Senbonzakura's Song von yezz ================================================================================ Kapitel 16: Too Brief a Reunion ------------------------------- Byakuya begutachtete die seltsame Ansammlung von Personen, die in Uraharas staubigen, wüstenähnlichen und großflächigen ‚Erdgeschoss‘ herumschwirrten und fragte sich, wie er es so oft tat, was in drei Gottes Namen im Kopf des Generalkommandanten Shigekuni Yamamoto vorging. Wenn es eine klare Strategie war, dann konnte sie Byakuya nicht verstehen. Zumindest konnte er verstehen, dass die Wahl auf ihn und Kenpachi gefallen war: zwei starke Kämpfer mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Reichweiten. Es gab keinen Grund nicht anzunehmen, dass Yachiru nicht mit mitkommen würde, also plapperte sie wie so oft fröhlich auf Zarakis Schulter. Die Heiler machten auch irgendwie Sinn. Auch wenn es Byakuya besorgte, dass die Heiler gegenüber den Kämpfern in der Überzahl waren. Der Generalkommandant dachte offensichtlich, dass die Zahl der Verwundeten groß sei. Es ärgerte Byakuya besonders, dass er, von allen Kommandanten, einen nervigen, kleinen 7. Offizier der 4. Division als… Anhängsel erhalten hat. Dieser summende, aufgeregte Junge ließ Byakuya Renjis Gesellschaft heftig vermissen. Es war besonders frustrierend, dass der Heiler scharfsinnig genug war, um zu bemerken, dass Byakuyas Blick an Kommandantin Unohana hängengeblieben war, die sich zu ihrer Vizekommandanten gebeugt hatte, damit sie ihre Strategie besprechen konnten. Außerdem schien er überzeugt, dass ‚Ich bin sicher, dass alle in Ordnung sind‘ zu wiederholen, ihn auf irgendeiner Ebene tröstete. Wenn er das nicht sagte, schien der kleine 7. Offizier scheinbar den Drang zu haben, sich dafür zu entschuldigen, was er getan hatte oder was auf der Brücke zum Senzaikyū geschehen war. „Ah“, sagte Byakuya, als er sich endlich wieder an die Person vor ihm erinnerte. „Du warst der, der bereit war für Rukia zu sterben, bis dich diese streitlustige Shiba aus dem Weg geschoben hat.“ „Sie erinnern sich, Kommandant?“ Hanataro – ja, das war der Name des Heilers – schien dümmlich erfreut über diese Entwicklung. Er überraschte Byakuya, als er danach sofort in eine Reihe von Verbeugungen überging und sagte: „Es tut mir leid, dass ich nicht verhindern konnte, dass ihre Schwester verletzt wurde, Kommandant.“ Byakuya nahm sich einen Moment um alles neu abzuwägen. Für einen Moment ließ er seinen Blick auf Hanataro. Eine sehr durchschnittlich aussehende Person: ein wenig kleiner als die Durchschnittsgröße, mit typischer Haarfarbe und einer Art zerzausten Stil und etwas größeren Augen, als normal. Der einzige Unterschied an ihm war der Beutel der 4. Division und das dunkle Blau seiner Hundeaugen. Und doch hatte es diese unscheinbare Person gewagt, sich vor einen Kommandanten zu stellen, obwohl er gewusst haben musste, dass es keine Hoffnungen gab, ihn zu verlangsamen. Er war, wenn Byakuya sich richtig erinnerte, der erste an Ichigo Kurosakis Seite gewesen und hatte, wenn die Gerüchte in der 6. Division stimmten, auch Renji geheilt… als Byakuya ihn zum Sterben zurückgelassen hatte. … als Byakuya bereit gewesen war, alle ohne einen Kampf sterben zu lassen. Also gut. Die Zuordnung war doch nicht eine solche Beleidigung, wie er sie zuerst empfunden hatte. Zumindest war diese kleine Belästigung tapfer und loyal Rukia gegenüber und auch gewissermaßen zu Renji. Da gab es schlimmere Eigenschaften bei einem Narren. Und wenn man schon von Narren sprach, wenn sie jemals hofften, halbwegs pünktlich dort wegzukommen, war es die idiotischste aller Ideen, Kommandant Mayuri Kurotsuchi auch nur in die Nähe von Kisuke Urahara zu stellen. Um gerecht zu sein war es Kurotsuchi, der entrüsteter aussah. „Du enttäuschst mich“, seufzte Kurotsuchi dramatisch. „Wie üblich.