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Yu-Gi-Oh! The Last Asylum

von

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Turn 82 - Each Of Their Battles (2)

Turn 82 – Each Of Their Battles (2)

 

 

Obwohl die Nacht längst über Hollow City hereingebrochen war, strahlte das Nobelviertel der Stadt mit seinen prächtigen Villen eine Eleganz aus, die es so nur an wenigen Orten auf der Welt gab. Unterschiedlichste architektonische Stile trafen aufeinander, verharrten Seite an Seite hinter wunderschönen Rosengärten, perfekt geschnittenem englischen Rasen oder sogar einem Palmenwald, über die die Gebäude wie Könige thronten.
 

Ricther stand vor so einem Grundstück. Jenes war, im Gegensatz zu den meisten anderen, von einer hohen Hecke umgeben, größer noch als der Undying. Vom Tor der Einfahrt konnte man erkennen, dass jene in eine Tiefgarage führte. Doch Ricther wusste, derjenige, der hier residierte, hatte keine Verwendung für Kraftfahrzeuge.
 

Als der Undying sich in Bewegung setzte, schwangen die Flügeltore der Einfahrt zur Seite und ließen ihn hinein. So groß wie die alte, im viktorianischen Stil erbaute Villa war, hatten darin mindestens zwei Einfamilienhäuser Platz.

Seine Stiefel stampften über den gepflasterten Pfad zum Eingangsbereich des Gebäudes. Um ihn herum standen verschiedene Engelsstatuen, die allesamt so unecht waren wie ihr Besitzer.

Ricther kannte den Sammler schon sehr lange. Und er hatte entschieden, sein Verhalten nicht länger zu tolerieren.

 

Der Besucher des mysteriösen Anwesens hatte die Stufen hinauf zur Haustür noch nicht erreicht, da öffnete diese sich bereits nach innen. Des Sammlers Diener Kyon hatte sie geöffnet. Wie üblich steckte er in seiner schwarzen Uniform, bedeckte seine Augen mit einer Sonnenbrille, deren kreisrunde Gläser das schulterlange, schwarze Haar auf merkwürdige Weise betonten.

 

„Also hast du dich entschieden, meiner Spur endlich zu folgen“, sprach Kyon leise, als Ricther durch die Eingangstür an ihm vorbei schritt. Der Immaterielle drehte sich nicht sofort um, sondern fügte noch hinzu: „Ich habe schon angefangen an dir zu zweifeln, Anführer der Undying.“

Während der Hüne ruhigen, aber beständigen Schrittes voran ging, schloss der Diener des Sammlers die Tür und begann dem Gast zu folgen.

Jener antwortete: „Hierher zu kommen war keine leichtfertig zu treffende Entscheidung gewesen.“

„Aber die richtige. Er muss aufgehalten werden.“

„Er wird sich nicht aufhalten lassen.“

Der Butler räusperte sich. „Deswegen bist -du- hier. Folge mir.“

 

Ricther wurde überholt und zu seinem Ziel geleitet. Über diverse Gänge, vorbei an auffällig wenig Dekoration wie Bildern, Kommoden und Blumenvasen, erstreckte sich ihr Weg. Ricther wusste, dass es ein Labyrinth war, geschaffen, um potentiellen Feinden die Flucht zu erschweren. Solange er hier war, war es unmöglich Portale zu öffnen. Es sei denn, man war willkommen in dieser Domäne. Und das war er nicht.

 

Schließlich führte Kyon ihn in einen Ballsaal. Kreisrund, sich über zwei Stockwerke erstreckend, machte er trotz seiner geringen Fläche einen verlassenen Eindruck. Vor zog sich eine riesige, abgerundete Fensterfront entlang, doch gewährte sie nur Blick auf das Grundstücksinnere, besser gesagt, Rasen und Hecken. Vermutlich nur Illusionen, er dürfte sich nicht so nahe an potentieller Freiheit befinden. Zwei Wendeltreppen führten auf die obere Ebene. Aber alles wirkte so leer, unbewohnt, keine Möbel, nur das Parkett und ein festlicher Kronleuchter über ihm, welcher zumindest ein wenig Glanz ins Spiel brachte.

Nicht, dass Undying auf so etwas Wert legten.

 

„Willkommen“, wurde Ricther schließlich begrüßt. Der rothaarige Sammler trat an die Galerie des oberen Stockwerks und sah auf seinen Gast herab. „Du kommst reichlich spät. Kyon, sei bitte so freundlich und bring -es- zu mir.“

„Sehr wohl“, reagierte sein Diener mit einer Verneigung und zog die Flügeltür hinter Ricther zu.

„Es bedarf keiner Worte um zu erklären, was mich hierher bringt.“

Der Sammler schlenderte an der Galerie vorbei. „Selbstverständlich nicht. Früher oder später musstest du dahinter kommen, dass ich die Siegel der Hüter breche. Mich irritiert dabei nur, dass du dies bereits seit geraumer Zeit weißt, ohne jedoch Gegenmaßnahmen einzuleiten.“

Der rothaarige Brite erreichte die Treppe und nahm langsam Stufe um Stufe. „Ein paar lasche Angriffe auf meinen Schützling werte ich nicht als solche. Was hält dich zurück, alter Freund?“

Seinerseits schwieg der Hüne in der silber-goldenen Rüstung und dachte über seine Antwort nach. Erst nachdem der Sammler die letzte Stufe genommen hatte, gab er diese. „Eine Erkenntnis.“

„Ah, ich verstehe“, schmunzelte sein Gegenüber, das direkt auf die Mitte der Tanzfläche zusteuerte.

 

Sie verfielen beide ins Schweigen und warteten. Warteten, bis Kyon wieder durch die Flügeltüren geschritten kam und einen metallischen Koffer mit sich führte. Jenen nahm er im Lauf in beide Hände und klappte ihn auf. Beim Sammler angekommen, würdigte dieser ihn zunächst keines Blickes. Sagte aber: „Danke, Kyon.“

„Wir haben keine andere Wahl“, sprach Ricther.

„Nein, die haben wir nicht. Aber das macht vieles leichter für mich.“

Schließlich betrachtete der Sammler den Inhalt des Koffers neben ihm. In einer Fassung aus samtenem Polster lagen dort eine schwarze Battle City-Duel Disk sowie drei durchsichtige Deckboxen. Zwei davon präsentierten die jeweils obersten Karten, [The Fabled Cerburrel], das mittlere [Fabled Raven]. Jenes Deck ganz rechts hingegen lag mit den Kartenbildern nach unten und genau jenes war es, das der Sammler ohne überhaupt richtig hinzusehen aus der Fassung nahm.

 

„Ich komme nicht umher, es als ironisch anzusehen“, sagte jener plötzlich mit einem geheimnisvollen Lächeln, „denn du bist nicht der Erste, der mich mit einem vergleichbaren Anliegen aufgesucht hat, Ricther.“

Der Undying schreckte auf. „Was? Wer!?“

„Ich hätte ehrlich gesagt erwartet, dass du vor -ihr- hier auftauchen würdest.“

Wütend aufgrund der nichtssagenden Antwort streckte Ricther den Finger aus. „Redest du etwa von-!? Sprich!“

Der rechte Mundwinkel des Sammlers zuckte. „Unserer gemeinsamen Freundin natürlich.“

Ricther schwang den eben noch nach vorne gerichteten Arm weit aus. „Was hast du ihr angetan!?“

„Angetan?“, fragte der Sammler unterkühlt und begann nach vorne zu schreiten, mit hinter dem Rücken verschränkten Armen. „Ich habe mich um sie 'angemessen' gekümmert.“

Der Undying griff nach dem Schwert an seiner Hüfte, doch der Sammler streckte eine flache Hand aus. „Willst du nicht sehen, was ich damit meine?“

Die Hand emporhebend, schnippte der rothaarige Brite. Über ihm blitzte es und ein schwarzes Portal öffnete sich. Aus ihm hervor schob sich ein prismatisches Behältnis, dessen Kanten aus purer Energie bestanden. In dessen Mitte, an einem Kreuz, hing eine leblose Gestalt. Den Kopf hängen lassend, fiel das schwarze Haar über die weiße, dämonische Maske – der 'Körper'.

„Sie war schon lange vor dir hier“, sagte der Sammler und ließ das Gefängnis neben sich zu Boden sinken. Er legte eine Hand darauf, sodass deutlich wurde, dass zwischen den Kanten eine unsichtbare Barriere bestand. „Leider konnte ich sie nicht davon überzeugen, ein wenig zu bleiben. Wie du dir jedoch denken kannst, ist sie in diesem Zustand nicht wirklich imstande, sich zu artikulieren. Also musste ich die Initiative ergreifen und mich ihrer annehmen, während deine Untergebenen sie unwissentlich in ihrem Jagdeifer abgelenkt haben.“

„Du elender-!?“, schrie Ricther wutentbrannt. „Dafür werde ich dich eigenhändig bestrafen!“

„Angesichts unserer Lage, bin es da wirklich ich, der bestraft werden sollte?“, erwiderte der Sammler ungerührt.

Indes trat der schwarzhaarige Butler neben ihn. „Die Duel Disk.“

„Natürlich. Vielen Dank.“ Der Sammler nahm den Apparat aus der Halterung und schnallte ihn sich um. Sein Diener nickte kurz und trat zurück. Sein Meister sagte, ohne ihn anzusehen: „Kyon. Ich möchte jetzt ein wenig mit unserem Gast alleine sein.“

„So soll es sein“, antwortete jener unter einer Verneigung. Seelenruhig lief er an Ricther vorbei. Und auch wenn es nur ein Gedanke war, war es doch einer, den der Undying klar und deutlich hörte.
 

Verliere nicht!

 

Knarzend fielen die Flügel der Tür hinter ihm zu. Der Sammler lächelte stumm sein falsches Lachen vor sich hin.

Ricther sah gebannt das schwebende Objekt an, auf dessen unsichtbarer Oberfläche die Hand des Rotschopfs gelegen hatte. Er konnte nicht begreifen, was er dort sah. War dieser Mann wirklich so tief gefallen?

„Gib sie zurück.“

„Bedaure, aber sie darf mir nicht im Wege stehen. Oder sollte ich sagen: Er? Es?“

„Wie kannst du es wagen!?“, fauchte Ricther vor Zorn. „Du, der du in dieser Welt gar nicht existieren solltest!?“

Das Lächeln des Rothaarigen wurde einen winziges Bisschen größer. „Oh, aber ich existiere doch. Und du wirst daran auch nichts ändern können, Undying.“
 

„Nun“, sagte der Collector-Dämon schließlich und aktivierte den Apparat an seinem Arm, „auch wenn du nur ein Undying bist, so wäre es töricht, dich zu unterschätzen. Und ich bin kein Tor.“

Sanft schob er das Deck in den Apparat. Parallel dazu zog sein Widersacher endgültig dessen Schwert und ließ es sich automatisch zu einer Schwert-Duel Disk umfunktionieren, die sich an seinem linken Arm befestigte.

„Dann lass uns überprüfen, ob sich seit damals etwas geändert hat“, verkündete der Sammler geheimnisvoll.

Und Ricther erwiderte: „Ich werde dahinter kommen, was dich auf diesen Weg gebracht hat, Strife.“

Beide donnerten schließlich energisch: „Duell!“

 

[Ricther: 4000LP / Collector: 4000LP]

 

Beide zogen ihr Startblatt. Freundlich bot der Sammler an: „Du kannst gerne beginnen.“

Ricther überlegte kurz, ob sich dahinter eine Falle verbarg. Doch sein Gegner würde vermutlich unabhängig von der Entscheidung profitieren. Es war nichts als eine Farce.

„Dann nehme ich den ersten Zug“, entschied der Undying trotzdem und legte sofort ein Monster auf die stumpfe Seite seiner Klinge. „Indem ich zehn Karten meines Decks verdeckt verbanne, vermag ich diese Kreatur zu beschwören. Erscheine, [Different Dimension Deity – Lastelise]!“

Von seinem Deck an der Unterseite des Schwertgriffs flogen zehn Karten in einer Reihe hoch in die Luft, direkt in einen Dimensionsspalt, welcher sich auf Brusthöhe Ricthers öffnete. Der Sammler betrachtete das Schauspiel still, doch mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen.

Rund um Ricther herum brachen insgesamt zehn riesige, pinke Kristallsäulen aus dem Parkett und bildeten über ihm eine seltsame Gestalt. Je drei dieser Pfeiler bildeten so etwas wie Schwingen, die an einer vertikal verlaufenden Säule verharrten, in welcher ein blauer Energiekern eingelassen war. Oberhalb jener formten die restlichen drei eine Art Kragen.

 

Different Dimension Deity – Lasteliste [ATK/3000 DEF/3000 (10)]

 

„Ich setze eine Karte und erkläre meinen Zug für beendet.“

Zischend materialisierte sich ein Kartenrücken vor ihm.

 

Als der Sammler aufzog, zierte ein wissendes Lächeln sein Gesicht. „Wirst du mich nicht fragen, was es ist, das ich durch das Brechen der Siegel beabsichtige?“

Ricther schwieg jedoch.

„Nun gut, du sortierst noch deine Gedanken. Dann beginne ich mit meinem Zug.“ Ohne Zeit verstreichen zu lassen, führte der rothaarige Dämon im feinen Anzug eine Zauberkarte in seine schwarze Battle City-Duel Disk ein. „[Shaddoll Fusion].“

Sein Gegner gab einen überraschten Laut von sich, als sich über dem Sammler ein Wirbelstrom öffnete. Schatten waren es, die in sein Zentrum gezogen wurden.

„Keine Bange, diese Karte funktioniert nicht anders als andere Fusionskarten. Mit ihr verschmelze ich [Shaddoll Falco] und [Shaddoll Dragon] vom Finsternis-Attribut in meiner Hand.“

Lächelnd hielt der jung erscheinende Mann die drei Karten in die Höhe. Über jenen tauchten ein an violetten Lichtfäden hängender, düsterer Babyfalke sowie ein schwarzhaariger, bärtiger chinesischer Drache auf, ebenfalls an violetten Strängen wie eine Marionette hängend. Beide verschwanden in dem sinistren Wirbel.

