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Yu-Gi-Oh! The Last Asylum

von

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Turn 62 - Determination

Turn 62 – Determination

 

 

Ungefähr drei Stunden vor dem ersten Viertelfinalspiel des Legacy Cups …

 

Anyas, Zanthes und Matts Hotelzimmer war verlassen. Während Letzterer bereits am gestrigen Tage seine Reise angetreten hatte, um mehr über den nächsten Hüter in Erfahrung zu bringen, befanden sich die anderen auf dem Weg zum Frühstücksbuffet.

Mittlerweile hatte das ein wenig trist erscheinende Zimmer mit den drei nebeneinander stehenden Betten eine gewisse Note von Anya angenommen, was nicht zuletzt daran lag, dass deren Klamotten überall verteilt lagen. Eine ihrer durchlöcherten Jeans lag mitten auf dem runden Tisch in der Ecke, ein gefühltes Dutzend schwarzer T-Shirts dekorierte wahlweise den Boden, Anyas Bett und sogar die Klinke zum Badezimmer.

 

Könnte ihre Kleidung sprechen, würde sie einen konzentrierten, spitzen Schrei der Warnung ausstoßen. Aber es waren eben nur T-Shirts und Jeans, die nie verraten würden, dass sich mitten im Hotelzimmer ein schwarzes, ovales Portal öffnete. Seine reflektierende Oberfläche spiegelte die Unordnung wieder, bis zwei Personen daraus hervor traten.

Die erste war gehüllt in eine schwarze Kutte und verbarg ihr Gesicht hinter einer weißen Porzellanmaske. Bei der anderen hingegen handelte es sich um niemand Geringeren als Anyas Bruder Zachariah.

Nachdem beide das Portal verlassen hatten, schloss sich jenes und Zach sah sich neugierig und mit leicht angewidertem Gesichtsausdruck um. Seine wesentlich kleinere Begleiterin Kali fragte mit gedämpfter Stimme: „Hier sind wir. Mach was du willst, aber beeile dich.“

„Nicht so kratzbürstig“, murmelte Anyas älterer Bruder im blauen, karierten Hemd unter schwarzem Sakko und fixierte seinen Blick auf deren Nachttisch. „Da ist es.“

Besser gesagt galt dem D-Pad, welches dort lag, sein Augenmerk. Gemütlich schlenderte er herüber zum letzten Bett der Reihe, welches sich am weitesten von der Tür entfernt befand, und nahm den Apparat in seine Hand.

Kali derweil war an das Panoramafenster herangetreten. „Verrätst du mir, was du vorhast?“

„Gib' mir ein paar Minuten“, erwiderte er und nahm das Gerät mit sich zum kreisrunden Tisch neben dem Fenster, wo er zuerst Anyas Jeans vom Stuhl nahm und wegwarf, ehe er sich setzte.

Er zog aus der Brusttasche seines Hemds einen Schraubenzieher heraus und löste nach und nach eine Abdeckung unterhalb des roten D-Pads, bis er dessen Inneres vor sich offenbarte.

„Ich will nur kurz dieses kleine Baby hier verstecken“, sagte er und holte noch etwas aus der Tasche. Es handelte sich um ein rechteckiges, schwarzes Stück Plastik, nur unwesentlich größer als eine Batterie. „Das dauert einen Moment.“
 

Während er ein paar Drähte innerhalb des D-Pads löste und mit seinem Mitbringsel verband, warf Kali ihm aus ihrer starren Maske einen Seitenblick zu. „Das ist eine Bombe.“

„Was dagegen?“, fragte Zachariah abwesend, ohne dabei aufzusehen.

„Ich weiß nicht …“

„Mach dir nicht ins Hemd. Das ist nur Plan C, falls die anderen beiden scheitern.“

Kali gab ein nachdenkliches Geräusch von sich. „Unser Ziel ist es lediglich, ihre Teilnahme am Legacy Cup zu beenden. Wir müssen verhindern, dass sie an Claire Rosenburg herankommt. Möglichst ohne Blutvergießen.“

Nun sah Zach doch auf, mit ernstem Gesichtsausdruck. „Denkst du, mir fällt das leicht? Aber hast du jemals darüber nachgedacht, dass selbst wenn wir sie von Claire fernhalten, ihr Blut dennoch an unseren Händen kleben wird?“

„Ich denke jeden Tag daran.“ Die Maskierte legte ihre Hand gegen das Fenster. Genau vor ihr flimmerte die Werbung der amtierenden Duel Monsters-Weltmeisterin über den Bildschirm des Wolkenkratzers, welcher gegenüber dem Hotel stand. „Aber sie soll nicht unwissend sterben. Das ist alles.“

„Ist es das wirklich?“, fragte Anyas Bruder skeptisch. Dann schnalzte er mit der Zunge. „Aber es ist in Ordnung. Dass du zweifelst, meine ich. Sieh es doch mal so: Wir verbinden deinen Rachefeldzug gleichzeitig mit einer guten Tat.“

Kali stieß sich vom Fenster ab und wandte sich Zachariah zu, der gerade damit beschäftigt war, das Gehäuse wieder zuzuschrauben. „Wie soll Plan C überhaupt funktionieren?“

„Hiermit“, antwortete er und zückte eine Karte aus seiner Brusttasche. Es war eine Falle namens [Avalon]. „Sie ist der Zünder, den ich jederzeit bei Bedarf ziehen kann. Wenn ich [Avalon] aktiviere macht es 'Boom'!“

Als Kali jedoch nichts erwiderte und nur die Karte anstarrte, verzog der Blonde eine säuerliche Miene. „Jetzt bleib mal locker. So weit wird es gar nicht kommen.“

„Unterschätze sie nicht, nur weil du sie zu kennen glaubst“, mahnte Kali ihn streng.

„Ich weiß, sie hat Levrier. Aber auch um den werde ich mich kümmern.“

 

Nachdem die Duel Disk wieder in ihren vermeintlichen Ausgangszustand zurückgebracht war, erhob sich Zach und schritt auf Anyas Nachttisch zu. „Keine Sorge. Die Bombe brauchen wir nicht, denn ich werde sie so oder so vom Platz fegen.“

Den Apparat wieder zurücklegend, zwinkerte er seiner Partnerin verschwörerisch zu. „Vertrau mir, du bekommst deine Rache. Oder willst du plötzlich nicht mehr?“

„Es gibt nichts, was ich mehr will, als sie zu vernichten“, verkündete Kali düster, „aber auf meine Weise. Überleg' dir gut, ob du Plan C durchziehen willst.“

Nicht weniger ernst erwiderte er: „Vergiss nicht, dass ich auch ein Wörtchen in der Sache mitzureden habe.“

„Du hättest schon einmal beinahe alles durch dein überstürztes Handeln verdorben“, warnte sie ihn nichtsdestotrotz und streckte den Arm aus. Ein schwarzes Portal öffnete sich neben ihr. „Du solltest sie nur ablenken, aber stattdessen wärst du ihr beinahe ans Leder gegangen.“

Der Blonde schlürfte lässig auf sie zu und winkte dabei ab. „Aber, aber, wer ist denn da nachtragend? Ist doch alles bestens.“

„Und so soll es auch bleiben. Bis ich anders entscheide.“

Daraufhin zwinkerte ihr Zachariah nur zu, ehe er das Portal betrat. Kali warf einen letzten Blick zurück in das unaufgeräumte Hotelzimmer, ehe sie ebenfalls in die Dunkelheit eintauchte und verschwand.

 

~-~-~

 

Erstauntes Raunen ging durch die Ränge der Zuschauertribünen. Einige sprangen von ihren Sitzen auf, um besser das Mädchen sehen zu können, das vorne über auf dem Boden lag. Mit einem Schlag wurde es ganz still in der kreisrunden Arena.

Anya sah mit zornesrotem Gesicht auf. „Du-!“

Direkt vor ihr verharrte [Gem-Knight Pearl], der weiße Ritter, um den sieben kohlkopfgroße Perlen schwebten. Neben ihm zur Rechten der geflügelte Smaragdkrieger [Daigusto Emeral], zur Linken dagegen der kleine, rothaarige Boxer mit der Gasmaske auf, [Battlin' Boxer Rabbit Puncher].

 

Gem-Knight Pearl [ATK/2600 DEF/1900 {4} OLU: 0]

Daigusto Emeral [ATK/1800 DEF/800 {4} OLU: 0]

Battlin' Boxer Rabbit Puncher [ATK/800 DEF/1000 (3)]

 

Es erschien Anya, als gäbe es keine Faser ihres Körpers, die nicht schmerzte. Durch den gescheiterten Angriff Rabbit Punchers auf Zachs in blau strahlender Rüstung steckenden König Artus hatte sie fast all ihre Lebenspunkte eingebüßt.

 

Sacred Noble Knight Of King Artorigus [ATK/2700 DEF/2200 {5} OLU: 0]

 

Dazu war sie noch von [Noble Arms – Excaliburn II] getroffen worden, dem riesigen, goldenen Schwert in des Königs rechter Hand, durch welches rote und blaue Energielinien über Kreuz verliefen. Auch wenn der fixe Schaden der Klinge ihr gleichzeitig den Hintern gerettet hatte, waren die dadurch verursachten, unerklärlichen Schmerzen vermutlich mehr als Kompensation genug aus der Sicht ihres Bruders.

 

[Anya: 100LP / Zachariah: 1200LP]

 

Anya biss die Zähne zusammen.

Und doch! All ihre Attacken hatten versagt. Rabbit Puncher war an dieser Nervensäge von Königin, Gwenirgendwas gescheitert, Pearl dagegen an [Noble Arms Of Destiny], dem leuchtenden Schild an Artus' linken Arm.

„Was ist mit ihr!?“, schrie der Kommentator Mr. C von seiner Lounge aus besorgt ins Mikrofon. „Sanitäter, schnell!“

Unter einem leisen Keuchen stützte Anya sich vom Boden ab. Alles, bloß das nicht. Wackelig auf die Beine kommend, winkte sie ab. „Schon gut, bin nur ausgerutscht. Alles okay!“

Eine schlechte Ausflucht, aber besser als gar keine. Wenn die Zuschauer erfuhren, mit was für Bandagen hier gekämpft wurden, wer wusste schon, was dann geschah und welche Konsequenzen es nach sich zog. Anya wollte sich das gar nicht ausmalen.

Mit zusammengekniffenen Augen hielt sie sich den Magen. Er schmerzte besonders und Anya vermutete, dass dies nicht nur an ihrem Bruder, sondern auch ihrer eigenen Kondition lag. Jedoch bereitete ihr das weniger Sorgen als Levrier … Wie es ihm wohl ging? Hoffentlich war er okay und nur bewusstlos, oder was auch immer Immaterielle waren, wenn sie ausnahmsweise mal nicht ihre große Klappe aufreißen konnten.

„Für dich ist hier Endstation“, sagte Zachariah und machte mit seiner Hand eine Bewegung, als wolle er sie an sich vorbei durchwinken, „mach jetzt bitte Platz für die nächsten Duellanten, ja?“

„Nope …“

„Pardon?“

Anya setzte schlagartig ihr durchtriebenstes Grinsen auf. „Ich sagte nein! Schon vergessen? Du bist genau da, wo ich dich die ganze Zeit haben wollte!“

„Was soll das jetzt heißen!? Jeder deiner Angriffe ist erbärmlich gescheitert!“

„Jeder? Wenn ich richtig sehe, habe ich noch ein Monster, mit dem ich angreifen kann“, erwiderte Anya altklug und beäugte dabei die Karte auf ihrem roten D-Pad, die sie von Henry erhalten hatte, „also sollten du und dein Artorigus sich schon mal frisch machen! Volle Fahrt voraus, [Daigusto Emeral]! Emerald Storm!“

Ihr Ritter des Emeralds mit den blassgrünen Flügeln der Gusto stieg in die Luft auf. Dabei streckte er seine Arme nach vorne und schoss die beiden kreissägenhaften Schilde an ihnen in breitem Bogen auf den brünetten König Artus ab.

„Du bist doch vollkommen durchgeknallt!“, schimpfte Zach auf einmal gar nicht mehr ruhig und unbesorgt.

„Genau! Deswegen funktioniert diese Karte auch so gut mit mir!“ Anya drehte mit süffisantem Grinsen einen Schnellzauber zwischen ihren Fingern um. „Kennst du die schon? [Ego Boost]! Sieh hin, was passiert. Und sieh gut hin!“

Während sie die Karte noch in ihren Apparat einlegte, schwoll die Brust Emerals vor Stolz geradezu an. Aus beiden Richtungen flogen die sich rapide drehenden Waffen auf Artus zu.

 

Daigusto Emeral [ATK/1800 → 2800 DEF/800 {4} OLU: 0]

 

Und trafen ihn mitten in die Brust. Mit weit offen stehenden Augen beobachtete Zachariah, wie sein Monster in einer gewaltigen Explosion niederging.

„Booyah!“, jubelte Anya inmitten eines aufgeregten Publikums. „Endlich ist die Ära der Tafelrunde zu Ende, Mistkerl! Also auch keine Schwerter mehr!“

Der Rauch lichtete sich und alles, was ihrem Bruder noch geblieben war, war seine verdeckte Karte. Mit offenem Mund stand er da, brachte keinen Ton heraus.

