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SAO: Progression

von

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Prolog

Der 3. November 2017.

Endlich war es soweit... Mit meinem Rollkoffer stand ich in der Schlange zum Check-In. Natürlich war es mal wieder Berlin Tegel, von wo aus ich starten sollte. Hatte auch irgendjemand jemals daran geglaubt, dass der Berlin-Brandenburg Flughafen BBI bis dato fertiggestellt werden würde? Natürlich nicht.

Meine Mundwinkel zogen sich bei dem Gedanken daran, dass die Südstrecke von der Bahn weiterhin passagierlos befahren wurde, merklich nach oben. Ich versteckte mein schiefes Lächeln, in dem ich einen Schluck aus der Thermosflasche trank, welche ich dabei hatte, damit ich mir kein überteuertes Getränk in einen der Shops kaufen musste. Ein Blick auf die große schwarze Anzeigetafel mit deren gelben Flugdaten verriet mir, dass es jetzt 12:30 Uhr war. In einer Stunde säße ich bereits im Flieger. Auf dem Weg nach London Heathrow. Auf dem Weg nach Tokyo Narita. Als ich mir den Namen des Flughafens tonlos auf der Zunge zergehen ließ, spürte ich schon wieder, wie mein Herz Achterbahn fahren wollte.

Tokyo...

Wie lange war es schon her, dass ich das letzte Mal das Land der aufgehenden Sonne betreten hatte? Um genau zu sein... sechseinhalb Jahre.

Damals war es mein erster alleiniger Auslandsurlaub gewesen – nur mit einer Freundin, aber ohne Eltern, ohne Klasse, ohne größere Mitreiseschaft... Leider hatte sich der Urlaub nach einer Woche bereits erledigt. Kranken Menschen im Flugzeug sei Dank hatte mich nämlich ein Magen-Darm-Virus heimgesucht und so war besonders das japanische Fernsehprogramm etwas, was mir bis heute gut im Gedächtnis geblieben ist. Wie war ich enttäuscht und vor allem wütend über mich selbst gewesen, als ich nach einem sehr anstrengenden Rückflug wieder zu Hause angekommen bin.

Niemand hatte mich die erste Woche trösten können, mit niemanden wollte ich darüber reden. Aber dieses Mal würde alles anders werden. Ich war ausgerüstet. Händedesinfektion, Mundschutz, Schal. Oh ja! … Zumindest versuchte ich meinem paranoiden Hirn klar zu machen, dass es keinen Grund gab, warum ich mich phobisch gegenüber Keimen zu verhalten hatte.

„Hey, da bin ich wieder!“, erklang mit einem Mal die helle Stimme meiner kleinen Schwester wieder, welche sich fix für fünf Minuten hatte abschotten müssen, um ein wichtiges Telefonat zu führen. Sie strahlte wieder über beide Ohren, so dass ich gar nicht anders konnte als zu lachen. Das war so typisch. Wenn sie lachte, lachten ihre Augen und schon musste ich ebenso lächeln. Sie verschaffte mir immer gute Laune und hielt seit nun mehr schon zehn Jahren in mir das Gefühl wach, dass ich sie einfach vor allem Bösen auf der Welt beschützen und sie immer in ihrem Tun und bei ihren Wünschen unterstützen wollte. Dabei war sie zum einen gewiss nicht klein und zum anderen auch nicht meine Schwester – wir fühlten uns nur auf diese Art miteinander verbunden.

Niko und ich waren uns einfach zu ähnlich, wie wir in Fettnäpfchen zu treten wussten, uns für Dinge begeistern konnten oder gar blöde Tänze zu irgendwelchen Openings erfanden und dann wiederum uns um unsere Liebsten sorgten und uns um sie kümmerten...

Es tat mir mehr als nur ein bisschen in der Seele weh, sie nun für längere Zeit nicht mehr sehen zu können. Erst war sie es gewesen, die im Sommer für ein Praktikum nach London gereist ist und nun eben ich. „Ich bin sooo gespannt! Du musst mir alles mit Fotos dokumentieren! Und du musst unbedingt auf den Tokyo Tower!“, quasselte sie nicht weniger nervös als ich war. Auf diesen Kommentar musste ich allerdings grinsen:

„Eher den Sky Tree. Tokyo Tower ist nicht mehr modern genug.“

„Dann eben auch den!“ So einfach konnte man sie nicht aus der Bahn werfen.

Ich trank einen weiteren Schluck von meinem Kaffee und hielt ihr dann den Becher hin. Dass wir Dinge teilten, war ganz natürlich und da brauchte keine von uns die andere fragen – normalerweise taten wir es aber dennoch. Wir kamen uns sonst zu unhöflich vor. Doof, wie wir waren. „Wann kommst du in Tokyo an?“

Da ich nun die Hände frei hatte, zog ich meine Tickets zwischen den Seiten meines Reisepasses hervor, den ich unter dem Arm geklemmt hielt, und warf einen prüfenden Blick auf diese. Zwar kannte ich die Daten auswendig, aber sicher war sicher.

„Hm... Gegen 17.20 Uhr. Wenn alles klappt, dann bin ich zu 15 Uhr in London und werde zu 18 Uhr weiterfliegen.“

Meine Skepsis war berechtigt, immerhin hatte ich damals ganze acht Stunden in Heathrow verbringen dürfen, weil sie die Maschine nach drei Stunden Check doch nicht für den Start zuließen und wir als Passagiere auf die nächste Maschine vertröstet wurden. Ein außerplanmäßiger Flug. Dafür hatte ich aber immerhin die Lichter vom nächtlichen Finnland sehen können. Auch ein schöner Anblick.

„Holt dich die Gastfamilie ab?“

„Sie meinten, dass ich vom Flughafen bis Ueno alleine fahren müsste“, erklärte ich, „Aber die Strecke ist mir ja nicht unbekannt.“ Ich zuckte mit den Schultern. Immerhin war ich ein großes Mädchen, ich hatte meine Pasmo-Card, hatte mein Anschlussticket für den Flughafentransfer und wusste, wo ich hinmusste. Eigentlich freute ich mich sogar darauf, denn es gab für mich nichts schöneres als Bahn zu fahren. Lokführerkind eben.

„Ah, okay! Meld' dich aber, sobald du da bist!“

„Ich werde es versuchen.“

Wir guckten beide gleichzeitig vor uns, als die Warteschlange mit einem Mal in Bewegung geriet. Na also.

Aber damit nahte auch der Abschied und ich musste mir auf die Zunge beißen, um nicht einen etwas gemeinen Kommentar abzugeben – Ein klein wenig enttäuscht war ich schließlich schon. Ich würde höchstwahrscheinlich für die nächsten zehn Monate im Ausland sein und meine Familie hatte es nicht auf die Reihe bekommen zu erscheinen. Eigentlich konnte ich meinem Vater keine Vorwürfe machen, denn sein Schichtplan war nichts, was sich immer so einfach ausdiskutieren ließ. Trotzdem... das innere Kind in mir heulte gerade, weil ich es unfair fand. Es waren immer diese besonderen Situationen, in denen es ein Teil meiner Eltern schaffte, mir auf die Füße zu treten... Doch viel Zeit, um noch länger drüber nachzudenken hatte ich nicht und ich wollte es auch nicht.

Niko war da und das zählte.

„Was wirst du nochmal arbeiten?“

„Erstmal in einem Café. Zumindest ist das der Plan“, antwortete ich und hatte mich nun ebenso bei ihr eingehakt, weil die Schlange vor uns immer kürzer wurde und ich mich gar nicht von meiner kleinen Schwester lösen wollte.

Das Work-and-Travel Jahr würde noch so einige Abenteuer bereithalten... Im Grunde wäre es mir gar nicht möglich gewesen, dieses zu starten, hätte es nicht doch widrige Umstände im Mai gegeben, die es mir nun ermöglichten...

