Meritum von Hinarika ================================================================================ Kapitel 4: Enigma ----------------- Am Abend desselben Tages im Büro der Hokage „Was soll das heißen, er will sich nicht wieder aufnehmen lassen?!“ Tsunade verschränkt ruhig die Arme unter dem Kinn, während Naruto aufgebracht vor ihrem Schreibtisch auf und abmarschiert. „Dass er Konoha weiterhin seine Loyalität verweigert und damit weiterhin ein geächteter Nuke-nin und nun Gefangener dieses Dorfes bleibt.“ „Und weiter?“ „Du weißt, wie das weiter läuft, Naruto. Wenn er sich weiter weigert mich um seine Wiederaufnahme zu bitten, wird ihm der Prozess gemacht.“ Die Hokage sieht von ihrer ehemaligen Schülerin zu dem Jungen, den sie schon lange als ihren Nachfolger ansieht. „Und wenn es zu einer Abstimmung kommt, wird sich niemand außer euch für ihn aussprechen.“ Naruto fährt sich in einer alten Angewohnheit durch die Haare, bevor er sich hilfesuchend an seine beste Freundin wendet. „Verdammt, Sakura, sag was!“ Tsunade richtet ihren Blick erneut auf die junge Medic-nin, die mit verschränkten Armen in einem der Stühle vor ihrem Schreibtisch sitzt. „Du bist in der Tat überraschend ruhig.“ Sakura lehnt sich gegen die Lehne ihres Stuhles zurück. „Wir wissen beide, dass du ihn nicht noch viel länger da unten einsperren kannst. Sobald die schlimmsten seiner Verletzungen vollständig verheilt sind, wird kein Bannsiegel der Welt sein Chakra über längere Zeit zurückhalten können. Das ist so, als würde man versuchen Narutos Chakra dauerhaft zu unterdrücken.“ Es dauert einen Moment, bis die Godaime zu dem Gedankensprung ihrer ehemaligen Schülerin aufschließt, aber dann verengen sich ihre Augen warnend. „Naruto, lass uns allein!“ Der Angesprochene verharrt eine Sekunde, den Blick noch fragend auf seine beste Freundin gerichtet, bis er begreift, dass die barschen Worte seiner Kage seinen unerwarteten Rausschmiss formuliert haben. „Was? Seid ihr jetzt beide verrückt geworden?!“ Tsunade hebt den Blick und fixiert ihn mit einem Ausdruck, der ihn warnt, dass dies nicht der Moment ist, die Grenzen ihrer Beherrschung auszureizen und nach ein paar Sekunden verlässt er mit einem Fluch den Raum. Mit ihrer ehemaligen Schülerin allein, verschränkt die Sanin erneut in einer ablehnenden Haltung die Arme vor dem Oberkörper. „Das würde der Rat niemals absegnen.“ „Das werden sie, wenn du es ihnen richtig verkaufst. Außerdem ist es immer noch dein Dorf.“ Angesichts des Gesichtsausdrucks ihrer früheren Sensei, hebt Sakura spottend eine Augenbraue. „Was? Ich wiederhole nur, was du seit Jahren predigst. Es geht nur darum, dass du nicht davon überzeugt bist, dass es eine gute Idee ist.“ „Ich bin sogar überzeugt, dass es eine absolut schwachsinnige Idee ist.“ Sakura streicht sich seufzend eine lange Haarsträhne aus der Stirn. „Ich behaupte auch nicht, dass es der genialste Einfall ist, den ich je hatte, aber angesichts der mangelnden Alternativen, ist es immer noch die beste Option, die uns bleibt.“ Die Hokage runzelt immer noch nicht überzeugt die Stirn und Sakura beugt sich mit einem schweren Seufzen in ihrem Stuhl nach vorne. „Es ist unsere einzige Möglichkeit ihn doch noch umzustimmen, Tsunade.“ Aber als sie den Ausdruck sieht, der auf ihre Worte hin in Tsunades Augen tritt, bereut sie schon, überhaupt etwas gesagt zu haben. „Du glaubst also, dass du ihn umstimmen kannst?