the world outside von Futuhiro (Magister Magicae 9) ================================================================================ Kapitel 8: Motus ---------------- „Scheiße! Du?“ „Macht euch nicht die Mühe, gastfreundlich zu sein. Ich bleibe nicht lange. Mich führt nur ein Anliegen her.“, brachte der langhaarige Junge mit dem Ledermantel es gleich auf den Punkt und krachte einen Sack voll Goldmünzen auf den Tisch. „Ihr wollt Ruppert Edelig ermorden.“ Der bärtige, verlottert aussehende, bullige Typ schaute überfordert zwischen ihm und dem Geld hin und her. „Du wirst uns nicht aufhalten.“, stellte er klar. „Nein, ich WILL euch nicht aufhalten! Ermordert Ruppert! Weg mit ihm!“, stimmte der Junge mit einer wegwerfenden Handbewegung zu. „Ich hab kein Interesse an ihm. Aber sein Schutzgeist, den brauch ich noch!“ „Wie bitte?“ „Tut mir einen Gefallen und setzt ihn irgendwie außer Gefecht, ohne ihn umzubringen. Viel von meiner Arbeit wäre umsonst gewesen, wenn ihr den einfach kalt macht.“ „Was!?“, machte der verlotterte Kerl wenig geistreich, als könne er seinem Gegenüber nicht ganz folgen. „Ich sorge dafür, daß er keine Lust verspüren wird, auf Rachefeldzug zu gehen. Ihr braucht euch um ihn keine Sorgen machen.“, versprach der Junge ernsthaft. „Ihr werdet nie wieder von ihm hören.“ Er winkte seinen Kollegen näher. „Mir gefällt die Sache nicht. Der Typ ist spooky. Was sollen wir machen?“, raunte er ihm leise ins Ohr, in der irrwitzigen Annahme, der Besucher würde ihn nicht hören. „Wir sollten keine Fragen stellen und tun, was er sagt. Sonst haben wir wohl keine Gelegenheit mehr, das hier noch schnell auszugeben.“, raunte der andere mit einem Fingerzeig auf das Gold. „Und ich meine, was soll´s? Der Genius Intimus interessiert uns nicht. Vergessen wir eben im Eifer des Gefechts, ihn noch um die Ecke zu bringen. Wenn wir´s klug anstellen, wird er nichtmal als Zeuge zu gebrauchen sein, weil er nichts gesehen hat.“ Keuchend fuhr Safall aus dem Schlaf hoch und griff sich mit zitternden Fingern an die Schläfen. Er musste erst ein paar mal durchatmen, bis er sich daran machen konnte, das Gesehene zu rekapitulieren und zu verarbeiten. In solchen Momenten hasste er seine Gabe. Schöne Visionen waren ihm lieber. „Hedda-Schatz, wieso meldest du dich nicht mehr? Ist es zuviel verlangt, deine arme, alte Mutter mal anzurufen?“ Ihre Mutter klang ein wenig vorwurfsvoll, so daß Hedda sich direkt wünschte, sie hätte das klingelnde Handy ignoriert. „Erzähl doch mal, wie laufen denn deine Vorlesungen?“ „Kann ich nicht sagen, ich geh nicht mehr hin.“ „Was soll das denn heißen? Hast du das Studium geschmissen?“ „Nein, das nicht. Aber Safall bestimmt inzwischen restlos über meinen Tagesablauf. Und er ist ein wenig ... naja ... magieorientierter als ich das geplant hatte.“, versuchte sie es plausibel zu machen. Für sie was das inzwischen Alltag. Aber wie sie das ihren Eltern erklären sollte, wusste sie nicht. „Hey, ich habe Zaubern gelernt! Ich kann mit anderen Leuten den Körper tauschen!“, erzählte sie dann in einem Anflug von Euphorie. Das klang immerhin besser als 'ich bin verflucht worden'. „Hedda, lass solchen Unsinn!“ „Ma'am, ich kann´s doch auch nicht ändern.