Ein Blut von Moonprincess ================================================================================ 22. Kapitel: Entscheidung ------------------------- A/N: Erstmal vielen Dank an alle Kommi-SchreiberInnen. ^^ Jetzt noch eine kleine Warnung: Wie ihr euch am Ende des letzten Kapitels schon denken konntet, sind Padmés Erlebnisse in Palpatines Geheimraum äußerst unangenehm (nett ausgedrückt). Es wird nicht grafisch dargestellt, aber sie und die Bewältigung werden in der Geschichte natürlich von nun an eine Rolle spielen. Wer das nicht verträgt, sollte daraus die für ihn/sie richtigen Konsequenzen ziehen. 22. Kapitel: Entscheidung Es war still. Wirklich still. Luke konnte seine Ohren noch so sehr anstrengen, aber der sonst allgegenwärtige Lärm Coruscants drang nicht in das Haus. Genauso wenig konnte er etwas von Leia hören. Nach ihrem Streit hatte sie sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und nur dem Droiden mit dem Abendessen geöffnet. Lukes Klopfen hatte sie ignoriert. Der junge Jedi saß auf seinem Bett und starrte auf den Parkettboden. Wie sollte er mit Leia sprechen, wenn sie nicht wenigstens die Tür öffnete? Er bezweifelte, daß sie ihn durch die dicken Türen hören konnte. Er hatte auch schon überlegt, von seinem auf ihren Balkon zu klettern, aber er hatte diesen Gedanken schnell verworfen. Es wäre respektlos gewesen und hätte Leias Wut zweifellos noch mehr angefacht. Verständlicherweise. Luke mußte sich wohl noch etwas in Geduld üben, sie konnte sich schließlich nicht für immer einsperren. Aber sich gedulden fiel ihm in Bezug auf Leia schwer. Er seufzte leise. Dann zog er seine Schuhe aus und nahm den Schneidersitz ein. Wenn er schon nicht an Leia herankam, konnte er die Zeit wenigstens zum meditieren nutzen und an seiner Geduld arbeiten. Leia saß derweil an einem kleinen, etwas wackeligen Sekretär und versuchte zu lesen. Aber der alte und langweilig geschriebene Sith-Text konnte ihr Interesse nicht wecken. Ihre Gedanken drehten sich ständig um ihre Auseinandersetzung mit Luke und in ihr brodelte es. Mit einem lauten Knall schlug sie das Buch zu und schob ihren Stuhl ein Stück nach hinten. Sie legte ihren Kopf zurück, schloß die Augen und streckte die Beine aus. Leia wußte, sie mußte mit Luke sprechen. Es zeugte schließlich nicht von Führungsqualitäten, wenn sie bockend wie ein kleines Kind in ihrem Zimmer hockte. Aber jedes Mal, wenn sie darüber nachdachte, wie sie ein Gespräch beginnen könnte, wurde sie noch wütender. ‚Am besten ich laß ihn einfach rein, wenn er wieder klopft. Dann kann er anfangen,’ dachte die Sith. Sie konnte Luke in seinem Zimmer fühlen, er war ein gutes Stück ruhiger als sie. ‚Wahrscheinlich will er sich gar nicht entschuldigen, sondern nur weiter darüber reden, wie schädlich die Dunkle Seite für mich ist.’ Leia stand auf, machte sich bettfertig und löschte dann das Licht. Unter der Decke rollte sie sich zusammen. Sie würde jetzt schlafen und Luke konnte noch lange auf sie warten. Ein lautes Scheppern und Klirren aus dem Erdgeschoß schreckte sie auf. Ein kurzer Blick auf ihr Chronometer enthüllte, daß sie nur eine Weile gedöst haben konnte. Verwundert stand sie auf und ergriff ihr Lichtschwert. Was war das gewesen? Luke konnte es nicht sein, er war...direkt vor ihrer Tür. Leia drückte den Türöffner und stand Luke gegenüber. „Hast du das gehört?