„Fusion Summon“, verlautete der Sammler gerade laut genug, damit Ricther es vernahm, „[El Shaddoll Winda].“

Violetter Nebel schoss aus dem Vortex heraus. Ihm folgte ein größerer Drache mit weiten, runden Augen und einem Maul, das fast an einen Vogelschnabel erinnerte, jedoch mit fiesen Reißzähnen bespickt war. Doch wirklich hervor stach seine Reiterin, ein grünhaariges Mädchen, das wie der Drache selbst auch an Fäden hing, die irgendwo ins Nichts verschwanden.

 

El Shaddoll Winda [ATK/2200 DEF/800 (5)]

 

„Ich fürchte, durch die Fusion wurden die Effekte meiner beiden Monster [Shaddoll Dragon] und [Shaddoll Falco] aktiviert. Dazu müssen sie nur durch einen Karteneffekt auf den Friedhof gelegt werden.“

Ricther stieß noch einen überraschten Laut aus, als aus Winda die geisterhafte Form des bärtigen Drachen auf seine verdeckte Karte zuschoss und diese mit offenem Maul aufsog, ehe er mit ihr im Boden verschwand. Der Sammler schmunzelte. „Ersterer zerstört eine Zauber- oder Fallenkarte auf dem Spielfeld. Und was Letzteren angeht …“

Jener mechanisch anmutende Babyfalke tauchte neben der Drachenreiterin auf.

 

Shaddoll Falco [ATK/600 DEF/1400 (2)]

 

Unter seinen Füßen tauchte seine Karte auf, die sich wie ein Dach um ihn legte und in verdeckte Verteidigungsposition brachte, womit er, begraben von der Karte, verschwand.

„… setzt er sich zurück aufs Feld.“

„Also hast du trotz einer aufwendigen Beschwörung aus jeder der Karten deinen Nutzen gezogen.“

Auf Ricthers Feststellung hin lachte der Sammler. „Richtig. So benutzt man Marionetten.“

Doch noch mehr beschäftigte den Undying die Tatsache, dass sowohl [Shaddoll Falco], als auch [El Shaddoll Winda] Monster waren, die denen von Henry Ford unheimlich ähnlich sahen. Mit diesem hatte er sich infolge seiner Forschungen nach Anya Bauers Umfeld beschäftigt, ihn jedoch als ungefährlich eingestuft.

„Da ich noch keine Normalbeschwörung durchgeführt habe, verzichte ich direkt auf diese und aktiviere [Hidden Armory]. Sie kostet mich die oberste Karte meines Decks“, welche der Sammler zog, vorzeigte – es war der Zauber [Curse Of The Shadow Prison] – und in den Friedhof einführte, „sowie eben bereits genannte Normalbeschwörung, um mir Zugriff auf eine Ausrüstungszauberkarte von meinem Deck zu gewähren.“

Auch diese hielt er Ricther praktisch vor die Nase. „Du stimmt mir sicher zu, dass [El Shaddoll Winda] in ihrem derzeitigen Zustand keinen würdigen Gegner für dein Monster darstellt. Daher rüste ich sie mit [Fusion Weapon] aus.“

Der lange Holzzauberstab, den das grünhaarige Mädchen auf dem Drachen mit sich führte, wurde durch einen magischen, rot leuchtenden Elektroschocker ausgetauscht, zu dem sich ihr rechter Arm verformte.

 

El Shaddoll Winda [ATK/2200 → 3700 DEF/800 → 2300 (5)]

 

„Das sollte genügen“, sagte der Sammler mit einem Lächeln auf den Lippen, „daher befehle ich den Angriff auf dein Monster.“

Ricther, den der satte 1500-Punkte-Boost eiskalt erwischt hatte, hob schützend den Arm mit seiner Klingen-Duel Disk an. Denn Winda hob ihren transformierten Arm und schoss daraus dutzende Blitze, die überall um ihn und sein Kristallmonster herum einschlugen. Jenes explodierte lautstark und ganze Brocken drohten auf Ricther hinabzustürzen.

 

[Ricther: 4000LP → 3300LP / Collector: 4000LP]

 

Jener reagierte jedoch und hob seine Waffe über den Kopf, von der sich aus ein großer Rundschild ausbreitete, auf welchem die Trümmer laut polternd abprallten.

„Hmpf“, schnaubte Ricther und ließ den Arm sinken, als alles vorüber war. Der Schild zog sich wieder zurück. „Wenn [Different Dimension Deity – Lastelise] zerstört wird, wählt sie eine verdeckt verbannte Karte aus. Sollte noch ein Exemplar davon in meinem Deck existieren, erhalte ich dieses.“

Aus seiner Schwertspitze stieg eine einzelne Karte auf, die er sich schnappte und betrachtete, bevor er sie seinem Gegner präsentierte. „[Different Dimension Deity – Vem]. Von ihm besitze ich nur eine Ausführung.“

„Daraus schließe ich, dass du das volle Potential dieses Effekts nicht erfasst hast. Nur ein Exemplar einer Karte zu spielen, wenn es Karten in deinem Deck gibt, die auf mehrere angewiesen sind“, sprach der Sammler, ohne jedoch dabei arrogant zu klingen, „erscheint mir leichtsinnig. Ich beende meinen Zug.“

 

Schnaubend zog Ricther auf. Ohne Vorwarnung lösten sich zehn Karten aus dem Deck an der Unterseite seines Schwertes und zischten der Reihe nach in die Höhe.

„Durch das verdeckt Verbannen von zehn Karten aus meinem Deck“, begann der Undying, vor dem sich ein rötlicher Dimensionsriss öffnete, in dem seine Karten verschwanden, „kann ich dieses Monster spezialbeschwören. Erscheine, [Different Dimension Deity – Ubriq]!“

Zehn pechschwarze, matte Kristallpfeiler schossen um ihn herum aus dem Parkett in die Höhe, von denen sich acht wie eine Blüte aneinanderreihten. Zwei weitere positionierten sich in deren Mitte, wodurch das Gebilde sich im Anschluss wie ein Rad zu drehen begann.

 

Different Dimension Deity – Ubriq [ATK/0 DEF/3500 (10)]

 

Ricther streckte den Arm nach vorne aus. „Ich setze [Different Dimension Deity – Ubriqs] Effekt ein und biete diesen als Tribut an.“

Genau zwischen den beiden Teilstücken des Zentrums bildete sich ein blaues Energiefeld, aus dem die Pupille eines Auges durchschimmerte. Jenes blitzte auf. Dann lösten sich die 'Blüttenblätter' der Reihe nach in leuchtende Funken auf, während die zwei Pfeiler in der Mitte zu rotieren begannen.

„Dadurch erhalte ich sofort eine andere Different Dimension Deity. Ich wähle Astellante.“

Unterhalb seiner Schwert-Duel Disk schoss eine einzelne Karte aus seinem bereits ziemlich ausgedünnten Deck, welche Ricther in einer umständlichen Bewegung zog und vorzeigte. Das unablässige Lächeln seines Gegners brachte ihn dabei nicht in Schwanken.

„Für weitere zehn Karten meines Decks, die verdeckt verbannt werden, kann ich diesen sofort beschwören.“ Kaum hatte Ricther das gesagt, knallte er die Karte auf seine Klinge.

Doch anstatt einer Animation, erwartete ihn eine Meldung auf seiner Lebenspunkteanzeige, welche kurzzeitig überblendet wurde: ERROR. „Das ist …?“

„Wie nachlässig von mir“, heuchelte der Sammler, „habe ich nicht erwähnt, dass [El Shaddoll Winda] die Spezialbeschwörungen, die ein Spieler pro Zug durchführen kann, auf eine einzige limitiert?“

Der Undying sah alarmiert auf. „Dann kann ich keine Monster mehr beschwören!“

„Natürlich nicht. All deine Gottheiten basieren auf Spezialbeschwörungen.“ Der Sammler sah an sich herab und bemerkte einen Fussel, den er mit verzogener Mimik von seiner Schulter weg schnippte. „Ich befürchte, ich habe gerade deinen One Turn Kill unterbunden.“

Mehr noch, erkannte Ricther. Denn jetzt war er vollkommen ungeschützt …

 

~-~-~

 

Der stechende Schmerz in Anyas Magengrube nahm zu, doch das Mädchen biss die Zähne zusammen, kniff ein Auge zu und funkelte ihre maskierte Gegnerin Kali hasserfüllt an. Im riesigen Ephemeria Bridge Stadium, dort wo die Vorrunden des Legacy Cups stattgefunden hatten, standen sie einander gegenüber. Nur das Mondlicht erhellte das offene Stadion mit seinen Reihen von nummerierten Spielfeldern.

„Zug beendet“, verkündete Kali grimmig.

Über ihr flogen zwei riesige Mechavögel. Um den einen, eine fette, gepanzerte Taube, kreiste eine Lichtsphäre. Durch einige winzige Spalten an ihren Flügeln, geschützt von weißen Energiebarrieren, konnte man ihr mechanisches Inneres sehen. Neben ihr verharrte ein ebenso im Mondlicht glänzender Fink, vergleichbar gut gepanzert, an dessen Gliedmaßen gelbe Kraftfelder die Zahnräder und Getriebe abschirmten.

 

Celestial Gear – Synthetic Armored Dove [ATK/500 DEF/2500 {4} OLU: 1]

Celestial Gear – Synthetic Armored Finch [ATK/2500 DEF/0 (4)]

 

Aber Anya musste sich nicht hinter ihrem eigenen Monster, einem riesigen Drachen, verstecken. Die Bestie war an ihrem langen Körper überall mit Hörnern bespickt, die nur durch ihre scharfen Fänge in den Schatten gestellt wurden.

 

First Of The Dragons [ATK/2700 DEF/2000 (9)]

 

Keine der beiden Duellantinnen kontrollierte eine verdeckte Karte, doch Kali hielt mit fünf Karten zwei mehr auf der Hand als Anya. Dafür lag jene in Punkto Lebenspunkte vorn.

 

[Anya: 3700LP / Kali: 3400LP]

 

„Mehr kannst du nicht?“, provozierte die sofort und riss eine Karte von ihrem Deck. „Langweilig! Mein Zug, Draw!“

Wieder ein Monster, wie sie aus den Augenwinkeln bemerkte. Ihr ganzes Blatt war voll von Monsterkarten. Doch Moment …

„Heh. Damit lässt sich doch was anfangen.“ Schlagartig formte sich ein bitterböses Grinsen auf ihren Lippen. Wie in ihren schlimmsten Zeiten funkelte sie Kali an. „Schon mal von einem Hüter eins auf die Fresse bekommen? Nein? Das müssen wir ändern!“

Flink zog sie noch ein anderes Monster aus ihrem Blatt und zeigte beide zusammen vor. „Ich aktiviere [Gem-Knight Jasper] mit dem Pendelbereich 2 und [Gem-Tiger] mit dem Pendelbereich 8! Pendulum Scales set!“

Ihre Gegnerin fiel aus allen Wolken. „Was!? Seit wann gibt es solche Gem-Knights!?“

Voller Schrecken, wie es schien, folgte sie mit ihrem Blick den links und rechts neben Anya auftauchenden Monstern. Dies waren ein Ritter in rötlicher Rüstung, welcher eine lange Hellebarde führte und ein weißer Tiger, von dessen Rückgrat bis zum Schweif eine Spur aus Diamanten gezogen war. Beide stiegen in blauen Lichtsäulen gen Nachthimmel auf, bis sie mehrere Meter über dem Erdboden in der Luft verharrten.

„Das muss ein Irrtum sein. Ich-“, keuchte Kali aufgelöst.

 

<2> Anyas Pendelbereich <8>

 

Während unter den beiden Monstern die Zahlen 2 und 8 in verzerrter Form erschienen, öffnete sich über ihnen ein riesiges Portal, um das sich dutzende Lichtellipsen schlossen.

„Pendulum Summon!“, donnerte Anya majestätisch. „Von meiner Hand: [Gem-Knight Lapis]! Und aus meinem Extradeck: [Gem-Knight Pyrite]!“

Zwei rote Lichtstrahlen schossen aus dem Pendelportal und schlugen vor Anya ein. Dort nahmen sie die Gestalt des weißen Ritters an, der an jedem seiner Arme eine Hälfte seines riesigen Rundschilds führte sowie die einer kleinen Kriegerin, die in einer beigefarbenen Rüstung steckte und unbewaffnet war.

 

Gem-Knight Pyrite [ATK/0 DEF/2800 (6) PSC: <8/8>]

Gem-Knight Lapis [ATK/1200 DEF/100 (3)]

 

Anya sog den Anblick ihrer entsetzten Gegnerin förmlich in sich auf. Scheinbar hatte sie das Miststück eiskalt erwischt. Die würde sich umsehen, denn das Mädchen war noch längst nicht fertig, wie sich zeigte, als sie noch ein Monster aus ihrem Blatt ausspielte. „Und als Normalbeschwörung [Kuriboss] hinterher, der mit seiner Stufe 1 nicht als Pendelbeschwörung gerufen werden konnte!“

Zwischen ihren beiden Rittern tauchte ein kleiner, brauner Fellball auf, um dessen Schultern ein graues Cape hing. Als Anführer der Kuribohs war es nur passend, dass er eine Sonnenbrille trug.

 

Kuriboss [ATK/300 DEF/200 (1)]

 

Demonstrativ streckte Kali ihre rote V-Duel Disk vor sich. „Was soll das werden? Seit wann spielt man ein Gem-Knight-Deck auf diese Weise!?“

„Bist wohl nicht auf dem neuesten Stand, was?“, feixte Anya.
 

Scheinbar weiß sie nichts von dem neuen Structure Deck. Damit ist ihr Vorwissen praktisch nichtig.

 

Levrier, der es diesmal vorzog, nicht zu erscheinen, traf den Nagel auf den Kopf. Niemals rechnete Kali mit der Vielfalt, die Anyas Deck durch die zahlreichen Kämpfe und den Beistand ihrer Freunde gewonnen hatte. Ein Spektrum, das dem der Celestial Gears gleich kam!

