Senbonzakura's Song von yezz ================================================================================ Kapitel 3: Family Business -------------------------- Seichi schien nicht in der Lage zu sein, selbst zu stehen. Sein gesamter Körper war in eine Kugel gerollt und bebte, also schob Renji seine Arme unter ihn und trug ihn zum Hintereingang der Division. Einer von den Wachen schien Renji jedoch nicht vorbei lassen zu wollen. Es war irgendeiner verdammter Rangloser, Renji konnte die leere Bitterkeit des Asauchi an seiner Hüfte riechen. Der Junge hob einen Arm, als dachte er, er hätte tatsächlich eine Chance, einen Vizekommandanten aufzuhalten. "Vizekommandant, ich denke nicht..." Renji schnitt ihm scharf das Wort ab. „Hol eine Schockdecke vom nächsten Sanitätskasten. Pronto.“ Als der Neuling ihn dümmlich anblinzelte, brüllte Renji. „Beweg dich, Soldat! Jetzt!“ Er stolperte etwas, doch nahm sofort Haltung an und nach einem hastigen „Ja, Vizekommandant!“ war er mit Shunpo verschwunden. Renji wandte sich zur anderen Wache, atmete kurz durch und fragte ihn so ruhig, wie er konnte: „Weißt du zufällig, was mit der Heilerin vom Anwesen passiert ist?“ „Uh, ja, Vizekommandant. Ich habe gehört, dass es so etwas wie Ärger mit der letzten Versorgungslieferung gab. Der Anführer kam und hat von vielen Verletzten berichtet. Sie ist schon den ganzen Morgen damit beschäftigt.“ „Verletzte? Richtig, ok“, Renji verlagerte Seichis Gewicht in seinen Armen. „Ich werde davon den Bericht haben wollen. Stelle sicher, dass der 20. Offizier hört, dass der Vizekommandant nach ihm guckt. Nach dem der Idiot mit der Decke zurück ist, möchte ich, dass du jemanden zur Vierten schickst, damit die Heilerin vom Anwesen unterstützt wird.“ „Aber, Vizekommandant, das sind keine Shinigami...“ „Sehe ich so aus, als würde mich das einen Scheißdreck interessieren?“ Ein Windhauch signalisierte ihm die Rückkehr der ersten Wache. „Ihr beide seit von heute an auf Bewährung. Wenn ich noch ein 'aber' von euch höre, nachdem ich ein Befehl ausgesprochen habe, werde ich euch so hart in den Arsch treten, dass ihr geradewegs in die nächste Woche fliegt, habt ihr mich verstanden?“, schnaubte Renji. Sie schluckten und brachten ein „Ja, Vizekommandant!“ heraus. „Hilf mir die Decke um Seichi zu bekommen und dann verpisst euch“, knurrte Renji zur ersten Wache und dann zur Zweiten. Als der Zweite bereits Anstalten machte, zu verschwinden, fügte Renji hinzu: „Hey, und wenn sie noch einen Heiler zusätzlich zu dem Rest frei haben, sollen sie ihn zum Quartier des Vizekommandanten schicken.“ „Ja, Kommandant!“, sagte er und klang dabei etwas mehr als nur ein wenig erschrocken. Renji nickte leicht bei der Respektbezeugung, nur um den Idioten wissen zu lassen, dass er auf dem richtigen Weg war. Doch als er weiterging, schnappte Renji einen weiteren Hauch von versengender Leere auf. Seine Lippen kräuselten sich. „Du machst besser innerhalb einer Woche Fortschritte in Sachen Zanpakutō oder ich werfe dich zu der Zwölften, hast du gehört?“ Die Wache blickte auf, seine Augen weit und das Gesicht bleich. Doch Renji hatte kein Mitleid. Wie zum Teufel hatte er überhaupt den Abschluss machen können? Und wer hatte das Kind ausgerechnet dieser Division zugewiesen? Verärgert verlagerte Renji Seichi erneut und machte sich dann auf den Weg zu seinem Quartier. Leute hoben ihre Hände, um zu winken, doch hielten inne, als sie Renjis Last sahen. Die kleine, blonde 9. Offizierin, Shimazaki, sah ihn und kam angelaufen. „Ist jemand verletzt?“ Dann schien sie das Blau der Kuchiki unter der Decke hervorlugen zu sehen. „War da eine Attacke auf dem Anwesen? Ich hörte...