigen. Langsam verließ er die Höhle und setzte sich davor auf die Wiese, Sasuke auf dem Schoß. Präsentierteller, schrie seine Erfahrung, aber die Kämpfe fanden nicht hier statt. Seine vertrauten Geister waren da, beobachteten und würden warnen. „Ich habe mich beeilt. Es tut mir leid“, flüsterte Itachi dem weinenden Kind ins Ohr und drückte ihn fest an sich. Er fühlte, wie das Kind zitterte und hörte es weinen und das brach ihm das Herz. Wenn er daran dachte, dass Sasuke wegen seiner Unzuverlässigkeit das Versteck verlassen und auf der Suche nach ihm den falschen Menschen in die Hände hätte fallen können… Itachi hätte ihm nicht helfen können. Und nun, wo er wusste, dass Sasuke in Sicherheit war konnte er auch nicht verhindern, dass die wenigen Bilder des Kampfes in seinem Kopf umherschwirrten. Es zog ihn zurück in seine Kindheit. In den grausamen Teil seiner Kindheit. Er bemerkte es nicht, doch er drückte Sasuke noch fester an sich und wog den Jungen und sich selbst vor und zurück. „Itachi“, hörte er den achtjährigen irgendwann schniefen. „Itachi, die Krähen!“ Zusätzlich kniff Sasuke ihn heftig. Riss den Anbu aus seinem Albtraum heraus in die grausame Wirklichkeit. Er hielt inne und ließ seinem kleinen Bruder etwas mehr Freiraum und bemerkte, dass seine vertrauten Geister, die näher an Konoha gesessen hatten, kreischend in die Luft stoben. Bei den anderen Tieren ließen sie sich nieder und gaben den Brüdern somit Rückendeckung. Nur wenige Minuten angestrengtes Lauschen später konnte Itachi jemanden durch den Wald stapfen hören. Und es waren nicht gerade wenige Leute. Sofort wies er seinen verstörten Bruder an, hinter ihm zu bleiben. Dann erst kämpfte er sich auf die eigenen Beine. Leicht schwankte er kurz, bevor er eine gute Ausgangsposition einnahm. Sasuke hinter sich wissend -wenigstens etwas geschützt- zog er ein paar Kunai. Das Katana auf seinem Rücken wäre zu gefährlich. Er könnte Sasuke verletzen, der direkt hinter ihm stand und sich an seinem Oberteil festhielt. Sie bewegten sich nicht, bis die ersten Schatten zwischen den Bäumen hervortraten. Itachi hielt die Luft an und fühlte, sie sich Sasuke dichter an ihn drängte. Doch im nächsten Moment atmete Itachi auf und steckte die Kunai in seine Wurftasche zurück. „Da seid ihr ja“, kam es erleichtert von Shisui. Sasuke linste hinter seinem Bruder hervor, in dem Moment, in dem auch Mikoto näher an die Brüder herangetreten war. Seine Augen wurden groß und brannten wieder, als er seine Mutter sah. Mit einem lauten „Mama“ ließ er seinen großen Bruder los und rannte zu der jungen Frau. Sie eilte ihm entgegen und drückte ihn fest an sich. Itachis Anspannung löste sich und er ließ sich an Ort und Stelle ins Gras fallen. Sah die verängstigten Kinder, den erschöpften Shisui und die wenigen Erwachsenen an. Es waren so wenige… „Hey“, keuchte Shisui und ließ sich wie Itachi zuvor auf die Wiese fallen. Tief atmete er durch. „Ich dachte, ihr wärt Verfolger“, gab Itachi zu. „Und dass ich Sasuke dem Dorf auf dem Silbertablett serviert hätte.“ Bevor sein bester Freund antworten konnte waren Sasuke und Mikoto bei den beiden. Sofort fühlte Itachi, wie sein Bruder wieder einen Zipfel seines Oberteils packte. Und er bemerkte aus den Augenwinkeln, dass der achtjährige die Hand der Mutter festhielt. „Itachi, was sollen wir machen?