„Sieh hin, Miststück!“, forderte Anya und streckte den Arm nach oben. „Und sieh gut hin! Ich stimme meinen Stufe 1-Kuriboss auf meinen Stufe 6-Pyrite und meine Stufe 3-Lapis ein!“

Als Erstes flog ihr Fellball in die Höhe, gefolgt von den beiden Rittern.

„A heart of iron rests within the void of time and space! One beat, powerful enough to reverse the laws of nature!“

[Kuriboss] zersprang in einen grünen Lichtring, der direkt nach oben flog. Im Gegensatz dazu verwandelten sich Pyrite und Lapis in insgesamt neun grüne Lichtkugeln, die den Kreis durchquerten. Ein Blitz schoss durch diesen hindurch und blendete Kali.

„Synchro Summon! Break loose, [Gravity Impulse Titanium Guardian – Heavy T]!“

Der Titan erhob sich hinter Anya. Mühelos ragte er durch das offene Dach des Stadions hindurch. Stolz schwoll Anya die Brust an, genau wie der Metallroboter, auf dessen Brust ein silbernes T prangerte. Sein Helm war mit vier Hörnern versehen, welche ineinander verworren nach vorne zeigte. Aber die Fäuste übertrafen alles, waren sie mit elektrischen Entladungen an den Armen gekoppelt und beinahe so groß wie Autos.

Anya strahlte diabolisch. „Endlich zeigt er mal seine wahre Gestalt. Der Kumpel hier bekommt übrigens bis zur End Phase für jedes verwendete Synchromaterial 500 Angriffspunkte!“

 

Gravity Impulse Titanium Guardian – Heavy T [ATK/3000 → 4500 DEF/0 (10)]

 

Ihre Gegnerin fiel aus allen Wolken. „Du machst wohl Witze!“

„Nope. Und was ich dir jetzt sage, wird noch viel weniger lustig für dich! Denn ich greife jetzt mit Heavy T dein fettes Xyz-Monster an! Gravity Reverse!“

Der cyanfarbene Riese streckte seine rechte Hand aus, in der eine Energiekugel eingesetzt war und bläulich glühte. Und ruckartig wurde Kalis [Celestial Gear – Synthetic Armored Dove] von ihrer Position in Richtung des Feindes gezogen.

 

Celestial Gear – Synthetic Armored Dove [ATK/500 DEF/2500 {4} OLU: 1]

 

„Nein!“, stieß Kali einen entsetzten Schrei aus, als sie bemerkte, dass ihr Monster die Position gewechselt hatte. „Was wird das!?“

„Gravity Reverse wechselt das angegriffene Monster automatisch in den Angriffsmodus.“ Anyas Grinsen verschwand überraschenderweise. „Selbst mit dem Punktebonus, den Dove von deinem verbannten [Banished Power Gear] erhält, wird das ausreichen. Sicher, dass du mir nicht sagen willst, warum du mich hasst?“

Wie von einem Magneten angezogen raste die Mechataube auf den Metallkoloss zu. Doch Kali schüttelte den Kopf. „Nur wenn ich dich besiege! Effekt von Dove! Ich hänge ein Xyz-Material ab, um die Angriffskraft eines Monsters um 500 zu erhöhen! Doves!“

„Hm!?“ Anya runzelte die Stirn, als die letzte Lichtkugel gerade noch in den Brustpanzer ihres Besitzers verschwand. Dann kam die Erkenntnis. „Shit!“

Aus dem Inneren des Monsters konnte man deutlich hören, wie die Getriebe auf Hochtouren liefen.

 

Celestial Gear – Synthetic Armored Dove [ATK/500 → 1500 DEF/2500 → 3000 {4} OLU: 1 → 0]

 

Kaum war sie in Reichweite, holte Heavy T mit der anderen Faust aus und schmetterte diese so fest in die Taube, dass diese in tausend Teile zerbrach, die überall um Kali herum das Spielfeld bombardierten. Die wich geschickt tänzelnd den Trümmern aus, die sie ansonsten erschlagen hätten.

 

[Anya: 3700LP / Kali: 3400LP → 400LP]

 

Schließlich sank der Titan in die Knie.

„Die gute Nachricht für dich ist, dass Heavy T nach dem Angriff in den Verteidigungsmodus wechselt“, erklärte Anya grimmig, „nochmal Glück gehabt. Da dein Finch mit dem Boost deiner Zauberkarte stärker wäre als [First Of The Dragons], wechsle ich auch dessen Position.“

Anya drehte dessen Karte in die Horizontale, wodurch dieser hinter ihr auf der Schulter ihres anderen Monsters landete und schützend die Schwingen um sie beide legte. „Zug beendet, womit der Boost von Heavy T nachlässt.“

 

Gravity Impulse Titanium Guardian – Heavy T [ATK/4500 → 3000 DEF/0 (10)]

First Of The Dragons [ATK/2700 DEF/2000 (9)]

 

„Das war fast gut, aber von jemandem wie dir würde ich mich niemals besiegen lassen“, keifte Kali zornig und riss eine Karte von ihrem Deck. „Draw! Ich beschwöre [Celestial Gear – Synthetic Woodpecker]!“

Neben ihrem Mechafinken zeichnete sich mit Lichtlinien nach und nach ein schlanker Artgenosse, dessen spitzer Schnabel sowie der kleine Kamm von magentafarbenen Energiebarrieren umgeben waren, die das Innenleben abschirmten.

 

Celestial Gear – Synthetic Woodpecker [ATK/1800 DEF/1300 (4)]

 

„Einmal pro Zug kann ich mit ihm sofort eine Karte in meiner Hand zerstören. Und ich wähle [Celestial Gear – Synthetic Eagle]!“

Anya kannte dieses Monster bereits, es handelte sich um ein Stufe 5-Monster. Woodpecker drehte sich um und stieß mit seinem Schnabel nach der Karte, die Kali vorzeigte. Es lärmte dabei, als ob ein Presslufthammer am Werk war und die Karte in der Hand ihrer Gegnerin zersprang, ohne dabei paradoxerweise zu verschwinden. Das gefiel der Blonden nicht. „'kay, damit kann sie 'ne Menge Unsinn anstellen.“

„Du kennst mein Monster also. Dann weißt du ja, dass ich es als Spezialbeschwörung von meiner Hand rufen kann, indem ich ein anderes Celestial Gear auf dem Feld verbanne. Verschwinde, Woodpecker!“

Ihr gewaltiger Maschinenspecht löste sich in hellblauem Licht auf, welches dutzende, gleichfarbige Lichtpunkte über der selbsternannten Dämonengöttin bildete, die sich mit zahlreichen Linien miteinander verbanden und so ein neues Monster zeichneten. Die Spannweite der Flügel des neuen Mechavogels war noch breiter, der Körper gewaltiger und trotzdem unverkennbar agil. Durch eine himmelblaue, durchsichtige Schicht war auch bei ihm der Blick auf das mechanische Innenleben gewährt.

„Wenn [Celestial Gear – Synthetic Eagle] durch seinen eigenen Effekt beschworen wird, nimmt er die Stufe des verbannten Monsters an“, erklärte Kali zufrieden.

 

Celestial Gear – Synthetic Eagle [ATK/2500 DEF/1000 (5 → 4)]

 

„Was konnte das Teil nochmal, wenn es per Rückbeschwörung gerufen wurde?“, überlegte Anya.

„Eagle negiert für diesen Zug die Effekte aller offenen Monster und auch die jener, die im Friedhof liegen!“, bekam sie prompt eine Antwort. „Das bedeutet, dass auch dein [Kuriboss] dir nicht helfen können wird!“

Die Augen des Mechaadlers begannen rot aufzuleuchten, bis in regelmäßigen Abständen kaum sichtbare Wellen von ihnen ausgingen. Als jene Anyas Monster erreichten, sackten diese kraftlos in sich zusammen, wobei zumindest Heavy T in seiner knienden Position nicht auf das Mädchen herabstürzte. Der erste Drache hingegen konnte sich nicht mehr halten und fiel seitwärts von der Schulter des Riesenroboters.

„Kch, das war's also.“ Anya runzelte die Stirn. Irgendetwas kam ihr an Kalis Reaktion merkwürdig vor. Natürlich! „Woher wusste sie, dass [Kuriboss] im Friedhof erst richtig nützlich ist? Sie hat nicht nachgeschaut.“

 

Vielleicht hat sie deine Duelle studiert. Bedenke, dass sie im Fernsehen übertragen wurden.

 

„Hmm. Stimmt …“

Ihre Gegnerin bezog dazu jedoch keine Stellung. Im Gegenteil, sie nahm eine Zauberkarte aus ihrem Blatt und führte sie in die V-Duel Disk ein. „Ausrüstungszauber [Conversion Fuse]!“

Vor ihrem Adler sammelten sich Lichtpartikel, die einen kleinen, zylindrischen Gegenstand bildeten. In seinem Inneren leuchtete das Licht, wobei die Unterseite dem Sockel einer Glühbirne ähnelte. Die Sicherung verschwand ruckartig in [Celestial Gear – Synthetic Eagles] Brust.

 

Celestial Gear – Synthetic Eagle [ATK/2500 → 3500 DEF/1000 (4)]

 

„Warte mal!“ Düstere Erinnerungen wurden wieder in Anya wach. Im Turm von Neo Babylon, dem Kristallsaal, sie sah dieses Vieh, wie es zwei grell leuchtende Wirbelstürme in Richtung des Schnöselkinds Henry losließ. „Shit!“

Dazu erklang Isfanels Stimme, seine Worte von damals, in ihrem Kopf.

 

[Celestial Gear – Synthetic Eagle] fügt, wenn er ein Monster angreift, Durchschlagschaden zu. Nach dem Mädchen folgt nun der Nächste. Los, Celestial Stormburst!

 

„Na, dämmert's dir endlich?“ Kali verschränkte die Arme voreinander. Geradezu majestätisch zählte sie Anya die Fakten auf. „Ganz recht, [Conversion Fuse] verstärkt ein Maschinenmonster um 1000 Angriffspunkte. Eagle fügt Durchschlagschaden zu. Heavy Ts Verteidigung ist gleich 0 und Eagle bekommt noch 500 Angriffspunkte obendrauf dank [Banished Power Gear].“

Die letzten Worte verließen voller Genuss ihre Lippen. „4000 zu 0. Sieht so aus, als würdest du gleich erfahren, was mich antreibt. Los, [Celestial Gear – Synthetic Eagle], greife ihren Megaschrotthaufen an und hol' mir den Sieg!“

Voller Schrecken verfolgte Anya mit, wie der Maschinenadler seine Schwingen bis zum Maximum spreizte, um dann dieselben zwei Wirbelstürme zu entfachen, die sie in ihren Gedanken auf Henry hatte zurasen sehen.

 

Celestial Gear – Synthetic Eagle [ATK/3500 → 4000 DEF/1000 → 1500 (4)]

 

Panisch sah Anya auf ihr rotes D-Pad, doch da waren keine gesetzten Karten, die ihr hätten helfen können. „Fuck! Was jetzt!?“

„Ganz einfach“, antwortete ihr Kali, „stirb, wie du es schon längst hättest tun sollen!“

 

~-~-~

 

„Ich setze eine Karte. Damit ist mein Zug beendet“, verkündete Nigel, während zu seinen Füßen ein vergrößerter Kartenrücken auftauchte.

Das Antlitz der mindestens zwei Meter großen, vierbeinigen Felsenechse, die vor dem rothaarigen Manager und Dämon verharrte, strahlte nicht weniger Ehrgeiz aus als das von Zanthe, welcher sich aufrappelte und eine kämpferische Pose einnahm.

 

[Zanthe: 2600LP / Nigel: 4000LP]

 

Er selber kontrollierte nur seine dauerhafte Zauberkarte [Constellar Star Chart]. Was angesichts des starken Monsters gegenüber nicht so bleiben durfte.

 

Phantom Beast Rock-Lizard [ATK/2800 DEF/2000 (7)]

 

Jedoch war es jetzt sein Zug und den würde er nutzen, um diesem selbstgerechten Dämon zu zeigen, dass er nicht umsonst als Hüter auserkoren wurde. Von seinem Bruder …

 

Betrübt blicke Zanthe herüber über den Hang, auf dem das Grundstück der McPhersons stand. Dort drüben, in der Ferne, funkelte Ephemeria City wie ein Edelstein im Sonnenlicht, obwohl es schon lange dunkel geworden war. Sein Blick wanderte herüber zu Claire Rosenburg, die etwa zwei Meter seitlich von ihrem Meister regungslos verharrte und nicht ahnte, dass sie dort nicht alleine war. Hinter ihnen lag das weiße, typisch amerikanische Haus des Dämons und seiner Familie.

Was Zanthe zu der Frage brachte, um welche Art von Wesen es sich bei Nigel überhaupt handelte. Ihm erschien es zwar nicht als absurd, auch als Dämon eine Familie zu gründen, doch die wenigstens taten dies in der Realität. Die Gründe waren vielfältig. Manche vermochten es nicht ob ihres Aussehens, andere fürchteten um die Sicherheit ihres potentiellen Fleisch und Blutes, viele hatten auch einfach kein Interesse, da ihnen schlichtweg die emotionalen Komponenten für so ein Bedürfnis fehlten.

 

„Ich bin dran. Draw“, murmelte er leise vor sich hin, abgelenkt von seinen Gedanken. Erst als er die gezogene Karte betrachtete, fand er wieder in das Duell. Denn er spielte sie, und noch eine weitere von seiner Hand, gleich aus. „Da du Monster kontrollierst und ich nicht, kann ich dieses hier als Spezialbeschwörung beschwören. Und dazu kommt gleich noch eine Normalbeschwörung!“

Beide Monster wurden in seinen Duell-Handschuh eingelegt. Kurz darauf erschienen zwei kleine Schlüssel vor ihm, die er zwischen Mittel- und Zeigefinger sowie Ring- und Mittelfinger in die Hand nahm. „Open a door to the Water-Bearer! [Constellar Siat]! Open a door to the Archer! [Constellar Kaus]!“

Zanthe schleuderte die Schlüssel nach vorn. Im Flug bildeten sich von ihnen ausgehend kreisrunde Portale, in die diverse Schichten von Sternzeichensymbole eingelassen waren. Beide zersprangen zeitgleich und gaben die gerufenen Monster frei. So war Siat ein in Weiß gekleideter Jüngling, dessen Gesicht von einem Helm geschützt wurde und welcher einen riesigen Wasserkrug mit beiden Händen über den Kopf trug. Neben ihm landete ein ebenso weißer Zentaur, der einen goldenen Bogen spann.

