Liebe-Allein oder zu zweit? von Yuri91 (Kampf um die Liebe) ================================================================================ Kapitel 1: Kampf um die Liebe ----------------------------- Die Wände waren kahl und bestanden lediglich aus grob behauenem Stein. Zwei Fackeln, die sich links und rechts etwas oberhalb der Kopfhöhe befanden, hingen seitlich an der einzigen Tür die in diesen Raum führte, wobei man wohl eher von einem kalten, lieblosen, höhlenartigen Raum reden musste. Durch nicht spürbare, kleine Luftzüge wurden die orange-rot brennenden Flammen zum Flackern gebracht. Ihr unstetes, sich unregelmäßig bewegendes Licht huschte über die kalten Steinwände, warfen Schatten und spendeten nur gerade so ausreichend Licht, um für kurze Zeit ein Buch lesen zu können. Neben der Tür, den kahlen Wänden und den zwei Fackeln gab es lediglich noch einen Tisch, der aussah, als wäre er direkt aus dem Boden geformt worden, einen dazu lehmbraunen Stuhl, dessen Ursprung anscheinend den gleichen hatte wie der Tisch und ein Bett, dessen dünne Matratze auf einem Stein-Erd-Gerüst stand und ziemlich ungemütlich aussah. Generell sah der Raum sehr provisorisch aus und ziemlich ungeeignet, um darin auf Dauer zu leben. Nun, seit gut sieben Jahren war dies hier der Ort, an dem der junge Mann, der im Fackellicht auf dem ungemütlich aussehenden Bett lag, immer wieder einkehrte. Seit gut sieben Jahren schlief er entweder hier oder in anderen Verstecken, die ähnlich aussahen. Bequemlichkeit und Komfort konnte er nicht erwarten. Das hatte Sasuke Uchiha auch nicht, als er vor etwas mehr als sieben Jahren sein Heimatdorf verlassen hatte, um bei seinem Streben nach Macht und Kraft sich dem abtrünnigen Ninja Orochimaru anzuschließen. Damals hätte er nicht geglaubt, dass er nach sieben Jahren seinem Ziel noch immer nicht näher gekommen war. Sieben Jahre waren eine verdammt lange Zeit, in der er fast ausschließlich trainiert, neue Techniken erlernt und sich deutlich und stetig verbessert hatte. Nur reichte das alles noch nicht. Er war nicht stark genug. Würde er es jemals werden? Würde er sein Ziel irgendwann einmal erreichen? Seit geraumer Zeit schon hatte er diese Zweifel. Sasuke Uchiha, der jüngste Sprössling des einst angesehen, machtvollen Uchiha-Clans aus dem starken Ninjadorf Konohagakure, war nun ein Abtrünniger. Seit sieben Jahren. Ein Abtrünniger, nach dem weltweit gesucht wurde. Ebenso wie nach seinem momentanen Meister Orochimaru und seinem Bruder Itachi Uchiha, der der eigentliche Grund war, warum Sasuke nun hier lag, von Zweifeln geplagt. Vor vielen, vielen Jahren, als Sasuke noch ein kleines Kind gewesen und zu seinem älteren Bruder aufgeblickt hatte, hatte dieser aus reinem Machtdurst den gesamten Uchiha-Clan getötet. Nun, nicht alle. Sasuke hatte er verschont, weil er ihn für nicht würdig genug, für zu schwach, gehalten hatte. Seitdem gab es für Sasuke nur ein Ziel: Der Tod seines Bruder und damit die Rache an seiner Familie und seinem Clan. Ja, anfangs hatte Sasuke es auf normalem Wege versucht. Er war ein Ninja geworden, war in ein Team gekommen, mit einem weltbekannten Ninja als Meister und hatte unter ihm verschiedenste Missionen erledigt und trainiert. Er war besser geworden. Ohne Zweifel. Sasuke war im ganzen Dorf Konohagakure als Genie bekannt gewesen. Als ein Alleskönner, der jede Mission und jede Technik bewältigen konnte. Und doch war es ihm nicht schnell genug gegangen. Eines Tages war Orochimaru vor ihm aufgetaucht, hatte mit Macht und Wissen, wie mit einer übergroßen Fahne, gewinkt und dem Versprechen, schnell so mächtig zu werden, um Itachi Uchiha zu töten. Sasuke hatte den einfachen Weg gewählt. Er hatte nicht lange darüber nachgedacht. Der Tod seines Bruders war das oberste Ziel für ihn, für das er alles opfern würde. Seine Freunde, sein Team und sogar seinen Körper. Jetzt war er so weit wie vor sieben Jahren. Irgendwo da draußen war Itachi, quicklebendig und weit entfernt davon von ihm getötet zu werden. Vor nicht allzu langer Zeit war Sasuke auf sein altes Team gestoßen. Da war Kakashi Hatake, sein alter Meister, der noch besser geworden war, als er ihn in Erinnerung hatte. Gegen ihn war Sasuke schon fast ausgeliefert gewesen und Itachi war noch einmal eine Nummer größer als sein alter Lehrmeister. Dann war da sein bester – oder wohl eher gesagt ehemals – bester Freund, Naruto Uzumaki, der Sasuke komplett überrascht hatte. Wenn es für Sasuke schon schwer gewesen war gegen Kakashi anzukommen, dann konnte er bei Naruto wohl nur davon träumen jemals gegen ihn zu gewinnen. Wie hatte er in derselben Zeit wie Sasuke nur so extrem stärker werden können? Es war, als hätte der blonde Chaot, der an sich nichts als Unsinn und Nudelsuppe im Kopf hatte, eine magische Verwandlung mitgemacht. Diese beiden hatten Sasuke aufgezeigt, das er noch weit davon entfernt war, Itachi jemals ebenbürtig oder gar stärker als er zu sein. Doch der Hauptgrund, warum Sasuke hier im Bett lag und an die grobbehauene Steinwand blickte, war Sakura Haruno.   Seine Teamkollegin mit den rosafarbenen Haaren und grünen Augen, hatte sich ohne Zweifel auch weiterentwickelt. Nicht nur was ihre Fähigkeiten betraf, sondern auch optisch. Seit ihrem letzten Zusammentreffen vor fünf Jahren war Sakura gereift. Ihr Gesicht hatte nun die letzten kindlichen Züge verloren. Ihr Körper war weiblicher, runder geworden, wenngleich sie nicht zu den kurvenreichsten zählte, doch das störte ihn nicht. Doch vor allem gingen ihm die grünen Augen nicht mehr aus dem Sinn, die ihn verzweifelt angesehen hatten. Es war Naruto gewesen, der von ihm verlangte hatte, endlich nach Hause zurückzukommen. Kakashi hatte versucht ihn mit Argumenten zu überreden. Sein Ersatzmann, ein schwarzhaariger, blasser, dünner Typ, hatte geschwiegen. Und obwohl Sakura stumm geblieben und nichts gesagt hatte, waren ihre Augen voller Hoffnung und Leid gewesen. Sie hatten ihn regelrecht angeschrien endlich wieder mitzukommen. Wieder ein Teil Konohas zu werden und vor allem ein Teil ihres Teams. Vor sieben Jahren, als Sasuke sich für den einfachen Weg entschieden hatte, wäre es Sakura beinahe gelungen ihn am Gehen zu hindern. Sie hatte nachts am Ein-und Ausgang des Dorfes auf ihn gewartet. Sie hatte nicht mit ihm gekämpft, hatte lediglich gefleht, er möge bleiben. Sie hatte versucht ihn zu überreden und beinahe hätte sie es geschafft. Beinahe. Hätte Sasuke seinen Stolz heruntergeschluckt und auf seine Freunde, sein Team und auf sich selbst vertraut, dann wäre er geblieben. Aber er hatte lediglich daran gedacht, wie er schnell an mehr Kraft und Macht kommen konnte. Orochimaru hatte es ihm versprochen. Jetzt war Sasuke schlauer. Jetzt wusste er, dass das alles nur eine Lüge, ein leeres Versprechen gewesen war. Oh ja, er war stärker als die meisten Ninja auf dieser Welt, aber sein verhasster Bruder war eben noch stärker. Damals hatten Sakuras Tränen sein Herz berührt. Er hatte Sakura versprechen wollen, er würde bald wieder zurücksein. Er hatte überhaupt nicht vorgehabt so lange wegzubleiben. Er hatte bereits damals Gefühle für Sakura empfunden, die er bis heute nicht zuordnen konnte. Er wollte sie beschützen, für sie da sein. Bei ihr sein. Das war ihm bei ihrem letzten Treffen wieder deutlich bewusst geworden. In all den Jahren hatte er Naruto und Kakashi vermisst. Als Freunde, ja. Doch vor allem Sakura blieb ihm im Gedächtnis. Sie alle waren so viel stärker geworden. Ob sich Sasuke damals wohl falsch entschieden hatte? War sein Weg, als Rächer zu leben, der Richtige? Der Drang, wieder nach Konoha zu gehen, wieder Teil seines alten Teams zu werden, war groß. Vor allem jedoch trieb ihm der Gedanke an, diese grünen Augen, die ihn bis in seine Träume hinein verfolgten, nicht länger traurig und flehend zu sehen, sondern vor Freude strahlend. Und wenn Sasuke ehrlich zu sich war, wollte er auch seine Gefühle ergründen, warum er für Sakura so empfand wie er tat und was diese Gefühle zu bedeuten hatten. Sollte er also Orochimaru und dessen Leute verlassen und wieder zurück nach Konoha gehen? Würde es ihm so vielleicht einfacher gelingen, stark genug zu werden? Wenn er es nicht ausprobierte, würde er es wohl nie herausfinden. Während er jüngste, der noch lebenden Uchihas, in seinem Zimmer lag und über einen möglichen Fortgang nachdachte, war sein jetziger Meister bereits zu einer Entscheidung gekommen. Blass und kränklich saß der gefürchtete Abtrünnige in seinem Bett. Sein Zimmer sah dem des Uchihas zum Verwechseln ähnlich. Das flackernde Licht der Fackeln hüpfte über sein abgemergeltes Gesicht. Sein Körper wurde von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. Als er die Hand von seinem Mund wegnahm, fand er dort dunkelrote Blutstropfen. Er brauchte Sasuke Uchiha. Er hatte diese wundervollen Augen, das Geschenk des Uchiha-Clans. Er wollte diesen jungen, fitten Körper für sich haben. Nur deswegen hatte er sich des Uchihas angenommen. Und wenn Orochimaru etwas wollte, bekam er es auch. „Kabuto, Naruto Uzumaki und Sakura Haruno sind ein Hindernis. Sie müssen verschwinden“, gab er mit brüchiger, rauer Stimme den Befehl zur Auslöschung der Beiden. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Dieser Körper würde es nicht mehr lange machen und seit Sasukes letzter Mission – wo er auf sein altes Team getroffen war – benahm sich der Uchiha anders. Abweisender. Er ging auf Distanz. Auf keinen Fall durfte Orochimaru den Uchiha verlieren. Er würde sämtliche Hebel in Bewegung setzen, um den Körper des Uchihas sein Eigen nennen zu können. Sein wohl wichtigster und getreuester Gefolgsmann, Kabuto Yakushi, stand neben seinem Bett, nickte verstehend und griff nach einem Becher, der eine bitter schmeckende Medizin enthielt, die ihm helfen sollte, noch ein wenig länger in diesem schwachen Körper zu überdauern. Kabuto benötigte keine weiteren Erklärungen. Er würde alles für Orochimaru tun. Er vergötterte ihn und dessen war sich der kranke, vom ewigen Leben besessene Mann, bewusst. Mit diesem Nicken hatten Kabuto und Orochimaru das Schicksal der zwei ahnungslosen Ninja aus Konohakagure besiegelt.   Das Wetter war gut. Zum Glück. In den letzten Tagen hatte es immer wieder geregnet gehabt, sodass ihr Vorhaben immer wieder, im wahrsten Sinne des Wortes, ins Wasser gefallen war. Jetzt jedoch nutzte sie die günstige Gelegenheit. Die Sonne schien warm, doch die wärmenden Strahlen drangen kaum durch das dichte Blätterdach des Waldes hindurch, sodass es Sakura im Schatten leicht fröstelte. Doch jetzt trat sie hinaus auf eine kleine Lichtung. Kaum das die warmen Sonnenstrahlen ihre Haut berührten, überkam sie ein warmer Schauer. Gleich fühlte sie sich besser. Für ein paar Sekunden genoss die junge Frau das wärmende Gefühl auf ihrem Gesicht, dann wandte sie sich dem Grund ihres Hierseins zu. Hier auf dieser Lichtung wuchsen Heilkräuter, die eine schmerzlindernde Wirkung hatten, eine schnellere Heilung bewirkten und als Salbe verabreicht bei Verbrennungen zu einem kühlenden Gefühl führten. Im Krankenhaus des Dorfes waren diese Kräuter gerade Mangelware. Es gab kaum noch welche vorrätig. Deswegen waren mehrere Ninja, die auch ein Grundwissen über Heilkunde hatten, ausgesandt worden, um von dem Heilkraut ein wenig zu sammeln. Sakura ging in die Knie, betrachtete kurz das unscheinbare Kraut mit den weißen, kleinen Blüten und begann sie vorsichtig zu pflücken. Anschließend tat sie diese in den mitgebrachten Weidekorb, in dem sich bereits ein kleiner Haufen der Kräuter befand. Nach dieser Lichtung hier würde sie nur noch ein, zwei weitere suchen und dann zum Dorf zurückgehen. Da diese Heilkräuter sonnige Plätze liebten, musste man in dem dichten Wald, der das Dorf auf drei Seiten umgab – nur auf einer Seite wurde Konohgakure von einem hohen Berg beschützt -  ordentlich suchen. Ein Knacken, wie das Brechen eines Astes, ließ die erfahrene Kunoichi aufhorchen. Ihr Blick hob sich. Das war kein Tier gewesen. Das war ein Mensch, der sich danach anhörte, unentdeckt bleiben zu wollen. Augenblicklich war ihr Körper in Alarmbereitschaft. Adrenalin wurde durch ihre Adern gepumpt, ihr Gehör war geschärft, während ihre Augen nach dem möglichen Angreifer Ausschau hielten. Plötzlich weiteten sich ihre Augen. Sakura konnte kaum glauben, wen sie da sah! Da stand er. Eindeutig. Nur wenige Schritte von ihr entfernt. Was hatte er hier zu suchen? War er auf Befehl Orochimarus hier? Bevor die junge Frau auch nur realisieren konnte was als nächstes geschah, raste eine Feuerwand auf sie zu. Im einen Moment war alles normal gewesen, im nächsten stand ihr Körper in Flammen. Heiß war gar keine Beschreibung. Noch nie hatte Sakura etwas Ähnliches empfunden. Ihr Körper fühlte sich an, als würde das Fleisch von ihren Knochen geschält, während die Hitze ihren Körper versengte und versuchte sämtliche Flüssigkeiten zu verdampfen. Der Geruch nach verbranntem Fleisch stieg ihr in die Nase. Das war ihr Fleisch, schoss es Sakura durch den Kopf, während ihr Gehirn ansonsten zu keinem klaren Gedanken fähig war, so sehr wurde ihre Nervenbahnen von Schmerz überflutet. Ein lauter, gequälter Schmerzensschrei hallte durch den Wald, ließ die Vögel erschreckt von ihren Ästen in den Himmel flattern und der Wind wehte die unmenschlichen Schreie bis zum nahegelegenen Dorf.   