Dämonenkind von Miana ================================================================================ Kapitel 5: Der Übungskampf -------------------------- Nachdem auch nach einem Tag seit der Auslösung des Leuchtfeuers keine Marine in Sicht war, widmete sich jeder auf dem Schiff wieder seiner Aufgabe. Ich versuche dabei die anderen, soweit es möglich ist, zu ignorieren. Während Zorro seine Schläfchen hält, trainiere ich im Übungsraum und wenn er dort trainiert, verbringe ich meine Zeit entweder an Deck oder im Frauenzimmer, in dem man für mich einen Schlafplatz eingerichtet hat. Doch auch an diesem Morgen fand ich mich neben meinem Bett auf dem Boden. Ich bin diese weichen Matratzen einfach nicht gewohnt. Am Frühstückstisch ist genau das gleiche Chaos wie bei anderen Mahlzeiten. Ruffy stopft in sich, was er kriegen kann. Sanji verteidigt das Essen der weiblichen Personen an Bord und der Rest der Truppe versucht noch irgendetwas von dem zu erwischen, was Ruffy übersehen hat. Angesichts meines Gesundheitsbilds achte ich zur Zeit sehr darauf, was ich zu mir nehme und esse nur das Nötigste, das mein Körper braucht, ohne beim Training einfach umzukippen. „Hey! Ist euch eigentlich aufgefallen, dass Tia noch kein einziges Mal gelacht hat, seit sie hier ist?“, versucht Lysop die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, sodass Ruffy in seiner Bewegung innehält, Lysops Teller ein zweites Mal leer zu räumen. „Hm? Ja, Stimmt!“, spricht Ruffy mit vollem Mund. Ich mache mir nicht die Mühe von meinem Essen aufzusehen. Ich weiß, dass alle Augenpaare gerade auf mich gerichtet sind. Und auch das versuche ich zu ignorieren. „Hey, Tia!“, Ruffy hat inzwischen heruntergeschluckt. „Lach doch mal!“ Bei seinem letzten Satz blicke ich ihm genervt entgegen. Seinen verschmierten Mund ziert ein breites Grinsen. „Nein“, antworte ich schlicht und widme mich weiter meinem Frühstück. „Nein? Wieso denn nicht?“, fragt Lysop nun mit echtem Interesse. „Wieso sollte ich?“, antworte ich mit einer Gegenfrage. „Naja, weil es Spaß macht zu lachen!“, protestiert er auf meine für ihn offensichtlich dämliche Frage. „Und was habe ich davon?“, hake ich gelangweilt nach. „Was du davon hast? Sag mal, hattest du denn schon einmal Spaß in deinem Leben?“ Die Unglaubwürdigkeit in Lysops Stimme ist kaum zu überhören. Er betrachtet mich, als hätte er gerade ein seltenes Tier entdeckt. „Das ist mir echt zu dämlich“, gebe ich nur zurück, schnappe mir meinen Teller, räume ihn in die Küche und gehe schnellen Schrittes Richtung Trainingsraum. Gerade bin ich dabei, mich mit ein paar Liegestützen aufzuwärmen, als auch schon die Tür aufgerissen wird. Lysop betritt den Raum, dicht gefolgt von Ruffy und Chopper. „Hör mal, ich wollte dich da echt nicht bloßstellen, aber es kann doch nicht sein, dass man niemals lacht“, versucht er eine klägliche Entschuldigung. „Ich habe nicht gesagt, dass ich niemals lache“, gebe ich keuchend zurück. „Ich habe bloß keine Gründe dafür.“ Lysops Augen weiten sich und sein Blick trifft den seiner Kameraden. Ein hämisches Grinsen macht sich in ihren Gesichtern breit. „Was?“, frage ich genervt. Langsamen Schrittes und mit zuckenden Fingern kommen sie auf mich zu. Ich halte in meiner Bewegung inne. Der klägliche Versuch der drei Piraten mich durch Kitzeln zum Lachen zu bringen, endet für sie mit blauen Augen und Beulen. Betrübt sehen sie mir nach, wie ich erneut und ohne eine Gesichtsregung jedweder Art den Raum verlasse. Spontan entschließe ich mich dazu, die Bibliothek aufzusuchen, die Franky erwähnte. Und er hat nicht zu wenig versprochen. In dem großen, gemütlichen Raum, sind die Bücher bis zur Decke in den Regalen gestapelt. Leicht beeindruckt schlendere ich durch die Reihen. „Suchst du etwas Bestimmtes?