Yajuu 3 von Avyr (-battles against insanity-) ================================================================================ Kapitel 17: Interlude: Aftermath -------------------------------- „Wie fühlt es sich an, tatenlos mitansehen zu müssen, wie Leute sterben, die einem etwas bedeuten?“, knurrte Kei die fünf Hunter an, die er sich extra bis jetzt aufgehoben hatte. Es wäre schon mehrere Male ein leichtes für ihn gewesen, den ein oder anderen mit seinen Klingen oder Klauen zu erwischen, aber er hatte absichtlich darauf verzichtet. Die Hunter antworteten ihm jedoch nicht. Mit gezückten Waffen standen sie vor ihm und er konnte ihnen die Angst ansehen. Ihre Ehre verbat es ihnen, zu fliehen, aber ihnen musste klar sein, dass sie keine Chance haben würden. Die Hunter versuchten ein abgestimmtes Manöver auf Kei, dass schon bei so vielen anderen Exile funktioniert hatte. Die ersten beiden griffen frontal an und bildeten die Vorhut, dienten letztlich aber nur als Finte, während die anderen beiden sich von den Seiten näherten und der letzte von hinten angriff. Kei war noch sehr unerfahren, sonst hätte er diese Finte vielleicht durchschaut, aber so spürte er plötzlich den gleißenden Schmerz, der ihn von beiden Flanken durchfuhr. Eines der Schwerter musste sein Herz erreicht haben, denn für einen Moment spürte er, wie es mehrere Schläge taumelte und dann sogar einen Schlag aussetzte. „Shit, sie haben ihn erwischt.“, fluchte einer der Exile, der Ty begleitet hatte. Angespannt verfolgten sie die Szene. Einige wollten eingreifen, denn mit diesen verbliebenen vier Huntern würden sie auf jeden Fall fertig werden. Doch Ty hielt sie zurück. „Wartet.“, meinte er ernst, „Das muss er ganz allein regeln, sonst verlassen ihn die Bilder von damals nie.“ „Aber Ty, sie erwischen ihn so noch. Es ist zwar beeindruckend, was er da unten abgezogen hat, aber er ist immer noch sehr unerfahren und hat schon fast seine gesamte Energie aufgebraucht.“, warf einer seiner Begleiter berechtigter Weise ein. Die meisten Exile hätten es nie so weit geschafft. Ty hatte bisher mindesten fünf normalerweise tödliche Wunden bei Kei gezählt und sieben weitere, die einen Kampf im Allgemeinen beendet hätten. Das Kei trotzdem noch stand, grenzte an ein Wunder und da wurde Ty eines bewusst. „Sie beschützt ihn immer noch…“, flüsterte er zu sich selbst. „Was meinst du?“, fragte einer seiner Begleiter verwirrt. Da musste Ty müde lächeln und schüttelte nur mit dem Kopf. „Jade. Keine Ahnung, wie sie es gemacht hat, aber kein Wunder, dass er so mächtig ist. Seine Macht greift an, aber ihre beschützt ihn. Es ist, als sei die Harpyie ein Teil von ihm geworden.“ „Jetzt wo du es sagst… Er hat tatsächlich ein bisschen Ähnlichkeit mit der Harpyie.“, stimmte ein anderer zu. Ty nickte vor sich hin. „ Kaum zu glauben, dass ihr Plan wirklich funktioniert hat…“ Unterdessen sahen sie, dass Kei mehrere Schritte nach hinten taumelte. Er mochte erschöpft sein, aber er dachte nicht ans Aufhören. Die Hunter wollten natürlich nicht warten, bis er sich erholte und nutzten den Moment, um sofort wieder anzugreifen. Sie hatten ausgenutzt, dass er sich auf seinem Ruhm ausgeruht hatte und waren sich sicher, nun den finalen Stoß austeilen zu können, als Kei auf einmal die Zähne fletschte. Plötzlich war ein markerschütterndes Brüllen zu hören, das mehrere Frequenzen auf einmal zu haben schien. Nicht nur die Hunter, sondern auch alle Pechvögel, die zu nah am Ort des Geschehens waren, zwang das in die Knie. Auch Ty und die anderen Exile wurden davon nicht verschont. Ty konnte nur noch mit Mühe nach unten schauen und sah, dass Kei mit jenen Klingen, die wie Sägeblätter aussahen, ausholte. Warum er die Hunter letztlich nicht quälte, sondern sie sogar so schnell erledigte, war Ty jedoch nicht ganz bewusst. Im nächsten Augenblick waren die Hunter tot. Keis Wunde hingegen war fast völlig verschwunden. „Er hat es tatsächlich geschafft.