“, fragte Mikoto erschöpft. Vorsichtig lehnte sich Sasuke an die schwarzhaarige Frau. „Gehen wir in das Versteck zurück, Itachi? Das bei Sora-ku?“, fragte er leise und unsicher. Eine Weile reagierte der ehemalige Anbu nicht. Ihm wurde die Tragweite seiner Antwort bewusst. Fugaku war wahrscheinlich tot. Das machte Itachi zum neuen Clanoberhaupt. Ihm wurde übel. Die Sicherheit eines Versteckes, das niemand finden konnte, klang unheimlich verlockend. „Ja. Wir brechen gleich auf. Je weiter wir uns von Konoha entfernen desto besser.“ Epilog: Epilog -------------- Sasuke lag inmitten finsterster Dunkelheit. Er hatte das beängstigende Gefühl, unter mehreren Tonnen Stein begraben zu sein. Die Unruhe, die ihn deshalb heimsuchte, zwang ihn, gegen Itachis Anweisung zu verstoßen. Er konnte in dieser undurchdringlichen Schwärze nicht bleiben. Er konnte es nicht. Ihm war übel und kalt und heiß und er musste dringend auf eine Toilette. Das Blut rauschte in seinen Ohren und sein Herz klopfte viel zu schnell. Er wusste, vor ihm waren nur lose Steine. Als er diese möglichst leise beiseite räumte lauschte er in die Dunkelheit. Doch er konnte nichts hören außer seinem eigenen Atem und Herzschlag. Er war allein. Also rutschte er vorsichtig Stück für Stück aus seinem Versteck. Doch als er nach draußen tastete wurde seine Hand von etwas eiskaltem gepackt. Zu Tode erschrocken schrie er auf und wollte seine Hand zurückziehen, aber er kam nicht frei. Was auch immer ihn gepackt hatte zerrte ihn aus seinem Versteck, egal wie sehr er sich wehrte. Außerhalb der Felsspalte war es wesentlich heller, und so erkannte Sasuke voller Grauen das Monster, das ihn festhielt. „Wo warst du, als ich gestorben bin?“, röchelte die hochgewachsene Gestalt mit dem Aussehen seines Vaters. Aber dieses Ding, das ihn festhielt, hatte starre blinde Augen, aus denen es den kleinen Jungen vorwurfsvoll anstarrte, und seine Haut war bleich und fahl und wirkte irgendwie wächsern. Sasuke wusste, es war nicht sein Vater, sondern ein schlechter Abklatsch dessen. Nichtsdestotrotz hatte er wahnsinnige Angst. „Wieso hast du dich feige verkrochen statt mir zu helfen, Sasuke?“ „Du bist nicht mein Vater!“, schrie der achtjährige panisch und versuchte sich los zu reißen. Schrie um Hilfe in seiner Todesangst. Das Wurfmesser in der freien Hand des Monsters war ihm nicht entgangen. Er wusste, was dieses Biest wollte- seinen Tod. Im nächsten Moment fand er sich schwer atmend auf einem weichen Untergrund sitzend wieder. Eine schmale Hand lag auf seiner Schulter und wie durch Watte nahm er wahr, dass ihn jemand ansprach. „Sasuke“, sagte die Stimme leise, die er in seiner Angst nicht zuordnen konnte. Er fühlte, wie er an einen warmen Körper gedrückt wurde. Er konnte den beruhigen Herzschlag des anderen Menschen hören und seine Wärme fühlen. Tränen brannten in Sasukes Augen, als ihm tröstend über den Rücken gestrichen wurde, immer wieder, und ihn dieser jemand sachte vor und zurück schaukelte. Leise schluchzte der achtjährige auf. „Ich bin ja hier“, hörte er wieder diese beruhigende Stimme, die er kannte. Es dauerte einen Moment, bis er seinen Bruder identifizieren konnte. „Hab keine Angst mehr. Du hast schlecht geträumt.