“ wisperte sie. Er nickte. „Gehen wir runter und sehen wir nach,“ erwiderte er leise. Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinunter. Leia überlegte, ob es wohl ein weiterer Attentäter sein könne. Aber wie hätte der die ganzen Alarmanlagen umgehen sollen? Das war praktisch unmöglich. Aber sie hatte auch die Sicherheitsvorkehrungen im Imperialen Palast als beinahe perfekt empfunden. Luke riß sie aus ihren Gedanken als er sie leicht anstupste. „Küche?“ fragte er mit gesenkter Stimme. Sie nickte und pirschte sich neben ihm zur Küchentür. Sie gab Luke mit einer Kopfbewegung zu verstehen, den Türöffner zu betätigen. Sie stellte sich neben die Tür, um vor eventuellen Schüssen geschützt zu sein. Luke drückte den Schalter, die Tür öffnete sich zischend. Die Sith wartete mit angehaltenem Atem, aber nichts geschah. Sie schaltete ihr Lichtschwert ein und schob sich, ihre Waffe immer vor sich haltend, in die Küche. Ihr Freund folgte ihr mit aktivierter Waffe. Die Lichtschwerter tauchten die große Küche in rötliches und bläuliches Licht. Leia ließ aufmerksam die Augen wandern, während Luke die Deckenbeleuchtung anmachte. Auf dem Boden lag, in einem Haufen von Glas- und Porzellanscherben, einer der Küchendroiden. Die Jugendlichen schalteten ihre Waffen aus und knieten sich vorsichtig neben den Droiden. „Sieht so aus als wäre eine der Anti-Grav-Einheiten ausgefallen,“ meine Luke, nachdem er den arg lädierten Droiden untersucht hatte. „Danach konnte er sich nicht mehr in der Luft halten und ist zu Boden gestürzt.“ Leia seufzte erleichtert. „Gut. Ich hatte schon befürchtet, jemand hätte es geschafft, einzubrechen.“ Sie rief einen der anderen Droiden, um das Chaos in der Küche zu beseitigen. „Ich glaube nicht, daß jemand so verrückt wäre,“ erwiderte Luke. „Jemand war auch verrückt genug, in den Palast einzudringen,“ erinnerte Leia ihn. „Auch wieder wahr,“ seufzte Luke. „Ich wünschte, dieser Mistkerl würde dich in Ruhe lassen! Was bitte hast du ihm getan?“ „Da gibt es genug Möglichkeiten, Luke. Vergiß nicht, wer ich bin: Eine Sith und die designierte Erbin des Imperators. Ich habe viele Dinge getan, für die mich Leute hassen.“ Sie sah ihn ernst an. „Du bist erst fünfzehn. Ehrlich gesagt will ich nicht wissen, was du alles getan hast, wenn du jetzt schon so viele Feinde hast.“ Leia senkte den Blick. Sie wollte nicht darüber nachdenken. Sie wollte sich nicht daran erinnern, warum die meisten sie haßten. Weil sie getötet hatte...Weil sie Todesurteile unterschrieben hatte. Trainierte Arme schlangen sich von hinten um sie und Lukes Geruch nach Wüste und Sonne stieg in ihre Nase. Leicht lehnte sie sich an ihn. „Was bedrückt dich?“ erkundigte er sich sanft. „Die Attentätergeschichte?“ „Ja, die auch. Aber da ist noch etwas anderes...“ „Bitte, Luke, ich möchte zu Bett gehen. Ich...ich muß über ein paar Dinge in Ruhe nachdenken,“ erklärte Leia. „In Ordnung, Leia.“ Luke nahm sie bei der Hand und führte sie hinauf zu ihrem Zimmer. Bevor er aber gehen konnte, hielt sie ihn fest. „Komm bitte mit rein.“ „Sicher?“ Leia konnte die Unsicherheit in Lukes Augen lesen, also zog sie ihn einfach in ihr Zimmer. „Absolut.