Perfect little liars von Melora (wie wir waren und wie wir immer sein werden) ================================================================================ Kapitel 8: Gut und Böse Teil 2 - Geheimnisse -------------------------------------------- Juan lugte in jeder Ecke des Zimmers und probierte sich verzweifelt zu erinnern. Leider waren sie kleine Kinder gewesen und die Erinnerung schwebte lediglich wie dicke Wolken irgendwo in seinem Kopf. „Es muss diesen Geheimgang noch geben“, sagte er zu sich selbst und bekam vor einem Bücherregal zu stehen und wühlte alles durcheinander… Der junge Mann gab nicht auf und irgendwann hatte er die Geheimtür gefunden, die richtige Stelle gedrückt und siehe da Sesam öffne dich~! Schnellen Schrittes passierte er den dunklen Korridor und erreichte wenig später die Höhle. „Diego??“ schallte es in die Höhle hinein und ein Echo wurde an ihn zurück getragen, jedoch keine Antwort erreichte ihn. Beim näheren Erkunden der Höhle, kniete er sich nieder und entdeckte Hufspuren. Sie waren ganz frisch, was er durch Anfassen sofort feststellte. Ein besorgter, aber auch leicht verärgerter Gesichtsausdruck war ihm gegeben und er wusste, Diego ritt wie ein Teufel – das hatte er früher schon als Kind getan. Es war also unmöglich zu Fuß irgendetwas zu erreichen. Brav hier sitzen und Däumchen drehen, das fiel ihm aber so gar nicht ein. „Was für einen Mist hast du dir da wieder eingebrockt, lieber Diego?“ Juan verlor keine Zeit und lief zurück ins Zimmer, dann die Treppe hinab und ging wieder hinaus zu den anderen Reichen. Allerdings gesellte er sich nicht zu ihnen, sondern nahm sich ein Pferd der Vegas und ritt dann zum Tor hinaus, was lediglich Bernardo mitbekommen hatte.   Dieser Typ, er hatte den ganzen Abend nur doof rumgestanden, Wein gesoffen und hatte Leute beobachtet. Die ganze Zeit schon fand er ihn verdächtig, bis Lolitas Mutter ihn eingeweiht hatte, er sei der reiche adelige Cousin von Diego. Trotzdem – etwas an dessen Verhalten missfiel dem Jungen. Deswegen suchte er sich ebenfalls schleunigst eins der Ponys, um dem Älteren folgen zu können… Gonzales wartete noch immer vor der Eingangspforte. „Melde gehorsamst, habe Diego Bescheid gegeben, aber so wie es aussieht… Sind wir jetzt erstmal auf uns gestellt…“ In dem Moment redete er wie ein Soldat, das hörte Bernardo natürlich – umso mehr misstraute er ihm. Natürlich gab er sich nicht zu erkennen und folgte ihnen heimlich.   Juan legte einen Affenzahn hin, so dass sogar Gonzales Mühe hatte mit dem Pferd Schritt zu halten. Er schien ein exzellenter Reiter zu sein. Genauso wie … Beim Besehen des Jungspundes hoffte er, dass dieser den Degen an seiner Linken nicht nur zur Zierde trug – jedenfalls sollte Zorro nicht wie aus dem Nichts auftauchen…   Ehrlich gesagt, Jekyll hatte gelogen, als er Gonzales versprochen hatte, durchzuhalten. Nichtsdestotrotz richtete er sein Schwert gegen die Banditen, die den Verletzten natürlich nur mit Spott verhöhnten. „Sprich dein Gebet!“ „Pfah!