“ „Es war eine Versorgungslieferung, die die Verletzten meldete. Ich habe für Heiler geschickt. Aber das... uh, hat nichts damit zu tun“, Renji schüttelte seinen Kopf. Als sie neben ihm in Gleichschritt fiel, versuchte er zu erklären. „Das ist mein Bruder... Er fühlt sich nicht gut. Ich lasse ihn sich etwas in meinem Quartier ausruhen.“ Ihre Hände flogen zu ihrem Mund. „Du hast einen Bruder? Ich dachte, Leute vom Rukongai... Oh. Ich meine... Also das ist...“ Sie stoppte bei Renjis Blick. „Tu mir einen Gefallen“, sagte er ihr. „Geh und sag Nanako, dass ich etwas später komme. Ich möchte etwas Essen in ihn rein bekommen und dass er zur Ruhe kommt.“ Sie schien erleichtert darüber erleichtert zu sein, etwas zu tun bekommen zu haben. „Ja, Vizekommandant!“, sagte sie und huschte davon. Renji legte den Rest des Weges zurück, ohne noch einmal angesprochen zu werden. Schnell trat er seine Sandalen an der Tür weg und nutzte seinen besockten Fuß, um die Tür soweit aufzuschieben, um die Schulter dazwischen zu bekommen. Dann betrat er das Innere. Der Raum roch immer noch frisch, nach was auch immer die Diener von Byakuya beim Saubermachen benutzt hatten. Der kleine Hihio-Zabimaru-Origami stand immer noch auf der Truhe, wo er ihn zurückgelassen hatte. Jemand hatte den Stofftiger reingebracht und ihn auf die Kissen des Feldbettes gelegt. Da war eine Papiertüte am Fuße seines Bettes. Als er darüber hinwegstieg, um Seichi auf das Bett zu legen, konnte Renji erkennen, dass die Tüte voll mit Porno-Manga war, die er im Diesseits gekauft hatte. Selbst die Halskette mit dem Kenseikan-Splitter hatte es zurück geschafft. Renji sah, dass sie sie über dem Griff seiner Kommode hing. Als Seichi auf dem Bett lag, strich er Seichi die Haare aus dem Gesicht. „Bist du da?“, fragte er. „Du hast noch nicht einmal einen Mucks von dir gegeben. Du bist mir doch nicht etwa katatonisch geworden, oder?“ „Nein, 'Vizekommandant'“, wisperte er. Auf seinem Gesicht brach eine seltsame Art von Grinsen aus. „Sie springen wirklich, wenn du rufst, nicht wahr?“ „Nicht schnell genug“, sagte Renji mit einem Kopfschütteln. „Einen Teufel würden sie tun und so mit dem Kommandanten reden. Ein bisschen Küchendienst wird ihnen schon eine Lehre sein.“ Seichi nickte abwesend, als würde er nicht richtig zu hören und krümmte sich zusammen, als versuche er vollständig unter die Schockdecke zu gelangen. Renji griff nach einer zusätzlichen Decke, die auf seiner Truhe lag und breitete sie über Seichi aus. Nachdem er fertig war, steckte er die Decke fester um Seichis zitternde Schultern. „Schau, ich werde dir was von der Kantine holen. Aber dann muss ich dich hier alleine lassen. Meine Schicht hat vor 5 Minuten begonnen.“ Er hockte sich neben Seichi und legte seine Hand auf Seichis Rücken, rieb tröstende Kreise über der Decke. „Du wirst wieder werden. Schlaf etwas oder so, huh? Niemand wird dich hier belästigen. Ich lasse den Gärtner Bescheid geben, also brauchst du dich nicht darum zu sorgen, dass du zurück musst.“ „Bitte geh nicht, Renji“, sagte Seichi leise. Renji fühlte sich wie ein Schurke, als er aufstand und zur Tür ging, um seine Sandalen wieder anzuziehen. „Es tut mir leid, aber ich muss gehen, Seich'. Ich schau nach dir, wann ich kann. Wenn du isst, wirst du dich besser fühlen. Warte es nur ab.“ Das Vizekommandantenbüro war immer ein geschäftiger Ort, doch alle fuhren zusammen, sobald Renji eintrat, nachdem er ein Tablett auf den Boden neben dem schnarchenden Seichi abgestellt hatte. Renji fragte, sobald er Nanako sah: „Hast du schon irgendetwas vom Anwesen gehört, was mit der Versorgungslieferung passiert ist?