Senbonzakura's Song von yezz ================================================================================ Kapitel 36: Politics and Peaches -------------------------------- Renji folgte Byakuya durch ein Meer an gebeugten Köpfen. Wie ein richtiger Adjutant ging er einen halben Schritt und zu seiner linken Seite hinter ihm, während sie aus den Baracken der Personenschützer hinaus in den Flur traten. Bevor er etwas sagte, wartete er ab, um Byakuyas Stimmung einschätzen zu können. Byakuya blieb still, bis sie zu dem Studierzimmer kamen. Er führte Renji hinein und schob die Tür hinter ihnen zu. Das war einer der Räume, die Renji nur einmal betreten hatte. Da war ein niedriger, aber großer Tisch in der nahegelegenen Ecke des Raums, offensichtlich deswegen so platziert, damit man den besten Blick durch die Shoji-Schirme auf den Garten hatte. Da waren einige Kalligraphien an der Wand, so wunderschön stilisiert, dass Renji nicht sicher war, wie er sie lesen sollte. Byakuya runzelte die Stirn. Er stand an der Tür und seine Hand ruhte immer noch auf der Tür. „Ich finde es schwer zu glauben, dass falls Shunsui Kyōraku jemandes Zunge wollte, er sie nicht bereits hätte.“ Renji nickte. „Ich weiß, ja?“ Doch da Byakuya sich nicht niederließ, tat es Renji ebenfalls nicht. Stattdessen ruhte er die Schulter gegen die Wand und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Die ganze Sache ist unglaublich seltsam. Ich kann nicht glauben, dass er besoffen genug war, um mir sein Vorhaben zu verraten – falls es wirklich das war, hinter dem er her war. Aber scheiße, ich kann mir keinen besseren Grund vorstellen, warum er vor unseren Toren so rumbellte.“ Byakuya wandte sich um und beobachtete Renji. Er starrte so lange, dass Renji sich aufrechter hinstellen musste. „Was?“, fragte Renji, fühlte sich unbehaglich unter der plötzlichen und intensiven Aufmerksamkeit. „Lieber Himmel, du bist so erfrischend“, sagte Byakuya. „Ich glaube nicht, dass ich dein ganzes… Gebaren so stark vermissen sollte, wenn ich nur für ein paar Stunden von dir getrennt war.“ Renji zog sich am Ohr. Was zum Teufel war überhaupt Gebaren? „War das ein Kompliment?“ Byakuya ließ ein kleines Lachen hinaus. „Sehr sogar.“ Er suchte im Raum herum, bis er die Klingel für die Diener gefunden hatte und sie läutete. „Ich werde Tee bestellen und wir können richtig reden. Da sind Kissen im Schrank. Könntest du sie rausholen, ja? Wir können zusammen hinter dem Schreibtisch sitzen. Das ist ein netter Ort. Hier schaue ich mir für gewöhnlich die Schriften meines Vaters an.“ Renji sah den Platz, zu dem Byakuya deutete. Es war geschützt von Bücherregalen und wäre gemütlich mit den Kissen. In einer Minute war der Tee geordert und sie hatten einen netten Platz, an dem sie sich gegenüber niederließen. „Also…“, wagte es Renji, als er ein Kissen aufschüttelte, „du bist nicht in Eile, zu deinem Freund zurückzukehren?“ Byakuya blickte scharf auf und seine einzige Antwort war: „Nein.“ O-k. Was bedeutete das? Hatten sie keine gute Zeit miteinander gehabt? Renji hatte Tausend andere Frage, die er stellen wurde. Wie zum Beispiel, warum Byakuya immer noch den Kenseikan trug, besonders wenn er informelle Kleidung trug? Außerdem, wenn er doch so eine beschissene Zeit mit seinem Ex gehabt hatte, wie kam es, dass Eishirō so verdammt entschlossen gewesen war, Renji zurückzuhalten? Doch Byakuya schien sich gerade auf die Angelegenheit fokussieren zu wollen, also atmete Renji durch und sagte: „Ich sollte dir sagen, dass der Kommandant auf unsere Kosten im Gasthaus auf der anderen Straßenseite schläft. Es sei denn, er steht mitten in der Nacht auf.