Ein Blut von Moonprincess ================================================================================ 18. Kapitel: Die Erbin ---------------------- A/N: Danke an alle Kommentarschreiber ^^. Ich weiß, ich brauche immer etwas, aber ich bemühe mich. Immerhin habe ich es geschafft, dieses Kapitel heute, am 17.5., noch hochzuladen. Wenn es nicht zuuu lange dauert, sollte es vor Episode III draußen sein und euch noch etwas die Wartezeit verkürzen ;). Viel Spaß beim lesen. ********* Palpatine saß in seinem mit rotem Samt ausgeschlagenen Arbeitszimmer, der schwere dunkelbraune Schreibtisch vor ihm leer bis auf das obligatorische Schreibzeug. Er hatte seine Arme auf die Platte gestützt, die weißen Finger ineinander vor seinem Gesicht verschränkt, den Kopf gesenkt. Er war erst vor wenigen Stunden von einer erschöpfenden Reise zurückgekehrt. Dennoch mußte er noch etwas erledigen bevor er sich zurückziehen würde. Der Imperator hob den Kopf nicht als die Tür ging, auch nicht als Schritte sich ihm über den dicken Teppich näherten. Er sah erst auf als sein Gegenüber Platz genommen hatte und er sicher war, dessen volle Aufmerksamkeit zu besitzen. "Ihr habt mich rufen lassen, Meister Sidious?" erkundigte sich Leia höflich. Ihr Haar war noch etwas zerzaust, sie hatte gerade ein paar Runden auf ihrem neuen Speederbike gedreht. "Allerdings. Wir müssen reden," meinte der alte Mann und taxierte das Mädchen ihm gegenüber. "Was gibt es denn? Einen neuen Auftrag?" Ihrer Stimme war deutlich zu entnehmen, daß sie keine Lust hatte Coruscant so kurz nach ihrer Ankunft wieder zu verlassen. "Nein, ich möchte dir etwas zeigen." Auf Palpatines Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, das in Leia Übelkeit hervorrief. Der Imperator ließ einen kleinen Monitor aus seinem Schreibtisch fahren und aktivierte ihn. Leia wurde blaß wie die Wand. Das waren sie und Luke...klar zu sehen und ebenso klar zu hören. Und das was sich auf dem Bildschirm abspielte, war ebenso unmißverständlich. Es war eine Aufnahme von der ersten gemeinsamen Nacht, die sie mit Luke verbracht hatte. Palpatine weidete sich genüsslich an Leias geschocktem Gesicht. Er erlöste das Mädchen von seinen Qualen, indem er den Bildschirm ausschaltete. "Wer hat das alles gesehen? Was soll das?" erkundigte sich Leia gepreßt. "Ich wollte mit dir über meine Nachfolge reden," meinte Palpatine ruhig. "Und beruhige dich: Außer uns beiden hat dieses Video niemand gesehen." "Und was hat das eine mit dem anderen zu tun?" fragte Leia zornig. "Paß auf. Wie du weißt, ist die Gesetzeslage zu Erbschaften an Frauen folgendermaßen: Eine Frau kann nur etwas von einem Mann erben, wenn sie mit ihm verwandt ist, sei es durch Blut oder Heirat. Und ich möchte, daß du eines Tages meinen Thron erbst." "Aber ich bin nicht mit Euch verwandt," meinte Leia verwundert und vergaß für den Moment ihren Zorn. "Das weiß ich und deshalb will ich das ändern. Du wirst mich heiraten," legte der Mann die Karten auf den Tisch. "Euch heiraten?" Leia starrte Palpatine an als ob ihm gerade ein zweiter Kopf aus der Schulter gewachsen wäre. "Aber..." "Aber was?" meinte Palpatine. Er wußte natürlich genau, was das junge Mädchen bewegte, aber er genoß es, sie noch etwas zappeln zu lassen. "Das hieße ja...ich müsste...mit Euch...das auch machen..." Sie deutete zum Bildschirm. Leia konnte