„Schade, dass der [Ego Boost] nur einen Zug anhält, aber das reicht schon“, sinnierte Anya und nahm ihre letzte Handkarte, welche sie ebenfalls in das D-Pad schob, „Zug beendet.“

Sogleich nahm ihr Krieger wieder eine normale Körperhaltung an. Die Falle materialisierte sich vor Anya, die sich wieder den Bauch zu halten begann. „Ugh!“

 

Daigusto Emeral [ATK/2800 → 1800 DEF/800 {4} OLU: 0]

 

„Du bist“, murmelte Zach und sein Gesicht wurde plötzlich zu einer zornigen Fratze, „die größte Plage, die man sich überhaupt vorstellen kann. Lerne endlich, wo du hingehörst! Auf die Knie! Draw!“

Mit von ihm ungewohnten Elan zog er eine Karte. „Du hast eins nicht beachtet, wertes 'Schwesterherz'! Ich brauche dich nur noch anzuhauchen, damit du-!“

Plötzlich stiegen von seiner Duel Disk gleißende Blitze grünlicher Färbung auf, die um sich schlugen und den Blonden taxierten. Der schrie schmerzerfüllt auf.

 

[Anya: 100LP / Zachariah: 1200LP → 200LP]

 

Anya begriff die Welt nicht mehr. Sie hatte nichts gemacht!

 

Werd' das Schwert los, mit dem er mich besiegt hat. Dadurch kannst du es drehen.

 

Sich an Kakyos Worte erinnernd, benutzte sie erstmals den Bildschirm ihres D-Pads oberhalb der Kartenzonen und durchforstete Zachariahs Friedhof. An den Tipp des jungen Mannes hatte sie gar nicht mehr gedacht! Und tatsächlich: Dieser Stromschlag eben war [Noble Arms – Excaliburn II] zuzuschreiben, das sich jede Runde dafür rächte, auf dem Friedhof zu liegen!

Das Mädchen blickte auf. Dampfend stand ihr Bruder dort drüben, in gebeugter Haltung, doch er sah zu ihr herüber.

„Nochmal überstehst du das nicht!“, rief Anya ihm zu.

„Danke für die Warnung, aber sie ist unnötig“, erwiderte er leise, „denn dazu kommt es nicht mehr. Ich beschwöre ein Monster! [Noble Knight Peredur]!“

Im selben Moment, in dem er dessen Karte auf die mittlere Monsterkartenzone legte, tauchte vor ihm ein wunderschöner Rappe auf, dessen glänzendes Fell nur von der blonden Haarpracht seines Reiters übertrumpft wurde. Der edle Ritter Percival führte sein Pferd erhobenen Hauptes einmal auf der Stelle im Kreis und bezog vor seinem Herrn Stellung.

 

Noble Knight Peredur [ATK/1900 DEF/300 (4)]

 

Zach streckte den Arm aus. „Und ich rüste ihn mit [Gwenhwyfar, Queen Of Noble Arms] vom Friedhof aus, was ihn sowohl stärker macht, als auch durch seinen eigenen Effekt eine Stufe steigen lässt!“

Missmutig beobachtete Anya, wie sich die brünette, kindliche Königin auf dem Sattel des Rappen an dessen Reiter schmiegte und verschwand.

 

Noble Knight Peredur [ATK/1900 → 2200 DEF/300 (4 → 5)]

 

„Willst wohl ganz sicher gehen, huh?“, fragte Anya grimmig. Die dämliche Pute konnte sich selbst opfern, um Lichtritter wie Percival vor dem Tod durch Karteneffekte zu bewahren.

Zach starrte seine Schwester unentwegt finster an. „Ist auch in deinem Interesse, glaub mir.“

Damit streckte er die Hand nach vorne aus. Geradezu flehend murmelte er vor sich hin: „Bitte … es muss irgendwann Schluss sein!“ Um dann lautstark fortzufahren. „Angriff auf [Battlin' Boxer Rabbit Puncher]! Lösche ihre restlichen Lebenspunkte aus, [Noble Knight Peredur]!“

Der Ritter nickte und straffte die Zügel. Sein Rappe setzte sich in Bewegung, sodass der Blonde mit einer Hand losließ, um sein Schwert zu ziehen. Im wilden Galopp näherte er sich dem kleinwüchsigen Boxer.

„Du-kapierst-es-nicht!“ Anya schwang den Arm über ihrer gesetzten Karte aus. „Du bist längst in meiner Falle! Und hier kommst du nicht mehr raus! [Soul Strike]!“

Die Karte sprang auf und plötzlich begann ihr Boxer in flammend-roter Aura aufzuleuchten. Zach zuckte zusammen.

„Denkst du, ich habe nicht mit so etwas gerechnet, Blödmann?“, raunte Anya. „Alles, was ich habe, geht in diesen letzten Gegenangriff! So auch die Hälfte meiner Lebenspunkte!“

Ebenso wie um ihr Monster entstand auch um Anya besagte Aura, die wie ein Herzschlag regelmäßig pulsierte.

 

[Anya: 100LP → 50LP / Zachariah: 200LP]

 

„Diese Falle macht [Battlin' Boxer Rabbit Puncher] stärker, genau genommen um die Differenz zwischen meinen derzeitigen Lebenspunkten und 4000!“

„Das gibt’s nicht!“ Der Kommentator war völlig aus dem Häuschen, als die Angriffspunkteanzeige des schwächlich anmutenden Boxers förmlich zu explodieren schien.

 

Battlin' Boxer Rabbit Puncher [ATK/800 → 4750 DEF/1000 (3)]

 

„Wirst du denn nie damit aufhören!?“, ereiferte sich Zachariah, der den Ritt seines Kriegers nicht mehr aufhalten konnte. Er riss die Karte der edlen Königin aus seinem D-Pad. „Effekt von [Gwenhwyfar, Queen Of Noble Arms]!“

Mit einem Male leuchteten Percivals Augen rot auf.

„Ich kann sie zerstören, um das Monster zu vernichten, mit dem ihr Liebster kämpft!“

Anya klappte die Kinnlade hinunter. „Aber das geht nur bei Finsternis-Rittern!?“

„Und genau das ist [Noble Knight Peredur], solange er mit einer Noble Arms-Karte ausgerüstet ist, wozu auch die Königin selbst zählt!“

Im Licht der Scheinwerfer funkelte das Schwert, als Percival damit vor dem Boxer angekommen ausholte. Jener hob die Faust zum Gegenschlag.

 

Noble Knight Peredur [ATK/2200 → 1900 DEF/300 (5 → 4)]

 

Ein ekelhaftes Surren durchdrang die plötzliche Stille. Anya sah nur noch die Gasmaske ihres Rabbit Punchers fliegen, an der noch dessen Kopf haftete. Eine tiefe, zornige Falte bildete sich auf ihrer Stirn. „Wirklich, dass du selbst jetzt noch so etwas abziehst …“

Zachariah stand aufrecht auf der anderen Spielfeldseite. Sein Gesicht war versteinert. Und Anya wusste genau warum. „Aber selbst wenn du dich wieder gerettet hast, Schaden konntest du mir nicht zufügen. Nächste Runde wird dich dein Schwert holen. Ich habe gewonnen!“

Der Blonde neigte den Kopf nach unten. „Richtig. Es gibt nichts mehr, was ich noch tun kann, um das zu verhindern. Aber …“

So wie er sprach, so völlig emotionslos, es bereitete Anya eine Gänsehaut. Irgendetwas stimmte da nicht.

„... das heißt nicht, dass ich nicht noch etwas in der Hinterhand habe. Einen letzten Trumpf …“

 

Gleichzeitig im spärlich beleuchteten Gang, der zum Duellfeld des Stadions führte …

 

Aus einem Portal mitten im Gang erscheinend, rannte Kali dem Licht des Ausgangs entgegen, welches sie von den beiden Duellanten noch trennte. Viel Zeit blieb ihr nicht mehr, denn Zachariah würde das hier durchziehen, dessen war sie sich inzwischen sicher. Sie musste ihn aufhalten und eine Katastrophe verhindern!

Nur noch wenige Schritte vom Ausgang entfernt, ertönte hinter ihr eine tiefe, weibliche Stimme, welche der Maskierten sofort Einhalt gebot.

„Du solltest dich nicht einmischen.“

Kali stöhnte ärgerlich. „Gardenia …“

Sich umdrehend, konnte Kali gerade so im dunklen Gang die Silhouette einer Person sehen, die einen braunen Umhang trug. Die Halogenleuchte über ihr war defekt, die Frau daher in Schatten gehüllt. „Wenn er -diese- Karte aktiviert, wird er sie umbringen!“

„So lautet der Plan.“

„Nein!“, widersprach Kali zornig. „Der Plan lautet, sie aus dem Turnier zu schmeißen! Damit sie nicht an Claire herankommt!“

Tadelnd bekam sie als Antwort: „Deine Naivität steht dir einmal mehr im Weg. Der Sammler wird einen anderen Weg finden, Anya zu ihrem Ziel zu führen. Zachariah weiß das.“

„Und riskiert dafür für immer hinter Gitter zu kommen!“ Kali wirbelte herum. „Das werde ich nicht zulassen!“

„Also willst du dein größtes Begehren hinten anstellen?“ Die Frage war so provokativ gestellt, dass Kali schnaubte. Gardenia fügte hinzu: „Gehst du jetzt durch dieses Tor, wird es sich womöglich für immer hinter dir schließen.“

Die Maskierte sah dem Licht entgegen. „Das nehme ich in Kauf. Wenn dir das nicht passt, sorg' dafür, dass er ihr nicht mehr schaden kann. Ich werde mich um sie kümmern, aber zu -meinen- Bedingungen!“

Jene, die Gardenia genannt wurde, hielt jedoch in derselben Schärfe wie schon zuvor dagegen und erwiderte: „Du bist unsicher. Hin und her gerissen zwischen deinem Gelüst nach Rache und deinem Gewissen. Zwei mögliche Wege. Wisse, dass keiner davon weder als gut, noch als böse bezeichnet werden kann.“

Kali schwieg währenddessen und hörte aufmerksam zu.

„Genauso wenig, wie Lebewesen in gut oder böse eingeteilt werden können. Es gibt nur verschiedene Betrachtungswinkel. Stellst du dich Zachariah in den Weg, würde es zweifelsohne jene geben, die dich dafür bewundern.“

Draußen waren lautstarke, aufgewühlte Reaktionen vom Publikum zu vernehmen.

„Andere hingegen werden dich für deine Entscheidung anklagen. Es gibt kein Richtig oder Falsch, egal wie du dich entscheidest. Aber du weißt ebenso, was getan werden muss. Nicht wahr, Dämonengöttin Kali?“

Jene gab nur trotzig wieder, als sie einen Schritt Richtung Ausgang trat: „Ich weiß, dass das nicht das ist, was ich mir vorgestellt habe!“

„Ich habe dich nicht gelehrt, derart töricht zu handeln.“

Plötzlich ertönte noch eine Stimme, quietschig, von Gardenias Schulter. Auf welcher eine etwa kopfgroße Gestalt mit leuchtend violetten Augen saß. „Keine Sorge, Oma-dono, ich passe schon auf sie auf!“

Gardenia seufzte schwer. „Also gut. Ich hoffe, dass es nichts an deiner Entscheidung zu bereuen geben wird, Kali.“

„Darauf kannst du Gift nehmen!“, hielt jene an ihrer Vorstellung fest. „Niemand hat das Recht, ihr das Leben zu nehmen. Niemand außer mir!“

 

„Meine letzte Karte: [Avalon]!“

Eine eisige Kälte durchfuhr Kali, als sie die Stimme Zachariahs aus der Arena vernahm.

„Ich verbanne fünf Monster von meinem Friedhof, darunter mindestens eine Form von König Artus und Lancelot“, erklärte er den Effekt, „um im Gegenzug das gesamte Spielfeld zu vernichten. Um -dich- zu vernichten!“

Orion, seines Zeichens ein Schattengeist, hielt sich die Stummelärmchen über den Kopf und kauerte sich zusammen. „Oh oh …“

Wutentbrannt wirbelte Kali herum. „Gardenia!“

„Es war sein Wunsch. Für den sehr wahrscheinlichen Fall, dass du dich einzumischen versuchst, bat er mich darum, Zeit für ihn zu schinden.“ Die im Schatten stehende Gardenia drehte sich mit Orion auf der Schulter um. „Nichtsdestotrotz waren meine Worte aufrichtig gemeint, Kali. Es gibt kein Richtig oder Falsch.“

Ein ohrenbetäubender Knall drang von der Arena zu ihnen.

 

~-~-~

 

„Duell!“, riefen Exa und Kakyo unison.

 

[Exa: 4000LP / Kakyo: 4000LP]

 

Etwas am Rand des engen Duellfelds stand Zanthe und verschränkte angespannt die Arme. Um sein Gesicht flackerte ein blaues, zackiges Symbol, einem Schmetterling nicht unähnlich. Durch Exas Zauber konnte Kakyo ihn nicht sehen, solange er nicht unmittelbar vor ihm stand. Ohne diesen hätten sie Kakyo nicht unbemerkt in die Seitengasse neben einer Kneipe zerren können.