“ Der selten weiche Tonfall ihrer früheren Sensei, lässt sie unangenehm berührt die Stirn runzeln. „Ich gebe mich nicht der Illusion hin, dass er meinetwegen bleiben wird, wenn es das ist, was du glaubst. Das hat beim ersten Mal schon nicht funktioniert. Aber er könnte ein Leben hier haben. Nicht den Schatten davon, in dem er die letzten Jahre verbracht hat. Aber das ist eine der nervigsten Gemeinsamkeiten, die er und Naruto teilen: Die beiden brauchen ziemlich lange, bis sie erkennen, was gut für sie ist. Ich bitte dich nur, es mich versuchen zu lassen.“ Es vergehen mehrere Minuten in angespannter Stille, bis Tsunade schließlich die Frage stellt, die hinter dem Ganzen steckt. „Warum?“ Sie hat sich selbst versprochen ihre persönlichen Gefühle hier rauszuhalten, vor allem weil sie weiß, dass das Tsunade in diesem Kontext eher einen triftigen Grund geben würde ihr Anliegen abzulehnen, statt ihm zuzustimmen. Aber sie weiß auch, dass sie in diesem Moment nur bittere Ehrlichkeit weiterbringen wird, deshalb schließt sie die Augen, bevor sie einmal mehr zu viel von ihrer Gefühlswelt preisgibt. „Weil ich seiner Hinrichtung nicht beiwohnen kann, ohne alles versucht zu haben, um sie zu verhindern.“ . . . Kurz darauf im Krankenhaus Sie nimmt noch einen tiefen Atemzug, bevor sie die schwere Tür aufschiebt und augenblicklich der kühlen Musterung schwarzer Augen begegnet. Sie ist sich nicht sicher, ob sie es befürwortet, dass Tsunade ihm seine Fesseln abgenommen hat oder nicht. Andererseits sollte sie sich lieber schnell daran gewöhnen mit ihm allein zu sein, wenn sie ihren Plan wirklich in die Tat umsetzen will. Tsunade hat ihr auferlegt noch einmal eine Nacht drüber zu schlafen, bevor sie zustimmt auch nur darüber nachzudenken mit diesem absolut wahnwitzigen Vorschlag zum Rat zu gehen. „Du bist also tatsächlich wiedergekommen.“ Einer seiner Mundwinkel verzieht sich spöttisch, während er seine Augen offen über ihre Gestalt fahren lässt. „Scheinbar bist du doch immer noch töricht mutig.“ Sakura unterdrückt den Impuls die Arme vor dem Körper zu verschränken, weil sie Angst hat, dass er die Unsicherheit in der Geste lesen könnte und hebt stattdessen stolz das Kinn. „Hast du wirklich geglaubt, die erbärmliche Vorstellung, die du gestern abgeliefert hast, wäre genug um mich abzuschrecken?“ Sie zuckt nicht, als er schneller vor ihr auftaucht, als es einem Normalsterblichen ohne ausgeprägten Chakravorrat möglich sein sollte und die Bewegung unterstreicht ihre Vermutung, dass das Siegel an seinem Handgelenk seine Energie nicht mehr lange wird blockieren können. Allerdings lenkt sie sein warmer Atem auf ihrer Haut ab, weil sie sich weigert auch nur einen Millimeter vor ihm zurückzuweichen. „Für eine erbärmliche Vorstellung hat es dich ziemlich atemlos zurückgelassen.“ Sie ist selten zuvor je so dankbar gewesen für die Schauspielkünste, die ihr das Kunoichi-Dasein in den letzten Jahren eisern eingedrillt hat. „Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass ich das Ganze nur vorgetäuscht haben könnte?“ Sie fährt mit ihrem Blick ebenso abschätzend über seinen Körper, wie er es Sekunden zuvor noch bei ihr getan hat und dieses Mal sind es ihre Mundwinkel, die spottend zucken. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich die erste Frau bin, bei der dir das passiert ist.“ Sie hat eher damit gerechnet, dass er mit Gewalt und groben Worten auf ihre Provokation reagieren würde, deshalb stockt ihr Atem überrascht in ihrem Brustkorb, als er noch einen Schritt auf sie zutritt, bis er so nahe bei ihr steht, dass ihr Körper mit jedem Einatmen seinen streift und als er den Kopf senkt, liegen plötzlich kaum mehr als fünf Millimeter zwischen ihren Lippen. „Eine derartige Reaktion kann man nicht vortäuschen, Sakura. Dein Körper vibriert bereits, obwohl ich dich noch nicht einmal berührt habe.