„Trägst du dann eine süße rosa Uniform?“, scherzte meine Begleiterin und griente dabei wieder von Ohr zu Ohr.

„Selbst wenn ich wollte, wird mir die wohl nicht passen.“

„Dann nähst du die selbst!“

„Genau, wozu ist man Cosplayer?“

Wir lachten leise und mussten ein weiteres Mal in der Reihe stehenbleiben.

„Ich finde es jedenfalls cool, dass du das machst! Du wirst bestimmt eine Menge toller Dinge erleben!“, platzte sie dann noch einmal heraus und guckte mich dabei direkt an, „Und du wirst so viel von Japan sehen können!“

Ich antwortete nicht, sondern ließ den Kopf nur von links nach rechts und wieder zurückwippen. Diese widrigen Umstände formten sich vor meinem geistigen Auge zu Wörtern: Japanische Botschaft, Redewettbewerb, Exfreund. Keine näheren Details. Zumindest nicht jetzt.

Zack, wieder zwei weniger vor uns.

 

Schließlich war ich die nächste, die ihren Koffer aufzugeben und in den entsprechenden Wartebereich zu gehen hatte. Ich erledigte erst einmal die Formalien und sah dann zu meiner kleinen Schwester, seufzte tonlos, aber schwer.

Nun war der Moment gekommen...

Wir durften uns nicht lange ansehen, sonst hätten wir beide zu weinen angefangen. Aber auf der anderen Seite mussten wir dies... wann würden wir uns schließlich wiedersehen? Ich hatte keine Flugangst, aber es lag ein langer Flug über Russland und China vor mir. Allein. Keine Ablenkung wie damals mit Nadine. Das würde interessant werden.

„Ich werde dich vermissen!“, sagte Niko dann schon ein bisschen weinerlich und umarmte mich fest, „Pass auf dich auf, Nee-san! Komm gesund wieder!“ Ich schloss meine Arme ebenso um sie und drückte sie ganz, ganz fest. In diesem Moment war es mir egal, ob sie sich wegen Luftmangel beschweren würde. Ich würde sie für eine lange Zeit nicht wiedersehen. Nur über Internet sprechen. Nicht mehr ihre Haare beim Umarmen ungewollt essen müssen. Kein gemeinsames Eislaufen diese Saison, wie wir es eigentlich vorhatten. Keine Schwesterabende und keine spontanen Treffen.

Das würde schwer werden.

Die letzten zwei Jahre hatten uns so zusammengeschweißt... Ein bisschen machte sich da nämlich auch die Angst breit. Was würde in einem Jahr sein? Wie würden wir uns bis dahin entwickelt haben? Würden wir uns immer noch so nah sein? Ich hatte schon einige Trennungen hinter mir. Das wollte ich einfach nicht schon wieder erfahren. Besonders nicht mit ihr.

„Ich hab dich lieb!“, sprach ich leise in ihr Ohr, „Ganz, ganz doll lieb! Vergiss das nicht! Und mach keinen Unfug!“

„Du auch nicht! Du weißt ja, wer hier auf dich wartet, höhö.“

Höhöst du mich gerade an?“

Wir lösten uns ein wenig und ich sah sie breit grinsen, „Na klar!“

„Ochibi!“

„Oi!“

Und dann ließen wir einander los. Ich drehte mich noch einmal um, als ich durch das hellgraue Tor in den Wartebereich ging und prägte mir ihre Gestalt ganz genau ein. Wie sie winkte, wie sie lächelte, obwohl ich dennoch den Glanz in ihren Augen gesehen hatte. Ebenso, dass sie an diesem Tag ihre kupferfarbenen Haare mit der türkisblauen Strähne ein wenig wüst offen trug, ihre dunkle rechteckige Brille auf der Nase und die schwarze Meow-Mütze auf dem Kopf sitzend sowie ihr roter Lippenstift, der sie wie Schneewittchen aussehen ließ. Dann war sie aus meinem Sichtfeld verschwunden und ich musste mir mehrmals über die Augen wischen, als ich mich auf einen der Stühle setzte – umgeben von den anderen Fluggästen, die Zeitung lasen, ihre Kinder beruhigten oder sich mit ihrem Partner unterhielten.

Mein Herz wurde noch schwerer als angenommen. Ich hätte nicht gedacht, dass es mich doch so heftig treffen würde... Tief durchatmend, zog ich mein Handy hervor und sah, dass mich verschiedene Messengernachrichten anblinzelten:

Die Neuste von meiner kleinen Schwester, die mir sofort schrieb, dass sie solange hierbleiben würde, bis mein Flugzeug sicher im Himmel verschwunden wäre. Süß.

Die darauffolgende von meinem Vater, ob ich denn schon im Flugzeug säße. Nein, Pappa, dann hätte ich das Handy aus! Typisch. Eine dritte von meiner Mutter, die mir einen guten Flug wünschte und dass ich mich in London melden sollte. Yes. Erste Roaminggebühren für Mutti. Natürlich.

Zwei SMS waren ebenso eingegangen: Eine von Viki und Tanja, meine Lieblings-Chaoten-Zweier-WG, die mir alles Liebe wünschten, und eine weitere von Judith, welche mir eine sichere Reise erbat und dass ihre Senna doch bitte auf sich aufpassen würde, sonst käme die Erdbeere vorbei. Oh, und da war noch eine von meiner Lieblingsmitbewohnerin und Zwillingsschlange! Unlöblich wie immer. Was würde ich ihren Sarkasmus vermissen.

Aber eigentlich... gab es da noch eine Nachricht, auf die ich regelrecht wartete... und sie war auch längst eingegangen. Ich switchte erneut ins die Chatübersicht zu WhatsApp, scrollte zu einem für Außenstehende mysteriösen Scherznamen namens Applepie-mit-Zimt und tippte auf die Zeile.

Obwohl ich ein bisschen traurig war, musste ich nun erst recht lächeln und den Kopf schütteln. Das war wieder so typisch er. So typisch. Doch wo ich eben noch schmunzelte, verlor sich dieses Hochgefühl sofort und ich spürte, wie mir die Tränen dann doch endgültig über die Wangen liefen. Ich war ein emotionaler Trottel.

Was das betraf, war ich es wirklich. Und wie.

Das war es auch, was mich am meisten ärgerte... dass er nicht hier sein konnte.

Aber es war eben wirklich nicht machbar gewesen, dass er den Dienstplan umändern lassen konnte. Krankenstand. Er hatte es wirklich versucht, aber so blieb uns nur die Kommunikation über diesen blöden Messenger.

Ich drückte das Telefon fest an meine Brust, schloss die Augen und versuchte wieder Kontrolle über meine Gefühle zu erlangen, damit ich ihm antworten konnte, aber diese Kontrolle hatte ich schon lange nicht mehr. Schon sehr lange nicht mehr.

Hier hatten wir dann auch das eigentliche Problem, warum Japan für mich mit einem bitteren Beigeschmack begann...

 

Das Boarding verlief ohne Probleme, wie stiegen pünktlich in das kleine Flugzeug und ich meinen Platz in der 14. Reihe eingenommen. Selbst der Flug nach London war schnell vollbracht, war ich lang genug beschäftigt, das ausgelegte Magazin zu lesen und für 30 Minuten die Augen zu schließen, wo ich in der Nacht kaum geschlafen hatte – der Aufregung verschuldet.

In Heathrow angekommen, blieb mir genügend Zeit, um in Ruhe zum anderen Terminal zu gelangen und mich dort noch ein wenig umzusehen und zu stöbern. Sollte ich mir für den Flug vielleicht etwas zum Schmökern mitnehmen? Mich erwarteten elf Stunden und man konnte nie wissen, wie die Filme sein würden, die sie im Programm hatten. Damals hatte ich mir den ersten Teil des vierten Twilight-Films angetan und außerdem noch George Clooney. Zwar ein Leckerbissen, aber wirklich interessant war der Streifen nicht. Descendants oder so. An weitere konnte ich mich schon nicht mehr erinnern. Irgendwann hatte ich die Fernbedienung herumgedreht und herausgefunden, dass sie auch ein Gamepad war und so meine Zeit mit Tetris und Co. Totgeschlagen.

