Zum Inhalt der Seite

Meritum

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen^^
Also erstmal freut es mich sehr, dass ihr hierher gefunden habt!
Ich habe lange überlegt, ob ich mir wirklich gleich zwei neue Projekte neben Arbeit und Studium zumuten soll, vor allem da ich ja auch noch dabei bin eine meiner alten FFs komplett zu überarbeiten, aber irgendwie hat meine Fantasie in den letzten Tagen wohl ein paar Überstunden gemacht und den Prolog für diese FF gezaubert, deshalb wollte ich euch diese Story nicht länger vorenthalten ;)
Ich hoffe sie gefällt euch und freue mich wie immer über eure Meinung! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, hier ist das erste Kapitel von Meritum!
Ich hoffe es gefällt euch! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
Ich hoffe es gefällt euch! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel ist mein kleiner Nachtrag zum Valentinstag... ich denke ihr werden verstehen warum ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Zum ersten Geburtstag von Meritum gibt es ein Kapitel der Extralänge, das euch hoffentlich gefallen wird!
Mein besonderer Dank geht an all die fleißigen Kommentarschreiber unter euch! Ich danke euch für all eure lieben Worte!
LG und viel Spaß mit dem Kapitel!
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Obwohl es nicht besonders lang ist, habe ich leider ewig für das Schreiben dieses Kapitels gebraucht.
Irgendwie hat es mich selbst überrascht, dass Meritum kurz vor dem Ende steht.
Es wird also nach diesem Kapitel nur noch ein Kapitel und den Epilog geben...
Ich hoffe es gefällt euch trotzdem!
LG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich beginne dieses Kapitel mal wieder mit einer Entschuldigung, dass ihr so lange darauf warten musstet! Es lag nicht nur daran, dass die letzten Monate irgendwie an mir vorbeigeflogen sind, ohne dass ich die Hälfte dessen geschafft habe, was ich mir vorgenommen habe... Aber das Kapitel ist mir insgesamt schwergefallen. Überwiegend, weil es abgesehen von dem Epilog das letzte sein wird und ich nie wirklich den Eindruck hatte, dass es der Fanfic gerecht wird...
Was ihr jetzt vor euch seht ist gefühlt die 10te Version und ich bin endlich zufrieden damit.
Ich hoffe es gefällt euch und danke euch für eure Geduld!
GlG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es ist endlich vollbracht! Der Epilog ist da und gefällt euch hoffentlich!
Viel Spaß beim Schlusswort von Meritum! Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prämisse

Sie wacht schweißgebadet auf und es dauert einen Moment bis sie begreift, dass die Atemnot, die sie spürt, sie nicht nur in ihrem Traum bedroht hat.

Sie holt panisch Luft und dennoch scheint der Sauerstoff ihre Lungen nicht zu erreichen. Ihr Körper zuckt und strampelt, als würde er mit einem unsichtbaren Feind ringen, aber bloßer Wille richtet nichts gegen ihre körperlichen Symptome aus.

Die Geräusche ihrer abgehackten, panischen Atemzüge hallen wie ein dumpfes Rauschen in ihren Ohren wider und für einen Moment ist das hektische Pochen ihres eigenen Herzens alles, was sie noch wahrnimmt. Während ihr Körper sich immer noch selbst bekämpft, spürt sie ihr Bewusstsein unter dem anhaltenden Sauerstoffmangel bereits langsam schwinden.

Schwarze Flecken beginnen bedrohlich an den Rändern ihres Sichtfeldes zu tanzen, bis ihr Verstand endlich durch ihre Panik bricht und sie daran erinnert, dass sie nicht mehr hilflos ist.

Sie aktiviert ihr Chakra über ihrem Brustkorb und sobald sie ihre Lungenfunktion künstlich unterstützt, gelangt der rettende Sauerstoff wieder ausreichend in ihren Körper.

Sobald das empfundene Gewicht endlich von ihrem Brustkorb verschwindet, setzt sie sich keuchend auf und ihre Hände zittern immer noch, als sie sich vorbeugt und ihre Finger beruhigend durch ihre offenen Haare zieht, während sie darauf wartet, dass ihr Herzschlag sich langsam wieder normalisiert.

Erst dann sinkt sie, immer noch leicht außer Atem, zurück in ihre Kissen und starrt blind durch die Dunkelheit ihres Zimmers an die helle Decke und findet sich müde mit einer weiteren schlaflosen Nacht ab.

Denn sobald sie ihre Augen länger als einen Wimpernschlag schließt, suchen sie vertraute Bilder heim und veranlassen sie dazu fluchend die Decke zurückzuschlagen, um sich anzuziehen und ihre Arbeit einmal mehr als Ablenkung zu missbrauchen.
 

.

.

.
 

„Sakura-sama?“

Obwohl sie in Eile ist, hält sie noch einmal inne und dreht sich zu der jungen Akademiegruppe um, die gerade eine exklusive Führung durch das Krankenhaus von einer ihrer Kolleginnen erhält, während sie gerade ein paar Fragen der Anwärter beantwortet hat.

„Ja?“

„Warum wollten Sie Medic-nin werden?“

Sakura mustert das blonde Mädchen, das sie aus vertrauensvollen Augen erwartungsvoll mustert, einen Moment lang, aber in Wirklichkeit gehen ihre Gedanken einmal mehr unbequeme Wege.

Weil mein ehemaliger Teamkamerad, der ganz nebenbei auch meine große Liebe war, gerade unser Dorf verraten hatte und sich statt für mich, für unseren größten Feind entschieden hatte. Weil ich es leid war ein erbärmlicher Schwächling zu sein und die Chance unter Tsunade zu trainieren meine Wahl war, mein Leben grundlegend zu verändern.

„Weil es eine einmalige Gelegenheit war von Tsunade zu lernen.“ Das ist zumindest ein Teil der Wahrheit.

Sie nickt der anderen Medic-nin zu, bevor sie sich hastig den Flur hinunter zu ihrem Büro bewegt. Dort angekommen streift sie sich hektisch ihren Kittel ab und wirft ihn achtlos über den Stuhl in ihrem Büro, bevor sie zurück aus der Tür eilt. Sie ist spät dran und Naruto wird es sie nie vergessen lassen, wenn sie ausgerechnet heute zu spät kommt.
 


 

Zur selben Zeit mehrere Kilometer südwestlich von Konoha, nahe der Grenze
 

Das beißende Brennen in seinen Augen, als sein Bluterbe gegen seinen Willen erlischt, ist das erste Zeichen seiner Niederlage.

Das nervtreibende Klingeln in seinen Ohren legt nahe, dass die letzte Explosion, die ihm um die Ohren geflogen ist, seine Trommelfelle erwischt hat und sein kontinuierlicher Blutverlust sabotiert sein Gleichgewicht zusätzlich.

Genau genommen ist sein Stolz das Einzige, was ihn noch halbwegs aufrecht auf den Beinen hält.

Der Rauch und das Feuer um ihn herum verschleiern seine Sicht und ohne die Hilfe seines Bluterbes könnte sich in jedem Schatten ein Feind verstecken.

Er spürt ihre Anwesenheit und bei all seinem Trotz und seiner Selbstsicherheit, ist ihm dennoch klar, dass er ihrer nächsten Angriffswelle nicht mehr standhalten wird.

Dann ist das wohl wirklich sein Ende.

„Tse.“
 

.

.

.
 

Kurz darauf in Konoha
 

Wohl zum ersten Mal in ihrer gemeinsamen Geschichte ist ihr bester Freund vor ihr an ihrem Treffpunkt, aber genau genommen ist sie auf die Sekunde pünktlich, also kann er nicht wirklich etwas dazu sagen. Außerdem haben sie an diesem Tag sowieso andere Sorgen.

„Warum kommen wir jedes Jahr wieder hierher und tun uns das an?“

Die talentierte Medic-nin widersteht nur knapp der Versuchung unangenehm berührt das Gesicht zu verziehen. Sie wirft ihrem besten Freund selbst oft genug vor, dass er ein planloser Chaot ist, aber in solchen Momenten verflucht sie seine selten gefühlvollen Einsichten.

„Weil wir beide sentimentale Idioten sind, die nicht so tun können, als würde es uns nichts mehr bedeuten.“

Sie spürt seinen vorwurfsvollen Blick auf sich, obwohl sie bewusst nicht den Kopf in seine Richtung dreht.

„Wir müssen damit aufhören, Naruto. Es ist Zeit endlich nach vorne zu schauen.“

Sasukes Verrat jährt sich heute zum neunten Mal.

Wie die acht Jahre zuvor, haben sie sich wieder gemeinsam an dem Ort eingefunden, wo unter Kakashi als Team 7 alles für sie angefangen hat.

„So wie du?“

Das ist ein direkter Vorwurf, den sie in dieser Schärfe nicht erwartet hat – nicht von ihm – und unter dem sie tatsächlich zusammenzuckt, weil sie in ihrer verletzten Überraschung zu spät reagiert, um die verräterische Reaktion noch unterdrücken zu können.

Sakura verschränkt unruhig die Arme vor ihrem Oberkörper und widersteht der Versuchung ihre Finger durch ihre Haare zu ziehen, wie sie es immer noch tut, wenn sie nervös ist. Trotz all ihren Bemühungen gibt es nach all den Jahren immer noch kaum etwas, dass sie so nervös macht wie dieses Thema.

„Das ist nicht fair. Ich kann so nicht mehr weiter machen.“

Der blonde ANBU verzieht reuevoll das Gesicht, als er hört wie der tiefe Schmerz, den sie sonst immer so gut verbirgt, die Stimme seiner Teamkameradin verfärbt, und setzt an sich zu entschuldigen, aber es wird für immer bei dem Versuch bleiben. Denn in diesem Moment tritt ein Tier, das ihnen beiden wohlbekannt ist, lautlos vor ihnen aus dem Schatten der Bäume.

„Kira?“ Sakura runzelt fragend die Stirn, als der Wolf mit einem leisen Knurren lediglich wegeweisend den Kopf in die Richtung zurückdreht, aus der er gekommen ist, aber Naruto bewegt sich bereits hektisch mit dem einzigen Wort, das panisch seine Lippen verlässt.

„Hinata!“
 


 

Der vertraute Geist der jungen Hyuuga führt sie zielsicher über die südwestliche Grenze Konohas, bis sie schließlich schlitternd an einem Krater gigantischen Ausmaßes innehalten. Der Rauch steht dicht in dem tiefen Loch und die verbrannten Grünflächen ringsum lassen das Ganze wie einen verlassenen Kriegsschauplatz aussehen.

Die beiden langjährigen Teamkameraden wechseln einen besorgten Blick, aber dann dringt leise ein vertrauter Ruf an ihre Ohren.

„Naruto!“

Hinatas Stimme lässt den blonden Shinobi erneut kopflos losstürmen, direkt in die Mitte des Kraters hinein und Sakura folgt ihm fluchend. Sie stolpert beinahe über einen verstümmelten Körper und fragt sich angespannt, wo sie hier rein geraten sind. Denn die blutige Handschrift, der der Fremde zum Opfer gefallen ist, gehört definitiv nicht zu Hinata.

„Hinata?“

„Hier drüben!“

Sie folgen der deutlicher werdenden Stimme der Clanerbin durch den Rauch, der sich immer weiter zu verdichten scheint. Auch Narutos Haltung verspannt sich merklich und er zieht lauernd sein Katana.

Aber dann machen sie die Umrisse der Clanerbin endlich durch die Nebelschwaden aus und erkennen, dass sie neben jemandem auf dem Boden zu knien scheint. Doch in eben diesem Moment legt Hinata zwei ihrer Finger in einer Geste, die zumindest für Sakura in den letzten Jahren zu einem Teil ihres Alltags geworden ist, an den Hals des Mannes über dem sie kniet, und die beiden Teamkameraden stocken synchron in ihren Bewegungen.

Sakura erkennt ihn zuerst und verharrt mitten in ihrem nächsten Schritt. Sie starrt entgeistert auf seinen entstellten Körper und für einen Moment glaubt sie einer Halluzination erlegen zu sein.

Hinata, die mit beiden Händen versucht den anhaltenden Blutfluss aus einer der tieferen Wunden an seinem Rumpf abzudrücken, sieht hilflos zu ihnen auf. „Ich habe mich nicht getraut ihn zu bewegen.“

Naruto sinkt hektisch neben ihr auf die Knie, aber auch sein Blick wandert fassungslos von der jungen Clanerbin zu der regungslosen Gestalt seines früheren Teamkameraden.

„Sasuke?!“

„Ich bin mir nicht sicher, ob er noch einen Puls hat.“
 

.

.

.

Antagonismus

„Ich bin mir nicht sicher, ob er noch einen Puls hat.“
 

Die besorgniserregende Aussage der jungen Hyuuga reißt Sakura aus ihrer regungslosen Starre. Sie fällt wortlos neben ihrem ehemaligen Teamkameraden auf die Knie und hebt in jahrelangem Reflex die Arme, auch wenn sie anhand seiner zahlreichen Verletzungen einen Moment lang zögert, an welcher Stelle ihre Heilung am dringendsten gebraucht wird. Aber ihr Kopf schaltet automatisch in den eingedrillten Mechanismus ihrer hart erarbeiteten Professionalität und sie ignoriert ihr Herz, das sie keine Sekunde vergessen lässt, wessen Puls sie in diesem Moment zu ertasten versucht.

Sie findet keinen.

Fluchend legt sie ihre Hände über seinem Brustkorb aufeinander und beginnt augenblicklich mit einer Herzdruckmassage und aktiviert gleichzeitig ihr Chakra, während ihre Augen über seinen Körper wandern und mit jahrelanger Erfahrung eine Bestandsaufnahme seiner zahlreichen Verletzungen vornehmen. Die Wunde, welche Hinata behelfsmäßig abdrückt, blutet immer noch so stark, dass dunkles Blut zwischen den Fingern der Clanerbin hervorquillt und so wie er zugerichtet ist, befürchtet sie, dass sie weit mehr finden wird, als nur äußerlich sichtbare Verletzungen.

Er ist so gut wie tot.

Sie zögert nur einen winzigen Moment, bevor sie ihren Kopf senkt und ihre Lippen auf seine legt, um ein Minimum an Sauerstoff zurück in seine Lungen zu bekommen, bevor sie die Herzdruckmassage von neuem beginnt.

Sie wiederholt das Ganze viermal, bevor sie ihre Finger, an denen jetzt überall sein Blut klebt, zurück an seinen Hals legt.

Es ist absolut unfreiwillig, aber ihr nächster Atemzug entweicht ihr mit einem erleichterten Seufzen, als sie dieses Mal einen schwachen, aber spürbaren Puls findet und sie sieht für einen Moment in seine Gesichtszüge, während ihr ihre ersten Worte so leise entweichen, dass sie nicht einmal Naruto und Hinata verstehen können, die dicht neben ihr nahezu regungslos verweilt sind, während sie Sasuke reanimiert hat.

„So nicht!“
 

Sie bedeutet Hinata mit einem Nicken ihre Hände wegzunehmen und aktiviert ihr Chakra zuerst über der tiefen Wunde in seinem Rumpf, die aussieht, als hätte ihm jemand ein Katana durch den Bauch gestoßen.

Nachdem Sakura nicht mehr direkt um das Leben seines einstigen Teamkameraden kämpft, schüttelt Naruto seine temporäre Starre endlich ab. „Hinata- Sasuke?! Was ist hier passiert?!“

Naruto legt der mitgenommenen Clanerbin vorsichtig eine Hand auf die Schulter, als diese von Sasuke wegrutscht, um Sakura mehr Platz zu lassen, und mustert ihren zierlichen Körper besorgt. „Bist du verletzt?“

Hinata öffnet die Lider, die sie für einen erschöpften Moment geschlossen hat und ihre hellen Augen verfehlen ihre Wirkung auf ihn auch in dieser vertrackten Situation nicht.

Aber statt seine Frage direkt zu beantworten, wischt sie das Blut, das an ihren Fingern klebt, abwesend an ihrer dunklen Hose ab und weicht ihm mit einer leisen Erklärung aus. „Ich war auf dem Rückweg von einer Mission als ich ihn entdeckt habe. Ich bin einem Boten aus Suna entgegen gereist und war auf geradem Rückweg nach Konoha, als mich der Nachhall einer Explosion beinahe von den Beinen gerissen hat, also habe ich den Umweg gemacht, um nachzusehen… Ich habe sie gesehen, aber ich konnte nicht einfach weiter laufen-“

„Sie?“, unterbricht er sie sanft.

Die markanten Augen der hübschen Clanerbin wandern erklärend über die zahlreichen Leichen, die sie umgeben. „Sie haben im Schatten gelauert und einfach nur… zugesehen.“

Sie haben zugesehen, wie er stirbt.
 

Naruto ballt zornig die Fäuste und wirft einen Blick auf die reglose Gestalt des Mannes, den er einmal seinen besten Freund genannt hat, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder ganz der jungen Frau vor sich zuwendet, die ruhig weiter spricht.

„Aber als ich mich ihm genähert habe, haben sie mich angegriffen.“

Obwohl sie diesen unerwarteten Kampf ganz offensichtlich gewonnen hat, beruhigt ihn das in keinster Weise und er wiederholt seine besorgte Frage, denn das Blut auf ihrer Kleidung gibt keinen genauen Aufschluss darüber, von wem es stammt. „Hinata, bist du verletzt?“

Sie wendet ihren Blick von Sakura und Sasuke zurück zu ihm, als sie die panische Dringlichkeit in seiner Stimme wahrnimmt. „Ich habe ein paar mir unbekannte Jutsus abbekommen. Aber ich kann nicht sehen, ob sie irgendeinen inneren Schaden angerichtet haben.“

Sakura runzelt genau wie ihr bester Freund besorgt die Stirn und richtet ihre Worte an Hinata, obwohl sie keine Sekunde von Sasukes regungslosem Körper aufsieht. „Du musst sofort im Krankenhaus untersucht werden. Du könntest von allem Möglichen getroffen worden sein.“

Doch die junge Hyuuga geht auch auf ihre Besorgnis nicht näher ein und kaut stattdessen unruhig auf ihrer Unterlippe herum. „Ich konnte ihn nicht einfach sterben lassen. Ich weiß doch, was er euch immer noch-“

Aber Hinata unterbricht sich selbst und im Gegensatz zu Naruto ist Sakura klar, dass die Clanerbin ebenso wie sie weiß, dass das hier für sie alle fatale Konsequenzen haben könnte.
 

Naruto sieht für einen Moment kritisch zwischen den beiden Frauen hin und her, bevor sein Blick wieder auf seinen ehemaligen Teamkameraden fällt, der immer noch mehr tot als lebendig aussieht und eine Sache ist zumindest auch ihm klar. „Wir brauchen Hilfe-“

Sakura sieht zum ersten Mal vollständig von ihrer Heilung auf. „Und wen sollen wir darum bitten? Er ist einer der meistgesuchtesten Nuke-nin des Landes, verdammt noch mal! Allein dadurch, dass wir ihm helfen, begehen wir selbst Verrat!“

Sie sieht die Entrüstung bereits in seinen Augen aufblitzen und beißt hart die Zähne zusammen, um ihm seine blauäugige Naivität nicht in einem Tonfall vorzuwerfen, den sie morgen bereuen wird.

„Er ist unser Freund, Sakura-“

Die junge Medic-nin wirft verächtlich einen Blick auf den dunkelhaarigen Mann vor sich und verflucht ihn stumm dafür, dass er sie alle in diese Lage gebracht hat. „Er war einmal unser Teamkamerad. Über die Ansichten von Freundschaft lässt sich streiten. Aber du weißt, dass ich trotz allem alles für ihn tun würde. Auch wenn er nichts davon verdient hat. Aber wir können nicht von jemand anderem erwarten, dass er dasselbe Opfer für uns bringt wie Hinata. Er ist unser Problem. Wir müssen ihn irgendwie ins Krankenhaus schaffen und beten, dass Tsunade uns beide genug liebt, um uns diesen Frevel zu vergeben. Denn ich kann ihn unmöglich alleine heilen.“
 


 

Kurz darauf in Konoha
 

Ihn unbemerkt durch einen der Seiteneingänge des Krankenhauses und direkt weiter in die Laborräume im Keller zu schmuggeln, wäre ohne den Schutz der sich verdichtenden Dämmerung und ohne Hinatas Byakugan ein Ding der schieren Unmöglichkeit gewesen.

Sie haben sich im hintersten Raum der alten Laboratorien, die noch unter den regulären Kellerabteilen liegen und seit Jahren nur noch für potentiell explosive Experimente oder in Krisensituationen als Gefangenenräume genutzt werden, verschanzt. Oder wenn niemand von der Identität eines Gefangenen erfahren soll. Was in dieser Situation ausgesprochen passend ist.

Es sollte sie in hundert Jahren niemand hier unten überraschen, aber Hinata hält trotzdem an der Tür Wache, nachdem sie den bewusstlosen Sasuke auf eine alte metallene Liege bugsiert haben, wo Sakura nun ihre Behandlung fortsetzt, während sie Naruto mit ihrer Hiobsbotschaft zu ihrer Hokage geschickt haben.

Es dauert nicht lange, bis die Tür ruckartig aufschwingt und die aufgebrachte Stimme der Sanin die angespannte Stille durchbricht.

„Ich hatte wirklich gehofft, dass das ein schlechter Scherz ist!“
 

Sakura spürt den vorwurfsvollen Blick ihrer ehemaligen Sensei auf sich, aber statt sich zu verteidigen konzentriert sie sich weiter auf ihre Behandlung, damit dieser ganze Schlamassel wenigstens nicht umsonst ist.

„Er hat mehr gebrochene und zerschmetterte Knochen, als welche die noch ganz sind. Seine Lunge ist kollabiert, er hat bestimmt zwei Liter Blut verloren und seine Trommelfelle sind beide gerissen. Außerdem hat eine Klinge seine Leber durchbohrt-“

„Er ist also so gut wie tot.“

Sie hört förmlich wie Naruto die Zähne zusammenbeißt, aber Sakura sieht unbeeindruckt von ihrer Heilung auf und sucht Tsunades Blick.

„Nicht, wenn du mir hilfst ihn zu retten.“

Aber die Hokage der fünften Generation verschränkt aufgebracht beide Arme vor der Brust und macht keine Anstalten näher an die Liege heranzutreten, während sie den verletzten Mann, dessen Fahndung sich über die komplette Dauer ihrer Regierungszeit erstreckt hat, verächtlich mustert. „Nicht solange du mir nicht sagst, warum um alles in der Welt wir ihn retten sollten.“

Dieses Mal ist es Sakura, die hart die Zähne aufeinander beißt. „Du hast mich einen Eid leisten lassen, Verletzte stets nach meinen Möglichkeiten zu behandeln.“ Aber sie wissen beide, dass es darum in diesem Fall nicht geht.

„Aber Nuke-nin und Feinde dieses Landes waren darin nicht inbegriffen.“

„Tsunade-“, sie zögert einen winzigen Moment, aber sie sind über den Punkt des Herunterspielens längst hinaus und jetzt können sie ohnehin nicht mehr zurück. „Bitte.“

Sie weiß, dass sie hier mit mehr als unfairen Mitteln spielt und sie hat es noch nie derart ausgenutzt, dass es ein offenes Geheimnis ist, dass sie und Naruto der Hokage in den letzten Jahren ausgesprochen offensichtlich ans Herz gewachsen sind. Aber sie weiß, wenn sie es nicht für sie tut, wird die Kage nichts auf der Welt dazu bringen, ihre eigenen Gesetze derart zu verletzen.

Der derbe Fluch der Godaime verspricht ihre Kapitulation und sie tritt Unheil verkündend an die andere Seite der Behandlungsfläche.

„Das wird ein Nachspiel haben!“
 


 

Naruto und Hinata treten nach einer halben Stunde nach draußen in den Flur, um Tsunade und Sakura ungestört der aufwendigen Heilung des Uchihas zu überlassen, aber als sich die junge Clanerbin erschöpft an die Wand in ihrem Rücken lehnt, erinnert sich Naruto panisch daran, dass sie erwähnt hat, dass sie ebenfalls getroffen wurde, auch wenn sie oberflächlich nur ein paar kleine Blessuren hat.

Hinata sieht überrascht auf, als er seine Hand vorsichtig an ihre Wange legt und nach all den Jahren ist sie immer noch machtlos gegen die sengende Röte, die augenblicklich ihre Haut verfärbt und ihre Gefühle für diesen Mann an die ganze Welt verrät.

„Du solltest dich untersuchen lassen.“

Sie öffnet die Lippen, um ihm zu antworten, aber stattdessen treten die prominenten Adern um ihre Augen blitzschnell hervor, bevor ihr Blick hektisch zu ihm zurückkehrt. „Es ist Neji! Er ist auf direktem Weg hierher!“

Der Blondschopf flucht derb angesichts dieser nächsten Komplikation, aber die junge Clanerbin greift gewohnt ruhig nach seinem Arm und ihr heller Blick fängt ihn erneut ein.

„Ich halte ihn auf. Geh und sag Tsunade Bescheid!“

Eigentlich wollte er ihr noch etwas sagen, aber das scheint einmal mehr warten zu müssen. Deshalb nickt er nur dankbar, bevor er zurück in das kleine Behandlungszimmer stürzt.
 

Tsunade sieht überrascht auf, aber Sakuras Aufmerksamkeit liegt weiterhin ausschließlich auf der Heilung ihres ehemaligen Teamkameraden.

„Neji scheint hierher zu kommen! Was soll ich ihm sagen?“

Aber seine Kage wendet ihren Blick in einer Gelassenheit, die er nicht versteht, wieder auf den Mann vor sich, den sie notgedrungen behandelt. „Ich weiß, ich habe ihn rufen lassen.“

Naruto beißt seine Kiefer hart aufeinander, um den plötzlichen Zorn, den er fühlt, im Zaum zu halten. „Du hast Neji eingeweiht?! Ausgerechnet!“

Der Hyuuga hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, wie er zu Sasukes Verrat steht und das hat ihrem Verhältnis in den letzten Jahren nicht unbedingt gut getan, auch wenn sie sich überwiegend zusammengerauft haben, nachdem er und Sakura einer ANBU-Einheit unter Nejis Leitung zugeteilt worden sind.

Die Godaime sieht noch einmal auf und in ihren Augen funkelt eine vertraute Warnung. „Früher oder später werde ich die ganze ANBU einweihen müssen, dass er hier ist, Naruto. Das hier kann mich das verfluchte Amt kosten, das du mir unbedingt anhängen musstest! Auch wenn ich nichts dagegen hätte ein wenig früher als geplant in Rente zu gehen, möchte ich nicht zusehen müssen, wie meine vielversprechendsten Shinobi wegen Hochverrats hingerichtet werden! Die offizielle Version wird lauten, dass wir Uchiha gefangen genommen haben. Wir werden ihn behandeln, aber ab sofort ist er ein Gefangener Konohas. Er ist nicht freiwillig zurückgekommen, Naruto, und ich werde nicht zulassen, dass er diesem Dorf schadet! Nicht unter meiner Aufsicht, hast du mich verstanden?!“

Naruto öffnet den Mund, scheint sich aber dann in der letzten Sekunde eines Besseren zu besinnen und sucht stattdessen den Blick seiner besten Freundin, die Tsunade gegenüber auf der anderen Seite der Behandlungsliege steht und Sakura nickt in stummer Zusicherung. Denn auch wenn sie erst vor einer guten Stunde ihre unterschiedlichen Standpunkte in Bezug auf ihren Teamkameraden deutlich gemacht haben, sind sie sich doch beide einig darin, dass sie diesen letzten Versuch unternehmen werden. Einen letzten Versuch, ihn zurückzuholen.

Naruto verlässt den Raum mit einem gemurmelten Fluch, weil er sich deutlich ausmalen kann in welcher Verfassung sich sein Teamleader in diesem Moment befindet und er Hinata das keinen Moment länger zumuten will. Sie hat heute schon genug für ihn getan.
 

Sobald Naruto erneut die Tür hinter sich schließt, richtet Tsunade ihren Blick auf ihre ehemalige Schülerin, die bisher in ihrer Behandlung ungewöhnlich schweigsam fortgefahren ist.

„Will ich wissen, wie du zu diesem Schlammassel stehst?“

Sakura sieht mit einem Seufzen auf. „Es ist auch mir nicht recht, Tsunade. Ich habe mich endlich damit abgefunden, dass er uns verlassen hat. Ich habe mir ein gutes Leben ohne ihn aufgebaut.“ Ihr Blick wandert zurück zu seinen tiefen Verletzungen, die sie beinahe automatisch eine nach der anderen behandelt, obwohl ihr Chakra langsam anfängt die kritische Marke zu unterschreiten und sie weiß, dass sie die Folgen die ganze nächste Woche spüren wird, wenn sie nicht bald aufhört. „Aber ich konnte ihn auch nicht einfach sterben lassen.“
 


 

Als Naruto aus dem unterirdischen Raum tritt, gerät er von einem Streitgespräch ins nächste, als ihn die gedämpften Stimmen der beiden Hyuuga auf dem Flur angespannt innehalten lassen.

„Wie konntest du dich nur hierin verwickeln lassen?!“

„Ich weiß, das zu akzeptieren liegt dir nicht, aber ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen!“

„Ja, man sieht ja, was dabei herauskommt! Jetzt geh gefälligst und lass dich endlich untersuchen, verdammt noch mal!“

„Wieso, bist du schon fertig damit mich anzuschreien?“

„Du weißt, dass dein Vater hiervon erfahren wird.“

„Natürlich.“

Als Naruto um die Ecke tritt, sieht er gerade noch wie Hinata in seltenem Zynismus die Augen verdreht, aber bevor er etwas sagen kann, fällt der aufgebrachte Blick seines Teamleaders bereits auf ihn. „Das ist allein deine Schuld!“

Naruto vergräbt mürrisch beide Hände in den Hosentaschen, um sich davon zurückzuhalten etwas zu sagen oder zu tun, was er nur möglicherweise bereuen wird. „Warum kümmerst du dich einfach um deinen Scheiß, Hyuuga?“

Hinata will beschwichtigend zwischen die beiden Männer treten, aber mit ihrem nächsten Herzschlag schießt eine Welle des Schmerzes durch ihren Körper und lässt die junge Hyuuga stockend inne halten. Doch ihre Hoffnung, dass es nur ein einzelner Stich war, verflüchtigt sich in der nächsten Sekunde, als sich der glühende Schmerz von ihrem Brustkorb wie flüssige Lava über ihren ganzen Körper ausbreitet und sie Schwindel und Übelkeit gleichzeitig heimsuchen und sie haltsuchend zurück gegen die Wand in ihrem Rücken taumeln lassen.

Die verräterische Bewegung zieht auch die Aufmerksamkeit der beiden ANBU auf sich, die kurz davor stehen sich mitten auf dem Krankenhausflur an die Gurgel zu gehen.

„Hinata?“

Naruto tritt bereits vorsichtig einen Schritt auf die schöne Clanerbin zu, die in diesem Moment hustend eine Hand vor den Mund schlägt und das Blut, das in Sekunden durch ihre Finger tropft, alarmiert auch Neji und lässt Naruto panisch nach der zierlichen Kunoichi greifen. „Hinata!“

Ihre Beine knicken unter ihr ein und Naruto hebt sie fluchend auf seine Arme, während er gleichzeitig den Kopf zu Neji herumreißt. „Hol Tsunade!“

Der Hyuuga zögert keine Sekunde und verschwindet mit der Geschwindigkeit eines ANBU über den Flur.

Naruto sinkt mit der Clanerbin in den Armen vorsichtig auf die Knie und zieht die Hände, die sie vor das Gesicht geschlagen hat und an denen ihr eigenes Blut klebt, vorsichtig mit einer Hand zur Seite. Aber als er sieht, dass ihr helles Blut mittlerweile auch aus ihrer Nase rinnt, spürt er die eiskalten Hände nackter Panik nach ihm greifen. „Hinata, sieh mich an, sieh mich an!“

Sie dreht den Kopf zu ihm und es scheint, als wäre in wenigen Sekunden alles Leben aus ihr gewichen. Sie hebt ihren Blick noch zu seinem, aber dann sieht er förmlich wie das Licht mit ihrem Bewusstsein aus ihren Augen weicht.

„Nein, nein, nein! Bleib bei mir, Hinata, nicht-“

Hektisches Fußgetrappel lässt ihn aufsehen, als Tsunade bereits neben ihm auf die Knie fällt und augenblicklich ihre Hände über Hinatas Brustkorb hält und ihr Chakra aktiviert.

Aber die Tatsache, dass sich die Augen der erfahrenen Hokage entsetzt weiten, ist das genaue Gegenteil von einem guten Zeichen. Doch Naruto kommt nicht dazu seine besorgte Frage in Worte zu fassen.

„Bring sie zurück in den Behandlungsraum! Sofort!“
 

Als sie zurück in den Kellerraum treten, beobachten sie entgeistert, dass sich auch der zuvor beinahe stabile Zustand des Uchiha ins Gegenteil verkehrt zu haben scheint und Sakura ein zweites Mal an diesem Tag um sein Leben kämpft. Tsunade bedeutet Naruto Hinata auf der zweiten Behandlungsfläche abzulegen und dann sprechen Sakura und Tsunade beinahe zeitgleich dieselbe Frage aus, ohne ihre jeweilige Behandlung zu unterbrechen.

„Was zur Hölle ist passiert?!“

Sakura flucht und durchbricht keuchend ihre letzte Chakrareserve. „Ich weiß es nicht! Seine Organe haben auf einen Schlag alle angefangen zu versagen und ich kann keine Ursache dafür finden! Verdammt! Was ist mit Hinata?“

„Ihre Organe versagen ebenfalls aus unerklärlichen Gründen.“

Sensei und Schülerin wechseln einen stummen Blick und während Neji und Naruto fassungslos neben ihnen verweilen, ist den beiden Medic-nin klar, dass sie beide verlieren werden, wenn ihnen nicht ganz schnell etwas einfällt.
 

.

.

.

Divergenz

Während die beiden Medic-nin beinahe synchron Jutsu um Jutsu einsetzen, erwacht Neji zuerst aus seiner Starre. „Tsunade, du- du darfst sie nicht sterben lassen!“

Die Hokage wechselt von einem Jutsu beinahe direkt zum nächsten. „Hier wird heute niemand sterben!“

Als die aktuelle Methode auch nicht zu ihrer Befriedigung ausfällt, sucht sie erneut den Blick ihrer Schülerin. „Du hast auch nichts gefunden?“

Sakura schüttelt den Kopf und auch wenn alle Anwesenden im Raum spüren, wie ihr Chakra an seine Grenzen getrieben warnend flackert, verliert niemand ein Wort darüber. „Ich finde nichts, was erklären könnte, warum seine Organe plötzlich versagen! Er war stabil und dann-“

Aber während Neji und Naruto in einer seltenen Gemeinsamkeit Schwierigkeiten haben dem Gespräch zu folgen, sieht Sakura plötzlich auf und auch Tsunades Blick weitet sich verstehend.

Sakura nickt zustimmend, als scheinbarer Abschluss ihrer stummen Kommunikation, aber die Hokage selbst zögert noch.

„Sakura-“

Aber die Jüngere schüttelt nur den Kopf. „Ich schaff das schon.“ Sie wird den Chakramangel umso teurer bezahlen, wenn sie sich jetzt auch noch durch dieses hochkomplizierte Jutsu quält, doch im Moment ist ihr das herzlich egal. Sie sucht noch einmal den Blick ihrer früheren Sensei. „Es ist nicht so, dass wir noch eine andere Alternative haben.“

Tsunade presst unzufrieden die Lippen aufeinander, nickt dann aber resigniert.

Was keiner der beiden in Worte fasst, ist die Tatsache, dass das Jutsu zwar ihre letzte Option ist, das Organversagen bei Hinata und Sasuke hoffentlich noch umzukehren, die Chancen, dass es funktioniert, aber bestenfalls bei 70:30 liegen.

Die beiden Medic-nin beginnen dennoch erneut gleichzeitig eine ermüdende Vielzahl an Schriftzeichen zu formen und ihr leises Murmeln geht unter dem Rauschen unter, das das Jutsu ebenso begleitet wie das grüne Schimmern ihrer heilenden Energie, als Tsunade und Sakura sie in Sasukes und Hinatas Körper weiterleiten.
 

Es ist einen langen Moment still, während das Jutsu arbeitet, aber als das grüne Schimmern nachlässt und Sensei und Schülerin in perfektem Einklang noch einmal die Vitalfunktionen ihrer Patienten überprüfen, zeichnet sich sichtbare Erleichterung in ihren Gesichtszügen ab.

Sakura schwankt gefährlich und greift haltsuchend nach der Behandlungsliege, auf der ihr ehemaliger Teamkamerad liegt. Ihre Erschöpfung ist so ausgeprägt, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten kann und wortlos zulässt, dass Naruto an sie herantritt und stützend nach ihrem Arm greift.

Die Hokage sieht von Sakura zu Naruto. „Ihr beide bleibt hier, bis ich wiederkomme. Wir verlegen Hinata in ein normales Krankenzimmer und dann widmen wir uns diesem Schlamassel, das ihr uns eingebrockt habt! Neji, nimm Hinata, wir bringen sie nach oben und haben genau so lange Zeit, um uns eine glaubhafte Erklärung dafür zu überlegen, wie die Erbin des Hyuuga-Clans nach einer harmlosen Informationsbeschaffungsmission mit plötzlichem Organversagen im Krankenhaus gelandet ist.“

Die Hokage wirft noch einmal einen abschätzenden Blick auf den bewusstlosen Mann, der das ganze Drama verursacht hat, das ihren zuvor so gemütlichen Tag ruiniert hat, bevor sie schnaubend die Tür anstrebt. „Ich bin mir nicht sicher, ob ein altes Jutsu, das sie abbekommen hat, weil sie versucht hat einem gesuchten Verräter das Leben zu retten, die beste Geschichte ist.“

Neji hebt seine Cousine wortlos auf seine Arme und auch wenn Narutos Blick ihnen folgt, bis die Tür hinter ihnen ins Schloss fällt, widerspricht er Tsunades Anweisung ausnahmsweise nicht.
 

Tsunade reibt sich unzufrieden die Schläfen, bevor sie sich an den schweigsamen ANBU-Leader an ihrer Seite wendet. „Neji, wir warten bis zum Morgen, bevor wir die ANBU über Uchihas Anwesenheit informieren. Wenn er die Nacht nicht überlebt, war die ganze Aufregung umsonst.“ Die Kage öffnet die Tür zum Treppenhaus und lässt den Hyuuga zuerst hindurchtreten. „Jetzt müssen wir uns nur noch überlegen, was wir deinem Onkel erzählen.“
 


 

Eine Stunde später
 

Sakura fällt erschöpft auf die kleine Couch in ihrem Büro und sobald sie für einen Moment die Augen schließt, ringt sie darum, noch bei Bewusstsein zu bleiben. Sie spürt, wie Naruto an sie herantritt und rollt sich zusammen, um ihrem besten Freund ebenfalls einen Platz auf der Couch einzuräumen.

Tsunade hat kompromisslos erklärt, dass sie den Nuke-nin in ihrem Krankenhaus in dieser Nacht persönlich überwachen würde, nachdem sie ihnen in gewohnter Lautstärke und ermüdender Ausführlichkeit ihre heutigen Verfehlungen aufgezählt hat.

Sie selber hat sich für diese Tirade kaum noch auf den Beinen halten können und auch Naruto hat der Predigt ihrer Kage in gewohnter Manier eher halbherzig zugehört. Allerdings haben sie in grundlegendem Selbsterhaltungstrieb doch beschlossen Tsunades letzte gebrüllte Anweisung, dass sie ihr gefälligst aus den Augen gehen sollen, zumindest soweit zu befolgen, dass sie ihr Nachtquartier jetzt in ihrem Büro im Krankenhaus aufschlagen.
 

Es ist einen langen Moment still zwischen den alten Teamkameraden, während dieser verrückte Tag noch einmal an ihnen vorbeizieht und Sakura fühlt den Schlaf schon verlockend nach sich greifen, als Naruto die Stille doch noch mit einem unerwarteten Geständnis bricht.

„Ich habe irgendwie gedacht, dass es...“

Irgendwie bringt sie die Energie auf doch noch einmal die Augen zu öffnen und ihren besten Freund verstehend zu fixieren. „Sich besser anfühlen würde?“

Der blonde Shinobi kratzt sich nachdenklich am Kinn, bevor er ihren Blick gewohnt ehrlich erwidert. „Ja.“

„Ihn auf diese Art nach Konoha zurückzubringen ist zweifellos ein schmutziger Sieg.“ Sie schließt erneut die Augen und lehnt ihren Kopf gegen den Oberschenkel ihres langjährigen Teamkameraden. Aber obwohl sie weiß, dass sie den Chakramangel, der an ihr zerrt, noch die ganze nächste Woche über spüren wird, steht sie hinter den Worten, die sie noch leise wispert, bevor sie vor ihrer Erschöpfung kapituliert. „Aber es ist dennoch ein Sieg.“
 

.

.

.
 

Zwei Stunden später im Wald vor den südlichen Dorfmauern Konohas
 

Das Gefühl beobachtet zu werden, spannt ihre Muskeln bereits an, lange bevor sie die kaum wahrnehmbare Signatur seines Chakras bemerkt.

Tenten steckt die Wurfmesser, mit denen sie trainiert hat, zurück in ihre Waffentasche und fährt sich mit dem Handrücken über die Stirn, bevor sie sich zu ihm umdreht. „Ich hätte nicht gedacht, dass du heute noch mal wieder kommen würdest.“

Nachdem Tsunade ihn so dringlich zu sich gerufen hatte, musste es sich um etwas Ernstes handeln.

Sie hat keine Antwort erwartet, deshalb stört sie sich auch nicht daran, dass er stumm bleibt, während er aus dem Schatten der Bäume tritt. Allerdings lässt sie die Art, wie er sie mit seinem aktivierten Bluterbe mustert, beinahe rot werden.

Aber als er unerwartet mit beiden Händen nach ihr greift und sie ruckartig gegen seinen Körper reißt, entflieht ihr ein lautes Keuchen, das im nächsten Moment gegen seine Lippen stirbt, als er ihr diese rau aufdrückt.

Sie denkt sich noch nichts dabei, als seine Hände unter den Saum ihres Oberteils wandern, aber als er Anstalten macht, es über ihre Rippenbögen nach oben zu schieben, unterbricht sie ihren Kuss keuchend. „Neji!“

Aber der Hyuuga wandert mit seinen Lippen unbeeindruckt ihren Nacken entlang, bis zum tiefsten Punkt ihres Ausschnitts, der eigentlich nicht im Ansatz so skandalös ist, wie es sich unter seinen Berührungen anfühlt und greift ungeniert nach dem Knopf ihrer Trainingshose.

Tenten umfasst atemlos seine Handgelenke, bevor er sie in unmittelbarer Nähe der Grenzmauern ihres Dorfes ihrer Kleidung entledigt. „Neji, nicht hier!“

„Niemand wird uns sehen.“

Sein gemurmeltes Raunen gegen ihre Haut entlockt der schönen ANBU ein Augenrollen. „Deine Arroganz in allen Ehren, aber-“

„Bitte.“

Mit diesem einen Wort stockt ihr ganzer Körper, aber der Hyuuga setzt seiner abartig uncharakteristischen Äußerung noch eine Erklärung hinzu, die ihren schwachen Widerstand zerschmettert wie einen zerbrechlichen Spiegel.

„Ich brauche dich.“

Ohne auf eine weitere Antwort ihrerseits zu antworten, legt er seine Lippen über den empfindlichen Pulspunkt in ihrem Nacken und sie zittert spürbar unter der simplen Berührung, während sie ihm hilflos beide Hände auf die Schultern legt und sich ihm einmal mehr hingibt.

Er ist ihre eine große Schwäche und sie hasst sich selbst noch viel mehr dafür, als ihn.
 


 

Sie haben es für die zweite Runde dann doch noch zu ihrer Wohnung geschafft, aber jetzt erhebt sie sich schnell aus ihrem Bett und zieht sich ihre Kleidung wieder über, bevor er ihr damit zuvorkommen kann. Denn sie weiß, dass er jeden Moment wieder gehen wird.

Erst als sie zumindest die Illusion der Sicherheit ihrer Kleidung zurück hat, wirft sie einen Blick über ihre Schulter auf den Mann, den sie seit Jahren kennt und der ihr manchmal trotzdem noch wie ein Fremder vorkommt.

„So kann das nicht mehr weiter gehen."

Ihre Worte bringen auch ihn dazu aus ihrem Bett aufzustehen und sich anzuziehen und sie zwingt sich ihren Blick von ihm abzuwenden.

Die talentierte Waffenexpertin tritt vor das verhangene Fenster ihres Schlafzimmers und richtet ihren Blick mit verschränkten Armen durch die zugezogenen Vorhänge nach draußen. Sie weiß, wenn sie ihn ansieht, wird sie nie über die Lippen bringen, was sie ihm zu sagen hat.

„Du schläfst mit mir, willst aber öffentlich nicht zu mir stehen.“

Sie wiederholen dasselbe Spiel schon seit acht Monaten. Wieder und wieder.

Seit sie ausgelassen den gelungenen Abschluss einer schwierigen Mission gefeiert haben und er sie einmal mehr nach Hause gebracht hat.

Der Alkohol hat sie selten ungeschickt über ihre eigenen Treppenstufen vor ihrer Haustür stolpern lassen und plötzlich hat sie sich direkt in seinen Armen wiedergefunden. Ihre Erinnerungen an ihre erste gemeinsame Nacht sind leicht verschwommen und sie kann nicht mehr sagen, wer damals den ersten Schritt gemacht hat.

Woran sie sich noch genau erinnert, sind die seitdem zahllos gewordenen Wiederholungen dieser Nacht.

Zuerst hat sie gedacht, die Tatsache, dass er nach außen hin überzeugend so getan hat, als hätte sich zwischen ihnen nicht das Geringste verändert, läge an seiner Art und der Tatsache, dass er ihr Teamleader und damit Vorgesetzter ist. Aber als er herrisch wie jeher gefordert hat, dass sie nicht einmal Hinata von ihrem Arrangement erzählt, hat sie die Erkenntnis ausgesprochen unsanft getroffen.

Man mag ihr in Bezug auf ihn eine gewisse Naivität vorwerfen können, die normalerweise keinesfalls zu ihren Eigenschaften zählt, aber sie ist kein Narr.

Trotzdem führt sie ihr Weg immer wieder zurück zu ihm, obwohl sie jedes Mal wieder schwört, dass es das letzte Mal sein wird.
 

Sie spürt, wie er hinter sie tritt, aber er weiß es besser, als in diesem Moment zu versuchen, sie anzufassen.

„Du weißt genau, dass das mit Wollen überhaupt nichts zu tun hat.“

Sie dreht sich zu ihm um und sucht seinen Blick, bevor sie endlich ausspricht, was sie ihm seit Monaten sagen will. „Was ich weiß ist, dass ich mir trotzdem zu schade dafür bin, noch länger nur deine Affäre zu sein.“

„Tenten-“

Sie sieht die Reue in seinem Blick, wenn auch nur eine Sekunde lang, aber die seltene Emotion ist einfach nicht mehr genug, um aufzuwiegen, wie sie sich jedes Mal fühlt, wenn er mit ihr schläft und danach geht, als wäre sie lediglich ein billiger Zeitvertreib. „Ich will unseren Freunden von uns erzählen können, Neji. Meiner besten Freundin.“

Sie sieht wie sich seine Kiefermuskeln anspannen und erwartet bereits resigniert, dass er ihrem Gespräch einmal mehr einen Riegel vorschieben wird, als er sich überraschend doch zu einer Antwort herablässt, die jedoch das genaue Gegenteil erreicht statt sie zu beschwichtigen.

„Du weißt so gut wie ich, dass Hinata nur so tut, als wüsste sie nicht schon längst, was zwischen uns läuft.“

Selten aufgebracht, stößt sie ihn grob mit beiden Händen gegen den Brustkorb und ärgert sich mehr über ihren verräterischen Gefühlsausbruch, als darüber, dass er kaum einen halben Schritt zurück macht. „Darum geht es aber nicht, verdammt noch mal!“

Er bleibt ihr die Antwort einmal mehr schuldig und mit ihrem Zorn verlässt sie schlagartig auch all ihre Energie. Sie dreht ihm erneut den Rücken zu und lehnt ihre Stirn müde gegen die kühle Fensterscheibe. „Geh einfach, Neji.“

Aber es tut noch viel mehr weh, als er tatsächlich tut, worum sie ihn gebeten hat.
 

.

.

.
 

Am nächsten Tag, in den frühen Morgenstunden im Büro der Hokage
 

Tsunade sieht unzufrieden von dem stetig anwachsenden Papierstapel auf ihrem Schreibtisch auf, als die beiden ANBU den Raum betreten, denen sie das Chaos verdankt, das sie die letzte Nacht keine Minute hat schlafen lassen.

Als Ärztin ist sie normalerweise immer erleichtert, wenn ein kritischer Patient überlebt, aber bei Uchiha hätte sie beinahe eine Ausnahme gemacht. Es hätte ihr Leben um vieles erleichtert, wenn sie nicht immer noch einen Nuke-nin im Keller ihres Krankenhauses beherbergen würde.

Naruto und Sakura betreten wohl zum ersten Mal wortlos das Büro ihrer Kage und halten hinter den Stühlen gegenüber von ihrem Schreibtisch inne.

Die Sanin lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkt die Arme vor dem Oberkörper, während sie die beiden ANBU, die leider nicht nur zwei ihrer talentiertesten, sondern zweifellos auch zwei ihrer eigensinnigsten Shinobi sind, abschätzend mustert.

„Was, keiner von euch hat etwas zu sagen? Das ist ja ganz was Neues.“

Naruto verschränkt ebenfalls beide Arme und neben seiner langjährigen Teamkameradin, die er mittlerweile um mehr als einen Kopf überragt, fällt umso deutlicher auf, dass auch Konohas größter Chaot in den letzten Jahren erwachsen geworden ist.

„Wie geht es Hinata?“

Die Tatsache, dass seine erste Frage nicht seinem ehemaligen Teamkameraden gilt, verrät ebenfalls viel.

„Es war eine ruhige Nacht. Sie wird wohl noch mindestens bis morgen schlafen, aber es wird kein dauerhafter Schaden an ihren Organen zurückbleiben und sie wird sich vollständig erholen.“

„Sakura hat gesagt, du weißt, was für ein Jutsu die beiden getroffen hat?

„Ich kannte vor langer Zeit einmal jemanden, der zu einem solchen Jutsu fähig war.“ Wo die Hokage nicht mehr sagt, würden die beiden normalerweise nachhaken, aber heute beschließt sogar Naruto wohlweislich es erst einmal dabei zu belassen.

„Kann ich sie sehen?“

Die Hokage nickt und sieht dem blonden Shinobi für einen Moment hinterher, als er ihr Büro verlässt, bevor sie ihren Blick zurück auf ihre ehemalige Schülerin richtet. „Du wirst von hieran allein für seine medizinische Versorgung zuständig sein.“

Sakura nickt ebenfalls und dreht sich bereits zur Tür um, als sie die Stimme ihrer ehemaligen Lehrmeisterin noch einmal innehalten lässt.

„Und Sakura: Ich will diese Entscheidung nicht bereuen müssen.“

Die junge Medic-nin greift nach der Türklinke, hält dann aber noch einmal einen Moment inne. „Tsunade?“

„Mhm.“

Sie sieht über ihre Schulter zurück zu ihrer früheren Sensei, die sich bereits wieder über ihre Unterlagen gebeugt hat. „Danke, dass du ihn gerettet hast.“

Die Sanin sieht noch einmal auf und es gelingt ihr bei weitem nicht so mürrisch auszusehen, wie sie es gerne hätte. „Jaja, jetzt sieh zu, dass ich diese Entscheidung nicht schon am ersten Tag bereue.“

Als die Tür hinter Sakura ins Schloss fällt, fischt die Godaime die versteckte Sakeflasche aus ihrem Papierkorb und genehmigt sich einen Becher. Shizune möge ihr verzeihen, aber diese beiden würden sie noch einmal in ein verfrühtes Grab bringen.
 

.

.

.
 

Am Tag darauf, abends im Krankenhaus
 

Das dumpfe Gefühl, dass die Betäubung durch Schmerzmittel in ihrem Körper hinterlassen hat, ist das erste, was sie bewusst wahrnimmt. Darauf folgt der Schmerz, der in jedem ihrer Glieder steckt und sich doch nicht vollständig unterdrücken lässt.

Ihre Erinnerungen kommen langsam und in Bruchstücken zurück, aber der Zustand ihres Körpers und die klinischen Gerüche, die ihr längst verraten haben, dass sie im Krankenhaus ist, machen zweifellos klar, dass ihr Verstand ihr keinen Streich spielt.

Ihre Lider sind schwer und das Licht der Krankenhauslampen so grell, dass es einen Moment dauert, bis sich ihr Blick schärft und ihre Umgebung klar wahrnimmt. Das erste, worauf ihr Blick fällt, sind die Blumen neben ihrem Bett.

Sonnenblumen. Ihre Lieblingsblumen.

Aber erst, als sie den jungen Mann entdeckt, der neben ihrem Krankenbett in einem der unbequemen Besucherstühle schläft, gerät ihr Herz spürbar aus dem Takt.

Es dauert ein paar Sekunden, bis sie begreift, dass das merkwürdige Piepen, das die friedliche Stille stört, von einer Maschine kommt, die immer noch ihre Vitalfunktionen überwacht.

Sie streckt die Hand aus, um den Ton an der Maschine abzustellen und verpasst dabei, wie ihr Besucher erwacht.

„Hinata!“

Die schöne Clanerbin lehnt sich zurück in ihre Kissen und registriert unzufrieden, dass sie selbst die simpelste Bewegung noch ungewöhnlich viel Kraft kostet, aber als sie den Kopf zurück zu ihm dreht, formen ihre Lippen beinahe selbstständig ein liebevolles Lächeln. „Naruto.“

Der blonde ANBU springt auf die Beine und mustert sie besorgt. „Wie geht es dir? Brauchst du etwas, soll ich eine Schwester holen?“

Aber die Clanerbin schüttelt mit einem sanftmütigen Lächeln den Kopf. „Nein, ich brauche nichts. Höchstens etwas zu trinken.“
 

Sie verfolgt mit einem gutmütigen Schmunzeln, wie Naruto sich augenblicklich den Becher von ihrem Nachttisch schnappt und ihn hochkonzentriert mit Wasser füllt, bevor er sich zu ihr herunterbeugt.

Sie streckt die Hand nach dem Becher aus, aber Naruto schüttelt den Kopf.

„Lass mich.“

Zunächst versteht sie seine sanft ausgesprochene Bitte nicht, aber als er zärtliche eine Hand in ihren Nacken schiebt und ihr den Becher gegen die Lippen legt, begreift sie sein Vorhaben schlagartig und wird augenblicklich rot. Sie begegnet seinem Blick über den Becherrand, senkt ihn aber ruckartig wieder, als sie einen Schluck trinkt, in der Befürchtung endgültig einen Narren aus sich zu machen. Statt sich demütigend anzufühlen, hat die Geste etwas liebevolles, beinahe intimes, das ihr Herz schlagartig erneut aus dem Takt bringt.

Sie wünscht sich seine Berührung zurück, als er sich wieder aufrichtet und den Becher zurück auf ihren Nachttisch stellt.

Aber dann sieht sie wie seltener Ernst in seine Augen tritt, als er zurück in den Stuhl an ihrer Bettseite sinkt, wo er in den letzten zwei Tagen etliche Stunden darauf gewartet hat, dass sie wieder aufwacht. Doch als er ihre Hand vorsichtig mit seiner umfasst, bekommt sie seine nächsten Worte beinahe nicht mit.

„Du hast ihn gerettet. Trotz allem, was er getan hat… Das kann ich nie wieder gut machen.“

Hinatas Blick klärt sich endgültig und sie dreht ihre Finger, um seine Hand ebenfalls umfassen zu können. „Du bist mir nichts schuldig, Naruto.“

Als er den Mund öffnet, fügt sie selten offen hinzu „Du hast mich schon mehr als einmal gerettet.“ Sie erwägt dem noch etwas hinzuzufügen, beschließt dann aber, dass sie Dringlicheres zu besprechen haben. „Hast du ihn schon gesehen?“

Aber zu ihrer Überraschung schüttelt der blonde Shinobi verneinend den Kopf und die hübsche Clanerbin runzelt verständnislos die Stirn. „Aber warum? Darf noch niemand zu ihm?“

„Das schon“, räumt er selten wortkarg ein, aber als er sieht, dass sie sogar ihre Verwirrung unnötig viel Kraft zu kosten scheint, gesteht er, was wirklich hinter seiner Anwesenheit steckt. „Zumindest die wenigen, die im Moment überhaupt von seiner Anwesenheit wissen dürfen, aber… ich musste erst sichergehen, dass es dir gut geht.“

Was übersetzt bedeutet, dass er die letzten zwei Tage nahezu ununterbrochen an ihrem Bett gewacht hat und plötzlich ist sie diejenige, die mit einem hartnäckigen Kloß in ihrem Hals zu kämpfen hat.

„Naruto-“

Aber während sie noch darum ringt ihre Gefühle in Worte zu fassen, schließt er in seltener Reue schmerzerfüllt die Augen. „Du wärst beinahe gestorben, um ihn zu retten.“

Und sie wissen beide, dass sie es für ihn getan hat.

Schmale Finger, die sich zögerlich zwischen seine schieben, lassen ihn wieder aufsehen und in ihren hellen Augen findet er mit ihrer Gutherzigkeit einen der vielen Gründe, warum er sich so unwiderruflich in die schöne Clanerbin verliebt hat. Auch wenn er in diese Richtung noch kein Wort über die Lippen gebracht hat.

„Es ist aber gut gegangen.“

Der bloße Gedanke daran, wie kurz er davor stand sie zu verlieren, lässt ihn erneut erschaudern und er beugt sich vorsichtig vor, legt seine Hand zärtlich an ihre Schläfe und ihr Atem stockt für einen Moment gefährlich in ihrem Brustkorb, als er seine Lippen liebevoll gegen ihre Stirn drückt.

Er zieht sich ein Stück weit von ihr zurück und mustert für einen Moment die verräterische Röte in ihren Wangen, bevor sein Blick auf die Maschinen fällt, die immer noch ihre Vitalfunktionen überwachen, weil selbst Tsunade trotz ihrer Vermutung nicht zweifellos sagen konnte, was die junge Clanerbin verletzt hat und er sucht schlagartig ernüchtert ihren Blick. „Aber das wäre es nie und nimmer wert gewesen, wenn ich stattdessen dich verloren hätte.“

„Naruto-“

Aber sie wird ein weiteres Mal unterbrochen, dieses Mal von einem Klopfen an der Tür ihres Krankenzimmers.
 

Naruto zieht sich gerade noch rechtzeitig ein Stück weit von ihr zurück, denn die Tür wird geöffnet, ohne eine Antwort abzuwarten, was angesichts der Tatsache, dass sie die letzten zwei Tage bewusstlos war, nicht ganz so unhöflich erscheint.

Aber sie wünscht sich trotzdem aus mehr als einem Grund, dass ihre Besucher noch fünf Minuten gewartet hätten, besonders als sie sieht, wie ihr Vater gefolgt von Neji in den Raum tritt.

„Hinata.“

Das Clanoberhaupt der Hyuugas mustert seine älteste Tochter einen Moment, bevor sein Blick zu Naruto wandert.

„Uzumaki.“

„Hyuuga-sama. Neji.“ Naruto dreht den Kopf zurück zu Hinata und auch wenn der Moment zwischen ihnen verschwunden ist, ziert angesichts der Tatsache, dass sie endlich aufgewacht ist, bereits wieder ein gewohnt optimistisches Grinsen seine Lippen. „Ruh dich aus. Ich komme wieder.“

Angesichts der Tatsache, dass die viel zu aufmerksamen Augen ihres Vaters und ihres Cousins auf ihnen liegen, kann sie nur nicken.

Sobald Naruto den Raum verlässt, richtet Hinata ihren Blick schnell auf ihren Vater. „Vater-“

Aber das Clanoberhaupt hebt gebieterisch die Hand und sie verstummt augenblicklich. „Neji hat mich bereits unterrichtet.“

Sie verbietet sich den Blick in die Richtung ihres Cousins und lässt sich mit keiner Miene anmerken, dass sich der Bericht ihres Cousins je nachdem, wie er ausgefallen ist, katastrophal auf sie auswirken könnte. Aber ihr Vater fährt bereits fort.

„Uchiha nach Konoha zurückzubringen ist eine erstaunliche Leistung. Auch wenn du besser aufpassen hättest sollen.“

Die Tatsache, dass ihr Vater gerade die Worte erstaunlich und Leistung in Bezug auf sie in einem Satz verwendet hat, heißt umgeschrieben, dass Neji ihm das genaue Gegenteil der Wahrheit erzählt hat. „Ich-“

Doch dieses Mal tritt Neji einen Schritt nach vorne und unterbricht sie wirkungsvoll. „Was sie meint ist, dass sie eher zufällig über Uchiha gestolpert ist.“

Ihr Vater nickt. „Nichtsdestotrotz.“

Hinata ringt mit sich ihre Gesichtszüge möglichst emotionslos zu halten, als sich die volle Aufmerksamkeit des durchdringenden Blickes ihres Vaters erneut auf sie heftet. „Ruh dich aus. Ich erwarte dich morgen wieder Zuhause.“

Sie antwortet ihrem Vater mit der höflichen Zustimmung, die er erwartet und wartet auch nachdem er den Raum verlassen und die Tür bereits hinter sich geschlossen hat, noch einen Moment, bevor sie sich entgeistert ihrem Cousin zuwendet. Doch dieser begegnet ihr bereits mit herablassendem Spott.

„Glaub mir, es ist wesentlich besser, wenn dein Vater glaubt, dass du entscheidend dazu beigetragen hast einen gesuchten Nuke-nin gefangen zu nehmen, als ihm das Leben zu retten.“

Hinata öffnet den Mund, nicht gewillt die Bevormundung ihres Cousins so stehen zu lassen, aber dann fokussiert sie ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes. „Was soll das heißen, ihn gefangen zu nehmen?“
 

.

.

.
 

Zur selben Zeit in einem der versteckten Kellerräume des Gebäudes
 

Sasuke erwacht beinahe gleichzeitig, aber wesentlich unsanfter aus seiner tagelangen Bewusstlosigkeit als Hinata. Doch seine dunklen Augen wandern nur einmal kritisch über den Raum, bevor sich sein Blick direkt auf sie heftet.

Die junge Medic-nin lehnt mit verschränkten Armen gegen die Wand, die am weitesten von der Behandlungsliege entfernt ist, die er seit zwei Tagen bewohnt und die sie beinahe so lange Tag und Nacht überwacht hat.

„Sakura.“

„Sasuke.“
 

.

.

.

Kollision

„Sakura.“

„Sasuke.“

Sie ist stolz darauf, dass ihre Stimmlage fast so emotionslos klingt wie seine.

Er wandert mit seinem Blick einmal durch den Raum, bevor sich seine dunklen Augen wieder auf sie heften und sie einer ebenso kritischen Musterung unterziehen wie zuvor das kahle Krankenhauszimmer. „Das bedeutet dann wohl, dass ich in Konoha bin.“

Er macht Anstalten sich aufzurichten, hält aber inne, als er die dunklen Fesseln um seine Handgelenke bemerkt, die ihn wirkungsvoll auf dem Krankenbett zurückhalten. Seine nächste Erkenntnis offenbart ihm, dass sie auch sein Chakra lahmgelegt haben und er identifiziert schnell das Sigel an seinem Handgelenk, das für diesen Umstand verantwortlich ist. Seine Augen heften sich unheilverkündend zurück auf seine ehemalige Teamkameradin, die sein Treiben bisher wortlos beobachtet hat.

„Sieh mich nicht so an, das war nicht meine Idee. In deinem momentanen Zustand hätte selbst ein Genin gute Chancen gegen dich. Aber Anweisung bleibt Anweisung.“

„Tsunade“, vermutet er gelassen. „Sie ist nicht unbedingt mein größter Fan, was?“

Die schöne Medic-nin legt in einer nichtssagenden Geste den Kopf zur Seite. „Das könnte man so sagen.“

„Was ist, wenn ich die Dinger selber loswerde?“

Sakura zuckt gleichgültig mit den Schultern und spart sich den Hinweis, dass das ohne sein Chakra nicht so einfach ist, wie er sich das vorstellt. Sie hat den leisen Verdacht, dass er trotzdem einen Weg finden würde.

„Das wäre dann nicht mein Problem. Aber bevor du deine Wunden wieder aufreißt und ich von vorne anfangen kann“, sie tritt ruhig an ihn heran und greift nach seinem Handgelenk.

Der Uchiha beobachtet wortlos, wie sie gezielt ihr Chakra aktiviert und damit seine Fesseln sprengt und hebt skeptisch eine Augenbraue.

„Wenn jemand fragt warst du das ganz allein, verstanden?“

„Hn.“

Die schöne Medic-nin rollt verärgert die Augen. „Weißt du, es gibt Eigenschaften die lohnt es sich zu behalten, aber das ist definitiv keine davon.“

„Wie bin ich hierher gekommen?“

Sakura verschränkt abschätzend die Arme. „Das kommt darauf an, an wie viel du dich erinnerst.“

„Ich erinnere mich an genug.“

Es hätte sie auch überrascht, wenn er tatsächlich freiwillig und ohne eine Gegenleistung die Identität seiner Gegner preisgeben würde.
 

Statt ihr Gespräch weiter alleine zu bestreiten, beugt sie sich furchtlos über ihn und setzt die Heilung der Verletzung seiner Schulter fort, die mehrere Muskeln durchtrennt hat und die immer noch nicht ganz abgeschlossen ist. Sie ist derzeit die einzige aktive Medic-nin in der ANBU und da nur diese im Moment überhaupt von seiner Anwesenheit wissen darf, ist außer ihr und der Hokage niemand in der Lage ihn zu behandeln. Da ihre ehemalige Sensei sich jedoch entschieden geweigert hat, etwas zu heilen, was nicht mehr direkt sein Leben bedroht und sich ihr Chakra in den letzten zwei Tagen nur langsam regeneriert hat, hat sie seine aufwendige Behandlung immer noch nicht ganz abschließen können.

Aber seine Augen brennen auch ohne Sharingan beinahe ein Loch in ihre Schläfe und sie erträgt die spannungsgeladene Stille zwischen ihnen nicht lange. „Erinnerst du dich an Hinata?“

„Das schüchterne Hyuuga-Mädchen, das so in den Dobe verknallt war?“

Sie könnte dieser Beschreibung ihrer gutmütigen Freundin so viel hinzufügen, zwingt sich aber ihre eigene Antwort möglichst sachlich zu halten. „Sie hat dich gerettet.“

„Hn.“

Allerdings reicht eine einzige Silbe aus seinem Mund, um ihre Beherrschung schon in der nächsten Sekunde auf die erste Probe zu stellen. „Auch wenn dich das nicht interessiert, aber Naruto hat dir alles vergeben! Deinen Verrat und auch deine Mordversuche an ihm. Aber wenn Hinata deinetwegen gestorben wäre, hätte er dich wahrscheinlich persönlich dafür umgebracht!“

„Tse. Ich habe die kleine Hyuuga nicht um ihre Hilfe gebeten.“

Für die unveränderte Herablassung in seiner Stimme, würde sie ihn am liebsten direkt zurück in die Bewusstlosigkeit schicken, aus der er gerade erst erwacht ist. Stattdessen beschränkt sie sich auf eine verbale Retourkutsche. „Nein, natürlich nicht. Der große Sasuke Uchiha würde lieber elendig verrecken, als irgendjemanden um irgendetwas zu bitten!“

Es ist eine unveränderte Tatsache, dass er widerlich gelassen bleibt, während ihr Temperament einmal mehr mit ihr durchgeht.

„Vielleicht hätte es so sein sollen.“

Sie öffnet verärgert den Mund, besinnt sich aber in letzter Sekunde eines Besseren und beißt sich hart auf die Unterlippe, während sie den Blick von ihm abwendet und sich auf eine weitere seiner schlimmeren Verletzungen konzentriert.

Zumindest bis sie sein herablassender Spott erneut aufsehen lässt.

„Seit wann hältst ausgerechnet du dich mit deiner Meinung zurück? Du wirst doch in den letzten Jahren nicht feige geworden sein, Sakura? Dein törichter Mut war schon immer eine deiner wenigen Stärken und es wäre wirklich erbärmlich, wenn du auch das noch aufgegeben hättest.“

Dass er ein berechnendes Arschloch ist, ist ihr nichts Neues mehr und sie ist viel zu stolz, um auch nur mit einem zusätzlichen Wimpernschlag auf seine verachtenden Worte zu reagieren.

„Das einzig erbärmliche in diesem Raum bist du, Sasuke.“

Sie sieht die drohende Warnung in seinen dunklen Augen aufblitzen und sie gibt zu, sie hätte nicht erwartet, dass er schon wieder genügend Kraft haben würde, sich blitzschnell durch den Raum zu bewegen und sie so grob gegen die Wand in ihrem Rücken zu drängen, dass ihr der bloße Aufprall ihres Kopfes gegen die harte Mauer möglicherweise eine leichte Gehirnerschütterung beschert. Aber die erfahrene Medic-nin weigert sich erneut ihm die Genugtuung zu lassen, auch nur eine Miene zu verziehen, während er wütend zischt.

„Vorsicht, Sakura-“

Aber sie ist seine grenzenlose Arroganz so leid, dass sie berechnend ihr Chakra aktiviert und es schmerzhaft in seine Hände leitet, mit denen er ihre Handgelenke über ihrem Kopf gegen die Wand drückt.

Er verzieht für einen Moment das Gesicht, vermutlich mehr aus Überraschung darüber, dass sie sich überhaupt wehrt, als aus Schmerz, aber wenn er seinen Griff um ihre Handgelenke auch nicht lockert, reißt sie in dem einen Moment seiner minimalen Unachtsamkeit hinterhältig ihr Bein hoch und hätte ihn auch richtig getroffen, wenn er nicht blitzschnell mit einer Hand ihr Knie umfasst hätte.

Aber er ist nicht schnell genug ihre dadurch frei gewordene Hand mit seiner anderen zu umfassen und sie legt ihre Finger drohend um seine Kehle, während er im selben Moment seinen Körper ruckartig gegen ihren drängt, sodass sich ihre Konturen an jeder möglichen Stelle berühren.

Seine unerwartete Bewegung lässt die junge Medic-nin zischend Luft holen, aber ihre Finger an seinem Hals zucken nicht einmal.

„Lass mich dir erklären, wie das hier läuft: Ich bin nach Tsunade die beste Medic-nin, die dieses Dorf zu bieten hat und außerdem die Einzige, die die nötige Sicherheitsstufe hat sich dir auch nur auf fünf Meter zu nähern, geschweige denn von deiner Anwesenheit hier zu wissen, was wohl beides zwingende Voraussetzungen dafür sind, dich zu behandeln. Also nimm entweder deine Finger von mir und lass mich meinen Job machen oder ich könnte auch durch diese Tür spazieren und du würdest in den nächsten Stunden wirklich elendig an deinen Verletzungen verrecken!“

Sie kann nach all den Jahren immer noch an einer Hand abzählen, wie oft sie so etwas Ähnliches wie ein Lächeln auf seinen Lippen gesehen hat, deshalb interpretiert sie die Tatsache, dass ein boshaftes Grinsen seine Lippen ziert, als drohendes Warnzeichen. Aber sie begreift seine Absicht trotzdem zu spät, als er ruckartig den Kopf zu ihr senkt und ihr so ungefragt wie unerwartet rau seine Lippen aufdrängt.
 

Sie will ihn von sich stoßen, das will sie wirklich.

Aber der Moment, indem er seine Lippen gegen ihre drückt, fühlt sich an, als würde man mit einem einzigen Funken ein ganzes Arsenal an Sprengstoff entzünden.

Sie vergisst schlichtweg, dass er ein geächteter Nuke-nin und ein dreckiger Verräter ist, den sie aus unzähligen Gründen hassen und verachten sollte.

Statt ihm den Kehlkopf einzudrücken, nutzt sie ihren Griff um seinen Hals, um ihn näher zu sich zu ziehen.

Sie spürt sein triumphierendes Schmunzeln gegen ihre Lippen, aber in diesem Moment ist es ihr absolut egal, was er von ihr denkt, solange er nur nicht aufhört sie zu berühren.

Doch er löst ihre Berührung und die herablassende Verachtung in seinen Augen wirkt ernüchternder, als hätte er sie rücklings in Eiswasser gestoßen. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so leicht zu haben bist.“
 

Genauso gut hätte er sie ohrfeigen können, aber nach außen zuckt sie erneut nicht einmal mit der Wimper und zeichnet stattdessen ein zynisches Lächeln auf ihre Lippen. „Und ich hätte nicht gedacht, dass du so leicht reinzulegen bist.“

Sie genießt es wirklich, wie er in sichtlichem Unverständnis die Stirn runzelt und spricht tadelnd weiter. „Und das zweimal an einem Tag, also wirklich, Sasuke. Ich fürchte, du wirst deinem Ruf als gnadenloser und gefürchteter Rächer nicht ganz gerecht.“

Sie sieht es in derselben Sekunde, als er die Wirkung ihres Chakras zu spüren bekommt, denn er greift sich mit einer Hand an den Brustkorb, während ihr seine Augen mit einem drohenden Funkeln mörderisch entgegen leuchten. „Was hast du mit mir gemacht, Sakura?!“

Sie nutzt die zunehmende Schwäche seines Körpers schmunzelnd aus, um ihn zurück zu der Behandlungsliege zu schieben, während er ihr nicht mehr viel entgegen zu setzen hat und drückt ihn zurück auf die Liegefläche, während sich seine Hände an ihren Seiten kraftlos in den Stoff ihres Oberteils krallen. „Das wirst du nie erfahren, Sasuke-kun.“

Sie registriert den blanken Hass in seinen Augen, kurz bevor ihr Chakra seinen Zweck erfüllt und er bewusstlos zurück sackt, sodass sie beherzt mit beiden Händen um seinen Rücken greifen muss, um zu verhindern, dass er zu schnell zurück auf die Liege sackt und seine Wunden erneut aufreißen.

„Ich wusste, dass es mir nur Ärger einbringen würde dein Leben zu retten.“

Sakura sieht noch einmal kritisch auf die reglose Gestalt ihres ehemaligen Teamkameraden herab und versichert sich, dass die Handschellen wieder an Ort und Stelle sind, bevor sie ohne einen Blick zurück den Raum verlässt.

Soll er sich doch seine Wunden wieder aufreißen.

Sie wird sie bestimmt nicht nochmal heilen.
 

Sobald sie jedoch sicher ist, dass die gesicherte Tür in ihrem Rücken korrekt verschossen ist, sinkt sie atemlos an dem schweren Metall auf den Boden und zieht ihre Knie nah an ihren Körper.

Sie führt ihre zitternden Finger an ihre Lippen und sie schwört, sie spürt seine Berührung immer noch.