“, staunte Ty und nahm die Hände von den Ohren, die ihm immer noch klingelten. Der Helikopter, der das ganze Spektakel gefilmt hatte, drehte ab. Kei hatte mit dem Schallangriff der Technik ganz schön mitgespielt und überall brach die Übertragung ab. Und dann kehrte völlige Stille ein. Kei verharrte noch mehrere Minuten an Ort und Stelle und starrte geistesabwesend gen Himmel. Was er nun dachte, konnte niemand erahnen. War er zufrieden? Kehrte endlich Frieden für ihn ein? Ty bezweifelte es. Dann verschwand Kei plötzlich. „Wo will er denn hin?“, fragte einer der Anwesenden verwirrt, „Sollen wir ihm hinterher?“ Ty schüttelte mit dem Kopf. „Ich denke, wir sollten ihm erstmal die Zeit geben, sich selbst zu ordnen. Er wird schon wieder auftauchen.“ Damit kehrt auch Ty in seine Bar zurück, wo alle wissen wollten, was geschehen war, nachdem die Übertragung ausgefallen war. Mehrere Stunden vergingen und allmählich leerte sich die Bar wieder. Kurz vor Tagesanbruch, als nur noch die Stammgäste unter den Exile da waren, läutete die Bartür und Kei trat ein. Er sah ganz schön mitgenommen aus, aber offenbar hatte er zwischendurch in seiner Wohnung die blutverschmierten Klamotten gewechselt. Er sah müde aus, ansonsten schien es ihm aber gut zu gehen. Erschöpft setzte er sich an den Tresen, als sei nichts gewesen und bestellte sich was zu trinken. Natürlich war er nun im Zentrum der Aufmerksamkeit. Ty stellte ihn ein Glas hin und Kei nahm einen Zug, dann stellte er das Glas wieder zurück und meinte: „Ich werde meine Praxis schließen müssen.“ „Wieso, wie meinst du das? Was hast du denn vor?“, fragte Ty verwirrt, denn damit hatte er nicht als erstes gerechnet. „Mir ist heute etwas klar geworden.“, begann Kei langsam und nahm einen weiteren Schluck, „Ich bin zwar immer gerne Arzt gewesen, aber im Endeffekt kann ich für euch doch nichts weiter tun, als den Schaden so gering wie möglich zu halten, wenn er schon geschehen ist. Für die Hunter sind alle Exile gleich. Ihr könnt noch so friedlich zu leben versuchen und doch werden sie euch eines Tages aufspüren und angreifen. Auch deine Bar würde so sicherlich eines Tages auffliegen.“ „Schon möglich… Aber was hat das damit zu tun, dass du schließen willst?“, Ty war sich nicht sicher, ob er Kei folgen konnte. Da hob dieser den Blick und lächelte ihn aufmunternd an. „Vor einer Weile gab es doch dieses Gespräch, als ich nachts den Notfall behandeln musste, für den du mich aus der Wohnung geholt hast. Die beiden hatten Recht. Im Moment gibt es wirklich nicht genug Herausforderungen für die Hunter. Also wird es Zeit, dass mal jemand auftaucht, der ihnen die Hölle heiß macht.“ Nun wurde Ty klar, worauf Kei hinauswollte. „Das ist doch Irrsinn! Hast du überhaupt eine Ahnung, worauf du dich da einlässt? Du würdest ein Leben als Gejagter haben. Schon allein die Aktion heute Nacht wird dich mit Sicherheit auf die schwarze Liste bringen, aber wenn du damit weitermachst, wirst du keine ruhige Minute mehr haben.“ Aber Kei war fest entschlossen. „Ist mir bewusst, aber das ist schon ok. So habe ich einfach das Gefühl, dass ich die Schuld begleichen kann, dass Jade für mich gestorben ist.“ „Ich glaube aber nicht, dass sie sich das für dich gewünscht hätte.“, warf Ty ein. Er hatte Jade gut gekannt und sie hatte Kei über alles geliebt. Mit Sicherheit hatte sie sich solch ein Leben nicht für ihren Verlobten vorgestellt. „Mag sein.“, erwiderte Kei, „Aber wenn ich es nicht tue, werde ich nie Ruhe finden. Bis die Hunter diese Stadt neu besetzen, werden sicherlich einige Tage vergehen. Genießt die Freiheit bis dahin, aber werdet nicht zu übermütig.