 

Constellar Siat [ATK/100 DEF/1600 (1)]

Constellar Kaus [ATK/1800 DEF/700 (4)]

 

Zanthe, dem durch das blaue Kopftuch eine schwarze Haarsträhne im Gesicht hing, streckte voller Ehrgeiz die Hand nach vorne aus. „Kaus kann dank seines Effekts bis zu zweimal pro Zug die Stufe eines Constellars erhöhen oder senken. Aber das wird er nur einmal, auf sich selbst. Danach nutze ich Siats Effekt, der Kaus' Stufe kopiert!“

Besagter Zentaur richtete seinen Bogen gen Himmel und schoss genau einen goldenen Pfeil ab, der nach ein paar Sekunden im steilen Sinkflug auf ihn herab sauste und in ihm verschwand. Gleich danach ließ Siat aus seinem riesigen Krug schimmerndes Wasser über sich laufen.

 

Constellar Kaus [ATK/1800 DEF/700 (4 → 5)]

Constellar Siat [ATK/100 DEF/1600 (1 → 5)]

 

„Open a gate to the Sacred Star Knights! To the Overlay Network!“, rief Zanthe mit noch immer nach vorne gestreckter Hand aus. In dieser materialisierte sich ein schwert-großer, goldener Schlüssel. „Aus zwei Stufe 5-Lichtern wird ein gleißender Stern! Rang 5!“

Kaus und Siat verwandelten sich in gelbe Lichtstrahlen, welche von der Spitze der Waffe in Zanthes Hand absorbiert wurden. Jenen rammte er in den Boden und brach damit das um den Einstiegspunkt entstehende Runensiegel. „Xyz-Summon! [Constellar Pleiades]!“

Sofort schoss vor ihm ein weißer, eleganter Krieger von kräftiger Statur aus dem Portal, bewaffnet mit einem langen Schwert, das er aber mit der Klinge nach unten zeigend hielt. Auf seinem Rücken thronte eine Art Platte, die insgesamt sieben Spitzen aufwies und ein wenig wie ein Stern anmutete. Dabei wurde er von zwei leuchtenden Sphären umkreist.

 

Constellar Pleiades [ATK/2500 DEF/1500 {5} OLU: 2]

 

„Das löst den Effekt von [Constellar Star Chart] aus“, verkündete Zanthe. Über ihnen, am Sternenhimmel, leuchtete das Wappen der Constellar auf, welches aussah wie ein Stern, der in einem zweiten, größeren lag. „Denn da ein Constellar-Xyz beschworen wurde, darf ich ziehen!“

Gesagt, getan. Zanthe riss eine Karte von seinem Deck, womit er wieder drei auf der Hand hielt.

„Ich habe Pleiades nicht umsonst gerufen“, sagte Zanthe entschlossen und zog eines der beiden Xyz-Materialien unter diesem hervor, „für eine Overlay Unit kann er eines deiner Monster zurück auf die Hand geben. Los!“

Eine der leuchtenden Sphären verschwand daraufhin in dessen Klinge.

 

Constellar Pleiades [ATK/2500 DEF/1500 {5} OLU: 2 → 1]

 

Sein heiliger, weißer Krieger warf seine Klinge in die Luft und fing sie mit der anderen Hand auf, doch nicht, ohne dabei eine 360°-Drehung durchzuführen. Dabei löste sich von seinem Schwert eine Schockwelle, die in die Felsechse einschlug und sie zum Explodieren brachte.

Was Zanthe merkwürdig vorkam. „Moment, wurde-!?“

Weiter kam er nicht, den in diesem Augenblick schossen aus der Rauchwolke spitze Felsbrocken, die zuerst den Sternenkundler durchbohrten und sich dann ihren Weg zu Zanthe bahnten, der erschrocken den Arm hob. Einem strömenden Regen gleich, prasselten sie an jenem ab, hinterließen blutige Risse in seiner Jacke und auf der Hand.

„Gahhh!“, schrie der Werwolf gequält und wich zurück, hielt sich den blutenden Arm. „Wie-!?“

 

[Zanthe: 2600LP → 600LP / Nigel: 4000LP]

 

Der Rauch löste sich auf und noch immer verharrte dort [Phantom Beast Rock-Lizard], doch verschwamm immer mehr vor Zanthes Augen. Was nicht an ebenjenen lag, denn der Kopftuchträger sah alles andere glasklar. Dementsprechend bemerkte er sie erst jetzt, die aufrecht stehende Falle von Nigel. Und die verschwommene Felsechse verschwand endgültig. An ihrer Statt tauchte ein anderes Monster auf, eines, das Zanthe bereits kannte – das weiße, mit vier goldenen Schwingen ausgestattete Vogeleinhorn. Es glühte in weißer Aura auf, da [Phantom Beast Cross-Wing] auf Nigels Friedhof dafür sorgte, dass jedes Phantomungeheuer 300 Angriffspunkte erhielt.

 

Phantom Beast Ascension-Patron [ATK/2000 → 2300 DEF/2500 (6)]

 

„[Phantom Illusion]“, betitelte Nigel seine Falle seelenruhig, „wird ein Wesen wie [Phantom Beast Rock-Lizard] zum Ziel eines Karteneffekts, wird dieser insofern überschrieben, dass sowohl Anwender, als auch das Ziel selbst zerstört werden.“

Demonstrativ ließ Claire Rosenburgs bärtiger Manager den Arm zur Seite ausschwenken. „Dadurch wird gleichzeitig [Phantom Beast Rock-Lizards] dritte besondere Fähigkeit aktiviert. Da es trotz allem deine Karte war, die sie zerstört hat, fügt sie dir 2000 Punkte an Schaden zu.“

Er ballte die ausgestreckte Hand zu einer Faust und zog jene wieder an sich. „Doch damit endet es noch nicht. Im Anschluss beschwört meine Falle ein Monster von meinem Friedhof, dessen Original-Angriffskraft schwächer ist als die des zerstörten Monsters. Einer Illusion gleich, die dich getäuscht und ins Verderben geführt hat.“

Deshalb, so dachte Zanthe, war Nigels Fusionsmonster also zurück. Und er, er hatte nicht nur massiven Schaden genommen, sondern auch noch Pleiades verloren.

„Da hat wohl jemand nicht ganz fair gespielt“, schloss er grimmig aus der Tatsache, dass die ganze Aktion günstiger für Nigel kaum hätte ausgehen können, „gib's endlich zu, du nutzt die Kraft deines Paktes. Ist sie deshalb hier?“

Er deutete dabei auf Claire, die die ganze Zeit über noch nicht ein Wort gesprochen hatte.

Als der Dämon jedoch nicht antwortete, schüttelte Zanthe den Kopf. „Was verbindet ausgerechnet euch beide eigentlich? Die eine macht sich selbst zu einem Zombie und du? Was hast du von diesem Handel?“

Bevor er Nigel antworten ließ, fügte er noch hinzu: „Ich setze eine Karte. Das war's erstmal!“

Seine Falle tauchte mit dem Bild nach unten vor ihm liegend auf. Sie war alles, was ihn noch vor der Niederlage bewahren konnte. Wodurch sie, sollte seine Annahme sich bewahrheiten, jeden Moment zerstört werden würde, bevor er sie einsetzen konnte …

 

„Draw Phase.“ Nigel McPherson zog auf eine vierte Karte auf.

„Der Pakt basiert-“, begann Claire plötzlich in ihrer monotonen Stimmlage, als ihr Mentor den Arm in ihre Richtung ausstreckte und sie zum Schweigen brachte. „Nicht. Lass mich das erklären.“

Zanthe biss die Zähne zusammen und blendete den schmerzenden Arm aus, um sich auf die Worte seines Gegenübers zu konzentrieren.

„Nicht jedes Wesen ist vollständig“, sagte Nigel an den Werwolf gewandt, „manchen fehlt etwas, etwas Essentielles.“

„Wovon sprichst du? Wir alle haben unsere Fehler“, verstand Zanthe nicht.

„Claire wurde in eine arme Familie hineingeboren. Vor etwa drei Jahren hätten sie und ihre Familie beinahe alles verloren. Um das zu vermeiden, hat sie nach Hilfe verlangt.“

„Ich möchte wetten, dass sie damit nicht dich angesprochen hat“, kommentierte Zanthe die Geschichte ungewohnt gallig.

Nigel schüttelte den Kopf. „Das mag sein, doch ich war der Einzige, der sie gehört hat. Und ich war imstande, ihren Wunsch nach Erfolg und Reichtum zu erfüllen.“

„Indem du ihr ihre Seele genommen hast?“ Um seine Anschuldigung zu unterstreichen, hämmerte sich Zanthe mit der unverletzten linken Hand, die in dem Duell-Handschuh steckte, gegen die Brust, „dank dir ist sie jetzt so! Nichts als eine Puppe, die deinen Kommandos folgt!“

„Sie hat eingewilligt, als Preis für den Pakt ihre Emotionen herzugeben.“

„Wozu!?“, wurde Zanthe lauter und lauter. „Wieso sollte jemand auf das verzichten, was ihn menschlich macht!? Und was hast du davon!?“

Der Mann im Anzug warf einen Blick über die Schulter. „Das.“

Er sah sein Haus an. Und lächelte. Doch als er sich Zanthe wieder zu wandte, war davon nichts mehr zu sehen. „Ich sagte bereits, manche Wesen sind unvollständig. Ich habe diese Welt als Mensch betreten, doch ich war nie einer. Mir fehlte eine wichtige Eigenschaft: Emotionen.“

„Emotionen?“, flüsterte Zanthe perplex.

„Nicht mein einziger Makel. Aber mein größter. Die Welt um mich herum war grau. Es war mir unbegreiflich. Mein einziges Bestreben lag darin, mich selbst zu erhalten.“ Nigel sah zu Claire herüber. „Zwar wusste ich immer, dass Menschen zu Emotionen imstande sind, doch waren sie mir völlig fremd. Bis dieses Mädchen mir erklärte, dass ich, um diese Welt zu verstehen, Gefühle benötige.“

 

Langsam begann Zanthe zu begreifen. Und das Bild, das sich vor ihm zeichnete, schürte nur den Zorn auf Nigel. „Also hast du ihr die ihren genommen … um sie dir einzuverleiben?“

„Es war ihr Teil des Handels.“

„Und was hat sie dafür bekommen!? Reichtum, Ruhm!?“, fauchte Zanthe aufgewühlt. „Dinge, an denen sie sich nicht einmal mehr erfreuen kann, weil du ihr genau das genommen hast!? Jegliche Freude!?“

Zum ersten Mal funkelte Claires Manager Zanthe an, als stecke in ihm tatsächlich so etwas wie ein Mensch. Wut. Brennende Wut, die er jedoch geschickt unterdrückte. „Ein Pakt ist ein Geben und Nehmen. Die Entscheidung, ihn zu schließen, obliegt einzig den betroffenen Parteien.“

Zanthe schrie förmlich. „Das ist doch Schwachsinn! Red' dich nicht damit raus, einen Pakt geschlossen zu haben! Du hättest auch etwas anderes von ihr verlangen können! Stattdessen nutzt du sie aus, um dir selbst ein schönes Leben zu gönnen! Oder willst du mir erzählen, dass du nicht von ihrem Ruf profitierst?“

„Durch sie habe ich etwas gewonnen, dass ich sonst nie hätte haben können“, presste Nigel voller unterdrücktem Zorn hervor, „das werde ich mir nicht von dir oder Anya Bauer nehmen lassen.“

„Auf eins kannst du dich verlassen“, zischte Zanthe giftig, „wenn ich mit dir fertig bin, nehme ich das Mädel mit und kümmere mich um sie. Irgendjemand muss sie aus deinen Fängen befreien!“

 

„Das lasse ich nicht zu!“, donnerte Nigel aufgebracht. „Ich beschütze Claire, das war die Abmachung. Was du als verwerflich betrachtest, ist von uns beiden so gewollt!“

Zanthe schwang den gesunden Arm aus. „So will keiner leben! Das ist kein Leben!“

„Wer bist du, um das zu entscheiden!?“

„Ein Mensch!“

„Bin ich keiner!?“

„Wenn, dann nur durch sie!“, überschlug sich Zanthe förmlich und deutete auf Claire, die allem regungslos beiwohnte. „Aber sie lebt nicht, nur um dich anzutreiben! Sie hat ein eigenes Leben verdient!“

Der Rotschopf konterte: „ Etwa eines, das ihr nichts als Schmerz gebracht hat!?“

 

Für einen Augenblick verstummte Zanthe und schnappte nach Luft. Doch das war schon genug, damit sein Gegner den Streit in eine andere Richtung lenken konnte. Und zwar zurück zum Ursprung. „Wenn du mir etwas antust, fügst du meiner Familie Schmerz zu. Sie wissen nichts von meiner Herkunft.“

„Wenn ich nichts tue, verliere ich Anya“, erwiderte Zanthe bitter. Er sah wieder Claire an. „Und sie? Sie hat schon alles verloren.“

„Sie hat mich. Du wirst nicht gebraucht.“ Ohne Vorwarnung knallte Nigel ein Monster auf sein rotes D-Pad. „Normalbeschwörung! [Phantom Beast Wild-Horn]!“

Ein zwei Meter großer, aufrecht gehender Elchkrieger mit leuchtendem Geweih gesellte sich zum geflügelten Vogeleinhorn, welcher ebenfalls in weißer Aura aufzuleuchten begann.

 

Phantom Beast Wild-Horn [ATK/1700 → 2000 DEF/0 (4)]

 

„Dieser greift dich direkt an!“, rief Nigel aus und richtete seinen Zeigefinger auf Zanthe.

