Zum Inhalt der Seite

Wie Regen nach der Trockenheit

DD x BZ
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

III.

Am nächsten Morgen war Harry schon aufgebrochen, als Dudley aufstand. Ginny dagegen erwartete ihn am Frühstückstisch. „Guten Morgen. Wir sollten dich heute in der Winkelgasse einmal einkleiden, damit du nicht allzu sehr auffällst, wenn Kingsley dich kennenlernen will. Außerdem bekommst du dann nicht einen ganz so großen Schock, wenn du das erste Mal das Ministerium betrittst.“ Sie hielt inne und lächelte schief. „Wobei ich fürchte, du wirst so oder so ziemlich überwältigt sein. Das ist jeder, der das erste Mal dorthin kommt. Aber vielleicht wird es so etwas besser.“

„Okay“, antwortete Dudley und schenkte sich einen Kaffee ein. Gott sein Dank zogen Ginny und Harry morgens beide eine gute Tasse Kaffee einer Tasse Tee vor. Er war nicht ganz sicher, ob er alles begriffen hatte, was Ginny gerade gesagt hatte, aber im Zweifelsfall würde er sich einfach überraschen lassen.

Nach dem Frühstück gingen sie dann zu dem Kamin in der Eingangshalle.

„Der Kamin ist extra gesichert, aber trotzdem an das Flohnetzwerk angeschlossen“, erklärte sie. „Man nimmt das Flohpulver in die Hand, stellt sich in den Kamin und nennt das Ziel. Man muss recht deutlich sprechen, sonst kommt man nicht da an, wo man eigentlich hin will. Harry hat das beim ersten Mal so richtig schön falsch gemacht.“ Sie schmunzelte etwas.

Dudley beäugte den Kamin skeptisch. Er erinnerte sich, dass irgendwer von Harrys magischen Freunden mal im Wohnzimmer seiner Eltern aufgekreuzt waren und dass er danach irgendwelche Süßigkeiten gegessen hatte, die ihm nicht besonders gut bekommen waren. In Erinnerung an diese Szene lief er rot an. Leider konnte er die Dummheiten der Vergangenheit nicht einfach so auslöschen.

„Okay“, sagte er zu Ginny und nickte.

Sie betrachtete ihn skeptisch und seufzte dann. „Wir gehen zusammen.“ Sie trat in den Kamin, winkte ihn zur ihr, nahm seine schwitzige Hand und griff nach dem Flohpulver. „Winkelgasse!“, sagte sie klar und deutlich.

Die Welt schien auf einen kleinen grünen Punkt zusammenzuschrumpfen und explodierte den Bruchteil einer Sekunde später wieder zu ihrer normalen Größe. Dudley taumelte zwei Schritte bei Seite, knallte gegen die Seitenwand des Kamins und blinzelte verwirrt.

„Alles klar?“ Ginny musterte ihn und er glaubte sogar ein bisschen Besorgnis in ihrer Miene zu erkennen.

„Mhm“, brummte er und rieb sich den Kopf. Dann schaute er sich um und nahm endlich auf, was er hier sah. Er stand in einem Kamin, der offenbar draußen war. Zauberer und Hexen war definitiv komische Leute. Warum baute man einen Kamin unter freiem Himmel?

Er trat vorsichtig aus dem Kamin heraus und sah, dass hier ein halbes Dutzend Kamine dicht an dicht an einer Häuserwand stand.

„Das ist der öffentliche Flohnetzanschluss des Postamtes“, beantwortete Ginny seine unausgesprochene Frage. „Das ist so wie eine Bushaltestelle in eurer Welt.“

„Ah.“ Dudley nickte langsam und rieb sich noch einmal die Schläfe.

Überall waren Leute, unverkennbar Hexen und Zauberer. Viele trugen bunte Umhänge und wild gemusterte Hüte aller Art. Manche sahen vollkommen normal aus. Einige schleppten ihre Einkäufe in großen Tüten mit fremdartigen Logos durch die Gegend. Wieder andere hatten Besen geschultert und manch einer trug einen Käfig mit einer Eule oder irgendeinem anderen Tier. Es herrschte ein lebhaftes Treiben, das eine seltsam fröhliche und freundliche Atmosphäre erzeugte.

Sein Blick glitt weiter zu den Häusern. Diese lehnten sich krumm und schief aneinander. Gemeinsam hatten sie, dass sie alle altmodisch aussahen, aber auch einen ganz eigenen Charme besaßen Manches waren offenkundig reine Wohnhäuser, andere dagegen hatten Ladenlokale im Erdgeschoss, die sich möglicherweise auch weiter nach oben erstreckten. Die Schilder sagten Dudley überhaupt nichts. Natürlich nicht. Hier würde er nicht gerade H&M oder Tesco vorfinden, das war ja schon klar.

