Senbonzakura's Song von yezz ================================================================================ Kapitel 23: Spitting Mad ------------------------ Renji wachte davon auf, dass Byakuyas Atem ihn an seinem Ohr kitzelte. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, drehte sich Renji um, sodass er ihm ins Gesicht schauen konnte. Die Sonne war schon aufgegangen, wenn auch erst vor Kurzem. Kraftlose, frühe Sonnenstrahlen tauchten das Reispapier in eine matte, cremige Farbe. Da die Tür zum Balkon geschlossen war, fühlte sich der Raum warm und gemütlich an, besonders da sie immer noch ineinander gewunden im zerwühlten Bett lagen. Renji liebte die Weise, wie der Raum nach Sex und Männern roch und den unvergesslichen, würzig-blumigen Duft, den Byakuya immer mitbrachte. Byakuya atmete zufrieden. Für Renji war die tiefe seines Schlafes offensichtlich, denn er hatte den Arm fest um ihn geschlungen und die Hand fest in sein Kreuz gelegt. Seine Beine waren mit Byakuyas verschlungen. Normalerweise würde er selbst im Schlaf Abstand zwischen sie bringen, etwas davon murmeln, dass er zu heiß, verschwitzt und nah wäre. Stattdessen lag er fest schlafend da, wie ein Baby. Genau wie bei einem Jungen, hing Byakuyas Mund ein klein wenig auf, seine Unterlippe ragte ein wenig hervor, als würde er etwas schmollen. Seine Haare waren ihm über die Nase und über sein Auge gefallen. Er sah verführerisch zerzaust aus, total... hinreißend, selbst jetzt, so komplett friedlich. Byakuyas Gesicht war immer eine fest kontrollierte, ausdruckslose Maske. Doch das war es, nicht wahr? Fest kontrolliert. Im Schlaf wurde es weicher, entspannter. Renji war sich nicht sicher, ob er in seinem Ganzen Leben jemals etwas Schöneres gesehen hatte. Ein kleiner, perfekter Moment, so aneinander gekuschelt und schläfrig. Das ließ sich Renji fragen, was kommen und den Moment ruinieren würde. Tante Masama vermutlich... Oder ihre eigenen idiotischen Anwandlungen... Denn ernsthaft, was Tante Masama für sie nicht kaputt machte, das würden sie wahrscheinlich selbst erledigen. Scheinbar wurde Byakuya sich den dunkler werdenden Gedanken von Renji bewusst, denn er ließ ein kleines, glückliches, schnaufendes Seufzen heraus. Renji hatte bemerkt, dass er abwesend Byakuyas seidene Haare gestreichelt hatte. Ein kleines Lächeln kräuselte sich auf Byakuyas Lippen und er seufzte: „Renji.“ Byakuya kuschelte sich tiefer in Renjis Körper und seufzte erneut leise. Er schien wieder in einen tieferen Schlaf zu gleiten, als sei er glücklich zu wissen, dass Renji hier an seiner Seite war. „Und dann läuft es manchmal gut zwischen uns, nicht wahr, Babe?“, fragte Renji leise, lehnte sich vor, um Byakuya einen Kuss auf die Stirn zu drücken. „Mmm, es würde besser laufen, wenn du mich schlafen lässt“, murmelte Byakuya. Er wandte sich aus Renjis Umarmung und rollte sich weg. Renji kuschelte sich an Byakuyas Rücken. „Tut mir leid, Kommandant.“ „Nun bin ich dein Kommandant?“, fragte Byakuya verschlafen. „Vor einem Moment war ich noch dein 'Babe'.“ „Ja... ähm, du solltest das nicht hören.