Die Erben von NiOniOn (Buch Eins: ANBU) ================================================================================ Kapitel 23: Mission III ----------------------- Die mannshohen Hortensienbüsche hinter dem Anwesen des Clan-Oberhauptes boten eigentlich eine geradezu paradiesische Deckung. Dennoch hatte Makani ihre Körperfunktionen, Atmung, Herzschlag und Schweißproduktion, auf ein absolutes Minimum heruntergefahren, während ihr Chakra die Energieströme der Blätter imitierte, die über ihr in der kühlen nächtlichen Brise erzitterten. Ab und zu löste sich eines vom Strauch und segelte herunter auf die feuchte Erde, wo die Kunoichi seit Einbruch der Dämmerung bäuchlings kauerte und die Verandatür zu Itachis Zimmer keine Sekunde aus den Augen ließ. Alle anderen ihr zur Verfügung stehenden Sinne scannten unermüdlich die Umgebung. Neben den regelmäßigen Atemzügen und ruhigen Chakraflüssen der im Haus Schlafenden entging ihr dabei weder der alte Fuchs, der auf der Suche nach Essbarem gegen Mitternacht am Gartenzaun entlangstrich, noch das Krabbeln oder Flügelschlagen des kleinsten nachtaktiven Insekts. Bis auf das vereinzelte einsame Rufen eines Käuzchens aus der Ferne war es vollkommen still. Yūgaos Worte nagten immer noch an ihr, denn die Obersvationskoordinatorin hatte wohl leider recht gehabt, genauso wie Itachi, der ebenfalls wiederholt Makanis mangelnde Wachsamkeit kritisiert hatte. Wahrscheinlich war dies auch ein Grund dafür, warum ihr Team-Leader alles andere als begeistert gewirkt hatte, als Koguma angeordnet hatte, dass die Kunoichi diese wie sie hofften entscheidende Wache allein halten sollte. Nach anfänglicher Skepsis hatte Makani ihre Vorgesetzten von der Idee mit dem Doppelgängertausch – von der die beiden nun annehmen mussten, sie selbst wäre darauf gekommen – soweit überzeugen können, dass sie sich noch in der selben Stunde alle Protokolle der Nachtwache vorgenommen hatten, um diese nochmals auf Hinweise zu überprüfen. Und tatsächlich hatten auch sie auffällige Regelmäßigkeiten, wie Yūgao es ausgedrückt hatte, feststellen können. Offenbar wich Fugakus Verhalten in manchen Nächten von seinen sonstigen Gewohnheiten ab. Die folgenden drei Tage passierte wie erwartet gar nichts. Doch heute Nacht, bei Vollmond – was hätte einem Clan mit einer ausgemachten Vorliebe für Melodramatik auch besser zu Gesicht gestanden? – würde sich zeigen, ob sie die Zeichen richtig gedeutet hatten …   „Makani, Status bitte!“ Das Herz der Kunoichi machte einen plötzlichen Hüpfer und wirbelte für einen kurzen Moment ihr sorgfältig kontrolliertes Chakra durcheinander. Hektisch langte sie in die Brusttasche ihrer Schutzweste und drehte die Lautstärke des Funkgerätes etwas herunter, aus dem soeben das Kommando ihres Team-Leaders ertönt war. „Äh … immer noch alles ruhig hier. Wie … wie sieht es im Viertel aus?“ „In den letzten Minuten sind mehrere Clan-Mitglieder gesichtet worden. Alle scheinen das Viertel zur selben Zeit auf unterschiedlichen Wegen verlassen zu haben.“ „Was?! Wer war es?“, flüsterte Makani und presste dabei das Mikrophon fest gegen ihre Lippen in der Hoffnung, das plötzliche Zittern ihrer Stimme dadurch zu unterdrücken. Itachi antwortete hochkonzentriert und vollkommen sachlich, dennoch meinte sie unterdrückten Unwillen aus seinen Worten herauszuhören: „Es konnten nicht alle identifiziert werden, aber das ist jetzt auch nicht weiter relevant für dich. Hier in der Überwachungszentrale haben wir absolut nichts gesehen. Sie müssen sorgfältig jede Kamera im Viertel vermieden haben. Das bedeutet: es geht los. Bist du bereit, Makani?