“ entgegnete Jekyll unbeeindruckt und sofort kreuzten sich Klingen und sie duellierten sich, aber man durfte nur nicht dem Irrglauben erliegen, dass die Banditen auch nur im Ansatz fair kämpften. Allein die Tatsache, dass sie an die zehn Mann waren. Fünf von ihnen mit schweren Schwertern, die sich gemeinsam auf den Offizier stürzten und ihm sämtliche Kraft abverlangten. Es dauerte auch nicht lange, da ging ihnen die Geduld aus, weil der Offizier eben einfach nicht einsehen wollte, sich zu ergeben und einer der Mistkerle sogar vom Baum auf Jekylls Arm schießen wollte. Gleich darauf ertönte auch schon ein Schuss, jedoch galt er nicht Jekyll, sondern dem Kerl auf dem Baum, der getroffen das Gleichgewicht verlor und vom Baum segelte. „Zehn gegen einen Mann – ach wie fein – zehn gegen zwei klingt doch schon besser, nicht wahr? Ich sehe schon, mit euch muss ich nicht zimperlich umgehen!“ Es waren Kopfgeldjäger – die kannten keine Gnade – also würde er diese ebenfalls aus seinem Gedächtnis streichen. Nur kurz prüfend besah er den Captain und war doch sichtlich erleichtert, dass seine Verletzungen nicht schweren Grades waren. „Ich freut mich euch wiederzusehen, Captain und Euch dienlich sein zu können.“ Zorro verbeugte sich vor dem Offizier, dieser durfte sich glücklich schätzen, er half selten ranghohen Offizieren – bei ihm machte er eine Ausnahme natürlich.   Von nicht weit entfernt hörte man Pferdehufe und die Banditen konnten ihr Pech gar nicht fassen. Aus dem Nichts war Zorro in Erscheinung getreten, wie der Retter der Menschheit – und dieser fette Kerl hatte wohl anscheinend auch noch einen weiteren Kerl mitgebracht. „Scheiße, als wenn Zorro nicht reicht! Was machen wir denn jetzt?“ „Wie wär’s mit Weglaufen?“ konterte Zorro mit einem stichelnden Grinsen im Gesicht und löste unbändige Wut in einigen von ihnen aus. „Du halt’s Maul, du Möchtegernheld!“ Mit diesen Worten attackierten ihn gleich drei, die er spielerisch mit der Klinge abfing. Er schwang seine Peitsche und riss ihnen den Boden unter den Füßen weg, so dass alle drei Männer von den Socken geworfen wurden und sich beim Rückwärtsfallen noch den Kopf stießen. Schmerzenslaute waren zu hören, daraufhin attackierten Zorro die Nächsten, stellten sich aber ein bisschen geschickter an, als die anderen. „Knallt diesen Clown doch einfach ab! Worauf wartet ihr?“ In solchen Gefechten ging das leider sehr schnell. Während dieser Armleuchter mit seinem Degen kämpfte, würden sie eben einfach auf ihn schießen, ihn schwer verletzen und dann den Sieg einheimsen – und das Geld, was man ihnen geboten hatte, für den Captain. Bestimmt würden sie noch fürstlicher entlohnt werden, wenn sie einen berüchtigten Kriminellen wie Zorro auch gleich mit lieferten… „Auf den ist eine noch viel höhere Belohnung ausgesetzt! Los, machen wir ihn fertig! Alle gemeinsam! ATTACKE!“   Juan, welcher voran geritten war, sah das Treiben der Banditen – inmitten unter ihnen der Captain, dieser schien am Leben, was ihn auch sehr erleichterte. Außerdem der schwarz gekleidete – auch aus der Entfernung erkannte Juan, dass das Zorro sein musste. Für einen Moment besah er ihn nur, wie er den Degen führte. So, du willst mich also verarschen, mein Guter? Nicht mit mir! Auch Gonzales entdeckte Zorro und einerseits stimmte es ihn traurig, andererseits wiederum überhaupt nicht – er war sogar ehr glücklich darüber, ihn hier anzutreffen, zu sehen, auf ihn war doch immer noch Verlass.   