Es war ein Wunder, dass sie noch lebte. Hier hatten die Götter ihre Finger im Spiel, ansonsten konnte sich die Hokage – das Oberhaupt des Dorfes Konohagakure – und auch Chefärztin des Krankenhauses, nicht erklären, wie es sein konnte, dass Sakura noch lebte. Niemals hätte sie geglaubt, ihre Schülerin retten zu können, wenngleich sie alles Menschenmögliche dafür getan hatte. Stundenlang hatte sie im OP-Saal gestanden, um das Leben ihrer Schülerin gekämpft und gekämpft. Die besten Ärzte, die in diesem Krankenhaus arbeiteten – unter anderem ihre rechte Hand Shizune – hatten ihr dabei geholfen. Als Sakura ins Krankenhaus gebracht wurde, hatte Tsunade erst einmal nicht erkannt, wen oder was die Sanitäter auf einer weißen Liege transportierten. Dieses verkohlte, dampfende und stinkende Stück Kohle hatte auf keinen Fall Sakura sein können. Die komplette Kleidung war weggeschmolzen, die Schuhe sogar mit der Haut verschmolzen. Doch es machte eh keinen Unterschied. Jeder Zentimeter Haut war regelrecht zu Kohle verbrannt, schwarz und bröckelig. Blut war aus der aufgeplatzten Haut an verschiedenen Stellen des Körpers getreten und das Fleisch darunter ebenfalls verbrannt.  Die sonst so auffallenden rosafarbenen Haare waren gänzlich verschwunden, ebenso wie die Augenlider und die Lippen waren nur noch im Ansatz zu erkennen. Hätten diese unverkennbar grünen Augen sie nicht angestarrt, wäre Tsunade wohl nie aus ihrer Trance erwacht. Es war schon ein Wunder gewesen, dass Sakura den Transport von der Waldlichtung bis hin zum Krankenhaus überlebt hatte. Ein Ninja, der wie Sakura nach Heilkräutern gesucht hatte, war auf die lebende Fackel gestoßen, hatte geistesgegenwärtig mit einem Wasser-Jutsu die Flammen gelöscht und nach Hilfe gerufen, während er selber erste Hilfe geleistet hatte. Die ganze Zeit über war Sakura bewusstlos gewesen. Dass die junge Frau noch lebte, war Tsunade ein Rätsel, aber sie hatte einen Verdacht. Waren 15% der Körperoberfläche verbrannt, befand man sich bereits in einer lebensbedrohlichen Situation. Sakuras Haut war fast vollständig verbrannt. Sie hätte tot sein müssen, allein schon weil solche Verbrennungen zu einem Nierenversagen und Herzanfall führten. Aber sie war es nicht, wenngleich während der OP Sakura mehrfach einen Herzstillstand erlitten und nur minutenlange Wiederbelebungsmaßnahmen sie hatten retten können. Lag es womöglich an dem geheimen Jutsu, das Tsunade ihrer Schülerin vor Jahren beigebracht hatte? Das Byuakugou no Jutsu beherrschten nur sie beide, weil sonst niemand dazu in der Lage war. Man benötigte dafür eine außerordentliche Konzentrationsfähigkeit und eine ebenso außergewöhnliche Begabung das eigene Chakra zu kontrollieren und ebenso viel Zeit, genügend Chakra im eigenen Körper speichern zu können, was sich in Form eines kleinen Diamanten auf der Stirn abzeichnete. Mit dieser Technik konnte man das gespeicherte Chakra mit einem Schlag freisetzen, damit den Körper zu Höchstleistungen antreiben, ihn an seine Grenzen bringen und selbst dem Tod von der Schippe springen. Für einen Moment war man fast unsterblich. Die Regenerationskraft war unbeschreiblich. Der Nachteil, es verkürzt die eigene Lebensdauer. Obgleich Tsunade nicht überprüfen konnte, ob Sakura dieses spezielle Jutsu angewandt hatte oder nicht, es wäre eine Erklärung, wie sie diese schlimmen Verbrennungen überleben konnte und warum ihre Organe nicht so schlimm beschädigt waren, wie sie hätten sein sollen. Es war ein halber Tag vergangen, seitdem Sakura aus dem Operationssaal gekommen und auf die Intensivstation verlegt worden war. Ihr gesamter Körper war mit weißen Binden umwickelt, sodass sie wie eine schlafende Mumie aussah. Kühlende Salben waren auf ihrem ganzen Körper aufgetragen worden und alle paar Stunden wurden die Verbände gewechselt und neue Salbe auf die noch immer schwarz verbrannte Haut aufgetragen. Permanent wurde der jungen Frau über eine Infusion lebensnotwendige Flüssigkeit zugeführt. Dennoch waren ihr Herz-Kreislaufsystem und die Nieren beim besten Willen nicht in bester Verfassung. Damit die Chancen für ein Überleben Sakuras besser standen – wenngleich sie so gut wie bei Null lagen – würde sich Tsunade morgen erneut um die inneren Organe kümmern. Nur die Heilung der Haut war ein Problem. Die blonde Ärztin hatte dafür selbst bereits so viel Chakra aufgewandt, - die gänzlich verbrannte Haut hatte sie entfernt und das darunter liegende Fleisch bloßgelegt und zur Heilung angeregt - dass ihre Haut gealtert war. Auch sie hatte das heilende, lebensverkürzende Jutsu angewandt, um Sakuras Überlebenschancen auf wenigstens ein paar Prozent zu erhöhen. Jetzt benötigte sie Ruhe, bevor sie sich um ihre talentierte Schülerin erneut kümmern konnte.   Von dem Fakt, dass Tsunade und weitere Ärzte um das Leben von Sakura kämpften, ahnte Sasuke nichts. Er wusste auch nicht was Naruto und sein ehemaliger Meister Kakashi taten. Ebenso konnte Sasuke nur Vermutungen darüber anstellen, was sie taten oder – was für ihn im Moment die weitaus wichtigere Frage war – wie die Dorfbewohner, die Dorfältesten und vor allem die Hokage reagieren würden, wenn er nun vor den Toren Konohagakures stehen würde. Allzu viel Zeit würde er nicht benötigen um auf diese Frage eine Antwort zu finden. Nur wenige Meter trennten ihn noch von seinem Ziel. Inzwischen konnte er die Mauer über den Baumwipfeln ausmachen. Er musste sich eingestehen, er war nervös. Nach so vielen Jahren war er wieder hier. Das hätte er vor wenigen Wochen nicht gedacht. Aber er hatte sich jetzt hierfür entschieden. Sasuke konnte nur hoffen, vom Dorf wieder aufgenommen zu werden, wenngleich er wohl um das Vertrauen der anderen Ninja erst einmal kämpfen musste. Lediglich bei Naruto, Sakura und Kakashi machte er sich keine Sorgen. Sie hatten ihn immer gesucht, zu ihm gestanden und sogar in Schutz genommen, obwohl er zu diesem Zeitpunkt ein Abtrünniger war. Zeitgleich hoffte Sasuke, dass Orochimaru seinen Weggang nicht mit einem Vergeltungsschlag gegen Konohagakure rächen würde. Zuzutrauen war es ihm. Als Sasuke vor zwei Tagen einer der zahlreichen Geheimverstecke Orochimarus verlassen hatte, war er immer vorsichtig gewesen. Gestern hatte er zwar für einen Moment den Verdacht gehabt, er sei verfolgt worden, aber er schien es sich nur eingebildet zu haben. Wenngleich gestern Nachmittag etwas geschehen war, was sich der Uchiha nicht ganz erklären konnte. Er war sich sicher, er hatte gerade an einem kleinen Bachlauf Halt gemacht und etwas getrunken, als ihm kurz schwindelig geworden war. Im nächsten Augenblick hatte er auf dem Boden gesessen, wenige Schritte von dem kleinen Bächlein entfernt. Die Sonne war ein gutes Stück vorangerückt. Er war ohnmächtig geworden. Das war die einzige Erklärung, warum ihm plötzlich Zeit fehlte. Aber warum, ahnte Sasuke nicht. Ein Angriff konnte es nicht gewesen sein. Niemand war in seiner Nähe, nichts von seinen Sachen fehlte. Er hatte auch niemanden wahrgenommen. Aber diese Sache nagte noch immer an Sasuke. Ob es ein Ninja aus Konohagakure gewesen war? Nur warum hatte derjenige ihn dann nicht gefangen genommen oder Verstärkung gerufen? Egal, jetzt erst einmal musste Sasuke seine Aufregung und seine Zweifel beiseite Schieben und das Dorf betreten.   Die ersten drei Tage hatte Sasuke in einer kleinen Zelle verbringen müssen. Täglich wurde ihm Essen und Trinken gebracht. Ebenso hatte er Besuch von Kakashi bekommen, der neben einem kleinen Verhör auch überprüfen sollte, ob von Sasuke Gefahr ausging und was seine Motive für sein Erscheinen waren. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen. Sasuke konnte es verstehen. Er hatte nicht erwartet gleich mit Vertrauen überhäuft zu werden. Das allerdings Kakashi das Verhör übernommen hatte, war allein schon ein Vertrauensbeweis gewesen. Und das sich sein alter Lehrmeister über sein Kommen gefreut hatte, war auch nicht zu leugnen gewesen. Am dritten Tage dann war Tsunade erschienen. Sie hatte blass und erschöpft gewirkt, dennoch hatte sie wie immer Autorität ausgestrahlt. Ebenso ihren Unmut über Sasukes Verhalten. Einen langen Vortrag später – der mit einigen Seitenhieben und kleineren Vorwürfen gespickt gewesen war – hatte er dann die Erlaubnis erhalten, am nächsten Tag die Zelle verlassen zu dürfen. Seit dem vierten Tag dann galt Sasuke wieder als reguläres Mitglied und Ninja des Dorfes Konohagakures. Es lief alles gut. Fast schon zu gut. Kaum hatte er einen Schritt vor das Gebäude gesetzt, war ihm auch schon Naruto um den Hals gefallen. Es war peinlich, unangenehm und fühlte sich endlich wieder so an wie früher. Kakashi und Naruto hatten ihn abgeholt. Seitdem lebte er auch vorübergehend bei Naruto, der kaum einmal fünf Minuten den Mund hielt. Sobald Sasuke eine kleine Wohnung für sich fand, würde er allerdings schnellstmöglich wieder ausziehen. Jetzt lebte er erst drei Tage bei Naruto und würde schon bald wahnsinnig werden! Abgesehen davon, dass Naruto ihm mehr oder weniger über jeden einzelnen Dorfbewohner ein grundlegendes Update der letzten Jahre gab und nicht kochen konnte, tat sich der Chaot auch mit Aufräumen und Putzen schwer. Sasuke fühlte sich inzwischen als sei er zu einer Hausfrau mutiert! Aber trotzdem machte es ihm irgendwie Spaß. Die Zeit mit Naruto war niemals langweilig. Auch tat ihm die Anwesenheit Narutos gut, denn sein bester Freund gab ihm das Gefühl, als wären die letzten Jahre nie geschehen. Kakashi tat ebenfalls sein Bestes. Er hatte sich bei Tsunade dafür eingesetzt, dass Sasuke wieder Teil des Teams wurde. Er hatte Sai kennengelernt, aber was er von seinem Ersatzmann halten sollte, wusste Sasuke nicht. Andere Ninja, allen voran Ino, Kiba, Shikamaru und Choji, hatten ihn besucht und halfen dabei, dass sich Sasuke nach gut einer Woche fast schon wieder so fühlte, als wäre er nie weggewesen. Allerdings gab es auch ein paar kleine Veränderungen, mit denen der Uchiha nicht gerechnet hatte. Asuma, der Meister von Shikamarus Team, war gestorben, hatte allerdings ein Kind mit Kurenai, der Meisterin von Kibas Team. Zudem waren Shikamaru und Neji inzwischen Jonin, während Naruto – oh Wunder- wie Sasuke noch Genin waren. Zudem war Nejis Cousine, Hinata, inzwischen die Freundin des blonden Chaoten. Sasuke hatte nicht schlecht gestaunt, als Hinata eines Tages morgens vor der Tür gestanden und dann den Rest des Tages mit ihnen verbracht hatte. Nur eine Person hatte Sasuke bislang nicht getroffen. Sakura. War sie auf Mission? Oder wollte sie ihn einfach nicht sehen? Niemand wollte ihm etwas sagen. Während Kakashi seine Fragen bezüglich Sakura