“ *** Es war kein guter Morgen. Vader war ständig von bösen Vorahnungen aus seiner nächtlichen Ruhemeditation gerissen worden. Immer wenn er versucht hatte, den Warnungen zu folgen, hatten sie sich in Luft aufgelöst. Schließlich hatte er aufgegeben und hatte beschlossen, den frühen Morgen für den ewig lästigen Papierkram zu opfern. Schlechtgelaunt stapfte er durch den Korridor, um zu seinem Arbeitszimmer zu gelangen. Niemand sonst war hier um diese Zeit unterwegs. Normalerweise. Aus Palpatines Büro kam eine Gestalt, in einen langen dunklen Umhang gehüllt. Es war nicht Palpatine, das spürte Vader sofort. Die Person war zutiefst erschrocken und verwirrt. Das beunruhigte den Sith. Die dunklen Visionen der Nacht kamen wieder. Er trat hinter die Gestalt und legte ihr vorsichtig eine behandschuhte Hand auf die Schulter. Sie erschrak und fuhr herum. Sie mußte sehr abgelenkt gewesen sein, wenn sie ihn nicht gehört hatte. Ein Paar goldener Augen blickte ihn unter der Kapuze furchtsam an. „Ist etwas passiert?“ erkundigte sich Vader und zog die Kapuze vom Kopf der Frau. Sie war blauhäutig und hatte schwarzes Haar. Der Sith-Lord hatte so ein Wesen noch nie gesehen. „Ich...ich weiß nicht! Da ist eine Frau und sie ist verwundet,“ quiekte Doria entsetzt. „Im Arbeitszimmer des Imperators?“ erkundigte sich Vader. Auf einmal hatte er es sehr eilig. „Ja,“ erwiderte sie kraftlos. „Ich...Der Imperator hatte mich herbestellt.“ „Zu welchem Zweck?“ Unbewegt und furchteinflößend starrte die Maske auf die wesentlich kleinere Frau hinunter. „Das darf ich nicht sagen oder Seine Majestät wird...Ich werde sowieso schon genug Ärger bekommen,“ murmelte Doria und blickte zur Seite. „Kommt mit.“ Vader ergriff den Arm der Frau und ging mit ihr in das Zimmer. Er wußte, er würde hier nun die Gründe für seine gestörte Nachtruhe finden. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Er wußte, etwas furchtbares war geschehen und es hatte mit ihm zu tun. Schnellen Schrittes durchquerte er das Büro. Beinahe hätte er die leicht geöffnete Tür in der Wand übersehen. Vader hatte nicht gewußt, daß Palpatine hier noch einen Raum verbarg, aber es wunderte ihn nicht. Doria versuchte, sich aus seinem Griff zu winden als er die Tür weiter öffnen wollte. „Nein, nicht noch mal! Ich will nicht!“ keuchte sie. Sie war eindeutig hysterisch, vielleicht auch Schock. Vader ließ die junge Frau los. „Setzt euch und seid ruhig.“ Er spürte, daß sie seiner Aufforderung Folge leistete. Nun öffnete Vader die Tür. Eine Lampe tauchte den Raum in ein widerliches, nach Vaders Empfinden, obszönes Rot. Ihm wurde übel. Schnell nahm er die unterschiedlichen Gegenstände an den Wänden wahr. Folterinstrumente. Vader wußte, daß er bei diesem Anblick kaum das Recht hatte, angewidert zu sein, aber er war es dennoch. Hier war der Ort, auf den seine Vorahnungen hingewiesen hatten. Sein Machtsinn hatte schon eine Weile eine weitere Person entdeckt, doch erst jetzt drang das auch in sein Bewußtsein. Und die Aura war ihm mehr als nur bekannt... Langsam schritt er um ein Regal herum und hatte nun die Mitte des Raumes vor sich. Ihm gefror das Blut in den Adern. Wäre es ihm möglich gewesen, sein Atem hätte gestockt. An zwei eisernen Handfesseln hing eine weibliche Gestalt von der Decke. Nur einige Stoffetzen