“ „Du hast Kyōraku eines unserer Betten gegeben?“ Renji zuckte mit den Achseln. „Schien für mich eine anständige Sache zu sein.“ „Hat er nicht versucht, einen meiner Diener zu verstümmeln?“ „Nun… eigentlich hat er nur gesagt, dass er es tun würde“, bemerkte Renji, kratzte sich den Nacken und machte keine ‚Keine Ahnung‘-Geste mit der anderen Hand. „Er hat tatsächlich nichts gemacht, außer meine Freizeit zu stören.“ „Wenn er nichts getan hat, wie kannst du dir so sicher sein, dass er hinter Daisukes Zunge her war?“, Byakuya saß sehr formal da, im Seiza, seine Hände flach gegen seine Oberschenkel. „Wie ich sagte, er hat es mir gestanden, ja? Als ich ihm zu dem Gasthaus gebracht hatte, hat er mir einige Dinge gesagt, die er nicht sagen wollte. Glaube ich.“ Renjis Beine waren über Kreuz und seine Hände überall, betonten jedes Wort mit einer Geste. Als er es selbst bemerkte, steckte er seine Hände in seine Ärmel und verschränkte die Arme wieder vor der Brust. „Es war super seltsam, Kommandant. Ich habe Kommandant Kyōraku niemals derart betrunken gesehen. Also sturzbesoffen. Ich hätte nicht gedacht, dass es für so einen Typen möglich war, sich so abzuschießen.“ Byakuyas Stimme wurde neugierig. „Was hat er sonst noch gesagt?“ „Ah, lass mich nachdenken.“ Renji atmete aus und versuchte, seine Gedanken zu sortieren. „Also er hat etwas über Kommandant Ukitake gesagt. Ich denke, ich muss ihn genauso böse angeschaut haben, denn er sagte, ich soll ihn nicht anschauen, wie Jūshirō und dann sagte er etwas Kryptisches darüber, das notwendige Übel zu sein.“ Renji hielt inne und versuchte sich zu erinnern, ob das so richtig war. „Denke ich.“ Sag ihm, was wir vermuten, zischte Zabimaru. Der Paviankönig beendete den Satz, über die Zungen. „Oh ja und Zabimaru vermutet, dass eine aufgeschlitzte Kehle eine… ähm, endgültigere Lösung für ein Spion-Problem ist. Er vermutet, dass eine herausgeschnittene Zunge mehr ein Signal für andere Spione ist, damit sie ihren Mund halten, verstehst du? Also glaubst du, dass das bedeutet, wir haben noch andere Spione, neben Daisuke, von Kyōraku in unseren Rängen? Ich meine, nicht dass die Achte so etwas tut, aber… nun ja, Daisuke gehörte zu ihm, also-“, Renji ließ seine Worte verhallen, denn zu versuchen zu überlegen, was Kyōrakus Division tat, ließ immer seinen Kopf schmerzen. Byakuyas Augen glitten kurz zu Renjis Waffe an seiner Hüfte. Er sagte für einige Momente nichts, seine Augen nach unten gerichtet und nachdenklich… oder wütend. Offen gestanden war es unmöglich zu sagen, was gerade in Byakuyas Kopf vorging. Als sich die Stille weiter erstreckte, dachte Renji zu Zabimaru: Vielleicht hätte ich nichts sagen sollen. Ich glaube nicht, dass er dich immer gut leiden kann. Der Schlangenschwanz lachte zischend. Der Paviankönig gluckste. Sein Problem. Wohl wahr, stimmte Renji zu. „Andere Spione der 8. Division in unseren Rängen“, sagte Byakuya endlich, seine Stimme absolut beherrscht. „Ich kann das nicht auf die leichte Schulter nehmen.“ „Da geht es mir genauso, Kommandant“, stimmte Renji zu, froh, dass der Zorn, den er gedacht hatte zu spüren, auf Kyōraku gerichtet war, nicht auf Zabimaru. „Was werden wir tun?