“ Byakuya schnalzte mit der Zunge. „Und warum hast du es dann laut ausgesprochen? Außerdem kann ich nicht sagen, dass ich jemals einen Kosenamen von einem Liebhaber bekommen habe. Ich könnte 'Babe' zustimmen.“ Renji lachte in Byakuyas nackte Schulter hinein. Er hielt inne, um kurz daran zu knabbern und sagte dann: „Ich kann dich schon kaum mit deinem Vornamen ansprechen. Die hälfte der Zeit denke ich, ich müsste ein -sama anhängen.“ „Nein“, Byakuya wurde in Renjis Armen steif. Renji begann, seine Arme sich von seiner Taille wegzuziehen. „Oh, richtig, das war, was Hisana-“ Byakuya überraschte Renji damit, dass er sein Handgelenk griff und die Hand zurück zu seiner Taille dirigierte und sie dann drückte, als wolle er andeuten, dass er ihn noch fester halten sollte. „Das ist es nicht“, sagte Byakuya. „Ich möchte jemandens 'Babe' sein. Es sei denn-“ Byakuya drehte sich schnell um und runzelte sein Gesicht. „Es sei denn, du hast jemanden schon einmal so genannt? Es kam eher leicht heraus. Vielleicht ist ein Name,den du immer verwendest, wenn du mit jemandem zusammen bist?“ „Es ist so etwas wie hinausgeplatzt, richtig?“, gab Renji zu und änderte seine Position so, dass er Byakuya besser ansehen konnte. „Ich denke, das könnte mal passiert sein, aber bei niemandem, der herausstand. Vielleicht Rukia. Aber nicht bei Liebhabern. Du weißt, dass ich nichts Ernstes vor dir hatte. Ich denke nicht, dass ich ein ehrliches, ordentliches Date vor dir hatte. Hauptsächlich war es sowas wie 'hey, wie geht es?' und 'das hat Spaß gemacht, man sieht sich'.“ Byakuyas Augenbrauen zogen sich zusammen. „Das ist der Grund, warum ich darauf beharre, dass du angemessen hofiert wirst.“ „Weil ich eine Schlampe bin?“ „Nein, natürlich nicht.“ Byakuya rieb sich die Augen, klang verärgert. Seine Bewegungen sorgten dafür, dass sein Ellbogen gegen Renjis Brust rieb. Gereitzte Brustwarzen ließen Renji auf die Lippe beißen, damit er nicht merklich zurückzuckte. Als Byakuya den Schlaf aus deinen Augen gerieben hatte, streckte er seine Hand aus, um sich in Renjis Haaren zu verschränken. „Es ist eher, dass-“ „Lass das“, sagte Renji schnell und duckte sich etwas unter Byakuyas Berührung weg. „Meine Haare sind ekelhaft.“ Byakuyas Hand war mitten in der Luft erstarrt und sein Stirnrunzeln wurde tiefer. Sein Mund arbeitete einen Moment, als versuche er, herauszufinden, was er sagen sollte, während sein Blick über Renjis Haare und Gesicht glitten. Schlussendlich sagte er mit einem lustigen kleinen Blinzeln: „Nicht mehr als sonst, Liebling.“ „Heh. Ja, ausgenommen. Nein“, sagte Renji, nicht sicher, wie er das Thema angehen sollte. „Ähm, schau, ich habe da irgendwie Spucke reinbekommen.“ Byakuya blinzelte. Dann rührte sich seine Hand, die in der Luft gehangen hatte und bedeckte unsicher seinen Mund. Gedämpft durch seine Finger sagte er: „Oh, ich verstehe. Ich habe nicht gesabbert, oder?“ Renji lachte. „Du? Nah, Babe. Das ist nicht dein Stil.“ Byakuyas Hand verließ seinen Mund und er sah erleichtert aus. „Ah, gut.“ Er nahm sich einen Moment und arrangierte die Decken zimperlich um sich herum. Ihn zu beobachten ließ Renjis Grinsen breiter werden. Sabbern? Nicht der Typ, der die Bettdecken in dieser Anordnung brauchte. Byakuyas Gesicht durchfuhr ein paar kleine Verzerrungen, als versuche er etwas sehr Wichtiges herauszufinden. Irgendwann gab er auf und sagte: „Ich habe diesen Morgen noch kein Tee gehabt, Renji. Du musst mir weiterhelfen. Wenn ich dich nicht angesabbert habe, wie genau hast du Spucke in dein Haar bekommen?