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Wie Regen nach der Trockenheit

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II.

Harry verschwand am frühen Morgen zur Arbeit ins Ministerium. Dudley hatte noch nicht so ganz begriffen, was er dort tat, aber offenbar war er so eine Art Polizist. Ginny dagegen frühstückte in Ruhe mit Dudley und zeigte ihm danach den Rest des Hauses.

„Okay, es wäre schön, wenn du im Haushalt mit anpacken würdest. Kannst du die Wäsche machen und Staub wischen?“ Sie hob die Schultern. „Bei diesem riesigen Kasten ist das eine endlose Arbeit.“

„Sicher.“ Dudley nickte. „Benutzt ihr eine normale Waschmaschine?“

„Ähm...“ Ginny winkte ihm, ihr zu folgen und gemeinsam gingen sie in den Waschkeller. Dort stand eine uralte Waschmaschine. „Hat Harry dir schon mal erklärt, dass elektrische Geräte in der Nähe von Magie nicht oder nur eingeschränkt funktionieren?“

Dudley schüttelte stumm den Kopf.

„Magie stört das elektrische Feld, das die Geräte brauchen. Je stärker das magische Feld ist, also die Menge an Magie, die an einem Ort gewirkt wird, desto größer ist die Störung. Dieses Haus hier hat eine sehr starke magische Absicherung. Nicht nur wegen uns, sondern schon allein historisch bedingt. Harry kann dir das mal erzählen. Jedenfalls, aufgrund dieser Tatsache haben wir kaum elektrische Geräte im Haus. Die wenigen, die wir hier haben, sind verzaubert. Sie funktionieren jetzt mit Magie anstelle von Strom. Das bedeutet, dass diese Waschmaschine hier ihren Dienst mit Magie versieht. Du brauchst aber keinen Zauberstab, um sie zu bedienen, sondern drückst einfach ganz normal die Knöpfe.“

„Das sollte ich hinbekommen. Ich hatte zumindest bislang noch keine rosa Hemden“, erwiderte Dudley.

Ginny grinste. „Das klingt schon mal gut. Das Putzzeug zeige ich dir auch noch. Dann muss ich los.“

„Was arbeitest du?“, erkundigte sich Dudley, während sie die Treppe wieder hochstiegen. Dieses Haus war unglaublich verschachtelt gebaut und er fragte sich, wie lange er wohl brauchen würde, um sich hier nicht ständig zu verlaufen.

„Ich bin Quidditchreporterin für den Tagespropheten.“ Ginny lächelte und Dudley fühlte sich vollkommen dumm und unwissend, weil er absolut keine Ahnung hatte, was Quidditch jetzt schon wieder war. „Ich geb dir eine Zeitung. Schau sie dir an. Dann bekommst du einen besseren Eindruck von unserer Welt. Ich schätze, das ist alles nicht so einfach.“

Sie hatten die Küche erreicht und Ginny blieb stehen, um Dudley demonstrativ zu mustern. „Du lässt dich auf ein ziemliches Abenteuer ein. Du hast wirklich überhaupt keine Ahnung von unserer Welt. Wäre es nicht einfacher, sich in der Muggelwelt zurechtzufinden? Du wirst immer Probleme haben und alles Mögliche nicht tun können, was für uns selbstverständlich ist.“

Dudley presste die Lippen fest zusammen. Sie hielt ihn also für schwach und unfähig. Vermutlich auch für dumm und komplett ahnungslos. Ahnungslosigkeit zeichnete ihn gerade wirklich aus, aber auch die Tatsache, dass er keine große Wahl hatte. Es war ja nicht so, als wenn ihm nicht davor graute, sich auf etwas einzulassen, wovon er wirklich keine Ahnung hatte. Aber das war dennoch der einzige Weg, den er momentan erkennen konnte.

„Ich weiß. Und ich weiß, dass du mich für den größten Idioten auf dieser Welt hältst. Aber... welche Wahl habe ich denn? Ich weiß, dass ich keine Ahnung hab. Keinen Plan. Und dass ich alles falsch machen werde, was geht.“ Dudley schnaufte leicht, weil er so schnell sprach, dass ihm fast die Luft wegblieb. „Ich weiß, dass ich für dich nur ein dicker Dummkopf bin, der deinen Mann als Kind gemobbt hat. Ja, ich war ein böses Kind. Ja, ich war ein böser Teenie. Ich bereue das, okay? Ist nicht so, als wenn ich nicht was dazu gelernt hätte. Von den besten Freunden verprügelt zu werden, weil man feststellt, dass man auf Kerle steht, ändert die Weltsicht übrigens ziemlich. Von den Eltern auf einmal wie etwas angeschaut zu werden, dass der Hund reingeschleppt hat, auch. Ich brauche eine Chance, Ginny. Irgendeine. Und in meiner Welt bekomme ich sie nicht.“