So gerne sie das auch leugnen würde, aber diese erste Runde geht trotz ihrem augenscheinlichen Sieg an ihn.

Das hektische Poltern in ihrem Brustkorb, das vor ein paar Minuten noch ein ruhiger Herzschlag gewesen ist, gibt ihr flatternd Recht.
 

.

.

.
 

Am Tag darauf
 

Sie hat die Nacht trotzdem im Krankenhaus verbracht, auch wenn sie nicht noch einmal in die Kellerräume zurückgekehrt ist. Da sie personell seit Monaten chronisch unterbesetzt sind, hat sich auch so genügend Arbeit in ihrem Schreibtisch angesammelt, die sie die ganze Nacht und bis in die Mittagsstunden dieses Tages beschäftigt hat.

Sie hat in den frühen Morgenstunden noch einmal nach ihrem ehemaligen Teamkameraden gesehen, als sie sicher war, dass er dank ihres Jutsus immer noch schlafen würde und demnach ist es mehr als ausreichend, wenn sie am späten Abend noch einmal nach ihm sieht.

Ihr steht zwar trotzdem nicht wirklich der Sinn danach nach Hause zu gehen, aber ihr Chakra ist immer noch nicht regeneriert genug, um komplexere Behandlungen durchzuführen und nachdem sie den gesamten Papierkram erledigt hat, hält sie für den Moment nichts mehr hier.

Sie verlässt das Krankenhaus durch einen der Seiteneingänge, aber immer noch unentschlossen, wirft sie noch einmal einen Blick über ihre Schulter und stolpert prompt in vertraute Arme.

„Na, träumst du?“

Die neckende Stimme lässt sie augenblicklich aufsehen, während sie vertraut eine Hand auf seinen Oberarm legt, um ihr Gleichgewicht zurückzubekommen.

„Tai, hi!“ Aber bei dem Anblick des Jonins fällt ihr siedend heiß ein, was sie die letzten Stunden über vollkommen aus ihrem Kopf verdrängt hat und sie stöhnt leise auf. „Kami, es tut mir so leid, Tai! Ich war im Krankenhaus und ich-“

Es entspricht der Wahrheit, dass sie ihre Verabredung für den letzten Abend vollkommen vergessen hat, aber ihre Arbeit war nicht der wirkliche Grund dafür und ihr schlechtes Gewissen legt sich augenblicklich wie ein bleiernes Gewicht in ihren Magen.

Der Shinobi, der erst vor ein paar Monaten aus Suna in ihr Dorf gezogen ist und mit dem sie sich in den letzten Wochen ein paar Mal getroffen hat, greift mit seinem gewohnt gutmütigen Lächeln, das sie so manches Mal an ihren besten Freund erinnert, nach ihrer Hand und sie lässt die Berührung gedankenverloren zu.

„Du weißt, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wir wissen alle, wie stressig der Job manchmal sein kann und du hast gleich zwei davon.“

Normalerweise würde sie abstreiten, dass ihr ihre zwei Berufe in irgendeiner Art zu viel sind, aber da sie ihm schlecht sagen kann, was sie die letzten Stunden wirklich beschäftigt hat, nickt sie nur als Antwort auf seine Aussage.

„Vielleicht hast du ja jetzt Lust etwas essen zu gehen?“

Sie sieht auf in seine hellen, braunen Augen und nur die eiserne Kontrolle, die sie sich über die letzten Jahre antrainiert hat, verhindert, dass sie offen zusammenzuckt, als stattdessen schwarze Iriden durch ihre Gedanken flimmern.

Die Erinnerung daran, was sie erst vor ein paar Stunden zugelassen hat, woran sie trotz all den Gründen, die diesen Gedanken absolut verwerflich machen, in gewisser Weise Gefallen gefunden hat, verdichten ihre Schuldgefühle, obwohl sie und Tai offiziell noch nicht zusammen sind. Aber ihre Beziehung hat sich in den letzten Wochen definitiv in diese Richtung bewegt und bei all seiner Gutmütigkeit, kann sie sich nicht vorstellen, dass der attraktive Jonin erfreut wäre zu erfahren, dass sie vor ein paar Stunden einen anderen Mann geküsst hat. Geschweige denn, dass er niemals erfahren darf, wen sie geküsst hat.

Obwohl es ihr zutiefst widerstrebt, missbraucht sie ihren Beruf ein zweites Mal als Ausrede. „Es tut mir leid, aber ich bin nach der Schicht im Krankenhaus vollkommen am Ende. Würde es dir etwas ausmachen, das Essen zu verschieben?“

Über das panische Pochen ihres Herzens bekommt sie kaum mehr mit, wie er ihre Ausrede ohne jegliches Misstrauen akzeptiert und sich fröhlich von ihr verabschiedet.

Aber sobald er um die nächste Ecke verschwindet, fällt das gezwungene Lächeln von ihren Lippen und sie dreht sich schnell um, um in eine der kleinen Seitengassen zu verschwinden.

„Elende Heuchlerin.“, flüstert sie verächtlich, bevor sie sich auf direkten Weg zu ihrer Wohnung macht, in keinster Absicht diese in den nächsten Stunden noch einmal zu verlassen.
 

.

.

.
 

Ein wenig früher in den kühlen Kellerräumen des Krankenhauses
 

Als er in dem Krankenzimmer, das mehr einer Gefängniszelle gleicht, wieder aufwacht, sind die Fesseln zurück an seinen Handgelenken und er hat kein Gefühl mehr dafür, wie lange er dieses Mal bewusstlos war oder wie lange er überhaupt schon hier ist.

„Hn.“

Doch auch dieses Mal ist er nicht allein im Raum. Beinahe an derselben Stelle wie vor ein paar Stunden Sakura, lehnt jetzt Naruto mit verschränkten Armen gegen die kühle Kellerwand.

Die beiden ehemaligen Teamkameraden taxieren einander für einen langen Moment schweigend, während Sasuke sich soweit aufsetzt, wie die Fesseln um seine Handgelenke es erlauben.

Erwartungsgemäß bricht Narutos Stimme die Stille zuerst. „Du hast auch schon mal besser ausgesehen, Teme.“

Die Begrüßung ist seine Art eines Friedensangebotes und das wissen sie beide.

„Dasselbe könnte ich auch über dich sagen.“

Sichtbare Zeichen der Müdigkeit haben ihre Spuren in den sonst so fröhlichen Gesichtszügen des Uzumakis hinterlassen, aber überraschend reagiert der Blondschopf in keinster Weise auf die versteckte Provokation und als Naruto hartnäckig stumm bleibt, versucht der Uchiha es noch einmal mit einem anderen Ansatz, der ebenso verächtlich klingt wie der erste.

„Jetzt fehlt nur noch Kakashi.“

Das Grinsen um Narutos Lippen ist teils ehrlich amüsiert, teils zynisch. „Ich fürchte diese kleine Wiedersehensfeier muss noch ein wenig warten. Die Fesseln an deinen Handgelenken ruinieren die Stimmung ein wenig.“

„Sie sehen besser aus, wenn du sie aus der Nähe betrachtest.“

„Ich glaube, ich bleibe besser hier.“

Der Clanerbe hebt spottend eine Augenbraue. „Was keine feurigen Tiraden, dass es dir endlich gelungen ist mich zurückzubringen?“

Naruto vergräbt beide Hände in den Hosentaschen und obwohl er es scherzend formuliert, liegt eine ernste Drohung in seinen Worten. „Im Moment würde ich dir lieber eine reinhauen. Und ich käme mir wirklich schlecht dabei vor, einen wehrlosen Mann zu verprügeln.“

Dank Sakuras Andeutungen fällt es ihm nicht schwer zu kombinieren, warum das einzigartige Chakra seines ehemaligen Teamkameraden spürbar in ihm brodelt. „Ah, du hast also endlich die Augen aufgemacht und die kleine Hyuuga bemerkt.“ Seine Lippen verziehen sich spottend, denn obwohl der Uzumaki erneut stumm bleibt, verrät ihn seine Körpersprache. „Was, einen Nerv getroffen?“

Naruto ballt für einen Moment knurrend die Hände zu Fäusten, aber entgegen der kalkulierten Erwartungen des Uchihas beruhigt er sein Temperament mit einem tiefen Atemzug und im nächsten Moment ziert bereits wieder ein gewohnt vorlautes Grinsen seine Lippen. „Ich weiß, es gefällt dir nicht in der Schuld eines anderen zu stehen. Keine Sorge, Hinata wird es dir nicht nachtragen.“

Sasukes Mundwinkel verziehen sich in selten ersichtlicher Unzufriedenheit nach unten. „Ich habe deine kleine Freundin nicht um ihre Hilfe gebeten.“

„Ich sehe, Dankbarkeit hat sich auch immer noch nicht zu einer deiner Stärken herausgebildet.“ Naruto stößt sich gelassen von der Wand in seinem Rücken ab. „Ich werde dir noch ein bisschen Zeit geben, deine Prioritäten neu zu ordnen, Teme. Denn ob es dir gefällt oder nicht, du bist wieder Zuhause. Und so sehr du dich auch bemühst, es gibt tatsächlich immer noch Menschen, die sich über deine Rückkehr freuen.“

Naruto verschwindet mit einer lockeren Handbewegung, höchst zufrieden mit dem Unmut, der in Wellen von seinem ehemaligen Teamkameraden ausgeht.
 


 

Es ist noch ein wenig zu früh für die offiziellen Besuchszeiten, aber sein Aufstieg zum Jonin und später zur ANBU hat sein Ansehen im Dorf erheblich gesteigert und die Schwestern lassen ihn widerspruchslos passieren. Deshalb hält er überrascht inne, als eine der jungen Medic-nin seinen Namen ruft.

„Sie wurde vor einer halben Stunde entlassen.“

Der blonde Shinobi runzelt die Stirn, aber es gibt sonst niemanden, den sein Gegenüber meinen könnte. „Das kann nicht sein, sie ist gestern Abend erst wieder aufgewacht.“

Die junge Ärztin nickt kaum merklich und sieht sich kurz um. „Sie hat sich gegen unseren medizinischen Rat selbst entlassen.“

Die leisen Worte lassen den Uzumaki hart die Kiefer aufeinanderbeißen. Denn wo es keinesfalls nach Hinata klingt, sich einem derart klaren ärztlichen Rat zu wiedersetzen, weiß er genau, dass sie stattdessen jemand anderem gehorcht hat.

Er zwingt sich einen aufrichtigen Dank zu murmeln, bevor er das Krankenhaus zielstrebig wieder verlässt.
 


 

Aber schon auf halbem Weg zum Hyuuga-Anwesen, klingt ein wenig Strategie durch seinen Zorn durch und er verlangsamt seine Schritte. Uneingeladen und ohne Plan vor dem Anwesen des mächtigsten Clans des Dorfes aufzutauchen, ist wahrscheinlich nicht die beste Idee, die er jemals hatte und Hinata vorzuwerfen, dass sie sich von ihrem Vater zu viel vorschreiben lässt, klingt selbst in seinem Kopf bevormundend.

Er zögert kurz, dreht sich dann aber um und macht ein paar Schritte zurück bis zu einer kleinen Seitenstraße, die ihn zurück auf die große Marktstraße führt. Allerdings verflucht er sein Glück, als er die junge Frau vor dem Blumenladen entdeckt.

„Naruto! Zweimal in einer Woche, das ist definitiv ein neuer Rekord.“

„Ino.“ Der junge ANBU vergräbt die Hände in den Hosentaschen, unsicher, ob er einfach so tun sollte, als wäre er nur zufällig vorbeigekommen, aber die Yamanaka erscheint heute selten gnädig.

„Was darf es heute sein? Wieder Sonnenblumen?“

Er ignoriert das wissende Funkeln in den hellen Augen seines Gegenübers und kratzt sich unsicher am Hinterkopf, während sein Blick überfordernd über das ausladende Angebot des Blumenladens wandert. Gestern war er wahnsinnig stolz darauf, sich daran erinnert zu haben was ihre Lieblingsblumen sind, nachdem er vor zwei Jahren nur einmal am Rande mitbekommen hat, wie sie etwas derartiges Tenten gegenüber erwähnt hat. Aber ihr noch einmal Sonnenblumen zu bringen, erscheint ihm auch als wenig einfallsreich.

„Wie wäre es mit roten Chrysanthemen?“

Er sieht auf die Blumen, die Ino in die Hand nimmt, aber während er noch überlegt, beginnt Sakuras beste Freundin bereits mit geübten Händen einen Strauß zu binden. Er nickt wortlos und zahlt, denn wenn ihn die letzten Jahre eines gelehrt haben, dann die Sinnlosigkeit des Unterfangens Ino oder Sakura zu widersprechen.
 


 

Aber vor dem Anwesen angekommen, zögert er doch noch einmal. Er kann sich vorstellen, wie Hiashi Hyuuga reagieren wird, wenn er mit Blumen in der Hand sein Haus betritt und nach seiner ältesten Tochter fragt und so sehr es ihm auch danach verlangt, dem Clanoberhaupt einmal seine ehrliche Meinung zu sagen, wird ihm das außer kurzfristiger Befriedigung nicht allzu viel Gutes einbringen.

„Naruto.“

Ihre vertraute Stimme reißt ihn aus seinen Gedanken und sein Blick richtet sich überrascht auf die junge Clanerbin, die von ihm unbemerkt aus einem der Seiteneingänge getreten ist. Sein Blick fährt kritisch über ihre schmale Gestalt, zurück über die leichte Röte in ihren Wangen, bis er an ihren markanten Augen hängen bleibt.

„Du hättest noch im Krankenhaus bleiben sollen.“

Hinata nickt entschuldigend, sucht aber offen seinen Blick. „Ich weiß.“

Sie sieht immer noch müde aus und er hebt beinahe instinktiv eine Hand zu ihrer Wange und fährt mit seinem Daumen sanft über die leichten Schatten unter ihren Augen. Aber seine Wut ist ihm erschreckend schnell verloren gegangen und es ist eine vollkommen andere Emotion, die sein Herz in diesem Moment schneller schlagen lässt.

Hinata öffnet ihre Lippen, obwohl kein Laut darüber fällt und sein Blick folgt der Bewegung automatisch. Allerdings ist er sich durchaus noch bewusst, dass sie sich immer noch in unmittelbarer Nähe der Haupttore des Hyuuga-Clans befinden.

Er hebt die Blumen in seiner Hand an und plötzlich sucht ihn ein seltenes Gefühl der Verlegenheit heim, das ihn in seinem Leben noch nicht oft befallen hat. „Ich weiß, es sind keine Sonnenblumen-“

„Sie sind wunderschön.“

Hinata nimmt ihm den Strauß vorsichtig aus der Hand und senkt den Kopf lächelnd, bis ihre Nase eine der großen Blüten streift und plötzlich ist ihm heiß auf eine Art, die er nicht erklären kann. Er ist sich schon seit einer geraumen Weile bewusst, was er für die Clanerbin empfindet, auch wenn es viel zu lange gedauert hat, bis er es endlich begriffen hat. Aber in Momenten wie diesen überrascht ihn die Heftigkeit seiner eigenen Gefühle immer noch.

Der sengende Schmerz, den er empfunden hat, als sie lebensgefährlich verletzt in seinen Armen zusammengebrochen ist.

Die ständige Sorge, bis sie endlich wieder aufgewacht ist.

Das inständige Bedürfnis sie vor jedem weiteren Schmerz beschützen zu wollen.

Das unerklärliche Verlangen ihr ständig nahe sein zu wollen.

Er hat nicht erwartet, dass Liebe an so viele verschiedene Emotionen geknüpft ist. Aber bei jedem Gedanken an sie und jedes Mal, wenn er sie sieht, empfindet er etwas.
 

Eben diese bunten Empfindungen lassen ihn in diesem Moment den Kopf senken, bis seine Lippen die Stirn der überraschten Clanerbin berühren. „Du musst mir versprechen, dich noch zu schonen.“

Hinata nickt atemlos, aber ein verhaltenes Räuspern, das verdächtig nach seinem Teamleader klingt, lässt sie zurück in die Richtung ihres Elternhauses herumfahren.

„Ich muss zurück.“ Sie macht Ansätze sich von ihm zu entfernen, aber er greift spontan nach ihrer Hand und tritt instinktiv einen Schritt an sie heran, als die vertraute Röte in ihren Wangen ihre Haut innerhalb weniger Sekunden noch dunkler färbt.

„Geh morgen Abend mit mir essen.“

Sie sieht auf in seine blauen Augen und kann nur nicken, denn sie hat keinen Zweifel daran, dass ihre Worte sie in diesem Moment kläglich im Stich lassen würden.

Naruto grinst liebevoll und fährt noch einmal zärtlich mit dem Daumen über ihren Handrücken, bevor er sie loslässt und einen Schritt zurücktritt. „Gut, dann hole ich dich um halb acht ab.“

Er dreht sich um und zwingt sich in der nächsten Seitengasse zu verschwinden, bevor er beschließt, dass es ihm doch egal ist, wer sie sehen kann.
 


 

Ihr Herz schlägt immer noch berauschend schnell in ihrer Brust, als sie durch die Seitentür zurück auf das Gelände tritt und sie hat kaum Zeit sich zu fangen, bevor sie dem herablassenden Blick ihres Cousins begegnet.

„Sei nicht so töricht, Hinata. Du weißt, dass das mit euch beiden nicht die geringste Aussicht auf eine Zukunft hat.“

Seine Worte lassen sie augenblicklich die Schultern straffen und selten aufgebracht den Kopf heben. „Warum kümmerst du dich nicht einfach zuerst um deine eigenen Angelegenheiten, bevor du dich ständig in meine einmischst?“

Sie lässt ihn für einen Moment in ihren Augen lesen, worauf sie anspielt, bevor sie ohne ein weiteres Wort so nah an ihm vorbeitritt, dass ihre Schulter seine streift und, die feuerroten Blumen schützend an ihre Brust gepresst, mit raschen Schritten in die Richtung ihres Zimmers verschwindet.
 

.

.

.
 

Ein paar Stunden später im Kellerraum des Krankenhauses
 

Er hat es bevorzugt, die Erschöpfung, die ihm bald nach dem strapaziösen Auftritt seines ehemaligen Teamkameraden erneut das Bewusstsein gestohlen hat, auf Sakuras mysteriöses Jutsu zu schieben, als auf seinen eigenen, angeschlagenen körperlichen Zustand. Allerdings fragt er sich irritiert, ob die Bewohner dieses Dorfes auch noch etwas anderes zu tun haben, als ihn anzustarren, während er schläft.

Dieses Mal ist es jedoch eher ein unerwarteter Gast, der in den Schatten des Raumes lauert, unter seinem Blick jedoch selbstbewusst heraustritt.

„Tsunde.“

„Uchiha.“

Der Clanerbe richtet sich erneut auf soweit es ihm möglich ist und lässt sich die Unzufriedenheit über die Fesseln an seinen Handgelenken, äußerlich durch nichts anmerken. „Welchem Umstand verdanke ich die ungeteilte Aufmerksamkeit der legendären Godaime?“

Auch die Tatsache, dass die Sanin besagte Fesseln mit wenigen Bewegungen löst, bedenkt er äußerlich mit keiner Reaktion.

„Ich dachte mir, ich gebe dir die Gelegenheit mich ungestört um deine Wiederaufnahme zu bitten.“

„Ich werde dich um gar nichts bitten!“

Tsunades Lippen verziehen sich zu einem Lächeln, als würde sie sein Starrsinn erheitern. „Du bist durchschaubarer, als du denkst, Uchiha.“

Die Hokage umfasst den dunklen Raum mit einer Handbewegung. „Du kannst schon mal anfangen, es dir hier drinnen gemütlich zu machen. Denn wenn du nicht vorhast dich Konoha wieder anzuschließen, wirst du unsere Gastfreundschaft erstmal weiterhin hier drinnen erfahren.“

„Du glaubst wirklich, mich hier unten festhalten zu können?“ So wenig Emotionen man ihm normalerweise anmerkt, aber der Gedanke scheint ihn ausgesprochen zu amüsieren, während es nun Tsunade ist, deren Miene höchstens Langeweile verrät.

„Im Moment mache ich mir nicht allzu viele Sorgen darüber. So hervorragend Sakuras Arbeit auch ist, aber es wird noch Wochen dauern, bis du dich soweit von deinen Verletzungen erholt hast, dass du auch nur ansatzweise eine Gefahr für jemanden darstellst. Aber für den Fall, dass du dein Glück doch versuchen willst, stehen ab jetzt rund um die Uhr zwei Wachen vor deiner Tür, die nur darauf warten den berüchtigten Sasuke Uchiha zurück in Ketten zu legen.“

Die ruhige Ansprache der Hokage, erntet ihr nur ein weiteres, beinahe erheitertes Schmunzeln. „Wen wirst du schicken, um mich zu verhören, Tsunade? Ist Ibiki noch im Amt? Oder warum lässt du nicht Hyuuga sein Glück versuchen? Ich bin sicher, der Wachhund des Hyuuga-Clans brennt immer noch verzweifelt darauf sich zu beweisen.“

„So überraschend viel wie du bereits mit mir redest, brauche ich wohl gar niemanden mehr zu schicken. Außerdem wird Sakura bald zurückkommen.“

Nun wirkt er wirklich belustigt. „Das bezweifle ich.“

Aber auch Tsunade schmunzelt amüsiert. „Was, glaubst du, dein freundliches Wesen hat sie bereits verschreckt? Da wirst du dich ein wenig mehr anstrengen müssen, Uchiha.“ Die Hokage bewegt sich mit ruhigen Schritten auf die Tür zu und es liegt ein stummer Spott darin, dass sie ihm so umstandslos den Rücken zudreht.

„Du kannst mich nicht ewig hier unten einsperren!“ Es ist zweifellos eine Drohung, die sich dieses Mal hinter seinen Worten verbirgt, so ruhig er sie auch ausspricht.

Die Hand bereits auf der Türklinke, dreht die Hokage sich noch einmal zu dem Nuke-nin um und lässt ihn gleichgültig in ihren Augen lesen, was sie selbst von seiner Anwesenheit in ihrem Dorf hält. „Das habe ich auch nicht vor. Du hast mir so schon genug Scherereien eingebracht. Du wirst dich entweder unwiderruflich zu Konoha bekennen oder an deiner Geburtsstätte auch dein Ende finden.“
 

.

.

.

Enigma

Am Abend desselben Tages im Büro der Hokage
 

„Was soll das heißen, er will sich nicht wieder aufnehmen lassen?!“

Tsunade verschränkt ruhig die Arme unter dem Kinn, während Naruto aufgebracht vor ihrem Schreibtisch auf und abmarschiert. „Dass er Konoha weiterhin seine Loyalität verweigert und damit weiterhin ein geächteter Nuke-nin und nun Gefangener dieses Dorfes bleibt.“

„Und weiter?“

„Du weißt, wie das weiter läuft, Naruto. Wenn er sich weiter weigert mich um seine Wiederaufnahme zu bitten, wird ihm der Prozess gemacht.“ Die Hokage sieht von ihrer ehemaligen Schülerin zu dem Jungen, den sie schon lange als ihren Nachfolger ansieht. „Und wenn es zu einer Abstimmung kommt, wird sich niemand außer euch für ihn aussprechen.“

Naruto fährt sich in einer alten Angewohnheit durch die Haare, bevor er sich hilfesuchend an seine beste Freundin wendet. „Verdammt, Sakura, sag was!“

Tsunade richtet ihren Blick erneut auf die junge Medic-nin, die mit verschränkten Armen in einem der Stühle vor ihrem Schreibtisch sitzt. „Du bist in der Tat überraschend ruhig.“

Sakura lehnt sich gegen die Lehne ihres Stuhles zurück. „Wir wissen beide, dass du ihn nicht noch viel länger da unten einsperren kannst. Sobald die schlimmsten seiner Verletzungen vollständig verheilt sind, wird kein Bannsiegel der Welt sein Chakra über längere Zeit zurückhalten können. Das ist so, als würde man versuchen Narutos Chakra dauerhaft zu unterdrücken.“

Es dauert einen Moment, bis die Godaime zu dem Gedankensprung ihrer ehemaligen Schülerin aufschließt, aber dann verengen sich ihre Augen warnend.

„Naruto, lass uns allein!“

Der Angesprochene verharrt eine Sekunde, den Blick noch fragend auf seine beste Freundin gerichtet, bis er begreift, dass die barschen Worte seiner Kage seinen unerwarteten Rausschmiss formuliert haben. „Was? Seid ihr jetzt beide verrückt geworden?!“

Tsunade hebt den Blick und fixiert ihn mit einem Ausdruck, der ihn warnt, dass dies nicht der Moment ist, die Grenzen ihrer Beherrschung auszureizen und nach ein paar Sekunden verlässt er mit einem Fluch den Raum.
 

Mit ihrer ehemaligen Schülerin allein, verschränkt die Sanin erneut in einer ablehnenden Haltung die Arme vor dem Oberkörper. „Das würde der Rat niemals absegnen.“

„Das werden sie, wenn du es ihnen richtig verkaufst. Außerdem ist es immer noch dein Dorf.“

Angesichts des Gesichtsausdrucks ihrer früheren Sensei, hebt Sakura spottend eine Augenbraue. „Was? Ich wiederhole nur, was du seit Jahren predigst. Es geht nur darum, dass du nicht davon überzeugt bist, dass es eine gute Idee ist.“

„Ich bin sogar überzeugt, dass es eine absolut schwachsinnige Idee ist.“

Sakura streicht sich seufzend eine lange Haarsträhne aus der Stirn. „Ich behaupte auch nicht, dass es der genialste Einfall ist, den ich je hatte, aber angesichts der mangelnden Alternativen, ist es immer noch die beste Option, die uns bleibt.“

Die Hokage runzelt immer noch nicht überzeugt die Stirn und Sakura beugt sich mit einem schweren Seufzen in ihrem Stuhl nach vorne. „Es ist unsere einzige Möglichkeit ihn doch noch umzustimmen, Tsunade.“

Aber als sie den Ausdruck sieht, der auf ihre Worte hin in Tsunades Augen tritt, bereut sie schon, überhaupt etwas gesagt zu haben.

„Du glaubst also, dass du ihn umstimmen kannst?“

Der selten weiche Tonfall ihrer früheren Sensei, lässt sie unangenehm berührt die Stirn runzeln. „Ich gebe mich nicht der Illusion hin, dass er meinetwegen bleiben wird, wenn es das ist, was du glaubst. Das hat beim ersten Mal schon nicht funktioniert. Aber er könnte ein Leben hier haben. Nicht den Schatten davon, in dem er die letzten Jahre verbracht hat. Aber das ist eine der nervigsten Gemeinsamkeiten, die er und Naruto teilen: Die beiden brauchen ziemlich lange, bis sie erkennen, was gut für sie ist. Ich bitte dich nur, es mich versuchen zu lassen.“

Es vergehen mehrere Minuten in angespannter Stille, bis Tsunade schließlich die Frage stellt, die hinter dem Ganzen steckt. „Warum?“

Sie hat sich selbst versprochen ihre persönlichen Gefühle hier rauszuhalten, vor allem weil sie weiß, dass das Tsunade in diesem Kontext eher einen triftigen Grund geben würde ihr Anliegen abzulehnen, statt ihm zuzustimmen. Aber sie weiß auch, dass sie in diesem Moment nur bittere Ehrlichkeit weiterbringen wird, deshalb schließt sie die Augen, bevor sie einmal mehr zu viel von ihrer Gefühlswelt preisgibt. „Weil ich seiner Hinrichtung nicht beiwohnen kann, ohne alles versucht zu haben, um sie zu verhindern.“
 

.

.

.
 

Kurz darauf im Krankenhaus
 

Sie nimmt noch einen tiefen Atemzug, bevor sie die schwere Tür aufschiebt und augenblicklich der kühlen Musterung schwarzer Augen begegnet. Sie ist sich nicht sicher, ob sie es befürwortet, dass Tsunade ihm seine Fesseln abgenommen hat oder nicht. Andererseits sollte sie sich lieber schnell daran gewöhnen mit ihm allein zu sein, wenn sie ihren Plan wirklich in die Tat umsetzen will. Tsunade hat ihr auferlegt noch einmal eine Nacht drüber zu schlafen, bevor sie zustimmt auch nur darüber nachzudenken mit diesem absolut wahnwitzigen Vorschlag zum Rat zu gehen.

„Du bist also tatsächlich wiedergekommen.“ Einer seiner Mundwinkel verzieht sich spöttisch, während er seine Augen offen über ihre Gestalt fahren lässt. „Scheinbar bist du doch immer noch töricht mutig.“

Sakura unterdrückt den Impuls die Arme vor dem Körper zu verschränken, weil sie Angst hat, dass er die Unsicherheit in der Geste lesen könnte und hebt stattdessen stolz das Kinn. „Hast du wirklich geglaubt, die erbärmliche Vorstellung, die du gestern abgeliefert hast, wäre genug um mich abzuschrecken?“

Sie zuckt nicht, als er schneller vor ihr auftaucht, als es einem Normalsterblichen ohne ausgeprägten Chakravorrat möglich sein sollte und die Bewegung unterstreicht ihre Vermutung, dass das Siegel an seinem Handgelenk seine Energie nicht mehr lange wird blockieren können. Allerdings lenkt sie sein warmer Atem auf ihrer Haut ab, weil sie sich weigert auch nur einen Millimeter vor ihm zurückzuweichen.

„Für eine erbärmliche Vorstellung hat es dich ziemlich atemlos zurückgelassen.“

Sie ist selten zuvor je so dankbar gewesen für die Schauspielkünste, die ihr das Kunoichi-Dasein in den letzten Jahren eisern eingedrillt hat.

„Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass ich das Ganze nur vorgetäuscht haben könnte?“ Sie fährt mit ihrem Blick ebenso abschätzend über seinen Körper, wie er es Sekunden zuvor noch bei ihr getan hat und dieses Mal sind es ihre Mundwinkel, die spottend zucken. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich die erste Frau bin, bei der dir das passiert ist.“

Sie hat eher damit gerechnet, dass er mit Gewalt und groben Worten auf ihre Provokation reagieren würde, deshalb stockt ihr Atem überrascht in ihrem Brustkorb, als er noch einen Schritt auf sie zutritt, bis er so nahe bei ihr steht, dass ihr Körper mit jedem Einatmen seinen streift und als er den Kopf senkt, liegen plötzlich kaum mehr als fünf Millimeter zwischen ihren Lippen.

„Eine derartige Reaktion kann man nicht vortäuschen, Sakura. Dein Körper vibriert bereits, obwohl ich dich noch nicht einmal berührt habe.“

„Das hättest du vielleicht gerne.“ Aber sie ist trotzdem die Erste, die schließlich einen Schritt zurück macht, weil sie seine direkte Nähe nicht länger erträgt und vielleicht sollte sie das als warnendes Omen werten.
 

Sie greift nach ihrer Arzttasche, die sie in der törichten Hoffnung mitgebracht hat, sie könnte vielleicht einfach die Verbände erneuern, die er nur selber abgenommen haben kann. Sie öffnet die Tasche und versucht zu ignorieren, dass sein Blick jeder ihrer Bewegungen folgt.

Aber natürlich wäre es naiv zu glauben, dass er schon mit ihr fertig ist.

„Was auch immer du Tsunade erzählt hast, die Wahrheit war es nicht. Offensichtlich nimmt man es hier mit der Berichterstattung immer noch nicht so genau.“

„Ich habe Tsunade alles erzählt, was sie wissen muss.“

Sie keucht beinahe, als er schon wieder zu schnell direkt hinter ihr auftaucht und beide Hände auf ihre Hüften legt, während er den Kopf erneut zu ihr herabsenkt, bis seine Lippen dieses Mal mit jedem Wort ihr Ohr streifen. „Also gibst du zu, dass es dir gefallen hat.“

Sie zwingt sich nicht die Augen zu schließen und nicht in seinem Halt zu zittern. Sie hat gestern schon zu viel Schwäche vor ihm gezeigt und ein zweites Mal könnte sie jede Chance kosten, die sie hat, eventuell doch noch die Oberhand zu gewinnen. Also zwingt sie sich ihren Atem ruhig zu halten und tritt aus seinem Halt heraus, als würde ihr Körper nicht wirklich auf jede seiner Berührungen reagieren, als hätte sie noch nie zuvor jemand auf diese Art berührt.

„Wenn dich das nachts ruhiger schlafen lässt.“

Sie begreift kaum, was passiert, als der Raum plötzlich vor ihren Augen verschwimmt, so schnell greift er nach ihr und reißt sie herum.

„Du hast mich beobachtet?!“

Seine Finger vergraben sich schmerzhaft in ihren Oberarmen und sie versucht das Schwindelgefühl abzuschütteln, während ihr Verstand überfordert damit ringt mit seiner Launenhaftigkeit mitzuhalten.

„Was?“

Sie spürt, wie schnell ihr Herz in ihrem Brustkorb schlägt, aber als sich eine vertraute Panik wie ein bleiernes Gewicht darin auszubreiten scheint, sträubt sie sich hektisch gegen seinen Halt.

„Sasuke-“

Sie versucht angestrengt die Konzentration aufzubringen, um erneut ihr Chakra zu nutzen, um ihn loszuwerden, aber der Raum verschwimmt bereits vor ihrem Blick.

Unterschwellig spürt sie noch, wie sich sein Griff um ihre Oberarme lockert, aber es ist bereits zu spät. Auf ihre Panik folgt die eingebildete Atemnot, die augenblicklich alte Dämonen heraufbeschwört.

„Sakura!“ Seine Hände fallen ganz von ihren Armen und greifen nach ihren Wangen, bis sie direkt seinem Blick begegnet.

Das undurchdringliche Schwarz dringt zuerst dumpf, dann ein wenig klarer durch den Nebel ihrer Gedanken und schließlich nimmt sie auch die Stimme in ihrem Kopf wahr, die ihr zuruft, gefälligst kein solcher Schwächling zu sein.

Dieses Mal macht sie sich wirklich aus seinem Halt los und aktiviert ihr Chakra über ihrem Brustkorb, um ihre Atmung wieder zu normalisieren.

Sie begegnet noch einmal seinem Blick, keuchend um Atem ringend, aber als sie sieht, wie er den Mund öffnet, um eine absehbare Frage zu stellen, rauscht sie schnell an ihm vorbei und aus dem Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen.
 

.

.

.
 

Eine Stunde später
 

„Was hast du jetzt vor?“

„Mhm?“ Sakura sieht abwesend von der Tasse Tee auf, die sie mehr als Vorwand genutzt hat. Shikamaru und Temari haben den größten Teil des letzten Jahres in Suna verbracht und seitdem ist es eine Seltenheit, dass die beiden sich einmal für längere Zeit in Konoha aufhalten. In dieser einen Hinsicht sucht sie ausnahmsweise lieber Temaris Rat als Inos, denn die Sabakuno wird ihr die Wahrheit in all ihren hässlichen Farben vors Gesicht halten. Nicht, dass Ino nicht auf ihre gewohnt charmante Art dasselbe tun würde, aber in diesem Fall hält sie Temaris Rat für unverfälschter. Außerdem kommt erschwerend hinzu, dass Ino nicht bei der ANBU ist und deshalb von der Anwesenheit des Clanerben noch gar nichts wissen darf.

Erwartungsgemäß hat Temari nach ihrer Beichte genau so lange gewartet, bis das Teewasser gekocht hat, bevor sie den Knackpunkt ihres Problems direkt zur Sprache bringt.

„Wirst du mit Tai Schluss machen?“

Die schöne Medic-nin streicht sich seufzend eine lose Haarsträhne aus der Stirn und unterdrückt die Schuldgefühle, die in den letzten Tagen mit jedem Gedanken an den Jonin einhergegangen sind. „Tai und ich sind nicht zusammen. Wir haben uns nur ein paar Mal getroffen. Er ist ein guter Kerl. Ehrlich und zuvorkommend-“

„Du stehst aber nicht auf ehrlich und zuvorkommend. Du stehst auf arrogante Arschlöcher. Oder besser gesagt, auf einen besonders charmanten Vertreter dieser liebenswerten Gattung.“

„Das mit Sasuke ist schon lange vorbei-“

Temari nickt übertrieben zustimmend. „Genau, deswegen hast du ihm auch zur Begrüßung deine Zunge in den Hals gesteckt.“

Sakura setzt die Teetasse auf dem kleinen Beistelltisch des Wohnzimmers auf, bevor sie direkt den Blick ihrer Freundin sucht. „Er hat mich geküsst, Temari. Genauer gesagt, hat er mich benutzt. Und ich lasse mich nicht benutzen. Ganz gleich, was ich einmal für ihn empfunden habe.“

„Mhm.“

„Sag es mir.“ Dafür ist sie schließlich hergekommen. Um sich von jemandem sagen zu lassen, dass es eine dämliche Idee ist. Es ist ihr letzter Versuch, sich das Ganze selbst auszureden, bevor sie mit ihrem Entschluss zurück zu Tsunade geht.

„Meiner Meinung nach bist du viel zu sehr darin verstrickt, um das klar zu sehen. Du und Naruto. Und das ist auch verständlich, immerhin war der Mistkerl einmal euer Teamkamerad. Aber heute ist er ein Nuke-nin, Sakura. Einer der sowohl auf der Liste von Konoha als auch von Suna ganz oben steht und der für eine mittlerweile ziemlich unübersichtliche Liste von Verbrechen gesucht wird. Und dich durch dieses Jutsu auf unbestimmte Zeit an ihn zu binden… das ist meiner Meinung nach die dümmste Idee, die du jemals hattest.“
 

Das hat sie alles selber auch schon gewusst.

„Wer soll es sonst tun?“ Sie schiebt sich die widerspenstige Haarsträhne zurück hinters Ohr und erwägt für einen Moment, ob ihr Kurzhaarschnitt nicht doch mehr Vorteile hatte, als ihre Eitelkeit. „Von all den Leuten, die überhaupt wissen dürfen, dass er hier ist, will die Hälfte schon einmal partout nicht. Hinata kann aus offensichtlichen Gründen nicht, mal ganz davon abgesehen, dass Naruto das niemals zulassen würde. Naruto und Sasuke auch nur für zwanzig Minuten aneinanderzubinden ist blanker Wahnsinn und Kakashi ist mal wieder auf einem seiner supergeheimen Alleingänge unterwegs und das war es dann auch schon mit unseren Optionen. Oder willst du es vielleicht tun?“

Die schöne Schwester des Kazekagen lächelt verächtlich. „Bestimmt nicht. Außerdem würde der Verräter das keine zwei Tage überleben.“ Aber dann wird sie schlagartig ernst. „Wenn er nicht hierbleiben will, wird er über diese Entwicklung alles andere als erfreut sein.“

„Das ist mir durchaus bewusst.“

Der durchdringende Blick der selbstbewussten Suna-nin mustert sie zu intensiv und für einen Moment überlegt sie, ob sie nicht vielleicht doch besser zu Ino gegangen wäre. Aber selbst wenn da der Geheimhaltungscode der ANBU nicht wäre, wäre ihre Kindergartenfreundin mittlerweile schon längst bei all den Möglichkeiten angelangt, wie sie das Jutsu nutzen könnte, um auf andere Arten zu garantieren, dass Sasuke Gründe hat in Konoha zu bleiben und das will sie nun wirklich nicht hören.

„Und du glaubst, dass er dir nichts antun wird? Nicht einmal, wenn du das einzige bist, was zwischen ihm und seiner Freiheit steht?“

„Er ist kein Monster, Temari.“

Die hübsche Suna-nin verschränkt kopfschüttelnd die Arme. „Darauf würde ich an deiner Stelle lieber nicht wetten.“

Sakura richtet ihren Blick aus dem Fenster, plötzlich viel zu müde für dieses Gespräch. „Ich hoffe es… aber ich würde auch nicht darauf wetten.“

„Das solltest du auch nicht. Sämtliche Berichte, die wir in den letzten Jahren über seine Taten erhalten haben, geben keinerlei Anlass zu der Annahme, dass der Kerl überhaupt irgendwelche Skrupel kennt. Und wir wissen nicht einmal die Hälfte davon, was er in den letzten acht Jahren getrieben hat, außer seinen eigenen Bruder zu töten.“

Sakura presst die Lippen zusammen, um den Impuls zurückzuhalten, ihn zu verteidigen. Sie ist über alles, was er in den letzten Jahren getan hat und was Konohas Spione in Erfahrung gebracht haben, genauestens informiert. Sie hat seine Akte im Laufe der Jahre unzählige Male gelesen, wenn sie Tsunade mit ihrem Papierkram geholfen hat. Es liegt wohl eine gewisse Ironie in der Tatsache, dass sie und Naruto am besten wissen wozu er fähig ist und trotzdem die einzigen sind, die noch bereit sind zu ihm zu halten.

„Könntest du es? Könntest du ihn töten, wenn es darauf ankommt? Wenn es eine unumstößliche Wahl zwischen deinem und seinem Leben wäre, wofür würdest du dich entscheiden?“

Dieses Mal bleibt sie stumm. Denn die Antwort auf diese Frage würde nicht nur ihren Geisteszustand in Frage stellen und wenn Tsunade auch nur ansatzweise so tief bohrt wie Temari, wird sie ihre ehemalige Sensei niemals davon überzeugen können, sie diesen letzten Versuch wagen zu lassen.
 

.

.

.
 

Währenddessen im Anwesen des Hyuuga-Clans
 

„Du bist gut geworden.“

Das Lob kommt so unerwartet, dass sie beinahe in ihrem nächsten Schritt schwankt, denn trotz all der Fortschritte, die sie in den letzten Jahren gemacht haben, hat ihr Vater ihr zweifellos noch nie ein Kompliment gemacht. Beinahe macht es die sengenden Schmerzen, die sich über jede Faser ihres Körpers erstrecken, wert.

Hinata öffnet die Lippen, absolut unvorbereitet und ohne zu wissen, was die korrekte Antwort wäre, aber ihr Vater wartet nicht ab, was sie zu sagen hat.

„Ich weiß, dass du seit einem Jahr für die ANBU arbeitest.“

Sie hat durchaus geahnt, dass er es weiß, ist aber davon ausgegangen, dass es einfach eine Sache mehr sein würde, über die sie niemals reden würden. Sie strafft die Schultern und setzt zu einer Erklärung an, aber ihre Antwort spielt erneut keine Rolle und Hiashis nächste Aussage stiehlt ihr wirklich den Boden unter den Füßen.

„Du musst austreten.“
 

.

.

.
 

Eine Stunde später
 

„Was ist los?“

„Mhm?“ Die junge Clanerbin hebt ihren Blick zu Narutos blauen Augen, die sie selten kritisch mustern und verflucht sich selbst. Sie hat sich so auf diesen Abend gefreut und jetzt bringt sie kaum ein Wort über die Lippen und das liegt ausnahmsweise einmal nicht an der unmittelbaren Nähe des blonden Shinobi. Zumindest nicht ausschließlich.

Naruto greift vorsichtig nach ihrer Hand und fährt mit seinem Blick musternd über ihre feinen Gesichtszüge. „Du wirkst vollkommen erschöpft. Bist du sicher, dass es dir gut geht? Soll ich dich zu Tsunade bringen?“

Aber Hinata schüttelt schnell den Kopf. „Es liegt nicht an meiner Verletzung, Naruto. Zumindest nicht direkt.“

Ihre ausweichende Antwort lässt den blonden Shinobi selten besorgt die Stirn runzeln. „Was soll das heißen? Hinata?“, hakt er nach, als sie ihm die Antwort schuldig bleibt und stattdessen seinem Blick ausweicht und in einer schlechten Angewohnheit beginnt, nervös auf ihrer Unterlippe herum zu kauen.

Aber Naruto macht einen kalkulierten Schritt auf die schöne Clanerbin zu und zwingt sie mit einem sanften Griff um ihr schmales Kinn, den eindringlichen Blick seiner blauen Augen zu erwidern.

„Was ist passiert, Hinata?“

Die junge Hyuuga schlägt ihre Augen mit einem kapitulierenden Seufzen nieder. „Ich bin nur etwas mitgenommen… vom Training.“

Ihr leises Geständnis treibt seinen Puls augenblicklich in die Höhe und er muss sich konzentrieren den Griff um ihr Kinn nicht zu verstärken. „Du darfst noch eine ganze Woche nicht trainieren!“

Sie weicht ihm schon wieder aus und allein das verrät ihm, dass da noch wesentlich mehr dahinter steckt. Aber es passt auch nicht zu ihr sich einer direkten Anweisung der Hokage zu widersetzen und ihm ist schon längst klar, dass es nicht ihre Idee war ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen, bevor sie seine Vermutung leise bestätigt.

„Das interessiert meinen Vater nicht.“

Er beißt seine Kiefer hart zusammen, während er mit der Versuchung ringt umzudrehen und dem Clanoberhaupt der Hyuugas ausführlich darzulegen, was er von ihm und seiner nicht vorhandenen väterlichen Fürsorge hält. Aber dann fällt sein Blick auf die Anspannung, die in ihren schmalen Schultern steckt und die Art, wie sie stützend einen Arm um ihre eigene Körpermitte legt, lässt sie noch zierlicher erscheinen, als sie ohnehin ist.

Er schiebt seine Hand von ihrem Kinn zu ihrer Wange und als sie daraufhin den Kopf hebt und ihn aus ihren großen Augen unsicher ansieht, muss er der Versuchung widerstehen sie hier und jetzt zu küssen. Aber er hat einen genauen Plan für diesen Abend ausgearbeitet.

„Wenn du zu müde bist-“

Aber Hinata schüttelt schnell den Kopf, ohne sich aus seinem zärtlichen Halt zu lösen. „Nein.“

Er schmunzelt liebevoll, bevor er doch den Kopf senkt und seine Lippen für einen kurzen Moment zart gegen ihre Stirn drückt. „Dann lass uns gehen.“

Er ergreift erneut ihre Hand und verschränkt seine Finger vorsichtig mit ihren, bevor er sie in die Richtung des Restaurants lenkt, das er sorgfältig für den heutigen Abend ausgewählt hat, weil er weiß, dass es ihr Lieblingsrestaurant ist.
 


 

Hinata lehnt sich mit einem leisen Lachen in der Sitzbank zurück und seine Augen folgen jeder ihre Bewegungen. Er hat sich schon vor einer halben Stunde damit abgefunden, dass sich sein Herzschlag an diesem Abend wohl erst wieder normalisieren würde, wenn sie nicht mehr in seiner direkten Reichweite ist und im Moment will er noch gar nicht daran denken sie gehen zu lassen.

Als sie die Hand senkt, die sie sich vor die Lippen gehalten hat, fixiert sich sein Blick auf den kleinen Fleck, der kaum sichtbar neben ihrem linken Mundwinkel das helle Muster ihrer Haut durchbricht. Es ist ein winziger Spritzer der Sojasoße, die Teil ihres Gerichts war und es wäre so einfach die Hand auszustrecken und es verschwinden zu lassen, ohne sie verlegen zu machen. Aber er findet seine Beherrschung nicht mehr.

Das selten ausgelassene Lachen rutscht von ihren Lippen, als er sich zu ihr herüber beugt, vorsichtig eine Hand an ihren Nacken legt und den Kopf senkt, bis seine Lippen dicht neben ihrem Mundwinkel ihre Haut berühren.

Er verweilt für einen Moment regungslos in seiner Haltung und genießt es, ihren rasenden Pulspunkt unter seinen Fingern zu fühlen. Dann schiebt er seine Zunge leicht zwischen seine Lippen und er streift ihre makellose Haut kaum, aber sie zuckt spürbar in seinem Halt zusammen und er kann sein amüsiertes Schmunzeln nicht verbergen, als er sich zurücklehnt und mit seinen Augen die tiefe Röte in ihren Wangen nachfährt.

„Du hattest da noch Sauce.“

Es dauert etliche Sekunden, aber schließlich nickt Hinata hölzern. „O-Okay.“

Der Blondschopf schüttelt mit einem liebevollen Grinsen den Kopf, angesichts ihrer sichtlichen Überforderung. „Oh, Hinata.“

Er nimmt ihr Gesicht zärtlich in beide Hände und senkt den Kopf, um sie noch einmal zu küssen – dieses Mal richtig.

Er erwischt sie ein zweites Mal unerwartet und für einen Moment verweilt sie regungslos unter seiner Berührung. Aber dann hebt sie zögernd ihre Hände und als sich ihre Finger hilfesuchend in seinem Oberteil verankern, bevor sie den sanften Druck seiner Lippen zaghaft erwidert, springt sein eigenes Herz beinahe aus seiner Brust. Er schlingt einen Arm um ihre Hüften, um sie noch näher gegen seinen Körper zu ziehen und als sie überrascht aufkeucht, nutzt er ihre Reaktion schamlos aus, um ihren Kuss weiter zu vertiefen.

Er schiebt seine Finger an ihrer Hüfte leicht unter ihr Oberteil, beinahe unschuldig, aber das Gefühl ihrer warmen Haut unter seiner zerrt beängstigend stark an dem schwindenden Rest seiner Beherrschung. Allerdings erinnert ihn in diesem Moment das laute Klirren des Geschirrs im Hintergrund wirkungsvoll daran, wo sie sich befinden.

Er löst sich widerwillig von ihr und streicht mit seinen Fingern sanft über ihre geröteten Wangen, bevor er sich zwingt aufzustehen, um zu verhindern, dass er sich wirklich vergisst und in aller Öffentlichkeit beweist, dass seine hart erarbeitete Selbstbeherrschung nicht das Geringste gegen seine tiefen Gefühle für die Erbin des Hyuuga-Clans aufzuwiegen vermag.

„Lass uns gehen.“ Er greift in seine Hosentasche und legt ein paar Geldscheine auf den Tisch, bevor er Hinatas Hand umfasst und sie sanft von der Sitzbank zieht.

„W-Wohin?“

Er führt sie aus dem Restaurant und weg von der vollen Hauptstraße, bevor er sie so ruckartig in seine Arme reißt, dass ihr atemloses Keuchen erneut seine Lippen streift.

Sie hebt ihren Blick von seinen Lippen zu seinen Augen und dieses Mal lässt er sie ungehindert das tiefe Verlangen darin lesen.

„Irgendwohin, wo ich dich küssen kann, ohne dass uns jemand stört.“
 

.

.

.
 

Währenddessen im Büro der Hokage
 

Es ist eine zu hundert Prozent unangenehme Stille im Büro der Hokage und ausnahmsweise nicht ganz gelassen gegenüber diesem Umstand, räuspert Tsunade sich einmal, beinahe nervös, bevor sie ihr Gegenüber ernst fixiert.

Aber es ist nicht sie, die die angespannte Stille zuerst bricht.

„Das war es also.“

Die Hokage nickt resigniert. „Es tut mir leid, ich wünschte, ich könnte dir etwas anderes sagen. Aber wir haben bereits alles versucht, außer-“

Aber das Clanoberhaupt hebt abwiegelnd eine Hand und erhebt sich. „Ich danke dir für deine Mühen, Tsunade.“

Die Sanin verschränkt die Hände vor ihrem Kinn, um ihre eigene Unzufriedenheit zu kaschieren. „Du musst es deinen Kindern sagen, Hiashi.“

„Was ich tun muss ist endlich meine Nachfolge regeln.“
 

.

.

.

Antizipation

Am selben Abend
 

Naruto hebt winkend eine Hand zum Abschied, als Hinata sich noch einmal zu ihm umdreht und die anhaltende Röte in ihren Wangen lässt ihn ehrlich schmunzeln. Er sieht zu, wie sie in einem der Seiteneingänge in das Hyuuga-Anwesen verschwindet, aber dann rutscht das Lächeln schlagartig von seinen Lippen.

Es hat einen Grund gegeben, warum er sich viel früher von der hübschen Clanerbin gelöst hat, als er es eigentlich beabsichtigt hätte. Aber er weiß genau, was für den plötzlichen Chakra-Ausbruch, der ihn absolut unerwartet überrumpelt hat, verantwortlich ist. Oder besser wer.
 

Zurück in seiner Wohnung wirft er seine Jacke achtlos in eine Ecke, bevor er sich in das Gefängnis begibt, das tief in ihm steckt.

Sobald die vertrauten roten Augen in der Dunkelheit aufblitzen, bricht sein schwer zurückgehaltener Ärger aus ihm heraus.

„Ich weiß, dass dir langweilig ist, aber deshalb werde ich solche Ausbrüche trotzdem nicht tolerieren.“

„Sie ist keine schlechte Wahl.“

Naruto ballt seine Hände so fest zusammen, dass sich seine Fingernägel tief in der Haut seiner Handflächen vergraben. „Halt dich da raus!“

Der Fuchs grinst spöttisch. „Nein, wirklich, die Erbin des Hyuuga-Clans ist perfekt, um deinen Genpool zu erweitern.“

„Meinen was?!“

„Aber bist du sicher, dass sie stark genug ist?“

Naruto nimmt einen tiefen Atemzug und mahnt sich selbst zur Ruhe. Er ist nicht hierher gekommen, um sich auf weitere Spielchen einzulassen. „Wovon zum Teufel redest du?“

Der Fuchs senkt herablassend den Kopf, aber es trennt sie immer noch ein guter Meter davon auf Augenhöhe zueinander zu sein. „Davon, dass ich an diesem Ausbruch, von dem du redest, nur indirekt beteiligt war.“

„Was soll das heißen?“

„Du hast die Beherrschung verloren.“

„Das hättest du wohl gerne!“ Er hat seit Jahren die Beherrschung über sein Chakra nicht mehr verloren. Zumindest nicht außerhalb eines Kampfes und auch dann hat er die Macht des Fuchses immer nur bewusst genutzt.

„Reg dich nicht auf. Die Kleine lässt dich die Beherrschung verlieren. So krampfhaft wie du in letzter Zeit daran festgehalten hast, ist das etwas Gutes. Ich frage dich bloß, ob du dir sicher bist, dass sie auch damit umgehen kann.“

Er würde die Anschuldigung zu gerne abstreiten, aber die überwältigenden Gefühle, die ihn überrollt haben, als er Hinata geküsst hat, sind ihm noch zu klar im Bewusstsein. Er ist sich schon vor einer Weile darüber klargeworden, dass er sich in die junge Clanerbin verliebt hat. Aber die Tiefe seiner Gefühle hat eine neue Dimension angenommen, als er ihnen vorhin endlich nachgegeben hat. Es ist beinahe lächerlich, wie schwer es ihm gefallen ist, sich von ihr zu lösen und dass er sie bereits vermisst, obwohl es gerade mal eine halbe Stunde her ist, seit er sie gesehen hat, ergibt logisch einfach keinen Sinn. Er hat endlich entschieden, dass es ihm egal ist, was alle Leute sagen, allen voran ihr Vater und jetzt hat er den direkten Beweis, dass er wirklich nicht gut genug für sie ist.

„Das sollte sie nicht müssen. Sie verdient Besseres.“
 

.

.

.
 

Am nächsten Morgen in Sakuras Wohnung
 

Sie hat kaum eine Minute geschlafen und dieses Mal graut ihr wirklich vor dem Moment, in dem sie in das Kellergewölbe des Krankenhauses zurückkehren muss, deshalb ist sie nicht wirklich gnädig gestimmt, als früh am Morgen bereits die Klingel zu ihrer Wohnung läutet.

Sie springt in Top und kurzen Shorts aus dem Bett und stürmt ungeachtet ihres Outfits über den Flur.

„Naruto, falls du das bist-“ Sie reißt ihre Haustür auf, bereit ihrem besten Freund zur Begrüßung eine Beule zu verpassen, die ihn lehren wird, am frühen Morgen bei ihr aufzutauchen und hält überrascht inne. „Tai.“

Er öffnet lächelnd den Mund, aber jegliche Fröhlichkeit rutscht aus seiner Mimik, als sein Blick über ihren Körper fährt und stockend an ihren Schultern hängen bleibt.

„Was ist mit deinen Armen passiert?!“

Sie folgt seinem Blick stirnrunzelnd, hält aber selbst inne, als sie die Blutergüsse entdeckt, die an beiden Seiten an ihren Oberarmen ihre Haut verfärben und die ziemlich genaue Form von jeweils fünf Fingerabdrücken verraten. Sie unterdrückt jegliche Regung, als Tai einen besorgten Schritt auf sie zumacht und vorsichtig mit den Fingern über die dunklen Flecken fährt.

„Wir haben einen neuen Patienten, der ein wenig… schwierig ist. Es ist mir noch gar nicht aufgefallen.“ Zumindest das ist wenigstens die Wahrheit.

Tai öffnet den Mund, aber die ehrliche Sorge in seinen Augen lässt sie einen Schritt zurückmachen. Auch wenn sie es Temari gegenüber heruntergespielt hat, ist sie sich längst bewusst, was für eine Bedeutung die Entscheidung, die sie getroffen hat, für ihre Beziehung mit dem jungen Jonin hat. Sie nimmt einen tiefen Atemzug und greift nach dem Mut die nächsten Sätze laut auszusprechen.

„Tai… es tut mir leid, aber ich kann mich nicht mehr mit dir treffen. Ich weiß im Moment kaum, wo mir der Kopf steht und die Situation im Krankenhaus ist momentan ein einziger Alb-“

Sie unterbricht ihren peinlichen Wortschwall augenblicklich, als sie seine Hände auf ihren Schultern spürt und als ihr die vertraute Wärme seiner braunen Augen begegnet, verdichten sich die Schuldgefühle in ihrem Magen zu einem unangenehmen Knoten.

„Sakura du musst dich nicht rechtfertigen.“

Sie nickt und sie ist sich sicher, dass sie eine merkwürdige Entschuldigung murmelt, bevor sie zurück in ihre Wohnung flüchtet und ohne, dass ihr der Weg bewusst ist, findet sie sich in ihrem Badezimmer wieder.

Ihr eigener Blick begegnet ihr im Spiegel und trotzdem kommt es ihr vor, als würde eine Fremde aus dem reflektierenden Glas zurückstarren.

Sie trägt wirklich seine Fingerabdrücke auf ihren Oberarmen spazieren.

Aber nicht einmal das ändert etwas an ihrer Entscheidung.
 

.

.

.
 

Ein paar Stunden später
 

Sie hat nicht gedacht, dass sie sich noch einmal hier treffen würden, aber alte Gewohnheiten sind doch schwer abzulegen und so haben sie sich in stummem Einvernehmen zum zweiten Mal in dieser Woche an jenem Platz getroffen, an dem sie vor so vielen Jahren zu einem Genin-Team wurden.

Naruto ist für einen ungewohnt langen Moment still, nachdem sie ihm ihr Vorhaben eröffnet hat.

„Bist du dir sicher“, will er schließlich leise wissen und sucht dabei abschätzend ihren Blick.

Auf diese Frage vorbereitet, rattert sie die Antwort herunter, die sie sich für eben diesen Moment sorgfältig zurechtgelegt hat. „Es ist wahrscheinlich unsere beste Chance ihn für eine Weile gegen seinen Willen hierzuhalten und das wiederum ist unsere letzte Möglichkeit ihn doch noch umzustimmen.“

Aber ihr bester Freund schüttelt ablehnend den Kopf. „Ich habe nicht gefragt, ob du es für unsere beste Möglichkeit hältst. Ich will wissen, ob du sicher bist, dass du dir das aufbürden willst.“

Sakura beißt sich zögernd auf die Lippe, denn auch wenn sie diese Frage ebenfalls erwartet hat, hat sie darauf keine gut ausgearbeitete Antwort. „Ich muss es versuchen, Naruto.“

Er nickt, auch wenn sie ihm ansieht, dass er mit ihrer Lösung ebenfalls nicht vollständig zufrieden ist. Aber er ist der Einzige, der wirklich nachvollziehen kann, warum sie es tun muss.

„Ich könnte-“

Aber in dem sicheren Wissen, wohin dieser Satz führen wird, unterbricht sie ihn mit einer Handbewegung. „Fang gar nicht damit an. Ich hänge zu sehr an diesem Dorf, um es dem sicheren Untergang zu weihen.“

Naruto grinst, aber es wehrt nicht lange. „Wenn er dir etwas tut-“

„Das wird er nicht.“ Sie hört selbst, wie naiv sie klingt und die Blutergüsse, die sie vor ein paar Stunden mit Hilfe ihres Chakras von ihren Oberarmen entfernt hat, machen sie bereits zu einer Lügnerin. „Außerdem kann ich gut auf mich selbst aufpassen.“

„Nicht, wenn es um Sasuke geht.“

Die Anschuldigung lässt sie die Lippen aufeinanderpressen und für einen Moment verhängt sich ein selten angespanntes Schweigen über die beiden Teamkameraden, bevor Sakura beschließt, dass es für den Moment besser ist, das Thema zu wechseln.
 

„Lass uns über etwas Erfreulicheres reden: Wie war dein gestriger Abend?“

Sie lächelt zufrieden, als ein verklärter Ausdruck Narutos Gesicht verzieht, aber es sind nur Millisekunden, dann verschwindet das Glück aus seinen Zügen und sie runzelt vorahnungsvoll die Stirn.

„Okay, raus damit, was hast du gemacht?“

Es ist, als könnte er gar nicht anders, als erneut zu lächeln, aber in seinen Augen spiegelt sich weiterhin der Zwiespalt, der ihn plagt. „Sie geküsst.“

In einer ihrer bezeichnendsten Eigenschaften, versucht Sakura es auf diese überraschende Erklärung erst einmal mit Humor. „Also wenn es darum geht, dass du noch üben musst, dann macht Hinata das bestimmt nichts aus.“

Naruto stößt sie augenrollend gegen die Schulter. „Witzig.“

Aber als erneut Ernst den Schalk in seinen Augen vertreibt, legt sie ihm ehrlich besorgt eine Hand auf den Arm. „Naruto.“

Ihr langjähriger Teamkamerad schließt mit einem selten schweren Seufzen die Augen. „Mein Chakra ist aufgeflackert, als wir uns geküsst haben.“

Sakura runzelt die Stirn und lehnt sich noch näher zu ihm, als könnte ihr das dabei helfen seine kryptische Aussage zu entschlüsseln, aber er führt sie weiter aus, ohne dass sie nachfragen muss.

„Gegen meinen Willen.“

Ein wenig verspätet begreift sie, was ihren besten Freund beschäftigt und ihr Blick wird schlagartig weich. „Naruto, das passiert jedem von uns einmal. Das nennt sich Leidenschaft.“

„Sakura, ich-“

Aber seine beste Freundin lässt keinen Raum für die Zweifel, die ihn seit dem letzten Abend verfolgen. „Naruto ein aufflackerndes Chakra, weil du für einen Moment die Kontrolle aus der Hand gibst, ist auch für dich keine Katastrophe. Du hast in den letzten Jahren so hart darauf hingearbeitet, um jeden Preis die Kontrolle zu behalten und das Chakra des Fuchses nur zu nutzen, wenn du es bewusst zu lässt. Und damit hast du eine Herausforderung gemeistert, an der viele andere gescheitert wären. Es ist nicht der Fuchs, um den du dir wirklich Sorgen machst. Du hast Angst jemand anderem so viel Macht über dich zu geben und das ist vollkommen normal. Aber Hinata ist seit Jahren in dich verliebt. Glaub mir, wenn sich einer keine Sorgen machen muss, sich auf diese Beziehung einzulassen, dann du.“
 

Sie weiß, wenn ihr selbst jemand einen derartigen Vortrag gehalten hätte, hätte es minimal Wochen gedauert, bis sie sich eingestanden hätte, dass ihr Gegenüber Recht hat und ihre Sorgen unbegründet sind. Bei Naruto dauert es wenige Sekunden, bis bereits wieder ein gewohnt sorgloses Grinsen seine Lippen ziert.

„Ich wusste nicht, dass in unserem Leben irgendwas normal ist.“

Auf diesen Stichpunkt hin beschließt Sakura mit einem lautlosen Seufzen, auch noch ihr letztes neues Geheimnis zu offenbaren, vor allem, weil sie so schnell wahrscheinlich nicht mehr in einer derartigen Zweisamkeit zusammen sein werden. „Ich habe heute mit Tai Schluss gemacht.“

Aber der Blick ihres besten Freundes, lässt sie automatisch in die Defensive gehen. „Was?“

Naruto hebt spottend eine Augenbraue. „Was, soll ich so tun, als würde mich das überraschen?“

Die junge Medic-nin verschränkt abwehrend die Arme vor dem Oberkörper. „Ich habe nicht mit ihm Schluss gemacht, weil ich mir noch Hoffnungen auf Sasuke mache. Aber du weißt, wie Tai zu ihm steht. Es gibt keine Möglichkeit, wie ich ihm begreiflich machen könnte, warum ich mich auf dieses Jutsu einlasse.“

„Warum lässt du dich darauf ein?“

Die gutmütige Stichelei ihres langjährigen Teamkameraden lässt sie die Augen rollen, aber sie bleibt in ihrer Antwort trotzdem ehrlich. „Weil ich will, dass der Idiot endlich einsieht, dass er immer noch eine Zukunft haben könnte. Und damit meine ich nicht eine Zukunft mit mir.“

„Nicht?“

Mit ihrer Geduld am Ende, stößt sie ihren vorlauten Freund mit beiden Händen gegen die Schulter. „Halt die Klappe, Baka!“
 

.

.

.
 

Am Abend im Kellergewölbe des Krankenhauses
 

Sie strafft die Schultern, bevor sie den spärlich beleuchteten Raum betritt und seine dunklen Augen heften sich augenblicklich auf sie.

„Was war das gestern?“

Den Tag, an dem Sasuke auch nur eine Silbe spricht, die nicht unbedingt notwendig ist, wird sie sich definitiv rot im Kalender anstreichen, sollte er jemals kommen.

„Nichts, was dich betrifft.“

Dieses Mal erwartet sie, dass er sich mit der Geschwindigkeit eines Shinobi durch den Raum bewegt und direkt vor ihr auftaucht.

„Sakura.“

Niemand hat es jemals so meisterhaft fertiggebracht, in die drei Silben ihres Namens eine derart überzeugende Warnung zu legen. Aber sie erwidert seinen Blick furchtlos. „Was kümmert es dich? Bei allem, was du noch über mich weißt, könnte ich in den letzten acht Jahren sämtliche Allergien entwickelt haben, mit denen unser faszinierender menschlicher Mechanismus aufwarten kann.“

Aber Sasuke lässt sich nicht auf ihre Provokation ein. „Das war keine Allergie. Das war eine Panikattacke.“

Sie stählt ihre Gesichtszüge gerade noch rechtzeitig, bevor sie das Zucken ihrer Muskeln verraten kann.

Panik. Dieses trügerische Wort, hinter dem so viel Schwäche steckt. Von dem sie sich selbst dafür hasst, dass es ihr nach all den Jahren in ihrem Beruf mehr denn je anhaftet.

Sie schüttelt den Vorwurf und die Gefühle, die damit zusammenhängen ab und bringt zur Sprache, weshalb sie hier ist.

„Ich bin hier, um dir zu sagen, dass du im Moment noch die Wahl hast: Bekenn dich zu Konoha.“

Dieses Mal steht der Spott so klar in seinen Augen, dass er gar nichts sagen muss und entgegen ihrer besten Vorsätze flammt ihr Temperament augenblicklich wieder auf.

„Wann wirst du endlich verstehen, dass du deine Ziele auch anders erreichen könntest? Dass du nicht alles alleine machen musst-“

Sie unterbricht ihre Aussage keuchend, als er sich erneut bewegt, bevor sie reagieren kann und wie am vorherigen Tag nach ihren Oberarmen greift. Doch statt der Gewalt, mit der er am Vortag Blutergüsse auf ihren Armen hinterlassen hat, drängt er sie lediglich mit dem Rücken gegen die erstbeste Wand.
 

„Verdammt, Sasuke-“

Aber ihr Atem stockt hart in ihrem Brustkorb, als er den Kopf so weit zu ihr senkt, dass sein Atem warm über ihre Lippen streift. Ihre Lider scheinen der Schwerkraft mit einer plötzlichen Heftigkeit zu erliegen und ihr Puls beschleunigt sich merklich, aber sie umklammert ihre Beherrschung eisern und beginnt ein wenig verspätet sich gegen seinen Halt zu wehren.

„Lass den-“

Aber seine tiefe Stimme unterbricht ihren heiseren Protest und sie schwört, er lässt seine Worte absichtlich rauer klingen als üblich.

„Du hast gerade gesagt, dass ich nicht allein sein muss.“

Die schöne Medic-nin verdreht offen die Augen und ignoriert geflissentlich, wie schnell ihr Herz in ihrem Brustkorb schlägt. „Du weißt genau, dass ich das so nicht gemeint habe.“

„Nicht?“

Sie hätte nicht gedacht, dass er überhaupt noch zu einer solch trivialen Emotion wie Spott fähig ist und jetzt scheint es, als würde er seit er aufgewacht ist nichts Anderes tun, als sie zu verspotten.

„Definitiv nicht.“

Er senkt seinen Kopf noch ein wenig weiter zu ihr und als seine Lippen hauchzart über ihre streifen, kann sie die zittrige Reaktion ihres Körpers gerade noch unterdrücken.

„Was ist, wenn ich genau das will?“

Die Erinnerung an die Art, wie er sie vor zwei Tagen geküsst hat, hat sie seitdem kaum einen Moment losgelassen und seine direkte Nähe beschwört sie so stark hervor, dass sie beinahe mit der Wirklichkeit verschwimmt. Aber auch wenn sie die Reaktion ihres Körpers auf ihn kaum verbergen kann, haben die Jahre als Kunoichi ihr dennoch die Fähigkeit verliehen auch derartige Gefühlsregungen zu verbergen. „Dann wirst du jemand anderen finden, der es dir gibt.“

Sie schaudert schon, als sie seine Lippen an ihrem Ohr spürt und sein warmer Atem ihre Haut mit einer feinen Gänsehaut überzieht, aber sein raues Flüstern raubt ihr jeglichen Bezug zur Gegenwart.

„Was, wenn ich niemand anderen will?“

Sie ist einen Moment zu lange still und sie weiß, dass die wenigen Millisekunden sie verraten, auch wenn sie nach einem unauffälligen Atemzug die Augen öffnet und ihn beinahe überzeugend unberührt ansieht. „Dann würde ich dir sagen, dass du ein schlechterer Lügner bist, als ich dachte.“
 

Sie schiebt ihn von sich und der Clanerbe beobachtet milde interessiert, wie sie zu der Tür zu dem kleinen Raum hinübergeht und sie aufzieht. Als die Hokage wenige Sekunden später durch den Türrahmen tritt, runzelt Sasuke verborgen die Stirn, aber Tsunade richtet ihre Aufmerksamkeit zuerst auf ihre ehemalige Schülerin.

„Und?“

Sakura wendet sich mit verschränktem Armen ihrem ehemaligen Teamkameraden zu, auch wenn sie ihre Worte an Tsunade richtet. „Wie gewohnt, bevorzugt er den steinigeren Weg.“

Die Godaime nickt und verbirgt ihre eigene Unzufriedenheit über die Starrköpfigkeit des dunkelhaarigen Mannes überzeugend, während sie sich mit ihrem endgültigen Ultimatum an ihn wendet. „In drei Monaten wirst du dich entweder unwiderruflich zu Konoha bekennen oder dich auf den Weg zu deiner eigenen Hinrichtung machen.“

Sasuke hebt abschätzend eine Augenbraue. „Und du glaubst wirklich, mich so lange hier halten zu können?“

Die Hokage schmunzelt beinahe ebenso spöttisch wie er und während seine Aufmerksamkeit überwiegend auf der Sanin liegt, nimmt er im Augenwinkel durchaus war, dass Sakura sich in seine Richtung bewegt. Aber die Tatsache, dass er sie nie auch nur ansatzweise als Bedrohung wahrgenommen hat, verzögert seine Reaktion in diesem Moment zu sehr. Er nimmt mehr wahr, dass sich ihre Finger überraschend um seine schließen, während sie die Klinge, die sie in ihrer anderen Hand hält, in einer so geübten Bewegung über seine Handfläche zieht, dass er den Schmerz erst eine Millisekunde später registriert. Sein Stolz verbietet es ihm jedoch hinzusehen, wie seine ehemalige Teamkameradin ihre Hand in seine schiebt und er sucht stattdessen ihren Blick, während sich sein Mundwinkel spottend verzieht.

„Wenn es dir nur darum ging einmal im Leben meine Hand zu halten, dann hättest du das auch einfach sagen können.“

Das Schmunzeln um Sakuras Lippen warnt ihn ebenso zu spät, wie das leise Flüstern der Hokage, das erst zu ihm herüberdringt, als sie bereits dabei ist, das Jutsu, das sie begonnen hat, sobald Sakura seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, zu beenden.

Dieses Mal wirklich überrascht, beobachtet der Uchiha mit einem warnenden Zischen, wie die vertraute Form eines Bannkreises unter seinen Füßen aufleuchtet und er hebt den Blick erbost zu der jungen Frau, die als einzige oft genug in diesem Raum war, während er geschlafen hat, um diese Falle vorzubereiten und immer noch seine Hand in ihrer hält.

„Was soll das hier?!“

Seine ehemalige Teamkameradin wirkt selten ungerührt. „Nachdem du darauf beharrst einmal mehr die falsche Entscheidung zu treffen, haben wir sie dieses Mal für dich getroffen. Du hast Recht, wir haben kaum die Mittel dich länger hier unten festzuhalten. Aber es gibt durchaus andere Mittel und Wege, um dich in Konoha zu halten.“

„Ihr wollt mich durch ein Jutsu an das Dorf binden?“ Seine Verachtung ist hörbar und verrät, dass er glaubt, dass sie den Verstand verloren haben.

Aber Sakura schmunzelt immer noch. „Nicht an das Dorf, nein.“

Wo er vor Sekunden noch von der Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens überzeugt war, spürt Sasuke zum ersten Mal einen Funken Unsicherheit in sich aufflammen. Denn auch wenn er es immer als Gerüchte abgetan hat, hat auch er von den alten Jutsus gehört, die längst ausgestorben sind. Jutsus mit denen sich Menschen aneinander gebunden haben, manche williger als andere und mit dem manch alte Stämme angeblich sogar ihre Ehen geschlossen haben.

Sakura sieht das unwillige Verständnis in seinen Augen aufblitzen und zwingt sich ihre eigene Miene ausdruckslos zu halten. „Was glaubst du, wer ist eine der einzigen beiden Personen, die sich bereit erklärt haben, sich durch ein Jutsu an dich binden zu lassen, um dich hierzuhalten? Ob du willst oder nicht.“

Er bemerkt verspätet, dass sie nicht nur ihn geschnitten hat und sich ihr Blut längst mit seinem vermischt hat. Trotzdem beißt er knurrend die Zähne zusammen, als er erkennt, dass seine Versuche sich von ihr loszureißen aufgrund des fortgeschrittenen Status des Jutsus, das bereits beginnt ihn an sie zu binden, zwecklos sind.

„Sakura, wag es ja nicht!“

Seine zornige Warnung lässt die junge Medic-nin beinahe schmunzeln. „Du wirst eine Weile Zeit haben, zu erwägen, ob du mir vergeben willst oder es bevorzugst diese Farce weiterzuführen.“

Er öffnet aufgebracht den Mund und in seinen Augen blitzt zum ersten Mal seit Tagen warnend dunkles Rot auf, aber in diesem Moment vollendet Tsunade das Jutsu und als der Bannkreis unter ihnen aufleuchtet, fühlt es sich an, als hätte sich der Erdschwerpunkt plötzlich verlagert.

