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Wechselherz

von

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Kapitel 23

Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf den Zettel. Er wusste sofort, was das bedeutete und sprang panisch aus dem Bett. Stolpernd rannte er, mit dem Ring in der Hand, herüber ins Wohnzimmer zu seinem Couchtisch.

„Nein!“

Die Brosche war weg und an dessen Stelle lag nun ihr Kommunikator auf dem kleinen Tisch. Kopflos rannte er durch die gesamte Wohnung und suchte sie. Doch außer ihrer Tasche, die noch auf dem Sofa lag, war von ihr keine Spur mehr. Sie war weg. Zusammen mit ihrer Brosche. Kraftlos sackte er auf seine Knie und ballte seine Hände zu Fäusten. Dass sich der Ring dabei in das Fleisch seiner Hand bohrte, war ihm ziemlich egal. Er war zu spät und sie war weg.

„Usako … Warum …“

Stumme Tränen liefen ihm das Gesicht herunter und für einen kurzen Moment verharrte er einfach in dieser Position. Ruckartig wischte er sich dann allerdings die Tränen wieder aus dem Gesicht und sprang auf. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Wie von der Tarantel gestochen griff er nach Usagis Kommunikator.

„Usagi ist verschwunden. Wir müssen sie sofort finden!“, schrie er halb und hielt mit zittrigen Fingern den Kommunikator in seiner Hand.

 

Seit Stunden liefen sie nun schon durch die Stadt und suchten nach ihr. Doch nirgends gab es eine Spur von ihr. Der Himmel färbte sich langsam in einem roten Schimmer und kündigte damit den beginnenden Sonnenuntergang an. Mit jedem Sonnenstrahl, der verschwand, schwand auch seine Hoffnung sie noch lebend zu finden. Sie suchten an all ihren Lieblingsplätzen, am Strand, am Hafen, im Park, einfach überall, aber sie war wie vom Erdboden verschluckt.

„Wir werden sie finden.“

Er spürte eine Hand an seiner Schulter und tief einatmend blickte er zu Minako.

„Das glaubst du doch selbst nicht“, antworte er bloß monoton und ging weiter.

„Doch! Wir müssen einfach daran glauben.“

„Ich glaube auch ganz fest, dass wir sie noch finden werden“, mischte sich jetzt auch Makoto mit ein.

Zitternd ballte er seine Hände zu Fäusten und blickte auf den Boden.

„Hört auf! Sie ist weg und wird auch nie wieder kommen. Sie hat uns alle alleine gelassen.“

Er merkte, wie sich die Tränen in seinen Augen sammelten und schnell wischte er sie verstohlen aus seinem Gesicht.

„Sie hat sich von mir verabschiedet. Sie kommt nicht wieder …“, flüsterte er nur noch und drehte sich nicht mehr zu den beiden herum, „Ich geh jetzt.“

Ohne auf eine Antwort seitens Minako und Makoto zu warten, lief er davon. Er konnte jetzt nicht weiter mit ihnen sprechen. Er konnte überhaupt nicht mehr sprechen. Seine Kehle war wie zu geschnürt und er hatte das Gefühl den Boden unter seinen Füßen zu verlieren. Also lief er einfach immer weiter. Wohin? Er wusste es nicht.

Erschöpft und außer Atem drückte er seine Hände auf seine Oberschenkel und versuchte wieder Luft zu bekommen. Nachdem er sich etwas beruhigt hatte, sah er wieder auf und erkannte erst jetzt, wo er sich überhaupt befand. Seine Beine hatten ihn ganz automatisch in den Park geführt. Genau an die Stelle, an der er sich immer mit Usagi traf. Schmerzlich zog sich sein Herz zusammen und mit zittrigen Beinen torkelte er herüber zu der Bank. Die Sonne war mittlerweile untergegangen und de

die Dämmerung tauchte den Brunnen in ein schummeriges Licht. Vorsichtig zog er ihren Ring aus der Hosentasche heraus, legte ihn auf seine Handfläche und sah herauf.

„Warum …“, war das Einzige, was er über die Lippen brachte.