Knallt ihn ab! So schnell ist er nicht! Noch nie in seinem 24-jährigen Leben hatte Gonzales diesen Satz so fürchterlich gefunden, weil er ihn an jene Tage erinnerte, wo sie nichts anderes getan hatten. Und nun war er hier, half dem Captain. An diesem regnerischen Tag, die Schüsse polterten durch die Nacht und trafen Zorros Leib – trotzdem hatten sie ihn in dieser Nacht nicht verfolgt – wahrscheinlich wäre er dann auch heute nicht hier. Fast hätte der kompolente Mann geglaubt, dass der Bandit nie wiederkehren würde, aber nun war er wieder da. Die gemischten Gefühle verwirrten ihn und es dauerte einen Moment, bis er zornig seine Fechtwaffe aus der Scheide zog. „Euch mache ich Beine! Feige Leute abzuknallen! Euch werde ich lehren, was Anstand ist!“ Sofort richteten sich die Blicke der Männer auf Gonzales, diese Gunst der Stunde nutzten nicht nur Jekyll und Zorro, um das Blatt zu wenden, auch Juan, der vom Pferd sprang und mit einem Satz direkt vor den Banditen landete, das Schwert noch im Sprung ziehen konnte und dieses dann einem der Anführer an die Kehle hielt. „So etwas kann ich hier nicht dulden! Los, wehrt euch! En Garde!“ Einen solchen Ausruf hörten sie sonst nur von Zorro, wäre der nicht auch hier gewesen, hätte man Juan garantiert für ihn gehalten. Aber auch Zorro schien für einen Moment die Fassung wahren zu müssen, als er das Gesicht des jungen Don Juan erblickte. „Der Captain ist verletzt! Wir sollten uns hier keinesfalls verausgaben!“ sagte Gonzales, jedoch schien Juan die Sache anders zu sehen. Seine gesamte Mimik hatte sich mit einem Schlag gewandelt und er legte einen Kampfgeist an den Tag, den man jungen Caballeros zusprach, die keinen Kampf scheuten, um für irgendeine Señorita einen unnötigen Tod zu sterben… Aber er erwies sich als exzellenter Schwertkämpfer und entwaffnete zwei von ihnen mühelos. „Na, wollt ihr noch mehr, oder zieht ihr es vor, feige zu verduften?“ „Mistkerl!“ spie man ihm entgegen. „Der ist ja noch frecher als Zorro!“ „Danke für das Kompliment, das hört man gerne“, grinste Juan und sie umzingelten ihn. „Freiwillige vor“, ärgerte er sie und sofort griffen erneut mehrere von ihnen an und verwickelten ihre Waffen in eines hartes Gefecht. Zorro hatte leider keine Zeit und auch nicht die Ruhe, um Juans Fechtkünsten allzu lange zuzusehen. Aber eines merkte er sofort du bist ja richtig gut geworden in den letzten Jahren. Da muss ich ja teuflisch aufpassen, dass du nicht auch auf mich losgehst. Und frech geworden bist du auch ganz schön… Als ich von Spanien wegging, warst du noch ein kleiner Junge. Deswegen hast du mich also so entsetzt angesehen, als ich sagte, es sei zu gefährlich… Es war wie in alten Zeiten. Sie standen Rücken an Rücken und standen füreinander ein. Es war eine glückliche Wendung, auch wenn die Banditen von Fairness wenig hielten, schafften sie es, ebenjene zu entwaffnen und dann in die Flucht zu schlagen.   Captain Jekyll begrinste Zorro und obwohl er ihn zu Tode nervte, heute freute er sich nicht wenig, dass er hergekommen war. Ihm glänzte der Schweiß auf der Stirn, doch obwohl er so sehr schwitzte, war er im Gegenzug dazu ziemlich blass. „Ich würde mich gern bei dir bedanken, Zorro, aber – du bist zu spät gekommen…“ Erschrocken blickten sie auf den Captain, der noch weißer wurde als eine Wand und sich die Seite hielt, wo man natürlich sofort eine Wunde vermutetet. Diego ärgerte sich über seine eigene Dummheit, so etwas wichtiges übersehen zu haben. „Gott nein!