Ein Blut von Moonprincess ================================================================================ 6. Kapitel: Der Jedi -------------------- 6. Kapitel: Der Jedi Es war kalt, viel zu kalt. Luke zog die Beine an und legte seine Arme um die Knie. Die ungemütliche Pritsche unter ihm drückte sich in seinen Rücken. Ihm war übel und sein Kopf schmerzte. Er erinnerte sich an Schüsse und Geschrei und dann...Schwärze, Nichts. Er öffnete langsam seine Augen, aber kniff sie sofort wieder zu. Es war viel zu hell... Sein Magen schien sich zu drehen und zu winden. Der Junge sprang auf und mit geschlossenen Augen tastete er sich in die Ecke seiner Zelle. Eine Sanitäreinheit. Gut. Nachdem er seinen Magen entleert und die Spülung gedrückt hatte, fühlte er sich etwas besser. Er schlug vorsichtig seine Augen auf. Blinzelte. Schließlich hatten seine Augen sich an das helle, künstliche Licht gewöhnt. Er setzte sich wieder auf seine Pritsche. Er fühlte etwas durch die Macht...ein anderes machtsensitives Wesen. Er sollte also besser die Macht nicht einsetzen, auch so wußte er, daß er in einem imperialen Gefängnis saß. ,Wahrscheinlich irgendwo auf Tatooine. Mom und Meister Kenobi sollten mich leicht finden,' dachte der junge Jedi. Erst jetzt bemerkte er, daß sein Gürtel fehlte. Und an seinem Gürtel hing sein Lichtschwert. Er stöhnte. ,So ein Mist!' Sollte es sich bei dem machtsensitiven Wesen um Vader oder seine Tochter handeln, dann Gute Nacht. ,Warum bin ich machtverdammter Idiot nicht auf der Farm geblieben?' Für weitere Gedanken fehlte ihm die Aufmerksamkeit, denn sein protestierender Magen verlangte ein zweites Mal sein Recht. *** "Wieviele Gefangene?" erkundigte sich Leia. Langsam schritt sie einen Tisch ab, auf dem verschiedene beschlagnahmte Gegenstände und Waffen aufgereiht waren. "Dreiundzwanzig, Mylady. Acht Frauen und fünfzehn Männer," antwortete ihr der Commander, der die Sturmtruppler auf Tatooine angeführt hatte. "Gut. Der Rest der Rebellen?" "Tot oder entkommen." "Hatte ich Euch nicht gesagt, daß keiner entkommen sollte?" Leias Stimme war nun kalt und hart. "Es ließ sich nicht vermeiden, Mylady." Er hatte Angst. Angst, die ihm die Kehle zuschnürte. Leia ging weiter. "Sowas zeugt von Unfähigkeit." Der Mann gab ein Röcheln von sich. Etwas auf dem Tisch fing Leias Blick und sie löste ihren Machtgriff vom Hals des unglücklichen Commanders. Sie zog einen dicken braunen Gürtel zu sich. Ihre Augen wurden groß. Mit zitternden Fingern nahm sie das Lichtschwert und hob es hoch. Es war alt und blank poliert von vielen Stunden, wo es in den Händen seiner Besitzer gelegen hatte. Sie preßte den Aktivierungsknopf und die hellblaue Klinge erwachte zischend zum Leben. Ihr gleißendes Licht spiegelte sich in den Augen der begeisterten Sith. Sie bewegte die perfekt ausbalancierte Waffe langsam hin und her. Ein Jedi! Nur ein Jedi konnte so eine Waffe anfertigen und führen. Aufregung strömte durch Leias Körper. Sie hatte noch nie einen Jedi getroffen. Ihr Vater hatte sie niemals zu so einer Mission mitgenommen, geschweige denn sie alleine eine bestreiten lassen. Er hatte es immer als viel zu gefährlich erachtet. ,Gefährlich. Ich hoffe, das ist dieser Jedi,' dachte sich das Mädchen vergnügt. Ihr Geburtstag war doch besser als sie erwartet hatte. Sie deaktivierte das Schwert. Mit ihm in der Hand ließ sie den verblüfften Commander stehen. Ihr Machtsinn würde sie zu ihm führen. *** Luke lag mit dem Gesicht nach unten auf der Pritsche. Inzwischen hatte sein Magen sich beruhigt, dennoch war ihm noch immer ziemlich kalt. Außergewöhnlich für Tatooine. Aufgeschreckt wurde er vom Geräusch der sich öffnenden Türe. Er beschloß, erstmal so liegenzubleiben. Leia trat in die kleine Zelle. Ihr Blick fiel auf die Gestalt auf der Pritsche. Ein blonder Haarschopf, braune Lederjacke, beige Hosen, schwarze Stiefel. Er sah nicht gerade wie die Jedi aus, die ihr von ihrem Vater oder dem Imperator geschildert worden waren. Er war wach. "Aufstehen, Jedi," befahl sie in ihrer besten Kommandanten-Stimme. Luke hörte eine Stimme. Eine Frau. Er linste aus seinen Augenwinkeln