„Mach nichts Dummes“, flüsterte Zanthe noch einmal seine Worte von zuvor.

Er begriff jetzt, dass Exa es nicht wirklich darauf anlegte, Kakyo zu töten. Alles bis hierher hatte nur der Einschüchterung gedient, um seine Zunge zu lockern. Wenn der brünette, unscheinbare Bursche das Duell gegen Exa verlor, würde dies auch geschehen.

 

Beide zogen schließlich ihr Startblatt. Und es war der langgewachsene Exa, der schließlich mit autoritärem Tonfall entschied: „Ich fange an. Und beende den Zug.“

Der Kopftuchträger blinzelte verdutzt. „Wie … wie bitte?“

„Im ersten Zug kann man doch eh nichts machen“, rechtfertigte sich der Blonde mit dem Rasterzopf und drehte sich zu seinem Freund um. „Hast du mir doch gestern selbst beigebracht.“

 

„Draw!“, schrie Kakyo aufgewühlt, während Zanthe sich die Hand gegen die Stirn schlug.

„Du hast nicht zugehört“, fauchte der Werwolf im Anschluss wütend, „man kann nicht im ersten Zug angreifen und eine Karte ziehen, mehr nicht.“

Exa legte eine Hand auf den Kopfhörer um seinen Hals und tippte abgelenkt gegen das Gehäuse. „Ich dachte das gilt für-!“

„Ich aktiviere [Spell Economics]“, übertönte Kakyo seinen Gegner lautstark. Vor ihm klappte die permanente Zauberkarte auf, aus der ein alter Lederwälzer samt Schreibfeder erschien. „Solange ich sie besitze, werden sämtliche Lebenspunkte bedingten Aktivierungskosten von Zauberkarten unwirksam. Wie zum Beispiel bei [Instant Fusion]!“

Der junge Mann legte sogleich noch eine Karte in sein D-Pad ein: Das Buch vor ihm klappte von selbst auf, die Feder neben ihr setzte am oberen Rand der linken Seite zum Schreiben an.

„Normalerweise müsste ich 1000 Lebenspunkte bezahlen, um [Instant Fusion] benutzen zu dürfen.“ Eine Klappe an seinem D-Pad seitlich der Monsterkartenzonen sprang auf. Sie verbarg ein Fach voller Karten, von dem sich Kakyo die oberste nahm und vorzeigte. „Jetzt aber sind die Kosten gleich 0. Von daher beschwöre ich jetzt ein Fusionsmonster mit maximal Stufe 5 von meinem Extradeck: [Flame Swordsman]!“

Exa drehte sich erschrocken wieder zu seinem Gegner um. Vor dem stand bereits besagtes Monster: Ein Krieger in blauer Robe, um dessen Hüfte sich ein roter Umhang breit machte. Von gleicher Farbe waren auch sein breiter Hut und die Klinge, die er mit sich führte.

 

Flame Swordsman [ATK/1800 DEF/1600 (5)]

 

„Da ich nicht mit ihm angreifen kann, opfere ich ihn für ein stärkeres Monster!“ Kakyo nahm seine Karte sofort wieder vom D-Pad und tauschte sie mit einer anderen von seinem Blatt aus. Der Flammenschwertkämpfer löste sich in einer weißen Lichtsäule auf, wobei sein Besitzer rief: „Zeig ihm, was du drauf hast, [Dark Magician Girl]!“

Dem Licht entstieg eine wunderschöne, blonde Magierin in blauer Robe, die sich ihren spitz zulaufenden Hut hielt und dabei zwinkerte. In der anderen Hand schwang sie ihren Zauberstab.

 

Dark Magician Girl [ATK/2000 DEF/1700 (6)]

 

„Black Burning!“, befahl Kakyo und deute mit aneinander gelegtem Zeige- und Mittelfinger auf seinen Gegner.

Sofort streckte seine Magierin den Arm mit dem Zauberstab in der Hand nach vorne und schoss daraus eine violette Energiekugel, die mitten in Exas Brust einschlug und explodierte.

„Halt-!“, schrie der, wurde aber von dem Knall übertönt.

 

[Exa: 4000LP → 2000LP / Kakyo: 4000LP]

 

Zanthe schüttelte fassungslos den Kopf. „Hast du es jetzt kapiert!? Wenn du dir nicht mal die Grundregeln merken kannst, dann lass mich lieber ran!“

Wieso hatte er bloß zugelassen, dass sich Exa mit einem angehenden Profi wie Kakyo duellierte!? Zweifelsohne war sein Freund ein kluger Mensch, aber er hatte ihm die Regel nur kurz in einer Bar erläutert! In einer Bar, die sehr viel Alkohol an den Blonden ausgeschenkt hatte!

„Geht schon“, sagte Exa wieder ernster, mit Blick auf Kakyo, „war nur die Aufwärmrunde.“

„Dasselbe gilt auch für mich“, erwiderte jener entschlossen und schob eine Karte unter die Monsterzone seines [Dark Magician Girls]. „Ich spiele eine Karte verdeckt aus und gebe an dich ab.“

Nachdem die Karte vor seinen Füßen vergrößert erschien, hielt er nun lediglich zwei Karten auf der Hand.
 

Bei Exa waren es dagegen, kaum hatte er wortlos aufgezogen, immerhin sechs. Der drehte sich schließlich mit sichtbar ratlosem Gesichtsausdruck Zanthe zu. „Und jetzt?“

„Du musst ein Monster beschwören, das stärker ist als seines“, riet der ihm genervt.

„Ich hab keins!“

„Dann zerstöre [Dark Magician Girl] durch einen Karteneffekt.“

Sich daraufhin seinem Blatt widmend, zuckte der Blonde mit den Schultern. „Da ist nichts. Ah! Aber ich hab doch ein Monster, das stärker ist!“

Zanthe legte seine Hand an die Stirn und schüttelte den Kopf. „Worauf wartest du dann?“

„Alles klar“, rief sein Freund mit wiederkehrender Ernsthaftigkeit, „ich beschwöre ein Monster. [Satellarknight Rigel]!“

Es war, als würde ein Blitz Zanthes ganzen Körper durchfahren. Der Klang dieses Namens ließ ihn augenblicklich erstarren. Über Exas Spielfeldseite begann eine helle, weiße Sphäre zu strahlen, die ihr Licht in Form einer Säule hinab sandte. Dort, wo der Kegel den Boden traf, stieg eine edle, humanoide Gestalt aus dem Nichts empor.

 

Satellarknight Rigel [ATK/1900 DEF/700 (4)]

 

Es war ein Ritter mit blonder, wallender Mähne, welcher in einer weiß-goldenen Rüstung steckte. In einer Hand hielt er seinen Umhang fest, den er scheinbar nicht tragen wollte, wohingegen er mit den Fingern der anderen einen weißen Schlagstock führte. Zudem drehte sich ein Ring aus Gold auf Hüfthöhe um ihn, an welchem der strahlende Stern in Miniaturversion hing.

„Das … kann nicht sein …“, stammelte Zanthe fassungslos und ließ die Hand von seiner Stirn sinken.

Als der Sternenritter vollkommen aufgetaucht war, schwanden die Sphäre und das Licht über ihm.

„Dieses Monster hat auch einen Effekt“, erklärte Exa ungerührt, „und der macht ein Satellarknight-Monster stärker. Ich hab nur eins, von daher …“

Kakyo ballte seine leere Hand zu einer Faust. „Nicht gut.“

 

Satellarknight Rigel [ATK/1900 → 2400 DEF/700 (4)]

 

Mit dem Finger auf die blonde Hexerin deutend, befahl Exa seinem nun in gelber Aura leuchtendem Monster: „Greif an!“

Augenblicklich holte Rigel mit seiner Waffe aus und richtete sie auf das [Dark Magician Girls]. Schlagartig wurde der Stab immer länger und schoss auf die Magierin zu. Jene wich erschrocken zurück und sah hilfesuchend zu ihrem Herrn.

„Nichts da! So leicht kriegst du sie nicht“, verteidigte jener sein Monster umgehend und schwang den Arm aus. Seine Falle klappte auf. „[Black Illusion]!“

Die Magierin nickte und verschwand plötzlich. So verfehlte sie der Angriff und traf stattdessen Kakyo an der Wange, welcher von der Wucht glatt auf die Knie gezwungen wurde.

„Ahhh!“, stieß er dabei schockiert hervor und hielt sich den Schnitt an der Wange, um welchen sich ein roter Film sowie leichter Dampf bildete.

 

[Exa: 2000LP / Kakyo: 4000LP → 3600LP]

 

Kurz darauf tauchte das Magiermädchen wieder vor ihm auf und fasste ihm mit mitleidigem Blick auf die Schulter. Kakyo nuschelte etwas und erhob sich wieder.

Gleichzeitig stand Zanthe der Mund weit offen. Nicht nur spielte Exa -diese- Monster, nein, er fügte seinem Gegner realen Schaden zu. Wer … wer war er!?

„Ist nur ein Kratzer“, murrte der Brünette unter dem strengen Blick seines Gegners, „solange ich [Dark Magician Girl] beschützen konnte, war es den Schmerz wert. [Black Illusion] behütet sie einen Zug lang davor, im Kampf zerstört oder von Karteneffekten beeinflusst zu werden!“

„Aber er bewahrt dich nicht vor Schäden aus dem Kampf, wie es aussieht“, stellte Exa richtigerweise fest.

In dem Moment stieß Zanthe einen erschrockenen Schrei aus. „Exa! Du musst sofort etwas tun, sonst stehst du am Ende des Zuges ohne Monster da!“

„Was!?“, drehte der sich mit verwirrtem Gesichtsausdruck um.

„Wenn du Rigels Effekt benutzt, verlierst du das Monster, das davon betroffen war!“, erklärte der Kopftuchträger wild gestikulierend.

Sein Freund machte große Augen. „Oh Mist, das wusste ich gar nicht!“

So suchte er sein Blatt nach einer hilfreichen Karte ab. „Monster … Falle, also … ah, wie wär's mit der hier? Die dürfte doch funktionieren, oder? Ich wechsele in die Main Phase 2 und aktiviere [Satellarknight Skybridge]!“

Vom Himmel herab schoss ein leuchtender, bunter Pfad in die Seitengasse, direkt vor Exas Füße. Während sein Rigel damit begann, jenem schwebend entlang zu folgen, passierte er einen anderen Ritter, der gerade auf dem Weg nach unten war. Dieser war jedoch nicht mehr als eine blau leuchtende Silhouette.

„Ja, das ist gut“, meinte Zanthe nachdenklich, „aber du kannst Schnellzauberkarten wie diese auch in deiner Battle Phase von der Hand aktivieren, schon vergessen?“

Der Blonde rieb sich verlegen den Hinterkopf. „Irgendwie schon. Ist auch egal. Dank dieser Karte darf ich einen Satellarknight von meiner Spielfeldseite mit einem aus meinem Deck austauschen, wenn man es so ausdrücken möchte. Und meine Wahl fällt auf, hmm, ah! [Satellarknight Capella]!“

Als der blau leuchtende Ritter vor Exa ankam, gewann er die Form eines weiß-goldenen Ritters, der in einem Streitwagen saß und Zügel aus gleißendem, gelbem Licht führte. Mit der Besonderheit, dass es gar kein Pferd gab, welches den Wagen zog. Genau wie bei Rigel, drehte sich auch um ihn ein goldener Ring.

 

Satellarknight Capella [ATK/1100 DEF/2000 (4)]
 

„Großartig!“, jubelte Exa sich selbst an Zanthe gewandt zu. „Da kommt seine Magierin nicht drüber!“

„Yeah“, kam es zögerlich zurück.

„Aber ich hab auch noch eine Falle. Die sollte ich auch noch ausspielen, da ich sie sonst nicht benutzen kann“, murmelte der junge Mann nachdenklich und mit einer gewissen Vorfreude. „Also setze ich sie!“

Er führte die Karte in seiner weiß-hellblauen Duel Disk ein, sodass sie zischend vor seinen Füßen auftauchte. Zanthe schnalzte mit der Zunge. „Du solltest so etwas nicht hinausposaunen! Jetzt weiß er, dass er vorsichtig sein muss!“

„Halb so wild“, winkte Exa jedoch unbekümmert ab. Seinem Gegner hingegen zeigte er kurz darauf wie gewohnt seine eisige Seite. „Ich bin hier fertig.“

 

Zanthe atmete beruhigt aus. Immerhin hat der Dummkopf es geschafft, nicht gleich zu verlieren und war jetzt hoffentlich abgesichert. Dafür, dass er ihm nur das Grundprinzip kurz erklärt hatte, machte sich Exa gar nicht so schlecht. Aber mit Kakyo als Gegner? Zumindest besaß Exa ein starkes Deck.

Sofort war es wieder da: Dieses beklemmende Gefühl in seiner Brust, ein Kampf zwischen Hoffnung und der Furcht vor der Gewissheit. Eine, die er erlangen musste, egal was es kostete.