“ Byakuya atmete kurz durch. „Ich weiß es nicht. Das Problem ist, dass es so schwierig ist zu wissen, Kyōrakus wahre Absichten herauszufinden. So etwas ist sehr selten, wie es scheint. Es kann genauso gut sein, dass seine ganze augenscheinliche Trunkenheit eine Ablenkung ist – um uns Paranoid wegen unserer eigenen Offiziere zu machen. Doch mit welchem Hintergrund? Und dann noch einmal, wenn er wirklich so außer Kontrolle war, wie du sagtest, dann ist es vielleicht nicht mehr als ein Fehler, der durch ein belastetes Gewissen kam.“ Das Klopfen an der Tür kündigte die Ankunft des Tees an. Aio stellte das Tablett zwischen ihnen ab. Als Renji sie anblickte, warf sie ihm ein unauffälliges Lächeln zu, als sei sie erfreut ihn mit dem Kommandanten zu sehen, statt Byakuya mit jemanden anderen. Huh. Renji entschloss sich daran zu denken, die Diener zu fragen, was sie von Byakuyas Ex hielten. Als Renji den Deckel vom Tablett hob, verschluckte er sich beinahe. Die Köchin hatte einen Castella, einen Schwammkuchen, gemacht. Normalerweise war er rechteckig, aber jemand hatte ihn in der Form eines Pfirsichs gemacht. Die Marzipan-Glasur war so perfekt aufgetragen, dass es für Renji aussah wie ein kleiner pinker, praller und saftiger Arsch. „Uh…“, machte Renji und fragte sich, ob er es wagen sollte zu fragen, ob es für seinen Ex hergerichtet worden war. „Oh je“, sagte Byakuya mit offensichtlich der gleichen Reaktion. „Vielleicht ist es eine gute Sache, dass Isoroku und ich uns keinen Nachtisch haben bringen lassen.“ „Miki muss ihn wohl mehr mögen als mich“, sagte Renji trocken. „Ich hab noch nie Arschkuchen von ihr bekommen.“ „Renji!“, mahnte Byakuya, doch er klang nicht ernst. Tatsächlich schien es, als würde er mit einem Lachen kämpfen. „Was sollen wir nun damit anstellen? Sollen wir ihm den Arsch aufreißen?“, fragte Renji. Byakuya hatte tatsächlich eine Hand vor sein Gesicht gehoben, weil er sein Lächeln nicht mehr zurückhalten konnte. Renjis Hände zuckten mit dem Drang, den Arm hinunterzudrücken, damit er sein Lächeln sehen konnte, doch zumindest funkelten Byakuyas Augen schelmisch und strahlend. Endlich schien er sich genug unter Kontrolle zu haben, um zu sagen: „Du machst das. Wir können es nicht verkommen lassen. Ich bin mir sicher, es ist…“, er kämpfte noch einmal mit sich selbst, bevor er herauspresste, „… schmackhaft.“ „Ha!“, lachte Renji. Er nahm das Messer und fuhr sanft und langsam die Linie zwischen den runden Hälften nach. Er drehte es ein wenig an dem Punkt, wo man sich das Loch hätte vorstellen können… „Oh, Renji. Hör auf“, zischte Byakuya. Er schien kurz davor, in Gelächter auszubrechen, also ließ Renji Gnade walten und schnitt den Kuchen durch. In der Mitte durchgeschnitten und mit dem geknackten Marzipanpanzer sah es nicht mehr zweideutig aus. Er gab Byakuya die Hälfte und grinste: "Ich glaube, das hat irgendwie unsere ganze berufliche Atmosphäre zerstört, huh?" "Komplett", sagte Byakuya ernst, doch um seinem Mund zuckten immer noch die Überreste seines Lachens. Er stellte den Teller zur Seite. Geschickt griff er nach oben und öffnete die Haken des Kenseikan, behutsam zog er die Teile aus seinem Haar. Seine Schultern sanken ein Stück, als er vorsichtig die Teile auf den Boden legte. Als Byakuya seine Haare ausschüttelte, hielt