bedeckten ihren Körper. Ihr Kopf war nach vorne gesunken und die langen Haare machten es Vader noch schwerer, ihr Gesicht zu sehen. Mit klopfendem Herzen trat er näher und strich die verschwitzten, blutverkrusteten Strähnen zur Seite. Es war Padmé! Voller Grauen betrachtete er ihren Körper. Es schmerzte ihn zutiefst, seinen geliebten Engel so zu sehen. Er konnte keine lebensbedrohliche Verletzung ausmachen, aber ihr Leib war übersät von blauen Flecken, Schnittwunden, leichten Verbrennungen und Peitschenspuren. Was mußte sie gelitten haben! Ein tiefes, verzweifeltes Brennen kroch aus seinen Eingeweiden nach oben. Das war merkwürdig. Normalerweise wurde dieses Brennen von heißer Wut und zerstörerischem Zorn begleitet. Aber nicht heute. Er spürte, daß sie lebte und ihre Essenz in der Macht war stabil. Dem Tode nahe war sie nicht, aber sie brauchte dennoch dringend ärztliche Hilfe. Hier drin war es kalt, wie der Computer seines Anzugs ihm mitteilte. Palpatine in seinen dicken Roben hatte sicher nicht gefroren, aber Padmé hatte sich wohl eine Unterkühlung geholt, denn ihre Lippen waren bläulich verfärbt und sie zitterte. Eine Infektion war auch noch möglich, denn sauber war es hier auch nicht wirklich. Er zückte sein Lichtschwert und schneller als das Auge es wahrnehmen konnte, hatte er Padmé losgeschnitten und vorsichtig aufgefangen. Mit ihr auf den Armen kehrte er ins Arbeitszimmer zurück. Ihm kam der Gedanke, daß Padmé vielleicht innere Verletzungen hatte. Dann war es gar nicht gut gewesen, sie soviel zu bewegen. Also legte er sie vorsichtig auf den Boden und brachte sie in die Stabile Seitenlage. Er riß sich seinen Umhang von den Schultern und deckte Padmé damit zu. Der dünne Stoff war nicht viel, aber besser als gar nichts. Er wollte gerade nach seinem Comlink greifen, um die Krankenstation zu verständigen, als Palpatine vom Flur her den Raum betrat. Der Mann in der schwarzen Rüstung blieb auf den Knien und legte eine Hand beschützend auf Padmés Arm. Große Hitze lief durch seinen Arm, sammelte sich in seiner Brust wie in einem Auffangbecken. Die Hitze war seltsam angenehm und wärmte ihn bis in den letzten Winkel seiner Seele. Palpatine hatte diesen Anblick offensichtlich nicht erwartet, aber die Überraschung verschwand in Sekundenschnelle aus seinem Gesicht und machte einer gelangweilten Höflichkeit platz. „Lord Vader, was macht Ihr da mit einer Gefangenen des Imperiums?“ „Das ist Padmé, meine Ehefrau,“ antwortete der Angesprochene mit einer Ruhe, wie er sie seit vielen Jahren nicht mehr gefühlt hatte. „Sie ist eine Hochverräterin und intrigante Verschwörerin,“ erwiderte der Sith-Meister und hob eine Augenbraue. „Es interessiert mich nicht im geringsten, was Ihr sagt oder denkt, Palpatine.“ Der Mann in der Rüstung erhob sich und drehte sich zu seinem früheren Meister. „Wenn Ihr sterbt, wird der letzte der Sith endlich tot sein.“ Der Imperator wirkte überhaupt nicht beeindruckt. „Wenn ich sterbe, wird Leia an meine Stelle treten. Denkst du tatsächlich, ich würde das Schicksal des Ordens in die Hände eines ungebildeten Sklaven legen?“ „Ich bin kein Sklave. Nun nicht mehr und nie wieder.