Perfect little liars von Melora (wie wir waren und wie wir immer sein werden) ================================================================================ Kapitel 6: Liebe zwischen Eifersucht und Hass --------------------------------------------- Diego konnte ihm nichts vormachen, es FUCHSTE ihn doch sicher, dass sie ihn bloß wegen seines Geldes heiratete. „Es liegt jawohl auf der Hand, dass dies hier eine Zweckehe wird. Aber so bleibt Ihr wenigstens vor dem Schaden bewahrt, zusammen mit eurem GELIEBTEN“ er schrie es fast in den Hof, „am Galgen hängen zu müssen, sollte er denn JETZT noch immer unter uns weilen. Denn da werde ich ihn hinbringen. Meine besten Empfehlungen“, er verneigte sich vor Lolita. „Euer erhabenster Diener. Erlaubt mir doch auch weiterhin euch mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Es erfreut mich wirklich sehr, dass ihr nicht immun gegen Ratschläge seid und endlich von diesem Banditen ablasst. Es wäre ein Trauerspiel für mich, eine schöne Frau wie Euch hängen zu sehen.“ Er spielte mit beiden, seine gehässigen und schmutzigen Spiele. Don Alejandro wusste, dass er sofort einschreiten musste, denn Lolita hielt ihren Fächer ausgebreitet vor dem Gesicht und dabei knackte dieser bereits auf eine Weise, als würde sie ihn jeden Moment brechen, oder gar Gabriel damit ins Gesicht schlagen. Das wäre die höchste Beleidigung und man könnte ihr sogar vorwerfen, sich ungebührlich zu benehmen. Das wollte der alte Mann nicht riskieren. Sie war wirklich zornig und wollte am liebsten alles tun, was ihr heute untersagt war. Ihr war befohlen ihm ins Gesicht zu lachen, nicht wütend zu werden. Es machte sie einfach rasend, wie er alles ins Lächerliche zog. Wie er ihre aufrichtige Liebe zu Diego bezweifelte und so missbilligend mit ihr redete, als wäre ihre andere Entscheidung mit Zorro am Galgen zu hängen. Sie holte gerade Luft, da kam ihr Alejandro zuvor… „Es ist genug!“ mischte sich nun Alejandro ein. „Sie hat nichts Unziemliches getan. Nichts, was Ihr nicht auch im Begriff wart zu tun, Leutnant!“ nahm er Lolita in Schutz, doch der Offizier gab sich weiterhin unbeeindruckt. Und es war gefährlich. Sie erschrak sich bei dieser Ansage, die eindeutig gegen den Offizier ging. Offiziersbeleidigung. Sie sah es bereits vor sich, dass er ihn deswegen verhaften ließ… Er hatte Diego wegen weniger schlimmen Sachen, einem bedauerlichen UNFALL einsperren lassen. „Es ist okay, Don Alejandro, wirklich“, versuchte sie den alten Mann zu stoppen, der sie beschützt hatte. Man merkte sehr eindeutig, woher Diego seinen Beschützerinstinkt hatte. Von seinem Vater… „Ach ja? Mir sind ganz andere Dinge zu Ohren gekommen. Man munkelt so vieles, wisst Ihr?“ entgegnete Gabriel mit einem Lächeln. „Was kümmert es mich, was die Leute reden?“ legte Diego ein und hob einmal das Glas, um einen kräftigen Schluck vom Wein zu kosten. „Die Leute sprechen auch davon, dass ihr zu jeder Schandtat bereit seid, in Lolitas Nähe zu sein. Wir sind hier nicht bei Hofe, wo man sich als königlicher Berater anbietet… Es macht mir im Übrigen nichts, zu wissen, dass sie Zorro verehrt. Das weiß jeder in dieser Stadt.