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Experiment XXX

von

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Prolog

"Also, ich fand den eigentlich ganz gut. Machte einen unerschrockenen Eindruck und attraktiv war er außerdem."

Andro mochte diese Meinung bezüglich des Kerls, welcher sich gerade vorgestellt hatte, vertreten, aber er sah auch mit nur einem Blick, dass Yoshiki seine Begeisterung nicht so recht zu teilen wusste. Und wenn sein Partner sich nicht binnen weniger Sekunden für jemanden erwärmen konnte, dann würde er es wahrscheinlich niemals tun. Dieser Mann behauptete, dass die Aura, die Ausstrahlung das Wichtigste an einem Menschen war. Andro aber glaubte, dass er mit 'Ausstrahlung' nichts anderes als das Gesamtbild meinte. Die Optik an sich. Er kannte ihn schon lang genug, um zu wissen, dass Yoshiki wesentlich einfacher gestrickt war, als er zuzugeben bereit war.

"Ich glaube, der berühmte Funke ist nicht übergesprungen", meinte der Kerl mit dem roten Iro nun und klimperte nachdenklich mit den Fingern auf dem Tisch. "Du weißt, ohne Chemie geht gar nichts, da kann er noch so eine verruchte Schnitte sein." Er warf Andro dazu jedoch einen gleichgültigen Blick zu. "Aber wenn du von ihm begeistert bist, sollten wir ihn vielleicht nehmen. Du bist schließlich der Projektleiter, Boss. Wenn es sein Köpfchen ist, welches du manipulieren willst..."

Andro jedoch schüttelte entschieden den Kopf und legte seinen Stift nieder, mittels dem er während jeder einzelner Vorstellung Notizen getätigt hatte.

"Du hast Recht, das Experiment wird nur Früchte tragen, wenn die Chemie stimmt." Seine Augen funkelten seinen Partner verheißungsvoll an. "Die Chemie zwischen dir und ihm. Ich bin nur der Beobachter, aber du der Provokateur."

"'Provokateur' gefällt mir", schmunzelte Yoshiki, beschrieb dieser Begriff doch perfekt die Funktion, die er bei dem Experiment einnehmen würde. Aufgeheitert dadurch war er prompt wieder frohen Mutes, unter den weiteren Anwärtern doch noch einen geeigneten Probanden zu finden. Man sagte nicht umsonst, dass auf zu jedem Topf ein Deckel passte, dies musste also auch auf diese spezielle Beziehung zutreffen. Und schon, als der nächste Kandidat das Zimmer betrat, beschlich Yoshiki dieses ganz spezielle Gefühl. Wie zwei Puzzleteile, die sich ineinanderfügten, waren er und der Junge mit dem einmalig hübschen Gesicht, der schlanken Statur und dem schwarzen Undercut seiner Meinung nach. Davon würde er nur noch den anderen überzeugen müssen. Chemie war nicht immer etwas, das beide Seiten ohne in die richtige Richtung getriggert zu werden empfanden. Manchmal bedurfte es einem kleinen Kitzel...

 

Nachdem der Junge eine Verbeugung angedeutet hatte vor dem Tisch, an dem die beiden Männer saßen, welche quasi die Jury bildeten, nahm er ihnen gegenüber Platz. Andro fiel das Totenkopfimplantat auf, welches seine Hand zierte, welche zudem über und über von Tätowierungen überdeckt war. Der Kerl konnte noch nicht lange erwachsen sein, seinen jugendlichen Zügen nach zu urteilen, und doch war er bereits von Bodymodifikationen förmlich übersäht. Sicherlich würde es spannend anmuten, all seine Kunstwerke zu erkunden, und als er Yoshiki einen abschätzenden Blick zuwarf, erkannte er in dessen hungrigen Augen im Bruchteil einer Sekunde, dass der Junge ihm gefiel. Er wusste inzwischen ganz genau, wie es aussah, wenn sein Partner geil war. Und er wusste auch, wie schnell man ihn aufreizen konnte. Sex war sozusagen seine Profession. Deshalb würde jeder der beiden bei diesem Experiment das tun, was er am besten beherrschte.

 

Der Junge stellte sich ihnen als Rena vor, was ein Künstlername war.

"Und in welchem kreativen Sektor bist du tätig?", wollte Andro wissen, während Yoshiki nur still geiferte und seinem Partner das Reden überließ, gestaltete sich dies doch ohne Hirn reichlich kompliziert.

Yoshiki hoffte sicherlich, dass Rena BDSM-Pornos drehte und googelte garantiert gedanklich bereits nach irgendwelchen Schmuckstücken, aber er wurde leider enttäuscht, zumindest in dieser Richtung.

"Ich bin Musiker in einer Visual kei-Band", erklärte er ihnen. "Wir spielen die ganz harte Gangart."

"...die kommerziell allerdings nicht gerade erfolgreich ist", schlussfolgerte Andro und machte sich eine Notiz. "Die Prämie käme dir also äußerst gelegen."