“ Anakin Skywalker trat zwei Schritte vor, immer vorsichtig darauf bedacht, Padmé hinter seinem breiten Rücken zu wissen. Palpatine schüttelte nur leicht den Kopf und lächelte etwas. Dennoch konnte Anakin einen Hauch von Unsicherheit in seiner Aura wahrnehmen. „Skywalkers!“ murmelte er scheinbar amüsiert. Er blickte hinüber zu Doria. „Habe ich dir nicht gesagt, du sollst vor meinem Arbeitszimmer warten?“ „Ja, Majestät, aber...,“ quiekte Doria und klammerte sich schutzsuchend an einer bronzenen Statuette auf dem Tischchen neben ihr fest. „Kein Aber! Du bist hier, um mir zu gehorchen! Deinen Platz in meinem Schlafzimmer kann eine andere eben so gut einnehmen,“ wies Palpatine seine Mätresse scharf zurecht. „Ich kann dich töten oder weiterverkaufen, ganz wie es mir beliebt. Vergiß das nicht!“ Die junge Frau sackte sichtlich in sich zusammen und wimmerte. „Laßt sie in Ruhe. Sie hat Euch nichts getan,“ mischte Skywalker sich ein. Dieses Schauspiel war widerwärtig. Er hatte keine Ahnung gehabt, daß Palpatine sich eine Lustsklavin hielt. Er hatte gewußt, daß es in der Galaxis noch Sklaverei gab, aber hier im Imperialen Palast auf Coruscant? Er hatte Recht gehabt, Palpatine nicht zu vertrauen und er hätte die Hochzeit verhindern müssen. Die Macht durchströmte Anakin und wusch seine Zweifel und seine Fragen fort. Er konnte die Vergangenheit nicht ändern, dafür aber die Gegenwart. Es war noch nicht zu spät, einige seiner Fehler wenigstens abzuschwächen. Er war schneller als ein Pfeil als er auf Palpatine zuschoß, der im ersten Moment erschreckt an die Wand zurückwich, und doch sah Anakin alles klar und deutlich. Dann verzerrte sich das Gesicht seines Gegners zu einer wütenden Grimasse und der Sith-Meister hob seine verkrümmten Hände. Anakin wußte, er konnte ausweichen, aber das mußte er nicht mehr. Mit einem lauten ‚Plonk!’ schlug eine bronzene Statuette knapp neben Palpatines Kopf an die Wand. Der Imperator blickte zur Seite und... Eine schwarze, unnachgiebige Hand fuhr vor und ergriff die faltige Kehle des Mannes und hob ihn mühelos hoch. Der Kampf war kurz. Ein häßliches Knacken ertönte, Palpatines Körper wurde schlaff, seine Augen brachen. Der grausame Sith-Lord und Diktator, der selbsternannte Imperator Palpatine war tot, gestorben durch die Hand eines Jedi. Als Anakin endlich bewußt wurde, was geschehen war, ließ er die Leiche los. Er blickte zur Seite und da stand Doria, ihr Arm noch immer erhoben als wäre sie nach ihrem Wurf in Karbonit eingefroren worden. „Ich danke Euch,“ brach Anakin die unheimliche Stille. Doria blinzelte und ließ ihren Arm sinken. „Ich danke Euch,“ hauchte sie. Ihr Gesicht, das wieder etwas Farbe angenommen hatte, verlor diese gleich wieder. „Was...was ist das?“ Sie deutete zitternd auf den Leichnam. Anakin trat einen Schritt zurück und sah auf Palpatine. Ein seltsamer, blaugräulicher Nebel kroch aus ihm und löste sich langsam auf. „Keine Sorge, die Macht nimmt sich nur zurück, was er ihr genommen hat.