Ginny nickte anerkennend. „Das waren mehr grade Sätze als ich erwartet hätte“, erwiderte sie spöttisch. „Ich lege dir ein paar Bücher raus, die dir helfen werden. Aber hart wird es dennoch werden, Dudley. Falls es klappt. Und davon würde ich gerade wirklich nicht ausgehen.“

Die Ehrlichkeit von Ginnys Worten wusste Dudley durchaus zu schätzen, auch wenn es nicht gerade das war, was er hören wollte. Daher brummte er nur leise: „Mhm.“
 

Die Lektüre der Zeitungen sorgte schon dafür, dass Dudley einen ersten Eindruck der Zaubererwelt bekam. Die sich bewegenden Bilder fand er äußerst genial. Wenn man das in den normalen Zeitungen umsetzen könnte... Das wäre sicher ein absoluter Verkaufsschlager.

Irgendwann kramte er einen Bleistift – sonst fand er nur komische Schreibfedern und Tintenfässchen, mit denen er nicht zurechtkam – und etwas Papier heraus und begann, Wörter aufzuschreiben, die ihm nichts sagten. Was Muggel waren, wusste er ja aus eigener leidlicher Erfahrung. Aber der Rest...? Er hinterließ viele Fragezeichen bei ihm, auch wenn sich ihm manches durch den Kontext in der Zeitung erschloss.

Insbesondere die Rückblicke auf die Zeit vor fünf Jahren, die offenbar sehr wichtig und bewegt gewesen war, ließen viele Fragen offen. Er erinnerte sich, wie Harry ihnen damals geraten hatte, den Ligusterweg zu verlassen und wie seine Eltern und er das getan hatten. Und er erinnerte sich auch daran, wie er sich von Harry verabschiedet und wie ihn dabei ein mulmiges Gefühl begleitet hatte. Allerdings hatte Dudley damals schon keine Ahnung gehabt, was eigentlich los war, und heute hatte sich das nicht geändert. Er würde Harry unbedingt danach fragen müssen, wenn ihm dieses Buch über die jüngste magische Geschichte, das Ginny ihm als oberstes auf den Stapel gelegt hatte, nicht dabei half.

Dudley griff danach und begann zu lesen.

Sein Zettel mit den komischen Wörtern füllte sich mehr und mehr, aber er gleichzeitig fesselte ihn auch seine Lektüre. Er hatte keine Ahnung gehabt. Keinerlei. Nicht von Harry, nicht von dieser verborgenen Welt. So langsam begriff er, dass er überhaupt nichts wusste, und schlagartig wurde ihm klar, dass Ginnys Zweifel mehr als nur berechtigt waren. Das Ganze hier war vollkommener Irrsinn. Er verstand diese Welt doch absolut nicht – und die meisten Angehörigen dieser Welt verstanden ihn doch genauso wenig. Und er begriff, dass unglaublich schlimme Dinge geschehen waren und dass der kleine, dünne Harry, den er 17 Jahre lang terrorisiert hatte, ein Held geworden war. Einfach so. Dass er offenbar bereit gewesen war, alles zu geben, um vermutlich nichts geringeres als die Welt zu retten. Dudley imponierte das, auch wenn er argwöhnte, dass vielleicht manches in diesem Buch doch etwas übertrieben und dramatisiert sein mochte. Er würde Harry danach fragen. Denn große Dramatik und Selbstdarstellung lagen diesem nun wahrlich nicht. Nein, Harry mochte ziemlich überzeugt von sich und seiner Sichtweise der Welt sein, aber er war auch ehrlich und direkt.
 

Es war mittlerweile später Nachmittag und wie Ginny gesagt hatte, kamen Harry und sie immer so gegen sechs Uhr nach Hause. Dudley legte Buch und Zeitungen bei Seite und streckte sich. Ihm rauchte der Kopf. Außerdem bekam er Hunger. Bis auf einen kleinen Snack zum Mittagessen – Kekse, Milch, ein paar Chips – hatte er noch nichts gegessen. Die Wäsche hatte er auch mehrfach fast vergessen. Das Putzen hatte er hinten angestellt. Er fand, er brauchte erst einmal tieferen Einblick in die Zaubererwelt. Aber wenn er sich jetzt um das Abendessen kümmerte, würde Ginny ihm das hoffentlich verzeihen. Er war sich ziemlich sicher, dass sie ihn weitaus kritischer und aufmerksamer begutachtete als Harry. Harry wusste, dass er zu nicht allzu viel taugte. Ginny dagegen schien ihn irgendeiner Prüfung zu unterziehen. Zu Dudleys eigener Verblüffung wollte er diese Prüfung aber bestehen und ihr zeigen, dass sie sich irrte. Dass er sehr viel besser und mehr wert war, als sie dachte. Auf irgendeine perfide Art und Weise stachelte sie seinen Ehrgeiz an. Wenn er auf Frauen stehen würde, wäre er sich jetzt sich, dass er sie toll fand. Aber das war es nicht. Nein, eher sprach sie allein durch ihre Anwesenheit und ihre wortlose Kritik einen Ehrgeiz an, von dem er noch nicht gewusste hatte, dass er ihn tatsächlich besaß.

