Erwachende Legenden von _Supernaturalist_ (Die Geschichte vor der Schule) ================================================================================ Kapitel 1: Die Jungfrau in Nöten -------------------------------- Die beiden jungen Zauberer wurden gemeinsam groß, als Freunde, fast wie Brüder.   Godric wuchs heran und wurde ein gutaussehender, muskulöser Mann. Seine feurigen Locken schienen ein noch tieferes Rot über all die Jahre hinweg zu bekommen und galten oft von Salazar als nicht zu bändigen. Ebenso wie sein Bart. Und selbst nach zwanzig Jahren schien noch immer dieses kecke, mutige Leuchten in seinen Augen. Auch sehnte sich sein Freund nach der Haut, welche nicht so blass, fast grau war, wie seine, sondern eine gesunde Bräune aufzeigte.   Er war ein großartiger Mann. Von allen geliebt, die ihn trafen, egal ob Nicht-Magier oder Zauberer, Mensch, oder Wesen. Selbst die nette Vampirdame, welcher sie während eines Ausritts bei Mondschein einst antrafen, war dem jungen Mann sehr zugewandt. Wer konnte es ihr aber auch verdenken? Godric war ganz anders als er, war er doch voller Kühnheit und Tatendrang. Und immer gut gelaunt, mit einem Lächeln auf den Lippen und schallendem Lachen, welches einen jeden ansteckte. Auch manchmal ihn, obwohl er nur selten lachte.   Salazar hingegen war sein Freund. Der kleine Stille, mit den matten, schwarzen Haaren, der fürchterlich blassen Haut und den dunklen Augenringen. Auch war er gewiss nicht so mutig, wie Godric, besaß er aber doch ab und an gute, listige Ideen, wie er an sein Ziel kommen würde. Er war weniger beliebt bei allen, denen sie antrafen, was wohl daher kam, dass man immer mehr Acht und Wert auf seinen Freund legte, als auf ihn. Aber ihm war es ganz recht. Schließlich bewegte sich Salazar gern im Schatten, um so Geheimnisse, oder wertvolle Informationen aufzunehmen, die ihnen sonst verborgen geblieben wären.   Gerne erinnerte sich Salazar an die Zeit zurück, als sie sich trafen und sein Leben mit dieser Begegnung komplett auf den Kopf gestellt wurde. Schließlich gab es seit jenem Zeitpunkt jemanden, der sich um ihn kümmerte. Der ihn schätzte. Godric, genauso wie dessen Mutter und Vater, welche Beide ebenso große Zauberer waren, wie sie nun wohl sein mussten. Und in der Tat konnte Mrs. Gryffindor die besten Kürbispasteten backen, die Salazar jemals kennenlernen würde. Leider mussten die Gryffindors aufgrund eines Aufstandes der Dorfbewohner fliehen, da diese die Zauberer für die schlechte Ernte verantwortlich gemacht hatten und so lebten sie nun weit im Norden des Landes.   Jedes Mal, wenn er an sie dachte, musste er unweigerlich auch an seine Mutter denken...   „Kommst du?“, fragte Godric ihn plötzlich und riss ihn somit aus seiner Trance. „Die Sonne geht bald unter und ich würde noch gern einen Platz im Gasthaus bekommen. Ich hoffe, dass es den „Jauchzenden Eber“ noch gibt. Schade, dass Mutter und Vater nicht mehr hier leben. Gewiss hätten sie noch warme Betten für uns vorbereitet und uns etwas zu Essen dargeboten.“   Salazar nickte, kaum merklich, bevor er aufsah und zu dem Rothaarigen blickte. Ein müdes Lächeln ließ dabei seine Mundwinkel nach oben wandern.   „Es tut mir leid, mein Freund. Ich dachte nur, wenn wir uns hier in der Heimat befinden, so könnte ich einen Blick auf ihren Grabstein riskieren.“ Er bückte sich und legte die weiße Rose, die Lieblingsblume seiner Mutter, auf die Erde, vor den geschlagenen Stein. „Ja, natürlich. Ich habe nicht daran gedacht, Salazar. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, sie zu vermissen. Zumindest nicht auf diese endgültige Art und Weise.“ Godric seufzte, schritt auf den Schwarzhaarigen zu und legte eine Hand auf dessen Schulter. „Sie ist stolz auf dich, ganz gewiss. Und wo auch immer ihr Geist gerade schwebt, so wird sie just in diesem Moment an dich denken“, sprach er ruhig, ermunternd.   