“ Das Schauspiel war in wenigen Sekunden vorbei. In Anakins Bewußtsein kehrte die Dringlichkeit zurück, für die zwei Frauen einen Arzt zu holen...und für Palpatine einen Leichensack. Anakin forderte ein Medi-Team an, dann hieß er Doria, sich auf das Sofa zu legen und stopfte ein paar Kissen unter ihre Füße. Er war sich sicher, daß sie einen Schock hatte. Die Ereignisse hatten ihre Nerven ganz klar überstrapaziert. *** Es dauerte nicht lange und Anakin war davon erlöst, ständig zwischen beiden Damen hin- und herzulaufen. Zwei Sanitäter kümmerten sich um Doria, drei andere hievten Palpatine in einen Übergangssarg. Anakin war überrascht, daß Palpatine trotz seines fragilen Aussehens noch soviel wog. Oder war das bei allen Toten so? Er wußte es nicht und es gab jetzt wichtigere Dinge. Padmé war auf eine schwebende Bahre gelegt worden und der Arzt und seine restlichen Leute eilten in emsiger Geschäftigkeit um sie herum. Dr. Raspurry war Anakins persönlicher Arzt. Anakin vertraute ihm völlig. Er würde alles tun, damit es Padmé wieder gut ging. Schließlich zog das medizinische Personal ab und nahm die Patientinnen mit. Palpatines Leiche würde auch vorerst auf der Krankenstation verwahrt werden bis die Beerdigung vorbereitet war. Anakin wollte momentan nicht über die weitreichenden Folgen von Palpatines Tod nachdenken. Zuerst mußte er wissen, was mit Padmé war und er hatte sich etwas Ruhe verdient, sonst würde ihm der Brustkorb bersten. Er ließ sich auf einen breiten Sessel in der Krankenstation fallen, der speziell dafür gebaut worden war, sein Gewicht zu tragen. Das Herz schlug Anakin bis zum Halse und der Respirator hatte Mühe, genug Luft in seine kaputten Lungen zu pumpen. Das alles hatte er erst bemerkt als er dem Medi-Team hierher gefolgt war. Er öffnete sich der Macht, ließ sie ihn durchströmen und langsam beruhigte sich sein Kreislauf wieder. Wie merkwürdig einfach es doch war, wieder die Helle Seite zu nutzen. Anakin hob den Kopf als Dr. Raspurry aus einem der Krankenzimmer trat und zu ihm herüber kam. „Was ist mit Padmé?“ fragte er ohne Umschweife. „Sie hat Hämatome und Schnitte und offenbar wurde sie mehreren Stromschlägen ausgesetzt. Ihr linkes Handgelenk ist angebrochen. Ich nehme an, das ist passiert, als sie versuchte, sich von den Ketten loszureißen. Wir werden sie eine Weile hier behalten müssen, um eventuelle Herzrhythmusstörungen oder eine Embolie als Nachwirkungen der Stromschläge frühzeitig erkennen zu können.“ „Kann sie nicht auch Herzrhythmusstörungen durch die Unterkühlung bekommen?“ hakte Anakin nach. Die Aufzählung des Arztes war beunruhigend, aber er mußte jetzt klar bleiben. Es nützte niemand etwas, verlöre er den Kopf. „Ja, das ist möglich,“ stimmte Raspurry ihm zu. „Allerdings ist die Unterkühlung nicht weit fortgeschritten. Wir haben auch eine Blutuntersuchung gemacht und können eine Infektion ausschließen.“ „Gut,“ erwiderte Anakin. Er dachte an Palpatines Verhalten Doria gegenüber und er wußte, er mußte danach fragen. „Gibt es sonst noch irgendwelche Auffälligkeiten?“ „Ich habe Euch alles gesagt,“ antwortete der Arzt erstaunt. „Meint Ihr, wir könnten etwas übersehen haben?“ „Nun ja...Haben sie auch untersucht, ob man ihr anderweitig Gewalt angetan hat? Vergewaltigung oder sexueller Mißbrauch?“ Die Worte kamen Anakin unheimlich schwer über die Lippen, aber er mußte es wissen. „Nein, nichts dergleichen, Mylord.“ Raspurry verlor nicht für eine Sekunde sein professionelles Auftreten. „Wir haben alle notwendigen Untersuchungen gemacht und außer dem, was ich Euch berichtet habe, ist alles in Ordnung. Die Dame wird aber, denke ich, später die Hilfe eines Therapeuten in Anspruch nehmen müssen.