“ Und ob diese Information relevant für sie war! Zwar musste sie zugeben, dass sie vor allem erfahren wollte, ob Tekka unter ihnen gewesen war … doch wäre es ganz objektiv betrachtet nicht von Vorteil, wenn sie wüsste, mit welchen ihrer Clan-Brüder sie es heute Nacht zu tun bekommen würde? Schließlich sah der Plan vor, dass sie dem Oberhaupt der Uchihas ganz allein folgen sollte, dorthin, wo er und seine mutmaßlichen Mitverschwörer auch immer gehen mochten. Sie würde den Funkkontakt zu Itachi und Koguma in der Überwachungszentrale aufrecht erhalten, während die zwei anderen ANBUs, welche soeben gemeldet haben mussten, dass Clanmitglieder ihre Häuser verlassen hatten, im Uchiha-Viertel versteckt die Stellung hielten. Ein waghalsiger Plan, unbestritten, und absolut nicht nach dem Geschmack ihres Team-Leaders! Trotzdem war Kogumas Entscheidung nachvollziehbar, denn jede noch so unauffällige Begleitung hätte das Risiko, entdeckt zu werden, um ein Vielfaches erhöht. Doch noch ein weiteres nicht zu unterschätzendes Risiko, das Makani insbesondere vor ihrem Team-Leader zu verbergen suchte, schwelte seit Stunden in ihrer Brust und drohte nun unkontrolliert Funken zu schlagen: Sie hatte Angst ... Aber es stand absolut außer Frage, dass sie heute Nacht aus diesem einsamen Kampf mit sich selbst als Siegerin hervorgehen musste. Und dann war sie plötzlich nicht mehr allein in dem großen Garten. „Jemand ist hier“, hauchte sie beinah lautlos. „Ich melde mich, sobald es wieder möglich ist.“ Dann drehte sie den Ton ihres Funkgerätes ab. Das Mikrophon blieb zwar eingeschaltet, damit Itachi und Koguma soweit wie möglich mitverfolgen konnten, was geschah. Doch falls sie der Kunoichi noch etwas mitteilen wollten, würde sie es nicht mehr hören. Sie war auf sich gestellt … Die Person, die das Grundstück soeben von der dem Uchi-niwa abgewandten Seite betreten hatte, schien sich in relativer Sicherheit zu wiegen. Sie blickte sich nur einmal sporadisch um, überquerte dann ohne Zögern die große von silberblauem Mondlicht geflutete Rasenfläche, vorbei am still daliegenden Teich, der ihre Anwesenheit kurz durch die Reflexion auf seiner leicht gekräuselten Oberfläche bezeugte, und nahm schließlich direkten Kurs auf jene Tür, die Makani seit mehreren Stunden bewachte. Als der nächtliche Besucher nur wenige Meter von den Hortensien entfernt die Engawa betrat, erkannte sie endlich mit einiger Verblüffung Uchiha Yakumi. Nicht dass sie es dem jungen Polizisten nicht zugetraut hätte, sich an dieser zwielichtigen Aktion zu beteiligen – Yakumi war ein ganz besonders heißblütiger Bewunderer Fugakus und leidenschaftlicher Verteidiger des alten Uchiha-Stolzes – viel mehr dachte sie nun, dass sie eigentlich sofort hätte darauf kommen müssen, dass niemand anderes als er der mysteriöse Doppelgänger sein konnte. Yakumi und Fugaku sahen sich, wenngleich gut zwanzig Jahre Altersunterschied zwischen ihnen lagen, sehr ähnlich: Statur, Frisur, Haltung und Gang – alles passte. Vermutlich wurde es sonst kaum jemandem bewusst, da die beiden Männer trotz aller übereinstimmenden optischen Merkmale, eine sehr verschiedene Ausstrahlung besaßen. Von dieser kleinen Überraschung einmal abgesehen verlief von da an alles wie erwartet beziehungsweise wie von Yūgao vorausgesehen: Als Yakumi durch die Verandatür verschwunden war, verharrte Makani noch weitere zehn Minuten im Blumenbeet und konnte dann plötzlich Bewegungen in dem großen finsteren Anwesen wahrnehmen. Jemand verließ das Schlafzimmer des Clan-Oberhauptes und seiner Frau und machte sich auf den Weg in den Ostflügel. Der Austausch in Itachis Zimmer fand statt und dauerte keine volle Minute. Im nächsten Moment trat Uchiha Fugake auf die Engawa hinaus. Seine unverkennbaren scharfen Züge zeichneten sich kurz deutlich im Mondlicht ab, dann verschwanden sie unter der Kapuze seines dunklen Umhangs und er setzte sich mit ausladenden, forschen Schritten in Bewegung. Die Kunoichi hinter ihm atmete kontrolliert aus und hob noch einmal das Funkgerät an ihre Lippen: „Fugaku verlässt das Grundstück Richtung südlicher Dorfgrenze. Ich nehme jetzt die Verfolgung auf.