Zitternd ballte er seine Hand wieder zu einer Faust und umschloss den Ring damit.

Erstarrt saß er einfach nur da und bewegte sich kein Stück mehr. Er konnte nicht. Wo sollte er auch hingehen? Nach Hause konnte er nicht. Wie konnte er an den Ort zurückkehren, an dem er sie das letzte Mal gesehen hatte, und die schönsten Stunden seines Leben mit ihr geteilt hatte. Alles würde ihn nur an sie erinnern. Konnte das alles nicht einfach nur ein furchtbarer Albtraum sein, aus dem er gleich erwachen würde?

Schwer atmend senkte er seinen Kopf und sah einfach auf seine Schuhe herunter. Das alles war kein Traum, sondern schmerzliche Realität. Er hatte sie verloren. Für immer. Mutlos sackte er immer mehr zusammen und saß einfach nur da. Ohne jegliches Gefühl in seinem Körper. Um ihn herum wurde es immer dunkler und der Tag war damit vollends vergangen und die Nacht brach herein.

Wie lange er hier nun schon an Ort und stelle saß, wusste er nicht. Es war ihm auch egal. Erst eine verwunderte Stimme, die ihn ansprach, riss ihn aus seinem Gedankenstrudel aus Verzweiflung und Angst wieder heraus.

„Mamoru?“

Langsam sah er auf und schaute direkt in das besorgte Gesicht seines Freundes.

„Alles in Ordnung? Was sitzt du hier denn so alleine im Dunkeln?“

„Ich … sie … verloren“, stammelte er mit krächzender Stimme und drückte die Hand, in der er ihren Ring hielt, etwas fester zusammen.

„Wovon sprichst du? Was hast du verloren? Dein Handy? Würde erklären, warum du dich nicht meldest“, lachte Motoki, klopfte ihm auf die Schulter und setzte sich neben ihn.

„Sie. Ich hab sie verloren!“

Ruckartig blickte Mamoru seinem Freund nun direkt ins Gesicht und erschrocken weiteten sich Motokis Augen.

„Du bist ja völlig durch den Wind. Was ist passiert? Wen hast du verloren?“

Er merkte, wie Motoki besorgt die Hände auf seine Schultern legte und ihn ernst anblickte. Tief atmete er noch mal ein und mit einem Mal brach alles aus ihm heraus und unkontrolliert begann er mit seinen Armen zu fuchteln.

„Usagi. Ich hab Usagi verloren.“

Tränen sammelten sich in seinen Augen und die Ersten kullerten ihm die Wangen herunter.

„Komm mit. Sofort.“

Ruckartig wurde er von seinem Freund gepackt und mitgezogen.

„Ich bring dich jetzt zu mir und dann erzählt mir ganz genau, was passiert ist.“

 

Schweigend saßen beide kurze Zeit später bei Motoki auf dem Sofa und nervös knetete Mamoru seine Hände ineinander. Die Zeit war wohl gekommen. Er war seinem Freund eine Antwort und Erklärung schuldig. Dazu musste er ihm allerdings alles erklären. War er dazu schon bereit? Würde Motoki es verstehen?

„Also?“

Motoki war der Erste, der die Stille durchbrach und erwartungsvoll sah er ihm ins Gesicht.

„Was geht hier vor? Was ist los bei euch? Ich habe nun lange genug geschwiegen und mir das angesehen.“

Schwer atmend fuhr sich Mamoru durch seine Haare und schloss für einen Moment, um sich zu sammeln, die Augen. Langsam öffnete er dann wieder seine Lider und begann leise zu sprechen,

„Dazu muss ich etwas weiter ausholen …“

Mit zittrigen Fingern krallte er sich in den Stoff seiner Hose und begann seine Geschichte.