“ „Oh, uh, ja“, Renji verlagerte sein Gewicht auf dem Bett und löste ihre Beine. Er lag nun auf dem Rücken und blickte zur Decke hinauf. Er verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte zu entscheiden, ob es weiter in Tante Masamas Hände spielte, wenn er Byakuya davon erzählte, was passiert war oder ob sie darauf vertraute, dass Renji zu beschämt dafür war... oder es sogar gewöhnt war. Ah, scheiße. Nach letzter Nacht. Es wäre eine süße, sehr süße Rache. Also sagte Renji: „Es war so. Nachdem du und deine Tante gesprochen hattet, kam sie raus auf den Flur und zeigte mir ihre Meinung mit einem sehr undamenhaften Hochgezogenem.“ „Sie hat auf deine Person gespuckt?“ Dann, als wäre der Gedanke noch viel, viel schlimmer, holte Byakuya tief Luft und fügte hinzu: „Sie hat in deine Haare gespuckt?“ „Ich weiß nicht, wohin sie gezielt hat, aber ja, irgendwo in meinen Nacken, aber du weißt ja, mit meinen Haaren offen und so-“ Renji hielt inne, denn da kamen Laute von Byakuya, die er niemals zuvor von ihm gehört hatte. Es klang fast wie eine Totenklage in sehr hoher Stimmlage, auch wenn sehr entfernt. Doch... Vielleicht kam das von Senbonzakura? Achtlos davon, vibrierte das Bett vor Reiatsu. Tatsächlich begann der ganze Raum zu beben. Renji musste feststellen, dass es schwer war, zu atmen. „Ich möchte sie tatsächlich umbringen“, sagte Byakuya einfach. Sein Reiatsu wankte nicht, als er abrupt aufstand. Während Renji weiter darum kämpfte, richtig Luft zu bekommen, fuhr Byakuya fort, seine Stimme vollkommen emotionslos und ruhig. „Ich glaube, es ist unsportlich, Senkai Senbonzakura auf einen untrainierten Zivilisten loszulassen, egal wie befriedigend das wäre.“ Byakuya ging geradewegs zur Kommode und holte einen Yukata heraus. Er war schwarz mit dem Muster von Schneeeulen, die darauf gemalt waren. Renji war zu fokussiert darauf, was Byakuya sagte, um es wirklich zu genießen, ihm beim Anziehen zu beobachten. Jedenfalls schien 'Anziehen' zu beinhalten, dass er die Kleidung sehr ruppig, sehr un-Byakuya-mäßig, an seinen Platz hämmerte. „Ja, sie zu zerfetzen wäre zu schnell, zu nett.“ Zerfetzen? Wie ernst meinte er das? „Uh... du bist aufgebracht, huh?“ „Ziemlich. Ich bin damit fertig, ihre Spielchen zu spielen“, sagte Byakuya. „Du und ich werden jetzt frühstücken und dann werde ich es genießen, sie auf die Straße zu werfen.“ Ok, gut, Byakuya plante, Tee zu trinken, bevor er seine Tante anging – ob wortwörtlich oder im übertragenden Sinne würde von seiner Stimmung abhängen. „Auf die Straße, huh?“, Renji konnte sich nicht helfen und ein Grinsen umspielte seine Mundwinkeln. „Ich würde dafür bezahlen, um das zu sehen.“ „Das wirst du nicht. Ich bestehe darauf, dass du an meiner Seite bist, wenn ich sie konfrontiere.“ Als Eishirō das Tablett mit dem Tee brachte und die Anordnungen für das Frühstück entgegen nahm, bestand Byakuya darauf, dass Renji ein Bad eingelassen wurde. Renji dachte, er hatte eine kleine Regung dabei gesehen, dass Eishirō aus der Routine gerissen wurde. „Wie sie wünschen, mein Herr.