“ Fugaku lief zielstrebig in eine eindeutige Richtung. Gleichzeitig schien er es jedoch nicht übermäßig eilig zu haben und davon auszugehen, dass ihm keine Gefahr drohte. Er sah sich die ganze Zeit nicht ein einziges Mal um und wählte keinen all zu umständlich versteckten Pfad durch den Wald. Und während Makani in gebührendem Sicherheitsabstand hinter ihm her schlich, fiel allmählich die quälende Angst von ihr ab. Stattdessen ließ sie endlich zu, dass leise Zuversicht in ihr keimte. Alles lief nach Plan. Sie war dieser Mission gewachsen. Alles, was sie tun musste, war wachsam zu bleiben und keinen ihrer alten Fehler zu wiederholen …   Die Kunoichi begriff erst, wo sie hingeführt wurde, als sich die Baumreihen schließlich lichteten und den Blick auf eine Mauer aus grauem Granit freigaben: Direkt dahinter befand sich jener Friedhof, auf dem die Uchihas rund zwei Wochen zuvor ihren Sōryō zu Grabe getragen hatten. Doch eigentlich, dachte sie mit einem plötzlichen Gefühl der Überlegenheit, hätte man auch dies voraussehen können. Fugaku hatte einen Platz für seine heimlichen Treffen ausgewählt, welcher einst der wichtigste Versammlungsort des Clans gewesen war in einer Zeit, als es noch kein Dorf, keinen Hokage und keine Abkommen mit anderen Clans, geschweige denn mit clanlosen Ninja gegeben hatte und die stärksten Clans noch beinah uneingeschränkt über das Hi no Kuni herrschten. Auf dem Platz in der Mitte des Friedhofs konnte Makani ein gutes Dutzend Gestalten ausmachen, aber sie waren zu weit entfernt und sie trugen allesamt weite Umhänge mit Kapuzen, sodass sie keine Gesichter erkennen konnte. Das Clan-Oberhaupt ging auf sie zu, während die Kunoichi im sicheren Schatten der Mauer zurückblieb. Sie hoffte, dass das bereits ausreichte, um die Versammlung zu belauschen. Andernfalls musste sie wohl versuchen hinter einem der zahlreichen Grabmäler versteckt noch näher heranzukommen. Doch als Fugaku bei der Gruppe angekommen war, sagte niemand ein Wort. Stattdessen setzten sie sich in Bewegung und taten es ihrem Anführer nach, der geradewegs auf das alte Mausoleum am Rand des Platzes zusteuerte. Irritiert verfolgte Makani jede seiner Bewegungen. Er hatte doch nicht etwa vor dort hineinzugehen? Der Eingang des wuchtigen Gebäudes war mit einer massiven Steinplatte verschlossen, die so wirkte, als sei sie seit Generationen nicht mehr bewegt worden. Doch im selben Moment, als Fugaku davor stehen geblieben war, glitt die graue Wand wie von Geisterhand und vollkommen geräuschlos zur Seite. Ungläubig fragte sich die Kunoichi, ob es sich vielleicht um eine optische Täuschung handeln konnte oder gar eine Genjutsu, da war auch schon ein Großteil von Fugakus Begleitern im finsteren Schlund des Mausoleums verschwunden. Schweigend und ohne Zögern waren sie ihrem Anführer gefolgt, der eine Gaslaterne entzündet hatte und vorangegangen war. Dann schloss sich das Grab wieder und der Friedhof lag so verlassen da, als wäre nie jemand hier gewesen. Makani, die wenige Minuten zuvor noch so zuversichtlich gewesen war, sah das Ziel ihrer Mission abermals in unerreichbare Ferne rücken. Resigniert verließ sie ihr Versteck und schlich näher an das steinerne Gebäude heran, das wie eine uneinnehmbare Festung auf sie herabzublicken schien. Es wäre absoluter Wahnsinn, Fugaku dort hinein zu folgen. Es war eine Sache ihm in großzügigem Abstand durch den Wald zu folgen oder ihn komfortabel von Bäumen und Büschen geschützt zu belauschen, aber wie imposant das Mausoleum auch wirken mochte, konnte sein Grundriss eine Ausdehnung von fünfzig Quadratmetern kaum überschreiten… Hatte sie für