Renji den Atem an. Zu beobachten, wie Byakuyas nachtschwarze Haare um sein Gesicht fielen, machte komische, stockende Dinge mit Renjis Herzen. Unvergleichlich. "Ich bin froh, dass du nach Hause gekommen bist, Renji", sagte Byakuya. Er nahm eine Gabel, die die Köchin auf dem Tablett für sie bereit gelegt hatte und trennte ein kleines Stück Kuchen für sich ab. "Es wurde langsam spät und ich habe nicht gedacht, dass ich nach dir rufen könnte." "Ich hatte gehofft, dass du das tun würdest", sagte Renji und probierte den Kuchen. Gut, aber nicht so unglaublich wie die Aufmachung gewesen war. "Aber ich bin irgendwie überrascht zu hören, was du da sagst. Ich hätte nicht gedacht, dass mich Eishirō reinlässt. Ich habe angefangen zu glauben, dass du ihm gesagt hast, mich fernzuhalten.“ „Oh, das habe ich.“ Renji musste aufschauen, um Byakuyas Reaktion abschätzen zu können. Er ereiferte sich, da er nicht mit einer direkten Bestätigung rechnete. „Ich hatte befürchtet, dass du vielleicht mit irgendeiner Ausrede kommst und dich selbst einlädst. Eishirō war viel zu begierig, zu helfen. Er mag Isoroku.“ Renji blickte seinen Kuchen finster an. „Ich dachte, Eishirō und ich kommen miteinander klar. Was hat dieser Freund von dir, was ich nicht habe?“ „Einen Titel, wenn auch gering. Land. Große, enorme Mengen an Land“, sagte Byakuya. Er nahm die Teekanne auf und schenkte Renji ein. „Und keine Bedingungen. Er hat eine Frau und ein Kind ist unterwegs. Wenn ich es wieder mit ihm aufnehmen würde, wären wir zwanglose, sporadische Liebhaber.“ „Ich hasse ihn jetzt schon“, grummelte Renji. In diesem Moment, wie auf ein Zeichen, klopfte es leise an der Tür des Studierzimmers. Eishirō verkündete. „Lord Isoroku wird sich zur Ruhe begeben, mein Herr. Er möchte euch eine gute Nacht wünschen.“ „Ich vermute, dass er direkt auf der anderen Seite der Tür ist“, wisperte Byakuya zu Renji. „Er konnte es ab dem Moment, in dem ich von dir erzählt habe, nicht mehr erwarten dich kennenzulernen.“ Er stand auf und deutete Renji, sich ebenfalls zu erheben. Mit lauterer Stimme sagte er: „In Ordnung, schick ihn herein.“ Renji drehte sich erwartungsvoll zur Tür. Der Mann, der durch die Tür trat, war nichts von dem, was Renji erwartet hatte. Er war groß, nicht so groß wie Renji, doch fast und kräftig gebaut. Seine Haut war von einem tiefen Braun, wie Yoruichis und genauso wie sie hatte er ein kräftiges, auffallendes Gesicht. Doch das auffallenste an ihm waren seine glatten, langen, hellpinken Haare, die er offen um seine Schultern trug. Der Yukata, den er trug, war von einem tiefen Smaragdgrün mit einem helleren, grünen Bambusmuster, welches sich von dem Saum wie ein kleiner Wald nach oben erstreckte. Seine pinken Augenbrauen erhoben sich, als er Renji sah und eine Mischung aus Faszination und Schock waren klar auf seinem Gesicht zu sehen. „Oh! Du musst Renji sein.“ „Vizekommandant Abarai“, korrigierte Byakuya angespannt. Dann sagte er: „Darf ich vorstellen, Lord Isoroku Takenaka.“ Oh, kein Kuchiki? Doch sie konnten immer noch verwandt sein, daher hatte Renji keine Ahnung, wie tief er sich verbeugen musste. Er schätzte einfach und hielt seine Pose für einen respektvollen Moment, nur um sicher zu gehen, bevor er sich wieder aufrichtete. Er wäre auf seine Knie gegangen, doch da Byakuya seinen Rang verwendet hatte, vermutete er, dass er es nicht tun sollte. Der stämmige, pinkhaarige Lord klatschte die Hände zusammen und trillerte mädchenhaft: „Oh, Vizekommandant! Du bist so viel mehr als ich mir jemals vorgestellt hätte.