Lieben und geliebt werden von Saph_ira ================================================================================ Kapitel 12: Aus Liebe zu dir ---------------------------- Zwei Tage...   Zwei Tage war Oscar schon fort... Sie wollte eigentlich den Herzog von Orleans besuchen, um von ihm etwas mehr über den schwarzen Ritter zu erfahren. Denn bei der letzten Begegnung mit dem Dieb hatten dessen Spuren sie zum Schloss des Herzogs geführt. Und nun hörte man seit dem nichts mehr von ihr – so, als wäre sie vom Erdboden verschluckt. Der dortige Empfangsdiener hatte gesagt, dass sie noch am gleichen Abend heim gefahren sei – so hatte es zumindest Sophie in Erfahrung gebracht und ihrem Enkel gerade mitgeteilt. Sehr eigenartig!   André stand am Fenster seines Zimmers und schaute der untergehenden Sonne lustlos zu – in Gedanken war er bei Oscar. Seine Großmutter war gerade gegangen, nachdem sie ihm den neuen Verband am linken Auge angelegt hatte. Den Verband, den er auf Anordnung des Arztes nicht ablegen durfte, solange er es ihm nicht gestattete. Sonst würde er die Sehkraft auf dem linken Auge verlieren und erblinden...   Aber wenn Oscar etwas zustieße, dann würde er sich das niemals verzeihen... André befürchtete das Schlimmste und nahm seinen Verband ab. Dann schon lieber erblinden, als Oscar zu verlieren! André wartete noch etwas, bis sich sein Auge an das Licht gewöhnt hatte und zog das Kostüm des schwarzen Ritters an. Er ahnte, wo sie sein könnte und machte sich auf den Weg. Denn nur in dieser Aufmachung konnte er sie retten!           - - -         Oscar war schon wieder diesem schwarzen Ritter auf den Leim gegangen! Sie hatte den Herzog wie beabsichtigt besucht, aber konnte nichts Näheres in Erfahrung bringen. Außer dass der Herzog sich mit jungen Künstlern, Anwälten, Journalisten und so weiter, ungeachtet ihrer Herkunft, abgab. Man sagte ihm nach, er sei ein Gegner der Monarchie, aber er selbst bezeichnete sich lieber als liberal.   Das überraschte Oscar etwas und der Herzog lud sie daher in seinen Salon ein, wo diese genannten Leute meistens sich versammelten und über die Welt und Politik diskutierten. Der Herzog ging und Oscar blieb im Salon, mit der Hoffnung den schwarzen Ritter zu finden, denn wegen ihm hatte André fast die Sehkraft seines linken Auges verloren!   Die Suche brachte auch da nichts. Ein Diener kam nach kurzer Zeit zu ihr und meinte, der Herzog möchte ihr sein Weinkeller zeigen und als sie dort ankamen, ließ er sie alleine, um angeblich den Herzog zu holen. Nicht lange und sie wurde von fremden Männern umzingelt, mit einer Pistole bedroht und entwaffnet. Nun musste sie für ihre Torheit büßen und als Gefangene in einer Zelle im Keller des Schlosses des Herzog von Orleans ihr Dasein fristen. Und heute war es schon der zweite Tag.   „Was soll dieses Spielchen?! Wie lange wollt Ihr mich gefangen halten?!“, knurrte Oscar, als sich wieder jemand hinter der verriegelten Eisentür aufhielt.   Bestimmt der schwarze Ritter persönlich, denn er antwortete darauf mit seiner hohlen Stimme: „Bis Ihr vernünftig geworden seid! Und bis Ihr unsere Bedingung akzeptiert! Schreibt endlich Eurem Vater, dass wir für Euer Leben 500 Gewähre verlangen! Wir wissen wer Ihr seid! Euer Vater, der General de Jarjayes ist oberster Befehlshaber der Waffenkammer seiner Majestät des Königs! Es wird für ihn ein leichtes sein, ein paar hundert Gewehre zu verkraften!“   „Ich glaube, Ihr unterschätzt mich!