“ Robins freundliche und ruhige Stimme ertönt vom Ende des Ganges. Dort befindet sich eine kleine, gemütlich aussehende Leseecke. Sie sitzt auf einem der Sessel mit einem Buch auf dem Schoß und einer Tasse Tee neben sich stehend. Ihre blauen Augen lächeln in meine Richtung. Kurz zögere ich, bevor ich drucksend eine Antwort gebe. „Nun ja, ich…“ Sie zieht ihre Augenbrauen nach oben und mustert mich. Langsam legt sie ihr Buch beiseite und kommt auf mich zu. Ihr Blick wandert zu den Büchern im Regal. „Wir haben hier wirklich eine große Auswahl. Du kannst lesen was du möchtest.“ Die große Frau lächelt mich an. „Danke“, sage ich und überlege, ob ich ihr verraten soll, wonach ich suche. „Gibt es hier Bücher über Monster?“, frage ich schließlich vorsichtig. „Über Monster?“, fragt sie nach und zieht erneut die Augenbrauen hoch. „Und wie man sie bekämpft!“, füge ich hastig hinzu. Nachdenklich sieht sie mich an. „Ein Abenteuerbuch?“, versucht sie zu helfen. „Nicht ganz.“ Erneut zögere ich in meiner Antwort. „Eher so in Richtung… Exorzismus?“ Letzte Wort flüstere ich nur, damit es niemand außer Robin hören konnte, sollte doch jemand gelauscht haben. Zu meiner Verwunderung formen ihre Lippen ein sanftes Lächeln, das mich leicht verunsichern lässt. Vielleicht war es doch ein Fehler sie zu fragen, grüble ich. Doch statt mich deswegen in irgendeiner Weise zu verurteilen, geht sie still die Regale entlang. „Ah, da oben“, spricht sie mehr zu sich selbst. Ohne Vorwarnung wachsen plötzlich Arme aus dem Regal, die ein Buch aus der obersten Reihe ziehen und nach unten reichen. Erschrocken blicke ich sie an. Das ist also die Teufelskraft der Frau, die bereits im Alter von 8 Jahren von der Marine gesucht wurde. Gruselig, was sie damit alles anrichten könnte, denke ich und rüge mich sofort selbst. Als wäre ich selbst besser. „Bitte sehr!“ Ihr freundliches Lächeln reißt mich aus meinen Gedanken. Sie sieht gar nicht so gefährlich aus, denke ich, bedanke mich und nehme das Buch entgegen. Über Monster und Dämonen lautet der Titel. Verkrampft ziehen sich meine Augenbrauen zusammen. Ich klemme mir das Buch unter den Arm und mache es mir damit an Deck gemütlich. Ich setze mich in die Sonne und fange an die ersten Seiten zu lesen. Doch kaum bin ich mit dem Vorwort fertig, legt sich ein Schatten auf die weißen Seiten. „Darf ich dir einen warmen Tee bringen?“, säuselt Sanji, der sich über mich gebeugt hat. Ich stoße genervt Luft aus. „Einen Kräutertee. Das wäre nett“, sage ich, da ich bereits in der kurzen Zeit auf dem Schiff gelernt habe, dass Sanji anderweitig nur schwierig abzuschütteln ist. Schnell bringt er mir das dampfende Getränk, an dem ich vorsichtig nippe. „Was liest du da?“, fragt er plötzlich hinter mir, als ich dachte, er sei schon längst gegangen. „Gar nichts“, knirsche ich durch meine Zähne, klappe das Buch zu und bedecke mit einer Hand den Titel. Es ist mir unangenehm, wenn andere mitlesen. „Schon gut. Ich war nur neugierig.“ Entschuldigend nimmt er die Hände nach oben vor die Brust und verschwindet auch sogleich wieder unter Deck. Ich beginne damit, die Einleitung zu lesen, ehe sich die nächsten Schatten auf den Seiten breitmachen. Leicht genervt presse ich meine Kiefer aufeinander. Meine Augenbrauen zucken bedrohlich. Als ich aufsehe, blicke ich in die dämlich aussehenden Gesichter von Ruffy, Chopper und Lysop, die sich allesamt Essstäbchen zwischen Nasenlöcher und Unterkiefer geklemmt haben. „Unf? Laffst fu jeft?