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undone

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Undone
 

Kapitel 16
 

Das Erste, was Taka merkte, als er am nächsten Morgen erwachte, waren tierische Rückenschmerzen. Diese zogen sich unnachgiebig über sein gesamtes Schulterblatt. Sein Kopf hingegen schmerzte nicht, dafür war die Verspannung ohnehin schon unangenehm genug und sicherlich nicht mit einer normalen Schmerztablette weg zu bekommen. Murrend richtete er sich auf, erhoffte sich von dem Positionswechsel wenigstens etwas Linderung. Seine Hoffnung wurde jäh zerstört. Natürlich bekam er jetzt die Quittung fürs Saufen. Er war eben keine sechzehn mehr.

Total verschlafen sah er unter seinen Ponyfransen hindurch zu seinem Wecker auf dem Nachttisch und erschrak.

„Scheiße, Kou! Hey! Wach auf!“, sagte er hektisch und rüttelte den Schlafenden neben sich harsch.

„Hm…. Ja, gleich!“, brummelte das Model neben ihm, doch bei Taka gab es kein gleich. Schließlich war sein Begehren dringend.

„Du verpasst deinen Flug, wenn du auf dein „gleich“ bestehst! Es ist kurz nach 10!“, fiepte er und schlug die Decke zur Seite, damit er ebenfalls in die Puschen kam. Direkt aber quiekte er wie ein kleines Schweinchen auf.

„Warum bin ich nackt?“, fragte er mit unmittelbarem Blick auf den kleinen Takanori. Der lag gemütlich an seinen Oberschenkel geschmiegt da und bekam von der Panik seines Besitzers nichts mit. Der Designer aber sah sich hektisch im Zimmer um. Er wollte Antworten und brauchte Indizien. Seine Klamotten lagen auf dem Boden zerstreut und sein Kopf gab keine brauchbare Information her, warum dies der Fall war. Ihm wurde immer flauer im Magen.

„Wir haben doch nicht, oder???“, wurde er total aufgeregt und zerrte die Decke von seinem Nebenmann, um vielleicht doch noch mehr Beweise zu sammeln, die dazu beitrugen, die Leere in seinem Gedächtnis zu füllen. Anders als vermutet, präsentierte sich ihm Kouyous Knackarsch umhüllt von knallroter Baumwolle. Diese Erkenntnis brachte den Jüngeren dazu tief durchzuatmen. Der schlimmste Fall war nicht eingetreten und er schob die Bettdecke unwirsch von sich weg.

„Nix passiert! Puh!“, machte Taka seiner Erleichterung Luft. Kouyou hingegen konnte diese ganze Aufregung so gar nicht verstehen. Generell war es nervig, wenn jemand am frühen Morgen gleich so derbe aufdrehte und man nicht in Ruhe wach werden konnte.

„Geht das nicht ein Bisschen leiser, Taka?“, quälte sich der Schwarzhaarige ein paar Worte ab und rappelte sich schließlich auch auf. Man sah ihm an, dass er unwillig war, seinen Schönheitsschlaf abzubrechen.

„Mann ey, ich hab gedacht, dass… Moment mal! Warum bin ICH nun eigentlich nackt?“, fragte der kleine Blonde irritiert nach und bekam nun auch mit, dass sein Sandkastenfreund gerade den kleinen Taka mit müden Augen musterte. Unangenehm. Hastig zog er sich daher einen Deckenzipfel über den Schritt und verdeckte seine Blöße. Warum starrte der Kerl auch immer dahin?!

„Glotz nicht so!“, meckerte Takanori umgehend. Dem folgte ein tiefes Durchatmen. Zurück zum Thema.

„Also?“, stellte er seinen Kumpel zur Rede.

„Weiß ich doch nicht, warum du gestern so abgegangen bist!“, murrte Kouyou missmutig. Er konnte sich Besseres vorstellen, als die Fehltritte des vergangenen Abends noch einmal Revue passieren zu lassen. Doch sie kannten sich beide schon lang genug, um zu wissen, dass er nicht drum herum kam.