“, spie Oscar ohne sich zu rühren, aber ballte dennoch eine Hand zu einer Faust. „Denkt Ihr allen Ernstes, ihr könnt mich dazu zwingen, einen solchen Brief aufs Papier zu bringen?“   „Ich bin sogar überzeugt davon, dass Ihr das tun werdet, Kommandant! Wartet nur ab, wir wissen genau, dass der Stolz von euch Adligen nichts weiter als schwach und korrupt ist!“ Der Mann lachte und entfernte sich.   Was erlaubte er sich! Sie musste hier sofort weg! Aber wie?   Auf dem Boden lag ein oder zwei Blätter Papier und darauf stand ein Fläschchen mit Tinte und eine Schreibfeder. Oscar stand auf und trat darauf zu. Der Zorn stieg höher. Niemals würde sie das machen! Als wollte sie das beweisen, stieß sie das Fläschchen mit ihrem Fuß um und zertrat das Papier. Was hielt dieser schwarze Ritter denn von ihr?! Sie hatte schon als Protest das Essen verweigert, das man ihr in diesen zwei Tagen gebracht hatte! Er sollte sehen, dass sie sich nicht erpressen ließ. Und nebenbei wollte sie damit sicher gehen, dass das Essen nicht vergiftet war.   Oscar schnaubte vor Wut und ging zurück auf die Steinbank zu, die ihr offensichtlich als Bett dienen sollte. Denn darauf lagen Strohkissen und verdreckte Bettlacken. Eine Weile starrte Oscar darauf und überlegte nach einem Ausweg. Bis sie entfernte Schritte von außen vernahm. Was wollte dieser Mann schon wieder? Und gleich darauf hatte Oscar ein Geistesblitz. Schnell rollte sie das Kissen zusammen, zog ihre Uniformjacke aus und umhüllte damit das Kissen. Um das noch glaubwürdiger erscheinen zu lassen, bedeckte sie das mit dem Bettlacken. Es sah so aus, als würde sie auf dem Bauch schlafen. Sie selbst sprang auf eine herausragende Nische oberhalb der Tür und verharrte reglos. Ihre Chancen standen 50 zu 50: Entweder würde ihr die Flucht gelingen, oder auch nicht. Aber Oscar blieb zuversichtlich.   Schon bald vernahm sie, wie der Schlüsselbund leise klimperte, das Schloss rasselte und sah gleich wie die Tür langsam, beinahe geräuschlos aufging. Und dann kam er in die Zelle rein – in seinem schwarzen Kostüm und Maske! Langsam nährte er sich dem Bett, hob das Bettlacken und bevor er sich wundern konnte, sprang Oscar mit einem Überraschungsangriff auf ihn. Der Mann bemerkte sie zu spät und sie traf ihn mit voller Wucht am Rücken. Er wich ihr aus, aber wurde von ihr gegen die Wand gedrängt. „Warte Oscar!“, rief er plötzlich mit allzu bekannter und vertrauter Stimme. „Ich bin es, André!“   Oscar ließ überrascht von ihm ab. „André? Wo kommst du her?“   „Ich konnte Zuhause einfach nicht mehr tatenlos herumsitzen.“ Er atmete hörbar auf.   Oscar war mehr als erleichtert. Sie hätte ihn dafür am liebsten umarmt, aber später vielleicht. Jetzt müssten sie fort von hier!       Auf der Hut und ihre Ohren achtsam angespitzt, schlichen sie durch den langen Gang des Kellergewölbes. „Bleib stehen, Oscar, da kommt jemand!“, warnte André und sie blieben in einer dunklen Ecke stehen. Nun hörte auch Oscar die eilenden Schritte und dann zeigte sich auch der Mann – in seinem schwarzen Kostüm.   „Das ist der schwarze Ritter! Gib mir deine Pistole, ich habe noch etwas zu erledigen! Wenn ich schon hier bin, werde ich die Gelegenheit nutzen und ihn mir schnappen!“ Ein schadenfrohes Grinsen umspielte Oscars Gesicht.   André passte ihn ab und als der Schwarze Ritter vor ihm stand, legte Oscar die Pistole gegen dessen Rücken. „Am besten lasst Ihr die Waffe fallen, sonst erlebt Ihr den morgigen Tag nicht mehr!