Wayfaring Tales von karlach (— verlorene erinnerungen) ================================================================================ Kapitel 1: Östlicher Stausee — Miphas Gunst ------------------------------------------- Es kam so unerwartet, Revali stellten sich die Rückenfedern auf. Zugegeben, er hatte sich bei allen Momenten, in denen er davon geträumt hatte, Prinzessin Miphas Gunst auf sich zu ziehen nie daran gedacht, wie sich ein Kuss anfühlen würde. Es war auch in etwa aus der denkbar schlechtesten Lage heraus geschehen. Beinahe hätte er Link für die dumme Aktion mit dem Leunen auf dem Donnerhorn in den Stausee fallen lassen, statt ihn zurück zu Vah Ruta an Bord zu bringen. Wer auch immer dem jungen Ritter gesagt hatte, dass es lohnenswert wäre, sich dem Biest zu stellen, das auf dem Berg über dem Dorf der Zoras hauste war ein Narr. Links Neigung dazu, sich allem zu stellen, was Leid bereitete war eine krankhafte Neigung, die bestraft gehörte. Eine Runde im östlichen Stausee hätte vielleicht geholfen, ihm die Flausen aus dem Kopf zu waschen. Aber nein, Revali war ein Orni von Ehre. Er hatte den Strohkopf verantwortungsvoll vor dem Feueratem des Monsters gerettet, dabei beinahe einige seiner Schwanzfedern einbüssen müssen und hatte sich mit ansehen dürfen, wie Prinzessin Mipha ihn, alsbald sie festen Boden unter den Füssen hatten, umarmte, als hätte er nicht gerade die dümmste Entscheidung der Woche getroffen. Revali war sich unsicher, ob er es die dümmste Entscheidung seines Lebens nennen wollte, Link schien sich regelmässig in Dinge zu reiten, die ihm über den Kopf wuchsen. Dass es erlaubt war, dass jemand wie er Ritter der Prinzessin war und in der Hackordnung über Revali stand, kratzte nach wie vor am Orni. Dazu kam, dass sich keiner der bei Verstand Prinzessin Miphas besorgte Miene ansehen konnte, ohne ein enges, beklemmendes Gefühl in der Brust zu bekommen. Oder vielleicht schon. Er wusste es nicht, es war irritierend genug, dass Prinzessin Mipha allerlei Wünsche nach Zweisamkeit in ihm weckte. Wenn es sich umgehen liess, darüber nachzudenken, tat er es. Nur war die Prinzessin der Zora leider wahnsinnig gut darin, seine Versuche, seine Emotionen im Griff zu behalten über den Haufen zu werfen. Während Prinzessin Zelda Link endlich die Leviten las, wie es schon längst notwendig gewesen wäre, hatte sich die andere junge Frau Revali zugewandt und ihn erleichtert umarmt. Zu behaupten, dass dieser überrumpelt war, wäre in jedem Fall eine Untertreibung gewesen. Mipha war zurückhaltend und mutete oft schüchtern an, von solcher körperlicher Nähe hätte er nie zu träumen gewagt. „Danke, Revali“, murmelte sie in die Brustplatte seiner Rüstung. „Du hast keine Ahnung, wie dankbar ich dir bin.“ Während sein Kopf nach Worten suchten, die eine angemessene Antwort formen könnten, hob Revali einen gefederten Arm und strich ihr etwas ungelenk über den Rücken. „Für Euch immer, Prinzessin“, war das Beste, das ihm einfallen wollte – für seinen Geschmack zu ehrlich, zu nah an der Wahrheit. Sie schien es nicht zu bemerken. Stattdessen hob sie eine ihrer Hände an seine eine Wange, während ihre Lippen die andere fanden. Es war erniedrigend, gerade bei so vielen Anwesenden, aber dieses Mal entfuhr dem Orni ein lautes Quäken. Peinlich berührt tat er einen Schritt zurück. So wie er Mipha über seine Reaktion lachen sah, war er für einen Augenblick fast geneigt, sich darauf zu konzentrieren, wie hübsch sie aussah, wenn sie glücklich war. Aber selbstredend war das Links Stichwort, um sich neben sie zu stellen. Die Art, auf die seine Hand ihre fand, zärtlich und bestimmt, versetzte Revali einen Stich in den Magen. „Du hast Recht“, antwortete sie auf eine seiner stummen Fragen, die nur sie zu diesem Grad der Perfektion zu verstehen schien. „Ihr beide solltet wirklich geheilt werden.“ „Bei mir besteht kein Bedarf“, versicherte Revali Mipha schneller als sie fortfahren konnte. „Wenn Ihr mich entschuldigt, die Prinzessinnen.“ Seine hellen Augen fanden Links Gesicht und seine Stimme nahm einen bitteren Tonfall an. „Sir Link. Hiermit empfehle ich mich.“ Den Flug zurück zum Dorf der Zoras über wärmte die Erinnerung an Miphas Kuss sein Herz trotzdem. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)