“ Aber es kam noch härter und Diego gab sich die größte Mühe, sich wie ein Adeliger zu benehmen und auch so auszudrücken. Er sprach sehr gehoben, doch schon abgehoben. „Ich werde mich ganz gewiss nicht irgendwelchen lächerlichen Eifersüchteleien hingeben“, meinte er mit einem kleinen Lachen. „Es ist nur eine Frage der Zeit und gar nicht so schwer, sie ihm zu entreißen. Das einzig Notwendige hierfür ist eine Hochzeit, die bald stattfinden wird. Grämt euch das sehr, oder wollt Ihr sie nur nicht einem Gesetzlosen überlassen? Nichtsdestotrotz… sorgt euch nicht, Señor Gabriel. Gleich nach der Hochzeit gehört sie zu mir, no importa qué...” Diego hatte noch nie in seinem Leben, etwas derartig Verruchtes verkündet. Denn seine Andeutung war mehr als nur schambehaftet. In Lolitas Gesicht trat die Schamesröte, sie hoffte sehr, dass er es nicht weiter verdeutlichen wollte, sondern es darauf beruhen ließ. Er sollte sich auch gar nicht so sehr auf eine derartige Diskussion einlassen. Trotzdem war sie verblüfft darüber, wie Diego aufeinmal sprach. Er schien in Spanien ziemlich gut gelernt zu haben, sein Gesicht zu wahren... Es war erschreckend. Also kein Wuunder, das niemand auf die Idee kam, wer Zorro war. Er verstellte sich einfach viel zu gut. Dieser Mann gerade hatte wenig mit dem Diego zu tun, den sie wahrhaft kannte. So etwas Schändliches vor allen Leuten zu sagen… „Hütet besser eure Zunge, Don Diego“, belächelte Gabriel ihn, „noch hat sie nämlich nicht JA gesagt. Sie kann ihre Entscheidung jederzeit widerrufen. So weit ich weiß war sie schon immer sehr wankelmütig. Also seid lieber vorsichtig mit eurem Hochmut. Derartige Angebereien stehen Euch erst zu, wenn sie Euch auch wirklich gehört. Dazu muss es schon zur Hochzeitsnacht kommen. Und wer weiß, vielleicht seid Ihr sogar dazu zu feige?“ Unter normalen Umständen hätte ein richtiger Caballero ihm nun wahrscheinlich für diese Beleidigung den Handschuh ins Gesicht geworfen, aber Diego blieb ruhig. „Es gibt ein Sprichwort in Spanien. Das besagt, Liebe denjenigen, der dich am allermeisten liebt. Sie weiß, dass ich das bin. Immerhin bin ich mutig genug, sie um ihre Hand zu bitten. Im Gegensatz zu Euch“, er legte seine Hand an die Uniform und strich darüber, „trage ich keine Verkleidung, hinter der ich mich verstecke, um sie zu etwas zu zwingen. Ich habe sie ganz schlicht, gefragt, ob sie sich vorstellen kann meine Frau zu werden. Dabei habe ich mich vor ihre Füße geworfen und sie wahrscheinlich mit meinem romantischen Anfall so überwältigt, dass sie zu weinen begann und sofort JA sagte. Wisst Ihr Gabriel mit Frauen das ist so eine Sache. Eine richtig gute Frau wird einen zunächst mit ihrer Gleichgültigkeit quälen. Danach muss man ihr nur beweisen, dass man der Allerbeste für sie ist. Und der Allerbeste ist, der sie auf Händen trägt und ihr die Sterne vom Himmel holt. Zu Eurem Pech bin ich diese Person. Ich kenne sie seit ich 5 Jahre alt bin, als sie damals nach San Tasco gezogen sind. Sie war damals noch sehr klein, aber schon immer wahnsinnig hübsch. Ich wusste bereits als kleiner Junge, dass ich sie heiraten WILL! Und was bietet Ihr Lolita, wenn Sie Euch erhören würde? Außer diese hässlich grüne Uniform? Mit Euren Beschwörungen, dass Ihr Zorro bald fangen werdet, erreicht Ihr jedenfalls nichts. Sie hasst Soldaten und Offiziere noch viel mehr, sie würde nie so einen wie EUCH zum Mann nehmen. Schaut der Wahrheit ins Gesicht.