Sakura wankt in seine Richtung, obwohl ihr Griff um seine Hand fest bleibt und er würde seinen freien Arm eventuell stützend nach ihr ausstecken, wenn nicht derselbe sengende Schmerz seinen eigenen Körper lähmen würde.

Das Blut rauscht so sehr in seinen Ohren, dass er seinen eigenen Herzschlag wie ein Echo hört. Eine gleißende Hitze durchzieht von seiner Hand seinen ganzen Körper, bevor er realisiert, dass es nicht nur sein eigener Herzschlag ist, den er wahrnimmt. Es ist auch ihrer.

Er sieht in ihre weitaufgerissenen grünen Augen, bevor ein gleißendes Licht die Sichtweite seines Bluterbes stiehlt und ihm beinahe das Bewusstsein raubt.
 


 

Sakura blinzelt die Umrisse des Raumes um sich herum langsam wieder scharf. Sie bemerkt zuerst die Abwesenheit ihres ehemaligen Teamkameraden, bevor sich Tsunades ausgestreckte Hand in ihr Blickfeld schiebt. Sie lässt sich von ihrer ehemaligen Sensei aufhelfen und stützt sich für einen Moment mit ihren Händen auf ihren Knien ab, bevor sie sich leicht außer Atem ganz aufrichtet. „Was glaubst du, wie weit wird er es schaffen?“

Die Godaime schmunzelt abschätzend. „Er ist stur, bis zur Dorfgrenze wird er wohl kommen.“
 

.

.

.

Persiflage

Eine Stunde später
 

Als Sasuke aus einer weiteren Bewusstlosigkeit hochschreckt, ist er zurück auf der harten Liege in dem dunklen Kellerraum und seine ehemalige Teamkameradin lehnt in einem beinahe schon vertrauten Bild mit verschränkten Armen unweit von ihm gegen die kalte Steinmauer.

Sein Blick wandert von dem fremden Schriftzeichen, das sich unter dem Einfluss von Tsunades Jutsu in sein Handgelenk gebrannt hat, zurück zu Sakura, die aller Wahrscheinlichkeit genau dasselbe Symbol trägt und sein Bluterbe blitzt warnend in seinen Augen auf.

„Was hast du getan?“, verlangt er zischend zu wissen.

Sakura verweilt derweil regungslos in ihrer Position, während sie furchtlos seinem Blick begegnet. „Tsunade zu einem alten Jutsu überredet, das dich für die nächsten drei Monate an mich bindet. Sobald du dich mehr als einen Kilometer von mir entfernst, wird dich der nette Schmerz, mit dem du eben schon Bekanntschaft gemacht hast, daran erinnern, es nicht zu tun. Wenn du dagegen ankämpfst… nun ja, ich kann es dir wirklich nicht besser erklären, als die Demonstration, die du gerade erhalten hast.“

Sie zuckt nicht, als er ruckartig vor ihr auftaucht und ihre Handgelenke herrisch über ihrem Kopf gegen die Wand drückt. Es überrascht sie eher, dass sein Griff nicht stark genug ist, um ihr weh zu tun.

„Du wirst diesen Irrsinn sofort rückgängig machen!“

Die schöne Medic-nin erlaubt sich ein herablassendes Schmunzeln, angesichts seines vorhersehbaren Zorns. „Diese Art von Jutsu lässt sich nicht rückgängig machen. Es wird sich von alleine auflösen… sobald die drei Monate vorbei sind.“

„Du denkst doch nicht wirklich, dass mich solch ein lächerliches Jutsu dauerhaft an Konoha binden könnte?“ Sein Blick fährt verachtend über ihren zierlichen Körper. „Oder gar an dich?“

Sie stählt ihre Gesichtszüge und befreit ihre Hände grob aus seinem Griff, aber statt ihn von sich zu stoßen, tritt sie provozierend noch einen kleinen Schritt dichter an ihn heran. Doch ihre Beherrschung verflüchtigt sich konfrontiert mit seiner verletzenden Herablassung erneut, auch wenn sie stumm den Einfluss verflucht, den er immer noch spürbar auf sie hat. „Auch wenn dein gigantisches Ego das nicht nachvollziehen kann, aber die ganze Welt dreht sich nicht um dich! Und meine bestimmt nicht mehr! Ich habe mich auf diesen Irrsinn hier eingelassen, weil es mir und Naruto im Gegensatz zu dir noch etwas bedeutet, dass wir einmal Teamkameraden waren! Weil ich es leid bin, dir dabei zuzusehen, wie du dir mit deinem verdammten Stolz und deinem unerträglichen Starrsinn alle Chancen verbaust, die du noch haben könntest! Und glaub mir, wenn sich Kakashi nicht mal wieder auf unbestimmte Zeit Kami-weiß-wo herumtreiben würde, dann hätte ich gutes Geld dafür bezahlt, um zu sehen, wie lange du es an seine Seite gekettet ausgehalten hättest, bevor du Tsunade angefleht hättest dich wiederaufzunehmen! Aber außer Kakashi gibt es nur noch Naruto, der wahnsinnig genug wäre, sich an dich binden zu wollen und ich hänge zu sehr an diesem Dorf, um es dem Untergang zu weihen. Also hier sind wir und ob es dir passt oder nicht, aber du wirst die nächsten drei Monate hier nicht wegkommen!“

Sie stößt ihn doch noch von sich und strebt die Tür an, ohne sich noch einmal zu ihm umzudrehen, aber bevor sie nach der Türklinke greifen kann, taucht er erneut direkt vor ihr auf.

„Wo willst du hin?“

Sakura schiebt sich mit einem verachtenden Schnauben an ihm vorbei. „Nach Hause. Komm mit oder lass es bleiben!“
 

In ihrer Wut ist sie schon beinahe im öffentlichen Bereich des Krankenhauses angekommen, bis sie bemerkt, dass er ihr folgt und sie zwingt innezuhalten. Sie nimmt einen tiefen Atemzug und dann noch einen, sicher, dass sie ihn brauchen wird, bevor sie die Schultern strafft und sich zu ihm umdreht.

„Tsunade will, dass du deine Identität in der Öffentlichkeit verbirgst.“

Das arrogante Schmunzeln auf seinen Lippen geht ihr erneut zu tief unter die Haut und sie ballt ihre Hände zu Fäusten, um zu verbergen, wie sehr sich ihre Emotionen in ihrer Gestik widerspiegeln.

„Was, will die geschätzte Hokage etwa nicht, dass ihre Bewohner wissen, dass ein gesuchter Nuke-nin frei durch ihr Dorf spaziert?“

„Ich weiß nicht, wie du das in den letzten Jahren gehandhabt hast, aber frei bedeutet für mich doch ein bisschen etwas anderes.“ Sie dreht sich erneut um und wirft beinahe so herablassend wie er über ihre Schulter zurück: „Tarn dich oder ich werde es tun! Ich würde dir mit Freuden lange, blonde Haare verpassen!“.

Sie hört ihn leise die vertrauten Begriffe des Jutsus murmeln und macht den Fehler über ihre Schulter noch einmal zu ihm zurück zu sehen. Er hat seinen Haaren einen dunklen Braunton verliehen und seine Gesichtszüge verändert, aber dazwischen verspotten sie dieselben dunklen Augen weiterhin. Sie dreht sich um und strebt wortlos ihre Wohnung an, aber sie gibt sich nicht der Illusion hin, dass ihm ihre Reaktion entgangen ist.

Die nächsten drei Monate werden endlos werden, wenn sie nicht schleunigst lernt zu verbergen, dass er ihr immer noch viel zu tief unter die Haut geht.
 


 

Der Weg zu ihrer Wohnung vergeht in unangenehmen Schweigen, aber Sakura bemüht sich, sich damit abzufinden. Wenn sein verachtendes Schweigen der schlimmste Teil seiner Rache wäre, würde sie damit noch ziemlich gut davonkommen.

Sie erreichen ihre Wohnung und als sie ihren Schlüssel herauszieht, bricht Sasuke die Stille zwischen ihnen, wie um ihren letzten Gedanken zu verspotten.

„Wohnst du nicht mehr bei deinen Eltern?“

Es ist nur eine Millisekunde, aber die Emotion die für den Bruchteil eines Moments über ihre feinen Gesichtszüge zuckt, ist reiner Schmerz.

Sie dreht sich von ihm weg, sperrt die Tür auf und tritt in den Flur, bevor sie ihm antwortet. „Es gibt niemanden mehr, bei dem ich noch wohnen könnte.“

Ihre leisen, aber ruhig gesprochenen Worte, lassen ihn gegen seinen Willen innehalten.

„Wie“, will er leise wissen.

Sie sieht ihn an und der harte Ausdruck in ihren Augen ruft Erinnerungen in ihm wach, die er seit Jahren eisern begraben hält.

„Hast du die letzten sechs Monate unter einem Stein gelebt?“

„Der Giftgasangriff?“ Der seit Jahren größte Anschlag auf Konoha ist vor einem halben Jahr durch eine Gruppe ungewöhnlich gut organisierter Nuke-nin verübt worden und wäre bei Weitem nicht so erfolgreich gewesen, wenn einer von ihnen nicht die ausgesprochen tödliche Fähigkeit gehabt hätte, in Sekundenschnelle ein giftiges Gas aus seinem Körper strömen zu lassen, dass die Atemwege seiner Opfer lahmlegt und sie in wenigen Minuten qualvoll ersticken lässt. Konoha hatte an diesem Tag fünfzehn Opfer zu betrauern. Ausnahmslos Zivilisten.

Er hat nur nicht gewusst, dass ihre Eltern darunter waren.

Der stolze Clanerbe ist sich kaum bewusst, dass er den Arm nach seiner ehemaligen Teamkameradin ausgestreckt hat, aber als seine Fingerspitzen ihre Schulter streifen, weicht sie aufgebracht zur Seite.

„Ich brauche dein Mitleid nicht, Sasuke!“

Er empfindet kein Mitleid, aber als er den Mund öffnet, um ihr eindringlich klar zu machen, dass es bestimmt kein Mitleid ist, dass sie in seinen Augen zu sehen glaubt, fällt ihm ihre merklich beschleunigte Atmung auf.

Sakura dreht aufgebracht den Kopf zur Seite, um seinem aufmerksamen Blick zu entfliehen, während sie die Zähne zusammenbeißt und ihr Chakra über ihrem Brustkorb aktiviert, um ihre rasselnde Atmung wieder in den Griff zu kriegen.

„Du bist bei dem Anschlag ebenfalls verletzt worden.“

Da sie kein Fragezeichen am Ende seines Satzes hört, sieht sie sich auch nicht in der Pflicht ihm zu antworten. Sie ignoriert auch, dass sie spürt wie er sich bewegt, aber als er so dicht vor ihm zu stehen kommt, dass sein Körper beinahe ihren berührt, legt sie den Kopf in den Nacken und zwingt sich betont ausdruckslos seinem Blick zu begegnen.

„Du hast versucht sie zu retten.“ Auch das ist keine Frage.

Die Erinnerung an ihr schlimmstes Versagen lässt sie jedoch schlagartig den Blick senken, um vergeblich den tiefen Schmerz in ihren Augen vor ihm zu verbergen. Dieses Mal hat die schlagartige Enge in ihrem Brustkorb nichts mit der Atemnot zu tun, an der sie seit jenem Tag leidet und die sich nur teilweise durch die physische Ursache erklären lässt.

Sie dreht sich von ihm weg und stößt die erste Tür zu ihrer linken auf. „Das hier ist das Gästezimmer und somit deins. Das Badezimmer ist nebenan und die Küche ist neben dem Wohnzimmer. Nimm dir, was du willst und sag Bescheid, wenn du irgendwas brauchst.“
 


 

Als sie eine Stunde später aus der Dusche kommt und nur im Handtuch von ihrem Badezimmer in ihr angrenzendes Schlafzimmer tritt, verharrt sie fassungslos im Türrahmen, als ihr Blick auf ihr Bett fällt.

Sasuke Uchiha, letzter seines Clans, gesuchter S-Rank Nuke-nin und ihre große Jugendliebe liegt, in nichts weiter als einer dunklen Trainingshose bekleidet, mitten in ihrem Bett.

Sie blinzelt ein paar Mal zu oft, bevor ihr klar wird, dass der Schlafmangel der letzten Tage sich noch nicht in der Form von Halluzinationen auswirkt und sie hebt ihren Blick gerade noch rechtzeitig von seinem Oberkörper zu seinen Augen, um zu sehen, wie der attraktive Clanerbe spottend eine Augenbraue in die Höhe zieht.

„Was, ist es dir etwa nicht Recht, dass ich hier bin?“

Wenn sie der Gedanke, dass Sasuke Uchiha halbnackt in ihrem Bett liegt, nicht so aus der Bahn werfen würde, würde sie sich vermutlich darüber amüsieren, dass er mit einer solch kindischen Taktik versucht sie dazu zu bringen, die Verbindung zwischen ihnen rückgängig zu machen. Sie hat so ziemlich mit allem gerechnet und versucht sich auf seinen Zorn vorzubereiten, auf die Konfrontation mit seinem Bluterbe und sie hat auch nicht ausgeschlossen, dass ihre Differenzen in physischen Auseinandersetzungen enden könnten. Aber mit dieser Art von... Rache, hat sie wirklich nicht gerechnet.

Sie erinnert sich selbst daran, dass sie in ihren Jahren als Medic-nin schon unzählige Männer in wesentlich weniger Kleidungsstücken gesehen hat. Solange sie ihn nicht direkt ansieht, schafft sie es auch beinahe sich einzureden, dass er auch nur ein Mann ist, wie jeder andere. Beinahe.

Sie dreht sich von ihm weg und ihrem Kleiderschrank zu, um schnellstmöglich Kleidungsstücke zu finden, denn die Tatsache, dass sie selbst rein gar nichts unter ihrem Handtuch trägt, verleiht der Situation einen beinahe gefährlichen Beigeschmack.
 

„Was willst du hier, Sasuke?“

Sie weiß genau, was er bezweckt, aber sie stellt die Frage mehr, um ihren Verstand von der Tatsache abzulegen, dass ihre große Jugendliebe halbnackt in ihrem Schlafzimmer ist.

Sie verschluckt sich beinahe an ihrem nächsten Atemzug, als er sich mit einem Wimpernschlag durch das Zimmer bewegt und so dicht hinter ihr stehen bleibt, dass sie die Wärme spüren kann, die von seinem Körper ausgeht.

„Du hast gesagt, ich soll mir nehmen, was ich will.“

Seine dreiste Anspielung lässt sie beinahe laut auflachen. Sie hat beinahe vergessen, dass sein Eigensinn und seine Arroganz auch bedeutet haben, dass er schon immer ausgesprochen direkt formuliert hat, was er denkt.

„Damit habe ich das Essen in der Küche gemeint, Handtücher, eine neue Zahnbürste.“

Sein warmer Atem streift ihre nackte Haut, als er den Kopf weiter zu ihr senkt und sie kann ein Zittern kaum unterdrücken.

„Handtücher, hn?“

Sie hat nicht damit gerechnet, dass er sie tatsächlich anfassen würde, deshalb zuckt sie spürbar zusammen, als seine Finger an ihrem Rücken, genau über dem Rand ihres Handtuchs ihre Haut streifen, aber sie festigt ihren Griff um die Ränder ihres Handtuchs beinahe im Reflex, während sie mit ihrer anderen Hand wahllos Klamotten aus der erstbesten Schublade zieht.

Sie nimmt unauffällig einen tiefen Atemzug, bevor sie sich zu ihm umdreht und ein Lächeln auf ihre Lippen legt, das seinen Spott erwidert. Den Kopf in den Nacken legend, begegnet sie seinem Blick selbstsicherer, als ihr eigentlich zumute ist.

„Das hier wird nicht funktionieren.“

Der helle Spott in seinen Augen lässt ihn jünger aussehen und wirft ihr dummes Herz noch ein wenig weiter aus der Bahn.

„Ach, nein?“

Auch sie ist in den letzten Jahren stolz geworden und Gefühle hin oder her, aber wenn er dieses Spiel wirklich will, wird sie bestimmt nicht kampflos die weiße Fahne hissen.

„Nein.“ Sie schiebt sich an ihm vorbei und verschwindet schnell zurück in ihr Badezimmer und schließt die Tür sicherheitshalber ab, bevor sie sich atemlos gegen das dunkle Holz lehnt. Es werden lange drei Monate werden.
 

Als sie aus dem Badezimmer zurückkommt, liegt er erneut in ihrem Bett, aber sie hat auch nicht damit gerechnet, dass er einfach so nachgeben würde, deshalb begibt sie sich gefasst zu der anderen Seite ihres Bettes, ignoriert seinen Blick, der jeder ihrer Bewegungen folgt und schlüpft gespielt gelassen unter ihre Decke, dreht ihm den Rücken zu und macht das Licht neben ihrem Bett aus.

Sie schließt die Augen und zwingt sich auch sie geschlossen zu halten, als sie spürt, wie er sich über sie lehnt und sein warmer Atem über ihre Wange streift.

„Du wirst nachgeben, Sakura.“

„Ich habe dir schon gesagt, dass es keinen Weg gibt, das Jutsu rückgängig zu machen.“

„Und ich glaube dir nicht.“

Statt ihm zu antworten, zwingt sie ihren Körper mit aller Macht seine Nähe zu ignorieren und sich zu entspannen. Aber ihr rasender Herzschlag beruhigt sich erst, als sie nach ewig erscheinenden Minuten spürt, wie er aufsteht und ihr Zimmer verlässt.

Kami, sie hat gewusst, dass dieser Plan nach hinten losgehen könnte. Sie hat nur nicht mit dieser Art von Hindernissen gerechnet.
 

.

.

.
 

Am selben Abend im Hauptanwesen des Hyuuga-Clans
 

Hianta greift auch mit ihrer zweiten Hand haltsuchend nach dem Waschbecken und begegnet ihrem eigenen Blick im Spiegel, während sie versucht mit ihrer Atmung auch das Schwindelgefühl in den Griff zu kriegen, das sie seit dem erneuten Training mit ihrem Vater nicht mehr los lässt.

Ihr Chakra hat sich immer noch nicht ganz regeneriert, aber als ihr Vater sie am zweiten Tag hintereinander zum persönlichen Training zitiert hat, hat das dennoch keine Rolle gespielt.

Sie ballt ihre Hände über dem hellen Waschbecken zu Fäusten, um ihr Zittern vor sich selbst zu verbergen. Die heiße Dusche hat nicht so sehr geholfen, wie sie sich das erhofft hat und eigentlich verlangt ihr strapazierter Körper, dass sie augenblicklich ihr Bett anstrebt, aber stattdessen strafft sie ihre Haltung würdevoll, als ein leises Klopfen an der Badezimmertür zu ihr durchdringt, dicht gefolgt von der Stimme ihres Cousins.

„Hinata?“

Sie öffnet die Tür und Nejis aufmerksame Augen wandern kritisch über sie, aber als von seiner Seite kein Vorwurf kommt, ist sie beruhigt, dass sie ihre Erschöpfung überzeugend verbirgt.

„Dein Vater fragt nach dir.“

Sie nickt, denn es gibt nur eine einzige Antwort auf diese Aussage. Aber sie greift kurz entschlossen nach dem Arm ihres Cousins, als dieser sich von ihr abwenden will. „Neji, warte!“ Sie zögert einen Moment, denn normalerweise liegt es fern ihrer Natur sich in die Beziehung anderer einzumischen, aber dieses Mal ringt sie sich dennoch dazu durch.

„Hast du in den letzten Tagen mit Tenten gesprochen?“

Wenn sie ihn nicht so gut kennen würde, wäre ihr das minimale Aufblitzen in seinen hellen Augen entgangen, das als einziges Anzeichen nach außen verrät, dass ihre Frage etwas in ihm hervorruft.

„Nein, wieso?“

Als Hinata zögert, dreht er sich vollständig zurück zu seiner Cousine. „Hinata.“

„Tenten zieht nach Suna um.“

Die junge Clanerbin hat ihre Worte möglichst schnell ausgesprochen, aber das ist nicht der Grund, warum er einen Moment braucht, um ihre Worte zu begreifen.

„Sie tut was?!“

„Es ist noch nicht endgültig, aber sie geht erstmal für mindestens drei Monate, eventuell für sechs.“

Sie sieht seine Antwort bereits in seinen Augen, bevor er in nahezu perfekter Gelassenheit antwortet. „Sie ist erwachsen, sie wird schon wissen, was sie tut.“

Aber als er sich erneut von ihm abwenden will, stellt Hinata sich ihm selten energisch in den Weg. „Neji, geh und rede mit ihr! Ich habe schon mit ihr gesprochen, aber ich konnte sie nicht umstimmen. Aber wenn du-“

Doch der talentierte ANBU unterbricht die Bitte seiner Cousine resolut. „Tenten hat mehr als deutlich gemacht, dass sie mir nichts mehr zu sagen hat.“

Hinata greift erneut eindringlich nach seinem Arm. „Neji, sei kein Idiot! Mach nicht nur aufgrund deines dämlichen Stolzes den größten Fehler deines Lebens!“

Aber der starrsinnige Shinobi dreht sich bereits von ihr weg. „Dein Vater erwartet dich.“
 


 

Auf seinem zielstrebigen Weg aus dem Anwesen, stößt er beinahe mit Naruto zusammen.

„Neji.“

„Naruto.“ Sein Impuls ist es eigentlich weiterzustürmen, aber als der Uzumaki weiterspricht, zwingt er sich innezuhalten und sich zu dem anderen Shinobi umzudrehen.

„Ist Hinata Zuhause?“

Normalerweise hat er für die hoffnungslose Romanze seiner Cousine nicht viel Geduld übrig, aber sie hat gerade versucht ihm zu helfen und er bleibt nicht gerne jemandem etwas schuldig. „Ja, aber sie ist gerade bei ihrem Vater. Wenn du willst, lasse ich ihr ausrichten, dass du hier warst.“

Es dauert einen Moment, aber zu seiner Überraschung schüttelt Naruto den Kopf. „Danke, aber es war sowieso nicht so wichtig.“

Mit seiner Geduld am Ende, hebt Neji lediglich zum Abschied die Hand, während Naruto noch einen Moment vor dem prunkvollen Anwesen verweilt.

Auch wenn er seiner besten Freundin das so schnell nicht auf die Nase binden wird, aber es war ihre Ermunterung, die ihn hierher gebracht hat. Aber konfrontiert mit allem, was mit ihrem Namen einhergeht, zögert er erneut und statt das Anwesen zu betreten, dreht er sich um und verschwindet wieder in der Abenddämmerung.
 


 

Wenige Minuten später in Tentens Wohnung
 

Sie muss ihre Entschlossenheit nicht festigen, bevor sie die Tür öffnet, ihr Entschluss steht unumstößlich fest. Aber ihr Herz, das allzu sehr an ihm hängt, schlägt trotzdem viel zu schnell in ihrer Brust.

„Neji.“

Sein Blick sagt ihr bereits, dass er es weiß und sie hat schon den ganzen Nachmittag mit ihm gerechnet, seit sie Hinata am Morgen ihre Entscheidung mitgeteilt hat.

„Hattest du vor es mir zu sagen?“

Tenten verschränkt die Arme vor dem Oberkörper und beschließt, dass kurz in ihrem Fall zwar definitiv nicht mit schmerzlos gleichzusetzen ist, dass sich ihr Dilemma aber trotzdem schon viel zu lange hingezogen hat.

„Es ist vorbei.“

Sie sieht selten klare Emotionen durch seine Augen huschen und sie hätte nicht gedacht, dass ihr dieser Entschluss noch mehr weh tun könnte.

„Tenten, bitte.“

Als er die leisen Worte ausspricht, die schon beinahe flehend klingen, geht sie fast in die Knie. Dem Verlangen zu widerstehen, sich in seine Arme zu werfen, ist schon fast mit realen physischen Schmerzen verbunden. Vor zwei Tagen wäre das noch genug gewesen, um sie umzustimmen. Um sie noch ein paar Wochen länger hoffen zu lassen, dass er sich doch irgendwann zu ihr bekennen würde. Aber sie hat sich entschieden, auch wenn es sie beinahe umbringt, nicht von ihrem Entschluss abzuweichen.

„Nein, ich werde mich nicht länger von dir hinhalten lassen. Entweder du stehst trotz aller Schwierigkeiten endlich zu uns oder es wird kein uns mehr geben.“

Sie sieht den Zwiespalt in seinen Augen und sie weiß, sie bedeutet ihm etwas, aber es ist trotzdem nicht genug.

Tenten bewegt sich so schnell, dass selbst Neji sie kaum kommen sieht. Die schöne Waffenexpertin streckt sich auf die Zehenspitzen, aber sie muss trotzdem noch ihre Hände in seinen Nacken legen und ihn zu sich herunterziehen, bis seine Lippen auf ihre treffen. Es ist ein Kuss, in dem ihrer beider Verzweiflung mitschwingt, aber als er nach ihr greifen will, stößt sie ihn von sich und greift nach der Tür in ihrem Rücken.

„Leb wohl, Neji!“

Sie ignoriert, wie er die Hand nach ihr ausstreckt und schließt die Tür zwischen sich. In einer hart erlernten Wachsamkeit, erlaubt sie sich erst ihren Emotionen nachzugeben, als sie nach mehreren Minuten spürt, wie sein Chakra von ihrer Tür verschwindet.

Erst dann sinkt sie in die Hocke und schlägt sich eine Hand vor den Mund, um ihr erstes Schluchzen zu ersticken, während heiße Tränen über ihre blassen Wangen strömen und stumm bezeugen, dass ihr Herz gerade bricht.
 

.

.

.

Manifestation

Drei Tage später in Sakuras Wohnung
 

Sakura verwendet mehr Anstrengung darauf, bloß nicht von ihrer Zeitung aufzusehen, als darauf auch nur einen Satz des Artikels zu lesen, den sie seit zehn Minuten vor Augen hat.

Sie weiß was sie finden wird, sobald sie aufsieht.

Ihren ehemaligen Teamkameraden in nichts weiter, als seinem offensichtlichen Lieblingskleidungsstück, einer schwarzen Trainingshose, bekleidet, ihr direkt gegenüber, an ihrem Esszimmertisch mit der anderen Hälfte ihrer Zeitung, als wären sie ein verdammtes altes Ehepaar.

Sie ist so kurz davor aus der Haut zu fahren, dass sie Angst hat, ihr Chakra könnte jeden Moment ausschlagen und ihre mühsam verborgenen Emotionen verraten.

Sie ist seit drei Tagen mehr oder weniger durchgängig mit ihm in ihrer Wohnung eingesperrt gewesen, da sie Angst hatte, seine Identität würde zu schnell auffliegen, wenn sie sich mit ihm an einem öffentlichen Platz sehen lassen würde.

Solange Tsunade noch nicht öffentlich bekannt gegeben hat, dass Sasuke Uchiha sich in Konohagakure aufhält - und die Hokage würde es natürlich bevorzugen dies erst zu tun, wenn sie gleichzeitig verkünden kann, dass der Uchiha sich wieder zu Konoha bekannt hat - wäre es fatal, wenn jemand außerhalb der ANBU von seiner Anwesenheit erfahren würde.

Sie war zweimal im Krankenhaus und da sie seine Verletzungen wirklich untersuchen musste, war es einfach genug, ihn als Patienten zu tarnen, ohne dass jemand zu viele Fragen gestellt hat. Aber alles andere war ihr bisher zu riskant. Sie hat sich eigentlich mehr Unterstützung von ihrem besten Freund erhofft, aber stattdessen hat sie nur aus zweiter Hand von Tsunade erfahren, dass Naruto auf einer mehrtägigen Mission ist. Der nächste Verräter in ihrem Leben. Er hat sie alleine gelassen, mit ihrem ehemaligen Teamkameraden und seiner besonderen Art von Folter. Denn nach drei Tagen ist sie übereingekommen, dass es genau das ist: Folter.

Sie hat ihn jeden Abend in ihrem Bett gefunden, in genau derselben Manier wie am ersten Abend und jeden Morgen lag er wieder neben ihr, obwohl sie sich sicher war, dass er jede Nacht im Gästezimmer geschlafen hat. Wo er früher tunlichst jeder Berührung ausgewichen ist, findet er heute ständig fadenscheinige Gründe, um sie zu berühren. Aber die Krone des Ganzen ist es, wenn er nach seiner morgendlichen Dusche erst einmal eine halbe Stunde nur im Handtuch bekleidet durch das Haus läuft, während von seinen feuchten Haaren noch einzelne Wassertropfen über seine nackten Schultern wandern…

Die Zeitung in ihren Händen raschelt knisternd, als sich ihr Halt um das dünne Papier krampfhaft verstärkt und sie zwingt sich den Griff ihrer Finger zu lockern, während sie den kohlrabenschwarzen Augen, deren bevorzugte Beschäftigung es obendrein zu sein scheint jede ihrer Bewegungen akribisch zu verfolgen, entschieden ausweicht.

Die junge Medic-nin mahnt sich selbst wiederholt zur Ruhe. Sie hat in den letzten Jahren eine unglaublich herausfordernde Ausbildung abgeschlossen, Feinde bezwungen, die ihr körperlich und technisch überlegen waren, Leben gerettet, Babys auf die Welt gebracht, Doppelschichten und A-Rang Missionen mit Bravour gemeistert und nebenbei Naruto so gut es ihr möglich war, vor sich selbst und seiner grausamen Ramen-Diät beschützt. Drei Monate mit ihrem ehemaligen Teamkameraden zusammenzuwohnen, klingt im Vergleich dazu beinahe lachhaft.

Selbst wenn es so aussieht, als würde er sich rächen wollen, indem er alle Register zieht, um sie zu verführen. Oder zumindest, um sie glauben zu machen, dass es das ist, was er will.

Denn und das ist einer der wenigen Gedanken, die absolut ernüchternd wirken, für ihn ist jede Berührung nur ein Mittel zum Zweck, um sein Ziel zu erreichen. Er hat keinerlei Interesse an ihr persönlich und auch wenn das nach all den Jahren immer noch schwerer hinzunehmen ist, als sie sich selbst eingestehen will, solange sie sich daran erinnert, dass er nur mit ihr spielt, ist es einfacher seine Nähe als ein missionsbedingtes Hindernis abzutun.

Folter ist es trotzdem.
 

Aber als er seine Beine unter dem Tisch so weit ausstreckt, dass er ganz versehentlich gegen ihre stößt, verflüchtigen sich all ihre Beschwichtigungsversuche an sich selbst schlagartig im Nichts.

„Das reicht!“

Sie faltet ihre Zeitung rabiat zusammen und erhebt sich so ruckartig aus ihrem Stuhl, dass dieser beinahe nach hinten umkippt. Der ungewöhnlich amüsierte Ausdruck in den dunklen Augen ihres ehemaligen Teamkameraden reizt sie nur noch weiter.

„Steh auf!“, verlangt sie mürrisch und verlässt das Zimmer ohne zu sehen, ob er überhaupt auf ihre Worte reagiert.

Sakura greift nach ihrem im Flur bereitgelegten Waffenbeutel und schnallt ihn sich mit routinierten Bewegungen um den Oberschenkel, bevor sie ihre Weste vom Haken nimmt und mit ihrem nächsten Schritt direkt in Sasuke hineinläuft, der ihr lautlos in den Flur gefolgt ist.

Er greift mit beiden Händen nach ihren Schultern, angeblich um sie zu stabilisieren, aber seine direkte Berührung stürzt sie nur noch in ein tieferes Gefühlschaos und sie macht sich schnell von ihm los.

„Wir gehen!“

Sie stürmt aus ihrer Haustür und wirft nur einen knappen Blick über ihre Schulter, um sich zu versichern, dass Sasuke seine Tarnung annimmt, bevor er ihr folgt. Sein rechter Mundwinkel zuckt verdächtig und wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie sagen, dass er sich tatsächlich amüsiert. Über sie.
 

„Wirst du mir auch sagen, wohin wir gehen?“

Der Clanerbe verfolgt beinahe belustigt wie der lange Zopf, zu dem sie ihre Haare geflochten hat, mit jedem ihrer energischen Schritte auf und ab wippt. So unzufrieden er mit der Gesamtsituation auch ist, gegen seinen Willen zurück in seinem Heimatdorf zu sein, haben sich die letzten Tage und das unerwartete Zusammenleben mit seiner ehemaligen Teamkameradin wesentlich amüsanter gestaltet, als er es erwartet hätte, selbst wenn er an sich ein optimistischer Mensch wäre.

„Trainieren“, ist ihre gegrummelte Antwort, die noch mehr Spaß für ihn verspricht.

Allein die Tatsache, dass sie nicht verbergen kann, dass ihr seine, zugegebenermaßen ein wenig infantilen Aktionen unter die Haut gehen, hat ihm in den letzten drei Tagen mehr erheiternde Momente beschert, als die letzten drei Jahre zusammen.

Sein Blick wandert unbeabsichtigt von der untersten Spitze ihres Zopfes die wenigen Zentimeter tiefer bis zu der Kurve ihrer Hüfte, die von ihrer engen Trainingskleidung auf eine Art hervorgehoben wird, die jedem Mann beinahe automatisch auffällt. Allerdings ist das nicht das erste Mal, dass ihm in den letzten drei Tagen überraschend deutlich aufgefallen ist, dass aus seiner vorlauten Teamkameradin eine junge Frau geworden ist, die in ihrem Heimatdorf zweifellos einige Köpfe dreht.

Mit ihrer jeder natürlich Ordnung trotzenden Haarfarbe, die sie aus jeder Menge herausstechen lässt, ihrer schmalen, athletischen Figur und dem blassen Hautton, der nur von den hellen Sommersprossen unterbrochen wird, die nur aus unmittelbarer Nähe sichtbar ihren Nasenrücken und ihre Wangen zieren.

Er hat sich früher nie mit der Frage beschäftigt, ob sie hübsch ist. Aber er erinnert sich daran, was sie damals noch gewesen ist: loyal, willensstark und beinahe so furchtbar optimistisch wie Naruto.

Es reichen ein paar Tage mit ihr, um zuverlässig zu beurteilen, dass sie all das immer noch ist.

Aber es überrascht ihn nicht, dass aus dem fröhlichen Mädchen eine beeindruckende Frau geworden ist. Was ihn überrascht, ist sein eigenes Interesse an ihr. Ein Interesse, das schon in manchem Moment gedroht hat, dieses Spiel zwischen ihnen, das er begonnen hat, zu ihren Gunsten zu verbessern, weil er manchmal beinahe vergisst, dass jede dieser Aktionen ein gut durchdachter Schachzug ist, der nur einem Ziel dient: sie dazu zu bringen, Tsunade anzuflehen die Bindung zwischen ihnen rückgängig zu machen.

Möglichst bevor sein eigenes ebenso unerwartetes wie unerwünschtes Interesse an seiner ehemaligen Teamkameradin seinen gut durchdachten Plan ruiniert.
 

Er folgt ihr zu einem der abgelegensten Trainingsplätze, die bereits außerhalb von Konohas Dorfmauern liegen und wo die Wahrscheinlichkeit, dass sie jemand beobachtet oder stört, so gering wie möglich ist.

Sakura dreht sich zum ersten Mal seit sie ihre Wohnung verlassen haben, zurück zu ihm und den Schalk in ihren Augen, hat er in den letzten Tagen noch nicht erlebt.

„Jetzt werden wir zur Abwechslung mal nach meinen Regeln spielen.“ Sie hebt das Kunai in ihrer Hand vor ihre Lippen, aber es verbirgt ihr herablassendes Lächeln nicht. „Keine Sorge, ich werde Rücksicht auf deine verletzungsbedingten Einschränkungen nehmen.“

Der Clanerbe zieht abschätzend eine Augenbraue in die Höhe. Aber dann ist er schlagartig verschwunden und steht im nächsten Moment direkt in ihrem Rücken. So nah, dass sein Atem mit jeder Silbe über die Haut in ihrem Nacken streift. „Einschränkungen, hn?“

Er greift mit beiden Händen nach ihr, aber Sakura ahnt die Bewegung voraus und duckt sich geschickt unter seinem Angriff weg.

Sie dreht das Kunai in ihrer Hand noch in der Bewegung und zwingt den Clanerben zu einem raschen Griff in seine eigene Waffentasche, um ihren gezielten Angriff auf sein Schulterblatt zu parieren. Über dem klirrenden Geräusch ihrer Waffen, begegnen sich die Blicke der beiden ehemaligen Teamkameraden für einen winzigen Moment, aber dann verfärbt das berüchtigte Rot die schwarzen Augen des Uchiha und ein rascher Fausthieb seinerseits zwingt Sakura in einen Rückwärtssalto, um ihr Gleichgewicht zu erhalten.

Als ihre Füße wieder auf dem Boden aufkommen, steht er bereits hinter ihr, aber weil sie genau dieses Manöver vorausgesehen hat, greift sie ihn dieses Mal zuerst an und zwingt ihn erneut zum Griff seiner Waffe, um den Angriff durch ihre zu parieren.

Ihre Atmung beschleunigt sich leicht, als sich ihre Blicke erneut für wenige Sekunden über ihre Klingen hinweg begegnen, aber sie stellt erleichtert fest, dass es nichts mit dem hinterlistigen Gefühl drohender Atemnot gemeinsam hat.
 

Sie bleiben ohne Absprache bei nahkampferprobtem Taijutsu und als sie sich nach einer dreiviertel-Stunde mit dem Rücken gegen einen Baumstamm wiederfindet, macht ihr die Niederlage nichts aus, denn in Sasukes Zügen versteckt sich tatsächlich so etwas wie Respekt.

Sakura ignoriert die Tatsache, dass ihr Brustkorb mit jedem tieferen Atemzug seinen streift, weil er noch so nah bei ihr steht und sieht zu, wie das rot in seinen Augen erlischt.

„Welchen Rang hast du?“

Sie hat die Frage erwartet, deshalb zögert sie nicht mit ihrer Antwort. „Ich bin Jonin.“

„Ist das alles?“

Die Skepsis, die mehr in seiner gehobenen Augenbraue, als in seiner Stimme liegt, lässt sie schmunzeln, aber es ist schließlich nicht so, als könnte sie ihm auf die Nase binden, dass sie in Wirklichkeit seit zwei Jahren bei der ANBU ist, auch wenn der aktive Dienst im Moment ziemlich weit außerhalb ihrer Reichweite liegt.

„Ich bin auch noch Medic-nin, aber ich dachte eigentlich, das wäre dir mittlerweile schon aufgefallen.“

„Tse.“

Er glaubt keine Sekunde, dass sie ihm mit ihrem Rang die komplette Wahrheit erzählt hat. Auch wenn man in ihren Bewegungen versteckt merkt, dass ihr Trainingsumfang in den letzten Monaten unter ihrer Verletzung gelitten hat, er hat genug gesehen, um zu wissen, dass in seiner ehemaligen Teamkameradin noch weit mehr steckt, als sie ihm in den letzten 45 Minuten offenbart hat.

Sie schiebt sich beiläufig an ihm vorbei, als er immer noch keine Anstalten macht einen größeren Abstand zu ihr einzunehmen.

„Lass uns gehen.“

Mit dem spöttischen Schmunzeln, das daraufhin seine Lippen ziert, ist sie allerdings allzu vertraut.

„Hast du etwa schon genug?“

Sie schüttelt den Kopf, ohne sich zu ihm umzudrehen. „Tut mir leid, aber ich habe keine Lust deine Verletzungen heute Abend noch einmal neu zusammenzuflicken, also wirst du dir ein anderes Ventil für deine sadistischen Tendenzen suchen müssen.“

Sasuke vergräbt beide Hände in den Hosentaschen, während er ihr amüsiert hinterher sieht. „Da wird mir bestimmt was einfallen.“

„Das bezweifle ich nicht.“ Ihr fällt zu spät ein, dass die Wahrscheinlichkeit, dass erneut sie als Ventil für diese Einfälle herhalten muss, beängstigend hoch ausfällt.
 

.

.

.
 

Am Abend im Anwesen der Inuzukas
 

Er ist direkt nachdem er seinen Missionsbericht bei Tsunade abgeliefert und Zuhause geduscht und sich umgezogen hat, zur Feier der Inuzukas aufgebrochen. Weil er gewusst hat, dass sie hier sein würde.

Aber erst als er sich zweimal durch die feiernde Menge gekämpft hat und die Welpen, deren Geburt der Anlass der heutigen Feier ist, ausreichend bewundert hat, sieht er ihren blauen Schopf in einem der Nebenzimmer verschwinden.

Sie fährt mit einem Lächeln herum, als er die Tür kaum eine Sekunde nachdem sie den Raum betreten hat, erneut öffnet und es ist allein seine Schuld, dass es von ihren Lippen rutscht, als sie ihn erkennt.

„Naruto.“

Er schließt die Tür hinter sich und macht einen Schritt in den Raum hinein, aber es dauert einen Moment bis er begreift, dass er ihr nicht in ein Nebenzimmer, sondern in ein Badezimmer gefolgt ist. „Hinata.“

Die junge Clanerbin verschränkt ihre Arme vor dem Oberkörper und ihr heller Blick wandert einen Moment lang durch den Raum, bevor sie den Mut aufbringt seinem Blick zu begegnen. „Es überrascht mich, dass du hier bist.“

„Kiba hat ziemlich deutlich gemacht, dass es nicht nur eine freundschaftliche Einladung war, dass wir uns hier blicken lassen.“ Es ist nicht der wahre Grund, warum er hier ist, aber sie sieht bereits aus, als würde sie mit dem Instinkt ringen vor ihm zu fliehen, deshalb hält er sich bewusst zurück. Obwohl die Erwähnung ihres langjährigen Teamkameraden ein ehrliches Lächeln zurück auf ihre Lippen zaubert.

„Ja, er ist wahnsinnig stolz.“

Aber ihre Fröhlichkeit verliert sich schnell wieder und er sieht die Unruhe in ihrem Blick aufflackern. „Hör zu, Naruto, wegen neulich-“ Sie beißt sich unsicher auf die Unterlippe, strafft dann aber die Schultern und sucht entschlossen seinen Blick. „Du musst mir nicht aus dem Weg gehen. Nur weil du und das ganze Dorf wissen, was ich für dich empfinde, heißt das nicht, dass ich es dir übel nehme, wenn es dir nicht so geht. Wenn neulich Abend für dich ein Fehler war-“

Aber er ist in wenigen Millisekunden bei ihr, legt zärtlich beide Hände an ihre Wangen und sucht eindringlich ihren Blick, während er sich selbst dafür verflucht sie auch nur einen Moment in diesem Glauben gelassen zu haben. „Nein, Hinata, das ist es nicht.“

Angesichts der Gefühle, die plötzlich so deutlich in seinen blauen Augen schwimmen, stolpert sie zum ersten Mal seit Jahren über ein Wort. „W-Was ist es dann?“

Naruto fährt mit seinen Daumen zärtlich über ihre Wangenknochen, bevor er seine größte Angst offen ausspricht. „Ich werde nie gut genug für dich sein-“

Er sieht den energischen Widerspruch in ihren Augen aufflackern, winzige Sekunden, bevor er auch ihre Züge verfärbt. „Das ist nicht wahr, Naruto!“

„Nicht in den Augen deines Vaters und die Hälfte des Dorfes denkt wahrscheinlich immer noch genauso.“

Sie schüttelt so energisch den Kopf, dass seine Hände beinahe von ihren Wangen rutschen, legt ihre schmalen Hände dann aber ebenfalls gegen seinen Hals. „Naruto, selbst wenn das wahr wäre und das ist es nicht, spielt nichts davon für mich eine Rolle! Mein Vater kann mir so einiges vorschreiben, aber nicht wen ich liebe.“

Ihre hellen Augen schwimmen schillernd in ihren Emotionen und es raubt ihm den Atem, dass jede einzelne davon allein ihm gilt.

„Ich liebe dich seit wir Kinder sind, Naruto! Für mich wird es nie jemand anderen geben.“
 

Ihr Atem verlässt sie mit einem Keuchen, als er ihr so ruckartig seine Lippen aufdrängt, dass sie einen Schritt nach hinten stolpert, bis sie die Kante der Kommode schmerzhaft in ihrem Rücken spürt.

Die brennende Röte in ihren Wangen vertieft sich um mehrere Nuancen, als Naruto mit beiden Händen ihre Hüften umfasst und sie mit einem Ruck auf die Kommode hebt, ohne ihren Kuss zu unterbrechen und umstandslos zwischen ihre Beine tritt, bis sie genau spüren kann, was ihre Berührung mit ihm macht.

Er zieht mit seinen Lippen eine raue Spur über ihren Hals und sie legt zitternd den Kopf in den Nacken, als er seine Zähne leicht in der Haut über ihrem Schlüsselbein vergräbt.

„Naruto!“ Sie flüstert seinen Namen hilflos und erkennt erleichtert, dass er trotzdem zu verstehen scheint, was sie braucht, denn er hebt den Kopf und legt seine Lippen zurück auf ihre. Es kostet sie all ihren Mut, aber mittlerweile ist ihr Verstand so benebelt, dass sie gar nicht mehr groß darüber nachdenkt, als sie ihre zitternden Finger zögernd unter den Saum seines T-Shirts schiebt.

Doch als ihre Fingerspitzen vorsichtig die nackte Haut an seinem Bauch berühren, zuckt er so spürbar zusammen, dass sie ihre Hand augenblicklich zurückziehen will. Aber er ist schneller und greift mit einer Hand um ihr Handgelenk, um sie an Ort und Stelle festzuhalten.

Er löst sich ein Stück weit von ihr und Hinata rutscht unsicher von der Kommode. Unter der hellen Beleuchtung des Raumes hebt sich die tiefe Röte, die seine Berührung bereits in ihren Wangen hinterlassen hat, besonders klar von ihrer hellen Haut ab.

„Hinata.“

Es dauert einen Moment, bis sie den Mut aufbringt ihren Blick anzuheben und sobald sie seinem begegnet, vertieft sich die Röte in ihren Wangen noch weiter.

Er nimmt ihre andere Hand und platziert sie so auf seinem Brustkorb, dass sie seinen eigenen wilden Herzschlag fühlen kann.

„Hinata, ich liebe dich! Und wenn du mich trotz allem immer noch so willst, wie ich dich, dann-“

Er will zu einer Entschuldigung seines Verhaltens der letzten Tage ansetzen und ihr versprechen, dass er nicht zulassen wird, dass seine eigenen Unsicherheiten sich noch einmal zwischen sie stellen. Aber bevor er noch ein weiteres Wort über die Lippen bringt, schiebt die junge Clanerbin ihre Hand über seinen Brustkorb in seinen Nacken und streckt sich auf die Zehenspitzen, bis ihre Lippen wieder an seine heranreichen.

Sein raues Brummen verhallt gegen ihre Lippen, als er beide Hände an ihre Hüfte legt, um sie ruckartig zurück gegen seinen Körper zu ziehen. Er schiebt eine Hand an ihrem Rücken unter ihr Oberteil und genießt das spürbare Zittern ihres zierlichen Körpers gegen seinen, während er seine Zunge sinnlich über ihre Unterlippe zieht und sie ihm mit einem heiseren Seufzen erlaubt ihre Berührung weiter zu vertiefen.
 

Zumindest bis sie ein lautes Klopfen unsanft auseinanderreißt, gefolgt von Kibas vertrauter Stimme.

„Hinata, bist du da drin?“

Obwohl er den Inuzuka gerade gedanklich verflucht, schmunzelt Naruto liebevoll, als sein Blick auf die junge Clanerbin in seinen Armen fällt und er feststellt, dass die Röte in ihren Wangen tatsächlich noch eine tiefere Nuance annehmen kann.

Hinata tritt einen Schritt von ihm zurück und fährt nervös mit ihren Händen über ihre Haare und ihre Kleidung, bevor sie ihre Stimme halbwegs zurückgewinnt.

„J-Ja.“ Sie räuspert sich und zwingt ein wenig mehr Stärke zurück in ihre Stimme. „Ich komme gleich!“

Ihr Blick wandert zurück zu seinem und ihr leises Flüstern klingt beinahe vorwurfsvoll, als sie erkennt, wie sehr in ihre prekäre Situation amüsiert.

„Das ist nicht lustig!“

Naruto hebt die Hand und streicht ihr schmunzelnd eine lose Haarsträhne aus der Stirn, senkt seine Stimme aber ebenfalls. „Willst du etwa sagen, dass es das nicht wert war?“

Der Ausdruck in ihren Augen sagt alles und bevor sie sich von ihm abwenden kann, greift er noch einmal nach ihrer Hand.

„Komm morgen Abend zu mir.“

Sie kann nur nicken. Ihre Stimme hat sie an diesem Abend schon zu oft im Stich gelassen und im Moment traut sie auch ihren Beinen nicht mehr besonders, deshalb achtet sie auf jeden Schritt, der sie von Naruto weg und hinüber zur Tür trägt. Sie versichert sich, dass Naruto außerhalb des direkten Blickfeldes der Tür steht, bevor sie die Klinke nach unten drückt und nervös dem Blick ihres langjährigen Teamkameraden begegnet.

Sie ist in diesem Moment ausgesprochen dankbar dafür, dass Kiba seinen nüchternen Zustand schon vor einer ganzen Weile hinter sich gelassen hat, denn andernfalls würde er ihren aufgelösten Zustand vermutlich mehr hinterfragen.
 

Sie lässt die Tür einen Spalt weit offen, deshalb ist es allzu leicht für den blonden ANBU, das Gespräch zwischen Hinata und ihrem Teamkameraden zu verfolgen.

„Du bist feuerrot. Hat Naruto wieder etwas zu dir gesagt?“

„W-Was? N-Naruto? N-nein-“

„Geht es dir gut?“

Naruto lehnt sich ein wenig weiter vor, um durch den schmalen Spalt nach draußen sehen zu können und trotz der Gefahr, dass Kiba ihn jeden Moment hier drinnen entdecken könnte, ziert ein breites Grinsen seine Lippen, während er beobachtet, wie Hinata mit einem tiefen Atemzug ihre Schultern strafft und zumindest einen kleinen Teil ihrer Beherrschung zurückzugewinnen scheint.

„Es geht mir gut. Es war mir nur ein wenig zu voll da draußen.“

Kiba schlingt grinsend einen Arm um seine beste Freundin. „Na komm, ich verspreche, ich werde dir den Rest des Abends nicht von der Seite weichen. Außerdem bist du noch gar nicht dazu gekommen dir die Welpen genauer anzusehen.“

Aber Hinata wirft über Kibas Schulter noch einmal einen Blick zurück zu der Badezimmertür, in deren Rahmen Naruto mittlerweile mit verschränkten Armen steht und als sie ungewohnt direkt in seine Richtung die Augen verdreht, erstickt er sein Lachen gerade noch rechtzeitig hinter seiner Hand, bevor er doch noch Kibas Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Die Welpen, richtig.
 

.

.

.

Desiderat

Am Abend desselben Tages in Sakuras Wohnung
 

Sakura legt seufzend den Kopf in den Nacken, während das warme Wasser der Dusche über ihre angespannten Muskeln läuft.

Obwohl sie und Sasuke keine dreiviertel-Stunde miteinander trainiert haben, ist sie erschöpft. Zu der Tatsache, dass sie die letzten Nächte nicht besonders gut geschlafen hat, kommt erschwerend hinzu, dass die Nachwirkungen des Giftgasangriffs sie in den letzten Monaten erfolgreich von größeren Trainingseinheiten abgehalten haben, was ihrer Ausdauer spürbaren Schaden zugefügt hat.

Im Gegensatz zu ihr hat Sasuke sein Training in ihrem Garten fortgesetzt und, getreu seiner Mission sie in den Wahnsinn zu treiben, ohne Oberteil. Sie hat sich erfolgreich damit abgelenkt ihre Wohnung zu putzen, eine Arbeit, um die sie sich normalerweise mit aller Macht drückt, während sie ein Stoßgebet zu Kami-sama geschickt hat, dass die Show in ihrem Garten ihren Nachbarn entgehen möge.

Die kalten Ramen und die Notiz, die sie nach ihrer Rückkehr vom Training auf ihrer Türschwelle vorgefunden hat, haben ihr verraten, dass sie ihren besten Freund verpasst haben. Sie hat eigentlich erwartet ihn an diesem Abend wiederzusehen, aber sie kann sich auch gut vorstellen, was beziehungsweise wer ihn von einem erneuten Besuch abhält.
 

Aufgewärmt und entspannt tritt sie schließlich aus der Dusche. Sie wickelt ihren Körper in einem großen Handtuch ein, bevor sie ihrem eigenen Blick im Spiegel begegnet. Die Tatsache, dass sie nicht in der Lage ist in den aktiven Dienst der ANBU zurückzukehren, hat sie in den letzten Wochen mehr belastet, als sie je laut zugeben würde. Ihr Team in Zeiten, wo die personelle Situation in der ANBU allgemein ausgesprochen angespannt ist, nicht unterstützen zu können, wäre schon schlimm genug, wenn sie sich nicht zusätzlich die Schuld dafür geben würde, immer noch nicht über ihre Verletzung hinweg zu sein.

Sie fährt sich mit einem zweiten Handtuch über die Haare, bevor sie sie zu einem langen Zopf zusammenflicht und in die Kleidungsstücke steigt, die sie sich in der Erwartung mitgenommen hat, Sasuke erneut in ihrem Zimmer vorzufinden, sobald sie das Bad verlässt.
 

Sie behält mit ihrer Vermutung Recht, allerdings scheint es in diesem Moment nicht das vorrangige Ziel des Uchihas zu sein, sie in den Wahnsinn zu treiben. Er nimmt sofort die Hand von seiner Schulter, aber ihr geschulter Blick erkennt mit Leichtigkeit die Anspannung in den betroffenen Muskeln. Sie spart sich die bissige Erinnerung, dass sie ihn gewarnt hat, es nach seinen schweren Verletzungen noch nicht zu übertreiben.

Stattdessen tritt sie wortlos an ihn heran und fährt mit ihren Fingern testend über die angespannten Muskelpartien, mit einem sorgfältigen Blick auf die letzten Spuren der tiefen Verletzung, die er von dem Gegner davongetragen hat, über den er sich immer noch eisern ausschweigt.

„Leg dich hin“, verlangt sie ruhig und ignoriert den anzüglichen Blick, den sie sich für diese Anforderung einfängt.

„Du willst jetzt schon nachgeben?“

Sie schubst ihn mitsamt seinem süffisanten Grinsen Richtung Bett.

„Auf den Bauch.“

Aber der dunkelhaarige Clanerbe bewegt sich gewohnt starrsinnig keinen Zentimeter und zieht lediglich abschätzend eine Augenbraue in die Höhe. „Wozu soll das gut sein?“

„Das Messer, das deine Schulter durchbohrt hat, hat auch mehrere Muskelstränge beschädigt. Auch wenn die Wunde fast verheilt ist, wirst du den Schaden an den Muskeln noch eine ganze Weile spüren. Also leg dich endlich hin, damit ich meinen Job machen kann.“

Überraschenderweise kommt er ihrer Aufforderung tatsächlich nach, allerdings steht sie gleich vor der nächsten Herausforderung, als sie neben ihn und das Bett tritt. Der Winkel, in dem sie zu ihm steht, ist für ihre Zwecke absolut ungeeignet. Für einen Moment erwägt sie ernsthaft das Ganze einfach abzublasen, aber abgesehen von ihrem Stolz, der einen Rückzieher dieser Art niemals tolerieren würde, lässt ihre Berufsehre ebenfalls nicht zu, dass sie ihm nicht hilft. Also nimmt sie einen tiefen Atemzug, sinkt auf ein Knie neben ihm auf die Matratze und schwingt ihr anderes Bein über seine Hüfte. Sie stützt ihr ganzes Gewicht auf ihre Knie, aber seine breite Statur im Kontrast zu ihrer kleinen zwingt ihnen in dieser Position den Körperkontakt dennoch auf und für einen Moment spürt sie, wie sich sein Körper unter der unerwarteten Nähe anspannt.

Sie aktiviert ihr Chakra schnell über seiner Haut und drückt ihre Finger gleichzeitig gezielt gegen die strapazierten Muskeln in seinem Schulterblatt, aber natürlich tut er ihr nicht den Gefallen das Ganze einfach kommentarlos hinzunehmen.

„Das ist also dein Job?“

Sie drückt ein wenig fester als nötig gegen seine Haut. „Halt einfach die Klappe.“

Sein raues Lachen verhallt in dem Kissenstoff unter ihm und obwohl kein einziger wohlwollender Laut über seine Lippen kommt, entspannen sich seine Muskeln nach und nach unter ihren geschickten Fingern. Es ist von Vorteil, dass sie nach so vielen Jahren in ihrem Beruf bei einer simplen Muskellockerung so routiniert ist, dass sie über keinen Handgriff besonders nachdenken muss.

Aber sie ist sich dennoch jeder einzelnen Berührung bewusster als je zuvor und beinahe erleichtert, als seine Muskeln sich zufriedenstellend locker unter ihren Fingern anfühlen.

„So, gern geschehen und jetzt verschwinde in dein eigenes Bett.“ Sie steigt in einem Satz von seinem Rücken, aber als sie keine Antwort erhält, dreht sie sich zurück zu ihrem Bett.

„Sasuke?“
 

Seine geschlossenen Augen und die Entspannung in seinen Zügen lassen ihn überzeugend schlafend aussehen und die schöne Medic-nin in der Konsequenz mit den Augen rollen. „Sasuke, ich bin zu müde für dieses Theater.“

Aber sie erhält wieder keine Antwort und vollkommene Verblüffung zeichnet ihre Züge, als sie erkennt, dass ihr ehemaliger Teamkamerad, gesuchter Nuke-nin des gefährlichsten Ranges, tatsächlich in ihrem Bett eingeschlafen ist.

Sie starrt für einen Moment reglos und fasziniert auf ihn herab, bevor sie sich mit einem unterdrückten Stöhnen mit der Hand über die Stirn fährt. Sie will ihn nicht wecken. Die Tatsache, dass er entspannt genug war um einzuschlafen, ist ein stummes Zeugnis, dass er wirklich erschöpft war. Sie könnte auch auf der Couch schlafen, aber… sie sieht zurück auf seine entspannten Züge und statt eine der vorherigen Optionen zu wählen, tritt sie um das Bett herum und schlüpft lautlos unter die Decke.

Ihn anzusehen, treibt ihren Puls spürbar in die Höhe und als sie fürchtet, dass es einen erneuten Anfall von Atemnot hervorrufen könnte, schließt sie die Augen. Sein gleichmäßiger Atem ist das einzige Geräusch in der Stille, abgesehen von ihrem eigenen Herzschlag, der dumpf in ihren Ohren rauscht. Das Überlappen und die Gleichmäßigkeit der beiden Töne, lullt sie schließlich ein und zieht sie schon nach wenigen Minuten selbst in einen tiefen Schlaf.
 

.

.

.
 

Zur selben Zeit in Narutos Wohnung
 

Hinata ringt in einer alten Angewohnheit nervös mit den Händen, bevor sie die alte Klingel an seiner Wohnungstür betätigt. Allerdings dringt Narutos Stimme überraschend aus einem angelehnten Fenster.

„Komm rein! Die Tür ist offen!“

Sie kommt der gerufenen Aufforderung blinzelnd nach, verharrt dann aber unsicher im Flur. Allerdings ist das nichts im Vergleich zu der Flut an Emotionen, die sie auf einen Schlag überfällt, als Naruto aus einer Tür in den Flur tritt, von der sie annimmt, dass sie in sein Badezimmer führt. Sie leitet diese Annahme von der Tatsache ab, dass er nur mit einem Handtuch bekleidet ist und seine Haare noch feucht von der Dusche sind.

Die hübsche Clanerbin dreht schnell den Kopf zur Seite und die vertraute Röte brennt bereits heiß in ihren Wangen. „Gomenasai, ich wollte dich-“

Sie kommt keine Silbe weiter, denn seine Hände umfassen sanft ihre Wangen und als sie unter seiner Führung den Kopf zu ihm zurückdreht, liegen seine Lippen schon auf ihren.

Hinata streckt hilflos ihre Hände nach ihm aus, aber als ihre Fingerspitzen seine nackte Haut streifen, durchläuft ein spürbares Zittern ihren ganzen Körper, das auch Naruto nicht entgeht. Er dreht sie mühelos herum und sie nimmt erleichtert den Halt wahr, den ihr die Wand in ihrem Rücken bietet. Allerdings tritt er in derselben Bewegung so nahe an sie heran, dass sich ihre Körper auf eine Art aneinander anpassen, die ihr jeden weiteren rationalen Gedanken verbietet. Das schwächliche Zittern ihrer Beine lässt sie ihre Hände unbewusst um seinen Hals schlingen, aber das Brummen, das ihm entweicht, als sie ihre Fingerspitzen durch die nassen Haarsträhnen in seinem Nacken zieht, nimmt sie durchaus war.

Sie keucht atemlos, als er sich von ihr löst und lässt ihre Hände haltsuchend auf seinen Schultern ruhen, obwohl seine nackte Haut unter ihren Fingern ihren aufgelösten Zustand keineswegs verbessert.

Narutos Hände ruhen stützend auf ihren Hüften und er muss der Versuchung widerstehen, die Schlaufen ihres Mantels aufzuziehen und sein Verlangen zu befriedigen herauszufinden, was sie darunter trägt. „Dir ist schon klar, dass ich gestern nicht aufgehört hätte, wenn Kiba nicht gekommen wäre, oder? Dass ich gar nicht hätte aufhören könnten, solange du nicht nein gesagt hättest?“

Sie ist über seine Art der Begrüßung immer noch nicht einmal im Ansatz hinweg, deshalb hört sie kaum, was er sagt.

„Hinata“, er nippt mit seinen Lippen neckend an ihrem Ohrläppchen und zieht im Anschluss eine sinnliche Spur ihren Hals hinunter. Als er ihren verräterischen Puls unter seinen Lippen spürt, kann er nicht widerstehen seine Zähne leicht in ihrer makellosen Haut zu vergraben.

Ihre Finger verkrampfen sich haltsuchend an seinen Schultern und er festigt seinen intimen Griff um ihre Hüfte ruckartig, um sie noch näher an sich zu ziehen.

„Antworte mir“, verlangt er rau.

Die schöne Clanerbin fährt sich nervös mit der Zunge über die Unterlippe und schließt hilflos die Lider. „Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich unserem Gespräch folge, solange du-“

Sein Grinsen ist pure männliche Zufriedenheit. „Solange ich was“, will er unschuldig wissen und öffnet gleichzeitig seine Lippen gegen ihren Nacken, um seine Zunge provozierend über ihren Pulspunkt zu ziehen. Er genießt es, wie ihre Knie einknicken und sie noch mehr auf seinen Halt angewiesen ist, um ihr Gleichgewicht nicht zu verlieren.

„Ich habe gefragt, ob dir klar ist, dass meine Beherrschung sich beängstigend schnell verflüchtigt, jedes Mal, wenn ich dir so nahe bin und du mich mit jedem Atemzug in Versuchung führst, mehr zu wollen.“

Er wandert mit den Fingern seiner rechten Hand neckend von ihrer Hüfte über ihren Rippenbogen nach oben, bis sein Daumen beinahe die Unterseite ihrer Brust streift und selbst durch ihre Kleidung zittert sie spürbar unter der intimen Berührung.

„N-Nein.“

„Nein, es ist dir nicht bewusst?“, will er schmunzelnd wissen und sieht dieses Mal auf, um in ihre Augen sehen zu können.

Sie beschränkt sich dieses Mal auf die nonverbale Antwort und schüttelt atemlos den Kopf.

„Mhm, dann sollte ich es dir wohl noch einmal demonstrieren.“ Er zieht seinen Zeigefinger sanft über den Bogen ihrer Wangenknochen, bis zu ihrem rechten Mundwinkel und wartet geduldig, bis sie die Augen öffnet und ihn mit ihren ausdrucksstarken Iriden ansieht, bevor er ruckartig den Kopf senkt und ihr rau seine Lippen aufdrängt. Dieses Mal hält er nichts zurück und lässt sie jedes Quäntchen der Leidenschaft, die er schon länger für sie empfindet als er sich selber eingestehen will, fühlen.
 

Er löst sich nur so weit von ihr, dass er ihr in die Augen sehen kann und er stellt seine nächsten Worte mit einem leichten Grinsen, aber versteckt ist auch ein Funke echter Furcht dahinter, die er einfach nicht ganz los wird. „Hast du Angst vor mir, Hinata?“

Dieses Mal begegnet sie seinem Blick selten entschlossen und ohne zu zögern, auch wenn ihre Stimme nur ein heisernes Wispern ist. „Niemals.“

Er überspielt die Rührung, die er über ihre ehrliche Antwort empfindet, mit einem verschlagenen Grinsen und schiebt seinen Daumen leicht unter den Saum ihres Oberteils, bevor er erneut ihren Blick sucht. „Dann macht es dich nicht nervös, dass wir momentan ganz allein in meiner Wohnung sind?“

„Nein.“ Trotz seiner Nähe kommt ihr das Wort ohne Zögern über die Lippen, aber das leichte Stocken in ihrer Atmung verrät sie trotzdem.

Er beugt sich weiter vor, bis seine Lippen schon beinahe ihre streifen und genießt erneut das spürbare Zittern ihres zierlichen Körpers gegen seinen. „Du warst schon immer eine schlechte Lügnerin, Hinata-chan.“

Ohne ihr die Möglichkeit zu einer weiteren Antwort zu geben, drängt er ihr erneut seine Lippen auf. Er küsst sie ein weiteres Mal ungestümer, als er sollte, aber ein Funken verbleibender Vernunft dringt doch noch durch seine Gedanken, kurz bevor er endgültig die Beherrschung verliert.

Als er sich von ihr löst, entflieht ihren Lippen ein sehnsuchtsvolles Seufzen, das ihn beinahe augenblicklich zu ihr zurücktreibt. Stattdessen tritt er einen Schritt nach hinten, um den Abstand zwischen ihnen zumindest auf ein Mindestmaß zu vergrößern.

„Was muss ich tun, damit du endlich einsiehst, dass es besser wäre, du würdest dich von mir fernhalten?“ Diese Frage ist die pure Ironie, nachdem er selbst gerade erst beschlossen hat, dass er sich nicht von ihr fernhalten kann, selbst wenn es vielleicht besser für sie wäre.

Trotz ihrer Atemlosigkeit, liegt eine tiefe Entschlossenheit in ihren hellen Augen und dieses Mal schwankt auch ihre Stimme nicht. „Da gibt es nichts.“

Naruto runzelt angespannt die Stirn, aber als sie mit zitternden Fingern nach dem Gürtel ihres Mantels greift und die Schlaufen auseinanderzieht, ist sein Mund plötzlich zu trocken, um auch nur ein einziges Wort zu produzieren. Seine Augen verfolgen gebannt, wie sie geordnet einen Knopf nach dem anderen durch seine Halterung schiebt, bis ihr langer Mantel offen klafft. Aber als sie das Kleidungsstück mit zitterndem Atem von ihren Schultern schiebt und sich damit in dem dünnen Kleid präsentiert, das sie darunter trägt, fliegen seine Augen schlagartig zurück zu ihren.

Hinata kaut nervös auf ihrer Unterlippe und ihre alte Angewohnheit lenkt ihn beinahe ab, aber irgendetwas sagt ihm, dass er ihr in die Augen sehen will, sobald sie sich dazu durchringt ihre Gedanken und Wünsche endlich in Worte zu fassen.

„Wenn du… mich so willst, wie ich dich-“

Sie wird nie herausfinden, ob sie wirklich den Mut besessen hätte, diese kühne Bitte auch zu Ende auszusprechen, denn er lässt sie nicht.
 

Sobald er erkennt, dass sie ihm seine Worte von gestern zurückgibt, bewegt er sich so schnell, dass ihr auch ihre Augen nicht mehr helfen können und sie ist vollkommen hilflos, als er wild ihre Hüften umfasst und sie so hart an sich reißt, dass jeglicher Atem aus ihren Lungen zu entweichen scheint. Sobald seine Lippen sich erneut auf ihre senken, erliegen ihre Gedanken dem Sturmwind ihrer Gefühle.

Dieses Mal zögert er nicht seine Hände unter den Saum ihres Kleides zu schieben. Unter seiner intimen Berührung zuckt ein solches Zittern durch ihren zierlichen Körper, dass er sie auf seine Arme heben muss, als ihre Beine unter ihr einknicken.

„Naruto!“ Sie flüstert seinen Namen atemlos gegen seine Lippen, aber im nächsten Moment verwickelt er sie bereits wieder in einen Kuss, der ihr auch den letzten bewussten Gedanken stiehlt.

Sie bemerkt kaum, dass er sich mit ihr auf dem Arm über den Flur bewegt, deshalb braucht sie einen Moment, um ihre Orientierung zurückzugewinnen, als er sie unter sich auf seinem Bett ablegt.

Naruto stützt beinahe sein gesamtes Gewicht neben ihr auf der Matratze ab, hebt aber locker eine Hand, um ihr eine verirrte Strähne aus der Stirn zu streichen.

„Bist du dir sicher? Wirklich sicher, dass es das ist, was du willst?“

Sie versteht seine Frage zunächst nicht. Aber überraschend klärt sich ihr Verstand trotz seiner unmittelbaren Nähe für ein paar Sekunden so weit, dass sie erkennt, dass sein widersprüchliches Verhalten der letzten Tage unter einer Voraussetzung leicht zu erklären ist: Dass sie nicht die einzige ist, die von den plötzlichen Veränderungen in ihrer Beziehung verunsichert ist.

Ihr Blick wird weich, aber er sieht es nur einen Moment, denn sie greift selbst nach dem Saum ihres Kleides und hebt die Hüften in einer Bewegung, die schlagartig ihn alles andere vergessen lässt. Als sie mit zitternden Fingern ihr Kleid über ihren Kopf zieht und es zur Seite rutschen lässt, kann er nicht anders, als mit seinen Augen über jeden entblößten Zentimeter ihres zierlichen Körpers zu wandern.

Doch als sie ihre unruhigen Hände zärtlich an seine Wangen legt, fliegen seine Augen augenblicklich zurück zu ihren.

„Du bist alles, was ich je wollte.“
 

.

.

.
 

Gegen 3.00 Uhr morgens in Sakuras Wohnung
 

Zuerst glaubt sie, eine weitere Panikattacke hätte sie aus dem Schlaf gerissen. Aber das Gefühl, das sie weckt, ist drückender, schwerer, als die mittlerweile vertraute Atemnot. Sobald ihre Augen die dunklen Umrisse ihres Schlafzimmers fokussieren, nimmt sie auch die Chakrapräsenz neben sich war und anhand der starken Schwingungen, die von ihm ausgehen, macht sie Sasuke innerhalb von Millisekunden als Quelle der erdrückenden Schwere im Raum aus.

Sakura greift blind nach dem Lichtschalter neben ihrem Bett, aber als sie ihn umlegt, erschrickt sie zum ersten Mal in dieser Nacht wirklich, als ihr Blick sich genug schärft, um ihren Teamkameraden neben sich wahrzunehmen.

Kalter Schweiß steht auf seiner Stirn, während er sich unruhig neben ihr hin- und herwälzt, aber wirklich erschreckend ist der gequälte Ausdruck in seinem Gesicht. Sie schlägt die Decke zur Seite und rutscht auf ihre Knie, bevor sie die Hand nach seiner Schulter ausstreckt.

„Sasuke!“

Ihr Fehler wird ihr schon bewusst, kaum dass ihre Finger seine Schulter berühren, aber in diesem Moment ist es bereits zu spät. Er bewegt sich so schnell, dass sie sich bei dem Versuch zurückzuweichen in der Decke verheddert und nach hinten aus dem Bett fällt. Sie rollt sich ab und entscheidende Sekunden, bevor ihr Verstand begreift, dass er sie angreift, reagiert ihr geschulter Körper bereits.

Sie duckt sich unter ihm weg und greift nach dem Kunai, das sie in ihrem Bücherregal versteckt hält und ihr am nächsten ist, denn ihr Teamkamerad hält die Klinge in der Hand, die sie in dem Kästchen neben ihrem Bett versteckt hat.

„Sasuke.“

Sie sieht zu seinen Augen auf, aber als sie drohendem Rot begegnet, senkt sie den Blick schnell zu seinen Füßen, um seine Bewegungen so vorauszusehen. Sie weicht auch seinem nächsten Angriff aus, aber das Kunai, das er in der Hand führt, schrammt so haarscharf an ihrem Gesicht vorbei, dass es sie ein paar Haarsträhnen kostet.

„Sasuke!“ Sie flucht, als er keinerlei Anstalten macht, aus seiner Trance oder was auch immer ihn gefangen hält aufzuwachen und kalkuliert ihre Optionen. Ihr Training am Nachmittag, so kurz es auch war, hat ihr trotzdem aufgezeigt, dass sie nicht lange gegen ihn wird bestehen können. Nicht wenn er mit der vollen Rücksichtslosigkeit agiert, von der sie weiß, dass sie in ihm steckt und im Moment erscheint er ihr nicht besonders einsichtig. Sie steht sprichwörtlich mit dem Rücken zur Wand, die Tür ist auf der anderen Seite des Zimmers, das Fenster bekommt sie nie schnell genug auf und im direkten Zweikampf wird sie ihm eher früher als später unterliegen.

Mit wild pochendem Herzen drängt sich ihr eine Möglichkeit auf, die eventuell noch dämlicher ist, als ihre Idee sich an ihn zu binden.

Seine nächste Bewegung ist nur aus dem Augenwinkel für sie ersichtlich, aber statt erneut einen sicheren Abstand zu ihm zu gewinnen, duckt sie sich nur unter seinem Angriff weg und schlägt ihm blitzschnell die Klinge aus der Hand. Sie lässt ihre eigene Waffe fallen, greift mit beiden Händen um seinen Kragen und drückt ihre Lippen unsanft gegen seine.

Ihr darauffolgender, ausgesprochen unsanfter Zusammenstoß mit der Wand in ihrem Rücken, prophezeit ein neues Muster blauer Flecken in ihrer unmittelbaren Zukunft.

Die junge Medic-nin aktiviert erneut ihr Chakra, um ihn von sich zu stoßen, aber gerade als sie sich von ihm lösen will, erwidert er den Druck ihrer Lippen und statt ihm auszuweichen, schiebt sie ihre Hände von seinem Kragen in seinen Nacken. Der Druck seiner Lippen gegen ihre verfestigt sich, während sich sein grober Griff um ihre Schultern lockert.

Doch dann löst er sich von ihr und als sie erkennt, dass er endlich aus seinem merkwürdigen Zustand aufgewacht ist, wünscht sie sich beinahe, er hätte noch ein wenig länger angedauert.
 

„Sakura?“

Sasukes Blick fokussiert sich und wandert in Millisekunden über ihre Lippen zu den roten Handabdrücken auf ihren Oberarmen, die das dünne Top, das sie trägt, nicht einmal im Ansatz verbergen kann. Er tritt so schnell und so ruckartig von ihr zurück, dass sie sich an die Wand in ihrem Rücken lehnen muss, um ihr Gleichgewicht nicht zu verlieren.