“ „Ist es Aufwand?“, fragte sich Renji laut, als Eishirō die Tür zuschob. „Denn es ist früh genug, ich könnte schnell zum Sentō laufen.“ „Ich bin sicher, dass Eishirō nicht glaubt, dass ich grausam bin“, sagte Byakuya so laut, dass er noch auf der anderen Seite der Tür gehört werden konnte, wo noch der Schatten des Hausverwalters kniend zu sehen war. „Während der Festlichkeiten habe ich das Sentō nur für Familienmitglieder öffnen lassen. Mir wäre es keine Schande, dich unter diesen Rängen zu zählen. Allerdings ist es so, dass ich das Gefühl hatte, dass du es bevorzugst, deine Haare schnell auszuwaschen.“ „Uh, ja“, sagte Renji, selbst wenn das Gespräch nicht wirklich ihn betraf, auch wenn es wegen ihm war. Er setzte sich auf die Ecke des Bettes, halb eingehüllt in seinem gemütlichen Kirschblüten-Yukata. Er hatte sich noch nicht darum gekümmert, ihn zu schnüren, daher hing er bis zum Bauchnabel auf. „Schnell Masama-Spucke aus den Haaren zu bekommen, wäre optimal.“ Da war ein kleines Luftholen, als Eishirō davon huschte. Byakuya kniete am niedrigen Frisiertisch. Er zog rabiat einen extravaganten, perlenbesetzten Kamm durch seine Haare, offensichtlich immer noch wütend. Renji konnte schwören, dass er hörte, wie der Kamm durch kleine Knoten riss. Keine Chance, dass er zulassen würde, dass Byakuya seine Haare wegen Renjis Haaren ruinierte. Also stand er vom Bett auf und kniete sich hinter Byakuya. Sanft nahm der den Kamm von ihm und sagte: „Meditiere oder so was, ja? Ich mach das oder du wirst am Ende so kahl wie Ikkaku sein.“ Byakuya übergab den Kamm mit einem kurzen, frustrierten Schnauben. Er nahm die Schale Tee auf, die er vom Tablett mit hinübergebracht hatte und nippte daran, während Renji durch seine Haare kämmte. „Je mehr ich darüber nachdenke, Renji“, begann er. „Desto zorniger werde ich.“ „Du erinnerst dich schon, dass sie auf mich und nicht auf dich gespuckt hat, ja?“ „Das macht sie nur zu einem Feigling. Warum hast du... ihr nicht die Lichter ausgeblasen?“ Renji lachte, während er sich durch einen kleinen Knoten arbeitete. „Ja, das wollte ich, aber Himmel. Was glaubst du, wäre passiert, wenn ich sie vor deiner Familie ins Krankenhaus geschickt hätte. Du hast gesehen, wie sie sich lammfromm und schwach gegeben hat? Es würde nur noch eine bessere Zurschaustellung, wenn sie sich auf eine Krücke stützt. Dann bin ich was? Der tollwütige Köter aus Inuzuri, der adlige alte Damen in Fluren zusammenschlägt.“ „Du hast beachtliche Zurückhaltung gezeigt.“ Byakuya nahm einen weiteren Schluck von seinem Tee. Seine Augen waren nach unten gerichtet. Renji konnte sie jedoch im großen Spiegel vom Frisiertisch sehen. Renji Haare sahen wirklich schlimm aus, doch Byakuya sah wundervoll aus, auch wenn seine Beherrschung von der Zornesröte auf seinen Wangen zerstört wurde. Vielleicht hatte er Renjis Augen auf ihn gespürt, denn Byakuya blickte auf. „Ich kann kaum glauben, dass sie wirklich, leibhaftig auf dich gespuckt hat. Das ist völlig inakzeptabel. Ich sollte keine Illusionen mehr pflegen, dass ihr Herz gewonnen werden kann.