Die Erben von NiOniOn (Buch Eins: ANBU) ================================================================================ Kapitel 19: Blut und Tränen II ------------------------------ Die Sonne stand bereits sehr tief, als sich Makani endlich dem Uchiha-Viertel näherte. Sie war auf dem nur denkbar größtem Umweg hergekommen, der sie noch einmal um halb Konoha und auf den schmalsten und verschlungensten Pfaden durch den Wald geführt hatte. Trotzdem hatte sie noch immer keine endgültige Entscheidung getroffen, noch immer fühlte sie sich nicht im Stande, dem Oberhaupt der Uchihas ein weiteres Mal gegenüberzutreten oder aber durch ein demonstratives Nicht-befolgen seiner Anweisungen den diesmal vermutlich endgültigen Bruch einzuleiten. Doch nun würde sie jeden Moment am Trainingsgelände ankommen und genau wie sie dem Hoheitsgebiet des Clans immer näher kam, schritt auch der Tag unbarmherzig dem Abend entgegen... Ob Shisui bei dem Treffen dabei sein würde? Diese Vorstellung steigerte ihren Widerwillen sogar noch. Würde er sich heute von Fugaku auch noch Instruktionen dazu abholen, wie sie ihr Wohnzimmer zu dekorieren hatten oder wann und wie oft sie miteinander das Bett teilen sollten? In diesem Moment wollte sie ihren Team-Kameraden am liebsten nie wieder sehen … ich schätze dich sehr, als Kunoichi und als Kameradin. Ich glaube, mehr kann man nicht verlangen. Nein, es war wahrscheinlich sogar weit mehr als sie, Makani, verlangen konnte, dass Shisui mit ihrer Hilfe seinen Clan und seine vor Stolz platzenden Eltern zufrieden stellen konnte, weil er zu feige war, ihnen zu sagen, wie lächerlich das alles war oder was er wirklich wollte … was immer das sein mochte. - aber, wenn wir die Anführer dieses Clans werden, könnten wir doch immerhin versuchen es besser zu machen, oder? Na, hoffentlich glaubte er sich das wenigstens selbst. Makani war sich bewusst, dass sie sich immer weiter in ihre Wut hineinsteigerte, sich dabei sogar regelrecht anstachelte. Doch immerhin übertönte diese starke Emotion für den Moment einige andere peinigende Gefühle, die sie seit der vergangenen Nacht quälten. Es setzte in ihr sogar ausreichend Energie frei, um ihre Schritte endlich in eine klare Richtung zu lenken: Die Grenze zum Uchiha-Viertal lag gleich hinter den nächsten Bäumen. Doch dann verlangsamte sich ihr Gang unvermittelt wieder, bis sie schließlich sogar ganz stehen blieb. Sie hatte die Augen geschlossen, den Kopf ganz leicht in Richtung Waldesinnere geneigt. Sie hörte und spürte etwas, das sie auf einmal völlig in seinen Bann zu ziehen schien: ein lebhaftes Plätschern, Fließen und Strömen – ihr Bach. Wie lange war sich nicht mehr hier gewesen? Einen Monat? Zwei? Trotz des relativ kühlen Septemberabends verspürte sie kurz das drängende Bedürfnis, in dem flachen klaren Wasser zu versinken, die Zeit und die Götter erledigen zu lassen, dessen sie sich nicht gewachsen fühlte … Doch etwas stimmte nicht. Irgendetwas kaum Wahrnehmbares schien den freien Fluss der Energien zu stören. Als müssten sich die quirligen Fluten ihren Weg umständlich um einen schweren, unbeweglichen Fremdkörper bahnen … Wie automatisch setzte sich Makani wieder in Bewegung und bog nach links ab, weg vom Uchiha-Viertel. Der erste trügerische Eindruck, den die kleine Lichtung vermittelte, war ein zutiefst friedvoller. Das Wasser plätscherte so unschuldig und munter wie eh und je; das Geräusch vermischte sich mit dem leisen Flüstern der Blätter, die erste Anzeichen herbstlicher Verfärbungen aufwiesen. Das durch sie hindurch spielende Licht ließ helle Flecken über den Waldboden tanzen – und über den Rücken und das schwarze Haar der Person, die dort zusammengesunken am Ufer kauerte. „Itachi?