Er fragt nicht, was passiert ist, was ihr wortlos verrät, dass er im Gegenteil zu ihr genau weiß, was gerade vorgefallen ist und dass es wahrscheinlich nicht zum ersten Mal passiert ist. Er hält ihren Blick noch einen Moment, bevor er sich umdreht und ohne ein Wort ihre Zimmertür anstrebt.

Aber sie findet ihre Stimme gerade noch wieder, als er seine Hand auf die Türklinke legt. „Wir versuchen es also mal wieder mit weglaufen?“

Erwartungsgemäß funkeln sie seine blutroten Augen drohend über seine Schulter an. „Ich laufe nicht weg!“

„Ach nein? Wie würdest du die letzten acht Jahre deines Lebens dann zusammenfassen?“

Die Warnung in seinem Blick ist eindeutig, aber sie verschränkt unbeeindruckt die Arme vor dem Oberkörper.

„Dir ist schon klar, dass mich deine Augen schon lange nicht mehr einschüchtern, oder?“

Er verschwindet in unmenschlicher Geschwindigkeit vor ihrem Blick, aber statt den Raum zu verlassen, taucht er direkt vor ihr auf und sperrt sie mit seinen Armen zu beiden Seiten neben ihrem Kopf an der Wand ein.

„Du musst mich endlich gehen lassen!“

Es ist derselbe raue, befehlsmäßige Tonfall, den sie mehr als alles andere von ihm gewohnt ist, aber ihr Herz stockt aus einem anderen Grund für einen Moment schmerzhaft in ihrem Brustkorb.

Sie erwidert seinen Blick unter gesenkten Lidern, aber es ist nur ein Flüstern in dem ihre nächsten Worte über ihre Lippen kommen. „Das kann ich nicht.“

Denn gleich was er getan hat und ungeachtet der Tatsache, dass er sie für jeden ihrer Versuche ihm zu helfen, zu verachten scheint, ist sie in acht Jahren trotzdem nicht von ihm losgekommen.

Es ist die Verachtung, die sie erwartet hat, die sich in dem Schnauben wiederspiegelt, das seine Antwort darstellt, aber als er sich einmal mehr von ihr abwendet, um sie zu verlassen, verliert sie den Rest ihrer Beherrschung.

„Töte mich.“
 

Der dunkelhaarige Clanerbe verharrt stocksteif in seinem geplanten Schritt und sein nächstes Wort durchbricht selten fassungslos die Stille. „Was?“

„Du hast mich verstanden.“

Er fährt herum und greift erneut grob nach ihren Oberarmen und ihr ganzer, zierlicher Körper bebt unter der Kraft seines Halts.

„Hast du jetzt vollkommen den Verstand verloren?!“

Ebenso aufgebracht wie er, reißt sie sich von ihm los und stößt ihn unsanft gegen den Brustkorb. „Wenn du unbedingt von hier wegwillst, dann tu es! Es ist deine einzige Möglichkeit das Jutsu zu brechen und das einzige, was Naruto dir niemals verzeihen würde! In dem Fall wärst du uns beide endgültig los!“

Sasuke macht einen Schritt von ihr zurück, als hätte er sich an ihrer Haut verbrannt und sie sieht interessiert zu, wie er grummelnd vor ihr auf- und abmarschiert und ihr immer wieder einen Blick über die Schulter zuwirft, der noch einen ganzen Ticken finsterer ist als sein üblicher sonniger Ausdruck.

Er öffnet den Mund und schließt ihn wieder, ohne ein Wort zu sagen.

Sakura hebt skeptisch eine Augenbraue und wenn ihre Situation nicht so verworren wäre, würde sie sich vielleicht über sein untypisches Verhalten amüsieren.

Als sie seine dunklen Augen erneut direkt fokussieren, fängt ihr törichtes Herz ein weiteres Mal ungefragt zu rasen an. Sie versucht sich auf jede seiner möglichen Reaktionen vorzubereiten, sieht sie aber letztendlich doch nicht kommen.

Er überwindet den Abstand zwischen ihnen erneut so schnell, dass ihr von dem Versuch seinen Bewegungen zu folgen, beinahe schwindelt. Sie unterdrückt den Impuls zurückzuweichen, als er die Hände nach ihr ausstreckt, aber als er seine Hände überraschend und beinahe zärtlich an ihre Wangen legt, stockt ihr Atem spürbar in ihrem Brustkorb.

„Du bist verrückt.“

Es liegt immer noch ein hörbarer Vorwurf in seiner Stimme, aber sie bildet sich ein noch etwas anderes zu hören.

Sie öffnet den Mund, um klar zu machen wer sie verrückt macht, aber jeglicher Gedanke zu protestieren, verpufft in dem Moment, in dem er seine Lippen gegen ihre drückt.

Aber dieses Mal ist es keine kalkulierte Berührung, um sie zu provozieren oder ihn aufzuhalten. Es ist ein Kuss von dem Mann, den sie schon als kleines Mädchen geliebt hat.
 

Sie zögert dennoch einen Moment lang, aber als er nach mehreren Sekunden immer noch keine Anstalten macht sich von ihr zu lösen, schlingt sie impulsiv die Arme um seinen Hals und vergräbt ihre Finger vorsichtig in seinen dunklen Haarsträhnen.

Als er unerwartet seine Finger unter den Saum ihres Oberteils schiebt, zittert ihr Körper verräterisch unter seiner Berührung. Sie spürt sein Grinsen gegen ihre Lippen und beschließt, dass es höchste Zeit ist, ihm seine ewige Arroganz ein wenig heimzuzahlen. Es ist sie, die ihren Kuss aufreizend vertieft, während sie ihn unauffällig ein paar Schritte nach hinten manövriert. Es ist ihr Zimmer und damit ihr Vorteil.

Kurz vor ihrem Bett, schubst sie ihn gezielt auf die Matratze und schwingt locker ein Bein über seine Hüfte, bevor er die Chance hat sich wieder zu erheben.

„Sakura.“

Es amüsiert sie wirklich, wie er die Silben ihres Namens betont, wenn sie etwas tut, was ihm nicht passt. Also mindestens jedes zweite Mal, wenn er ihn ausspricht.

„Was, gefällt es dir nicht mit deinen eigenen Waffen geschlagen zu werden?“

„Vorsicht, Sakura-“

Sie beugt sich zu ihm herunter und stiehlt ihm noch einen Kuss, bevor dieser merkwürdige Moment endet. „Es ist nur ein Spiel, Sasuke.“

Er legt seine Hände auf ihre Oberschenkel und da sie nur Shorts trägt, beschert ihr die intime Berührung augenblicklich eine Gänsehaut. „Ach ja? Wer hat dir das gesagt?“

Ihr Schmunzeln nimmt einen zynischen Zug an. „Du spielst mit mir, seit du im Krankenhaus aufgewacht bist.“

Er nickt verstehend. „Daher kommt also dein Wagemut. Du denkst, es ist mir nicht ernst.“

Sie keucht überrascht, als er den Halt um ihre Beine plötzlich nutzt, um sie herumzudrehen. Sie landet unter ihm auf der Matratze und als er ihre Hände umfasst und locker über ihrem Kopf zusammendrückt, entfährt ihr ein leises Zischen, als die Bewegung ihren Körper ungewohnt nahe gegen seinen drängt. So nahe, dass sie plötzlich spürt, dass ihre Nähe auch ihn nicht so kalt lässt, wie es zuvor den Anschein hatte.

Ihr ehemaliger Teamkamerad hält gelassen ihren Blick, während er seine freie Hand über den Rand ihres Tops, bis zum Saum ihrer Shorts zieht und sie zittert erneut, als er seine Finger neckend unter den Saum des dünnen Stoffes schiebt. „Du solltest dir besser schnell überlegen, ob du dieses Spiel hier wirklich spielen willst.“

Ihre Augen weiten sich, als sie begreift, dass es ihm tatsächlich ernst ist und plötzlich kann sie nicht mehr benennen, ob ihr heiß oder kalt ist. Sie hat gewusst, dass er versucht sie zu verführen, um so seinen Willen bezüglich des Jutsus durchzusetzen, aber sie war sich auch sicher, dass er sie eiskalt fallen lassen würde, sobald sie Ansätze machen würde ihm zu geben, was er augenscheinlich will. Sie hätte nie gedacht, dass er sich möglicherweise tatsächlich darauf einlassen würde.

Sie schluckt und plötzlich ist ihr übermäßig bewusst, in welcher ausgesprochen kompromittierenden Position sie sich im Moment befinden. „Sasuke-“
 

Er sieht die Überraschung und die leichte Überforderung in ihrem Blick und er kann ihre Emotionen nachvollziehen. Er weiß selbst nicht, wann es aufgehört hat, nur ein Spiel zu sein. Aber es ist schon lange keine Lüge mehr, dass er sie will. Weit mehr, als er seit langem etwas gewollt hat.

Er hat sie genau da, wo er sie haben will und zögert dennoch die Situation zu seinem Vorteil zu nutzen. Stattdessen hebt er seine Hand abwesend zu ihrem Gesicht und schiebt ihr eine lose Haarsträhne aus der Stirn. Bevor er sich bewusst dazu entschieden hat, formulieren seine Lippen einen Ausweg für sie. „Sag mir einfach, dass das hier nicht das ist, was du willst. Dass du mich nicht mehr willst.“ Der Gedanke, der seine Worte begleitet fühlt sich merkwürdig an, beinahe lachhaft. Sie hat versprochen, ihn immer zu lieben.

Aber die zynische Stimme in seinem Hinterkopf erinnert ihn auch daran, dass er das noch nie geglaubt hat und dass sie ein törichter Narr wäre, sich auf ihn einzulassen, nach allem was er ihr schon angetan hat. „Sag es und ich werde dich nie wieder anrühren.“
 

Sakura hält zischend die Luft an und schließt überfordert die Augen, als sie seinem durchdringenden Blick nicht länger standhalten kann. Sie hört das Pochen ihres eigenen Herzens, aber in seiner Raserei hat es nichts Beruhigendes. Doch dann nimmt sie plötzlich ein zweites, dumpfes Klopfen war, das nicht ganz zu ihrem eigenen Herzschlag passt. Sie merkt gar nicht, dass sie den Atem anhält, als ihr klar wird, dass es sein Herzschlag ist, den sie aufgrund seiner unmittelbaren Nähe wahrnimmt.

Sie schlägt blinzelnd die Augen auf und er sieht sie immer noch unverwandt an.

„Das kann ich nicht.“

Ihr leises Flüstern ist ihre Kapitulation und die letzte Silbe verblasst noch auf ihren Lippen, als er seinen Körper gegen ihren drängt und sie für einen rauen Kuss zu sich heranzieht.

Er schiebt seine Hand an ihrem Bauch unter ihr Oberteil und lässt ihr keine Zeit mehr noch zu protestieren, bevor er ihr den Stoff vom Körper zieht und ihren Kuss augenblicklich fortsetzt, aber sie hat nicht vor ihn aufzuhalten.

Ihr atemloses Keuchen verhallt gegen seine Lippen, als sich ihr bloßer Oberkörper gegen seinen schmiegt, in einer intimen Passung, die sich merkwürdig richtig anfühlt.

Er schiebt seine Finger erneut unter den Bund ihrer Shorts, aber dieses Mal hebt sie bereitwillig die Hüften, um zuzulassen, dass er ihr den Stoff auszieht. Sie denkt nicht lange darüber nach, dass sie sich damit vollkommen unbekleidet im Bett mit ihrem ehemaligen Teamkameraden wiederfindet. Sie weiß, jeder bewusste Gedanke würde diesen zerbrechlichen Moment innerhalb von Sekunden ruinieren, deshalb schiebt sie sie so weit wie möglich von sich. Sie will diesen gestohlenen Moment, so lange er anhält.

Deshalb schiebt sie ihre eigenen Finger über seine Hüfte unter seine Hose, bevor er dazu kommt seine Meinung zu ändern.

Er hilft ihr, ihm das Kleidungsstück auszuziehen und erstickt ihr atemloses Stöhnen gegen seine Lippen, als er seinen bloßen Körper gegen ihren drängt.

Ihr Körper zittert gegen seinen, heiß und kalt zugleich und sie verbirgt ihr Gesicht in seiner Schulterbeuge, aber sie legt ihre Hände ermutigend auf seine Hüfte als er seinen Körper zwischen ihre gebeugten Beine schiebt.
 

Sie erstickt ihr Keuchen an seinem Schulterblatt, aber die angespannte Reaktion ihres Körpers verrät sie dennoch. Er hält inne und löst sich ein Stück weit von ihr, um einen Blick in ihre feinen Züge werfen zu können. Sie weiß nicht, wo er die Antwort findet, die er sucht, aber sie sieht die ungläubige Erkenntnis in seinen Zügen aufblitzen.

„Was- verdammt, Sakura!“

„Bild dir nicht zu viel darauf ein, Sasuke.“

Statt auf ihre neckende Provokation einzugehen, wirft er ihr einen eindringlichen Blick zu und als sie die seltene Unentschlossenheit in seinen Augen sieht, schlingt sie schnell ihre Beine um seine Hüften und sieht ihm hart in die Augen, während sie ihm seine spottenden Worte von seinem ersten Tag in Konoha zurückgibt, auch wenn ihre Stimme verräterisch atemlos klingt. „Du wirst doch in den letzten Jahren nicht feige geworden sein, Sasuke.“

„Du musst auch wirklich in jeder Situation das letzte Wort haben, was?“

Sie sieht das Ringen in seinen Augen verblassen und statt sich aus ihr zurückzuziehen, beugt er sich zu ihr herunter und drückt seine Lippen für einen Moment gegen ihre. „Schling deine Beine ganz um mich.“

Sie beschließt diese Anweisung ausnahmsweise nicht zu diskutieren, während er eine Hand unter ihren Rücken schiebt, um ihr Becken ein Stück weit anzuheben. Als sie spürt wie viel näher sie ihre leicht veränderten Positionen bringen, entflieht ihren Lippen ein heiseres Stöhnen.

„Sasuke!“

Er ergreift ihre Hand und verschränkt ihre Finger in einer unerwartet zärtlichen Geste mit seinen.

Sie sieht in seine Augen und für einen Moment glaubt sie ein rotes Funkeln in der tiefen Schwärze zu sehen, aber dann überwältigen sie ihre Empfindungen und sie schließt stöhnend die Augen, während sie sich ihm vollkommen und unwiderruflich hingibt.
 

.

.

.

Naturell

In den frühen Morgenstunden in Sakuras Wohnung
 

Die ersten Sonnenstrahlen dringen gerade durch die Vorhänge in das Schlafzimmer, als Sasuke sich in dem Bett seiner Teamkameradin aufrichtet. Sie ist schon vor Stunden neben ihm eingeschlafen, während er keine Minute die Augen geschlossen hat. Er ist trotzdem neben ihr liegen geblieben, bis ihn das zunehmende Tageslicht daran erinnert hat, dass er hier nichts verloren hat.

Er wendet seinen Blick von ihren hellen Schultern ab, die bedeckt von ihren langen rosa Strähnen über den Rand der Decke fallen, die sie um sich selbst gewickelt hat.

Er steigt mit einem lautlosen Seufzen aus dem Bett und strebt das angrenzende Badezimmer an, ohne sich noch einmal nach ihr umzusehen. Aber er hat die Türschwelle noch nicht ganz erreicht, als ein vertrauter Schmerz sengend durch seinen Körper zuckt. Es kommt so unerwartet, dass er für einen Moment mit einem unterdrückten Stöhnen in die Knie sinkt.

Während er mit einem stummen Fluch nach dem Türrahmen greift, um sein eigenes Gleichgewicht zu stärken, schreckt Sakura hinter ihm aus ihrem tiefen Schlaf.
 

„Sasuke?“ Sie blinzelt sich zurück in die Realität und als sie seine schwankende Gestalt erkennt, springt sie mit einem Satz aus dem Bett, greift blind nach einem Stoff und streift sich sein T-Shirt über ihren bloßen Körper.

„Sasuke, was-“

„Dieses verfluchte Jutsu!“

Sie legt ihre Hand auf seine Schulter und er registriert zynisch, dass der verfluchte Schmerz in seinem Brustkorb augenblicklich nachlässt.

„Was, das Jutsu-“

Er richtet sich auf und seine dunklen Augen fokussieren sie vorwurfsvoll von oben herab. „Ja. Und ich bin im Moment definitiv keine 1000 Meter von dir entfernt.“

Die schöne Medic-nin runzelt verwirrt die Stirn und jegliche verbliebene Spur von Schlaf weicht schlagartig aus ihren Zügen. „Ich kann mir das auch nicht erklären-“

„Tse!“ Er schafft es wie kein Zweiter, in einem einzigen Laut das komplette Ausmaß seiner Verachtung auszudrücken. „Du kennst dich ja gut mit diesem tollen Experiment aus, zu dem du uns angemeldet hast!“

Relativ unbeeindruckt von seinem Vorwurf, fährt sie sich müde über die Stirn und tritt einen Schritt von ihm zurück. „Dieses Jutsu ist so alt, dass sich niemand mehr allzu genau damit auskennt.“

„Was ist mit Tsunade?“

Aber seine Teamkameradin verzieht das Gesicht auf eine Art, die ihn skeptisch eine Augenbraue heben lässt.

„Was?“

Dieses Mal ist es sie, die ihn herablassend ansieht. „Und was soll ich ihr sagen? Dass das Jutsu schon reagiert hat, als du dich zehn Meter von mir entfernt hast, nachdem wir miteinander geschlafen haben?“

„Zum Beispiel?“

Die talentierte Medic-nin schnaubt verächtlich. „Ich würde lieber nicht mit meiner ehemaligen Sensei diskutieren, wie es um mein Sexleben bestellt ist.“

Die direkte Anspielung dessen, was vor wenigen Stunden zwischen ihnen passiert ist, lässt sie allerdings für einen Moment beide verharren.
 

Sakura unterbricht ihren Blickkontakt zuerst und sieht aufgebracht zur Seite. „Das mit dem Jutsu ist solcher Schwachsinn.“

„Da sind wir ausnahmsweise einmal einer Meinung.“

Sie dreht ihren Kopf ruckartig zu ihm zurück und funkelt ihn wütend an. „Schwachsinn ist es, dass wir zu derartigen Maßnahmen greifen müssen, um dich hierzubehalten!“

Es ist die Art, wie er sie ansieht, beinahe mitleidig, die sie den Rest ihrer Geduld kostet. „Warum willst du um keinen Preis hierbleiben? Was ist hier so schlimm, hm? Dass du nicht verfolgt wirst? Nicht jeden Tag um dein Leben kämpfen musst? Dass es hier tatsächlich noch den einen oder anderen Menschen gibt, dem trotz allem noch etwas an dir liegt? Natürlich, das ist alles wirklich eine unheimliche Zumutung für den großen Sasuke Uchiha! Du verbringst den Rest deines Lebens lieber als gesuchter Nuke-nin!“

Seine Gegenwart erscheint ihr schlagartig unerträglich und sie strebt mit hektischen Schritten ihre Zimmertür an, aber er ergreift überraschend nochmal das Wort.

„Hast du es deshalb getan?“

Entgegen jeglichen besseren Wissens, hält sie inne und sieht über ihre Schulter zurück zu ihm. „Was?“

Aber der Ausdruck in seinen Augen sagt es ihr bereits und die erfahrene Medic-nin schnappt fassungslos nach Luft. „Du verdammtes Arschloch“, flüstert sie heiser, so voller Zorn, dass Sasuke überrascht eine Augenbraue hebt.

Ihr ganzer Körper zittert unter der plötzlichen Wut, die sie kaum kontrollieren kann, aber sie zwingt ihre Schritte weiter in die Richtung der Tür, aber natürlich kann er sie nicht einfach gehen lassen.

„Wo willst du hin?“

„Ich werde bestimmt nicht hierbleiben und mich von dir eine Hure nennen lassen!“

„Das habe ich nicht gesagt.“

„Ach nein?!“ Sakura fährt erneut zu ihm herum und mit so viel Verachtung hat ihn noch nie zuvor jemand angesehen. Sie greift nach der Türklinke, aber als sie über die Schwelle nach draußen flüchten will, durchzuckt ein sengender Schmerz ihren Körper und lässt sie taumelnd nach dem Türrahmen greifen.

„Sakura-“

Sasuke macht einen Schritt zu, aber trotz der zunehmenden Schmerzen bewegt sie sich weiter aus dem Raum.

„Sakura, hör auf!“ Er steht in Millisekunden neben ihr und streckt die Hand nach ihr aus, aber sie schlägt seinen Arm blind zur Seite.

„Nein, ich kann nicht- lass mich! Fass mich bloß nicht an!“

Unter dem anhaltenden Einfluss des Jutsus geht sie keuchend in die Knie und dieses Mal greift er nach ihr, ohne ihren Protest zuzulassen.

Wie zuvor bei ihm, lässt die Wirkung des Jutsus unter ihrem Körperkontakt augenblicklich nach.

Sie rutscht trotzdem von ihm weg, aber dieses Mal lässt er sie und sinkt nur ebenfalls neben ihr auf den Boden.
 

Es ist einen langen Moment angespannt still, bis Sakuras Atmung sich wieder normalisiert.

„Du hast mir nicht gesagt, dass es dich auch verletzt.“

Ihre grünen Augen funkeln ihm giftig entgegen. „Das verdammte Ding unterscheidet nicht zwischen uns beiden! Wenn wir uns zu weit voneinander entfernen, erhalten wir diese sanfte Erinnerung es nicht zu tun.“

Sein Blick verengt sich kritisch, während er abschätzend über ihre feinen Gesichtszüge fährt. „Hast du das gewusst, als du dich für dieses nette Experiment bereitgestellt hast?“

„Natürlich.“ Sie wischt sich unzufrieden eine lange Haarsträhne aus der Stirn, bevor sie gereizt seinen Blickkontakt erwidert. „Nur um das klar zu stellen: Ich habe nicht mit dir geschlafen, in der törichten Hoffnung, das könnte dich zum Bleiben bewegen! So verzweifelt bin ich nicht.“

„Warum hast du es dann getan?“

Sie beißt sich hart auf die Unterlippe und er ist sich sicher, dass sie ihm die Antwort hartnäckig verweigern wird.

Aber sie ist noch nie feige gewesen und offen zu ihren Gefühlen zu stehen, war schon immer eine Charakterstärke, die sie ausgezeichnet hat.

„Weil ich wissen wollte, wie es sich anfühlt. Weil ich wusste, dass du mir nie auf eine andere Weise erlauben würdest, dir jemals so nahe zu kommen.“

Es ist erwartungsgemäß er, der daraufhin stumm bleibt und Sakura will sich schnaubend erheben, als er doch noch den Mund öffnet.

„Dann bleibt uns nur eines übrig.“

Die schöne Medic-nin verengt gereizt die Augen. „Das da wäre?“

Aber statt ihr zu antworten greift er nach ihr und hebt sie trotz ihrer Gegenwehr mühelos auf seine Arme.

„Lass mich los, Sasuke!“

Zu ihrer Überraschung trägt er sie zurück auf ihr Bett und zieht sie ungeachtet ihres hartnäckigen Widerstands mit sich unter die Decke. „Verdammt, Sasuke, ich will nicht mit dir hier schlafen!“

„Dafür ist es ein bisschen zu spät.“

Sie setzt erneut an sich von ihm losmachen, aber er zieht ihren Rücken gegen seinen Oberkörper und schlingt beide Arme um ihren zierlichen Körper. „Hör endlich auf zu zappeln. Ich hab das hier auch noch nie gemacht.“

„Was?“

Sie will sich zu ihm umdrehen, aber er festigt den Griff um ihre Hüfte warnend, um eben jene Bewegung zu unterbinden.

Sakura findet sich mit einem unwilligen Seufzen mit ihrem Schicksal ab und obwohl ihr Herz so schnell klopft, dass sie kaum ein anderes Geräusch darüber hinaus wahrnimmt, lullen die gleichmäßigen Bewegungen seiner Atmung gegen ihren Rücken sie Stück für Stück ein, bis ihre Müdigkeit die Anspannung aus ihren Muskeln nimmt und ihre Lider hartnäckig nach unten drückt.

Sie schläft schon beinahe, deshalb ist sie sich nicht sicher, ob sie sich seine leisen Worte nicht nur einbildet.

„Neben jemandem geschlafen.“
 

.

.

.
 

Ein paar Stunden später in Narutos Wohnung
 

Er weiß nicht genau, wie lange er schon wach ist und ihr beim Schlafen zusieht, aber irgendwann kann er der Versuchung nicht mehr widerstehen, ihr eine lose Haarsträhne aus der Stirn zu streichen. Ihre Nase kräuselt sich leicht, bevor ihre Lider flatternd ihr Aufwachen ankündigen und er verfolgt begeistert, dass sich die vertraute Röte bereits auf ihren Wangen abzeichnet, bevor sie überhaupt die Augen aufschlägt.

„Naruto.“

Ihr schüchternes Flüstern lässt seinen Herzschlag aus reinem Glück schneller werden und er kann nicht anders, als sich vorzubeugen und seine Lippen leicht gegen ihre zu drücken.

Hinata schlägt ihre hellen Augen auf und trotz der tiefen Röte auf ihren Wangen, ziert ein glückliches Lächeln ihre Lippen.

Aber dann wandern ihre Augen durch den Raum und fallen auf die Fenster, durch die das gleißende Sonnenlicht strahlt und er sieht plötzliche Panik in ihren Gesichtszügen aufblitzen, bevor sie sich ruckartig aufsetzt und mit einem Satz aus dem Bett springt und hektisch ihre Sachen zusammensucht.

Obwohl er gegen ihren verführerischen Anblick definitiv nichts einzuwenden hat, setzt er sich doch leicht besorgt auf. „Was ist los?“

„Mein Vater bringt mich um.“ Sie streift sich ihr Kleid über und kontrolliert penibel, ob alle Knöpfe an Ort und Stelle sitzen, bevor sie noch einmal zu ihm zurückkehrt und ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen drückt. „Aber das war es wert.“

Sie ist verschwunden, bevor er sie aufhalten kann, aber das Funkeln in ihren Augen und das Lächeln auf ihren Lippen liegen noch klar in seinen Gedanken und der blonde Shinobi lässt sich mit einem zufriedenen Grinsen zurück in seine Kissen sinken.
 


 

Sie hat es schon fast bis zu ihrem Zimmer geschafft, als sie die vertraut schneidende Stimme ihres Vaters herumfahren lässt.

„Wo warst du?“

Hinata stählt ihre Züge, bevor sie sich umdreht und respektvoll den Kopf senkt. „Verzeiht mir, Vater, ich war bei Tenten und wir sind eingeschlafen.“ Sie betet zu Kami, dass ihr Vater nicht weiß, dass Tenten schon gestern nach Suna aufgebrochen ist.

„Es ziemt sich nicht für eine Hyuuga in der Kleidung vom Vortag nach Hause zu kommen.“

„Natürlich nicht, Vater, verzeiht mir.“

„Ich erwarte dich in einer Stunde zum Training.“

Sie nickt erneut. „Natürlich, Vater.“ Sie erlaubt sich den erleichterten Atemzug erst, als ihr Vater sich umdreht und das glückliche Lächeln schleicht sich beinahe ohne ihr Zutun zurück auf ihre Lippen.
 

.

.

.
 

Zur selben Zeit in Sakuras Wohnung
 

Als Sakura knappe drei Stunden später wieder aufwacht, liegen seine Arme immer noch um ihren Körper. Sie will sich von ihm losmachen, aber die leiseste Bewegung ihrerseits schreckt ihn aus dem Schlaf.

Sasuke lässt sie los und erhebt sich ohne ein Wort, hält aber im Türrahmen einen Moment inne.

„Ich will etwas ausprobieren. Bleib hier!“

Seinen arroganten Befehlston grummelnd verwünschend, steigt sie ebenfalls aus dem Bett und schlüpft zurück in ihre Kleidung, während sie spürt, wie sein Chakra aus ihrem Haus verschwindet, nur um wenige Minuten später zurückzukehren.

Er kehrt wie selbstverständlich zurück in ihr Zimmer und sie registriert erleichtert, dass er zumindest einen Abstecher in sein Zimmer gemacht hat, um sich anzuziehen und sie geht davon aus, dass er auch an seine Tarnung gedacht hat, da das laute Geschrei andererseits vermutlich bis zu ihrer Wohnung zu hören wäre.

„Wie weit ist das Ichiraku von hier weg?“

„Leider nur ein paar hundert Meter, wieso?“

Aber er sieht sie nur herablassend an und die schöne Medic-nin legt stöhnend den Kopf in den Nacken. „Schön, ich gehe und rede mit Tsunade!“

Sie schiebt sich an ihm vorbei und ignoriert das süffisante Grinsen in seiner Stimme.

„Soll ich mitkommen?“

„Fahr zur Hölle, Uchiha!“
 


 

„Hast du mir irgendetwas Entscheidendes über dieses Jutsu verschwiegen?“

Tsunade hat kaum von ihren Akten aufgesehen, als ihre ehemalige Schülerin wie gewohnt ohne Anzuklopfen und leise Verwünschungen vor sich hermurmelnd ihr Büro betreten hat.

„Nicht, dass ich wüsste.“

Sakura lehnt sich gereizt in dem breiten Stuhl gegenüber dem Schreibtisch der Hokage zurück. „Bist du dir da sicher?“

Tsunades halbe Aufmerksamkeit liegt weiterhin auf den Papierstapeln vor sich. „Naja, es gibt verschiedene Gerüchte, die sich um dieses Jutsu ranken.“

Sakura beißt sich hart auf die Unterlippe, um ihre Ungeduld nicht laut herauszurufen. „Die da wären?“

„Wie du weißt wurde das Jutsu früher hauptsächlich im Rahmen von Eheritualen verwendet.“

Die Hokage sieht für einen Moment auf, als Sakura einen verächtlichen Laut von sich gibt, der vage als Zustimmung interpretiert werden kann, senkt ihren Blick aber gleich wieder auf den Vertrag vor sich.

„In diesem Rahmen gab es Berichte, dass körperliche Nähe die Effekte des Jutsus kurzzeitig verstärkt hat.“

Sakuras Kiefer prallen krachend aufeinander, während sie weiter darum ringt, ihre Wut im Zaum zu halten. „Und du bist nicht auf die Idee gekommen mir das zu sagen?“

„Ich muss dir ja wohl nicht sagen, dass es eine dumme Idee ist mit einem Nuke-nin zu schlafen, oder?“

Aber als ihre Schülerin ihr die Antwort länger als fünf Sekunden schuldig bleibt, sieht Tsunade ruckartig von ihren Unterlagen auf.

„Sakura?“

Sie verengt kritisch die Augen, als Sakura mit verschränkten Armen stur zur Seite sieht.

„Sag mir, dass du nicht mit ihm geschlafen hast!“

„Schön, ich habe nicht mit ihm geschlafen!“

Die Sanin schlägt energisch auf den Schreibtisch. „Verdammt, Sakura! Er ist immer noch ein hochrangiger Nuke-nin!“

Die grünen Augen der jungen Medic-nin richten sich trotzig auf sie. „Ich bin nicht hergekommen, um mir einen Vortrag anzuhören, Tsunade. Und ich brauche dich nicht, um mir zu sagen, dass es eine dämliche Idee war. Aber das lässt sich leider nicht rückgängig machen. Was ich von dir brauche, ist eine Konkretisierung des Wortes ‚kurzzeitig‘.“

Jetzt ist es die Sanin, die wütend vor sich hinmurmelt. „So weit es mir bekannt ist, legt sich der Effekt in ein paar Stunden wieder.“ Sie wirft ihrer vorlauten Schülerin einen eindringlichen Blick zu. „Vorausgesetzt du schläfst nicht noch einmal mit ihm.“

„Witzig.“

„Ich kann daran nichts Erheiterndes finden.“

Sakura rollt offen mit den Augen. „Natürlich nicht. Aber weißt du, bei seinem betörenden Charme und seinem einnehmenden Wesen weiß ich wirklich nicht, wie lange ich ihm widerstehen kann.“

„Witzig.“

In dem Wissen, dass dieses Gespräch nirgendwo weiter hinführen wird, erhebt Sakura sich, aber ihre frühere Sensei denkt noch nicht daran sie gehen zu lassen.

„Wo ist der nutzlose Verräter jetzt?“

„Er wartet unten.“

Tsunade lehnt sich nachdenklich in ihrem Stuhl zurück. „Vielleicht sollte ich mit ihm reden-“

Aber alles, was sie für diesen Vorschlag erntet, ist ein weiteres verächtliches Schnauben ihrer Schülerin.

„Das ist doch mal eine geniale Idee! Wenn du ihm verbietest, mit mir zu schlafen, wird ihn das bestimmt davon abhalten!“

Sakura strebt mit gezielten Schritten die Tür an und ignoriert den letzten Ruf ihrer Sensei. „Dann tu uns allen einen Gefallen und zieh dir deine Klamotten ab jetzt ausschließlich selbst aus!“
 

Ihre Laune ist nur noch weiter in den Keller gesunken, als ihr ehemaliger Teamkamerad in seiner Tarnung sich von der Mauer des Gebäudes abstößt und sich ihr anschließt, kaum dass sie den Hokage-Turm verlässt.

„Was hat sie gesagt?“

„Dass wir nicht nochmal miteinander schlafen sollen.“

„Hn.“
 

.

.

.
 

Ein paar Stunden später in Sakuras Wohnung
 

Ihre Laune hat sich im Laufe des Tages kein bisschen gebessert, während sie versucht hat Sasuke in ihrer überschaubaren Wohnung aus dem Weg zu gehen. Deshalb springt sie vor Freude nicht unbedingt im Dreieck, als sie ein vertrautes Chakra registriert und kurz danach ihre Türklingel erschallt.

Sie umarmt ihren besten Freund halbherzig, bevor sie zur Seite tritt, um ihn hereinzulassen und ihm bedeutet ihr in die Küche zu folgen. Allerdings merkt sie schnell, dass Naruto sein sonst so sonniges Gemüt vermissen lässt, aber wie erwartet hält sich der blonde Shinobi nicht lange zurück.

„Ich war gerade bei Tsunade.“

Sie schiebt das Glas, das sie ihm gerade gefüllt hat, zu ihm über den Esstisch, bevor sie sich seufzend auf einen der hohen Stühle schwingt und sich fragt, wo ihr anderer gut gelaunter Teamkamerad abgeblieben ist.

„Naruto ich habe heute keine Lust auf Ratespiele. Wenn du mir was zu sagen hast, dann spucks aus.“

Ihr bester Freund hat sie selten so vorwurfsvoll angesehen und sie hebt skeptisch eine Augenbraue.

„Ernsthaft? Ich lasse dich drei Tage mit ihm allein und er ist gerade mal doppelt so viele Tage wieder hier und du schläfst mit ihm?!“

Die schöne Medic-nin legt stöhnend den Kopf in den Nacken und verflucht ihre ehemalige Lehrmeisterin und deren Unfähigkeit, etwas für sich zu behalten, bevor sie dem Blick ihres Teamkameraden gereizt begegnet. „Bei aller Liebe, Naruto, aber das geht dich absolut nichts an!“

Dass Narutos Blick plötzlich weich wird, während er sie ansieht, hebt ihre Laune kein bisschen und sie verfolgt skeptisch, wie er um den Tisch herumtritt und erst dicht vor ihr stehen bleibt.

„Sakura du weißt, ich hätte nichts lieber, als dass der Teme endlich vernünftig wird und einsieht, was er an dir haben könnte, aber-“

Aber seine beste Freundin stößt ihn grob von sich weg und das erboste Funkeln in ihren Augen warnt ihn eindringlich diesen Satz nicht zu beenden.

„Wage es ja nicht, mir das zu unterstellen, hörst du!“

Der Blondschopf hebt angesichts ihres plötzlichen Zorns sichtlich ratlos die Hände. „Was?“

„Ich habe nicht mit ihm geschlafen, in der törichten Hoffnung ihn so zum Bleiben zu überreden! Das-“

Aber sie unterbricht ihre aufgebrachte Tirade, als Naruto nach ihren Schultern greift und sie beruhigend festhält. „Das habe ich nicht gemeint.“

Sie sieht die vertraute Ehrlichkeit in seinen Augen und nimmt einen tiefen Atemzug, um sich zu beruhigen, aber Naruto geht nicht weiter darauf ein.

„Gerade deshalb solltest du vielleicht einmal mit ihm reden.“

Sakura lacht freudlos. „Ja, tiefschürfende Gespräche mit Sasuke zu führen ist immer wieder ein riesen Spaß.“

„Sakura.“

Der warnende Unterton ihres besten Freundes lässt sie trotzig die Augen rollen. „Ich habe ihm nichts zu sagen.“

Naruto wirft ratlos die Hände in die Höhe. „Ja, weil ihr beide zu stolz seid, um nachzugeben!“

Aber seine beste Freundin verschränkt schlecht gelaunt die Arme vor dem Oberkörper. „Du weißt, ich liebe dich wie einen Bruder, aber ich werde dir das nur noch einmal sagen: Halt dich da raus!“

„So wie du dich bei mir und Hinata rausgehalten hast?“

„…“

„Wir wissen beide, dass du immer noch Gefühle für ihn hast. Himmel, du hast vermutlich nie aufgehört-“

„Wage es nicht diesen Satz zu beenden, Naruto, ich warne dich!“

Der Blick ihres besten Freundes nimmt einen beinahe bekümmerten Ausdruck an, während er sie stirnrunzelnd mustert „Warum willst du es nicht zugeben?“
 

Sie kann ihm nicht die Wahrheit sagen. Sie kann im Moment nicht noch eine Last mehr auf seine Schultern legen, deshalb greift sie zu der einen Lüge, die er ihr umstandslos glauben wird. „Weil ich keine Lust habe das Ganze nochmal durchzumachen! Willst du, dass ich ihm eine Einladung schreibe mir noch einmal das Herz zu brechen? Du warst all die Jahre an meiner Seite, du hast gesehen, wie lange ich gebraucht habe, um mich gerademal halbwegs von seinem Verrat zu erholen. Und als ich meine Eltern verloren habe… wie kannst ausgerechnet du mir sagen, dass ich all das noch einmal seinetwegen riskieren soll?!“

„Weil ich glaube, dass er dieses Mal die richtige Entscheidung treffen wird.“

„Und ich kann das Risiko nicht eingehen, dass er es nicht tut.“ Nicht, wenn er heute Morgen erst deutlich klar gemacht hat, dass er immer noch vorhat sein Heimatdorf bei der ersten Gelegenheit wieder zu verlassen.

Naruto öffnet den Mund, aber Sakura schüttelnd ablehnend den Kopf und ihre Haltung strafft sich angespannt, als ihre Sinne sie warnen, wenige Sekunden, bevor Sasuke zu ihnen in die Küche tritt.

Sasukes Blick wandert erst so eindringlich über ihren Körper, dass sie sich fragt, wie viel von ihrem Gespräch mit ihrem besten Freund er mitbekommen hat, bevor er sich seinem ehemaligen Teamkameraden zuwendet.

„Dobe.“

„Teme.“

Sakura rollt genervt mit den Augen, bevor sie sich mit raschen Schritten an den beiden Männern vorbeischiebt. „Wisst ihr was: Macht was ihr wollt, ich bin weg!“

Im Moment testet sie lieber aus wie weit sie kommt, bevor die Wirkungen des Jutsus sie einholen, als noch einen Moment länger in ihrer eigenen Wohnung zu bleiben. Wenn sie Glück hat, schafft sie es bis zum Krankenhaus und kann sich die nächsten Stunden in ihrer Arbeit vergraben.
 

.

.

.

Adaption

Sobald die Tür hinter Sakura ins Schloss fällt, verhängt sich eine angespannte Stille über die beiden ehemaligen Teamkameraden, die überraschend zuerst von Sasuke gebrochen wird, der mit verschränkten Armen gegen die Küchenanrichte lehnt.

„Sie hat es dir also erzählt.“

„Das war nicht nötig. Du warst schon immer ein Arschloch, das ist nichts Neues.“

Der Uchiha lässt den Vorwurf gewohnt emotionslos über sich ergehen, aber der vorwurfsvolle Blick seines ehemaligen besten Freundes weicht nicht von ihm.

„Musstest du mit ihr schlafen? Ich würde annehmen, es gäbe in deinem Verräter-Leben genug Frauen, die sich gerne von dir ausnutzen lassen.“

Dieses Mal hebt der dunkelhaarige Clanerbe spöttisch eine Augenbraue. „Nicht, dass es dich etwas angeht, Dobe, aber ich habe sie nicht ausgenutzt.“

Naruto verschränkt spöttisch beide Arme vor dem Oberkörper. „Ach nein?“

Aber wie erwartet, führt der Uchiha diese kryptische Offenbarung keineswegs weiter aus, sondern streut stattdessen die nächste Provokation. „Außerdem sage ich dir schließlich auch nicht, dass es eine ausgesprochen dumme Idee ist hinter dem Rücken ihres Vaters etwas mit der Erbin des Hyuuga-Clans anzufangen.“

„Dir passt bloß nicht, dass Hinata dir dein armseliges Leben gerettet hat.“

„Tse.“

Er hat eher einen Schlag erwartet, als den nächsten Kommentar des blonden Shinobi. „Wir gehen zu Ichiraku.“

Die gewohnt undurchsichtige Logik des Uzumakis lässt den Clanerben selten verständnislos die Stirn runzeln. „Warum?“

„Weil ich im Moment lieber eine Nudelsuppe esse, als dir eine reinzuhauen.“ Naruto bewegt sich auf die Haustür zu, ohne sich umzusehen, ob Sasuke ihm folgt. „Und nimm deine Tarnung an, Teme, wir brauchen keinen Aufstand in Konoha.“

Der Uchiha vergräbt beide Hände in den Hosentaschen und erwägt einen Moment, ob die leere Wohnung einer Fortsetzung dieses Gesprächs nicht vorzuziehen wäre, bewegt sich aber schließlich doch auf die Haustür zu.
 

.

.

.
 

Ein paar Stunden später im Krankenhaus
 

Sie hat erleichtert zur Kenntnis genommen, dass das verfluchte Jutsu ihr tatsächlich erlaubt hat, sich bis zum Krankenhaus zu bewegen und hat die unerwartete Freiheit genutzt, um sich für die nächsten Stunden so sehr mit Behandlungen einzudecken, dass sie keine Sekunde Zeit hatte, auch nur einen einzigen Gedanken an irgendetwas anderes zu entbehren.

Aber schließlich zieht es Sakura in ihr Büro und das anschließende Labor. Ihre ausführlichen Unterlagen zu der Recherche, die in den letzten Monaten den Großteil ihrer Freizeit ausgefüllt hat, verdecken beinahe das gesamte Holz ihres Schreibtisches. Sie sinkt in den Stuhl hinter ihrem vollbeladenen Tisch und starrt für einen Moment gedankenverloren auf die verschiedenen medizinischen Unterlagen, die sie mittlerweile alle beinahe auswendig kennt und die sie dennoch kein Stück weitergebracht haben.

Die talentierte Medic-nin erhebt sich seufzend und tritt hinüber in das angrenzende Labor, wo ihre Forschung ebenfalls ihre Spuren hinterlassen hat. Sie schiebt die warnende Stimme in ihrem Kopf zur Seite und schließt die Fingerzeichen für ein Jutsu, das sie in letzter Zeit beinahe jede Woche angewendet hat. Die Mischung aus Genjutsu und medizinischen Jutsu, versetzt sie schnell in den tranceähnlichen Zustand, dem nach wenigen Sekunden auch die mittlerweile vertraute Atemnot folgt.

Das Jutsu lässt sie erschöpft und außer Atem zurück und auch ein weiteres Mal ohne die Antwort, die sie sich erhofft hat.
 

.

.

.
 

Zur selben Zeit im Anwesen des Hyuuga-Clans
 

Hinata fängt sich gerade noch, bevor sie einen Schritt zur Seite taumelt, kontrolliert, dass ihre Züge nichts verraten und unterdrückt ihren unregelmäßigen Atem. Trainingseinheiten mit ihrem Vater lassen das Training bei der ANBU manchmal beinahe harmlos wirken.

Aber die nächsten Worte ihres Vaters, bringen sie weit mehr aus dem Gleichgewicht, als der intensive Zweikampf, den sie soeben hinter sich gebracht haben.

„Ich will, dass du dich darauf vorbereitest meine Nachfolge anzutreten. Noch in diesem Jahr.“

Sie ist zu perplex, um auch nur zu nicken, aber ihr Vater erwartet offensichtlich keine Antwort, denn er hat ihr bereits den Rücken zugedreht und verlässt den Trainingsplatz.
 

Ihr ist kaum bewusst, dass sie den Weg in ihr Zimmer zurückgelegt hat, aber plötzlich begegnet ihr ihr eigener Blick im Spiegel ihres Badezimmers.

Hinata schält sich aus ihrer Trainingskleidung und steigt mit einem lautlosen Seufzen in das warme Badewasser, das auf ihren strapazierten Muskeln beinahe brennt.

Sie legt ihre Hände auf ihre Haut, wo ihr Vater sie während ihres Trainings getroffen hat und lockert die Chakrapunkte mit ihrem eigenen Jutsu.

Aber die Worte ihres Vaters hallen in einer Endlosschleife in ihren Gedanken wieder und ruinieren jeglichen Entspannungseffekt, den das warme Wasser eventuell gehabt hätte.
 

.

.

.
 

Kurz darauf in Sakuras Wohnung
 

Sie schließt die Tür frustriert auf und begegnet direkt dem Blick ihres Teamkameraden.

„Sasuke.“

So erfolgreich ihre Verdrängungstaktiken im Krankenhaus funktioniert haben, aber in der direkten Konfrontation mit ihm kommen die Bilder der letzten Nacht in all ihrer Eindringlichkeit zurück. Der Gedanke, dass sie vielleicht wenigstens ein paar Minuten darauf hätte verwenden sollen, sich zu überlegen, mit welchen Worten sie ihm das nächste Mal begegnen soll, drängt sich ihr unweigerlich auf, aber in der zweiten Überraschung dieses Tages kommt er ihr zuvor.

„Wo warst du?“

Sie hebt in einer abschätzenden Geste eine Augenbraue, die normalerweise ihm eigen ist, beschließt aber, dass sie nichts dadurch verliert ihm diese Antwort preiszugeben.

„Im Krankenhaus.“

Aber scheinbar ist der Uchiha mit seiner Inquisition noch nicht am Ende. „Hast du dich dort verletzt?“

Sakura runzelt verständnislos die Stirn. „Nein, warum-“

Aber in ihrer Unsicherheit stockt sie eine Sekunde, obwohl er eigentlich nicht das Geringste darüber wissen kann, was sie in ihrem Labor getrieben hat. Doch diese eine Sekunde ist lange genug, um zu spät zu bemerken, dass Sasuke einen Schritt auf sie zumacht und eine Hand nach ihr ausstreckt.

Er umfasst ihren Oberarm, bevor sie zurückweichen kann, aber dann geht ein Rucken durch ihrer beider Körper, das keiner von ihnen willentlich herbeigeführt hat.

Zu Sakuras Entsetzen, spielen sich in ihren Gedanken ohne ihr Zutun noch einmal ihre eigenen Handlungen in ihrem Labor ab und sie hat die dunkle Befürchtung, dass sie nicht die einzige ist, die sie sieht.
 

Das brennende Mal an ihrem Handgelenk verrät ihr auch schnell, wem sie diesen unfreiwillig geteilten Moment verdankt, als sich die Realität wieder vor ihren Augen fokussiert.

Sie begegnet keuchend Sasukes Blick und hat zum ersten Mal das Gefühl, dass zu viel in seinen dunklen Augen liegt.

In plötzlicher Hast reißt sie an ihrem Arm, aber er löst seinen Griff nicht und bevor sie noch einmal ansetzen kann sich von ihm loszumachen, krümmt ein plötzlicher Hustenanfall ihren zierlichen Körper. Sie schlägt ihre freie Hand gerade noch rechtzeitig vor den Mund, aber als sie das Blut sieht, das sich über ihren hellen Handrücken sprenkelt, mischt sich ein leiser Triumph unter ihre Schmerzen.

Sobald das Husten ihren Körper nicht mehr schüttelt, fährt sie sich mit dem Handrücken über den Mund und wischt das Blut achtlos an ihrer Hose ab.

„Ich muss nochmal weg!“
 

Es hätte sie warnen sollen, dass Sasuke sie widerspruchslos loslässt, aber so sieht sie nach ein paar Metern misstrauisch über ihre Schulter und erkennt genervt, dass er ihr folgt. Obwohl sie am liebsten schon am Ziel wäre, hält sie inne und öffnet den Mund, aber ihr ehemaliger Teamkamerad kommt ihr mit einem Schmunzeln zuvor, das selbst in seiner Tarnidentität unverändert überheblich wirkt.

„Willst du wirklich hier auf offener Straße einen Streit anfangen? Ich begleite dich.“

So sehr es ihr widerstrebt, aber er hat Recht mit der Annahme, dass sie keine Zeit für eine weitere Auseinandersetzung mit ihm erübrigen kann, die sie vermutlich ohnehin verlieren würde. Also dreht sie sich auf den Fußballen um und setzt ihren zielstrebigen Weg Richtung Hokage-Turm fort. Aber mit der hartnäckigen Präsenz des Uchiha im Nacken, drängt sich ihr unweigerlich der Gedanke auf, wie sehr ihre beiden Teamkameraden aus Genin-Zeiten sich doch unterscheiden. Naruto hätte nicht aufgehört sie mit Fragen zu löchern und darauf bestanden sie persönlich zu Tsunade zu begleiten, wenn sie in seiner Gegenwart irgendeine Art von mysteriöser Verletzung aufgewiesen hätte.

Sasuke hat noch kein Wort darüber verloren, lässt es aber trotzdem auf seine eigene Art nicht gut sein. Gleichzeitig scheint der Gedanke, dass er sich gar Sorgen um sie machen könnte, geradezu lachhaft, aber plötzlich lässt sie eine ernüchternde Erkenntnis schlagartig innehalten und zu ihm herumfahren.

„Woher hast du gewusst, dass ich mich im Krankenhaus verletzt habe?“

Die Antwort, die sie vermutet hat, liegt bereits in seiner spöttischen Miene, die auch an seiner äußerlich veränderten Erscheinung absolut gleich aussieht.

„Noch eine Sache mehr, die du nicht über dieses tolle Jutsu wusstest, hn?“

Sie dreht sich von ihm weg, um ihn nicht sehen zu lassen, dass die scheinbar zahlreichen Nebenwirkungen des Jutsus langsam auch anfangen, sie ein wenig zu beunruhigen. Aber da sich daran nichts ändern lässt, richtet sie ihren Blick wieder auf den näher kommenden Hokageturm.
 

Sakura schreitet die vertrauten Gänge des Hokage-Turms entlang und grüßt die ihr entgegenkommenden Personen abwesend. Angesichts des ihr bevorstehenden Gesprächs, beschließt sie ausnahmsweise lieber anzuklopfen, aber als sie die Hand hebt, verschwimmt das dunkle Holz plötzlich vor ihren Augen. Sie taumelt einen Schritt zur Seite, aber da schließen sich bereits Sasukes Hände fest um ihre Hüfte und lehnen ihren Oberkörper sicher gegen seinen breiten Brustkorb.

„Ich kann alleine stehen.“ Ihr geflüsterter Starrsinn ist ebenso kläglich wie ihr Gleichgewichtssinn im Moment und seine monotone Antwort klingt selbst in ihrer Einsilbigkeit spottend.

„Hn.“

Sie macht sich von ihm los, sobald der Flur vor ihr aufhört sich zu drehen und tritt nun doch ohne Anzuklopfen in das Büro und spart sich auch gleich die Begrüßung.

„Du musst dir meine Lunge ansehen!“

„Es ist wie immer auch schön dich zusehen, Sakura.“

Aber als die Hokage aufsieht und die unnatürliche Blässe in der Miene ihrer ehemaligen Schülerin erkennt, erhebt sie sich augenblicklich von ihrem Schreibtisch.

„Setz dich hin.“ Sie deutet barsch auf die Liege im hinteren Teil ihres Büros und schließt ihre Hände bereits zu einer komplizierten Kombination von Fingerzeichen, während Sakura ausnahmsweise folgsam auf die Liege rutscht.

„Was hast du gemacht?“, verlangt die Godaime zu wissen, während sie Sakura mit einer Kopfbewegung bedeutet sich hinzulegen.

„Ich habe dir gesagt, dass es nicht nur psychisch ist.“

Sasuke steht neben der Tür und verrät mit keiner Miene, dass er kaum ein Wort von dem Gespräch der beiden versteht, aber die beinahe wütende Unzufriedenheit in Tsunades Gesichtszügen ist unschwer zu identifizieren.

„Also hast du einmal mehr beschlossen, jegliche Anweisung zu ignorieren und an dir selbst herumexperimentiert!“

Es ist keine Frage, deshalb reagiert Sakura nicht mit einer direkten Antwort. „Ich bin nicht die einzige, der es helfen wird, die Spätfolgen dieses Giftes rechtzeitig zu erforschen.“

„Sakura-“

„Ich bin seit einem halben Jahr vom aktiven Dienst beurlaubt, Tsunade. Ich habe es satt Zuhause zu sitzen, während mein Team mich braucht! Und jetzt sag mir, dass meine Lunge noch keinen dauerhaften Schaden genommen hat.“

Die Hokage senkt ihre grünleuchtenden Hände grummelnd auf den Brustkorb ihrer früheren Schülerin. „Soweit ich weiß, warst du in den letzten Monaten nicht gerade übertrieben viel zu Hause.“

Das ist eine Anspielung, von der sie besser gar nicht erst versucht sie auszudiskutieren. Vor Sasukes plötzlichem Auftauchen hat sie Doppelschichten im Krankenhaus geschoben, bis sie manchmal nicht mehr wusste, welchen Wochentag sie gerade hatten. Außerdem gilt ihr ausschließliches Interesse im Moment der Befürchtung, dass ihre Karriere mit gerademal zwanzig Jahren schon vorbei sein könnte.

Tsunade studiert für einen Moment konzentriert, was ihr Jutsu ihr offenbart, bevor sie sich wieder aufrichtet. „Du wirst mich ins Krankenhaus begleiten.“

Sakura setzt sich so schnell auf, dass sie es fast mit dem nächsten Schwindelanfall bereut. „Heißt das, du kennst ein Heilmittel?“

„Du wirst eine Woche Zuhause bleiben, hast du mich verstanden? Das heißt auch keine Krankenhausschichten, gar nichts! Wenn du Glück hast, ist die schlimmste Nebenwirkung, die zu spüren kriegst, heftiges Fieber.“
 

.

.

.
 

Währenddessen in Narutos Wohnung
 

Er reißt die Tür bereits auf, bevor sie ihren Finger auf die Klingel legen kann, schlingt einen Arm um ihre Hüfte und zieht sie so ungestüm gegen seinen Körper, dass die Luft keuchend aus ihren Lungen entweicht. Seine Lippen liegen schon auf ihren, als sie die Tür krachend hinter sich ins Schloss fallen hört.

Durch seine stürmische Begrüßung leicht aus dem Gleichgewicht gebracht, hat Hinata sich reflexartig mit ihren Armen auf seinen Schultern abgestützt, aber gerade als sie so weit ist, sich auf seine leidenschaftliche Berührung einzulassen, löst Naruto sich bereits von ihr.

Eigentlich hat sie gedacht, sie hätte die Effekte des Trainings mit ihrem Vater zumindest unter ihrer Kleidung gut genug versteckt, denn auf ihrer Hüfte bildet sich bereits ein dunkler Bluterguss von einem der heftigeren Schläge, die sie eingesteckt hat. Aber vermutlich hat sie das angeschlagene Flackern ihres Chakras verraten.

„Du hast wieder mit deinem Vater trainiert.“

Sie nickt und öffnet den Mund, obwohl sie sich nicht sicher ist, was sie dem noch hinzufügen soll. Aber statt zu einer Entscheidung zu kommen, entflieht ihren Lippen ein atemloses Keuchen, als Naruto sie ohne jede Vorwarnung auf seine Arme hebt.
 

Er trägt sie in sein Schlafzimmer und die Erinnerung an die letzte Nacht flammt lebhaft in ihren Gedanken auf, als ihr Blick auf sein Bett fällt, deshalb formuliert sie ihre Frage ein wenig verspätet, als er sie zurück auf ihre Füße setzt.

„Was tust du?“

„Du solltest dich diese Woche ausruhen und genau das werden wir jetzt tun.“

Sie öffnet ihren Mund, aber als er nach dem Bund ihrer Hose greift und ungeniert den Knopf öffnet, spürt sie augenblicklich eine vertraute Hitze in ihren Wangen aufsteigen und ihr Blick flackert zurück zu seinem. Das jungenhafte Grinsen auf seinen Lippen wärmt ihr Herz und bringt es gleichzeitig endgültig aus dem Takt.

„Die stört dich nur.“

Die junge Clanerbin lacht atemlos. „Ach ja?“

Aber sie schiebt den Stoff mit einer Bewegung über ihre Hüften und steigt heraus. Hinata streift auch ihre Socken von ihren Füßen, hauptsächlich um ihren Blick auf etwas anderes zu fokussieren, während Naruto ebenfalls seine Hose los wird und schließlich wie sie nur noch in Unterwäsche und T-Shirt an sie herantritt.

Sie zittert in seinem Halt, als er an sie herantritt, ihre langen Haare zur Seite schiebt und seine Lippen zärtlich an ihren Hals legt.

Er hebt sie mühelos hoch und schlüpft gemeinsam mit ihr unter die Decke. Sie liegen so dicht nebeneinander, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berühren und er schlingt beide Arme um ihren Körper, während sie eine Hand gegen seinen Brustkorb legt, bis sie seinen Herzschlag unter ihren Fingerspitzen fühlen kann.
 

Sie hat Angst die friedliche Stimmung zwischen ihnen zu zerstören, deshalb bleibt sie mehrere Minuten still, aber was ihr Vater ihr vorhin eröffnet hat, kann sie ihm nicht verschweigen.

„Mein Vater hat mir vorhin gesagt, dass er will, dass ich noch in diesem Jahr seine Nachfolge antrete.“

Jegliche Reaktion auf ihre Worte bleibt zunächst aus, aber sie hält den Blick seiner vertrauten blauen Augen geduldig.

„Was bedeutet das für uns?“

Obwohl seine Stimme vollkommen ruhig bleibt, kaut sie unruhig auf ihrer Unterlippe herum, bis er seinen Daumen vorsichtig über ihre Lippe schiebt, um sie davon abzuhalten.

„Es wird nicht einfach werden.“

Er sieht, wie sehr es ihr widerstrebt weiterzusprechen, aber auch wenn ihre Zurückhaltung ein liebevolles Lächeln über seine Lippen zieht, teilt er sie nicht.

„Wirklich? Ich habe gedacht, dein Vater würde mir zu Ehren eine Willkommensfeier organisieren, um mich herzlich in die Familie aufzunehmen.“

Aber sie lächelt nicht und das Zögern in ihren Augen verstärkt die Unsicherheit, die er eben noch mit Sarkasmus zu kaschieren versucht hat. Er wischt ihr zärtlich eine lose Haarsträhne aus der Stirn und lässt seine Hand an ihrer Wange, die von der vertrauten Röte gezeichnet sind.

Der plötzliche Kloß in seinem Hals ist schwer herunterzuschlucken, aber er muss die Antwort auf seine nächste Frage wissen.

„Hinata, wenn du das hier nicht willst-“

Aber sie unterbricht ihn schnell, beinahe panisch. „Nein! Nein, das ist es nicht.“ Sie rutscht noch ein Stück näher an ihn heran und legt ihre Hände eindringlich an seine Wangen. „Naruto, ich liebe dich seit wir Kinder waren, die mehr Ninja gespielt haben, als wirklich welche zu sein. Alles, was ich mir je gewünscht habe, war es mit dir zusammen zu sein. Aber im Moment- ich hätte nie gedacht, dass mein Vater mich so bald drängen würde seine Nachfolge anzutreten und ich- ich-“

Aber er unterbricht sie sanft und zieht sie seinerseits noch ein wenig näher zu sich. „Hina, wir müssen das hier nicht überstürzen. Ich kann warten.“

Sie schüttelt unzufrieden den Kopf. „Das würde ich nie von dir verlangen-“

Aber er drückt seine Lippen zärtlich gegen ihre und die Berührung unterbricht sie wirkungsvoll. „Das tust du auch nicht. Außerdem hast du acht Jahre gewartet, bis ich es endlich kapiert habe.“

Immer noch sichtlich von Erschöpfung gezeichnet, lehnt sie ihre Stirn vorsichtig gegen seine. „Es wird trotzdem ein Kampf werden meinen Vater von uns zu überzeugen.“

Es schleicht sich der Gedanken in seinen Kopf, dass sie noch keine Ahnung hat, wie verrückt er nach ihr ist und was er alles tun würde, um sie nicht zu verlieren. „Ich würde immer für dich kämpfen!“

Aber als sie seinem Blick begegnet, sieht er seine eigenen Gefühle in ihren hellen Pupillen reflektiert. „Dann kämpf mit mir Naruto!“

Der Kuss, den er ihr auf ihre geflüsterten Worte stiehlt, ist gleichzeitig ein stummes Versprechen, bevor er sie in seine Arme zieht, bis ihr Kopf gegen seinen Brustkorb ruht und er sein erstes Versprechen hält, das seiner Absicht galt sicherzustellen, dass sie sich ausruht. Aber während sie mit seinem Herzschlag unter dem Ohr schnell ihrer Erschöpfung erliegt, bleibt er wach und hält sie im Arm. Denn trotz seines eben geäußerten Optimismus ist er sich sicher, dass Hiashi Hyuuga alles in seiner Macht Stehende tun wird, um zu verhindern, dass seine Tochter mit jemandem wie ihm zusammen ist. Und wenn Hiashi Hyuuga über eines verfügt, dann über ein beinahe beängstigendes Ausmaß an Macht.
 

.

.

.
 

Kurz darauf in Sakuras Wohnung
 

Im Moment ist ihr früherer Teamkamerad ihr ein entscheidendes Stück zu schweigsam und Sakura fragt sich stumm, ob die Verbindung, die sie durch das Jutsu teilen, ihm auch in diesem Moment ein Spiegelbild ihres körperlichen Zustandes offenbart.

Aber seine dunkle Stimme reißt sie aus ihren Gedanken, kaum dass ihre Haustür hinter ihr ins Schloss fällt.

„War es das wert?“

Sie begegnet ruhig seinem dunklen Blick. „Ich bin nicht die einzige, die bei dem Angriff nicht gestorben ist, aber trotzdem verletzt wurde. Und bei der heimtückischen Art dieses Jutus war ich mir sicher, dass es Spuren hinterlassen würde, selbst wenn man Monatelang nichts sehen kann. Also ja, das herauszufinden, war es wert.“

Nicht interessiert an einer weiteren Diskussion, dreht sie sich von ihm weg, aber ihren Lippen entflieht ein überraschtes Keuchen, als er direkt in ihrem Rücken auftaucht und sie ruckartig auf seine Arme hebt.

„Sasuke, lass mich-“ Sie ist gezwungen, sich selbst zu unterbrechen, denn das Schwindelgefühl, dass sie seit dem Hokage-Turm nicht mehr losgelassen hat, verstärkt sich unter seiner unerwünschten Aktion nur noch. Bis sie ihr Gleichgewicht und damit ihre Stimme wiederfindet, setzt er sie bereits in ihrem Zimmer auf ihrem Bett ab und der zornige Blick aus ihren grünen Augen, scheint ihn in gewohntem Ausmaße zu beeindrucken.

„Ich bin nicht müde.“

„Halt den Mund, Haruno, und zieh dich aus.“ Ein vertraut spöttisches Grinsen ziert seine Lippen, während sein Blick abschätzend an ihrem Körper herab und zurück zu ihren Augen wandert. „Oder soll ich das für dich erledigen?“

„Verschwinde, Uchiha.“ Aber ein erneuter Schwindel lässt sie die Augen schießen und sie spürt selbst wie sich die Auswirkungen des Fiebers, das sie tatsächlich bereits hat, langsam auf ihren gesamten Körper auswirken. In dem stummen Entschluss, dass es vielleicht doch besser wäre, sich ein paar Minuten hinzulegen, greift sie blind nach dem Verschluss ihrer Hose, aber ihre zittrigen Finger rutschen mehrfach ab. Sie sieht dennoch vorwurfsvoll auf, als zwei breite Hände ihre zur Seite schieben und begegnet dem amüsierten Blick ihres ehemaligen Teamkameraden.

„Schon vergessen? Da gibt es nichts mehr, was ich nicht schon gesehen habe.“

Sie öffnet ihre Lippen, um ihm zu sagen, dass er nicht immer so ein herrischer Mistkerl sein muss, aber stattdessen verschwimmt die Realität erneut vor ihren Augen und sie sackt haltlos nach vorne und in seine Arme.

Am Rande der Bewusstlosigkeit, bekommt sie kaum noch mit wie er ihr ihre Hose und Socken auszieht und als er sie auf ihr Bett hebt und die Decke über ihren zierlichen Körper zieht, schläft sie bereits tief und fest.

Sie merkt nicht, wie er neben ihr auf die Bettkante sinkt und ihr mit seinem Handrücken über die Stirn fährt, um die Höhe ihres Fiebers zu überprüfen. Selbst sein eindringlicher Blick auf ihr weckt sie an diesem Tag nicht mehr.
 

.

.

.

Kongruenz

Trotz der dichten Rauchschwaden kann sie die helle Farbe des Flures noch ausmachen oder vielleicht spielt ihr Verstand ihr auch nur einen Streich. Sie zieht das getränkte Tuch vor ihrem Mund und ihrer Nase noch enger, aber selbst so spürt sie die unnatürliche Schwere der Luft.

Ihr Katana fest in der Hand, tritt sie mit lautlosen Schritten durch den Flur in das Wohnzimmer, aber als ihr Blick auf die reglose Gestalt ihres Vaters fällt, verliert sie jeglichen Gedanken daran, dass eventuell Feinde in ihrem Elternhaus sein könnten.

„Papa!“

Ihr Katana fällt vergessen aus ihrer Hand, als sie ihre Finger zitternd an seinen Nacken legt.

„Nein! Nein, bitte nicht-“
 

„Sakura! Sakura!“

Es ist bestimmt schon die mehrfache Wiederholung ihres Namens, die schließlich durch ihren Traum zu ihr durchdringt und sie blinzelt das Gesicht ihres ehemaligen Teamkameraden langsam scharf.

Der Schleier des Fiebers liegt noch über ihren Augen, aber das unzufriedene Stirnrunzeln ist ihr auch so vertraut genug, dass sie ihre Umgebung trotz ihrer vernebelten Gedanken relativ schnell einordnet. Immer noch ihr Bett, in ihrer Wohnung. Immer noch Fieber von geschätzt knapp 40°C, als Nachwirkung von Tsunades Behandlung.

„Sasuke.“

Die Anstrengung ihre Hand zu heben, ist beinahe Grund genug es sein zu lassen, aber sie schiebt seine Finger trotzdem von ihrer verschwitzten Stirn.

„Ja, ich habe immer noch Fieber.“

„Und Albträume.“

Sein musternder Blick geht ihr auf die Nerven und durch Krankheit ans Bett gefesselt ist sie niemals gut gelaunt, deshalb schließt sie ihre Augen wieder, obwohl dort auch keine besseren Bilder auf sie warten. „Das war kein Traum.“

„Erinnerungen sind immer schlimmer.“

Anhand dieser unerwarteten Erwiderung, schlägt sie ihre Augen ruckartig wieder auf, aber Sasuke hat den Raum bereits wieder verlassen.
 

Sakura setzt sich mürrisch ein Stück weit auf, aber ihr Körper ist so geschwächt davon sich selbst anzugreifen, um die Schäden des Jutsus rückgängig zu machen, dass sie selbst diese minimale Tätigkeit übermäßig anstrengt.

Selbst in der halbwegs aufrecht sitzenden Position, fallen ihre Lider unaufhaltsam wieder zu, da ihr Körper hartnäckig noch mehr Schlaf einfordert.

Aber eine breite Hand, die sich in ihren Nacken schiebt, lässt sie erneut aufsehen und über den Rand eines Wasserglasses Sasukes Blick begegnen.

„Trink das.“

Sie zwingt ihre Hände erneut zu einer Bewegung, um ihm das Glas aus der Hand zu nehmen, aber nachdem sie ein paar Schlucke genommen hat, sinkt sie zurück in ihre Kissen und ist schon wieder eingeschlafen, während sich ihre Haare noch über den hellen Stoff fächern.
 

.

.

.
 

„Wenn sie schläft sieht sie richtig friedlich aus.“

„Hn.“

„Glaub mir, Teme, du solltest es genießen, solange es anhält.“
 

.

.

.
 

„Sie schläft schon seit beinahe 24 Stunden. Das kann nicht normal sein.“

„Bei der Intensität dieser Behandlung ist das allerdings normal.“

„Wie wäre es dann mit ein bisschen weniger Intensität?“

„Vorsicht, Uchiha. Man könnte fast den Eindruck erhalten, du sorgst dich um sie.“

„Tse.“
 

.

.

.
 

3 Tage später
 

„Ich habe gehört, du hast Tsunades medizinische Behandlung kritisiert. Du verstehst es also nach wie vor dir Freunde zu machen, was Teme?“

„Gehst du der kleinen Hyuuga eigentlich auch so auf die Nerven?“

„Sie liebt mich für meinen unverwechselbaren Charme.“

„Unverwechselbar ist allerdings zutreffend.“

„Halt die Klappe, Teme.“

„Warum gehst du nicht mit gutem Beispiel voran, Dobe?“
 

„Haltet beide die Klappe.“

„Sieh an, unsere schlafende Prinzessin erwacht.“

Sakura schlägt genervt die Augen auf, um ihre beiden Teamkameraden zu fixieren und erkennt gleichzeitig, dass ihr Fieber erheblich gesunken ist, auch wenn sie immer noch die Schwäche in jedem ihrer Glieder spürt, als sie sich aufsetzt.

„Euer Gezeter könnte selbst Tote aufwecken.“ Aber während sie sich aufsetzt, wandert ihr Blick aufmerksam über die Gestalt ihres besten Freundes und sie kaschiert das Verengen ihrer Augen, indem sie die Decke zurückschlägt und die Beine über den Bettrand schwingt.

„Was wird das wenns fertig ist?“

Sie ignoriert Naruto und beschließt, dass sie die Tatsache, dass sie nur Top und Shorts trägt, nicht weiter interessiert und dass sie sich den Blick in den Spiegel vermutlich sowieso lieber sparen sollte und strebt den direkten Weg in die Küche an.

Auf der Treppe hält allerdings nur ein beherzter Griff an das Geländer ihr Gleichgewicht.

Sie spürt Sasukes Wärme bereits in ihrem Rücken, bevor seine Stimme ihr Ohr streift.

„Wenn du dich wehrst, werfe ich dich einfach über meine Schulter.“

Sie öffnet den Mund, eine nette Erwiderung auf den Lippen, aber ihr Atem stockt hart in ihrem Brustkorb, als er sie ruckartig auf seine Arme hebt.

Sie hört das Lachen ihres besten Freundes in ihrem Rücken und bedankt sich mit einem finsteren Blick, als Sasuke sie am Fuß der Treppe im Wohnzimmer wieder absetzt.

Sakura dreht sich auf dem Absatz um und kniet sich grummelnd vor eines der Holzregale in ihrem Wohnzimmer und schiebt die Schiebetüre zur Seite. In vollem Wissen, wo alles steht, greift sie nach fünf der zahlreichen Gläser, erhebt sich und strebt die Küche an, ohne ihre beiden Teamkameraden weiter zu beachten.

Allerdings war es noch nie unbedingt leicht, die beiden Männer zu ignorieren, erst recht nicht in der Kombination.

„Denkst du, wir sollten Tsunade holen?“

Narutos Versuch eines Flüsterns hätte sie an jedem anderen Tag amüsiert, aber die Schwäche ihres eigenen Körpers strapaziert ihre Nerven bereits bis zur Grenze.

„Tsunade hat mir alles beigebracht. Ich bin durchaus in der Lage, selbst mit den Überresten von ein bisschen Fieber fertig zu werden.“

Naruto und Sasuke wechseln einen Blick und während der Blondschopf offen mit den Augen rollt, zupft die Ähnlichkeit eines Schmunzelns am rechten Mundwinkel des Clanerben.
 

Sakura wirbelt durch die Küche und reißt verschiedene Schränke auf, während die beiden Männer zu beiden Seiten des Türrahmens lehnen und ihren Bewegungen folgen.

Naruto hebt belustigt eine Augenbraue, als sich Sakura auf die Zehenspitzen streckt, um eine Schüssel in einem der höheren Hängeschränke zu erreichen, denn Kami-sama bewahre, dass sie jemals von sich aus um Hilfe bitten würde.

„Solltest du dir nicht vielleicht etwas Wärmeres anziehen?“

Der Blick, den er sich über ihre Schulter einfängt, drückt bereits deutlich aus, dass sie seine Frage als schwachsinnig einstuft.

„Ich bin im Moment meine eigene Heizung, also nein, ich will mir garantiert nichts Wärmeres anziehen.“

Naruto wartet, bis sie ihm wieder den Rücken zudreht, bevor er die Augen zum Himmel rollt, aber als er zu Sasuke sieht, um sein stummes Amüsement über den Starrsinn ihrer Teamkameradin mit ihm zu teilen, schleicht sich aus einem anderen Grund ein breites Grinsen auf seine Lippen.

Sasukes Blick liegt weiterhin auf Sakura, aber neben Amüsement liegt auch etwas ganz anderes in seinem Blick, während er zusieht wie ihr Top ein gutes Stück nach oben rutscht, als sie sich zu einem der unteren Küchenschränke bückt und dieses Mal verbirgt Naruto seine Belustigung hinter vorgehaltener Hand.

Naruto dreht sich zurück zu Sakura und fährt sich seufzend durch die Haare, als er sieht, wie seine Teamkameradin dabei ist die Zutaten, die sie zusammengesucht hat, mit geübten Griffen zusammenzumischen.

„Sakura, geh zurück ins Bett. Du musst dich ausruhen und ich weiß, du willst das nicht hören-“

„Was ich nicht will, ist noch länger Zuhause zu sitzen, während unser Team mit einem Mitglied weniger Kopf und Kragen auf Missionen riskiert.“

Er weiß nicht mehr, wie oft sie diese Diskussion in den letzten Monaten geführt haben, aber was er sicher weiß ist, dass er sie nicht gewinnen kann. Er versucht es trotzdem.

„Sakura-“

Aber Sasuke klinkt sich überraschend in ihre Diskussion ein. „Also bist du auch bei der ANBU.“

Sein Blick ruht weiterhin abschätzend auf Sakura, aber die erstarrt nur für eine Millisekunde, bevor sich ihre Augen vorwurfsvoll auf ihren besten Freund richten.