“ Diego hatte dick aufgetragen, dicker als er es je vorgehabt hatte und dabei war er doch zumindest in einigen Kleinigkeiten mehr als ehrlich gewesen und ließ Lolitas Mutter weiter schmachtende Seufzer von sich geben. Während Gabriel vor Wut nur so schäumte, weil er sich von diesem Einfallspinsel und Feigling provoziert fühlte und nur weil er Don Alejandros Sohn war jetzt wohl besser nicht sein Schwert zog. Aber er hatte die Hand bereits an diesem und zitterte am ganzen Leib vor Wut. „Ich könnte Euch auf der Stelle ins Gefängnis werfen lassen. Anscheinend gefiel’s euch da ja besonders gut!“ Die Art und Weise wie Diego ihn verschaukelt hatte, entsprach ganz und gar diesem Banditen, der ihn jederzeit lächerlich aussehen ließ und das missfiel ihm doch sehr. „Aber bitte, Leutnant!“ mischte sich Jekyll ein. „Mäßigen Sie sich! Der Kommandant gab den strikten Befehl, hier für Ruhe zu sorgen und keine Unruhe zu fabrizieren! Wollen Sie Ihrem Kommandanten etwa den Befehl verweigern?“ Er besah Diego mit einem strengen Blick und schüttelte den Kopf. „Ein Mann muss sich auch mal zurückhalten können… Auch wenn er noch so eifersüchtig zu sein scheint.“ „Ich??“ Er lachte. „Aber ich bin doch nicht eifersüchtig! Der einzige, der sich dieser Leidenschaft hingibt, die nur Leid schafft, ist der werte Leutnant. Ich pflegte mich nur zu verteidigen, indem ich die Wahrheit sprach.“ „Eine sehr überflüssige Wahrheit, nicht wahr? Man sollte sehr vorsichtig mit dem Wort WAHRHEIT sein, Don Diego“, rief Jekyll dem jungen Mann und seine Augen trafen auf seine. Ein kleiner Moment, der es Diego kurz kalt den Rücken runter laufen ließ. „Und Offiziersbeleidigung gilt noch immer als Delikt! Also bitte, halte Euch zukünftig mit so etwas zurück. Die Schuld dem anderen zuweisen tun normalerweise nur Kinder. Die sagen nämlich ‚der hat angefangen’.“ Es war sehr amüsant mit anzusehen, wie Diego sich wahrhaftig von Jekyll rügen ließ und leicht den Kopf schüttelte. „Ich weiß. Aber in dem Fall war es so. Er müsste ja dieses unsägliche Thema ansprechen. Und ich verteidigte lediglich meine Braut. Ich dulde nicht, dass irgendwer“, er schaute sich in der Menge um, „sie beleidigt!“ Er wusste, keiner der Anwesenden, und wenn sie Lolita noch so hassten, würde es heute noch wagen, ein schlechtes Wort über sie zu verlieren, da Diego es sehr demonstrierend in die Menge warf. „Und jetzt wollen wir ein Fest feiern! Trinkt Leute!“ Er erhob das Glas und alle Anwesenden taten es ihrem Gastgeber gleich. Sie tranken und sollten feiern, so hatte er wenigstens seine Ruhe vor den Meisten. Viele waren doch nur hierher gekommen, um sich voll laufen zu lassen und sich den Bauch voll zu schlagen. Einige der anwesenden Gäste beglückwünschten sie noch immer, jedoch weniger ausschweifend waren die meisten. Der Schock von Gabriels leicht aggressiv wirkenden Anfall lag noch allen im Ohr. Er hatte sich vollkommen lächerlich gemacht und Lolita gleich mit. Sie sah die missmutigen Blicke der jungen Mädchen, die von einem Mann wie Diego träumten. Sie wusste es und jetzt sah sie es auch, zum ersten Mal. Sogar eine Person, die sie mal als Freundin bezeichnet hatte, bedachte sie mit Blicken, die sie schockierten. Und sie kam noch nicht einmal zu ihr, um sie zu beglückwünschen. Gönnte man ihr das nicht? Da war sie glatt froh, als sie eine bekannte Stimme hörte. „LOLITAAA~! Meine Kleine!“ Okay, es war peinlich und sie errötete, als man sie Kleine nannte, aber sie war noch nie so glücklich gewesen, diese Person zu sehen. Sie kam auf sie zu, mit diesem fröhlichen Strahlen im Gesicht, was so manches Männerherz höher schlagen ließ. „Lasalle! Schön, dass du doch noch geschafft hast, herzukommen!