in die Richtung, aus der ihre Stimme gekommen war, konnte aber nicht viel erkennen. Er drehte sich um, setzte sich auf und stand dann auf. Er musterte sie. Braune Haare in einer Zopffrisur, braune Augen, ein schmales Gesicht, schwarze Uniform und Stiefel. Er konnte die Dunkelheit fühlen, die sie ausstrahlte. Sie musterte ihn ebenfalls. Er war viel jünger als sie angenommen hatte. Er war nicht viel älter als sie, wenn überhaupt. Sie war enttäuscht. Vielleicht hatte er das Lichtschwert gefunden oder gestohlen. Doch ihre Augen nahmen wieder ihren Glanz an. Doch, da waren Schilde! Er hatte Schilde um seinen Geist, das könnte er nicht, wenn er nicht mehrere Jahre Training hinter sich hatte. Allerdings fand sie, daß er für einen Jedi doch noch etwas klein war. Sie konnte es sich nicht verkneifen, ihm das mitzuteilen. "Ihr seid aber ziemlich klein für einen Jedi." Luke hob eine Augenbraue. "Ihr seid auch recht klein für eine Sith." Leia war mehr als einen Kopf kleiner, ohne die hochhackigen Stiefel würde sie sicher noch kleiner sein und ihm gerade so an die Brust reichen. Sie lachte nur. Scherze über ihre Größe trafen sie schon lange nicht mehr. "Ihr seid nicht zu täuschen. Ist es so offensichtlich, wer ich bin?" "Mal abgesehen von Eurer Aura, die Euch jedem Jedi verrät, wäre da noch Euer Lichtschwert," meinte Luke und deutete darauf. Leia blickte nach unten, wo der lange schwarze Zylinder an ihrem rechten Oberschenkel anlag. Dieses Gefühl gab ihr immer Sicherheit. Sie sah ihn wieder an und lächelte. "Ihr habt scharfe Augen." Luke lächelte nicht. Er sah direkt in ihre Augen. Nach dem, was seine Mutter ab und an erzählte, war Lady Vader nicht älter als er selber. So wie das Mädchen vor ihm aussah, glaubte er es auch. Eine seltsame Stille breitete sich aus, während die beiden sich nur ansahen. Schließlich beendete Leia den Blickkontakt. "Ich habe noch nie einen Jedi getroffen. Wie ist Euer Name?" "Luke," war die kurze Antwort. Mom hatte ihm immer gesagt, daß er gegenüber einem Imperialen oder Fremden niemals seinen Nachnamen erwähnen dürfe. Immerhin war er der Sohn eines bekannten Jedi. "Und wie weiter?" erkundigte sich Leia. Luke zuckte mit den Schultern. "Das ist alles." "Hört zu, Ihr seid ein gefangener Rebell an Bord meines Schiffes. Wenn Ihr mit mir kooperiert, würde Euch das einige Unannehmlichkeiten ersparen." Luke hatte nach dem Wort "Schiff" nichts mehr gehört. Er wollte seinen Ohren nicht trauen. "Schiff? Ich dachte, ich bin noch immer auf Tatooine!" "Irrtum! Wir haben Tatooine schon längst hinter uns gelassen," lächelte Leia. Jetzt mußte der Junge sich erstmal setzen. ,Oh nein! Das gibt Ärger! Und so können Mom und Obi-Wan mich nicht finden. Schöne Bescherung.' Gedankenversunken schüttelte er seinen Kopf. "Also wie wäre es mit etwas Kooperation?" fragte die Sith erneut nach. Luke hob langsam den Kopf. "Woher soll ich wissen, ob Ihr mich nicht reinlegt? Außerdem ist das ein Mißverständnis, ich bin kein Rebell!" "Ihr seid ein Jedi und das reicht aus, um Euch einem der Folterdroiden zu überlassen," meinte Leia. "Es interessiert mich wirklich, wie lange er brauchen würde, um einen Jedi gänzlich zu brechen." Luke schüttelte wieder den Kopf. In was für eine Situation war er da bloß hineingeraten? "Woher wisst Ihr überhaupt, daß ich ein Jedi bin?" Wie er es erwartet hatte, holte Leia sein Lichtschwert hinter ihrem Rücken hervor. Sie lächelte. "Ziemlich offensichtlich." "Ja." Er verschränkte die Arme und preßte sie gegen seinen Bauch. Ihm war noch immer kalt. Jetzt wußte er wenigstens warum, dachte er seufzend. Leia bemerkte sein Ungemach. Sie lächelte ihn freundlich an. "Ich werde die Temperaturen deiner Zelle höher einstellen lassen und dafür unterhalten wir uns morgen nochmal über deinen Nachnamen, Luke." Luke sah auf. Er nickte. Das war eine gute Idee. Sie hatte ihn bei seinem Namen genannt. Es hatte merkwürdig vertraut und angenehm geklungen. Bevor er noch etwas sagen konnte, hatte sich die automatische Tür hinter seiner Häscherin geschlossen. Leia Vader. Ein interessantes Mädchen. Langsam wurde ihm angenehm warm. *** Luke