“ entwich ihm schockiert und er fluchte, wie man Zorro selten kannte. „Scheiße!“ Auch Juan war entsetzt, ebenso Gonzales, doch Zorro war es, der den fallenden Jekyll im letzten Moment noch schnappte, als dieser zusammensackte. Unter seine Arme gegriffen hatte er und hielt ihn. „Ich hoffe doch, dass das alle Banditen waren…“ Juan schaute sich um. „Wir müssen ihn sofort hier wegbringen, er braucht dringend ärztliche Versorgung!“ „Bis in die Stadt ist es zu spät – ich habe eine andere Idee! Die Hacienda de la Vega ist in diese Richtung“, Zorro deutete die Richtung an, „mir scheint es jedoch, sollten wir Jekylls Verletzung lieber geheim halten“, sagte er todernst. Sein Blick richtete sich auf die Banditen, die nun so gar nicht lustig fanden, dass Zorro sie mit einem solch bösen Blick bedachte. „Ich glaube, der ist sauer… Los, lass uns abhauen!“  „Feige Aasbande!“ schrie Juan und wirkte nicht minder verstimmt als Zorro und drohte ihnen. „Hiergeblieben! Oder ich schieße!“ „Verdammte Scheiße, der ist schießwütig!“ Juan schien ernst zu meinen, was er ihnen androhte, den seine Waffe war geladen und somit scharf. „Juan~“ Der Angesprochene zuckte, als er seine Stimme vernahm. „Du kennst diese Gegend wie deine Westentasche – und du kennst bestimmt auch gewisse Höhlen, nicht wahr? Bring ihn dorthin und warte dort auf mich!“ wies er den Jüngeren an und war sich teuflisch sicher, dass er wusste, was er damit meinte. „Gut, das eine Mal, ZORRO! Nur diesmal helfe ich dir! Ich will mit dem Unfug, den du hier betreibst nämlich nicht in Verbindung gebracht werden, verstanden? Und später reden wir darüber!“ Als würde Papa mit mir sprechen – unglaublich. Was denkt er sich? Dass ich ein Kleinkind bin? Diese Selbstverständlichkeit, in welcher Zorro Juan Jekyll so einfach überließ – das machte kein normaler Mensch, wenn er den anderen nicht ziemlich gut kannte. Je mehr Juan darüber nachdachte, umso fuchsiger machte es ihn. Fuchsiger… Bin ich etwa auch schon so link?   Gonzales dämliches Gesicht ließ Zorro nur kurz schmunzeln. „Keine Sorge, Gonzales! Ich räume mit denen hier noch ein bisschen auf und fordere Antworten! Juan wird sich gewiss gut um deinen Captain kümmern! Verzage nicht! Alles wird gut werden!“ Nun war es Zorro, der seinen Degen ihnen entgegen richtete. „Also, spuckt es aus! Damit der Sergeant wenigstens im Bilde ist! Wer hat euch dazu veranlasst, den Captain anzugreifen?“ Die bebende Stimme des Bandits donnerte ihnen entgegen und sie hatten wirklich Schiss. Ihre Waffen lagen am Boden und der Typ war darüber bekannt, überall sein Z reinzuritzen – auch in nicht so nette Stellen – und gerade war der unheimlich wütend. „Hast du einen Knall? Die Armee jagt dich! Was schert es dich, ob man ihn versucht umzulegen?“ „Meine Beweggründe sind zu hoch für unterbelichtete, die nur für Geld töten! Ihr habt meine Frage nicht beantwortet!