“ Urahara blickte von seinen Vorbereitungen auf einem großen Felsen hinunter. „Oh mein Lieber, es tut mir schrecklich leid, das zu hören“, sagte er, obwohl es von seinem Tonfall her klar wurde, dass er nicht einmal gehört hatte, was Kurotsuchi zu ihm gesagt hatte. „Was habe ich dieses Mal angestellt?“ Kurotsuchi hob seine blasse, bemalte Hand und gestikulierte… auf alles, doch hauptsächlich auf Benihime. „Warum beharrst du immer noch darauf, solch zerfallende, altmodische Wege zu nutzen?“ Urahara tippte mit seinem Zanpakutō drei Mal gegen den Felsen. Schwere Magie surrte sofort durch die Luft. Die Welle davon war so intensiv, dass Byakuya spüren konnte, wie sie gegen seine Lunge drückte. Urahara rückte seinen Hut zurecht und grinste Kurotsuchi matt an. „Zweckmäßig?“ Das ließ Kurotsuchi stirnrunzeln. Es war klar, dass er angestrengt versuchte, beeindruckt von dieser kleinen Machtdemonstration zu sein. „Meine Maschine kann genauso schnell ein Garganta öffnen.“ „Ja, richtig. Wir hoffen darauf“, Urahara lächelte in einer Weise auf Kurotsuchi hinunter, die ihn wütend machte und Byakuya war klar, dass er den Ton eines Lehrers gegenüber seinem Schüler angenommen hatte. „Du wirst sehen“, murmelte Kurotsuchi leise. Er drehte sich um und stapfte davon. Seine Klon-Tochter folgte ihm gehorsam im Schatten, doch sie verbeugte sich noch entschuldigend vor Urahara, als sie sicher war, dass Kurotsuchi nicht gucken würde. „Vielleicht können wir jetzt verdammt noch mal endlich anfangen“, murmelte Zaraki, der gegen eine Felsformation mit der Schulter lehnte. Sein zerschlissener, befleckter Haori flatterte in der Luft. Auch wenn Byakuya nichts als zustimmen konnte, warf er ihm nur einen kurzen Blick zu. Je weniger zwischen ihnen gesagt wurde, desto besser war es. Sie wären auf dem kurzen Weg durch das Senkaimon beinahe noch einmal in einen Kampf geraten. Es würde nur sehr wenig brauchen, um wieder damit anzufangen. Tatsächlich stieß sich Zaraki schnaubend vom Felsen ab. „Zu arrogant, um jetzt mit mir zu reden, Kuchiki?“ Byakuyas Antwort wurde von dem sanften Laut, wie sich Unohana räusperte, unterbrochen. Beide Männer hielten plötzlich inne, als wäre zwischen ihnen ein Zanpakutō gezogen worden. Sie lächelte beide geduldig an und schüttelte leicht den Kopf. "Aber, aber", sagte sie in einem matronenhaften Ton. "Wir sollten unsere Energie für das Schlachtfeld aufbewahren, stimmt ihr mir nicht zu?" Es gab keinen Grund, zu wiedersprechen, doch trotzdem stellte Byakuya fest, dass er zustimmend nickte. Zaraki neben ihm schnaubte ebenfalls und drehte sich weg, als hätte er niemals auch nur vorgehabt, einen Kampf zu starten. Irgendwie hatte Urahara, während dem kurzen Austausch, das Garganta geöffnet. Er hüpfte leichtfüßig vom Felsen, Benihime hatte bereits wieder seine Form als verstecktes Schwert angenommen. Damit deutete er in den dunklen, mundähnlichen Schlund, der in der Luft hing. Er lächelte Zaraki an, als wären sie alte Freunde. "Oh, Kommandant", trällerte er. "Mir wurde gesagt, dass du wohl glücklich bist zu hören, dass dank dem Stellvertreter-Abzeichen, dass Kurosaki immer trägt, ich euch direkt in seine Nähe schicken kann. Du kannst sofort in den Kampf eingreifen." "Kampf?", murmelte Zaraki, doch er ging bereits in Richtung der klaffenden Dunkelheit des Garganta. Er schirmte seine Augen mit einer Hand ab, blickte aufmerksam, als könnte er etwas auf der anderen Seite sehen. "Scheiße, ja. Da ist ein Kampf. Verflucht, was macht der Volltrottel da? Verlieren?" Verlieren? Kurosaki Ichigo? Byakuyas Herz hämmerte. Was war dann mit Rukia? Renji? Byakuya versuchte zu sehen, was mit Zaraki passierte, als er hindurchging. Der Mund des Garganta schnappte zu, sah viel zu sehr nach Zähnen aus, die kauend aufeinandertrafen. Es öffnete sich wieder und schien die trostlose Landschaft von Hueco Mundo abzusuchen. Urahara nickte, als er Byakuyas Blick folgte. „Renjis einzigartige Signatur sollte am Zweiteinfachsten zu finden sein.