“ Makanis Team-Captain zeigte keine Reaktion. Er saß völlig reglos da. Mit leicht gesenktem Kopf starrte er in den Bach hinunter. Der Kunoichi lief unwillkürlich ein Schauer über den Rücken, als sie eine unheilvolle Ahnung erfasste. Mit langsamen, unsicheren Schritten näherte sie sich dem Uchiha und, als sie endlich neben ihm stand und sah, worauf er seinen Blick gerichtet hatte, schienen die Blätter, die Vögel und das Wasser plötzlich für einen atemlosen Moment zu schweigen. Makani hatte das Gefühl, der Boden unter ihren Füßen würde nachgeben und sie würde fallen … „Shisui?“ Er lag dort unten, bleich und leblos, mit zerrissener Kleidung und zahlreichen Abschürfungen auf der bloßen Haut. Das einzige, das sich an ihm regte, waren seine Haare, die sich gleich einer schwarzen Wasserpflanze mit der Strömung bewegten. „Was ist mit seinen Augen?“, hörte sie sich selbst schreien, aber es fühlte sich so an, als käme die Stimme von weit her und wäre nicht ihre eigene. Shisuis Augen waren geschlossen, doch die Lider wölbten sich unnatürlich nach innen, fielen haltlos in die leeren Höhlen dahinter. Eine Spur geronnenes Blut quoll darunter hervor, dunkelbraun, beinah schwarz, als hätte sich die Farbe seiner Iris selbst über seine Wangen ergossen. Er war tot. Makani hatte es sofort gewusst, fast noch ehe sie seinen Namen ausgesprochen hatte. „Was ist mit seinen Augen?“, schrie sie noch einmal, doch Itachi rührte sich immer noch nicht. Er muss aus dem Wasser!, schoss es ihr durch den Kopf und noch ehe sie den Gedanken vollendet hatte, setzte sich ihr Körper auch schon wie von selbst in Bewegung. Sie hatte bereits einen Fuß in den Bach gesetzt, eine Hand nach Shisui ausgestreckt, da reagierte ihr Team-Leader endlich. Blitzschnell packte Makani und riss sie mit enormer Kraft zurück. Ein Arm schlang sich um sie und eine Hand krallte sich in ihre Schulter. Sie verlor das Gleichgewicht, stürzte nach hinten gegen den Uchiha und sie fielen beide. Sie verharrten eine unbestimmte Zeit lang im Gras. Wenige Sekunden oder sogar Minuten? Makani wusste es nicht; die Zeit, die Realität selbst schien ins Stocken geraten oder irgendwo hin jenseits dieser Lichtung verschoben. Das einzige, das einigermaßen wirklich erschien, war das Geräusch von Itachis schweren, leicht bebenden Atemzügen hinter ihr. „Lass mich los“, forderte sie ihn auf, aber er lockerte seinen Griff nicht. Doch irgendwie fühlte es sich nicht mehr so an, als würde er sie festhalten, sondern als sei er derjenige, der sich an ihr festhielt. Als sie sich schließlich selbst aus seiner Umklammerung befreite, leistete er nur halbherzig Widerstand. Sie drehte sich um, packte ihn nun ihrerseits an den Schultern und sah ihm ins Gesicht. Er erwiderte ihren Blick kurz merkwürdig teilnahmslos, dann schienen seine Augen den Fokus wieder zu verlieren. „Was ist passiert?“ Obwohl sie ihn regelrecht anbrüllte, bekam sie keine Antwort. Itachi schien nicht ganz bei sich zu sein. Sie musste irgendetwas unternehmen! „Steh auf! Wir können ihn nicht da liegen lassen. Hilf mir, ihn aus dem Wasser zu holen.