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe gehört, dass es eine Attacke gab, doch mehr auch nicht. Ich habe also ein paar Leute rüber geschickt, damit sie herausfinden, was sie von uns brauchen. Ich denke, der Heiler, nach dem du gefragt hast, ist nun eingetroffen“, sagte sie. „Ich habe Shimazaki losgeschickt, um sie zu begleiten.“ „Gut. Hast du sichergestellt, dass der Kommandant davon weiß?“ Das Personal würde direkt zu Byakuya gehen, doch wenn sie wussten, dass er Familienangelegenheiten nachkam, fühlten sie sich vielleicht nicht so, als sollten sie ihn sofort unterbrechen. Ein Soldat der Division konnte sich da schon eher den Weg bahnen. Renji hatte nicht gedacht, dass sie all das auf dem Schirm hatte, also war er erfreut als sie nickte und etwas schnippisch „Natürlich“ sagte. Er seufzte. „Richtig, nun ja, wir müssen den 20. Offizier seinen Job machen lassen und warten, bis die Berichte eintreffen“, Renji ging zum Schreibtisch hinüber und nahm den Platz, den sie freimachte. „Man könnte meinen, es wäre ein Vergeltungsakt, oder? Du sagtest, der Kommandant hat die Leichen für die Aasfresser liegen gelassen. Ich setze mein Geld auf die Verwandtschaft von irgendjemanden.“ Nanako sammelte den Schreibkram zusammen, bevor sie ihn zur Seite legte. „Nicht den König der Banditen?“ „Könnte sein“, bestätigte Renji. „Wenn dieser wirklich ein Shinigami ist und schnell genug Reisen kann, um die Neuigkeiten zu erhalten. Ich denke, wir werden abwarten müssen, ob etwas gestohlen wurde. Wenn der Boss die Karawane überfallen hat, die Leute nicht dezimieren konnte und die Waren zurückgelassen hat? Sein Ruf wäre hinüber.“ Es sei denn natürlich, er hat die Eskorte der 6. Division ausgeschaltet. Denn einen Shinigami im Rukongai zu töten kann dich dort zu einem Gott machen. Renji zuckte mit den Achseln. „Weißt du, ob wir irgendetwas mit dieser Karawane zu tun hatten? Die Torwächter schien zu denken, dass jeder Betroffene eine normale Seele war.“ Nanako hielt in ihrer Bewegung inne und sagte: „Mist, das war für gewöhnlich Miishos Sache, nicht wahr? Ah, Renji, tut mir leid. Nichts wurde gemacht. Ich hab das vergessen und… Ich werde ein paar Anleitungen oder so etwas benötigen, wenn ich die Vermittlung mit dem Anwesen für die Sicherheit der Versorgungslieferungen übernehmen soll.“ Der 20. Offizier tat viel der Wach- und Patrouilleneinteilung für gemeinsame Besitztümer von Anwesen und Division, doch sobald Sicherheit außerhalb der Mauern benötigt wird, koordinierte das der 3. Offizier mit Byakuyas Familie. Immerhin ist so Miisho zu Tante Masamas Spion geworden. Renji ließ seinen Kopf auf seinen Schreibtisch fallen. Er fühlte sich, als müsse er mehrfach mit seiner Stirn gegen das Holz knallen, als Zugabe. Also tat er das. „Renji.“ Gegen den Tisch sagte er: „Der 3. Offizier. Gottverdammt, wie dumm bin ich eigentlich?“ „Ähm…“ Renji hob seinen Kopf gerade so, um ihr einen Blick zu zuwerfen, der ‚Beantworte das nicht‘ sagte. Aber scheiße, wie hatte er nicht eins und eins zusammenzählen können, als Byakuya ihm zum ersten Mal von den Überfällen und der mysteriösen Tatsache erzählte, dass der Anführer scheinbar nicht nur die Route kannte, sondern auch den Inhalt der Lieferung? Technisch gesehen wusste Eishirō das genauso gut, aber Miisho hatte das, was Eishirō vermutlich fehlte: Ein Motiv. „Bist du in Ordnung, Renji?“, fragte Nanako. „Was ist mit dem 3. Offizier?