„Fertig mit staunen?“

„Mhm.“ Er lächelte Ginny verlegen an. Sie zwinkerte ihm kurz zu und sagte dann: „Lass uns direkt zu Madam Malkins gehen. Ihr Laden ist von allen am besten, um dich aussehen zu lassen wie einer von uns.“

„Aber nicht so bunt.“ Dudley schauderte, als er sich selbst in so einem hellblauen Umhang mit Wolken- oder Vogelmuster vorstellte.

Ginny kicherte. „Nein, ich denke nicht. Da wird sich schon was finden lassen, das zu dir passt. Sei unbesorgt. Und schau mal: Es tragen viele Zauberer auch einfach Jeans und T-Shirts unter den Umhängen. Fürs Ministerium sollten es dann eher Stoffhose und Hemd sein, eine Krawatte vielleicht noch, und ein simpler Tagesumhang. Das wird schon.“ Sie tätschtelte Dudley kurz die Schulter und ehe er auf diese freundschaftliche Berührung reagieren konnte, war sie auch schon losmarschiert und er musste sich beeilen, um mit ihr Schritt zu halten.
 

Der Laden Madam Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten sah eher unscheinbar aus. In einer normalen Einkaufsstraße wäre er wohl daran vorbeigelaufen. Das Schaufenster war eher altmodisch und zeigte einige Schaufensterpuppen mit verschieden gemusterten Umhängen. Zu Dudleys Beruhigung waren aber auch einfarbige darunter. Das Ladenschild war ein wenig verblichen. Eine kleine Glocke bimmelte, als sie den Laden betraten. Es war gerade nichts los und eine stämmige Hexe, die irgendwo in den Sechzigern sein mochte, kam aus dem Hinterzimmer. Sie war komplett in Hellblau gekleidet und musterte ihre beiden Kunden äußerst aufmerksam.

„Hallo, hallo, was kann ich für Sie tun?“

„Hallo Madam Malkin, einmal den jungen Herrn einkleiden bitte. Er braucht eine alltagstaugliche Grundausstattung.“ Ginny deutete auf Dudley.

Sofort schoss Madam Malkin zu ihm weiter, ein Maßband tanzte um herum und Dudley wurde von ihr gänzlich vereinnahmt. Ehe er sich versah, stand er auf einem Schemel im hinteren Ladenbereich, hatte einen dunkelblauen Umhang um die Schultern hängen und ein Schwarm von Stecknadeln sauste um ihn herum. Dudley hielt es für klüger, sich möglichst nicht zu bewegen und am besten gar nichts zu sagen. Er erspähte sich selbst in einem Spiegel, der in der Ecke hing, und verdrehte innerlich die Augen.

Wässrig blaue Augen schauten ihn von dort an. Die dunkelblonden Haare hingen ihm zu weit in die Stirn. Die Ohren standen irgendwie durch die Haare hindurch ab, die Nase sah aus diesem Blickwinkel noch etwas unförmiger aus, als sie es tatsächlich war, und er konnte nicht leugnen, dass da immer noch ein paar Pfunde zuviel auf seinen Rippen waren. Die letzten Tage hatte er zu wenig Bewegung bekommen. Das sollte er dringend wieder ändern. Vielleicht konnte er wieder joggen gehen. Liegestütze konnte er auch mal wieder machen. Und irgendetwas würde sich finden lassen, dass sich zum Hanteltraining missbrauchen ließ...

Die Türglocke ging und unwillkürlich blickte er dorthin. Ein junger Mann kam gerade herein. Er musste ungefähr Dudleys Alter haben. Er hatte dunkle Haut, perfekt geschnittene schwarze Haare und als er den Kopf wandte, konnte Dudley erkennen, dass auch noch ein schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen und leicht schräg stehende dunkle Augen dazu kamen. Sein Herz schlug unwillkürlich schneller. Dieser Mann war schlicht und ergreifend umwerfend attraktiv.

Zu Dudleys bodenlosem Entsetzen kam er auf die kleine Dreiergruppe im Hinterzimmer zu. Am liebsten hätte er sich irgendwo versteckt, aber das war hier kaum möglich. Also bemühte er sich, betont gelassen und gleichgültig dazustehen und Madam Malkin ihren Job machen zu lassen.

„Ah, Mr. Zabini. Sie sind gekommen, um Ihren Umhang abzuholen. Einen Augenblick bitte.“ Madam Malkin lächelte den Mann an und winkte ihren Stecknadeln und sonstigen Utensilien stillzuhalten und verschwand im Hinterzimmer.

„Zabini. Es ist doch immer eine Freude, dich zu sehen.“ Ginny blickte von ihrer Zeitschrift auf und lächelte Zabini zuckersüß an.

„Mrs. Potter. Die Freude ist wie immer ganz auf meiner Seite.“ Er deutete eine leichte Verbeugung an. „Was führt dich her?“

Ginny nickte zu Dudley hinüber. „Ein Freund.“

Zabini tat nun genau das, was Dudley die ganze Zeit über befürchtet hatte: Er richtete seine Aufmerksamkeit auf ihn. Nicht, dass es nicht den Teil von ihm gab, der sich genau das gewünscht hätte. Aber dieser Zabini war so unfassbar umwerfend, dass er Dudley – selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass er Männern zuneigt war – niemals auch nur in Erwägung ziehen würde. Trotzdem schlug Dudley das Herz bis zum Hals.