„Du hast ihm erzählt, dass du bei der ANBU bist?!“

„Nein.“ Der Blondschopf verzieht das Gesicht. „Ich habe es nur nicht abgestritten.“

Das Messer in der Hand seiner Teamkameradin, mit dem sie bis eben noch die Kräuter vor sich bearbeitet hat, landet klirrend auf der Küchenanrichte. „Du weißt schon, wie sein offizieller Rang lautet, oder?“

Aber Naruto grinst bereits wieder und sieht provozierend zu Sasuke. „Gefangener Konohas?“

Der Uchiha hebt spöttisch eine Augenbraue. „Willst du das nochmal wiederholen?“

Doch Sakuras genervtes Stöhnen unterbricht ihre Kabbelei. „Wie habe ich es nur jemals mit euch beiden gleichzeitig ausgehalten?“ Sie wischt sich mürrisch eine Haarsträhne aus der Stirn, bevor sie die leicht giftig aussehende Mischung, die sie in den letzten Minuten zusammengebraut hat, hinunterschluckt, ohne eine Miene zu verziehen.

„Und bevor ihr beide mir weiter auf die Nerven geht, wirst du mir sagen, wer dir heute schon die Laune verdorben hat.“

Sasuke sieht mit verborgener Verwirrung zwischen seinen beiden ehemaligen Teamkameraden hin und her, denn Naruto presst plötzlich verstummt die Lippen zusammen, während Sakura abschätzend eine Augenbraue in die Höhe zieht.

„Also soll ich raten? So mitgenommen, wie du aussiehst, kann es eigentlich nur um Hinata gehen.“

Das minimale Zucken in Narutos Miene verrät ihr alles, was sie wissen muss.

„Dank dieser ausgesprochen gutschmeckenden Kräutermischung, habe ich maximal ein paar fieberfreie Stunden vor mir. Wenn du also meinen Rat zu irgendwas willst, solltest du anfangen zu reden, bevor ich wieder doppelt sehe.“
 

Für einen langen Moment sehen sich die beiden langjährigen Teamkameraden wortlos über die Küchenanrichte hinweg an, während Sasuke das Ganze stumm beobachtet.

„Ich war vorhin unangemeldet beim Hyuuga-Anwesen. Und mir ist durchaus klar, dass das an sich eine dämliche Idee ist, aber ich habe sie seit vorgestern Abend nicht gesehen-“

„Wieso war sie nicht beim Training?“

„Weil sie offiziell erst wieder ab morgen trainieren darf, auch wenn ihren Vater das natürlich einen Dreck interessiert!“

Mit der Erwähnung von Hinatas Vater sind sie dann auch schon am Kern des Problems angelangt.

„Und statt Hinata bist du Hiashi begegnet.“

Naruto sieht zur Seite, aber die Anspannung in seiner Mimik und Hiashis Vorgeschichte, machen es Sakura nicht schwer sich auszumalen, wie diese Unterhaltung verlaufen ist.

Aber Sasuke erhebt überraschend noch einmal das Wort, bevor die beiden ihr Gespräch fortsetzen können.

„Ist sie verletzt?“

Sowohl Naruto, als auch Sakura brauchen einen Moment, um zu begreifen, dass er Hinata meint. Aber Naruto sieht erst zu seiner besten Freundin. „Du hast es ihm nicht erzählt?“

Die schöne Kunoichi rollt offen mit den Augen. „Natürlich habe ich das. Aber er hat mir mal wieder in gewohnt aufmerksamer Weise zugehört.“ Sie richtet ihren Blick zurück auf Sasuke. „Hinata hat genau wie du unerklärliches multiples Organversagen gezeigt, nachdem sie dein undankbares Wesen gerettet hat. Sie wird, so wie du, ohne bleibende Schäden davonkommen, aber eigentlich sollte sie diese Woche noch auf keinen Fall trainieren.“

Sie hält seinen Blick, als der Uchiha erwartungsgemäß still bleibt. „Ich nehme an, du planst nach wie vor nicht, mir zu sagen, wem ihr beide diese lebensbedrohliche Symptomatik zu verdanken habt?“

„Hn.“

„Ja, das habe ich mir gedacht.“ Sie verschränkt die Arme vor dem Oberkörper und dreht sich wieder zu Naruto. „Also zurück zu dir. Du bist also unserem Lieblings-Hyuuga begegnet.“

Aber auch Naruto erscheint plötzlich ungewohnt schweigsam und Sakura setzt mit einem stummen Seufzen nach.

„Also hat Hinata ihm erzählt, dass ihr zusammen seid?“

„Soweit ich weiß, nicht. Aber er hat es trotzdem gewusst.“

Der verborgene Schmerz, der über Narutos Blick zuckt, schürt in Sakura eine Wut, die noch besser als ihr Kräutertrunk die Reste der Erschöpfung aus ihrem Körper verdrängt, aber sie stählt ihre Gesichtszüge. „Ich will wissen, was er gesagt hat, Wort für Wort. Damit ich es dir Wort für Wort austreiben kann.“

„Sakura-“

„Jetzt, Naruto!“

Der blonde ANBU schließt die Augen, das unerwartete Gespräch mit dem Oberhaupt des Hyuuga-Clans noch allzu deutlich im Kopf.
 

„Naruto, was kann ich für dich tun?“

„Hiashi-sama. Ist Hinata Zuhause?“

Der abschätzende Blick des Clanoberhaupts gibt ihm bereits einen guten Vorgeschmack auf den weiteren Verlauf dieses Gesprächs.

„Du bist also wirklich mit meiner Tochter zusammen.“

Die ruhige Aussage überrascht ihn für einen Moment, aber er formuliert schließlich eine Antwort. „Ja. Ich liebe ihre Tochter.“

Das Schweigen, das sich daraufhin zwischen ihnen verhängt, wird schnell unangenehm und Naruto beschließt, dass in diesem Moment ein strategischer Rückzug angebracht ist. Also dreht er sich mit einem erzwungenen, höflichen Nicken weg, aber er hat kaum einen Schritt nach vorne gemacht, als ihn die Stimme des Hyuugas verharren lässt.

„Hinata wollte schon immer Kinder. Weißt du überhaupt, wie sich der Fuchs auf deine möglichen Kinder auswirken könnte? Willst du ihr das wirklich antun?“

Er hat mit vielen Vorwürfen gerechnet, die meisten in Bezug auf den Fuchs, aber diese Unterstellung trifft ihn wie ein direkter Schlag in den Magen und er hat keine Antwort darauf.

Aber Hiashi ist noch nicht fertig mit ihm.

„Ist dir klar, dass sollte sie wirklich ein Kind von dir erwarten, diese Schwangerschaft vermutlich im besten Fall schwierig verlaufen wird? Sollte sie dein Chakra nicht vertragen, kostet es sie im schlimmsten Fall das Leben!“

Jeder seiner Muskeln ist erstarrt und es ist von Vorteil, dass er dem Oberhaupt immer noch den Rücken zudreht. So bleibt ihm immerhin die Demütigung erspart, dass auch seine Gesichtszüge verraten, dass die Worte des Hyuugas ihn nicht härter treffen könnten.

„Ich werde nicht zulassen, dass die Liebe meiner Tochter zu dir sie umbringt.“
 

Naruto beendet seine Wiedergabe der Konfrontation mit dem Clan-Oberhaupt erschreckend bitter. „Aber worum es ihm wirklich geht ist, dass er nicht will, dass sich mein dreckiges Fuchsblut mit dem edlen Hyuuga-Blut mischt!“

Er fährt sich aufgebracht durch die Haare und setzt an die Küche zu verlassen, aber da steht Sakura bereits vor ihm und ihre aufgebrachten Emotionen spiegeln sich für einen Moment in ihren Gesichtszügen wieder, bevor sie ruckartig beide Arme um seine Mitte schlingt und ihr Gesicht an seinem Oberkörper verbirgt.

Aber sie hält ihn nur für einen Moment so fest, bevor sie den Kopf hebt und eindringlich seinen Blick sucht.

„Ich weiß nicht, was der alte Knacker sich einbildet, aber soweit ich weiß, ist er kein Medic-nin! Und entsprechend viel Ahnung hat er vermutlich auch von Schwangerschaften. Also von Hiashi Hyuugas absolut irrelevanten Hirngespinsten einmal abgesehen-“, sie legt beide Hände an Narutos Wangen, als er den Blick von ihr abwendet, „Naruto, nach allem was wir wissen, würde dein Kind maximal einen Teil deiner Fähigkeiten erben-“

Aber ihr bester Freund macht sich aufgebracht von ihr los.

„Also würde ein Teil meines Chakras auf das Baby übergehen! Und zumindest während der Schwangerschaft auch auf Hinata!“

Sakura wischt sich fahrig eine Haarsträhne aus der Stirn. „Vermutlich ja, aber-“

„Also hat er Recht!“

Mit seinem Ausbruch endet auch Sakuras sanftmütiger Ansatz. „Gar nichts hat er!“

„Aber du sagst auch, dass es niemand sicher wissen kann! Nicht einmal du und Tsunade!“

Die schöne Medic-nin verschränkt beide Arme vor dem Oberkörper und ihre rechte Augenbraue zuckt warnend. „Vielleicht solltest du mit Tsunade reden, wenn du mir nicht glaubst. Statt auf die hasserfüllten Worte eines egoistischen, alten Mannes zu hören, der alles sagen und tun würde, um an seiner Macht festzuhalten und seine Interessen durchzusetzen!“

Ihre Geduld reicht gerade einmal für zehn Sekunden, als Naruto starr an ihr vorbei sieht und ihr die Antwort schuldig bleibt.

„Naruto!“

Der blonde ANBU vergräbt mit einem tiefen Seufzen die Hände in den Hosentaschen. „Schön, ich rede mit Tsunade.“

„Schön.“ Sie überwindet mit schnellen Schritten den Abstand zwischen ihnen und schlingt erneut fest beide Arme um seinen Rumpf. Die Art wie sie erneut ihre Stirn gegen seinen Brustkorb lehnt, entlockt ihm entgegen seiner miserablen Laune ein liebevolles Schmunzeln und er erwidert ihre Umarmung seufzend.

„Du weißt, dass ich sie fragen werde, ob du bei ihr warst.“

Naruto drückt ihr schmunzelnd einen Kuss auf ihren hellen Haarschopf. „Alles andere würde mich überraschen.“

Sasuke, der die Diskussion seiner ehemaligen Teamkameraden regungslos beobachtet hat, begegnet Narutos Blick, als dieser von Sakura aufsieht.

„Sieh zu, dass sie sich noch ein wenig ausruht.“

Das verächtliche Schnauben zu seiner Linken enthebt den Uchiha einer Antwort.

„Ich bin sein Babysitter, schon vergessen?“

Naruto fährt seiner besten Freundin grinsend durch die Haare, was sie eine Sekunde geschehen lässt, bevor sie seine Hand murrend zur Seite schlägt.

„Mir wäre es lieber, ihr würdet gegenseitig aufeinander aufpassen.“ Naruto verlässt mit einem Nicken in Sasukes Richtung die Küche, aber natürlich stochert er in sicherer Entfernung an der Haustür noch einmal nach. „Und mit aufeinander aufpassen meine ich nicht, dass ihr euch wieder die Klamotten vom Leib reißen sollt!“
 

Die Tür fällt krachend hinter ihm ins Schloss und Sasuke sieht zu Sakura, die Narutos Kommentar jedoch glimpflich ignoriert und stattdessen mit sichtbar wütender Miene und verschränkten Armen gegen die Küchenanrichte in ihrem Rücken lehnt.

„Vielleicht bekommst du doch noch deinen Willen.“

Er zieht eine Augenbraue in die Höhe, um wortlos seine Aufmerksamkeit zu signalisieren, aber erfahrungsgemäß hätte sie auch ohne seine Beteiligung weitergesprochen.

„Wenn ich Hiashi Hyuuga die Medizin verabreiche, die er so dringend braucht, werde ich mit dir das Dorf verlassen müssen.“

Das deutliche Aufflackern ihres berüchtigten Temperaments treibt ein verstecktes Schmunzeln in seinen Mundwinkel. „Ich bin sicher, du könntest es überzeugend wie einen Herzinfarkt aussehen lassen.“

Seine Worte wiederum zaubern ein verschlagenes Grinsen auf ihre Lippen. „Das könnte ich allerdings.“

Aber das Grinsen rutscht schlagartig von ihren Lippen, als Sasuke plötzlich vor ihr steht und eine Hand an ihre Wange legt. Die unerwartet zärtliche Geste, lässt sie die Stirn runzeln, aber sie wird aus dem leichten Schmunzeln in seinen Zügen nicht schlau. Aber natürlich hat er nicht die Gnade ihr zu erklären, was in diesem Moment in seinem unergründlichen Verstand vor sich geht.

Zumindest oberflächlich wird es aber schnell ersichtlich, als er den Kopf senkt und seine Lippen auf ihre legt.

Ihre Augen weiten sich überrascht und sie starrt direkt in seine, aber dann senken sich seine Lider, er legt auch seine zweite Hand an ihre Wange und küsst sie auf sündhafte Weise.

Sein Kuss lässt ihre Knie augenblicklich weich werden, aber was sie Kopf und Kragen kostet, ist der versteckte, beinahe liebevolle Hauch in der Berührung. Denn entgegen ihrer Erwartung, schiebt er seine Hände nicht unter den Saum ihres Oberteils oder den Bund ihrer Shorts.

Er hält sie einfach und küsst sie, bis sie vollkommen vergessen hat, wie es überhaupt angefangen hat.

Als er sich von ihr löst, braucht sie einen beschämend langen Moment, um einen Satz formulieren zu können, ohne befürchten zu müssen, sich zu verhaspeln.

„Wofür war das?“

Sie fährt sich unbewusst mit der Zunge über die Unterlippe und seine Augen folgen der Bewegung, bevor er ihren Blick erwidert.

„Einfach so.“

„Verstehe.“ Sie nickt, obwohl sich in ihrem Kopf im Moment rein gar nichts verständlich anfühlt. Aber schließlich erreicht ihr Gehirn die taktische Rückzugsmeldung und sie tritt aus seinem Halt heraus. „Ich geh duschen.“
 

.

.

.

Ekstase

Kurz darauf in Sakuras Wohnung
 

Sie tritt aus der Dusche und lauscht angespannt, ob sie sich das Klingeln der Haustüre nur eingebildet hat. Über den Flur dringen keinerlei Geräusche an ihre Ohren, deshalb rubbelt sie ihre Haare halbwegs trocken, bevor sie sie mit einer Klammer hochsteckt. Gedankenverloren schlüpft sie erst in ihre Unterwäsche und anschließend in legere Shorts und ein Top, da sie nicht plant, ihre Wohnung an diesem Tag noch einmal zu verlassen.

Der Blick im Spiegel erfolgt nur im Vorbeigehen, bevor sie den Raum verlässt und mit konzentrierten Schritten die Treppe hinuntergeht. Obwohl sie kein Fieber mehr hat, traut sie ihrem Gleichgewichtssinn immer noch nicht uneingeschränkt.

„Sasuke, warst du an der Tü-“ Aber den letzten Buchstaben verschluckt sie, als sie vertrauten braunen Augen begegnet.

Tais Blick wandert von ihr zurück zu dem Uchiha, den sie zu spät in seiner Tarnung im Türrahmen erkennt.

„Sasuke, hm?“

Sakura schickt einen stummen Fluch Richtung Decke, bevor sie die letzten Schritte nach unten tritt und beschwichtigend die Arme nach dem braunhaarigen Shinobi ausstreckt. „Tai-“

Aber dessen Blick richtet sich verachtend auf den anderen Mann, der in diesem Moment ohne eine Miene zu verziehen seine Tarnung aufgibt.

„Ich hätte es wissen müssen! Sasuke Uchiha.“ Er mustert den Clanerben abschätzend, während Sakura besorgt neben die beiden Männer tritt. „Du bist das einzige Arschloch auf diesem Planeten, dass seine Fingerabdrücke in der Form von blauen Flecken auf ihren Armen hinterlassen würde, obwohl sie versucht hat dir zu helfen! Stattdessen hätte sie dir besser die Kehle durchschneiden sollen!“

Sie versucht das Zucken ihrer Mimik zu kaschieren, als Tai ihre Blutergüsse anspricht und sie Sasukes Blick auf sich spürt. Vermutlich sollte sie dankbar dafür sein, dass der Uchiha noch nicht auf die Vorwürfe des anderen Shinobi reagiert, aber sie macht sich keine Illusionen darüber, dass er ihr dafür später umso mehr zu sagen haben wird.

Den Blick in Sasukes Richtung wohlweislich meidend, legt sie ihre Hand auf Tais Unterarm und zieht so dessen Aufmerksamkeit auf sich. „Lass uns nach draußen gehen.“

So selten der temperamentvolle Ausbruch vor wenigen Sekunden für den bodenständigen Shinobi ist, so sicher weiß sie, dass er ihr ihre Bitte nicht ausschlagen wird. Sie ignoriert Sasukes Aufmerksamkeit, die sie brennend auf sich spürt und folgt Tai nach draußen vor ihre Wohnungstür.
 

Sie nimmt einen tiefen Atemzug, bevor sie den Blick zu seinen dunklen Augen hebt, in denen ein klarer Vorwurf liegen.

„Wie lange weißt du schon, dass Uchiha wieder im Dorf ist?“

„Tai-“

Aber dieses Mal bleibt ihr Beschwichtigungsversuch erfolglos.

„Wage es nicht mich anzulügen, Sakura! Ist er der Grund, warum wir uns nicht mehr sehen können?“

„Ich kann dir nicht sagen, seit wann er da ist und ich konnte dir auch nicht sagen, dass er hier ist-“

Der dunkelhaarige Shinobi lacht freudlos. „Wie bequem es manchmal ist sich hinter der Geheimhaltung zu verstecken, was? Dann kannst du mir auch bestimmt nicht sagen, was ein gesuchter Nuke-nin in deiner Wohnung zu suchen hat, während du offensichtlich unter der Dusche warst, oder?“

Da es dafür, von der Geheimhaltungsklausal einmal abgesehen, keine Erklärung gibt, die ihn auch nur ansatzweise beschwichtigen würde, beschränkt sie sich auf die sachlichen Fakten ihrer verzwickten Lage. „Er ist ein Gefangener Konohas, Tai.“

„Deine Couch ist allerdings ein wirklich unbequemes Gefängnis.“

Die talentierte Medic-nin fährt sich unauffällig über die Stirn, um zu kaschieren, dass sie diese Diskussion bereits jetzt ermüdet. „Er war einmal mein Teamkamerad-“

Es ist ein fadenscheiniges Argument und er unterbricht sie, bevor sie es zu Ende ausführen kann. „Wir wissen beide, dass das nicht der wahre Grund ist, weshalb du ihn bei dir wohnen lässt. Weshalb du einmal mehr bereit bist dein ganzes Leben für ihn aufzugeben!“

„Ich-“

Aber der junge Shinobi schüttelt ablehnend den Kopf. „Du brauchst mir nichts weiter zu erklären. Was du mit wem tust, ist schließlich nicht meine Sache, nicht wahr?“

Es überrascht sie, wie bitter seine Worte klingen. Sie haben sich gut verstanden und die paar Mal, die sie miteinander ausgegangen sind, hatten sie eine schöne Zeit zusammen. Aber sie hat nicht gedacht, dass er sich auf eine tiefer gehende Art etwas aus ihr macht.

„Es tut mir leid.“

„Nein, mir tut es leid. Du hast es nicht verdient von ihm benutzt zu werden, aber ich denke, das weißt du. Mach´s gut, Sakura.“ Tai schiebt seine Hände in die Hosentaschen und macht auf dem Absatz kehrt, ohne sich noch einmal zu ihr umzudrehen.
 

Sakura wartet, bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden ist, bevor sie sich mit einem Seufzen gegen das Holz der Tür in ihrem Rücken lehnt.

Aber sie gönnt sich nur wenige Minuten, bevor sie zurück in ihre Wohnung tritt und feststellt, dass Sasuke nicht mehr im Flur steht, aber sie verortet sein Chakra in der Küche und mit einem tiefen Atemzug strebt sie durch das Wohnzimmer den Essbereich an.

Sobald sie den Raum betritt, begegnet sie seinem dunklen, gewohnt undurchsichtigen Blick, aber sie hält seiner abschätzenden Musterung gelassen stand.

Doch die Stille zwischen ihnen wird schnell unerträglich, auch wenn sie betont unberührt eine Augenbraue nach oben zieht.

„Wenn du etwas von mir wissen willst, wirst du mir eine Frage stellen müssen.“

„Tse.“ Derselbe verachtende Laut, den sie schon unzählige Male gehört hat. „Du wirst schon wissen, was du mit deinem Gewissen vereinbaren kannst.“

Sie hat nicht erwartet, dass er seine sichtliche Unzufriedenheit überhaupt in Worte fassen würde, aber sie braucht auch eine gute Minute um den offenbaren Vorwurf in den Kontext ihres Gesprächs zu setzen. Aber als sie begreift, was er ihr gerade an den Kopf geworfen hat, schnappt sie hörbar nach Luft. „Du glaubst- du glaubst, ich bin mit ihm zusammen?!“

„Bist du?“

Aber seine ehemalige Teamkameradin ist über den Zustand absoluter Fassungslosigkeit noch nicht hinweg. „Du glaubst, ich schlafe mit dir, obwohl ich mit jemand anderem zusammen bin?“

Er bleibt stumm, während sie den Kopf schüttelt, als könnte sie die bizarre Situation, in der sie sich befindet, so irgendwie abändern.
 

Doch was sich nach ihrer Fassungslosigkeit als nächstes emotionales Stadium ankündigt ist noch schlimmer.

Plötzlich schluckt sie hart an einem unangenehmen Kloß, der sich schlagartig in ihrem Hals zu bilden scheint und ringt damit die schmerzhafte Kränkung aus ihrer Mimik herauszuhalten. Ungeachtet der belastenden Emotionen strafft sie ihre Schultern, richtet sich auf und sucht direkt Sasukes Blick.

„Es mag dir nichts weiter bedeutet haben, aber mir schon.“ Sie verschränkt schützend die Arme vor dem Oberkörper, überwindet aber gleichzeitig mit wenigen Schritten den Abstand zwischen ihnen und hält furchtlos seinen Blick. „Und falls du dich erinnerst, du warst der erste Mann mit dem ich überhaupt geschlafen habe.“

Sie will sich von ihm abwenden und so viel Abstand wie im Rahmen ihrer Wohnung möglich zwischen sie bringen, um sich nicht noch weiter emotional vor ihm zu entblößen, aber als sie ansetzt ihm den Rücken zuzuwenden, greift er schnell mit einer Hand nach ihrem Handgelenk.

Doch was dann passiert, hat keiner von ihnen beabsichtigt.

Sakura spürt kaum noch, wie sich ihr Körper mit einem lauten Keuchen nach vorne beugt.

Es fällt eine Flut von Bildern über sie herein, die sie schnell als Erinnerungen erkennt. Aber keine davon ist ihre.

Es ist ein buntes Wirrwarr, aber hauptsächlich sind es Ausschnitte aus blutigen Kämpfen, schweren Verletzungen und von schrecklichen Albträumen unterbrochenen Nächten.

Die Erinnerungen haben nur eines gemein: sie gehören ihrem ehemaligen Teamkameraden.

Aber schließlich taucht eine Erinnerung auf, die ihr doch bekannt ist: es ist die Nacht, über die sie eben noch gesprochen haben. Aber seine Erinnerung offenbart ihr, dass diese Nacht für ihn noch weiterging, während sie längst an seiner Seite eingeschlafen war.

Schließlich sieht sie auch noch seine Perspektive auf Tais überraschenden Besuch und spürt seine Emotionen, als wären es in diesem Moment ihre eigenen gewesen.
 

Die Einblicke in seine Gedankenwelt, die sie zweifellos dem Jutsu verdankt, dessen Symbol spürbar auf ihrem Handgelenk brennt, lassen sie außer Atem und schwindelnd zurück, weshalb sie für einen langen Moment auf den Halt angewiesen ist, den seine Arme um ihre Hüfte und ihre Hand ihr bieten.

Während sie ihren Gleichgewichtssinn langsam zurückgewinnt, sucht sie nach den nächsten Worten, die sie an ihn richtet. Denn sie weiß, dass ein derartiger, absolut unfreiwilliger Einblick in seine Welt das letzte ist, was er jemals wollen würde.

Deshalb greift sie die in diesem Kontext harmloseste Erinnerung heraus, als sie den Kopf hebt und seinem Blick begegnet.

„Sasuke Uchiha ist also tatsächlich zu einer derart banalen Emotion wie Eifersucht fähig.“

Wenn sie eine Reaktion erwartet hat, dann die, dass er ihr die Antwort in gewohnt gleichgültigem Maße schuldig bleibt.

„Warum? Ist es, weil dein Ego nicht zulässt, dass mich jemand anderes haben könnte?“

Sein Blick hält ihren gewohnt undurchdringlich und sie strafft die Schultern in dem stummen Entschluss, ihn wirklich stehen zu lassen, falls er sich weiterhin weigert sich in irgendeiner Art dazu zu äußern. Aber als er es dann unerwartet doch tut, stockt ihr Atem hart in ihrem Brustkorb.

„Ich will nicht, dass du jemals einen anderen Mann liebst-“

Ihr verächtliches Schnauben entlockt ihm ein ungewohntes Schmunzeln und er dreht ihr Kinn sanft, bis sie seinen eindringlichen Blick wieder erwidert. „Aber vor allem will ich dich.“

Ihr dummes, verräterisches Herz schlägt schnell und flatterhaft in ihrer Brust, aber ihr Verstand ruft ihr eindringlich zu, dass das vielleicht ein Zugeständnis, aber bestimmt kein Versprechen ist. „Für was? Den Moment? Diese Nacht?“

„Erstmal.“

Das wird nie genug für sie sein und das wissen sie beide. Aber sie ist in den letzten Jahren doch ziemlich gut darin geworden, sich selbst etwas vorzumachen.

Sie hält weiterhin seinen Blick, während sie beide Arme um seinen Hals schlingt und sich ihm auf die Zehenspitzen entgegenstreckt, wohl wissend, dass er ihr ein zweites Mal das Herz brechen wird, wenn sie diesen Pfad mit ihm einschlägt. Andererseits würde die Alternative ihr vermutlich nur ein wenig schneller denselben Kummer bescheren.
 

Sasuke senkt seinen Kopf zu ihr und nutzt seinen Halt um ihre Hüfte, um ihren schmalen Körper ruckartig gegen seinen zu ziehen.

Für einen Moment liegen ihre Lippen nur aufeinander, aber dann wird seine Berührung innerhalb von Millisekunden rau. Er drängt ihre Lippen geübt auseinander, während er seine Finger dreist unter den Träger und den Saum ihres Tops schiebt. Er genießt das spürbare Zittern ihres zierlichen Körpers gegen seinen und die Art wie sie seinen Namen gegen seine Lippen flüstert, als seine Hand ihre nackte Haut umschließt.

Allerdings beweist er kurz darauf eine seltene Ungeduld, indem er seine andere Hand unter den Bund ihrer Shorts schiebt.

Seine dreiste Berührung lässt Sakura ihren Rücken keuchend durchbiegen und sie vergräbt ihre Finger haltsuchend in seinen Schulterblättern, eine Geste, die dem Uchiha ein dunkles Brummen entlockt, während er ihr Shorts und Unterwäsche auf einmal vom Körper streift.

Sie hat nicht lange Zeit sich darüber Gedanken zu machen, dass sie damit halbnackt in ihrer Küche steht, aber als er sie hochhebt und sie kurz darauf das kühle Holz des Tisches in ihrem Rücken spürt begreift sie schlagartig, dass er tatsächlich vorhat, das Ganze hier weiterzuführen.

Sie schiebt ihn ein Stück weit von sich und das Funkeln in seinen dunklen Augen verrät ihr bereits, dass er genau weiß, was sie zögern lässt, aber sie formuliert ihren Unglauben dennoch in Worte.

„Wir können das nicht machen!“

Sasuke hebt selten amüsiert eine Augenbraue. „Können wir nicht?“

„Ich meine, wir könnten wohl theoretisch, aber-“ Sie unterbricht sich, als sie spürt wie sein Brustkorb gegen ihren vibriert und obwohl es sie entrüsten sollte, dass er sie beinahe auslacht, verursacht die seltene emotionale Regung seinerseits ein warmes Flattern in ihrem Bauch, was sie schnell zu überspielen versucht. „Auf dem Tisch, wirklich?“

Ihre naive Entrüstung treibt ein verschlagenes Grinsen auf seine Lippen, das aber schnell aus ihrem Blickfeld verschwindet, als er den Kopf senkt und seine Lippen gegen die feine Haut in ihrem Nacken drückt, direkt unter ihrem Ohr. „Ich werde es genießen dir zu zeigen, was genau wir alles machen können. In jedem Zimmer dieses Hauses.“

Während er sie in einen hemmungslosen Kuss verwickelt, stellt Sakura seufzend fest, dass sie keine Ahnung hat, worauf sie sich da mit ihm eingelassen hat. Vielleicht in der Theorie, aber…

Himmel, sie beginnt gerade eine Affäre mit Sasuke Uchiha. Das allein sollte bereits sämtliche Apokalypsen auf einmal einläuten.
 


 

Da sie erfahrungsgemäß sowieso nicht wirklich eine Wahl hat, lässt sie sich widerspruchslos von ihm in das Gästezimmer tragen, aber als er das Schlafzimmer passiert und stattdessen das angrenzende Badezimmer betritt, runzelt sie die Stirn.

„Was hast du vor?“

„Duschen.“

Seine gewohnt wortkarge Antwort, veranlasst sie zu einem Augenrollen, bevor sie versucht sich von ihm loszumachen. „Schön für dich, aber ich war gerade erst duschen.“

Er setzt sie ab, aber statt sie gehen zu lassen, drückt er ihr rau seine Lippen auf.

Als er sich von ihr löst, sieht sie den Raum nicht mehr ganz klar und sie hebt eher im Reflex die Arme, als er den Saum ihres Tops umfasst und den Stoff anhebt. Bevor sie protestieren kann, hat er ihr den hellen Stoff ausgezogen, reißt sie zurück gegen seinen nackten Körper und umfasst gleichzeitig den Verschluss ihres BHs, der zu diesem Zeitpunkt alles ist, was sie noch trägt.

„Du entkommst mir jetzt sowieso nicht mehr.“

Seine raue Stimmfarbe hat einen amüsierten Unterton, aber seine Worte rufen ihr trotzdem in Erinnerung, dass ihr nicht wirklich klar ist, worauf sie sich hier mit ihm eingelassen hat. Sie spürt, wie es sie trotzdem zu ihm zieht und sie ist sich nicht sicher, ob es der Einfluss des Jutsus ist, das sie verbindet oder ob das Bedürfnis, ihm nahe sein zu wollen, allein von ihr selbst ausgeht.

Sie schlingt dennoch die Beine um seine Hüfte, als er sie ruckartig zurück auf seine Arme hebt und sie in einen weiteren sinnlichen Kuss verwickelt, während er mühelos die Duschkabine mit ihr betritt.

Auch das zunächst kalte Wasser, das über ihre beiden Körper strömt, als er mit einer Bewegung den Hahn aufdreht, ernüchtert sie an diesem Tag nicht mehr.
 

.

.

.
 

Kurz zuvor in Narutos Wohnung
 

Als er die Haustür öffnet und den ersten Blick auf ihre vertrauten Gesichtszüge wirft, erkennt er bereits die Erschöpfung, die sie zu verbergen versucht und die Tatsache, dass er genau weiß wer dafür verantwortlich ist, dass feine Schatten unter ihren hellen Augen ruhen, verringert seine angespannte Laune nur noch.

Doch statt eines der Dinge anzusprechen, von denen sie beide wissen, dass sie in den letzten Tagen zwischen ihnen standen, schlingt Naruto einen Arm um die junge Clanerbin und reißt sie ruckartig gegen seinen Körper und gegen seine Lippen, während er die Haustür hinter ihr blind ins Schloss wirft.

Die Tatsache, dass er erneut geradewegs aus der Dusche an die Tür gekommen ist und nur ein Handtuch trägt, lässt sie merklich gegen seinen Körper zittern, während sie ihre Arme um seinen Hals schlingt und ihre Lippen bereitwillig gegen seine öffnet.

Hinata schlingt ihre Beine reflexartig um seine Hüfte, als er sie wortlos hochhebt und ihre Hände rutschen auf seine Schultern, während er sich mit gezielten Schritten mit ihr in sein Schlafzimmer bewegt.

Unter ihrer zärtlichen Berührung und auf den wenigen Metern zwischen Haustür und seinem Schlafzimmer, kommt ihm seine Wut abhanden und sein Kopf und sein Körper einigen sich auf das Ziel ihr in den nächsten Stunden möglichst nah zu sein.

Er setzt sie auf dem weichen Teppich vor seinem Bett ab, hebt seine Hand und schiebt sie sanft, ohne jegliche Hast unter den Stoff ihres Oberteils, während seine andere Hand den dünnen Stoff ihrer Jacke an ihrer Schulter umfasst. Er schiebt das Kleidungsstück ohne jegliche Hast von ihren Schultern und spürt sie erneut zittern, als seine Lippen über ihren Nacken wandern.

Er entkleidet sie Stück für Stück und fährt mit seinen Fingern über jeden Zentimeter Haut, den er freilegt, bis sie heiser seinen Namen flüstert.

„Naruto.“

Bereits schwindelig von seiner Nähe fährt sie mit ihren Händen mutig über seinen bloßen Brustkorb und zieht ihre Finger aufreizend über die markanten Kanten seiner Muskulatur. Sie schiebt ihre Fingerspitzen unter den Saum seines Handtuchs und drückt sie sanft in die warme Haut über seinem Hüftknochen.

Sie spürt seine Kontrolle unter ihrer intimen Berührung reißen und findet sich im nächsten Moment unter ihm auf der Matratze seines Bettes wieder. Als er seinen Körper auf ihren senkt, spürt sie, dass er das Handtuch auf dem Weg selbst losgeworden ist und biegt keuchend den Rücken durch, was sie ihm gleichzeitig noch näher bringt.

Der blonde ANBU senkt seine Lippen zurück auf ihre, während er seinen Körper langsam ganz auf ihren senkt und ihre Hände halten sein Gesicht zu beiden Seiten, als könnte sie so verhindern, dass er sich von ihr löst.

Als würde er das jemals wollen.
 


 

„Dich bedrückt etwas.“

Naruto erhebt sich ein wenig von Hinatas Seite und drückt ihr einen zärtlichen Kuss auf das Schulterblatt. Er entgeht damit auch strategisch der kritischen Musterung ihrer hellen Augen, denn seine Antwort entspricht nur in Teilen der Wahrheit. „Nur der Gedanke, dass du mich in ein paar Stunden wieder verlassen wirst.“

„Du weißt, ich würde lieber bleiben.“

Er hört das ehrliche Bedauern in ihrer Stimme und spürt die Anspannung in jedem Muskel ihres zierlichen Körpers. Ihre Unsicherheit gibt ihm einen glaubwürdigen Grund ihr einen weiteren Tag nichts von dem Gespräch mit ihrem Vater zu erzählen, das seine Gedanken seitdem kaum eine Minute verlassen hat.

Stattdessen zieht er mit seinen Lippen eine heiße Spur über ihre entblößte Wirbelsäule, bis sich ihr zierlicher Körper aus einem vollkommen anderen Grund unter ihm anspannt.

„Ich weiß.“
 

.

.

.
 

Währenddessen in Sakuras Wohnung
 

Ihre Haare sind noch nicht ganz trocken, aber er hat sie immerhin zu Atem kommen lassen, bevor er sie in seinem Bett erneut an sich zieht und ihn ihr wieder stiehlt.

Obwohl sie sich davor scheut die ungewohnte Stimmung zwischen ihnen zu verderben, fällt ihr Blick auf das Symbol an seinem Handgelenk, als er ihr eine lose Haarsträhne aus der Stirn streicht.

„Was hast du vor?“

Sein Blick folgt ihrem, aber entgegen ihrer Erwartung scheint ihm der Blick auf das Schriftzeichen nicht die Laune zu verderben.

„Das Ding experimentiert mit uns, also sollten wir unsere eigenen Experimente anstreben.“

Die schöne Medic-nin zieht abschätzend eine Augenbraue in die Höhe. „Und was schwebt dir da so vor?“

„Nun zunächst einmal“, er senkt seinen Kopf zu ihr, bis sein Atem ihr Ohr streift, „ob sich das Ganze nach fünf, zehn oder zwanzig Mal immer noch genauso verhält.“

Sie bäumt sich reflexartig unter ihm auf, als er seinen Körper komplett auf ihren herabsenkt und sie braucht ein paar Sekunden, um seine Worte zu verarbeiten, auch wenn er die Bedeutung relativ klar illustriert.

„Glaub ja nicht, dass ich noch mal zu Tsunade gehe, sollten diese Experimente nicht zu deiner Zufriedenheit ausfallen.“

Er vereinigt ihre Körper zum dritten Mal an diesem Tag ruckartig miteinander und sie ist sich sicher, dass sie am nächsten Morgen jede Bewegung an jede einzelne Entscheidung, die sie an diesem Tag getroffen hat, erinnern wird. Aber seine Worte dringen nur noch unterschwellig zu ihr vor.

„Das bezweifle ich.“

Seine Lippen streifen neckend über ihre und sie begegnet noch einmal seinem Blick.

„Was?“

Statt ihr zu antworten, verschränkt er seine Finger mit ihren und drückt ihre Hände über ihren Kopf, was ihren Körper in einer einzigen Bewegung noch näher gegen seinen drückt.

Als er ihr nicht gleich antwortet, hat sie schon fast vergessen, dass sie noch auf eine Erklärung von ihm gewartet hat.

„Dass es mich nicht zufriedenstellen wird.“

Seine Worte lassen ihre Lider noch einmal hochspringen, aber er drückt ihr rau seine Lippen auf und bewegt sich auf eine Art, die sie wirklich alles andere vergessen lässt.
 

.

.

.

Aberration

Am nächsten Morgen in Sakuras Wohnung
 

Die Bilder des gestrigen Tages drängen sich schlagartig in ihr Bewusstsein, bevor sie überhaupt die Augen aufschlägt.

Sie spürt die Decke, die um ihren nackten Körper geschlungen ist und durch die Vorhänge dringen die hellen Strahlen des morgendlichen Sonnenlichts, die sie blinzelnd die Augen aufschlagen lassen. Ihre Augen fixieren sich schnell auf Sasuke, der aufrecht neben ihr sitzt, deutlich wacher als sie selbst, den Blick undurchdringlich wie gewohnt.

Es ist eine vollkommen andere Form von Intimität neben ihm aufzuwachen, aber sie nimmt an, dass ihm dieser erzwungene Moment wesentlich mehr ausmacht als ihr. Sakura stützt sich auf ihre Unterarme, um sich aufzusetzen und öffnet die Lippen, obwohl es ihr bizarr erscheint, ihm einen guten Morgen zu wünschen. Aber er bewegt sich vor ihr, drückt ihr rau seine Lippen auf und begräbt ihren zierlichen Körper unter sich und zurück in den Kissen.

Er unterbricht ihren Kuss jedoch schnell und wandert mit seinen Lippen über ihren Nacken, während seine Hände das Lacken zwischen ihren Körper zur Seite ziehen und sie biegt keuchend den Rücken durch, als sie seine Haut an ihrer spürt.

Seine Handlung überrascht sie für einen Moment. Abends mit ihr zu schlafen ist das eine, wenn sich die Wirkungen des Jutsus bis zum Morgen wenigstens halbwegs aufheben, aber sie hat nicht angenommen, dass er es auch tagsüber riskieren würde.

„Du weißt, was das bedeutet.“ Aber sie macht keine Anstalten ihn aufzuhalten.

„Wer sagt, dass ich will, dass du dich heute auf irgendeine Art von mir entfernst.“

Seine raue Stimme fährt über ihre bloße Haut und jagt ein spürbares Zittern durch ihren zierlichen Körper.

Sie ignoriert das Flattern ihres Herzens, ebenso wie die warnende Stimme in ihrem Hinterkopf und schlingt ihre Beine um seinen Hüften, um ihn zu sich herabzuziehen, bis sein Körper ganz und gar ihren berührt.
 

.

.

.
 

Am Nachmittag in Narutos Wohnung
 

Naruto küsst Hinata zärtlich auf das Schulterblatt, bevor er sich erhebt. Sie liegt mit geschlossenen Augen auf dem Bauch und er ist sich nicht sicher, ob sie noch wach ist, aber er weiß, dass er sie im Zweifelsfall nicht lange schlafen lassen darf. Die Tatsache, dass sie keine Nacht bei ihm bleiben kann, ohne eine folgenschwere Auseinandersetzung mit ihrem Vater fürchten zu müssen, lässt seine Gedanken in eine Richtung abschweifen, die er in den letzten Tagen nur erfolgreich verdrängen konnte, wenn sie bei ihm war.

Sie ist heute wieder am späten Nachmittag zu ihm gekommen. Es scheint die einzige Zeit zu sein, wo sie im Moment für ein paar Stunden aus dem Anwesen kommt, denn er weiß von Shikamaru, dass Tsunade sie erstmal vom Training der ANBU freigestellt hat, obwohl sie ihm auf seine Nachfrage hin versichert hat, dass es ihr gut geht.

Die Tatsache, dass ihr Vater scheinbar ernsthaft darauf drängt, dass sie schnellstmöglich seine Nachfolge antritt, macht ihn nervös und wenn sie nicht bei ihm ist, hat er viel zu viel Zeit wieder und wieder abzuwägen, warum er nicht gut genug für sie ist. Zumindest im Moment noch nicht. Mit seinem Eintritt in die ANBU vor zwei Jahren hat er einen weiteren, wichtigen Schritt in die Richtung der Erfüllung seines Kindheitstraumes gemacht. Aber er arbeitet immer noch daran sich den Respekt der Mehrheit des Dorfes zu verdienen, auch wenn er mittlerweile teilweise schon mehr oder weniger offiziell als Tsunades Nachfolger diskutiert wird. Für manche ist er trotzdem immer noch der chaotische, vorlaute Shinobi, in dem Kyuubi versiegelt wurde. Außerdem weiß er zweifellos, dass alles was er in den letzten Jahren erreicht hat, für Hiashi Hyuuga noch lange nicht genug ist. Vermutlich würde es für ihn nichts ändern, selbst wenn er bereits Hokage wäre. Das würde sein Blut schließlich auch nicht edler machen.

Der Gedanke lässt ihn selten bitter die Zähne zusammenbeißen, als sich von hinten zwei Arme um ihn schlingen.

Er hat nicht bemerkt, dass Hinata sich ebenfalls aus seinem Bett erhoben und wieder angezogen hat. Er selbst trägt nur eine Jogginghose, deshalb spürt er unverfälscht wie sie ihre Stirn gegen seinen Rücken lehnt. Er legt seine Hände auf ihre und zieht sie noch ein wenig näher zu sich.

„Wenn du darüber reden willst, bin ich hier.“

Sie hat bisher mit keiner Silbe angedeutet, dass sie gemerkt hat, dass ihn etwas bedrückt, aber es überrascht ihn nicht. Ihre Auffassungsgabe ist schließlich beinahe unfehlbar.

Obwohl er sie selbst nicht los wird, weiß er, dass es nichts bringt erneut mit ihr über seine Selbstzweifel zu sprechen, denn er weiß sie teilt sie nicht. Er glaubt ihr, dass sie ihn bedingungslos liebt, auch wenn ihm diese Tatsache zuweilen immer noch unbegreiflich scheint. Die Tatsache, dass sie vermutlich alles für ihn aufgeben würde, macht ihm nur noch mehr Angst. Denn die Missbilligung ihres Vaters ist nicht sein eigentliches Problem. Was ihn wirklich zweifeln lässt, ist seine Sorge um sie.
 

„Willst du eigentlich Kinder?“

Er weiß, seine Frage kommt zu plötzlich und zu kontextlos, um in irgendeiner Art unauffällig zu wirken, aber sie platzt aus ihm heraus, bevor er sie zurückhalten kann. Es ist diese Angst, die ihn nicht los lässt. Er wollte immer eine Familie, aber er könnte auch nur mit ihr glücklich werden. Vor allem, wenn die Alternative eventuell ihr Leben aufs Spiel setzen würde.

Er spürt ihr überraschtes Stirnrunzeln, bevor sie sich ein Stück weit von ihm löst und er dreht sich zögernd in ihrer Umarmung zu ihr um.

„Was? Ja, natürlich… ich meine, irgendwann-“ Ihre hellen Augen richten sich verwirrt auf ihn und er sieht, dass sie langsam dazu aufschließt, warum er ihr diese Frage so plötzlich gestellt hat. „Du nicht?“

Aber er weicht ihrem Blick aus. „Schon, denke ich. Aber ich weiß nicht, ob ich welche haben sollte.“

„Wieso solltest du nicht-“ Aber ihre hellen Augen weiten sich verstehend, bevor sie ihre eigene Frage beendet. „Das ist Unsinn, Naruto-“

Doch seine Gesichtszüge verziehen sich selten aufgebracht. „Ist es das? Woher weißt du das? Nicht einmal Sakura und Tsunade können mit Sicherheit abschätzen, was für Auswirkungen der Fuchs auf meine eventuellen Kinder haben könnte.“ Oder auf dich.

Hinata legt ihre Hände beschwichtigend zu beiden Seiten auf seine Arme. „Sie werden etwas Besonderes sein. Genau wie du.“

Ihre unerschütterliche Güte und Loyalität sind zwei der Gründe, warum er sich so Hals über Kopf in sie verliebt hat, aber heute bricht es ihm das Herz.
 

Sie sieht in seinen Augen wie er sich von ihr zurückzieht und obwohl sie seine Sorge nachvollziehen kann, ist ihr gleichzeitig klar, dass er etwas vor ihr zurückhält.

„Woher kommt das auf einmal?“

Ihre ruhige Frage beweist einmal mehr ihre unglaubliche Auffassungsgabe, aber obwohl er nur den Kopf schüttelt, formuliert sich längst ein dunkler Verdacht in ihren Augen. Es gibt nicht viele Menschen in ihrem Umfeld, die es fertig bringen würden sogar Naruto zweifeln zu lassen.

„Wann hast du mit meinem Vater geredet?“

Sie sieht es in seinem Blick, sobald er ihrem begegnet, obwohl er es immer noch leugnet.

„Das hat nichts mit deinem Vater zu tun.“

„Lüg mich nicht an, Naruto. Wir wissen beide, dass das hier durch und durch seine Handschrift trägt. Was hat er zu dir gesagt?“

„Was er gesagt hat, ändert nichts an den Tatsachen. Ein Kind von mir zu bekommen, könnte eine Gefahr für dich bedeuten, die nicht einmal die talentiertesten Medic-nin des ganzen Ninjareichs abschätzen können!“

Damit wären sie endlich an der Wurzel des Problems angekommen.

„Naruto-“

Aber er lässt sich nicht beschwichtigen. „Vielleicht wäre es besser, wir würden-“

Sie zieht ihre Hände ruckartig von ihm zurück und schüttelt panisch den Kopf. „Nein! Tu das nicht! Naruto, bitte!“

Der talentierte Shinobi fährt sich unglücklich durch die blonden Haare. „Du weißt, wie sehr ich dich liebe, Hinata. Aber im Moment… was haben wir denn so für eine Zukunft?“

„Wir werden eine Möglichkeit finden“, flüstert sie leise.

„Ich muss nachdenken.“

Die Richtung, in die sich ihr Gespräch entwickelt, jagt ein unangenehmes Zittern durch ihren Körper. „Worüber denn? Wenn du sagst, du liebst mich-“

Die hörbare Verzweiflung in ihrer Stimme lässt ihn einen Schritt an sie herantreten und zärtlich beide Hände an ihren Nacken legen. „Das tue ich. Aber vielleicht ist das nicht genug.“

Hinata legt ihre Hände auf seine, um ihn bei sich zu halten. „Du hast vor ein paar Tagen noch geschworen, dass du um mich kämpfen würdest! Und jetzt willst du aufgeben? Einfach so?!“

Er öffnet die Lippen, um ihr zu versichern, dass er sie niemals aufgeben würde. Aber der Gedanke, dass er ihr in irgendeiner Weise Schaden zufügen könnte, lässt ihn seit Tagen kaum schlafen. Er hat geschworen sie nach all seiner Möglichkeit zu beschützen und das bedeutet im Zweifelsfall auch vor ihm, deshalb tritt er einen Schritt von ihr zurück. „Es tut mir leid. Aber ich brauche ein bisschen Zeit, um mir über ein paar Sachen klar zu werden.“

Ihre Augen beobachten fassungslos, wie er Anstalten macht, sie in seinem eigenen Schlafzimmer zurückzulassen und plötzlich scheint jegliche Kraft aus ihren Muskeln zu verschwinden und sie schwankt unsicher. „Naruto, bleib hier, bitte! Geh jetzt nicht!

Aber der Mann, dem sie geglaubt hat, dass er sie niemals verlassen würde, ist bereits weg.
 


 

Wenige Minuten später im Hyuuga-Anwesen
 

Man hat ihr gesagt, wo sie ihn findet und obwohl sie die persönlichen Räume ihres Vaters die meiste Zeit über tunlichst meidet, muss sie sich heute zwingen anzuklopfen und seine Erlaubnis abzuwarten. Die Begrüßung spart sie sich allerdings. „Was hast du zu ihm gesagt?“

Das Clanoberhaupt erkennt mühelos, dass seine älteste Tochter selten aufgebracht ist, auch wenn sie schwer darum kämpft, ihre Beherrschung nach außen hin verborgen zu halten.

„Hinata.“

„Ich will wissen, was du zu Naruto gesagt hast!“ Ihre Hände zittern und sie drückt ihre Finger angestrengt gegen ihre Handflächen, um die offensichtliche Schwäche zu kontrollieren, aber ihre aufgebrauchten Emotionen verfärben ihre Stimme trotzdem. „Du hast ihm wieder den Fuchs vorgehalten, nicht wahr? Das ist das einzige, was diesen Ausdruck in seine Augen bringt. Was hast du ihm unterstellt? Dass sein Chakra mich verletzen wird, wenn er einmal die Kontrolle verliert? Herzlichen Glückwunsch, du hast das Unmögliche erreicht und Naruto Uzumaki dazu gebracht aufzugeben! Mich aufzugeben!“

Sie hasst den Ausdruck mit dem er sie ansieht, obwohl sie selten jemals etwas anderes in seinen vertrauten Gesichtszügen gesehen hat. In seinen Augen wird sie immer ein Schwächling bleiben. Doch obwohl sie noch nicht wirklich glaubt, dass er seine Meinung über sie tatsächlich geändert hat, gibt ihr die Tatsache, dass er mittlerweile scheinbar trotzdem will, dass sie seine Nachfolge antritt, wenigstens ein kleines Druckmittel.

„Sieh mich an, Vater: Ich werde ihn niemals aufgeben! Du findest dich besser schnell damit ab oder du solltest dir einmal überlegen, was es für diesen Clan bedeutet, wenn ich niemals heiraten und Kinder kriegen werde!“

Hiashi erhebt sich ruhig aus seiner sitzenden Position. „Du bist gerade einmal zwanzig, Hinata-“

„Du denkst also, ich würde meine Meinung irgendwann ändern? Darauf würde ich an deiner Stelle lieber nicht warten!“ Sie weiß, es geht nicht darum ihn umzustimmen, aber der Wunsch des kleinen Mädchens nach der Zustimmung ihres Vaters wird sie vielleicht doch nie ganz loslassen. „Er wird niemals gut genug für dich sein, oder?“

„Darum geht es nicht.“

Sie hat den Punkt verpasst, an dem der ganze Tag aus den Fugen geraten ist und sie muss für einen winzigen Moment die Augen schließen, als der Raum plötzlich vor ihren Augen verschwimmt. Doch als sie erneut dem Blick ihres Vaters begegnet, überrascht sie der Ausdruck in seinen Augen. „Worum geht es dann?“

„Hinata, der Junge will der nächste Hokage werden und so wie es aussieht, stehen seine Chancen darauf sogar nicht einmal so schlecht. Du kannst nicht die Frau des Hokage sein und gleichzeitig diesen Clan führen. Du kannst seinen Namen nicht annehmen.“

Die erneute Wendung, die sie wieder nicht hervorgesehen hat, lässt sie innerlich straucheln, aber sie strafft entschlossen die Schultern. „Das wäre schließlich nicht das erste Mal, dass du mich unterschätzt.“
 

Obwohl er es nicht in Worte fasst, beeindruckt ihn ihr Auftritt beinahe. Von ihrem heimlichen Eintritt in die ANBU abgesehen, hat sie ihm noch nie die Stirn geboten. Besonders nicht so offen. Stattdessen nickt er knapp. „Dann beweis es mir. Lass dir von Tsunade eine verwaltende Aufgabe geben und arbeite dich gleichzeitig in die Leitung unseres Clans ein. Wir werden sehen wie lange du das mit deinem Training vereinbaren kannst.“

In den ersten Sekunden begreift sie nicht, dass seine Worte kein nein bedeuten. Aber bevor sie ihm antworten kann, zuckt etwas anderes über sein Gesicht und ihr Atem stockt hart in ihrem Brustkorb, als ihr Vater plötzlich nach vorne strauchelt.

Sie streckt instinktiv die Arme nach ihm aus und zuckt gleichzeitig zusammen, als sich seine Finger schmerzhaft in ihren Oberarmen vergraben. Sie sinkt mit ihm zu Boden, als sein Körper unkontrolliert zu zucken beginnt und verfolgt hilflos, wie ihr Vater scheinbar einen epileptischen Anfall erleidet.

Aber als sie die Lippen öffnet, um laut nach einem ihrer Verwandten zu rufen, vergraben sich seine Finger noch ein wenig tiefer in ihren Armen.

„Niemand darf es… erfahren!“

Der Befehl ist eindeutig, aber sie braucht ein paar Sekunden, um ihn zu verarbeiten und bevor sie ihren Protest formulieren kann, spricht ihr Vater bereits weiter.

„Sag Tsunade, dass ich erlaubt habe, dass sie es dir erklärt.“

„Vater, du brauchst einen Arzt-“

Aber er schüttelt energisch den Kopf, während er sich bereits wieder aufrichtet und ihr ist klar, dass er keinen weiteren Widerspruch dulden wird. „Geh zu Tsunade.“

Ihr bleibt einmal mehr nur ein gehorsames Nicken.
 


 

Eine halbe Stunde später im Büro der Hokage
 

„Wir haben es vor zwei Monaten festgestellt. Ich habe alles versucht, aber ich fürchte…“

In Tsunades Augen schwimmt aufrichtiges Bedauern, aber Hinata hat zurück zu der stoischen Gelassenheit gefunden, für die ihr Clan bekannt ist und beendet ohne erkennbare Emotionen den Satz der Hokage. „Es gibt Nichts, was du noch für ihn tun kannst.“

„Es tut mir leid.“

Als sie als Antwort nur ein steifes Nicken erhält, gräbt sich eine besorgte Furche in die Stirn der Godaime.

„Willst du, dass ich Neji rufen lasse?“

Hinatas Widerspruch ist ruhig aber entschieden. „Nein. Er hat verboten, dass es sonst jemand erfährt.“ Sie erhebt sich und verbirgt das zynische Lächeln auf ihren Mundwinkeln in einer höflichen Verbeugung. „Er ist immer noch das Clanoberhaupt. Alles geschieht nach seinem Willen.“
 


 

Sie weiß kaum mehr, wo oben und unten ist, als sie das Büro der Hokage verlässt und stolpert bereits nach wenigen Metern in jemanden hinein. Als sich vertraute Arme um ihren Körper schließen, um ihr Gleichgewicht zu erhalten, weiß sie bereits, wessen Blick sie begegnen wird, als sie den Kopf hebt.

„Naruto.“

Sie sieht die Entschuldigung bereits in seinen Augen aufleuchten, bevor er sie formuliert. „Hinata.“

Er drückt ihre Arme zärtlich und erst als ein dumpfer Schmerz durch ihren Körper zuckt, begreift sie, dass der harte Griff ihres Vaters vermutlich tiefe Blutergüsse hinterlassen hat.

„Ich wollte zu dir – ich… es tut mir so leid! Du hattest Recht und ich war so ein Idiot! Wir finden zusammen einen Weg-“

Sie schüttelt den Kopf, in dem Versuch sich zurück in der Gegenwart zu verankern und sich auf seine Worte zu konzentrieren, aber sobald sich der Nebel in ihrem Kopf weitestgehend lichtet, wird ihr auch unangenehm klar, dass sie es sich im Moment nicht leisten kann, auf ihr Herz zu hören. „Ich bin nicht wütend, Naruto. Aber du hattest nicht ganz Unrecht.“

Er schüttelt aufgebracht den Kopf. „Und wie ich das hatte!“

„Meine Familie braucht mich im Moment und das mit uns ist so schnell passiert… vielleicht sollten wir einfach ein paar Wochen eine Pause machen, wie du es vorgeschlagen hast.“
 


 

Wenige Minuten zuvor
 

Sie hat sich die erstbeste Bluse und dunkle Hosen angezogen, als Tsunades Bote an ihre Tür geklopft hat und betet zu Kami, dass es ihrer ehemaligen Sensei nicht als verräterisch auffallen wird, dass sie Sasuke mitgebracht hat. Darauf, diese Diskussion erneut zu führen, kann sie definitiv verzichten. Aber bevor sie die letzte Ecke zum Flur des Büros der Hokage umrundet, hält sie eine vertraute Stimme zurück und sie begegnet dem Blick einer jungen Jonin, mit der sie vor einigen Monaten auf einer Mission war. Sie bedeutet Sasuke unauffällig, ein paar Schritte vorauszugehen oder zumindest soweit, wie das Jutsu es erlaubt, bevor sie ein freundliches Lächeln auf ihre Lippen zaubert.
 

Sasuke bewegt sich währenddessen in seiner gewohnten Tarnung einige Meter näher an das Büro der Hokage heran, hält aber inne, als er gerade so um die Ecke sehen kann, die Grenze des Jutsus wohlwissend im Kopf.

Sein gelangweilter Blick fällt aber schnell auf das Paar, das vor der Tür des Büros leise miteinander spricht und es ist nicht schwer neben seinem besten Freund die junge Clanerbin zu erkennen, obwohl er sie seit acht Jahren nicht gesehen hat.

„Hinata-“

Aber die hübsche Clanerbin schüttelt nur entschuldigend den Kopf und während sie sich von ihm abwendet, entzieht sie ihm gleichzeitig ihre Hand, die er unauffällig in seiner gehalten hat. Sie verschwindet mit schnellen Schritten in die andere Richtung des Flurs, aber Naruto verweilt reglos an Ort und Stelle. Und er hat noch nie diese Art von Schmerz in den sonst so fröhlichen Gesichtszügen seines besten Freundes gesehen.

Beinahe zuckt er zusammen, als sich Sakuras schmale Hand auf seine Schulter legt.

„Was ist los?“ Aber ihr Blick fällt bereits auf ihren besten Freund. „Naruto!“

Es ist eine so schnelle Wandlung, dass sie sogar Sakura entgeht, als Naruto den Kopf hebt und ein beinahe überzeugendes Grinsen auf seine Lippen malt. „Was macht ihr beide hier?“

Es tritt echte Belustigung in seine Augen, als sie über die Tarnung seines ehemaligen Teamkameraden fahren, aber gleichzeitig verbirgt sich auch noch ein Schatten des Schmerzes, den er vor wenigen Minuten gesehen hat, in ihnen.

„Tsunade hat uns rufen lassen.“

Der Blondschopf verzieht amüsiert das Gesicht und sieht von seiner besten Freundin zu der Tarnung seines ehemaligen Teamkameraden. „Was habt ihr dieses Mal angestellt?“

„Anscheinend dasselbe wie du, schließlich bist du auch hier.“
 

Die Tür in ihrem Rücken geht auf und offenbart das genervte Gesicht ihrer Hokage. „Kommt ihr drei heute nochmal rein? Ich habe nicht den ganzen Tag für euch Zeit.“

Naruto und Sakura wechseln einen amüsierten Blick, aber der jungen Medic-nin entgeht durchaus nicht, was ihr bester Freund konzentriert vor ihr zu verbergen versucht.

„Du hast gerufen und hier sind wir.“

Die Hokage nimmt wortlos hinter ihrem Schreibtisch Platz und die Tatsache, dass sie ehrlich schlechte Laune zu haben scheint, lässt Sakura die Stirn runzeln.

„Naruto, ich habe eine Mission für dich und ich weiß, es wird dir nicht gefallen, weil du vermutlich mindestens vier Wochen unterwegs sein wirst, aber wir sind überlastet und ich kann niemand anderen schicken.“

Auch der Blondschopf hebt abwehrend die Hände und sogar er spart sich in dieser Situation vorsichtshalber jeglichen Kommentar, der ihn eventuell wirklich den Kopf kosten könnte. „Schon gut, ich nehme sie.“

Tsunade wirft ihm wortlos eine Schriftrolle zu, während Sakura fragend einen Schritt nach vorne tritt. „Wieso hast du uns rufen lassen?“

„Du bist mir das letzte Mal ausführlich in den Ohren gelegen, dass er zu einer Mission aufgebrochen ist, ohne sich von dir zu verabschieden und ich dachte mir, ich erspare uns allen eine Wiederholung.“

Sakura und Naruto wechseln erneut einen skeptischen Blick und Sakura kommuniziert wortlos, dass sie sich darum kümmern wird, bevor sie ihren langjährigen Teamkameraden in eine feste Umarmung zieht.

„Pass auf dich auf. Und wenn du zurückkommst, lade ich dich auf eine Schüssel Ramen ein und wir reden.“

Ihre Drohung ignorierend, erwidert er ihre Umarmung schmunzelnd. „Pass du auf dich und den Teme auf.“

Er lässt sie los und wendet sich Sasuke zu und die Art, wie die beiden sich auf die Schulter klopfen, lässt die Medic-nin belustigt die Augen verdrehen, obwohl sie nicht hören kann, was sie zueinander sagen.
 

Sakura wartet, bis die Tür hinter Naruto ins Schloss fällt, bevor sie vorsichtig in den Stuhl vor dem Schreibtisch sinkt und sucht prüfend den Blick ihrer ehemaligen Sensei. „Tsunade, was ist los?“

Die Godaime lehnt sich müde in ihrem Stuhl zurück. „Es ist nichts. Ich musste nur vorhin einem Familienangehörigen eine schlechte Nachricht überbringen. Es ist einfach einer dieser Tage, weißt du.“

„Hai.“
 

.

.

.
 

Am frühen Abend in Sakuras Wohnung
 

„Diese Diskussion ist noch nicht vorbei!“

Die Tatsache, dass sie mit ihrem ehemaligen Teamkameraden, einem hochrangigen Nuke-nin diskutiert, wo sie sich etwas zum Essen holen sollen, zaubert ein lächerlich glückliches Lächeln auf ihre Lippen, als sie ihre Wohnungstür anstrebt, nachdem die Klingel ihr Gespräch unterbrochen hat. Allerdings büßt sie den Fehler, nicht genauer auf das Chakra ihres Besuchers geachtet zu haben, augenblicklich.

„Ino.“

„Saku, lange nicht gesehen, du kommst jetzt mit.“ Ihre beste Freundin umfasst in gewohnter Manier ihren Oberarm und zieht sie mit einem Ruck aus dem Türrahmen.

„Ino, lass-“ Aber ihr gereizter Protest verhallt in einem schmerzerfüllten Keuchen, als sich das Schriftzeichen auf ihrer Hand aktiviert und sie eindringlich daran erinnert, dass sie einen Meter zu viel Abstand zu Sasuke hat.

Da sie ihren Protest erwartet hat, zieht Ino sie ungeachtet noch ein Stück weiter und der zunehmende Schmerz lässt sie beinahe in die Knie gehen. Aber dann legt sich eine Hand auf ihren Rücken und das Brennen hinter ihren Schläfen verschwindet so schlagartig, wie es sie überfallen hat.

„Sakura.“

Sie lehnt sich unauffällig gegen Sasuke, während sie ihr Gleichgewicht langsam zurückgewinnt und das ausbleiben lauten Geschreis versichert ihr, dass ihr ehemaliger Teamkamerad seine Tarnung angenommen hat, bevor er ihr nach draußen gefolgt ist. Als sie die Augen aufschlägt, prangt ein breites Grinsen auf den Lippen ihrer besten Freundin.

„Tut mir leid, ich wusste nicht, dass du Besuch hast. Wir holen das ein anderes Mal nach.“

Die eindeutige Botschaft in Inos Augen entgeht Sakura keineswegs, aber sie hebt nur die Hand und verschiebt das Verhör, das ihr zweifellos in näherer Zukunft bevorsteht, auf die morgige Liste ihrer Probleme.

Sasukes Hand schiebt sich in ihren Nacken und hebt ihren Kopf zu seinem Blick an. Seine dunklen Augen wandern kritisch über ihre Gesichtszüge und sie legt ihre Hand beruhigend auf seine, zögert dann aber einen winzigen Moment.

Es liegt ihr auf die Lippen ihm zu erzählen, dass die Symptome schlimmer werden, aber in letzter Sekunde überlegt sie es sich doch anders. „Es geht schon wieder. Lass uns was essen gehen.“
 


 

Sakura betritt vorsichtig ihre Wohnung und greift blind nach dem Lichtschalter, während sie hört, wie die Eingangstür klickend hinter ihr ins Schloss fällt und ein vertrautes, kaum wahrnehmbares Geräusch verrät ihr, dass Sasuke in ihrem Rücken seine Tarnung aufgibt. Gerade als ihre Finger den Schalter streifen, zieht sie ihre Hand zurück und lässt ihre Schlüssel stattdessen achtlos auf die Kommode zu ihrer Rechten fallen.

Sie spürt Sasuke einen Schritt auf sie zumachen und als sie sich zu ihm umdreht, muss sie bereits den Kopf in den Nacken legen, um in der Dunkelheit seinem Blick zu begegnen. Über das angrenzende Wohnzimmer dringt ein Hauch des Mondlichts zu ihnen in den Flur vor, aber es ist nicht genug, um sie mehr als Umrisse ausmachen zu lassen.

Aber seine Konturen sind alles, was sie erkennen muss, um ihre Hand in seinen Nacken zu schieben. Sie muss sich ganz auf die Zehenspitzen strecken, um an ihn heranzureichen, aber er senkt den Kopf und kommt ihr auf den letzten entscheidenden Zentimetern entgegen, bis seine Lippen ihre streifen und das mittlerweile vertraute Zucken durch ihren Körper geht.

Sasuke legt seine Hand unter ihr Kinn und sie streckt sich ihm weiter entgegen, bevor seine Hände zielsicher über den Ausschnitt ihrer Bluse bis zum Beginn der Knopfleiste wandern, die den dünnen Stoff zusammenhält.

Sie hat erwartet, dass er das Kleidungsstück umstandslos aufreißen würde, aber er schiebt die kleinen Knöpfe überraschend geduldig, einen nach der anderen aus ihrer Halterung. Aber sobald er den letzten geöffnet hat, zieht er zu beiden Seiten an dem dunklen Stoff und ihr stockendes Keuchen streift über seine Lippen, während ihre Bluse lautlos zu Boden segelt.

Sie umfasst mit beiden Händen den Saum des Pullovers, den er trägt und er hebt selten entgegenkommend die Arme, um es ihr zu ermöglichen, ihm den dunklen Stoff auszuziehen. Das Kleidungsstück gleitet von ihren Fingerspitzen auf den Boden, als er eine Hand in ihren Nacken schiebt, um ihre Lippen zurück gegen seine zu ziehen und mit seiner anderen Hand gleichzeitig den Verschluss in ihrem Rücken umfasst und ihr den Stoff geschickt und ohne Hast von den Schultern und vom Oberkörper streift.

Als ihr nackter Oberkörper seinen berührt, wandert ein feines Zittern durch ihren Körper und sie spürt sein zufriedenes Schmunzeln an ihren Lippen, bevor er ihren Kuss löst und mit seinen Lippen gezielt über ihren Nacken nach unten wandert.

Sakura legt mit einem lautlosen Stöhnen den Kopf in den Nacken und greift blind nach der Kante der Kommode in ihrem Rücken, als Sasuke den Knopf ihrer Hose umfasst. Ihr atemloses Keuchen verhallt in der Stille ihrer Wohnung, als seine Lippen ihren Bauchnabel streifen und er mit beiden Händen gleichzeitig den Bund ihrer Hose umfasst und daran reißt. Sie tritt mit einem gezielten Schritt aus ihrer Hose und ihrer Unterwäsche heraus und schiebt ihre Hand seufzend zurück in seine dunklen Haare. Sie zieht neckend an den kurzen Strähnen, aber dann verschwimmen die dunklen Umrisse ihres Flurs plötzlich vor ihren Augen.

Sasuke legt seine Hände um ihre Hüfte und hebt sie in einer Bewegung an, die sie instinktiv ihre Beine um ihn schlingen lässt. Er setzt sie auf der Kommode ab und während ihr Rücken sich gegen das kühle Glas des Spiegels presst, nimmt sie unterschwellig war, wie links und rechts von ihr verschiedene Gegenstände zu Boden poltern, aber der Gedanke daran weicht schon in der nächsten Sekunde dem Verlangen, das sich glühend durch ihre Adern frisst.

Sie greift zwischen ihre Körper, um den Knopf seiner Hose zu öffnen und den Stoff über seine Hüfte nach unten zu schieben und er nimmt eine Hand von ihrem Körper, um ihr zu helfen.

Das Gefühl seiner Haut gegen ihre, lässt sie bereits erwartungsvoll zittern, während er sie in einen weiteren Kuss verwickelt und ihr Stöhnen verhallt dumpf gegen seine Lippen, als er ihre Körper miteinander vereint.
 

Sich in den letzten Jahren ausschließlich auf ihren Kopf zu verlassen, hat sie erfolgreich gemacht und eine Zeit lang hat sie sich ziemlich erfolgreich eingeredet, dass sie das alleine glücklich machen würde. Bis er sie zum ersten Mal auf diese Art berührt ist und ihr unsanft klar geworden ist, dass sie sich seit Jahren nicht mehr so lebendig gefühlt hat.

Und wenn sein Blick so wie in diesem Moment ausschließlich auf ihr liegt, fühlt es sich beinahe wie Glück an…
 

.

.

.

Kontroverse

Zwei Monate später
 

Er hätte nicht gedacht, dass es ihn nicht stören würde, Nacht für Nacht neben ihr zu liegen. Aber noch weniger, dass es ihm sogar gefallen würde.

Möglicherweise liegt es daran, dass es recht angenehm ist neben ihr zu schlafen. Sobald sie einschläft, rührt sie sich kaum mehr einen Zentimeter. Sie liegt eingegraben in die Decke und zusammengerollt neben ihm und im Schlaf wirkt sie so klein und jung, dass er sie unweigerlich mit dem Mädchen vergleicht, das er einmal gekannt hat.

Plötzlich geht der Gedanke, dass er nicht bleiben kann, mit einem eindringlichen Bedauern einher – eine Emotion, die ihm bisher so fremd war, dass es einen Moment dauert, bis er sie erkennt.

„Was ist los?“

Sie hat unbemerkt von ihm die Augen aufgeschlagen und obwohl die Reste des Schlafes noch ihre feinen Gesichtszüge verfärben, ruht ihr Blick bereits wach auf ihm.

Sasuke hebt eine Augenbraue, um sein Unverständnis gegenüber ihrem leisen Gemurmel auszudrücken.

Aber er erstarrt, als sie ihre Hand zu seinem Gesicht anhebt, denkt aber doch keine Sekunde daran sie aufzuhalten. Sakura fährt mit ihrem Finger zärtlich über die Furche, die sich ohne sein Bewusstsein zwischen seinen Augen gebildet hat.

„Du hast diesen Ausdruck immer, wenn dir etwas nicht passt.“

Sein Körper bewegt sich schon, bevor er den Entschluss dazu vollständig verarbeitet hat. Er beugt sich über sie und ihre Arme schlingen sich bereitwillig um seinen Nacken, kurz bevor er seine Lippen auf ihre legt.
 

Auch wenn sich bereits der vertraute Nebel über ihre Gedanken legt, als ihr Körper unter seiner intimen Berührung erzittert, ist ihr durchaus bewusst, dass er sie einmal mehr ablenkt, um nicht mit ihr reden zu müssen.

Das Jutsu, das sie aneinander bindet, hat ihnen in den letzten Wochen eine ständige Nähe aufgezwungen, an die sie sich beide mittlerweile mehr oder weniger gewöhnt zu haben scheinen. Aber in den letzten Tagen hat sie auch gespürt, wie sich die Wirkung verändert und - wie sie befürchtet - in gewisser Weise auch nachgelassen hat und sie zweifelt keine Sekunde daran, dass er es auch bemerkt hat. Die Zeit, die sie sich erkauft hat, um ihn vom Bleiben zu überzeugen, ist beinahe abgelaufen und sie fürchtet, dass sie nach wie vor zum Scheitern verurteilt ist.

Seine Hände wandern unter das dünne Top, das sie trägt und sie biegt stöhnend den Rücken durch, als seine rauen Hände die sensible Haut an ihren Brüsten streifen.

Die Alarmglocken in ihrem Kopf schallen laut und deutlich, aber sie ignoriert die eindringliche Warnung einmal mehr und dreht stattdessen den Kopf zur Seite, sodass ihre Lippen erneut an seine heranreichen.
 


 

Überraschenderweise scheint er es doch noch für den richtigen Moment zu halten, im Ansatz anzusprechen, was alles zwischen ihnen steht, als sie atemlos neben ihm liegt.

„Es kann nie mehr sein, als das hier, Sakura. Ich kann dir niemals mehr geben.“

Es gelingt ihr das Zucken ihres Körpers zurückzuhalten, ebenso wie die Überraschung, dass er ausgerechnet diesen Moment für dieses Gespräch ausgewählt hat. „Du wirst wieder gehen.“

„Ich wollte nicht nach Konoha zurückkommen.”

Sie weiß, er provoziert sie bewusst, aber ihr Temperament geht dennoch mit ihr durch. „Ja, das haben wir alle laut und deutlich verstanden!”

Sie schlägt die Decke zur Seite und erhebt sich aus dem Bett, ungeachtet der Tatsache, dass diese Bewegung ihren nackten Körper vollständig seinem wachsamen Blick ausliefert.

„Wo gehst du hin?“

Sie hat bereits die Badezimmertür erreicht, als sie ihre Antwort bissig über ihre Schulter zurückwirft. „Duschen. Und wage es nicht mir zu folgen!“

In diesem Moment ist seine körperliche Nähe das letzte, was sie will. Denn das laute, schmerzhafte Pochen in ihrer Brust erinnert sie eindringlich daran, dass das niemals genug sein wird.

Gleichzeitig ist ihr beinahe ebenso schmerzlich bewusst, dass sie sich vor ein paar Wochen niemals bis zum Badezimmer von ihm hätte entfernen können, nachdem sie gerade erst mit ihm geschlafen hat.
 

.

.

.
 

Er hat sie zum Büro der Hokage begleitet, obwohl sie kein Wort mehr an ihn gerichtet hat, seit sie aus dem Badezimmer gekommen ist und auch Tsunade hat unumwunden deutlich gemacht, dass sie mit Sakura allein reden will. Was übersetzt bedeutet, dass sie über ihn reden wollen.