“ Urahara lachte ein wenig unbeholfen und hüpfte auf seinen Füßen, die Geta klackerten auf dem festgetretenen Boden. „Er scheint instinktiv vom Quincy angezogen zu werden, was jedoch weniger überraschend ist, vermute ich, wenn man ihre aktuelle Verbindung bedenkt.“ Byakuya blickte Urahara finster an. „Entschuldige, was?“ „Das Reinigungsritual – nun ja, meine Version davon“, sagte Urahara und war plötzlich sehr ernst. „Solch ein schlechtes Timing. Hat er Nebeneffekte gezeigt?“ „Ein paar“, gab Byakuya widerwillig zu. Seine Augen fixierten den Garganta, verzweifelt danach, einen Blick auf Renji zu erhaschen. Da – war das ein Aufflackern von rubinroten Haaren? er Schlund zoomte, wie eine Kamera, heran und es war zu sehen, dass Renji bereits auf dem Boden kniete. Zu den Füßen von etwas mit pinken Haaren und runden Flügeln. Byakuya bemerkte noch nicht einmal, dass er bereits mit einer Hand auf Senbonzakura losging, bis er spürte, wie Benihime gegen seine Schienbeine traf und ihn aufhielt. Auf Byakuyas wütendem Blick hin, lächelte Urahara entschuldigend. „Tut mir leid! Dennoch musst du wissen, dass deine Anwesenheit ihn nur noch schwächer macht. Ich bin sicher, du stimmst mir in Anbetracht von Renjis besonderem Handicap zu, dass wir einen geübten Wissenschaftlicher sich um ihn kümmern lassen sollten und, wenn nötig, heilen sollte.“ Urahara kicherte leise und tief. „Außerdem versuch es mal, Mayuri von einer medizinischen Kuriosität und einem Quincy wegzuhalten!“ Es schien, als würden Kommandant Kurotsuchi und seine Vizekommandantin bereits hindurch gehen. Byakuya blickte ihnen nach. Er verabscheute die Idee, dass Renji gezwungen war, sich von einer abscheulichen Kreatur wie Kurotsuchi heilen zu lassen. Dennoch schlich sich bei Byakuya das Gefühl ein, dass Urahara recht hatte. Renji war seit dem ‚Quincy Kondom‘ nicht ganz der Gleiche. Er war einfach zu verwirrt und ein wenig benommen. Und doch hatte es alles so ausgesehen, als wäre es weniger Unannehmlich… War Renji mehr verletzt worden, als er es gesagt hatte? Byakuyas Augen suchten wieder das, sich schließende Garganta und den Anblick von Renji, wie er zu Boden ging. Byakuyas Herz hämmerte ihm bis zum Hals. Hatte das Reinigungsritual dafür gesorgt, dass Renji weniger in der Lage gewesen war, zu kämpfen? Auch wenn seine Augen durch den Saum seines gestreiften Hutes im Schatten lagen, schien Urahara Byakuya aufmerksam zu beobachten. „Rukia wird ebenfalls einfach zu finden sein“, sagte er erfreut. Doch er hob seinen Fächer hoch und verdeckte so den Rest seines Gesichtes, als er listig hinzufügte: „Da sie eine ähnliche Seelendisruption hat.“ Byakuyas Blick glitt wieder zu Urahara. „Es ist eine Tradition, auf die meine Familie beharrt.“ „Hmmm“, machte Urahara. „Ja, traditionell sind Wallache gute Tiere für Feldarbeit, aber sie gewinnen keine Rennen, richtig?“ Was wagte sich Urahara, anzudeuten, dass Byakuya ein Teil von dieser absichtlichen Behinderung von Rukia oder Renji war? Das war eine private Familienangelegenheit. „Das ist nichts, was du verstehen würdest.