“ „Das hättest du vielleicht gerne.“ Aber sie ist trotzdem die Erste, die schließlich einen Schritt zurück macht, weil sie seine direkte Nähe nicht länger erträgt und vielleicht sollte sie das als warnendes Omen werten. Sie greift nach ihrer Arzttasche, die sie in der törichten Hoffnung mitgebracht hat, sie könnte vielleicht einfach die Verbände erneuern, die er nur selber abgenommen haben kann. Sie öffnet die Tasche und versucht zu ignorieren, dass sein Blick jeder ihrer Bewegungen folgt. Aber natürlich wäre es naiv zu glauben, dass er schon mit ihr fertig ist. „Was auch immer du Tsunade erzählt hast, die Wahrheit war es nicht. Offensichtlich nimmt man es hier mit der Berichterstattung immer noch nicht so genau.“ „Ich habe Tsunade alles erzählt, was sie wissen muss.“ Sie keucht beinahe, als er schon wieder zu schnell direkt hinter ihr auftaucht und beide Hände auf ihre Hüften legt, während er den Kopf erneut zu ihr herabsenkt, bis seine Lippen dieses Mal mit jedem Wort ihr Ohr streifen. „Also gibst du zu, dass es dir gefallen hat.“ Sie zwingt sich nicht die Augen zu schließen und nicht in seinem Halt zu zittern. Sie hat gestern schon zu viel Schwäche vor ihm gezeigt und ein zweites Mal könnte sie jede Chance kosten, die sie hat, eventuell doch noch die Oberhand zu gewinnen. Also zwingt sie sich ihren Atem ruhig zu halten und tritt aus seinem Halt heraus, als würde ihr Körper nicht wirklich auf jede seiner Berührungen reagieren, als hätte sie noch nie zuvor jemand auf diese Art berührt. „Wenn dich das nachts ruhiger schlafen lässt.“ Sie begreift kaum, was passiert, als der Raum plötzlich vor ihren Augen verschwimmt, so schnell greift er nach ihr und reißt sie herum. „Du hast mich beobachtet?!“ Seine Finger vergraben sich schmerzhaft in ihren Oberarmen und sie versucht das Schwindelgefühl abzuschütteln, während ihr Verstand überfordert damit ringt mit seiner Launenhaftigkeit mitzuhalten. „Was?“ Sie spürt, wie schnell ihr Herz in ihrem Brustkorb schlägt, aber als sich eine vertraute Panik wie ein bleiernes Gewicht darin auszubreiten scheint, sträubt sie sich hektisch gegen seinen Halt. „Sasuke-“ Sie versucht angestrengt die Konzentration aufzubringen, um erneut ihr Chakra zu nutzen, um ihn loszuwerden, aber der Raum verschwimmt bereits vor ihrem Blick. Unterschwellig spürt sie noch, wie sich sein Griff um ihre Oberarme lockert, aber es ist bereits zu spät. Auf ihre Panik folgt die eingebildete Atemnot, die augenblicklich alte Dämonen heraufbeschwört. „Sakura!“ Seine Hände fallen ganz von ihren Armen und greifen nach ihren Wangen, bis sie direkt seinem Blick begegnet. Das undurchdringliche Schwarz dringt zuerst dumpf, dann ein wenig klarer durch den Nebel ihrer Gedanken und schließlich nimmt sie auch die Stimme in ihrem Kopf wahr, die ihr zuruft, gefälligst kein solcher Schwächling zu sein. Dieses Mal macht sie sich wirklich aus seinem Halt los und aktiviert ihr Chakra über ihrem Brustkorb, um ihre Atmung wieder zu normalisieren. Sie begegnet noch einmal seinem Blick, keuchend um Atem ringend, aber als sie sieht, wie er den Mund öffnet, um eine absehbare Frage zu stellen, rauscht sie schnell an ihm vorbei und aus dem Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen. . . . Eine Stunde später „Was hast du jetzt vor?“ „Mhm?