“ Renji öffnete seinen Mund, um zu erklären, doch dann dachte er noch einmal nach. Selbst wenn es offensichtlich schien, gab es keinen Beweis, dass Miisho involviert war. Und es hatte genug böses Blut zwischen ihm und Miisho gegeben, sodass Renji nicht wirklich anfangen sollte, den Typ in der Division zu verleumden, ohne konkrete Beweise zu haben. Also sagte er stattdessen: „Ich kann nicht glauben, dass ich das vergessen habe, als Miisho ging. Da war niemand der die Sicherheitspatrouillen für die Kuchiki koordinierte. Wir können uns verdammt glücklich schätzen, dass es keine Entführungen gegeben hat. Wenn der Kommandant sich mit Lösegeldforderungen hätte abgeben müssen, wäre es mir an den Kragen gegangen.“ Nanako erschauderte bei dem Gedanken. Sie hatte immer noch die Formulare fest umschlossen. „Ich habe irgendwie Angst vor den Kuchiki, wenn ich ehrlich bin.“ Renji lachte. „Ja, das ist gesund.“ Denn eine der Sachen, mit der die Kontaktperson arbeiten musste, waren weit verstreute Cousins und alle Art von verbündeten Familien. Und das direkt oder zumindest mit Höllenschmettlering oder Briefen und… nun ja, die Politik hinter dem vermeintlich einfachen Job war gigantisch, denn wenn du einem Typen 3 Wachen gabst und dem anderen keine, konntest du aus Versehen eine Blutfehde in Bewegung setzen. Es war auch ein Grund, warum der Vizekommandant vor Renji diese Verantwortung abgetreten hatte. Ginjirō Shirogane war der erste Vizekommandant seit einer Ewigkeit, der kein Kuchiki oder Adliger war, also hatten sie den Job jemanden gegeben, der die nächsthöhere Position inne hatte und zumindest innerhalb der Seireitei geboren worden war. Der andere Grund, dass Ginjirō diese besondere Arbeit weitergereicht hatte war, da war Renji sich sicher, um einen Sündenbock zu haben. Es war die eine Sache, einen Vizekommandanten hinzurichten, wenn er einen entfernt verwandten Kuchiki respektlos behandelte. Doch einen 3. Offizier? Sicher, man konnte ihn als ersetzbarer ansehen, wenn man zu dieser Art von Leuten gehörte. Renji rieb sich den Nacken und blickte zu Nanako. „Uh, kannst du den Job überhaupt machen? Ich meine… Scheiße, das ist unhöflich, aber hast du adliges Blut?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich wurde innerhalb der Mauern geboren, doch meine Eltern waren beide in den Hofgarden.“ „Ein Armee-Balg?“, Renji nickte anerkennend. Er glaubte sich an ein oder zwei Geschichten zu erinnern, in denen ein Vater ausgetreten ist, um seine Tochter groß zu ziehen. Hatte er nicht irgendeinen Laden in der Nähe der Elften? Nudeln! Renji erinnerte sich plötzlich. „Richtig, nun ja, dann grundsätzlich solltest du damit klar kommen. Ich meine, wenn du möchtest.“ Sie drehte ihm den Rücken zu und legte die Formulare weg. „Ich weiß es nicht“, gab sie zu. „Ich meine, es ist eine steile Lernkurve, aber ich denke, wir müssten sonst bis runter zum 9. Offizier gehen, um einen Adligen zu finden.“ So weit? Huh, die Dinge hatten sich in der Division geändert. Renji fragte sich, ob das der Einfluss von Byakuyas eigenen Vorlieben war. „Ja, die Kuchiki wären beleidigt, wenn sie sich mit jemandem so Niedrigstehenden in der Befehlskette abgeben müssten.“ „Absolut“, sagte sie. „Ich denke, sie müssen sich dann eben mit meinem militärischen Stammbaum begnügen.