Salazar schnaubte. Nickte kurz, sah ihn dann an. „Danke. Das brauchte ich jetzt“, mit diesen Worten drehte er sich aus der Berührung und schritt zu seinem schwarzen Ross, welches neben dem weißen von Godric geduldig wartete und leise schnaubte. „Wie steht es denn eigentlich um unseren finanziellen Stand?“, fragte er gleich und zauberte mit seinem Zauberstab einen Apfel herbei, welchen er gleich seinem Pferd gab. Es hieß „Schlange“ und sie hatten es ihm von einem alten Bauern abgekauft, welcher das Tier nicht mehr ernähren konnte. Warum er dem Tier diesen Namen gegeben hatte, wusste der junge Zauberer nicht, konnte aber erahnen, dass es mit dem listigen Funkeln in den Augen zu tun hatte. Dieses Pferd war ganz und gar auf seinen eigenen Charakter zugeschnitten und schien ihn mehr zu verstehen, als jede Frau, die er je kennenlernen würde.   „Da fragst du etwas...“, brummte Godric und zog den Geldbeutel aus seiner Umhangtasche. „..., nun 2 Menschen-Goldstücke und 5 Sickel, 10 Knut. Wirklich wohlhabend kann man uns leider nicht nennen. Wenn wir nicht in nächster Zeit noch einen Auftrag für uns finden, könnten wir ein paar Probleme bekommen.“   „Wie Recht du hast, Godric, aber denke nur daran, dass es noch einige Dörfer gibt, welche unsere Hilfe als Zauberer benötigen. Ein verfluchter Spiegel hier, ein feuerspeiender Drache dort... Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht unsere Hilfe benötigt.“ „Bis sie feststellen, dass wir Zauberer sind. Natürlich erst nachdem sie uns die Belohnung ausgehändigt haben!“   Sie lachten und waren bereit, sich auf ihre Pferde zu setzen, als sie plötzlich einen lauten Schrei aus Süden wahrnahmen. Gefolgt von dem Wiehren eines Pferdes, aus Süden.   „Eine Frau...“, flüsterte Salazar und sah zu eben jener Richtung, aus welcher der Schrei gekommen war.   Godric nickte zustimmend. „...Sie scheint unsere Hilfe zu benötigen. Rasch! Lass Greif und Schlange hier warten und ihr helfen!“   Mit diesen Worten preschte der Rothaarige voran und durch das Dickicht des Waldes. Salazar blickte noch einige Minuten in diese Richtung, unsicher, was zu tun war. Zwar konnte er gut mit seinem Zauberstab umgehen, kannte viele Zaubersprüche, war er aber doch nicht so kühn und heldenhaft, wie sein Freund.   Dennoch eilte er hinterher, den besagten magischen Gegenstand bereits in seiner Hand und leicht geduckt, als wolle er verhindern von Jemandem gesehen zu werden. „Salazar!“, hörte er auch schon bald Godric zischen und als er aufblickte, konnte er ihn zu sich winken sehen. Das alte, rostige Eisenschwert seines Vaters hielt er dabei in seiner Hand und doch konnte der Schwarzhaarige das Ende seines Zauberstabes bereits griffbereit aus der Hosentasche lugen sehen. Der Schwarzhaarige versteckte sich im Gebüsch und sah vorsichtig durch die Blätter.   „Lasst mich in Ruhe, ihr närrischen Biester!“, rief die holde Jungfrau von ihrem Pferd herunter, während sie versuchte ihr Gleichgewicht auf dem sich aufbäumenden Tier zu halten. Doch es ging immer wieder auf zwei Beine, wiehrend, vor Angst und Schmerz. Irgendwas bewegte sich vor den Hufen. Klein und erdenfarben und mit kleinen spitzen Werkzeugen griffen sie an und pickten angriffslustig.   „Gnome...“, murmelte Godric und da erkannte Salazar auch genau die kleinen Körper der Erdmänner. „Es muss wohl ein Feld in der Nähe sein, sonst kann ich mir nicht vorstellen, warum sich so viele hier in den Wald verirrt haben.“ „Da hast du Recht...“, stimmte der Schwarzhaarige seinem Freund nickend zu, „..., elendige Gartenplage!