Ihm war bewusst, dass seine ehemalige Teamkameradin so wie er spüren würde, dass das Jutsu, das sie aneinander bindet, langsam nachlässt und nach seiner bewussten Provokation heute Morgen, überrascht es ihn auch nicht, dass ihr nächster Weg sie direkt zu der Hokage geführt hat.

Sasuke lehnt sich gelassen gegen die Wand neben dem Büro der Godaime. Sein Plan steht bereits seit ein paar Tagen und keine der beiden Frauen wird ihn letztendlich aufhalten können.

Eine Bewegung in seinem Augenwinkel erregt seine Aufmerksamkeit und obwohl die junge Frau nur kurz an ihm vorbeihuscht, erkennt er sie sofort und bewegt sich kurz entschlossen auf sie zu.

„Hinata.“

Dass sie ihn nicht zu hören scheint, lässt ihn kurz die Stirn runzeln, aber er hat sie mit wenigen Schritten eingeholt und greift nach dem Oberarm der jungen Clanerbin. Sobald sich seine Finger um ihren Arm schließen, fährt sie zu ihm herum und obwohl es nur Millisekunden sind, sieht er den klaren Schmerz ihre Gesichtszüge verzerren, bevor sie ihre Beherrschung zurückgewinnt und ihre Mimik stählt.

„Sasuke.“

Sie windet ihren Arm unauffällig aus seinem Halt und so unberührt wie sie jetzt wirkt, würde so mancher glauben, dass er sich getäuscht hat. Aber er weiß genau, was er gesehen hat.

Er greift erneut nach ihrem Arm und entweder sie ist immer noch abgelenkt oder sie hat schlichtweg nicht mit einer derartigen Dreistigkeit seinerseits gerechnet, deshalb reagiert sie erneut zu spät.

„Sasuke, nicht-“

Aber der Uchiha schiebt ihr bereits den Ärmel ihres Oberteils über die Schulter und Hinata schließt für einen Moment resignierend die Augen, als er damit die ersten Blutergüsse auf ihren Armen freilegt.

Es ist nur eine Millisekunde, aber sie sieht das warnende Rot deutlich in seinen Augen aufflackern. „Woher hast du die?“

„Vom Training.“

Seine dunklen Augen richten sich zum ersten Mal seit Jahren direkt auf sie und vieles, was sie über den abtrünnigen Clanerben gehört hat, wird ihr verständlicher, als sie ihm so gegenübersteht.

„Du bist immer noch eine schlechte Lügnerin, wie ich sehe.“

Der direkte Vorwurf lässt sie die Augen verengen. „Was kümmert es dich?“

Sein Blick wandert beinahe desinteressiert über sie, aber der eindringliche Ausdruck in seinen Augen warnt sie bereits, dass er das Ganze nicht so ohne weiteres gut sein lassen wird. „Naruto hat mich mehr als einmal eindringlich daran erinnert, dass ich dir vermutlich mein Leben schulde.“

Nachdem Rückzug ausgeschlossen erscheint, entscheidet Hinata sich notgedrungen für den Angriff nach vorne. „Wenn du mir wirklich etwas schuldest, wirst du kein Wort hierüber verlieren. Zu niemandem.“

Sasuke nickt verstehend. „Naruto hat also keine Ahnung.“ Natürlich nicht. Andernfalls wäre bereits Blut geflossen.

Für einen Moment flackert erneut Schmerz über Hinatas Augen, bevor sie ihren Blick vor ihm auf den Boden senkt. „Er würde es nicht verstehen-“

„Was? Dass du dich misshandeln lässt? Da hast du vermutlich Recht.“

Irgendetwas in seinen Worten, lässt sie plötzlich die Schultern straffen und stolz das Kinn heben. „Du weißt gar nichts über mich, Uchiha!“

Sie macht auf dem Absatz kehrt und verschwindet mit raschen Schritten, aber er macht auch keine Anstalten sie noch einmal aufzuhalten.
 


 

Sakura bewegt sich weiterhin starrsinnig schweigsam neben ihm zurück in die Richtung ihrer Wohnung, als er sich schließlich dazu entscheidet, seine Begegnung mit Hinata nicht darauf beruhen zu lassen.

„Ist die kleine Hyuuga eigentlich immer noch so rettungslos in den Dobe verliebt?“

„Ja, die beiden-“ Aber Sakura unterbricht sich, als ihr klar wird, dass sie keine Ahnung hat, wie es im Moment um den Beziehungsstatus ihres besten Freundes bestellt ist und das schlechte Gewissen, dass sich augenblicklich einstellt, lässt sie den Rest ihres Satzes vollkommen vergessen.

„Sie sind zusammen?“ Der Uchiha fordert selten ungeduldig eine Antwort ein und Sakura dreht sich verwirrt zu ihm um.

„Zumindest waren sie bis vor kurzem auf dem besten Weg dorthin.“ Aber sobald sie den Gedanken, was für eine lausige Freundin sie in den letzten Wochen gewesen ist, für den Moment abschüttelt, fällt ihr auf, was an ihrem Gespräch wirklich ungewöhnlich ist und sie legt kalkulierend den Kopf schief. „Warum interessiert dich das?“

„Wer hat gesagt, dass es mich interessiert?“

Ihre grünen Augen verengen sich warnend und machen klar, dass es jetzt auch für ihn kein Zurück mehr in diesem Gespräch gibt. „Sasuke, hör auf mir auszuweichen!“
 


 

„Wo willst du hin?“

Obwohl sie ein entscheidendes Stück kleiner ist als er, hat er beinahe Schwierigkeiten mit ihren schnellen Schritten mitzuhalten. Zuerst hat sie ihn absolut ungläubig angestarrt, aber dann hat eine vertraute Wut ihre Gesichtszüge verzerrt und sie ist ohne ein weiteres Wort losgestapft.

„Tsunade hat mir erzählt, dass Naruto sich vor einer halben Stunde zurückgemeldet hat.“

Sie stehen bereits vor der Wohnungstür ihres Teamkameraden und Sakura klopft energisch gegen das dunkle Holz, aber die Tatsache, dass keinerlei Chakrasignatur zu spüren ist, verrät ihr bereits, dass ihr bester Freund nicht Zuhause zu sein scheint.

„Wenn er nicht hier ist, kann er nur bei Hinata oder bei Ichiraku sein. Das Restaurant liegt auf dem Weg zum Hyuuga-Anwesen.“

Sasuke vergräbt beide Hände in den Hosentaschen und folgt ihr wortlos, aber insgeheim ist es ihm Recht, dass sie ihm die ganze Angelegenheit aus den Händen genommen hat.
 

Sie finden Naruto tatsächlich bei Ichirakus, aber die dampfende Nudelsuppe vor ihm scheint im Moment das letzte zu sein, was den Blondschopf interessiert und allein das ist ein eindrucksvolles Alarmzeichen.

Nachdem sie ihren besten Freund begrüßend umarmt hat, rutscht Sakura neben ihn auf den Stuhl und kommt umgehend zum Punkt. „Hast du Hinata schon gesehen?“

Naruto schüttelt den Kopf und nimmt ausweichend einen Schluck von dem Becher Sake, der vor ihm steht, aber er weiß auch, dass er bei Sakura nicht lange damit durchkommen wird.

„Wir haben uns gestritten, bevor ich zu dieser Mission aufgebrochen bin.“

Sakura runzelt die Stirn, aber im Moment ist sie wütender auf sich selbst, als auf ihren Teamkameraden. Normalerweise wäre ihr das nicht so lange entgangen. „Ich dachte, du hättest endlich eingesehen, dass ihr beide zusammengehört. Was ist passiert?“

„Ich werde nie gut genug für sie sein.“

Die talentierte Medic-nin verdreht die Augen, aber Narutos Blick ist immer noch starr auf seine erkaltete Nudelsuppe gerichtet. „Definitiv nicht, wenn du weiter hier sitzt und in deinem Selbstmitleid ertrinkst.“

Sie erntet nicht einmal ein Blinzeln als Antwort und mit einem Seitenblick auf Sasuke beschließt sie einen Frontalangriff von der anderen Seite.

„Du und Hinata-“

Naruto hebt den Kopf und begegnet zum ersten Mal an diesem Abend direkt Sakuras Blick, als diese ihren Satz an dieser Stelle abbricht. „Ja?“

Als er sieht, wie sich seine beste Freundin völlig entgegen ihrer sonstigen direkten Art zögernd auf die Unterlippe beißt, bestärkt ihn das in der Annahme, dass er höchstwahrscheinlich nicht hören will, was sie zu sagen hat. „Sakura, spuck es einfach aus.“

„Schlaft ihr miteinander?“

Diese direkte Frage hätte er dann doch nicht erwartet und er runzelt skeptisch die Stirn. „Sakura, wenn du mir was zu sagen hast, dann sag es einfach!“

Die schöne Medic-nin zögert immer noch, aber schließlich ringt sie sich doch dazu durch ihren Verdacht in Worte zu fassen. „Ich glaube, es gibt einen Grund warum sie sich seit Wochen in langen Oberteilen versteckt.“

Obwohl er bis jetzt noch völlig im Dunkeln getappt hat, begreift er augenblicklich worauf seine beste Freundin anspielt. „Du glaubst- du glaubst er schlägt sie?!“

„Ich hätte jetzt eher angenommen, dass sie mit jemandem trainiert, der ziemlich grob mit ihr umspringt, aber-“

Doch Naruto springt bereits auf, wirft unachtsam zwei Geldscheine auf den Tisch und verlässt das Restaurant so schnell, dass Sakura in ihrer Hektik ihm zu folgen, beinahe stolpert.
 

„Naruto, warte!“

Sie greift nach seinem Arm, aber als er zu ihr herumfährt, steht ein eindringlicher Zorn so klar in seinen Augen, dass sie beinahe zurückweicht.

„Rede mit mir“, bittet sie eindringlich und Naruto beißt seine Kiefer krachend aufeinander.

„Es kann nur ihr Vater sein. Und ich schwöre dir, wenn er auch nur einmal die Hand an sie gelegt hat, werde ich ihn umbringen!“

Er macht sich unwirsch von ihm los und sie ringt erneut darum, mit seinen wütenden Schritten mitzuhalten.

„Naruto, du kannst nicht einfach ins Hyuuga-Anwesen marschieren und dem Oberhaupt vorwerfen, etwas getan zu haben, von dem wir gar nicht wissen, ob er es wirklich getan hat!“

Ihre Worte scheinen etwas in ihrem besten Freund auszulösen, denn er verharrt ruckartig in seinem nächsten Schritt. Aber bevor Sakura erleichtert aufatmen kann, fährt er zu ihr herum und der Ausdruck in seinen Augen versichert ihr, dass das noch lange nicht ausgestanden ist.

„Wie bist du darauf gekommen?“

„Was?“

„Was hast du gesehen, Sakura?“ Naruto macht einen weiteren Schritt auf seine Teamkameradin zu, die überfordert nach einer Antwort sucht, aber in diesem Moment erhebt Sasuke hinter ihnen die Stimme.

„Sie hat gar nichts gesehen.“

Narutos Augen wandern zu seinem ehemaligen Teamkameraden, der offen seinem Blick begegnet und ohne weitere Aufforderung wiedergibt, was er gesehen hat.

„Sie hat unzählige Blutergüsse an den Armen. Zumindest an ihrem rechten Arm. Sie hat mir nicht gesagt, wie es passiert ist, aber als ich ihr unterstellt habe, dass sie jemand misshandelt, hat sie es nicht abgestritten.“

Naruto hält Sasukes Blick für eine entscheidende Sekunde, bevor er sich umdreht und erneut das Anwesen anstrebt.

Sakura setzt ihm mit einem Fluch nach. „Naruto-“

Aber eine Querstraße von ihnen entfernt, steht ihnen plötzlich Neji gegenüber.

„Wo wollt ihr denn hin?“

Konfrontiert mit einem Hyuuga, auf den er im Moment ebenfalls nicht besonders gut zu sprechen ist, grenzt es an ein Wunder, dass Naruto noch halbwegs die Beherrschung behält.

„Ich muss mit Hinata reden.“

Die Adern um Nejis Augen treten auf die vertraute Art hervor. „Sie ist nicht Zuhause. Und bevor du mich fragst, ich weiß nicht, wo sie ist.“

„Ich dachte, es ist dein Job sie zu beschützen!“

Der Hyuuga hebt skeptisch eine Augenbraue, angesichts des sichtlichen Zorns in Narutos Mimik. „Wie sie mich gerne erinnert, ist Hinata alt genug, um auf sich selbst aufzupassen.“

Es braucht Sakuras und Sasukes beherzten Griff um seine Schultern, um zu verhindern, dass Naruto in diesem Moment auf den falschen Hyuuga losgeht und die beiden zerren ihren Teamkameraden mit vereinten Kräften in die andere Richtung der Straße, aber Naruto wirft noch eine Warnung über seine Schulter zurück.

„Du richtest ihr besser aus, dass ich hier war, sonst bin ich in einer Stunde wieder da!“
 

Sakura schubst ihren besten Freund grob um die nächste Kurve. „Naruto, du musst dich beruhigen! So erreichst du gar nichts!“

Aber ihre Worte scheinen maximal das genaue Gegenteil zu erreichen. „Sag mir nicht, dass ich mich beruhigen muss, Sakura!“

Mittlerweile ebenfalls von ruhig ein entscheidendes Stück entfernt, öffnet Sakura den Mund, aber bevor sie die Diskussion mit Naruto vertiefen kann, legt sich Sasukes Hand auf ihren Rücken und der Clanerbe senkt ruhig den Kopf zu ihr.

„Geh nach Hause.“

Gereizter Protest blitzt warnend in ihren Augen auf, aber er spricht ruhig weiter.

„Ich rede mit ihm.“

Sakura wirft einen Blick auf ihren langjährigen Teamkameraden und kaut unzufrieden auf ihrer Unterlippe herum, nickt aber schließlich und verschwindet ohne ein weiteres Wort.

Naruto dreht sich zu seinem früheren Teammitglied um und mustert den Uchiha spottend.

„Was ist los, Teme? Ich dachte, du willst reden?“

Aber dieser ignoriert die Provokation gelassen. „Du hast keinerlei Interesse daran zu reden und ich auch nicht. Ich werde dich nach Hause begleiten und mit dir dort bleiben, bis Hinata dort ankommt.“

Für einen Moment erwägt Naruto sichtlich doch noch einen Streit vom Zaun zu brechen. Denn unter seiner Wut spürt er bereits andere Emotionen und statt sich seiner Besorgnis auszuliefern, würde er lieber noch ein wenig länger an dem sengenden Zorn in ihm festhalten.

Aber schließlich folgt er Sasuke doch in die Richtung seiner Wohnung.
 


 

Kurz darauf im Hyuuga-Anwesen
 

Sie hat den Garten des Anwesens kaum durch eine Seitentür betreten, als sie sich bereits Nejis durchdringendem Blick gegenübersieht.

„Naruto war eben hier. Und so aufgebracht habe ich ihn schon lange nicht mehr erlebt.“

Mit dem Rücken zu ihrem Cousin, schließt Hinata für einen winzigen Moment ungesehen die Augen. So viel also zum Begleichen einer Schuld.

Sie will sich wortlos von Neji entfernen, aber dessen Stimme hält sie noch einmal zurück. „Ich weiß, dass du dich von ihm getrennt hast.“

Entgegen ihrer Absicht, verharrt sie in ihrem nächsten Schritt und lässt ihren Cousin weitersprechen.

„Ich weiß, es ist schwer, aber im Endeffekt ist es für euch beide besser so. Deine erste Pflicht wird immer unserem Clan gelten und du kannst nicht beidem gerecht werden.“

Seine Worte sind so zweifellos auch auf seine eigene Situation bezogen, dass sie mit ihrer Geduld am Ende zu ihm herumfährt. „Neji, verdammt überleg doch mal! Warum glaubst du hat Tenten dich verlassen?“

Die Antwort kommt so schnell, dass er sie sich längst zurecht gelegt haben muss. „Weil ich ihr nicht das Leben bieten kann, das sie verdient. Und weil sie es leid geworden ist darauf zu warten.“

Aber seine Cousine schüttelt nur selten genervt den Kopf. „Du bist ein Idiot“, murmelt sie vorwurfsvoll, aber sie hat ihrer besten Freundin schwören müssen, es ihm nicht zu sagen, also wird sie zunächst weiterhin hoffen, dass er von selbst darauf kommt, bevor sie in Erwägung zieht ihr Versprechen doch noch zu brechen.

„Das einzige, was ich ihr bieten kann, ist ein Leben in Gefangenschaft und Sklaverei!“

„Rede dir das nur weiter ein. Aber die Wahrheit ist, dass du einfach nur zu feige bist, für eure Beziehung und euer Glück zu kämpfen, weil du weißt, dass es nicht einfach werden wird! Aber dasselbe gilt nicht für mich.“

Damit macht sie auf dem Absatz kehrt und verlässt das Anwesen ohne einen Blick zurück.
 


 

Wenige Minuten später vor Narutos Wohnung
 

Sie hat ihren Finger kaum auf die Klingel gelegt, als die Tür vor ihr auch schon aufgerissen wird und sie vertrauten blauen Augen begegnet.

Ihn zu sehen tut beinahe weh. Vor allem, weil sie ihn in den letzten Wochen auf eine Art vermisst hat, die durchgehend schmerzhaft war und sie im Moment nichts lieber tun würde, als ihren Streit zu vergessen und in seine Arme zu sinken.

Aber er bewegt sich schneller als sie. Seine Hände legen sich zu beiden Seiten um ihren Hals und ziehen sie bestimmend gegen seinen Körper und ihr erlöstes Seufzen verhallt an seinen Lippen, als er sie ihr leidenschaftlich aufdrückt.

Die Tür fällt krachend hinter ihr ins Schloss, während er sie in seine Wohnung zieht, ohne sich von ihr zu lösen. Sein Kuss ist rau und leidenschaftlich und sie erwidert die Zärtlichkeit ohne zu zögern, aber als er seine Hände unter ihr Oberteil schiebt, löst sie sich von ihm.

„Naruto-“ Doch sie unterbricht sich, als sie sieht wie sein Blick plötzlich hart wird.

Als er erneut nach dem Saum ihres Oberteils greift, hält sie ihn nicht davon ab, sondern lässt mit einem stummen Seufzen zu, dass er ihr den Stoff über den Kopf zieht. Unter dem langärmeligen Pullover trägt sie noch ein dunkles Top, das ihre Oberarme jedoch nicht mehr verbergen kann.

Sie muss nicht aufsehen; sie spürt förmlich, wie sein Blick über ihre entblößte Haut fährt.
 

Die Blutergüsse verteilen sich beinahe über jeden Zentimeter Haut an ihren Armen. Blau, grün, gelb und lila, erzählen sie wortlos davon, dass sie über einen längeren Zeitraum hinweg entstanden sind. Teilweise überlagern sie einander und das einzige was sie gemeinsam haben ist ihre Form. Eindeutige Fingerabdrücke.

„Es war keine Absicht.“

Das Knacken seiner aufeinanderprallenden Zähne ist deutlich hörbar, so hart presst er seine Kiefer zusammen. „Wann genau?! Denn so wie du aussiehst, geht das seit Wochen so!“

Aber als sie ihren Kopf von ihm wegdreht und ihre Vorderzähne nervös in ihrer Unterlippe vergräbt, sackt sein Herz noch ein wenig tiefer, obwohl er das nicht für möglich gehalten hat. „Seit Monaten?“

Sie antwortet ihm nicht und er muss sich zwingen nicht nach ihr zu greifen, damit sie seinen Blick erwidert. „Hinata, sieh mich an!“

Mit einem tiefen Atemzug hebt sie schließlich ihre Augen zu seinen.

„Seit wann?“

Ihre Antwort verzögert sich erneut und ihm wird erst bewusst, dass er schreit, als sie bei seinen nächsten Worten zusammenzuckt. „Sag mir, wann das angefangen hat!“

„Am Tag als du zu dieser Mission aufgebrochen bist.“

Glühendes Rot verfärbt seinen Blick und er ist sich kaum bewusst, dass er die Hand gehoben hat, als seine Faust auch schon in einem Loch in seiner Flurwand steckt. Das brennende Pochen in seinen Handknochen ist seltsam befriedigend, aber nicht genug und er dreht sich zielstrebig in die Richtung seiner Haustür. Aber Hinata durchschaut seine Absicht und schiebt sich schnell zwischen ihn und die Wohnungstür.

„Naruto, ich schwöre dir, es war keine Absicht! Mein Vater, er- er ist krank und w-wenn es ihm besonders schlecht geht, greift er manchmal nach mir und-“

Doch der blonde Shinobi schüttelt verachtend den Kopf. „Hör auf! Ich ertrage es nicht, dass du mich seinetwegen auch noch anlügst!“

„Ich lüge nicht!“ Die schöne Clanerbin streckt flehend die Arme nach ihm aus, aber alles was sie damit erreicht ist es, ihre Blutergüsse erneut in sein direktes Blickfeld zu rücken. „Naruto, bitte, sieh mich an, ich schwöre dir, es ist die Wahrheit! Und ich weiß, du bist wütend-“

„Natürlich bin ich wütend!“ Aber er zwingt sich einen tiefen Atemzug zu nehmen, um sich halbwegs zu beruhigen. „Warum bist du damit nicht zu mir gekommen?“

Sie senkt ihren Blick nicht schnell genug vor ihm und er sieht die Antwort in ihren Augen aufblitzen und dieses Mal ist es besser, dass sie ihm die Antwort schuldig bleibt. Denn wenn er ausgesprochen hören würde, dass sie ihn damit nicht belasten wollte, würde er den geringen Rest seiner Beherrschung auch noch einbüßen.

Er streckt die Hände nach ihr aus, hält dann aber schlagartig inne. „Ich kann das so nicht. Zieh den Pullover an, wir gehen!“

Er fischt das Kleidungsstück vom Boden und wirft es ihr zu und wartet, bis sie es sich zurück über den Kopf gezogen hat, bevor er seine Haustür aufreißt.

„Wohin?“

„Zu Sakura. Wenn ich diese Male auf deiner Haut noch eine Minute länger anschaue, werde ich ihn umbringen, egal was du zu seiner Rechtfertigung vorzubringen hast!“
 


 

Sakura erwartet sie bereits im Rahmen ihrer Haustür, aber die Erleichterung auf ihren Zügen verflüchtigt sich schnell, als sie die angespannte Stille zwischen Hinata und Naruto bemerkt.

„Du musst sie heilen.“

Narutos Begrüßung lässt sie ihren Blick besorgt auf Hinata richten, die die Arme um sich selbst geschlungen hat und sich sichtlich an jeden anderen Ort wünscht.

Sie greift vorsichtig nach dem Arm der stillen Clanerbin und führt sie sanft in die Richtung des unteren Badezimmers.

„Lass uns nach nebenan gehen.“

Naruto öffnet protestierend den Mund, aber der warnende Blick seiner besten Freundin über ihre Schulter verbietet es ihm auch nur ein Wort zu sagen.

Stattdessen stürmt er wortlos an Sasuke vorbei in die Küche und fischt zielstrebig eine Flasche Sake aus Sakuras Vorratsschrank. Er lehrt bereits das zweite großzügige Glas, als er Sasuke in seinem Rücken spürt.

„Er lebt also noch.“

Naruto verzieht verachtend das Gesicht. „Sie schwört, dass es keine Absicht war, aber das heißt nicht, dass ich mich dagegen entschieden habe, ihm mindestens genauso viele Blutergüsse zuzufügen. Ich hätte dem verfluchten Arschloch schon vor Wochen meine Meinung klar machen sollen!“

Er spürt Hinata und Sakura in seinem Rücken die Küche betreten und dreht sich um, aber er kann sich auch nicht dazu bringen seine groben Worte zurückzunehmen.

Hinatas leise Stimme durchbricht die angespannte Stille in der Küche zuerst. „Er stirbt.“

„Gut.“

„Naruto!“ Sakuras entsetzter Ausruf lässt den Blondschopf trotz seinem anhaltenden Zorn reuevoll das Gesicht verziehen, aber Hinata spricht monoton weiter.

„Er hat einen Tumor im Kopf. Tsunade hat mir versichert, dass sie bereits alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben. Es gibt nichts, was noch für ihn getan werden kann.“ Ihr heller Blick richtet sich aus dem Fenster. „Er hat maximal noch ein paar Monate.“

Sakura legt ihre Hand vorsichtig auf Hinatas Schulter. „Es tut mir sehr leid.“

Die junge Hyuuga nickt steif und damit verhängt sich erneut angespannte Stille über die Küche, bis Hinata es letztendlich nicht mehr aushält. „Ich sollte gehen. Nochmal danke.“

Sie nickt höflich in Sakuras Richtung, bevor sie mit schnellen Schritten aus ihrem Haus flüchtet, aber in diesem Moment kommt auch wieder Bewegung in Naruto.

„Hinata, warte!“

Die Haustür fällt hinter den beiden ins Schloss und dann ist es wieder still in der Wohnung.
 

Ohne Narutos und Hinatas Anwesenheit wird schnell wieder deutlich, dass sie im Moment ihre eigenen Probleme haben, aber ihre Energie für weitere Auseinandersetzungen ist erschöpft, also fixiert sie kurz entschlossen die Treppe in den ersten Stock.

„Ich gehe ins Bett.“

„Sakura, warte.“

Entgegen besseren Wissens dreht sie sich noch einmal zu ihm um, aber er scheint selbst nicht zu wissen, was er ihr noch sagen will, also greift sie nach dem Treppengeländer. Aber sobald sie einen Fuß auf die erste Treppenstufe setzt, schießt ein vertrauter Schmerz so klar und sengend durch ihren Körper, dass sie keuchend in die Knie geht.

„Sakura!“

Sasukes Hände schließen sich um ihre Hüfte und so plötzlich wie er gekommen ist, verschwindet der Schmerz auch wieder aus ihrem Körper.

Die Tatsache, dass das Jutsu, das sie aneinander bindet, ihr einmal mehr jegliche Selbstbestimmung nimmt, treibt ihr wütende Tränen in die Augen, die sie jedoch energisch fortblinzelt.

„Lass uns schlafen gehen.“

Sie nickt steif und statt ihrem Schlafzimmer strebt sie seines an und schält sich mit dem Rücken zu ihm aus ihrer Kleidung und greift schnell nach einem seiner T-Shirts, bevor sie sich in sein Bett legt. Sein Geruch umgibt sie von allen Seiten und es ist nur eine Sache mehr, die ihr in diesem Moment grausam erscheint.

Sie spürt, wie er hinter ihr unter die Decke rutscht, aber sie kann sich nicht dazu bringen sich umzudrehen und ihn anzusehen.

„Bereust du es bereits?“

Seine leisen Worte lassen sie schmerzerfüllt die Augen schließen. Aber dann dreht sie sich ruckartig zu ihm um, umfasst sein Gesicht und drückt ihre Lippen rau gegen seine.

Es ist vielleicht keine Liebe, aber sie ist ihm nicht egal.

Er hat es beinahe perfekt verborgen, aber sie hat dennoch gesehen, wie er in den letzten Tagen mit sich gerungen hat.

Es ist die Tatsache, dass er sich trotz seiner Zweifel ein weiteres Mal gegen sie entschieden hat, die ihr Herz ein zweites Mal bricht.
 

.

.

.
 

Währenddessen bei Naruto und Hinata
 

Ihr Rückweg von Sakuras Wohnung zu seiner beginnt so schweigsam wie der Hinweg, aber schließlich ringt Naruto sich dazu durch die Stille zu brechen. Allerdings spricht er, ohne Hinata direkt anzuschauen.

„Es tut mir leid.“

Es dauert einen Moment, bis er begreift, dass sie ihm nicht nur nicht antwortet, sondern auch nicht mehr neben ihm läuft und er fährt hektisch herum.

„Hinata?“

Sein Blick fällt auf sie und selbst im schwachen Licht des Mondes sieht er die hellen Tränenspuren, die deutliche Bahnen über ihre blassen Wangen ziehen.

„Hinata.“

Er hat den Abstand zwischen ihnen in Sekunden überwunden und schlingt seine Arme tröstend um ihren zierlichen Körper.

„Es tut mir leid.“

Dieses Mal sind seine Worte zweifellos ehrlich und er hält sie fest, während sie in seinen Armen leise, verzweifelte Tränen weint.
 

.

.

.

Ambivalenz

Am nächsten Morgen
 

„Ich hasse dich!“

Seltene Belustigung verzieht Sasukes Mundwinkel, als er zu seiner ehemaligen Teamkameradin herabsieht, die ausgestreckt vor ihm auf dem Boden liegt.

„Komm hoch.“

Er streckt eine Hand nach ihr aus, aber Sakura schüttelt den Kopf, ohne die Augen zu öffnen.

„Nein. Lass mich einfach hier liegen.“

Aber sie spürt wie er sich bewegt und schlägt misstrauisch die Augen auf, als er vor ihr in die Hocke sinkt.

Das Schmunzeln auf seinen Lippen nimmt für seine Verhältnisse beängstigende Ausmaße an und beunruhigt sie zunehmend.

„Was hast du vor?“

„Dich nach Hause tragen, damit ich mich revanchieren kann.“

Die schöne Medic-nin hebt skeptisch eine Augenbraue, bleibt aber weiterhin regungslos am Boden liegen. Vor ein paar Stunden hat sie es noch für eine gute Idee gehalten, sich beim Training mit ihm abzureagieren, aber jetzt verdeutlicht ihr jeder einzelne ihrer schmerzenden Muskeln, dass auch das nicht ihre beste Idee war.

„Was, damit du die wenigen Muskeln, die mir noch nicht weh tun, auch noch überstrapazieren kannst? Vergiss es, heute gibt es keinen Sex mehr!“

„Wer hat denn was von Sex gesagt?“ Er schmunzelt offen, aber die Art wie seine Augen über ihren Körper fahren, widerspricht seinen eigenen Worten.

„Du willst immer Sex.“ Sakura schließt murmelnd die Augen und erwägt ernsthaft, einfach an Ort und Stelle auf dem staubigen Boden des abgelegenen Trainingsplatzes ihr Schlafdefizit auszugleichen. Aber bevor sie diese innere Diskussion weiterführen kann, schließen sich Sasukes Arme um ihre Hüfte und reißen ihren Körper aus seiner annähernd bequemen Position.

„Sasuke-“

Sie begegnet seinem Blick, während er sie hochhebt, aber die Belustigung in seinen Augen schwindet in derselben Sekunde, in der sie selbst die herannahenden Chakren spürt.

Die Welt verschwimmt für einen Moment rot vor ihren Augen, als Sasuke sie ruckartig zurück auf dem Boden abstellt und gleichzeitig sein Bluterbe aktiviert.

„Stell dich hinter mich!“

Sie bedenkt seinen Befehl mit einem verachtenden Schnauben, während sie ihr Katana aus ihrem Gürtel zieht und sich stattdessen an seine Seite stellt. „Das hättest du wohl gern.“
 

.

.

.
 

Kurz zuvor in Narutos Wohnung
 

Sie ist in einem regungslosen Zustand neben ihm eingeschlafen, der an Bewusstlosigkeit grenzt, während er selbst sich kaum getraut hat, länger als ein paar Minuten die Augen zu schließen.

Sakuras Chakra hat alle Blutergüsse von ihrer Haut verschwinden lassen, aber er sieht sie immer noch.

Naruto fährt sich müde durch die Haare, die nach dieser unruhigen Nacht in alle Himmelsrichtungen abstehen. Sie hat seine Entschuldigung angenommen, aber das beruhigt sein schlechtes Gewissen ebenso wenig wie das Wissen, dass seine Abwesenheit zwei Monate zu lang war.

Ihr ganzer Körper zuckt schlagartig neben ihm zusammen und reißt ihn aus seinen Gedanken.

„Hinata?“

Ihr Körper beruhigt sich so schnell wieder, wie er sich bewegt hat, aber die unruhigen Falten, die sich auf ihrer Stirn gebildet haben, veranlassen ihn dazu vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter zu legen.

„Hinata.“

Sie schreckt unruhig neben ihm in die Höhe und Naruto streckt auch seinen anderen Arm nach ihr aus, um sie zu beruhigen. „Hey.“

Ihre Augen fixieren sich schnell auf ihn und er spürt, wie sich ihr Körper unter seinen Händen entspannt.

„Hey.“

„Geht es dir gut?“

Hinata nickt und schiebt ihre Haare über ihre Schultern nach hinten. „Es war nur ein Traum.“

Die verbleibende Unruhe in ihren Augen überzeugt ihn jedoch nicht von ihren Worten. „Ein schlechter Traum?“

„Nein, nicht wirklich.“ Sie fährt sich mit der Hand über die Augen und obwohl sie gerade erst zehn Stunden an seiner Seite geschlafen hat, verbirgt sich immer noch eine tiefe Müdigkeit hinter der Geste. „Es ist immer wieder derselbe Traum. Über eine Frau, die ich noch nie gesehen habe-“

Ihr Bluterbe tritt schlagartig hervor, während sich ihre Worte verlieren.

„Naruto!“ Sie greift nach seinem Arm, bevor ihr Blick aus der Ferne zu ihm zurückkehrt und sich wieder auf ihn fixiert. „Wir müssen zu Sakura und Sasuke!“
 


 

Zur selben Zeit bei Sakura und Sasuke
 

Seine Augen immer noch blutrot, macht er keine Anstalten sich zu bewegen und auch die drohenden Chakren, die sie immer noch spürt, bewegen sich im Moment nicht weiter auf sie zu.

„Sie werden uns nicht angreifen.“

Seine plötzliche Äußerung verwirrt sie beinahe noch mehr, als seine vorherige Tatenlosigkeit.

„Was soll dieses Theater dann?“

„Es ist eine Botschaft.“

Sakura dreht gereizt ihr Katana in der Hand, während sie einen Blick über ihre Schulter auf ihren ehemaligen Teamkameraden wirft. „Und diese mysteriöse Botschaft lautet wie? Dass sie dir das nächste Mal noch ein wenig mehr als multiples Organversagen bescheren werden?“

Sein unzufriedener Blick fällt auf sie und obwohl er keine Miene verzieht, sieht sie ihre Vermutung in seinem Schweigen bestätigt.
 

In diesem Moment setzen Naruto und Hinata neben ihnen auf dem Boden auf und während Narutos Blick besorgt über seine angespannten Teamkameraden wandert, ruht Hinatas Blick mit ihrem Bluterbe noch in der Ferne.

„Alles okay bei euch?“

Sakura dreht sich sichtlich gereizt von Sasuke zu ihrem besten Freund. „Anscheinend waren sie nur hier, um eine Botschaft zu überbringen.“

Die Adern um Hinatas Augen verschwinden und ihre Aufmerksamkeit kehrt zu ihnen zurück.

„Ich habe sie in westlicher Richtung verloren.“

Sakura richtet ihre Aufmerksamkeit auf die junge Hyuuga. „Waren es nur die fünf, die wir gespürt haben oder waren da noch mehr?“

„Sakura.“

Die erfahrene Medic-nin ignoriert Sasukes warnenden Unterton und sieht ungeachtet zu Hinata, die nur einen Moment lang zögert.

„Sechs. Eine von ihnen hat sich im Hintergrund gehalten.“

„Ihnen?“ Sakura zieht eine Augenbraue in die Höhe, bevor sie zurück zu Sasuke sieht, der trotz betonter Gelassenheit sichtlich unzufrieden mit dieser Entwicklung ist.

„Natürlich würdest du es schaffen, gleich sechs Frauen auf einmal zu verärgern. Wirst du mir jetzt sagen, was dahinter steckt oder soll ich weitermachen?“

Als Sasuke sein eisernes Schweigen beibehält, dreht Sakura sich zurück zu Hinata.

„Waren es dieselben, die euch auch vor ein paar Wochen angegriffen haben?“

„Sakura.“ Dieses Mal greift Sasuke nach ihrem Arm und zieht ihre Aufmerksamkeit für einen Moment zurück auf ihn, aber Narutos panischer Ausruf lässt sie zurück zu ihm herumfahren.

„Hinata!“

Sie sehen noch wie sich die Lider der Hyuuga flatternd schließen und ihr Körper schlagartig in sich zusammensackt. Naruto schlingt gerade noch rechtzeitig seine Arme um ihren regungslosen Körper und sinkt mit ihr in die Hocke.

Sakura kniet sofort neben ihm und greift mit der einen Hand nach Hinatas Handgelenk und legt die andere auf ihre Stirn.

„Sie ist ohnmächtig.“ Sie sucht vorsichtig Narutos Blick. „Sie hat einiges an Gewicht verloren und ich würde auf den ersten Blick vermuten, dass es vielleicht nur Erschöpfung ist, aber wir sollten sie trotzdem ins Krankenhaus bringen.“ Sie wirft einen Blick auf Sasuke, der direkt neben ihr steht. „Ich muss sowieso mit Tsunade reden.“

Naruto nickt sichtlich zerstreut und hebt Hinata auf seine Arme, aber Sasuke schlingt eine Hand um Sakuras Oberarm, bevor sie ihrem Teamkameraden folgen kann.

„Sakura, warte-“

Aber sie entreißt ihm grob ihren Arm. „Jetzt brauchst du auch nicht mehr mit mir zu reden.“

Sie folgt Naruto Richtung Krankenhaus und Sasuke vergräbt beide Hände in den Hosentaschen und sieht für einen Moment genervt Richtung Himmel, bevor er seinen ehemaligen Teamkameraden folgt.
 


 

Tsunade hat ebenfalls Erschöpfung als erste Diagnose vermutet, aber sicherheitshalber ein großes Blutbild angeordnet.

Im Moment stehen Tsunade, Sakura und Naruto vor dem Krankenzimmer, in dem die junge Clanerbin liegt und nach Hinata dürfte nun er ihr vordergründiges Gesprächsthema sein.

Sasuke sieht auf das Krankenbett, als eine Bewegung ihn alarmiert und er sieht zu, wie Hinata die Augen aufschlägt und innerhalb weniger Sekunden mit der Auffassungsgabe einer Hyuuga ihre Orientierung zurückgewinnt.

„Ich hatte eigentlich nicht vor so bald wieder hier zu sein.“

Sie richtet sich auf und er sieht ihr kritisch dabei zu, macht aber keine Anstalten ihr zu helfen.

„Es war nicht nur der Stress, oder?“

Ihre wachen Augen richten sich auf ihn und sie zögert so lange mit ihrer Antwort, dass er schon glaubt, dass sie seine Frage ignorieren wird. „Nein.“

Er sieht für einen Moment Richtung Tür und erwägt, ob er Sakura oder Naruto darüber informieren sollte, dass sie wach ist, aber sie wirkt nicht, als hätte sie Schmerzen, deshalb verweilt er für den Moment an ihrer Seite. „Was dann?“

„Warum interessiert dich das?“

„Weil ich wissen will, ob es das wert ist, dass ich meinen besten Freund deswegen anlüge.“

Hinata vergräbt ihre Zähne für einen Moment in ihrer Unterlippe, aber das ist das einzige minimale Zeichen von Unsicherheit, das er an ihr ausmachen kann und ihre Ruhe verrät ihm bereits, dass sie längst weiß, was sie das Bewusstsein gekostet hat.

„Ich bin schwanger.“
 

Diese Offenbarung verweilt für einen Moment zwischen ihnen und es überrascht ihn, dass sie ausgerechnet ihm diese Frage ehrlich beantwortet hat, wo sie es offensichtlich bisher weder Naruto noch Sakura erzählt hat.

Sein Blick wandert erneut Richtung Tür. „Du musst es ihm sagen.“

Aber Hinata schüttelt mit einem müden Lächeln den Kopf. „Das werde ich. Aber noch nicht jetzt.“

„Warum nicht?“

Ihre Augen richten sich auf ihn und sie kennen sich kaum, aber was er über die berüchtigte Wachsamkeit der Hyuuga gehört hat, bestätigt sich zweifellos in ihrem durchdringenden Blick.

„Dann würde er nicht gehen. Und du brauchst ihn im Moment mehr als ich.“

„Niemand wird mit mir gehen.“

Sein wütender Protest zeichnet ein feines Schmunzeln um ihre Lippen. „Natürlich werden sie das. Sie werden beide mit dir gehen.“

Der Clanerbe öffnet protestierend den Mund, aber Hinata kommt ihm ruhig zuvor. „Versprich mir nur, dass du ihn mir zurückbringst.“

Er sieht sie an und bleibt zunächst stumm. In den letzten Tagen hat sich nichts so entwickelt, wie er es geplant hat. Er hatte vor zu verschwinden, sobald das Jutsu, das ihn an Sakura bindet, genug nachgelassen hätte. Aber obwohl sich die Bindung, die das Jutsu zwischen ihnen hergestellt hat, in den letzten Wochen sichtlich verändert hat, hat er doch seit ein paar Tagen die Befürchtung, dass es sich nie mehr ganz lösen wird.

Auch wenn die drei Monate in einigen Tagen gänzlich verstrichen sein werden, solange sie sich dagegen sträubt, wird er es vermutlich nicht einmal bis zur Landesgrenze schaffen. Wo ihn diese Tatsache vor drei Monaten noch rasend gemacht hätte, stört es ihn heute nur noch in gewissen Aspekten. Dauerhaft in sein Heimatdorf zurückzukehren, wäre wohl nicht das Schlimmste, was ihm passieren könnte. Aber die Feinde, die er sich in den letzten Jahren in ziemlich unübersichtlicher Anzahl gemacht hat, werden nicht einfach so verschwinden.

Er hat keinesfalls vor Sakura mitzunehmen, aber Naruto… vielleicht wäre es gar nicht schlecht, den blonden Querkopf in diesem Fall an seiner Seite zu haben.

Außerdem würde es auch für ihn erheblich schwieriger werden, wenn er versuchen müsste, sie beide gegen ihren Willen zurückzulassen.

Er sieht zurück zu Hinata, die seiner inneren Debatte wortlos beigewohnt hat.

„Ich schwöre es. Und wenn es mich selbst das Leben kostet.“

„So viel verlange ich gar nicht.“ Das Lächeln auf ihren Lippen bleibt gütig, aber sie legt kalkulierend den Kopf schief. „Aber du könntest etwas anderes tun.“

„Was?“

„Rede mit ihr, bevor du gehst.“

Dieses Mal bleibt er stumm, nicht bereit ein Zugeständnis zu machen, das er vermutlich nicht einhalten kann, aber Hinata scheint auch keine Antwort von ihm zu erwarten.

„Ich will nur, dass du über eines nachdenkst: Was hast du zu verlieren?“

Er nickt und beschließt gleichzeitig, dass es Zeit ist, dieses Gespräch zu beenden. „Ich werde ihn dir heil zurückbringen.“
 

Sasuke verlässt den Raum, ohne eine weitere Antwort von Hinata abzuwarten und unterbricht das Gespräch, das im Flur ausgetragen wurde, augenblicklich, aber er hat zuvor schon gewusst, dass es dabei um ihn ging.

„Hinata ist wach.“

„Geht es ihr gut?“ Naruto macht einen Schritt Richtung Tür, verharrt dann aber, sichtlich hin- und hergerissen.

Sasukes Blick fällt auf seinen ehemaligen Teamkameraden und er bereut es bereits, sich dafür entschieden haben, sich zum ersten Mal seit acht Jahren auf jemand anderen zu verlassen, als auf sich selbst.

„Ja.“

Dann richtet er seinen Blick auf die Hokage. „Ich bin bereit, mich Konoha wieder anzuschließen.“

Sakuras Misstrauen spiegelt sich zuerst in ihren ausdrucksstarken Augen, während Tsunade zunächst abschätzend die Arme verschränkt.

„Aber ich muss zuerst noch ein paar Dinge erledigen.“

Die Hokage zieht abschätzend eine Augenbraue in die Höhe. „Du willst also, dass ich dir erlaube Konoha zu verlassen, um dich uns im Anschluss wieder anzuschließen? Und du erwartest, dass ich dir diese plötzliche Kehrtwendung glaube, nachdem du die letzten Monate bei jeder Gelegenheit betont hast, dass du keinesfalls vorhast hierzubleiben?“

„Hn.“

Die Hokage sieht zuerst zu ihrer ehemaligen Schülerin, die ihre Skepsis bisher zwar noch nicht in Worte fasst, sie dafür aber deutlich mit ihrer Körpersprache zum Ausdruck bringt.

Die Hokage schweigt einen Moment, in dem sie ihre Entscheidung abwägt, bevor sie sie verkündet. „Du hast drei Tage Zeit. Wenn du dann nicht zurück bist, werde ich Konohas gesamte ANBU auf deine Fersen hetzen. Und du wirst Naruto und Sakura mitnehmen!“

Naruto beendet die angespannte Stille, die auf diese Anweisung folgt und richtet seine Worte an seine beiden Teamkameraden.

„Ich warte in einer halben Stunde am Osttor auf euch.“

Damit verschwindet er in Hinatas Krankenzimmer.

Sakura wechselt noch einen Blick mit ihrer ehemaligen Lehrmeisterin, bevor sie sich an Sasuke wendet. „Ich muss noch meine Sachen aus meiner Wohnung holen.“

Die unmissverständliche Aufforderung, die sich dahinter verbirgt, lässt den Uchiha beide Hände in den Hosentaschen vergraben, bevor er ihr folgt.
 


 

In Hinatas Krankenzimmer
 

Ihr wacher Blick richtet sich sofort auf ihn, sobald er durch die Tür tritt und beruhigt ihn ein klein wenig. Naruto sinkt vorsichtig neben Hinata auf das Bett, legt beide Hände an ihre Wangen und drückt seine Lippen liebevoll gegen ihre Stirn.

„Naruto.“

Er nimmt einen tiefen Atemzug, bevor er sich von ihr löst und ihren Blick sucht. „Es tut mir so leid.“

Sie öffnet den Mund, aber er drückt seine Lippen gegen ihre, um sie davon abzuhalten, ihn zu beschwichtigen.

„Es tut mir leid, was ich gesagt habe.“ Er fährt mit seinen Daumen zärtlich über ihre Wangen. „Es tut mir sehr leid, dass du deinen Vater verlieren wirst.“

Sie schließt für einen Moment die Augen, bevor sie sich wieder fasst und nickt. „Es geht mir gut, Naruto.“

Sein rechter Mundwinkel nimmt einen selten bitteren Zug an. „Du bist eine verflucht gut trainierte Elite-Kunoichi, Hinata, du brichst nicht mal eben so vor Erschöpfung zusammen.“

Sie zögert nur für einen kleinen Moment, aber sie bleibt bei ihrer Entscheidung. „Ich habe nicht gesagt, dass in den letzten Wochen nicht ein bisschen viel los war. Und ich hätte nichts dagegen einzuwenden, wenn es langsam wieder ein bisschen ruhiger werden würde.“ Nicht, dass sie auch nur eine Sekunde wirklich daran glaubt. „Aber zuerst musst du Sasuke begleiten und dafür sorgen, dass er endgültig nach Konoha zurückkehrt.“

„Hast du irgendetwas mit seinem plötzlichen Sinneswandel zu tun?“

Die schöne Clanerbin schmunzelt. „Ich habe definitiv nicht einen derartigen Einfluss auf ihn. Ich denke, was du heute als plötzlichen Sinneswandel erlebt hast, war das Ende eines wochenlangen Prozesses. Er hat seit Wochen mit sich gehadert, auch wenn er es sich selbst noch nicht eingestehen wollte.“ Ihr Blick wandert aus dem Fenster des Krankenzimmers. „Er liebt sie. Er kann nur noch nicht damit umgehen.“

Sie folgt dem sanften Druck seiner Hände an ihren Wangen zurück, bis ihr Blick wieder seinem begegnet und Naruto lehnt seine Stirn zärtlich gegen ihre.

„Womit hab ich dich nur verdient.“

Sie küsst ihm den Zweifel von den Lippen. „Ich liebe dich. Und jetzt geh und pass auf deine Teamkameraden auf.“

Er zieht sie für einen rauen und tieferen Kuss zurück an seine Lippen, bevor er sich von ihr löst. „Ich liebe dich und dieses Mal bin ich wirklich bald zurück.“
 


 

Währenddessen in Sakuras Wohnung
 

Die Wohnungstür fällt laut krachend hinter ihnen ins Schloss und Sasuke wirft einen Blick auf Sakura, die Ansätze macht wortlos im ersten Stock zu verschwinden.

„Willst du mir vielleicht sagen, warum du so wütend bist?“

Die Tatsache, dass seine Frage nur eine billige Provokation sein kann, lässt sie die Schultern straffen und einen tiefen Atemzug nehmen, bevor sie sich zu ihm umdreht.

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dir diese plötzliche 180°-Drehung glaube, nachdem du gestern erst noch fest entschlossen warst, Konoha bei der erstbesten Gelegenheit wieder zu verlassen!“

Sasuke legt ruhig den Kopf schief. „Du versuchst seit Monaten meine Meinung zu ändern. Vielleicht ist es dir ja endlich gelungen.“

Sakura steht mit wenigen Schritten vor ihm und in diesem Moment hasst sie die Tatsache, dass er sie um mehr als einen Kopf überragt.

„Beleidige mich nicht, Sasuke. Ich bin garantiert nicht so dumm zu glauben, dass du meinetwegen von heute auf morgen deine Meinung geändert hast! Noch dazu glaube ich sowieso nicht, dass du sie überhaupt geändert hast! Ich glaube, das hier ist nur deine neueste Taktik das Jutsu zu überlisten und mich dazu bringen, dir zu erlauben, zu gehen! Und wir werden gehen – beide! Aber glaub nicht, dass ich dich auf dieser mysteriösen Mission auch nur eine Minute aus den Augen lassen werde! Du wirst dein Wort Tsunade gegenüber halten und hierher zurückkommen! Und wenn du den Rest deines Lebens danach in Konohas Gefängnis fristen willst, dann ist das ganz allein deine Entscheidung!“

Ihre Wut ist in der Kombination mit all den anderen Emotionen, die sie in diesem Moment überwältigen so stark, dass ihr ganzer Körper darunter erzittert. Sie zwingt sich auf dem Absatz umzudrehen, aber seine nächsten Worte lassen sie ruckartig in der Bewegung verharren.

„Ich will nicht, dass du mitkommst.“

Ihre Zähne krachen laut, als ihre Kiefer hart aufeinander prallen, in ihrem verzweifelten letzten Versuch, ihre Beherrschung nicht vollends zu verlieren.

„Das hast zum Glück nicht du zu entscheiden!“

Sie zwingt sich, mehrfach tief durchzuatmen, bevor sie sich zu ihm umdreht und betont ruhig ansetzt, ihren Standpunkt klarzumachen.

„Ihr braucht eine Medic-nin, Sasuke. Die Zeiten, wo ich nichts weiter als eine Last für euch war, sind lange vorbei und-“

Aber wo sie um Ruhe ringt, schlägt seine Anspannung in für ihn deutlichen Maßen durch. „Darum geht es mir nicht! Denkst du ich weiß nicht, was du in den letzten Jahren alles erreicht hast?“

Seine Anspannung steigert auch ihre wieder. „Worum geht es hier dann?“

„Ich kann dich nicht dabei haben.“

Er trifft seine nächste Aussage wieder in einem absolut ruhigen Kontrast zu seiner vorherigen energischen Lautstärke, mit einem merkwürdig emotional gefärbten Unterton, der sie selbst erneut innehalten lässt.

Sie schließt für einen Moment die Augen.

„Sasuke-“

Aber seine Hände legen sich überraschend an ihre Wangen und als sie ihre Lider öffnen will, legen sich seine Lippen auf ihre und lassen ihre Lider flatternd wieder sinken.

Er küsst sie auf eine ungewohnt ruhige und zärtliche Art, die ihre Aufmerksamkeit vollkommen auf seine Berührung zentriert.

Als er sich von ihr löst, ist ihr Zorn verraucht.

„Sasuke, hör zu-“

Doch als sie die Augen aufschlägt, fällt sie direkt in das dunkle Rot seiner Sharingan.

„Nicht-“

Aber sie spürt ihr Bewusstsein bereits unter seinem Einfluss schwinden und ihr Widerspruch stirbt auf ihren Lippen, als sie regungslos in seine Arme sackt.

Er hebt sie umsichtig auf seine Arme und beinahe spiegelt sich eine nah mit Reue verwandte Emotion in seinen stoischen Gesichtszügen, als er auf sie herabsieht, bevor er sie vorsichtig auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer ablegt. Er streicht ihr eine lose Haarsträhne aus der Stirn, bevor er sich aufrichtet und nach seinen Sachen greift.

„Wenn es mir irgendwie möglich ist, komme ich zurück.“

Aber seine leisen Worte verhallen ungehört in der Wohnung.
 


 

Sie treffen sich in der Dunkelheit am Dorfrand und Naruto zieht bereits skeptisch eine Augenbraue in die Höhe, als er erkennt, dass sein ehemaliger Teamkamerad allein auf ihn zukommt.

„Wo ist Sakura?“

„Sie kommt nicht mit.“

Aber der Blondschopf verschränkt abschätzend die Arme vor dem Oberkörper. „Was hast du getan, Teme?“

Sasuke bleibt erwartungsgemäß stumm, aber es ist auch so nicht schwer, sich den einzig plausiblen Grund für Sakuras Abwesenheit zusammenzureimen, auch wenn Naruto seine Aussage ziemlich ungläubig trifft. „Du hast sie bewusstlos geschlagen?!“

Dunkle Augen richten sich in vertrauter Missstimmung auf ihn. „Ich habe sie nicht geschlagen.“

Naruto schüttelt ungläubig den Kopf. „Dann hast du sie meinetwegen hypnotisiert, glaub mir, das wird für Sakura keinerlei Unterschied machen.“

Sasuke dreht den Kopf zur Seite und sieht zurück auf das Dorf, das einmal seine Heimat war. „Ich konnte sie nicht dabei haben.“ Er sieht zurück zu seinem besten Freund. „Sag mir nicht, dass du das Ganze anders sehen würdest, wenn es um Hinata gehen würde.“

„Ich sorge mich um Hinata genau wie um Sakura, aber ich habe vor langer Zeit zu akzeptieren gelernt, dass die beiden sehr gut auf sich selbst aufpassen können.“ Naruto kratzt sich mürrisch am Kinn. „An deiner Stelle würde ich lieber hoffen, dass diese mysteriösen Frauen uns an den Kragen gehen. Denn wenn du glaubst, Sakura war als Zwölfjährige unheimlich, wenn sie wütend war, dann willst du nicht erfahren, wie ihr diese Emotion Jahre später zu Gesicht steht.“

Er sagt seinem besten Freund nicht, dass es nichts Neues für ihn ist, dass Sakura wütend auf ihn ist und dass es ihn nicht kümmert, diese Emotion in ihr hervorzurufen. Ihm liegt mehr daran sicherzustellen, dass sie noch lange Zeit in der Lage sein wird, wütend auf ihn zu sein.

„Lass uns gehen und das erledigen, damit wir zurückkommen und du das in Ordnung bringen kannst.“ Naruto fischt seinen Rucksack vom Boden und wirft dann einen misstrauischen Blick auf Sasuke. „Du hast doch vor wieder zurückzukommen, oder? Denn wenn das hier alles nur ein Trick ist, werden wir beide richtig Ärger miteinander bekommen, Teme.“

„Ich habe nicht gelogen.“

Naruto nickt und gibt sich für den Moment mit der vagen Zusicherung zufrieden. „Dann hast du ja jetzt unsere unbekannte Reisedauer Zeit mir etwas über unsere Gegner zu erzählen. Mal abgesehen davon, dass sie multiples Organversagen herbeiführen können und wirklich gut auf dich zu sprechen zu sein scheinen.“

„Hn.“

„Das ist keine Erklärung, Sasuke, also krieg endlich die Zähne auseinander!“

„Vielleicht solltest du doch lieber hierbleiben.“

„Was, willst du mich auch hypnotisieren?“

„Wenn du nicht bald die Klappe hältst, definitiv.“

„Versuchs doch, Teme!“

„Warum habe ich dich bloß mitgenommen?“

„Weil du alleine aufgeschmissen bist.“

„Tse.“
 

.

.

.
 

Sie erwacht Stunden später allein in der Dunkelheit und mit seinem Namen auf den Lippen.

Ihr eigenes Wohnzimmer erscheint ihr im ersten Moment fremd, aber sie weiß genau was passiert ist.

Nach allem, was in den letzten drei Monaten zwischen ihnen passiert ist, hat er nach acht Jahren tatsächlich die gleiche Nummer noch einmal mit ihr abgezogen.

Als wäre dazwischen nichts geschehen, sitzt sie schon wieder hier, allein und gedemütigt auf eine Art, wie es ihr vor und nach ihm nie wieder jemand angetan hat.

Sie versteht seine Beweggründe sogar. Sie weiß auf seine verquere Art hat er es getan, weil er meint sie beschützen zu müssen.

Aber sie kann das Gefühl nicht abschütteln verraten worden zu sein.

Von dem einzigen Mann, den sie je geliebt hat.
 

.

.

.

Misere

Währenddessen im Krankenhaus
 

„Ich will jetzt von dir wissen, was hier los war, Hinata.“

Ihr Blick hat sich bereits vor Minuten aus dem Fenster gerichtet, aber als Neji den Rand ihres Krankenbettes tritt, schwingt sie die Beine über die Kante und erhebt sich aus dem Bett. Sie geht zum Fenster des Krankenzimmers hinüber, während ihr Cousin in ihrem Rücken das Gespräch fortführt.

„Solltest du schon aufstehen?“

„Ich bin nicht krank, Neji.“

Typisch verhöhnender Sarkasmus ertönt in ihrem Rücken. „Nein, ich nehme an, du bist nur zu Besuch hier im Krankenhaus.“

Hinata richtet ihren Blick erneut aus dem Fenster, hinab auf das rege Treiben ihres Heimatdorfes unter ihnen.

„Er stirbt.“

Ihr plötzlicher Themenwechsel lässt Neji schlagartig ernst einen Schritt auf sie zumachen. „Wer?“

„Mein Vater.“

Es ist bezeichnend für ihre Offenbarung, dass sogar Neji im ersten Moment absolut nichts zu sagen weiß.

Hinata dreht sich zu ihm um. „Es ist ein Hirntumor und Tsunade sagt, es gibt nichts, was sie noch für ihn tun kann.“
 

Neji räuspert sich mehrmals, bevor er nach einer ganzen Weile doch spricht. „Seit wann weißt du es?“

„Seit zwei Monaten. Er hat mir verboten, es jemandem zu sagen.“

Ihre Worte stehen für einen Moment in der angespannten Stille zwischen ihnen, während Neji das Puzzle in seinem Kopf nach und nach zusammensetzt. „Deshalb verlässt er sein Büro kaum noch.“ Hinatas knappes Nicken zieht seine Aufmerksamkeit zurück auf sie und seltene Empathie verfärbt die Züge des erfahrenen ANBU. „Was kann ich tun?“

Doch die Augen seiner Cousine richten sich in gewohnter Wachsamkeit auf ihn. „Du kannst nach Suna gehen und endlich mit Tenten reden. Unser Leben wird nicht mehr lange von meinem Vater abhängig sein, Neji. Es ist Zeit, dass wir über unser eigenes Schicksal bestimmen.“

Ihren Worten begegnet zunächst erneut eisernes Schweigen und es vergehen Minuten, bis Neji den Mund öffnet und ihn dann doch wieder schließt, ohne ein Wort zu sagen. Stattdessen senkt er den Kopf in einem ruckartigen Nicken, bevor er den Raum ohne ein weiteres Wort verlässt.
 

Hinata sinkt mit einem Seufzen zurück auf ihr Krankenbett und ihre Hand fährt unbewusst über ihren Bauch, aber in diesem Moment wird die Tür zu ihrem Krankenzimmer erneut geöffnet und veranlasst die junge Clanerbin überrascht zurück auf die Beine zu springen.

„Sakura?“

Hinatas Blick wandert über die Gesichtszüge der jungen Medic-nin, die außer Atem und mit einem medizinischen Ausrüstungsrucksack über die Schulter geschlungen, in ihr Zimmer gestolpert ist.

„Was ist passiert?“

Der Ausdruck ihrer grünen Augen spricht Bände, aber es verschwimmen auch so viele Emotionen darin, dass Hinata dennoch Schwierigkeiten hat, ihren Gemütszustand einzuschätzen.

„Ich muss Naruto und Sasuke finden.“

Hinata runzelt die Stirn und setzt an ihre vorherige Frage zu wiederholen, ändert aber dann ihre Meinung. „Weißt du, in welche Richtung sie aufgebrochen sind?“

Sakura beißt so hart auf ihre Unterlippe, dass sie augenblicklich Blut schmeckt und schüttelt den Kopf. „Aber wir werden sie ganz schnell gefunden haben, wenn du mich begleitest.“

Die junge Hyuuga fährt sich müde über die Augen und bedauert in einem kurzen Moment des Zögerns, dass sie heute wirklich keine Wahl hat. „Es tut mir leid, Sakura, ich kann nicht.“

Sie holt tief Luft, um den einen Grund anzuführen, der sie über allem hier hält, aber Sakuras geschulter Blick ist bereits ihrer unbewussten Geste gefolgt, die ihre Hand erneut zu ihrem Bauch geführt hat.

„Du bist schwanger.“

Die junge Clanerbin zieht ebenfalls ihre Unterlippe zwischen ihre Zähne. „Ja.“

„Weiß er es?“ Sakura fährt sich mürrisch durch die Haare, als sie an ihren besten Freund denkt und beantwortet ihre Frage dann selbst. „Natürlich nicht.“

Hinata beschließt, nicht weiter darauf einzugehen. „Ich würde dir Neji mitschicken, aber er ist gerade nach Suna aufgebrochen.“

Trotz ihrer unterirdischen Laune, ringt Sakura sich ein Schmunzeln ab. „Wird er endlich versuchen, die Sache mit Tenten in Ordnung zu bringen?“

„Das hoffe ich.“

Die junge Medic-nin nickt. „Ich komme allein zurecht. Du musst mir nur sagen, in welche Richtung sie gegangen sind.“

Hinata zögert nur einen Moment, Sakuras Bitte nachzukommen, bevor sie offenbart, dass sie die Bewegungen der beiden ohnehin verfolgt hat. „Sie sind nach Südosten aufgebrochen. Ich denke…“

Sakura sieht zu, wie die vertrauten Adern um Hinatas Augen hervortreten, als sie versucht, Naruto und Sasuke hinterherzusehen.

„Ich denke, sie wollen zurück an den Ort, wo wir ihn vor drei Monaten gefunden haben.“

Die erfahrene Medic-nin wirft einen unauffälligen Blick auf das Zeichen an ihrem Handgelenk, das konstant brennt, seit sie aufgewacht ist. „Den finde ich.“

Sie dreht sich zurück Richtung Tür, aber Hinatas sanfte Stimme hält sie noch einmal zurück.

„Pass auf dich auf.“

Sakura sieht über ihre Schulter und nickt. „Du auf dich auch.“
 

Erneut allein ihrem Zimmer, sinkt Hinata mit einem Seufzen zurück in die weichen Kissen des Krankenbettes und ihre Lider schließen sich innerhalb weniger Sekunden hartnäckig gegen ihren Willen und ziehen sie in einen vertrauten Traum.
 

Es ist das Gesicht einer jungen Frau, das sie noch nie zuvor gesehen hat.

Auch der Ort, an dem sie sich befindet, ist ihr vollkommen unbekannt.

Aber das Bedürfnis, sie sofort aufzusuchen, ist so eindringlich, so stark, als würde alles davon abhängen, dass sie sofort zu ihr geht.
 

Wie jedes Mal zuvor, schreckt sie schon nach wenigen Sekunden aus dem Traum hoch, aber dieses Mal bleibt ein verklärter Schleier über ihren Augen liegen.

Hinata richtet sich mechanisch auf, aber ihr Blick liegt bereits in weiter Ferne.

Sie schlüpft mit starren Bewegungen in ihre Schuhe, öffnet das Fenster und schwingt sich mit einem Satz über den Fensterrahmen auf das nächste Dach neben dem Krankenhaus.

In der Dunkelheit der hereinbrechenden Nacht und mit ihrem Bluterbe ist es für die junge Hyuuga geradezu ein Kinderspiel, ungesehen aus ihrem Heimatdorf zu verschwinden.
 


 

Auch Sakura ist aufgebrochen, ohne ihre Hokage zu informieren.

Schließlich war geplant, dass sie längst mit auf dieser Mission sein sollte.

Der Gedanke lässt sie hart die Zähne aufeinander beißen, während sie sich so schnell durch den dichten Wald bewegt, wie es ihr möglich ist, ohne zu viel Energie zu verbrauchen.

Sengender Zorn lodert immer noch so heiß in ihr, dass ihr Blick immer wieder verschwimmt und sie ringt hart mit sich die Emotion zu verdrängen und sich auf ihr Ziel zu konzentrieren.

Nach all den Jahren hat sie durchaus gelernt, ihre Gefühle hinten anzustellen und sich nüchtern auf ihre Mission zu konzentrieren. Allerdings ist sie nicht sicher, wie lange sie ihre Beherrschung in diesem Fall behalten kann.
 

.

.

.
 

Am selben Abend in Sunagakure
 

Temari nippt gedankenversunken an ihrem Sakebecher. Aus dem kurzen Besuch, den sie bei der Konoha-nin geplant hatte, sind mittlerweile drei Stunden und ein tiefgründiges Gespräch geworden. Das und der zunehmende Alkoholkonsum, den sie durchgängig allein bestritten hat, veranlassen sie zu einem unbeabsichtigt offenen Geständnis. „Shikamaru und ich streiten in letzter Zeit oft, weil er Kinder will und...“

„Und du nicht?“, hakt Tenten vorsichtig nach.

Die hübsche Suna-nin wischt sich mit einem tiefen Seufzen eine lose Haarsträhne aus der Stirn. „Nein, das ist es nicht. Ich glaube, ich hätte gerne Kinder und Shikamaru wäre bestimmt ein fantastischer Vater. Da wäre seine ewige Gelassenheit einmal wirklich zu etwas gut. Aber ich…“

Tenten beugt sich energisch auf ihrem Stuhl nach vorne und ignoriert das Knarzen des Möbelstücks, an das sie sich wie an alles andere in der gemieteten Wohnung selbst nach Wochen immer noch nicht gewöhnt hat. „Temari du wärst bestimmt eine fantastische Mutter! Die Kinder an der Akademie haben dich immer vergöttert!“

Der zynische Zug um Temaris Lippen verrät genug und macht eine Antwort überflüssig.

Statt ihren Standpunkt zu vertiefen, gießt Tenten der anderen Kunoichi einen großzügigen Schluck Reiswein nach und wünscht sich gleichzeitig in ihrem Teebecher wäre ebenfalls Alkohol.
 


 

Stunden später schreckt Temari keuchend in der dunklen Wohnung hoch und sieht sich hektisch um.

„Oh nein!“

Sie erbleicht schlagartig, steigt über Tenten, die ebenfalls in ihrem Sessel eingeschlafen ist und verlässt mit hektischen Schritten die Wohnung ihrer Freundin. „Verdammt!“
 

Sie schließt ihre Wohnungstür leicht außer Atem auf, nachdem sie einmal quer durch ihr Heimatdorf gehetzt ist und als sie das Wohnzimmer betritt, fällt ihr Blick augenblicklich auf ihren Verlobten, der im Sessel am Fenster sitzt. „Shikamaru-“

Sein Blick fällt ruhig auf sie, aber die tiefen Schatten unter seinen Augen verraten auch, dass er in dieser Nacht noch keine Minute geschlafen hat. „Wo warst du?“

Ehrliches Bedauern lässt sie für einen Moment die Augen schließen, bevor sie wieder zu ihm sieht und ihn die Wahrheit in ihrem Blick sehen lässt. „Bei Tenten. Wir sind eingeschlafen, es tut mir so leid, ich wollte nicht-“

„Ich habe gedacht, du hast mich verlassen.“

„Nein! Ich würde niemals-“ Die schöne Schwester des Kazekagen schließt verzweifelt erneut die Augen. „Ich dachte, du willst vielleicht gehen.“

„Temari.“

Shikamaru erhebt sich ruhig aus seinem Stuhl und sie war noch nie auch nur annähernd eingeschüchtert von seiner Präsenz, aber die Art wie er sich in diesem Moment auf sie zubewegt, lässt sie beinahe zittern.

„Ich werde dich nicht verlassen, nur weil du keine Kinder willst.“

Er legt vorsichtig beide Hände an ihren Wangen, um ihren Blick ununterbrochen auf seinem zu halten. „Du bist mir genug. Du bist alles, was ich immer wollte. Und wenn du keine Kinder willst, ist das in Ordnung.“

Sie schüttelt den Kopf und sieht förmlich, wie sich sein Körper unter ihrer stummen Ablehnung anspannt.

„Tu das nicht! Ich werde dich niemals gehen lassen, also erspar uns beiden bitte den Versuch mich wegzustoßen-“

Doch dieses Mal unterbricht sie ihn. „Das ist es nicht.“

Unabhängig davon, dass er im ganzen Ninjareich als genialer Stratege bekannt ist, runzelt Shikamru verständnislos den Kopf, weicht aber keinen Zentimeter vor ihr zurück. „Wovon redest du?“

Temari nimmt einen tiefen Atemzug und beschließt, dass sie das Gespräch, das sie am letzten Abend unbeabsichtigt mit Tenten hatte, schon längst mit ihrem Verlobten hätte führen sollen. „Es liegt nicht daran, dass ich keine Kinder will, Shikamaru. Ich liebe Kinder. Ich liebe es an der Akademie zu arbeiten und ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als eine Familie mit dir zu haben-“

Sie kommt nicht dazu diesen Satz zu beenden, bevor er die wenigen Zentimeter zwischen ihnen eilig überwindet und sie hart nach hinten gegen die nächste Wand drängt, während seine Lippen ihre schon stürmisch in Besitz nehmen.

Er löst seine Lippen nur für einen winzigen Moment von ihren, um ihr leise ein paar heisere Worte zuzuraunen. „Ich weiß, am Ende dieses Satzes steht ein gigantisches „aber“ und ich will in aller Ruhe mit dir darüber reden. Aber im Moment-“

Dieses Mal ist es sie, die ihn mit einem stummen Nicken zurück an ihre Lippen zieht.

Die Anspannung, die in den letzten Wochen konstant zwischen ihnen stand, entlädt sich schnell und heftig.

Sie helfen einander eilig aus ihren Kleidungsstücken, ihre Bewegungen hektisch und begierig.

Ihr Bedürfnis nach der Nähe des anderen ist so groß, dass sich keiner von ihnen die Mühe macht noch ihr Schlafzimmer anzustreben und stattdessen an Ort und Stelle auf ihrem Wohnzimmerboden niedersinken, ihre Körper eng ineinander verschlungen.
 


 

Erst als sie eine Weile später ruhig und entspannt nebeneinander auf dem Teppich auf ihrem Wohnzimmerboden liegen, beide nur lose von einer der Decken von der Couch bedeckt, ringt Temari sich dazu durch, ihre tiefsten Ängste laut anzusprechen.

„Was, wenn ich eine lausige Mutter wäre?“

Shikamaru erhebt sich leicht aus ihrer intimen Umarmung, um sich über sie beugen und sie ansehen zu können. „Selbst wenn das möglich wäre, wäre ich da um dir zu helfen.“

Sie schließt bereits die Augen und nimmt noch einen tiefen Atemzug, bevor sich seine Lippen auf ihre senken und sie seinen zärtlichen Kuss erwidert.
 

.

.

.
 

Am nächsten Morgen in Tentens Wohnung
 

In der Annahme, dass Temari zurückgekommen ist, um sich für ihren abrupten Aufbruch zu entschuldigen, achtet sie nicht wirklich auf die gut unterdrückte Chakrasignatur, als es an ihrer Wohnungstür läutet.

Aber sobald sie die Tür öffnet, erliegen ihre Gedanken schlagartig und sie kommt nicht einmal mehr dazu sich selbst für diese Unachtsamkeit zu rügen.

„Neji!“

Aber sein Blick liegt nicht auf ihr, sondern auf der leichten Wölbung ihres Bauches, die sich unter ihrem engen Oberteil sichtbar abzeichnet.

Es dauert ein paar Sekunden, aber dann hebt er seinen Blick ruckartig zurück zu ihrem. „Ist es meins?“

Drei Worte, die sie treffen, als hätte er sie ohrgefeigt und sie weiß, dass ihre Gesichtszüge genau das verraten, weil sie es nicht schafft die Emotion rechtzeitig zu kaschieren. „Wie kannst du mich das überhaupt fragen?!“

„Wie konntest du mir das vorenthalten?“, kontert er die verletzte Anschuldigung wütend.

Sie umklammert den Rahmen der Tür mit einer Hand und streckt ihren Körper durch, als die aufbrausende Wut ihr schlagartig die Kraft dazu verleiht. „Du wolltest doch nicht einmal zu mir stehen! Was hätte ich da bezüglich unseres Babys von dir erwarten können?“

Sie sieht seltene Emotionen in seinen Augen aufblitzen, aber zu ihrer Überraschung bleibt er angesichts ihres wütenden Ausbruchs stumm.

Bis er einmal mehr tut, was sie zuletzt von ihm erwartet hätte und sich einfach umdreht und geht.

Er ist kaum aus ihrem Blickfeld verschwunden, als sie keuchend gegen ihren Türrahmen sackt und energisch gegen die Tränen in ihren Augen ankämpft.

Jetzt kann sie wenigstens aufhören sich zu fragen, ob es etwas geändert hätte, wenn sie ihm von ihrer Schwangerschaft erzählt hätte.
 

.

.

.
 

Am Morgen desselben Tages, etliche Kilometer außerhalb von Konohagakure
 

Naruto sieht sich skeptisch auf dem verwüsteten Platz um, an dem diese Geschichte vor drei Monaten angefangen hat. „Denkst du wirklich, sie kommen hierher zurück?“

„Sie werden kommen.“

Die ruhige Gleichgültigkeit mit der Sasuke über den Platz sieht, veranlasst Naruto in seinem Rücken zu einem Augenrollen, aber dann streckt sich gleichzeitig die Haltung der beiden Shinobi, als sie beide spüren, wie sich ein einzelnes Chakra mit rasanter Geschwindigkeit auf sie zubewegt.

Ein Klecks rosa flattert vor ihren Augen vorbei, bevor ein schallendes Klatschen durch die Stille hallt.

Sasuke dreht den Kopf zurück nach vorne, aber ihre Handfläche hat ein spürbares Brennen auf seiner Wange hinterlassen. Allerdings ist das nichts im Vergleich zu dem verletzten Ausdruck in ihren Augen, den sie trotz aller Wut nicht verbergen kann.

„Du verfluchtes Arschloch!“

Sie hebt auch ihre andere Hand, aber dieses Mal greift er nach ihrem Handgelenk und umfasst es so ruckartig, dass sie gegen seinen Körper stolpert.

Ein erbostes Funkeln in den Augen öffnet sie den Mund, behält ihren verbalen Zorn aber für sich, denn sie spüren alle, wie sich ihnen erneut jemand nähert. Dieses Mal sind es aber gleich mehrere Präsenzen.