“ Kei lachte kurz auf. „Und was hast du jetzt genau vor?“, fragte Ty skeptisch nach. Er hielt immer noch nicht viel von Keis Plan, war sich aber auch bewusst, dass er ihn nicht davon würde abhalten können. Was das anging, war er genau so stur wie Jade es gewesen war. Mittlerweile verstand er doch, was sie an ihm so gemocht hatte. „Mal sehen. Ich gehe einfach wohin der Wind mich treibt, bisschen die Welt anschauen und dabei auf die Jagd nach ein paar Huntern gehen. Ich bin nur hier, um mich zu verabschieden.“ Ty seufzte aufgebend. „Ich schätze, das werde ich dir nicht ausreden können, was?“ Kei schüttelte nur mit dem Kopf. „Na gut… Aber wenn du je wieder in diese Gegend kommen solltest, dann steht meine Bar dir jederzeit offen.“, meinte Ty nun leicht betrübt. Er hatte sich irgendwie so an Keis Anwesenheit gewöhnt, dass es nun merkwürdig war, sich vorzustellen, dass er nicht mehr da sein würde. Auch wenn er ihm viele Probleme bereitet hatte, so war Ty letztlich doch traurig über diesen Abschied. „Danke, Ty. Für alles. Ohne dich wäre ich mit Sicherheit nicht mehr am Leben und das werde ich dir nie vergessen. Wenn es hier mal brennt, dann kannst du mich jederzeit anrufen. Ansonsten… werde ich gerne mal auf einen Drink vorbeischauen.“ Damit leerte Kei sein Glas und verließ dann die Bar. Auch die Stammgäste verabschiedeten ihn mit einem Hauch von Wehmut und dann machte sich Kei auf in den Morgengrauen. Bevor er die Stadt verließ, blieb nur noch eine Sache für ihn zu erledigen. Er hatte die letzten Stunden genutzt und hatte lange darüber nachgedacht und schließlich war er zu einer Entscheidung gelangt. Er zündete sich eine Zigarette an und machte sich dann auf den Weg. Er hatte es nicht gerade eilig. Er hörte wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und sich dann die Tür zur Wohnung öffnete. Ein Licht ging im Flur an und man hörte es rappeln, als Schuhe und Jacke ausgezogen wurden. Schließlich trottete Jack in seine Stube und erstarrte zur Salzsäule. An der Couchlehne lehnte Kei und wartete. Jack kam gerade von der Nachtschicht nach Hause und war eigentlich müde gewesen, aber nun war er hellwach. Natürlich hatte auch er von den Ereignissen bei den Huntern gehört und die Übertragung gesehen. So ziemlich jeder in der Stadt hatte das. Er hatte gesehen, was Kei geworden war und nun schlug sein Puls vor Angst so schnell, dass es sich anfühlte, als springe ihm das Herz aus der Brust. „Kei…“, mehr bekam Jack nicht heraus. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu. Kei hingegen wirkte seelenruhig, nicht wie beim letzten Mal, als er auf Jack losgegangen war. „Hallo, Jack.“, begrüßte ihn Kei seltsam kühl. Jack schluckte und versuchte erneut zu reden. „Hör mal… Ich hab dich nicht bei den Huntern gemeldet. Einer meiner Begleiter hat dich wiedererkannt, aber ich war´s nicht. Ich schwöre! Bitte glaube mir…“ Kei glaubte ihm. Er wusste, wann Jack log. Dafür kannte er ihn schon viel zu lange und er erzählte gerade wirklich die Wahrheit. „Tu ich.“, gab Kei knapp zurück, „Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass wir noch eine Rechnung offen haben, mein Freund.“ Wieder schluckte Jack und er spürte den kalten Schweiß seinen Rücken herablaufen. Doch was sollte er schon groß dazu sagen? Jack hatte Kei nie schaden wollen. Seit er gesehen hatte, was Jades Tod aus ihm gemacht hatte, bereute er seine Tat sogar, obwohl er doch immer geglaubt hatte, das Richtige getan zu haben. „Du weißt es sicher nicht, aber die Hunter haben mich damals zusammen mit Jade exekutieren wollen. Sie haben mich übrigens zusehen lassen, wie sie um ihr Leben und das ihres Kindes gekämpft hat. Nun, sie hat es nicht geschafft.“, meinte Kei bitter. „Warte was?