„Wir haben hier noch weiter gesoffen, als wir zurück waren. Irgendwann bist du voll durchgedreht, hast auf dem Tisch getanzt und dich ausgezogen. Weiß doch nicht was in deinem Kopf vor sich gegangen ist! Ich bin schon ausgestiegen, als du dein Shirt als Lasso benutzt hast und von deiner kleinen Helikopter-Einlage will ich gar nicht erst anfangen. Das war sogar mir peinlich, als du den da“, Kouyou deutete unweigerlich auf Takanoris Schritt, den er unter der Decke versteckt hatte, „im Kreis geschwungen hast!“. Argwöhnisch musterte Kou den Jüngeren und irgendwie war er nicht der Einzige, der gerade am Verstand des jungen Designers zweifelte. Den Blick von Taka konnte er nicht so recht deuten. Irgendwas zwischen „Du verarschst mich doch!“ und „Warum hast du mich nicht davon abgehalten?“ war darin zu erkennen. Einen Kommentar wollte Takanori dazu jedoch nicht abgeben, auch wenn er ansatzweise seinen Mund kurz geöffnet hatte. Doch in Anbetracht dieser Offenbarung fiel ihm kein einziger Kommentar ein, der die Situation noch hätte retten könnten. Wie erklärte man jemanden auch so eine Situation nachvollziehbar? Vor allem, wenn man selbst nicht wusste, wie es dazu kommen konnte. Nur zu gern überließ er daher dem Model weiterhin das Wort, um den Soloeskapaden des Matsumoto Takanori weiter auf den Grund zu gehen. Wie gut, dass es Augenzeugenberichte gab und vielleicht waren Gedächtnislücken ab und an ein Segen.

„Du hast auch mitten in der Nacht Reis gekocht“, fiel Kou ein weiteres Detail ein. „Gegen 3 war das, glaub ich. Frag nicht, wie die Küche aussieht. Du meintest, dass du ne Spezialsoße zusammenmixen willst, weil du das mal im Internet gesehen hast. Bestehend aus Sojasoße, Wasabi und Honig. Den Reis hast du dann da drin ertränkt. Ich hoffe nur, dass du das nicht auch noch gegessen hast. Ich bin jedenfalls dann ins Bett gegangen“, erklärte Kouyou, der nebenbei die aktuelle Uhrzeit ausgemacht hatte. Anders als sein Gastgeber verfiel er nicht in schiere Panik. Eher überschlug er, wie viel Zeit noch blieb, bis er wirklich seinen Flug verpassen würde. Daher grabschte er nach seinem Handy und rief sich schon mal ein Taxi, während Takanori versuchte sich zu erinnern, was gestern noch alles passiert war. Bruchstücke konnte er sich in Erinnerung rufen. Zumindest beim Thema Reis klingelte irgendwas. Und an den Club konnte er sich auch teils erinnern.

„Ich hab mit nem Weib geknutscht, richtig?“, fragte er nach. Besser er holte sich eine Bestätigung ab.

„Jup. Hast du. War gestern total strange mit dir“, bestätigte der Ältere und ging dazu über, sich anzuziehen. Ein paar Sachen musste er eh noch zusammenräumen.

„Strange?“, fragte er nach.

„Jap. Ich war kurz mit nem Mädel beschäftigt und hab dich dann wieder an der Bar aufgegabelt. Hast voll die schlechten Vibes verbreitet und dir einen nach dem anderen hinter die Binde gekippt. Schließlich sind wir nochmal auf die Tanzfläche und da bist du direkt so nem blonden Engelchen an die Wäsche gegangen. Als guter Freund hab ich mir natürlich ihre Nummer geben lassen und dich in die Lounge geschleppt.“

„Ah ja… die rote Couch….“, warf Takanori nachdenklich ein. Bruchstückhaft kamen ein paar Bilder wieder. Aber nichts, worauf er hätte stolz sein können.