“ Sie spürte die Hände ihrer Cousine auf ihren Schultern. „Wie schön du geworden bist, Lolita! Diego ist bestimmt der glücklichste Mann auf der ganzen Welt!“ Sie drehte sich herum und strahlte Diego mit einem so warmen Lächeln an, dass er einfach zurück lächeln musste und sofort vergaß, was gerade passiert war. „Hallo Lasalle. Lange nicht gesehen! Geht’s dir gut, ja?“ „Wunderbar, es könnte nicht besser sein! Immerhin wird meine kleine Lolita ja jetzt heiraten, nicht wahr? Und sie bekommt einen so wunderbaren Mann!“ Sie schwärmte förmlich von Diego, was aus der kleinen Distanz den guten gabriel noch mehr zur Weisglut brachte. ‚Ich… Am liebsten will ich… Ich will ihn… UMBRINGEN! Hinrichten! ZUSAMMEN MIT DIESEM ZORRO! Sollte der noch leben, aus dem mache ich Hackfleisch!’ regte er sich in Gedanken auf und sein Körper erzitterte, so sehr, dass sogar sein Schwert mit bebte. ‚Grundgütiger… Dieser Mann ist rasend vor Eifersucht! Kaum auszudenken, was er mit Diego machen würde, wenn er wüsste…’, dachte Jekyll und legte eine Hand auf die Schulter des Mannes. „Wir sollten uns hier einmal umsehen. Wir sollen ja schließlich hier unsere Arbeit verrichten! Kommt Leutnant!“ Er wollte den Blondschopf nur schnell außer Sichtweite von Lolita und Diego bringen, bevor er noch sich schwor, doch Diego den Hals umzudrehen… „Ach, fassen Sie mich nicht an! Was verstehen Sie schon? Sie sind es ja nicht, der von ZORRO immer vernichtend geschlagen wird! Und sich jetzt auch noch von so einem Feigling veralbern lassen muss!“ Er platzte fast. „Wie wär’s wenn Sie mal in Erfahrung bringen, ob dieser Zorro noch lebt oder ob wir den endlich losgeworden sind?“ „Falls es Ihnen entgangen ist, Gabriel, der einzige Offizier hier, der mir Befehle erteilen kann, ist der Kommandant. Sie sollten sich etwas abkühlen. Ein Mann muss auch mal eine Niederlage verkraften können.“ Er blieb ruhiger, als sonst. Jekyll wusste, dass er nicht noch mehr Hass schüren sollte, er wusste bereits von Gabriels Nächstenliebe ihm gegenüber. Er war ja schließlich die rechte Hand ihres Kommandanten. Sicher hatten sie bereits Pläne, wie man ihn loswurde… Dennoch würde er auch nicht davor zurückschrecken ihn vor allen anzubrüllen, wenn er es zu sehr übertrieb. Aber der gute Leutnant war ein wenig empfindlich, wenn man ihn allzu sehr demütigte. Er hatte ja sogar schon einmal den Kommandanten im Stich gelassen, nur weil er ihn gerügt hatte, in aller Öffentlichkeit. „Zu entscheiden, wie in der Sache rund um Zorro verfahren wird, ist nicht mein Gebiet, also mäßigen Sie sich endlich und kriegen Sie sich ein! Als wäre Zorro das einzige Problem hier, pah!“ Diego beschäftigte sich nur zu gerne mit Lolitas liebreizender Cousine und führte sie zusammen mit Lolita durch den Garten, wo sie weit fern von der gesamten Gesellschaft sich doch etwas ungestörter unterhalten konnten. „Macht dieser Leutnant Gabriel euch etwa Ärger?“ meinte Lasalle jetzt in einem sehr besorgten Ton. Sie hatte alles mitbekommen, von Anfang bis Ende. Sie erinnerte sich noch genau an diesen Mann, der sie nach Strich und Faden betrogen hatte, nur um an ihren Edelstein heranzukommen. „Wie man’s nimmt! Er versucht es jedenfalls! Das kümmert mich aber nicht weiter. Seine Wünsche gegenüber Lolita sind nicht gerade sehr anständig, verstehst du? Da musste ich mich ja mit ihm anlegen.