“ Dem einen drückte er den Degen gegen die Kehle und dieser begab sich sogar auf die Zehenspitzen, um der Waffe zu entkommen. „Kommandant Raymond natürlich! Was glaubst du denn? Scheint so, als wenn der Captain ihn zu sehr genervt hat und er ihn jetzt loswerden will!“ „Dankeschön für dieses Geständnis!“ Zorro grinste gefährlich und hinterließ sein Zeichen. Das Zeichen des Zorro – ein Z. Höflich wie er war, zückte er sogar den Hut. „Gonzales! Ich überlasse die Typen euch! Kümmern Sie sich gut um sie! Schön brav einsperren. Ich empfehle mich dann!“ Beim herumdrehten zu seinem Pferd sah er zwar, den bekümmerten Blick des jungen Soldats, es tat ihm ja in der Seele weh, aber mehr als versprechen sie würden sich gut um Jekyll kümmern, konnte er auch nicht. Nur kurz warf er ihm noch einen Blick zu und hatte geradezu das Gefühl, Gonzales wollte etwas sagen, was ihm leider im Halt stecken blieb. Aber er hatte das Gefühl, man brachte ihm Vertrauen entgegen. „Danke, dass du gekommen bist. Das müsstest du nicht, immerhin jagen wir dich, wie der Bandit gesagt hat.“ „Ach, keine Ursache – ich hasse Leichen.“ Ein Seufzen entkam ihm. „Leichen von guten Leuten, wie ihr beide.“ Das musste er ihm noch sagen, bevor er mit einem „ADIOS!“ davon ritt, in dieselbe Richtung wie Juan mit dem Captain geritten war. „Glaubt ja nicht, dass ich blöd bin und ihr abhauen könnt!“ fauchte er die Banditen an und wirkte dabei wohl so gefährlich in seiner Aufmachung, dass sie einen Schritt zurückwichen und sich anstandslos fesseln ließen und nicht einmal ansatzweise auf die Idee kamen, einen Fluchtversuch zu starten. Die gefesselten Leute zog er mit einem Seil hinter sich her und sie mussten den ganzen Weg zu Fuß zurücklegen – das war bereits eine dicke Strafe konnte man meinen. „Ich hoffe wirklich, dass seine Verletzung nicht allzu schlimm ist. Was soll ich denn ohne den Captain machen? Er war der einzige, der nett zu mir war und mich ernst genommen hat?“ Gonzales hatte schon oft bewiesen, dass er Heulen konnte und jetzt tat er es. Nicht nur weil sein neu hinzugewonnener Verbündeter verletzt worden war. Viel schlimmer -  Juan hatte Diego bescheid gesagt, nicht wahr? Das hatte Juan doch so gesagt. Diego ist Zorro – zweifellos. Und jetzt? Klappe halten, Gonzales! Jetzt muss ich wohl lügen lernen…   Juan hatte es geschafft – es stimmte, was Diego gesagt hatte. Er kannte diese Gegend wie seine Westentasche. Sofort hatte er die Stelle wiedergefunden, wo das geheime versteck war, zu dem Diego und er als Kinder gerne entwischt waren, bis sein Vater ihre Freundschaft mehr als nur unterbunden hatte. Als sie ankamen, erlangte Jekyll das Bewusstsein wieder. „Euch muss ich wohl auch danken…“ Es schien nicht, dass der Rothaarige sich allzu gern bedankte. „Wie kommt es, dass Zorro Euch vertraut? Da müsst ihr ja ein guter Mann sein.“ Juan war erfreut die Stimme des Verletzten zu hören. „Señor, Sie sollten jetzt nicht reden!“ Hinter ihm war bereits Zorro im Anmarsch, das hörte man, da langsame Hufschläge zu hören waren. „Welche Art Beziehung pflegt ihr beide?“ fragte Jekyll den Dunkelhaarigen und dieser lächelte. „Ach, sagen wir FREUNDE ist treffend.“ „So? Dann sei ein guter Freund und lauf ins Haus und informiere mir bitte Lolita! Ich bleib bei dem Captain! Sie soll alles notwendige mitbringen, um seine Wunde zu behandeln.