“, Jack konnte nicht ganz folgen, „Sie war schwanger?“ Kei nickte. „Oh shit… Kei ich… Verdammt, egal was ich sage, es bringt ja eh nichts, nicht wahr? Das wusste ich nicht. Nichts davon. Ich wollte nicht, dass sie dich auch holen und erst recht hätte ich nicht gedacht, dass sie eine Schwangere exekutieren würden. Wobei ich nicht mal wusste, dass das überhaupt möglich ist…“ Jack stand die Reue ins Gesicht gemeißelt. Da hörte er Kei seufzen. „Wir kennen uns jetzt schon unser gesamtes Leben und ich weiß, dass du kein schlechter Mensch bist, Jack. Als du dich vor ein paar Tagen verplappert hast, hätte ich dich wohl umgebracht, hätte dich Ty nicht vor mir gerettet.“ „Ich wollte dir nie schaden.“, meinte Jack betroffen und in seinen Augenwinkeln glänzte es nass. „Aber wenn du mich schon töten musst, kannst du es wenigstens schnell machen?“ Kei hob eine Augenbraue. „Meinst du, du hast das verdient?“ Jack schluchzte kurz auf. Er war am Ende seiner Nerven, zumal er immer wieder die Bilder der Fernsehübertragung vor Augen hatte. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, was für ein Gemetzel Kei angerichtet hatte und nun stand er hier seelenruhig vor ihm, als wäre nichts gewesen. Als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, zuckte Jack instinktiv zusammen. Plötzlich drückte Kei ihn an sich. Jack war perplex. Was sollte das werden? Würde er ihn nun zur Strecke bringen? Aber der Schmerz kam nicht. Stattdessen erhob Kei die Stimme und meinte ruhig: „Ich verzeihe dir. Jade hätte nicht gewollt, dass ich ihretwegen Jemanden töte, der mir so wichtig wie ein Familienmitglied ist. Ich musste lange drüber nachdenken, aber wäre unsere Rollen getauscht gewesen, hätte ich wohl wie du gehandelt. Du wolltest mir helfen, auch wenn das voll nach hinten losgegangen ist. Letztlich bist du immer noch mein bester Freund… Daher lass ich dich am Leben, aber wir werden uns nie wieder sehen.“ Damit ließ er Jack los und ging einen Schritt zurück. Dieser wirkte völlig durch den Wind. Er brauchte noch einen Moment, um zu verarbeiten, was Kei da gerade zu ihm gesagt hatte. Er wollte etwas sagen, aber ihm fiel einfach nichts ein. Sein Kopf war wie leer gefegt. „Außerdem hab ich momentan eh keinen Hunger mehr.“, meinte Kei nun und lächelte kurz amüsiert, sodass Jack die Fangzähne aufblitzen sah, „ Du bist also vor mir sicher.“ Jack schluckte kurz. Er wollte nicht diese unbändige Angst vor seinem besten Freund verspüren, aber sie wollte einfach nicht abebben. „Leb wohl.“, hörte er Kei nun sagen und nur einen Sekundenbruchteil später war er einfach aus Jacks Wohnung verschwunden. Das ließ Jack aus seiner Schockstarre erwachen. „Kei!“, rief er in die Leere seiner Wohnung hinein und hoffte, dass dieser es doch noch irgendwie hören würde: „Es tut mir schrecklich Leid!“ Dann brach kummervoll zusammen. Kei hatte ihn noch gehört, aber er reagierte nicht mehr darauf. Es war besser so. Stattdessen machte er nur noch an einer Station halt, bevor er die Stadt endgültig hinter sich ließ. Er war am Stadtrand. Diese schlammigen Felder würde er immer wiederfinden. Auch ein Jahr später zeugten noch kleine Krater im Boden von vergangenen Ereignissen. Er stellte sich an jene Position, an der er einst zum Zusehen gezwungen war und blickte gedankenverlorenen auf das Feld hinaus. Wieder spielte sich die Szene wie ein Film vor ihm ab. Doch dieses Mal verzweifelte er daran nicht. Er seufzte müde. „Jade…“, flüsterte er in die kalte Morgenluft, sodass man seinen Atem sehen konnte, „Sei mir nicht böse, aber ich werde nicht mehr zusehen können. Ab heute werde ich selbst kämpfen. Ich weiß, dass bringt weder dich noch unser Kind zurück, aber für mich ist es eine Wiedergutmachung an euch. Ich hoffe, du bist mir nicht sauer deswegen.