„Woher hast du dieses Deck?“, fragte er Exa scharf, während Kakyo stillschweigend aufzog.

„Weiß nicht“, antwortete der schulterzuckend, ohne sich umzudrehen.

Was dem Werwolf alles andere als gefiel. „Das glaube ich dir nicht!“

„Ich weiß es nicht, okay!?“, wirbelte Exa nun erzürnt zu ihm herum. „Vor ein paar Minuten hatte ich noch gar keins. Du wolltest mir eins besorgen, schon vergessen?“

„Aber es muss doch irgendwie in deinen Besitz geraten sein!“, blieb Zanthe beharrlich wie zunehmend verzweifelt zugleich. „Ohne Deck kann man sich nicht duellieren, aber genau das wolltest du, also-!“

Exa breitete aufgeregt die Arme aus. „Ich weiß nicht, wie -das- genau funktioniert! Nenn' es Instinkt oder was auch immer. Dieses Deck habe ich mir nicht ausgesucht, das hat- egal, das erkläre ich dir später. Zumindest falls ich bis dahin schlauer bin als du ...“

„Versprich es mir!“, forderte Zanthe.

Sein Freund nickte fest. „Versprochen.“

 

Indes nahm Kakyo eine Zauberkarte aus seinem Blatt hervor und legte sie in das rote D-Pad ein. Das Blut, das seine Wange entlang rann, beachtete er gar nicht. Doch auch wenn er entschlossen klang, so hörte man in seinen Worten auch eine unterschwellige Furcht durchklingen. „Ich aktiviere [Dark Magic Curtain], für den ich die Hälfte meiner Lebenspunkte zahlen müsste, aber …“

Seine andere offen stehende Zauberkarte, [Spell Economics], leuchtete auf. Das magische Buch vor dem jungen Mann bekam einen weiteren Eintrag durch die schwebende Feder.

„... ich muss sie nicht zahlen, wie ihr seht“, erklärte Kakyo. Unterdessen tauchte vor ihm ein dunkelblauer Vorhang auf, dessen oberes Ende von einem Skelett gehalten wurde. „Zwar kann ich den Rest des Zuges über nicht mehr beschwören, dafür wird aber sofort mein Assmonster aus dem Deck herbeigerufen!“

Mit einem Ruck riss das Skelett den Vorhang beiseite. „Erscheine! [Dark Magician]!“

Ebenjener war es auch, der schließlich hinter dem Stoff auftauchte und in abwartender Pose verharrte. Ganz in violett gekleidet, umklammerte der Magier seinen grünen Zauberstab. Das Magiermädchen neben ihm strahlte vor Freude und die beiden nickten einander zu.
 

Dark Magician [ATK/2500 DEF/2100 (7)]

 

„Dein Monster hat keine Chance“, verkündete Kakyo aufgeregt und zeigte auf den Streitwagenführer Capella, „greif es an, [Dark Magician]! Black Magic!“

„Er ignoriert die Falle einfach!?“ Zanthe weitete die Augen.

Erbarmungslos streckte der Hexer seinen Zauberstab nach vorne und schoss aus dessen Spitze eine violette Energiekugel ab, die durch die Seitengasse fegte und den Sternenritter zerfetzte.

„Und gleich darauf greift [Dark Magician Girl] direkt an!“, befahl der Brünette mit bebender Stimme. „Black Burning!“

So tat es die blonde Magierin ihrem Meister gleich und lud an der Spitze ihres Zauberstabs eine flammend-violette Lichtkugel auf, die sie auf Exa abschoss.

„Der will unbedingt gewinnen, komme was wolle!“, stellte jener erhitzt fest. „Aber nicht mit mir, ich habe die Falle nicht umsonst gesetzt! Los!“

Besagte Karte namens [Stellarnova Wave] sprang auf. Aus ihr traten ein blauer und ein roter Schwarm funkelnden Staubs in die Höhe und formten dort das Symbol eines Sechsecks, aus dem in alle Himmelsrichtungen Lichtstrahlen abgingen.

„Diese Falle kann ich nutzen, um während deiner Battle Phase einen Satellarknight aus meinem Blatt zu rufen!“ Im Antlitz der violetten Energiekugel schmetterte Exa sein Monster auf die Duel Disk. „Spezialbeschwörung, [Satellarknight Alsahm]!“

Aus der Mitte des Hexagons schoss ein weiterer Lichtstrahl nach unten und schlug dort in Form eines kleinen, weiß-goldenen Ritters ein, der dank abgerundeter, Flügeln nachempfundener Triebwerke über der Luft schwebte …

 

Satellarknight Alsahm [ATK/1400 DEF/1800 (4)]

 

… und sofort im Anschluss von einer Explosion zerstört wurde. Plötzlich schoss aus dem Rauch jedoch ein goldener Strahl, der zwischen den beiden Magiern hindurch flog und Kakyo direkt in die Brust traf. Jener wurde von den Füßen geholt und durch die Luft geschleudert.

 

[Exa: 2000LP / Kakyo: 3600LP → 2600LP]

 

Unter einem schmerzerfüllten Aufschrei prallte er mit dem Rücken auf den Boden und rutschte noch ein Stück weiter an den Mülltonnen vorbei.

„Geschieht dir recht“, sprach Exa unterkühlt, „du musst wissen, wenn Alsahm beschworen wird, fügt er dem Gegner 1000 Schadenspunkte zu. Hättest du mich nicht angegriffen, hätte ich ihn nicht beschwören müssen.“

Kakyo hob den Oberkörper an und sah seinem Gegner trotzig entgegen. „So funktioniert das Spiel aber. Und ich hätte ihn auch beschworen, wenn es nicht nötig gewesen wäre …“

Damit erhob er sich, indem er sich an einer der Mülltonnen hochzog. In seinem T-Shirt klaffte ein faustgroßes Loch, die Haut dahinter war sichtbar blutig und gerötet.

„Wenn ich dir einen Tipp geben darf: Rede. Das wäre die einzige Chance, hier lebend herauszukommen.“

Aber Kakyo winkte das Angebot mit einem ungläubigen Lachen ab. „Nein danke. Außerdem darf ich gehen, sollte ich das hier gewinnen, oder hältst du dich etwa nicht an Abmachungen?“

„Wer weiß“, erwiderte Exa vielsagend.

„Dann habe ich erst recht keinen Grund, frühzeitig das Handtuch zu werfen.“ Der junge Mann nahm seine vorletzte Handkarte und ließ sie in das D-Pad ein. „Ich spiele die hier verdeckt aus und gebe an dich ab.“

Mit einem Zischen materialisierte sie sich Stück für Stück vor Kakyo, welcher sich an die schmerzende Brust fasste.

„Denk an deine Gesundheit!“, mahnte Zanthe und versuchte es mit einem etwas freundlicherem Tonfall. „Wir wollen nur wissen, wer Kyon ist und wie du mit ihm in Verbindung stehst.“

Allerdings blieb der Brünette stur und nickte zu Exa herüber. „Dazu müsste er mich schon besiegen. Aber wenn das passiert, wer weiß, ob ich dann noch lebe!“

 

„Das finden wir bald heraus“, prophezeite der düster und zog seine nächste Karte, womit er bei drei Stück angelangt war. „Hmm … jetzt wird es wirklich schwierig.“

Zanthe seufzte. Er schlenderte herüber zur Außenwand der Kneipe und lehnte sich an ebenjene, verschränkte dabei die Arme. Neben ihm befand sich die Hintertür.

Das Symbol vor seinem Gesicht berührend, fragte er sich, wie das alles hier wohl ausgehen mochte. Hätte er doch bloß das Ruder in die Hand genommen …

„Denk dran, dein Deck ist nicht die einzige Quelle von starken Monstern“, sagte er dabei in Exas Richtung.

„Oh, richtig!“ Der nahm eine Karte aus seinem Blatt. „Ich brauch drei, richtig?“

„Ja. Aber woher weißt du das, ohne nachgesehen zu haben?“, hakte Zanthe skeptisch nach.

„Instinkt“, erwiderte Exa ernst, „und ich weiß sogar, was ich dafür tun muss. Als ob …“

„... du dieses Deck bereits benutzt hast.“

„Ja. Nur ist das völlig unmöglich.“ Der Blonde nahm eine Karte aus seinem Blatt. „Aber vielleicht lösen wir dieses Rätsel, wenn wir den da zum Sprechen bringen.“

Zanthe schloss die Augen und nickte. „Ja …“

Das Monster auf seine Duel Disk legend, rief Exa: „Dann tun wir es! Normalbeschwörung, [Satellarknight Vega]! Und wenn sie gerufen wird, kann ich noch einen spezialbeschwören: [Satellarknight Altair]!“

Gleich im Anschluss legte er noch ein Monster von seiner Hand auf den Apparat an seinem Arm. Zwei grelle Sterne begannen über dem Feld zu leuchten und schickten ihr Licht in die Gasse hinab. Als die Kegel den Boden erreichten, stiegen dort zwei Krieger auf. Die eine trug ein weiß-rosanes Kleid und eine goldene Metallstola. Altair dagegen war ein blau-weißer Ritter mit leuchtend blauen Energieflügeln. Wie bei allen ihrer Art, drehten sich auch um ihre Hüften goldene Ringe mit einem Miniaturplaneten daran.

 

Satellarknight Vega [ATK/1200 DEF/1600 (4)]

Satellarknight Altair [ATK/1700 DEF/1300 (4)]

 

Exa streckte den Arm nach unten gerichtet aus. „Und Altair besitzt auch einen Beschwörungseffekt. Er holt einen Sternenritter vom Friedhof, im Verteidigungsmodus, aufs Feld!“

Sein Monster imitierte die Pose und ließ eine goldene Lichtsäule vor sich aus dem Boden brechen, die den Bogen schießenden Krieger mit sich brachte.

 

Satellarknight Alsahm [ATK/1400 DEF/1800 (4)]

 

Jener spannte seine Waffe unverzüglich und schoss einen Pfeil ab, welchem Kakyo mit einem Hechtsprung zur Seite ausweichen konnte. Dabei stieß er gegen die Mülltonnen und musste sich an ihnen festhalten, um nicht umzukippen. Nicht weit hinter ihm knallte es.

 

[Exa: 2000LP / Kakyo: 2600LP → 1600LP]

 

„Nochmal passiert mir das nicht!“ Kakyo stieß sich von der Mülltonne ab. „Aber trotzdem, gut gespielt. Dafür, dass du offenbar ein Anfänger bist, hast du Einiges auf dem Kasten.“

„Spar' dir die Schmeicheleien“, schmetterte sein Gegner diese eiskalt ab. „Abgesehen davon kommt der wirklich schlimme Teil erst jetzt!“

In diesem Moment riss Exa seinen Arm in die Höhe. „Ich führe eine Xyz-Beschwörung durch!“

Zanthe musste in sich hineingrinsen, wie ungekünstelt sein Freund mit dem Duellieren doch umging. Was das anging, hatte er recht wenig mit -ihm- gemeinsam. Sofort durchbohrte ein bitterer Schmerz sein Herz. „Alessandro …“

Ein Schwarzes Loch öffnete sich vor Exa, dessen drei Ritter sich in gelbe Lichtstrahlen verwandelten und in es hineingezogen wurden. „Erscheine, Herr des Winterdreiecks! [Stellarknight Triverr]!“

Gleißendes Strahlen drang aus dem Overlay Network. Diesem entstieg ein weißer Ritter, prachtvoller als seine Vorgänger es je hätten sein können. Unbeständig flatterte der weiße Umhang um seine Schultern, als er sein Lichtschwert zog. An seinem anderen Arm hingegen befand sich ein Schild, geformt aus den drei Ringen der Satellarknights. Zwischen ihnen spannte sich ein Dreieck aus purem Licht, welches die eigentliche Schutzfunktion einnahm. Jene drei Ringe drehten sich und mit ihnen auch die Miniplaneten daran, in denen sich die leuchtenden Overlay Units befanden.

 

Stellarknight Triverr [ATK/2100 DEF/2500 {4} OLU: 3]

 

„Dieser sagenhafte Sternenritter hat einen besonderen Effekt, der dich zu Fall bringen wird“, drohte Exa seinem Gegner an und schwang den Arm aus, „bei seiner Beschwörung schickt er alle anderen Karten auf dem Feld ins Blatt ihrer Besitzer zurück!“

Kakyo erwiderte trocken: „Aha …“

„Great Southern Triangle!“, befahl Exa lautstark.

Der weiße Ritter begann sich in um die eigene Achse zu drehen. Dabei ließ er sein Schwert nach links und rechts ausschwenken, bei jeder Bewegung löste sich eine eisige Schockwelle von der Klinge. Es war wie die Aufführung eines Balletts, wie Triverr tanzte. Eine der Wellen erfasste Exas [Stellarnova Wave]-Fallenkarte, eine andere dagegen Kakyos [Spell Economics]-Zauber. Auch auf das Magiergespann schossen die weißen Lichtklingen zu. Und durch sie hindurch, da sie plötzlich verschwanden. Womit es Kakyo war, der beide Angriffe abbekam.