„Hm… wir saßen dann noch bei so fünf Typen. Du scheinst die gekannt zu haben. Einer hat sich mir auch vorgestellt. Seine Karte ist in meiner Jacke. Ich geh schnell ins Bad!“ Und schon war Kou aus dem Raum getappt und mit dem Geräusch der sich schließenden Tür im Badezimmer verschwunden. Das nahm Taka wiederum zum Anlass die Decke, die bis eben als Sichtschutz gedient hatte, zurückzuschlagen.

„Helikopter…“, murmelte er leise, verwarf den Gedanken aber so schnell wie er gekommen war und zog sich in Windeseile Shorts über. Schlafende Hunde sollte man nicht wecken. Danach fiel ihm die Jacke seines Besuches ins Auge. Diese lag auf dem Boden neben der Couch. So bückte sich der kleine Blonde und grabschte nach dieser. Schnell versenkte Taka seine Hand in den Taschen und fand natürlich erstmal ein Kondom. Zumindest unbenutzt. Trotzdem war das so typisch für seinen Kumpel. Aber wenigstens verhütete er. Nicht auszudenken, was wäre, wenn nicht. Sicherlich würde anderenfalls schon eine ganze Kouyou-Armee die Welt bevölkern.

Da der erste Versuch herauszufinden, mit was für Typen sie den Abend verbracht hatten, nicht den gewünschten Effekt hervorgebracht hatte, schob er seine Hand in die zweite Tasche und zog die besagte Visitenkarte heraus. Er musste nicht einmal den aufgedruckten Namen lesen, denn alles war klar, als er das rote Chamäleon sah. Taka verzog sein Gesicht. Klar.

„Takeru…“, murrte er und blies seine Wangen auf. Unangenehm. Sehr unangenehme Erinnerung. Kein Wunder, dass sein Kopf da streikte und er jeglichen Gedanken an den Vorabend und die Nacht auslöschen wollte. Gegenwärtig hatte er auch keine Lust sich damit auseinander zu setzen. Das Kapitel seines Lebens war durch.

„Hast noch Zeit für nen Kaffee?“, rief Taka in den Flur und legte die Visitenkarte zur Seite. Die brauchte Kou sicherlich nicht. War total unnötig und konnte auch gut und gerne verbrannt werden.

„Nee, ich frühstücke am Flughafen. Keine Zeit!“, kam gedämpft eine Antwort aus dem Bad. Taka aber würde nicht darauf verzichten. So setzte er Wasser auf und suchte ein Sachet mit löslichem Pulver aus dem Schrank. Der Inhalt landete in seiner Lieblingstasse, während er vehement das Chaos auf dem Tisch ignorierte. Reiskörner lagen sogar auf dem Fußboden verstreut herum. Und die Schale mit der bräunlichen Flüssigkeit und den schwimmenden Reiskörnern wollte er sich auch nicht genauer betrachten. Das war garantiert alles sein böser Zwillingsbruder und gar nicht er selbst gewesen. Letztendlich würde das Aufräumen doch an ihm hängen bleiben. Da er nur darauf warten musste, bis sein Wasser kochte, entsorgte er die unschönen Beweise der nächtlichen Kochaktion zumindest schon einmal grob. Kou tauchte wenig später in seiner kleinen Küche auf und sah trotz der geringen Zeit, die er im Bad verbrachte hatte, wie aus dem Ei gepellt aus. Wie machte der Kerl das nur? Konnte doch nicht nur am Superfood liegen!

„Und? Kanntest du die Typen von gestern?“, fragte das Model beiläufig nach, schnappte sich aber dennoch eine Banane von der Ablage.

„Hm. Schon“, brummelte Taka. Wieso zum Teufel wusste Kou davon, dass er gleich nach der Karte geguckt hatte? Der musste regelrecht ein Gespür dafür haben Dinge anzusprechen, die ihm unangenehm waren.

„Nicht so gut? Warst gestern schon so komisch, als die uns an ihren Tisch eingeladen haben. Darum sind wir relativ schnell wieder von dort verschwunden.“ Mit einem großen Happs biss der Ältere von der Frucht ab und kaute mit vollen Bäckchen.