“ Renji entschied sich, in bester „schlag nicht sofort jemanden die Nase ein“-Manier, den Gedanken, dass dieser Kerl sich überhaupt irgendetwas an ihm vorstellte, erst einmal von sich abperlen zu lassen. „Es ist mir ebenfalls eine Freude, sie kennenzulernen, mein Herr.“ „Oh! Solch eine barsche, derbe Stimme, die du da hast! Wärst du nicht so...“, Isorokus Hände schienen zu versuchen, Renjis Tattoos und Haare in der Luft wegzuschreiben, „... einzigartig, würde ich sagen, dass du das Schauspiel ausprobieren solltest. Du gibst einen ausgezeichneten Bösewicht ab.“ Bösewicht? Renji hatte sich niemals wirklich als Bösewicht vorgestellt, doch es war seltsam schmeichelnd. „Isoroku ist ein Dramatiker“, sagte Byakuya, als wäre das eine Erklärung. Er machte ein paar Schritte, um neben Renji zu stehen. Renji konnte einen Hauch von Byakuyas Reiatsu spüren, wie es sich nach ihm ausstreckte und sich um ihn legte, wie eine Hand auf seinem Arm. „Und ein früherer Schauspieler.“ Isoroku lächelte reizend Byakuya an, bevor er eine Hand ausstreckte und beinahe Renjis Ärmel berührte, sich dann aber doch anders entschied. „So haben wir uns natürlich kennengelernt. Byakuya war ein ziemlicher Bewunderer von mir. Er umgarnte mich mit verschwenderischen Geschenken, bis ich ihm nicht länger widerstehen konnte. Wirklich sehr romantisch.“ Romantisch? Klang mehr danach, als hätte Byakuya dafür bezahlt. Byakuya musste den gleichen Eindruck gehabt haben, denn er schnalzte mit der Zunge. „Du lässt mich furchtbar und verzweifelt klingen.“ „Glaubst du nicht, dass du das zuerst nicht auch ein bisschen warst?“, neckte Isoroku. „Nein“, sagte Byakuya mit seiner typischen, finalen und scharfen Art. Renji musste gegen ein Grinsen ankämpfen. Isoroku kicherte. Es war ein seltsames Getue für so einen großen Kerl, dachte Renji. Doch wenn man ihn genauer anschaute, vermutete Renji, dass Byakuya eine Art Beuteschema hatte. Er mochte offensichtlich die stark Aussehenden. Wenn man die pinken Haare abzog, konnte sich Renji diesen Isoroku-Typen vorstellen, wie er die heroische Rolle spielte – er hatte eine klare, starke Statur. Sein Kiefer war quadratisch und seine Wangen hoch und scharf. Wenn er mit dieser gespielten affektierten, Froufrou-Scheiß aufhören würde und sich einmal umstylen ließe, könnte er den knallharten Typen abziehen… vielleicht. Als er sich zu Renji wandte, fragte Isoroku: „Wie habt ihr euch beide kennengelernt?“ Renji blickte zu Byakuya, denn er war schon fast verleitet zu sagen ‚Er war betrunken und hat mir in seinem Büro befohlen, mich auszuziehen‘, doch stattdessen sagte er: „Ich arbeite für Kommandant Kuchiki.“ „Ja, ja“, sagte Isoroku wegwerfend. „Aber da muss es doch einen Moment gegeben haben, als sich eure Augen getroffen haben und das Herz schneller geschlagen hat und all das, nein?“ „Oh, ja. Ich erinnere mich an den Moment“, sagte Renji. „Ich meine, unsere Augen haben sich nicht wirklich getroffen, denn er hatte mich so umgehauen, dass ich ihn nicht anschauen konnte. Es war in der Akademie und er hat mir die Luft gestohlen – wortwörtlich, ich konnte kaum atmen. Ich habe vorher niemanden wie ihn getroffen. Ich habe sofort beschlossen, dass ich ihm folgen werde.