Essen, trinken, Filme sehen, sich etwas bewegen, zocken, schlafen und wieder von vorne... Ich kannte das Prozedere – nur mit dem Unterschied, dass ich dieses Mal gewiss nicht in der Mitte saß, sondern mir erneut einen Gangplatz ausgesucht hatte. Lange Beine erforderten mehr Platz!

Wie erwartet, saßen dann in der großen Maschine zum Großteil Asiaten, meist Japaner – und natürlich trugen sie wieder all ihren präventiven Mundschutz. Dieses Mal aber ebenso vorbereitet, setzte ich meinen eigenen auf. Meine Freundin Risa hatte mir zwei Päckchen geschickt - beide in Rosa aber das eine hatte eine schwarze Katze als Muster und das andere Alice in Wunderland. Für den Hinflug entschied ich mich für die Katze und zog mir damit die Gummischlaufen über die Ohren. Für mein Gesicht waren die Masken ein bisschen zu klein, aber immer noch besser, als mich erneut irgendwo anzustecken.

Ja, ich war paranoid, keimphobisch und was weiß ich... aber nachdem ich mir schon dreimal den Norovirus eingefangen hatte und auch sonstige Krankheiten im Krankenhaus während meiner Ausbildung hatte mitgehen lassen, war ich da etwas... vorbelastet.

Das Essen für unterwegs war wieder einmal ein simples Reis-Huhn-Gericht oder italienische Pasta. Mit Wohlwollen den Reis gewählt, war es nach dem Abendessen auch schon Zeit, die Schotten langsam dicht zu machen. Die Stewards und Stewardessen begannen die Nachtbelichtung einzuschalten. Es war immerhin auch schon nach 21 Uhr, wie mir meine Uhr zu verstehen gab und als würde uns alle eine fluginterne Müdigkeit überrollen, schlossen sich meine Augen wie von alleine. Nur die Decke hatte ich mir noch zuvor um den Körper gelegt, damit ich nicht frieren würde. Ich hoffte auf einen traumlosen Schlaf, denn ich hatte keine Lust von Abstürzen oder Desaster zu träumen, wie ich es sonst gerne mal tat.

 

Dass ich dies aber nicht brauchte, war eine andere Sache... Mitten in der Nacht – so fühlte es sich zumindest an – wurde ich aus dem Schlaf gerüttelt. Schwerfällig hoben sich meine Lider, aber dafür hatten sich meine Ohren bereits an das Aufnehmen und Verarbeiten von Geräuschen gewöhnt, so dass mir ein betriebsamer Pegel an Lautstärke bewusst wurde, der mich wacher werden ließ.

Ein zweites Mal ruckelte es und da saß ich dann fast kerzengerade in meinem Sitz. Ich sah mich irritiert um. Es war bereits wieder Tag, als müssten wir irgendwo über China sein – 12 Uhr. Ich hatte ziemlich lange geschlafen.

Die Maschine machte einen weiteren Satz und ich sah verwundert und leicht angespannt aus dem kleinen Fenster links von mir. Außer einer grauen eintönigen Masse an Wolken war nichts zu sehen. Die Menschen um mich herum schnatterten leise, unterhielten sich. Es war der typische Eindruck, den man von Leuten hatte, die panisch wurden, es aber nicht zeigen wollten.

Flugturbulenzen.

Auch das noch.

Das Bordpersonal war damit beschäftigt, die Fluggäste zu beruhigen und ihnen Beistand zu leisten, was sie auch wirklich hervorragend hinbekamen. Ihnen zuzusehen, stimmte mich allein schon ruhiger. Sie hatten einen professionellen gemächlichen Gang, hetzten nicht, verbreiteten keine Aufregung und waren doch schnell genug für diejenigen da, denen schlecht oder übel wurde. Oder schlichtweg durchdrehen wollten. Der Gedanke an deren Zustand war nicht zuletzt deswegen von meiner eigenen Interesse, weil ich als gelernte Krankenschwester natürlich auch erste Hilfe leisten müsste, wenn dies nötig wäre.

Oder sollte ich gar meine Hilfe mit anbieten? Müsste ich das? Ich war mir unsicher.

Gerade wollte ich eine der vorbeigehenden Stewardessen ansprechen, als es erneut ruckelte und nun mehr ein Plink über die Lautsprecher erklang. Der Pilot meldete sich persönlich zu Wort. War das ein gutes Zeichen?

„Dear passengers, we're in the middle of a sudden weather change. Please stay calm in your seats and try to relax. The most difficult passages are already passed.“

Gut, das Gefühl hatte ich zwar nicht, dass wir das Schlimmste hinter uns hätten, aber wenn er meinte...

Meine Hände griffen automatisch in die Armlehnen und ich warf einen Blick zur Decke.

Lieber Gott, ich bin nicht gläubig, ich gehe nicht in die Kirche und ich spreche immer nur dann zu dir, wenn ich etwas will. Bedenklich schlechte Voraussetzungen, ich weiß. Aber bitte lass mich diesen Flug gut überstehen. Und dann auch bitte den Rückflug. Im Austausch dafür... werde ich auch nie wieder so weit fliegen und die Umwelt mit Kerosin belasten. Und ich werde auch einmal am Sonntag in die Kirche gehen. Und zu Weihnachten. Und Ostern. Auch in Japan!

Keine Ahnung, ob er mich erhörte, aber noch ein paar Minuten des Wackelns und Ruckelns und mit einem Mal flogen wir wieder locker leicht im Himmel und alles schien sich normalisiert zu haben.

Ein erneutes Plink erklang, die Anzeige der Sitzgurte erlosch und wir konnten aufatmen.

Danke Gott!

Genug Aufregung für ein ganzes Jahr. Sobald ich den Boden mit meinen Füßen berühren würde, würde ich einfach nur laut „Hurra!“ rufen. Oder eher ein „Yatta!“

Glücklicherweise waren das die einzigen Turbulenzen, die uns erwartet hatten.

Die Wolkendecke lichtete sich endlich und nun mehr konnte man auch das russische Gebirge sehen, als würde man nur wenige hundert Meter über dem Boden fliegen. Auch unser im Sitz des Vordermanns eingelassener Bildschirm versicherte uns bei der Flugroutenanzeige, dass wir bereits über die Hälfte hinter uns hatten.

Diese waren aber auch noch zu bewältigen und als mir eine der Stewardessen endlich den Einreisebeleg reichte, welchen ich auszufüllen hatte, damit ich mich legal in Japan befände, war es dann tatsächlich soweit: Ich war Nahe der japanischen Grenze, mein Abenteuer würde endlich beginnen.

 

Der Flughafen Narita hatte sich nicht viel verändert und wenn, dann fielen mir die kleinen Unterschiede nicht auf. Ich wies mich am Schalter der japanischen Behörde aus, ließ mir bestätigen, dass ich immer noch ich selbst war und ging dann weiter. Es war zwar streng, aber nicht so heftig wie London Heathrow oder Stansted, wo jeder wie ein potenzieller Terrorist behandelt wurde.

Einen kurzen Blick auf die Ausschilderung verriet mir die Ausgangsrichtung, welche ich ebenso fix ansteuerte. Am Tag meiner Abreise würde ich vielleicht auch einen Blick in die Duty Free-Shops werfen, aber jetzt war ich einfach nur kaputt von der Reise und wollte relativ schnell nach Hause. Zu meiner Gastfamilie.