„Längere Geschichte. Er war mehr oder weniger mein Sensei.“ Taka rümpfte die Nase.

„In wie fern?“

„Ich hab bei ihm gelernt. Also…. So ziemlich alles. Modekram…“

Taka spürte den Blick des anderen unmittelbar auf sich, versuchte aber beschäftigt zu tun, indem er das nun heiße Wasser in seine Tasse goss und auffällig präzise herumrührte.

„Schwulenkram?“, formulierte der kleine Blonde es regelrecht schon zu einer Frage, versuchte es aber so anzusprechen, als wär dieser Fakt nur beiläufig gefallen. Diese abwartende Stille von Kou war doof. Dann aber winkte er ab.

„Is egal…“ Lieber nutzte Taka die Zeit und machte seinen Kaffee fertig, zerdrückte die letzten Reste des oben schwimmenden Pulvers mit der Rückseite des Löffels an der Innenseite seiner Tasse.

„Hattet ihr mal was am Laufen oder wie soll ich das verstehen?“, erkundigte sich das Model und schob das letzte Stück der Banane in seinen Mund. So wie sich der Kleinere anstellte, lag da etwas im Argen.

„Auch. Er hat mir meine damalige Freundin vorgestellt und als er mitbekommen hat, dass ich mich damit nicht wohl fühle, hat er mich vorsichtig in die „richtige“ Richtung gelenkt. Eigentlich müsste ich ihm dankbar sein.“ Taka kam nicht drum herum und musste auflachen. Das wiederum verstand Kouyou aber nicht.

„Und nun versteht ihr euch nicht mehr?“

„Ich hab den Kontakt abgebrochen. Er hat mir nicht nur schöne Dinge gezeigt, okay? Von ihm weiß ich eben auch, wie oberflächlich die Schwuchteln in dieser Stadt sein können und dass es nur zählt, ein Loch zu stopfen…“ Wieder zog Takanori die Luft scharf ein. Im Alltag verdrängte man die unschönen Dinge meistens.

„Is einfach nicht meins gewesen. Daher hab ich den Umgang mit ihm und seinen Freunden einfach abgebrochen.“ Klar gab es da noch mehrere Gründe und Taka hatte es sich sicherlich nicht leicht gemacht. Aber das waren Dinge, in die er hinein geraten war, ohne die man besser leben konnte. Umso besser, dass er noch rechtzeitig die Kurve bekommen hatte. Rückschläge gehörten im Leben eben dazu, trotzdem wünschte er sich auch mal einen Glücksgriff und nicht, dass jeder Versuch Fuß zu fassen in einer Katastrophe endete.

„Lass lieber die Finger von ihm. Der kann dir nicht weiterhelfen und ist auch nicht förderlich für deine Karriere. Glaub mir!“, gab der junge Designer seinem Sandkastenfreund noch einen gut gemeinten Rat mit. Er würde sich seine Finger sicherlich nicht noch einmal an Takeru verbrennen.

„Ehm ja, gut, ich wollte eh nicht den Kontakt zu ihm pflegen. Der war mir zu… hm… crazy chick, ya know?...“ Direkt verfiel der Schwarzhaarige wieder in seine alten Gewohnheiten.

„Ja, verstehe was du meinst.“ Das verstand Takanori nur zu gut. Takeru war nicht nur dominant und pervers, sondern er konnte auch echt abgedreht sein. In einigen Situationen war das echt keine gute Mischung. Auch ein Grund, warum er besser einen großen Bogen um ihn machte. Leider war Takeru genial, was seine Arbeit anbelangte. So genoss er hohes Ansehen in der Branche und viele andere Designer schätzten seine Kreationen sehr. Aber menschlich gesehen war er einfach Abschaum.

„Ich mach mich dann fertig“, brach das Model ihr kleines Gespräch ab.

„Soll ich denn mit zum Flughafen kommen?“, bot Taka sofort an.