“ Makani erhob sich mit zitternden Knien und hielt ihrem Anführer eine Hand hin. Doch fast im selben Moment erkannte sie, dass er schlicht außer Stande war aufzustehen. Also wandte sie sich ab und stieg allein zu ihrem anderen Team-Kameraden ins kalte Wasser. „Nein, Makani, bitte“, hörte sie Itachis schwache Stimme hinter sich, doch sie watete entschlossen weiter. Als sie auf das fahle Gesicht hinabblickte, war sie sich bewusst, dass sie nicht wirklich begriff, was sie sah. Ihr Geist ließ es einfach nicht zu, ließ sämtliche Eindrücke nur durch einen Filter zu ihr durchdringen, der alles auf das nackte, objektive Jetzt reduzierte, und das war gut so! Erst jetzt bemerkte sie, dass Shisuis Schädel hinter der linken Schläfe eingeschlagen war, ein beachtliches Stück des Knochens fehlte, doch das Wasser hatte die Stelle beinah vollständig von Blut reingewaschen. Die Wunde musste ihm zugefügt worden sein, als er sich bereits im Wasser befand oder kurz davor. Anders verhielt es sich mit seinen Augen… Makani packte den Körper unter den Armen und begann an ihm zu zerren. Er fühlte sich wahnsinnig schwer an. Die Totenstarre hatte bereits eingesetzt, schien aber noch nicht voll ausgeprägt. Sofort aktivierte sich ihr lang gepflegtes, aber bisher so gut wie nie praktisch angewandtes Akademiewissen. Demnach müsste der Tod vor etwa drei bis vier Stunden eingetreten sein. Endlich hatte sie ihn aus dem Wasser und die schmale Böschung hinaufgeschleift. Aber was nun? Als sie sich hektisch umsah, ohne wirklich zu wissen, wonach sie suchte, fiel ihr Blick auf einen dicken Ast, der nah bei Itachi am Ufer lag, und ihr wurde schlagartig schlecht. Nein! Nein! Das konnte nicht sein. War dies tatsächlich derselbe Ast, mit dem Shisui sie genau hier an dieser Stelle unter Wasser gedrückt hatte? Vor wie vielen Monaten? Zwei? Bald drei? Wieso lag der immer noch hier? Wieso fiel ihr das gerade jetzt auf? Vielleicht war es ja gar nicht so lange her … Vielleicht waren die ganzen letzten Wochen nicht mehr als eine Illusion gewesen, eine Genjutsu, in der sie gefangen war, seit dem Morgen, an dem Shisui sie hier aufgesucht hatte… Makani spürte, dass sie ganz kurz davor war, die Fassung zu verlieren. „Er hat sich fallen lassen...“, hörte sie dann Itachis tonlose Stimme zu sich durchdringen. Gerade noch rechtzeitig riss sie sich von dem verfluchten Ast und dem gebrochenen Körper los und fiel vor ihrem Anführer auf die Knie. Dieser sah sie an und sein Blick war wieder klar. „Ich habe ihn oben am Wasserfall gefunden. Er war noch am Leben, aber ein Auge hatte er bereits verloren. Er entfernte sich auch das andere und gab es mir.“ Itachi hielt ihr eine blutige Faust entgegen. Die Kunoichi wandte verstört den Blick ab und unterdrückte ein Würgen. „Dann stürzte er sich hinab.“ Eine ganze Weile brachte Makani keinen Ton heraus. Dann presste sie schließlich ein ersticktes „Warum?“ hinter der Hand hervor, die sie vor ihren Mund geschlagen hatte. „Er hat den Weg gewählt, den jeder Ninja dem des Verrats vorziehen sollte. Er hat nur das getan, was wir uns als Kinder immer geschworen haben: lieber Tod als Verrat.“ „Red keinen Scheiß!