Der Skyliner der japanischen Firma KEISEI Electric Railway war glücklicherweise nah. Ich war damals schon mit diesem zum Flughafen zurückgefahren. Das Beste: er fuhr direkt nach Ueno. Ich lächelte, als ich in den weiß-blauen Zug stieg und mir meinen Platz suchte, den man sich vorher natürlich hatte reservieren müssen. Ohne Reservierung keine Berechtigung. Oder doch? Mir war das System der japanischen Eisenbahn und deren Ableger nicht ganz klar, wie so vieles in diesem Land, aber es war immer wieder ein Erlebnis wert.

In vierzig Minuten durchquerten wir die vorstädtliche Landschaft Tokyos, fuhren vorbei an auf Hügeln stehenden Häusern, Feldern und Strommasten. Es war längst dunkel, aber ich konnte mich noch gut an die Strecke erinnern.

Die Häuserfronten würden zunehmen und sich verdichten. Wie beim LEGO-Spiel würden sie Stein für Stein wachsen und schließlich in ihrer Masse beeindrucken. Nur anhand der auch sich vermehrenden Lichtern konnte ich ausmachen, dass wir uns der Innenstadt Tokyos näherten und mein Herz begann wieder schneller zu schlagen.

Es war zwar ein Gefühl von Reiselust, das mich durchströmte, aber viel mehr legte sich etwas anderes um mein Herz: Das Gefühl nach Hause zu kommen. Denn obwohl diese Stadt so vollkommen anders war, die Menschen und das Land, hatte ich mich damals rundum wohlgefühlt. Würde das jetzt ebenso verlaufen? Jetzt, wo ich nicht nur für einen Urlaub hier war, sondern um zu arbeiten und das richtige Leben eines Japaners (soweit ich das als Gaikokujin erfahren könnte) kennenzulernen?
 

Die freundliche, glockenhelle Stimme der elektronischen Zugansage schaltete sich erneut ein und verkündete, dass der Zug nun Ueno erreichte. Ich erhob mich, schulterte meinen Rucksack und zog meinen schweren Koffer dann Richtung Ausgang. Nachdem wir eingefahren waren und sich die Tür öffnete, ächzte ich mein Gepäck die zwei Stufen auf den Bahnsteig und musste daraufhin erst einmal meine Schulter kreisen lassen. Das war der einzige Nachteil als Europäerin mit einer Größe von 1,76 m herzukommen: Ich konnte nicht mal eben so in einen Laden gehen und Klamotten kaufen. Da musste ich mein eigenes Arsenal dabei haben. Nicht zuletzt war es November, anbrechender Winter.

Die Übergänge zwischen Flughafen und Express waren kurz gewesen, da hatte ich die abendliche Kälte nicht gespürt, aber nun kroch sie mir doch ein wenig unter meinen schwarzen Anorak und ich schüttelte mich leicht.

Ich sah mich um, suchte nach den Gesichtern meiner Gastfamilie und erblickte dann drei Personen, die in meine Richtung mit den Händen winkten. Mich noch einmal nach links und recht vergewissernd, dass niemand anderes gemeint war, stiefelte ich auf sie zu, als sie mir auch schon entgegenkamen.

Ich hatte sie bisher nur auf einem Foto gesehen und wir hatten ein paar E-Mails und zwei, drei Briefe ausgetauscht. Die Organisation war damals über eine Privatperson und Mitglied der japanischen Botschaft vonstatten gegangen, daher hatten wir auch keine große Kennenlernphase. Das würde alles jetzt erst geschehen.

Aber auch in real machte die Familie einen sympathischen Eindruck: Da war zunächst der Vater, Ootsuka Jin – ein für einen Japaner groß gewachsener Mann nun mehr Mitte fünfzig, dessen schwarze Haare sich langsam mehr zum hinteren Teil seines Kopfes zogen, aber er sie dennoch in einer kurzen Welle locker tragen konnte. Er hatte eine Brille auf der Nase sitzen und ich konnte die Lachfältchen um seine Augen erkennen, als sich seine Mundwinkel hoben. Eigentlich untypisch für einen Japaner reichte er mir sofort die Hand, klopfte mir die Schulter und sprach im sehr gebrochenen Deutsch „Willkommen, Alex! Schön dich zu treffen!“ Niedlich.

Meine Gastmutter stand an seiner Seite. Sie war... japanische Durchschnittsgröße, schlank, ebenso Anfang fünfzig und trug ihre Haare schulterlang und zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Ihre Erscheinung war zierlicher, anders als die ihres Mannes. Ich hätte erwartet, dass wir uns voreinander verbeugten, aber stattdessen legte sie mir ihre Hände auf meine eigenen und lächelte herzlich. Ihr Name war Miwako.

„よかったね。アレックスさんはやっと着きました。“ (Alex, du bist endlich hier! Schön, nicht!)

„はい、そうですね。“ (Ja, nicht wahr)

Ich musste mein Gehirn daran erinnern, dass ich von jetzt an Japanisch zu reden hatte und kein Deutsch. Daher waren die ersten Sätze denen eines Kleinkindes gleich, welche gerade erst mit dem Sprechen begonnen hatte. Oder auch: 恥ずかしいよ~ (Hazukashii yo) , wie es ein Mädchen auszudrücken wüsste.

Der Sohn und mein Gastbruder Keiichi musste sich ein Grinsen verkneifen. Ich biss mir ertappt auf die Unterlippe und versuchte ihm ein entschuldigendes Lächeln zu schenken.

Wir waren beide fast gleich alt, er ein Jahr jünger, dafür aber zwei, drei Zentimeter größer als ich. Keiichi hatte eine sympathische Ausstrahlung für einen jungen Mann, war modisch gekleidet und hatte sich einen leicht asymmetrischen Kurzhaarschnitt verpassen lassen. Er wäre schon mein Typ gewesen, gäbe es da nicht einen anderen, der mich längst verzaubert hielt.

„じゃあ、行きましょう!“ (Na, dann lasst uns gehen!)

Sie waren mit dem Auto hier und so wurde der Restweg gemütlich im tuckernden Tempo durch Uenos Straßen zurückgelegt. Obwohl meine Augen mit aller Gewalt der Müdigkeit nachgeben wollten, arbeitete mein Hirn nun mehr auf Hochbetrieb. Meine Gastfamilie stellte mir Fragen über meine Reise, meinen Flug, meine Ankunft und ich musste nach über zwölf Stunden schweigen einfach die Möglichkeit nutzen, um mit jemanden reden zu können.
 

Als wir dann vor dem kleinen Haus standen, welches sich in ein paar weitere drumherum einreihte, betrachtete ich neugierig meine Umgebung, würde dies aber noch einmal bei Tageslicht machen müssen.

Die Eltern gingen voran, Jin hatte meinen Koffer genommen, während mir Keiichi nun auch noch meinen Rucksack abnahm und ich so netterweise einmal komplett von Lasten befreit war. Mein Rücken dankte es ihnen.

Ihr Heim war liebevoll eingerichtet, trug eine Mischung aus Tradition und Moderne in sich – die traditionelle Vorzone, aber ein westlich modernes Wohnzimmer mit Couch und großem Fernseher. Hingegen wieder die traditionelle kleine Küche und ein simpler Esstisch, an dem die Familie Platz nehmen konnte. Alles sehr quadratisch untergebracht. Vom Flur führte eine Treppe in das erste Stockwerk. Dort befanden sich die Schlafzimmer und das Bad.

Keiichi sollte mir mein Zimmer zeigen und so folgte ich ihm nach oben. Rechts war das Elternschlafzimmer, daneben das Badezimmer und auf der gegenüberliegenden Seite sein und mein Zimmer. Er erklärte mir, dass das jetzige Gästezimmer ursprünglich seiner älteren Schwester gehört hatte, aber diese sei vor drei Jahren ausgezogen, hatte geheiratet.