“ „Gut… Na toll… Jetzt lässt er auch noch eine Frau für sich arbeiten. Unglaublich so was…“, murmelte Juan und seufzte tief, nahm dann aber die Beine in die Hand und holte Lolita, wie ihm geheißen wurde. „So, so-“ Diese Worte von Jekyll schienen Zorro nicht zu beunruhigen. Dieser kniete sich zu dem Captain, den Juan vorsichtig abgelegt hatte. „Wo bin ich hier nun? Sag nicht, dass das der Fuchsbau ist.“ Es klang irgendwie belustigt. „Kann man wohl meinen. Aber anbetracht der Tatsache, dass sie des halben Weges nicht bei Bewusstsein waren, werden Sie den Weg nicht noch einmal finden. Welch ein Pech für Sie. Wo man für Zorros Erfassung ja vielleicht sogar befördert werden könnte.“ Zorro schien ihm äußerst redselig zu werden, leider hatten sie bisher nie die Gelegenheit mehr als ein paar Worte zu wechseln. Was der junge Mann – denn das sah man ihn an, dass er jung war – sagte, wirkte in den Ohren des Captains doch ein bisschen traurig. „Einen Mann wie mich, den befördert man nicht. Außerdem könnte ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, wenn man Sie hängt, Zorro. Genau das plant der Kommandant mit Ihnen. Ich würde Sie gerne schnappen, damit man Sie für ihre andauernde Einmischung in Armee-Angelegenheiten bestraft. Aber ich sehe davon ab, Jedenfalls solange, bis man in dieser Stadt auch wirklich von Gerechtigkeit sprechen kann.“ „Das juckt mich nicht.“ Es klang gleichgültig, als hätte Zorro mit seinem Leben schon vor langer Zeit abgeschlossen. „Das ist traurig – wirklich.“ Zum ersten Mal sah man Emotionen in Jekylls Gesicht, jedenfalls war es das erste Mal, dass sie Zorro gewidmet waren. „Und was ist mit der Señorita, die ihr Herz an Sie verloren hat? Juckt Sie das etwa auch nicht?“ Die Frage war unangenehm und Zorro schwieg, dachte überhaupt nicht daran zu antworten, als besagte Person auch schon den Korridor entlang gestürmt kam, auf Juans Führung hin. Auch sie war zum ersten Mal hier – vor ihr hatte man dieses Geheimversteck bis zuletzt verschwiegen. Es war schon ein großer Schock für sie, dass Diego Jekyll hierher gebracht hatte. Es war das Haus der de la Vega – wenn er das heraus fand, dann…? Ein dicker Kloß saß in ihrem Hals. „Willst du ihm nicht antworten? Juckt es dich nicht?“ Dass sie sich immerzu Sorgen um ihn machen musste – war ihm das egal? Dachte er, eine starke Frau wie sie konnte das einfach wegstecken? Zwar fragte sie, verlor aber auch keine Zeit, zu dem Offizier hinüberzukommen. „Kümmer dich bitte um ihn. Das andere – das gehört nicht hierher.“ Damit versuchte sich Zorro rauszuwinden, bekam aber nur einen empörten Blick und einen schnippischen Laut. „Pff!“ „Er darf unter keinen Umständen sterben, hörst du?“ „So schnell sterb ich ni- AH!“ Sie hatte ohne Gnade seine Kleidung an der Stelle zerrissen, wo die Wunde noch klaffte, was sogar einen starken Mann wie Jekyll nicht kalt ließ. Noch immer war es merkwürdig, hier zu seinem. Einem Banditen mehr Vertrauen entgegen bringen zu können als den meisten eigenen Leuten. Es war ja sehr edel von Zorro, sich um sein Leben zu sorgen. Gerade eben hatte er ihm noch mitgeteilt, dass er ihn gerne gerecht bestrafen würde. Also machte ihm das wirklich nichts aus? Aber welche Strafe war angemessen? „Diesem Rotzlöffel gehört eine ordentliche Trachtprügel, Señorita! Wollt Ihr das nicht vielleicht übernehmen? Damit würdet Ihr mir einen großen Gefallen tun…“ Lolita sah ihn verwirrt an, wenig später Zorro. Dieser räusperte sich über die Nettigkeit vom Captain. „Ich denke, Rotzlöffel trifft es nicht so ganz! Dafür ist er zu alt“, meinte sie und schüttelte den Kopf. „Aber ich sehe, was ich machen kann.