“ Anakin atmete innerlich auf. Er war froh, daß das seiner Padmé erspart geblieben war. „Ich werde mit ihr darüber sprechen, wenn sie wieder zu sich gekommen ist. Wann wird das ungefähr sein?“ „Tut das. Nun, nicht vor morgen früh. Wir haben ihr ein Schlafmittel gegeben, damit sie sich die nächsten Stunden wieder aufwärmen kann. Außerdem hielt ich es für besser, daß sie den Beginn der Heilung verschläft. Dieser wird bei so vielen kleinen Wunden äußerst unangenehm sein.“ „Ist er das nicht immer?“ seufzte Anakin und stand auf. „Darf ich zu ihr?“ Raspurry schüttelte den Kopf. „Nein, sie braucht wirklich Ruhe.“ „Ich bitte Sie. Ich bleibe auch nur ganz kurz.“ Er kam sich etwas lächerlich vor, da er wie ein kleines Kind klang, aber wenn es half, daß er sie kurz sehen konnte, mußte es sein. „Na schön,“ gab der Arzt nach. „Aber nur fünf Minuten.“ Anakin nickte und ging in Padmés Zimmer. Er trat neben ihr Bett. Ihr langes dunkles Haar fiel in einem schweren Zopf auf den Boden. Ihr Gesicht war kalkweiß und von ihrer Stirn rann der Schweiß. ‚Deja vu!’ fuhr es ihm durch den Kopf. Er hatte das schon einmal gesehen. Ja, damals nach dem Attentat auf Leia! Er hatte es damals für eine Auswirkung seiner Kopfschmerzen gehalten, aber nun wurde ihm klar, daß er die Zukunft gesehen hatte. ‚Jetzt weiß ich, vor welcher Gefahr, in der Padmé schwebte, mich die Macht gewarnt hat.’ Anakin richtete etwas die Decke und gab acht, daß die Wärmekissen richtig lagen. „Mein armer Liebling, zuerst zu kalt und jetzt zu heiß,“ wisperte er Padmé mit Galgenhumor ins Ohr. Er ergriff einen Lappen, den die Schwester auf dem Nachttisch hatte liegen lassen, und tupfte ihr den Schweiß von der Stirn. Anakin wäre zu gerne länger geblieben und hätte sich nützlich gemacht, aber Raspurry erschien in der Tür und sein Blick duldete keinen Widerspruch. Also verließ Anakin die Krankenstation und kehrte zu seiner Zimmerflucht zurück. Dort erinnerte er sich, daß die Zimmerflucht gegenüber leer stand. Außer Leia hatten es alle anderen vorgezogen, so weit entfernt wie möglich von Darth Vader zu leben. Anakin öffnete die Tür zu den leeren Räumen. Einige Möbel, mit Laken bedeckt, erinnerten noch an den vorherigen Bewohner. Er lugte unter eines der Laken. Ein klobiger Tisch kam zum Vorschein. Eine scheußliche braune Tapete und ein abgelaufener Teppich vervollständigten das Bild. Nein, so würde das nicht gehen, befand Anakin. Er befahl einige Dienstboten zu sich und gab konkrete Anweisungen, wie die Zimmer neu zu gestalten wären. Er wußte, sie würden sich die größte Mühe geben, alles nach seinen Wünschen vorzubereiten. Danach ging er in sein Wohnzimmer. Was sollte er nun tun? Bis die Zimmer ausgeräumt und renoviert waren und bis Padmé erwachen würde war es noch so lange hin. Anakin setzte sich in einen Sessel und starrte für eine Weile blicklos in die Gegend. Leia! Er sprang auf. In der ganzen Aufregung hatte er vergessen, sie zu benachrichtigen. Er hatte, wenn man es genau nahm, nur gute Neuigkeiten für sie. Sie war ihren widerlichen Ehemann los und ihre Mutter war zurückgekehrt. Doch dann zögerte Anakin. Würde er Leia vom Erscheinen ihrer Mutter in Kenntnis setzen, würde sie sofort in den Palast zurückkehren wollen. Das war freilich verständlich, aber