Das humanoide Monstrum stampfte eiligen Schrittes auf sein Ziel zu, holte dabei mit seiner Handaxt zum Schlag aus. Der Werwolf wiederum versuchte sich mit seinem Duell-Handschuh zu schützen – an dem plötzlich ein glänzender, silberner Rundschild auftauchte. Stein traf auf Metall.

„Danke“, grinste Zanthe verschmitzt, „mithilfe meiner Falle [Draining Shield] absorbiere ich den Angriff doch glatt!“

Tatsächlich wurden blaue Partikel aus dem Körper, insbesondere dem Arm des Kampfelchs, in Zanthes Schild gezogen.

 

[Zanthe: 600LP → 2600LP / Nigel: 4000LP]

 

Sein Gegner verschränkte die Arme. „Freu' dich nicht zu früh. Ich besitze noch ein Monster, das angreifen kann. [Phantom Beast Ascension-Patron], Radiant Lightning Horn!“

Im gleichen Atemzug wich Wild-Horn zurück. Der Schild an Zanthes Handschuh löste sich auf, womit dieser dem heran stürmenden Vogeleinhorn schutzlos ausgeliefert war. Im Flug schlug ein Blitz in dessen Horn ein. Statt aber in Panik zu geraten, nahm Zanthe eine leicht gebeugte Haltung an und rollte sich unter dem Angriff hinweg.

 

[Zanthe: 2600LP → 300LP / Nigel: 4000LP]

 

Kaum hatte er eine kniende Position angenommen, blickte er prüfend über die Schulter um sicher zu gehen, dass er nicht von hinten attackiert wurde. Doch Nigels Monster kehrte lediglich auf dessen Spielfeldseite zurück.

„Ich setze eine Karte. Damit bist du am Zug.“

Während jene sich vor ihm materialisierte, erhob der Werwolf sich. „Whew, das hätte auch anders ausgehen können. Sag bloß, du hältst dich zurück?“

 

„Nein“, entgegnete ihm der Mann unterkühlt. „Du hast es nicht durchschaut, nicht wahr?“

„Deine Fähigkeiten?“ Zanthe fasste sich ans Kinn. „Du kannst andere täuschen. Claire besitzt durch den Pakt dieselbe Gabe, also-“

„So funktioniert das nicht. Es sind beide Seiten der Medaille, die es zu berücksichtigen gilt.“

Schulterzucken. „Wirklich?“

Nigel streckte daraufhin die Hand nach vorne aus. In ihr erschien wie aus dem Nichts ein Kurzschwert mit gezackter Klinge. Sein Protegé tat genau dasselbe und auch sie hielt schlagartig eine identische Waffe in der Hand.

„Durch den Pakt wurde ihr nicht nur meine Gabe zuteil, mehr noch, habe ich sie zu einer Subhüterin erwählt.“

„Einer was?“ Erstaunt hob Zanthe die Augenbrauen an. „Davon habe ich noch nie etwas gehört.“

„Überrascht dich das? Wer teilt schon so eine Bürde freiwillig? … oder die damit einhergehende Macht.“ Nigel ließ die Waffe in seiner Hand sinken, ebenso Claire. „Ein Hüter kann einen Teil seiner Kraft auf eine andere Person übertragen, doch nicht mehr als die Hälfte. Sollte der Subhüter fallen, kehrt die Macht zu ihrem Ursprung zurück.“

War das der Grund, warum der Sammler Claire Rosenburg als Hüterin identifiziert hatte? Zanthe nickte. Natürlich! Aber das bedeutete auch … „Du hast sie benutzt … als Ablenkung.“

„Das mag sein, doch sie ist genauso stark wie ich. Sie ist eine Ergänzung, kein Sündenbock.“

„Von wegen“, winkte Zanthe zornig ab, „wieso solltest du sie mit so vielen Fähigkeiten vollpumpen?“

„Um ihren Traum zu erfüllen. Du selbst weißt, dass jedes Artefakt eine besondere Fähigkeit besitzt, Zanthe“, sprach Nigel und schwang die Klinge in seiner Hand in Claires Richtung aus, „meine angeborene Fähigkeit täuscht die Außenwelt. Doch mein Artefakt …“

Gespannt hörte der Werwolf zu. „… täuscht seinen Besitzer.“

„Was?“

„Wer diese Klingen besitzt, wird zu dem, was er sein will. Unbesiegbarkeit. Das hat sich Claire gewünscht. Und diese wird ihr vom Artefakt verliehen“, sprach Nigel düster, „doch so eine Form von Unbesiegbarkeit kann die Gesetze der Physik nicht ausschalten. Die innere Illusion muss mit einer äußeren einher gehen, damit sie sich vollkommen entfalten kann.“

 

Zanthe weitete die Augen und begriff. Claire war der Überzeugung, unbesiegbar zu sein und dadurch passte sich ihr Deck der Situation an, die für sie am günstigsten war. Aber eine Duel Disk würde sofort Alarm schlagen, wenn sich die Reihenfolge der Karten im Deck veränderte. Was jedoch durch Nigels Eingriff verhindert wird.

So kann sie jedes Duell gewinnen, ohne dass jemand bemerkt, wie sie sich ihre Welt zurechtbiegt!

 

„Es ist alles eine Lüge“, presste Zanthe finster hervor. Jetzt, wo er die Zusammenhänge allmählich begriff, konnte er Anyas Enttäuschung nur zu gut verstehen. „Ihr macht den Menschen etwas vor, das gar nicht existieren kann.“

„Aber genau das tut es.“

„Aber es ist nicht echt! Alles ist gesteuert!“

Nigel verzog keine Miene. „Und trotzdem geschieht es. Claire hat jeden ihrer Gegner besiegt. Und sie hätte auch Anya Bauer besiegt, doch ich zog es vor, sie vor ihrer Niederlage zu töten. Den Angriffen wäre sie gewiss entkommen.“

„Und du hast dasselbe mit mir vor, was? Mich besiegen, indem du dir weismachst, dass du mich besiegen wirst!?“

Doch er bekam einen starren Blick als Antwort. „Zwei Seiten einer Medaille …“

 

Der Werwolf griff zähneknirschend nach seinem Deck. Dieser Mann, er war so skrupellos, dass es sein Blut zum Kochen brachte. Er nahm Claire ihre Gefühle, ihr Menschsein und benutzte sie zeitgleich als Ablenkungsmanöver, um potentielle Feinde in eine Falle zu locken, da sie glaubten, einer echten Hüterin gegenüber zu stehen. Unmöglich konnte diese junge Frau damit einverstanden sein, wäre sie Herrin ihrer Sinne. Und wenn niemand etwas unternahm, würde sie für immer so bleiben.

Zanthe musste etwas tun. Er musste Nigel bezwingen!
 

„Draw!“, schrie er aufgelöst und zog schwungvoll von seinem Deck. Sofort streckte er den Arm aus und rief: „Kennst du noch [Constellar Alrakis]? Der Tänzer hat eine zweiten Effekt und lässt sich damit vom Friedhof verbannen, um mich für diesen Zug Constellare, ohne dabei Tribute anbieten zu müssen, beschwören zu lassen!“

Die geisterhafte, transparente Gestalt eines weißen Sternenritters mit langem Federschweif am Helm tauchte vor Zanthe auf und löste sich in schimmernde Lichtpartikel auf. Zanthe streckte die rechte Hand zur Seite aus, in der ein kleiner Schlüssel erschien. „Open a door to the Fish!“

Von jenem erschloss sich ein kreisrundes, aufrecht stehendes Lichtportal, das verschiedene Ebenen astrologischer Symbole in sich eingearbeitet hatte. „[Constellar Alrescha]!“

Jener weiße Krieger brach in diesem Augenblick aus dem Portal hervor und bezog neben Zanthe Stellung. In beiden Händen hielt er Schwerter mit zwei Klingen, spitz wie Nadeln.

 

Constellar Alrescha [ATK/2200 DEF/1200 (6)]

 

„Der besondere Effekt von Alrescha lässt mich sofort noch einen Constellar von meiner Hand in die Verteidigung beschwören“, erklärte dessen Besitzer und richtete den Arm mit geöffneter Handfläche nach vorne aus. Auf dieser tauchte noch ein Schlüssel auf. „Open a door to the Scorpion!“

Zanthe warf den Schlüssel hoch in die Luft und fing ihn auf, um ihn zur Seite auszuschwingen, von wo aus sich noch ein Runenkreis bildete. „[Constellar Antares]!“

Dieser platzte, wie zuvor sein Kamerad, aus dem Portal hervor. Von hoher Statur und äußerst schlanker Gestalt, wirkte er mehr wie eine Maschine, was dadurch betont wurde, dass er einen roten Energiespeer schwang, dessen Ende in einen Schlauch überging, welchen er in der anderen Hand hielt.

 

Constellar Antares [ATK/2400 DEF/900 (6)]

 

Durch jenen wurde plötzlich eine seltsame Masse gepumpt. Das offene Ende des Schlauches spuckte eine Karte in Zanthes Richtung aus, welche jener geschickt auffing. „Wird Antares beschworen, erhalte ich einen Constellar vom Friedhof zurück.“

Er zeigte [Constellar Siat] vor. „Aber das ist noch lange nicht alles. Kennst du dich mit Inkarnationen aus?“

„Ein wenig. Sie sind die Evolution eines Paktes zwischen Mensch und Dämon.“

„Yeah. Aber was wäre, wenn es eine Inkarnation gäbe, die ohne eigene Vorstufe existiert. Und die dementsprechend nicht erst inkarniert werden muss?“ Zanthe funkelte Nigel an.

Jener nickte. „So etwas kann nur existieren, wenn das Versprechen, auf dem der Pakt beruht, nicht erfüllt werden kann.“

Der Blick des Werwolfs verfinsterte sich. „Deshalb also … Aber schön für dich, dass du Bescheid weißt. Dann wird dich das hier nicht überraschen! Ich errichte das Overlay Network! Open a gate to the Sacred Star Knights!“

Alrescha und Antares verwandelten sich in gelbe Lichtstrahlen. Gleichzeitig öffnete sich vor Zanthe mitten auf dem Spielfeld ein Schwarzes Loch, das die beiden Energien in sich aufsaugte. „Aus meinen beiden Stufe 6-Monstern wird ein Rang 6-Monster!“

Eine mächtige Explosion erschütterte das Overlay Network. Schwarze und gelbe Blitze schossen daraus empor. „Xyz Summon! Kämpfe für mich …!“

Unter Zanthes entschlossenem Aufschrei stieg aus dem Wirbel der majestätische, weiß-goldene Mechadrache auf, der Zanthe auf ganz eigene Art und Weise gezeichnet hatte. Die edlen, schwarzen Metallschwingen wurden bis zum Anschlag gespreizt.

„… [Constellar Ptolemy M7]!“

Und der Drache stieß einen wütenden Schrei aus. Wie es schien, heulte er das stark leuchtende Wappen der Constellar am Sternenhimmel an. Zanthe zog dank des Effekts von [Constellar Star Chart] nebenbei auf. Um seinen Drachen rotierten die goldenen Xyz-Materialien.

 

Constellar Ptolemy M7 [ATK/2700 DEF/2000 {6} OLU: 2]

 

Wortlos schob er die aufgezogene Fallenkarte in den Handschuh an seinem linken Arm. „Die setze ich erstmal.“

Noch während sie vor ihm mit dem Kartenrücken nach oben gerichtet auftauchte, nickte der Kopftuchträger seinem Gegenüber zu. Oder besser gesagt, dessen Monster. „Weg mit dir. Ich aktiviere Messier 7s Effekt! Da er nicht via Inkarnation aufs Feld kam, kann ich den sofort benutzen! Und egal wo es sich auch befindet, ein Monster kehrt damit sofort auf das Blatt seines Besitzers zurück!“

Um das Ganze noch einmal zu unterstreichen, zeigte er auf das Vogeleinhorn. „Wie ich sagte: Ab mit dir ins Extradeck, da Fusionsmonster nicht auf die Hand genommen werden können. Return Of The Star!“

Der mechanische Drache schnappte nach einer der Lichtsphären, die um ihn kreisten, und verschlang sie mit einem Happen. Gleich im Anschluss stieß er eine Mischung aus Heulen und seltsamen Singsang aus.

 

Constellar Ptolemy M7 [ATK/2700 DEF/2000 {6} OLU: 2 → 1]

 

Nigel gab ein wütendes Schnaufen von sich, als unter seinem Ascension-Patron ein Runenzirkel erschien, aus dem wiederum eine gleißende Lichtsäule stieß und jenen regelrecht zersetzte.

„Bleibt noch einer.“ Grimmigen Blicks nahm Zanthe das andere Monster auf dem Spielfeld seines Gegners ins Visier. „Messier 7! Angriff auf [Phantom Beast Wild-Horn]! M7 Star Launcher!“

Der edle Drache öffnete sein Maul und stieß einen orangefarbenen Strahl aus, von gelblichem Schimmer umgeben. Zwar hob der aufrecht gehende Elch seine Axt zum Gegenangriff, doch wurde von der Attacke zerrissen, bevor er überhaupt dazu kam.

 

[Zanthe: 300LP / Nigel: 4000LP → 3300LP]

 

„Das war's erstmal“, sagte Zanthe mit zwei verbliebenen Handkarten.

 

„Draw Phase“, verkündete sein Gegenüber, zog auf und streckte sofort im Anschluss die Hand nach vorn, wodurch seine gesetzte Falle aufsprang, „Fallenaktivierung: [Fusion Reserve]. Damit erhalte ich ein Fusionsmaterialmonster, das von einem meiner Fusionsmonster im Extradeck aufgelistet wird.“

Vor ihm tauchte eine einzelne, vergrößert dargestellte Karte auf. Violett umrandet, erkannte der Werwolf sie als [Chimera The Flying Mythical Beast] wieder, eine zweiköpfige, geflügelte Schimäre. „Ich wähle [Gazelle The King Of Mythical Beasts].“

Sein D-Pad schob aber nicht nur die gelb umrandete Karte aus dem Deck hervor, sondern auch eine Zauberkarte aus dem Friedhof. Nigel nahm beide auf. „Zusätzlich gewährt [Fusion Reserve] mir noch Zugriff auf [Polymerization], sollte diese auf meinem Friedhof liegen.“

„Verstehe. Du willst also wieder eine Fusionsbeschwörung durchführen.“ Zanthe sah auf die verdeckte Karte zu seinen Füßen. „Nur zu.“

„Dazu musst du mich nicht auffordern. Ich aktiviere [Polymerization]!“ Ehrgeizig hielt der rothaarige Mann die Zauberkarte sowie die Karten von Gazelle und [Berfomet] in die Höhe.