“, kommt es undeutlich aus ihren offenstehenden Mündern. Als Antwort darauf schenke ich ihnen eine hochgezogene Augenbraue und jedem der drei noch eine weitere Beule auf dem Hinterkopf, bevor ich es erneut versuche mir gemütlich zu machen. Doch auch dieses Mal währt die Ruhe nicht lange. „Tia?“, kommt es vorsichtig. „Was?“, zische ich scharf und reiße meinen Blick von den Seiten. Hat man denn auf diesem Schiff nie seine Ruhe? Ich beäuge den Schwertkämpfer, der kurz zögert seine Frage zu stellen. Verlegen reibt er sich mit der Hand den Nacken. „Eigentlich wollte ich fragen, ob du Lust auf einen kleinen Übungskampf hast. Ich dachte, wenn schon mal eine Schwertkämpferin auf unserem Schiff ist, könnte ich das ausnutzen. Aber wie ich sehe, du hast bereits etwas Anderes vor. Vielleicht ja ein andermal.“ Mit einer Hand grüßt er kurz zum Abschied. „Warte!“, sage ich bestimmt. Langsam klappe ich das Buch zu und lege es beiseite. Zorro bleibt stehen und dreht sich nochmal zu mir um. „Du hast mich gar nicht antworten lassen!“ Ich lege den Kopf schief und verschränke meine Arme vor der Brust. Zorro hebt seine Augenbrauen voller Erwartung. Es wäre schon interessant zu wissen, was ein 120-Millionen-Berry-Kopf so alles draufhat, überlege ich während meine Augen ihn von oben bis unten mustern. „Fein. Lass uns kämpfen. Aber sei bitte nicht zu rücksichtsvoll“, sage ich und erhebe mich von meinem Platz, meine Schwerter bereits griffbereit. Er schnaubt mit einem Lächeln auf den Lippen. „Keine Sorge. Das hab ich nicht vor“, gibt er als Antwort und zieht seine Schwerter. Ich lasse meinen Nacken knacksen und beäuge meinen Gegner. Zorro startet den ersten Angriff und unsere Schwerter prallen aufeinander. Das metallene Geräusch dröhnt über das Deck und zieht die Aufmerksamkeit der anderen Crewmitglieder auf sich. Ich bemerke nicht, wie unser Übungskampf zu einem Schauplatz wird und sich die ganze Mannschaft mit Sicherheitsabstand um uns versammelt. Meine Aufmerksamkeit liegt ganz allein auf den Klingen, die sich vor mir kreuzen, sowie auf Zorros Bewegungen. Ich versuche zu erahnen, was er als nächstes tut, indem ich ihn analysiere. Dabei weiche ich seinen Angriffen tänzelnd aus oder pariere sie mit meinen eigenen Schwertern. Meine Schnelligkeit ist dabei von großem Vorteil. „Was ist los? Wieso weichst du nur aus?“ Zorro klingt gereizt. Doch ich gebe ihm keine Antwort. Ich drehe mich weiterhin unter seinen Hieben weg und springe leichtfüßig von einer Stelle zur nächsten. „Was soll das werden, verdammt?“, ruft Zorro wütend hinter dem Griff seines Schwertes, das er im Mund hält. Seine Hiebe werden schneller, aggressiver, kräftiger. Er ist da wo ich ihn haben will. Unkonzentriert und leichtsinnig. Blitzschnell ducke ich mich unter seinem nächsten Hieb weg, stütze meine Hände am Boden auf und trete ihm die Beine weg, sodass er zu Boden fällt. Aus meiner Hocke mache ich einen Satz in die Luft, nur um kurze Zeit später über seinem Körper zum Stillstand zu kommen. Entgeistert blickt mich Zorro auf dem Rücken liegend an. Es ging so schnell, dass er meine Schwerter gar nicht hat kommen sehen, die jetzt links und rechts neben seinem Kopf in der Wiese des Decks stecken. Über seinem Oberkörper hockend blicke ich ihm mit einem kalten, emotionslosen Ausdruck an. Eine Haarsträhne, die sich bei den schnellen Bewegungen gelöst hat, fällt mir ins Gesicht. Um uns ist es still. Entsetzte Blicke bohren sich in meinen Rücken und Zorro blickt mich ungläubig an. Seine Kiefer verkrampfen sich und seine Augenbrauen zucken. Langsam richte ich mich auf und ziehe meine Katanas aus der weichen Erde. „Wahnsinn! Sie hat Zorro besiegt!