“   Plötzlich schrie die Frau, als die Zügel rissen und sie keinen Halt mehr fand. Sie fiel zu Boden, während ihr Pferd über die kleinen Angreifer sprang und hinter Bäumen und Büschen im Galopp schon bald verschwand. Auch die Tasche, wohl nicht recht befestigt am Sattel fiel zur Erde und die Gnome, nicht wissend, ob Feind, oder nicht, attakierten auch gleich das genähte Stück Leder. Sie aber wirkte noch recht benommen, bewegte sich nur langsam. Dies sahen die zwei Zauberer nun endlich als Zeichen anzugreifen. Mit „Wingardium Leviosa“ hob Salazar gleich mehrere von ihnen hoch in die Luft und schleuderte sie in die ferne Richtung des Waldes. Dann gleich die Nächsten.   Godric hingegen schlug sein Schwert, wie schon einst, zwischen die Frau und die Gnome, trat dann mit einem schnellen Tritt, drei von ihnen hoch in die Luft, welche nur schnell zu flüchten begannen, als sie wieder den Boden trafen. Zwei griffen ihn ebenfalls mit ihren kleinen Waffen an, doch waren sie keine ernstzunehmenden Gegner für ihn.   „Lästige Biester!“, knurrte Salazar, als zwei von ihnen an seinem Hosenbein zogen, aber schließlich abschütteln konnte.   Die Frau hinter ihnen kam langsam wieder zu Bewusstsein und sah, was in ihrer Umgebung geschah.   „Die Tasche!“, befahl sie dann gleich, als eine handvoll flüchtender Tierwesen diese ergriffen hatten und mich sich ziehen wollten. Gewiss als Beute, denn wohl wussten sie nicht, um was es sich dabei handelte. Schließlich waren Gnome nicht gerade für ihren hohen Verstand bekannt.   Godric sah dies ebenfalls, machte zwei flinke Schritte an die Biester heran und hob die Tasche gerade Mal am Riemen hoch, sodass die Biester sich daran vergeblich klammerten, den Mann mit quietschenden Stimmchen beleidigten. „Für einen Moment meinte ich euch niedlich zu nennen“, sagte er voller Hohn und einem breiten Grinsen auf seinen Lippen. „Doch nur für einen Moment...“   Damit schleuderte er die Tasche einmal über seinen Kopf im Kreis, sodass die kleinen Wesen davon flogen. Auch die wenigen Verbliebenen schrien nun und liefen dann flüchtend davon.   „Wie ich Gnome hasse...“, grummelte Salazar verstimmt und zog an seinem Hosenbein um den Biss eines der Biester zu betrachten. „Sie haben mich tatsächlich gebissen!“   „Du hast wieder Glück...“, lachte Godric endlich wieder, kopfschüttelnd, bevor er sein Schwert in die Scheide steckte und zu der Maid am Boden schritt.   Sie war schön, hatte sie doch eine ganz glatte, weiße Haut und stürmische, dunkle Augen. Ihr schwarzes, glänzendes Haar war zerzaust und das edle, schimmernde Kleid war durch die Erde verdreckt. Selten hatten sie solch eine schöne Maid gesehen und doch lag etwas Gefährliches in ihrem Blick, als sie die beiden abschätzend beobachtete.   „Meine holde Dame, für den Verzug Eurer Rettung möchte ich mich entschuldigen“, versuchte der Rothaarige die Frau mit seinem Charme zu verzaubern und half ihr auf die Beine. Sie aber zückte schnell etwas aus ihrem Ärmel und hielt es dem jungen Mann ins Gesicht. Es war ihr Zauberstab und auch Salazar griff nun wieder nach seinem, als er seinen Freund bedroht sah.   „Die Tasche, Zauberer!“, zischte die Hexe gefährlich und streckte Godric ihre Hand entgegen. „Ah...eine Hexe. Wie schön es doch ist, eine Gleichgesinnte anzutreffen“, brachte Godric noch immer lächelnd hervor und ohne dass sie ihn noch ein zweites Mal bitten sollte, überreichte er ihr das gewünschte Objekt. Sofort zog sie den Gurt über eine Schulter, den Blick von dem jungen Mann aber nicht abweichend. Langsam ging sie dabei einige Schritte zurück, hielt dann aber inne. „Mein Pferd...Es ist fort“, stellte sie fest, „...Ihr schuldet mir ein Neues, oder Ihr gebt mir eines von euren.“   „So haben wir nicht gewettet!“, mischte sich nun auch Salazar ein und stellte sich neben Godric, noch immer mit der Spitze seines Zauberstabes auf die Maid zielend. „..., Ihr habt noch Schulden bei uns!“ „Schulden? Was denn für Schulden?