„Nein. Ist nicht nötig. Du musst dann nur wieder unnötig zurück fahren. Außerdem willst du mich doch bald besuchen kommen!“ Der freudige Tonfall in Kouyous Stimme war nicht zu überhören und zauberte ein leichtes Lächeln auf die Lippen des Jüngeren. Kou gab diesbezüglich wohl erst auf, wenn er wirklich in Amerika mit großen Augen und offenem Mund vor seiner Tür stand. Doch für heute musste er sich erstmal von den Ausschreitungen der letzten Nacht erholen. Daher ließ er die Anspielung unkommentiert und folgte seinem Kumpel mit der Tasse Kaffee in der Hand mit ins Wohnzimmer.

„Meldest du dich dann bei mir, wenn du angekommen bist?“ Ein wenig Wehmut schwang in der Stimme des Kleineren mit. „Zeitverschiebung ist kein Thema. Wir haben ja eh Wochenende“, bot Takanori energischer an und schlürfte geräuschvoll aus seiner Tasse. Das heiße Lebenselixier musste doch die müden Geister wecken können.

„Sowieso. Ich bin eh dafür, dass wir nun öfters mal telefonieren! Ich will doch auf dem Laufenden gehalten werden, was das nun mit dir und deinem Freund wird. Aber von der wilden Knutscherei von gestern solltest du ihm vielleicht nichts erzählen. Könnte schnell als Fremdgehen ausgelegt werden“, lautete der kluge Vorschlag von Kou. Natürlich folgte noch ein verschmitztes Grinsen.

„Ich weiß, ich bin unmöglich, wenn ich getrunken hab.“ Das Schlimmste war, dass er sich Kloe gegenüber auch mit dem Wissen nicht einmal schuldig fühlte. Ob er Kloe wirklich liebte? Manchmal verstand er seine eigenen Gefühle echt nicht. Vielleicht war er auch nur in Gewohnheiten gefangen oder wählte den Weg des geringsten Widerstandes. In diesem Fall Kloe. Nicht zu vergessen, da gab es ja auch noch den ominösen Unbekannten, der unerklärlicherweise sein Herz höher schlagen ließ.

„Du lernst es auch irgendwann, wann Schluss ist! Aber wenn du mich dann besuchen kommst, dann hab ich dir drüben schon nen Hottie klar gemacht! Verlass dich auf mich!“, machte das Model ein unlauteres Angebot und stopfte noch die letzten Sachen in sein Gepäck.

„Ey… Kou! Hast du nicht eben gesagt, ich soll treu sein? Und nun sowas.“ Sie mussten beide lachen und der Größere schloss schließlich seinen Koffer. Prüfend sah sich der Schwarzhaarige nochmal um, ob er wirklich alles eingepackt hatte. Als es den Anschein machte, ging er auf seinen Kumpel zu, dem er die Kaffeetasse entwendete. Diese stellte er behutsam auf dem Tisch ab und sah den Kleineren fast schon liebevoll direkt in die Augen.

„Komm her!“, forderte das Model sein Gegenüber auf und kurz darauf fand sich Taka in den langen Armen des anderen wieder. Komplett umschlossen wurde er gegen die warme Brust gedrückt. Irgendwie war diese Geste niedlich und er musste sich zusammenreißen, dass er den aufkeimenden Tränen nicht nachgab. Normalerweise stand er nicht auf lieb haben und knuddeln, aber bei Kouyou machte er eine Ausnahme. So erwiderte er die Umarmung und drückte sein Gesicht gegen die Brust des Größeren.

„Halt die Ohren steif, ja?“, flüsterte Kou und nutzte es schamlos aus, dass er Taka überragte. Daher drückte er ihm einen Knutscher auf den blonden Haarschopf, begleitet von dem typischen Schmatzgeräusch. Da war es um den Jüngeren geschehen und die ersten Tränen kullerten aus seinen Augenwinkeln. Er wollte doch eigentlich nicht heulen. Aber nun war es eben doch blöd, dass Kouyou einfach wieder ging. Der war ihm in den letzten Tagen mehr Stütze gewesen als in den vergangenen Jahren, auch wenn er eine Nervbratze war. Taka nickte trotzdem. Er musste stark sein und er würde das alles schon hinbekommen, was er sich vorgenommen hatte.