“   Wohl oder üblich machte der maskierte Dieb, was ihm gesagt wurde. Und so gelang es ihnen auch durch die Toren des Schlosses zu kommen. Es war geschafft! Der schwarze Ritter war gefasst! Oscar war mehr als zufrieden. Nun hieß es nur noch auf André zu warten, bis er sie eingeholt hatte.   André gelang es aus den Toren zu kommen und er beschleunigte seinen Braunen. Er lachte dabei auf, aber plötzlich schmerzte ihm sein linkes Auge und er musste aufhören. Wo war nun Oscar mit dem schwarzen Ritter hin? Als Antwort hörte er einen Schuss! Er beschleunigte sein Pferd und schon bald sah er Oscar, wie diese den schwarzen Ritter angeschossen hatte. „Hast du den Mann etwa erschossen?“   „Geh hin und reiß ihm die Maske herunter!“ So viel Groll und Wut in ihrer Stimme... „Ich möchte sein Gesicht sehen!“   André tat es und Oscar war im nächsten Augenblick ganz erstaunt. „Das gibt es doch nicht! Ich kenne diesen Mann! Wir sind uns schon einmal begegnet! Er war sehr oft mit Robespierre zusammen und sein Name ist Bernard Chatelett!“   André erinnerte sich auch an den verhängnisvollen Abend der Schlägerei, wo sie die beiden genannten Männer gesehen hatten. Oscar und André hievten ihn auf eines der Pferde, brachten ihn auf das Anwesen und ließen ihn verarzten.       „Ich gestatte Euch fürs erste hier zu bleiben, solange bis Eure Wunde verheilt ist“, meinte Oscar, als sie ihn am nächsten frühen Morgen und zusammen mit André auf dessen Krankenzimmer aufsuchte.   Bernard lachte dagegen kurz auf. „Ihr seid genauso weichherzig wie ich annahm! Und wie wollt Ihr verhindern, dass ich die erstbeste Gelegenheit nutze, um zu fliehen?“   „Das würde ich Euch nicht raten. Ich hatte zwar auf Eure Schulter gezielt, aber die Kugel traf in die Nähe des Herzens ein. Der Doktor sagt, wenn Ihr Euch bewegt, dann ist Euer Leben in Gefahr. Ihr wäret fast durch meine Kugel gestorben. Deshalb fühle ich mich schuldig, das ist alles.“ Oscar wandte sich vom Fenster ab und schaute zu ihm. „Aber wenn Euch an Eurem Leben nichts liegt, dann steht von mir aus ruhig auf.“   Bernard verzog verächtlich das Gesicht, sein Grinsen erstarb augenblicklich und seine dunkelblauen Augen funkelten böse. „Ihr seid ein Lakai der Königin!“   „Und wo ist der Unterschied zwischen einem Lakai und einem Dieb?“, wollte Oscar unbeeindruckt wissen.   „Ein Dieb hat mehr Verstand - er arbeitet nämlich nur für sich selbst!“, belehrte Bernard rau und Oscar verließ mit André das Zimmer ohne ihm eine Antwort zu geben.   Auf der Treppe zu den unteren Stockwerken krümmte André sich plötzlich vor Schmerzen, stützte sich mit einer Hand gegen die Wand und stöhnte quälend. Oscar war sofort bei ihm und versuchte ihm von der anderen Seite sicheren Halt zu bieten. „Was hast du André?“   Hatte er gerade Besorgnis in ihrer Stimme vernommen? André entwand sich etwas aus ihrer Stütze und bedeckte sein Auge mit der freien Hand. „Nichts. Gar nichts, mach dir keine Sorgen.“   Das gab es doch nicht! Wieso verstellte er sich so?! Sie sah ihm doch an, dass er Schmerzen hatte! „Was ist los mit dir?“, verlangte Oscar deutlicher von ihm, aber außer einem weiteren schmerzvollen Aufstöhnen bekam sie nichts mehr aus ihrem langjährigen Freund heraus.           Zum Glück war der Arzt noch nicht weg. Er untersuchte André und stellte eine erschreckende Tatsache fest: „Habe ich Euch denn nicht untersagt den Verband abzunehmen? Nun haben wir die Bescherung, André! Euer linkes Auge ist nicht mehr zu retten!