“ Renji nickte. Um ehrlich zu sein war es ein seltsames Schlupfloch, doch in den Hofgarden geboren und aufgewachsen zu sein, war sowas wie ein Freifahrtschein in fast jedes Haus. Vom Hochadel bis hin zur heruntergekommensten Bruchbude. Nun ja, dann war es beschlossene Sache. Sie mussten nur dem Kommandanten darum bitten, Nanako eine ordentliche und formelle Einführung zu erteilen. Tatsächlich sollten sie vielleicht auch Eichirō sofort mit einbeziehen, damit es zwischenzeitlich zu keinen weiteren Lapsus in der Sicherheit kommen konnte. Besonders wenn Byakuya Gespräche mit Kandidaten für das Erbe führte. Das war potentiell ein großer Haufen heller Sterne der Kuchiki, die da durch die Wildnis reisten. Renji war schon dabei, einen Höllenschmetterling zu rufen, als der 20. Offizier hereingeplatzt kam. Er verteilte hektisch Verbeugungen, erst an Renji, der gerade aufstand, dann Nanako, die immer noch die Formulare einsortierte. „Vizekommandant“, sagte er. „Meine Dame. Ich hörte, sie wollten umgehend den Bericht?“ Der 20. Offizier war so spartanisch wie sein Büro. Wie bei vielen Soldaten der Sechsten trug er nirgends sichtbare Änderungen der normalen Shinigami-Uniform. Seine kurzen Haare hatten die Farbe von brüniertem Stahl und sogar die Augen hatten einen ähnlichen Grauton. Renji ging um seinen Schreibtisch herum. Er lehnte seinen Hintern gegen die Kante, verschränkte die Arme vor seiner Brust und lehnte sich zurück, um zuzuhören. „Dann leg los. War es eine geplante Attacke?“ „Es scheint so, Vizekommandant“, der Offizier verbeugte sich erneut. „Die meisten der Personenschützer wurden verletzt. Der Karawanenführer wurde zur 4. Division gebracht. Er hat beinahe den Arm dabei verloren, als er den Händlerschlüssel verteidigt hat.“ Richtig, der Kidō-Pass, den bestimmte Gruppen von normalen Seelen bekommen, um durch die Barrieren zu kommen. Eines Tages musste Renji herausfinden, wie es geklappt hatte, dass er und Rukia vor all den Jahren da durch gekommen waren. Warte, ‚die meisten‘ Personenschützer? Bevor Renji fragen konnte, fragte Nanako: „Du denkst, das war das Ziel? Den Schlüssel zu stehlen?“ „Es ist schwer zu sagen, meine Dame“, sagte der 20. Offizier und nahm Haltung an. „Der Einsatz des Karawanenführers schützte den Schlüssel, doch andererseits war es kein sehr koordinierter Angriff. Wir gehen immer noch das Inventar durch, doch es ist ziemlich offensichtlich, dass einige Luxusgüter gestohlen worden: Zucker, Curry und Teile der getrockneten Früchte. Eine Liste ist an das Anwesen gegangen, aber ich habe eine Kopie für sie angefertigt“, der Offizier zog einen Bündel Papiere aus dem Inneren seiner Kosode und händigte sie Renji aus. Renji nahm sie und überflog die Buchstaben. Doch er hatte keine Ahnung, wonach er suchen musste, also gab er sie einfach Nanako weiter und fragte: „Ist das die Art von Sachen, die normalerweise geklaut werden?“ Die Augen des 20. Offiziers verengten sich und er sagte: „Normalerweise wird nichts gestohlen, Vizekommandant.“ Es war schwer, aber Renji schaffte es, nicht die Augen zu rollen. Er konnte sehen, warum ein Typ wie dieser die Verbindungsperson mit dem Anwesen war. Er schien diese ganze Stolz-Sache bis ins Mark aufgenommen zu haben. „Ich meinte generell.“ „Ich habe keine Ahnung, welche Gegenstände Rukongai-Diebe normalerweise bevorzugen“, sagte er. Er sagte sonst nichts, doch die Herausforderung in seinem Blick schien hinzuzufügen: ‚Sag du es mir.‘ Renji stieß sich vom Schreibtisch ab und war bereits diesem Klugscheißer etwas ins Gesicht zu schleudern wie: ‚Hast du ein Problem mit mir?‘ Oder ‚Woher zum Teufel soll ich das wissen, wir haben in Inuzuri nie so etwas Teures wie Zucker gesehen‘. Doch Nanako legte ihre Hand auf seinen Arm. Zum 20. Offizier sagte sie: „Es wäre gut zu wissen, ob die Attacke typisch für einen Raub war“, sagte sie dem Offizier. „Der Vizekommandant und ich haben vorher darüber geredet, ob die Attacke vielleicht aus Rache erfolgte.