diese Nacht nicht vielleicht schon genug herausgefunden? Sie kannte nun den geheimen Treffpunkt der mutmaßlichen Verschwörer und sicher war es klüger, besser vorbereitet zu ihrer nächsten Zusammenkunft wiederzukommen. Auf der anderen Seite – wie konnten sie sicher sein, dass ihnen soviel Zeit überhaupt noch blieb? War es nicht ebenso möglich, dass dies ihre letzte Chance war, noch rechtzeitig herauszufinden, was Fugaku plante …? Nein, Wahnsinn wäre es wohl, diese Gelegenheit einfach ungenutzt verstreichen zu lassen. Makani hob die Hände, legte sie auf die kalte raue Oberfläche und übte zaghaften Druck aus – Wie erwartet gab die Steinplatte keinen Millimeter nach. Und sie war vollkommen überzeugt, dass sich auch nichts daran ändern würde, egal wie viel Kraft sie einsetzte. Wie um aller Götter Willen hatte Fugaku diese Tür nur bewegen können? Ein geheimer Mechanismus vielleicht? Ihr Blick glitt forschend über die Umrisse des auf Augenhöhe eingemeißelten Familienwappens, wanderte weiter nach unten und blieb schließlich an einem kleinen Symbol am Fuß des Fächerschafts hängen: Ein Kreis mit drei konzentrisch angeordneten und an Tropfen oder Strudel erinnernde Punkte darin. Wie gebannt starrte Makani auf das Zeichen. Obwohl die Einkerbungen stark verwittert waren, konnte es absolut keinen Zweifel daran geben, was es darstellen sollte. Doch ebenso sicher war sich die Kunoichi, dass sie es so lange anstarren konnte, wie sie wollte; es würde nichts bewirken. Trotzdem blieben ihre Augen darauf geheftet, als sie scheinbar geistesabwesend nach ihrem Funkgerät griff und den Lautsprecher einschaltete. „Itachi! Hörst du mich? Ich befinde mich jetzt auf dem Clan-Friedhof.“ „Ich weiß. Wir konnten das Signal deines Senders die ganze Zeit gut verfolgen.“ Makani war beeindruckt, wie klar die Stimme ihres Team-Leaders klang. Sie wusste zwar, dass die Funkgeräte, die sie für diese Operation verwendeten, mit Abstand die stärksten waren, die der Einheit zur Verfügung standen, aber solch eine enorme Reichweite hätte sie nicht für möglich gehalten. „Fugaku hat sich hier mit einigen Personen getroffen, die ich leider nicht identifizieren konnte. Ich dachte sie würden ihr Treffen direkt im Freien abhalten, aber sie sind in das alte Mausoleum gegangen. Ich kann -“ „Nein, das Mausoleum ist verschlossen!“, fiel Itachi Makani schroff ins Wort, als würde er einen dummen Fehler von ihr korrigieren. „Ja, jetzt ist es wieder verschlossen“, erwiderte sie mit Nachdruck, „aber Fugaku hat es geöffnet. Ich glaube, man kann das Siegel mit dem Sharingan lösen...“ Stille … „Itachi? Hörst du mich?“ „Bist du dir ganz sicher? Ich meine, konntest du es sehen?“ „Nein, ich konnte überhaupt nichts sehen. Aber ich stehe jetzt direkt vor dem Eingang … ich kann ihn jedenfalls nicht öffnen und das Sharingan ist darauf eingeritzt … Es kommt mir einfach logisch vor, dir nicht?“ Wieder Stille … „Itachi?“ Nach ein paar weiteren Momenten erbarmte sich ihr Anführer schließlich zu einer Antwort und sie klang reservierter denn je: „Wie es auch sein mag, in jedem Fall ist diese Operation damit beendet. Makani du begibst dich umgehend -“ Dann brach er plötzlich ab und die Kunoichi meinte jemanden im Hintergrund sprechen zu hören, doch es war unmöglich, etwas zu verstehen. Dann blieb es wieder still und als Itachis Stimme schließlich doch wieder aus dem Lautsprecher drang, hörte Makani klar und deutlich an seinem Tonfall, dass er das, was er als nächstes sagte, absolut nicht sagen wollte: „Gesetzt den Fall, deine Theorie stimmt, gäbe es unter Umständen eine Möglichkeit, dir Zugang zum Mausoleum zu verschaffen… Wenn es funktioniert, wirst du hineingehen und deine Mission wie geplant fortsetzen. Aber ich muss dir wohl kaum sagen, dass das Risiko enorm ist und was passieren kann, wenn du dir auch nur den kleinsten Fehler erlaubst.