Diabolique: Fatalité von Lady_Shanaee (La fatalité triomphe dès qu'on croit en elle...) ================================================================================ Dark 2: - Ein letzter Versuch - ------------------------------- Diabolique: Fatalité eine Diabolik Lovers - FanFiction von   »Hier entlang, bitte.« Ein weiterer Bediensteter in Livree deutete nach rechts, und ich erinnerte mich daran, dass der living room im Erdgeschoss gelegen war. Von Laito geführt ging ich einen schmalen, dunklen Flur entlang, den nur das Mondlicht, das durch die riesigen, dreigeteilten Bogenfenster hineinfiel, notdürftig beleuchtete, und an fest geschlossenen Holztüren vorbei… bis sich eine von ihnen öffnete und den Blick in ein hell erleuchtetes Wohnzimmer freigab. Der Wald und das Innere der Limousine waren dunkel gewesen, jetzt tat das plötzlich im Überfluss vorhandene Licht zweier Kronleuchter meinen Augen weh. Aufstöhnend kniff ich sie zu und legte meine Hand darüber. »Tadaima! Wir sind zurück!«, verkündete Laito fröhlich, ließ mich los und sich fallen. »Habt ihr uns vermisst?« Mit Mühe erkannte ich zwischen meinen Fingern hindurch, dass ich vor einem schwarz gepolsterten, französischen Sessel auf einem beigefarbenen Seidenteppich stand wie bestellt und nicht abgeholt. »Ich hoffe, sie war die Mühe wert«, hörte ich Reiji hinter mir und zuckte erschrocken zusammen. Neben Laitos Sessel stand eine große, dazu passende Couch, auf der jemand lag, der sich jetzt aufrichtete. Schmale, elegante Finger fuhren durch goldblonde Locken, dann wurde mein Blick gefangen in dem unwahrscheinlichsten Blau, das ich je gesehen habe. Sah man in Shuu Sakamakis Augen, sah man in den Himmel. Seine Lippen bewegten sich, und ich stellte erschrocken fest, dass ich nicht zugehört hatte. Shuu stand mit langsamen, trägen Bewegungen auf und kam seufzend zu mir. »Verstehst du, was ich sage?«, fragte er gelangweilt und zog meine Hand von den Augen, in einer Geste, die kraftlos wirkte, aber dennoch kraftvoll war. »Sie beherrscht die japanische Sprache«, antwortete Reiji an meiner statt. »Nicht besonders gut, aber ausreichend.« Dankeschön, dachte ich und unterdrückte ein Zähneknirschen. »Ist das Zimmer vorbereitet?«, fragte Shuu unbeeindruckt, aber ohne mich aus den Augen zu lassen. »Es ist alles bereit«, hörte ich diesmal die Stimme einer jungen Frau hinter mir. »Alles wurde so hergerichtet, wie der Herr es befohlen hat.« Shuu befiehlt? Reiji schnaubte unwirsch, doch Ayato kam ihm ungeduldig zuvor. Er hatte stumm in dem zweiten Sessel gegenüber dem von Laito gesessen, doch zuerst hatten ihn meine Finger und dann Shuus Schultern vor meinem Blick verborgen. »Is’ das jetzt die, wegen der wir nicht essen konnten, weil wir warten mussten, bis sie endlich da ist? «, fragte er. »Ore-sama hat Hunger! … Und wieso ist diese Frau so nass?« Shuu wandte sich ab und machte sich auf den Weg zur Treppe, die auf eine kleine Galerie und damit in den ersten Stock führte. »Sie ist nass, weil es regnet, Dummkopf. Aber der alte Mann sagt, ihr sollt sie gut behandeln: Respektvoll und gastfreundlich.« Damit verschwand er, und ich konnte förmlich hören, wie alle meine Hoffnungen – einer splitternden Glasscheibe gleich – zerbrachen. Im Gegensatz zu den anderen seiner Brüder hatte er mich erkannt. Sofort. »Heee? Wieso das denn?«, fragte Ayato, und auch Laito kicherte. Fieberhaft überlegte ich, wie ich schnellstmöglich wieder aus dem Haus herauskam, doch mein Kopf hatte keine Lösung parat – außer der, auf dem Absatz kehrtzumachen und zu der Tür zu laufen, durch die mich Laito hineingeführt hatte. Ich rannte, riss sie auf – und prallte gegen Shuus Rücken. Wie… kommt er…? Der Rückstoß war so heftig, dass ich nach hinten taumelte und nur der Türknauf in meiner Hand verhinderte, dass ich fiel. Blaues Eis schien mich festnageln zu wollen, als Shuu über seine Schulter hinweg auf mich herunter in meine Augen starrte. »Denk’ nicht mal dran, von hier weglaufen zu wollen«, sagte er dunkel und wirkte plötzlich sehr ernst. »Es würde Konsequenzen nach sich ziehen, die du nicht willst. Ich übrigens auch nicht.« Es war nicht die kalte Nässe meiner Kleidung, die mir eine Gänsehaut am ganzen Körper verursachte, sondern die Sicherheit in seiner Stimme. Sie klang so absolut wie ein in Stein gemeißeltes Gesetz, und sein Blick hielt meinen fest, bis ich buchstäblich zu atmen vergaß. Es dauerte eine Weile, bis ich bemerkte, dass die anderen ebenso überrascht waren wie ich, denn es war totenstill hinter mir. »Ich soll hier wohnen«, sagte ich schließlich so ruhig wie ich konnte, nachdem sich mein bis zum Hals schlagendes Herz langsam wieder etwas beruhigte. »Es wäre demnach sicherlich angebracht, wenn du mir das Zimmer zeigst, das mir zugedacht wurde.