Erwachende Legenden von _Supernaturalist_ (Die Geschichte vor der Schule) ================================================================================ Kapitel 6: Flussaufwärts, Flussabwärts -------------------------------------- „Nichts wie weg hier…“, brummte Godric am nächsten Morgen, während er auf Greif aufsaß und sich seinen viel zu schweren Kopf hielt. „In solch‘ Betten möchte ich nicht mehr schlafen! Und dabei bin ich doch nicht wählerisch…“   Salazar lachte und gab Schlange noch schnell einen Apfel, bevor auch er sich auf den Rücken seines Pferdes setzte.   „Mein Freund, dein Kopf wird so brummen, weil du wohl letzte Nacht zu tief in deinen Becher sahst. Und leider konntest du wo, wie sonst üblich, deine Kissen und Lagen mit keiner Dame teilen - wofür ich, aufgrund des gemeinsamen Zimmers – dankbar bin.“   Godric zischte und verdrehte die Augen, bevor er sein Pferd langsam antrieb und es neben Salazars gehen ließ.   „Eine Nacht in der Hölle wäre glückseliger gewesen, als eine Nacht mit dieser eingebildeten Zicke.“   „Gut – nur kam mir beim Wort ‚Dame‘ nicht direkt Lady Rowena in den Sinn. Schließlich glaube ich, dass einige von den Nicht-Magischen hier gern mit dir die Lagen teilen würden – großer Godric Gryffindor!“   „Ha-Ha…“, scherzte der rothaarige Zauber und winkte ein paar jungen Damen zu, die dem schönen Namengeber ihres Dorfes nachzutrauern schienen. „Lass uns diese Hexe einfach vergessen. Das wäre mir am liebsten.“   „Wie du wünschst!“   Salazar wusste nicht, wie früh Rowena Ravenclaw und die kleine, rothaarige Hexe aufgestanden waren. Doch als er am Morgen fragen wollte, ob sie vor dem Abschied noch gemeinsam frühstücken wollten, waren beide junge Frauen bereits verschwunden und nicht einmal der Wirt hatte sie gesehen.   Nicht dass es den schwarzhaarigen Zauberer störte – schließlich war kein Abschied besser, als überhaupt einen zu haben. Und doch hätte es ihn sehr amüsiert, wenn Godric und Rowena sich noch einmal gestritten hätten.   Zudem hätte er sie noch einmal sehen können, in der Hoffnung, doch ihren Namen herauszubekommen. Schließlich hatte er sich die halbe Nacht darüber den Kopf zerbrochen, wie sie hieße…mit ihren roten, wilden Haaren, den klaren, blauen Augen und den unzähligen Sommersprossen im Gesicht. Gerne hätte er mehr von ihr erfahren…Schließlich erschien sie ihm als eine sehr interessante Persönlichkeit zu sein und er unterhielt sich gern mit ihr. Was…in sich betrachtet sogar eine Seltenheit war.   „…hörst du mich noch?!“, drang Godrics Stimme plötzlich lautstark an sein Ohr und blinzelt sah er zu ihm hinüber, um erschreckt festzustellen, dass sie bereits tief in den Wald gelaufen waren, ohne dass Salazar es bemerkt hatte.   „Natürlich – muss noch etwas müde sein und selbst nicht richtig in diesen Betten geschlafen haben. Was hast du gesagt?“   „Ich habe gefragt, ob wir flussaufwärts oder flussabwärts gehen wollen?“   „Wo gibt es denn was zu holen für uns?“, erkundigte sich Salazar, der sich nicht mehr genau daran erinnern konnte, was sie miteinander besprochen hatten. Aber als er den fragenden Blick seines Freundes sah, wusste er, dass auch Gordic nichts mehr von vergangenen Absprachen wusste.   Für einige Zeit sahen sie einander an, bevor sie synchron mit den Schultern zuckten.   „Wie wäre es…“, begann Salazar vorzuschlagen, „…, wenn wir eine Münze werfen und sehen, wohin der Weg uns führt.“   „Wie poetisch…“, scherzte der rothaarige Zauberer, „…, du hast nur keine Lust, auf die Kopfgelder und auf die Karte zu schauen.“   „Da hast du gewiss recht, mein Freund. Aber gewiss ist uns das Glück hold und wir dürfen erneut einer Jungfrau in Nöten helfen – so wie wir es bei Rowena taten“. „Wenn du noch einmal ihren Namen erwähnst, kommt es über mich und ich übergebe mich an Ort und Stelle. Gut, dann werf‘ deine Münze! Kopf für flussaufwärts.“   „Wie du wünschst…“   Hastig griff Salazar in seine Satteltasche und nahm einen Sickel aus dem Lederbeutel, welcher sich darin befand. „Kopf – flussaufwärts, Zahl – flussabwärts“, wiederholte er für Godric und für sich, bevor er, noch auf Schlange sitzend, die Münze hoch über ihre Köpfe warf und zusah, wie sich am höchsten Punkt ihres Wurfes drehte.   Er öffnete seine Hand, als er sah, dass sie sich wieder ihren Weg zu ihm bahnte.   „Accio Sickel!“, konnte plötzlich der schwarzhaarige Zauberer neben sich hören und sah zu, wie die Münze einen Bogen flog, um von Godric gefangen zu werden. Diese schlug dann seine, in braune Lederhandschuhe gepackte, Hand auf seinen Unterarm, auf welchen die Münze lag.   „Kopf“, gab Godric preis und grinste zu Salazar, „…als gehen wir flussaufwärts.“   „Musst du das jedes Mal machen?“, fragte der Zauberer und schüttelte seinen Kopf, während sein Freund ihm die Münze entgegenschnipste. „Ich wette, dass du so das Schicksal beeinflusst!“   „Schicksal? Du glaubst an das Schicksal?“   Godrics Augenbrauen wanderten sogar langsam auf seiner Stirn nach oben, als er sich nach einer Antwort erkundigte.   „Erst ein Gutmensch, jetzt das Schicksal? Was haben die Nicht-Magier nur aus dir gemacht?“   „Meine Mutter hat daran geglaubt…“, brummte Salazar und drehte Schlange so, dass er flussaufwärts gehen konnte.   Godric wusste, dass Salazar nicht gern über seine verstorbene Mutter sprach, da es die Erinnerungen an seine Kindheit, ohne Vater und gepeinigt von Nicht-Magiern, in ihn aufkommen ließ. Verständnisvoll nickte der Rothaarige daher.   „Sie hat immer gesagt, dass man mit zwei Dingen nie scherzen sollte – mit dem Schicksal und mit dem Tod! Wobei ich kaum glaube, dass letzteres möglich ist, da der Tod doch weder Zauberer noch Tierwesen ist.“   „Das habe ich nicht gewusst, mein Freund…“   Salazar hingegen schniefte er tief, dann seufzte er.   „Und mir tut es leid, dich mit meiner sinnlosen Sentimentalität zu stören. Gewiss sind dies die Gefühle, die erneut aufkamen, da ich erst gestern ihren Grabstein wieder sah… Also…, was erhoffen wir, das uns über den Weg laufen kann.“   „Hoffentlich keine Banshee. Davon reicht es mir erst mal! Ich hätte aber nichts gegen einen Troll. Oder einen Fluch? Wann haben dir das letzte Mal jemanden von einem Fluch befreit?“   „Godric…ernsthaft?“, nun war es Salazar, der mit erhobenen Augenbrauen seinen Freund ansah, „…, wir haben versucht einen Fluch zu beseitigen und…muss ich dich wirklich daran erinnern, wie das ausgegangen ist?“   „Natürlich sehr gut, wie all unsere Vorhaben.“   „…, wir haben das halbe Dorf niedergebrannt und jemand hat seine Hand fast verloren.“   „Aber der Fluch wurde doch behoben, nicht?