“ Er verharrte noch einige Minuten und dachte an die gemeinsamen Jahre zurück, die er mit Jade erlebt hatte. Noch immer schmerzte ihr Verlust, aber das erste Mal seit Monaten konnte Kei wieder nach vorn blicken. Die Leere war nicht verschwunden, aber sie war erträglicher geworden. Damit begann Keis Reise. Ty sollte Recht behalten. Innerhalb nur eines Jahres kam Kei auf die schwarze Liste und stieg in den folgenden Jahres kontinuierlich in den Rängen auf. Auch wenn ihn viele Exile, die ihn persönlich begegneten auf einen Rang der Top 5 schätzten, blieb er schließlich bei Rang 11 hängen. Er wollte selbst nicht in die oberen Ränge. Dort war ihm das Leben dann doch zu stressig. Schnell gaben ihm die Hunter den Namen Nokogiri, während sich unter der Bevölkerung ein ganz anderer Name etablierte, „Hunterjäger“. Kei fand den Namen zwar albern, aber er wurde ihn nie wieder los. Jahre zogen an ihm vorbei und schließlich Jahrzehnte. Dann kam der Tag der Schatten, der gleichzeitig das Ende der Hunter bedeutete. Von da an zog sich Kei zurück. Immerhin gab es niemanden mehr, den er jagen konnte. Zwar tauchten einige Jahre später neue Hunter auf der Bildfläche auf, welche aber mit der originalen Vereinigung kaum noch etwas gemeinsam hatte und Kei daher nicht interessierte. Das Leben als Jäger überdrüssig geworden, kehrte Kei schließlich in die Gesellschaft der Menschen zurück. Eine Zeit arbeitete er wieder bei Ty, der auch nach all den Jahren noch seine Bar führte, wenngleich in einer neuen Gegend und später zog es Kei wieder von Ort zu Ort. Auf einer dieser Reisen lernte er einen jungen Drogendealer namens Valentin kennen, dem er schließlich aus einer Laune heraus das Leben rettete. Als dieser Mensch durch seine Hilfe schließlich zum Exile wurde, nahm Kei sich seiner für einige Jahre an. Es war eine nette Abwechslung für ihn, aber als sich ihre Wege irgendwann wieder trennten, strandete er schließlich in einer großen Stadt, welche am äußersten Rand einen kleinen Tierpark hatte, geführt von einem netten, alten Mann. Aus einer Laune heraus begann Kei für den Mann zu arbeiten, kümmerte sich um die Eulen, die ihn immer zu beruhigen vermochten und genoss dieses friedliche Leben tatsächlich sehr. Dann, eines Tages, trat ein Mädchen in sein Leben. Das zierliche Ding, das so voller Trauer schien, weckte schnell seine Aufmerksamkeit. Was eigentlich als abendlicher Snack und leicht erjagte Beute enden sollte, entpuppt sich bald als viel mehr. Erst freundete er sich mit dem Mädchen an und irgendwann, nach einigen Jahren, hatte sie es irgendwie geschafft, sein Herz zu erobern. Plötzlich wurde Kei klar, das alles sich wiederholte. Er war nun an Jades Stelle und dieses Mädchen an der seinigen. Es war bizarr, doch er war zufrieden. Endlich verstand er, war Jade an diesem Leben als vermeintlicher Mensch mit ihm so genossen hatte, denn auch er genoss jeden Moment mit diesem Menschenmädchen. Und bevor er es realisierte, war seine Einsamkeit und die Leere, die ihn nach Jades Tod steter Begleiter gewesen waren, auf einmal verschwunden. Es hatte 200 Jahre gedauert, aber eines Nachts waren die Bilder von damals plötzlich endgültig verschwunden. An ihre Stelle traten neue Erinnerungen mit jenem Menschenmädchen, für das er alles nur erdenkliche getan hätte. Er wollte Tiara auf jeden Fall beschützen, etwas, dass er für Jade nie hatte machen können. Für sie hatte er für Luca gearbeitet und sein Spiel mitgespielt, obwohl es ihm so widerstrebt hatte und für sie würde er auch sterben. Er bereute es nicht und endlich begriff er, dass auch Jade es nicht bereut hatte. Denn er war endlich wieder auf der Sonnenseite des Lebens angekommen und würde diese nie mehr loslassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)