“ Der Offizier jedoch verstand das Angebot, die Situation glattzubügeln, nicht. „Woher soll ich das wissen? Meine Arbeit ist es, sicherzustellen, dass die Mauern patrouilliert werden. Ich habe keine Ahnung von alledem.“ Alles, was Renji jetzt noch tun wollte, war dem Typen einen Schlag auf dem Kopf zu versetzen, doch zum Glück sprach Nanako weiter. „Ja, das sind alles nur Vermutungen. Danke für den Bericht. Du bist entlassen.“ Der Offizier verbeugte sich und drehte sich geschickt auf dem Absatz um. Doch Renji hielt ihn an, in dem er ihm eine Hand auf die Schulter legte. Über dessen Schulter sagte Renji leise in sein Ohr: „Du bist auf deinem höchstmöglichen Rang, denn jetzt wo der 3. Offizier gegangen ist, war das die Möglichkeit, befördert zu werden, welche du allerdings ziemlich verkackt hast.“ „Nicht alle von uns leben, um weiter voranzukommen, Vizekommandant“, sagte er und schüttelte Renjis Hand von seiner Schulter. Als der Offizier davon stolzierte, mutmaßte Renji laut: „Nein? Was hat dir das Kuchiki Tantchen versprochen, frage ich mich.“ Immerhin war es auffällig, dass jeder, der eine eigene Verbindung zum Anwesen hat, ein ganz schönes Ego und kein Verlangen danach hatten, ihre Positionen zu verlassen. An Nanako gewandt fragte er: „Wie lange ist er überhaupt der 20.?“ Sie war zufällig immer noch in der Nähe des Aktenschrankes, also ging sie hinüber, wo die Personalakten waren. Ihre Finger zählten bis Zwanzig und sie zog eine dicke Mappe heraus. „Ein paar Jahrhunderte?“ Sie nahm sich einen Moment, um im Kopf zu rechnen. „Zweihundert und siebenundvierzig Jahre.“ Länger als Byakuya Kommandant war. Verdammt nah an der Dauer, die Miisho 3. Offizier war. Was für ein verficktes Desaster es wäre, wenn sowohl der Typ, die für die äußere Sicherheit der Versorgungsgüter verantwortlich ist, und der Typ, der die Sicherheit innerhalb der Mauern gewährleistete, unter einer Decke stecken würden. „Hör zu, du hast noch eine Stunde, bis du Feierabend hast, oder?“, fragte Renji Nanako. Als sie nickte, sagte er: „Ich werde rüber gehen und mit dem Anführer der Personenschützer sprechen. Der 20. Offizier sagte, dass die ‚meisten‘ der Personenschützer verletzt wurden und ich möchte wissen, warum nicht jeder verdammte von ihnen das ist.“ Renji fand die Kommandantin der Personenschützer am Händlereingang, als sie den Schaden an Karren und Pferden begutachtete. Der Wind heulte und es roch nach Schnee. Die Kommandantin war in einem dicken Mantel gehüllt und ließ gerade ihre Finger entlang eines der schweren Lieferwagen fahren. Sie blickte auf, als Renji näher kam. „Ah, Vizekommandant“, sagte sie, ganz klar nicht überrascht davon, dass er gekommen war, um sie zu sehen. Ihre schneeweißen Haare waren nahe an ihrem Kopf abgeschnitten, sodass es wie ein Helm aussah. Sie hatte eine markante, Falken ähnliche Nase und dazu passende, große, wachsame Augen. „Sag mir, sieht das wie Feuer- oder Kidō-Schaden aus?“ Kidō? Renji hockte sich dorthin, wo sie hindeutete und legte eine Hand auf das Holz. Er zog sie fast sofort wieder zurück. „Scheiße. Nun müssen wir uns um Kidō nutzende Banditen sorgen machen?“ Doch hatte nicht Seichi was davon erzählt, dass Kidō-Zauber Währung im Gefängnis waren? „Es scheint so“, stimmte sie zu. Sie wischte ihre Hände an den Beinen ihres Hakama ab und stand auf. Sie blickte auf die verschmorte Stelle und fragte: „Aber du kannst nicht sagen, ob es eine Fehlzündung war, oder?“ „Du meinst, wie meine Spezialität?“, Renji gluckste, als er selbst aufstand. „Du glaubst, dass einer von deinen Leuten vielleicht eine Art Eigenbeschuss verursacht hat?