Dudley schaute sich in der Küche um und machte sich dann an eine Bestandsaufnahme, was den Inhalt der Küchenschränke und des verzauberten Kühlschranks sowie der gut bestückten Vorratskammer anging.

Erfreulicherweise fand er Hähnchenfilet, das Ginny wohl für den Abend vorgesehen hatte. Das bedeutete, dass er alles für ein vernünftiges Chicken Tikka Masala zusammen hatte. Denn Dudley konnte manch anderes, aber nicht besonders gut kochen – bis eben auf Chicken Tikka Masala.

Die Zeit zum Marinieren des Fleischs war etwas zu knapp, aber es würde auch so gehen. Er drehte das Radio an, hörte mit halbem Ohr Zaubererschlager und Hexenballaden und machte sich fröhlich mitsummend an die Arbeit.
 

„Dudley, dein Chikken Tikka Masala ist absolut göttlich.“ Harry lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte die Hände demonstrativ auf seinen Bauch. Ginny grinste, prostete ihrem Mann mit einem Glas Kürbissaft zu und nickte bekräftigend.

„Harry hat Recht. Das war wirklich gut. Du musst mir das Rezept unbedingt geben. Das wird meine Mutter umhauen. Und meinen Dad erst.“ Sie lächelte breit.

Dudley genoss das Lob. Es war sehr viel mehr, als er erwartet hatte. Außerdem hatte er beim Essen einige seiner Fragen schon stellen können, auch wenn Harry ihn für eine Zusammenfassung der ganzen Ereignisse rund um den sogenannten Dunklen Lord und seinen Kampf gegen diesen auf später vertröstet hatte.

„Ich kann fürs erste gerne immer abends kochen. Aber ich warne euch: Es gibt wenig, was ich noch so gut kann. Ich brauche ein Kochbuch...“

„Klar, kein Ding. Es gibt welche in der Bibliothek. Aber du kannst auch ein Muggelkochbuch kaufen. Was immer die willst.“ Harry lächelte. „Du bist gerne der Herr unserer Küche.“ Er breitete die Arme aus.

„Von mir wirst du keinen Protest hören“, kicherte Ginny vergnügt. Dann wurde sie ernster. „Hast du mit Hermione gesprochen?“

„Ja. Sie spricht Kingsley an. Sie sagt, ein Muggel im Ministerium ist ein Fall für den Zaubereiminister höchstpersönlich. Kingsley kommt aber erst morgen von einer Konferenz wieder. So lange müssen wir uns noch gedulden.“ Harry sah Dudley aufmunternd an. „Aber sie denkt, dass das eine gute Idee sein könnte. Und wenn wir Miones Unterstützung haben, ist das schon ein halber Sieg.“ Er lächelte, aber Dudley teilte seinen Optimismus nicht so recht. Ihm fehlte noch so viel Wissen, um irgendeine Chance zu haben, halbwegs bestehen zu können. Er würde wohl das erste Mal in seinem Leben wirklich büffeln müssen.

„Könntet ihr mir gleich noch erklären, wie das Zaubereiministerium funktioniert? Gibt es ein Wahlsystem? Was für Abteilungen hat es? Wer tut was?“, fragte Dudley beherzt, denn nicht alles Wissen würde er sich aus Büchern aneignen können. Mal ganz abgesehen davon, dass er heute schon mehr gelesen hatte, als wohl die meiste Zeit während der Schule. Damals gab es Leute, die seine Hausaufgaben für ihn gemacht hatten – hier war das anders.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Traumfaengero_-
2017-04-24T21:40:50+00:00 24.04.2017 23:40
Da habe ich ja noch einiges vor mir. Ich finde die Idee sehr schön ausgearbeitet und mit kleinen Details versetzt. Auch die Entwicklung, die unser guter Big D gemacht hat, wurde gut und einleuchtend dargestellt.
Dann bin ich morgen mal gespannt, wie es weiter geht.
Von:  -KruemelKekschen-
2017-04-22T20:25:06+00:00 22.04.2017 22:25
also von Dudley hatte ich erwartet dass er kochen kann XD
wobei... sein 'wohlstands'Bauch schreit ja fast förmmlich nach viel viel fastfood <_<
find die erklärung mit den Magischen gegenständen gut geschrieben ;3


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