“ „Heh, du hast tatsächlich geglaubt, dass sie mich mit der Zeit mögen würde?“ Renji war fast fertig mit Byakuyas Haaren, doch er blieb noch, genoss die Nähe ihrer Körper und das Gefühl von seidenen Strähnen, wie sie durch den Kamm glitten. „Du bist sehr charmant.“ Renji lachte, was Byakuyas die Stirn runzeln ließ. „Das bist du“, beharrte Byakuya, doch er seufzte. „Dennoch glaube ich, es ist für sie nicht möglich, dich in dieser Weise zu schätzen, wie ich es tue. Die Dinge, die ich an dir bewundere – deine Stärke, deine Wildheit, deine animalische Grazie. Das sind genau die Aspekte, die sie furchteinflößend findet.“ Animalische Grazie? Trotzdem spürte Renji, wie er von der Flut an Komplimenten rot wurde. Um es zu überdecken, lehnte er sich nach vorne und küsste das Ohr, das er mit dem Kamm aufgedeckt hatte und murmelte: „Komm schon, hör auf damit. Ich bekomme noch einen großen Kopf.“ Byakuya drehte sich und fing seine Lippen mit seinen eigenen, verwickelte sie in einen kurzen, aber warmen Kuss. Seine Finger fuhren über die kurzen Haare von Renjis Koteletten. Nachdem er sich etwas zurückgezogen hatte, fuhren seine Finger den Rand von Renjis überraschten, offenen Mund nach. „Hmmmm, ja“, schnurrte Byakuya. „Wir wollen ganz sicher nicht, dass irgendein Teil von dir anschwillt. Das wäre eine Tragödie.“ Whoa. Sarkastische Verführung. Unerwartet heiß. Renji lehnte sich gerade vor, in der Hoffnung einen längeren Kuss zu ergattern, als Eishirō verkündete, dass das Bad bereit war. „Ah“, sagte Byakuya, seine Finger verließen niedergeschlagen Renjis Mund. „Vereitelt durch schlechtes Zeitgefühl.“ „Das muss nicht sein“, sagte Renji und tat so, als wolle er an Byakuyas zurückziehenden Fingern knabbern. „Ich könnte einfach... schmutziger ins Bad gehen.“ „Hmph“, machte Byakuya, auch wenn da ein kleines Lächeln auf seinen Lippen war. „Du denkst, dass Bad wäre immer noch heiß, wenn ich mit dir fertig bin?“ Leichte Erregung durchspülte Renjis Körper. Denn freche Verführung? Noch heißer. „Sag nicht solche Dinge, wenn du möchtest, dass ich gehe.“ „Ich bin mir nicht sicher“, Byakuya schien über das Problem einen Moment nachzudenken, während er einen weiteren, sanften Kuss auf Renjis Mund platzierte. Als seine Hand sich hob, um wie von selbst nach einer von Renjis strähnigen Locken griff, runzelte er die Stirn. „Aber deine Haare.“ „Ja“, seufzte Renji, wusste dass die Stimmung zerstört war, wenn er nun ging. Dennoch schien Byakuya nicht genießen zu können, was sie tun könnten, wenn er wusste, was für eine eklige Sache an Renji hing. Renji glitt mit einem Finger unter Byakuyas Kiefer und hob das Kinn leicht an. „Ok, aber ich möchte eine Wiedergutmachung in Form von spontanem herumrollen und küssen.“ Byakuya nickte ernst. Er nahm Renji bei der Hand, beugte seinen Kopf und küsste Renjis Fingerspitzen auf eine Weise, die Schmetterlinge in Renjis Bauch zum Aufsteigen brachten. Dann ließ er Renjis Hand los und blickte mit seinen gewohnt kühlen grauen Augen, die stürmisch funkelten, an. „Gewährt.“ Er stand mit einem Grunzen von tiefer, schmerzvoller und offensichtlicher Reue auf und fügte hinzu: „Hey und vergiss nicht, dass du mir immer noch schuldest, mich besinnungslos zu küssen.