 

[Exa: 2000LP / Kakyo: 1600LP → 600LP]

 

„Ahhh!“, schrie der, von dessen Schultern nun blutige Schnitte klafften. Seine freie Hand auf den einen legend, sagte er: „Ich hab dir gesagt … du kriegst sie nicht. Keinen der beiden!“

Vor ihm stand die Falle [Trap Of Darkness] offen. Kakyo erklärte: „Sie lässt mich eine Falle in meinem Friedhof kopieren, aber das kostet 1000 Lebenspunkte. [Black Illusion]!“

Seine beiden Magier tauchten wieder an genau derselben Stelle auf, an der sie eben verschwunden waren. Zusammen hielten sie ihre Zauberstäbe vor Kakyo über Kreuz, als ob sie zum Ausdruck bringen wollten, dass Exa erst an ihnen vorbei musste, um den jungen Mann zu bekommen.

„Der Trick bringt dir auch nur so viel“, murrte der fast zwei Meter große Exa, „Effekt von Triverr! Ich hänge ein Xyz-Material ab, damit du eine durch den Zufall bestimmte Karte abwerfen musst!“

Besagter Sternenritter hielt seinen Schild schützend vor sich. An dessen oberem Ring verschwand der Planet.

 

Stellarknight Triverr [ATK/2100 DEF/2500 {4} OLU: 3 → 2]

 

Infolge dessen schoss aus der Mitte des Energiedreiecks ein Strahl, der an den erschrockenen Magiern vorbei zischte und Kakyo in die Hand traf. Der schrie schmerzhaft auf und ließ eine Karte fallen, die mit der Vorderseite nach unten auf dem Boden landete. Blut tropfte auf sie hinab.

„Gut, ich kann deine Magierin nicht zerstören. Aber dir Schaden zuzufügen reicht mir völlig.“ Exa streckte die Hand nach vorn. „Angriff auf [Dark Magician Girl]! Southern Cross!“

Um seinen Winterritter peitschten plötzlich sturmartige Winde, die Schneeflocken mit sich wirbelten. Dann schoss er wie ein Pfeil auf die blonde Magierin zu, drehte sich dabei in der Luft einmal um die eigene Achse und verpasste ihr schließlich zwei entgegen gesetzte Hiebe, sodass aus der kreischenden Hexerin spitze Eisspeere in alle Richtungen schossen. Kakyo, welcher sich gerade nach seiner verlorenen Karte bückte, sah einen nur knapp über seinen Kopf hinweg fegen.

 

[Exa: 2000LP / Kakyo: 600LP → 500LP]

 

Kaum war das getan, zog sich Triverr zurück.

„Ich setze die hier“, meinte dessen Besitzer und schob die Karte in seine Duel Disk, „Zug beendet.“

Schließlich zersprang das Eis und die Magierin atmete erleichtert auf. Zeitgleich tauchte die gesetzte Falle vor Exas Füßen auf.

Insgeheim musste Zanthe staunen, wie er das alles aus den Augenwinkeln mit ansah. Für einen Anfänger machte sich sein Freund immer besser. Ob das auch in Zusammenhang mit der Tatsache stand, dass er -dieses- Deck besaß? Alessandros Deck …

 

„Was ist das für ein Krach!?“, donnerte plötzlich eine tiefe Stimme und die Tür neben Zanthe wurde aufgerissen.

Ein bulliger, bärtiger Mann stampfte heraus, in weißem Hemd und dunkler Weste steckend. Scheinbar der Barkeeper, wenn man dem Geschirrtuch an seinem Hosenbund trauen konnte.

„Ihr da!“, fauchte er die beiden Duellanten an, als er sie bemerkte. „Was treibt ihr da!?“

Von Zanthe nahm er keine Notiz, obwohl dieser direkt neben ihm an der Wand lehnte und sich aufgeschreckt von dieser abstieß.

„Locker bleiben, wir duellieren uns doch nur“, äußerte sich Exa dem Barkeeper gegenüber heiter, wobei er ihn dabei dennoch nicht einmal ansah.

Jener bemerkte plötzlich, dass Kakyo verletzt schien. „Bursche, du blut-!“

In dem Moment krachte schon Zanthes flache Hand gegen seinen dicken Hals. Der Bärtige fiel bewusstlos vorne über, ganz zum Schrecken des angehenden Profiduellanten. Unruhig betrachtete Zanthe seine Tat. „Wo der her kommt, gibt’s bestimmt noch mehr.“

„Egal, das hier dauert nicht mehr lange. Gut gemacht“, wurde er dabei noch von Exa gelobt.

„Wie könnt ihr so etwas tun? Der Mann hat euch nichts getan!“

Auf Kakyos Empörung hin erwiderte der Blonde: „Dazu wäre es gar nicht erst gekommen, wenn du gleich auf unsere Forderung eingegangen wärst. Daran bist du schuld. Ach, und du mach die Tür zu.“

Zanthe wusste nicht so recht, was er davon halten sollte, tat aber wie ihm geheißen und stieg über den Barkeeper hinweg. Als er die Tür zu schob, warf er einen Blick über die Schulter zu Exa herüber. Ob es ihm überhaupt etwas ausmachte? Dann wunderte er sich, ob es -ihm- etwas ausgemacht hatte, diesem Mann sofort einen Schlag zu verpassen. Es war eine instinktive Reaktion gewesen, denn hätte der Kerl Alarm wegen Kakyos Wunden geschlagen, hätten sie das hier abbrechen müssen …

 

„Ihr seid wirklich das Letzte!“, ereiferte sich jener zornig und griff nach seinem Deck. „Hoffentlich bekommt ihr dafür eure gerechte Strafe! Draw!“

Mit Schwung zog er eine Karte nach. Zunächst warf er seinem Gegner einen abweisenden Blick zu, bis er schließlich leise vor sich hin murmelte: „… kein Risiko eingehen …“

Zu Exas und Zanthes Überraschung streckte er seinen Arm mit dem D-Pad aus, um dann auf den oberen Bildschirm zu tippen, welcher die feindliche Spielfeldseite abbildete. Besser gesagt war es Triverrs Karte dort, welche er berührte.

„... dacht' ich's mir doch, das Ding hat noch einen Effekt!“

Sein Gegenüber blinzelte erstaunt. „Was? Worum geht es hier?“

„Das weißt du genau!“, erwiderte Kakyo und nahm seine beiden Handkarten und schob sie parallel in den Apparat. „Klappen wird das jedoch nicht! Ich aktiviere [Diffusion Wave Motion]! Und natürlich auch [Spell Economics], wodurch ich keine 1000 Lebenspunkte zahlen muss, um Erstere zu aktivieren!“

Gleichzeitig sprangen beide Zauberkarten vor ihm auf. Sein violetter Magier streckte im Anschluss unvermittelt den Zauberstab in die Höhe.

„Das ist doch …“, nuschelte derweil Zanthe nachdenklich.

„Dieser besondere Zauber wirkt nur auf besonders hochstufige Hexer“, erklärte Kakyo zeitgleich und zeigte auf [Stellarknight Triverr], „damit wird der Effekt jedes Monsters annulliert, das von ihm im Kampf vernichtet wird. Los! Black Magic Wave!“

[Dark Magician] schwang den Zauberstab nach vorne und schickte von ihm eine wellenförmige Schockwelle los, die geradewegs auf den Sternenritter zuschoss. Es folgten drei weitere. Wie sie sich ihren Weg durch die Gasse bahnten, fingen sie hellblau-schwarze Flammen und durchtrennten ihr Ziel schließlich an mehreren Stellen des Körpers. Exa wich schnaufend zurück.

 

[Exa: 2000LP → 1600LP / Kakyo: 500LP]

 

Vor ihm öffnete sich im Boden unerwartet ein goldenes Portal. „Ah, das ist-!“

Der Blonde sollte den Satz jedoch nicht beenden, da tosende Blitze aus jenem Runenzirkel schlugen, welcher sich sogleich wieder schloss.

„Wie ich sagte“, sprach Kakyo entschlossen, „[Diffusion Wave Motion] lässt den Hexer die Effekte der zerstörten Monster negieren. Also kann dein Triverr kein Monster vom Friedhof beschwören, wie du es gerne hättest. Eines wie [Satellarknight Alsahm] zum Beispiel …“

Im selben Moment kam auch Zanthe zu dieser Erkenntnis und sah auf. „Natürlich! Damit hättest du ihn besiegen können! Alsahm hätte ihm genug Schaden zugefügt.“

„Hätte ich?“, schien sich Exa da jedoch gar nicht so sicher zu sein und drehte sich um. Dann zuckte er mit den Schultern. „Wäre ich nie drauf gekommen.“

Was den Werwolf zurückgiften ließ: „Vielleicht solltest du seinem Beispiel folgen und die Effekttexte deiner Karten auch mal durchlesen!“

Jedoch wirbelte sein Freund bereits wieder herum. „Mach ich. Aber wenn ich jetzt nichts unternehme, wird seine üppige Magierin dort mir eins überbraten. Effekt von [Stellarnova Wave]!“

Seine Falle klappte auf. Seine letzte Karte vorzeigend, rief Exa Kakyo entgegen: „Damit beschwöre ich [Satellarknight Sirius], in die Verteidigung!“

Ein Lichtstrahl schoss aus dem Sechseck am Himmel und schlug vor Exa ein. Mit der Hand über die Duel Disk fahrend und dabei das Monster ablegend, ließ der große Blonde einen Ritter vor sich erscheinen, der vor ihm in die Knie ging. Auffallend an ihm war sein Helm, der mit seinen Ohren und dem einer Schnauze ähnelndem Visier dem Kopf eines Wolfes nachempfunden war. Auch um ihn kreiste ein Ring mit einem Stern daran.

 

Satellarknight Sirius [ATK/1600 DEF/900 (4)]

 

„Damit aktiviere ich auch gleich den Effekt dieses Monsters“, rief Exa. Nach und nach schoben sich fünf Karten aus seinem Friedhof, die er vorzeigte und dann aufs Deck legte, „ich mische Rigel, Altair, Alsahm, Vega und Triverr in mein Deck zurück. Und ziehe anschließend eine Karte! Draw!“

Noch während er im Begriff war zu ziehen, schüttelte Kakyo kaum merklich den Kopf. „Unnötige Aktion …“

„Hm?“, wunderte sich Exa, ohne seine neue Handkarte anzusehen.

„Du hättest ebenso nachschauen sollen, was [Diffusion Wave Motion] bewirkt. Sie lässt nur das von ihr betroffene Monster in diesem Zug angreifen“, erklärte sein Gegner und formte mit Daumen und Zeigefinger eine Pistole, „dafür aber darf es jedes Monster meines Gegners angreifen!“

Zanthe schlug sich kopfschüttelnd die Hand vor die Stirn. „Ist nicht wahr …!“

„Nochmal lasse ich dich kein Xyz beschwören! [Dark Magician], Black Magic Wave!“

Kakyo machte mit seiner Hand eine Bewegung, als würde er eine Kugel auf Exas Sternenritter abfeuern. Sein Hexer aber schickte mehrere der violetten Energiewellen in dessen Richtung, die Sirius in seine Einzelteile zerlegten.

„Das gibt’s doch nicht! Und ich dachte-!“, schnaubte Exa verärgert.

„Da sie nicht angreifen kann, wechsle ich [Dark Magician Girl] in den Verteidigungsmodus. Du bist dran“, wurde er von Kakyo übertönt, der besagte Karte auf seinem D-Pad in die Horizontale drehte.

Sogleich hielt die hübsche, blonde Magiern schützend ihren Zauberstab vor den Körper.

 

Dark Magician Girl [ATK/2000 DEF/1700 (6)]

 

„Ugh!“ Unvermittelt sackte der Brünette beinahe zusammen, fand nur dadurch Halt, dass er sich Richtung der Mülltonnen fallen ließ und sich an einer davon abstützte.

„Du bist nicht der Verfassung, noch weiter zu kämpfen“, quittierte Exa dies mit einem geradezu herrischen Blick, „also mach es nicht noch schlimmer. Beantworte einfach-!“

„Nein!“, presste Kakyo durch seine Zähne.

„Gut, wie du willst?“ Gar nicht lange fackelnd, riss Exa eine zweite Karte von seinem Deck und sah sie neugierig an. „Oh …“

Alarmiert horchte Zanthe auf. „Was ist? Kannst du mit den Karten nichts anfangen?“

„Nicht wirklich“; erwiderte sein Freund abwesend.

„Dann gib auf und lass mich gehen. Ich werde niemandem von dieser Begegnung erzählen, versprochen!“ Doch Kakyos Bitte wurde mit einem Kopfschütteln abgetan.

„So schnell kann sich das Blatt wenden“, sinnierte Exa und sah plötzlich gen Himmel, „sollte ich wirklich …?“

Mit nachdenklichem Blick senkte er den Kopf wieder und warf einen Blick auf seine Duel Disk, wobei er flüsterte: „Schätze, eine andere Wahl bleibt mir nicht. In dem Fall hätte ich auch gleich sein Angebot annehmen können. Aber das ist nicht meine Art, schätze ich. Wenn ich so etwas benutze, bestimme ich selbst, wie es auszusehen hat …“

Zanthe, der dank seiner übermenschlich ausgeprägten Sinne jedes Wort verstanden hatte, verkrampfte. Hatte sein Freund noch ein Ass im Ärmel?