“   Nein, bitte nicht! Oscar rastete vor Wut und Schmerz aus! Sie verließ überstürzt Andrés Zimmer, schnappte ihr Degen, der sich in ihrem Salon befand und eilte in das Krankenzimmer diesen schwarzen Ritters! Bernard schlief jedoch bereits oder sah zumindest danach aus, was Oscar noch rasender machte und dazu bewog, ihren Degen über ihn zu heben: „Ich werde Euch das gleiche antun, was Ihr André angetan habt!“, spie sie aus und verharrte auf einmal reglos, anstelle ihre Tat zu vollziehen. Nein, das konnte sie nicht... Trotz all der aufgestauten Wut konnte sie es nicht durchführen, einen Menschen skrupellos und eiskalt zu erstechen - auch wenn dieser es mehrfach verdient hatte...   Ermattet senkte sie ihren Degen und schlenderte auf ihr Zimmer. Die großen Balkonfenster standen auf und der herein wehende Wind lockte sie dazu, hinauszugehen. Frühlingswind... Wie frisch und beruhigend er auf sie einwirkte... Aber genießen konnte sie das nicht. Nicht wenn ihr bewusst war, was sie gerade beinahe getan hätte... Sie sollte Bernard schnellstmöglich dem Richter übergeben und das Kapitel abschließen! Ja, das würde das Beste sein! Oscar horchte auf einmal auf, als leise Schritte entstanden. Sie drehte sich nicht um, sie hatte ihn schon alleine an seinem Gang erkannt und ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen.   André blieb nicht weit entfernt von ihr stehen und das was er sagte, lies sie bis ins Mark erschüttern: „Oscar... Ich habe doch noch mein rechtes Auge. Also ich sehe immer noch die Sonne und die vielen Vögel... Und die Blätter an den Bäumen und das Glitzern des Morgentaus... Weißt du, ich finde, du solltest den schwarzen Ritter nicht dem Richter ausliefern...“   „Was?“ Oscar wirbelte nun doch herum und blanke Verständnislosigkeit stand ihr im Gesicht geschrieben.   Andrés Blick war gesenkt, er sah sie kein einziges Mal an und trotzdem sprach er in Ruhe das aus, was ihn beschäftigte: „Ich meine, er ist auf der Seite des Volkes – nicht des Adels... Wir können nichts tun, um den Bauern zu helfen... Aber er – er kann und wird etwas für sie unternehmen. Davon bin ich überzeugt.“ Erst dann hob er seinen Blick und sah sie so flehentlich an, dass Oscar glaubte, er hatte den Verstand verloren. „André, weißt du überhaupt, was du da redest?! Du setzt dich für den ein, durch den du dein Auge verloren hast! Ist dir das klar? Er ist und bleibt ein Dieb!“, betonte sie fassungslos und konnte ihre Rage kaum noch zügeln, um nicht auf ihn zu stürzen.   „Du hast sicherlich recht...“ André lächelte enttäuscht, kehrte ihr abrupt den Rücken und verließ den Balkon und anschließend ihr Zimmer. Nur kurz, ohne sich umzudrehen, blieb er noch an der Türschwelle stehen. „Mit mir nimmt es kein gutes Ende. Erst verliere ich ein Auge, dann verkleide ich mich als schwarzen Ritter und dann fragt mich nicht einmal einer, wofür das alles war... Tja, so ist das Leben...“   Oscar stand wie versteinert auf dem Balkon und sah ihrem Freund mit zerrissenen Gefühlen nach. Sie wusste genau, wofür das alles war und hatte deshalb niemals nachgefragt: André hatte es für sie getan – so selbstlos und weil er sie liebte! Und was tat sie?   Sie hatte ihm immer noch nichts im Gegenzug gegeben – bis auf das Leid. Damit musste endlich Schluss sein! Oscar hörte, wie eine Kutsche in den Hof rollte und verließ das Zimmer. Der General war heimgekehrt. „Oscar! Ich habe gehört, dass du es geschafft hast! Du sollst den schwarzen Ritter zur Strecke gebracht haben! Oscar, man würde dich zweifelsohne zum Major befördern!