Als sich der Schwarzhaarige langsam löste, senkte Taka seinen Kopf und wischte sich sofort über die Augen. Seinen Gefühlsausbruch sollte der andere eben nicht mitbekommen. Es war nachvollziehbar, dass es ihm nicht kalt ließ, wenn sein langjähriger Freund, den er so selten sah, nun wieder zum anderen Ende der Welt flog. Man merkte eben erst, was man an den anderen hat, wenn es nicht mehr greifbar war.

„War ganz nett mit dir.“ Taka schluckte den Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte, runter.

„Außerdem nochmal danke für die ganzen coolen Sachen und…. Na ja… du weißt schon.“ Der Designer war noch nie gut darin, seine Gefühle offen auszusprechen, doch seine Art stieß auf Verständnis.

„Keine Ursache. Ich geh dann mal nach unten. Das Taxi wartet sicherlich schon“, unterbrach Kouyou die Gefühlsduseleien und schnappte seine Sachen. Mit denen ging er zur Tür und schlüpfte in seine Straßenschuhe. Anstandshalber folgte Taka seinem Kumpel bis zur Tür und ließ ihn nach draußen.

„Und sag ja Bescheid, wenn du angekommen bist!“, forderte der kleine Blonde ein.

„Wird gemacht, Mami!“, scherzte Kouyou und trat nach draußen, wunderte sich aber, da er das Geräusch von knisternden Papier hörte. Als er nach unten sah, machte er einen Brief aus, auf den er getreten war.

„Oh, sorry…“, nuschelte er und ging runter. Dann bückte er sich und hob diesen auf. Noch während er sich aufrichtete las er die wenigen Buchstaben auf dem Couvert.

„Hier, für dich!“, meinte das Model und reichte Taka, der alles nur halb gesehen hatte, da nach wie vor Kouyous Gepäck zwischen ihnen stand, den Brief.

„Hm?... Ich erwarte eigentlich nichts.“ Verwundert drehte Takanori ihn in seiner Hand um, las aber ebenfalls die Aufschrift „Für Taka-chan“.

„Ist vielleicht nur Werbung. Also, ich muss dann. Bye, bye, Darling!“ Mit einer gekonnten Handbewegung setzte sich Kouyou seine Sonnenbrille auf und schnappte sich sein Hab und Gut. Dann zog er seinen Rollkoffer geräuschvoll über den Flur zum Fahrstuhl. Von dort aus winkte er seinem Sandkastenfreund nochmals zu, ehe er im Fahrstuhl verschwand. Den Abgang hatte er jedenfalls auch drauf. Da merkte man eben, dass er auch als Schauspieler taugte.

Takanori sah zu der Stelle, an der Kou bis eben noch auf den Lift gewartet hatte. Nun war er also weg und er hier allein mit seinem Brief. Auf diesen warf er nochmals stirnrunzelnd einen Blick und entschied sich, vorerst in seine Wohnung zurück zu gehen. Sein Weg führte ihn in sein Wohnzimmer, in dem er sich auf die Couch setzte und wieder zu seinem Kaffee griff. Nach einem Schluck entschied er sich doch dafür, den Umschlag zu öffnen, da er sich nicht zusammenreimen konnte, wer ihm geschreiben haben könnte.