"Natürlich", bekannte Rena offen, während er die Hände mit den lackierten Nägeln auf dem Tisch faltete. "CDs zu produzieren wird nun mal immer kostspieliger. Aber ohne Platten läuft im Biz nichts. Nur von Gigs lässt es sich als Band nicht überleben." Er räusperte sich. "Deshalb würde ich gerne an eurem Experiment teilnehmen. Um was für eines handelt es sich überhaupt? Die Vorabinfos waren ja ziemlich vage..."

Es war Andros Aufgabe, es zu erläutern. Yoshiki durfte dabei weiterhin das Kerlchen observieren, welchem er in seinen Fantasien ganz sicher schon ein paar seiner bizarren Erfindungen vorgestellt hatte. Zum Glück wusste er mit seinen Gedanken immerhin relativ diskret umzugehen und war kein triebgesteuertes Monster, welches die guten Manieren vergaß, sobald ihm etwas potenziell Fickbares vors Visier kam.

"Ich studiere klinische Psychologie", klärte Andro den jungen Probanden auf. "Vor allen Dingen befasst diese sich mit kognitiven Störungen, aber auch das generelle Verhalten des Menschen fällt in das Spektrum des Faches. Für meine Studie benötige ich deswegen einen jungen, gesunden, heterosexuellen Mann, der..." Er kam beinahe aus dem Konzept, als er aus den Augenwinkeln sah, wie verächtlich Yoshikis Mundwinkel zuckte aufgrund des Wortes 'heterosexuell', fuhr dann aber unbeirrt fort. "Ich möchte untersuchen, inwiefern sich Grundmanifeste der menschlichen Psyche beeinflussen und schlichtweg manipulieren lassen."

"Oh", machte Rena, lächelte aber äußerst amüsiert. "Das klingt echt ziemlich...psycho."

"Hast du Schiss?" Das war das erste Mal, dass Yoshiki das Wort ergriff. Er beugte sich vor und schaute den Jungen mit erhobenen Augenbrauen an. "Wenn ja, sag es gleich, auf dich käme nämlich eine harte Woche zu, wenn du einwilligst, mitzumachen. Eine Pussy würde die garantiert nicht durchstehen, denn ich bin auch nicht zimperlich."

"Du kannst das Experiment natürlich jederzeit beenden", lenkte Andro ein und nahm somit den aggressiven, austestenden Worten seines Partners ein wenig den Wind aus den Segeln. "Dann allerdings wird dir auch nicht die Prämie ausgezahlt, nicht mal ein Teil dieser."

Zunächst schien Rena tatsächlich unschlüssig, ja fast ein wenig verunsichert, zumindest schaute er skeptisch zwischen den beiden Experimentleitern hin und her. Der Kerl mit dem roten Iro war ihm nicht ganz geheuer, auch wenn er cool aussah, aber er kaufte ihm ohne Frage ab, dass er nicht zimperlich war, bei was auch immer. Aber das waren seine Bandkollegen auch nicht. Jin, ihr Sänger, besaß ziemlich extreme BDSM-Vorlieben, die er oft in seine Musik einflocht, und auch der Rest war kontrollierter, erotischer Gewalt und Fesselspielchen nicht abgeneigt, Rena inklusive. Rena war im Grunde ein relativ zäher Junge, den so ein paar Psychospielchen nicht erschrecken konnten.

"Ich bin dabei", verkündete er deshalb frohen Mutes, fühlte er sich doch stark und war viel mehr neugierig auf das, was ihn erwartete, als dass er sich fürchtete. "Eine Woche werden die Jungs mich schon entbehren können. Der Terminplan ist zwar straff, aber ich tue es ja nur für die Band."

Yoshiki musterte ihn scharf.

"Hoffentlich bist du auch wirklich eine Hete."

Andro kannte seinen Partner nicht anders. Wenn ihm jemand gefiel, provozierte er ihn gerne bis aufs Blut und ließ ihn mitunter glauben, dass er ihn hasste. Seine Sexualität war ein aggressives, bissiges Miststück, das sich nur von erfahrenen Doms wie Andro bändigen ließ. Rena würde nicht zu beneiden sein, wenn er einmal den Vertrag unterschrieben hatte, so viel stand fest.

Aber Rena ließ sich auch nicht so rasch einschüchtern. Er hielt Yoshikis Blick unbeirrt stand und feuerte fast mit derselben provokanten Art zurück.

"Willst du mir unterstellen, ich würde nach einer Schwuchtel aussehen?"

Gleichgültig hob Yoshiki die Schultern.

"Nach einer verkappten siehst du allemal aus."

Der Zündstoff, den ihr Wortwechsel offenbarte, war nicht von schlechten Eltern. Andro störte sich kein bisschen daran, dass die beiden schon jetzt förmlich aneinandergerieten, versprach dies doch ein spannendes Experiment voller überraschender Wendungen. Was aber die verkappte Schwuchtel anging, so war er ganz Yoshikis Meinung. Nicht etwa, weil Rena aussah wie der Prügelknabe eines Herrn, sondern weil er davon überzeugt war, dass jeder Mensch von Natur aus Neigungen in beide Richtungen besaß, sich die meisten aber nur einseitig auslebten. Dies konnte zur Folge haben, dass die unerwünschte Seite verkümmerte und aus dem bewussten Erleben schwand.