“, tuschelt Chopper hinter mir. „Unglaublich!“, flüstert Lysop zurück. Erst jetzt bemerke ich, dass wir während des Kampfes in einen dichten Nebel gefahren sind, der die Mittagssonne verdunkelt. „Hey! Warte mal! Wir sind noch nicht fertig!“, brüllt Zorro plötzlich wütend, während er sich aufrappelt und erneut in Kampfposition geht. „Doch sind wir“, antworte ich, ohne mich dabei umzudrehen. Zorros Griff um seine Schwerter verfestigt sich. „Ich will eine Revange. Du hast mit unfairen Mitteln gekämpft“, protestiert er. Langsam drehe ich mich zu ihm um. Zorn steht mir ins Gesicht geschrieben. „Unfaire Mittel?“, zische ich gefährlich. „Ja. Du hast ja gar nicht angegriffen. Du bist nur ausgewichen. Und als ich kurz unaufmerksam war, da…“ „Genau! Als du unaufmerksam warst“, unterbreche ich ihn in seinen Ausführungen. „Ausweichen ist also ein unfaires Mittel? So etwas nennt man Taktik. Ich habe zuerst deine Bewegungen analysiert. Dabei bin ich nur ausgewichen. Als ich gemerkt habe, dass dich das wütend macht, habe ich damit weitergemacht. Denn ein wütender Gegner ist ein unkonzentrierter Gegner. Ein leichtsinniger Gegner, der gerne mal Fehler macht. Du hast einen Fehler gemacht und ich habe ihn genutzt. Sind das die unfairen Mittel, die du mir vorwerfen willst?“ Zorro beäugt mich noch einmal wütend bevor er den Blick von mir Richtung Boden wendet. „Sieh es ein. Ich habe gewonnen. Du magst vielleicht kräftetechnisch stärker sein als ich, aber Kraft ist nicht alles in einem Kampf. Du darfst niemals deine Konzentration verlieren.“ „Willst du mir jetzt auch noch Tipps geben, oder was?“, keift er zornig. „Ja natürlich. Sonst lernst du es doch nicht“, antworte ich gelassen und lege den Kopf schräg. „Mir wurde das doch auch von jemandem beigebracht. Aber wenn du nicht bereit bist dazu zu lernen, bist du sowieso schon ein toter Mann.“ Mit einem Schulterzucken wende ich mich von ihm ab, während der Grünhaarige hinter mir brodelt vor Wut. „Beruhig dich, Zorro. Sie hat gewonnen, sieh es ein. Beim nächsten Mal gewinnst dafür du“, versucht Nami ihn zu beruhigen. „Solltest du dich nicht lieber um den Kurs kümmern?“, keift er die Navigatorin an. Erst jetzt bemerken auch die anderen den dichten Nebel. „Hey, jetzt wo Zorro es sagt. Was ist das für ein Nebel? Sind wir denn noch richtig?“, fragt Sanji besorgt. Doch zu einer Antwort kommt es nicht. Hinter der dichten Nebelwand türmt sich ein riesiger Schatten neben der Thousand Sunny auf. Der Schatten eines großen Schiffes, das langsam von der Strömung getrieben wird. Ein lautes Quietschen und Ächzen der alten Dielen ist wahrzunehmen. Und leise, ganz leise kann man eine Stimme hören, die eine Melodie summt. „W-Was ist das?“, fragt Chopper mit bibbernder Stimme. Plötzlich entfährt Nami, Lysop und Chopper ein angsterfüllter Schrei, als sie das Skelett an der Reling des Schiffes sehen. Trägt es etwa einen Afro? „E-E-Ein Gesiterschiff“, quiekt der kleine Schiffsarzt. „Wooooow, cooooool!“, brüllt Ruffy voller Begeisterung. „Ich will mir das ansehen! Wer kommt mit?“ Voller Euphorie glänzen seine Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)