“ „Oh, da liegst du sehr richtig. Das ist es ganz sicher nicht“, sagte Urahara im Singsang, sein fröhlicher Ton schaffte es jedoch nicht, die schneidenden Worte zu besänftigen. „Oh je, Rukias Signal ist für eine perfekte Positionierung zu schwach. Das ist so nahe, wie…“ Doch Byakuya war bereits mit Shunpo hindurchgegangen. Gottverdammter Urahara – nein, es war Tante Masama, die Byakuya töten würde, wenn irgendetwas Renji oder Rukia zustoßen würde. Sie waren die Stärke und der Stolz seiner Familie. Seiner wahren Familie. Renji wachte auf und sah, wie Isane Kotetsu über ihn kniete. Ihre Augen waren geschlossen und der lange, dünne, geflochtene Zopf kitzelte, wo er auf seiner bloßen Brust entlang fuhr. Es erinnerte ihn an das eine Mal, als sie betrunken im Vorsorgungsraum der Elften angebandelt hatten. Ihr Reiatsu nährte ihn auf dieselbe Weise wie damals. Er fühlte sich warm, sicher und eingekuschelt. Also konnte Renji dem Drang nicht widerstehen, verspielt an der grauen Strähne zu zupfen. „Hiya, Hübsche.“ Sie riss ihre Augen mit einem Quieken auf. Schamesröte trat in ihr Gesicht. „Vizekommandant Abarai. Du bist wach!“ Unglaublich, aber es schien wahr zu sein. Renji vermutete, dass er bereits 3 Mal tot sein müsste, zwischen diesen Ekel Szayel-was-auch-immer, der langsam und Stück für Stück seine inneren Organe zerstört hatte, und das durchleiden zu müssen, was als ‚Heilung‘ von diesem verrückten Freak Kommandant Kurotsuchi verstanden wurde und dann wegen diesem riesigen Yammy der ihn in den Boden gestampft hatte, wie eine Fliege. Und doch war er irgendwie nicht nur lebendig, sondern fühlte sich auch noch einigermaßen gut. Tatsächlich war der Grund, warum er sich so gut fühlte, kein Mysterium. Zumindest nicht für ihn. „Wo ist Bya-ähm, Kommandant Kuchiki?“ Isane lächelte ihn wissend an. „Du solltest dich ausruhen. Ich bin mir sicher, dein Kommandant wird nach dir schauen, sobald er in der Lage dazu ist.“ Richtig. Selbst wenn sich Aizen zurückgezogen hatte, war der Kampf weit davon entfernt, vorüber zu sein. „Nah, weißt du. Ich sollte nicht in Eile sein“, lachte er sich gegenüber abwertend. Er setzte sich etwas auf und stützte die Ellbogen in den groben, kalten Sand. „Ich werde Einiges zu erklären haben, weil ich mir den Arsch so hab aufreißen lassen. Ich bin sicher, ihr seid ziemlich ausgeflippt, dass ihr uns retten musstet.“ Sie schüttelte still den Kopf. Renji war sich nicht sicher, ob was es bedeuten sollte oder ob sie dachte, dass das eine blöde Frage gegenüber einem Heiler war, der vermutlich immer in die Schlacht kam, um jeden Überlebenden zu retten. Es war aber ebenfalls klar, dass sie nicht gesprächig war. Sie blickte weiter in den Himmel, als würde sie erwarten, dass jeden Moment über ihren Köpfen eine Armee fallen gelassen werden würde. „Ich muss nach Frau Kuchiki schauen.“ „Rukia?“, Renjis Herz erstarrte und er kam taumelnd auf die Füße, Zabimaru fest umschlossen. „Sie ist in Ordnung, richtig?“ Sobald er stand, bemerkte Renji, dass sie direkt neben ihn gelegt worden war. Rukia lag auf einer Decke, wie eine Leiche. Sie sah blass aus – zu blass. Er kniete sich hin und griff nach ihrer Hand. Zu kalt, doch der geduldige Ausdruck in Isanes Augen, als sie sich im Seiza neben ihm niederließ, versicherte Renji, dass Rukia leben würde. "Die Kälte ist tatsächlich von Sode no Shirayuki, die sie beschützt." Renji atmete wieder durch, hatte nicht gemerkt, dass er seinen Atem angehalten hatte. "Richtig, natürlich." Isane fragte nicht danach, ob er sich wegbewegen würde oder sogar Rukias Hand loslassen würde. Stattdessen arbeitete sie um ihn herum. Renji strich ein paar Haare aus Rukias Gesicht und sagte: "Wenn du hier rauskommst, marschiere ich geradewegs zu Kommandant Ukitake und verlange deine Beförderung. Ich