Ich nickte, gab ein paar zustimmende und interessierte Interjektionen von mir, die in einem Gespräch erwartet wurden und betrat dann mein Reich, welches für die nächsten Monate mein Zuhause werden würde:

Der Raum war nicht groß, vielleicht neun bis zehn Quadratmeter, aber er hatte alles, was ich bräuchte: Ein Bett, ein Schrank, Schreibtisch, Stuhl und auch ein Bücherregal bzw. einen kleinen Beistelltisch mit einem süßen Sitzkorb aus Rattan. Alles war hell eingerichtet, ein typisches Mädchenzimmer. Aber wenigstens keine rosa Tapeten.

Keiichi hatte während meiner Bewundern für den Raum bereits meinen Koffer hochgeholt und stellte ihn etwas schwer schnaufend neben der Zimmertür ab.

„重いよ!ケースの中は何か?石?“ (Der ist schwer! Was ist da drin? Steine?) , scherzte er und ich musste auflachen.

„ひ・み・つ” (Ge-heim-nis) Wir lachten beide und dann schwiegen wir einen kurzen Moment.

(Und zur einfacheren Verständigung werde ich euch fortan das Japanisch übersetzen – so gut ich kann. Denn natürlich verstand ich längst nicht alles.)

„Soll ich dir das Haus zeigen?“, schlug mein Gastbruder darauf hin vor und hatte etwas unwissend, wie man mit solchen neuen Situationen umging, die Hände in die Hosentaschen gesteckt.

Ich stimmte ihm zu und somit begann der kleine Rundgang. Während Miwako und Jin ihre Sachen ablegten bzw. Miwako noch eine Kleinigkeit zu essen hervorzaubern wollte, gingen wir Gastgeschwister durch die Räume, so dass ich mich recht schnell zurechtfinden würde und landeten schließlich wieder bei seinem eigenen Zimmer. Viel zu sehen gab es natürlich nicht – es war einfach nur ein Haus wie jedes andere aus. Ob nun japanisch, amerikanisch oder europäisch: Vielleicht mochte die Architektur anders sein, aber der Nutzen eines solchen Gebäudes blieb gleich.

Ich zog ein wenig die Lippen zusammen, lag mir doch eine Frage auf der Zunge, die ich mir aber nicht zu stellen traute. Ob das schon zu privat wäre? An und für sich kam ich mit Japanern gut klar und respektierte bzw. verstand deren Einstellung und Auftreten, aber doch war es nicht so leicht herauszufinden, wann man eine Grenze hinsichtlich der Privatraumes überschritt oder nicht – durfte ich also so einfach fragen?

Keiichi musste mir meine Unsicherheit abgelesen haben, da er mir nun schlicht zuvorkam:

„Möchtest du mein Zimmer sehen?“

„I-ich möchte nicht stören!“

„Nein, ist okay.“

„Wirklich?“

„Ja.“

„.... Okay.“

Denn neugierig war ich. Zimmer anderer löste bei mir immer Neugier aus. Wie sich jemand einrichtete, ließ oft einen Schluss auf dessen Persönlichkeit zu und ich liebte es zu analysieren, interpretieren und zu hinterfragen.

Als ich nun aber einen Fuß über die Türschwelle setzte, war ich doch baff über das, was mich erwartete. Mein Gastbruder wirkte ganz und gar nicht wie ein Spielefreak, war er jedoch genau das: sein Schreibtisch war mit zwei Bildschirmen besetzt, die jeweils ein ordentliches Zollmaß aufwiesen. Außerdem ein qualitativ hochwertig erscheinendes Headset.

Neben dem Computer befanden sich noch zwei Konsolen – eine davon war eine Playstation 4 und der graue Kasten musste ein Retroobjekt sein. Ich war mir unsicher, ob es sich hier um einen WonderSwan handelte? Ich kannte nur die Emulationen für den PC, denn mit solch einer hatte ich damals Detektiv Conan gespielt und war als Level C Detektiv abgestempelt worden. Wenn man die Sprache nicht beherrschte, kein Wunder.

„Interessierst du dich für Videospiele?“, fragte Keiichi, weil er wohl mitbekam, dass mich der Rest seines Zimmers wesentlich weniger interessierte, als seine Sammlung an Konsolen und Spielen im Regal hinter mir.

„Ja, schon. Meine Familie hat selbst immer Spiele von Nintendo gezockt. Ich habe aber irgendwann mit Playstation angefangen. Final Fantasy, Kingdom Hearts, Persona... Aber Pokémon bleibt immer noch mein Liebling! Die alten Editionen.“ Ich merkte erst gar nicht, dass ich wie ein Wasserfall plapperte, sah meinen Gegenüber dann allerdings erschrocken an und entschuldigte mich rasch für diese Wortexplosion. Das passierte öfter, wenn ich mich für Dinge zu begeistern wusste.

„Schon gut“, winkte er ab und trat dann selbst an den Schreibtisch und zog eine Schublade auf, „Dann wird dich das vielleicht interessieren.“ Keiichi reichte mir einen Flyer, auf dem eine Aktionsnummer stand, aber viel mehr... überraschte mich der Text, das Artwork und die abgebildete Hardware. Es sah so vollkommen anders aus als alles, was ich bisher erlebt und gesehen habe.

„Sword Art... Online?“, murmelte ich, als ich mir den Flyer durchlas – zumindest, bis es zu den komplizierten Kanji überging.

Ich war zwar nie die Schnellste, was Releases betraf, aber dennoch war ich mir sicher, dass ich es wüsste, wenn ausgerechnet ein Videospiel in jener Form herauskommen würde. Ganz sicher wüsste ich das. Zumal das Releasedatum bereits morgen wäre... Entweder hat die Presse sich wirklich bis zuletzt ausgeschwiegen oder ich war die letzten Wochen und Monate blind gewesen.

„Morgen... erscheint ein neues Spiel zu Sword Art Online?“

„Kennst du es?“

„Eh...“ Der Ton dieser Silben kam mir bekannt vor, aber ich wusste nicht warum. Ganz gleich, wie lange ich darüber nachdachte, wollte bei mir kein Groschen fallen. Ich blickte also undefiniert zu Keiichi, welcher mir mit einem Mal nicht wie der 27jährige coole Mann vorkam, für den er sich gab, sondern wie ein kleiner Junge, der sich gleich auf seine erste Pokémonreise machen würde. Wo wir schon einmal dabei waren.

„Hast du es etwa auch schon mal anspielen dürfen?“

„Eh... nein“, fand ich meine Sprache wieder und zog die beiden Worte dabei etwas länger als nötig, „Ich... habe noch nie davon gehört. Das scheint... nicht zu uns nach Deutschland gekommen zu sein? Also die Nachrichten darüber?“

Ich ließ meinen Blick weiter durch sein Zimmer schweifen und blieb bei seinem Bett hängen. Etwas, was meiner Meinung nach nicht dahinpasste bzw. ich mir nicht vorstellen konnte, dass dieser Helm für den Schutz beim Motorradfahren oder ähnliches gedacht war.

„Oh, dann weißt du auch gar nicht, was das ist!“, drängte er sich daraufhin an mich vorbei und griff nach dem dunkelblauen Objekt. Es in beiden Händen haltend, grinste er bis über beide Ohren, „Das ist ein NerveGear. Das ist sozusagen die Hardware, die du brauchst, damit du das Spiel spielen kannst.“

Etwas überrumpelt über diesen technischen Fortschritt der Spielindustrie nahm ich das Gerät vorsichtig in die Hände, als könnte es bei einer falschen Berührung explodieren. Stimmt... das sah dem Objekt auf dem Flyer ähnlich.

„Dann... ist es also so etwas wie eine VR-Brille?“, schlussfolgerte ich, während ich das Ding drehte und von allen Seiten begutachtete. Nun fiel mir auch das Kabel auf, welches von hinten aus dem Helm ragte. Musste wohl die Energieversorgung sein? Ah, nein. Ein LAN-Kabel.