“, fuhr Makani ihn an und packte ihn erneut bei den Schultern. Sie wollte ihn schütteln oder ihm am liebsten eine runterhauen, einfach um irgendetwas zu tun. Sie spürte, wie sein Körper daraufhin fast völlig erschlaffte und scheinbar nur noch von ihrem groben Griff aufrecht gehalten wurde. „Bitte, du musst nach Hause gehen und jemanden holen. Ich will nicht, dass er hier liegen bleibt. Es ist nicht verdächtig, dass du ihn gefunden hast. Du kommst öfter hier her. Es tut mir leid, dass ich dir gesagt habe, wie es passiert ist. Jetzt musst du lügen -“ „Nein!“, unterbrach sie ihn und schüttelte ihn nun tatsächlich, allerdings nicht wirklich grob. „Bitte, keine Lügen mehr! Lass uns gemeinsam gehen. Wenn du ihnen alles erzählst und sie sehen, was sie mit ihren verfluchten Spielchen angerichtet haben, werden sie zur Besinnung kommen. Es wir endlich aufhören!“ Plötzlich schien auch noch das letzte Bisschen Kraft aus dem Uchiha zu entweichen. Sein Kopf sackte auf Makanis Schulter und er fing an zu zittern. „Nein, das wird es nicht“, flüsterte er. Eine Weile blieb er still, dann wiederholte er: „Bitte, Makani, geh!“ Sie wollte ihm widersprechen, ihn anflehen mit ihr zu kommen, aber es war nur zu offensichtlich, dass er momentan nicht die Kraft hatte, seinem Vater oder irgendjemanden sonst aus dem Clan gegenüberzutreten, geschweige denn von etwas zu überzeugen. Vermutlich war es tatsächlich das einzige, das sie gerade für ihn tun konnte… Aber sie konnte ihn doch jetzt nicht einfach allein lassen. „Was ist mit dir? Wo schläfst du gerade? Im Hauptquartier? Ich bringe dich hin!“ Ihr Team-Leader schüttelte entschieden den Kopf und machte Anstalten, sich zu erheben, doch Makani ließ ihn nicht los. Sie hatte auf einmal wahnsinnige Angst, ihn gehen zu lassen. Wie konnte sie sicher sein, dass er nicht auch irgendeine Dummheit beging, die nach seiner und Shisuis verdrehten Ansicht angemessen für einen Shinobi war. „Verdammt nochmal! Glaubst du im Ernst, ich lasse dich allein, nachdem dein bester Freund ...“ Ihre Stimme brach und sie konnte nicht weitersprechen. Itachi versuchte noch einmal sich von ihr zu lösen, doch sie krallte sich mit roher Gewalt an ihm fest. „Scheiße, Itachi! Wenn wir alle nicht ständig irgendwelche Alleingänge gemacht hätten, wenn wir uns keine Dinge verheimlicht und uns nicht von allem Möglichen hätten entzweien lassen -“ … wenn wir ein richtiges Team geworden wären … „ - dann hätten wir … dann wäre vielleicht...“ Plötzlich versteifte sich Itachi und gab seine halbherzigen Versuche auf, sich von der Kunoichi loszureißen. Ein paar Momente schien er zu versuchen sich zu sammeln, dann sah er ihr überraschend fest in die Augen. „Makani, ich schwöre dir, ich sorge dafür, dass weder dir noch mir etwas geschehen wird und dass wir uns gleich morgen wiedersehen werden! Aber ich bitte dich, bring ihn nach Hause … ich kann nicht mal mehr das für ihn tun. Und es könnten Wochen vergehen, bis ihn hier jemand findet“ Makanis Kehle schnürte sich schmerzhaft zu. Misstrauisch beäugte sie Itachi eine Weile. „Wohin wirst du gehen?“ „Zu Koguma. Er hat mich bei sich aufgenommen.“ Tatsächlich beruhigte sie diese Antwort ein wenig. Itachi würde heute Nacht nicht allein sein. Es gab jemanden, der sich um ihn kümmerte. Sie atmete einmal tief durch und erwiderte seinen festen Blick. „Ich nehme dich beim Wort, Uchiha Itachi.