“ Isoroku legte eine Hand über sein Herz. „Das ist wundervoll! Oh, du hast sehr viel Glück, Byakuya. Hast du das Gleiche gefühlt?“ „Nicht in dem gleichen Moment, nein. Ich habe einige Zeit benötigt, um Renji angemessen zu bemerken“, gab Byakuya zu. „Für mich war es das, als ich ihn kämpfen gesehen habe. Ich war gekommen, um ihn zu beobachten, um zu sehen, ob er ein geeigneter Vizekommandant wäre und ich war… beeindruckt.“ Isoroku wartete für einen Moment auf mehr und ließ dann einen traurigen Seufzer hinaus. „Du bist der schlechteste Geschichtenerzähler überhaupt, Byakuya. Wo sind die Emotionen? Wo ist das Feuer? Großer Gott, es klingt nach einem Einstellungsgespräch.“ Byakuya runzelte verwirrt die Stirn. „Das war es auch.“ „Und das ist in welcher Weise sexy?“, fragte Isoroku. „Hör dir selbst einmal zu, Byakuya! Er hier hat ein Feuer in seinem Herzen, seit dem Moment, als er dich erblickt hat und du… du warst beeindruckt. Ich weiß noch nicht einmal, weswegen!“ Byakuya schien ein wenig verwundert und blickte zu Renji hinüber. Ihre Augen trafen sich und Renji war überrascht zu sehen, dass Byakuyas Wangen sich ein wenig rot färbten, als er murmelte: „Das ist privat.“ „Privat? Oh, du hast dich nicht verändert“, sagte Isoroku mit einem traurigen Kopfschütteln. „Ich bemitleide dich, Vizekommandant. Ihn zum Lächeln zu bringen kann schon eine Plagerei sein, nicht wahr?“ „Oh ja“, stimmte Renji ehrlich zu. „Doch es scheint, als habe er eine Schwäche für Pfirsiche. Hat sich herausgestellt, dass sie ihn knacken.“ „Renji“, ermahnte ihn Byakuya schwach. Isoroku hob eine Augenbraue. „Rustikaler Humor! Das befürworte ich! Ich hätte selbst daran denken sollen, bei Herrn Kabuki-Fan da drüben. Doch ehrlich gesagt, ich vermute, dass wenn ich es versucht hätte, nur einen Klaps deswegen bekommen hätte. Du scheinst ihn zu mäßigen“, er nickte Renji mit Respekt zu. „Seid ihr schon lange zusammen?“ Renji riskierte einen weiteren Blick zu Byakuya. Sie hatten die ganze Zeit gesprochen und Byakuya hatte Isoroku noch nicht einmal die grundlegenden Dinge erzählt? „Ähm, nun ja, ich denke, das kommt drauf an, von wann man zählt“, sagte Renji. „Ich habe ihm beim Hanami gesagt, dass ich ihn liebe… also, das war letzten Frühling?“ Byakuya starrte auf einen Punkt auf dem Boden, fügte aber hinzu: „Ja und ich habe meinen Schritt, ungeschickt wie er auch war, ein paar Wochen zuvor gemacht.“ „Oh, wie entzückend!“, Isoroku klatschte wieder in die Hände. „Du warst ungeschickt, Byakuya! Das ist sehr aussagekräftig. Normalerweise bist du sehr gefasst und…“, er gestikulierte mit einer Hand zu Byakuyas aktueller Pose, „… formal.“ Es war einfach zu erkennen, warum die beiden Schluss gemacht hatten. Auch wenn es offensichtlich war, dass Isoroku Byakuya nur aus Zuneigung neckte, war Renji irgendwie schon fasziniert, dass sie es mehr als ein paar Stunden zusammen ausgehalten hatten. Isoroku musste gut im Bett sein. Oder vielleicht hatte Byakuya ihn geknebelt. Das war ein unangenehmer Gedanke. Nun kam ihm das Bild von einem komplett gefesselten und geknebelten Isoroku unangenehm erfreulich in den Sinn. „Du wolltest ins Bett gehen“, fragte Byakuya. „Ich sollte dich nicht aufhalten.“ „Ha! Nein, das hast du sicher nicht!“ Isoroku explodierte vor Lachen. „Also gut, bei dieser offensichtlichen Bemerkung, wünsche ich euch eine gute Nacht. Es war erfreulich, dich kennenzulernen, Vizekommandant Abarai. Seid brav, ihr beide!