I hate you, I love you von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Sie rannte. Sie rannte so schnell sie konnte. Ihre Füße krachten auf dem Boden auf, sie gab sich keine Mühe ihre Schritte abzufedern, bevor sie auf der Erde auftrafen. Es durfte nicht wahr sein, es durfte einfach nicht wahr sein, was man ihr erzählt hatte. Warum war er hergekommen? Dieser verdammte Idiot, warum hatte er nicht einfach Zuhause warten können. „Nein, Mr. Wichtig muss sich ja überall einmischen!“, knurrte die junge Frau wütend, als sie mit der linken Hand einen Angreifer aus dem Weg stieß. Der Mann ging ohne einen weiteren Laut zu Boden, während die junge Mutantin weiterstürmte. Ein einziges Mal hätte er auf sie hören können, nur dieses eine Mal, hätte er seinen Dickkopf nicht durchsetzen müssen. Ihre grünen Augen suchten das Schlachtfeld ab, wo es an allen Ecken rauchte und brannte. Langsam mischte sich in ihre Wut auch Panik. Sie musste ihn finden, so schnell es irgend möglich war. Er war wehrlos gegen die ganzen Waffen. Ihr Blick verharrte auf einem metallischen Glänzen, das sich in der sporadisch hervorschauenden Sonne zeigte. Ihre Augen weiteten sich. „Nein…“ Sie rannte los, stolperte ein paar Mal über Dinge, die sie in ihrer Eile nicht sah. Eigentlich nahm sie den Boden, über den sie lief, nicht einmal wahr. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem Glänzen, was sich allerdings nicht noch einmal gezeigt hatte. Erneut stolperte sie, diesmal über ein größeres Trümmerstück, doch diesmal schaffte sie es nicht rechtzeitig sich abzufangen. Ein stechender Schmerz schoss ihren Knöchel hinauf, als sie abknickte. Ein wütendes Zischen entfloh ihrem Mund. „Scheiße!“, fluchte sie laut, doch ihre Aufmerksamkeit wurde im nächsten Moment schon wieder von ihrem Schmerzen losgerissen. Keine zwei Meter von ihr entfernt lag ein Rollstuhl. Er war zur Seite gekippt und sah an vielen Stellen sehr ramponiert aus, aber es war ohne Zweifel seiner, das große X an der Seite der Räder war unverkennbar. „Nein“ Die junge Frau drückte sich nach oben. Der Schmerz in ihrem Knöchel schien zu verschwinden, als sie ihre Hände auf das kalte Metall legte. „Nein, nein, nein“ Es war also wahr, er war hier. Dieser verdammte Idiot! Ihr Kopf schnellte von einer Seite zur anderen. Er musste hier irgendwo sein. Ohne den Rollstuhl kam er nicht weit. Er musste hier sein. Und wenn sie ihn fanden, würden sie kurzen Prozess mit ihm machen. Er war doch so wehrlos, ohne seinen ganzen Kram. Ihr ganzer Körper zitterte. Ob nun aus unterdrückter Wut, oder Angst wusste sie nicht zu sagen. Denn sie hatte Angst, natürlich hatte sie Angst. Sie hatte Angst um ihn, Angst, dass er sein Leben verlieren konnte. Um sein Leben hatte sie sogar noch mehr Angst als um das ihre. „Charles?“ Ihre Stimme hallte durch die Trümmer, die einmal ein Gebäude gewesen waren. „Charles, wo bist du?“ Inzwischen war die Panik in ihren Worten deutlich zu hören. Dieser Idiot, dieser verdammte Idiot! „Dieser mäusehirnige Idiot…Charles!“ Ein Hustenanfall erschütterte ihren Körper, als sie sich durch Staub und Trümmer kämpfte. Er musste hier irgendwo sein, er musste einfach. Wenn nicht dann bedeutete das…bedeutete es das… Die junge Mutantin hob den Kopf. Nein, nein, dass durfte nicht sein. Sie durften hin nicht bekommen, sie hatten ihn nicht vor ihr gefunden. Ihr Blick flog panisch von einem Haufen zum anderen, als die wahllos Steine und andere Trümmerteile aus dem Weg kickte, oder mit den Händen packte und wegwarf, in der Hoffnung irgendeinen Hinweis zu finden. Irgendetwas was sie zu ihm führen würde. Je länger sie suchte, desto verzweifelter wurden ihre Bemühungen. Ein Wimmern entfloh ihrer Kehle, als sie ein Stück Holz auf dem Weg trat. „Nichts, nichts und wieder nichts!