kann nicht glauben, dass du noch nicht einmal einen Rang hast. Das ist ein gottverdammtes Verbrechen." Er setzte sich komfortabler hin und ließ seinen Daumen abwesend über ihre Finger streichen. Jemand hatte ein Loch in das Kuppeldach geschlagen. Schwärze strömte hinein, wie eine Art Anti-Sonnenlicht. Trotz der wüstenähnlichen Landschaft ließ der Wind Renji bis auf die Knochen frieren. In der Ferne war so etwas wie ein mechanisches, schleifendes Wimmern zu hören und ließ Isane aufschrecken. Renji folgte der Quelle des Geräuschs und dachte, er könne sehen, wie etwas im Tal unter ihnen geschah. Yammys riesiger Körper war auf dem Boden und ein paar Shinigami standen dort. Er dachte, einer von ihnen könnte vielleicht Byakuya sein, doch wo war sein Kommandanten-Haori? Einer der anderen war auf jeden Fall Kenpachi, doch er schien noch zerschlissener auszusehen, wie gewöhnlich. Der orangefarbene Fleck musste Ichigos Haare sein. Ichigo schien mit Kommandantin Unohana zu reden. Etwas weiter außerhalb fummelten Kurotsuchi und Nemi mit irgendeinem großen Ausrüstungsgegenstand. „Schaut aus, als schicken sie Ichigo wieder ins Getümmel“, sagte Renji zu Isane und auch zu, der immer noch bewusstlosen, Rukia. Rukia rührte sich ein wenig bei Ichigos Namen, ihre Augenbrauen zogen sich etwas zusammen. Renji tätschelte ihr die Hand. „Ich denke nicht, dass wir dieses Mal die Möglichkeit haben, ihn zu begleiten, Rukia.“ Als Rukia leise stöhnte, warf Isane ihm einen scharfen Blick zu. Er formte Still ein 'Was?' mit dem Mund, doch er wusste, was er sagen musste. „Was ich meine ist, dass du dich darauf konzentrieren solltest, schnell zu heilen“, sagte Renji zu Rukia. „Wir rennen ihm hinterher, sobald du dazu in der Lage bist. Mach dir da mal keine Sorgen.“ Daraufhin schien sich Rukia wieder mit einem Seufzen zu entspannen. Isane nickte zustimmend und ging zurück an ihre Arbeit. Ein Garganta formte sich und Renji beobachtete, als Ichigo und Unohana hindurchliefen. Renji fühlte, wie sich seine Eingeweide mit dem Wunsch zusammenzogen, dass er derjenige sein konnte, der Ichigo an den Fersen hing, doch er hat bereits bewiesen, wie nutzlos er war... Renji schüttelte seine düster werdende Stimmung ab. Nein, es war keine totale Niederlage gewesen. Sie hatten die Wände dieses Ortes eingerissen und Aizen abgelenkt und einige Diener getötet... Nun ja, zumindest hatte das Ichigo getan. Mit Ichigo war es manchmal das Beste, wenn man einfach blind hinterher lief und versuchte, nicht zu sterben. Es ließ Renji immer noch unzulänglich fühlen. Der gottverdammte Quincy musste ihm sogar einmal seinen mitleiderregenden Arsch retten. Der Laut von Isanes scharfem einatmen riss Renji aus seinen Gedanken. Er blickte auf um zu sehen, dass eine Figur auf sie zukam. Es war ein Mann mit Schock von blauen Haaren, gekleidet in Espada-Weiß, mit wehender Haremshose und einer kleinen Dschinn-Weste. Sobald Renji die knöcherne Kiefermaske und das Loch im Bauch bemerkte, war er schon auf den Füßen und griff nach Zabimaru. Der Espada knurrte Renji an und machte eine betrunkene Geste mit seinen Händen, als dachte er, sie seien Klauen. „Fick dich, fick deine verfickte Deppenfresse, Shinigami-Drecksloch. Ich bin der verdammte König.“ Er hatte Zabimaru noch nicht ganz gezogen, als der Espada hinfiel, mit dem Gesicht zuerst in den Sand. Renji und Isane tauschten Blicke aus, doch sie schien auch nicht zu wissen, wie sie die Situation einschätzen sollte. Er zog Zabimaru und wartete vorsichtig ein paar Augenblicke, doch der Espada rührte sich nicht. Er kam etwas näher und streckte prüfend einen Zeh aus, doch er hielt inne, bevor er gegen den Körper stoßen konnte. Er sah die Nummer, die auf seinem unteren Rücken tätowiert war. „Heilige Scheiße, Sechs“, sagte er und trat langsam zurück. „Acht hat mich fast schon umgebracht – mich und Ishida.