“ Byakuyas Gesicht war seine gewohnte Maske der Gleichgültigkeit, doch er schien hinter einem Schluck Tee sein Lächeln zu verstecken, als er bestätigte: „Das habe ich nicht.“ Während er seinen Kopf in den schmalen, tiefen Pool tauchte, grinste Renji zu sich selbst. Byakuya im Beschützermodus war sehr liebevoll und irgendwie auch heiß. Wenn Renji gewusst hätte, dass Byakuya so reagieren würde, hätte er ihm bereits letzte Nacht davon erzählt. Doch dann hätten sie Byakuyas große Kidō-Fantasie verpasst und das wäre echt ein Reinfall. Denn endlich hatte Renji eine Anwendungsweise für Kidō kennengelernt, die ihm gefiel. Tatsächlich fragte er sich, wie es sich anfühlen würde, eines dieser elektrischen Ranken wirklich in sich- Ein höfliches Klopfen und Eishirōs Stimme erklang hinter der geschlossenen Tür. „Ich habe deine gewaschene Uniform gebracht, Vizekommandant.“ Renji stöhnte und zog seine Finger von dort weg, wohin sie gerade gewandert waren. „Ah Mann, Eishirō. Dein Zeitgefühl heute...“ Eishirō schniefte. „Ist so tadellos wie immer, da bin ich mir sicher. Der Herr hat mich mit Shampoo geschickt. Kann ich reinkommen?“ Shampoo? Das Shampoo des Hausherren? „Du meinst, wie Byakuyas Shampoo?“ Renji konnte beinahe das Grinsen hinter der Tür hören. „Genau das Gleiche.“ „Um Gottes Willen, Mann, komm rein!“, rief Renji und zog sich bereits aus der Wanne. „Weißt du eigentlich, wie lange ich darauf warte, meine Hände an das Zeug zu bekommen? Es enttäuschte Renji ein wenig, dass seine Haare sich nicht sofort in seidige, perfekt frisierbare Strähnen verwandelte, doch es roch fantastisch. Tatsächlich war der Geruch so gut, dass er auch irgendwie schon ablenkend war. Alleine den Geruch an sich selbst zu riechen, machte Renji an. Heftig. Renji ging zurück in die Räumlichkeiten des Hausherren, war komplett in Uniform gekleidet. Um seine Finger zwirbelte er ein Haarband. Er hatte die Haare offen, weil er wusste, dass Byakuya sie so bevorzugte. Doch Renji schwörte sich, dass wenn das Shampoo ihm einen Ständer beschehrte, würde er sie zurückbinden müssen. Wer konnte ahnen, dass es ein Nachteil dabei gab, endlich Byakuyas Shampoo zu haben? An der Tür hielt Renji inne. Er konnte Stimmen hören. Byakuya sprach mit jemanden... Renji presste sein Ohr an die Tür, wenn er ein weibliches Lachen hörte. Oh. Er kannte dieses Lachen. Rukia. „Ich komme rein“, kündigte sich Renji an. Wenn sie da war, entschied Renji, dass er besser seine Haare zusammenband. Also öffnete er mit dem Ellbogen die Tür und bündelte seine Haare in den gewohnten, buschigen Pferdeschwanz. Das Haarband hing in seinem Mund. Rukia drehte sich ihm zu. Sie und Byakuya saßen nahe der eingelassenen Feuerstelle um das Tablett mit Tee, welches Eishirō vorher gebracht hatte. Rukia trug immer noch ihren Schlaf-Yukata – er sah gemütlich aus, violett und war mit weißen Cartoon-Hasen übersäht. Byakuya hatte sich zum Teil angezogen. Er trug weder Haori oder Kenseikan und an seinen Füßen trug er noch nicht einmal Tabi. So wie er seine Teeschale hielt und wie steif seine Schultern waren, ließen Renji erkennen, dass es nicht Teil des Plans gewesen war, dass