Jener ballte urplötzlich eine Faust und presste sie gegen seine Brust, wobei er die Augen schloss. „The stars have decided! Summoning contract established!“

Wie in Zeitlupe nahm er die Hand und streckte sie in die Höhe. Sieben Lichter stiegen aus seiner Brust auf, kreisten umeinander und positionierten sich dann über ihm in einem ganz bestimmten Muster. Jedes erwies sich als Bestandteil eines bestimmten Kreises, die wie die Wellen einer Wasseroberfläche ineinander lagen.

„Witness the creation of the eternal gate!“

Die Lichter erloschen und kurzerhand verwandelten sich die Kreise in verschiedene Schichten einer Steintafel. Jede drehte sich dabei entweder im oder gegen den Uhrzeigersinn, und dort, wo einst das Licht schien, leuchtete stattdessen eine Rune mit einem unbekannten Symbol.

Der Anblick des riesigen Tores verunsicherte den sonst so bodenständigen Zanthe endgültig. „Was zum Henker ist das!? Kein Synchro, aber auch kein Xyz!?“

Nicht weniger gebannt starrte Kakyo die insgesamt sieben ineinander liegenden Steinkreise an. Er war sichtbar sprachlos, wenngleich sein Mund auch offen stand.

„The contract is established!“ Schlagartig riss Exa die erhobene Hand wieder herunter und präsentierte seinem Gegner den Handrücken, auf dem ein kompletter, türkis leuchtender Schriftzug eingraviert war. Es handelte sich um die sieben Runen in den Kreisen. „Open the eternal gate! Excel Summon!“

„Excel Summon!?“, wiederholten Zanthe und Kakyo im selben Atemzug entgeistert.

In diesem Moment schoss aus Kakyos Sicht der innerste Steinkreis nach hinten, in die Ferne, in das Nichts einer bunten Raumverzerrung. Ihm folgte der nächstgelegene, dann wiederum der nächste. Als ob sie einen Pfad in eine andere Welt bildeten, bis nur noch der äußerste Ring übrig blieb,

„Grade 7! Rule indefinitely, [Cosmic Enforcer – Event Horizon]!“

Der Pfad über ihm weitete sich in alle Richtungen aus, ganz an seinem Ende sah Kakyo ein strahlendes Licht. Das direkt aus dem Tor schoss. Ein dunkler Schatten legte sich über die Gasse. Alle drei legten ihre Köpfe in den Nacken, um das Monster zu sehen, was dort mehr über Kakyo, denn über seinem eigentlichen Besitzer schwebte. Jener pfiff anerkennend. „Das kommt also dabei heraus, wenn ich Excelsior direkt ins Spiel bringe? Coole Sache!“

Etwas, das Kakyo mit Sicherheit anders sah, konnte man seiner versteinerten Miene Glauben schenken. Mit geweiteten Augen betrachtete er das riesige Schlachtschiff, welches sich nun im Rückwärtsflug über Exa positionierte. Der Schwerpunkt der Maschine befand sich ganz an deren hinterem Ende in Form einer sphärischen Hauptkomponente mit vier in jeder Richtung abstehenden Tragflächen, wobei der innere Teil besagter Zentrale ausgehöhlt und mit einem leuchtenden Kern versehen war. Von dort an befanden sich in regelmäßigen Abständen spitz zulaufende Mini-Tragflächen vor den eigentlichen Tragflächen, die jedoch in keinster Weise mit dem Schiff verbunden waren.

Selbst Zanthe war sprachlos bei diesem Anblick.

 

Cosmic Enforcer – Event Horizon [ATK/2500 DEF/2000 X7]

 

~-~-~

 

Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Einige der Zuschauer erhoben sich von ihren Sitzen, dennoch konnten sie nicht durch den Rauch sehen, der Anyas ganze Spielfeldseite einnahm.

„Das war ein lauter Knall!“, durchbrach Mr. C die Stille, klang dabei ungewöhnlich verloren. „Ist, also ist …?“
 

Zachariah stand regungslos da, sein Finger lag noch auf dem Auslöser unterhalb der Fallenkarte, die aufgeklappt vor ihm stand. Abgebildet war ein bewusstloser König Artus, wie er inmitten einer grünen Wiese nahe einer Klippe lag und von der blonden Herrin des Sees, Viviane, sowie Königin Gwenwhyfar umsorgt wurde. Ansonsten war sein Feld leer.

Der Schweiß rann seine Stirn hinab. Der Rauch verzog sich nicht. Aber es wurde auch kein Feueralarm ausgelöst. Hatte es geklappt? War sie wirklich tot? Er wollte dem nachgehen, doch sein Körper rührte sich nicht. Gelähmt wie er war, vom Gedanken an die eigene Tat, konnte er nur dort stehen und warten.

„Zach!“, hörte er jemanden seinen Namen rufen.

Er drehte sich um, blickte zu dem Gang, durch den die Duellanten in die kreisrunde Arena geführt wurden. Dort stand sie, Kali, in ihrer schwarzen Kutte und verharrte ebenso erstarrt wie er. Sein Name war alles, was sie herausgebracht hatte, ihm folgten keine weiteren Worte.

Der große Blonde wollte etwas erwidern. Dass er es geschafft hatte, sie von ihrem Leid befreit hatte, aber … es ging nicht. Wieso konnte er sich nicht freuen!?

 

„Ist Anya Bauer in Ordnung?“, wunderte sich der Kommentator schließlich aufgeregt. „Immer noch keine Reaktion!“

Zach spürte die erwartungsvollen, teils unsicheren Blicke des Publikums, wie sie sich in seinen Nacken bohrten. Er musste etwas tun, und sei es nur, um nicht aufzufallen. Daher verkündete er, mit aller Fassung, die er aufbringen konnte: „Zug beendet.“

 

„Na endlich, ich dacht' schon, ich muss hier noch drei Stunden warten!“

Mit nur einer Handbewegung von der anderen Spielfeldseite wurde der Rauch regelrecht davon geblasen. Anya stand völlig unversehrt dort, mit deutlich hervorstechender, pochender Ader auf der Stirn und ebenso wie Zach mit keiner einzigen Karte unter ihrer Kontrolle.

Der Mund ihres Bruders öffnete sich, doch es kam nur ein ersticktes Geräusch daraus hervor.

„Was!? Dachtest du, ich gehe vor Schreck drauf oder was?“, giftete das Mädchen scheinbar ahnungslos. „Was sollte diese dämliche Aktion überhaupt!?“

Nur eine Frage hämmerte in diesem Moment im Kopf des ältesten Bauer-Sprosses. Wie hatte sie die Explosion überlebt? Nein … Das D-Pad an ihrem Arm war intakt. Demnach war die Bombe nie hochgegangen …

 

„Was hast du gemacht!? Hast du es gewusst!?“

„Was gewusst? Dass ich jetzt gewinnen werde?“, hakte die deutlich Kleinere grantig nach und griff nach ihrem Deck. Anders als ihr Bruder hielt sie auch keine Karten auf der Hand. „Natürlich weiß ich das! Als ob ich an jemandem wie dir scheitern werde! Draw!“

Voller Schwung zog sie, sich dessen bewusst, dass dies die entscheidende Runde war – und die Sache war entschieden, denn [Noble Arms – Excaliburn II] würde Zach ins Verderben stürzen. Aber Anya wollte mehr. Sie wollte in ihrem Zug gewinnen. Und nur ein Blick auf die nachgezogene Karte verriet ihr, dass ihr dieser Wunsch erfüllt wurde. „Ich aktiviere [Monster Reborn]!“

Zachariah zuckte zusammen. „Machst du Witze!?“

„Könnte das die alles entscheidende Aktion sein!?“, überschlug sich Mr. C derweil.

„Jetzt komm und hol dir, was schon längst überfällig ist!“, stieß Anya einen Schrei in die Luft aus, als sich vor ihr ein Runenzirkel öffnete. „Eine mächtige Tracht Prügel! Kehre zurück, [Gem-Knight Pearl]!“

Unter den aufgeregten Zurufen des Publikums entstieg dem Lichtkreis der weiße Ritter mit den blauen Augen, welcher wie so oft die Arme verschränkt hielt. Um ihn herum schwebten die sieben Riesenperlen.

 

Gem-Knight Pearl [ATK/2600 DEF/1900 {4} OLU: 0]

 

Zeitgleich wich Zach immer mehr zurück. „D-du warst das, nicht wahr!?“

Er zeigte mit dem Finger auf Pearl, der sich jedoch nicht regte. Was auch Grund genug für Anya war, vorsichtig nachzufragen, obwohl sie das eigentlich nicht in aller Öffentlichkeit tun sollte. „Bist … bist du in Ordnung?“

Nichts. Das Mädchen schluckte. Jedoch mahnte sie sich, dass sie gleich noch genug Zeit haben würde, um sich mit Levrier zu beschäftigen. Zuerst musste sie ihren verdammten Bruder einstampfen. Und das würde sie jetzt auch, endgültig!

Den Arm ausschwingend, kniff sie fest die Augen zusammen und befahl: „Los, [Gem-Knight Pearl]! Lösche seine restlichen Lebenspunkte aus! Direkter Angriff mit Sacred Spheres of Purity!“

Wie ein Puppenspieler hob der weiße Ritter seine rechte Hand und musste nur ein wenig die Finger bewegen, damit die kohlkopfgroßen Perlen um ihn herum wie Kanonenkugeln auf Zachariah zu schossen.

„Sayonara, Arschloch!“, feixte Anya dabei bitterböse grinsend.

Dann wurde ihr Bruder schon von den Perlen erfasst, die um ihn herum im Boden einschlugen und mehrere kleine Explosionen verursachten. Alles, was sie noch hörte, als ihr Bruder im daraus resultierenden Qualm verschwand, war „Scheiße!“.

 

[Anya: 100LP / Zachariah: 200LP → 0LP]

 

„Das ist es, das Ende dieses fantastischen Duells! Wer hätte gedacht, dass die kleine Schwester am Ende als Siegerin hervortreten würde!?“

Anya nahm Mr. Cs aufgeregte Worte und den anschließend einsetzenden, teilweise schon tosenden Applaus des Publikums, aber auch deutlich daraus hervorstechende Buhrufe kaum wahr. Sie sah nur auf den Ergebnisbildschirm oberhalb der Zuschauerränge zu ihrer Rechten, wo eindeutig stand, wer dieses Duell gewonnen hatte.

Mit einem Schlag überkam es sie. Sie hob die Faust in die Luft und schrie: „Booyah! Wer ist hier der Boss, Mistkerl!?“

Die Hologramme verschwanden und mit ihnen auch der Rauch, der Zach kurz zuvor noch umgeben hatte. Jener steuerte bereits festen Schrittes auf den dunklen Gang am Ende des Spielfelds zu, ohne seiner Gegnerin überhaupt zu gratulieren.

Anya sah ihm nachdenklich hinterher. „Zach … tch!“

 

Wie ein … geprügelter Hund …

 

Levrier, schoss es Anya durch den Kopf und ihre Miene hellte sich schlagartig auf. „Du bist-!?“

Tatsächlich sollte sie nicht dazu kommen, sich nach dessen Befinden zu erkundigen, da sie plötzlich von allen Seiten von Kameraleuten und Reportern mit Mikrofonen in der Hand umzingelt wurde. So sehr, dass die Leute ihr glatt auf die Pelle rückten.

„Wie fühlt sich der Sieg an?“, fragte eine Journalistin.

„Erzählen Sie uns etwas über ihre Familientragödie, Mrs. Bauer!“, ein anderer, der ihr glatt mit seinem Mikrofon gegen die Wange stieß.

Anya, die kaum mehr Luft zum Atmen bekam, stammelte verloren: „H-hey, macht mal halblang!“

 

~-~-~

 

Kyon schob seine Sonnenbrille mit der Spitze des Zeigefingers zurück auf die Nase. Der ganz in Schwarz gekleidete Butler des Sammlers sah auf zu dem riesigen Raumschiff, das sich über der Seitengasse befand.

„Beeindruckend“, flüsterte er für sich, „aber ich habe nichts Geringeres von dir erwartet.“

 

Völlig von den Ereignissen abgelenkt, bemerkte Zanthe nicht, wie der Mann mit dem schulterlangen, schwarzen Haar auf dem Dach der Kneipe stand und ihn beobachtete. Auch er hatte seinen Kopf in den Nacken gerissen, betrachtete die seltsame Maschine mit diesen von ihren vier Tragflächen abstehenden, regelmäßig auftauchenden Spitzen.

Dieses Ding, Exa hatte es aus dem Nichts beschworen. Ohne dafür etwas zu tun! Excel Summon hatte er es genannt!? Was für eine Art Monster war das dann!?

„Exa!“, wollte er seinen Freund umgehend dafür zur Rede stellen, doch der winkte mit erhobener Hand ab.