“, seufzte sie und ließ sich rückwärts in ihr Bett fallen. Sie war ja selber nicht übermäßig glücklich mit der Entwicklung der Dinge. Aber sie mochte Safall inzwischen ganz gern, wollte auch ihre neue Freundin Soleil nicht mehr missen, und die ganze Aktion mit dem Gegenfluch, der Sewill eigentlich das Leben hätte retten sollen, löste in ihr eine nicht zu leugnende Verbundenheit gegenüber diesem neuen, magischen Leben aus. Sie war eine Getreue. Und sie war es inzwischen gern und voller Überzeugung. Sie hatte einem Fluch getrotzt und stand Leuten von Angesicht zu Angesicht gegenüber, die so mysteriös waren, daß sie nichtmal eine Registrierung in der Melde-Kartei hatten. Eine Kuppelfrau hatte ihr weisgesagt, daß sie sich dringend mit Mächten herumschlagen sollte, die nichts als Unheil stifteten. Das sie wohl eine der Schlüsselfiguren dafür war, um diesen Mächten Einhalt zu gebieten. Und das wollte Sie! Sie wollte helfen! Sie hätte sonstwas dafür gegeben, wenn sie für Sewill auch nur das Geringste hätte tun können. Ihr Ärger darüber, daß ihr Uhren-Mechanik-Studium dafür in die Binsen ging, verblasste da fast zur Nebensächlichkeit. Wer brauchte Uhren-Mechanik, wenn ihm die ganze fantastische Welt der Magie offen stand? Nur wie erklärte man das einer besorgten Mutter? „Hedda, wenn du diesen Unfug mit deinem Kommilitonen nicht klärst und weiter deine Zeit damit vertrödelst, lieber mit ihm rumzumachen, statt ordentlich zu studieren, werde ich das nicht weiter finanzieren! Dann melden wir dich von der Zutoro ab! Wir zahlen jeden Monat eine exorbitante Studiengebühr, damit du die bestmögliche Ausbildung erhältst! Hast du eigentlich eine Ahnung, was uns dein Studienplatz kostet? Wir haben in unserem Haus keine Schmarotzerin großgezogen! Wenn du dieses Privileg nicht zu schätzen weißt, dann kannst du eben nicht weiter studieren!“, legte ihr Mutter erbost fest. „Aber Ma'am!“ Weiter kam Hedda nicht mehr. Das monotone Tuten in der Leitung sagte ihr, daß ihr keiner mehr zuhörte. Sie rollte mit den Augen und legte auf. Super Start in den Tag. Jetzt konnten die ersten Vorlesungen kommen. Was hatte Safall ihr heute gleich nochmal auf den Stundenplan gesetzt? Sie starrte noch eine Weile nachdenklich auf das Foto ihres Lieblingsmusikers, das sie auf dem Handy als Hintergrundbild eingestellt hatte, bis der Bildschirm in den Energiesparmodus fiel und aus ging. Dann steckte sie das Handy deprimiert weg und stand auf. Im Bad traf sie auf Safall, der sich gerade die langen, schwarzen Haare ausbürstete. An sich fand sie sein Gothic-Styling ja ziemlich cool. Aber sie war auch immer wieder angenehm überrascht, wenn sie ihn mal gänzlich ohne Schminke sah. Er war auch in natura ein ganz schickes Männlein. „Morgen.“, grüßte Safall und machte ein wenig Platz. „Morgen ...“, gab sie unmotiviert zurück und griff nach ihrer Zahnbürste. „Alles gut bei dir?“, wollte er verwundert wissen. „Ich hab gerade mit meiner Mutter telefoniert. Sie will mich von der Zutoro abmelden und meine Studiengebühren nicht mehr bezahlen.“ Safall überlegte sichtlich, was das sollte. „Wieso?“, fragte er nach, als ihm kein passabler Grund dafür einfallen mochte. „Weil ich mein Studium gerade mit Vollgas gegen die Wand setze?“, schlug Hedda vor. Sie verzichtete darauf, ihm Vorhaltungen zu machen, daß das seine Schuld sei. Über diese Phase waren sie beide längst hinweg. Safall neigte den Kopf etwas und striegelte ungerührt seine Haare weiter. „Ich zahle deine Studiengebühren, daran soll´s nicht scheitern. Aber weggehen wirst du hier nicht, solange ich noch studiere.“ „Was bringt das, wenn ich nicht studiere? Ich werde es hier zu keinerlei Abschluss bringen. Weder irgendwas magisches, noch in Mechanik, wenn es so weiter geht wie jetzt. Spar dir das Geld.“, meinte sie, vollauf damit beschäftigt, Zahnpasta auf ihre Zahnbürste zu drücken. „Wie läuft das eigentlich bei Sewill? Sie studiert doch auch nicht. Zahlt sie Studiengebühren?“ „Ja. Sie hat hier Unterkunft und Vollverpflegung. Dafür muss man natürlich bezahlen, auch wenn man kein Interesse an den Vorlesungen zeigt.“ Hedda nickte nur. Das gefiel ihr gar nicht. Gegen den Willen ihrer Eltern hier zu bleiben und dafür sinnlos einem Selkie auf der Tasche zu liegen, war sicher nicht das, was sie sich von der Zutoro erhofft hatte. „Wie geht´s Sewill heute?