“ Sakura sieht abwesend von der Tasse Tee auf, die sie mehr als Vorwand genutzt hat. Shikamaru und Temari haben den größten Teil des letzten Jahres in Suna verbracht und seitdem ist es eine Seltenheit, dass die beiden sich einmal für längere Zeit in Konoha aufhalten. In dieser einen Hinsicht sucht sie ausnahmsweise lieber Temaris Rat als Inos, denn die Sabakuno wird ihr die Wahrheit in all ihren hässlichen Farben vors Gesicht halten. Nicht, dass Ino nicht auf ihre gewohnt charmante Art dasselbe tun würde, aber in diesem Fall hält sie Temaris Rat für unverfälschter. Außerdem kommt erschwerend hinzu, dass Ino nicht bei der ANBU ist und deshalb von der Anwesenheit des Clanerben noch gar nichts wissen darf. Erwartungsgemäß hat Temari nach ihrer Beichte genau so lange gewartet, bis das Teewasser gekocht hat, bevor sie den Knackpunkt ihres Problems direkt zur Sprache bringt. „Wirst du mit Tai Schluss machen?“ Die schöne Medic-nin streicht sich seufzend eine lose Haarsträhne aus der Stirn und unterdrückt die Schuldgefühle, die in den letzten Tagen mit jedem Gedanken an den Jonin einhergegangen sind. „Tai und ich sind nicht zusammen. Wir haben uns nur ein paar Mal getroffen. Er ist ein guter Kerl. Ehrlich und zuvorkommend-“ „Du stehst aber nicht auf ehrlich und zuvorkommend. Du stehst auf arrogante Arschlöcher. Oder besser gesagt, auf einen besonders charmanten Vertreter dieser liebenswerten Gattung.“ „Das mit Sasuke ist schon lange vorbei-“ Temari nickt übertrieben zustimmend. „Genau, deswegen hast du ihm auch zur Begrüßung deine Zunge in den Hals gesteckt.“ Sakura setzt die Teetasse auf dem kleinen Beistelltisch des Wohnzimmers auf, bevor sie direkt den Blick ihrer Freundin sucht. „Er hat mich geküsst, Temari. Genauer gesagt, hat er mich benutzt. Und ich lasse mich nicht benutzen. Ganz gleich, was ich einmal für ihn empfunden habe.“ „Mhm.“ „Sag es mir.“ Dafür ist sie schließlich hergekommen. Um sich von jemandem sagen zu lassen, dass es eine dämliche Idee ist. Es ist ihr letzter Versuch, sich das Ganze selbst auszureden, bevor sie mit ihrem Entschluss zurück zu Tsunade geht. „Meiner Meinung nach bist du viel zu sehr darin verstrickt, um das klar zu sehen. Du und Naruto. Und das ist auch verständlich, immerhin war der Mistkerl einmal euer Teamkamerad. Aber heute ist er ein Nuke-nin, Sakura. Einer der sowohl auf der Liste von Konoha als auch von Suna ganz oben steht und der für eine mittlerweile ziemlich unübersichtliche Liste von Verbrechen gesucht wird. Und dich durch dieses Jutsu auf unbestimmte Zeit an ihn zu binden… das ist meiner Meinung nach die dümmste Idee, die du jemals hattest.“ Das hat sie alles selber auch schon gewusst. „Wer soll es sonst tun?“ Sie schiebt sich die widerspenstige Haarsträhne zurück hinters Ohr und erwägt für einen Moment, ob ihr Kurzhaarschnitt nicht doch mehr Vorteile hatte, als ihre Eitelkeit. „Von all den Leuten, die überhaupt wissen dürfen, dass er hier ist, will die Hälfte schon einmal partout nicht. Hinata kann aus offensichtlichen Gründen nicht, mal ganz davon abgesehen, dass Naruto das niemals zulassen würde. Naruto und Sasuke auch nur für zwanzig Minuten aneinanderzubinden ist blanker Wahnsinn und Kakashi ist mal wieder auf einem seiner supergeheimen Alleingänge unterwegs und das war es dann auch schon mit unseren Optionen. Oder willst du es vielleicht tun?“ Die schöne Schwester des Kazekagen lächelt verächtlich. „Bestimmt nicht. Außerdem würde der Verräter das keine zwei Tage überleben.“ Aber dann wird sie schlagartig ernst. „Wenn er nicht hierbleiben will, wird er über diese Entwicklung alles andere als erfreut sein.“ „Das ist mir durchaus bewusst.