“ Deutlich war ihre Verzweiflung zu spüren, als sie innehielt. Dort wo sie das Holzstück weggeräumt hatte, lag ein Stück Stoff. Aber nicht irgendein Stück, es war einst Teil einer Hose gewesen. Und diesen Jeansstoff kannte die Mutantin sehr genau. Ihr Schweif peitschte wild nach rechts und links, als sie den bläulich-grauen Fetzen aufhob. „Nein, das darf nicht…Charles!“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie den Stoff fallen ließ. „Charles, wo bist du?“ Er musste hier sein, er musste einfach. Stocksteif blieb sie stehen, während ihr Ruf in den Ruinen verklang. Das Herz hämmerte so sehr gegen ihre Rippen, das es wehtat, als sie sich zwang den Blick so langsam und gründlich wie möglich über ihr Umfeld wandern zu lassen. Eigentlich wollte sie lieber schreien, am allerliebsten in sein Gesicht, was für ein Idiot er doch war, einfach hier aufzukreuzen, was für eine Scheiß-Idee das gewesen war. Er war von ihnen beiden doch der mit dem Professor-Titel, man sollte auch meinen, dass er der Klügere von ihnen beiden war. Anscheinend doch nicht Der Unterkiefer der jungen Frau begann zu zittern, als sie weiter den Blick schweifen ließ und nichts sah, außer Staub, Schutt und Asche. Und eine Hand. Eine Hand, zu der ein Arm gehörte. „Charles!“ Ihr Ruf schallte von den vielen, kleinen und flachen Oberflächen wieder, als sie durch den Schutt auf ihn zu stolperte. Ihr Atem ging nur unregelmäßig, sie schnappte nach Luft, im Versuch sich nicht anmerken zu lassen, dass sie weinte. Sie kraxelte über einen Schutthaufen und dann sah sie ihn. An seiner Schläfe war ein Blutrinnsal zu erkennen, er hatte sich anscheinend irgendwo den Kopf angestoßen. Seine Kleidung war teilweise zerrissen, die Augen hatte er geschlossen. Ein Schluchzen erfuhr ihrer Kehle, als sie zu ihm hinunter stürzte. „Du verdammter Idiot…“, spuckte sie die Worte aus, die sie schon die ganze Zeit hatte sagen wollen, doch ihre Tränen erstickte Stimme versagte, als sie versuchte mehr Worte zu finden. Ihr Blick glitt seinen Körper nach unten und im nächsten Moment sah sie, was ihn hier festhielt. Sein rechter Fuß hatte sich zwischen den Metallstreben eines Pfeiles verhakt. Doch wie sollte sie ihn da raus bekommen? Die Frage die sie eigentlich am meisten beschäftigen sollte, doch sie schaffte es nicht ihre Konzentration darauf zu lenken. Sie beugte sie über Charles und schlug ihm mit der Hand leicht auf die Wange. „Wach auf Charles“ Als der junge Mann unter ihr keine Reaktion zeigte, wurden ihre Schläge fester und die Stimme, vor offensichtlicher Panik, immer höher. „Du musst aufwachen! Komm schon, wir müssen nach hause…“ Ihre Augen begannen wieder zu tränen. Noch immer keine Reaktion. „Jetzt mach endlich, du…du…“ Sie fand keine Worte mehr, aber der letzte Schlag saß. Die Augen des Professors flatterten. „Aua“, sagte er mit rauer Stimme und lächelte sie dann leicht an. „Wir hatten doch ausgemacht, dass du mich nicht mehr schlägst“ Ein Seufzer der Erleichterung entfloh ihrer Kehle, als sie ihre Hand an seine Wange legte. „Du bist ein Idiot“ Das Lächeln des jungen Mannes wurde breiter. „Bin ich das?“ Die junge Frau schüttelte leicht den Kopf. Wie konnte er so gut drauf sein? „Ja, ja das bist du, du verdammter Idiot und Idioten darf ich schlagen“ – „Auch wenn der Idiot dich liebt?