“ „Schlecht. Sehr schlecht. Wenn uns mit diesem Fluch nicht bald irgendwas einfällt, wird sie Probleme kriegen. Lange hält sie nicht mehr durch.“, gab Safall besorgt aber ehrlich zurück und legte die Bürste weg, als sei ihm akut die Lust darauf vergangen. Hedda nickte mitfühlend. „Und du? Du siehst heute auch irgendwie mitgenommen aus. Schlecht geschlafen?“ „Ich hatte ne echt grauenvolle Vision von drei Typen, die mir hier begegnet sind, und weiß noch nicht, was ich damit anfangen soll. Es ging um den Mord an diesem Ruppert Edelig, den wir neulich in der Bibliothek recherchiert haben, erinnerst du dich? Diese Typen sind hier in Düsseldorf. Offenbar sind sie nie gefasst worden.“ „Dann gib doch der Polizei mal nen Hinweis. Nur zur Sicherheit. Hast du den Mord als solchen gesehen?“, wollte Hedda wissen. Das wäre in der Tat ganz schön heftig gewesen. Um so eine Gabe beneidete sie Safall wahrlich nicht. „Nein, es wurde nur darüber gesprochen. In meiner Vision sahen sie alle eine Idee jünger aus als dieser Tage im Tee-Haus. Einer von denen hat noch Bart getragen, aber es war definitiv einer von denen. Sicher ist das schon ne ganze Weile her, was ich da in meiner Vision gesehen habe.“ „Klar. Der Mord an Ruppert Edelig ist ja auch schon über 2 Jahre her.“ Safall schüttelte plötzlich entschlossen den Kopf. „Ich werde nicht zur Polizei gehen. Die Sache ist schon längst aufgeflogen. Als ich diese drei Männer hier in Düsseldorf gesehen habe, haben sie gerade darüber debattiert, daß irgendwer geplaudert hätte, und haben versucht, ihre Absprachen von damals rückgängig zu machen. Die Polizei hängt denen eh schon im Nacken.“ Obwohl er sich selber davon zu überzeugen versuchte, daß er damit fein raus war, bekam er ein flaues Gefühl im Magen. Diese Kerle hatten ihn am Tee-Haus gesehen. Die kannten jetzt sein Gesicht. Die mussten ja unweigerlich zu dem Schluss kommen, daß er derjenige war, der sie an die Polizei verpfiffen hatte. Spätestens wenn sie spitz kriegten, daß er Hellseher war. „Wenn wir diesen Professor Akomowarov treffen, können wir ihn ja mal fragen, was wir machen sollen. Akomowarov hat doch damals den Genius Intimus von diesem Edelig gefunden und befreit und arbeitet inzwischen mit ihm zusammen. Der wird uns schon sagen können, wie der Stand der Ermittlungen ist.“ „Ja, das wäre eine Idee.“, stimmte Safall zögerlich zu und bemühte sich, seinen rebellierenden Magen wieder zu besänftigen. Zufrieden stopfte sich Hedda endlich die Zahnbürste in den Mund und begann zu putzen. Mit einem unschlüssigen Laut gab Hedda Soleil die Kopfhörer wieder. „Klingt ein wenig energetischer als die amerikanische Rockmusik. Nicht so träge und bass-lastig.“, urteilte sie. Sie standen gerade in einem Musikhandel und Soleil hatte ihr eine CD ihrer japanischen Lieblingsband zum testhören gegeben. Sie selber war hellauf begeistert davon, hier in Düsseldorf an ihre japanischen Bands heranzukommen. Japanisches Viertel sei Dank. Hier gab es ziemlich viele japanische Sachen, an die man in Deutschland sonst nicht so ohne weiteres herankam. „Ich liebe sie!“, quietschte Soleil und nahm die CD, in die sie Hedda gerade hatte reinhören lassen, mit zur Kasse. Zusammen mit 6 oder 7 weiteren. „Wo nimmst du bloß die ganze Kohle her?“, wollte Hedda wissen. „Ich setze Prioritäten. Ich brauch nicht jede Woche neue Klamotten.“ „Mh. Das ist ein Argument. ... Na komm, lass uns bezahlen. Safall will, daß ich zeitig wieder da bin.“ „Wollt ihr wieder den ganzen Abend in der Bibliothek sitzen und recherchieren? Habt ihr nicht langsam alle Bücher durch? Ihr müsst doch auch mal raus.“ „Die Recherchen, die ich gern betreiben würde, untersagt er mir.