“ „Bist du denn verrückt, Diego, so etwas kannst du ihr doch nicht sagen! Du bist unmöglich!“ schellte Lolita Diego sofort, der einfach ein zu großes Plappermaul war, wie eh und je. Doch Lasalle sah das ganze gelassen und begann zu lachen, als ihre Cousine Diego so den Kopf wusch. Sie amüsierte sich sehr darüber und konnte sich nicht erinnern, in den letzten Monat etwas so erfrischendes wie die beiden Süßen gesehen zu haben. „Tut mir Leid, dass ich lache, aber“, sie wischte sich kleine Lachtränen aus dem Gesicht, „ihr seid einfach so niedlich zusammen, besonders wenn ihr euch streitet. Ihr wisst doch sicher um das Sprichwort, was sich liebt das neckt sich!“ Sie strahlte Lolita an. „Mir scheint, Diego wächst deinetwegen über sich hinaus. Ist das nicht schön?“ „Hm, was?“ Lolita blinzelte und verstand nicht so ganz, was ihre Cousine damit meinte, aber diese drehte sich herum und legte ihre Hände gegen Diegos Brust. „Es macht mich glücklich, zu sehen, dass du so gut auf meine Kleine aufpasst…“ „Hey… Moment mal“, beschwerte sich Lolita, weil man sie erneut als Kleine bezeichnete. „Ich bin nicht mehr so klein, immerhin werde ich ja bald…“ Fast hätte sie es gesagt. Es stimmte, sie würde ganz gewiss bald heiraten und diese Erkenntnis ließ es ihr nun doch etwas merkwürdig zumute werden. Andererseits stimmte es, sie konnte sich glücklich schätzen, weshalb sie wenig später dann doch lächelte. „Ja, Diego passt auf mich auf, das hat er schon immer.“ Ein Seitenblick zu ihm, ein kurzer doch sehr verliebter Blick, verriet sofort ihre wahren Gefühle. „Du kannst unbesorgt sein, Lasalle, bei mir ist sie in guten Händen.“ „Das glaube ich dir aufs Wort.“ Sie lächelte sanft und besah ihn dann mit ihren wissenden Frauenaugen, die schon lange bemerkt hatten, dass die beiden zusammen gehörten. „Ich habe ganz üble Gerüchte gehört, aber die darfst du nicht glauben, Diego“, meinte sie und seufzte. „Lass sie einfach reden. Lolita ist nicht diese Art von Mädchen, das dir jemals untreu wäre.“ „…Was?“ Er war schockiert davon, dass irgendwer tatsächlich so etwas zu Lasalle gesagt hatte. „Stimmt, da muss sich Lolita wohl eher bei Diego Sorgen machen“, sprach sie eine Männerstimme von hinten an und Diego zuckte. Zuerst verblüfft, dann auch ein bisschen beleidigt. „Hey… begrüßt man von so seinen Cousin, Juan?“ „Wir sind gerade angekommen. Ich war ehrlich gesagt ziemlich schockiert davon, als Mutter mir mitteilte, Diego wird heiraten… Ich konnte es wahrhaftig nicht glauben, aber…“ Seine Augen nahmen Lolita gefangen und er lächelte dann doch ein bisschen fies in Diegos Richtung. „… Hallo Lolita. Schön, dass ich dich endlich kenne lerne!“ meinte er, nahm ihre Hand und gab ihr einen Handkuss. Sie war ein bisschen überrascht, da sie ihn nicht kannte, aber er schien wohl tatsächlich sein Cousin zu sein, denn er war definitiv ein fein gekleideter junger Mann, ein sehr gut aussehender sogar. „Du bist wahrhaftig sehr viel schöner, als Diego dich beschrieben hat.“ „Hey, nun reicht es aber!“ meinte Diego beleidigt, als hätte er jemals etwas Derartiges gesagt. „Tja, Lügen haben kurze Beine, mein Lieber. Das letzte Mal, als du mir geschrieben hast, hast du noch gemeint, sie sei eine Nervensäge!“ „Ugh… Ach, rede doch nicht so einen Unsinn daher.