The Gates of Salem von rosenluchs (Astron) ================================================================================ Prolog: Ein Traum ----------------- Finsternis. Dunkle. Kalte. Leere Finsternis. Ein Licht, blutrot. Ein Stein, blutrot. Das pulsierende Licht und die grellen Risse lassen den Stein wie ein menschliches Herz aussehen. Die Risse werden immer größer, vielzähliger. Peng! Der Stein bricht wie Glas auseinander. Befreit ein Mädchen mit rotblonden, nackenlangen Haaren. Nackt. Mit den Armen sein Gesicht vor den umherfliegenden Splittern schützend. Sie sieht sich in dem düsteren, leeren Ort um. Sie hat Angst. Wie die Anderen. „Maja.“ „Wer… wer ist da? Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir?“, fragt das ängstliche, im Nichts schwebende Mädchen. Sieht sich dabei mit seinen indigoblauen, angsterfüllten Augen zitternd um. Woher kommen die Stimmen? Wer spricht mit ihr? Warum sieht sie niemanden? „Mein Name spielt keine Rolle. Du wurdest auserwählt, die Balance zu wahren, denn die Harmonie des Universums ist wieder in Gefahr.“ Maja sieht abermals um sich und fragt: „Balance wahren? Was... Was soll das heißen? Hallo? HALLO!“ Es herrscht wieder Stille. Eiskalte, leblose Stille. Überraschter als durch das genauso plötzliches Auftauchen wie Verstummen der Stimmen ist Maja darüber, dass sie nun festen Boden unter ihren Füßen spürt. Fest, aber spiegelglatt und kalt. Die Prüfung kann beginnen. Der Boden reflektiert ein unheimliches, flackerndes Licht, das Maja dazu zwingt, sich umzudrehen. Heißer Wind bläst ihr ins Gesicht. Sie rennt davon: Eine Feuerwand bewegt sich auf sie zu. Weitere Windstöße treiben die Flammen näher an sie heran. Maja weiß nicht, wie sie sich sonst retten sollte und läuft weiter. Sie darf keine Schwäche zeigen. Sie wird den Flammen nicht ewig davonlaufen können. Nach einer Weile spürt sie auch, wie sie langsamer wird und droht, von den Flammen eingeholt zu werden. Da strauchelt sie. Die Flammen stehen bereit, sie zu überrollen. Doch sie streckt ihre Hände aus, und die Flammen erlöschen. Sie hat die Bereitschaft gezeigt, zu kämpfen. Die sich auflösenden Rauchwolken enthüllen eine breite, in den Himmel reichende Treppe aus purem Gold, Silber und Eisen. Erkennt, dass auf dem Geländer dichte Rosensträucher wachsen. Wegen den Dornen rührt sie nichts an. Dennoch entschlossen besteigt sie diese. Sie beweist Vorsicht und Mut. Die Stufen sind mit Rosenblüten in den verschiedensten Farben bedeckt. Unter ihnen findet Maja Farben, die bei Rosen unmöglich sind. Identifiziert, unterscheidet, vergleicht sie: Rot, weiß, rosa, violett. Schwarz, grün, blau, grau. Weisheit. Am Ende der Treppe angekommen, steht Maja plötzlich inmitten eines unendlichen Meeres. Die zweite Prüfung kann beginnen. Das Wasser unter ihren Füßen ist klar und leuchtet türkis. Und doch ist vom Meeresgrund nichts zu sehen. Die Tiefe, so unendlich wie die Reichweite der Treppe. Nach einigen vorsichtigen Schritten rennt sie die Oberfläche entlang. Beschleunigt ihr Tempo, als sie Land sichtet. Von seiner Schönheit betört, betritt Maja den dichten Palmenwald, den der Sandstrand von dem Meer trennt. Entdeckt Blumen, Sträucher, Farne. Und Vögel, kleine Säuger und Insekten, die durch das Unterholz wuseln oder auf den Bäumen sitzen. Das Zwitschern bunt gefiederter Vögel begleitet sie gemeinsam mit den um sie flatternden Schmetterlingen auf ihrem Weg. Nach einer Weile findet sie sich hüfttief in einem kreisrunden, klaren See stehend wieder. Die dritte, letzte Prüfung kann beginnen. Eine Insel auf einer Insel, stellt Maja fest. Was sie nicht ahnt: Das ist der Mittelpunkt, der Nabel der Insel. Auf dieser Zwerginsel wächst ein einzelner, saftig grüner Baum mit weißen Blüten. Trotz seiner Schönheit verströmt er den Geruch von Chlor in einem Schwimmbecken. Oder eher von dem, woran Maja im Moment nicht denken will. Beziehungsweise kann, ohne rot zu werden. Eine Wild-Birne! Hier dürfte sie eigentlich nicht wachsen. Und doch steht der Baum da, auf dieser kleinen Insel auf der Insel. Vorsichtig schwimmt Maja auf sie zu. Dabei wundert sie sich weniger darüber, dass sie nicht mehr über der Wasseroberfläche laufen kann, wie vorhin auf dem Meer. Eher zieht es sie zu dem Medaillon, das an einem der Äste baumelt. Die goldene Kette mit dem in Gold-, Silber- und Eisendrähten eingeschlossenen, roten Stein sieht kostbar aus. Zu kostbar, als dass man sie einfach an dem Birnenbaum aufgehängt zurücklassen könnte. Kaum kann sie wieder im Wasser stehen, geht Maja langsam auf den Baum zu. Bemerkt dabei, dass seine Rinde an manchen Stellen seltsam dunkel ist. Wie verbrannt. Sie weiß nicht warum, aber sie will sich das Medaillon holen. Es ist ihr zum Greifen nahe, da dringt ein Echo an ihr Ohr: „Maja, wach auf! Wir sind gleich da.“ Zur denkbar schlechten Zeit hat er sie aufgesucht. Auch wenn die dritte Prüfung unbeendet bleibt: Er ist überzeugt, dass sie würdig ist. Würdiger als irgendjemand sonst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)