“ „Für die Rettung und Beiseitigung von Tierwesen. In Ihrem Fall wären das dann zwei Galleonen und vier Sickel. Solltet Ihr Menschenwährung bei Euch tragen, so wären diese im gleichen Maße recht. In diesem Fall würden nur 10 Prozent Zinsen fällig. Wir nehmen natürlich auch alles, was dem entspricht: Ketten, Ringe, edle Waffen, Diademe...“, zählte Godric auf.   „Ich wäre mit denen auch allein klar gekommen! Ihr bekommt von mir keinen müden Knut.“   „Wie schade... So denn. sehet zu, wie ihr in das nächste Dorf gelangt. Gewiss wisst ihr, wo sich jenes befindet. Einen schönen Tag noch“, sagte nun Salazar mit einem listigen Funkeln in den Augen, während Godric, für einen Moment erstaunt, das Zucken seiner Mundwinkel sah. Schließlich musste sein Freund einen Plan haben, wie sie doch an ihre Belohnung kamen.   „Kommst du, Godric?“, fragte Salazar seinen Freund und steckte nun den Zauberstab weg, drehte sich um und begann zurück zu den Pferden zu laufen.   „Natürlich Salazar. Gehabt euch wohl, holde Maid“, damit folgte er nun seinem Freund, noch nicht ganz verstehend, was Salazar vorhatte.   Die ehemals Jungfrau in Nöten stand wie angewurzelt da und musste blinzeln. War das denn wirklich gerade geschehen? Langsam senkte sie ihren Zauberstab, den beiden hinterhersehend. Ihre roten Lippen presste sie dabei fest aufeinander. Noch bevor sie den Zauberstab wegsteckte, sprach sie leise einen Zauber und ließ ihre Tasche schweben. Schließlich war diese schwer und lange konnte sie diese nicht tragen. „Ihr beiden! So wartet auf mich! Ihr schuldet mir ein Pferd! Ihr könnt mich doch nicht hier allein zurücklassen!“   Sie stapfte den beiden hinterher, auch als sie sich noch immer nicht nach ihr umsahen und die beiden Zauberer schon bald an ihren Pferden angekommen waren und aufsaßen.   „Wie könnt Ihr es wagen, eine junge Frau wie mich allein zurückzulassen?“, erkundigte sie sich erneut und sah zu den Beiden auf.   „Ihr seit doch eine Hexe, nicht? Und Ihr könnt es mit Gnomen und gewiss auch anderen Tierwesen allein aufnehmen“, sprach Salazar. „Und mein Pferd?“   „Wenn Ihr so fleißig an der Belohnung spart, so werdet Ihr euch ein neues schon bald leisten können“, fügte Godric noch hinzu. Sie schnaubte verächtlich und stellt sich in den Weg von Schlange und Greif. „Nehmt mich mit!“, befahl sie und schaute zwischen den beiden jungen Zauberern hin und her. „Zumindest bis zum nächsten Gasthaus!“ Salazar und Godric sahen sich an, nickten zustimmend.   „Nun gut. So werdet Ihr aber die Betten für die Nacht zahlen, sowie Speis und Trank. Wir, im Gegenzug, werden uns umhören, wo es Pferde zu kaufen gibt.“   Sie zögerte für einen Moment, stemmte dann aber die Hände in ihre Hüften und schnaubte. „Nun gut, wie Ihr wollt“, stimmte sie zu, „Aber ihr kauft das Pferd dann auch! Und es soll nicht der letzte, alte Ackergaul sein, den ihr finden könnt!“   Unsicher schielte Godric zu Salazar und mit einer kaum erkennbaren Bewegung seines Kopfes ging er auf das Angebot ein.   „Wie Ihr wünscht, holde Maid“, sprach der rothaarige Zauberer strahlend und stieg von Greif hinunter, die Zügel aber noch mit einer Hand haltend. Mit der anderen ergriff er eine von ihren und brachte sie zu seinen Lippen.   „Godric Gryffindor. Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen und Ihr Angebot anzunehmen.“ Sofort entzog sie ihm die Hand und sah zu seinem Freund hinauf. „...und wer seit Ihr?“ „Salazar...“, murmelte der junge Mann, „..., Salazar Slytherin. Angenehm.“   „Und mit wem haben wir die Ehre?“, erkundigte sich Godric, als er die Tasche der jungen Hexe nahm und auf den Rücken von Schlange legte, mit einem Knoten diese festbindend.   Sie seufzte genervt, schlug dem Rothaarigen die Hand weg, als dieser ihr auf das Pferd helfen wollte und stieg stattdessen selbst in den Sattel.   „Mein Name ist Rowena Ravenclaw.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)