“ Wie er sich aufführte – so voller Stolz und Freude, die Oscar in diesem Moment den Magen umdrehte. Was sollte sie mit dem Major?   Oscar war es langsam leid, dass ihr Leben ständig von jemand anderem bestimmt wurde... Und da gab es noch André, dem sie unbedingt ein Versprechen einlösen wollte... Um ihm wenigstens etwas glücklich zu machen und sich für seine Aufopferung auf diese Weise zu bedanken... „Hört zu Vater...“ Die Entscheidung kam ihr ziemlich schnell von den Lippen. „Das Ganze war ein bedauerlicher Irrtum...“   „Was sagst du?“ Reynier konnte es nicht glauben! Hatte er sich etwa verhört oder spielte ihm Oscar etwas vor?   „Es tut mir leid, aber ich habe den Falschen verhaftet.“ Oscar versuchte so glaubwürdig wie möglich zu wirken, auch wenn ihr die Lüge schwer auf der Seele lastete. „Es hat sich um einen Lügner und Trickbetrüger gehandelt. Wir haben keine Beweise und deshalb müssten wir ihn freilassen.“   „Wenn du meinst...“ Der General beäugte sie vorerst skeptisch, aber dann glaubte er ihr doch noch und ging wieder.   Als er fort war, besuchte Oscar Bernard auf dem Krankenzimmer – dieser schlief nicht mehr. „Beantwortet mir eine Frage!“, begann sie gleich sachlich mit ihm zu sprechen. „In welcher Beziehung steht Ihr zu Herzog von Orleans?“   „In gar keine.“ Es war schon bemerkenswert, dass Bernard sich so plötzlich kooperativ zeigte. „Wir nutzen sein Schloss als Versteck vor den Spionen seiner Majestät.“   Oscar setzte sich auf die Bettkante, als wäre sie ermattet, aber dem war nicht so. Sie hatte gerade eine Entscheidung getroffen. „Na schön, ich werde Euch gehen lassen, aber dafür tut Ihr mir einen Gefallen.“   Bernard schmunzelte erleichtert. „Welchen?“   „Das werdet Ihr noch früh genug erfahren.“ Oscar erhob sich und ging ans Fenster. „Ich begleite Euch bis nach Paris. Dort wohnt ein junges Mädchen namens Rosalie – ich habe ihr von Euch geschrieben. Begebt Euch dorthin, bis es Euch besser geht. Ihr braucht keine Angst zu haben, sie ist verschwiegen.“   Auf dem Weg durch die abendlichen Straßen sprach weder Oscar, noch Bernard. Erst kurz vor Paris blieb die Kutsche stehen und erst da ergriff Bernard das Wort: „Ich danke Euch. Ich hätte nie gedacht, dass Ihr mich gehen lassen würdet.“   „Dankt nicht mir.“ Oscar schloss die Zügel ihres Schimmels fester. „Wenn überhaupt, dann müsst Ihr André danken.“   „Andre?“   „Ja, er wollte es so. Vielleicht steckt in ihm mehr vom schwarzen Ritter als in Euch, wer weiß, und jetzt beeilt Euch!“ Oscar wendete unerwartet ihr Pferd, stieß ihm heftig in die Flanken und galoppierte zu dem Anwesen zurück. Dort suchte sie ihren Freund auf dessen Zimmer auf. „André! Er ist fort!“   „Wer?“   „Bernard!“ Oscar atmete pausenlos, aber ihre Worte waren dennoch klar und deutlich. „Ich habe ihn zu Rosalie geschickt!“   „Du hast ihn freigelassen?“ André wusste nicht, ob er darüber glücklich sein sollte und kam sich ein wenig dümmlich vor.   Oscar kam auf ihn näher zu. „Ja... für dich... Und nun lass uns die Sachen packen...“   „Sachen packen?“ Das stieß André vor den Kopf. Was hatte sie denn schon wieder vor?! „Wo willst du denn hin, Oscar?“   „Hast du etwa schon vergessen, André?“ Ein Lächeln huschte über Oscars Mundwinkeln und in ihren himmelblauen Augen, die meistens nur Schärfe und Kühle hervorbrachten, glomm überraschend ein freudiger Funke. „Wir wollten doch nach Arras, sobald die Sache mit dem schwarzen Ritter sich erledigt hat!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)