ihre Abscheu nur schwer verbergen. "Nein, keine Sorge. Diese Ehe wird nur auf dem Papier bestehen, an dir als Frau habe ich kein Interesse," winkte Palpatine ab. Was sollte er denn mit so einem Küken? "Aber wenn ich die Gesetze richtig in Erinnerung habe, muß...die Ehe vollzogen sein, damit ich als Eure Frau gelte." Leia hatte immer gewußt, daß sie den Thron haben wollte und die unendlichen Möglichkeiten, die damit einhergingen. Aber dieser Preis war deutlich zu hoch. "Es reicht, wenn wir die Hochzeitsnacht in einem Zimmer verbringen. Natürlich im selben Bett. Wer kann schon nachprüfen, was wir getan haben?" Palpatine begann sich zu langweilen. War das nicht einfach zu erkennen? Dieser Gedanke war nicht gerade ermutigend, aber besser als die Alternative. "Und wann soll die Hochzeit sein? In ein paar Jahren?" Palpatine lachte trocken. "Überschätz einen alten Mann nicht. Nein, ich will die Hochzeit sobald wie möglich abhalten, am besten im nächsten halben Jahr. Ich will das geregelt haben." "Das ist...sehr überstürzt," meinte Leia verblüfft. "Ich weiß, aber es sichert dir zu, was ich dir damals versprochen habe," meinte Palpatine. "Oh, noch was, damit du beruhigt bist. Du kannst von mir aus Affären haben soviel du willst und ich werde auch jedes Kind, das du bekommen solltest als meines anerkennen. Nur benimm dich bitte diskret." Leia sah ihn unangenehm berührt an. Solche Dinge wollte sie mit ihm nicht besprechen. "Ich...werde aufpassen." "Gut. Morgen wird eine kleine Feier stattfinden, da werde ich unsere Verlobung bekannt geben. Du kannst jetzt gehen." "Sehr wohl, Meister," meinte Leia und stand auf. Sie war noch immer völlig überrumpelt. Bevor sie ging fiel ihr noch etwas ein. "Warum das Band?" "Ich wollte sicher sein, daß du zustimmst und das hättest du eher als daß ich dies deinem Vater zukommen lasse. Du weißt, ich mag keine Unsicherheiten," erklärte Palpatine. Leia wurde ganz anders bei dem Gedanken, daß ihr Vater dieses Band hätte sehen können. "Oh...Dann Auf Wiedersehen." Palpatine beobachtete zufrieden wie Leia aus seinem Arbeitszimmer floh. Er drehte den Monitor zu sich und spulte das Band weiter vor. An der richtigen Stelle ließ er es wieder laufen und lehnte sich zurück. "Da ist noch etwas," sagte der Junge. "Und was?" "Mein Name ist Luke Skywalker." Genüßlich spulte der Sith wieder zurück und sah sich die Passage wieder an. Oh ja, Vader hätte der Schlag getroffen, hätte er dieses Band gesehen. *** Leia wanderte durch die langen Palastgänge. Sie war durcheinander und verstört. Heiraten...Noch dazu einen Mann, den sie nicht liebte... Auf der anderen Seite würde sie niemals in Ruhe regieren können, wenn sie nicht gesetzlich dazu berechtigt war. Es war eine verzwickte Situation und das schlimmste war, daß sie das jetzt ihrem Vater beibringen mußte. Er würde durchdrehen und Leia konnte ihn durchaus verstehen. Doch sie mußte es tun. Besser heute als morgen. *** "Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein!" Vaders Fäuste donnerten auf seinen Schreibtisch herab und hinterließen zwei tiefe Dellen im Holz. Leia blickte ihn erschreckt an. "Bitte, Papa...Du weißt, was für mich davon abhängt. Außerdem ist es doch nur ein Stück Papier." "Du kannst dich doch nicht ernsthaft an ihn verkaufen wollen?" "Wer spricht hier von wollen?" antwortete Leia und dachte an das