“, maulte das blonde Mädchen und schaute zu, wie die Genia ihren Turm neuer CD´s bezahlte. „Dir sagt nicht zufällig der Begriff 'Motus' was, oder?“ Soleil schaute sie erschrocken an. „Was hast du mit denen zu schaffen, Hedda?“ „Gar nichts. Der Name fiel im Zusammenhang mit einem unserer Dozenten.“ Soleil raffte ihre Einkäufe zusammen und zog ihre Freundin eilig aus dem Musikhandel hinaus. Als wolle sie nicht, daß der Verkäufer das hörte. „Akomowarov.“, raunte sie in gedämpfter Tonlage. „Ich sehe, du bist im Bilde.“ „Die Motus war ein riesiges Verbrecher-Kartell. Das waren mächtige Magier, die nichts auf Genii gehalten haben. Die hatten sich die Ausrottung einiger Wesen auf die Fahnen geschrieben, die ihrer Meinung nach eine zu große Gefahr für die Menschen darstellten. Sie haben Genii gejagt, gefangen und getötet, oder sie auf ihren riesigen Sklavenmärkten als Sklaven verkauft. Es gab einige Genii, die sich für 'besser' gehalten haben, und die das gut fanden und die Motus nach Kräften unterstützt haben. Sie haben dafür gesorgt, daß die Motus die 'schlechteren' Genii ausradiert. Die haben ganze Klans ausgelöscht, Hedda. Die Zeit der Motus war eine regelrechte Inquisition. Akomowarov ist wohl offiziell einer von denen gewesen und hat sich so weit hochgearbeitet, daß er den ganzen Haufen von der Führungsspitze abwärts auffliegen lassen konnte. Akomowarov war der, der diesen Mördern und Sklavenhändlern ein Ende bereitet hat.“ „Du kennst dich aber gut aus.“, kam Hedda nicht umhin zu bemerken. „Verstehst du nicht den Ernst der Lage? Wenn du irgendwas von 'Motus' hörst, dann sieh zu, daß du Land gewinnst! Stell bloß keine Nachforschungen über die an! Mach einen Bogen um die! Die sind gefährlich!“ „Sagtest du nicht selber gerade, die Motus gäbe es nicht mehr?“ „Die Motus nicht. Aber ihre Anhänger sind immer noch da draußen. Die haben sich in alle Himmelsrichtungen zersprengt und haben sich jeder ihre eigenen, kleinen Gaunerbanden aufgebaut. Es gibt immer noch eine Unterwelt, wo Leute wie die agieren.“ Augenrollend ging Hedda weiter. Soleil übertrieb sicher ein wenig. „Wie ist das mit den Klans, Soleil? Gibt es da immer noch bessere und schlechtere?“ Die Yôkai verzog das Gesicht. „Sagen wir, es gibt immer noch Klans, die sich zumindest für was besseres halten, sowohl innerhalb ihrer eigenen Art, als auch gegenüber anderen Arten von Genii. Wasserwesen, wie Safall, und Feuerwesen, wie ich, können sich zum Beispiel schon von Natur aus gegenseitig nicht leiden. Deshalb lässt Safall dich immer alleine mit mir durch die Gegend ziehen und kommt nie mit. Und deshalb hab ich dich auch noch nie auf deiner Bude besucht.“ „Du magst Safall nicht?“, lachte Hedda. Sie sah das nicht so eng. „Das ist nichts persönliches. Das liegt nicht an ihm selber. Aber Wasser ist dem Feuer nunmal überlegen, deshalb halten wir instinktiv Abstand von Wasserwesen. Nur im Gegensatz zur Motus machen wir da keinen Krieg draus.“ „Verstehe.“, schmunzelte Hedda unbesorgt. „Aber die Selkies sind zum Beispiel Kreaturen, die sehr ausgeprägte Sippen- und Klansbande haben. Wenn du was über das Leben und Denken in Klansstrukturen wissen willst, ist Safall gleich der richtige Ansprechpartner.“, erzählte Soleil weiter. Ihr Weg führte die beiden Studentinnen am Tee-Haus vorbei und sie überlegte, ob sie Hedda noch auf einen Tee überreden könnte. Als sie allerdings sah, daß der alte, schmierige Hausmeister der Universität gerade in eben diesem Tee-Haus verschwand, entschied sie sich dagegen. Am Rande nahm sie noch wahr, daß daraufhin alle Fensterläden des Tee-Hauses geschlossen wurden. „Safall hat mal was von 'Klanlosen' gesagt. Was sind das denn für welche?