“ Lolita versuchte Jekyll nicht mehr als nötig zu quälen, aber wie sie sah machten die Männer nur zu viel Aufriss. Sterben würde er nicht – auf keinen Fall. „Tja, Zorro! Seine Verletzung ist zwar nicht zu verachten, aber ein richtiger Mann wird wegen so etwas doch nicht den Löffel abgeben. Ist ja schließlich kein schwanger Mann.“ Es war ein süßes Lächeln in ihrem Gesicht – sie wollte ihn ärgern. Er wusste wahrscheinlich auch ganz genau, wie es gemeint war. Ja doch! Gib’s mir! Hab’s wohl verdient!  Du meinst, er ist kein Schwächling wie ich, um den man sich so sehr sorgen muss? Sie war schon ein Früchtchen, so etwas zu sagen – aber gerade das unverschämte Mundwerk liebte er so sehr an ihr. „Umso schlimmer! Wäre er ein Kind, könnte man es als Jugendstreiche durchgehen lassen, aber mir war bewusst, dass dem nicht so ist. Ich möchte nur heute einmal klarstellen, dass ich nicht blind bin. Und dass ich mehr weiß, als ihr vielleicht annehmt. Ich mag es, wenn ich alles weiß. Deswegen forsche ich auch gerne nach. Das findet mein Kommandant wohl leider nicht so berauschend in manchen Fällen. Was Zorro angeht, habe ich meine eigenen Studien betrieben. Ich war es Leid, immer wieder nur Geschichten von ihm zu hören, die hinten und vorne keinen Sinn ergeben. Das Bild, was man mir vermittelt hat, passt schon solang nicht mehr. Ich würde mir wünschen, dass er mit dem Unsinn aufhört und die Armee einfach ihre Arbeit machen lässt.“ Juan seufzte laut und schüttelte den Kopf, wollte dazu ja eigentlich nichts sagen, grinste in sich hinein und gab dann doch ein ganz kleines Lachen von sich. „Gelungener Witz, Captain! Es gibt weit und breit kein stureres Individuum als ihn.“ Damit verriet er aber zumindest Lolita und Zorro, dass er besten bescheid wusste. „Der junge Mann scheint um eure Identität zu wissen. Seid bloß vorsichtig, wer weiß, wer noch davon weiß?“ Es schien den Captain doch ein kleines bisschen zu amüsieren. Juan schien es noch belustigend zu finden, in Zorros Gesicht war jedoch sämtliche Amüsierung gerade gestorben. „Ich möchte nichts davon hören. Es gibt gewisse Offiziere, die sämtliche Mitwisser eliminieren würden.“ „Dafür müssen sie erst einmal davon wissen, was wir wissen. Ich denke wir alle sind erwachsen genug, um dieses Geheimnis zu hüten.“ „Es gibt Menschen, die hüten es schon ziemlich lange und sagten doch nie ein Wort. Denken Sie über meine Worte nach, Zorro. Tun Sie es reiflich, dann wird ihnen auffallen, wem Sie zu Dank verpflichtet sind, weil diese Leute Kopf und Kragen riskieren. Seien Sie also ein bisschen umsichtiger mit Ihrem Leben.“ „Sagt der Richtige, der sich in wildem Kampfgeschrei in Unterschlüpfe von Banden wagt, um ihnen den Gar auszumachen. Schau mich nicht so an, Lolita! Im Gegensatz zu IHM bin ich vorsichtig…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)