Video. "Wer soll sonst herrschen, wenn Palpatine tot ist? Du? Du weißt, daß du das nicht kannst. Du bist doch total unfähig wenn es zu Politik kommt" Das Mädchen wurde auch langsam wütend. "Das weiß ich selber auch," sagte Vader und unterdrückte seinen Zorn, dennoch wackelten die Möbel gefährlich. "Aber eine Heirat..." "Du kennst doch die Gesetze." "Gesetze, die er gemacht hat! Soll er sie doch wieder ändern." "Papa, ich will ihn auch nicht heiraten, aber es geht doch hier nur um ein Testament," flehte Leia. "Bitte versteh doch!" "Ich brauche jetzt erst mal Zeit, das zu verdauen," donnerte Vader und verließ sein Arbeitszimmer. Leia blieb geknickt zurück. *** Vader stürmte in den einzigen Raum, den Leia noch nie gesehen hatte. Es war ein Geheimraum und das zu recht. Wenn Palpatine ihn sehen würde... Vader blieb stehen, sein Respirator pumpte schnell Luft in seine Lungen, dieses Geräusch war das einzige, das die Stille des abgedunkelten Raumes durchbrach. Hier hatte Vader alle Holos von Padmé aufgehoben. Mit einer Handbewegung flackerte eines nach dem anderen auf. Er starrte auf die vielen Bilder. "Padmé, es tut mir so leid. Ich habe versagt, konnte sie nicht beschützen," sagte er mit leiser, verzweifelter Stimme. "Ich habe dich wieder enttäuscht." Und in diesem Moment blickte er tief in sich selber und...sah sich...so, wie er wirklich war...und er erschrak. Seine Beine gaben nach und nur seine Arme fingen ihn gerade noch ab. Salzige Tropfen fielen auf das Innere seiner Maske. Er hatte erkannt. Sich erkannt. Er hatte Padmé enttäuscht, Leia und seine Mutter. Aber nicht, weil er sie nicht hatte schützen können. Nein, seine Schuld war viel schwerer. Er hatte sie alle enttäuscht, weil er gefallen, so tief gesunken war, in seinem Bemühen, alles zu kontrollieren anstatt aufzustehen und weiter zu hoffen und weiter zu helfen. Er hatte alle Hoffnung verloren und damit auch den Kampf, sie zu schützen. Alles hatte er kontrollieren wollen, aber er hatte sich nie darum bemüht, sich selbst zu kontrollieren. Die leisen Schluchzer hallten von den Wänden wider und keines der vielen Holos konnte sie hören. *** Padmé erwachte am nächsten Morgen durch laute Unruhe von draußen und einem seltsamen Ziehen in der Bauchgegend als würde ein kleiner Junge schluchzend um ihre Hilfe bitten und sie könnte ihn nicht erreichen. Als sie aufstand, um sich anzuziehen, entdeckte sie auf ihrem Nachttisch einen Zettel. Sie nahm das Stück Papier und erkannte Lukes Handschrift. Beim lesen der wenigen Zeilen wurde sie ganz blaß. Jetzt mußte sie sich erst mal setzen. *** "Handeln Sie. Wenn Sie versagen, sind Sie tot," sagte Tarkin zu der Person am anderen Ende des Coms, dann beendete er das Gespräch. *** "Warum stiehlt Luke ein Schiff und haut mitten in der Nacht ab?" stöhnte Han. "Hat er nicht gesagt, wohin er geflogen ist?" erkundigte sich Jen und schenkte dampfenden Tee in die weißen Tassen. Sie waren in der Kantine, wo sich auch Mon Mothma zu ihnen gesellt hatte. Von ihr hatten sie erfahren, daß die Aufregung davon kam, daß eines der Schiffe, ein X-Wing, fehlte. "Nein," seufzte Padmé bedrückt. "Er hat nur geschrieben, er müsste was dringendes erledigen, er würde bald wiederkommen und ich solle mir keine Sorgen machen." Dumpf starrte sie in ihre gefüllte Tasse und beobachtete, wie sich die Luftbläschen an der Oberfläche