“ Der durchdringende Blick der selbstbewussten Suna-nin mustert sie zu intensiv und für einen Moment überlegt sie, ob sie nicht vielleicht doch besser zu Ino gegangen wäre. Aber selbst wenn da der Geheimhaltungscode der ANBU nicht wäre, wäre ihre Kindergartenfreundin mittlerweile schon längst bei all den Möglichkeiten angelangt, wie sie das Jutsu nutzen könnte, um auf andere Arten zu garantieren, dass Sasuke Gründe hat in Konoha zu bleiben und das will sie nun wirklich nicht hören. „Und du glaubst, dass er dir nichts antun wird? Nicht einmal, wenn du das einzige bist, was zwischen ihm und seiner Freiheit steht?“ „Er ist kein Monster, Temari.“ Die hübsche Suna-nin verschränkt kopfschüttelnd die Arme. „Darauf würde ich an deiner Stelle lieber nicht wetten.“ Sakura richtet ihren Blick aus dem Fenster, plötzlich viel zu müde für dieses Gespräch. „Ich hoffe es… aber ich würde auch nicht darauf wetten.“ „Das solltest du auch nicht. Sämtliche Berichte, die wir in den letzten Jahren über seine Taten erhalten haben, geben keinerlei Anlass zu der Annahme, dass der Kerl überhaupt irgendwelche Skrupel kennt. Und wir wissen nicht einmal die Hälfte davon, was er in den letzten acht Jahren getrieben hat, außer seinen eigenen Bruder zu töten.“ Sakura presst die Lippen zusammen, um den Impuls zurückzuhalten, ihn zu verteidigen. Sie ist über alles, was er in den letzten Jahren getan hat und was Konohas Spione in Erfahrung gebracht haben, genauestens informiert. Sie hat seine Akte im Laufe der Jahre unzählige Male gelesen, wenn sie Tsunade mit ihrem Papierkram geholfen hat. Es liegt wohl eine gewisse Ironie in der Tatsache, dass sie und Naruto am besten wissen wozu er fähig ist und trotzdem die einzigen sind, die noch bereit sind zu ihm zu halten. „Könntest du es? Könntest du ihn töten, wenn es darauf ankommt? Wenn es eine unumstößliche Wahl zwischen deinem und seinem Leben wäre, wofür würdest du dich entscheiden?“ Dieses Mal bleibt sie stumm. Denn die Antwort auf diese Frage würde nicht nur ihren Geisteszustand in Frage stellen und wenn Tsunade auch nur ansatzweise so tief bohrt wie Temari, wird sie ihre ehemalige Sensei niemals davon überzeugen können, sie diesen letzten Versuch wagen zu lassen. . . . Währenddessen im Anwesen des Hyuuga-Clans „Du bist gut geworden.“ Das Lob kommt so unerwartet, dass sie beinahe in ihrem nächsten Schritt schwankt, denn trotz all der Fortschritte, die sie in den letzten Jahren gemacht haben, hat ihr Vater ihr zweifellos noch nie ein Kompliment gemacht. Beinahe macht es die sengenden Schmerzen, die sich über jede Faser ihres Körpers erstrecken, wert. Hinata öffnet die Lippen, absolut unvorbereitet und ohne zu wissen, was die korrekte Antwort wäre, aber ihr Vater wartet nicht ab, was sie zu sagen hat. „Ich weiß, dass du seit einem Jahr für die ANBU arbeitest.“ Sie hat durchaus geahnt, dass er es weiß, ist aber davon ausgegangen, dass es einfach eine Sache mehr sein würde, über die sie niemals reden würden. Sie strafft die Schultern und setzt zu einer Erklärung an, aber ihre Antwort spielt erneut keine Rolle und Hiashis nächste Aussage stiehlt ihr wirklich den Boden unter den Füßen. „Du musst austreten.“ . . . Eine Stunde später „Was ist los?“ „Mhm?“ Die junge Clanerbin hebt ihren Blick zu Narutos blauen Augen, die sie selten kritisch mustern und verflucht sich selbst. Sie hat sich so auf diesen Abend gefreut und jetzt bringt sie kaum ein Wort über die Lippen und das liegt ausnahmsweise einmal nicht an der unmittelbaren Nähe des blonden Shinobi. Zumindest nicht ausschließlich. Naruto greift vorsichtig nach ihrer Hand und fährt mit seinem Blick musternd über ihre feinen Gesichtszüge. „Du wirkst vollkommen erschöpft. Bist du sicher, dass es dir gut geht? Soll ich dich zu Tsunade bringen?