“ Charles hob eine Augenbraue, als er sie ansah. Freya konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. Er sah einfach zu komisch aus, wenn er das tat. „Ganz besonders dann“ Sie sah ihm in die Augen. „Was machst du hier? Ich hatte doch gesagt, das geht dich nichts an“ – „Ich kann doch nicht einfach zuhause sitzen bleiben, wenn meine Freundin in den Kampf zieht“, meinte er lächelnd. Freya hätte ihm am liebsten noch einmal eine links und rechts für dieses dumme Lächeln verpasst. „Du weißt doch wie saugefährlich es hier draußen ist“ Bei der Erwähnung, dass sie sich draußen befanden, schien Charles wieder in die Wirklichkeit zurückzukommen. Sein Körper verkrampfte sie und er zog scharf Luft ein, welche er keine Sekunde später wieder druckartig ausstieß. „Mein Kopf…“ – „Ich weiß“, sagte die junge Mutantin und ihre Stimme klang plötzlich sehr sanft. „Bleib liegen“ Ihre Stimme war noch immer ruhig, als sie zu seinem eingeklemmten Fuß rutschte und ihn so vorsichtig wie möglich zu lösen versuchte, was ihr jedoch nicht gelang. Sie betrachtete sich die ganze Angelegenheit noch einmal genauer, bis sie es erkannte. Es war nur sein Schuh, der sich nicht aus den Stäben lösen ließ. Erfreut knotete sie die Schnürsenkel auf, als sie plötzlich von hinten unterbrochen wurde. „Hey, was, was machst du da?“ Charles richtete sich hinter ihr zum Sitzen auf, was ihm jedoch nicht ohne ein scherzhaftes Einziehen der Atemluft gelang. Freya wandte ihm ihren Blick zu. „Du musst dich entscheiden, Schuh, oder Fuß“ Der Professor sah sie einen Moment lang an. „Geht auch beides?“, fragte er dann und legte den Kopf schief. Die Mutantin warf ihm einen vernichtenden Blick zu, was ihn nur erneut zum Lächeln brachte. „War nur Spaß“, sagte er mit einer honigsüßen Stimme, doch sein Schmerz war deutlich herauszuhören. „Weg mit dem verdammten Ding“ Vorsichtig zog sie seinen Fuß aus dem Schuh, der im selben Moment auf den Boden fiel, dort wo man in nicht mehr aus den Metallstreben herausholen konnte. Langsam setzte sie den Fuß auf den Boden, bevor sie den Blick wieder hob. „Du hättest nicht herkommen dürfen“, sagte sie dann erneut und klang diesmal sehr ernst. Charles drehte den Kopf zur Seite und atmete etwas gepeinigt aus, während er den Boden betrachtete. „Ich weiß…“ Nach seinen Worten blieb eine lange Pause, in der sie ihn ansah, er hingegen nur auf den Boden starrte. Dann hob er langsam den Kopf und Freya musste sich sehr zusammenreißen, damit ihr bei dem Blick in seinen Augen nicht erneut die Tränen kamen. „Ich hab es einfach nicht mehr ausgehalten.“ Der junge Professor atmete seufzend aus. „Ich kann es einfach nicht ertragen, immerzu von dir getrennt zu sein“ Freya wandte ihren Blick von seinem Gesicht ab. „Glaubst du mir fällt das leicht, aber das ist nunmal mein Job als S.H.I.E.L.D-Agent“ – „Angehender S.H.I.E.L.D-Agent“, verbesserte Charles sie, was sie wieder dazu brachte zu ihm aufzusehen. „Ob in der Ausbildung oder bereits mit Prüfung in der Tasche, der Kampf wird immer meine Hauptaufgabe sein“ Charles blinzelte. „Wir hatten doch darüber geredet, dass du dich versetzten lassen wolltest“ Freya nickte. „Ich weiß worüber wir gesprochen haben, aber…müssen wir das ausgerechnet jetzt klären?“ Ein leichtes Lächeln erschien auf dem Gesicht des jungen Mutanten. „Ja, ist vielleicht gerade etwas ungünstig“ Die rothaarige Frau erhob sich, nur um wenige Sekunden später wieder in die Hocke zu gehen. „Komm“, sagte sie leise, als sie Charles mit der einen Hand unter die Beine fuhr, während er ihr seine Arme um den Hals legte. Vorsichtig hob sie ihn hoch und sah ihn einen Moment lang an. „Lass uns gehen“, antwortete er sanft, senkte kurz den Blick, bevor er noch ergänzte: „Es tut mir leid“ Freya sah ihn einen Augenblick lang an, bevor sie ihm einen Kuss auf die Wange gab. „Wir alle machen verrückte Sachen. Und genau deswegen liebe ich dich“ Ein leichtes Lächeln stahl sich auf ihr Lippen, als sie den letzten Satz flüsterte. „Du verdammter Idiot“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)