“ Ja, ugh. Diego schluckte und bemerkte neben sich den missmutigen Blick von Lolita, dabei hatte er sich vorgestellt, dass ihr erster Ehekrach wohl anders aussehen würde. Jedenfalls nicht vorgezogen, vor die Hochzeit natürlich. „Und was sagst du zu deiner Verteidigung? Soll das heißen, du bist ein Weiberheld und ich nerve dich bloß, ja? Wolltest du das damit sagen?“ „Also na ja, weißt du… Das habe ich doch nur im Affekt so geschrieben. Das war, als du…“ Es war peinlich es direkt auszusprechen, warum es tatsächlich so gewesen war, dass er Derartiges über sie geschrieben hatte. „Lass ihn leben! Er sagte auch, dass er dir nicht widerstehen kann und dir jeden Wunsch erfüllen würde. Ich wollte meinen Cousin nur ein bisschen ärgern.“ Diego atmete auf, denn auf so einen Streit war er weder gefasst, noch hatte er sich diesen erhofft. „Aber ob man ihn Weiberheld nennen kann…? Also zumindest waren die Mädchen in Spanien verrückt nach ihm.“ „Jetzt reicht’s! Hör auf damit!“ Diego wollte anscheinend nicht, dass sie von seinem wilden Leben in Spanien erfuhr, also hatte Juan einen kleinen Trumpf im Ärmel, mit dem er seinen Cousin jetzt ein bisschen aufziehen konnte. „Ich habe nur Spaß gemacht! Du weißt doch, ich gönne meinem einzigen Cousin seine hübsche Verlobte.“ Er stellte sich kurz darauf dann auch Lasalle vor. „Ich bin Juan de la Cruz, es freut mich Eure Bekanntschaft zu machen, meine Gnädigste.“ Auch ihre Hand wurde mit einem charmanten Handkuss bedacht und dann wandte er sich doch wieder von der schönen Frau ab. „Ich habe gehört, so ein maskierter Bandit treibt hier sein Unwesen. Damit liege ich doch richtig, oder? In Kalifornien scheint es ja richtig gefährlich zu sein. Du solltest zurück nach Spanien kommen.“ „Nein, lieber nicht“, meinte Diego. Im Gegensatz zu seinem Cousin hatte er fast sein ganzes Leben hier verbracht, eigentlich wollte er auch gar nicht mehr hier weg. „Ich habe vor hier tatsächlich sesshaft zu werden.“ „Wo Räuber und Banditen ihr Unwesen treiben? Du warst schon damals verrückt.“ Er seufzte. „Tut mir Leid. Leider kann ich nicht weiter mit dir plaudern. Ich kann meine Eltern nicht so lange alleine lassen. Aber ich wünsche dir von Herzen, dass du glücklich wirst. Den wilden Mann zu spielen, bricht einem nur das Genick eines Tages. Denk an meine Worte, falls du doch mal wieder deiner Sehnsucht nachgehst und zum Degen greifst…“ Juan hatte ein noch viel flinkeres Mundwerk, als Diego manches Mal. Und das hätte unter Umständen wirklich fatale Folgen. Er konnte ja froh sein, dass Lolita es wusste und er sich jetzt nicht vor ihr verteidigen musste. Aber er war einfach viel zu schnell im Reden. „Juan, ich möchte dich bitten, das nicht überall herumzuzählen, was ich in Spanien so gemacht habe. Okay?“ Juan lächelte und sagte dann etwas, was Diego doch sehr erschütterte. „Wieso denn? Ist denn nicht jeder Mann gerne ein Held? Hast du etwa Angst, dass man dich dann mit diesem Zorro verwechseln könnte? Zugegeben, schon alleine aus den Erzählungen hat er Ähnlichkeit mit dir.“ Er ließ ihn mächtig ins Schwitzen geraten, aber er senkte kurz darauf den Kopf. „Ich habe damit aufgehört. Als ich Spanien verlassen habe, war ich fest entschlossen, niemals wieder einen unnötigen Kampf zu bestreiten. Also behalt’s bitte für dich. Wenn jemand davon erfahren würde, würde sich wieder jeder mit mir herumschlagen wollen. Du weißt doch, wie viele junge Caballeros mich in Spanien immer damit belästigt haben.