“ „Jawohl!“, sagte Makani nur und hoffte, dass die Verbindung wenigstens nicht gut genug war, um den Ärger und die dahinter verborgene Kränkung in ihrer Stimme zu übertragen. Sie war sich sicher, dass der Befehl, die Operation nicht abzubrechen, von Koguma kam und Itachi sie am liebsten auf der Stelle zurückgepfiffen hätte. Überhaupt nicht einleuchten wollte ihr allerdings, wie man ihr so kurzfristig einen Zugang in diese steinerne Festung verschaffen wollte … Wollte Itachi etwa selbst versuchen den Eingang mit seinem Sharingan zu öffnen? Ihm musste doch klar sein, dass es viel zu lange dauern würde aus dem Hauptquartier bis hierher zu kommen. Bis dahin würde Fugaku sein geheimes Treffen womöglich schon beendet haben … Die Kunoichi wollte ihrer Gehorsamsbekundung gerade eine skeptische Frage hinterher schicken, da ließ sie ein plötzliches Krächzen direkt über ihr zusammenfahren. Im nächsten Moment landete auf dem ihr nächsten Grabstein ein großer Vogel mit schwarzgrauem Gefieder. Makani wich einen Schritt zurück und hob die Arme, als wollte sie einen Angriff abwehren. Der Anblick des Tieres erfüllte sie mit jäher Furcht, obwohl sie sofort wusste, dass ihr Team-Leader es geschickt haben musste. Mit wild pochendem Herzen erwiderte sie den Blick zweier völlig unterschiedlicher Augen: Das rechte war klein, schwarz und matt glänzend wie ein Knopf. Das linke war groß, leuchtete karmesinrot und die drei Tomoe schienen sich zitternd um die kleine Pupille zu winden. Dasselbe Auge hatte sie angeblickt, als sie sich vor dem Haus Mukoren ins Gras gekauert hatte, und der Schädel, zu dem der Augapfel eigentlich gehörte, lag in eben diesem Moment nur wenige Meter entfernt in der Erde begraben. Sie sah Itachi, wie er ihr seine blutige Faust entgegenstreckte … „Makani? Ist alles in Ordnung bei dir?“ „Nein! Itachi, was hast du …? Ich kann nicht ...“ Sie stolperte zwei weitere Schritte rückwärts. „Makani, du musst doch jetzt unbedingt zusammenreißen! Die Krähe ist nur ein Werkzeug, genauso wie dein Körper jetzt dein Werkzeug sein muss. Beherrsche deine Gefühle. Du kannst das!“ Kalte, glasklare Ruhe flutete Makanis Geist und der Bach in ihr nahm alle störenden Regungen mit sich, als das angenehm vertraute Mantra sie in den gewünschten Zustand versetzte. Mein Körper ist ein Werkzeug. Sie streckte der Krähe ihren Arm entgegen. Sofort breitete das Tier seine Flügel aus und mit zwei kräftigen Schlägen landete es auf ihr. Die Krallen gruben sich tief in ihr Fleisch. Die Panik war fort. Stattdessen vibrierte in ihr eine eigenartige neue Empfindung. Ein Gefühl der Macht. Auch dies war auf seine Weise furchteinflößend, aber unwillkommen war es nicht. Als sie den Vogel vor den Eingang zum Mausoleum hielt, glimmte das runde Symbol kurz auf, als steckte ein Stück glühender Kohle darin, auf das jemand blies. Dann glitt die Steinplatte beiseite und gab den Blick auf eine Treppe frei. „Es hat funktioniert. Hier führt ein Gang nach unten.“ „Denk daran“, mahnte Itachi, „dass mindestens ein Sharinganträger da drin ist. Normale Verbergungskünste nützen dir nichts. Aber wenn du dein Chakra an deine Umgebung anpasst, habe auch ich Schwierigkeiten, dich zu sehen. Darauf musst du dich konzentrieren! Es hilft auch, wenn du zusätzlich Genjutsus anwendest. Ich würde -“ „Was befindet sich in diesem Mausoleum?“ Itachi, offenbar irritiert darüber, dass sie ihn unterbrochen hatte, antwortete nicht sofort. „… Madaras und Izunas Gräber sollen da unten sein.“ In Makanis Ohren klang es, als wolle er fragen: Weißt du das etwa nicht? „Ich gehe jetzt rein“, sagte sie und schaltete den Lautsprecher wieder aus, ohne eine weitere Antwort abzuwarten.       * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)