„Ja, aber weitaus cooler als das, was die uns bisher als VR verkauft haben!“, lachte Keiichi und nahm mir seinen Schatz wieder ab. Ohne zu zögern setzte er sich diesen auf und drehte seinen Kopf. „Siehst du? Mehr brauchst du nicht, dass du bei SAO mitmachen kannst.“

„Mehr nicht?“, konnte ich es nicht ganz glauben und verschränkte die Arme vor der Brust, „Diesen Helm, eine Software und das war es? Wie spiele ich? Muss ich mich... so bewegen wie Let's Dance?“

„Hä?“ Mir war nicht klar, ob er mich schlechter wegen des Helmes verstand oder ob er nicht wusste, was Let's Dance war. Vielleicht war dieses Tanzspiel hier auch unter einem anderen Namen bekannt.

„Ich meine, solche Tanzspiele. Wie DDR“, versuchte ich ein anderes Beispiel zu finden und sprach dabei auch etwas lauter.

„Ach so“, setzte sich Keiichi den Helm daraufhin wieder ab, „Nein, das geht ganz einfach. Du kannst dich hinsetzen oder hinlegen, wie's bequem ist. Alles andere wird über hier oben gesteuert!“ Sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe tippend, brachte er mich damit nur zum ungläubigen Blinzeln und zum ebenso überforderten Lächeln. „Aber eine Konsole fürs Einlegen des Moduls und eine schnelle Internetverbindung brauchst du schon.

„Eh... okay...“ Ich musste echt was verpasst haben!

„Wenn du magst, können wir das morgen gemeinsam kaufen gehen!“, schlug Keiichi immer noch hellauf begeistert vor, „Dann kann ich dir auch gleich noch etwas die Gegend zeigen!“

„Gern!“, sprach ich daraufhin aber ebenso freudig. Man konnte es ja mal ausprobieren. Und vermutlich war es eh mehr eine Prototype-Version als alles andere. Auf die Schnelle hatten sie doch nie im Leben ein vollfunktionsfähiges VR-RPG erstellen können? Aber apropos...

„Du meintest, ob ich auch schon getestet hab... Keiichi-san... dann hast du es also bereits gespielt?“

Nun mehr verzog sich sein Kleinjungengrinsen und wich einem triumphierend stolzen. Um ehrlich zu sein, fand ich das sogar ziemlich bezaubernd, wie er mit geschwollener Brust vor mir stand und den Helm streichelte.

„Ja, ich bin Beta-Tester. Wir haben die Demoversion erhalten.“

„Ah, verstehe...“

„Lass uns runtergehen. Kaa-san hat bestimmt gleich das Essen fertig!

In diesem Moment erklang auch schon Miwakos Stimme zu uns nach oben und wir beeilten uns, dass wir ins Wohn- und Esszimmer kamen.

 

Dass Jetlag allerdings genau deswegen als solcher bezeichnet wurde, weil man nicht schlafen konnte, machte sich bei mir am nächsten Morgen deutlich bemerkbar, als ich in den Spiegel guckte. Das Gefühl, dass mir die Augen zusammenklebten und ich dicke Ringe unter jenen zu verzeichnen hatte, war nicht nur ein solches – es war echt.

Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, bevor ich mich wusch und fertig machte. Das Frühstück stand bereits auf dem Tisch – traditionell Japanisch. Daran müsste ich mich auch noch gewöhnen, aber mein Magen dankte es mir, dass ich den Reis aß.

Ich reagierte auf viele Sachen ziemlich sensibel, doch Reis ist und blieb kein Problem. Zudem die meisten Beilagen, die es dazu gab, für mich besser verträglich erschienen als manch deutsches Essen.

„Hast du gut geschlafen?“, fragte Miwako mit einem leicht besorgten Blick und ich musste wohl oder übel den Kopf schütteln. Mein Make Up schien noch nicht gut genug zu überdecken oder aber... meine Augenschatten waren schlicht zu dunkel, als dass sie irgendwie überdeckt werden könnten.

„Ich war zu aufgeregt.“

„Oh je. Aber bei euch ist jetzt ja auch Nacht oder?“

Ich überlegte kurz und fuhr dann erschrocken zusammen, so dass mich Keiichi irritiert von der Seite ansah.

„Oh Mist“, entfuhr es mir auf Deutsch, „Ich hab vergessen, mich zu melden!“

Die beiden sahen mich fragend an, verstanden sie doch kein Wort, so dass ich versuchte, mich auf Japanisch wieder verständig zu machen. Es war jetzt acht Uhr... das heißt, dass es in Berlin gegen eins sein müsste. Nachts.

Mein Handy hatte ich im Flugzeug ausgeschaltet und seitdem auch nicht mehr benutzt. Ohje...

„Brauchst du das W-LAN-Passwort?“, fragte mich mein Gastbruder und ich bedankte mich gefühlte tausend Mal. Damit half er mir wirklich sehr!

Da es ein Notfall war, unterbrachen wir das Frühstück. Während er das Passwort suchte, holte ich mein Handy und schaltete es ein. Es hatte noch genug Akku und nachdem ich dann Zugriff auf das Internet hatte, konnte ich mich wenigstens in meine Accounts wieder einloggen. Oder versuchte es zumindest – eine Verbindung wollte nicht erzeugt werden. Die Augenbrauen zusammenziehend, versuchte ich es noch zwei weitere Male, aber nichts.

Auch die Messenger klappten nicht. Nun gut... ich könnte ja eine Nachricht schicken und dann, wenn sich 3G entschlossen hätte zu funktionieren, würde diese ja automatisch weitergeleitet werden.

Gesagt, getan – meine Finger flogen über die Bildschirmtastatur und schrieben eine Nachricht an meine Mutter, die gewiss wie auf glühenden Kohlen dasaß: Bin sicher gelandet und esse gerade Frühstück. Alles gut! Hab dich lieb! :D

Dann schrieb ich noch eine an Niko und eine an meinen Besten. Ich wollte nicht die ganze Zeit am Handy hängen, aber diese drei Nachrichten mussten sein. Meine Mutter würde schon für sorgen, dass mein Vater davon erführe. Der würde einen witzigen Facebookstatus auf Polnisch setzen (weil er es konnte) und daraufhin wüsste es die halbe Welt – ganz ohne mein Zutun. Tja. Soziale Netzwerke eben.

Zumindest fühlte ich mich danach aber etwas erleichtert und konnte noch den Rest des Frühstücks genießen. Jin war längst zur Arbeit aufgebrochen und so waren es nur noch wir drei, welche die ersten Stunden des Tages auf uns wirken ließen. Wir schalteten den Fernseher ein, als es um das Wetter ging und meine Laune wurde noch besser.

Hallo Japan, hallo Tokyo, hallo japanisches Fernsehen und hallo japanischer Wetterbericht!

 

Um das Spiel zu kaufen, mussten Keiichi und ich nach Akihabara. Das war mein erstes Mal, dass ich diese Merchandise-Hölle betrat, hatte ich es damals nämlich einfach nicht geschafft.

Die Yamanote-Linie war voll, aber nicht überfüllt. Das Wetter war hervorragend, sonnig, für einen Novembertag wirklich schön. Seltsamerweise warne gar nicht so viele Familien unterwegs, wie ich für einen Sonntag vermutet hätte.

Mein Gastbruder und ich fanden im Zug also sogar zwei Plätze, setzten und unterhielten uns über diverse Dinge. Ich merkte, dass ich langsam wieder reinkam, was die Sprache betraf – auch wenn mir hier und da einige Worte fehlten, aber mit Händen und Füßen und ein bisschen Englisch ging das schon.

Keiichi erklärte mir die verschiedenen Werbeschilder, die im Wagon angebracht waren und die mich wegen ihres bunten oder seltsamen Designs immer wieder zu faszinieren wussten. Genauso wie die sich einschaltende Entschuldigung bei einer Verspätung von 30 Sekunden... Ich konnte mir nicht verkneifen anzudeuten, dass sich die Deutsche Bahn daran mal ein Beispiel nehmen sollte. Mein Gastbruder fragte verwundert nach, was ich denn meinte, und daraufhin erzählte ich ihm ein paar einfache Anekdoten aus der Sicht eines Fahrgastes. 30 Sekunden? Nein, bei uns waren es dann doch eher 30 Minuten. Meine Erzählungen, mit Absicht etwas überspitzt, hinterließen bei Keiichi einen schockierten Blick, der mich grinsen ließ.