Rukia vorbeigekommen war. Der Kommandant war genauso enttäuscht wie Renji, dass sie nun Rukia zwischen sich hatten. Aber es war genauso offensichtlich für Renji, dass Byakuya das Beste draus machte. Nicht nur wäre es unangenehm und unhöflich, ihr zu sagen, dass sie sich verkrümmeln soll, weil sie rammeln wollten, wie diese Kaninchen, die sie so gerne mochte, es wäre auch... nun ja, es wäre so, als würden sie ihr Ichigo geradewegs ins Gesicht schleudern. Renji hatte seine Haare fertig zusammengebunden und setzte sich neben Rukia. „Heya“, sagte er und stieß ihr Knie mit seinem eigenen an. „Stellst du sicher, dass dein Bruder genug Tee bekommt?“ „An manchen Morgen gibt es niemals genug Tee, Renji“, sagte Byakuya trocken und blickte in die Reste seiner Schale. Renji lächelte, griff nach der Teekanne, um ihm nachzufüllen. „Ja, das wird ganz sicher einer dieser Morgen. Hast du dir bereits an Plan zur Attacke überlegt?“ „Ein Plan zur Attacke für was?“, fragte Rukia. Renji blickte zu Byakuya. Da war ein leichtes Kopfschütteln, das Renji sowohl als 'Nein, habe ich nicht' als auch 'Das geht sie nichts an' lesen konnte. Also überdeckte er es: „Oh, nur Divisions-Zeug. Du weißt schon.“ In der Weise, wie Rukia zwischen den Beiden hin und her blickte, wusste sie, dass da mehr war. Renji versuchte ihr einen Blick zu zuwerfen, dass er es ihr später erzählen würde, doch sie schien weitaus mehr von dem distanzierten Gesichtsausdruck von Byakuya verletzt zu sein. Das war ein Teil von ihrer Beziehung, die Renji nicht verstand. Zum Beispiel, wie Byakuya jemals erwartete, dass er Rukia Nahestehen konnte, wenn sie beide nur harmlose Höflichkeiten austauschten? Vielleicht erwartete er das auch nicht. Vielleicht war das nicht die Weise, wie die Adligen ihre Geschwister-Sache angingen. „Wie auch immer“, sage Renji und versuchte seine Laune abzuschütteln und gleichzeitig das angespannte Schweigen zu verscheuchen. „Ich sollte mich vermutlich dafür entschuldigen, dass ich mich wie ein Idiot letzte Nacht benommen habe. Ich kann nicht glauben, dass ich eurer Tante so in die Karten gespielt habe. Ich hätte schlauer sein müssen.“ Auf Rukias geweitete Augen hin, fügte er mit einem kleinen Lachen hinzu: „Ich schwöre, normalerweise bin ich viel besser sozialisiert. Ich hoffe, ich habe dich nicht vor deiner gesamten Familie blamiert.“ „Oh Renji. Da gibt es nichts, was dir peinlich sein sollte“, sagte Rukia schnell, ihre Hände griffen in den Stoff seines Hakama. Dann verzog sich ihr Gesicht zu seinem finsteren Blick. „Tante Masama ist solch ein... Ekel.“ Renji wusste, dass wenn Byakuya nicht da gewesen wäre, hätte Rukia etwas weitaus Unhöflicheres gesagt. „Glaubte sie wirklich, sie hätte jemand in diesem Haushalt gefunden, der ihrem Befehl dich auszuziehen befolgt hätte? Glaubst du, Eishirō hätte zugelassen, dass irgendjemand von einem anderen Haushalt die Hand dafür erhoben hätte? Nicht, ohne das Nii-sama das bestätigt hätte und das wäre in einer Millionen Jahre nicht passiert.