“ Fest drückte sich das weinende Kind an Itachi, der jede Nacht statt in seinem Zimmer bei Sasuke schlief. Er wusste um die Albträume des jüngeren, litt selbst unter seinen Erinnerungen an den Aufstand. Viel hatte der 13jährige zwar nicht gesehen, aber es war zu viel für ihn gewesen. Auch als Sasuke sich beruhigte machte er keine Anstalten, von Itachi fort zu kommen. Stattdessen kuschelte er sich trostsuchend an seinen Bruder und war unendlich dankbar, dass dieser ihn geweckt hatte und ihn auch nun nicht losließ. Der Clanführer würde immer für ihn da sein. „Vater hat mich gefragt, wo ich bei seinem Tod war“, flüsterte der achtjährige und fügte hinzu, dass der Traum-Fugaku ihn als feige beschimpft hatte. Fester wurde er an den größeren Körper gezogen. „Das war nicht unser Vater, Sasuke. Das war nur ein Albtraum.“ „Aber es tut trotzdem weh“, wimmerte Sasuke. Itachi lächelte ihn warm an, das spürte der Junge. Und durch das fahle Mondlicht, das durch das kleine Fenster in den Raum fiel, konnte er es sogar sehen. Dieses Lächeln beruhigte ihn, denn er sah es nur noch selten bei seinem Bruder. Itachi war noch viel erwachsener geworden in den wenigen Monaten, die sie schon in ihrem Versteck lebten. Aber er war immer noch sein großer Bruder. „Sasuke, jeder hat Albträume“, erklärte Itachi leise. „Und manche werden sie auch nicht los, wenn sie wach sind. Aber irgendwann wird es weniger schlimm, das verspreche ich dir.“ „Hast du auch Albträume?“, flüsterte Sasuke überrascht. Nie hätte er gedacht, sein großer Bruder werde von Träumen heimgesucht. Itachi nickte und beschloss, seinem Bruder von diesen Träumen zu erzählen. Nicht ausgeschmückt, nur ungenau um ihn nicht noch mehr zu traumatisieren, aber genug um ihm durch die restliche Nacht zu helfen. Also bette er den jüngeren wieder auf dessen Futon, bevor er sich zu ihm legte und die warme Decke über ihnen ausbreitete. Sasuke schmiegte sich in seine Armbeuge und genoss es sichtlich, so von Itachi gehalten zu werden. „Meine Träume sind nicht wie deine“, erklärte Itachi flüsternd und fragte Sasuke, ob er wisse, dass sein Vorbild den letzten Krieg miterlebt hatte. Erst auf das Nicken des Kindes hin berichtete der ehemalige Anbu weiter. „Ich träume vom Krieg und den Menschen, die ich dort gesehen habe. Von diesen Besuchen im Krankenhaus, zu denen Mutter mich mitgenommen hatte, wenn Verwandte dort behandelt wurden, und ich habe mal von dem geträumt, was ich dir erzählt habe. Es wurde alles weniger schlimm mit der Zeit, ich bin damit zurecht gekommen. Aber seit ich in diesen Aufstand geraten bin ist es wieder schlimmer. Alles wird zu einem grauenhaften Wust und ich schlafe genauso schlecht wie du.“ „Aber du bist es doch, der mich aufweckt“, meinte Sasuke nachdenklich. Itachi lächelte und strich dem kleinen Jungen durch dessen Haar. „Aber immer nur, weil ich selbst nicht schlafen kann.“ Überrascht blickte Sasuke sein Vorbild an. Damit hatte er nicht gerechnet, nicht einmal ansatzweise. „Und ich kann immer erst wieder einschlafen, wenn ich hier bei dir liege und genau weiß, dass dir nichts passieren kann“, gab Itachi zu. Es war ihm peinlich, vor anderen Menschen hätte er das nie zugegeben, aber nicht nur Sasuke brauchte ihn, er brauchte auch seinen Bruder bei sich. Deshalb schlief er bei diesem, obwohl er ein eigenes Zimmer direkt nebenan hatte. Nicht einmal ihre Mutter wusste das- sie glaubte wahrscheinlich, dass er nur wegen Sasuke bei diesem schlief und nahm es hin. Seit ihrer Flucht aus Konoha war Mikoto ohnehin nicht mehr