durch Palpatines Tod war sie automatisch auf der Abschußliste diverser Personen vorgerückt. Da es schon mehrere Anschläge gegeben hatte, deren Drahtzieher noch nicht gefasst war, war es keine gute Idee, Leia von Krenahar wegzuholen. Dort war sie viel sicherer. Außerdem konnte sie dann niemand mit dem plötzlichen Verscheiden des Imperators in Verbindung bringen, wenn sie die ganze Zeit isoliert auf Krenahar gewesen war. Natürlich würden Gerüchte dieser Art trotzdem kursieren, aber man mußte ihnen nicht noch mehr Auftrieb geben. Auch war es nicht klug, über Comlink zu besprechen, woran Palpatine gestorben war. Das erzählte er besser seiner Tochter persönlich. Anakin nickte. Ja, das war viel besser. Vor Palpatines Beerdigung würde Leias Anwesenheit im Palast sowieso nicht zwingend vonnöten sein. Anakin nahm seinen Comlink und wählte Leias Nummer. Er hoffte, daß sie schon auf war. Wenig später erschien Leias gerötetes Gesicht, umkränzt von zerzausten dunklen Locken vor ihm. „Guten Morgen, Papa.“ Sie gähnte leise. „Wieso rufst du denn so früh an?“ „Guten Morgen, Engelchen. Entschuldige, daß ich dich so früh geweckt habe. Es gibt Neuigkeiten. Palpatine ist tot!“ kam Anakin gleich zur Sache. „Tot?“ Auf Leias Gesicht zeichnete sich Überraschung ab. „Woran ist er gestorben.“ „Das ist noch unklar,“ log Anakin. „Verstehe,“ erwiderte seine Tochter und rieb sich die Augen. „Leia? Mit wem redest du?“ kam eine gedämpfte, schläfrige Jungenstimme aus dem Hintergrund. „Mit meinem Vater,“ erklärte diese. „Was macht Luke in deinem Zimmer?“ erkundigte sich Anakin. Natürlich wußte er es ganz genau. Leia errötete. „Wir haben nur geschlafen!“ verteidigte sie sich. „Darüber sprechen wir später, mein Fräulein.“ Anakin schüttelte den Kopf. Die Jugend von heute...war auch nicht besser als die von früher. Anakin grinste unter der Maske. Leia blickte bockig drein, kehrte aber zum ursprünglichen Thema zurück. „Dann sollte ich bald heimkommen,“ stellte sie fest. „Bleib noch auf Krenahar. Vorerst ist es sicherer.“ „Wir sollten in dieser Krise Stärke zeigen und uns nicht verstecken. Ist die Presse schon informiert?“ Leia wurde sachlich. „Nein. Ich kümmere mich gleich darum. Und niemand versteckt sich. Außerdem sollte eine trauernde Witwe auch nicht zu stark rüberkommen,“ mahnte Anakin. „Die Gerüchteküche wird auch so überkochen. Es wäre klug, sich angemessen zu verhalten.“ „Und wer übernimmt die Regierungsgeschäfte?“ „Nicht du, solange wir nicht wissen, wie die Öffentlichkeit reagiert.“ „Ich würde lieber agieren, bevor sie reagiert,“ meinte Leia verstimmt. „Wir sollten uns nicht in die Nesseln setzen. Bis zu Palpatines Beerdigung werden die Staatsgeschäfte sowieso ruhen. Das hat er schon vor Jahren so festgelegt.“ Anakin seufzte innerlich. Das war schwieriger als er gedacht hatte. „Im Notfall kannst du auch von Krenahar aus schnell genug reagieren. “ „Na gut, ich bleibe noch zwei, drei Tage, aber dann kehre ich heim,“ erklärte das Mädchen störrisch. „In Ordnung. Ich schicke dir alle wichtigen Daten bis Mittag. Leg dich noch etwas hin und schlaf schön.“ „Danke. Bis bald.“ Anakin deaktivierte den Comlink. Vorerst war das besser als nichts. In drei Tagen konnte noch eine Menge geschehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)