“ * Was sich in den nächsten Stunden ereignete, erschien Makani so unwirklich, als befände sie sich in einem Traum. Ein Albtraum, ohne Zweifel, doch keiner, aus dem man plötzlich schreiend aufschreckt. Nein, dieser hier zog sich schier ewig in die Länge, ohne das sie eine Chance hatte aufzuwachen. Es war ihr die ganze Zeit, als stünde sie neben sich und würde sich selbst dabei beobachten, wie sie das Uchiha-Viertel endlich erreichte, wie sie über eine halbe Stunde nach jemandem suchte, dem sie die ungeheuerliche Nachricht überbringen konnte, und wie sie danach nur noch tatenlos dabei zusah, wie dieser verhängnisvolle Funke sich von selbst fortzupflanzen begann, den Schrecken immer weiter anwachsen ließ und damit gleichzeitig unwiderruflich ans Licht der Realität gezerrt wurde. Sie blieb allein auf dem Uchi-niwa zurück, während vier Clan-Mitglieder zum Waldbach aufbrachen. Ein fünfter war im Viertel unterwegs, um alle wichtigen Personen zu unterrichten. Als es schon fast vollständig dunkel geworden war und Shisuis Eltern fast zeitgleich mit dem Clan-Oberhaupt den Platz erreichten, widerstand Makani dem Impuls, sich zu verbergen, nicht und verschmolz unbemerkt mit den Schatten der Kirschbäume. Und nur wenige Minuten später kehrten auch die Männer aus dem Wald zurück und die nächste Phase des Schreckens begann. Sie trugen den leblosen Körper, den sie vorsorglich mit einem Mantel verhüllt hatten, auf einer improvisierten Trage aus zusammengebundenen Ästen. Doch praktisch im selben Augenblick, als die Gruppe den Uchi-niwa betrat, stützte Shisuis Mutter auf sie zu und riss den Mantel herunter. Der Schrei, den die Frau daraufhin ausstieß, hatte schreckliche Ähnlichkeit mit dem eines verendenden Tieres. Makani drehte es den Magen um. Und es schien gar kein Ende nehmen zu wollen. Man hörte es noch auf dem Platz, als Shusui und seine Eltern schon längst in den Dōjō gebracht worden waren. Fugaku und die Ältesten waren ebenfalls hineingegangen. Da trat die Kunoichi schließlich aus ihrem Versteck, ging bis zum Eingang des Gebäudes und kauerte sich zitternd auf die Engawa. Später konnte sie sich nicht mehr erinnern, wie lange sie dort ausgeharrt hatte, nur dass sie die ganze Zeit über schrecklich gefroren hatte. „Makani“, ertönte irgendwann eine herrische Stimme hinter ihr. Widerwillig stand sie auf, drehte sich um und stellte sich dem unerbittlichen Blick des Clan-Oberhauptes. Sie sah wie hinter ihm Shisuis Eltern aus dem Dōjō geführt wurden. Seine Mutter hatte endlich aufgehört zu schreien. Tatsächlich schien sie halb bewusstlos zu sein. Vielleicht hatte man ihr irgendetwas verabreicht – gut für sie! Makani wünschte, sie könnte auch etwas davon haben… „Fugaku-san“ Ihre Stimme klang seltsam, heiser und teilnahmslos. Sie schaute zu ihm auf und stellte nicht ohne Verwunderung fest, dass sie keine wirkliche Angst verspürte. Eigentlich fühlte sie gar nichts, bis auf Abneigung vielleicht. Der strenge Blick des Uchiha perlte an ihr ab wie Regentropfen an einer Scheibe. „Du hast ihn gefunden“, sagte er. Es war keine Frage. „Ja, er lag im Bach hinter dem Trainingsgelände. Es gab keine Anzeichen für einen Kampf“, antwortete sie dennoch absolut nüchtern und sachlich, als würde sie Auskunft über den Verlauf irgendeiner x-beliebigen Mission geben. „Bist du meinem Sohn begegnet?“ Dies war wiederum definitiv eine Frage und sie versetzte die Kunoichi trotz ihrer Benommenheit augenblicklich in höchste Alarmbereitschaft. „Itachi? Nein, es war niemand sonst dort.