einfach überging, blickten sowohl Naruto als auch Hinata immer wieder wissen drein. Ihre Gesichter trübten sich und jedes Mal war es dann Naruto, der mit einem gezwungenen Lächeln und übertriebenen Gesten das Thema wechselte oder krampfhaft versuchte lustig zu sein. Diese Verhalten machten den Uchiha noch wahnsinnig. Hasste Sakura ihn so sehr, dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte? Oder gab es noch einen anderen Grund, weswegen ihm hier niemand Bescheid sagte? Hatte es etwas mit Vertrauen zu tun? Auf jeden Fall wollte Sasuke mehr wissen und er würde die Antwort auch finden! Er musste einfach, allein schon um Gewissheit zu haben und damit der eisige Griff um sein Herz verschwand. Letztendlich dauerte es noch eine weitere Woche, bis Sasuke endlich erfuhr, was mit Sakura war. Als er es herausfand, wurde der eisige Griff um sein Herz nur noch fester, drohte ihn zu zerquetschen. Augenblicklich hatte Sasuke zu Sakura gewollt. Er musste sie mit eigenen Augen sehen, doch Tsunade hatte ihm den Zutritt zu ihrem Zimmer verweigert. Außer ihr und ein paar anderen Ärzten und Krankenschwestern durfte niemand zu ihr. Auch nicht Naruto, Kakashi oder sonst irgendwer. Das machte es für den Uchiha nicht einfacher. Seine Sorge um Sakura war enorm. Er hatte Angst um die junge Frau. Jetzt, wo er wieder hier war, hatte er gehofft mit seinem Team einen Neuanfang zu starten. Und er wollte noch immer wissen, was seine Gefühle zu bedeuten hatten. Seitdem er die Wahrheit kannte, plagten den Uchiha allerdings nachts Albträume. Jedes Mal sah er Sakura vor sich, wie sie ihn mit großen, grünen Augen ansah und dann war er es selbst, der einen enormen Feuerball auf sie abfeuerte. Jede Nacht wachte Sasuke schweißgebadet auf, eine Hand nach Sakura ausgestreckt und mit wild schlagendem Herzen. Wie lange würde es noch dauern, bis seine Teamkameradin endlich den Klauen des Todes entkommen, aus dem Koma erwachen würde und er sie endlich sehen konnte?   Es dauerte noch einen Monat. Diese Zeit war nicht nur für Sasuke schwer gewesen. All ihre Freunde hatten um Sakura gebangt, Tsunade immer wieder bedrängt sie doch einmal besuchen zu dürfen und jedes Mal hatte die Hokage es abgelehnt. Nach etwas mehr als drei weiteren Wochen war Sakura dann endlich aus dem Koma erwacht. In der Zwischenzeit hatte Tsunade immer wieder kleine Operationen durchgeführt, täglich so viel Chakra wie sie entbehren konnte und das anderer Ärzte benutzt, um die Heilung weiter voran zu treiben und zu beschleunigen. Noch immer war der Körper der jungen Frau von weißen Bandagen umwickelt. Die inneren Organe waren inzwischen soweit wieder hergestellt, nur musste teilweise neues Fleisch und vor allem Muskelgewebe und Haut nachwachsen. Das würde noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Schmerzen waren, trotz permanenter Schmerzmittelgabe, kaum auszuhalten. Die Nerven selbst waren auch zerstört, doch dank Tsunade wuchsen sie nach und das tat höllisch weh. Ganz zu schweigen von dem restlichen Geweben, das nachwachsen musste. In dieser Zeit war es für Sakura schwer auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Die Schmerzen lenkten sie ab. Sie konnte sich fast ausschließlich nur auf das Brennen konzentrieren, das Gefühl, von heißglühenden, feinen Nadeln durchstochen zu werden. Die starken Schmerzmittel dagegen ließen Sakura immer betäubt zurück, machten sie müde. Sie konnte nicht einen Finger rühren. Die ganze Zeit über lag Sakura in derselben Position da, wurde über Schläuche ernährt und über Schläuche entleerte sie sich auch. Den einzigen Besuch, den sie erhielt, waren Ärzte, Krankenschwestern und die Hokage selbst. Wenngleich Tsunade mit ihr sprach, ihr Alltägliches erzählte und sie nach ihrem Wohlbefinden fragte, konnte sie nicht darauf antworten. Ihre Lippe waren, wie ihre Augenlider auch, weggebrannt worden. Das Nachwachsen tat weh und solange benötigte sie regelmäßig Augentropfen, damit ihre Augäpfel nicht austrockneten. Ohne die Schmerz-und Schlafmittel hätte sie sonst womöglich auch nie Schlaf gefunden. Es dauerte eine weitere Woche, bis Sakura das allererste Mal mit brüchiger Stimme ein Wort sagte. Ihr Hals kratzte, tat weh und es kostete sie viel Kraft. Dies war jedoch der Startschuss, dass ihre Freunde sie besuchen durften. Nicht allzu lange zwar und nur alleine oder zu zweit, aber immerhin. Sakura fühlte sich unwohl. Es behagte ihr überhaupt nicht, vollkommen hilflos zu sein. Auch musste sie furchtbar aussehen. Der Schock, der ihren Freunden regelrecht ins Gesicht gestanden war, half dabei nicht sonderlich. Hinata und Ino hatten bei ihrem ersten Besuch sogar angefangen zu weinen und sich dafür entschuldigt. Sakura war nur froh, dass wenigstens Lippen und Augenlider nachgewachsen waren. Nach jedem einzelnen Besuch, egal wie kurz er auch gewesen war, fühlte sie sich erschöpft und schlief in der Regel erst einmal, wenngleich sie sich auch über die Besuche ihrer Freunde freute. Lediglich bei einem Besuch kämpfte Sakura um mehr Kraft. Es war auch der einzige Besucher, der länger bleiben durfte als der Rest. Hätte sie ein Lächeln zustande gebracht, hätte sie beim Anblick des Schwarzhaarigen dies getan. So jedoch blieb ihr nichts anderes übrig, als im ersten Moment ein wenig überrascht dreinzusehen, wenngleich es unter den zig weißen Lagen aus Bandage wohl kaum zu erkennen war. Er war hier. Sasuke Uchiha stand eindeutig vor. Sie träumte nicht. Er war keine Halluzination. Seine dunklen Augen waren auf sie gerichtet, blickten genauso geschockt drein wie ihre Freunde. Schweigend stand er einfach nur da, blickte sie an. Sakuras Herzschlag beschleunigte sich. Was tat Sasuke hier? War er zum Dorf zurückgekehrt? Wenn ja, warum hatte dann niemand ihrer Freunde oder auch Tsunade nichts von Sasukes Rückkehr erzählt? Letztendlich war sie es, die das Schweigen nicht länger aushielt. Auch wenn es Sakura anstrengte, brachte sie ein gekrächztes „Sasuke“ hervor. Es genügte, um den Uchiha aus seiner Starre zu reißen. „Sakura, verdammt. Ich konnte erst nicht glauben, was dir passiert sein soll. Wer auch immer dir das angetan hat, ich werde ihn finden und…“ Die Worte sprudelten nur so aus dem Uchiha. Gestik und Mimik veränderten sich kaum, aber seine Augen glühten kurz rot auf und seine Stimme klang nicht so ruhig und unterkühlt wie sie es in Erinnerung hatte. Sakura war überrascht, wie nah es ihm ging, was mit ihr passiert war. Anscheinend hatte er nie aufgehört Teil von Team 7 zu sein, so wie Naruto und sie immer gehofft hatten. „Schon gut. Du musst mir nichts versprechen. Erst recht nicht, wenn du es nicht halten kannst“, unterbrach die junge Frau den, für seine Verhältnisse, aufgebrachten Uchiha. Die wenigen Worte hatten ausgereicht, um Sakura deutlich die Kräfte zu rauben. Ein Husten bahnte sich an, den sie krampfhaft versuchte zu unterdrücken. Die Schmerzen, die sie dabei jedes Mal erlitt, waren Höllenqualen. Sasuke bemerkte es, wenngleich er von ihren Gedanken nichts ahnen konnte. So vergaß er nachzufragen, was sie meinte und trat Hilfe anbieten näher an ihr Bett. „Bonbon“, war alles, was sie herausbrachte. Trinken tat Sakura in der Regel nicht. Das Gefühl von Glas an ihren noch verheilenden, frisch nachgewachsenen Lippen war unangenehm. Bonbons allerdings halfen Wunder. Wenngleich sie Sasuke nicht zeigen konnte, wo er die rote Schachtel mit den Bonbons nach Kirschgeschmack finden konnte, brauchte er nur wenige Sekunden, bis er ihr einen der roten Kugeln hinhielt. Kaum das sie den Mund geöffnet hatte, verschwand der Bonbon darin und ein angenehmer Geschmack nach Kirsche bereitete sich in ihrem Mund aus, während ihr Körper Speichel produzierte und zeitgleich das Druckgefühl des Hustens abmilderte. Sekunden später konnte Sakura wieder leichter und befreiter atmen. „Danke.“ Sasuke erwiderte nichts, blickte nur unverwandt auf Sakura, die unbehaglich da lag und nichts anderes tun konnte als seinen Blick zu erwidern. Wenn es eine Person gab, von der sie so niemals hatte gesehen werden wollen, war es der Uchiha. Selbst nach all den Jahren hatte sie nie aufgehört Sasuke zu lieben. Immer wieder hatte sie sich mit Naruto und Sensei Kakashi auf die Suche nach dem Uchiha gehabt, war jedem Verdacht, jedem Hinweis nachgegangen und selbst wenn sie ihn gefunden und er sie nur für ihr naives Verhalten ausgelacht hatte, so hatten ihre Gefühle für ihn nie nachgelassen. Waren nie verschwunden, obwohl sie jedes Recht dazu gehabt hätte ihn zu hassen. Doch das konnte sie einfach nicht. „Bist du endgültig wieder zurück?“ hörte sich Sakura da fragen. Die Hoffnung, die in ihrer Stimme mitschwang, war schwerlich zu überhören. Innerlich schalt sich Sakura für ihr Verhalten, aber jetzt, wo Sasuke einmal da war, musste sie es einfach wissen. Seitdem er den Raum betreten hatte, lag ihr diese Frage auf der Zunge. In dem Moment, wo Sasuke mit dem Kopf nickte und ein paar seiner dunklen Haarsträhnen ihm ins Gesicht fielen, war sich Sakura, dass die Welt für einen Moment stillstand. Ihr Herz tat es zumindest. Dann schäumte es über vor Glück, Freude und Hoffnung. Er war zurück. Sasuke Uchiha war wirklich und wahrhaftig wieder zurück in Konohagakure.   Sein Besuch hatte fast eine halbe Stunde gedauert. Dann war Tsunade höchstpersönlich erschienen und hatte ihn nach draußen befördert. Vorher jedoch hatte er Sakura noch kurz erzählen können, dass er einen Tag nach dem Angriff auf sie zurückgekehrt war und bleiben würde. Er hatte ihr versprochen, morgen und auch sonst regelmäßig zu Besuch zu kommen. Dann würde er ihr mehr erzählen, wie nervig es war mit Naruto zusammenzuleben und wie anders sich der Chaot verhielt, wenn Hinata in der Nähe war. Jetzt jedoch, wo er auf Narutos Couch lag und versuchte einzuschlafen, ging ihm Sakuras Anblick einfach nicht aus dem Kopf. Er hatte die Freude in ihren grünen Augen gesehen. Sie hatten angefangen zu strahlen, als er ihr von seiner Rückkehr erzählt und ihr versprochen hatte wiederzukommen. Auch jetzt noch, beim Gedanken daran, schlug sein Herz ein wenig schneller. Doch es fing erst so richtig an zu rasen, wenn er daran dachte, was Sakura zugestoßen war. Was er im Krankenhaus gesagt hatte, war keine leere Drohung gewesen. Derjenige, der ihr das angetan hatte, würde bitter dafür bezahlen müssen. Sasuke hatte bereits jetzt schon ein paar brauchbare Ideen, was er mit demjenigen anstellen würde. Der Verdacht, dass womöglich Orochimaru oder Kabuto dahintersteckte, ließ sich nicht abschütteln. Zeitgleich fragte er sich aber nach dem „Warum.“ All das Grübeln würde ihm jedoch nicht weiterhelfen. Er wollte schlafen, damit er morgen wieder Sakura besuchen konnte. Nur ihr Anblick, wie sie so bandagiert und hilflos da lag… Sasuke presste seine Zähne so fest aufeinander, dass sie laut knirschten und ihm ein stechender Schmerz kurz durch den Kiefer fuhr. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Er wusste nicht wohin mit seiner Wut, wusste nicht wohin mit all den Gefühlen, die in ihm ein Chaos veranstalteten, seitdem er Naruto, Kakashi und Sakura wiedergetroffen hatte. Nur eines wusste er. Obwohl er denjenigen, der Sakura all das angetan hatte, mit eigenen Händen fassen und dafür bestrafen wollte, so würde er sich nicht auf die Suche nach ihm begeben. Oh, er würde das nicht auf sich beruhen lassen. Nein. Er würde denjenigen schon noch finden, egal was Sakura sagte. Nur jetzt wusste er, durfte er einfach nicht wieder das Dorf verlassen. Abgesehen davon, dass er sich erst einmal wieder das Vertrauen der Anderen erarbeiten musste, war doch sein Hauptbeweggrund, dass er Sakura nicht einfach alleine lassen wollte. Er wollte sie sehen. Gleich morgen, auch wenn er ihren Anblick kaum ertragen konnte. Er konnte sich nicht vorstellen, was sie durchlitten haben musste, was für Schmerzen sie jetzt noch empfand und wie gedemütigt und hilflos sie sich fühlen musste. Aber er wollte für sie da sein. Das wusste Sasuke tief in seinem Herzen, wenngleich er noch immer herausfinden musste, was diese Gefühle bedeuteten. Er wollte sie nicht allein lassen und wenn er ehrlich zu sich selbst war, wollte Sasuke auch nicht länger allein sein.   