Über ihm öffnete sich ein rot-blauer Vortex, der zuerst das löwenartige Ungeheuer verschlang und direkt danach ein geflügeltes, gehörntes Dämonenwesen, das einer Ziege ähnelte.

Doch dann geschah es. Zanthe, der damit gerechnet hatte, jeden Moment der Schimäre gegenüber zu stehen, beobachtete mit geweiteten Augen, wie eine dritte und vierte Karte in den Sog gezogen wurden – Zauber- und Fallenkarte respektive!

„Ich verschmelze den Stufe 5-[Berfomet] mit dem Stufe 4-[Gazelle The King Of Mythical Beasts] sowie der Zauberkarte [Spiritual Forest] und der Fallenkarte [Horn Of The Phantom Beast]!“

Ein Blitz schlug in den Wirbel ein, welcher sich so stark ausweitete, dass er bis zum Erdboden reichte. Nigel trat ein paar Schritte zur Seite, um nicht direkt vor dem Zentrum zu stehen. „Fusion Summon! Zerstöre, [Murciélago The Thunderblade Bull]!“

„Eine Zauber- und Fallenkarte als Teil einer Fusion!? Warte! Das ist die Hüterkarte“, stellte Zanthe fest. Zum ersten Mal stand ihm Schweiß auf der Stirn, als das gerufene Wesen die Bühne betrat.

Denn allein die massiven Hufe waren mit Klingen besetzt. Schwarz wie die Nacht war die Kreatur, deren kräftiger Körper von elektrischer Energie umgeben war. Das Rückenfell war zu Zöpfen geflechtet, die an ihm herab hingen. Doch das Auffälligste, neben den rot glühenden Augen, waren die Hörner … oder besser gesagt die gebogenen Klingen, welche jene ersetzten. Geradezu radioaktiv gelb strahlten sie.

 

Murciélago The Thunderblade Bull [ATK/0 DEF/0 (9)]

 

„Angriff auf Messier 7. Catastrophe Rampage“, befahl Nigel. Sein riesiger Stier begann mit dem linken Vorderhuf zu scharen.

Ein Angriff mit einem Monster ohne Angriffspunkte? Zanthe schluckte. Irgendwas würde da kommen. Sofort streckte er den Arm nach vorn. „Nicht so schnell! Ich aktiviere [Constellar Meteor]. Jedes Monster, das mit einem Constellar kämpft, wird ins Deck zurückgeschickt!“

Das Ungetüm senkte sein Haupt, als die Falle vor Zanthe aufklappte. Aus ihr schoss ein Geschwader glühender Felsbrocken.

Alles danach geschah so schnell, dass Zanthe es kaum erfassen konnte. Wie ein Blitz schoss der Bulle voran, zerschmetterte die Meteoriten mit seinen Hörnern und riss nebenbei ein verdammtes Gewitter aus Blitzschlägen hinter sich her, die [Constellar Ptolemy M7] trafen und explodieren ließen. Doch der wütende Stier rauschte weiter in seiner Unaufhaltsamkeit auf Zanthe zu, krachte in die aufrecht stehende Falle sowie den Zauber [Constellar Star Chart], bevor er den Werwolf rammte.

„Argh!“, schrie jener, der nicht schnell genug ausweichen konnte.

Er sah, wie die Welt Kopf stand. Über ihm sah er das Gras, in dem flammende Spuren zurückgelassen wurden. Plötzlich stand Murciélago wieder vor seinem Herrn. Und er krachte schmerzhaft auf dem Boden.

„Urgh!“

Auf dem Rücken liegend, sah er den Sternenhimmel nur verschwommen.

„Murciélago ist während der Battle Phase vor sämtlichen Karteneffekten geschützt, kann nicht durch Kämpfe bezwungen werden und ich erleide keinen Schaden dabei“, hörte er Nigel derweil erklären, „weder dein Drache, noch deine Falle hatten eine Chance. Denn mehr noch, nach dem Angriff zerstört der Donnerbulle noch zwei deiner Karten.“

Mühsam rollte sich Zanthe auf den Bauch. Tatsächlich, M7 und [Constellar Star Chart] waren fort!

„Dieses Monster kannst du nicht bezwingen“, versprach Nigel ihm unheilvoll.

 

~-~-~

 

„Wir sollten es versuchen!“, beteuerte Valerie ihren Glauben in die Worte des maskierten Dämons.

Sie und Matt hatten sich auf Bitte der Schwarzhaarigen tief ins Innere des nahegelegenen Parks begeben. Zu dieser Zeit waren keine Menschen mehr unterwegs, doch um sicher zu gehen, nicht gesehen zu werden, waren sie vom Weg abgewichen und hatten sich tiefer in den Wald begeben, der an den Park angeschlossen war. Nur aus der Ferne zeugte das Licht der Laternen und die weit über den Park hinausragenden Hochhäuser davon, dass sie sich in einer Großstadt und nicht auf dem Lande befanden.

„Hier wäre es doch ideal, oder?“ Valerie deutete auf eine kleine Lichtung, unregelmäßig von Bäumen umgeben.

Matt schüttelte den Kopf. „Schon. Hier könnte ich eine Beschwörung durchführen. Aber wir sollten das nicht tun.“

„Wenn dieser Dämon uns hätte schaden wollen, hätte er uns nicht extra in eine Falle locken müssen“, argumentierte Valerie zum wiederholten Male und schritt an ihm vorbei auf die Lichtung zu, drehte sich zu ihm um, „ich glaube nicht, dass wir eine Chance gehabt hätten.“

Der Dämonenjäger fasste sich an die Stirn. „Valerie, das war nur eine Astralprojektion …“

„Matt, bitte! Das könnte unsere einzige Chance sein. Wieso sonst ist er ausgerechnet zu so später Stunde vor uns erschienen?“

 

Seufzend sah Matt auf. Sie war Feuer und Flamme und seine Einwürfe, wie gefährlich die Idee war, sich in das Versteck der Undying zu schleichen, schien sie gar nicht zu hören. Die Schwarzhaarige im weißen Kleid war wie ausgewechselt.

„Nehmen wir an, dieses Wesen will uns wirklich helfen“, wagte er sich vorsichtig vor, „was, wenn die Beschwörung schief geht? Oder wenn sie gelingt?“

„Ich dachte du kannst Stoltz festhalten?“

„Aber nicht dauerhaft. Wie lange der Zauber wirkt, kann ich nicht sagen. Und sobald er frei ist, wird er uns folgen.“

Valerie aber hob die Hand. „Stopp! Du bist doch sonst nicht so pessimistisch. Wenn wir schnell genug sind, wird er keinen Grund mehr haben, uns zu töten.“

„Wir?“, staunte Matt und schwang energisch den Arm aus. „Valerie, vergiss es! Du kannst nicht mitkommen!“

„… werde ich nicht.“ Sie drehte sich von ihm weg. „Ich weiß, dass ich dir nicht helfen kann. Deswegen bleibe ich hier und passe auf Stoltz auf, solange du weg bist. Vielleicht kann ich dir etwas Zeit erkaufen, falls er sich befreit.“

„Nein!“ Eiligen Schrittes näherte er sich dem Mädchen und packte es an den Schultern. „Das ist Selbstmord.“

„Wenn wir nichts tun, ist es unterlassene Hilfestellung“, murmelte sie, ließ sich nicht von ihm herumdrehen, „falls Anya es nicht rechtzeitig schafft. Sie hat innerhalb von zwei Monaten gerade mal zwei Hüterkarten. Du weißt nicht, wo Edna ist, nicht, wo Harris ist, geschweige denn, wer die letzten beiden Hüter überhaupt sind.“

Schlagartig wirbelte sie von sich aus herum. „Meinst du nicht, dass wir uns einen Plan B zulegen sollten? Wir haben so viel Zeit verschwendet! Wenn du das Schwert findest und den Sammler beschwörst, könnte es noch in dieser Nacht enden. Anya wäre frei. Und du auch, oder nicht?“

„Valerie …“

„Bitte“, flüsterte sie und senkte das Haupt, „hilf ihr. Lass mich helfen, indem ich den Köder spiele.“

 

Insgeheim musste Matt sie bewundern für ihren Mut. Sie zitterte am ganzen Leib und doch war sie fest entschlossen, sich einem Undying zu stellen. Es wäre ihr Todesurteil, das wusste sie.

„Du könntest sterben. Wir beide.“

Sie sah auf. Und lächelte. „Im Turm sind wir auch nicht gestorben, obwohl die Lage aussichtslos erschien. Wir werden es schaffen, Matt.“

Der junge Mann atmete beim Anblick ihrer klaren, braunen Augen tief durch. „… okay.“

„Danke, Matt.“

„Ich denke, ich kann auch ohne das Grimoire einen Beschwörungskreis erschaffen.“ Er griff in die Innentasche seines Mantels und zog ein Stück weißer Kreide hervor. „Aber ich muss ein paar Anpassungen vornehmen. Hier kann ich nirgendwo einen Kreis zeichnen. Außerdem muss das Portal lange genug geöffnet bleiben, damit ich hindurch kann.“

Sie nahm ihm die Kreide aus der Hand. „Sag mir, was ich tun muss.“

„Die Bäume. Wir nehmen sie als Katalysator. Ich denke, wenn das klappt, wird Stoltz eine böse Überraschung erleben.“ Er grinste verschmitzt. „Hoffe ich, ich hab sowas noch nie probiert.“

 

Kurz darauf zeichneten sie zusammen diverse Runen und Symbole auf die Rinde der Bäume, die die Lichtung umgaben. Die ersten machte Matt Valerie vor, die sich die Zeichen schnell einprägte und dann alleine weiterarbeitete, während er sich in die Mitte der Lichtung begab und mit dem Finger weitere Symbole in die Erde zeichnete.

 

Nachdem die Vorbereitungen erledigt waren, stellten sie sich zusammen an den Rand der Lichtung.

„Bist du bereit?“

„Natürlich“, antwortete Valerie auf Matts Frage. Sie hob demonstrativ die blaue Duel Disk an ihrem Arm. „Falls er sich befreit, verwickle ich ihn in einem Duell. Das sollte dir etwas Zeit erkaufen.“

„Oder du rennst weg, sobald ich durch bin.“ Aber der junge Mann wusste, dass sie das nie tun würde. Am liebsten würde er sie mitnehmen, doch im Ernstfall, so wusste er, würde sie ihm eher im Weg stehen als alles andere, womit sie sie beide gefährdete. „Also schön, dann rufe ich ihn jetzt.“
 

Matt begann eine komplizierte, lateinische Formel aufzusagen, die Valerie jedoch nicht verstand. Die Symbole an den Bäumen begannen zu leuchten, ebenso die per Hand gezeichneten im Boden.

Nach etwa einer Minute fiel der Name des Undying. Matt verstummte, doch das Mädchen wagte es nicht, nachzufragen, was jetzt geschehen würde.

Sie warteten. Und dann geschah es. Ein schwarzes, ovales Portal öffnete sich direkt unter Matts Symbolen.

„Er kommt tatsächlich“, hauchte Valerie fasziniert.

Und das tat der riesige, bandagierte Undying. Stoltz schritt durch das Portal. Seine unsäglich langen Glieder, oder die, die noch übrig waren, sahen so unnatürlich aus, fand Valerie, die noch nie einen Undying gesehen hatte. Stoltz grinste. „Jemand ruft den Undying? Interessant.“
 

Als er Matt und Valerie bemerkte, zeigte er seine gelben Zähne. Bevor er aber dazu kam, einen Kommentar abzugeben, beugte sich Matt ruckartig nach unten und klatschte seine Handflächen auf den Boden. „Jetzt!“

Aus sämtlichen Symbolen von den Bäumen schossen leuchtende Ketten, die in rasender Geschwindigkeit den überraschten Undying umwickelten und festhielten. Jener war unter ihnen kaum mehr zu sehen. Doch nicht nur er wurde getroffen. Zwei Ketten wurden in das sich schließende Portal gezogen und hielten es mit aller Kraft offen.

„Los, beeil' dich!“, rief Valerie. „Viel Glück!“

Matt rannte auf den Undying zu. Dabei blickte er noch einmal über die Schulter zu Valerie, die glücklich lächelte. „Pass auf dich auf.“

Dann sprang er in das Portal. Alles wurde schwarz.

 

Seine Füße berührten harten Boden, er musste rennen. Wenn der Tunnel kollabierte, bevor er ihn verlassen hatte, würde er für immer zwischen den Dimensionen feststecken. Der Dämonenjäger rannte und rannte in vollkommener Finsternis. Bis er eine Öffnung sah, einen kleinen Spalt, durch den er schlüpfen musste. „Hab dich!“

Als er ihn erreichte, erwies dieser sich als größer als gedacht. Mit einem Satz war er hindurch.

 

Dunkelheit erwartete Matt, nachdem er das Portal durchschritten hatte. Er drehte sich instinktiv um und bemerkte hinter jenem ein großes, zylindrisches Behältnis, das schräg hängend an einer Wand befestigt war.

„Eine Stasiskammer?“, überlegte Matt laut. Neben dieser gab es ein Tastenfeld, von dem ein wenig Licht drang. Dadurch konnte Matt erkennen, dass er in einer kleinen Kammer gelandet war. Und hinter ihm befand sich der Ausgang.

 

Vorsichtig trat der Schwarzhaarige an jenen heran. Die Tür öffnete sich automatisch und führte in einen Gang, der geradeaus sowie nach links führte. Dieser war in sterilem Stahl gehalten, aber wenigstens ausreichend beleuchtet.

