Mondschein von Tobiz ================================================================================ Kapitel 11: Die Spitze des Berges --------------------------------- Schon einen kurzen Augenblick später werden alle auf den Platz gerufen. Sie wollten tatsächlich keine Zeit verlieren. Deine Meinung zu dem Anführer hat sich nicht geändert. Tasui hat durch das Amt sein Leben verloren. Ein Opfer des Dorfes. Als du mit deiner Tochter auf dem Platz bist, schaust du mit deinen Augen in die Runde. Du erblickst Gesichter, die müde sind. Die es leid sind, jeden Tag abzustimmen und Leichen zu beerdigen. Nach dem Regen wirkt der schöne Sonnenschein, als würde die Natur diesen Moment unterstützen. Als wüsste sie, dass der neue Anführer die richtige Entscheidung ist. Dieser ist schnell gewählt. Anfangs wurde es als Ehre betrachtet, das Dorf im Kampf gegen das Unbekannte zu führen. Damals gab es auch noch keine Toten. Nur wenige melden sich für das Amt. Von den stolzen und sich brüstenden Möchtegern-Helden ist nichts mehr übrig. Nacht kurzer Zeit steht das Ergebnis fest: Etzumesaksch bekommt die meisten Stimmen. Die Glückwünsche halten sich sehr zurück und Etzumesaksch geht relativ schnell weg. Bevor sie endgültig verschwindet, ruft sie, dass die Wölfe verrecken werden. Ein paar zustimmende Laute. Mehr nicht. Mit deiner üblichen Skepsis nimmst du ihr Versprechen wahr. Deine Tochter schlägt vor, bei dem schönen Wetter einen Spaziergang zu machen, anstatt in das Haus zurückzukehren. Zugegeben, du warst durch deine Verletzungen, welche schon fast verheilt sind, und wegen des regnerischen Wetters sehr viel im Haus und hast dieses nur wegen den Versammlungen verlassen. Du erwiderst, dass dies eine fantastische Idee sei und fragst obendrein, ob deine Tochter nicht den Nachbahrjungen fragen will, ob er mit möchte. Ihre Augen strahlen und sie rennt schnell zu ihm, da er mit seinem Vater noch auf dem Platz steht. Du kommst mit langsamen, aber bedachten Schritten nach deiner Tochter bei ihnen an. Knapp grüßt du den Vater, welcher dies wohl als Anlass sieht, zu betonen, dass die Wölfe wohl bald ausgerottet sein werden und das Dorf gerade jetzt zusammenhalten muss. Ein Wort über seine tote Werwolf-Frau verliert er nicht. Es wirkt, als hätte er sie aus seinem Leben gestrichen. Ganz anders als Tasui, welcher Koroka unbedingt selber beerdigen wollte, um sich von ihrer guten Seite zu verabschieden. Nach einem fragendem Blick des Sohnes zu seinem Vater und dem darauffolgendem Nicken, brechen du, deine Tochter und der Sohn los. Ihr habt keine bestimmte Route, sondern lauft zufällige Wege durch das Dorf. Die meiste Zeit redet deine Tochter. Sie freut sich auf die gemeinsame Zeit mit dem Sohn, wenn die Wölfe endlich Geschichte sind. Du gönnst es ihnen. Die Bewohner, die euch begegnen grüßen euch freundlich. Offenbar hat sich das Misstrauen in Euphorie auf das hoffentlich baldige Ende verwandelt. Oder sie sind glücklich, dass sie nicht zum Anführer gezwungen wurden. Vermutlich ein bisschen von beidem. Doch wunderst du dich, dass du nicht von dieser Euphorie betroffen bist. Das Schwärmen für die Zukunftspläne deiner Tochter beruhigt dich genauso wie die umherlaufenden, rosafarbenen Enten, aber warum musste so jemand wie deine Tochter her, um dich mit der Euphorie anzustecken? Du kannst nicht weiter darüber nachdenken, denn auf einmal steht Ensia vor euch. Sie ist im Gegensatz zu allen anderen wütend. Der Grund dafür ist die Feder, welcher ein Rabe bei einem Angriff auf sie am Morgen hinterlassen hat. Du hast den Raben als übermächtiges Wesen stets ausgeschlossen, aber die gefundenen Hasen und Menschen, die sich in Werwölfe verwandeln, lassen dich überzeugen, dass der Rabe genau wie auch der Beschützer existiert. Anscheinend hat jeder in diesem Dorf eine zweite Identität. Mit dem Kopf schüttelnd geht ihr weiter. Als der Spaziergang beendet ist, fühlst du dich richtig aufgeladen und bist von der Euphorie, dass heute Abend alles vorbei sein wird, überrannt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)