Es hatte nicht funktioniert. Sein gut durchdachter Plan war gescheitert. Er war gescheitert. Und jetzt? Wegen ihm stand alles auf dem Spiel. Das Leben seines Meisters hing am seidenen Faden. Vor nicht allzu langer Zeit hatten sie erfahren, dass sein Anschlag auf Sakura Haruno missglückt war. Sie hatte die tödliche Attacke überlebt. Kabuto konnte sich beim besten Willen nicht erklären, wie das hatte passieren können. Er hatte hinter den Bäumen versteckt mitangesehen, wie Sasukes Feuerball die Kunoichi aus Konohagakure frontal erfasst und verschlungen hatte. Selbst als Hilfe herbeigeeilt war, hatte Kabuto gewusst, dass es zu spät war. Einen solch verheerenden Angriff überlebte man nicht. Selbst wenn die Ärztin Tsunade persönlich war. Und doch tat Sakura Haruno genau das. Sie lebte. Dabei hatte die Umsetzung seines Plans so gut angefangen. Sasuke hatte nicht gewusst, dass er von Kabuto mit einem Ortungsjutsu belegt worden war. Man konnte es leider nur einmal einsetzen, aber damit hatte er den Uchiha schnell finden können. Obwohl es nur einmal eingesetzt werden konnte, hatte das Jutsu  eine Besonderheit, dessen hoher Aufwand es rechtfertigte. Man konnte damit die Zielperson für einen Moment außer Gefecht setzen und kontrollieren. Das Jutsu war mit dem Gehirn verbunden und ließ einen zusätzlich die Person für mehrere Minuten kontrollieren. Das Bewusstsein schlief, während das Gehirn den Befehlen des eigenen Körpers nicht mehr gehorchte, sondern tat, was der Anwender des Jutsu wollte. Ein Glück, das er damals, als Sasuke nach einem anstrengenden Training mit Orochimaru bewusstlos gewesen war, die Gelegenheit genutzt und den Uchiha mit dem Jutsu belegt hatte. Und so hatte Sasuke, in Kabutos Auftrag, seine eigene Teamkameradin angegriffen. Er hätte sie töten sollen! Aber nein… Sasuke hatte sie nicht ausschalten können. Und was noch viel, viel schlimmer war, Kabuto hatte Sasuke nicht aufhalten können. Der Uchiha war jetzt wieder ein Teil Konohagakures. Ob sein Angriff auf die rosahaarige Kunoichi dessen Vorhaben intensiviert hatte, wusste er nicht. Sakuras Tod hätte Sasuke womöglich wieder umkehren lassen. Er hätte sich von seinem neu gewählten Weg abgewandt und sich wieder ganz der Rache und Dunkelheit gewidmet. Er wäre hierher zurückgekommen. Früher oder später. Und er hätte als neues Gefäß für Meister Orochimaru gedient. Jetzt jedoch…. In den letzten Wochen hatte Orochimaru stark nachgelassen. Sein Körper hatte nicht mehr mitgespielt. Seine Bestrafung an Kabuto hatte ihm den letzten Rest Kraft geraubt. Vielleicht hatte deswegen die Übernahme mit dem neuen Wirtskörper nicht so funktioniert, wie es hätte sein sollen. Auf jeden Fall begann der neue Körper bereits wieder zu zerfallen. Vorrat an Körpern hatten sie reichlich. Doch sie waren alle nicht stark genug. Orochimaru war ein mächtiger Ninja. Dementsprechend benötigte er auch ein Gefäß, das seine Macht aushalten konnte. Eben so einen Körper, wie Sasuke Uchiha ihn besaß. Nur war der jetzt außer Reichweite. Vorerst. Kabuto war bereits dabei neue Pläne zu schmieden. Der Tod von seinen Teamkameraden würde nicht viel bringen, entschied er. Was womöglich half, war eine Konfrontation mit Itachi Uchiha. Das hatte in der Vergangenheit funktioniert und würde es jetzt wohl auch wieder. Dafür musste er den älteren Uchiha jedoch erst einmal ausfindig machen. Ein sehr schwieriges und noch viel gefährlicheres Unternehmen. Und dann musste er es irgendwie schaffen, dass die zwei Brüder aufeinander trafen. Wie sollte er das nur anstellen? Ein Stöhnen riss den Weißhaarigen aus seinen Überlegungen. Eilig griff er nach dem Glas Wasser, in das er bereits ein schmerzlinderndes Pulver getan hatte und reichte es seinem Meister, dessen Körper an manchen Stellen bereits zu verfaulen begann. Der Gestank des verwesenden Fleisches war enorm. Bald würden sie wieder den Körper wechseln müssen. Etwas, das Meister Orochimaru erneut schwächen würde. Aber es musste sein, wollte er weiterleben. Falls es denn klappte. Normalerweise konnte das verbotene Jutsu nur alle sieben Jahre angewendet werden. Sie mussten einen Weg finden, wie es auch früher ging. Kabuto war sein treuester Gefolgsmann. Er würde es schon irgendwie schaffen, Sasuke Uchiha zurückzuholen und ihn dann seinem Meister als Wiedergutmachung überreichen. Irgendwie. Irgendwann…   Die nächsten Wochen waren für Sakura sowohl die schönste als auch schlimmste Zeit in ihrem Leben. Regelmäßig erhielt sie Besuch von ihren Freunden. Vor allem Team Kakashi – zu dem Sasuke inzwischen dazuzählte – Hinata und Ino kamen sie oft besuchen. Abgesehen von Kakashi, der immer wieder mal beschäftigt war, kamen sie alle eigentlich täglich vorbei. Das freute sie natürlich ungemein. Nicht nur, weil es ihr zeigte, was für gute und enge Freunde sie hatte, sondern auch, weil die Besuche halfen ein wenig von den Schmerzen abzulenken. Nach zwei weiteren Wochen – die nun achte Woche im Krankenhaus – war es das erste Mal, dass Sakura aus dem Bett aufstand. Es war extrem schmerzhaft gewesen und auch nur recht kurz. Mit jedem Tag der verging, schritt die Heilung deutlich schneller voran. Ihr Gesicht war nun nicht länger bandagiert, musste aber immer noch jeden Tag mit Feuchtigkeitscreme und schmerzlindernder Salbe – ironischerweise war das Heilkraut, das Sakura an dem verhängnisvollen Tag gesammelt hatte Hauptbestandteil davon – eingeschmiert werden. Ihr Gesicht war auch immer noch rot und die Haut sehr empfindlich. Auch ging es ihren Armen und Händen langsam besser. Inzwischen war die junge Frau wieder dazu in der Lage selbstständig zu essen, wenngleich es deutlich schwieriger war als früher und es kostete auch mehr Kraft. Aber es war wichtig. All das neue Muskelgewebe, das sich neu hatte bilden müssen, musste auch benutzt werden. Bald sollte Sakura auch anfangen regelmäßig zu laufen und in ein paar Monaten, vielleicht schon Wochen, sollte sie dann leichtes Muskeltraining anfangen. Jetzt jedoch war sie noch recht grobmotorisch. Wenn Sakura aß, fühlte sie sich wie ein Kleinkind, das gerade erst anfing zu lernen wie man mit Messer und Gabel umging. Auch konnte sie ihre Arme nicht wirklich lange benutzen und ihre Hände waren sehr grobmotorisch. Bis Sakura wohl irgendwann wieder als Ninja tätig sein konnte, würde es wohl noch ein paar Monate, womöglich ein Jahr, dauern. Aber wenigstens ging Tsunade davon aus, dass die junge Frau wieder vollständig genesen würde. Dadurch, dass Sakuras Haut flächendeckend verbrannt war, ging Tsunade ebenfalls davon aus, dass es kaum zur Narbenbildung führen würde. Darüber war sie fast genauso erleichtert wie die Tatsache, dass sie irgendwann wieder so wie früher arbeiten und sich bewegen können würde. So anstrengend und schmerzhaft die Tage auch waren und so sehr sie sich über die Besuche ihrer Freunde freute, so war es doch der Uchiha, der ihr jeden Tag versüßte. Niemals hätte Sakura geglaubt, dass Sasuke sein Versprechen einhalten und sie fast täglich besuchen kommen würde. Lediglich wenn Team Kakashi auf Mission war, kam er nicht vorbei. Die Besuche waren von unterschiedlicher Dauer. Manchmal sprachen sie so gut wie gar nicht. Dann saßen sie einfach nur schweigend beisammen. Es war nicht merkwürdig, im Gegenteil. Sakura mochte es. Es stellte eine Verbindung zwischen ihnen her, von der die junge Frau nie zu träumen gewagt hatte. Natürlich unterhielten sie sich auch. Oft beschwerte sich Sasuke über Naruto, brachte Sakura sogar zum Lachen, wenngleich es immer recht schmerzhaft war und sich der Uchiha dann auch gleich dafür entschuldigte. Nun, wo Sakura selbst besser reden konnte, übernahm sie meist das Sprechen. Sie erzählte wie die letzten Jahre für sie vergangen waren, wie hart das Training bei Tsunade gewesen war und was sie so alles erlebt hatte. Es gab lediglich zwei Themen, über die sie nicht redeten. Zum Einen über Sasukes Zeit bei Orochimaru. Wenn sie ihn etwas darüber fragte, blockte Sasuke gleich ab. Entweder antwortete er einfach nicht oder er wechselte das Thema. Sakura handhabte es genauso, wenn er etwas über den Angriff auf sie wissen wollte. Sie hatten den Angreifer gesehen, aber das sagte sie dem Uchiha nicht. Niemand wusste davon. Viel zu groß war die Angst, dass er Konohagakure und sie wieder verlassen würde. Das war das Letzte, was Sakura wollte. Seitdem Sasuke wieder zurück war, fühlte sich die junge Frau, als wäre eine Leere in ihr wieder gefüllt worden. All die Jahre, die sie Sasuke gesucht hatte, war ihr nicht aufgefallen, wie alleine sie sich gefühlt hatte, trotz ihrer Freunde. Jetzt, wo der Schwarzhaarige wieder zurück war, war ihr das Gefühl des Alleinseins erst bewusst geworden und sie wusste eindeutig, das wollte sie nie wieder spüren. Wenngleich es keine Chance geben sollte, dass Sakura und Sasuke jemals ein Paar werden würden – selbst jetzt zweifelte sie noch daran, dass er überhaupt Gefühle, die über Freundschaft hinausgingen für sie empfand – so wollte sie wenigstens mit ihm befreundet sein. Das hatte Sakura schon vor Jahren für sich entschieden. Hauptsache sie war irgendwie Teil seines Lebens. Das Gefühl, dass Sasuke sie aus Schuldgefühlen heraus besuchte, wurde in letzter Zeit stärker. Obwohl sie die Besuche des Uchiha schätzte, seit einigen Tagen wirkte er distanzierter und sein Blick wanderte überall hin, nur nicht zu ihr. Außer, wenn sie selbst nicht gerade hinsah. Dessen war sich Sakura bewusst. Auch hatte er dunkle Augenringe. Irgendetwas war vorgefallen, aber sie traute sich nicht nachzufragen was war. „Stimmt es, dass du bald das Zimmer verlassen darfst? Dann könnten wir vielleicht einmal spazieren gehen.“ Überrascht von dem Vorschlag, blickte Sakura aus großen Augen zu dem Schwarzhaarigen. „Ich muss erst wieder laufen lernen“, gestand sie und die Freude über das Angebot wich Unsicherheit. „Du musst erst… . Das tut mir Leid. Ich wollte nicht… Ich meine…“ Jetzt war es Sasuke, dem die Unsicherheit ins Gesicht geschrieben stand. Fahrig fuhr er sich mit einer Hand durch sein dunkles Haar. Er stand von seinem Besucherstuhl auf und ging durch den Raum. Schuldbewusst blickte er drein, mied jeglichen Blickkontakt mit Sakura. Obwohl Sakura bislang nichts zu ihrer körperlichen Verfassung gesagt hatte, so hatte sie doch geglaubt, der Uchiha wisse Bescheid, dass sie wie ein Kleinkind erst wieder alles erlernen musste. Erst jetzt wurde ihr klar, dass Sasuke in dieser Sache naiv gedacht hatte. Jetzt war es die junge Frau, die sich schuldig fühlte. „Schon gut. Es ist nicht schlimm. Sobald ich kann, würde ich gerne mit dir spazieren gehen.“ Sakura versuchte so gut gelaunt und fröhlich wie möglich zu klingen. Ihre Haut spannte zwar ein wenig, aber das Lächeln fühlte sich echt und aufrichtig an. Bei ihren Worten blieb Sasuke abrupt stehen, sah zu ihr herüber. „Sasuke, ich bin wirklich froh, dass du wieder da bist.“ Um den Uchiha auf andere Gedanken zu bringen, wollte sie das Thema wechseln. Das erste Mal, seitdem er wieder zurück war, streckte Sakura die bandagierte Hand nach ihm aus. Der unausgesprochenen Bitte kam Sasuke nach. Langsam, fast zögerlich, kam er auf sie zu. Als seine Finger behutsam die ihre umschlossen, ging ein Stromschlag durch Sakura hindurch. Ihr Herzschlag beschleunigte, ihre Atmung wurde flacher. Als sich die Matratze unter Sasukes Gewicht einsackte, wurde sich die junge Frau erst einmal bewusst, wie sie für ihn aussehen musste. Abgesehen von ihrer geröteten, noch frischen Haut im Gesicht und ihren zum Großteil bandagierten Körper, waren ihre Augenbrauen noch nicht gänzlich wieder nachgewachsen und ihre rosafarbenen Haare waren nur ein Flaum, bestehend aus wenigen Zentimetern. Auf einmal fühlte sie sich so unattraktiv, unweiblich und alles andere als dafür geeignet mit ihrer großen Liebe so vertraut beisammen zu sitzen. Wenn ihre Haare wenigstens 5-10 Zentimeter gewachsen wären, aber nein, diese zwei Zentimeter ließen Sakura nun unsicher werden. „Ich bin auch froh wieder hier zu sein. Ich…“ Nach diesem kleinen Geständnis hielt Sasuke inne, während Sakura aus ihren zweifelnden Gedankengängen wieder ausbrach und den schuldbewussten Blick in den dunklen Augen bemerkte. Irgendetwas bedrückte Sasuke und sie musste wissen, was es war. Ansonsten könnte sie ihm niemals helfen. Damals hatte sie versagt. Jetzt würde sie ihm helfen, ob er wollte oder nicht. Daher sagte sie, entschlossen, aber auch einfühlsam: „Egal was es ist, du kannst mir alles sagen. Das weißt du, richtig?