“ Aber Hinata schüttelt schnell den Kopf. „Es liegt nicht an meiner Verletzung, Naruto. Zumindest nicht direkt.“ Ihre ausweichende Antwort lässt den blonden Shinobi selten besorgt die Stirn runzeln. „Was soll das heißen? Hinata?“, hakt er nach, als sie ihm die Antwort schuldig bleibt und stattdessen seinem Blick ausweicht und in einer schlechten Angewohnheit beginnt, nervös auf ihrer Unterlippe herum zu kauen. Aber Naruto macht einen kalkulierten Schritt auf die schöne Clanerbin zu und zwingt sie mit einem sanften Griff um ihr schmales Kinn, den eindringlichen Blick seiner blauen Augen zu erwidern. „Was ist passiert, Hinata?“ Die junge Hyuuga schlägt ihre Augen mit einem kapitulierenden Seufzen nieder. „Ich bin nur etwas mitgenommen… vom Training.“ Ihr leises Geständnis treibt seinen Puls augenblicklich in die Höhe und er muss sich konzentrieren den Griff um ihr Kinn nicht zu verstärken. „Du darfst noch eine ganze Woche nicht trainieren!“ Sie weicht ihm schon wieder aus und allein das verrät ihm, dass da noch wesentlich mehr dahinter steckt. Aber es passt auch nicht zu ihr sich einer direkten Anweisung der Hokage zu widersetzen und ihm ist schon längst klar, dass es nicht ihre Idee war ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen, bevor sie seine Vermutung leise bestätigt. „Das interessiert meinen Vater nicht.“ Er beißt seine Kiefer hart zusammen, während er mit der Versuchung ringt umzudrehen und dem Clanoberhaupt der Hyuugas ausführlich darzulegen, was er von ihm und seiner nicht vorhandenen väterlichen Fürsorge hält. Aber dann fällt sein Blick auf die Anspannung, die in ihren schmalen Schultern steckt und die Art, wie sie stützend einen Arm um ihre eigene Körpermitte legt, lässt sie noch zierlicher erscheinen, als sie ohnehin ist. Er schiebt seine Hand von ihrem Kinn zu ihrer Wange und als sie daraufhin den Kopf hebt und ihn aus ihren großen Augen unsicher ansieht, muss er der Versuchung widerstehen sie hier und jetzt zu küssen. Aber er hat einen genauen Plan für diesen Abend ausgearbeitet. „Wenn du zu müde bist-“ Aber Hinata schüttelt schnell den Kopf, ohne sich aus seinem zärtlichen Halt zu lösen. „Nein.“ Er schmunzelt liebevoll, bevor er doch den Kopf senkt und seine Lippen für einen kurzen Moment zart gegen ihre Stirn drückt. „Dann lass uns gehen.“ Er ergreift erneut ihre Hand und verschränkt seine Finger vorsichtig mit ihren, bevor er sie in die Richtung des Restaurants lenkt, das er sorgfältig für den heutigen Abend ausgewählt hat, weil er weiß, dass es ihr Lieblingsrestaurant ist. • Hinata lehnt sich mit einem leisen Lachen in der Sitzbank zurück und seine Augen folgen jeder ihre Bewegungen. Er hat sich schon vor einer halben Stunde damit abgefunden, dass sich sein Herzschlag an diesem Abend wohl erst wieder normalisieren würde, wenn sie nicht mehr in seiner direkten Reichweite ist und im Moment will er noch gar nicht daran denken sie gehen zu lassen. Als sie die Hand senkt, die sie sich vor die Lippen gehalten hat, fixiert sich sein Blick auf den kleinen Fleck, der kaum sichtbar neben ihrem linken Mundwinkel das helle Muster ihrer Haut durchbricht. Es ist ein winziger Spritzer der Sojasoße, die Teil ihres Gerichts war und es wäre so einfach die Hand auszustrecken und es verschwinden zu lassen, ohne sie verlegen zu machen. Aber er findet seine Beherrschung nicht mehr. Das selten ausgelassene Lachen