„Und, als ich heute Morgen aufgewacht bin, war sie nicht mehr da. Sie ist mitsamt ihrer Brosche verschwunden.“

Vorsichtig schaute er wieder auf und versuchte herauszufinden, was sein bester Freund, der die gesamte Zeit geschwiegen hatte, dachte. Doch anstatt irgendetwas zu sagen, stand dieser tonlos auf und verschwand aus dem Zimmer. Was war denn jetzt los? Würde er ihn jetzt rauswerfen und für verrückt halten? Bevor er allerdings weiter grübeln konnte, betrat Motoki, mit einer großen Flasche und zwei Schnapsgläsern in den Händen, wieder das Zimmer und warf sich zurück auf das Sofa.

„Jetzt brauch ich erst mal einen Drink.“

Schwungvoll stellte er die Gläser auf den Couchtisch und befüllte sie.

„Muss ich dich jetzt mit Eure Hoheit ansprechen?“

„Was?“

Kopfschüttelnd nahm sich Motoki sein Glas, trank es in einen Hieb aus und wandte sich dann wieder an Mamoru.

„Jetzt mal im Ernst. Das echt ein ganz schönes Stück, was du mir gerade erzählst hast. Ich glaube, das wird noch ein wenig dauern, bis das alles wirklich bei mir ankommt.“

Nickend nahm sich nun auch Mamoru sein Glas und tat es seinem Freund gleich. Normalerweise trank er nichts, doch in Anbetracht der Umstände, konnte er wirklich einen Drink gebrauchen.

„Und damals im Crown, also da …?“

„Da hatte es wieder die Oberhand und ihr Handeln beeinflusst“, beendete er Motokis Satz und stellte sein Glas zurück auf den Tisch.

„Ich werde sie niemals wieder sehen.“

„Du meinst wirklich, dass sie sich mit diesem Silberkristall selbst …“

Kraftlos sackte Mamoru zusammen und vergrub erneut sein Gesicht in seinen Händen. Motoki war es wohl Antwort genug, denn plötzlich zog er ihn in eine Umarmung und klopfte ihm beruhigt auf den Rücken.

„Ich bin für dich da … Am Besten du bleibst heute hier.“

Langsam richtete er sich wieder auf und nickte Motoki zu. Er war wirklich froh so einen Freund, vor dem er ab jetzt keine Geheimnisse mehr haben musste, zu haben.

Schwer atmend goss Motoki den beiden ein weiteres Glas ein und tonlos, Worte waren im Moment ohnehin überflüssig, kippten sie diese herunter.

 

 

Mit einem schlimmen Kater betrat Mamoru mit Motoki am nächsten Morgen das Crown. Sofort steuerten die beiden den Tresen an, wobei er sich davor auf einen Hocker setzte und Motoki dahinter verschwand.

„Ich mach dir einen extra Starken.“

Nickend fuhr er sich mit seinen Fingern über das Gesicht und versuchte den pochenden Schmerz in seinem Kopf unter Kontrolle zu bekommen. Er hätte wirklich nicht so viel trinken dürfen, aber er konnte einfach nicht anders, auch wenn es falsch war.

„Und die anderen kommen gleich her?“

„Ja. Sie sollten jeden Moment hier sein.“

Wie aufs Stichwort öffnete sich auch keine Sekunde später die Tür und er brauchte sich gar nicht umzusehen, um zu wissen, wer es war.

„Mamoru.“

Schwungvoll wurde er von hinten umarmt und verdutzt blickte er über seine Schulter in Minakos Gesicht.

„Gott sei Dank. Dir geht es gut. Wir haben uns Sorgen um dich gemacht.“

„Um mich? Tut mir leid. Ich brauchte etwas Zeit für mich.“

Schwach lächelnd legte Rei eine Hand auf seine Schulter.

„Das wissen wir … Gibt es etwas Neues?“

Kopfschüttelnd senkte er seinen Kopf und er brauchte, nach ihren Gesichtsausdrücken zu urteilen, gar nicht fragen, ob sie etwas herausgefunden hatten.

Niedergedrückt steuerten alle einen Tisch etwas weiter hinten im Lokal an und schwungvoll stand auch schon Motoki mit einem Tablett mit Getränken in der Hand neben ihnen.

„Ihr könnt auf jeden Fall auf mich zählen, wenn ihr etwas braucht. Ich kann es immer noch nicht glauben, wer ihr seid.“

Mit großen Augen sahen plötzlich alle zwischen Motoki und ihm hin und her.