“ Sie schaute ihn mit erhobener Augenbraue an, denn sie beide wussten, dass sie niemals offiziell zugeben würde, jemanden mit dieser Menge an spirituellem Druck in der Truppe zu haben, der selbst niedere Kidō-Zauber beherrschte. Doch Renji wusste, dass die adligen Familien schon immer bei den Akademie-Abbrechern rekrutierten. Es war ein toller Weg, Leute zu bekommen, die zumindest grundlegendes Militärtraining genossen haben. Also zuckte er mit den Achseln und erklärte: „Da gibt es keine Möglichkeit, das zu sagen. Es ist der gleiche Zauber, ob es in dieser Weise funktioniert, wie er eigentlich sollte oder eben nicht.“ Sie nickte. Dann lehnte sie sich mit der Schulter gegen den Karren und warf Renji einen weiteren, listigen Blick zu. „Kannst du sagen, wer den Zauber ausgeführt hat?“ Renji schüttelte den Kopf. „Ich bin nur in der Lage es zu sagen, wenn ich denjenigen wirklich ziemlich gut kenne und ich kenne keinen von deinen…“ „Könntest du es sagen, wenn es ein Kuchiki wäre? Oder euer 3. Offizier?“ „Ich könnte vermutlich… Warte, wohin führt das?“ Irgendwie, trotz der Tatsache, dass Renji hergekommen war, um sie zusammenzustauchen, war nun er derjenige, der ausgequetscht wurde. Doch wenn sie etwas gefunden hatte, wie man es mit Miisho in Verbindung bringen konnte, wollte es Renji wissen. „Und hast du Kuchiki gesagt?“ „Nun ja, die Cousine hat vielleicht versucht, sich selbst zu schützen und ich dachte, da sie eine Verwandte des Kommandanten ist, ist vielleicht ihre Kidō-Signatur…“ „Whoa! Halt mal kurz, welche Cousine? Wovon redest du?“, Renji fragte, selbst wenn sein Herz bei der Möglichkeit zu hämmern begann. „Sagst du etwa, dass es eine Entführung gab?“ Die Anführerin der Personenschützer warf Renji einen betonten Blick zu. „Ich dachte, das wäre der Grund, warum du hergekommen bist.“ „Nein, ich habe mich gefragt, warum es ein Report gab, in dem es hieß, dass ‚die meisten‘ deiner Leute verletzt wurden“, sagte er dümmlich, während sein Hirn immer wieder wiederholte: Ohscheißeohscheißeohscheiße – eine Entführung – Ohscheißeohscheißeohscheiße. „Das ist daher, weil ich ein paar Läufer habe. Sie sind desertiert, als die Kuchiki entführt wurde.“ Scheiße ja, ich denke auch daran, sofort die Hügel hochzurennen, fügte Renji still hinzu. Dann kam sein Gehirn wieder ans Arbeiten. In einer Sekunde hatte er einen Höllenschmetterling herbeigerufen. „An die 4. Offizierin Nanako Imai von Vizekommandant Renji Abarai. Mobilisiere alle verfügbaren Soldaten für ein Such- und Rettungstrupp. Ich möchte, dass Dreiergruppen alle Richtungen vom Ort der Attacke absuchen und ich möchte sie so schnell wie möglich dort haben. Wir haben eine Kuchiki zu retten.“ „Nein, habt ihr nicht“, Byakuyas Stimme sorgte dafür, dass Renji beinahe aus seiner Haut sprang. Wie konnte eine Person, mit solch einem massiven spirituellen Druck, so sehr an einem Typen heranschleichen? Renji drehte sich um, hielt den Schmetterling bereit für neue Befehle. „Was meinst du, Kommandant? Du hast es gehört. Sie haben deine Cousine.“ „Ja, exakt. Sie haben sie. Sie gehört nun ihnen“, sagte Byakuya kalt. „Wir bezahlen kein Lösegeld. Wenn wir das tun, werden wir von jedem Möchtegern-Entführer im Rukongai anvisiert. Ihr Schicksal ist nun ihr eigenes.“ Byakuyas Ton war: ‚Und nun ist die Angelegenheit erledigt‘, doch Renji konnte es einfach nicht glauben. „Aber, Kommandant, wir könnten unsere Leute rausschicken. Ich bin mir sicher, wir könnten…“ „In die Falle tappen, die die Banditen für uns ausgelegt haben? Unakzeptabel“, sagte Byakuya. „Benutze deinen Kopf, Renji. Wir werden nichts tun.“ Was konnte er anderes sagen? „Ja, Kommandant.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)