“, lenkte Hedda sie wieder von ihren Beobachtungen ab. „Oh, die sind schlecht dran. Die gehören keinem der anerkannten Klans an und werden auch entsprechend unwürdig eingestuft.“ „Es gibt 'anerkannte' Klans? Klingt sehr diskriminierend.“ „Hm, du kannst es dir vorstellen wie bei deinem Kater. Es gibt anerkannte Katzenrassen und es gibt halt so Hauskatzen wie deinen Kater, der beim besten Willen nicht als Rassekatze durchgehen würde, weil er keine Papiere und keinen Stammbaum nachweisen kann. Eine Katze ist deswegen zweifellos trotzdem eine Katze, und das schon seit Generationen. Aber er wäre nach unserem Verständnis ein Klanloser. Ein Genius, ja, auf jeden Fall, aber definitiv ein Klanloser, weil ohne irgendeine Abstammung, auf die jemand was geben würde.“ „Super ...“ „Die Klanlosen sind noch ne Etage weiter unten. Noch schlechter angesehen als die rangniedrigeren Klans.“ „Unterscheiden sich die Klans auch so voneinander wie Katzenrassen? Hat jeder Klan irgendwelche klanseigenen Merkmale, die es nur in diesem und keinem anderen Klan auf der Welt gibt?“ Soleil schien selbst kurz überlegen zu müssen. „Nicht so direkt, nein. Was die Klans im Wesentlichen unterscheidet, ist ihre Geschichte. Der Status, den die Klans heute haben, hängt davon ab, wie sie sich über die Jahrhunderte so geschlagen haben. Es gab Klans, die es zu viel Ruhm und Macht gebracht haben, oder zu Reichtum, und die deshalb heute einflussreich und gut angesehen sind. Und es gab Klans, die sich mit Intrigen, Korruption und missglückten Affären ihren Ruf ruiniert haben und deshalb heute belächelt werden. Das ist eine rein historisch gewachsene Hierarchie. Manche alte Klans sind inzwischen völlig verschwunden, neue Klans sind dafür auf die Bildfläche getreten, das ist ein beständig im Wandel befindlicher Prozess. ... Ja, und manche Klans sind halt von der Motus ausgelöscht worden.“, schloss sie den Kreis wieder. „Wie geht es Safalls Schwester denn inzwischen?“, wechselte sie das Thema. „Hat euer Gegenfluch wenigstens irgendwas positives gebracht?“ Da Hedda zu jeder Tages- und Nachtzeit und bei allen Aktivitäten nur noch mit Handschuhen herumlief, hatte sie schwerlich verheimlichen können, daß etwas vorgefallen war. Daher wusste Soleil über alles Bescheid. Aber leider hatte auch sie keine Lösungsvorschläge. Hedda schüttelte den Kopf. „Ihr geht´s immer schlechter. Aber bis zum Sommersemester ist es nicht mehr lang. Wir hoffen, dieser Professor Akomowarov kann uns dann endlich helfen.“ „Was treibst du eigentlich in den Semesterferien?“, hakte Soleil euphorisch nach, als hätte sie schon Pläne mit Hedda. „Weiß nicht. Safall ist sich nicht sicher, ob er nach Hause fahren soll oder nicht. Er würde gerne, wenigstens für eine Woche, aber Sewill ist definitiv nicht mehr reisefähig und er will sie nicht alleine hier lassen. Und mich lässt er auch nicht weg. Ich bin ja seine Nebengetreue und habe gefälligst an seiner Seite zu bleiben.“ Hedda ließ unmotiviert die Schultern hängen. „Ich weiß noch gar nicht, wie ich das meinen Eltern beibringen soll. Die erwarten, daß ich nach Hause komme. ... Andererseits wüsste ich auch nicht, wie ich denen erklären soll, wieso mein Kater jetzt plötzlich ein anderes Fellmuster hat und warum sie ihn nicht mehr streicheln dürfen. Wenn der plötzlich den Körper mit ihnen tauscht, flippen sie aus.“ Soleil lachte leise, als sie sich das bildlich vorstellte. „Aber ansonsten geht es deinem Kater gut, oder? Hat der Fluch bei ihm noch andere Nebenwirkungen gehabt?“ „Hm, ich hab mehr und mehr den Eindruck, daß er tatsächlich ein 'Nüff' ist, wie Safall es nennt. Er macht immer mehr kuriose Sachen, die ich nicht erklären kann.“ „Naja, das soll ja für Katzen nicht ungewöhnlich sein, daß sie komische Sachen machen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)