dieselbe. Sie ertrug es nur schweren Herzens, wenn Itachi selbst die Vorräte für sie holen wollte, obwohl er nie alleine unterwegs war. Jedes Mal war es eine hitzige Diskussion, ihrer Meinung nach hatte das Clanoberhaupt keine Zeit für solche Aufgaben zu verschwenden. Dass Itachis Pflichten sich in Grenzen hielten, da ihr Clan so schnell so klein geworden war, ignorierte die junge Mutter. Der 13jährige wusste, dass sie einfach nur Angst um ihn hatte, und verstand sie ja auch. Aber die Kinder wollte er noch nicht zum Lebensmittelkauf schicken, und Sasuke schon gar nicht. Es war ihm zu riskant. Also blieben außer ihm und Shisui nur die wenigen dazu fähigen Erwachsenen, um Nahrung zu besorgen. Mikoto gehörte nicht zu denen, die Lebensmittel besorgten. Itachi hatte sie gebeten, im Versteck zu bleiben, also half sie zusammen mit Sasuke beim Wiederaufbau. Ebendieser entspannte sich zusehends in den Armen seines großen Bruders. „Danke“, flüsterte er schläfrig. Itachi lächelte. Er wusste, wie glücklich er Sasuke mit dieser Ehrlichkeit machte. Ihm tat es ja selber gut, seine Träume gestanden zu haben, zumindest fühlte er sich besser. Erleichtert. Noch nie hatte er irgendwem von seinen Albträumen erzählt, nicht einmal als er nach dem Krieg jede Nacht schreiend aufgewacht war und seine Eltern ihn getröstet hatten. Eigentlich hatte er Sasuke nie von seinen Albträumen erzählen wollen. Aber bis vor wenigen Monaten war sein Bruder auch ein normaler Junge gewesen, der eine große Familie hatte. Einen Vater, der ihn liebte, auch wenn er es nicht zeigen konnte. Mitschüler, die ihn beneideten, weil er so gute Leistungen brachte. Ihnen immer mehrere Schritte voraus war. Einen Lehrer, der ihn wie alle anderen Kinder behandelte und nicht als etwas besseres, wie Fugaku es sicher gern gesehen hätte. Nun hatte Sasuke das alles verloren, er war kein normaler Junge mehr. Sein Vater war tot, sein Zuhause unerreichbar und seine Mitschüler und sein Lehrer würden ihn nicht mehr dulden. Noch immer war er besser als andere Kinder in seinem Alter, aber es war nicht mehr der Sasuke, der seine Mitschüler für langweilig befand und keine Freundschaften schloss. Nun hielt es Itachi für wichtig, dass sein kleiner Bruder wusste, dass er nicht als einziger von Albträumen heimgesucht wurde. Und er wusste, dass es in Ordnung war, Sasuke einzuweihen in seine Abgründe. Es würde beiden helfen, und sie standen sich ohnehin sehr nahe. Vielleicht konnten sie ja irgendwann wieder traumlos schlafen und fanden sich in ihrem neuen Zuhause besser zurecht. Vielleicht würde Mikoto irgendwann lernen, neuen Lebensmut zu finden –Itachi wusste, dass seine Mutter jeden Tag weinte- und ihm und Sasuke wieder eine Stütze sein. Und vielleicht würde Itachi seinem Clan wieder zu neuem Glanz verhelfen. Itachi wusste nicht, was noch auf sie zukommen würde. Aber er wusste, dass er Sasuke immer schützen würde und Shisui ihnen beistand. Und dass sie ein sicheres Zuhause gefunden hatten, das ihnen niemand mehr nehmen konnte. Es war genug, beschloss der Clanführer. Mehr zu verlangen konnte neues Leid bringen. Es war in Ordnung so, wie es nun war. Aber er hoffte immer noch, irgendwann Konoha wieder zu sehen und das Grab seines Vaters und der anderen Uchiha zu besuchen, die es nicht aus Konoha heraus geschafft hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)