“ „Ach, komm. Die machst du ja alle mit links fertig.“ „Ich meine es ernst!“ Diego wurde lauter und Juan war doch sehr überrascht davon, dass Diego aufhören wollte den Wilden zu spielen, der jedem Abenteuer nachjagte. „Okay, okay. Beruhig dich. Ich verrate es ja keinem. Aber… Wenn ich Zeit habe, dann musst du mir deine neuen Finten verraten. Denn weißt du, ich habe sehr viel trainiert. Um eines Tages, DICH, der du die absolute Nummer 1 an der Akademie warst, eines Tages zu schlagen. Darüber hinaus wurde mein Vater als Gouverneur von Mexiko eingesetzt. Das heißt, sein Leben hängt am seidenen Faden. Ich muss meinen Vater ja schließlich beschützen, nicht wahr? So wie du den deinen beschützt.“ Lasalle war reichlich verwirrt und sah zwischen den beiden Männern hin und her. Aus Lolitas Erzählungen in all ihren Briefen wusste sie nur, dass Diego überhaupt nicht mit dem Degen umgehen konnte… Das verwirrte sie nun wirklich. „Oh, so ist das. Wusste ich ja noch gar nicht“, entgegnete Diego. „Da hat es dein Vater aber wirklich weit gebracht. Gouverneur…“ „Ja, das ist ein bisschen mehr als Alcalde, so wie es dein Vater früher war.“ Es klang ein bisschen so, als wenn er ziemlich stolz darauf wäre, der Sohn des Gouverneurs von Mexiko zu sein, das konnte er wohl auch. „Mein Vater ist alt, er sollte nicht mehr eine so schwere Position besetzen, Juan“, meinte Diego und seufzte dann. „Vergiss nicht, was du versprochen hast.“ „Du hast mein Ehrenwort.“ Daraufhin verabschiedete sich sein Cousin und man merkte ganz eindeutig, dass Diego einen Moment lang seinen eigenen Gedanken nachging und wohl auch ein bisschen traurig war, dass ihr Zusammentreffen so kurz gewesen war. „So ein Wichtigtuer“, sagte er dann wenig später, drehte sich herum und zog die Aufmerksamkeit der beiden Damen auf sich. Lasalle besah ihn kritisch. „Das musst du mir jetzt aber erklären. Lolita schrieb mir jedes Mal, wie ungeschickt du mit dem Degen bist, aber er… was bedeutet das?“ Lolita legte ihre Hände auf Lasalles Schultern und bewies wie gut sie doch im Lügen war. „Er hat es doch bereits gesagt“, sie lehnte sich leicht an ihr Ohr und flüsterte den Rest ihr nur zu, „er tut nur so als ob, damit er seine Ruhe hat, sonst würden sie sich pausenlos mit ihm duellieren. Da würde er ja zu gar nichts mehr kommen und könnte auch nicht mehr so viel Zeit mit mir verbringen.“ Ziemlich raffiniert…Da konnte er ja glatt noch etwas lernen… Wenig später stürmte ein total außer Atem gebrachter Gonzales zum Tor herein und meldete Jekyll, dass sie überfallen worden seien, sie aber keinen Befehlshaber hatten, da der Kommandant zu einem der Außenposten geritten war, sie jedoch nicht genug Zeit hatten, um diesen zurückzuholen und weitere Befehle abzuwarten. Es sei dringlich und ihm fiele keiner ein, der besser geeignet wäre, sie anzuführen, als er. Es kam natürlich dem Captain mehr als gelegen, um diese FEIER verlassen zu können. Er war kein Adeliger und verstand auch nicht die Art und Weise, wie sie ihre Feste feierten. Von den ganzen verlogenen Menschen ganz zu schweigen, da bot er sich natürlich sofort an… Sie machten sich sofort auf den Weg. Gabriel hatte diesen Moment still und heimlich abgewartet und war jetzt auf der Suche nach Diego und Lolita. Jetzt konnte ihm zumindest niemand mehr ins Handwerk pfuschen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)