“ Knapp nickte Sasuke, wenngleich es nicht überzeugend aussah. „Weißt du, ich freue mich immer, wenn du zu Besuch kommst. Aber soll ich dir etwas gestehen? Mir ist gerade erst bewusst geworden, wie ich aussehe, mit diesen hässlichen Bandagen und dem kurzen Haar. Ich sehe bestimmt echt schlimm aus. Bislang habe ich es immer vermieden in einen Spiegel zu sehen.“ Das Geständnis mochte nicht nach viel klingen. Sakura wusste nicht einmal, ob sie damit irgendetwas erreichen würde. Die Sekunden verstrichen. Noch immer lag ihre Hand locker in der Sasukes und das Gefühl gab ihr Kraft, wenngleich die nervöse Anspannung in ihr wuchs. Ihr Blick war unverwandt auf den Schwarzhaarigen gerichtet, der wiederum ihre verschränkten Hände ansah. Schon komisch, da hatten sie das erste Mal seit Jahren Körperkontakt und waren sich körperlich nahe und dann fühlte es sich an, als lägen Kilometer zwischen ihnen. Das machte ihr ein wenig Angst. Als Sasuke dann endlich sprach, sackte Sakuras Herz in die Tiefe. „Jede Nacht träume ich von dem Angriff auf dich. Ich sehe wie der Feuerball auf dich zurast und dich verschlingt. Und das Schlimme ist“, die Sekunden verstrichen, bevor Sasuke es schaffte den Satz zu beenden. Sein Gesicht war bleich. „Ich bin es jedes Mal, der dir das antut.“ Bei den Worten umschlang ein kalter Griff ihr Herz. Angst kam in der jungen Frau auf, als die Erinnerungen mit Gewalt auf sie eindrangen. Der Schmerz, die Hitze, der Gestank nach ihrem verbrennenden Fleisch… „Sakura! Hey, Sakura!“ Sasuke. Ja, er war da. Der Druck auf ihrer Hand stammte nicht von dem alles verzehrenden Feuer. Der Druck auf ihrer Brust war Panik. Sie war nicht draußen im Wald und verbrannte. Sie war im Krankenhaus, mit Sasuke. „Hörst du mich? Sakura?“ Und das war seine verzweifelte Stimme, die sie da rief. Er steckte sie nicht in Flammen. Nicht schon wieder. Er war hier, um sie zu retten. „Sasuke?“ war alles, was sie mit zitternder Stimme herausbrachte. Langsam klärte sich ihr Blick, das Feuer verschwand und machte dem Krankenhauszimmer Platz und Sasukes dunklen Augen, die sie besorgt musterten. Ihre Schultern schmerzten, wo Sasuke sie festhielt und wieder in die Realität zurückbrachte. „Das warst nicht du“, brachte Sakura fertig zu sagen. Ja, es war nicht Sasuke gewesen, der sie damals im Wald angegriffen hatte. Es war zwar Sasukes Körper gewesen, aber nicht Sasuke selbst. Das hatte sie bereits damals gewusst. Ein Blick in seine stumpfen, leblos wirkenden Augen hatten ihr das gezeigt. Deswegen hatte sie keine Angst vor ihm. Er war sich seiner Tat nicht einmal bewusst und sie war die Letzte, die ihm die Wahrheit sagen würde. Sakura wusste zwar nicht, wer sich damals Sasuke bemächtigt hatte, aber es war ihr auch egal. Sie war nur froh, dass er wieder da war und wenn sie diese Wahrheit mit in ihr Grab nehmen musste, sie würde niemals ein Wort davon über die Lippen bringen. Die Gefahr, dass Sasuke sie dann wieder verließ, war viel zu groß. Und so würde sie nicht nur Sasuke, sondern alle belügen. Sie würde, wie all die Wochen zuvor schon, behaupten sich nicht erinnern zu können, was damals geschehen war, wenngleich sie selbst nachts aufwachte und von ihren Erinnerungen heimgesucht wurde. Sie musste nur dafür sorgen, dass es bei Sasuke aufhörte. „Sasuke, ich kann dir hundertprozentig versprechen, dass das nicht du warst.“ In ihre Stimme legte Sakura so viel Ernsthaftigkeit hinein, die ganze unausgesprochene Wahrheit, dass er sie einfach verstehen musste. Verzweifelt ruhte ihr Blick auf Sasuke, der einfach nur aus seinen dunklen Augen aufgewühlt ihren Blick erwiderte. Erst als er langsam realisierte, dass die Panikattacke vorbei war, ließ er ihre Schultern los. Die wunde Haut schmerzte, doch das störte Sakura im Moment nicht. Viel wichtiger war ihre große Liebe vor ihr. „Ich dachte, du kannst dich nicht an den Angreifer erinnern.“ „Das kann ich auch nicht.“ Die Lüge kam so einfach über ihre Lippe. Nicht eine Sekunde hatte sie gezögert. Und das war auch gut so. Wenn sich Sakura bereits die letzten Jahre einsam gefühlt hatte, wie war es dann erst für den Uchiha gewesen, weit weg von seinen Freunden? Nein, sie würde alles in ihrer Macht stehende tun und dafür sorgen, dass Sasuke Uchiha niemals wieder einsam sein würde. Alles. „Aber ich weiß trotzdem, dass du es nicht warst.“ „Es war ein Feuerball, der dich verletzt hat“, kam es von Sasuke und damit war Sakura klar, weswegen er sich selbst verdächtigte die grausame Tat begangen zu haben. „Feuer-Jutsus waren schon immer eine Spezialität meines Clans.“ „Aber es gibt auch noch andere, die solche Jutsus beherrschen. Es waren weder du noch dein Bruder“, versuchte Sakura den Uchiha zu beruhigen, dessen Gedankengänge sich darum drehten, ob er oder gar sein Bruder, in dem Angriff verwickelt waren. Um ihre Worte zu unterstreichen und um Sasuke zu zeigen, wie sicher sie sich ihrer Sache war, griff sie mit leicht zitternder und schmerzender Hand nach Sasukes. Erleichterung und dann Freude durchströmte sie, als er seine Hand nicht wegzog, sondern wieder mit der ihren vorsichtig verschränkte. Hoffnung keimte in ihr auf. Sie würde es schon schaffen, Sasuke aus seinen Schuldgefühlen und seiner Einsamkeit zu retten. Dafür waren Freunde da. Lächelnd sah Sakura den Schwarzhaarigen an. „Also, wie war das noch mal mit dem Spaziergang?“   Lediglich dieses eine Mal hatte Sasuke Sakura von seinen Zweifeln erzählt. Wenngleich seine Albträume ihn seitdem nicht mehr jede Nacht heimsuchten, so blieben sie dennoch. Ebenso der nagende Zweifel, ob er nicht doch Schuld an Sakuras Zustand hatte. Immer wieder redete sich Sasuke ein, die Haruno habe Recht. Warum sonst sollte sie sonst so freundlich zu ihm sein? Mit ihm Händchenhalten und versuchen ihn aufzubauen, wenn er sie angegriffen haben sollte? Dieser eine Gedanke war alles, was Sasuke davon abhielt, nicht doch den Zweifeln zu erliegen. Nur wer war es gewesen, wenn nicht er? Ob es vielleicht doch Kabuto gewesen war, als Racheakt seitens Orochimarus? Aber warum dann ausgerechnet Sakura? Vielleicht, weil sie Teamkameraden waren? Vielleicht aber übersah Sasuke noch etwas und das ganze Bild würde sich erst noch zusammenfügen? Es konnte auch sein Bruder gewesen sein. Aus Furcht, Sasuke würde wieder den Weg der Rache einschlagen, sagte Sakura ihm nicht die Wahrheit. Es war plausibel. Aber wieder kam die Frage in ihr auf, warum? Itachi hatte nie auch nur versucht irgendjemanden aus Konohagakure anzugreifen, außer Naruto, als er hinter dessen Kyuubi her war. Nun, er würde Sakura nicht drängen, ihm die Wahrheit zu sagen oder sie drängen, sich zu erinnern. Dies war ein Thema, über das er mit Sakura nicht sprach. Er wollte nicht wieder Auslöser einer Panikattacke sein. Es hatte ihm eine Heidenangst eingejagt, Sakura so panisch zu erleben. „Gehst du wieder zu Sakura?“ fragte da Naruto und unterbrach Sasukes Gedankengänge. Der Angesprochene blickte kurz auf. Er war gerade dabei seine Straßenschuhe anzuziehen. Naruto selbst stand mit einem breiten Grinsen nur zwei Schritte von ihm entfernt. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt. Als Sasuke zur Antwort knapp nickte, ließ Naruto seine Augenbrauen spielerisch nach oben wandern. „So so. Mal wieder ein Besuch bei Sakura. Kann es sein, dass du derjenige bist, der sie am meisten besucht?“ Sasuke ahnte bereits, worauf diese neckische Frage abzielen sollte und antwortete daher lediglich mit einem Schulterzucken. „Und willst du mir immer noch weißmachen, du tust das nur aus Langeweile, weil du sonst nichts zu tun hast? Oder etwa, weil dich Schuldgefühle plagen?“ Bevor Sasuke zu einer Erwiderung ansetzten konnte, fuhr Naruto bereits fort. Die Richtung, die dieses Gespräch nahm, gefiel ihm so gar nicht. „Willst du wissen, was ich glaube?“ „Nicht wirklich“, warf Sasuke ein, doch ohne Erfolg. Als hätte er nichts gesagt, fuhr sein bester Freund fort. „Ich glaube ja, dein Weggang von Orochimaru hat mit unserem letzten Zusammentreffen zu tun. Und ich glaube außerdem, dass du Sakura nicht nur besuchst, weil du Schuldgefühle hast. Bevor du Sakura besuchen gehst, wirkst du immer viel lockerer. Fast schon gut gelaunt. Echt unheimlich.“ Unheimlich war eher, dass Naruto – der sonst immer nichts verstand und Situationen generell falsch deutete – dieses Mal ins Schwarze traf. Wie nah er der Wahrheit kam, erschreckte selbst Sasuke. „Und weiß du was ich noch glaube?“ Er wollte es nicht wissen. Viel zu sehr hatte Sasuke daran zu knabbern, dass Naruto ihn anscheinend besser verstand als er sich selbst. „Ich glaube ja, du hast endlich erkannt, was deine Gefühle für Sakura zu bedeuten haben. Also zieh jetzt ja nicht den Schwanz ein!“ Als wäre es das Normalste der Welt, lächelte Naruto breit, hielt einen Daumen in die Höhe und wünschte ihm so viel Glück. Ohne seine Worte näher zu erläutern, drehte sich der Blonde um und verschwand in der Wohnung. Zurück blieb Sasuke, der jetzt nur noch verwirrter war. Was hatten seine Gefühle für Sakura denn zu bedeuten? Wenn Naruto mit allem bereits richtig lag, warum konnte er Sasuke nicht einfach die Antwort auf diese Frage geben? Um ja nicht nachzufragen, drehte sich der Uchiha vom Flur weg und verließ beinahe schon fluchtartig die Wohnung. Als er sich auf den Weg zum Krankenhaus machte, musste er unweigerlich an Narutos Worte denken. Was bedeuteten seine Gefühle für Sakura? War er in all den Jahren vielleicht einfach nur einsam gewesen und suchte deswegen Nähe? Nein, das konnte nicht sein. Ja, er war einsam gewesen, aber das hatte er billigend in Kauf genommen. Bevor Sasuke zu Orochimaru gegangen war, hatte er sich bei Team 7 gut aufgehoben gefühlt. Er hatte erstmals Freunde gefunden und sich alles andere als einsam gefühlt. Damals, bei der Chunin-Auswahlprüfung, als Naruto und er verletzt waren, hatte Sakura sie beschützt. Da war es Sasuke das erste Mal aufgefallen, dass das, was er für Sakura empfand, vielleicht über Freundschaft und Teamkameradschaft hinausging. Anfangs hatte er sie für nervig gehalten. Dann jedoch ihre Nähe nicht mehr missen wollen. Damals, bei der Prüfung, hatte er wegen Sakura die Kontrolle verloren. Gleichzeitig war es Sakura gewesen, die ihn wieder zur Besinnung gebracht hatte. Was für eine Macht übte sie nur über ihn aus? All die Jahre hatte er sich verboten darüber nachzudenken. Das und auch die Erinnerungen an seine Freundschaft mit Naruto hätten ihn nur von seinem Ziel abgehalten. Ob er jetzt, wo er wieder zurück in Konohagakure und Teil von Team Kakashi war, überhaupt noch in der Lage war, seine Rachepläne zu verfolgen, wusste Sasuke nicht. Er fühlte sich nicht länger einsam und er hatte den Verdacht, dass gerade das dafür sorgte, dass er sich von seiner Rache an Itachi immer weiter entfernte. Sasuke wollte nicht wieder gegen seinen besten Freund kämpfen und die Enttäuschung in seinen Augen sehen. Er wollte von Kakashi lernen und besser werden, aber nicht wieder versuchen eine Abkürzung zu gehen. Er wollte von sich aus stark genug werden. Und vor allem wollte Sasuke nicht, dass Sakura wegen ihm weinte. Vielleicht war es sein großes Selbstbewusstsein, dass Sasuke die Überzeugung gab, dass sich an den Gefühlen der jungen Frau in all den Jahren sich nichts geändert hatte. Dass Sakura ihn immer noch liebte. Zumindest gefiel ihm der Gedanke. Womöglich hatte Naruto Recht. Er besuchte Sakura so oft nicht aus Langeweile, sondern weil er einfach gerne in ihrer Gegenwart war. Er genoss ihre Nähe und vor dem Schlafengehen sah er  ihre grünen Augen, die ihn anstrahlten. Und das bedeutete? Es war das erste Mal, das Sasuke nicht diese Gedanken abbrach, sondern ihn weiterverfolgte. Wenn er sich mit Naruto verglich und dessen Erzählungen über ihn und Hinata, konnte es eigentlich nur eines sein, was Sasuke für Sakura empfand. Bislang hatte er nie weiter darüber nachgedacht, weil es gefährlich war. Immer hatte er nur den Tod von Itachi gewollt. Jetzt wollte er endlich Ruhe, sein Leben leben und nicht immer nur seine Zeit in der Vergangenheit verbringen. Das hatten ihm Naruto und Sakura gezeigt. Er wollte nicht länger alleine sein, sondern mit seinen Freunden, Seite an Seite, kämpfen und stärker werden. Das gab Sasuke die Kraft, sich seine Gefühle für Sakura, die er all die Jahre verleugnet hatte, einzugestehen. Er stellte sich der Tatsache, dass er sie liebte.   