Die Schlange vor dem speziellen Gamesladen, der sich ganz in Bahnhofsnähe befand, war bereits beachtlich lang als wir eintrafen, so dass mir ein kleines „Uff“ entfuhr. Meine Armbanduhr, die ich inzwischen auf japanische Zeit gestellt hatte, zeigte die Zeiger kurz vor zehn an. Wir hätten also noch früher kommen müssen.

Es gab allerdings wieder einen kleinen signifikanten Unterschied zwischen Japan und Deutschland: So, wie am Flughafen zielgerichtet und organisiert vorgegangen wurde, damit die Fluggäste schnell durch die Passkontrollen kamen, beeilte man sich auch hier, jedem sein Spiel auszuhändigen: Einer, der die Coupons einsammelte, der nächste, der die Spieletüte vorbereitete und der dritte, welcher kassierte. Ein vierter Mitarbeiter achtete auf die Menschen, die den Laden wieder verließen.

Ob man nun wirklich gleich vier Mitarbeiter bräuchte, wäre ein Diskussionspunkt, aber zugegeben: Es funktionierte.

Verdutzt darüber blickte ich nur zehn Minuten später auf die Tüte zu Keiichis Händen und daraufhin meinem Gastbruder in die Augen.

„Das hier in dem Laden ist eine Sonderaktion für alle, die schon mal angetestet haben. Sprich die Betatester.“

Schlau. Und logisch. Keiichi meinte noch, dass es bisher einen Haufen an Vorbestellungen gegeben hätte – sowohl in den Läden als auch im Onlinehandel. Die Vertriebe waren schon besorgt, dass sie den Ansturm nicht bewältigen könnten und zu viele leer ausgingen, da die Nachlieferung nicht hinterher käme. Unglaublich.

Unglaublich aber vor allem, dass mir das bis heute wirklich nie zu Ohren gekommen war. Ich drehte meinen Kopf über die Schulter, sah hinter uns, wie die Schlange der Anstehenden immer länger und länger zu werden schien. „Hm... wenn du magst, kannst du es gerne ausprobieren?“ Sofort sah ich den jungen Mann neben mir mit großen Augen an und schien verunsichert, ob ich richtig gehört hätte.

„Meinst du das ernst?“

„Klar“, nickte er und deutete an, die nächste Straße rechts einbiegen zu wollen, so dass ich ihm folgte, „Ich muss nachher eh noch in die Mittelschicht und dann kannst du mir heute Abend gleich berichten, ob damit alles okay ist und wie es dir gefällt.“

„Ehm... g-gern?“ Ich nickte, musste daraufhin lächeln und spürte, wie meine Wangen vor Vorfreude rot anliefen. „A-Aber nur, wenn es dir wirklich nichts ausmacht!“ Keiichi winkte abermals ab.

„Echt nicht. So, und jetzt zeig ich dir noch ein paar coole Ecken und dann noch unsere Nachbarschaft, okay? Bis Mittag haben wir noch etwas Zeit!“

 

Unser kleiner Rundgang durch Akihabara und schließlich unsere Nachbarschaft endete gegen ein Uhr und ich ließ mich in meinem Zimmer erst einmal aufs Bett plumpsen. Miwako war zum Einkaufen unterwegs, wie sie heute Morgen noch verkündet hatte. Sie würde einer alten Bekannten helfen und erst gegen den späten Nachmittag zurückkommen. Keiichi selbst wollte einen Happen essen und dann gleich wieder zur Arbeit aufbrechen. Also beschloss ich derweile in meinem Zimmer zu bleiben, damit er sich in Ruhe fertigmachen konnte.

Ich atmete tief durch und ließ meine müden Füße kreisen. Es würde noch ein wenig dauern, bis ich mich daran gewöhnt hätte, so viel wieder zu Fuß zu erkunden. Meine Tage als Krankenschwester, wo ich gerne mal acht bis zwölf Kilometer pro Arbeitstag gelaufen bin, waren längst gezählt und da spürte man den Schmerz in den Waden und Fußballen nun schon ein bisschen mehr. Ich nutzte die Chance der Pause und zog mein Handy aus meiner Jeanstasche, um erneut die Netzverfügbarkeit zu kontrollieren. Irgendetwas musste mit dem Ding sein... Keiichi hatte es sich unterwegs angeschaut, weil es nur dann Macken machte, sofern ich mich in einen meiner Accounts einloggen wollte. Suchte ich über Google Chrome hingegen eine allgemeine Seite, war es kein Problem.

Und so auch jetzt.

Missmutig ließ ich das Gerät in meinen Händen sinken und starrte auf das Display, welches mir die noch immer die kleine Uhr neben meiner WhatsApp-Nachricht anzeigte, welche ich heute Morgen zu verschicken versucht hatte. So ein Mist.

Ich hob den Blick und sah zum schlichten weißen Schreibtisch, auf welchem mein Tagebuch und mein rosarotes Stifemäppchen mit Hello Kitty Motiv lag. Damals hatte ich es eigentlich meiner kleinen Schwester oder meiner Mutter schenken wollen, aber irgendwie... war mir die Trennung zu schwer gefallen. Nun war ich froh darüber, dass ich es behalten hatte, passten hier schließlich mein unzähliges Inventar an Stiften, Radiergummis und Anspitzer rein. Nicht, dass ich hier nicht auch welche hätte kaufen können, aber mit meinen persönlichen Sachen fühlte ich mich einfach heimischer.

Ich beschloss, einen Eintrag über die letzten vierundzwanzig Stunden zu schreiben. Genug passiert war allemal. Allein schon der Flug würde mir Zeit meines Lebens in Erinnerung bleiben. Von dem ersten Tag hier in Japan ganz abgesehen.

Welchen Tag hatten wir überhaupt? Die Zeitverschiebung machte sich bemerkbar und ich hatte beim Wetterbericht im Fernsehen gar nicht darauf geachtet.

Der kleine von meiner Gastfamilie bereitgestellte Digitalwecker zeigte den 5. November 2022 an.

Ich stockte.

2022?

Da hatte wohl jemand was verstellt?

Ich griff nach dem Wecker und versuchte eine Möglichkeit zu finden, das Datum zu ändern, aber anscheinend musste er auch ein besonderes Funktionswerk aufweisen, da ich mit dem Drücken der zwei Tasten nicht weiterkam und nur das Displaylicht und die Alarmfunktion betätigte.

Mit einem Mal hörte ich aber, wie sich Keiichi verabschiedete und das Türschloss klickte. Ich konnte noch ein schnelles obligatorisches „Pass auf dich auf!“ hinterherrufen – wie es sich gehörte - , ehe es still wurde.

Allein.

Die ersten Sekunden tat ich gar nichts, lauschte einfach nur der Stille, während ich auf dem Stuhl am Schreibtisch saß und immer noch den Wecker in den Händen hielt.

Dann allerdings stand ich auf, stellte die Uhr zurück auf die Schreibtischplatte und ging aus dem Zimmer.

Ich könnte mich nun ein wenig genauer umsehen? Nicht, dass ich schnüffeln wollte, aber etwas gezeigt zu bekommen und selbst zu erkunden, waren für mich zwei verschiedene Paar Schuhe. Details, die mir nicht aufgefallen waren – alte eingerahmte Familienbilder oder selbst die Wohnzimmerpflanze – fielen mir ins Auge und und ich kam zu dem Schluss, dass sich meine Gastfamilie hier wirklich eine schöne Bleibe eingerichtet hatte, in der es an nichts fehlte. Wirklich an rein gar nichts. Ich lächelte unwillkürlich und hatte das Gefühl, dass ich mich hier auf Dauer wohlfühlen würde. Denn nicht nur die Atmosphäre es Hauses war eine angenehme, sondern auch die Stimmung der Familie selbst. Da hatte ich wirklich Glück gehabt!