„Könnte uns bitte jemand aufklären?“

Fragend zog Makoto eine Augenbraue in die Höhe und zu stimmend nickend ihr die anderen zu.

„Ich habe Motoki alles erzählt. Keine Sorge er würde niemals irgendwem etwas sagen. Usagi ist doch auch seine Freundin.“

 

Schweren Herzens schloss Mamoru am Abend seine Wohnung auf und trat zögerlich hinein. Er konnte ja nicht noch eine Nacht bei Motoki verbringen. Zudem auch Reika heute bei ihm wäre. Und sie musste ja nicht unbedingt etwas davon mitbekommen. Lange waren sie noch zusammen im Crown gewesen und überlegten, wie es nun weitergehen würde. Schnell war beschlossen, dass Ami mit Luna und Artemis dennoch auf den Mond reisen würden. Sie wollten und konnte die Hoffnung einfach nicht aufgeben, dass Usagi noch zu retten war. Sie mussten unbedingt mehr über diesen Erebos in Erfahrung bringen.

Gedankenschwer schloss er die Tür hinter sich, zog seine Schuhe aus und lief durch die Wohnung, die ihm plötzlich so leer und einsam vorkam. Auch wenn Usagi hier nie wirklich gewohnt hatte und sie gestern erst ihre Sachen geholt hatten, war sie vorher trotzdem oft hier gewesen oder verbrachte das Wochenende bei ihm. Sie füllte die Wohnung mit Leben. Und nun? Sollte das wirklich alles vorbei sein? Würde er sie niemals wiedersehen? War jegliche Hoffnung verloren? 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  sweety1601
2017-12-08T09:29:01+00:00 08.12.2017 10:29
Oh man schon wieder so Zeit vergangen, komme leider erst jetzt
dazu mal wieder weiter zu lesen und zu schreiben.
Super spannendes Kapitel :-)
Ich dachte mir schon das Bunny weg sein wird sobald Mamoru wach wird :-(
ich dachte sie schaffen das zusammen und jetzt ist sie samt der Brosche weg.
Alleine kann sie es doch niemals schaffen. Ich hoffe sie sinden sie. Es ist gut das
Mamoru die Mädchen und auch Motoki hat die ihm beistehen. Ja vielleicht wurde
es mal Zeit das Mamoru sich Motoki anvertraut, sue sind ja auch beste
Freunde und ich denke nicht das Motoki was erzählen würde. Ist jetzt auch für
ihn alles zuviel aber gut das er für Mamoru da ist und ihn helfen wird, Bunny ist
ja auch eine gute Freundin von ihm.
bin gespannt wie es weiter geht :-)
Lg Sweety
Antwort von:  Fiamma
13.12.2017 21:04
Huhu,
nun komme ich dazu zu antworten. Ich kenn das nur zu gut, mit der lieben Zeit xD Vielen Dank auf jeden Fall für deinen Kommi :)
Ja, irgendwie war es abzusehen, dass sie am nächsten Morgen nicht mehr da sein würde :/
Zu Bunny weißt ja nun schon, daher überspring das jetzt ma XD^^
Wurde wirklich Zeit, dass sich Mamoru mal Motoki anvertraut.

Ich hüpf gleich mal weiter ^^
Von:  KagomeKizu
2017-11-11T06:51:20+00:00 11.11.2017 07:51
Ich hoffe mal sie finden Usagi und das es noch nicht zu spät ist.
Ich denke mal sie ist auf dem Mond und da würde sie von Amy und den Katzen gefunden werden.
Aber ich lass mich da jetzt mal überraschen.
War wieder mal ein tolles Kapitel!

Glg Kago
Antwort von:  Fiamma
14.11.2017 21:57
Huhu,
vielen Dank für deinen Kommi :)
Dazu kann ich natürlich jetzt noch nichts sagen, ohen etwas zu verraten^^
Aber ob deine Theorie stimmt, klärt sich im nächsten Kapitel ^^

Liebe Grüße,
Fiamma^^


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