Zwei Wochen später fand der versprochene Spaziergang statt. Zu Sakuras Freude spielte das Wetter mit. Obwohl es bereits August war, schien es so, als wisse die lebensnotwendige Sonne, wie wichtig der jungen Frau dieser Tag war. So hatte sie in den letzten Tagen die Energiezufuhr gedrosselt, wenngleich das Wetter weiterhin gut war. Am strahlendblauen Himmel waren vereinzelt ein paar weiße, luftige Wölkchen auszumachen, die sich träge am windlosen Himmel hin und her bewegten. In der Luft lag die Kakofonie des Sommers zu hören. Vögel, die ihre Lieder fröhlich zwitscherten, Grillen im Gras, die mit ihrer streichenden, brummenden Melodie das Flüstern der Bäume im Wind unterstrichen. Obwohl es August war, so hielten sich die Temperaturen in Grenzen. Anstatt der üblichen 33°C waren es heute nur angenehme 25°C. Doch obwohl es nicht so heiß wie üblich war, durfte Sakura nicht lange draußen sein. Zu schwach war noch ihr Körper und zu verletzlich ihre frisch nachgewachsene Haut. Daher hatte Tsunade ihr lediglich 20 Minuten im Freien erlaubt und das auch nur, wenn sie sich vorher gut eincremte und einen Sonnenschirm benutzte. Aber diesen Bedingungen kam Sakura gerne nach. Immerhin konnte sie nun mit Sasuke zusammen spazieren gehen. Der kleine Garten des Krankenhauses war gepflegt und schön anzusehen. Überall verteilt standen ein paar alte Eichen und Buchen, deren üppiges Blätterdach Schatten spendete. Zwischen dem frisch gemähten Rasen schlängelte sich ein weißer Kiesweg, an dessen Seiten immer wieder kleinere Blumenbeete angebracht waren, in denen Pflanzen jeglicher Farbe blühten und um die Aufmerksamkeit der Besucher buhlten. Auch gab es für Patienten und deren Freunde und Angehörige Parkbänke, die in regelmäßigen Abständen verteil vorzufinden waren, sodass man sich dort immer wieder ausruhen und die Schönheit der Natur genießen konnte. Es war das allererste Mal seit 10 Wochen, dass Sakura das Krankenhausinnere verlassen und nach draußen durfte. Das Gefühl der warmen Sonnenstrahlen auf der Haut und wie kleine Winde ihr Gesicht liebkosten, war einfach ein herrliches. Obwohl Sakura in den letzten Tagen immer wieder zu Fuß kleinere Strecken zurückgelegt hatte und langsam sicherer wurde, freute sie sich, dass Sasuke ihr seinen Arm zur Stütze angeboten hatte. Obwohl sie die kleine Hilfe an sich nicht benötigte, war sie froh eine Entschuldigung zu haben, um Sasuke nahe sein zu können. Heute waren einige Patienten mit ihren Besuchern oder auch alleine mit einer Krankenschwester draußen. Das herrliche Wetter lockte jeden, der nicht ans Bett gefesselt war. Dennoch gab es noch eine freie Parkbank, auf die Sasuke mit ihr ansteuerte. Obwohl Sakura im Krankenhaus selbst noch von dem Uchiha im Rollstuhl gefahren worden war, fühlte sie sich nach wenigen Schritten bereits erschöpft. Bis sie ihre altgewohnte Kondition zurückerlangte, würde es wohl noch eine kleine Ewigkeit dauern. Während die zwei jungen Leute zu der braun lackierten Parkbank gingen, war ihnen die Aufmerksamkeit aller Anwesen – unter denen sich auch zig Ninja befanden – sicher. Natürlich hatte der Angriff auf die Schülerin der Hokage schnell die Runde gemacht gehabt. Ebenso die Rückkehr des Uchiha. Hinter vorgehaltener Hand brodelte die Gerüchteküche nur so, vor allem angeheizt dadurch, dass Sasuke Sakura fast täglich im Krankenhaus besuchte. Die einen sagten, es sei der Uchiha selbst gewesen, der den Angriff ausgeführt hatte. Dass sie dabei der Wahrheit unglaublich nahe kamen, erschreckte Sakura ungemein. Sie hoffte, irgendwann würde dieses Gerücht keine Aufmerksamkeit mehr finden. Das zweite Gerücht, was genauso oft besprochen wurde, war, dass Sakura und Sasuke ein Paar waren und das der Uchiha deshalb so oft vorbei kam. Diese Vorstellung gefiel ihr, ohne Zweifel. In letzter Zeit hatte sich Sakura sowieso oft gefragt, warum Sasuke sie so häufig besuchte. Immerhin besuchte er sie am meisten von allen und blieb in der Regel auch länger als alle anderen. Außerdem war es seine Idee gewesen, einen Spaziergang zu machen. Konnte Sakura wirklich hoffen? Während die junge Frau ihren hoffnungsfrohen Gedanken nachhing, erreichten sie die Parkbank. Vorsichtig setzte sich Sakura. Aufstehen und hinsetzen war immer schmerzhaft. Ihre Haut spannte und fühlte sich rissig an, als würde sie gleich aufplatzen. Glücklicherweise waren aber Muskeln, Gewebe und Haut soweit nachgewachsen, dass sie jetzt nur noch fit werden musste.  Dennoch war ihr Körper weiterhin bis zu den Rippen hin bandagiert. Einmal zur Unterstützung und zweitens, weil sie weiterhin die kühle, lindernde Salbe benötigte. Als Sakura sich unter leisem Ächzen hinsetzte, war es Sasuke, der sie besorgt musterte und nachfragte, ob alles in Ordnung sei. Seine Führsorge rührte sie und ließ ihr Herz schneller schlagen. Lächelnd beruhigte Sakura ihn und versicherte, alles sei in Ordnung. Erst dann setzte sich auch Sasuke neben sie. Wenige Sekunden reichten aus, damit sich die junge Frau nicht länger wohl fühlte. Es war schwer die mehr oder weniger auffälligen Blicken der anderen Leute zu übersehen. Das zusätzlich zig Personen miteinander tuschelten und sogar teilweise auf sie deuteten, war dabei noch einmal schwieriger zu ignorieren. Obwohl Sakura an sich nicht verstehen konnte, worüber die Leute tratschten, so hatte sie doch die Vermutung, dass ihre Beziehung zu dem Uchiha darin thematisiert wurde. Unbehaglich ließ sie den Kopf hängen. Ihre Haare waren, dank Tsunades Hilfe, inzwischen auf fünf Zentimeter angewachsen. Wenngleich sie noch sehr kurz waren, fühlte sie sich nicht länger kahl. „Alles in Ordnung? Wenn es dir hier nicht gefällt, musst du es nur sagen. Wir können auch wieder reingehen.“ Schnell richtete sich die Rosahaarige wieder auf, beteuerte, es gefiele ihr hier. Doch dem Uchiha entging nicht, dass ihre Worte nicht gänzlich der Wahrheit entsprachen. „Na ja“, begann Sakura und merkte bereits, wie sich ihre Wangen rot färbten, „es geht um die andere Leute hier. Und worüber sie reden.“ Mit hochgezogener Augenbraue sah Sasuke sie an. Dann wandte er kurz seinen Kopf umher, sah sich um und blickte dann wieder zu Sakura. Mit einem Schulterzucken erklärte er: „Ignorier sie einfach.“ Ja, das war einfacher gesagt als getan. Über diesen so einfachen Vorschlag lachte Sakura kurz auf. „Du kannst das vielleicht. Du gibst nicht viel auf die Meinung anderer. Ich bin nicht so stark und selbstbewusst wie du.“ Sakura machte sich keine Sorgen darüber, was die Leute über ihr Aussehen sagten. Nein, vielmehr hatte sie Sorge, Sasuke würde sagen, dass diese Leute alle Unsinn redeten und er niemals eine Beziehung mit ihr führen würde. Deswegen wollte Sakura eigentlich auch nicht darüber reden. Als Sasuke aber mit seiner tiefen, dunklen Stimme sagte: „Von manchen Leuten ist mir die Meinung sehr wohl wichtig“, und sie dabei intensiv ansah, stockte der jungen Frau für einen Moment der Atem. Vergessen war für einen Moment, das außer ihnen hier noch zig andere Menschen im Garten waren. Vergessen war auch, wie sie momentan aussah und das ihr ganzer Körper schmerzte und sich wund anfühlte. Für den Augenblick zählten nur sie und Sasuke und das sie diesen Moment der Zweisamkeit vor Gänze auskostete. Lächelnd erwiderte Sakura Sasukes Blick. Sie verstand. Er meinte sie, aber genauso Naruto und Kakashi. Und dann war der Augenblick auch schon wieder vorbei. Eine junge Krankenschwester kam auf sie zu, erkundigte sich, ob es Sakura gut ginge, dabei aber nur Augen für den Uchiha hatte. Wahrscheinlich war ihre berufliche Führsorge lediglich der Anwesenheit des Schwarzhaarigen zuzuschreiben. Mit einem hübschen Lächeln und einem flirthaften Ausdruck in den Augen zwinkerte sie Sasuke zu, während sie sagte: „Ich finde es super, wie Sie sich um ihre Teamkollegin kümmern. Das ist nicht selbstverständlich.“ Anstatt etwas darauf zu erwidern, blickte Sasuke die braunhaarige Krankenschwester an und schwieg. Dadurch ließ sie sich jedoch nicht aus dem Konzept bringen. Sie versuchte immer wieder mit Sasuke ein Gespräch zu beginnen, während Sakura daneben saß und am liebsten gefrustet aufstöhnen wollte. Das hier war ihre Zeit mit Sasuke! Es war ein so schöner Tag. Warum machte ihr die Frau das kaputt? Gleichzeitig freute sich Sakura, dass Sasuke auf die Anmache nicht einging. „Wir wären dann gerne wieder ungestört. Sakura benötigt Ihre Hilfe gerade nicht.“ Nach dieser Ansage verschwand die Krankenschwester, nicht jedoch ohne vorher Sakura einen missbilligen Blick zuzuwerfen. Sakura stattdessen lächelte zufrieden vor sich hin. „Nicht jeder scheint die Gerüchte zu glauben, wir wären ein Paar.“ Das Lächeln verschwand bei Sasukes Worten und mit rot angelaufenem Gesicht blickte Sakura überrascht drein. „Du hast also davon gehört?“ „Natürlich. Ich bin ja nicht taub. Ich ignoriere so etwas einfach. Sobald ich mit einer Frau rede, wird mir immer gleich eine Beziehung mit derjenigen angedichtet. Das war in der Schulzeit doch genauso. Und wenn ich mich recht erinnere, hast du selbst mitgetratscht.“ Von diesen Worten fühlte sich Sakura vor den Kopf gestoßen. Sasuke schien sich tatsächlich nichts daraus zu machen. Wahrscheinlich besuchte er sie nur jeden Tag, weil er immer noch Schuldgefühle hatte oder einfach  nur, weil er von Naruto wegwollte. Mit ihr hatte das wohl eher weniger zu tun. Zerplatzt war ihre Traumblase von einer Beziehung mit Sasuke. Bevor Sakura jedoch niedergeschlagen sein konnte, realisierte sie, was seine letzten Worte zu bedeuten hatte. Ihr Gesicht brannte nun vor Scham. „Na ja, damals wollte halt jede deine Freundin werden“, gestand Sakura. Was sollte sie sonst sagen? Außerdem wusste das Sasuke. Das stand wohl außer Frage. Mit der Gegenfrage jedoch hatte sie nicht gerechnet. „Du wolltest damals also meine Freundin werden. Und jetzt?“ Völlig perplex blickte Sakura mit offenem Mund ihren Gegenüber an. Hatte Sasuke sie das gerade wirklich gefragt? Was sollte sie denn auf eine solche Frage antworten? Ja natürlich. Ich liebe dich, habe dich immer geliebt, werde dich immer lieben und jetzt lass uns endlich ein Paar werden?! Wohl kaum. Aber lügen würde sie auch nicht. Sie konnte doch nicht ihre Gefühle verleugnen. Also was sollte Sakura sagen? Sie hatte keine Ahnung. Warum hatte Sasuke sie das aber überhaupt gefragt? Ihr verzweifeltes Schweigen jedoch missinterpretierte der Uchiha falsch. Abrupt wandte er sich von ihr ab, sein Gesichtsausdruck wurde abweisend. „Entschuldigung. Ich hätte nicht fragen sollen. Wollen wir zurückgehen?