war am nächsten Morgen bereits wach und meditierte als einige Sturmtruppler in seine Zelle kamen. "Ihre Ladyschaft will dich in ihrem Büro sprechen, Rebell. Komm mit und mach keinen Ärger," meinte einer der Männer. Luke nickte und ging mit ihnen. Er wußte, daß er auf einem Raumschiff nicht sonderlich weit kommen würde. Die Korridore waren lang und eintönig. Luke war sich sicher, daß er sich hier verlaufen würde. Schließlich hielten die Sturmtruppler vor einer Schiebetür. Luke stellte sich Leias Büro als sehr groß vor, mit schwarzen Wänden und einem riesigen schwarzen Schreibtisch in der Mitte und einem Fenster, das das schwarze Weltall zeigte. Nach kurzer Kommunikation wurde der Junge unzeremoniös ins Zimmer geschubst. Er war verblüfft, sich in einem recht kleinen, in einem sanften Gelb gestrichenen, Raum wiederzufinden. Holos mit blühenden Landschaften schmückten die Wände. Ein kleiner weißer Schreibtisch stand mit der Seitenkante an der Wand. Dahinter saß Leia. Sie hob den Kopf und lächelte ihn an. Sie deutete auf einen Stuhl vor ihrem Schreibtisch. "Setz dich, ich hab noch was zu tun," sagte sie und wandte sich dann wieder einigen Papieren vor sich zu. "Ok," antwortete Luke und setzte sich vorsichtig. Dabei konnte er einen Blick auf die Papiere werfen. Todesurteile. Er schluckte. Leia bemerkte sein Unbehagen nicht und setzte ihre Unterschrift auf das letzte Papier. Dann legte sie ihren Füller beiseite und sah ihr Gegenüber an. "Hattest du eine angenehme Nacht?" Lukes erster Gedanke war, daß sie ihn verarschen wollte, denn wie angenehm konnte die Nacht auf einer harten Pritsche auf einem Schiff werweißwo im Weltall fern der Heimat sein? Als er in ihre Augen blickte, konnte er sehen, daß sie es durchaus ernst meinte. "Es ging so," meinte er. "Auch wenn dus mir nicht glaubst, es gibt hier noch wesentlich unbequemere Zellen," grinste sie. Luke zog es vor, darauf nicht zu antworten. Mit Sicherheit meinte sie Folterzellen. Leia lehnte sich zurück. Sie fand diesen Jungen wirklich interessant. "Wir hatten doch eine Abmachung bezüglich deines Nachnamens." "Nein, Ihr habt lediglich gesagt, wir würden uns über ihn unterhalten," konterte Luke. "Stimmt. Kein Interesse, ihn mir zu sagen?" erkundigte sie sich. Luke schüttelte den Kopf. Sie seufzte. Warum mußte er nur so stur sein? "Du kannst mich übrigens duzen," sprach sie. "Du bist ja wohl kaum älter als ich. 14? 15?" "Seit gestern bin ich 15," stellte Luke klar. Leia sah ihn überrascht an. "Ich hatte gestern auch Geburtstag. Auch der fünfzehnte." Luke war nun ebenfalls überrascht. "Das ist aber ein Zufall. Alles Gute nachträglich." "Danke, dir auch," lächelte Leia. Luke lächelte zurück. Ein echter Zufall, fand Luke. Natürlich waren noch andere Leute am selben Datum geboren worden wie er, aber bis jetzt hat er noch nie so jemanden kennengelernt. Und jetzt war es eine Sith - eine hübsch anzusehende allerdings -, von der er erfuhr, daß sie denselben Geburtstag wie er hatte. Leia bemerkte, daß der Junge sie noch immer ansah. Er wirkte abwesend, aber etwas in seinem Blick machte sie nervös. Sie merkte, wie ihr ungewollt das Blut in die Wangen stieg. Schnell drehte sie sich weg und gab vor, eifrig in einem Stapel Akten zu wühlen. Luke derweil fühlte einen Zug in der Macht. Der Zug schien von Leia auszugehen. Verwirrt blinzelte er und das Gefühl verschwand. Hatte sie das bewußt gemacht? Er wäre beinahe aufgestanden und zu ihr gegangen. Diese Gedanken bewegten ihn immer noch als er von seinen Wachen in eine Zelle gebracht wurde. Es war eine andere als die, in der er aufgewacht war. Sie hatte ein richtiges Bett und eine abgetrennte Sanitäreinheit. Luke rollte sich auf dem weichen Bett zusammen und seine Gedanken kreisten weiter um Leia. Diese hatte ihr glühendes Gesicht wieder unter Kontrolle gebracht. Sowas war ihr noch nie passiert! Viel zu spät fiel ihr ein, daß sie ganz vergessen hatte, Luke weiter nach seinem Nachnamen zu befragen. Ob es ein Jedi-Trick gewesen war, um sie abzulenken? Auch sie ließen die Gedanken an Luke nicht mehr los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)