„Und du bist?“, fragte Zabini und Dudley musste auf seiner gedanklichen Liste auch noch hinzufügen, dass dieser Mann eine sexy Stimme hatte.

„Dudley“, antwortete er fest. „Dudley Dursley.“

„Blaise Zabini.“ Blaise streckte seine Hand aus und automatisch hob Dudley die seine, um sie zu schütteln. Er hatte selbst perfekt gepflegte Hände. Seine sahen dagegen wieder einmal aus, als wenn er ein Auto auseinander genommen hätte – nur zumindest in sauber.

Vermutlich roch dieser Kerl sogar gut. Dudley konnte sich nur mit Mühe so weit zusammenreißen, dass er nicht an ihm schnupperte.

„Auf Besuch bei den Potters?“ Blaise trat einen Schritt zurück und musterte Dudley unverhohlen. Dieser schob unwillkürlich den Unterkiefer etwas vor. Er mochte das nicht. Weil er ganz genau wusste, dass er nicht für gut genug befunden wurde. Das wurde er nie.

„So etwas in der Art.“ Er rang sich ein schiefes Lächeln ab.

„So, so.“ Jetzt war es Blaise, der lächelte, aber dieses Lächeln war so leicht und so gemein perfekt. Dudley kam es ein wenig spöttisch vor.

„Mr. Zabini, Ihr Umhang“, unterbrach Madam Malkin die Situation und Dudley hätte nicht dankbarer sein können.

„Herzlichen Dank.“ Höflich und beinahe aalglatt wandte sich Zabini der Schneiderin zu, bezahlte und nahm eine Tüte mit in Richtung Tür.

„Ah, Madam Malkin, ich würde Dunkelblau empfehlen. Mit einem helleren Saum. Das dürfte am besten zu seinen Augen passen“, sagte Zabini zum Abschied. Er ließ keine Möglichkeit, dass ihm geantwortet wurde, sondern die Tür fiel in perfektem Timinig hinter ihm ins Schloss.

Madam Malkin musterte Dudley und nickte. „Und wie immer hat er Recht.“ Sie seufzte leise und ging ins Hinterzimmer, um offenbar einen anderen Umhang zu holen.

„Wer war das?“, fragte Dudley Ginny und zog die Augenbrauen zusammen.

„Das, mein Lieber, war Blaise Zabini. Ein ehemaliger Schulkamerad von Harry und mir. Hast du schon über Hogwarts gelesen?“ Dudley nickte knapp. „Gut, er war ein Slytherin, wir Gryffindors, wir waren nicht gerade Freunde. Ein ziemlicher Schönling, wie du sehen konntest. Er arbeitet im Ministerium bei der magischen Strafverfolgung als Eingreifzauberer. Quasi ist er also ein Polizist. Sieht er zwar nicht nach aus, aber er nimmt seinen Job sehr ernst. Ansonsten ist es eine seiner liebsten Eigenschaften mir auf die Nerven zu gehen, seit ich in der Schule mal seine Avancen abgewiesen habe. Ich glaube, ihn hat damals so gut wie kein Mädchen zurückgewiesen. Insofern könnte das seinem Ego zu schaffen machen. Er war immer extrem wählerisch, was die Mädchen angeht. Keine Ahnung, ob das immer noch so ist.“ Sie hob die Schultern. „Er ist höflich und nett, aber ich glaube, meistens kein einfacher Zeitgenosse. Aber eigentlich kenne ich ihn dafür auch zu wenig.“

Dudley nickte langsam. Das klang eindeutig nach jemandem, den er sich besser sofort aus dem Kopf schlug. Nicht nur, dass das ein Zauberer war, mit dem er niemals würde mithalten können. Schon allein in Sachen Attraktivitätslevel hatte er da kein bisschen Augenhöhe. Nein... Diesen Mann vergaß er besser gleich. Und gleichzeitig wusste er, dass er garantiert die gesamte Nacht von diesem Blaise Zabini träumen würde.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Traumfaengero_-
2017-04-24T22:02:01+00:00 25.04.2017 00:02
Ah, ich habe doch noch gelesen und ich bin begeistert. Jetzt würde ich gerne so viel schreiben. ..

Du hast es herrlich bildlich beschrieben, das Aufeinandertreffen war grandios!
Von:  -KruemelKekschen-
2017-04-22T20:36:30+00:00 22.04.2017 22:36
ich konnte es mir so bildlich vorstellen. toll geschrieben wahnsinn :D
ich kann auch echt verstehen wie Dudley sich fühlt.
dass ist eher so typisch frau, alles an sich zu bemängeln und nichts an sich schön zu finden ^^'
bin gespannt was passiert, wenn sie sich wieder treffen :D


Zurück