rutscht von ihren Lippen, als er sich zu ihr herüber beugt, vorsichtig eine Hand an ihren Nacken legt und den Kopf senkt, bis seine Lippen dicht neben ihrem Mundwinkel ihre Haut berühren. Er verweilt für einen Moment regungslos in seiner Haltung und genießt es, ihren rasenden Pulspunkt unter seinen Fingern zu fühlen. Dann schiebt er seine Zunge leicht zwischen seine Lippen und er streift ihre makellose Haut kaum, aber sie zuckt spürbar in seinem Halt zusammen und er kann sein amüsiertes Schmunzeln nicht verbergen, als er sich zurücklehnt und mit seinen Augen die tiefe Röte in ihren Wangen nachfährt. „Du hattest da noch Sauce.“ Es dauert etliche Sekunden, aber schließlich nickt Hinata hölzern. „O-Okay.“ Der Blondschopf schüttelt mit einem liebevollen Grinsen den Kopf, angesichts ihrer sichtlichen Überforderung. „Oh, Hinata.“ Er nimmt ihr Gesicht zärtlich in beide Hände und senkt den Kopf, um sie noch einmal zu küssen – dieses Mal richtig. Er erwischt sie ein zweites Mal unerwartet und für einen Moment verweilt sie regungslos unter seiner Berührung. Aber dann hebt sie zögernd ihre Hände und als sich ihre Finger hilfesuchend in seinem Oberteil verankern, bevor sie den sanften Druck seiner Lippen zaghaft erwidert, springt sein eigenes Herz beinahe aus seiner Brust. Er schlingt einen Arm um ihre Hüften, um sie noch näher gegen seinen Körper zu ziehen und als sie überrascht aufkeucht, nutzt er ihre Reaktion schamlos aus, um ihren Kuss weiter zu vertiefen. Er schiebt seine Finger an ihrer Hüfte leicht unter ihr Oberteil, beinahe unschuldig, aber das Gefühl ihrer warmen Haut unter seiner zerrt beängstigend stark an dem schwindenden Rest seiner Beherrschung. Allerdings erinnert ihn in diesem Moment das laute Klirren des Geschirrs im Hintergrund wirkungsvoll daran, wo sie sich befinden. Er löst sich widerwillig von ihr und streicht mit seinen Fingern sanft über ihre geröteten Wangen, bevor er sich zwingt aufzustehen, um zu verhindern, dass er sich wirklich vergisst und in aller Öffentlichkeit beweist, dass seine hart erarbeitete Selbstbeherrschung nicht das Geringste gegen seine tiefen Gefühle für die Erbin des Hyuuga-Clans aufzuwiegen vermag. „Lass uns gehen.“ Er greift in seine Hosentasche und legt ein paar Geldscheine auf den Tisch, bevor er Hinatas Hand umfasst und sie sanft von der Sitzbank zieht. „W-Wohin?“ Er führt sie aus dem Restaurant und weg von der vollen Hauptstraße, bevor er sie so ruckartig in seine Arme reißt, dass ihr atemloses Keuchen erneut seine Lippen streift. Sie hebt ihren Blick von seinen Lippen zu seinen Augen und dieses Mal lässt er sie ungehindert das tiefe Verlangen darin lesen. „Irgendwohin, wo ich dich küssen kann, ohne dass uns jemand stört.“ . . . Währenddessen im Büro der Hokage Es ist eine zu hundert Prozent unangenehme Stille im Büro der Hokage und ausnahmsweise nicht ganz gelassen gegenüber diesem Umstand, räuspert Tsunade sich einmal, beinahe nervös, bevor sie ihr Gegenüber ernst fixiert. Aber es ist nicht sie, die die angespannte Stille zuerst bricht. „Das war es also.“ Die Hokage nickt resigniert. „Es tut mir leid, ich wünschte, ich könnte dir etwas anderes sagen. Aber wir haben bereits alles versucht, außer-“ Aber das Clanoberhaupt hebt abwiegelnd eine Hand und erhebt sich. „Ich danke dir für deine Mühen, Tsunade.“ Die Sanin verschränkt die Hände vor ihrem Kinn, um ihre eigene Unzufriedenheit zu kaschieren. „Du musst es deinen Kindern sagen, Hiashi.“ „Was ich tun muss ist endlich meine Nachfolge regeln.“ . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)