“   Godric grinste breit und Salazar konnte es kaum glauben, dass sein Freund nicht ernsthaft scherzte. Er sah tatsächlich nur die positiven Aspekte an dieses vergangene Abenteuer – eine Eigenschaft, die er an dem rothaarigen Zauberer schätzte und ehrte, aber nicht zwingend neidisch darum war.   „Ja…“, brummte Salazar schließlich, um diese Unterhaltung zu beenden, damit Ruhe zwischen ihnen einkommen konnte. Schließlich schätzte er nichts mehr, als ebendiese.   Für einige Zeit ritten sie den Weg, flussaufwärts, entlang und lauschten dem Zwitschern der Vögel über ihnen und dem steten Rauschen des Flusses zu ihrer rechten, versteckt hinter dichten Gestrüpp und Büschen, fragend, welche Abenteuer und welche Taten (mit hoher Entlohnung) wohl vor ihnen liegen würde.   „Oh, bei allen Zauberern!“, rief plötzlich Godric gen Himmel und riss an den Zügeln, sodass Greif zum Stehen kam.   „Was ist?!“, fragte Salazar und griff bereits nach seinem Zauberstab, während seine Augen umher schnellten, um zu sehen, was seinen Freund plötzlich so aufschreien ließ.   Der rothaarige Zauberer aber lachte, als er das Benehmen seines Freundes sah.   „Keine Sorge, Salazar, kein Angriff! Mir fiel nur gerade auf, dass ich meine Flasche nicht aufgefüllt, als wir noch im Jauchzenden Eber waren. Vielleicht sollte ich das hier am Fluss machen, bevor wir sein Ufer verlassen.“   Salazars Blick verfinsterte sich.   „Und deswegen dieser Aufschrei?“   Godric hingegen grinste noch breiter.   „Ja – deswegen dieser Aufschrei. Außerdem hätte ich nichts gegen ein kurzes Bad. Das letzte ist doch bestimmt über eine Woche her und Tierwesen möchte ich nun wirklich nicht mit meinem Geruch vertreiben.“   „Bestimmt stärker als dein rostiges Schwert…“, murrte Salazar, der es noch immer nicht fassen konnte, wegen solch einer Nichtigkeit aufgehalten zu werden.   „Das hörte ich und sei froh, dass ich deinen Worten nicht mit Incendio entgegensetze, um deine Haare mal zu kürzen!“   Godric stieg als erstes vom Pferd und führte es durch das dichte Gestrüpp, um zum Fluss zu gelangen.   Etwas wiederwillig blieb Salazar noch sitzen, seufzend, bevor auch er abstieg und Schlange vorsichtig hinterher führte.   „Das kann doch nicht wahr sein!“, konnte der schwarzhaarige Zauberer plötzlich seinen Freund zischen und fluchen hören und beschleunigte seinen Schritt.   Als er die Blätter durchbrach, wusste er, was Godric dieses Mal so aufgeregt hatte:   Sein Freund schwebte über seinem Kopf, fluchend und schimpfend, wie ein kleiner Gnom, während Greif sich aufbäumte. Salazar gelang es gerade so seine Zügel zu ergreifen, bevor das Pferd davon galoppiert wäre. Dann hingegen ließ er seinen Blick gen Büsche zurück fliehen, denn das bereits jemand anderes den Gedanken hatte, an just jener Stelle zu Baden, hätte er nicht für möglich gehalten.   Und noch unwahrscheinlich musste es wohl gewesen sein, dass sie die beiden Damen kannten, die da ihre Blöße bedeckten, während eine von ihnen den Zauberstab auf seinen rothaarigen Freund behielt.   Und noch wesentlich undenkbarer musste es wohl gewesen sein, dass diese beiden Hexen, die sie kannten, ausgerechnet Rowena und die Namenlose waren.   Vorsichtig, und um ja nicht zu viel nacktes, weibliches Fleisch zu sehen, schielte er hinauf zu dem schwebenden Zauberer und äußerte sich Sarkastisch:   „Siehst du – mit dem Schicksal spaßt man nicht…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)