Eine dunkelhaarige Frau, einige Jahre älter als sie, tritt zuerst in ihr Blickfeld, gefolgt von fünf weiteren Frauen.

„Na, wenn das nicht eine besondere Ehre ist. Das legendäre Team 7 wiedervereint, wie rührend.“ Ein boshaftes Grinsen verzieht ihre Lippen. „Dann könnt ihr ja jetzt auch gemeinsam sterben.“
 

.

.

.

Defensive

Sie kommt wieder zu sich, als ihre Hand gerade gegen das Holz einer Haustür klopft, die ihr ebenso fremd ist, wie das betreffende Haus und die Umgebung, in der sie sich befindet.

Hinata blinzelt sich zurück in ihren eigenen Körper, stirnrunzelnd, aber ihr ist dennoch klar, dass sie vielleicht ihr Geist eine Weile verlassen hat, ihre Beine sie aber sehr zielgerichtet hierher getragen haben.

Bevor sie ihr Bluterbe aktivieren kann, um sich die Gegend näher anzuschauen, schwingt die Haustür vor ihr auf und heraus tritt eine Frau, die ihr vollkommen fremd ist und gleichzeitig auch nicht.

Es ist die Frau, die sie seit Wochen jede Nacht im Schlaf sieht.

Seit sie Sasuke Uchiha schwer verletzt auf einer Lichtung gefunden hat.

„Gomenasai.“ Sie deutet eine knappe Verbeugung an. „Aber ich fürchte, ich weiß nicht warum ich hier bin.“

Ihre Erziehung lässt sie den Pfad der Höflichkeit gehen, obwohl ihre Ausbildung sie gleichzeitig zur Wachsamkeit mahnt.

Vor allem weil die Körperhaltung der anderen Frau ebenfalls jahrelanges Training verrät. Sie ist schmal, aber ihre grünen Augen spiegeln eine scharfe Wachsamkeit und ähneln deshalb nicht nur aufgrund ihrer Farbe markant Sakuras.

„Ich nehme an, du bist meinen Schwestern begegnet.“

Sie bewegt sich so schnell, dass sogar Hinata blinzelnd eine Sekunde zu spät reagiert.

In einem Wimpernschlag steht die junge Frau vor ihr und ihre Hände schnellen zu Hinatas Schläfen und schon kann sich die junge Hyuuga wieder nicht rühren.

Das unangenehme Gefühl, wie die andere Frau in ihren Geist eindringt, veranlasst sie schnell zu einer inneren Abwehrhaltung, aber bevor sie die Fremde aus ihrem Kopf ausschließen kann, lässt diese sie schon wieder los.

„Dieser dämliche Uchiha!“

Sie sieht zurück zu dem Haus, bevor sie Hinatas Blick erwidert, der mittlerweile lauernd von ihrem Bluterbe gekennzeichnet ist.

„Geh zurück nach Hause. Ich werde mich um deine Freunde kümmern.“

Es ist bestimmt keine Antwort, die sie erwartet hat und Hinata zögert erneut einen Moment, unschlüssig, ob es ein fataler Fehler wäre, der Fremden zu vertrauen.

„Warum solltest du das tun?“

„Weil es meine Schuld ist, dass er meine rachsüchtigen Schwestern am Hals hat.“

Eine Bewegung hinter ihnen zieht die Aufmerksamkeit der beiden Frauen auf sich, als ein kleiner Junge von vielleicht einem Jahr auf unsicheren Schritten aus dem Haus getapst kommt.

Hinata verfolgt, wie die andere Kunoichi sich mit einem liebevollen Schmunzeln bückt und das Kleinkind auf ihre Arme hebt und sie trifft ihre Entscheidung basierend auf einem Bauchgefühl. Außerdem wird ihr langsam ein wenig klarer, worum es hier wirklich geht.

„Soll ich auf dich warten? Ich könnte dich begleiten-“

Aber die andere Kunoichi schüttelt schmunzelnd den Kopf. „Und dein eigenes Kind in Gefahr bringen?“

Hinatas Hand wandert schlagartig zu ihrem Bauch, ihre Haltung erneut unsicher. „Woher-“

„Ich hatte schon immer ein Gespür für diese Dinge.“ Die andere Frau begegnet offen ihrem Blick. „Geh nach Hause, Hinata. Du hast genug getan und deine Freunde auch. Das ist mein Kampf und ich bin schon viel zu lange davor weggelaufen. Ich muss nur seinen Vater finden-“

Aber dieses Mal fällt ihr Hinata ins Wort. „Wenn du mir sagst, nach wem ich suchen soll, kann ich dir zumindest dabei helfen.“

Es ist auch ihrerseits nur ein minimales Zögern, bevor die Fremde, ihren Sohn auf der Hüfte, nickt. „Ich bin übrigens Hajimari.“

„Hinata.“
 

.

.

.
 

Währenddessen einige Kilometer südwestlich von Konoha
 

Sakura dreht abschätzend ihr Katana in der Hand, während sie, Seite an Seite mit ihren beiden Teamkameraden, die sechs Frauen mustert, die ihnen gegenüber stehen. Angeführt von der Kunoichi, deren Haare so dunkel sind, dass sie fast schwarz wirken und deren Mundwerk ihr vielleicht sympathisch wäre, wenn sie und ihre Kameradinnen nicht die feste Absicht hätten, sie zu töten.

„Vielleicht hätte jemand erstmal die Güte uns zu erklären, wofür wir hier überhaupt kämpfen?“

Ein zynisches Schmunzeln verzieht die Lippen der Anführerin, als ihr Blick zu Sasuke wandert, der gewohnt wortkarg ebenfalls lauernd sein Katana in der Hand hält. „Was? Bist du sogar dafür zu feige, Uchiha? Nicht mal Manns genug zu deinen eigenen Verfehlungen zu stehen.“

Normalerweise hätte Sakura auch durchaus etwas dafür übrig, jemandem dabei zuzuhören, wie er es wagt, den großen Sasuke Uchiha zu verspotten, aber die Stimmung ist zu angespannt, um ihr dieses Amüsement zu erlauben. Vor allem auf die folgenden Worte, die ihr Gegenüber an sie alle richtet, den Blick aber immer noch fest auf Sasuke gerichtet.

„Wir sind hier, um unsere Schwester zu rächen.“

Sakura holt zischend Luft und sie kann nicht anders, sie sieht zu dem Mann an ihrer Seite, einmal mehr enttäuscht, obwohl sie es nicht sein sollte. „Du hast ihre Schwester getötet?“

Aber Sasukes Blick bleibt auf die Frau gerichtet, die einige Meter vor ihm steht. „Ich habe eure Schwester nicht getötet.“

Es ist erneut nichts weiter als höhnischer Spott, der ihm begegnet. „Ja, das behauptest du. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sie spurlos verschwunden ist und du der letzte bist, mit dem sie gesehen wurde.“

„Ich hatte keinen Grund sie zu töten.“

Sasukes ruhige Antwort lässt den Spott seines Gegenübers in Millisekunden in Verachtung umschlagen. „Soweit ich weiß, hat dich das noch nie abgehalten.“

Sie nickt über ihre Schulter zu ihren fünf Kameradinnen, die altersmäßig zu nah beieinander liegen, um wirklich blutsverwandte Schwestern zu sein. „Das Urteil über dein Leben ist längst gefallen. Und jetzt hast du auch das Schicksal deiner Teamkameraden besiegelt.“

Mit dem stummen Befehl setzen sie sich alle in Bewegung, aber während sein Bluterbe blutrot hervortritt, sieht Sasuke über seine Schulter zu Naruto und dann zu der Frau, die sich dem blonden Shinobi auf direktem Wege nähert.

„Naruto, pass auf! Sie ist diejenige-“

„Die dir und Hinata multiples Organversagen beschert hat.“ Naruto vervollständigt den Satz seines ehemaligen Teamkameraden mit einem knappen Nicken, seinen Blick wachsam auf die junge Frau vor ihm gerichtet. „Dann haben wir beide sowieso noch eine Rechnung offen.“

Die Lippen seines Gegenübers ziert ein Lächeln, das ebenso provokant ist wie ihre Worte. „Deine kleine Freundin hätte sich einfach nicht einmischen sollen.“

„Du hättest sie nie anrühren sollen!“
 

Sasuke und Sakura stehen Rücken an Rücken, jeder von ihnen ebenfalls gegenüber von zwei Angreifern, auch wenn diese Position definitiv nicht von Sakura ausgegangen ist.

„Sakura-“

„Halt den Mund, Sasuke! Du brauchst mich, egal wie sehr dir das zuwider ist. Und ich habe nicht die Angewohnheit meine Teamkameraden im Stich zu lassen.“

Es ist weniger der tiefe Seitenhieb, als der erste Angriff in seine Richtung, der Sasuke davon absehen lässt, eine Antwort zu formulieren.

Zu dritt gegen sechs Gegner, die weit mehr als nur mittelklassig talentiert sind, bleibt für mehr als einen warnenden Ruf zwischen den Angriffen sowieso keine Zeit.
 


 

Sakura wischt sich mürrisch den Schweiß von der Stirn, während sie sich ruckartig unter dem nächsten Angriff wegduckt und gleichzeitig den lebensbedrohlichen Schwerthieb ihrer zweiten Gegnerin pariert.

Nach monatelangen Asthmaanfällen ist ihre Kondition weit von ihrer Bestleistung entfernt und die Art wie ihre Lungen mit jedem Atemzug in ihrem Brustkorb schmerzhaft rasseln, würde ihr mehr Sorgen bereiten, wenn ihre ganze Aufmerksamkeit nicht darauf liegen würde, wie beschissen ihre Situation ist.

Auch Sasuke und Naruto haben sichtlich Schwierigkeiten mit ihren Gegnern und keinem von ihnen ist es bisher gelungen eine von ihnen auszuschalten, auch wenn sie bereits seit geraumer Zeit das Chakra des Fuchses an ihrer Seite wahrnimmt. In ihrem Rücken hat sie jedoch das Gefühl, dass Sasuke diesen Kampf bisher eher halbherzig bestreitet und kaum in der Absicht, eine der Frauen ernsthaft zu verletzen oder gar zu töten.

Sollte jemals der Tag kommen, an dem sie wirklich schlau aus diesem Mann wird, wird sie ihn zu ihrem persönlichen Feiertag erklären.

Für diese Möglichkeit braucht sie aber zunächst einmal einen Plan, wie sie alle drei die nächsten Stunden überleben und sich aus dieser Misere wieder rausziehen sollen.
 

Gerade als sie sich ein minimales Fenster freischaufelt und ihre Finger zu einem Jutsu zusammenschließen will, das ihrer Kondition bestimmt nicht zuträglich sein wird – aber gleichzeitig der einzige Ausweg ist, der ihr im Moment einfällt – tritt eine junge Frau aus dem Wald zu ihrer Rechten und mit ihrem Erscheinen hält das ganze Kampfgeschehen schlagartig inne.

Ihre Stimme bricht die plötzliche Stille zuerst.

„Wer hätte schon gedacht, dass du so gut darin sein würdest ein Versprechen zu halten, Uchiha.“

Sasuke, der mit erhobenen Katana zwischen seinen zwei Gegnerinnen verharrt, mustert die junge Frau gewohnt unzufrieden. „Du hättest bleiben sollen, wo du warst.“

„Hajimari!“

Während sich die Aufmerksamkeit der sechs Frauen vollständig auf die gerade erschienene Frau verlagert, tritt Naruto vorsichtig an seine beiden ehemaligen Teamkameraden heran.

„Ich nehme an, das ist ihre Schwester, die du nicht getötet hast?“

Der Uchiha brummt unzufrieden, lässt sich aber überraschend doch zu einer Antwort herab. „Ich habe ihr geholfen zu verschwinden.“

Die Anführerin der anderen Frauen mustert den Neuankömmling kritisch. „Du hast dich also entschieden uns zu verlassen.“

Hajimari legt den Kopf zur Seite. „Es war keine Entscheidung gegen euch, sondern für meinen Sohn.“

Eine der anderen Frauen holt zischend Luft. „Du hast ein Kind mit ihm bekommen!“

Während die sieben Frauen alle durcheinander reden, sieht Naruto erneut fragend zu Sasuke, während Sakura starr an seiner Seite verharrt.

Sasuke seufzt. „Sie kommen aus einer kleinen Gemeinde, in der Elite-Kunoichi ausgebildet werden. Männer sind dort nur Gäste und werden Söhne geboren, müssen sie an ihrem ersten Geburtstag mit ihren Vätern das Dorf verlassen. Ich bin den Sieben vor knapp zwei Jahren eher im Vorbeigehen begegnet. Aber an dem Abend stand Hajimari plötzlich vor meiner Tür.“

„Er hat mir geholfen, mein Verschwinden zu organisieren.“ Die junge Frau steht plötzlich vor ihnen, während die anderen sechs sich im Hintergrund halten.

„Ich habe dich allerdings nicht darum gebeten, dich mit meinen Schwestern anzulegen, nur um mein Geheimnis zu bewahren.“

„Hn. Was haben sie gesagt?“

Hajimari sieht über ihre Schulter und etwas in ihrer Stimme verrät, dass sie selbst von dem Ergebnis ihrer Diskussion überrascht ist. „Sie haben mir meinen Verrat vergeben und lassen mich zu meinem Sohn zurückkehren.“ Sie sieht zurück zu den Konoha-nins. „Sie werden auch euch gehen lassen.“

„Tse.“

Sasukes gewohnt charmante Art ignorierend, fällt ihr Blick auf Sakura. „Wie im Spiegel.“

Die schöne Medic-nin hebt skeptisch eine Augenbraue. „Bitte?“

„Deine Augen. Der Farbe begegnet man nicht allzu oft.“

Sakura mustert die tiefgrünen Augen der Fremden, die ihren in der Tat verblüffend ähneln, aber Hajimaris nächste Worte zeichnen einen bitteren Zug um ihre Lippen.

„Vermutlich konnte er meine Bitte deshalb nicht ablehnen.“

Während Hajimari schmunzelnd zu dem wortkargen Shinobi an Sakuras Seite sieht, dreht diese nicht einmal den Kopf in seine Richtung. „Zu mir kann er ganz gut nein sagen.“

Falls Hajimari den bitteren Unterton in ihren Worten zur Kenntnis nimmt, reagiert sie nicht weiter darauf, bevor sie sich erneut an den Uchiha wendet.

„Scheint, als schulde ich dir etwas.“

„Du schuldest mir gar nichts. Und jetzt mach, dass du hier verschwindest.“

Der raue Ton des Uchiha lässt die junge Kunoichi nur schmunzeln. „Richtet Hinata meinen Dank aus.“

Bei dieser Erwähnung tritt Naruto augenblicklich einen Schritt nach vorne. „Hinata?“

„Sie stand vor etwa einer Stunde vor meiner Tür und hat mich hierher geführt. Nicht, dass sie wirklich wusste, was sie tat. Sie ist in euer Dorf zurückgekehrt.“

Die Erklärung gräbt Narutos Stirn nur noch in tiefere Furchen, aber dann verschwinden im Hintergrund die sechs Kunoichi im Nichts und auch Hajimari tritt einen Schritt von ihnen weg.

„Wenn du meinen Gefallen schon nicht willst, musst du wenigstens meinen Dank nehmen, Uchiha. Und mit der Tatsache leben, dass mein Sohn deinen Namen trägt.“ Mit einem Nicken in Sakuras und Narutos Richtung verschwindet sie ebenfalls.
 

Naruto kratzt sich nachdenklich am Hinterkopf. „Nur, damit ich das richtig verstehe: Wir wären also beinahe draufgegangen, weil du nicht zugeben kannst, dass du selbstlos einem anderen Menschen geholfen hast?“

Sein amüsiertes Grinsen steht im Kontrast zu dem gereizten Zucken in Sakuras rechter Augenbraue.

„Halt die Klappe, Dobe.“

Naruto öffnet den Mund, aber statt einer entsprechenden Erwiderung, kommt nur ein heiseres Husten über seine Lippen, das den Blonden zwingt sich vorne über zu beugen, als es nicht nachlässt und bereits in Sekunden warnendes Blut über seine Lippen tropfen lässt.

Sakura ist eine Millisekunde vor Sasuke an Narutos Seite.

„Leg dich hin!“

Es zeugt davon, dass sich sein Zustand innerhalb von Sekunden stetig verschlechtert, dass der Blondschopf einmal ohne Widerspruch tut, was sie von ihm verlangt.
 

Ihr Herz schlägt schnell in ihrer Brust, denn auch wenn sie dieses Mal wissen, was es ist, gefällt ihr nicht, wie schnell das Organversagen bei Naruto einsetzt, während es bei Hinata und Sasuke viel verzögerter aufgetreten ist.

Sie schiebt den Gedanken zur Seite und beginnt augenblicklich mit ihrer Heilung, absolut fokussiert auf jede ihrer Bewegungen, während Sasuke sich ihr gegenüber über Naruto beugt und in einer selten brüderlichen Geste dessen Hand ergreift.

„Wage es jetzt ja nicht mir hier wegzusterben, hörst du mich, Dobe! Du wirst schließlich Vater!“

Narutos Augen weiten sich perplex und er zwingt röchelnde Worte über seine Lippe. „Ich- werde… Vater?“

„Ja. Du und Hinata ihr werdet ein Baby bekommen und ich habe ihr geschworen, dass ich dich zu ihr zurückbringen werde! Und ich werde dieses Versprechen halten, verstanden! Also, halt gefälligst durch!“

Naruto schließt die Augen und nickt, aber es ist nicht klar, ob er wirklich verstanden hat, was Sasuke zu ihm gesagt hat.

Sakura dagegen registriert voller Dankbarkeit, dass der Fuchs ihre heilenden Bemühungen von innen unterstützt und ihr Leben ausnahmsweise einmal einfacher macht.

Es vergeht fast eine Viertelstunde und zahlreiche Schweißperlen sammeln sich auf ihrer Stirn, während sie an ihre Chakrareserven geht, aber sie bekommt das Organversagen in den Griff, bevor es einen größeren Schaden anrichten kann.
 

„Geht es ihm gut?“

Sasukes Frage lässt sie aufsehen, als sie ihre Heilung beendet und sie mischt sich mürrisch den Schweiß von der Stirn.

„Ja.“

Aber der Gedanke, wie das Ganze hätte ausgehen können, wenn sie nicht hier gewesen wäre, schürt einen solchen Zorn in ihr, dass sie kaum noch geradeaus schauen kann.

Der Blick, den sie ihm zuwirft, erzählt eine Geschichte voller Verachtung, aber das tangiert ihn im Moment kaum.

Die einzige Emotion, die ihm Moment durch seine Adern pulsiert ist Erleichterung.

„Er muss zurück nach Konoha.“

Sakuras knappe Worte veranlassen ihn zu einem Nicken, aber es ist nicht seine Stimme, die ihr antwortet.

„Ihr wisst schon, dass ich euch hören kann, oder?“

Narutos blauen Augen wandern zwischen seinen Teamkameraden hin und her und er zieht skeptisch eine Augenbraue in die Höhe, was so etwas ähnliches wie ein Schmunzeln an Sasukes Lippen zupfen und Sakura ehrlich lächeln lässt.

„Ehrlich gesagt, waren wir uns da nicht so sicher.“

Sie hilft ihrem besten Freund vorsichtig sich aufzusetzen, aber sein Blick begegnet ihrem ernster, als sie erwartet hat. „Hinata ist schwanger?“

„Ja.“

Sein Blick wandert zu Sasuke und wieder zurück zu ihr. „Und ihr habt es beide gewusst?“

Bevor einer der beiden antworten kann, vergräbt der Blondschopf stöhnend den Kopf in den Händen. „Das heißt, ich habe es dieses Mal richtig versaut.“

Sakura öffnet den Mund, schließt ihn aber ohne ein Wort zu verlieren wieder, als Sasuke eine Hand auf Narutos Schulter legt und ihr überraschend zuvorkommt.

„Sie hat es mir nur gesagt, weil ich ihr nicht geglaubt habe, dass sie nur wegen dem Stress ohnmächtig geworden ist. Aber sie hat in keinster Weise den Eindruck gemacht, dass sie zögern würde, es dir zu erzählen.“

Er sieht zur Seite und senkt den Blick zu Boden, aber für einen Moment flackert zuvor etwas in seinen Augen auf, das man tatsächlich mit Demut verwechseln könnte.

„Sie wollte es dir nur nicht vor unserem Aufbruch sagen, weil sie gewusst hat, dass du dann bleiben würdest.“ Es kostet den berüchtigten Clan-Erben sichtliche Überwindung, aber er erwidert schließlich Narutos Blick. „Es tut mir leid. Ich hätte-“

Aber der vorlaute ANBU winkt die ehrliche Entschuldigung ab. „Ich bin am Leben, Teme, also mach kein Drama draus.“

Er macht Anstalten sich zu erheben, knickt dabei aber fast ein und lässt schließlich zu, dass Sasuke sich einen seiner Arme um die Schulter legt, um ihn zu stützen und Sakura es ihm auf seiner anderen Seite gleich tut.

Aber bevor er den ersten Schritt Richtung Konoha macht, stockt er plötzlich und dreht den Kopf ruckartig zurück zu Sasuke.

„Warte, das was die Dunkelhaarige mit Sakuras Augen vorhin gesagt hat, dass Hinata bei ihr war-“

Aber Sasuke hebt nur eine Schulter. „Die Shimai – so nennen sie sich – haben eine merkwürdige Verbindung zueinander. Ich weiß nicht genau, wie Hinata da reingeraten ist, aber Haijmari hätte ihr nie etwas getan.“

Naruto nickt, aber er beschleunigt seine Schritte mit der Unterstützung seiner beiden Freunde sichtlich. Wenn seine Gedanken nicht einzig und allein meilenweit entfernt bei Hinata wären, wäre ihm aufgefallen, wie verdächtig still seine beste Freundin an seiner Seite ist.

Sasuke dagegen nimmt durchaus wahr, dass Sakura kein Wort mehr verloren hat, seit sie Narutos Heilung erfolgreich abgeschlossen hat und es braucht keine großen Gedankensprünge, um sich auszumalen, dass das einzig und allein sein Schuld ist.
 

.

.

.
 

Eine Stunde zuvor, nahe Konoha
 

Hinata stützt sich außer Atem mit einer Hand gegen einen Baumstamm.

Sie kann die Dächer ihres Heimatdorfes schon über die Baumwipfel erkennen, aber sie glaubt nicht mehr, dass sie es noch zurück schaffen wird. Ihr Körper signalisiert ihr schon seit mehreren Minuten, dass er vorhat sie zum zweiten Mal an diesem Tag im Stich zu lassen.

Statt noch länger hoffnungslos dagegen anzukämpfen, sinkt sie vorsichtig zu Boden und lehnt sich müde gegen den breiten Baumstamm.

Sie hat ihre Lider kaum geschlossen, als ihr Bewusstsein ihr auch schon entgleitet.
 

.

.

.
 

Währenddessen in Sunagakure
 

Sie hat die ganze Nacht kaum geschlafen, aber das hartnäckige Klopfen an ihrer Haustür war leider nicht Bestandteil des schlechten Traumes, in dem sie sich schließlich wiedergefunden hat.

Ihre Laune wird auch dadurch nicht besser, dass sie dieses Mal dank seiner markanten Chakrasignatur bereits weiß, wer vor der Tür steht.

Sie öffnet sie trotzdem, aber sein Anblick lässt sie alles vergessen, was sie eigentlich sagen wollte.

„Neji!“

Es ist ihr nicht entgangen, dass es die halbe Nacht geregnet hat, so ungewöhnlich das für Suna zu dieser Jahreszeit auch sein mag, aber sein Anblick, wie er von Kopf bis Fuß durchnässt auf ihrer Türschwelle steht, macht sie dennoch fassungslos.

Diese Fassungslosigkeit vervielfacht sich ins Unermessliche, als er vor ihr auf die Knie sinkt und sie zwickt sich gedankenverloren in den Unterarm, sicher, dass sie doch noch träumen muss.

Neji Hyuuga würde im realen Leben niemals vor jemandem knien.

Aber er legt den Kopf in den Nacken und als er ihrem Blick direkt begegnet, holt sie zischend Luft.

„Eigentlich wollte ich dich bitten meine Frau zu werden, auch wenn ich das zwischen uns komplett versaut habe.“ Ein zynisches Lächeln verzieht seine Lippen. „Aber ich weiß, du würdest im Moment nie ja sagen.“

Er spricht weiter, bevor sie etwas findet, was sie darauf sagen könnte, was – gemessen an dem Ausmaß ihrer Fassungslosigkeit – vermutlich noch eine geraume Weile in Anspruch nehmen würde.

„Ich habe mir die ganze Nacht überlegt, wie ich das mit uns wieder in Ordnung bringen könnte, aber mir ist nichts eingefallen. Ich weiß, ich verdiene es nicht, aber ich bitte dich trotzdem: Gib uns noch eine Chance. Ich verspreche dieses Mal nicht ganz so ein großer Vollidiot zu sein-“

Er kommt keine Silbe weiter.

Tenten sinkt vor ihm auf die Knie, legt ihre Hände an seine Wangen und drückt ihre Lippen stürmisch gegen seine.

Seine Hände wandern reflexartig um ihren Körper, aber bevor er dazu kommt ihren Kuss zu erwidern, löst sie sich bereits wieder von ihm und stößt ihn grob mit der Faust gegen die Schulter.

„Du verfluchter Idiot, steh gefälligst auf und zieh die nassen Sachen aus, bevor du dir den Tod holst!“

Es ist ein seltenes und wahrlich glückliches Schmunzeln, das seine Mundwinkel verzieht. „Hai!“
 

.

.

.

Resignation

Auf dem Rückweg nach Konoha
 

Sie sind nicht mehr weit von Konoha entfernt, als sie plötzlich alle drei innehalten.

Sakura legt die Stirn in Falten. „Ist das-“

Aber Naruto löst sich bereits von ihrer Seite und ist entscheidende Sekunden vor ihr und Sasuke neben der jungen Frau, die ein paar Meter vor ihnen regungslos an einem Baumstamm lehnt.

„Hinata!“

Sakura fällt gegenüber von Naruto neben Hinata auf die Knie und legt ihre Finger gezielt an ihren Nacken. Ihr nächster Atemzug verlässt sie erleichtert, als sie einen ruhigen, gleichmäßigen Puls unter ihren Fingerspitzen spürt.

Sie aktiviert ihr Chakra dennoch sicherheitshalber über dem Oberkörper der Hyuuga, bevor sie den Blick ihres besten Freundes sucht. „Sie ist unverletzt. Sie ist nur ohnmächtig.“

Sie führt ihre Hand über dem Oberkörper der jungen Hyuuga tiefer. „Dem Baby geht es auch gut.“

Naruto schließt für einen Moment die Augen, bevor er seine Arme vorsichtig unter Hinatas Körper durchschiebt. Aber bevor er sie hochheben kann, legt Sasuke eine Hand auf seine Schulter.

„Ich kann sie nehmen-“

Aber Naruto schüttelt den Kopf und Sasuke nimmt es kommentarlos hin.

Sakura erhebt sich mit Naruto und dabei fällt ihr Blick fast unbeabsichtigt auf Sasuke.

Während er Naruto dabei beobachtet, wie er die bewusstlose Hinata vorsichtig auf seine Arme hebt, steht selten klar eine einzelne Emotion in seinen dunklen Augen. Reue.

Sie sieht zur Seite, bevor er ihrem Blick begegnen kann und ignoriert das Ziehen an ihrem Herzen. Sie ist nicht in der Stimmung Gründe zu finden, ihm zu vergeben.

„Muss sie zurück ins Krankenhaus?“

Narutos besorgte Frage gibt ihr ein Ziel für ihre Aufmerksamkeit, während sie sich zügig Richtung Konoha bewegen. „Sie ist erschöpft, aber sonst fehlt ihr nichts. Es reicht, wenn sie sich morgen für eine Überprüfung zurück im Krankenhaus meldet.“

Die Dächer ihres Heimatdorfes schieben sich in ihren Blickwinkel und sie trifft eine rasche Entscheidung. „Bring sie nach Hause. Wir informieren Tsunade.“

Naruto trennt sich an der Dorfgrenze mit einem Nicken von ihnen und Sasuke und Sakura legen den restlichen Weg zum Hokageturm in bleiernem Schweigen zurück.
 


 

Shizune nickt ihnen lediglich zu und Sakura nimmt dies als Anlass, sich das Klopfen einmal mehr zu sparen und den Raum unangekündigt zu betreten.

Tsunade verzieht angesichts ihres plötzlichen Besuches keine Miene und setzt noch ihre Unterschrift unter den Bericht, der vor ihr liegt, bevor sie aufsieht und zuerst Sasuke fixiert.

„Du bist also tatsächlich zurückgekehrt. Freiwillig?“

Ihr kritischer Blick wandert von dem Clanerben zu Sakura, doch ihre ehemalige Schülerin verschränkt lediglich die Arme vor der Brust und richtet ihren Blick stur aus dem Fenster.

Dafür lässt sich Sasuke zu einer Antwort herab. „Ich stehe zu meinem Wort.“

Sakuras verächtliches Schnauben erzählt mehr als eine ganze Flut an Worten, aber die Hokage beschließt mit einem abschätzenden Blick auf sie, ihre Ablehnung für den Moment so stehen zu lassen.

„Ihr könnt gehen. Wir besprechen die Details deiner Wiederaufnahme morgen.“

Sasuke nickt, aber Sakura rührt sich nicht. Sie spürt seinen Blick auf sich, sieht aber weiterhin ausschließlich in Tsunades Richtung.

„Geh vor. Ich muss noch etwas mit Tsunade besprechen.“

Es ist offensichtlich, dass sie nicht vorhat das näher auszuführen solange er im Raum ist, also sieht der Uchiha zurück zu der Hokage, aber die zieht nur abwartend eine Augenbraue in die Höhe, also verlässt er den Raum.
 

Sobald die Tür hinter Sasuke ins Schloss fällt, richtet Tsunade ihre volle Aufmerksamkeit auf ihre ehemalige Schülerin. „Ich versteh ja, dass du sauer bist-“

„Tse.“

Das verächtliche Schnauben, das über Sakuras Lippen bricht und so sehr an den Mann erinnert, der eben noch neben ihr stand, entlockt der Hokage ein Schmunzeln.

„Aber das war es doch, was du wolltest: Dass er aus freien Stücken bleibt.“

„Es geht nicht um Sasuke.“

Der Tonfall ihrer früheren Schülerin lässt Tsunade schlagartig ernüchtern.

„Was ist los?“

„Du musst den Test wiederholen.“

Es ist keine besonders aussagekräftige Bitte, aber es vergehen nur Sekunden, bis die Hokage begreift, worum es ihr geht und sich ruckartig erhebt.

„Setz dich hin!“
 


 

Ein ungewöhnlich bitterer Zug zeichnet tiefe Falten um den Mundwinkel der Hokage, als ihr Chakra um ihre Hände erlischt.

Aber Sakura bricht die angespannte Stille zuerst. „Du brauchst es nicht zu sagen. Ich weiß, was das bedeutet.“

Sie erhebt sich und strebt mit steifen Schritten die Tür an, aber die Stimme ihrer ehemaligen Sensei hält sie zögernd zurück.

„Es tut mir leid.“

Sie bringt nur ein knappes Nicken zustande, bevor sie ruckartig den Raum verlässt.

Das schlagartige Engegefühl in ihrer Brust ist ein vertrautes und sie schafft es nur ein paar Meter den Flur entlang, bevor schwarze Flecken warnend am Rande ihres Blickfelds tanzen.

Sie muss ihr Chakra aktivieren, um der drohenden Bewusstlosigkeit zu entgehen.

Aber sobald sich ihr Blick wieder klärt, strebt sie zielstrebig ein Restaurant an, das sie sonst eher widerwillig aufsucht. Allerdings ist ihr die berühmte Nudelsuppe egal und sie bestellt stattdessen gleich die ganze Flasche Sake.
 


 

Es ist nur eine Stunde vergangen, bis sie vor ihrer Haustür ankommt, aber ihr Blick ist vom Alkohol getrübt und vor allem sind sämtliche chaotische Emotionen in ihr betäubt.

Nur scheinbar nicht genug, wie sie unsanft feststellt, als sie in ihren Flur tritt und sich unerwartet Sasuke gegenüber sieht.

„Du bist noch hier.“

Sein Blick begegnet ihrem unergründlich wie immer. „Ich habe gesagt, dass ich bleiben werde.“

Sie sieht zur Seite, legt ihren Schlüssel auf die Kommode und beginnt emotionslos ihre Ausrüstung abzulegen. „Ich meinte hier in meiner Wohnung.“

Wenn ihr Kopf nicht zu benebelt und ihr Körper nicht zu erschöpft wäre, hätte sie vielleicht die Sekunden voller Stille gezählt, die daraufhin zwischen ihnen folgen.

Sie spürt seinen Blick auf sich, sein abwartendes Zögern, was als einziges verrät, dass ihn ihre Worte überrascht haben und er nicht weiß, was er damit anfangen soll. „Was soll das heißen?“

Nachdem sie ihren Waffenbeutel seelenruhig abgelegt hat, dreht sie den Kopf zurück zu ihm und begegnet emotionslos seinem Blick. Solange der Alkohol in ihrem Blut ihr glaubhaft vorgaukelt, dass es ihr beinahe egal ist, will sie, dass er genau das in ihren Augen sieht. Es ist kindisch und jämmerlich ihn annähernd so verletzen zu wollen, wie er sie verletzt hat, aber sie hat es an diesem Tag nicht mehr in sich reif und vergebend zu handeln. „Dass es dir jetzt frei steht, dir deine eigene Wohnung zu suchen.“

Sie will sich an ihm vorbei schieben, aber seine Hand umfasst ihren Oberarm und hält sie zurück.

Sie sieht zurück in seine Augen, doch obwohl er ihren Blickkontakt erwidert, bleibt er erneut lange Sekunden stumm.

Erst als sie sich von ihm losmachen und sich erneut abwenden will, bricht seine Stimme das Schweigen. „Was, wenn ich hier bleiben will?“
 

Es gibt nicht genug Alkohol in ganz Konoha, um ihr Herz soweit zu betäuben, dass es sich bei dieser Äußerung nicht regen würde. Aber gleichzeitig verstärkt es auch den Schmerz, den sie zu ertränken versucht hat.

„Es gibt keinen Grund für dich hier wohnen zu bleiben.“ Sie macht sich grob von ihm los und strebt die Treppe an. „Und ich habe keine Lust noch länger mit dir in meiner eigenen Wohnung eingesperrt zu sein.“

Der Alkohol trübt jedoch nicht nur ihr Sinne, sondern auch ihre Reflexe und er manövriert sich problemlos vor sie, um ihr den Weg zu versperren.

„Ist das wegen Hajimari? Denkst du ich-“

Sakura verschränkt abwehrend die Arme vor dem Oberkörper. „Es geht nicht um sie oder darum, warum du ihr geholfen hast, wo wir doch alle wissen, dass selbstlose Nächstenliebe nicht gerade einer deiner bezeichnendsten Charaktereigenschaften ist. Es interessiert mich nicht, warum du ihr geholfen hast.“

Das ist so zweifellos eine Lüge, dass sie sich keine Sekunde lang der Illusion hingibt, dass er ihr glaubt.

„Du denkst, ich hatte was mit ihr.“

Der Gedanke ist ihr den Heimweg über mehr als einmal durch den Kopf gegangen, fällt aber auch in die Kategorie der Dinge, die sie ihm gegenüber niemals zugeben würde. „Du bist mir keine Rechenschaft schuldig, Sasuke. Du kannst machen was und mit wem du-“

Sie keucht, als der Raum vor ihrem Blickfeld verschwimmt und sie plötzlich die Wand im Rücken hat, während seine Hände um ihre Schultern sie dagegen drängen. Er ist ihr so nah, dass sie im ersten Moment nur ihn wahrnimmt. Er hat offensichtlich geduscht, während sie bei Tsunade war – aber seine Worte reißen sie aus ihren getrübten Gedankengängen.

„Was soll ich eigentlich noch machen, dass du es begreifst? Soll ich es dir aufschreiben, dass ich niemand anderen will?!“

Ihr Herz macht einen Satz in ihrem Brustkorb und galoppiert einmal mehr davon, ohne ihren Kopf zu Rate zu ziehen, den sie in dem aussichtslosen Versuch schüttelt, ihn ein wenig von dem Alkohol zu klären. „Du willst mich vielleicht in deinem Bett, aber das bedeutet gar nichts-“

Sein Griff um ihre Schultern schüttelt sie, aber es liegt dennoch an dem Alkohol in ihrem Blut, dass ihr von der Bewegung schwindelt.

„Denkst du wirklich, dass das alles ist, was ich von dir will?!“

Sie kann seine Emotionen einmal mehr nicht klar benennen. Nicht, weil seine Miene wie immer ausdruckslos ist. Ungewöhnlicherweise schimmert in diesem Moment mehr als nur eine Emotion in seinen dunklen Augen und es fühlt sich ein bisschen an wie Zorn und doch auch wieder nicht. Er gibt ihr einmal mehr Rätsel auf.

Aber dann durchzuckt ein halbwegs klarer Gedanke ihren Kopf und erinnert sie daran, wie er sie vor einigen Stunden erst verlassen hat – dass er sie einmal mehr einfach zurückgelassen hat und sie stößt ihn grob von sich.

„Es ist vollkommen egal, wie du mich willst! Du vertraust mir immer noch nicht!“

Sein Blick verfärbt sich, obwohl sie vor seiner Rückkehr geschworen hätte, dass es keine Abstufungen von schwarz gibt.

„Das ist nicht wahr-“

Ihr verächtliches Schnauben unterbricht seine ruhigen Worte. „Du siehst immer noch nur das schwächliche Mädchen in mir!“

„Sakura-“

Aber sie hat sich in Rage geredet und lässt seinen Widerspruch nicht gelten. „Ich bin nicht durch meine Beziehungen in die ANBU gekommen! Auch wenn das für dich schwer zu glauben sein mag, aber ich bin eine fantastische Kunoichi!“

„Ich weiß, dass du das bist!“

Plötzlich fällt ihr ihr nächster Atemzug schwerer, als er sollte und erinnert sie an alles, was sie mit Hilfe des Alkohols zu verdrängen versucht hat. „Und trotzdem hast du dich einmal mehr dafür entschieden mich zurückzulassen!“

„Ich konnte dich nicht mitnehmen!“ Auch seine Stimmlage steigt, während sich seine Geduld dem Ende neigt.

„Du wiederholst dich und ich bin es leid dieses Gespräch wieder und wieder zu führen! Du hast dich entschieden und das habe ich jetzt auch.“
 

Sie will an ihm vorbei in Richtung der Treppe, aber er greift erneut nach ihr und reißt sie so nah zurück zu sich, dass ihre Nasenspitze beinahe seine streift. „Weißt du, was ich geträumt habe, in der Nacht bevor wir aufgebrochen sind? Weißt du, was meine Meinung so plötzlich geändert hat?“

Sie öffnet ihre Lippen in der festen Absicht ihm zu sagen, dass es sie nicht im Geringsten interessiert, aber dieses Mal lässt er sie nicht zu Wort kommen. „Ich habe das Dorf wieder verlassen und habe mein Leben weitergeführt wie zuvor.“

Sein Leben als Verräter. Ohne ihr, Naruto und ihrem Heimatdorf irgendwelche Beachtung zu schenken.

Ihre Atmung wird schwerer, aber er hält ihren Blick auf eine Art, die es ihr nicht erlaubt, sich abzuwenden.

„Ich bin nach Konoha zurückgekehrt, Jahre später. Ich habe mich im Schatten gehalten, weil ich immer noch ein gesuchter Verräter war. Aber ich musste zurückkehren.“

Sie beißt sich auf die Lippe, um die Frage zurückzuhalten, stellt sie dann aber doch. „Warum?“

„Weil du an diesem Tag beerdigt wurdest.“

Sie hält seinen Blick, auch wenn sie zu dieser Aussage nichts zu sagen weiß.

„Du bist mit gerade mal 30 Jahren bei einer Mission ums Leben gekommen.“

Seine Worte treffen sie so schmerzhaft aus einem Grund, den er unmöglich erahnen kann, dass sich ihr Verstand schlagartig klärt und sich ihr Körper augenblicklich strafft.

„Und du willst mir erzählen, dass dieser fiktive Traum deine Meinung geändert hat?“

Er lehnt ihren Körper zurück gegen die Wand, aber dieses Mal ist sein Halt wesentlich sanfter, als er den Kopf zu ihr senkt. „Ich habe schon acht Jahre aus deinem Leben verpasst. Ich wollte nicht noch weitere acht verpassen.“

Es ist eine Offenbarung, die so viel verrät, was sie nie von ihm erwartet hätte. Seine Ehrlichkeit lässt ihr Herz über seinen nächsten Schlag stolpern, aber gleichzeitig lässt ihr Verstand sie nicht vergessen, wie es sich angefühlt hat, alleine in einem dunklen Zimmer aufzuwachen, einmal mehr zurückgelassen wie lästiger Ballast.

„Ist das deine Entschuldigung dafür, dass du mich gestern zurückgelassen hast, als wäre ich immer noch nichts weiter als ein Klotz am Bein?!“

Unter dem schummrigen Licht des Flures spiegelt sich etwas Unergründliches in seinen Augen, während sich sein Halt um ihre Schultern leicht verfestigt. Er schweigt einige Sekunden, die ihr wie eine Ewigkeit vorkommen, aber sie hat ausreichend Übung darin auf ihn zu warten.
 

Sasuke hält ihren Blick und mittlerweile ist er ihr so nah, dass sein Atem mit jeder Silbe über ihre Haut streift. „Glaubst du, ich könnte noch mit mir selbst leben, wenn dir meinetwegen etwas zustoßen würde?“

Er hat noch nie so offen und deutlich zugegeben, dass sie ihm etwas bedeutet.

Ihr Herz treibt sie an und ihr Körper schwankt in seine Richtung und lehnt sich ihm instinktiv entgegen.

Aber ein entscheidender Faktor hält sie immer noch zurück.

„Ich denke, du hast dein Leben die letzten Jahre wunderbar ohne mich gelebt und könntest es jetzt auch wieder.“

Dieses Mal kommt seine Antwort ohne zu Zögern und lässt sie vollkommen atemlos zurück.

„Ich will mein Leben aber nicht mehr ohne dich leben.“

Gestern noch hätte das alles für sie verändert. Sie hätte ohne zu zögern ein zweites Mal ihr Leben an ihm ausgerichtet.

Aber dann kam der gestrige Abend dazwischen und er hat ihr bereits ein zweites Mal das Herz gebrochen. Und nach dem Gespräch mit Tsunade, hat sich jegliche Hoffnung in ihr auf unbestimmte Zeit verabschiedet. Es fehlt ihr also alles, was sie bräuchte, um ihm in dieser Hinsicht entgegen zu kommen. „Das ist zu dumm. Denn ob du es glaubst oder nicht, aber was ich will, zählt tatsächlich auch etwas.“

Sie macht sich von ihm los und dieses Mal lässt er sie.
 


 

Sie tritt unter die Dusche, aber sie spürt kaum, wie das Wasser über ihre Haut rinnt.

Auch die niedrige Wassertemperatur nimmt sie ebenso wenig wahr, wie ihr stetes Erwärmen, bis sich ihre Haut unter der Hitze rot färbt.

Ihre Sinnesempfindungen sind so gedämpft, dass sie kaum das Wasser aus der Leitung von den Tränen auf ihren Wangen unterscheiden kann.

Sakura lehnt die Stirn gegen die Fliesen, aber der Bezug zu ihrem eigenen Körper scheint ihr ebenso abhanden gekommen zu sein wie ihr Zeitgefühl.

Noch eine Sache mehr, die sie heute verloren hat.
 

.

.

.
 

Zur selben Zeit in Narutos Wohnung
 

Sie erwacht blinzelnd und obwohl sie sich schnell im Raum orientiert, runzelt sie dennoch die Stirn, weil ihr die Information fehlt, wie sie hierher gekommen ist.

Hinata richtet sich auf der Matratze auf und lehnt den Kopf gegen die Wand, als sie den warnenden Schwindel wahrnimmt, der ihren Körper beherrscht. Erst dann begegnet sie Narutos Blick, der wenige Zentimeter von ihr entfernt auf der Bettkante sitzt.

„Was ist passiert?“

Naruto streckt eine Hand nach ihr aus und streicht ihr zärtlich ein paar lose Haarsträhnen aus der Stirn. „Du hast scheinbar einen Ausflug gemacht, uns dabei geholfen eine Gruppe Frauen, die Sasuke mit seiner charmanten Art verärgert hat, zu umgehen und hast auf dem Rückweg das Bewusstsein verloren.“

Hinata schließt einen Moment lang die Augen, zum einen weil ihr immer noch schwindelt, aber vor allem weil sie versucht ihre Erinnerungen zu sortieren.

Aber seine Besorgnis bringt sie dazu ihn wieder anzusehen, bevor sie sich genug sammeln kann, ihm zu antworten.

„Wenn es dir nicht gut geht, bringe ich dich zurück ins Krankenhaus.“

Sie sucht seinen Blick, aber sie mustert ihn nur einen Moment, bevor sie zu einer Erkenntnis gelangt.

„Du weißt es.“ Sie macht eine Pause, während sie seine Reaktion und ihre Gefühle darüber abwägt. „Wer hat es dir gesagt?“

„Sasuke.“

„Wirklich, Sasuke?“ Ihre Augenbraue wandert minimal in die Höhe, aber sonst drückt nichts weiter ihre Überraschung darüber aus, dass ausgerechnet der Uchiha ihr Geheimnis verraten hat.

Naruto lehnt sich vor und legt seine Hand liebevoll an ihre Wange.

„Sag du es mir.“

Sie legt ihre Hand über seine und genießt die Wärme seiner Haut. „Ich bin schwanger.“

Ihr Brustkorb hebt sich stockend. „Ich weiß, du wolltest das so nicht, aber-“

Ihre Worte brechen ab, als er sich nach vorne beugt und seine Lippen zärtlich gegen ihre drückt.

Die sanfte Berührung wird schnell rauer und er legt seine zweite Hand an ihren Hals, während sie langsam in die Kissen zurück sinkt.
 

Ihr Brustkorb hebt sich schneller als zuvor, als er sich nur ein Stück weit von ihr zurückzieht und ihre Pupillen wandern fragend über seine, während sie erneut versucht seinen Blick zu deuten und schließlich zu einem überraschenden Entschluss kommt.

„Du freust dich.“

Ein breites, jungenhaftes Grinsen verzieht Narutos Gesichtszüge, bevor er den Kopf senkt und seine Lippen noch einmal kurz gegen ihre drückt.

„Ich könnte nicht glücklicher sein.“

Dieses Mal schiebt sie eine Hand in seinen Nacken und zieht ihn zurück zu sich. Er erwidert ihren Kuss und wischt ihr mit seinen Daumen zärtlich die Tränen aus den Augenwinkeln.
 

.

.

.
 

In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages
 

Sie hat keine Minute geschlafen und um 4.00 Uhr hat sie es schließlich nicht mehr ausgehalten.

Jetzt joggt sie seit einer guten Stunde am Rand ihres Heimatdorfes, aber in den letzten Minuten hat sich mit jedem weiteren Schritt das enge Gefühl in ihrem Brustkorb warnend verstärkt.

Aber erst als der Sauerstoffmangel bereits schwarze Flecken am Rande ihres Blickfeldes tanzen lässt, hält sie schließlich inne und aktiviert ihr Chakra über ihrem Oberkörper.

Sakura stützt sich atemlos auf ihren Knien ab, während sie keuchend um Atem ringt.

Es ist allein ihre Schuld, dass sie zu sehr mit dem Gedanken beschäftigt ist, dass Sasuke nach ihrem gestrigen Gespräch ihre Wohnung verlassen hat und seitdem nicht zurückgekommen ist, dass sie nicht bemerkt, dass sich ihr jemand nähert.

Die Hand auf ihrer Schulter entlockt ihr ein erschrockenes Keuchen und lässt sie angespannt herumfahren, aber es sind vertraute brauen Augen, die ihren begegnen.

„Tai.“

Seine Hand auf ihrer Schulter wandert und schlingt sich stützend um ihren Oberarm. „Geht es dir gut?“

Sie ringt sich ein müdes Lächeln ab, das kaum überzeugend sein kann. „Natürlich. Ich konnte nur nicht schlafen. Was machst du um diese Zeit schon hier?“

„Ich habe dich vorbei laufen sehen.“

Seine Aussage zwingt sie zu einem schnellen Blick zur Seite, um ihre Umgebung abzuschätzen und sie erkennt überrascht, dass sie am Rand des Waldstücks nicht weit von seiner Wohnung gelandet ist.

„Ich begleite dich ins Krankenhaus.“

Seine Aussage zieht ihre Aufmerksamkeit zurück zu ihm. „Wieso solltest du?“

„Ich habe gesehen, wie du dein Chakra über deinem Brustkorb aktiviert hast. Ist-“

Aber sie unterbricht ihn gereizt. „Das geht dich überhaupt nichts an! Lass mich los-“

Doch statt ihrer Aufforderung nachzukommen, verfestigt sein Griff um ihren Oberarm sich weiter und er zieht sie in seine Richtung. „Du weißt nie, was gut für dich ist.“

Zu ihrer ohnehin gereizten Stimmung kocht bedenklich schnell zornige Empörung in ihr hoch, aber bevor sie ihre Meinung in klare Worte fassen oder sich aus seinem Halt lösen kann, schiebt sich eine dunkle Gestalt zwischen sie und Tai und bricht seinen Halt um ihren Arm mühelos.

Sie selbst sieht nur dunkle Haare, aber gleichzeitig besteht kein Zweifel daran, dass Tai sich drohendem Rot gegenüber sieht.

„Wenn du sie noch einmal anrührst, werde ich deinem armseligen Leben auf grausamste Weise ein Ende bereiten!“

Hinter Sasukes Rücken schließt Sakura ungesehen von beiden Männern für einen Moment die Augen. Aber bevor sie die Kraft aufbringt, sich in den Machtkampf der beiden einzumischen, bricht Tais verächtliches Schnauben die Stille. „Und du glaubst bei einem erbärmlichen Nuke-nin wie dir wäre sie besser aufgehoben?“

Diese Aussage lässt sie warnend und beschwichtigend zugleich nach Sasukes Arm greifen, aber so zieht sie über die Schulter des Clanerben Tais Aufmerksamkeit auf sich.

Es ist dieselbe Verachtung, mit der er eben noch Sasuke begegnet ist, mit der er jetzt auch sie mustert.

„Ihr beide verdient einander.“

Sie stemmt sich mit ihrer ganzen Kraft gegen Sasuke, der bereits nach seinem Katana greift, aber Tai verliert kein weiteres Wort an sie und wendet sich verächtlich von ihnen ab.

Das einzige, was sie daran bedauert, dass er sich in der Geschwindigkeit eines Shinobis von ihr entfernt ist, dass sie damit einmal mehr alleine mit ihrem ehemaligen Teamkameraden zurückbleibt.
 

Es bleibt ihr keine Zeit zu Atem zu kommen, denn Sasuke fährt zu ihr herum ohne sich noch eine Minute länger um Tai zu scheren, seine Augen immer noch blutrot.

„Was war das gerade?!“

Sie braucht nicht einmal darüber nachzudenken, der Trotz mit dem sie auf seinen herrischen Tonfall reagiert, ist beinahe schon ein Reflex. „Das sollte ich wohl eher dich fragen!“

Es ist ihr mittlerweile so vertraut wie verhasst, wie er nach ihrem Oberarm greift und sie so in ihrer Bewegungsfreiheit einschränkt. „Ich frage aber. Was war das?“

Sie hebt das Kinn, die Augen voller Widerstand. „Nichts.“

„Und nichts bedeutet seit Neuestem einen Asthmaanfall.“

Sie kann es sich nicht leisten eine Sekunde zu lang die Augen zu schließen, denn mit seiner vollen Aufmerksamkeit auf ihr, ist allein diese kleine Geste zu verräterisch. Aber sie kann es trotzdem nicht verhindern, als ihr klar wird, dass er sie schon beobachtet haben muss, bevor Tai dazu gekommen ist und sie ihn fatalerweise nicht bemerkt hat.

Aber sie strafft die Schultern und sucht mit der erstbesten Ausrede auf den Lippen klar seinen Blick. „Das sind nur Nachwirkungen der Operation- das hat nichts zu bedeuten-“

Doch das warnende Blitzen in seinen Augen unterbricht sie bereits vor seinen barschen Worten. „Lüg mich nicht an!“

Aber dann nehmen seine Augen plötzlich wieder das vertraute Schwarz an, als er eindringlich ihren Blick hält und nach der Wahrheit in ihren Augen sucht. „Du hast dich nicht vollständig erholt, oder?“

Dieses Mal schließt sie aus einem anderen Grund die Augen. Weil ein stechender Schmerz ihren Brustkorb ausfüllt, den auch die letzte Stunde quälendes Lauftraining nur unterschwellig unterdrücken konnte. Sie öffnet die Augen, richtet ihren Blick aber starr an ihm vorbei, als sie die Erkenntnis in Worte fasst, die ihr Leben gestern unwiderruflich verändert hat. „Meine Karriere als Kunoichi ist offiziell vorbei.“
 

.

.

.

Demut

„Meine Karriere als Kunoichi ist offiziell vorbei.“
 

Für einen langen Moment mustert Sasuke stumm ihr Profil, sichtlich auf der Suche nach den richtigen Worten. „Deshalb ist dein Leben nicht vorbei-“

Sakuras Blick fliegt zu ihm und dieses Mal vermag er nicht zu deuten, was in ihren Augen funkelt. „Was würdest du tun, wenn du nie mehr als Ninja würdest arbeiten können?“

Er hält ihren Blick und nimmt den Vorwurf an. „Ich kann nichts anderes.“

Diese Offenbarung steht zwischen ihnen, anhaltend und schwer.

Er hebt seine linke Hand so langsam, dass sie seine Bewegung problemlos vorausahnen kann, aber sie lässt zu, dass er seine Hand an ihre Wange legt. „Aber du schon.“

Der anhaltende Blickkontakt zwischen ihnen intensiviert seine zärtliche Berührung und die Bedeutung hinter seinen Worten gleichermaßen, bis ihr Atem plötzlich aus einem vollkommen anderen Grund stockt.

„Du bist nach Tsunade die talentierteste Medic-nin, die dieses Land je gekannt hat.“

Seine Worte drucken eine Wertschätzung aus, die sie nie von ihm erwartet hat und nach der sie sich dennoch gesehnt hat, seit er sie das erste Mal als belastenden Ballast, statt als ebenbürtige Kameradin angesehen hat.

Sie schließt für einen Moment die Augen, ergibt sich kurz seiner Berührung. „Ich habe es nicht ernst gemeint.“

„Was?“

Sie schlägt ihre Lider auf und sucht wieder seinen Blick. „Als ich sagte, ich will dich nicht mehr in meiner Wohnung haben.“

„Ich weiß.“

Ein raues Lachen entflieht ihrer Kehle. „Du bist so ein arrogantes Arschloch.“

Sie sieht zur Seite und nimmt einen tiefen Atemzug, spürt die Kühle der morgendlichen Luft, schlagartig ernüchtert. „Und du hast es schon wieder geschafft mir weh zu tun.“

„Es tut mir leid.“

Das Gefühl in ihrem Brustkorb lässt sie die Zähne in der Unterlippe vergraben, bevor sie es in Worte fasst. „Das glaube ich dir auch.“

Es kostet sie mehr als Überwindung, den Kopf zurückzudrehen und noch einmal seinen Blick zu suchen. „Aber es ändert nichts daran, dass du immer Entscheidungen für uns beide triffst – und ich immer diejenige bin, die zurückbleibt. Du sagst, du respektierst mich, aber es sind Taten, die aussagen, was du wirklich denkst. Und die Entschuldigung, dass du mich auf deine Art beschützen wolltest, ist für mich nicht gut genug.“

Sie tritt von ihm zurück und dieses Mal lässt er sie. „Und mir nachzuspionieren, wird mich bestimmt nicht dazu bewegen, dir früher zu vergeben.“
 


 

Eine Stunde später hat sie den abgelegensten Trainingsplatz des Dorfes für sich beansprucht, um sich ungestört mit Taijutsu-Übungen auszutoben, bis ihre Lunge in den Streik tritt.

Aber abgelegen ist am heutigen Tag offensichtlich nicht abgelegen genug, weshalb sie außer Atem in der nächsten Bewegung innehält, als ihre Sinne erneut anschlagen.

„Sensei.“

Kakashi tritt aus dem Schatten der Bäume zu ihrer Linken und überquert in gewohnter Gelassenheit den Abstand zwischen ihnen.

„Ich bin schon lange nicht mehr dein Lehrer, Sakura.“

Ein Schmunzeln zupft an ihren Lippen, als sie sich aufrichtet und seinem musternden Blick begegnet. „Warum siehst du mich dann so missbilligend an?“

Die Antwort kommt so neutral wie erwartet, auch wenn sie alles andere, bloß nicht dieses Gefühl in Sakura weckt.

„Tsunade hat mir erzählt, was passiert ist.“

Der Zug um ihren Mund nimmt bittere Züge an. „Natürlich hat sie das. Die Hälfte der Gerüchte in diesem Dorf kommen aus dem Hokageturm persönlich.“

„Es tut mir leid.“

Sie nimmt Kakashis Worte mit einem knappen Nicken hin und wendet sich wieder dem Holzturm zu, mit dem sie trainiert hat. Sie nimmt ihre Übungen wieder auf, spürt Kakashis Präsenz jedoch weiterhin an ihrer Seite.

Darin geübt wortkarge Männer zu ignorieren, fährt sie genau damit fort, bis ihr ehemaliger Sensei ausspricht, weswegen er wirklich hergekommen ist.

„Was du erreicht hast, kann dir trotzdem keiner wegnehmen.“

Das verächtliche Schnaufen entfährt ihr, bevor sie es zurückhalten kann. „Offensichtlich schon.“

Die Hand auf ihrer Schulter lässt sie seufzend erneut innehalten und sie wendet sich widerwillig dem erfahrenen Shinobi zu, dem sie die Grundsteine ihrer Ausbildung verdankt.

„Du hast längst allen, die an dir gezweifelt haben, bewiesen, dass sie falsch lagen. Das frühzeitige Ende deiner Karriere bei der ANBU wird daran nichts ändern.“

Er hält ihren Blick für einen Moment, erwartet aber offensichtlich keine Antwort, denn nach ein paar schweigsamen Sekunden nickt er ihr noch einmal zu und verschwindet.
 

.

.

.
 

Am selben Morgen in Narutos Wohnung
 

Die Tatsache, dass sie ihm seit einer halben Stunde am Frühstückstisch gegenüber sitzt und kaum etwas gegessen hat, während sie abwesend aus dem Fenster starrt, bringt ihn schließlich dazu die Stille zu brechen. „Was geht dir durch den Kopf?“

Ihre hellen Augen wandern zurück zu ihm und es liegt eine vertraute Wärme darin, aber das schmale Lächeln um ihren Mund verrät ihre Sorge. „Ich muss nach Hause.“ So schnell wie sie zu ihm zurückgekehrt ist, verliert er ihre Aufmerksamkeit wieder an die Gedanken, die sie gefangen halten. „Ich muss meiner Schwester von der Krankheit unseres Vaters erzählen. Sie sollte die Möglichkeit haben sich zu verabschieden.“

Naruto erhebt sich von seinem Stuhl und drückt seine Lippen für einen Moment gegen ihre Stirn. „Ich begleite dich.“

Es ist alles, was er im Moment für sie tun kann, auch wenn ihn die Untätigkeit still in den Wahnsinn treibt.
 


 

Kurz darauf im Hyuuga-Anwesen
 

Die Stimmung im Anwesen wirkt still und angespannt, während Hinata zielstrebig die Räumlichkeiten ihres Vaters anstrebt.

Es ist nur zwei Monate her, dass er mit dem Clanoberhaupt gesprochen hat und es ist davor auch nicht unbedingt besonders häufig vorgekommen, aber selbst Naruto hört den Unterschied in der Stimme des Mannes selbst durch die Tür an dem zweisilbigen „Herein“.

Sie betreten den Raum und als sein Blick auf den Hyuuga fällt, hat Naruto Mühe seine Gesichtszüge zu kontrollieren. Seit er ihn das letzte Mal gesehen hat Hiashi etliches an Körpergewicht verloren und das stolze Clanoberhaupt wirkt erschöpft und abgekämpft. Nur der Blick aus den hellen Augen ist in diesem Moment so wach wie jeher.

„Vater.“

„Hinata.“ Der Blick des Oberhauptes wandert abschätzend von seiner Tochter zu dem Mann an ihrer Seite und zurück. „Wo warst du?“

Hinata senkt entschuldigend den Kopf, aber so schnell wie ihre Antwort kommt, hat sie sich die Worte längst zuvor zurechtgelegt. „Ich bin überraschend in eine Mission verwickelt worden, die die letzten zwei Tage umfasst hat.“

Es vergehen zwei Sekunden, aber schließlich nickt das Clanoberhaupt und sieht zurück zu dem Shinobi, der ein wenig zu dicht neben seiner Tochter steht, um unauffällig zu sein. „Naruto.“

„Hiashi.“

Der Blickkontakt zwischen ihnen hält einen Moment an, bevor Hiashi sich erneut seiner Tochter zuwendet. „Geh und rede mit deiner Schwester.“

Es scheint normal im Hyuuga-Clan zu sein die Absichten des anderen vorherzusehen, ohne dass dieser sie ausspricht, denn Hinata verzieht keine Miene.

Aber die Art wie ihr Blick zu Naruto wandert, verrät etwas anderes. „Ich-“

„Naruto kann hier bei mir auf dich warten.“

Das Wort ihres Vaters ist im Hyuuga-Clan ungeschriebenes Gesetz und sie weiß, wie viel Erfolg es hätte ihm zu widersprechen, aber Naruto mit ihm allein zu lassen, ist dennoch so ziemlich die letzte Anweisung, der sie nachkommen will.

Deshalb öffnet sie mutig die Lippen, aber Narutos Hand legt sich auf ihren Rücken und hält sie so davon ab.

„Ich warte hier auf dich.“

Sie hält seinen Blick einen Moment, bevor sie sichtlich widerwillig den Raum verlässt.
 

Es ist kaum eine Minute still zwischen den beiden Männern, bevor das Clanoberhaupt schließlich das Wort ergreift. „Ihr erwartet also ein Baby.“

Es sollte ihn nicht überraschen, dass er es schon weiß, obwohl Hinata ihm gesagt hat, dass sie es noch niemandem aus ihrer Familie erzählt hat.

Nicht wirklich erfahren in Diplomatie, sucht er dennoch nach der am wenigsten provokativen Antwort. „Sie ist jetzt auch meine Familie.“

Selbst Hiashis Nicken in diesem Moment ist bereits überraschend. „Ich weiß, dass du alles tun wirst, um sie und das Baby zu schützen. Du bist ein ehrenwerter Mann, Naruto.“

Seine Fassungslosigkeit braucht einen Moment, um sich soweit zu verflüchtigen, dass er in der Lage ist eine sinnvolle Antwort zu formulieren. „Warum widerstrebt es Ihnen dann so sehr, dass Ihre Tochter mich liebt?“

„Sie kann nicht gleichzeitig eine Hyuuga und eine Uzumaki sein.“

Naruto presst seine Kiefer aufeinander und mahnt sich selbst zur Ruhe. „Nehmen Sie es mir nicht übel, aber es wäre nicht das erste Mal, dass Sie Ihre Tochter unterschätzen.“

Hiashi schmunzelt in einer selten emotionalen Regung. „Dasselbe hat sie vor zwei Monaten auch zu mir gesagt.“

In der darauffolgenden Stille scheint sich das Clanoberhaupt in seinen Gedanken zu verlieren und sein Blick wird zum ersten Mal an diesem Tag trüb und verrät, dass auch der Geisteszustand des Hyuuga nicht mehr unbelastet ist.

Naruto vergräbt die Hände in den Hosentaschen, unsicher ob er noch bleiben oder lieber gehen sollte und ringt sich schließlich zu dem einzigen Satz durch, der ihm zur Beschwichtigung des Älteren einfällt. „Sie wird immer Ihre Tochter sein.“

Die hellen Augen, die beinahe das einzige Merkmal sind, das Hiashi äußerlich mit seiner ältesten Tochter verbindet, richten sich wieder auf ihn und es ist sichtlicher Zynismus, der die Lippen des Oberhauptes umspielt. „Und doch werde ich nicht mehr erleben, wie sie selbst Mutter wird.“
 


 

Immer noch unschlüssig, ob sie nicht doch lieber umdrehen sollte, um ihren Vater davon abzuhalten ihre Beziehung ein weiteres Mal aufs Spiel zu setzen, trifft Hinata auf den Verwandten, den sie an diesem Tag zuletzt im Anwesen vermutet hätte.

„Neji.“

Sie mustert ihren Cousin eine Sekunde überrascht, bevor sie sich fängt.

„Wo ist Tenten?“ Hinata sieht sich suchend um, als wäre es möglich, dass sie ihre beste Freundin irgendwie übersehen hat, bevor sie ihren Cousin selten gereizt fixiert. „Wenn du mir jetzt erzählst, dass du das schon wieder vergeigt hast, dann kannst du gleich wieder umdrehen!“

Der Ältere hebt abwehrend die Arme. „Sie bringt ihren Auftrag in Suna zu Ende und ich werde in einer Woche zurück reisen, um sie abzuholen.“

„Gut.“ Hinata nickt, bevor sie an ihm vorbeitritt, aber Neji folgt ihr.

„Wohin gehst du?“

„Ich muss meiner Schwester sagen, dass unser Vater nicht mehr lange zu leben hat.“

Der nächste Atemzug des ANBU entfährt ihm selten geräuschvoll. „Es tut mir leid, dass ich dich die letzten Tage damit allein gelassen habe-“

Aber Hinata wiegelt seine Antwort ab. „Das ist meine Bürde, Neji. Ich bin seine Erbin. Ich werde auch jetzt nicht daran zerbrechen.“
 

.

.

.
 

Am selben Abend in Narutos Wohnung
 

„Hinata?“

Sein Schlafzimmer liegt in beinahe vollständiger Dunkelheit und wenn der Mond nicht schwach durch sein Fenster leuchten würde, hätte er ihren Umriss am Fenster übersehen.

Er durchquert den Raum und legt seine Hand vorsichtig auf ihre Schulter, aber Stunden später weiß er immer noch nicht, was er sagen soll.

Hiashi hat seiner jüngsten Tochter gerade noch eine halbe Stunde gegeben, um sich von ihm zu verabschieden, bevor er seinen letzten Kampf verloren hat. Bis die herbeigerufenen Medic-nin eingetroffen sind, konnte ihm nicht einmal Tsunade mehr helfen.

„Du hattest Recht. Er verdient es nicht, dass ich um ihn weine.“

Naruto schließt die Augen und wünscht sich nicht zum ersten Mal, dass er seine wütenden Worte von vor ein paar Tagen zurücknehmen könnte. „Ich weiß.“

Hinata dreht den Kopf zu ihm und das schwache Licht reflektiert sich in den Tränenströmen, die anhaltende Bäche über ihre Wangen ziehen. „Warum kann ich dann nicht aufhören?“

Ein schweres Seufzen entflieht ihm, während er beide Arme um sie legt und sie in eine tröstende Umarmung zieht, die alles ist, was er ihr im Moment bieten kann. „Weil er trotzdem dein Vater war.“

Er hält sie fester, als leise Schluchzer ihren Körper zu schütteln beginnen und drückt seine Lippen liebevoll gegen ihren Haarschopf. „Wenn ich könnte, würde ich all das von dir nehmen.“
 

.

.

.
 

4 Tage später
 

Sie zieht sich das schwarze Kleid vom Körper und wirft es achtlos in eine Ecke, mit dem festen Vorsatz es schnellstmöglich zu entsorgen. Es mag Einbildung sein, dass die bleiernen Emotionen von Beerdigungen an Stoffen hängen bleiben, aber sie hat es dennoch noch nie über sich gebracht, ein Kleidungsstück nochmal anzuziehen, nachdem sie es auf einer Beerdigung getragen hat.

Selbst wenn sie Hiashi Hyuuga persönlich nicht besonders mochte, vom heutigen Tag an würde das schwarze Kleid immer mit der Erinnerung an Hinatas steinernen Gesichtsausdruck, Hanabis einzelner Träne und Narutos Hilflosigkeit einhergehen.
 

Sakura nimmt das Klopfen an ihrer Tür emotionslos war.

„Komm rein.“

Sasuke tritt in ihren Raum und auch wenn es unauffällig ist, sieht sie, wie er einen kurzen Moment in seiner Bewegung stockt, als sein Blick auf sie fällt.

„Sakura-“

Sie sieht zu ihm, ungeachtet der Tatsache, dass sie nur schwarze Unterwäsche trägt. Er hat sie schon oft genug in wesentlich weniger gesehen.

Aber dass er seinen Blick von ihr abwendet, um in diesem Moment aus dem Fenster zu schauen, löst schlagartig Trotz in ihr aus, der sie zu ihrer nächsten provokanten Aussage verleitet.

„Was, bist du meiner in der Hinsicht jetzt auch schon überdrüssig geworden?“

Er bewegt sich so schnell, dass ihr Atem ihr keuchend entfährt, als er mit ihrem nächsten Wimpernschlag vor ihr auftaucht, einen Arm um sie legt und sie so nah an sich reißt, dass sie genau spürt, dass ihr entkleideter Zustand ihn nicht kalt lässt.

„Ich werde nie genug von dir haben. Egal in welcher Hinsicht.“

Um das Muster der letzten Tage fortzusetzen, ist es einmal mehr sie, die in diesem Augenblick seinem Blick nicht standhalten kann.

„Fällt es dir so schwer zu glauben, dass ich mehr von dir will als nur Sex?“

Das treibt ein verächtliches Schnauben über ihre Lippen. „Nein, dass du alles willst, ist mir nicht neu.“ Doch als sie ihre Augen zurück auf seine richtet, liegt nur Resignation darin. „Aber es gibt nichts, was ich dir noch geben könnte.“

Er lässt sie nicht los. „Du könntest mir noch eine Chance geben.“

Obwohl er es erwartet hat, verursacht ihr Kopfschütteln ein merkwürdiges Stechen in seinem Brustkorb, das von ihren Worten noch verstärkt wird.

„Ich überlebe keine weitere Chance mit dir.“

Sie wendet sich einmal mehr von ihm ab. „Ich gehe duschen.“
 


 

Eigentlich lautete sein Vorsatz, ihr weiterhin den Raum zu lassen, den sie offensichtlich braucht, aber als sie eine dreiviertel Stunde später immer noch nicht aus ihrem Badezimmer gekommen ist, klopft er an die Tür. „Sakura?“

Als er keine Antwort erhält, wiederholt er ihren Namen lauter. „Sakura!“

Er schüttelt den Kopf, als er das Rauschen des Wassers hört und sich dieses Mal sicher ist, dass sie ihn auch gehört hat. „Wenn du mir nicht antwortest, komme ich rein.“

Seiner Drohung nachkommend, drückt er im nächsten Moment die Türklinke nach unten und betritt das Badezimmer.

Die Scheiben der Dusche sind so beschlagen, dass er ihren Umriss nur verschwommen dahinter sieht. „Sakura.“

Sie ignoriert ihn weiterhin und mit einem Seufzen greift er in seinen Nacken und zieht sich den Pullover über den Kopf.

Sasuke entledigt sich seiner Kleidung, lässt sie achtlos auf dem Boden zurück und schiebt die Duschwand auf. Sie steht mit dem Rücken zu ihm unter dem Wasserstrahl und er mustert zunächst die Blutergüsse die einzeln verstreut über ihre helle Haut ihren Körper entstellen und von den Trainingseinheiten stammen, denen sie sich die letzten Tage störrisch unterzogen hat.

„Hast du dich jetzt endlich genug bestraft?“

Sie dreht den Kopf leicht in seine Richtung und sieht über ihre Schulter zu ihm. „Ich bin mir noch nicht sicher.“

Als dieses Mal er stumm bleibt, dreht sie sich zu ihm um.

„Was ist?“

Er bleibt auf der anderen Seite der Duschkabine, auch wenn diese ohnehin nicht viel Abstand zwischen ihnen zulässt. „Ich werde dich nicht anfassen, wenn du es nicht willst.“

Seine Worte zaubern ein Schmunzeln auf ihre Lippen, obwohl das eben noch die letzte Emotion war, nach der ihr zumute war. „Du bist gerade nackt zu mir unter die Dusche gestiegen.“

Er erwidert die Geste, auch wenn sie bei ihm wie immer ein wenig unauffälliger ausfällt. „Das bedeutet nicht automatisch, dass wir miteinander schlafen werden.“

„Nicht?“

„Nein.“ Er berührt sie immer noch in keinster Weise. „Ich wollte nur nach dir sehen.“

Sie sieht davon ab, ihre Kabbelei fortzuführen und ihn darauf hinzuweisen, dass er das auch angezogen hätte tun können. „Ich konnte Hiashi Hyuuga nie besonders gut leiden. Aber Hinata und Hanabi heute an seinem Grab zu sehen-“

Hat sie an die Beerdigung ihrer eigenen Eltern erinnert.
 

Sasuke macht einen Schritt auf sie zu und mit diesen wenigen Zentimetern nach vorne trennt ihre Körper plötzlich nur noch ein Hauch voneinander.

„Es tut mir leid.“

„Was genau?“ Seine Entschuldigungen sind selten und sie will wissen, was er für wichtig genug erachtet, um sie ihr zu geben.

„Dass ich damals nicht für dich da war.“

Ihr nächster Atemzug bleibt hart in ihrem Brustkorb stecken. So lange, dass ihre Atmung danach keuchend wiedereinsetzt.

Aber es ist dennoch schlagartige Entschlossenheit, die ihre Haltung streckt und ihren Blick erfüllt.
 

Dieses Mal kommt ihre Bewegung für ihn unerwartet.

Sakura legt ihre Hände um seinen Hals streckt sich auf dem nassen Boden geschickt auf die Zehenspitzen, bis ihre Lippen gegen seine liegen.

Sie belässt es nicht bei einer kurzen, unschuldigen Berührung. Sie zieht ihre Zunge aufreizend über seine Lippen und macht den einen kleinen Schritt nach vorne, den es braucht, um den Abstand zwischen ihnen zu überwinden.

Trotz des warmen Wassers zittert sie, als ihre Haut sich gegen seine schmiegt, aber sie drückt ihren Körper nur noch enger gegen seinen.

Er kommt ihr entgegen, indem er beide Arme um sie schlingt und sie in der gleichen Bewegung auf seine Arme hebt, während er ihren Kuss rau erwidert.

Die kühlen Fliesen in ihrem Rücken lassen sie keuchend den Kopf zurückwerfen, aber er folgt ihr mit seinen Lippen und verwickelt sie sofort in einen weiteren Kuss.

„Sasuke."

Sie flüstert seinen Namen atemlos gegen seine Lippen und er öffnet die Augen, um ihrem Blick zu begegnen.