« Shuu seufzte und strich sich durch das Haar. »Mendokusai…«, antwortete er. »Was für ein Aufwand… Frag’ Reiji.« Ich hörte ein abfälliges Schnauben hinter mir und vermutete es von dem eben Genannten, doch es war Kanato, der das Thema wechselte. »Hör’ nur, Teddy, wie sie spricht«, murmelte er zärtlich. »Sie weiß nicht, wo ihr Platz ist… Magst du eingebildete Frauen? … Nein, ich auch nicht.« »Sie spricht wie eine Lady, Kanato«, schnurrte Laito und trat zu mir. »Allerdings ist ihre Ausdrucksweise ziemlich altmodisch.« Er beobachtete mein Gesicht, während sein übliches Lächeln einem sehr aufmerksamen, nachdenklichen Ausdruck wich. »Das erinnert mich an jemanden…« »Das weiß ich auch!«, kam es heftig zurück. »Deswegen sagt ja auch Teddy, dass sie nicht weiß, wo ihr Platz ist. Sie ist keine Prinzessin!« Zu gern hätte ich etwas dazu gesagt, doch mir fiel nichts ein, außer einer Rechtfertigung und eine Tirade über Manieren und Sprache. Ich war dazu erzogen worden, dem Ideal einer Dame aus dem 19. Jahrhundert zu entsprechen – auch wenn es inzwischen nicht mehr von Bedeutung war. Ein gewisses Verhalten und der Anspruch auf Höflichkeit mir als Frau von Stand gegenüber waren jedoch tief in mir verwurzelt, denn mein Vater hatte bei seiner Erziehung auch Gewalt nicht gescheut. Ich erinnerte mich an kräftige Schläge auf den Hintern, wenn ich widersprochen hatte und daran, dass Karlheinz genau diese resolute Art gemocht hatte – weswegen mein Vater und er sogar Freude geworden waren. Heute hingegen gab es Länder, wo eine Frau mit solchen Ansichten als naiv oder eingebildet bezeichnet wurde – doch nicht überall. Mir fiel es manchmal schwer, diese beiden Extreme für mich in Einklang zu bringen, denn ich schätzte die Möglichkeiten der modernen Zeit, mein Leben unabhängig von einem Mann führen zu können. »Wie alt bist du überhaupt?«, riss Ayato mich aus den Gedanken an Stockschläge auf den Rücken, damit ich eine gerade Haltung annahm. Ich richtete mich kerzengerade auf und blickte auf den im Sessel sitzenden Jungen. »Ich denke, das ist unwichtig«, antwortete ich kühl. »Einer Lady so eine Frage zu stellen, ist unhöflich, Ayato-kun«, fügte Laito nun wieder schmunzelnd hinzu. Reiji verzog einmal mehr das Gesicht. »Da du nun offensichtlich bei uns leben wirst, würdest du dich uns bitte vorstellen?«, befahl er frostig. Ich wollte antworten, doch so sehr ich auch nachdachte, mein Name fiel mir nicht ein. Das entsetzte mich. Die Dorfkinder hatten mich zwar ›Shosho‹ oder ›Mama‹ genannt, aber dennoch wussten jene, die es anging, zumindest meinen richtigen Vornamen. Den, der mir jetzt partout nicht in den Sinn kommen wollte. Wieso nicht? Hatte ich Angst, ihn zu nennen, weil dann meine Vergangenheit wieder lebendig würde? Oder hatte ich selbst ihn vergessen, weil ich mich so sehr an einen anderen gewöhnt hatte? Ich rieb mir mit den Fingern über die Schläfen, doch außer beginnenden Kopfschmerzen tat sich nichts. »Sie ist so dumm, dass sie nicht einmal ihren eigenen Namen weiß!«, rief Kanato triumphierend. Laitos Gesicht erschien vor meinem, mit einem besorgten Ausdruck in den Augen. Kurz verlor ich mich in diesem strahlenden Grün. Fast hätte ich geglaubt, dass ihm etwas an mir lag… »Dann müssen wir einen finden«, verkündete er und musterte mich von oben bis unten, als würde er durch mein Tuch hindurchsehen. »Iris«, sagte Shuu kurz, »dein Zimmer.« »Hey«, beklagte sich Laito. »Wieso darfst du einen Namen aussuchen und wir nicht?« »Genau!«, stimmte Ayato mit ein. »Ich könnte sie ›Supertitte‹ nennen!« »Oder ›Aschenputtel‹, so schmutzig und nass wie sie ist! Nicht wahr, Teddy?« »Oder…«, setzte Laito anzüglich lächelnd an, wurde aber von Shuu unterbrochen. »Iris oder Shosho.« Ich erstarrte. Woher wusste Shuu diesen Namen? »Shosho, von shosholoza«, fügte er noch hinzu, und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. »Der Tyrann, der dieses Haus regiert, meinte, ich solle dir das sagen, damit du die Kinder nicht vergisst.« Mein Körper wurde taub, und ich wäre gefallen, wenn Laito nicht so nah bei mir gestanden hätte, dass ich ihm wie in einem alten Roman in die Arme sank. Tränen stiegen mir in die Augen und stürzten meine Wangen hinunter, bevor ich sie aufhalten konnte: Karlheinz hatte die Kleinen, nein, alle Bewohner des Dorfes, das mir in der Vergangenheit ein Zuhause gewesen war, als Geisel genommen! Das Atmen fiel mir immer schwerer, und dann wurde erneut an diesem verfluchten Tag alles um mich herum schwarz. Ich hätte KwaZulu-Natal wirklich viel früher verlassen müssen… - Ende Kapitel 2 - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)