Der Inhalt bestand aus einem liederlich zusammengefalteten Blatt Papier auf dem nur ein paar Worte vermerkt waren: „Vergiss Akira, denn für Träume ist es längst zu spät.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Goesha
2017-08-24T14:04:31+00:00 24.08.2017 16:04
Habs doch noch geschafft *höhö*
Joa, ich musste mich echt zusammenreißen als ich das mit dem Helikopter gelesn habe. Einerseits ja schade, dass du das nicht geschrieben hast, andererseits wäre dann fremdschämen pur gewesen. XD
Und nach dem großen Abschied der ominöse Brief. Die Worte klingen echt hart. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Reita den geschrieben hat oder Uruha. So gemein sind die doch nicht.
Vielleicht war es ja auch Takeru? o_O Ich mein, vielleicht hat Ruki mal sein Herz ausgeschüttet als er besoffen war (Nach der Sache mit dem Helikopter trau ich ihm alles zu) und hat ihm die Geschichte mit Reita erzählt???
Oder es treibt sich noch ein Stalket herum, der Rukis Vergangenheit ergründet und ihn abhört.
Ist ja wie ein Krimi! XD
Antwort von:  Daisuke_Andou
24.08.2017 16:30
Yay~ Das lob ich mir ^^
Na ja... einige Dinge will man auch nicht schreiben und ich hab mich doch eh schon mit einigen Dingen sehr weit aus dem Fenster gelehnt ^^°
Nun geht das große Rätselraten los, wer denn der Verfasser des ominösen Briefes ist. (Und keiner kommt drauf >D) Teils schon witzig, was sich alle für Gedanken dazu machen~
Antwort von:  Goesha
24.08.2017 16:33
Hast du? XD
Na ja, ich könnte mir noch vorstellen, dass Ruki sich selbst geschrieben hat aber wenn er wirklich so breit war, dann konnte er da sicher nicht mehr schreiben ^^"
Von:  Jyll
2017-08-23T18:48:02+00:00 23.08.2017 20:48
Ahh ein neues Kapitel x33 hab mich riesig gefreut, schön, dass du Zeit gefunden hast ^.^
Der Abschied war ja richtig traurig...wie süss die Umarmung und wie Taka gemerkt hat, dass er ihn halt doch vermissen wird...
Ich find das Tempo der FF auch immer noch wahnsinnig schön. Kein Kapitel ist irgendwie hektisch, weder vom Tempo des Inhalts, noch vom ganzen Aufbau, du nimmst dir schön viel Zeit mit der Story, lässt aber in jedem Kapitel auch ein Zuckerstück da, man rennt also nicht einfach durch ihre Geschichte, sondern geht sie Schritt für Schritt, das find ich sensationell!
Auch hier wieder ein schönes Stück, die Erinnerungen an den gestrigen Abend, die wirklich witzig waren, und der Abschied. Dann der Schluss mit diesem Brief! Was soll das denn jetzt, fragt man sich nur. Warum schreibt Reita so was, denn das er es war, daran zweifle ich nicht. Aber sie wollten sich doch treffen! Und ausserdem war der inhalt doch sehr unklug...Taka kann ja nur annehmen, dass der von zwei Personen kommt: Uruha oder Reita selbst, denn wer weiss sonst davon?
Wie immer wahnsinnig gespannt auf das nächste Kapitel :D
lg Jyll
Antwort von:  Daisuke_Andou
23.08.2017 22:14
Jaha~ Ich hatte einen Teil schon und gestern Abend hat mich die Müdigkeit mal nicht gleich hingerafft. Ich möchte ja auch weiterkommen, auch wenn ich bei dem Kapitel eher das Gefühl habe wenig preisgegeben zu haben und auch wenig in der Story vorangekommen zu sein. Dein Empfinden diesbezüglich sagt da aber was anderes, was mich dann doch wieder aufmuntert, weil ich wirklich unsicher war über den Verlauf. Trotzdem gab es ein erneutes Puzzlestück zu Takas Vergangenheit.
Der Brief am Ende war natürlich der Cliffhanger. Etwas Raum für Spekulationen muss doch bleiben. Fraglich ist nun, wer ist der Absender des Briefes? Weiß Takeru vielleicht auch mehr über Takas Vergangenheit? Ist es ein nett gemeinter Ratschlag von Kouyou? Lässt Akira Taka vielleicht doch einfach sitzen und kommt gar nicht zum Date? Doch ein eifersüchtiger Nebenbuhler? Hat Kloe etwas mitbekommen von dem, was Taka beschäftigt? Was es da alles für Möglichkeiten gibt >DDD *Hände reib*


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