So seine These - die Beweise für diese würde er hoffentlich nach einer Woche auf dem Tisch liegen haben. Dank Rena und dessen fragiler Sexualität, welche sich formen ließ wie ein Knetball. Oh, er sah dieser Woche mit einem Kribbeln im Bauch entgegen, freute er sich doch ganz besonders darauf, die Rolle des Beobachters seiner beiden kleinen Laborratten einzunehmen, wenn diese so ausgesprochen attraktiv waren wie sein Partner und der junge Proband.

Damit Yoshiki den Kleinen - oder besser gesagt Großen - nicht noch heftiger reizte und ihm vielleicht sogar eine knallte (was in Yoshikis Universum einem Kuss gleichkam), schob Andro ihm rasch den Vertrag zu, welcher natürlich vage genug formuliert war, dass Rena nicht erahnen konnte, was tatsächlich auf ihn zukam. Schließlich durfte er nicht wissen, worauf es ankam, hätte sein Verstand dann womöglich ein Wörtchen mitzureden gehabt und ihn befangen gemacht. So aber diente er Andro offiziell lediglich als Studienobjekt zur Erforschung des manipulativen menschlichen Nervenzentrums.

Rena unterschrieb brav und warf dabei Yoshiki einen ungemein überlegenen Blick zu, den der andere mit einem Grinsen auf den Lippen einfing. Andros Partner ließ sich nun einmal von niemandem einschüchtern. Schon gar nicht von so einem Bürschchen, das im Gegensatz zu ihm bestimmt noch keine Session geleitet hatte. Wer einmal Herr über die Köpfe anderer gewesen war, war geerdet und zweifelte nie wieder an sich, seinem Charakter und seinen Fähigkeiten.

 

"Vielen Dank." Andro heftete den Vertrag ab und holte zugleich den nächsten Zettel aus einer Klarsichtfolie, um ihn Rena vorzulegen. "Nun bitte ich dich, diesen Steckbrief bis morgen auszufüllen. Vergiss ihn nicht, denn er ist von essenzieller Wichtigkeit für das Experiment."

"Und rasier dir vernünftig deinen Sack", verlangte Yoshiki mit demonstrativ erhobenem Kinn, was andeutete, dass er keinerlei Widerrede duldete. "Mit Make Up darfst du auch sehr gern antanzen. Mach einfach einen schmutzigen, kleinen Dämon aus dir, damit hast du doch sicher Erfahrung, mh? Um den Rest kümmern wir uns."

Er warf Andro einen Blick zu, welcher nickte. Sie hatten das Projekt gemeinsam bis ins Detail geplant und vermochten sich deshalb auch nur mittels Andeutungen zu verständigen. Die Räumlichkeit stand, die Praktiken und deren Reihenfolge standen, und ganz bald würde wohl auch noch etwas anderes stehen. Zumindest bei Yoshiki, wahrscheinlich auch bei Andro, und hoffentlich auch bei Rena.

Diesem schwante eindeutig nichts Gutes anhand der Forderungen, die ihm gestellt worden waren und Yoshikis gierigem Blick nach zu urteilen, aber nun gab es kein Zurück mehr, und außerdem brauchte er die Kohle. Für das, was man liebte, opferte man sich nun einmal. Und so lange man dabei nicht starb oder auch nur in Lebensgefahr geriet, konnte es ja nicht so schlimm werden. Oder?

Wahrscheinlich hatte er tatsächlich noch nicht genügend erlebt, um zu diesem Schluss zu kommen. Und noch wahrscheinlicher hatte er keine Ahnung, wie weit Yoshikis und Andros Gedanken und Fantasien reichen mochten. Wo sein Horizont endete, begann deren verdorbenes Universum, übersäht mit funkelnden Sternen namens Lust und süßer Qual. Und das würde er noch früh genug herausfinden, da war sich zumindest Yoshiki sicher, der dem nächsten Tag mit einem lüsternen Lächeln auf den Lippen entgegenblickte. Hoffentlich biss er sich nicht vollkommen die Zähne an dem Jungen aus, aber er glaubte eigentlich auch an Andros Theorie. Hätte er dies nicht getan, wäre das Experiment von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen und er ganz sicher kein Teil von ihm.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Leviathena
2017-03-30T20:35:17+00:00 30.03.2017 22:35
Du bist wieder sehrt produktiv in letzter Zeit :D Naja für die Story haste mich an Board ;)
Antwort von:  Anemia
31.03.2017 07:56
Ich bin immer sehr produktiv, nur habe ich eine ganze Zeit lang nur auf FF.de hochgeladen. Aber da dort PWP nicht erlaubt ist, musste ich auf Animexx ausweichen. ;)
Schön, dass dir die Geschichte gefällt. Ich persönlich mag sie auch sehr. ;P


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