“ Renji hatte darüber nicht nachgedacht. Jetzt wünschte er irgendwie, dass sie es versucht hätte. „Genau so“, stimmte Byakuya um einen weiteren Schluck Tee herum zu. „Masamas Macht vermischt sich an vielen Fronten. Doch je länger sie im Anwesen bleibt, desto mehr Kontrolle über ihr eigenes Personal verliert sie, während diese in meinen eigenen Haushalt aufgenommen werden. Sie hätte niemanden gehabt, den sie für ihren Befehl hätte rufen können. Nicht eine Seele.“ Byakuya nahm einen weiteren, nachdenklichen Schluck und fügte dann hinzu: „Es sei denn, natürlich, sie hätte gewollt, dass ihre Kammerfrauen dich deiner Kleidung entledigen.“ Rukia kicherte ein wenig bei dem Bild, das sie im Kopf hatte. „Nun, das wäre vielleicht etwas einfacher geworden, je nachdem wie hübsch sie sind.“ „Hey“, sagte Renji. Doch dann zuckte er mit den Achseln. „Ok, stimmt.“ „Oh? Du würdest deine Kleidung für eine Schar hübscher Frauen abwerfen?“, fragte Byakuya, seine Augenbrauen scharf nach oben gebogen. „Oh-oh, Renji. Du bekommst Ärger“, neckte Rukia. „Ja, aber sie müssen besser aussehen als du“, sagte Renji mit einer Geste zu Byakuya, bevor er hinzufügte: „Und das ist menschlich unmöglich.“ „Oooooh, gut gerettet“, Rukia klatschte. „Durchaus“, stimmte Byakuya zu und behielt seine perfekte Maske aus Emotionslosigkeit bei. „Aber ich muss dich vielleicht nah an der Hand behalten, wenn ich mich plötzlich von gut aussehenden Menschen umgeben sehe.“ Renji wollte wirklich gerne etwas über das Nieten besetzte Halsband sagen, aber Rukia sagte: Oh, Nii-sama ist dir auf die Schliche gekommen, Renji. Er hat es in Menschen geändert, denn er weiß, dass du genauso hilflos gegenüber Kammerherren wärst.“ „Kammerherren?“, fragte Renji. „So etwas gibt es? Das ist eine Sache?“ „Im Grunde genommen habe ich so etwas“, sagte Byakuya. „Doch ich rufe sie kaum. Ich vermute, sie sind mir eher böse deswegen.“ „Ja, ich bin mir sicher, dass sie sich eher bei langweiligen, adligen Angelegenheiten an deinen Arm hängen, als Arbeiten im Anwesen zu erledigen“, scherzte Rukia. „Auch wahr“, nickte Byakuya. „Es ist mit den Männern nicht das Gleiche, oder?“ Renji dachte, dass das wirklich seltsam klang, doch er schüttete sich einfach einen Tee ein, während Rukia und Byakuya weiter über die Vorzüge von jeden feierlichen Anhänger von Byakuya besprachen. Rukia schien einige davon getroffen zu haben und erinnerte sich an einen von ihnen sogar ziemlich liebevoll. Eishirō traf mit dem Frühstück ein, gerade als Byakuya sagte: „Lord Imamura ist noch unverheiratet, glaube ich. Vielleicht sollte ich ihn vom Lande hierher rufen, damit er dir Gesellschaft leisten kann.“ Oh. Nein, Byakuya. Einfach nein. Zu früh! Selbst Eishirō schreckte ein klein wenig zurück. Rukia verkraftete es gut. „Das ist nett von dir, Nii-sama. Aber ich bevorzuge es, so schnell wie möglich zu meiner Arbeit zurückzukehren. Ich bin schon viel zu lange weg.“ „Ja, natürlich“, sagte Byakuya. Dann, nach einem Moment schnalzte er über sich selber die Zunge und sagte: „Bitte entschuldige. Irgendwie habe ich für einen Moment die fürchterliche Tante Masama herausgelassen. Offensichtlich brauche ich mehr Tee.“ Sie alle lachten darüber. Renji wollte ihn küssen, aber stattdessen lehnte er sich nahe zu Byakuya und flüsterte: „Gut gerettet, Babe. Gut gerettet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)