„Und wohin nun?“, fragte er.

Langsam schritt er geradeaus weiter. Hoffentlich hatte der maskierte Dämon die Wahrheit gesagt und die anderen Undying waren außer Haus. Was gleichzeitig zwei Fragen aufwarf: Wo waren sie dann? Und wo befand sich überhaupt dieses Versteck?
 

Die nächste Tür, die sich vor ihm öffnete, führte wieder in einen dunklen, kreisrunden Raum. Überall an den Wänden waren Monitore angebracht, jedoch die meisten davon deaktiviert. Einige zeigten diverse Orte, die Matt bereits kannte. Das Stadion, in dem das Finale des Legacy Cups stattgefunden hatte, eine der Brücken von Ephemeria City, ein Park ebenjener Stadt und auch das Brückenstadion.

„Was!?“, staunte Matt, als er dort ganz klein zwei Personen sah, die sich duellieren. Er eilte an das Pult vor dem Bildschirm. Eine davon war doch Anya! Und die andere? Der junge Mann kannte die Monster, die sie benutzte, nicht. Aber beim Anblick der mechanischen Vögel schloss er auf Kali.

„Die beobachten alles von hier“, überlegte er und fasste sich nachdenklich ans Kinn, „dadurch erklärt sich einiges.“

Aber nicht alles. Denn wenn sie alles mitverfolgen konnten, warum griffen sie Anya dann nicht bei der erstbesten Gelegenheit an?

 

Ratlos drehte Matt sich um: Erst jetzt bemerkte er, dass sich in der Mitte des Raums ein riesiger Thron befand. Von der Decke über diesem hingen diverse dünne und dicke Schläuche.

„Sind die Undying Maschinen?“, musste sich Matt zwangsweise wundern. Wozu brauchten sie sonst diese seltsame Stasiskammer oder das da. „Hm?“

Eiligen Schrittes näherte sich der Dämonenjäger dem Thron und umrundete ihn. Hinter diesem befand sich eine metallische Vitrine, so hoch wie der junge Mann selbst. Und hinter dickem Panzerglas erspähte er es. Ein langes Katana in einer Halterung hängend, neben ihm die Scheide.

„Das ist es! Sehr gut!“

Zumindest hatte der maskierte Dämon nicht gelogen in der Hinsicht, dass sich hier ein Schwert befand. War nur die Frage, ob es den Sammler wirklich töten konnte. Matt suchte nach einem Griff, um das Behältnis zu öffnen, doch fand er weder das, noch irgendeine Form von Schloss.

„Verdammt, wie geht das auf?“

Er drehte sich um. Der ganze Raum war voll von Konsolen, die vor den Bildschirmen standen. Jede davon könnte die Vitrine öffnen, doch woher sollte er wissen, welche das war?

„Na toll“, grummelte er und näherte sich jener hinter dem Thron, „was, wenn das Ding mit einem Passwort gesichert ist?“

 

„Du würdest es nie knacken.“

Einen erschrockenen Schrei ausstoßend, wirbelte Matt herum und stieß bei einem Rückwärtsschritt gegen das Pult. Dort stand sie, direkt neben dem Thron, in weißer Robe. Die Augen wurden von einer Maske bedeckt, die weit über ihr Haupt mit dem langen, schwarzen Haar hinausreichte.

„Du bist Zed!“, erkannte er sie von der Beschreibung Anyas her wieder. „Was machst du hier?“

„Fragt der Eindringling.“

Beschwichtigend hob Matt beide Hände. „H-hey, ich bin nicht hier, um gegen euch zu kämpfen. Im Gegenteil, ich brauche eure Hilfe.“

„Hilfe? Du bist ein Feind der Ewigen Ordnung“, sprach Zed eisig und trat einen Schritt näher.

Matts Herz schlug schneller und schneller. Verdammt, wo war die überhaupt so plötzlich hergekommen? Er hätte sie doch bemerken müssen!

„Dieses Schwert! Es kann jeden töten, nicht wahr?“, fragte er und deutete auf die Vitrine neben der Undying. „Wenn wir den Sammler damit erledigen, dann muss Anya keine Siegel mehr brechen.“

„Nein.“ Zed schüttelte den Kopf. „Eine solche Waffe würden wir niemals einem Fremden überlassen. Schon gar nicht dir, Matthew Summers.“

Verzweifelt sah Matt sich um. Links und rechts vom Raum gab es zwei Türen. Er war aus der linken gekommen. „A-ber-!“

„Du hast einen fatalen Fehler begangen, hier zu erscheinen“, drohte Zed und kam näher und näher. In ihrer Hand materialisierte sich ein langer Stab, den Matt jedoch nicht genau erkennen konnte.

 

Sie würde ihn töten, begriff Matt. Es gab keine andere Wahl, er musste fliehen. Kurzerhand wandte er sich nach rechts und eilte durch die Tür, die sich automatisch öffnete.

„Bleib stehen!“, befahl Zed und folgte ihm erstaunlich schnellen Schrittes.

Der stählerne Gang, durch den Matt schritt, flog förmlich an ihm vorbei. Jener knickte nach rechts ein, doch befand sich am Ende bereits eine Tür. Doch Matt ignorierte sie und nahm stattdessen die Kurve. Zu groß war die Gefahr, in noch so einem schmalen Raum mit einer Stasiskammer zu enden.

„Gib auf“, hörte er Zed hinter sich, warf einen Blick über die Schulter und stellte überrascht fest, dass sie aufgehört hatte zu rennen, „du kannst nicht von hier entkommen.“

Sie hatte gerade erst die Kurve erreicht. Gegenüber von Matt befand sich lediglich ein großes Tor, welches sich ebenfalls automatisch öffnete, als er sich näherte.

 

Als er es durchschritt, schloss es sich sofort wieder.

Matt war in einer großen, leeren Halle gelandet. Die Wände, wie all die anderen auch aus Stahl gemacht, ließen seine Schritte widerhallen. Voraus war eine Art Schleuse. Doch Matts Bauchgefühl sagte ihm, dass es besser wäre, diese nicht zu öffnen. Er wusste ohnehin nicht wie.

„Nur ein paar Sekunden“, keuchte er, in der Mitte der Halle angelangt, „ich muss nur kurz ein neues Portal öffnen.“

Er zog aus der Innentasche seines schwarzen Mantels ein Stück Kreide, doch etwas stieß ihn in den Rücken. Matt stolperte vorwärts und ließ die Kreide fallen, wirbelte erschrocken herum.

Zed stand vor ihm, mit erhobenem Stab. Der Anflug eines Grinsens spiegelte sich auf ihren roten Lippen wieder. „Ich sagte bereits, dass Flucht unmöglich ist.“

Matt nahm eilig ein paar Schrittes zurück, breitete die Arme aus. „Lass uns darüber reden.“

„Nicht nötig. Ich kenne die Fakten bereits. Du bist ein Werkzeug von Anya Bauer. Deswegen sollst du hier dein Ende finden.“

„Der Sammler ist dein Feind, nicht Anya! Er zwingt sie dazu, diese Dinge zu tun!“

„Ich weiß.“

Matt überschlug sich förmlich. „Warum helft ihr uns dann nicht!?“

„Das hat dich nicht zu interessieren.“

„Wow“, lachte Matt ironisch auf, „mit euch kann man echt prima verhandeln. Also schön, du lässt mir ja gar keine andere Wahl!“

 

Er streckte den Arm aus, an dem sein neues, schwarzes D-Pad hing, nachdem das alte durch einen gewissen Vokuhila-Träger ein jähes Ende gefunden hatte. „Duelliere dich mit mir.“

„Was!?“, keuchte Zed erschrocken. „Du wagst es!?“

„Angst vor einer Herausforderung?“

Zwar wusste Matt, dass er nicht so große Töne im Antlitz eines Undying spucken sollte, doch war dies die einzige Möglichkeit, sich ein paar Sekunden zu erkaufen. Wenn er Zed besiegte und sie kurzzeitig außer Gefecht setzte, würde er vielleicht ein Portal öffnen können.

„Nein.“ Zed ließ den Stab in ihrer Hand verschwinden. „Du zögerst dein Ende nur hinaus.“

„Sagt die, die Anya nicht mal töten konnte, als sie bewusstlos am Boden war.“

„Sie hatte Levrier. Du hast niemanden. Und wir sind hier nicht in einem Elysion.“ Die Undying hob ihren Arm, an dem eine silberne, sichelförmige Duel Disk erschien. „Hier bin ich im Vorteil.“

„Wenn du meinst“, winkte Matt geheimnisvoll ab.

Und beide schrien: „Duell!“

 

[Matt: 4000LP / Zed: 4000LP]

 

„Dir als Eindringling steht es nicht zu, den ersten Zug zu haben“, entschied Zed herrisch und zog ihr aus fünf Karten bestehendes Startblatt.

Matt zuckte unbedarft mit den Schultern. „Okay.“

„Wohlan, füge dich deinem Schicksal. Ich beginne mit zwei Zauberkarten. [Aura Dominion], die das Spielfeld verändern wird und [Advent Of The Demigods]!“

Die riesige Halle löste sich binnen weniger Sekunden auf und verwandelte sich in eine grell leuchtende Ebene, umgeben von riesigen Säulen aus purem Licht. In jeder Himmelsrichtung ging eine Sonne am rosafarbenen Horizont auf. Der offene Tempel, in dem sie sich befanden, war neben dem seichten Nebel, der ihn umgab, durch eine kleine Vertiefung in der Mitte gekennzeichnet, zu der von allen Seiten drei Steinstufen führten.

Abseits davon stand Zeds zweite Zauberkarte aufrecht vor ihr, war von dauerhafter Natur.

„Mit dem Effekt von [Aura Dominion] erschaffe ich jetzt drei Spielmarken, was mich lediglich die oberste Karte meines Decks kostet.“ Zed nahm jene und schob sie in den Friedhofsschacht ihrer Sichel-Disk. Vor ihr ploppten drei weiße Feuerkugeln in einer Reihe auf.

 

„Soul Aura“-Spielmarke x3 [ATK/0 DEF/0 (1)]

 

Zwei von ihnen verpufften jedoch sofort wieder, als Zed rief: „Ich führe eine Tributbeschwörung durch. Erhebe dich, [Demigod Of Straining Desert, Ramses]!“

Die Fliesen vor ihren Füßen zerliefen zu schimmerndem Sand, welcher immer weiter in die Tiefe abdriftete. Als Matt schon nicht mehr daran glaubte, dass überhaupt etwas auftauchen würde, schoss eine riesige Pyramide aus dem Boden, von dessen Spitze der Oberkörper eines vierarmigen Skeletts abging. Jenes war mit Schwertern und Speeren bewaffnet und verdeckte mit seinem 'Unterleib' den Blick auf die Undying.

 

Demigod Of Straining Desert, Ramses [ATK/2600 DEF/3200 (10)]

 

Matt hörte seine Gegnerin hinter ihrem Monster sagen: „Da zwei Spielmarken als Tribut für die Beschwörung angeboten wurden, kannst du bis zum Ende deines Zuges keine Karten setzen.“

„Das ist schlecht …“

„Es geht noch weiter. Bei jeder Tributbeschwörung eines Demigods wird eine Zählmarke auf [Advent Of The Demigods] gelegt.“ Um ihre aufrecht stehende Zauberkarte begann eine kleine, weiße Flamme zu kreisen.

 

Advent Of The Demigods [Zählmarken: 1]

 

„Außerdem biete ich die letzte Soul Aura als Tribut an, um den zweiten Effekt meines Monsters zu aktivieren. Impenetrable Aura!“

Der Skelettgott samt seiner Pyramide begann in regelmäßigen Intervallen hellbraun aufzuleuchten.

„Es ist dein Zug, Dämonenjäger Matthew Summers.“

 

Jener setzte ein keckes Grinsen auf. „Das lass ich mir nicht zweimal sagen. Draw!“

Voller Schwung riss er eine sechste Karte von seinem Deck und betrachtete sie gespannt. „Hm.“

Gerne hätte er [Evilswarm Ophion] beschworen, um sich verschiedene Vorteile zu sichern, doch leider war dieser zu schwach, um es mit Ramses aufzunehmen. Also musste er gleich sein großes Geschütz auffahren.

„Also schön“, murmelte er vor sich hin und nahm gleich drei Karten auf einmal aus seinem Blatt, „da du mehr Monster als ich besitzt, kann ich [Evilswarm Mandragora] spezialbeschwören. Dazu kommt als Normalbeschwörung [Evilswarm Castor], der durch seinen Effekt noch ein Monster von meiner Hand beschwören kann, [Evilswarm Thunderbird]!“

Der Reihe nach tauchten die genannten Monster vor ihm auf. Das erste war ein braunes Wurzelmonster mit weißem Haar, dessen Arme in grünen Blättern endeten. Daneben materialisierte sich ein Schwertkämpfer, dessen eine Hälfte der Rüstung schwarz, die andere dagegen weiß und sein roter Umhang zerfetzt war. Und zuletzt erschien ein überdimensionaler, schwarzer Vogel, von dessen Haupt lange, dornenbesetzte Tentakel ausgingen.

 

Evilswarm Mandragora [ATK/1550 DEF/1450 (4)]

Evilswarm Castor [ATK/1750 DEF/550 (4)]

Evilswarm Thunderbird [ATK/1650 DEF/1050 (4)]

 

Zuversichtlich streckte Matt die Hand nach vorne aus. „Ich errichte das Overlay Network! Aus meinen drei Stufe 4-Monstern wird ein Rang 4-Monster!“

Nichts geschah. Langsam ließ Matt den Arm wieder unter einem Seufzen sinken. „Lass mich raten, durch den Effekt deines Monsters kann ich keine Monster aus dem Extradeck beschwören, richtig?“

„Nein.“

„Was? Aber warum …?“ Verwirrt griff der Schwarzhaarige nach seinem neuen D-Pad, um das Extradeck daraus hervor zu ziehen. Und als er es durchging, stieg die blanke Panik in ihm hoch.