“ Die Lüge kam ihr überraschend leicht über die Lippen; ihr erstarrtes Inneres war wohl zu keiner verräterischen Regung im Stande. Trotzdem schaffte sie es irgendwie Fugakus forschenden Blick einigermaßen verwirrt zu erwidern und den Namen ihres Team-Captains so auszusprechen, als sei er die Person, an die sie in diesem Moment als allerletztes gedacht hätte. Gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass dies hier kein Gespräch unter vier Augen war, sondern dass sie einige Zuhörer hatten, die bei der Erwähnung des verstoßenen Clan-Erben sofort wie gebannt die Ohren spitzten. Was hatte es zu bedeuten, dass die zweite Frage, die Fugaku in dieser Angelegenheit an sie richtete, seinem Sohn galt? Wusste er etwa, dass Itachi tatsächlich da gewesen war? „Warum warst du dort?“, fragte er dann. „Ich gehe oft zum Bach, wenn ich nachdenken will.“ „Aber wenn ich mich nicht irre, hättest du eigentlich eine wichtige Verabredung gehabt.“ „Ich war mir noch nicht sicher, ob ich kommen will.“ Makani stellte sich die schockierten Gesichter der Umstehenden vor, sah aber nicht hin. Unter anderen Umständen hätten ihr ihre Blicke zugesetzt, vielleicht hätte sie sie sogar gleichzeitig ein klein wenig genossen. Vermutlich hätte sie es aber im nächsten Moment wieder mit der Angst vor Fugakus Reaktion zu tun bekommen. Doch in diesem Moment fühlte sie nichts von all dem. Was interessierte es sie, ob dieser geradezu lächerlich autoritäre Mann, der nichts Besseres zu tun hatte, als knutschenden Teenagern nachzustellen, sie für unverschämt hielt? Das war doch alles vollkommen bedeutungslos… Schließlich ließ sie ihm gar keine Zeit für eine Reaktion. Stattdessen sagte sie mit unverhohlener Forderung in der Stimme, die noch nicht einmal gespielt war: „Ich will wissen, was mit ihm passiert ist!“ Dabei sah sie Fugaku beinah herausfordernd an. Seine Miene verriet nichts, aber er antwortete auch nicht gleich. Die anderen Uchihas schienen den Atem anzuhalten. „Sie steht unter Schock“, sagte jemand dann und es klang fast wie eine Entschuldigung. Doch das Clan-Oberhaupt hob abwehrend seine Hand, nickte aber gleichzeitig kaum merklich. „Schon gut! Ja, Makani, das wollen wir alle und ich verspreche dir: Wir werden es herausfinden.“ Makani kniff die Lippen zusammen, um die anklagende Erwiderung, die ihr auf der Zunge brannte, zurückzuhalten. Sie wusste, es wäre nicht klug, die innere Wut, die irgendwo unter der ganzen Taubheit schwelte, gerade jetzt herauszulassen. „Liebe Schwester, du könntest noch etwas für Shisui tun.“ Sie sah das Clan-Oberhaupt misstrauisch an. „Ich wüsste nicht, was das sein könnte.“ „Es ist vielleicht zu viel verlangt, gerade wenn du dich noch nicht endgültig entschieden hattest. Aber es wäre die Aufgabe seiner Frau gewesen, ihn für die Bestattung vorzubereiten, oder die seiner Mutter, aber ich fürchte, sie ist momentan nicht in der Lage dazu. Würdest du das für ihn tun?“ Eine eiserne Hand legte sich um Makanis Brustkorb und presste ihr fast vollständig die Luft ab. Sie brauchte eine ganze Weile, bis sie wieder sprechen konnte. „Ja.“ Fugaku legte der Kunoichi für einen Moment seine bleischweren Hände auf die Schultern, dann ging er und mit ihm verließen auch die anderen Uchihas den Uchi-niwa. Makani blieb noch minutenlang an der selben Stelle stehen, ohne sich auch nur einen Millimeter zu rühren. * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)