Mich mit einem Glas und einer Wasserflasche aus der Küche bewappnet, stieg ich die Treppenstufen wieder nach oben und machte nun mehr vor Keiichis Zimmertür Halt.

Er hatte mir ja erlaubt, dass ich das Spiel ausprobieren konnte, wenn ich Lust hatte, und das wollte ich auch tun.

Zum zweiten Mal sein persönliches Reich betretend, sah ich mich auch hier wieder etwas genauer um, entdeckte wissenschaftliche Poster an den Wänden, die mir gestern nicht aufgefallen waren und auch Bücher über Physik und Astronomie, die ich vollkommen ausgeblendet hatte. Soweit ich wusste, war er in den letzten Zügen seines Studiums – für einen Japaner ziemlich spät – aber es waren die Naturwissenschaften, und deswegen jobbte er nach der Uni oder an seinen freien Tagen in einem Supermarkt, eine dreiviertel Stunde von hier entfernt. Soviel war mir noch aus den Erzählungen und Briefen in Erinnerung geblieben.

Ich trat zu dem ordentlich gemachten Bett und blickte auf das NerveGear, das an der Ladestation angeschlossen war und dessen Akkulampe grünes Licht andeutete. Glas und Flasche auf dem Tisch neben mir abstellend, begutachtete ich noch einmal das Gerät von weitem und nahm dann das Ende des LAN-Kabels, um es in die Internetbuchse zu stecken. Doch wo war die? Ich musste ein wenig suchen und schließlich unter dem Schreibtisch krabbeln, um sie zu finden. Ein Glück war das Kabel lang genug.

Ich erinnerte mich an Keiichis Erklärung und dass die Konsole natürlich mit dem Spielmodul versorgt werden musste. Also griff ich zu der kleinen Tüte, in der sich das neue Game befand. Ich packte es aus, schmiss die Verpackung in den Papierkorb und legte das Modul vorsichtig in den vorgesehenen Schacht. Musste ich jetzt noch irgendetwas beachten? Mein Gastbruder meinte, dass man nur die Konsole starten müsste, für optimale Kompatibilität am besten über den Kopf auf den Helm ausgerichtet und alles weitere würde sich von alleine ergeben? Okay...

Den Handheld auf der Kopfablage legend, setzte ich mir das NerveGear auf und legte mich unter Sicht durch das bläuliche Visier auf das Bett. Das war schon eindeutig die bequemere Position, da das Eigengewicht des NerveGears nicht unerheblich war.

Die Konsole hatte ich eingeschaltet und dieser Virtual Reality Helm verband sich über Infrarot mit jener, war aber auch gleichzeitig durch das LAN-Kabel mit der Welt verbunden. Was für ein Aufwand!

Ich sah im Visier oben links die Uhrzeit und rechts den Batteriestatus. 14 Uhr. Ich hätte also ein bisschen Luft, bis Miwako nach Hause käme bzw. Keiichi wieder heimkehrte.

Damit es wirklich losgehen könnte, müsste ich nur noch die Aktivierungsworte sagen.

Ich blinzelte und sah verunsichert an die Decke mit dem kleinen japanischen Lampenschirm, der über mir hing. Etwas mulmig war mir schon. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass das so einfach funktionierte, denn immerhin war es ja kein Film, der abgespielt werden sollte, sondern ein interaktives Game!

Nun... wenn ich aber nicht begann, würde ich es auch nie in Erfahrung bringen.

Augen zu und durch! Wortwörtlich.

Die Lider senkend, holte ich noch einmal Luft und rief so klar und mit so japanischer Aussprache wie möglich die beiden englischen Worte: „Link start!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Stiibu
2017-03-19T21:28:48+00:00 19.03.2017 22:28
Der Prolog ist dir eindeutig gelungen. Mich hat der Beginn mitgenommen und ich erwarte mit Spannung wie es weitergeht. Besonders interessiert bin ich daran, wie du mit der Situation umgehen wirst, wenn du weißt, dass du das Spiel nicht mehr verlassen kannst.

Wenn ich mir die Frage erlauben darf, sind die Personen mit Ausnahme der Gastfamilie real, bzw. wieviel des Anfangs entspricht der Realität? Der Beginn wirkt auf alle Fälle absolut authentisch. ;)
Antwort von:  Ikeuchi_Aya
19.03.2017 22:39
Vielen lieben Dank! :)
Ich bin auch sehr gespannt, was das betrifft... wie genau ich mich damit abfinden werde. Das lasse ich noch auf mich zukommen. Da denke ich lieber nicht zu lange nach, sondern versuche es entsprechend aus dem Bauch heraus zu schreiben - so wie es eben in der Situation wäre. Eine doch recht andere Art fr mich, eine Geschichte zu verfassen, aber es macht Spaß. :)

Mit Ausnahme der Gastfamilie sind die bisherigen Personen real. :)
Von:  Maeyria
2017-02-27T19:46:31+00:00 27.02.2017 20:46
Ooooooh mein Gott ich freu mich xD
Mach schön weiter ich bin sooo gespannt was passieren wird.
Egal wie viel love und ahte SAO abbekommt, die Welt is klasse und die Idee auch und ich bin gespannt was hier rauskommt *.*

Grüße
Mae
(bitte sei mir nicht böse, aber das japanisch war so textbuchjapanisch ich habe mich sehr schwer getan, auch wenn es mich total freut es zu lesen *.*
Ich wollte es mal gesagt haben als eine Art Kritikpunkt, auch wenn ab jetzt alles Deutsch ist x.x
Als Halb-Japanerin, bitte versteht mich, es hakt etwas an der Authentizität bei mir >.<)
Antwort von:  Maeyria
27.02.2017 20:46
*hate
Antwort von:  Ikeuchi_Aya
27.02.2017 22:06
Oh, bitte du darfst da gerne kommentieren/korrigieren, was das Japanisch betrifft. Leider Gottes ist es nämlich nur das, was ich kann - (und gerade wieder so eingerostet, dass ich selbst das bezweifel) haha...

Ich bin selbst gespannt, wie gut ich damit klarkommen werde (lach), werde mir aber natürlich allergrößte Mühe geben. :3 SAO ist für mich auch einfach eine tolle Welt und ich mag die meisten Charaktere einfach total. <3
Antwort von:  Maeyria
28.02.2017 02:05
[quote]„よかったね。アレックスさんはやっと着きました。“ (Alex, du bist endlich hier! Schön, nicht!)

„はい、そうですね。“ (Ja, nicht wahr)[/quote]
So ne Koversation würde glaube ich, nie stattfinden ^^'

[quote]„重いよ!ケースの中は何か?石?“[/quote]
Hier würde man tatsächlich wie im Deutschen von Ziegeln sprechen à la レンガでの入れてるんか?! Oder so x'D

Jap, wobei, also objektiv betrachtet sind die Chars irwie sehr flach ne, leider ;___;
Ich freu mich auf ordinal scale trotzdem, auch wenn ich schon weiß, dass sao nie lernt seine fehler mal zu verbessern....hach ja... *schnüff*die action und musik is wahrsch. wieder top notch xD
Antwort von:  Maeyria
28.02.2017 02:06
*レンガでも

(Verdammte handytastatur und sorry, ich bin zu blöd um zu kapieren, dass man hier kein quote benutzen kann |D)
Antwort von:  Ikeuchi_Aya
19.03.2017 22:37
Danke dir  Maeyria,

ich werde das bei Zeiten noch einmal etwas abändern!!
Antwort von:  Maeyria
20.03.2017 02:21
um Gottes Willen mussu nicht ^^'


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