“ Isane schien ihn nicht gehört zu haben, denn sie hockte sich auf Händen und Füßen zu dem gefallenen Espada . Sie kniete vor dem liegenden, bewegungslosen Körper, streckte ihr Hände aus und ließ sie über ihm schweben. Renji konnte die heilende Energie spüren, die aus ihr herauskam. Renji haute ihr gegen den Kopf, wie er es auch bei Rukia machen würde. „Was tust du da? Das ist ein Feind, du weichherziger Depp. Numero Sexta! Sechs! Zwei höher als dieser wahnsinnige, pinkhaarige Folterer!“ Renji hob zur Betonung zwei Finger in die Luft. „Zwei!“ „Kommandantin Unohana sagte, ich solle jedem helfen“, sagte sie ruhig. Renji steckte Zabimaru weg und schüttelte den Kopf. „Deine Beerdigung. Du hast den Typen gehört. Nicht viel Liebe für Shinigami vorhanden.“ „Ich bin der König“, murmelte der Espada schwach, seine Stimme wurde vom Sand gedämpft. Isane blickte zu Renji auf, als wolle sie ‚aber schau, wie süß!‘ sagen. Was war das mit solchen Typen und den Frauen? Renji seufzte und sagte: „Tu mir einen Gefallen, ja? Gib ihm nicht direkt die volle Stärke zurück. Ich meine, könntest du nicht aufhören, sobald du weißt, dass er durchkommt? Was ist, wenn er wach wird und uns niedermetzelt und dann bei Rukia und deinen anderen Patienten marodiert?“ Isane blickte auf den blauhaarigen Espada hinunter, der nun friedlich atmete. Sie zog ihre Hände zurück. „Oh, richtig.“ Renji atmete erleichtert durch. Er blickte zum Tal hinunter, hoffte zu sehen, dass Byakuya sich auf dem Weg den Hügel hinauf befand. Stattdessen schien es, dass Byakuya und Kenpachi sich umkreisten. Es war seltsam, Byakuya ohne Haori zu sehen. Selbst in der Entfernung sah er irgendwie viel jünger aus. Jünger und idiotischer, falls er es tatsächlich mit einem Kenpachi aufnahm, der von einem vergangenen Kampf auf Touren gebracht wurde… Er beobachtete sie für einen Moment und überlegte, ob er versuchen sollte, sich zwischen die beiden Kommandanten zu stellen. Er begann bereits, sich für diesen Job zu wappnen, doch dann begann Kurotsuchi, wegen etwas zu keifen und scheuchte die beiden von Yammys Körper weg. Byakuya nahm offensichtlich die Gelegenheit beim Schopf und kam mit Shunpo den Hügel hinauf. „Renji“, sagte er einfach „Kommandant“, sagte Renji, um sich selbst daran zu erinnern, nicht in Byakuyas Arme zu laufen und ihn zu küssen, bis sie beide zu atmen vergaßen. Doch Renji hätte sich auch so keine Sorgen machen müssen, dass sie unprofessionell sein könnten, denn Byakuya ging direkt an ihm vorbei zu Rukia. „Sie wird sich erholen“, die Weise, wie Byakuya das sagte, klang mehr wie ein Befehl als eine Frage an Isane. Isane nickte. „Ja, Kommandant.“ Byakuya hielt inne und blickte auf den bewusstlosen Espada. „Er hat blaue Haare.“ „Ja“, sagte Renji und stellte sich neben Byakuya. Heimlich lehnte er sich weit genug zu ihm, um Byakuyas Geruch einzuatmen. Er nahm einen tiefen Atemzug von dem vertrauten Moschus und überspielte das mit seiner Frage: „Ist das wichtig?“ „Eines der Teehäuser wurde von etwas mit Klauen und blauen Haaren terrorisiert“, sagte Byakuya und blickte Renji von der Seite an, als wolle er ihm sagen, dass er bemerkt hatte, was er da getan hatte und es nicht wirklich befürwortete. Auch wenn er es wohl ein wenig amüsierend fand. Renji zuckte entschuldigend mit den Achseln. „Er hat so getan, als hätte er Klauen, als er noch auf den Beinen stand.“ „Ich glaube, das ist die letzte Lösung im Rätsel.“ „Da gab es mehr als eine?