Er sieht nicht weg, blinzelt nicht einmal, als er ihre Körper so langsam vereint, dass sie sich auf die Lippe beißen muss, weil sie Angst hat, welche Bekundung ihr in diesem Moment entfliehen könnte. Doch obwohl die Intensität seines Blickes in diesem Moment fast zu viel ist, sieht sie nicht zur Seite.

Erst als er mit seiner letzten Bewegung ganz in sie eindringt, schließen sich ihre Lider fast gegen ihren Willen, aber sie schlingt ihre Arme um seine Schulter und sucht erneut seine Lippen mit ihren.

Das Gefühl des Wassers auf ihrer Haut und der Fliesen in ihrem Rücken tritt in den Hintergrund, als er anfängt sich zu bewegen und sie sich vollständig in seiner körperlichen Nähe verliert.
 


 

Ihr Herz klopft immer noch zu schnell und sie führt die Finger ihrer rechten Hand über seine Brust, um auch seinen Herzschlag zu spüren, während sie ihre Stirn gegen seinen Oberkörper legt.

Das spürbare, beschleunigte Pochen unter ihren Fingerspitzen beruhigt sie und sie drückt ihre Lippen gegen seine Haut, bevor sie die Augen schließt.

Mit ihm zu schlafen ist das eine, aber sie weiß, dass sie zumindest aus seinem Bett aufstehen sollte, um die Grenzen zwischen ihnen nicht schon wieder vollständig zu verwischen, aber sie kann den Willen dazu nicht aufbringen.

Sie weiß, dass das hier ihre Probleme nicht lösen wird. Selbst wenn sie schon so weit wäre ihm zu vergeben, ist das Vertrauen zwischen ihnen im besten Fall brüchig und sie ist sich nicht sicher, ob eine Beziehung mit ihm überhaupt möglich wäre.

Aber ohne ihn ist sie auch nicht glücklicher.
 

.

.

.

Affinität

Zwei Wochen später
 

„Wie geht es Hinata?“

Sasukes Frage lässt Naruto selten wortkarg mit den Schultern zucken, bevor ihm ein tiefes Seufzen entfährt.

„Sie spricht nicht viel darüber. Sie hat immer noch fast täglich im Hyuuga-Anwesen zu tun, um mit Neji die neue Clanführung aufzubauen, dem Widerstand der Alten zu begegnen und sich um Hanabi zu kümmern. Ich glaube, sie schläft auch nicht besonders gut, aber verneint es, wenn ich sie danach frage. Aber wir waren gestern erst bei einer Vorsorgeuntersuchung und Tsunade hat gemeint, dass sie abgenommen hat, was weder gut für sie noch das Baby ist.“

Während Sasuke noch nach der richtigen Antwort sucht, leert Naruto seinen Sake-Becher und vollführt eine abwehrende Handbewegung. „Lass uns über etwas anderes reden. Wie schaut es bei dir und Sakura aus? Behaart ihr immer noch beide darauf, dass das zwischen euch nur Sex ist?“

Auch Sasuke nippt an seinem Becher bevor er antwortet. „Sie ist noch nicht bereit zuzugeben, dass da mehr ist.“

Es ist nicht die Tatsache, dass die Antwort aus mehr als einer Silbe besteht, die Narutos skeptischen Blick in die Richtung seines besten Freundes bedingt. „Und das ist nicht nur eine erbärmliche Ausrede deinerseits?“

Sasuke zuckt gewohnt gelassen mit den Schultern. „Es ist nicht nur der Sex, um den es mir geht. Nur Sex könnte ich mit jeder Frau haben.“

Naruto schüttelt den Kopf und signalisiert Ichiraku ihnen eine neue Flasche Sake zu bringen. „Das Tragische ist, dass du wirklich glaubt, was du da von dir gibst.“
 


 

Zur selben Zeit in Inos Wohnung
 

„Was glaubst du, wen wird er auswählen?“

„Wen wird wer, für was auswählen?“, fragt die junge Medic-nin gähnend, da sie das aufgeregte Geplapper ihrer besten Freundin die letzten Minuten über konzentriert ausgeblendet hat. Wenn es nicht der Geburtstag ihrer Kindergartenfreundin wäre, hätte sie irgendeine Ausrede gefunden, um jetzt nicht hier sein zu müssen.

Aber Ino spricht bereits weiter und verlangt die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden. „Wen Sasuke-kun auswählen wird, um seinen Clan wieder aufzubauen, natürlich! Hast du mir nicht zugehört?“

Nein, aber das ist im Moment nicht das Problem.

„WAS?!“ Aber so entgeistert wie Tenten das Wasser ausspuckt, das sie gerade trinken wollte, ist sie nicht die Einzige, die den Monolog der Yamanaka bisher gekonnt ignoriert hat. „Woher hast du das denn?!“

Ino runzelt unzufrieden die Stirn. „Wie könnt ihr das nicht wissen? Das ganze Dorf redet von nichts anderem-“ Aber dann bemerkt sie plötzlich, dass etwas Entscheidendes fehlt und sie dreht sich mit kritisch verengten Augen zu ihrer besten Freundin um, deren mangelnde Reaktion sie unglücklicherweise verrät. „Warum interessiert dich das nicht?“

Sakura wischt sich, vollkommen gleichgültig angesichts des Misstrauens ihrer Kindergartenfreundin, mürrisch eine Haarsträhne aus der Stirn. „Mal davon abgesehen, dass es erstens keine große Überraschung ist, weil jeder weiß, dass er nie vorhatte den Uchiha-Clan aussterben zu lassen und er darüber außerdem schon mit Zwölf beängstigend klare Ansichten hatte, hat er mir in all seiner Wortgewandtheit mitgeteilt, dass er genau das vorhat.“

„Und es ist dir nicht in den Sinn gekommen diese deliziöse Neuigkeit mit uns zu teilen?“

„Wieso sollte es?“

„Vielleicht weil jede Frau in diesem Dorf davon träumt, Mrs. Uchiha zu werden?!“ Die Empörung der Yamanaka bringt ihre Freundinnen dazu geschlossen die Augen zu verdrehen.

„Definitiv nicht jede“, stellt Tenten stirnrunzelnd klar.

„Nie im Leben!“, fügt Temari hinzu und sogar Hinata lässt sich zu einem schmunzelnden Kopfschütteln herab.

Ihre Proteste werden jedoch von Ino unbeeindruckt zur Seite gewischt. „Schön, euch drei einmal ausgenommen, würde jede andere Frau in diesem Dorf töten, um von Sasuke Uchiha auserwählt zu werden.“

Die Schwester des Kazekagen kräuselt angewidert die Oberlippe. „Auserwählt wofür? Seine Legehenne zu spielen? Hörst du dir eigentlich manchmal selbst zu, Ino?“

„Das könnte sie auf die Dauer selbst nicht ertragen“, wirft Sakura grinsend ein und lernt im nächsten Moment, dass sie sich da besser rausgehalten hätte, als ihre beste Freundin sich ihr mit hochkonzentriert verengten Augen erneut zuwendet und sie so kritisch mustert wie ein Röntgengerät.

„Was?“

„Das interessiert dich alles viel zu wenig.“

„Warum sollte es?“

„Ich bitte dich!“

„Wenn ich dich bitte den Mund zu halten, tust du es dann?“

„Nicht, bevor du mir nicht augenblicklich erzählst, was du uns verheimlichst!“

„Ich verheimliche gar nichts!“

„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass dein Augenlid zuckt, wenn du lügst?“

„…“

„SAKURA HARUNO-“

Mit ihrer Geduld am Ende wirft Sakura stöhnend die Arme in die Luft. „Schön, wir schlafen miteinander! Bist du jetzt zufrieden?“

Nicht wirklich überrascht, stürzt Ino sich augenblicklich auf ihre beste Freundin. „Zufrieden bin ich erst, wenn du mir alle Details erzählt hast, damit ich indirekt durch dich leben kann!“

Sakura fährt sich grummelnd mit der Hand über die Stirn. „Ich werde dir gar nichts erzählen, wenn du das Gekreische nicht augenblicklich einstellst.“

„Seit wann?“

„Eine Weile.“

„Sakura Haruno, wenn du mir noch einmal mit einer ausweichenden Antwort kommst, passiert ein Unglück! Seit wann hast du was mit Sasuke?“

„Seit acht Wochen?“ Sich durchaus bewusst, dass es sich mehr nach einer Frage anhört, zuckt Sakura bereits vorahnungsvoll zusammen, bevor Ino den Mund aufmacht.

„SEIT ACHT WOCHEN?!“

Temari und Tenten rollen nur mit den Augen und Hinata verbirgt ihr Schmunzeln hinter vorgehaltener Hand, während Ino ihr Kreuzverhör fortführt.

„Wie konntest du das solange vor uns geheim halten?“

„Du bist doch nicht so schlau?“ Aber ihr spöttischer Zynismus beschert Sakura nur einen vorwurfsvollen Blick ihrer besten Freundin und sie wünscht sich nicht zum ersten Mal, dass sie doch einfach Zuhause geblieben wäre.

Hinata erbarmt sich schließlich und mischt sich in das Gespräch der beiden Freundinnen ein. „Ich wusste es.“

Daraufhin fällt Inos Blick natürlich sofort auf sie und veranlasst die junge Hyuuga zu einem Schulterzucken. „Was? Ich habe Augen im Kopf.“

„Ja. Byakugan-Augen.“

„Naruto wusste es auch.“

„Das ist ein Witz oder? Der Chaot kann doch noch nie seinen Mund halten!“

Dieses Mal bleibt Hinata wohlweislich stumm und Tenten und Temari beobachten das Ganze nur noch als amüsierte Zuschauer.
 

„Ich wusste es!“

Inos nächster Ausruf veranlasst Sakura zu einem genervten Augenrollen. „Du hattest bis vor ein paar Minuten nicht die geringste Ahnung!“

„Nicht davon, dass ihr bereits mit dem Üben angefangen habt, sondern davon, dass du es sein würdest!“

„Das ich was sein würde?“, fragt Sakura grummelnd nach, obwohl sie weiß, dass sie genau diese Frage vermutlich gleich bereuen wird.

„Sasukes Auserwählte, natürlich!“

Mit diesen Worten fällt Sakuras Gesichtsausdruck schlagartig. „Oh nein! Den Schuh wirst du mir nicht anziehen! Das ist nur Sex! Fantastischer Sex, aber trotzdem auf keinen Fall mehr als das!“ Wenn sie sich das lange genug einredet, glaubt sie es vielleicht auch selbst irgendwann.

„Ich bitte dich, Sakura! Du hättest mit zwölf schon alles für ihn getan-“

Aber jetzt fällt ihr ihre beste Freundin bissig ins Wort. „Ja und wenn ich eines gelernt habe, nachdem er mich vor all den Jahren niedergeschlagen und auf einer Parkbank zurückgelassen hat, dann, dass Sasuke Uchiha meine Gefühle niemals erwidern wird!“

„Also hast du noch Gefühle für ihn!“ Ino hört mal wieder nur das, was sie hören will.

Dieses Mal schüttelt Sakura nur den Kopf. „Schön, meinetwegen, denk was du willst, aber ich bin nicht dumm genug mir zweimal von demselben Mann das Herz brechen zu lassen!“ Oder ein drittes Mal.

Aber dass er sie bereits ein zweites Mal zurückgelassen hat, ist ein schmerzhaftes Detail, das sie wohlweislich für sich behält.
 


 

Sakura atmet geräuschvoll aus, als die Haustür hinter ihr zufällt. „Das wäre überstanden.“

Sie dreht den Kopf zu Hinata, die neben ihr läuft und sieht so gerade noch, wie diese unter dem Gehen die Augen schließt.

So greift sie bereits nach ihr, bevor die junge Clanerbin zu Boden fällt.

„Hinata!“

Das Schwindelgefühl hat ihr zwar ihr Gleichgewicht, aber nicht ihr Bewusstsein gestohlen, deshalb kämpft Hinata sich in Sakuras Halt zurück auf die Beine.

„Komm, wir setzen uns auf die Bank.“ Noch während sie Hinata zu der Bank wenige Meter neben ihnen führt, misst Sakura mit einer Hand bereits ihren Puls.

Sie sinkt vorsichtig neben Hinata auf die Bank, aber die junge Hyuuga bricht die Stille zuerst.

„Du brauchst nichts zu sagen, ich war gestern erst bei Tsunade. Sie hat mir ausführlich erklärt, dass der ganze Stress für das Baby gefährlich ist. Nicht, dass ich das nicht schon vorher wusste. Aber die letzten Wochen…“

Sie hat es während Inos Party perfekt verborgen, aber jetzt steht die Erschöpfung klar in jedem ihrer Züge.

Aber plötzlich dreht sie sich mit einem Lächeln zu Sakura. „Aber das ist jetzt vorbei. Wir haben unsere Forderungen durchbekommen. Nach den ersten Tagen habe ich nicht geglaubt, dass die Ältesten jemals nachgeben würden, aber wir haben es tatsächlich geschafft. Wir haben-“

Aber das Schwindelgefühl ereilt sie erneut und sie stützt ihren Kopf keuchend mit ihren Händen und Sakura greift stützend erneut nach ihr, aber es ist nicht ihre Stimme, die besorgt ihren Namen ruft.

„Hinata!“

Naruto erreicht sie in Sekunden, sinkt vor ihnen in die Hocke und legt seine Hände besorgt um Hinatas Wangen, während seine Augen über ihren Körper fahren, um eine Verletzung zu suchen, die nicht da ist.

Aber Hinata legt ihre Hände beruhigend auf seine und ringt sich ein müdes Lächeln ab. „Es ist vorbei. Der Hyuuga-Clan wird nie mehr sein wie er war.“ Sie schließt müde die Augen. „Es tut mir leid. Ich weiß die letzten Wochen waren-“

Sie unterbricht sich erneut, aber bevor sie weiterreden kann, erhebt Naruto sich, drückt ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn und hebt sie auf seine Arme. Er nickt seinen beiden Teamkameraden zu, bevor er mit Hinata verschwindet.
 

Sakura legt seufzend den Kopf in den Nacken und begegnet Sasuke Blick. „Das ist vermutlich ein schlechter Zeitpunkt dir zu sagen, dass Ino Bescheid weiß.“

„Bescheid weiß worüber?“

Sie fährt sich mit der Zunge über die Lippen, wägt ihre Aussage aber nicht lange ab. „Dass wir miteinander schlafen.“

Statt ihr zu antworten streckt er seine Hand in ihre Richtung aus. Als sie ihre Finger in seine legt, zieht er sie auf die Beine und direkt gegen seinen Körper. Er wartet, bis sie in seine Augen sieht, bevor er spricht.

„Sakura, es ist mir egal, ob das ganze Dorf weiß, dass wir miteinander schlafen. Genau genommen wäre es mir sogar Recht.“

Weil er weiß, dass sie im Moment noch nichts dazu zu sagen weiß, schiebt er eine Hand in ihren Nacken und senkt seine Lippen auf ihre.

Er küsst sie mitten auf der Straße, aber in der abendlichen Dunkelheit verborgen, bevor er sie mit dem nächsten Windhauch nach Hause bringt.
 

.

.

.
 

Am nächsten Tag
 

Mit jedem Schritt, den sie durch die Straßen machen, ziehen sie sämtliche Blicke auf sich und in jeder Sekunde bereut sie mehr, dass sie Sasuke genötigt hat, mit ihr einkaufen zu gehen.

Tsunade hat seine Rückkehr bereits vor zwei Wochen öffentlich gemacht, aber da ein abendlicher Spaziergang durch Konoha in der Regel nicht auf seiner To-do-Liste zu finden ist, haben ihn die wenigsten Dorfbewohner seither zu Gesicht bekommen.

Es ist nicht so, dass sie es nicht gewohnt ist, ab und an angestarrt und beobachtet zu werden. Die Ausbildung bei Tsunade hat sie in ganz Konoha bekannt gemacht. Aber dieses Mal ist es eine andere Art von Aufmerksamkeit, gewürzt mit einer spürbaren Prise Misstrauen. Es ist ein unangenehmes Gefühl, aber statt von seiner Seite zu weichen, geht sie ein wenig näher neben ihm.

„Wie war das? Es wäre dir egal, wenn sie es alle wüssten?“

Seine dunklen Augen richten sich augenblicklich mit seiner vollen Aufmerksamkeit auf sie und die Art wie sein Blick über ihren Körper wandert, verleiht ihr schlagartig das Gefühl, statt auf einer der belebtesten Straßen Konohas allein mit ihm in einem Raum zu sein.

„Ich würde dich hier und jetzt vor all diesen Leuten küssen, wenn du es wollen würdest.“

Doch dann bricht er ihren Blickkontakt plötzlich ab und sieht sich sichtlich beunruhigt um, aber bevor sie dazu kommt ihn zu fragen, was plötzlich in ihn gefahren ist oder seine Worte aufzugreifen, schallt eine schrille Stimme über den Platz zu ihnen herüber.

„Sasuke-kun!“

Sakura sieht sich nicht lange um und das attraktive Gesicht, das zu der Stimme gehört, kommt nicht nur ihr unglücklich bekannt vor. Die rosahaarige Medic-nin beobachtet ausgesprochen amüsiert, wie ihr unnahbarer Teamkamerad auf offener Straße plötzlich erblasst und sich dann beinahe panisch an sie wendet.

„Du musst mir helfen!“

Die schöne Medic-nin zieht skeptisch eine Augenbraue in die Höhe.

„Ich? Ich habe mit deinem Fan-Club schon lange nichts mehr zu tun, Sasuke-kun!“

Der Uchiha beobachtet beunruhigt wie sich Miko, das wohl hartnäckigste Mitglied seines verbleibenden Fan-Clubs, winkend und zu schnell durch die Massen auf sie zu bewegt und beschließt, dass er sich in diesem Moment nicht zu schade ist zu betteln, wenn ihn das rettet. „Sakura, bitte!“

Aufgrund seiner offensichtlichen Verzweiflung gibt die junge Frau seufzend nach. „Schön, aber dafür schuldest du mir was!“

„Was du willst, aber jetzt-“ Sein panischer Satz reißt abrupt ab, als seine Teamkameradin sich auf ihre Zehenspitzen streckt, unsanft seinen Kragen umfasst und ihn zu sich herunterzieht, bis seine Lippen auf ihren liegen und sie ihn mitten auf dem Dorfplatz küsst.

Es ist mehr als nur eine kurze Berührung. Sie küsst ihn auf eine Art, die für jeden außenstehenden Betrachter keinen Zweifel an der Natur ihres Kusses lässt, bevor sie sich von ihm zurückzieht.

„Lass uns gehen. Denn prügeln werde ich mich deinetwegen nicht.“
 

Sie keucht erschrocken, als er den Arm um sie schlingt und sie mitsamt den Einkäufen mit dem nächsten Wimpernschlag weg von der belebten Straße und zurück in ihre Wohnung bringt.

Er erlaubt ihr nicht zu Atem zu kommen, bevor er sie unsanft gegen die Wand in ihrem Flur drängt und ihre Lippen herrisch wieder in Besitz nimmt.

Es ist kaum ein Zögern, bevor sie seufzend die Arme um seinen Hals schlingt und seinen Kuss erwidert, aber seine Finger verweilen nicht lange an ihrer Hüfte. Er zerreißt den Stoff ihres Oberteils beinahe, so heftig reißt er daran und auch ihre Hose streift er ihr noch im Flur vom Körper.

Angesteckt von seinem dringlichen Verlangen, passen sich ihre Hände seiner Eile an und so lassen sie all ihre Kleidungsstücke auf den Holzdielen im Flur zurück, als Sasuke sie auf seine Arme hebt, ohne von ihren Lippen zu lassen und sie blind hinüber in sein Schlafzimmer trägt.

Ihre hellen Haare fächern sich wild auf dem Kopfkisten, als er sie unter sich auf den Stoff wirft und ihr augenblicklich mit seinem gesamten Körper folgt.

Er löst ihren Kuss und wandert mit seinen Lippen über ihr Kinn ihren Hals hinunter, durch das Tal ihrer Brüste, weiter über ihren Oberkörper.

Ihr nächster Atemzug bewegt ihren ganzen Körper, als sein Mund ihren Bauchnabel erreicht und er umschließt mit beiden Händen ihre Hüften, als sich ihr Körper unter ihm aufbäumt.

„Sasuke, was-“ Aber sie wird diesen Satz nie beenden, denn er führt seine Berührungen fort und im nächsten Moment sieht sie bereits Sterne hinter ihren Lidern tanzen und ihre Finger krallen sich hilflos in das Laken unter ihrer nackten Haut, als ihr Körper einmal mehr beängstigend schnell seine Kapitulation verkündet.
 


 

Ihre Lider sind fest geschlossen, ihr Atem ruhig und gleichmäßig, während sie eingerollt wie eine Katze neben ihm schläft. Nur eine Haarsträhne fällt über ihre Lider in ihr Gesicht und lässt sie im Schlaf die Nase kräuseln. Er hebt eine Hand und streicht ihre Haare zur Seite, ohne ihre Haut zu berühren und zu riskieren sie zu wecken.

„Ich liebe dich.“
 

.

.

.

Assimilation

Am nächsten Morgen
 

Ich liebe dich.

Sakura schüttelt nachdenklich den Kopf, wie um die Erinnerung zu vertreiben, die sie in ihrem verschwommenen Zustand für das Überbleibsel eines Traumes hält.

Sie schwingt die Beine über den Bettrand, steht aber kaum, als sie plötzlich strauchelt.

Ihre Reflexe setzen gerade noch rechtzeitig ein und lassen sie nach dem Bettpfosten zu ihrer Linken greifen, bevor sie unsanfte Bekanntschaft mit dem Boden macht.

Sie wartet, bis sich die Kontoren des Raumes vor ihrem Blick wieder schärfen, bevor sie mit einem Kopfschütteln das Badezimmer anstrebt.
 


 

Aber dann fällt sie zehn Minuten später beinahe über die letzten drei Stufen der Treppe und als sie sich in der Küche auf die Zehenspitzen streckt, um eine Tasse aus dem Regal zu holen, rettet ihr Gleichgewicht nur ein beherzter Griff um die Küchenzeile.

Ihr beeinträchtigter Gleichgewichtssinn entgeht auch Sasuke nicht, der in dem Moment den Raum betritt und stützend einen Arm um ihre Hüfte schlingt.

„Hey.“ Er sieht mit einem leichten Stirnrunzeln auf sie herab, als sie sich, statt zu protestieren, wortlos gegen ihn lehnt. „Was ist los?“

Sie schluckt das „Nichts“, das auf ihren Lippen liegt, mit einem Seufzen herunter. „Mein Gleichgewichtssinn scheint der Meinung zu sein, dass ich besser im Bett geblieben wäre.“

Seine kühlen Finger pressen sich sanft gegen ihre Stirn, aber sie schiebt seine Hand zur Seite. „Ich bin nicht krank.“

Aber als sie einen Schritt von ihm wegmachen will, schwankt sie erneut und dieses Mal greift er mit beiden Händen nach ihr und lehnt sie zurück gegen die Küchenzeile.

„Nein, du kannst nur keinen Schritt geradeaus gehen.“

Dass sie davon absieht darauf eine patzige Antwort zu formulieren, ist bereits ein erstes Eingeständnis. „Das könnte daran liegen, dass ich seit gestern Morgen nichts gegessen habe.“

Die Falten auf seiner Stirn vertiefen sich, aber er fasst seine Unzufriedenheit über ihr Geständnis nicht in Worte.

Stattdessen schiebt er sie auf einen der Küchenstühle und zieht selbst die Kühlschranktür auf.

Für einen Moment verfolgt sie seine Bewegungen ein wenig ratlos und erst, als er ihr das Brot erwartungsvoll vor die Nase hebt, wird ihr klar, dass ihr ehemaliger Teamkamerad, ein gerade erst halbwegs rehabilitierter Nuke-nin, ihr gerade in ihrer Küche ein Marmeladenbrot geschmiert hat.

Ausnahmsweise liegt keine passende Erwiderung auf ihren Lippen, die das Schweigen zwischen ihnen auflockern könnte. Sie nimmt das Brot von ihm und beschäftigt sich mit einem großzügigen Bissen, während sie der Frage auf den Grund geht, warum ihr Herz plötzlich schneller in ihrer Brust schlägt. Es ist nur ein Brot.

Es gibt keine rationale Erklärung, warum sie die eigentlich simple Geste so sehr rührt.
 

Die Klingel unterbricht ihre Gedanken unsanft und als sie das Chakra erkennt, das vor ihrer Haustür steht, legt Sakura stöhnend den Kopf in den Nacken, bevor sie zurück zu Sasuke sieht.

„Geh. Wenn sie uns zusammen hier antrifft, wird es das nur schlimmer machen.“

Er macht wortlos einen Schritt auf sie zu und als er eine Hand in ihren Nacken schiebt, entflieht ihr ein erwartungsvolles Seufzen, während er den Kopf zu ihr senkt, bis seine Lippen auf ihren liegen.

Aber sie lässt nur für ein paar Sekunden zu, dass er sie küsst, bevor sie den Kopf zur Seite dreht.

„Hör auf. Wenn ich doch krank bin, steckst du dich nur an.“

„Wenn du doch krank bist, hätte ich mich gestern schon bei dir angesteckt.“ Nach den letzten Wochen sollte sie darüber hinweg sein, in seiner Gegenwart rot zu werden, aber die Erinnerung an die letzte Nacht treibt ihr ungeachtet dieser Tatsache eine vertraute Hitze in die Wangen.

„Außerdem werde ich nie krank.“

Seine Arroganz veranlasst sie augenblicklich zu einem Augenrollen. „Natürlich nicht. Eine Grippe ist zweifellos unter der Würde eines Uchiha.“

Das erneute, penetrante Läuten der Klingel verhindert seine Antwort, aber das Grinsen auf seinen Lippen drückt bereits genug aus.

„Denk dran, du wolltest, dass ich gehe.“

„Denk du lieber daran, was ich dir hiermit erspare.“

Sie wartet, bis er durch die Terrassentür verschwunden ist, bevor sie sich aufmacht die Haustür zu öffnen, während die Klingel ein weiteres Mal ertönt und sie zu einem genervten Stöhnen veranlasst.

„Verflucht, Ino, man könnte meinen als Kunoichi hättest du es irgendwann einmal gelernt ein wenig mehr Geduld zu haben!“

Sie reißt die Tür auf und verliert dabei fast das Gleichgewicht und das Gesicht ihrer besten Freundin verschwimmt im ersten Moment vor ihren Augen, als sie sich an ihr vorbeischiebt.

„Man sollte meinen, als Elitekunoichi hättest du gelernt, ein wenig unauffälliger zu sein. Das ganze Dorf redet über euch beide und euer kleines Stelldichein auf dem Marktplatz.“

Sakura folgt Ino in die Küche und lässt sich in einen der Stühle sinken, ohne Ino etwas anzubieten. Ihre Kindergartenfreundin findet sich auch ohne ihre Hilfe in ihrer Wohnung zurecht. Außerdem traut sie ihrem Gleichgewichtssinn nicht über den Weg.

Aber während Ino ihren Monolog in der Küche fortfällt, fällt Sakura plötzlich ein, was sie bisher übersehen hat und jegliche Farbe weicht schlagartig aus ihrem Gesicht.

Ino redet immer noch, aber plötzlich erträgt sie es nicht mehr stumm daneben zu sitzen.

„Ino, was gestern auf dem Marktplatz passiert ist, ist im Moment mein geringstes Problem!“

Ihr Ausruf veranlasst Ino dazu sich zu ihr umzudrehen und als sie sieht wie leichenblass Sakura ist, sinkt sie sofort vor ihr in die Hocke. „Was ist los?“

Sie legt ihre Arme auf Sakuras Schultern und schüttelt sie sanft, als diese eher durch sie hindurchzustarren scheint.

Sakura befeuchtet abwesend ihre Lippen, bevor sie heiser spricht. „Ich glaube-“ Sie unterbricht sich und räuspert sich, bevor sie es ein zweites Mal versucht. „Ich glaube, ich bin-“ Aber sie bringt es nicht über die Lippen.

Doch Ino beweist, dass sie sie eben besser und länger kennt, als die meisten anderen und beendet ihren Satz für sie. „Schwanger?“

Sakuras Augen fixieren sie ruckartig. „Das kann nicht sein!“

Ino fährt mit ihren Händen beschwichtigend über Sakuras Oberarme. „Süße, du schläfst seit Monaten mit ihm. Ich würde sagen, die Wahrscheinlichkeiten sprechen eher gegen dich.“

Die Unterlippe der rosahaarigen Medic-nin zittert verräterisch, bevor sie ihre Zähne grob in der sensiblen Haut vergräbt.

„Shh, es wird alles wieder gut!“ Ino zieht sie sanft, aber bestimmt auf die Beine. „Erstmal werden wir einen Test machen und sicher gehen.“

Ihre Worte scheinen endlich zu ihrer Kindergartenfreundin durchzudringen, denn sie erhebt sich, schüttelt aber gleichzeitig den Kopf. „Ich will es von Tsunade hören.“

„Schön, ich nehme das jetzt mal nicht persönlich.“

„Ino-“

„Ist schon gut, ich bringe dich hin.“
 


 

Sie hat nur zugelassen, dass Ino sie bis zu den Toren des Hokageturms begleitet und dann auf jeder einzelner Treppenstufe ihren Stolz verflucht, der sie dazu veranlasst hat, ihre beste Freundin zu bitten sie den Rest des Weges allein zurücklegen zu lassen.

Sakura nickt Shizune zu und ihre Hand liegt schon auf dem Türknauf, als sie plötzlich inne hält und sich noch einmal umdreht.

„Ist jemand bei ihr?“

Shinzune sieht noch einmal von ihren Unterlagen auf. „Ja, es ist eine Besprechung mit ein paar ANBU.“

„Ok. Ich warte.“

Die Aussage veranlasst Shizune endgültig dazu aufzusehen und die Stirn zu runzeln, während sie zusieht, wie Sakura in einen der Stühle vor dem Büro der Hokage sinkt. Es ist ein ebenso fremdes wie befremdliches Bild. „Du wartest?“

Die Tür öffnet sich, bevor eine der beiden dem noch etwas hinzufügen kann und nach zwei Kollegen von der ANBU, die Sakura und Shizune im Vorbeigehen zunicken, erscheint die Hokage im Türrahmen.

„Sakura? Was machst du hier?“

„Auf dich warten.“

Die Godaime kaschiert ihre Überraschung nicht so diplomatisch wie Shizune. „Du wartest?!“

Sakura erhebt sich mit einem Schmunzeln, das zumindest zur Hälfte ehrlich ist. „Nur weil ich normalerweise nicht klopfe, heißt das nicht, dass ich nicht theoretisch dazu in der Lage bin.“

Tsunade belässt es wohlweislich dabei und schließt die Tür hinter ihrer ehemaligen Schülerin. „Also, was kann ich für dich tun?“

Sie hört das Stocken in Sakuras Atem nur, weil sie in eben dieser Sekunde an ihr vorbeigeht.

„Du musst eine Hypothese für mich überprüfen.“

„Eine medizinische Hypothese?“

„Die Hypothese, dass ich schwanger bin.“
 

.

.

.
 

Währenddessen in Narutos Wohnung
 

Die Erschöpfung der letzten Wochen hat sie schließlich eingeholt und sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf fallen lassen.

Wie ungewöhnlich tief sie wirklich geschlafen hat, begreift die junge Clanerbin jedoch erst, als sie am nächsten Morgen erwacht.

Die dunklen Vorhänge in Narutos Schlafzimmer sind noch fest zugezogen und halten das morgendliche Sonnenlicht fern, aber der Raum erscheint dennoch hell erleuchtet.

Hinata richtet sich blinzelnd auf und während ihre Augen über die flackernden Kerzen wandern, die den Raum in mehreren Dutzenden beleuchten, ist die erste Frage, die sich ihr aufdrängt, wie sie davon nicht wach geworden ist.

Doch dann fällt ihr Blick auf Naruto, der gegenüber von ihr auf der tiefen Kante des Fensterbrettes sitzt und als sie erkennt, was dieser Moment bedeuten könnte, ist es ihr schlagartig egal, wie er geschätzt 50 Kerzen anzünden konnte, ohne dass sie es mitbekommen hat.

Ihren wachen Augen entgehen weder die Schatten unter seinen Augen noch der seltene Ernst in seinen Gesichtszügen.

Sie weiß auch, dass sie ihm das die letzten Wochen über angetan hat.

Ihn zur Untätigkeit zu verdammen, während sie sich mit ihrer Familie angelegt hat und gleichzeitig für ihre gemeinsame kleine Familie gekämpft hat, hat nicht nur sie etliche Stunden Schlaf gekostet.

Sie will sich von den Laken um ihre Beine befreien und zu ihm gehen, aber seine Stimme hält sie zurück.

„Ich will das hier nicht versauen. Und wenn es zu früh ist und du noch nicht so weit bist, dann sag es mir einfach.“

Aber sie sieht sich zum ersten Mal seit einer geraumen Weile nicht mehr in der Lage eine klare Antwort für ihn zu formulieren.

Doch Naruto wartet auch nicht darauf.

Er erhebt sich und sinkt neben sie auf die Matratze. Er greift mit einer Hand nach ihrer und plötzlich klopft ihr Herz so laut, dass sie durch das Rauschen in ihren Ohren Schwierigkeiten hat ihn zu verstehen.

„Aber ich will, dass du weißt, dass ich immer an deiner Seite sein werde, egal was kommt. Du und unser Baby, ihr seid meine Familie. Und falls du schon so weit sein solltest, gäbe es nur eine Sache, die mich noch glücklicher machen könnte: Wenn du mich heiratest.“

Als sie ihre freie Hand hebt, zittern ihre Finger, aber sein Halt kaschiert einmal mehr ihre Unsicherheit, als sie ihre Handfläche zärtlich gegen seine Wange legt.

Hinata lehnt ihre Stirn gegen Narutos und ihr unsicherer Atem streift über seine Lippen, während sie darum ringt, ihre Stimme wieder zu finden.

In ihrem Kopf schwirren unzählige Dinge, die sie ihm gerne sagen würde, aber sie bringt schließlich doch nur ein Wort über die Lippen.

„Ja.“

Selbst unter gesenkten Lidern sieht sie, wie ein breites Grinsen seine Lippen verzieht, wenige Sekunden, bevor er sich vorbeugt und seine Lippen auf ihre legt.
 

.

.

.
 

Kurz darauf auf einem Trainingsgelände
 

Er hat sich aus Gewohnheit auf einen der abgelegensten Trainingsplätze zurückgezogen, aber das ist nicht der Grund dafür, dass er überrascht das Chakra registriert, das sich zielsicher auf ihn zubewegt.

Vor allem weil sie allein ist.

Sich dem Unvermeidlichen stellend, unterbricht er sein Training widerwillig und sieht Ino entgegen, die zielstrebig auf ihn zusteuert. Ihre blonden Haare wehen hinter ihr her und Begrüßungen und einleitende Gedanken, scheint sie für überflüssig zu befinden, als sie sich energisch vor dem Clanerben aufbaut, ungeachtet der Tatsache, dass er sie um zwei Köpfe überragt.

„Wenn du ihr noch einmal das Herz brichst, Uchiha, wirst du dieses Mal ein besseres Versteck brauchen, als ein Schlangenloch!“

Sasuke hebt unbeeindruckt eine Augenbraue. „Hast du mir was zu sagen, Ino?“

Die Medic-nin stößt ihm warnend einen Finger gegen die Brust und ignoriert das drohende Grummeln, das sie für diese Geste erntet. „Du wirst endlich beweisen müssen, dass du sie auch verdient hast! Und die Chance, um die du sie gebeten hast! Du kannst es dir nicht leisten, das nochmal zu vermasseln hörst du mich, Uchiha? Jetzt erst recht nicht!“

Obwohl sie es zu verbergen versucht, ist es offensichtlich, dass sie den letzten Satz ihrer Tirade nicht geplant hat und Sasuke verengt kritisch die Augen.

„Was soll das heißen?“
 

.

.

.

Pendant

In Narutos Wohnung
 

Hinata wirft lachend den Kopf in den Nacken, bevor sie zurück zu Naruto sieht, der mit einem breiten Grinsen neben ihr liegt.

Sie haben beschlossen, diesen Tag zu bestreiken und liegen immer noch gemeinsam in seinem Bett.

„Wir werden das Baby nicht Ramen nennen, selbst wenn es ein Junge wird.“

Naruto fährt grinsend mit seinen Fingern über die minimale Wölbung ihres Bauches, die von ihrem anhaltenden Lachen erschüttert wird. „Wieso nicht? Ich finde den Namen schön.“

„Ich weiß, du magst Ichirakus Essen-“

Der entrüstede Gesichtsausdruck ihres Verlobten lockt ein neues Lachen über ihre Lippen.

Magst? Das einzige, was ich mehr liebe als Ramen bist du!“ Er bewegt seine Finger neckend ein wenig tiefer und genießt das Zittern, das spürbar über ihre Haut jagt. „Und der kleine Wurm da drin.“

Hinata hebt ihre Hand und fährt mit ihren Fingern zärtlich durch seine Haare. „Das wird Sakura ausgesprochen gerne hören.“

Die Erwähnung seiner besten Freundin lässt Naruto das Gesicht verziehen. „Gut, vielleicht kommt Sakura auch noch vor Ramen.“

„Und Sasuke kommt nach Ramen?“

„Also, wenn ich mich zwischen Sasuke und Ramen entscheiden müsste…“
 

.

.

.
 

Zur selben Zeit im Büro der Hokage
 

„Das Ergebnis ist eindeutig, Sakura.“

„Tsunade, bitte, hör mit der Folter auf und sag es mir, bevor ich dabei durchdrehe mir sämtliche hypothetischen Szenarien auszumalen.“

„Der Test ist negativ.“

Die Godaime beobachtet aufmerksam die Vielzahl an Gefühlen, die über die feinen Gesichtszüge ihrer ehemaligen Schülerin huschen, bevor sie die Augen schließt und jeglichen verräterischen Ausdruck verbannt.

„Ich dachte, du wärst erleichtert.“

Sakura legt mit einem schweren Seufzen den Kopf in den Nacken. „Das dachte ich auch, aber weißt du, für einen Moment… Ich sehe wie glücklich Hinata und Naruto sind und auch Neji und Tenten und… da ist wohl immer noch ein Rest des naiven kleinen Mädchens in mir, das davon träumt, dass es ein solches Glück auch für mich gäbe. Aber ich habe mich auch schon lange damit abgefunden, dass ich nie so für einen anderen Mann empfinden werde.“

„Das ließe sich möglicherweise auf ganz einfache Weise lösen, wenn du einfach einmal offen mit ihm reden würdest.“

Aber der sanfte Rat beschert der legendären Sanin lediglich ein verächtliches Schnauben. „Eine längere Konversation mit Sasuke Uchiha zu bestreiten, ist schon ein Ding der Unmöglichkeit, wenn der Inhalt nicht dermaßen tiefgründig ist und gleichzeitig auch noch von Gefühlen handelt.“
 

.

.

.
 

Ihr Kopf dreht sich immer noch von all den Gedanken und Emotionen, die sie nicht ordnen kann, als sie ihre Wohnungstür aufsperrt und sich direkt im vollen Fokus ihres ehemaligen Teamkameraden wiederfindet.

„Hast du mir etwas zu sagen?“

Sie unterdrückt jegliche verräterische Regung und bricht ihren Blickkontakt unauffällig, um ihre Jacke auszuziehen.

„Sasuke, bitte, ich habe heute keinen Nerv für deine Psychospiele. Warum sagst du mir nicht einfach, was du von mir hören willst, damit ich meinen Part spielen kann?“

„Bist du schwanger?“ Er kann direkt beobachten, wie mit einem Schlag jegliche Farbe aus ihrem schönen Gesicht weicht, als sie sich starr zurück in seine Richtung dreht.

„Was? Wie- woher-“

Er überwindet den Abstand zwischen ihnen in Sekunden und greift fest um ihren Oberarm, um ihr jegliche Fluchtmöglichkeit zu nehmen, während er ihren Blickkontakt einfordert. „Ino hat sich verplappert. Antworte mir, Sakura!“

Sie schluckt schwer, ringt sich aber dennoch schnell genug zu einer Antwort durch, um sie noch glaubhaft erscheinen zu lassen. „N-Nein!“

Sasuke verengt dennoch zweifelnd die Augen. „Und da bist du dir sicher?“

Seine Zweifel strecken ihren Rücken und stählen ihre Stimme. „Du weißt, was ich im Lebenslauf außer erfolgreicher ANBU noch zu verzeichnen habe, oder? Ich bin nach Tsunade die beste Medic-nin, die dieses Dorf je gesehen hat. Ja, ich bin sicher!“

Der Clanerbe mustert sie abschätzend, beschließt aber wohl ihr zu glauben. Doch statt das Thema aufzugeben, führt er sein Kreuzverhör verärgert weiter. „Hättest du es mir gesagt?“

Um Unauffälligkeit bemüht, macht sie sich von ihm los und bring mit einem Schritt mehr Abstand zwischen sie. „Das mag dir nicht klar sein, aber eine Schwangerschaft lässt sich generell schlecht verheimlichen, aber besonders schwer vor der Person mit der man unter einem Dach zusammen lebt!“

Sie fängt seinen finsteren Blick auf und stellt seufzend fest, dass ihr Sarkasmus in dieser Situation gar nicht gut bei ihm anzukommen scheint. „Natürlich hätte ich es dir gesagt.“

„Und dann?“

Die schöne Kunoichi wirft entnervt von seinen unerklärlichen Launen stöhnend die Hände in die Luft. „Und dann was? Verdammt, warum diskutieren wir das eigentlich, wenn ich gar nicht schwanger bin?“

„…“

Aber obwohl seine Augen so unergründlich erscheinen wie eh und je, erkennt sie in seinem Schweigen, was wirklich hinter seinem mürrischen Verhalten steckt. Und die Erkenntnis trifft sie wie ein äußerst unsanfter Schlag in den Magen. „Du-Du wolltest, dass ich- aber… aber warum? Wir sind nicht einmal richtig zusammen und-“

„Und du liebst mich nicht, schon klar!“

Sein Zorn schürt ein weiteres Mal auch ihren. Sie steht in einem Satz wieder vor ihm und stößt ihm grob den Finger gegen den Oberkörper. „Oh nein, mein Lieber, du wirst jetzt nicht mir den schwarzen Peter zuschieben! Wer im Glashaus sitzt soll nicht mit Steinen werfen, schon mal gehört? Du liebst mich nicht!“

Seine Hände schließen sich ruckartig um ihre Oberarme und sein Halt ist beinahe grob. „Sagst du mir jetzt auch noch, was ich zu fühlen habe?“

Aber Sakura hebt stolz ihr Kinn und hält seinen Blick. „Willst du etwa behaupten, dass es anders ist?“

In der darauffolgenden Stille ist sie bereits versucht die Sekunden zu zählen, aber genau in diesem Moment bricht er sie. So ruhig und gelassen, als würde er mit diesem einen Wort nicht ihre ganze Welt in Chaos stürzen.

„Ja.“

Sie erstarrt völlig. Sie ist sich nicht sicher, ob sie in diesem Moment überhaupt noch atmet.

Obwohl sie sieht, wie seine Lippen sich bewegen, dringt seine Stimme nicht mehr durch das Rauschen in ihren Ohren.

Erst als sie seine Hände an ihren Wangen spürt, blinzelt sie sich zurück zu ihm und begreift, dass seine Finger Tränenspuren von ihren Wangen wischen.

„Ich hätte nie gedacht, dass dich das zum Weinen bringen würde.“

Sie räuspert sich, in dem verzweifelten Versuch den Druck von ihrem Hals zu bekommen. „Du- du kannst das nicht sagen.“

Er hebt eine Augenbraue in die Höhe und sie zwingt sich genauer zu werden, bevor er diesen Moment durch seinen Spott ruinieren kann. „Nicht, wenn du es nicht so meinst.“

Jegliches neckendes Amüsement verschwindet aus seinem Blick und sie weiß zweifellos, dass er sie noch nie mit einem derartig weichen Ausdruck in den Augen angesehen hat. „Denkst du, das würde ich?“ Seine Hände umschließen ihr Gesicht immer noch sanft. „Du kannst mir viel vorwerfen, Sakura. Aber ich habe dir nie etwas vorgemacht.“

Die Gefühle, die seine Worte in ihr auslösen, sind zu viel und sie schließt hilfesuchend die Augen.

Doch seine nächste Aussage lässt sie schlagartig wieder zu ihm sehen.

„Du bist der Grund, warum ich bleiben wollte.“

Es mag ein unmögliches Unterfangen sein einen Spiegel seiner Emotionen in seinem Blick zu suchen, aber sie weiß, dass er sie in dieser Hinsicht nicht anlügen würde. Außerdem hat er keinen Grund, auf diese Art mit ihr zu spielen. Obwohl sie dieses Mal merkt, dass erneut Tränen über ihre Wangen fallen, macht sie keine Anstalten sie fortzuwischen.

Stattdessen greift sie nach ihm und vergräbt ihre Finger haltsuchend in seinem Oberteil.

„Du musst es sagen.“ Plötzlich hat sie Angst, er könnte es zurücknehmen und sie hält ihn ein wenig fester. „Ich weiß, das ist viel verlangt, aber-“

„Ich liebe dich.“

Es sind drei Worte, von denen sie nicht gedacht hat, dass sie sie je von ihm hören würde.

Dieses Mal zögert sie nicht. Sie nutzt ihren Halt um seine Hüfte, um ihn zu sich zu ziehen und drückt ihre Lippen überschwänglich gegen seine.

Ihre Berührung ist so ungestüm, dass seine Erwiderung ebenfalls schnell eskaliert.

Er zerrt an ihrem Oberteil und sie hebt bereitwillig die Arme, um ihm dabei zu helfen, es loszuwerden, bevor sie die Arme um seinen Hals schlingt und ihn zurück gegen ihre Lippen zieht.

Ein Großteil ihrer Kleidung bleibt bereits auf dem Flur zurück und sie greift ihrerseits nach seinem Gürtel, aber als er sie auf das Bett senkt und sich über sie beugt, sucht sie noch einmal seinem Blick und öffnet ihre Lippen für ein überfälliges Geständnis.

„Ich habe dich immer geliebt.“
 

.

.

.
 

Am nächsten Abend
 

„Du wirkst so…“

Scheinbar hat er das passende Adjektiv nicht parat, während er ihre beschwingten Schritte schmunzelnd verfolgt, aber sie bringt seinen Satz problemlos zu Ende.

„Glücklich?“

Sie dreht sich ausgelassen um die eigene Achse und das Grinsen, das ihre Lippen verzerrt, ist so breit, dass es beinahe schmerzhaft an den betroffenen Muskeln zieht.

Es ist das gleiche Grinsen, das den ganzen Abend über Narutos Lippen geziert hat, jedes Mal wenn er zu Hinata gesehen hat, die ein wenig dezenter, aber dennoch deutlich die gleiche Emotion in ihrer Mimik trug.

Ihren besten Freund so glücklich zu sehen, hätte schon unter normalen Umständen ausgereicht, um ihr selbst flatternde Glücksgefühle zu bescheren. Aber dieses Gefühl hielt schon den ganzen Tag über an. Sie ist heute schon glücklich aufgewacht.

Sie dreht sich noch einmal unter dem Sternenhimmel, der ihren Heimweg erleuchtet, bevor sie lächelnd zurück in Sasukes Augen sieht. „Ich bin glückli-“

Der letzte Laut verhallt lautlos. Denn statt der Belustigung, die sie in seinen Zügen erwartet hat, verschwimmen sie vor ihren Augen, weil er plötzlich so dicht vor ihr steht.

Seine Hände schließen sich um ihren Nacken und bevor sie dazu kommt, sich ihm entgegenzustrecken, senkt er bereits den Kopf.

Es steckt eine Zärtlichkeit in der Berührung, mit der er sie noch nie geküsst hat.

Der Rest des Heimwegs verschwimmt vor ihren Augen.

Seine Lippen lassen immer nur Sekunden von ihren ab, während er sie ohne die sonstige Hast, Stück für Stück ihrer Kleidung entledigt.

Er zieht seine Lippen tiefer über ihre Haut und küsst jede Stelle ihres Körpers, bis sie jegliche Orientierung in ihrem eigenen Schlafzimmer verloren hat und atemlos seinen Namen flüstert, in der gleichzeitigen Bitte seine süße Folter zu beenden und sie doch nie zu verlassen.

Er hebt den Kopf und sie drückt ihre Lippen sehnsüchtig gegen seine, während sie die vollkommene Nähe seines Körpers willkommen heißt.
 


 

Die Sterne von ihren Augen sind langsam verblasst, aber als sie ihre Lider noch einmal aufschlägt, begegnet sie direkt Sasukes aufmerksamem Blick.

Die Art, wie er sie mustert, verrät wortlos, dass ihn etwas beschäftigt und sie hebt fragend eine Augenbraue, um eben das zu signalisieren.

„Würdest du es wollen?“

Sie sollte seine kryptischen Fragen mittlerweile gewohnt sein, aber deshalb wird sie dennoch nicht schlauer daraus. „Was?“

Er sieht sie so lange stumm an, dass sie schon damit rechnet, sich mit einer weiteren unbeantworteten Frage abfinden zu müssen.

„Heiraten.“

Ihr Atem verlässt sie in einem Stoß und plötzlich pocht ihr Herz so laut, dass sie darum ringt ihre eigenen Worte zu verstehen.

„Heiraten?“ Sie räuspert sich um das atemlose Krächzen aus ihrer Stimme zu bekommen und startet einen zweiten Anlauf. „Du meinst, ob ich heiraten will?“ Sie muss sicher gehen, dass sie ihn richtig verstanden hat, bevor ihr Herz und ihr Verstand sich nach monatelangen Kriegsführungen zusammenschließen und sich einmal mehr vergaloppieren.

„Hn.“

Dieses Mal lässt sie ihn lange auf eine Antwort warten, aber sie verspürt das Bedürfnis ihre Worte sorgfältig abzuwägen.

„Ich habe das letzte Mal über meine potentielle eigene Hochzeit nachgedacht, als ich ein Kind war.“

Das Grinsen, das bei ihren Worten über seine Lippen fliegt, lässt sie bereits die Augen rollen.

„Über eine Hochzeit mit mir?“

Sie drückt ihre Hände gegen seine Schultern und schubst ihn ineffektiv nach hinten. „Behalt deine arrogante Selbstzufriedenheit gefälligst für dich.“

Aber seine Finger schließen sich schnell um ihre Handgelenke und behalten ihre Hände auf seinem Oberkörper, während jegliche Arroganz und jeder Spaß aus seinen Augen flieht und er entschlossen ihren Blick hält. „Ich meine es ernst.“

Dieses Mal verlässt sie der Atem in ihren Lungen so schlagartig, dass es beinahe weh tut. „Was?“ Um Atem ringend, hat sie ebenso große Schwierigkeiten damit, ihre nächste Frage zu formulieren. „Das mit dem Heiraten?“

„Würdest du denn wollen?“

Die Tatsache, dass er seine erste Frage noch einmal neu formuliert, hilft ihr in ihrer Überforderung nicht weiter und sie verlangt ihm mit einem tiefen Atemzug Klarheit ab. „Soll das… fragst du mich etwa?“

Seine Augen weichen keine Sekunde von ihren, aber das hilft ihr immer noch nicht darin zu lesen. „Ich hätte nichts dagegen, nicht länger der einzige Uchiha zu sein. Oder der letzte.“

Ihr Herz schlägt so laut, dass sie seine letzten Worte beinahe nicht mehr hört und sie blinzelt ein paar Mal zu oft, während sie eine Hand um sein Gesicht legt. „Ja, das würde ich wollen.“

Seine Mundwinkel verziehen sich, aber es ist nicht sein typisches, unauffälliges und gleichermaßen arrogantes Grinsen. Es ähnelt tatsächlich mehr einem Lächeln.

Er drückt seine Lippen gegen ihre, aber nur einen kurzen Moment, bevor er sich unter ihr vorbeugt und die Schublade des Nachttisches neben dem Bett aufzieht.

Die Luft in ihren Lungen wird ein weiteres Mal beängstigend dünn, als er in der nächsten Sekunde einen funkelnden Ring über ihren Ringfinger schiebt. Es ist ein großer roter Stein an einem einfachen silbernen Band.

„Es war der Verlobungsring meiner Mutter. Aber wenn du dir lieber einen anderen aussuchen willst-“

Dieses Mal unterbricht sie ihn, während sie ihre Lippen ungestüm gegen seine drückt. „Er ist perfekt.“
 


 

Sie ist so ausgelassen glücklich, dass sie immer noch nicht schlafen kann.

Pures Glück lässt immer noch jede Zelle ihres Körpers kribbeln, als plötzlich ein lautes Lachen über ihre Lippen bricht.

„Was?“

Sasuke schlägt neben ihr ein Auge auf und gibt es auf so zu tun, als würde er bereits schlafen.

Sakura dreht den Kopf und grinst ihn offen an.

„Ich hätte es mir denken können, dass deine Idee eines Heiratsantrags, Bettgeflüster nach fantastischem Sex entspricht.“

Er schmunzelt, bevor er es einmal mehr gegen ihre Lippen verbirgt und so ungewöhnlich ihm die Emotion auch zu Gesicht steht, könnte sie sich problemlos damit anfreunden auch ihn glücklich zu sehen.
 

.

.

.
 

Am nächsten Tag
 

Ihre Augen fahren hektisch über den Trainingsplatz und finden die schwarzen Haare ihres ehemaligen Teamkameraden in einer hitzigen Auseinandersetzung mit Neji, bevor eine Explosion und die daraus entstehenden Rauchschwaden ihren Blick für einen Moment trüben.

Sie verdreht die Augen, während sie geradewegs in den frischen Krater stapft, zielstrebig auf einen der beiden Männer zu, die sich lauernd gegenüberstehen.

Obwohl die beiden sie längst bemerkt haben, dreht Sasuke erst den Kopf zu ihr, als sie nach seinem Arm greift.

„Ich muss mit ihr reden.“

Er folgt ihr widerspruchslos und ohne einen Blick in die Richtung seines Trainingspartners zu verschwenden, aber sobald sie außer Hörweite sind, bricht er die Stille zwischen ihnen.

„Du weißt, dass ich jederzeit gerne Sex mit dir habe, aber Hyuuga dafür beim Training sitzen zu lassen, wird unserem brüchigen Frieden nicht unbedingt guttun.“

Das arrogante Grinsen auf seinen Lippen lässt sie einmal mehr die Augen rollen. „Als würde ich dich vom Training wegholen, um Sex mit dir zu haben. Du bist nicht halb so unwiderstehlich, wie du glaubst, Uchiha, und Neji wird drüber wegkommen.“

„Wieso holst du mich dann vom Training weg?“ Der Spaß verschwindet und macht verborgener Besorgnis Platz. „Ist etwas passiert?“

„Das kann man so sagen.“

Jetzt erkennt er auch die Nervosität in ihren Gesichtszügen, aber bevor er nachhaken kann, fügt sie hinzu: „Aber nichts schlechtes.“

Sie setzt an den Weg zu ihrer Wohnung fortzusetzen, ohne ihre Erklärung zu beenden, aber Sasuke greift nach ihrem Arm und zwingt sie stehen zu bleiben.

„Sakura.“

Mit einem hörbaren Seufzen sieht sie zuerst vor ihm vorbei, bevor sie ruckartig den Blick zu seinem hebt. „Ich bin schwanger.“
 

Ihre nächsten zwanzig Herzschläge spürt sie nicht nur, sondern hört auch jeden einzelnen pochend in ihrem Brustkorb widerhallen, während er ihren Blick schweigend und regungslos hält.

Das kaum sichtbare Stirnrunzeln und seine nächsten Worte entsprechen einmal mehr nicht einer einzigen, der Vielzahl an möglichen Reaktionen, die sie sich in der letzten halben Stunde ausgemalt hat.

„Aber du hast vor zwei Tagen erst gesagt-“

„Sogar Tsunade macht alle fünfzig Jahre einmal einen Fehler. Auch wenn sie das gar nicht gerne gehört hat.“

Seine Augen suchen immer noch etwas in ihren. „Bist du dir sicher?“

Ihr Mund fühlt sich staubtrocken an und sie schluckt, bevor sie nickt. „Wir haben den Test zweimal wiederhol-“

Er greift so schnell nach ihr, dass ihr beinahe schwindelt, aber in dieser Sekunde liegen seine Lippen bereits auf ihren und die Berührung zieht ihr endgültig den Boden unter den Füßen weg und ankert sie gleichzeitig.
 

Als er sich von ihr löst, ist ihr jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen und bei jedem anderen Thema hätte sie vermutlich vergessen, worüber sie zuvor geredet haben.

Ein amüsiertes Schmunzeln zupft an seinen Lippen, während sie sich abwesend zurück in die Realität blinzelt.

„Okay- du kannst jetzt zurück zu Neji gehen. Ich habe versprochen, eine Schicht im Krankenhaus zu übernehmen-“

Sie bemerkt die tiefe Falte, die sich schlagartig auf seiner Stirn ausbreitet und hält fragend inne. „Was?“

„Solltest du in deinem Zustand wirklich im Krankenhaus arbeiten?“

Ihre hellen Augenbrauen wandern sichtbar in die Höhe. „In meinem Zustand?“

„Du weißt, was ich meine.“

Die Ruhe in seinen Worten, lassen sie der Versuchung widerstehen, sich über seine Anmaßung aufzuregen. „Nur um das gleich klarzustellen, ich werde die nächsten Monate keinesfalls zuhause rumsitzen und Däumchen drehen. Und das diskutieren wir auch nicht weiter!“

Sie wartet nicht, ob er dem noch etwas hinzuzufügen hat. „Was willst du heute Abend essen? Ich gehe nach meiner Schicht noch einkaufen.“

Das Runzeln auf seiner Stirn verschwindet nicht. „Wann ist deine Schicht vorbei?“

„Um 7. Wieso?“

„Ich hole dich ab, dann können wir zusammen einkaufen gehen.“

Sie mustert ihn, als würde sie ihn zum ersten Mal sehen und Sasuke hebt abwehrend die Hände.

„Ich widerspreche deiner Schicht im Krankenhaus nicht, aber das mit dem Einkaufen ist etwas, das ich nicht diskutieren werde.“

Obwohl seine Gesichtszüge ihr wieder einmal keinerlei Anhaltspunkte liefern, kennt sie ihn mittlerweile doch gut genug, um sich schließlich zusammenreimen zu können, worauf sein merkwürdiges Verhalten in diesem Moment beruht.

Sakura tritt einen Schritt zurück an ihn heran und legt ihre Hände zu beiden Seiten an seine Hüfte, während ein amüsiertes Lächeln an ihren Lippen zupft. „Was du mir also sagen willst ist, dass du mich in den nächsten Monaten in den Wahnsinn treiben wirst, weil du mit deinen Gefühlen für mich und das Baby überfordert bist?“

Der Clanerbe hält ihren belustigten Blick einen Moment, bevor er selbst mit den Augen rollt. „So könnte man es auch sehen.“

„Das klingt wirklich vielversprechend.“

„Wenn das, was sie über die Hormone sagen stimmt, wirst du mich mindestens genauso wahnsinnig machen.“

Aber statt auf seine neckende Provokation einzugehen, bricht plötzlich ein Lachen über ihre Lippen.

„Was ist so lustig?“

Sakura schüttelt lachend den Kopf. „Nichts, ich behalte nur gerne Recht.“

„Recht worüber?“

Sie legt den Kopf in den Nacken und sucht immer noch grinsend seinen Blick. „Wenn ich dir vor 8 Jahren gesagt hätte, dass wir mal zusammen ein Kind kriegen würden, hättest du mir auf deine unvergleichlich charmante Art gesagt, dass ich verrückt bin.“

Selbst an Sasukes Lippen zupft in diesem Moment ein Schmunzeln. „Das wäre auch nicht unbedingt weit hergeholt gewesen.“

In der nächsten Sekunde reagiert er blitzschnell und umfasst geschickt ihre Handgelenke, bevor sie ihn grob in die Seite zwicken kann.

Er zieht ihren Körper gegen seinen und verfolgt schmunzelnd, dass sie den Kopf noch ein Stückchen weiter in den Nacken legen muss, um ihm in die Augen sehen zu können.

Das Feuer, das in ihren Augen blitzt, verspricht zweifellos, dass es ihnen niemals langweilig werden wird.

„Ich werde dir jetzt, großherzig wie ich bin, einen Tipp geben: Die Mutter deines zukünftigen Kindes verrückt zu nennen, ist niemals eine gute Idee.“

„Hn.“

„Sasuke-“

Doch er unterbricht ihre Diskussion auf mittlerweile altbewährte Weise: Er senkt den Kopf, bis ihre restlichen Worte gegen seine Lippen verhallen.
 

.

.

.

Hommage

„Musste das unbedingt heute sein?“

Sakuras leicht genervte Frage erntet ein zufriedenes Nicken von Naruto. „Ja.“

Die Medic-nin sieht mit einem undeutlichen Murmeln auf ihr Heimatdorf herab. „Schön, aber nur damit du es weißt, mir tut immer noch alles weh, die Kleine hier hochzutragen war auch kein Spaß und das Essen bei Ichiraku geht nachher noch auf dich.“

Naruto schlingt grinsend einen Arm um ihre Schultern und drückt seine Lippen liebevoll gegen ihre Stirn. „Ich dachte eigentlich, dass deine Laune wieder besser werden würde, nachdem die kleine Maus geboren ist.“

Die Erinnerung an die Geburt ihrer Tochter, die gerade erst fünf Tage her ist, zaubert trotz ihrer Umgebung ein Lächeln auf Sakuras Lippen, aber sie unterdrückt es schnell. Sie hat nicht vor, ihren besten Freund so leicht vom Haken zu lassen, nachdem er zu ihrem Jahrestag unaufhörlich darauf bestanden hat, dass sie sich noch ein letztes Mal zu zweit an dem Ort treffen würden, an dem sie damals zu einem Team wurden und in den letzten Jahren an diesem Datum stumm Sasukes Verrat betrauert hatten.

„War meine Laune schon jemals gut, wenn wir auf diesem blöden Felsen standen?“

Naruto folgt ihrem Blick über die Baumkronen zu den Dächern ihres Heimatdorfes. „Deshalb wollte ich ja, dass wir nochmal hierher kommen. Weil es dieses Mal anders ist.“

Sie rollt die Augen über seine Sentimentalität, kann das Lächeln auf ihren Lippen aber dieses Mal nicht verbergen. „Können wir also jetzt endlich gehen?“
 

Es kostet sie nur ein paar Meter den Hügel hinunter und sie versteht schlagartig, was er gemeint hat.

Warum es ihm so wichtig war, dieses Ritual ein letztes Mal gemeinsam mit ihr zu begehen.

Die Veränderung in ihrem Leben wird offensichtlich, als sie den Fuß des Berges erreichen und zwei wartenden Augenpaaren begehen.

Hinata schiebt mit einem sanften Lächeln den Kinderwagen, der ihren zwei Monate alten Sohn beherbergt, aber Sakuras Blick liegt auf dem Mann, der seinen Blick aufmerksam zurück auf das zierliche Bündel in seinen Armen richtet.

Sie wird nie den Moment vergessen, in dem er ihre Tochter zum ersten Mal im Arm gehalten hat. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie blanke Panik in seinen Augen gesehen hat.

Die Art wie er den Atem angehalten hat und sich nicht mehr bewegt hat, als Tsunade ihre neugeborene Tochter in seine Arme gelegt hat, war selbst nach acht Stunden Wehen ausgesprochen unterhaltsam.

Sie hat die letzten neun Monate unzählige Male versucht sich vorzustellen, was für ein Vater er wohl sein würde. Den übertriebenen Beschützerinstinkt hat sie erwartet, aber dass er mitten in der Nacht beinahe panisch aus dem Bett springen würde, als Sarada das erste Mal weinend aufgewacht ist, hat sie in einem fast sprachlosen Ausmaß überrascht.

Fünf Tage nach ihrer Geburt, ist er mit dem üblichen Selbstbewusstsein eines Uchiha erheblich ruhiger geworden, wenn er seine Tochter im Arm hält.

Was noch nicht besser geworden ist, ist die Art, wie sich ihr Herz jedes Mal gerührt verkrampft, wenn sie in einem derartigen Moment sieht, wie vorsichtig er Sarada hält.
 

Naruto hebt seinen Sohn mit einem breiten Grinsen aus dem Wagen, als dieser quengelnd vermeldet, dass er ausgeschlafen hat.

„Du hast auch Hunger, was? Also, auf zu Ichiraku!“

Sakura wirft einen Blick auf Hinata und erwidert deren Schmunzeln mit einem Augenrollen. Sie hätte vermutlich nicht die Geduld, die es braucht, um ihrem besten Freund klar zu machen, dass noch Monate vergehen werden, bevor er versuchen kann seine größte Leidenschaft an seinen Sohn weiterzugeben.

Auch an Sasukes Lippen zupft ein Schmunzeln, als er an sie herantritt.

Er übergibt seine schlafende Tochter sicher an Sakura, bevor er sich seinem ehemaligen Teamkameraden zuwendet. „Dobe, wenn du nicht willst, dass der Kleine einmal so endet wie du, solltest du vielleicht versuchen nicht all deine schlechten Eigenschaften an ihn weiterzugeben.“

„Wieso sollte er nicht so werden wollen wie ich?“

Hinata nimmt ihren Sohn wohlwissend zurück in ihre Arme, während Narutos Blick stirnrunzelnd auf Sasuke liegt.

„Das sollte eigentlich selbsterklärend sein.“

„Was soll das heißen, Teme?“

Sakura schüttelt den Kopf und sucht Hinatas Blick. „Lassen wir sie einfach hier und gehen Sushi essen.“

Dieser frevelhafte Vorschlag beschert ihr augenblicklich die volle Aufmerksamkeit ihres besten Freundes, Sasukes Stichelei schlagartig vergessen. „Vergiss es, ich hab Ichiraku schon gesagt, dass wir kommen.“

„Dann hört auf zu zanken wie ein altes Ehepaar und bewegt euch. Ich habe Hunger und es war deine Idee hierher zu kommen.“

Naruto grinst und schlingt einen Arm um Sakura und einen um Sasukes Schultern. „Auch wenn ihr es nicht zugeben könnt, ich weiß, wie dankbar ihr mir seid.“

„Klar, Dobe, was immer dich besser schlafen lässt.“

Hinata legt ihren Sohn schmunzelnd zurück in den Kinderwagen. „Sag, Sasuke, redet mein Cousin eigentlich schon wieder mit dir, nachdem du ihn beim Training versetzt hast?“

„Hn.“

Auch Naruto grinst. „Du weißt, dass er dich vorher schon nicht leiden konnte, oder?“

„Dobe, was Hyuuga über mich denkt, interessiert mich so sehr, wie die morgige Wettervorhersage in Suna.“ Er wirft einen Blick auf Hinata. „Nichts für ungut.“

„Ich habe Neji schon gesagt, dass ich mich da zweifellos raushalten werde.“

Sakura zwinkert der Clanerbin zu. „Dieses Theater ist aus der ersten Reihe auch viel lustiger mitanzusehen. Ich hab Ino schon Bescheid gesagt und sie hat versprochen, Popcorn zum nächsten Training mitzubringen.“

Damit fällt Sasukes Blick missbilligend auf sie. „Du hast Glück, dass ich dich mag.“

Sakura verlagert ihre Tochter geübt auf einen Arm und streckt sich auf die Zehenspitzen, um ihrem mürrischen Mann einen neckenden Kuss auf die Lippen zu drücken. „Du liebst mich und ohne mich wäre dein Leben sterbenslangweilig.“

Ein vertrautes Klicken lässt sie beide den Kopf zu Naruto drehen, der grinsend eine Kamera in der Hand hält. „Du meinst, ohne uns würde man beim Lesen seiner Biographie einschlafen.“

Sakura macht grinsend einen Schritt nach vorne und sieht zwinkernd über ihre Schulter zurück zu Sasuke. „Wir sind zweifellos der einzige interessante Teil.“

Der Uchiha schüttelt nur den Kopf. „Gib mir meine Tochter zurück. Sie ist zweifellos die angenehmste Gesellschaft in meinem Leben.“

Sakura legt ihm das schlafende Neugeborene lachend in die Arme. „Ich werde dich in fünfzehn Jahren daran erinnern, dass du das gesagt hast.“

Sie dreht sich zu Naruto und Hinata um und folgt ihnen zurück in die Richtung ihres Heimatdorfs und so entgeht ihr, dass Sasukes Blick ihr folgt.

Es sind fünfzehn Jahre, die er kaum erwarten kann.
 

.

.

.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und?
Was sagt ihr? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich wie immer sehr gespannt zu hören, was ihr hierüber denkt^^
GlG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und was denkt ihr?
Ich freue mich wie immer auf eure Gedanken und Meinungen :3
GlG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ich hoffe das Kapitel und vor allem das von vielen von euch sehnsüchtig erwartete erste Aufeinandertreffen von Sakura und Sasuke hat euch gefallen und wünsche euch noch ein schönes Wochenende!
GlG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wenn ihr euch jetzt fragt, was Sakura vorhat.... das wird natürlich noch nicht verraten, aber es steht euch natürlich wie üblich frei zu spekulieren ;)
GlG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und? Was denkt ihr? :3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und, was sagt ihr?^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und der Fan-Club "Wir hassen Hiashi Hyuuga" gewinnt wieder ein paar neue Mitglieder...
Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen^^
Bis zum nächsten Mal!
LG
Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe es hat euch gefallen!
LG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und, überrascht?
Wie siehts aus, traut ihr Sasukes plötzlichem Sinneswandel?
Ich hoffe es hat euch gefallen und bin wie immer gespannt auf eure Meinungen und Vermutungen!
GlG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Meine treuen Leser,
als kleines Dankeschön und als Entschädigung dafür, dass ihr im Moment immer länger auf die neuen Kapitel warten müsst, habe ich mir eine kleine Aktion überlegt: Aktion "Wünsch dir was!"
Sowohl "Meritum" als auch "Torn" meine beiden aktuellen Projekte nähern sich langsam dem Ende, weshalb ich mit einigen meiner Gedanken auch schon bei zukünftigen Projekten bin...
Bezüglich dieser zukünftigen Projekte, dürft ihr euch jetzt etwas wünschen: Eine Szene zwischen zwei Charakteren, welche Nebencharaktere/Nebenpairings vorkommen sollen, also ob ich zum Beispiel Gaara wieder verkuppeln soll, ob Kakashi mehr vorkommen soll, ob Hiashi mal nett oder wieder unerträglich sein soll, eine Duschszene zwischen Sakura und Sasuke etc.
Ich kann nicht versprechen alle eure Wünsche umzusetzen und ich kann auch nur schreiben, was ich mir selbst vorstellen kann, also irgendwelche Paringwünsche wie KibaxHinata, die ich selbst nicht unterstütze, wird es auch nicht geben, aber vielleicht findet ihr eure Denkanstöße ja mal in einem meiner zukünftigen Werke wieder ;)
Ich freue mich auf eure Vorschläge!
Bis zum nächsten Mal,
GlG
Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Der Dialog zwischen Sakura und Ino ist eine meiner Lieblingsstellen in dieser Fanfic und ich habe mich schon lange darauf gefreut die Szene fertig zu stellen!
Ich hoffe euch hat es auch gefallen! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich danke euch allen für all eure lieben Kommentare und für eure Treue und Geduld durch die langen Wartezeiten der letzten Monate!
Eure lieben Worte haben mich immer angetrieben weiterzuschreiben und bei jedem Kapitel mein Möglichstes zu versuchen!
Vielen, vielen Dank!
Ganz liebe Grüße,
eure Hinarika Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (367)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11...30] [31...37]
/ 37

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Talyia92
2022-03-11T08:05:28+00:00 11.03.2022 09:05
Das ist ein wirklich schönes Ende :)
Die ganze Story war echt angenehm zu lesen, habe mir die halbe Nacht um die Ohren geschlagen 😅
Von:  Hokagebernd
2021-05-11T16:09:05+00:00 11.05.2021 18:09
Toller Abschluss der FF wäre hätte gedacht das die Geschichte so endenden würde am Anfang
Von:  Hokagebernd
2021-05-11T16:00:22+00:00 11.05.2021 18:00
Tolles Kapitel nun da is sakura doch schwanger damit können die 3 frauen ja ne Baby party feiern u. Männer können ein trinken gehen
Von:  Hokagebernd
2021-05-11T11:49:54+00:00 11.05.2021 13:49
Tolles Kapitel typisch ino aufdringlich wie eh u. Je
Von:  Hokagebernd
2021-04-30T09:03:21+00:00 30.04.2021 11:03
Tolles Kapitel is hiashi auf seine letzte Tags melankolisch geworden? Es wahr schon ziemlich gemein von sasuke sakura erst zu loben u. Dann zu sagen das wahr nich so gemeint gewesen
Von:  Hokagebernd
2021-04-22T08:44:40+00:00 22.04.2021 10:44
Tolles Kapitel Tai konnte von Glück reden das sasuke ihn gehen hat lasse 7. Das Tai nich beschlossen hat sasuke anzugreifen das wäre nich gut aus gegangen für Tai
Von:  Hokagebernd
2021-04-21T10:26:42+00:00 21.04.2021 12:26
Tolles Kapitel es wundert mich das sasuke u. Naruto so schwer tun mit ihren gegnerinrn ich hätte er warte das naruto kurama feiern Lauf lässt wo er erfahren hat das die Personen die für hinatas multiples Organversagen verantwortlich sind vor ihm stehen ja da hat neji es ja endlich kapiert
Von:  Hokagebernd
2021-04-20T10:14:17+00:00 20.04.2021 12:14
Tolles Kapitel neji is so ein Vollidiot noch verletzender geht es wohl nich ich finde es gut das sich shikamaru u. Temari nich teren würden nur weil es aus dem kinder Wunsch vielleicht nix werden würde denn ich finde das is kein grund sich zu trennen denn man is doch zusammen gekommen weil man sich liebt u. Nich um Kinder zu kriegen sasuke hatte das sowss von verdient die Ohrfeigen von sakura
Von:  Hokagebernd
2021-04-15T06:42:34+00:00 15.04.2021 08:42
Tolles Kapitel nun da hinata es sasuke an Vertraut das sie schwanger is das überrascht mich was sasuke da mit sakura abgezogen hat war nich nett wenn er wieder ins Dorf kommt wird er sich auf was gefasst machen dürfen
Von:  Hokagebernd
2021-04-10T08:35:49+00:00 10.04.2021 10:35
Tolles Kapitel nun sasuke sollte doch endlich verstehen das er bei Sakura eine Frau gefunden hat die ihm so nimmt wie er is u. Er kann auch nich leugnen das er was für sie empfindet u. Das konha sein zu Hause wahr u. Immer noch is wenn er nich so stur wäre dann zu Hinata u. Naruto es is schwierig mit denn beiden einerseits will sie mit Naruto zusammen sein u. Andererseits hat sie nich denn Mut dazu ihm alles zu erzählen weil sie ihm nich da mit belasten will


Zurück