„Nicht jetzt.“

 

Der Blonde drehte den Kopf leicht zur Seite und sah aus den Augenwinkeln zum Dach der Kneipe, vor dessen Außenwand Zanthe stand. Anders als der Werwolf, hatte er Kyon sehr wohl bemerkt, wandte sich jedoch wieder ab, ohne dies kundzutun.

Also war seine Eingebung richtig gewesen, dass sein Retter auftauchen würde, wenn man diesen Knirps dort bedrohte. Ab wann würde er sich preisgeben, fragte sich Exa. Vielleicht, wenn man den Druck auf seinen Schützling oder was auch immer erhöhte?

Der stand da wie angewurzelt, hatte ebenfalls nur Augen für jenes unbekannte Monster. Exa warf daraufhin ebenfalls einen Blick auf seine Duel Disk, wo die Karte lag. Anders als andere Monsterarten, fehlte ihm ein farblicher Rahmen. Stattdessen war die komplette Karte mit dem dunklen Artwork von Event Horizon ausgefüllt, mit Ausnahme des Effekttextes, dessen Abschnitt davon deutlich blasser hervorgehoben war.

„Excel Summon, huh?“, nuschelte er selbst ein wenig fasziniert. „Das wolltest du mir also andrehen?“

Dann aber blickte er zu Kakyo auf. „So, genug gegafft! Das Duell geht weiter!“

Keuchend riss sich sein brünetter Gegner von dem Anblick los. „Was ist das!?“

„Etwas, das nicht jeder zu sehen bekommt“, erwiderte Exa bestimmend. Plötzlich streckte er den Arm vor, „wie wäre es also mit einer Kostprobe seines Effekts? [Cosmic Enforcer – Event Horizon]! Black Hole Distortion!“

Sowohl Kakyo, als auch Zanthe stießen erschrockene Seufzer aus, als sich die verschiedenen, vor dem Schiff schwebenden Spitzen zu allen Seiten ruckartig ausbreiteten. Unvermittelt schoss aus jeder der über ein dutzend Maschinen ein weißer Lichtstrang, die allesamt dasselbe Ziel hatten: [Dark Magician]. Jener wurde erfasst und gefesselt, und trotzdem er sich mit aller Kraft zu wehren versuchte, wurde er von Kakyos Spielfeldseite fortgerissen.

„Nein!“, schrie der mit ausgestreckter Hand. Auch [Dark Magician Girl] sah ihrem Lehrmeister verzweifelt hinterher.

In der Innenseite des Raumschiffes schob sich derweil aus jeder Tragflächen eine Antenne, die zusammen unter großer Spannung einen dunklen Riss generierten, der rasend schnell anwuchs. Und in genau jenen wurde [Dark Magician] hineingeführt, bis er vollständig verschwand.

Kakyo weitete die Augen. „W-was hast du getan!?“

„Keine Bange, dein [Dark Magician] ist nicht wirklich verloren. Du bekommst ihn wieder.“

Dies ließ seinen Gegner aufhorchen. „W-was?“

Vor Exa tauchte plötzlich drei Reihen a fünf Karten auf, wobei in der letzten eine fehlte. Manche mit violettem Rand, andere mit schwarzem. Zanthe erkannte sie als Kakyos Extradeck wieder.

„Nun ja, nicht in seiner ursprünglichen Form zumindest“, erklärte der Blonde derweil und überflog mit einem kurzen Blick die Karten. „Sondern als eine der Karten in deinem Extradeck, die mithilfe deines Magiers beschworen werden kann. Ah! Die nehm' ich, die sieht schwach aus!“

Er hob seine Hand in die Höhe. „White Hole Emission!“

Plötzlich änderte das Schwarze Loch inmitten des Schiffes seine Farbe und wurde weiß. Aus ihm schoss ein gleichfarbiger Strahl direkt vor Kakyons Füße und gab ein völlig neues Monster preis.

„[Dark Flare Knight]!?“, nannte der den schwarzen Ritter beim Namen, welcher einen rot umrandeten Schild sowie eine glühende Klinge mit sich führte.

 

Dark Flare Knight [ATK/2200 DEF/800 (6)]

Dark Magician Girl [ATK/2000 → 2300 DEF/1700 (6)]

 

„Genau“, bestätigte ihm Exa nickend, „schließlich ist [Dark Magician] eines seiner Fusionsmaterialien. Und da die Umwandlung geglückt ist …“

Die Spitzen des Raumschiffes formierten sich wieder vor den Tragflächen in einer geraden Linie, woraufhin es selbst weiß aufzuleuchten begann.

„… erhält Event Horizon bis zur End Phase die Hälfte der Angriffspunkte des Originalmonsters.“

 

Cosmic Enforcer – Event Horizon [ATK/2500 → 3750 DEF/2000 X7]

 

Kakyo stieß einen erschrockenen Seufzer aus, sah sofort auf sein D-Pad. Dann murmelte er: „Für jeden [Dark Magician] auf meinem Friedhof erhält [Dark Magician Girl] 300 Punkte …“

 

[Exa: 1600LP / Kakyo: 500LP]

 

„Letzte Chance. Sprich“, forderte Exa mit scharfem Tonfall.

Sein Gegner blickte mit widerspenstigem Gesichtsausdruck auf. „Nein!“

„Dann nicht. Aber sage nicht, ich hätte dich nicht gewarnt“, erwiderte der Blonde und hob seinen ausgestreckten Zeigefinger in die Höhe, „greif [Dark Flare Knight] an, Event Horizon! Planet Obliteration!“

„Hör auf!“ Ohne Vorwarnung packte Zanthe den Arm seines Freundes. Mit eindringlichem Blick sah er zu ihm auf. „Willst du etwa wirklich-!?“

Doch es war bereits zu spät für solche Aktionen, der Angriff war befohlen. Die Spitzen des Raumschiffes gingen wieder auseinander und schossen allesamt gleichzeitig orangefarbene Laserstrahlen auf Kakyo ab. In der Seitengasse gab es eine gewaltige Explosion.

Entgeistert sah Zanthe Feuer und Rauch aus Kakyos Richtung schlagen. Selbst Exas diesbezüglich hartherzige Fassade bröckelte, als er das sah. Mit offenem Mund stand er da, mit erhobenem Arm, der von Zanthe festgehalten wurde.

Dann aber sagte er leise: „Er hat nicht eingegriffen.“

„Wer hat nicht …?“

Aber da nickte Exa schon gen Dach, sodass Zanthe der Richtung nur folgen brauchte, um Kyon dort oben stehen zu sehen.

„Unser kleines Duell hat ihn auf den Plan gerufen“, fügte Exa hinzu, „er ist es. Der, für den du mich gehalten hast.“

 

„Um den kümmere ich mich!“

Blitzschnell ließ Zanthe von seinem Freund ab, rannte quer durch die Gasse, nur um von einer Wand zur anderen zu springen, damit er aufs Dach gelangte. Exa sah ihm erstaunt nach.

„PPKM.“

Irritiert drehte sich der großgewachsene Mann um. Der Rauch hatte sich verzogen, jedoch war in einer der offen stehenden Mülltonnen lichterloh Feuer ausgebrochen. Kakyo stand noch dort, unverletzt, zumindest wenn man den letzten Angriff als Ausgangspunkt nahm. Und vor ihm ein Ritter in glänzender, weißer Rüstung.

„PPKM“, wiederholte er seine Worte, „Persönliches Pech, kein Mitleid. Von allen Monstern, die du aus meinem Extradeck auswählen konntest, hast du ausgerechnet [Dark Flare Knight] genommen.“

Exa verzog keine Miene. „Und das ist schlecht für mich?“

„Sein Effekt hat dafür gesorgt, dass ich keinen Kampfschaden erleide. Und, dass nach seinem Tod [Mirage Knight] beschworen wird.“ Kakyo nickte besagtem weißen Ritter zu, um dessen Schultern ein blauer Umhang wehte. Eine violette Haarsträhne in seinem Gesicht verriet, welches Monster dort in der Rüstung steckte. Mit sich führte der gepanzerte [Dark Magician] eine riesige Sense, dessen massives Klingenblatt allein jedem Gegner Furcht einflößte.

 

Mirage Knight [ATK/2800 DEF/2000 (8)]
 

Jedem außer Exa. Geradezu unbeeindruckt entgegnete er: „Vielleicht sollte ich wirklich anfangen, Karteneffekte durchzulesen. Zumindest eine Karte setze ich noch, bevor ich an dich abgebe.“

Jene schob er in seine Duel Disk, sodass sie neben der offen stehenden [Stellarnova Wave] in verdeckter Position erschien. Damit klang auch das Leuchten seines riesigen Raumkreuzers ab.

 

Cosmic Enforcer – Event Horizon [ATK/3750 → 2500 DEF/2000 X7]

 

„Draw!“, schrie Kakyo sofort im Anschluss und riss die Karte von seinem Deck. Ohne sie überhaupt anzusehen, zeigte er gen Himmel. „Du hättest -wirklich- besser aufpassen sollen! Dieses Duell ist zu Ende! [Mirage Knight], greif [Cosmic Enforcer – Event Horizon] an! Illusion Breaker!“

Der Ritter stieß sich vom Boden ab und schoss wie ein Pfeil quer durch die Luft, Richtung seines anvisierten Ziels. Dabei zischte er unmittelbar an Zanthe vorbei, der am Rande des Dachs direkt vor Kyon stand.

 

„Also ist es wahr“, sagte er leise und zerbrach das Schmetterlingssymbol vor seinem Gesicht mit der Hand, „du und er, zwischen euch besteht eine Verbindung.“

Kyon folgte mit seinem Blick dem Flug des weißen Ritters. „Ja.“

„Mehr nicht!? Ja!?“ Zanthe ballte eine Faust. „Ich will Antworten, verdammt! Wer ist dieser Kakyo!?“

„Ein Mensch, wie du siehst. Und nichts weiter.“

Daraufhin weitete der Werwolf die Augen. Seine aufkochenden Emotionen nicht unter Kontrolle halten könnend, stürmte er auf sein Gegenüber zu und packte es am Kragen der Butleruniform.

 

Gleichzeitig war [Mirage Knight] hoch genug aufgestiegen, um direkt vor dem Inneren des Schiffes zu schweben. Mit seiner Waffe ausholend, warf er sie mit aller Kraft in Richtung des Kerns. Wie ein Chakram kreiste sie dabei um ihre eigene Achse.

Unten, am Boden, erklärte Kakyo: „[Mirage Knight] ist besonders. Nur einmal, wenn er kämpft, kann er sich um die Grundangriffskraft seines Gegners stärken. Aber das bedeutet seinen Tod.“

„Und den bist du bereit einzugehen?“, fragte Exa ungerührt.

„Nein. Weil das Duell vorbei sein wird, ehe es dazu kommt!“ Ruckartig sah Kakyo nach oben zu seinem Monster. „Gib alles! Mirror Resonance!“

Sogleich strahlte sein Ritter regelrecht von Innen. Und die fliegende Sense duplizierte sich einmal, dann zweimal, bis eine ganze Horde jener Waffen auf den Kern zuflog.

 

Mirage Knight [ATK/2800 → 5300 DEF/2000 (8)]

 

„Illusionen“, erwiderte Exa ungerührt, „sind leider nur das. Illusionen.“

Statt eine massive Explosion auszulösen, die mit Sicherheit den ganzen Stadtteil erschüttert hätte, prallte die originale Sense einfach am Metall des Schiffes ab. Die anderen verschwanden gar.

Kakyo klappte die Kinnlade hinunter.

„Du hättest auch etwas Recherche betreiben sollen, Kurzer“, fügte Exa noch an, „dann wüsstest du, dass Event Horizon den Effekt des von ihm beschworenen Monsters kopiert und grundsätzlich nicht durch Kämpfe zerstört werden kann.“

Fassungslos sah der angehende Profiduellant nach oben. „Dann habe ich …“

„Dein Monster doch ins Verderben geschickt.“

„Noch bin ich nicht am Ende!“, zeigte sich Kakyo trotz allem noch kämpferisch. Er nahm seine einzige Handkarte und schob sie in die Duel Disk. „Ich rüste mein [Dark Magician Girl] mit [Wonder Wand] aus.“

Deren Zauberstab wurde kurzerhand durch einen neuen ausgetauscht, dessen Spitze in einer grässlichen Silberfratze endete, auf deren Kopf ein grüner, runder Edelstein thronte.

 

Dark Magician Girl [ATK/2300 → 2800 DEF/1700 (6)]

 

„Vergib mir …“, murmelte Kakyo traurig. Seine Magierin drehte sich zu ihm um, lächelte ihn jedoch aufmunternd an. Woraufhin er verkündete: „[Wonder Wand] lässt mich das ausgerüstete Monster opfern, um zwei Karten zu ziehen.“

Exa verschränkte die Arme. „Jetzt musst du schon über die Leichen deiner Monster gehen, um noch mitzuhalten.“

„Ihr Opfer wird nicht vergebens sein!“, konterte Kakyo mit derartiger Inbrunst, als würde es sich bei der Magierin um einen echten Menschen handeln. „Draw!“

Die obersten zwei Karten von seinem Deck ziehend, betrachtete er sie konzentriert.