“ Dann winkte er zum Abschied und verließ von selbst den Raum. Byakuya schien zutiefst erleichtert zu sein, als die Tür sich zuschob. „Er bereitet mir Kopfschmerzen.“ „Darauf wette ich“, gluckste Renji. Füge ‚eigensinnig‘ zu Byakuyas Beuteschema hinzu. „Doch er ist unterhaltsam, huh?“ „Sehr“, stimmte Byakuya zu und setzte sich wieder vor seinen Tee. „Obwohl er es anders gesagt hat, er konnte mich immer zum Lachen bringen.“ Tatsächlich spürte Renji da schmerzhaft seine Eifersucht. Hatte Isoroku Byakuya gesehen, wie er breit grinste oder sogar ein unkontrolliertes, herzhaftes Lachen gehört? Wie wundervoll muss dieser Anblick gewesen sein? Die Diener hatten ihm anvertraut, dass Byakuya viel öfter gelacht hatte, bevor Hisana gestorben war. Renji wünschte sich irgendwie, dass er den Byakuya aus dieser Zeit hätte kennenlernen dürfen. Den Byakuya, der laut losgelacht hatte. „Du hast dein Denker-Gesicht aufgesetzt. Sollte ich mir Sorgen machen?“, fragte Byakuya und goss sich dabei ein bisschen heißen Tee in seine halb leere Tasse, um den Inhalt etwas aufzuwärmen. „Ich denke, er ist überhaupt nicht so, wie ich ihn erwartet hatte“, sagte Renji und setzte sich hin. „Und was hattest du erwartet?“ Renji blickte auf, nicht sicher, was er sagen sollte. Er schob den Kuchen auf seinem Teller umher, bevor er einen Bissen nahm. Dann zuckte er mit den Achseln und sagte: „Ich glaube, ich habe gedacht, dass du jemanden willst, der gute Manieren hat und der… unterwürfiger ist.“ „Wann habe ich jemals solche Dinge gewünscht?“, fragte Byakuya. „Wenn ich das wollte, würde ich mit meinem Hausverwalter gehen.“ Renji kaute auf etwas von dem Marzipan umher. „Also ist Lord- “, Renji fischte in seinem Hirn nach Isorokus Nachnamen, „Takenaka kein super-bottom, kein Über-Ukemi?“ Byakuya schnaubte ein wenig in seinen Tee. „Oh, das ist er. Zu einhundert Prozent – und sogar mehr, wenn das möglich wäre. Tatsächlich war das meine größte Enttäuschung. Da ist kein Kampfgeist in ihm. Nicht wie die Charaktere, die er auf der Bühne spielte. Nein, Isoroku empfängt… großzügig und ohne Widerstand in irgendeiner Hinsicht.“ Oh, ja. Renji konnte verstehen, wie das Byakuya wohl runtergezogen hatte. Doch es war trotzdem ein interessanter Gedanke, über den Renji mehr hören wollte. „Du meinst, all die Zeit in der ich so hart daran gearbeitet habe, still zu halten, wolltest du eigentlich, dass ich um mich haue?“ Byakuya biss steif von seinem Kuchen ab, seine Wangen färbten sich leicht. Er setzte die Gabel ab und blickte Renji sehr ernst an. „Was für eine Herausforderung ist es, jemanden zu bändigen, der zahm und fügsam ist? Je größer der Kampf, desto fundierter ist das Gefühl des Sieges.“ „Kein Wunder, dass Kenpachi heiß auf dich ist“, sagte Renji mit einem breiten Grinsen. „Ihr seid gleich.“ „Sind wir nicht“, sagte Byakuya fest. Die Gabel, die er wieder aufgenommen hatte, klapperte resolut auf dem Teller. „Das auch“, neckte Renji. „Bei diesem Thema seid ihr es aber schon. Du kannst über Kämpfen oder Ficken sprechen, es klingt genau gleich.“ Byakuya starrte Renji für einen langen Moment an. „Der Kenpachi ist nicht ‚heiß‘ auf mich. Das ist widerlich.