“ Oh ha, die Situation hatte Sakura gründlich in den Sand gesetzt. Auf keinen Fall wollte sie, dass Sasuke jetzt ging. Bevor sie richtig darüber nachgedacht hatte, hatte sie die Hand nach dem Uchiha ausgestreckt und die Finger in sein T-Shirt verschränkt. „Warte. Ich will noch nicht zurück“, gestand sie. Jetzt hatte Sakura auf jeden Fall die Aufmerksamkeit ihres Gegenübers. Die dunklen Augen blickten sie fragend an. Wenigstens zog er seinen Arm nicht von ihr weg. Es gab Sakura Kraft seine Nähe zu spüren. „Ich finde es hier schön mit dir“, gestand Sakura mit gesenktem Blick. Sie konnte ihn gerade nicht ansehen. Es war schon schwer genug das hier zu sagen. Ein paar Sekunden verstrichen, ehe sie einmal tief einatmete und dann doch den Blick des Schwarzhaarigen begegnete. „Ich freue mich immer ungemein wenn du mich besuchen kommst. Und ja, damals wollte ich, wie all die anderen deine Freundin werden. Und jetzt…“ Jetzt verließ die junge Frau doch der Mut. Es war nicht einfach jemanden, der einen bereits mehrfach zurückgewiesen hatte, ein Liebesgeständnis zu machen. Umso überraschter war sie, als sie Sasukes Hand auf ihrer spürte. Als ihr Blick dem seinen begegnete, verschwanden erneut sämtliche Leute um sie herum aus ihren Gedanken und nur Sasuke zählte. „Wenn du aus dem Krankenhaus raus bist, lass uns zusammen essen gehen.“   Sakura hatte ganze 18 Wochen im Krankenhaus verbringen müssen. In dieser Zeit hatte sie auch bereits mit der Reha angefangen und war nun dabei ihre Kondition und Muskeln wieder aufzubauen. Seit dem alles verändernden Spaziergang waren weitere zwei Monate ins Land gezogen, bis nun endlich das versprochene Date stattfand. Diese zwei Monate waren eine schwere Zeit für Sasuke gewesen. Es hatte sich auch viel getan. Er hatte eine kleine Wohnung für sich gefunden, war dort eingezogen und hatte sie mit der ungebetenen Hilfe von Sai, Naruto und Kakashi renoviert. Inzwischen kam Sasuke mit seinem Ersatzmann aus. Wobei, er sollte Sai wohl nicht länger Ersatzmann nennen. Sie waren alle ein gleichwertiges Mitglied von Team Kakashi, obwohl ihr Team aus einer Person mehr als üblich bestand. Auch waren seine Albträume weniger geworden, wenngleich sie nicht verschwunden waren. Es lag vor allem an den regelmäßigen Beteuerungen Sakuras, dass er langsam die Zweifel überwand und auch daran glaubte, nicht verantwortlich für den Angriff zu sein. Oder sein Bruder. Dennoch, ein Restzweifel blieb. In den letzten zwei Monaten war es für Sasuke schwer gewesen abzuwarten. Normalerweise hatte er damit kein Problem, aber jedes Mal, wenn er Sakura besuchen war, hoffte er, dass sie endlich erfuhr, wann sie nach Hause durfte. Kaum das sie es wusste, hatte Sasuke das Thema mit dem Date angesprochen. Nach dem Spaziergang hatte keiner von ihnen je wieder über Gefühle oder seinen Vorschlag geredet. Er selbst, musste sich Sasuke zu seiner Schande eingestehen, hatte einfach keine Worte dafür gefunden. Er hatte noch nie einer Frau seine Gefühle gestanden und hatte einfach nicht gewusst wie. Sakura selbst dagegen schien sein Verhalten nicht ganz einschätzen zu können. Er konnte es ihr auch nicht verübeln. Damals, bevor er zum Abtrünnigen wurde, hatte Sasuke sehr wohl um die Gefühle seiner Teamkollegin gewusst, sie aber bewusst abgeblockt und auf Distanz gehalten. Dass sein Verhalten jetzt so ganz anders war, hätte ihn auch skeptisch gemacht, wenn er nicht selbst wüsste, dass er sich damals einfach nur kindisch verhalten hatte. Seine Gefühle hatten sich über all die Jahre nicht geändert. Geändert hatte sich Sasuke. Von einem rachsüchtigen Kind war er zu einem überheblichen Idioten und letztendlich zu dem Mann geworden, der er nun war. Er war reifer, erfahrener und hatte eines gelernt. Er wollte nicht länger allein sein. Sasuke wollte seine Freunde – allen voran Naruto und Kakashi – nicht missen. Er war alt und reif genug, sich nun eine Zukunft aufzubauen. Immerhin hatte er, neben dem Tod seines Bruders, immer den Wiederaufbau seines Clans als Ziel gehabt. Und wer war dafür besser geeignet, als die Frau, die er liebte? Natürlich würde er Sakura nicht gleich damit überfallen. Das hatte ruhig noch ein paar Jahre Zeit. Aber wenn er sich seine Zukunft vorstellte, sah er immer nur zwei Varianten vor sich. Eine, in der er sich seinen Gefühlen nicht stellte, in der er nicht mannsgenug war, sie auszusprechen, zu zeigen und nach ihnen zu handeln. Diese Zukunft war trostlos, dunkel und voller Einsamkeit. So wie seine Vergangenheit und Zeit bei Orochimaru gewesen war. Davon hatte er genug. Er wollte nicht  nur dem Drang nach Rache nachgeben. Nein, er wollte nicht länger so leben, nicht länger allein sein. Nein, er wollte zu zweit sein. Mit Sakura. Und so wie Sakura wild und aufregend war, so stellte sich Sasuke seine andere mögliche Zukunft vor. Bunt, voller Leben, Spaß und Liebe. Natürlich nicht nur. Solch eine perfekte Zukunft gab es nicht. Er würde immer Tiefen im Leben erleben, die er meistern musste, aber mit Sakura an seine Seite, zu zweit und eben nicht alleine, würde er das alles schaffen. Dessen war sich Sasuke bewusst. Deswegen wollte er heute Abend, beim Essen mit Sakura, sich ein wenig öffnen. Die ganzen letzten Wochen hatte er sich geöffnet. Seinem Team gegenüber, anderen Dorfmitgliedern – woraufhin er erneut von zig Frauen Einladungen erhalten hatte – und vor allem Sakura. Er hatte ihr ein wenig von seiner Zeit bei Orochimaru erzählt. Er war nicht ins Detail gegangen, hatte grausige, unmenschliche Momente ausgelassen. Aber sie sollte nun einmal wissen, dass er alles andere als perfekt war. Glücklicherweise hatte es dafür gesorgt, dass sich ihre Beziehung dadurch verbessert und nicht verschlechtert hatte. Heute wollte Sasuke nun den endgültigen Schritt gehen und ihr seine Gefühle gestehen. Jetzt, wo Sakura aus dem Krankenhaus raus war, konnte sie auch nicht auf den Gedanken kommen, er täte dies alles nur aus Mitleid oder Schuldgefühlen. Sasuke warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Es war Zeit. Er würde jetzt die wenigen Stufen zur Haustür gehen und dann bei Sakura klingeln. Seit bereits 10 Minuten hatte er vor dem Haus gewartet, weil er zu früh gewesen war. Mit wenigen Schritten überwand er die Distanz und drückte den Knopf. Fast im selben Moment wurde die Haustür aufgerissen und Sakura stand vor ihm. Ein nervöses, dennoch freudiges Lächeln zierte ihr Gesicht, das Sasuke mit einem leichten Zucken der Mundwinkel erwiderte. „Hey.“ „Hey“, begrüßten sie sich. „Also… „Du siehst gut aus.“ Und das sagte Sasuke nicht nur, er meinte es auch so. Sakura trug ein dunkelgrünes, knielanges Kleid, das nicht nur ihre Augen, sondern auch ihren schlanken Körper betonte. Es lag obenherum eng an und fiel dann locker ab der Taille an ihr herab. Der kleine Rundausschnitt umschmeichelte ihre weiblichen Rundungen. Da es bereits Anfang Oktober war und die Abende etwas kühler wurden, trug sie zusätzlich eine weiße Strickjacke. Tsunade und die anderen Ärzte hatten bei Sakura wirklich eine tolle Leistung erbracht. Sie sah aus, wie früher auch. Gut, ein wenig schmaler, da ihr Körper noch immer nicht in Topform war und sie erst einmal die verlorene Muskelmasse wieder aufbauen musste, aber das würde auch nicht mehr lange dauern. Nur ab und an konnte man kleinere Narben auf der blassen Haut erkennen und auch nur dann, wenn man danach suchte. Dank Tsunades Hilfe war Sakuras Haar nachgewachsen. Es war zwar nicht so lang wie vorher, aber immerhin fielen die glatten, rosafarbenen Strähnen bis knapp oberhalb des Kinns. Die Frisur stand ihr, befand Sasuke und sagte es ihr auch. Lächelnd fuhr sich die junge Frau kurz durch das Haar. „Danke. Ich mag es kurz inzwischen auch lieber als lang.“ „Es steht dir auch besser.“ Ein strahlendes Lächeln war der Dank für sein Kompliment und Sasuke zwang sein unruhig schlagendes Herz wieder ein gewöhnliches Tempo anzunehmen. „Wollen wir dann mal los?“ Wer hätte je geglaubt, dass Sakura einmal ein richtiges Date mit Sasuke Uchiha haben würde? Nun, sie selbst ganz gewiss nicht. So etwas war immer nur in ihrer Fantasie geschehen. Sie hatte geglaubt, es würde auch immer eine Fantasie bleiben. Selbst, nachdem Sasuke sie zu einem Date eingeladen hatte, war sie sich nicht sicher gewesen, ob es nicht einfach nur ein Traum war. Aber jetzt saß sie hier, in dem kleinen, gemütlichen und dennoch schicken Restaurant. Es war romantisch hier, ohne gleich kitschig zu wirken. Das Licht in dem Etablissement war etwas gedimmt, dafür standen an jedem Tisch weiße, lange Kerzen, deren warmes Licht ein angenehmes Flackern produzierte. Es gab hier nicht nur Zweiertische für Paare, auch trafen sich hier Freunde und Familien, wie heute Abend auch. Aber dennoch fand man recht oft verliebte Pärchen hier an den weißgedeckten Tischen sitzen. Um ein wenig Farbe auf den Tisch zu bringen, waren die Servietten in einem schönen, dunklen Rot gehalten. Die einzelne rote Rose, die an jedem Tisch in einer durchsichtigen Vase stand und die verstreuten roten Rosenblütenblätter – in derselben Farbe gehalten wie die Servietten – gaben den letzten Touch. Aufgeregt und voller Vorfreude saß Sakura mit einem Lächeln Sasuke gegenüber, der gerade bei dem seriösen Kellner mittleren Alters ihr Essen bestellte. Auf der Karten standen wirklich viele köstliche Gerichte. Es hatte eine Weile gedauert, bis sich die junge Frau letztendlich für den Rehrücken entschieden hatte. Alles auf dieser Speisekarte war teuer gewesen, aber Sasuke hatte ihr versichert, sie könne essen was sie wolle und wenn sie sich wegen ihm zurückhielt, würde er sauer werden. Also hatte Sakura ihn beim Wort genommen und verdrängte die Schuldgefühle, weil Sasuke für sie zahlte. Immerhin hatte er dieses Restaurant ausgesucht. Er hätte mit ihr ja auch woanders hingehen können. Doch gerade deswegen hatte Sakura das Gefühl, Sasuke war dieses Treffen genauso wichtig wie für sie und das er sich längere Zeit darüber den Kopf zerbrochen hatte. Der Zweifel, dass Sasuke sie nur aus Mitleid oder Schuldgefühlen eingeladen hatte, war nur endgültig verschwunden. Der ganze Abend verlief wie in einem Märchen. Das Essen war einfach köstlich, sie sprachen entspannt miteinander und Sakura fühlte sich sehr wohl hier, nicht zuletzt wegen Sasuke. Dadurch, dass die anderen Gäste sich ebenfalls nur auf sich selbst und nicht auf die Leute drum herum konzentrierten, fühlte sich Sakura hier auch nicht so beobachtet, wie zum Beispiel im Krankenhaus. Die Atmosphäre war sehr angenehm. Sie gingen vertraut miteinander um. Es fühlte sich so selbstverständlich an, mit Sasuke zu reden und sogar Scherze zu machen und gleichzeitig war es doch etwas besonderes. Es war nicht einfach nur ein Gespräch, wie sie es im Krankenhaus zu hunderten geführt hatten. Nein, irgendwie war es vertraut und doch so bedeutungsvoll. Ein Knistern, eine Spannung lag in der Luft, die Sakura nicht zu benennen vermochte und doch hatte sie eine Ahnung, was es bedeutete. Im Krankenhaus hatte sich Sakura auch immer wohl mit Sasuke gefühlt. Ihr Herz hatte mehr als nur einmal in seiner Gegenwart gerast und sie war nervös gewesen. Doch jetzt war es ganz anders. Sie war aufgeregt, aber nicht nervös. Ihr Herz klopfte immer wieder wie wild, wenn Sasuke sie kurz berührte, anscheinend flüchtig und doch irgendwie geplant, war aber ansonsten ruhig. Sakura wusste, dieser Abend würde eine Wende in ihrem Leben bringen und sie war sich sicher, es konnte nur eine gute Veränderung bedeuten. Es war nach 22 Uhr, als Sasuke letztendlich bezahlte und sie gemeinsam das Restaurant verließen. Draußen angekommen fröstelte es Sakura sogleich. Sie hätt sich doch eine dickere Jacke überziehen sollen, allerdings hatte sie auch nicht damit gerechnet, dass sie so lange ausgehen würden. Noch bevor sie irgendetwas sagen konnte, spürte sie eine federleichte Berührung und im nächsten Moment umgab sie ein angenehmer Geruch und die wohlige Wärme Sasukes. „Ich hoffe das hilft.