„Dein 'Freund' oder 'Meister' oder was auch immer ist hier. Jetzt ist die Frage, ob er redseliger ist als du“, sagte Exa und deutete mit dem Daumen zum Dach.

Für einen Moment blickte der junge Mann erstaunt drein, verzog dann aber zornig das Gesicht. „Das ist seine Sache. Ich für meinen Teil halte mein Versprechen. Zwei Karten verdeckt, du bist dran!“

Er schob beide Karten in sein D-Pad, sodass sie je links und rechts neben seiner [Spell Economics]-Zauberkarte erschienen. Als Resultat jener Ankündigung löste sich [Mirage Knight] sang- und klanglos auf.

 

„Mal sehen“, murmelte Exa und zog auf eine zweite Handkarte auf. Mit großem Erstaunen betrachtete er sie einen Moment, ehe er sich wieder seinem Gegner widmete.

Der schwang den Arm aus. „Ich aktiviere [Eternal Soul]!“

Sogleich sprang die linke gesetzte Karte auf und erwies sich als dauerhafte Falle, auf der eine Steintafel abgebildet war. Jene schob sich aus dem Artwork hervor und manifestierte sich in vergrößerter Form auf Kakyos Spielfeldseite. Die Umrisse eines Monsters begannen auf ihr zu funkeln.

„Diese Karte lässt mich [Dark Magician] vom Friedhof beschwören!“

Dessen Silhouette war es schließlich auch, die auf dem braunen Gestein eingemeißelt war. Wie von Kakyo angekündigt, drang aus der Tafel ein Licht, welchem schließlich sein violetter Magier entsprang. Jener schwang seinen Zauberstab und fasste sich an den spitz zulaufenden Hut.

 

Dark Magician [ATK/2500 DEF/2100 (7)]

 

„Ganz egal, wie oft du ihn vernichtest, er kehrt immer wieder zu mir zurück!“, rief Kakyo ehrgeiziger denn je.

Exa quittierte das mit einem schelmischen Grinsen. „Das muss man ihm lassen. Aber ich habe nicht vor, ihn zu vernichten. Event Horizon, Black Hole Distortion!“

Gnadenlos zeigte er auf den Hexer. Die metallischen Spitzen, die vor dem Raumkreuzer flogen, schossen weiße Lichtstränge auf [Dark Magician] ab, wie es schon beim letzten Mal der Fall gewesen war. Doch plötzlich ging ein grelles Licht von der immer noch hinter dem Magier verharrenden Steintafel aus, welches die Fesseln kurz vor ihrem Ziel zum Bersten brachten.

„Also das hab ich mir anders gedacht“, staunte Exa nicht schlecht und blinzelte verdutzt.

„[Eternal Soul] hat noch einen Effekt, der [Dark Magician] vor Effekten meines Gegners beschützt. Und zwar vor allen!“

Einen tiefen Seufzer ausstoßend, zuckte Exa mit den Schultern. „Im Ernst jetzt? Musst du es uns so verdammt schwer machen? Wenn Duelle immer so sind, machen sie mir keinen Spaß …“

„Das sind wir schon zwei“, erwiderte Kakyo. „Duelle sind nicht dazu da, anderen weh zu tun.“

„Sei froh, dass es Duelle gibt, sonst hätte ich dir auf andere Weise weh getan.“ Exa kniff die Augen zusammen. „Außerdem solltest du eines nicht vergessen. Event Horizon kann nicht durch Kämpfe zerstört werden, weshalb ich kein Problem damit habe, deinen [Dark Magician] anzugreifen.“

„Darauf bin ich vorbereitet!“

Der Blonde grinste wieder verschlagen. „Ich habe auch noch ein Ass im Ärmel.“

Womit er die vor ihm liegende, gesetzte Karte neben [Stellarnova Wave] meinte.

 

Gleichzeitig stieß Zanthe Kyon von sich fort. „Das ist alles, was du mir zu sagen hast!?“

„Ja.“

„Es war noch nie gut, jemanden vor Wissen zu beschützen!“, widersprach Zanthe aufgebracht und schwang den Arm aus. „Wer bist du, dass du dir anmaßt-!?“

„Planet Obliteration!“, hallte Exas Stimme plötzlich durch die Gasse.

Erschrocken wirbelte der schwarzhaarige Kopftuchträger herum und sah nur noch, wie sich die kleinen Spitzen vor dem Raumschiff über ihnen bereits in orangem Licht aufluden.

„Das reicht jetzt!“, donnerte Kyon plötzlich ungewohnt zornig und schnippte mit dem Finger. „Dein Freund wird uns nur in Schwierigkeiten bringen!“

 

Exa, der seine Hand nach vorne ausgestreckt hielt, sah Kakyo ehrgeizig entgegen. Jener war gerade im Begriff, seine letzte gesetzte Karte zu aktivieren, da tauchte direkt unter seinen Füßen ein schwarzes Portal auf.

„Was-? Ah!“, stieß der einen erschrockenen Schrei aus, wie er immer tiefer in der sich spiegelnden, schwarz-violetten Oberfläche verschwand.

Aber nicht nur ihm ging es so, auch Exa steckte in einem vergleichbaren Phänomen fest. Statt seine Laserstrahlen abzufeuern, löste sich das riesige Raumschiff in Luft auf. Genau wie sein Besitzer und dessen Gegner, die spurlos verschwunden waren.

Zanthe, der all dies beobachtet hatte, wirbelte zu Kyon herum. „Was hast du mit ihnen gemacht!?“

Erstaunt musste er feststellen, dass sich zwischen ihm und dem Butler des Sammlers ebenfalls ein Portal öffnete, doch jenes war in seiner Form um die zwei Meter hoch.

„Sie vor so einigen Problemen gerettet. Genau wie uns, wohlgemerkt.“

„Wirst du jetzt abhauen?“, verlangte Zanthe zu wissen. „Dann sag mir wenigstens, wo Exa jetzt ist!“

„Nichts dergleichen habe ich vor.“ Kyon schritt an dem Portal vorbei, streckte jedoch seinen Arm danach aus, als wolle er es seinem Gegenüber präsentieren. „Deine Worte sind wahr. Dir essentielles Wissen vorzuenthalten ist falsch. Aber ich kann es dir nicht überlassen, ohne sicherzugehen, dass es dich nicht zerstört.“

Zanthe nickte mit verzogenen Mundwinkeln. „Verstehe schon. Also gut, ich komme mit …“

 

~-~-~

 

Völlig erschöpft trat Anya über die Schwelle, die das Stadion von dem dunklen Gang trennte. Irgendwie war es ihr gelungen, diesen Nervensägen von Reportern zu entkommen, was nicht zuletzt mit ein paar nicht TV-tauglichen Schimpfwörtern verbunden war. Und kaum war sie außerhalb der Sichtweite des Publikums, kippte sie zur Seite und musste sich an der Wand abstützen.

Von weiter vorne hörte sie Stimmen, verstand aber nicht, was sie sagten. Doch es war ihr gleich, denn in diesem Moment zähle nur eines: Sie hatte gewonnen. Aus eigener Kraft, ohne Levriers Hilfe! Und es ging ihm gut!

 

„… wirst du immer eine Gefangene sein …“

„… dich nicht darum gebeten!“

 

Anya schleppte sie sich weiter voran. Dabei wurden die Stimmen deutlicher und ihre Besitzer traten zunehmend in ihr Blickfeld. Als Anya sie erkannte, blieb sie abrupt stehen. Dort standen sie, ihr Bruder Zach und Kali in ihrer schwarzen Kutte. Beide diskutierten heftig und schienen keine Notiz von ihr zu nehmen.

„Hör' auf mich zu verarschen“, zischte der wesentlich größere Zach und schlug seine flache Hand gegen die Wand, direkt neben Kalis maskiertes Gesicht, „du bist die Einzige, die davon wusste!“

„Ich war es nicht!“, beteuerte die und stieß den Arm mit ihrer eigenen Hand weg. „Wann hätte ich das tun sollen!?“

„Du? Gar nicht. Aber Gardenia, die bringt so etwas mit Sicherheit fertig!“ Zach drehte Kali den Rücken zu und hielt sich die Stirn, senkte das Haupt. „Ich habe Kopfschmerzen …“

Mit ihrer von der weißen Porzellanmaske gedämpften Stimme redete Kali hitzig auf ihn ein. „Mach dich nicht lächerlich! Gardenia wollte, dass du diese Schnapsidee durchziehst! Sie hat mich mit ihrem Gequatsche aufgehalten, damit ich mich nicht einmischen kann!“

„Und wer soll es dann gewesen sein?“

„Ich kenne jemanden … Nick Harper. Aber der ist meilenweit von hier entfernt, er hätte unmöglich -da- herankommen können, schon gar nicht so kurz vor dem Duell.“

Wieder wirbelte Zachariah herum, doch blieb diesmal mitten in der Bewegung mit offenem Mund stehen. Er hatte Anya bemerkt, die sich ein paar Meter von ihnen entfernt von der Wand abstieß und auf sie zusteuerte.

Kali hingegen schien sie nicht bemerkt zu haben, mutmaßte sie wild weiter. „Möglicherweise war sie es selbst? Aber … nein, das ist unmöglich. Dazu fehlen ihr die nötigen Fähigkeiten.“

„Vielleicht kann die gute Anya uns selbst ein wenig auf die Sprünge helfen?“, sprach der große Blonde an seine Schwester gewandt.

 

Die gab ihr Bestes, beim Laufen einen selbstbewussten, festen Eindruck zu erwecken. Es bestand kein Zweifel daran, dass sie in ihrer jetzigen Kondition kein Gegner für die beiden war.

„Worum geht es denn, huh?“, zischte sie bitterböse. „Ein vereiteltes Mordkomplott etwa? Pech für euch Kackratten, ich lebe nämlich noch.“

Kali trat daraufhin vor Zachariah. „Misch dich nicht in unsere Angelegenheiten ein.“

„Da es um mich geht, sind es sehr wohl auch meine Angelegenheiten, dämliche Pisskuh!“ Entgegen ihres Zustands konnte Anya ihre ureigenen Angewohnheiten einmal mehr nicht unterdrücken. „Lass uns doch hier und jetzt darüber entscheiden, ob du deine Rache an mir bekommst!“

„Die ist so sicher wie das Amen in der Kirche“, versicherte ihr Kali jedoch unbeeindruckt, „dich mir jetzt vorzunehmen wäre nicht besonders befriedigend.“

Anya grinste hässlich. „Hast du etwa Schiss, weil du mir jetzt höchstpersönlich gegenüber stehst?“

„Denk was du willst …“ Ihre verhasste Feindin drehte sich um. „Seid dir nur im Klaren darüber, dass du nächstes Mal -mir- gegenüber stehen wirst. Vielleicht solltest du ja Schiss haben?“

Das gesagt, streckte Kali die Hand aus. Direkt hinter Zachariah öffnete sich ein schwarzes Portal, das das schwache Licht der Lampen über ihnen spiegelte.

„Hey, warte!“, wollte Anya ihr hinterher, doch verlor die Kontrolle über ihren Körper und sackte gegen die Wand. „Bleibt stehen!“

Auch Zach drehte sich um und folgte Kali, wie sie auf das schwarze Loch inmitten des Ganges zuschritt. „Nichts für ungut, aber … nein.“

„Gebt mir gefälligst mein Zeug wieder!“, forderte Anya zornig.

„Es gibt nichts in dieser Welt“, entgegnete Kali plötzlich und blieb vor dem Portal stehen, „das dir gehört.“

„Wenigstens mein Deck“, flehte die Blonde jedoch plötzlich.

Kali schwieg erst eine Sekunde, bis sie sagte: „Davon weiß ich nichts.“

Dann trat sie ein, kurz darauf auch Zach, und mit ihnen verschwand auch die Krümmung im Raum. Anya rutschte an der Wand entlang auf die Knie. Und schlug mit der Faust auf den metallischen Boden. „Scheiße!“

 

 

Turn 63 – Day Of The Ghost

Durch Kyons Einmischen sind Exa und Kakyo verschwunden. Stattdessen will Zanthe jetzt ein Duell mit dem Immateriellen austragen, um die Wahrheit über ihn zu erfahren. Sich darauf einlassend, bringt Kyon sie beide an einen anderen Ort, wo sie ungestört duellieren können. Und beginnt sich im Verlauf ihrer Konfrontation, ganz zu Zanthes Verblüffung, zu öffnen …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2017-09-21T17:26:02+00:00 21.09.2017 19:26
Hey
Klasse Kapitel, ich würde zu gerne wissen was Zach eigentlich vorhat, dass er bereit ist seine Schwester umzubringen und vor allem wie Kali mit Anya in Verbindung steht. Gut dass sie die Explosion überstanden hat.
Exa und Kakyo geben echt alles und dabei kriegt die Stadt auch was ab, aber 10% Verlust sind immer.
Bin gespannt wie das mit Zanthe und Kyon weitergeht.
LG fubukiuchiha
Antwort von:  -Aska-
05.10.2017 17:22
Hey,
vielen Dank. Zach ist Zach und der ist ein A.... xD
Und Anya ist sowieso unverwüstlich. ^^


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