“ Doch Renji dachte, dass Byakuya die Idee vielleicht ein wenig faszinierte. Wenn sie einen Dreier wollten, der sie umbrachte… Nein, Renji schüttelte seinen Kopf. Das war Selbstmord. Außerdem… Zwischen die beiden zu geraten? Er wäre Mus. Doch wenn man von Drei sprach… „Er ist nicht schlecht, weißt du, dein Ex“, bot Renji an und aß den letzten Bissen seiner Kuchenhälfte. „Ich könnte mit ihm. Ich meine, besonders wenn er so ist, wie du sagtest. Du könntest mich toppen und ich ihn. Könnte funktionieren.“ „Ist das so?“ „Ja, sicher. Warum nicht?“, sagte Renji. „Also, wenn das ok ist, dass ich das tue – ihn toppen, meine ich. Mit ihm als Adligen und so.“ Byakuya sah bei der Frage überrascht aus. „Ich vermute, ich sollte ihn fragen, um das sicherzustellen, aber ich kann mir kaum ein Szenario vorstellen, in dem Isoroku den Spieß umdreht und einen großen, massigen Wüstling schändet. Wenn du sein sittsames Geturtel durchstehen kannst, vermute ich, dass er dir zu Füßen liegen wird.“ Renji gluckste. Er nahm seine Teeschale auf und schwenkte den Inhalt, beobachtete, wie die Teeblätter tanzten. Es schien zu spät für Tee zu sein, trotzdem nahm er einen Schluck. Byakuya aß seinen Kuchen auf. Er nahm seine Schale auf und hielt sie nah an sein Gesicht, als wollte er sich wärmen. „Ich bin überrascht, dass du so gewillt bist. Hat Isoroku dich so positiv beeindruckt?“ Mit Mühe unterdrückte Renji ein Gähnen. Der Typ war in Ordnung; nicht wirklich Renjis Typ, aber sah gut genug aus. Es wäre keine Mühsal, so lange die Dinge abliefen, wie besprochen. Könnte sogar spaßig werden. Es war lange her, dass jemand gegen Renjis Schulter geseufzt hatte oder unter ihm ‚geturtelt‘ hatte. „Turteln kann nett sein.“ „Ah, ich verstehe“, Byakuya lächelte hinter seiner Teeschale. Sein Mund zuckte für ein paar Momente, bevor er sagte: „Doch ich kann mich daran erinnern, dass du Schwierigkeiten damit hattest, Befehle zu geben, als du dich Chance dazu hattest.“ „Hey, das war nur, weil du es warst.“ Renji deutete auf seine Brust. „Ich muss dich wissen lassen, dass ich gewöhnlich so ziemlich der Befehlshaber war. Das habe ich vor dir nur gemacht.“ „Ja“, sagte Byakuya liebevoll. „Ich erinnere mich.“ Renji begann, sich über das Teetablett zu lehnen und Byakuya einen Kuss zu geben, doch er hielt inne. Er wollte nichts anfangen, was er nicht beenden konnte. Sie waren immer noch im Studierzimmer. Selbst wenn Byakuya endlich seinen Kenseikan abgenommen hatte, es war nicht klar, ob Renji bleiben durfte oder gehen sollte. Er hatte sich selbst eingeladen, doch da war das Problem, dass Byakuyas gesamte Familie, vor allem sein Ex, im Anwesen waren. „Uh, ich sollte vermutlich zurückgehen.“ „Oh? Machst du eine zusätzliche Schicht?“ „Nah, ich habe erst morgen Nachmittag wieder Dienst“, sagte Renji. Er stellte seine Teeschale ab, doch er hatte noch nicht all seine Entschlossenheit gesammelt, um aufzustehen. „Warum bleibst du nicht?“, fragte Byakuya. „Mit dem ganzen Ärger mit Kyōraku denke ich, es wäre das Weiseste, wenn wir beide zur Stelle sind, wenn es einen Angriff auf Daisuke geben sollte. Die Personenschützer sind zu schlecht ausgerüstet, um mit einem Shinigami klar zu kommen.“ Es war eine Ausrede. Sie beide wussten, dass wenn Kyōraku irgendetwas erneut versuchen würde, es vorbei wäre, bevor einer der beiden überhaupt reagieren könnte. „Du willst nur Gesellschaft, nicht wahr?“ „Ja“, stimmte Byakuya zu, belohnte Renji mit einem kleinen Lächeln. „Das ebenfalls.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)