“ Mit wild klopfendem Herzen drehte sich Sakura zu dem Schwarzhaarigen um. Zeitgleich griff sie mit der rechten Hand nach den Rändern der Jacke, die Sasuke ihr um die Schultern gelegt hatte. „Danke“, sagte sie lächelnd und mit geröteten Wangen. Sasuke stand ihr unglaublich nahe. Sie konnte die Wärme, die sein Körper abstrahlte, auf ihrem spüren. Sein betörender Duft umhüllte sie. Wenn sie sich lediglich ein wenig nach vorne lehnen würde, könnte sie ihn küssen. Ihr Blick war auf die in der Dunkelheit kaum auszumachenden, aber dennoch verführerisch wirkenden Lippen des Uchiha geheftet. Sein Gesicht lag ebenso im Schatten, trotzdem war sie sich sicher, seinen intensiven Blick auf sich zu spüren. Die knisternde Spannung, die bereits den ganzen Abend zwischen ihnen anhielt, wurde nun elektrisierend. Unbewusst hatte sich Sakura ein wenig vorgelehnt. Wenn sie sich nicht täuschte, Sasuke ebenso. Sie konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren. Ein wenig musste die junge Frau ihren Kopf in den Nacken legen, um noch Blickkontakt halten zu können. Die Sekunden verstrichen. Sakuras Herz klopfte wie wild, das Adrenalin raste durch ihren Körper, obwohl sie sich überhaupt nicht in Gefahr befand. Im Gegenteil. Dieser Moment war einer der Schönsten in ihrem Leben. Diese Vorfreude und Aufregung auf das Kommende. Die Unsicherheit und dennoch das Wissen, was gleich geschehen würde, wenn sie den Mut dafür aufbrachten. Falls einer von ihnen den Mut dazu fand. Was, wenn Sasuke nicht den nächsten Schritt tat? Wenn sie alles missverstanden hatte? Egal, befand Sakura. Ich bin so weit gekommen. Jahrelang habe ich um ihn gekämpft und immer wieder Rückschläge kassiert. Ich will nicht länger alleine, ohne Sasuke, sein. Wenn ich mich jetzt nicht traue, wird das nie etwas. Wer kämpft, kann verlieren, aber auch gewinnen. Wer gar nicht erst den Kampf wagt, hat auf jeden Fall verloren. Warm strich Sasukes Atem über ihr Gesicht, riss Sakura aus ihren kämpferischen Überlegungen heraus und bestätigte sie in ihrem Vorhaben nur noch. Sie wusste in der Tat nicht, ob Sasuke überhaupt den nächsten Schritt wagen würde. Also lag es an ihr. Wenn überhaupt möglich, steigerte sich ihre Aufregung und ihr Puls noch mehr. In ihrem Bauch kribbelte es angenehm. Um sich herum nahm sie alles gestochen scharf wahr. Das Rauschen des Windes in den Blättern, kleinere Tiere, die sich im Unterholz bewegten und dennoch konzentrierte sich ihr Sein einzig und allein auf den unverschämt gutaussehenden Mann vor sich. Sein Duft, sein Atem, seine Nähe. Sakura verlagerte ihr Gewicht ein wenig, stellte sich auf die Zehen. Als ob Sasuke denselben Gedanken gehabt hatte wie sie, beugte er sich im gleichen Herzschlag zu ihr herunter. Ihre Gesichter kamen sich näher. Ihre Blicke waren miteinander verbunden, zogen sich wie Magnete gegenseitig an und dann endlich, nach all den Jahren, nach all der Zeit des Wartens und Allein sein, verschmolzen ihre Münder miteinander. Machten sie eins. Mit flatternden Lidern schloss die junge Frau seufzend ihre Augen, gab sich ganz dem himmlischen Gefühl des Kusses hin. Die weichen Lippen, die sich ungeübt auf ihren bewegten. Und obwohl Sakura genauso wenig Erfahrung wie Sasuke hatte, wussten sie beide, was zu tun war. Ihre Körper übernahmen die Kontrolle, der Instinkt lenkte ihr Handeln. Der Kuss war unbeschreiblich. Alles stürmte auf Sakura ein. Das Gefühl Sasukes Mund auf ihrem, wie er immer wieder elektrisierende Schauer durch ihren Körper jagte und ihre Beine ganz zittrig machte. Hätte er sie nicht gehalten, sie wäre wohl längst unter dem Ansturm dieser himmlischen Eindrücke zu Boden gegangen.  So nah wie sie war, ertrank sie regelrecht in seinem männlichen, moschusartigen Duft. Nach kurzer Zeit legte Sasuke seine Hände auf ihre Hüften und den unteren Rücken, zog sie näher an ihn heran. Wo er sie berührte, verbrannte Sakura regelrecht, genoss das Gefühl und wollte mehr. Wollte ihm noch näher sein und schlang ihrerseits die Hände um seinen Nacken. Die Zeit verging in einem Strudel aus Emotionen und Eindrücken, in denen Sakura zu ertrinken drohte. Sie nahm alles so intensiv wahr – die Berührungen, das leise Stöhnen - und dennoch bemerkte sie nichts von ihrer Umgebung. Wer von ihnen begonnen hatte den Kuss zu intensivieren und mit der Zunge spielerisch neckte und den Mund des jeweils anderen damit in Beschlag nahm, wusste sie nicht mehr. Sie hatte auch keine Ahnung, ob sie nun seit 10 Sekunden hier standen und sich küssten oder ob es 10 Stunden waren. Es spielte keine Rolle. Sakura wusste nur eines. Es fühlte sich richtig an und sie wollte, dass das für immer so blieb. Irgendwann jedoch löste sich das junge Paar wieder voneinander. Widerwillig und dennoch geschah es. Das Blut rauschte in ihrem Kopf, ihre Beine waren noch immer zittrig und zwischen ihren Beinen kribbelte es so angenehm, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Selbst wenn sie gewollt hätte, im Moment war Sakura zu nichts anderem fähig, als von einem Ohr bis zum nächsten zu strahlen. Verlegenheit? Unsicherheit? Nicht eine Spur vorhanden. Und selbst wenn sie es empfunden hätte, der Moment, als Sasuke ihr freudiges Lächeln mit einem kleinen, unglaublich gut aussehendem Lächeln erwiderte, das ihr Herz ins Stolpern brachte, hätte alles andere weggefegt. Ihr beider Atem ging etwas schneller als üblich, während sie einfach nur in der Dunkelheit dastanden und sich anlächelten. Dieser Moment, genauso wie der davor, gehörte nur ihnen. Es war ihre Zweisamkeit, die sämtliche Probleme und Sorgen der Welt ausradierte und diesen Augenblick vollkommen machte. Als Sasuke ihr die Hand auffordern hinhielt, nahm Sakura sie bereitwillig. „Wollen wir noch ein wenig Spazieren gehen? Ich wollte dir nämlich noch etwas sagen“, gestand der Uchiha und Sakuras Herz legte noch einmal an Geschwindigkeit zu. Sie wusste, was er ihr sagen wollte. Sie konnte es fühlen. Und sie würde ihm genauso mitteilen, dass die Zeit der Einsamkeit und des Alleinseins vorbei war. Dass sie ihn genauso wollte und liebte. Ab heute startete eine neue Zeitrechnung für ihr Leben. Es war der Startpunkt für ihr gemeinsames Leben. Für eine farbenfrohe, aufregende Zukunft, in der keiner von ihnen je wieder allein sein würde.     „Danke, dass ihr alles so schnell gekommen seid. Mir ist bewusst, dass es noch sehr früh am Morgen ist“, wie um ihre Worte zu untermauern, gähnte Naruto herzhaft und blickte verschlafen aus seinen blauen Augen drein. „Allerdings habe ich Neuigkeiten, die, wie ich denke, vor allem Team Kakashi betreffen.“ Die Müdigkeit, die noch in den Knochen jeder der Anwesenden steckte, schien mit den Worten der Hokage wie weggeblasen. Vor allem der eindringliche Blick Tsunades, der für einen Moment auf Sasuke ruhte, sprach bereits Bände. Augenblicklich wusste Sakura, worum es ging. Entweder gab es Neuigkeiten über Itachi Uchiha oder aber über Orochimaru. In beiden Fällen bestand die Gefahr, dass Sasuke Konohagakure wieder verließ. Und dennoch war Sakura nicht von so großer Angst erfüllt, wie vielleicht noch vor ein paar Monaten. Natürlich war da Unsicherheit und ein paar Zweifel, dennoch vertraute sie Sasuke. Die letzten fünf Monate waren die schönsten in ihrem Leben. Seit ihrem ersten Date mit Sasuke waren sie endlich ein Paar. Nach seiner recht grob gesagten Liebeserklärung, – die der ein oder andere nicht als solche hätte durchgehen lassen, aber für die Verhältnisse des Uchihas einer Liebeshymne gleichkam - hatte es kein Halten mehr gegeben. Und ihre Beziehung hatte sich prächtig entwickelt. Letzte Woche erst war Sakura zu Sasuke gezogen. Natürlich gab es ab und an ein paar Unstimmigkeiten bei ihnen, aber der Großteil der Zeit verlief harmonisch. Sie passten so gut zusammen, es war schon fast unheimlich. Vor allem aber lag es daran, dass sich Sasuke nicht länger hinter einer aufgesetzten Maske und Distanziertheit versteckte. Er stellte sich inzwischen den Großteil seiner Gefühle, wenngleich er sie nicht unbedingt offen zur Schau trug, wie beispielsweise Naruto. Er war auch noch immer nicht der gesprächigste Mensch, aber im Vergleich zu früher war es deutlich einfacher mit ihm zu reden. Und weil er und Sakura immer ehrlich und offenen zueinander waren – abgesehen von ihrem einen, klein-großen Geheimnis, das sie mit in ihr Grab nehmen und von dem Sasuke auch niemals erfahren würde – hatte Sakura jetzt keine Panik. Sie vertraute auf den Uchiha. Er würde das Richtige tun. Immerhin hatten sie auch bereits darüber geredet, was mit seiner Rache war. Und die hatte er endgültig aufgegeben. Ihr zuliebe. Und auch um seinetwillen. Und so war es Liebe und Vertrauen, das in ihrem Blick lag, als sie zu ihrem Freund blickte. In seinen dunklen Augen konnte sie genau dasselbe erkennen. „Wir haben Hinweise darauf erhalten, dass Orochimaru womöglich einen Angriff auf unser Dorf plant.“ „Es ist wegen mir, nicht wahr?“ warf Sasuke ein und Schuld schwang in seiner Stimme mit. „Ach Quatsch mit Soße“, wollte Naruto die Besorgnis seines Freundes wegwischen, doch in der Zwischenzeit hatte Tsunade bereits genickt. „Es scheint alles daraufhin zu deuten. Er will dich wiederhaben.“ „Aber das lassen wir nicht zu!“ Entschieden nickte Tsunade. „Richtig Naruto. Das werde ich niemals zu lassen. Nicht so lange ich die Hokage von Konohagakure bin.“ „Oder Team Kakashi existiert“, tat eben dieser Teamführer seine Entschlossenheit, für seinen ehemaligen Schüler und jetzigen Teamkamerad einzustehen, kund. „Aber warum hat Orochimaru noch nicht längst angegriffen? Warum jetzt erst, nach gut 10 Monaten?“ Sais Frage war berechtigt. Sie war Sakura auch schon in den Sinn gekommen. Tsunade lehnte sich auf ihrem Stuhl nach vorne, stützte ihre Ellbogen auf dem Tisch und ihren Kopf auf den gefalteten Händen ab. Ernst sah sie von einem zum Anderen. „Es scheint Orochimaru körperlich nicht gut zu gehen. Unser Informant sagte, niemand wisse etwas Genaues. Allerdings scheint er in den letzten Monaten häufiger als üblich das Jutsu der Unsterblichkeit, bei der er seine Seele in den eines neuen Körpers transferiert, angewandt zu haben, was zu schweren Folgen führte. Er braucht jetzt Sasukes Körper.“ „Den er niemals bekommen wird!“ unterbrach Naruto erneut Tsunade voller Elan und blickte in die Runde. „Richtig“, stimmte Kakashi zu und Sai und Sakura nickten entschieden. Ein Lächeln bildete sich auf Tsunades Gesicht. „Das ist genau das, was ich sagen wollte. Also Sasuke, keine Alleingänge. Ich will nichts hören, von wegen, es wäre alles deine Schuld und du müsstest dich für das Wohl des Dorfes aufopfern.“ Der Blick der Hokage lag eindringlich auf Sasuke. Ihre Stimme klang autoritär und ließ keinen Zweifel zu. „Als wir dich wieder aufgenommen haben, hatte ich mit so etwas bereits gerechnet. Früher sogar. Aber wir werden das schaffen, so wie wir es vorher schon geschafft haben. Konoha lässt niemanden seiner Leute im Stich.“ Tsunade hatte alles gesagt, was zu sagen gewesen war. Jeder der Anwesenden stimmte entschieden zu, während alle Augen nun auf Sasuke gerichtet waren. Sakura wusste, es gefiel ihm nicht, dass wegen ihm womöglich andere Leute in Gefahr gebracht wurden, aber sie wusste auch, dass er sich ein Teil des Dorfes verstand. Immerhin hatte er hier Freunde und Liebe gefunden. Und in Zukunft würden sie irgendwann eine Familie gründen. Er hatte hier bedingungslosen Rückhalt. Er würde nie wieder allein sein. Das versuchte Sakura mit ihrem Blick wortlos Sasuke zu übermitteln. Zeitgleich versuchte sie all die Liebe, die sie für ihn empfand, mitzusenden. Dann nickte er, zu Sakuras Freude, und sie verstand. Er hatte ihr versprochen, für immer an ihrer Seite zu bleiben. Anschließend ergriff er ihre Hand, während er sich seinen Freunden, Teamkameraden und seiner Hokage zuwandte. „Danke. Euch allen.“ Als letztes wanderte sein Blick zu Sakura zurück und sie lächelte ihn an. All die Jahre, die sie gebraucht hatte, um hierher zu kommen, all den Schmerz, den sie durchlitten, all die Anstrengen, die sie durchlebt hatte, waren es wert gewesen, um die Liebe und Freundschaft zu kämpfen. Keiner von ihnen würde je wieder allein sein. Sie würden durch schwere und düstere Zeiten genauso gemeinsam gehen, wie durch die guten und schönen Zeiten. Mit Naruto, Kakashi, Sai und dem ganzen Dorf zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)