“ „Der Kaien-Klon“, sagte Byakuya und blickte auf Rukia hinab. „Es scheint, dass es der Espada gewesen war, den Rukia getötet hat.“ „Huh“, Renji schaute hinunter auf Rukias schlanke Form. Sie hatte einen Espada getötet? Wie hatte sie es geschafft, wenn sich Renji noch nicht einmal sicher war, ob er in diesem gottverlassenen Ort irgendetwas eingedellt hatte. Er schüttelte über seine eigene, erbärmliche Leistung den Kopf. „Ich sollte wirklich in das Dojo gehen, wenn ich zurückkomme. Ich bin mies.“ „Das ist vermutlich nicht vollständig deine Schuld“, sagte Byakuya. „Doch das können wir besprechen, sobald Aizen besiegt ist.“ Sobald Aizen besiegt ist? Renji musste zugeben, dass er die Zuversicht darin mochte. Byakuya blickte weiter finster zu dem bewusstlosen Espada. Er schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Es sieht so aus, als würde er immer noch leben.“ Renji blickte hinüber zu Isane, die sich wieder Rukia zugewandt hatte. „Yep und ihm geht’s immer besser.“ „Wir können keine Bedrohung so nahe bei Rukia liegen haben“, beschloss Byakuya. Vom Klang her war das die schonungslose Kommandantenstimme. Renji ließ seine Hand auf Zabimaru fallen und er beobachtete Isane, falls er sie zurückhalten müsse, wenn der Kommandant entschied, sich dem Espada zu entledigen. Sie war die Reihe der Verletzten entlang gegangen, um nach Sado zu schauen, also musste er vielleicht nur… „Renji, kannst du das tragen?“ Renji blinzelte. Er hatte gerade noch versucht sich zu erinnern, ob er irgendetwas über Isanes Zanpakutō wusste und der plötzliche Wandel in der zu erwartenden Taktik, warf ihn aus der Bahn. „… Tragen? Oh. Uh…“ Er beäugte den Espada, als wolle er die Lage beurteilen. Der Typ war nicht viel kleiner als er selbst, mit kompakten Muskeln – ein zäher Hurensohn… doch konnte Renji ihn heben? Vielleicht, wenn er ihn über die Schulter warf. „Wahrscheinlich.“ „Dann tu es“, sagte Byakuya. „Lass uns ihn von ihr wegbringen.“ Als Renji damit Probleme hatte, den Espada in die richtige Position zu hieven, sah Isane aus, als wolle sie vielleicht etwas sagen. Renji schüttelte warnend den Kopf. Sie runzelte unglücklich die Stirn, doch ein Blick zu Byakuya sorgte dafür, dass sie ihren Mund geschlossen hielt. Als Byakuya mit Blitzschritt verschwand, blieb Renji einen Moment zurück. Er versuchte Isane zu versichern: „Schau, ich muss die Befehle folgen. Aber wenn ich kann, stelle ich sicher, dass wir den Typen irgendwo verstauen, wo er nicht unter die Räder kommt. Das ist das Beste, was ich tun kann. Er sieht wie ein Überlebenskünstler aus. Er wird schon klar kommen.“ Isane nickte dankbar. Sie begann, etwas zu sagen, doch was immer es auch war, Renji hatte es nicht gehört, denn er bereits verschwunden, um Byakuya einzuholen. Renji holte Byakuya etwas außerhalb der Mauern von Aizens Unterschlupf ein. Die eintönigen Sanddünen von Hueco Mundo erstreckten sich in jede Richtung. In seltsamen intervallen streckten sich blattlose, blanke stein-kristallene Bäume wie Stacheln in die Höhe. Ein silberner Halbmond hing im klaren, schwarzen Himmel. Renjis Atem formte in der kalten Luft kleine Wolken. Er verlagerte die Last auf seiner Schulter und fragte: „Möchtest du ihn hier liegen lassen, Kommandant? Ich dachte eigentlich daran, ihn in eine Höhle zu schieben oder...“ Byakuyas Hände waren plötzlich an Renjis Gesicht und seine Lippen pressten sich gegen seinen Mund. Der Geschmack von einem Hauch kupfrigem Blut und der Geruch von Schweiß und Stahl eines Kampfes täuschten über die drängende, sanfte Erkundung hinweg. Sanfte Finger legten sich um Renjis Ohren und verschränkten sich in seinen Haaren, wären vertraute Ranken von Reiatsu nach seinen eigenen suchten. Renji bemerkte nur, dass er den Halt um den Espada verloren hatte, als ein gedämpfter Aufschlag hinter ihm und ein leises 'verschissener König, gottverdammt' zu hören war. Doch der Kuss war vorbei, bevor er überhaupt richtig angefangen hatte. „Wir können nicht lange verweilen“, sagte Byakuya, seine Hände fielen hinab, um auf Renjis Brust zu ruhen. „Ich wollte ein paar Momente mit dir alleine.