Sie war weg! [Evilswarm Ouroboros'] Karte, sie war nicht mehr da! Noch einmal ging er die Reihe an schwarz-umrandeten Karten durch, ohne fündig zu werden. Wo war sie!?

Aufgelöst blickte er zu seiner Gegnerin, besser gesagt deren Monster. War das ihr Werk?

„Hm?“, machte er plötzlich und blieb einen Moment stumm. Bevor er richtig laut wurde. „Das kann doch nicht wahr sein!? Wieso!? Die ganze Zeit schon!? Du hättest mich-!“

Dann wieder eine Pause in der er tief durch atmete. „Der kann sich auf was gefasst machen. Das kann echt nicht wahr sein … Aber solange Ouroboros weg ist, muss ich es so machen. Eine andere Wahl habe ich ja nicht.“

Und trotzdem, in den falschen Händen war dieses Monster fatal! Ein Zustand, von dem er getrost ausgehen konnte. Zudem er ohne es einer mächtigen Waffe beraubt war! Verdammt!

„Ich errichte das Overlay Network! Aus meinen beiden Stufe 4-Schwärmern Mandragora und Castor wird ein Rang 4-Monster!“

Unzufrieden sah er dabei zu, wie sich vor ihm ein Schwarzes Loch öffnete. Besagte Monster verwandelten sich in violette Lichtstrahlen und wurden davon absorbiert. „Xyz Summon!“

Sofort wand sich ein schwarzer, schlangenhafter Drache aus dem Überlagerungsnetzwerk und zog eine Bahn um Matt, welcher rief: „Erscheine, [Evilswarm Bahamut]!“

Welcher prompt vor ihm Stellung bezog. Zur Hälfte bestand sein schwarzer Körper aus Eiskristallen. Die Bestie spreizte ihre Schwingen, deren Innenhäute ebenfalls aus purem Eis waren, und wurde dabei von zwei Lichtsphären umkreist.

 

Evilswarm Bahamut [ATK/2350 DEF/1350 {4} OLU: 2]

 

„Wenn ich es nicht durch Kampf zerstören kann“, begann Matt und zückte aus seinem Blatt die Karte von [Evilswarm Golem] vor, welche er in den Friedhofsschlitz schob, „übernehme ich es einfach …“

Sein Drache schnappte nach einer der beiden Lichtkugeln und verschlang sie, während Matt die Hand ausstreckte. Dabei schloss er die Erklärung ab. „… im Austausch für eine Overlay Unit und einen Schwärmer von meiner Hand! Spread Infection!“

 

Evilswarm Bahamut [ATK/2350 DEF/1350 {4} OLU: 2 → 1]

 

Bahamut öffnete sein Maul und sammelte darin schwarze Partikel, welche de facto Millionen winziger Insekten waren, die anschließend in einem mächtigen Odem in Ramses' Richtung ausgestoßen wurden. Als sie auf die Halbgottheit trafen, wurde diese binnen weniger Sekunden komplett umhüllt. Zumindest bis die Insekten wie tote Fliegen von ihr abfielen und verschwanden.

Der Dämonenjäger seufzte. „Okay, -das- war dann wohl der Effekt von diesem Ding.“

„Das ist richtig“, bestätigte ihm Zed, „bis zum Ende deines Zuges sind sämtliche meiner Karten vor den Effekten deiner Monster gefeit.“

„Großartig“, murmelte Matt verstimmt vor sich hin. „Wieso habe ich nicht einfach nachgesehen? Und du sei still, ich finde das alles ganz und gar nicht lustig!“

Zed gab ein verwirrtes Geräusch von sich, reagierte aber nicht auf den erneuten plötzlichen Ausbruch.

Grimmig widmete sich Matt seinem Blatt, welches er gerne nutzen würde. Aber die Falle darin durfte er nicht setzen. „Verdammt! End Phase!“

 

„Ich ziehe!“, ließ die schwarzhaarige Undying ihn wissen und zog, von ihrem Monster vor seinen Augen verborgen, eine Karte. „Nun der Effekt von [Aura Dominion]!“

Elegant hob sie die Hand in die Höhe. „Für meine oberste-! Was!?“

Sie sah es nicht, hörte es aber. Dieses Rauschen und Zischen. Irgendetwas geschah da. Geschickt sprintete Zed daher auf ihr Monster zu und sprang auf den unteren Teil, die Pyramide, um sich dann geschickt noch weiter hoch auf die Schulter des Skeletts von Ramses zu schwingen. Und wurde gerade noch so Zeuge davon, wie Matts Drache in das Schwarze Loch des Overlay Networks unter tosenden roten Blitzen eintauchte.

„Sorry, aber bei einem Gegner wie dir darf ich mich nicht zurückhalten“, rief der, als er sie dort oben bemerkte. „Aus meinem Rang 4-Schwärmer wird die erste Saat geboren. Rank Up-Incarnation!“

Der Sog wurde regelrecht von Innen zerschmettert, die ganze Tempelanlage begann unkontrolliert zu vibrieren. „Dominiere, [Primalswarm Yggdrasil]! Inkarnationseffekt: Chain Annihilator!“

Seine inkarnierte Kreatur hatte sich noch gar nicht aus dem kurz vor einer Explosion stehenden Überlagerungsnetzwerk erhoben, da wurde das gesamte Umfeld in negative Farben getaucht. Und in Matts rechtem Auge begann ein rotes Symbol aufzuleuchten, die Zahl 2, unter der sich noch ein horizontaler Strich befand.

„Ah! Unmöglich!“, keuchte Zed, doch eine Schockwelle riss bereits alles um sie herum auseinander. Sie befanden sich wieder in der großen Halle.

„Chain Annihilator ist die Fähigkeit Yggdrasils“, sprach Matt, als sich aus dem Schwarzen Loch ganz langsam etwas vor ihm erhob, „die Kette, in die er hineinbeschworen wurde, komplett zu negieren und sämtliche anderen Karten darin zu zerstören.“

Zeds Aufmerksamkeit galt aber längst dem Ungetüm, das sich hoch wie ein Turm vor Matt entfaltete. Der Unterleib bestand aus neun Drachenköpfen an langen Hälsen, die wie Wurzeln von Yggdrasil herab hingen und, je höher der Blick wanderte, umeinander geschlungen waren. Ab der Hüfte begann nur noch ein schwarzer Torso einer humanoid wirkenden Kreatur, ausdruckslos, da sämtliche Merkmale eines Gesichts fehlten. Sie hatte Arme und an diversen Stellen zogen sich dünne Fäden in alle Himmelsrichtungen und verschwanden im Nichts.

„Es bewegt sich“, stammelte Zed ungewöhnlich nervös. Womit sie die eigentliche Haut der Kreatur meinte, die an manchen Stellen manchmal unter der schwarzen Schicht violett hervor schimmerte. Denn das Schwarze, das waren winzige Insekten, dieselben, die Bahamut schon ausgeworfen hatte.

 

Primalswarm Yggdrasil [ATK/3050 DEF/1650 {12} OLU: 2]

 

Matt verschränkte die Arme. Sein schwarzer Donnervogel wirkte gegen dieses Biest geradezu winzig. „Drastische Situationen erfordern drastische Maßnahmen. So ging der Spruch doch, oder?“

Am liebsten hätte er seine Geheimwaffe lieber via Ouroboros inkarniert, aber wenn man bedachte, dass dieses Wesen über jede Schwärmer-Xyz gerufen werden konnte, sollte er wohl dankbar sein. Sein Blick lag auf den beiden pechschwarzen Sphären, die um die Wurzel allen Übels kreisten. Eine mehr wäre wirklich nicht verkehrt, aber was sollte er machen?

„Du solltest so etwas nicht besitzen!“, stieß Zed unwirsch hervor. „Inkarnationen … nur Immaterielle sind dazu in der Lage. Aber ich spüre keinen in der Nähe!“

Schulterzuckend nahm Matt dies zur Kenntnis und erwiderte: „Er hat sich noch nicht gezeigt. Ich glaube, er mag dich nicht besonders.“

„Jetzt kann ich dich erst recht nicht gehen lassen!“ Panisch betrachtete Zed ihr Blatt, das ihren Worten aber scheinbar keinen rechten Nachdruck verleihen wollte. Denn kurz darauf drehte sie die Karte ihres Monsters in die Horizontale. „Ich versetze [Demigod Of Straining Desert, Ramses] in den Verteidigungsmodus. Zug beendet!“

Jener kreuzte zwei seiner vier Arme vor die Brust, während er die anderen beiden schützend vor Zed auf seiner Schulter hielt. Dabei ließ er einen Spalt zwischen seinen Knochenfingern, durch den sie hindurch sehen konnte.

 

Demigod Of Straining Desert, Ramses [ATK/2600 DEF/3200 (10)]

 

Die verschiedenen Drachenköpfe hoben und senkten sich, fauchten Matts Gegnerin böse an, während dieser aufzog. Und plötzlich einen betrübten Gesichtsausdruck gewann. „Ich muss dieses Duell so schnell wie möglich entscheiden. Demnach benutze ich Yggdrasils Effekt, mit dem ich pro Zug ein Monster aus meinem Deck wählen kann, das zu einer Overlay Unit für ihn wird. Black Law!“

Seine riesige Kreatur streckte den rechten Arm aus. Gleichzeitig nahm Matt eine Karte aus seinem Deck, [Evilswarm Coppelia], und schob sie unter die Karte seiner Inkarnation, über deren ausgebreiteter Handfläche eine dritte, schwarze Sphäre entstand.

 

Primalswarm Yggdrasil [ATK/3050 DEF/1650 {12} OLU: 2 → 3]

 

Matt öffnete den Mund, um zum Sprechen anzusetzen, schloss ihn jedoch wieder und senkte schuldbewusst das Haupt. Murmelte: „Sorry.“

Dann riss er mit entschlossenem Blick alle drei Xyz-Materialien unter seinem Monster hervor und hielt sie demonstrativ in die Höhe. „Jetzt der stärkste Effekt von [Primalswarm Yggdrasil]! Er verwandelt die gesamte Kraft seiner Overlay Units in einen vernichtenden Angriff um, der dir Schaden in Höhe der Summe der Angriffskraft besagter Monster zufügt.“

Jeder der neun Drachenköpfe erhob sich nun oder lugte unter dem Leib hervor, öffnete sein Maul und sammelte darin schwarze Partikel an, deren Ursprung die drei Lichtsphären waren, die sich auflösten.

 

Primalswarm Yggdrasil [ATK/3050 DEF/1650 {12} OLU: 3 → 0]

 

Die Undying ließ fassungslos die Arme sinken. „Das sind … zusammen 6550 Punkte!“

2350 für [Evilswarm Bahamut], 2450 für [Evilswarm Coppelia] und immerhin 1750 für [Evilswarm Castor], der ursprünglich Bahamuts Xyz-Material und übernommen worden war.

„Nicht ganz. Dein Monster ist im Weg“, entgegnete Matt leise, „und fängt mit dessen Angriffskraft entsprechend Schaden ab, wird dabei aber zerstört.“

Zed murmelte etwas von 2600, doch da streckte der Dämonenjäger schon erbarmungslos den Finger aus. „Blackening Infestation Stream Of Destruction!“

Synchron feuerten alle neun Drachenköpfe ihren Strahl in Zeds Richtung ab. Auf halber Strecke bündelten jene sich zu einem einzigen. Die Undying konnte nur noch schützend die Arme über den Kopf heben, da wurde sie schon fortgerissen. Für einen kurzen Augenblick war alles schwarz und weiß, als der Strahl auf Ramses traf und ihn wie Asche im Wind verwehen ließ. Im hohen Bogen flog Zeds Körper wie eine Strohpuppe durch die Luft, prallte mit dem Rücken voran auf das kalte Metall, überschlug sich mindestens dreimal, bis er rutschend endlich zum Stehen kam.

 

[Matt: 4000LP / Zed: 4000LP → 50LP]

 

Regungslos blieb Zed meterweit von ihrer ursprünglichen Position entfernt liegen. Matt rieb sich mit schuldbewusstem Blick über den Hinterkopf. „Das sah schmerzhaft aus.“

War sie tot, fragte er sich nervös. Nein, Undying konnten nicht sterben. Aber mit der Wucht eines solchen Angriffs hatte sie wohl nicht gerechnet. Doch solange das Duell noch nicht vorbei war, konnte Matt nicht nach dem Schwert suchen.

„Du hättest es mir einfach geben sollen“, sagte Matt zu Zed.

Welche sich langsam regte, mit den Händen vom Boden abstützte, wobei ihr langes, schwarzes Haar völlig durcheinander über ihren Rücken und die Schultern fiel. „So leicht … wirst du mich nicht besiegen … Matthew Summers … niemals!“

 

 

Turn 83 – Each Of Their Battles (3)

Die Schlacht um Anyas Schicksal wird an vier Fronten gleichzeitig geführt. Durch Zed erfährt Matt, was die Immateriellen wirklich sind. Ricther kann sich nur mit Mühe verteidigen, sieht sich jedoch zunehmend in seiner Vermutung bezüglich des Sammlers bestätigt. Und Zanthe sucht nach einem Kompromiss. Anya hingegen nicht …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2017-11-30T11:59:25+00:00 30.11.2017 12:59
Hey
Geniales Kapitel, da fliegen ja richtig die Fetzen, aber für Anya sieht das nicht allzu gut aus. Aber sie hat bestimmt noch ein paar Tricks im Ärmel.
Ricther muss gegen den Sammler ran und es sieht ja nicht so aus, als ob er lange durchhält aber das wird sicher noch ein krachen.
Zanthe hat auch so seine Probleme, aber er wird das schon irgendwie regeln, vor allem da er immer noch Exa als Unterstützung hat.
Alter, scheiß auf Wächterkarten, Matt's Incarnation ist ja der Hammer, aber ich glaube dass was Zed abbekommen hat ist nichts im Vergleich zu dem was Nick abkriegt wird, wenn Matt ihn in die Finger kriegt. Anya 2.0, alias Matt Summers XD
Hoffentlich muss Valerie nicht noch gegen Stoltz ran, obwohl der hat ja nur noch einen Arm...
Bin gespannt wie das weitergeht.
LG fubukiuchiha


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