“ Gerade in dem Moment murmelte der Espada: „Ich werd euch alle umlegen...“ Renjis wollte gerade einen Scherz darüber machen, wie 'alleine' sie tatsächlich waren, doch Byakuya versiegelte seine Lippen mit einem weiteren Kuss. Als Renjis Hände die zerrissene Stelle von Byakuyas Shihakushō und den bloßen Arm fanden, wäre Renji beinahe vor Überraschung zurückgesprungen. "Du wurdest verletzt?" "In einer Weise", sagte Byakuya. "Der Espada, dem ich gegenüberstand, hatte die Fähigkeit den Körper von Anderen zu kontrollieren. Ich habe meine eigenen Sehnen durchtrennt, um ihn zu stoppen." "Scheiß die Wand an", sagte Renji und fügte ein anerkennendes Pfeifen hinzu. "Das ist so knallhart." Byakuya schien Probleme zu haben, ein Grinsen zurückzuhalten. "Ich habe lediglich getan, was notwendig war." Renji strich über die Haare an Byakuyas Schulter. Er kam nah genug, dass sich ihre Körper beinahe berührten. "Vielleicht, aber es ist immer noch hart. Ich hätte noch nicht einmal daran gedacht, noch weniger an die Ausführung. Ich meine, es ist übel, sich selbst in einer Schlacht kampfunfähig zu machen." "Das war es, doch es ist nun vorbei", sagte Byakuya. Er schloss die Augen, als Renjis Finger die Konturen von Wangen und Kiefer nachfuhren. Die Anspannung schienen sich unter Renjis Berührungen zu lösen und Byakuya seufzte glücklich. "Ich habe dich vermisst." Renji nickte. Wenn er Zeit zum Atmen gehabt hätte, wäre es ihm ebenso ergangen. Was er nun wollte, war eine Pause – ein nettes, langes Bad, ungefähr eine Woche Bett und Tonnen an Liebe. "Glaubst du wirklich, dass es bald vorbei ist?" "Das tue ich", sagte Byakuya. "Aizen hat sich zurückgezogen, wie geplant." Plan? Es gab einen Plan? Das war eine Erleichterung. Renji zwirbelte eine Strähne von Byakuyas tintenschwarzem Haar zwischen den Fingern. Byakuyas Arm schlang sich um seine Taille. Jemand knabberte an seinem Knöchel... "Was zum Teufel?", Renji schüttelte seinen Fuß, um die Zähne des Espadas zu lösen. Er überlegte, dem blauhaarigen Sonderling einen Tritt in seine knöcherne Gesichtsmaske zu geben, doch das ergab keinen größeren Sinn. Er war bereits wieder bewusstlos und murmelte einen Schwall von unzusammenhängenden Schimpfwörtern und behauptete von sich selbst, der König zu sein. "Wenn der Espada anfängt, hungrig zu werden, sollten wir gehen", sagte Byakuya mit einem Seufzen. "Ja", sagte Renji. "Lass mich nur einen Unterschlupf für ihn finden. Das habe ich versprochen." Byakuya warf Renji einen Blick zu, als könne er nicht glauben, wie weich er als Vizekommandant war, doch dann nickte er. "Also gut. Ich werde dich in der Soul Society wiedersehen." "Zu Hause?" Auf Renjis verwirrtem Blick hin erklärte Byakuya: "Ja. Rukia wird Kurosaki hinterherrennen, sobald sie gesund genug ist. Ich weiß, dass du sie begleiten möchtest." Wahr. "Ok", sagte Renji und bereitete sich auf den letzten Kuss vor, bevor er den Espada wieder über die Schulter warf. "Du erinnerst dich, was du mir versprochen hast?" "Dich besinnungslos zu küssen." Renji spürte, wie ein Schauder der Vorfreude ihn durchfuhr. "Ja. Das." "Ich habe es nicht vergessen." Renji kam mit einem Grunzen auf die Beine. "Gut. Denn daran zu denken hält mich weiter aufrecht." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)