drehten. "Und was könnte er erledigen wollen?" Mon blickte die angeschlagene Truppe an. "Wenn ich das wüßte, wäre ich schon längst aufgebrochen," meinte Padmé und stürzte die halbe Tasse ihres Tees hinunter, worauf sie hustete. Han neben ihr klopfte ihr geflissentlich auf den Rücken. "Gibt's hier Correlianischen Whisky?" "Danke. Ich will mich aber nicht betrinken," meckerte Padmé. "Ich aber!" "Nicht um acht Uhr morgens," meinte Jen. "Wäre dir neun lieber?" brummelte Han beleidigt. "Bevor ihr euch hier noch an die Gurgel geht, sollten wir lieber herausfinden, wohin Luke geflogen ist, " meldete sich Lando zu Wort, der bisher geschwiegen hatte. "Haben die Schiffe einen Peilsender?" wandte er sich an Mothma. Diese schüttelten den Kopf. "Nein. Sender können leicht zu einem zweischneidigen Schwert werden, da man das Signal auch in die umgekehrte Richtung verfolgen kann. Aus verständlichen Gründen wollen wir das nicht." Padmé setzte ihre Tasse hart auf dem weißen Plastiktisch auf. "Also sollen wir hier sitzen und abwarten, richtig?" "Leider sehe ich im Moment keine andere Möglichkeit," meinte Mon beruhigend. "Die Galaxis ist groß und er könnte wer weiß wo sein. Und wer weiß, vielleicht ist er ja bald wieder zurück und wollte uns nur einen Streich spielen." "Das ist kein Streich," antwortete die braunhaarige Frau düster. Sie kannte Luke und wußte, daß er so etwas niemals tun würde, nur, um sich einen Spaß zu erlauben. Trotzdem hatte sie das Gefühl, Luke hätte sich verändert. Er war viel schweigsamer und mehr in sich gekehrt als früher. Etwas bedrückte ihn, aber was es war, hatte Padmé nicht in Erfahrung bringen können. Zuerst hatte sie gedacht, es läge an seiner langen Gefangenschaft und daß Kenobi nicht mehr da war, aber so langsam zweifelte sie, daß das alles war. Etwas hatte sich verändert, nicht nur an Luke, auch an ihrer Beziehung zu ihm. Er hatte erwachsener gewirkt. Möglich, daß es von seiner Gefangenschaft kam, dennoch hatte Padmé das Gefühl, daß da noch mehr dahinter steckte. *** "Papa, ich muß mit dir sprechen!" Leia platzte eine gute Stunde vor dem Fest, auf dem ihre Verlobung bekannt gegeben werden würde, in das Arbeitszimmer ihres Vaters. Ihre Stimme klang fordernd und angespannt. Sie hatte sich bereits umgezogen und trug ein knielanges rotes Samtkleid mit Rosenmustern und hatte ihre Haare zu zwei Schnecken gedreht. Leia durchbrach immer wieder gern die im Imperium favorisierten dunklen und schlichten Töne. Viele junge Mädchen wollten ihr nacheifern, aber was sich die Lady Vader erlauben konnte, konnte sich noch lange nicht jede junge Adlige erlauben. Vader legte den Aktenordner auf die zwischenzeitlich ausgetauschte Schreibtischplatte. "Worum geht es, mein Engelchen?" erkundigte er sich sanft und ignorierte ihre Tonart völlig. "Wo ist Kenobi? Er ist nicht mehr im Zellenblock." "Warum interessiert dich das? Er ist weg. Ende," meinte Vader trocken. Für ihn war das Thema damit erledigt, jedoch nicht für seine Tochter. "Jemand hat alle Hinweise aus dem Computersystem gelöscht, daß er je ein imperialer Gefangener war. Warum hast du das getan?" Leia blickte ihn verständnislos an. "Warum denkst du, daß ich es war?" Vader wollte sich nicht von ihr in die Enge treiben lassen. "Weil nur zwei Personen diese Möglichkeiten haben: Du und der Imperator. Und die Einträge wurden bereits vor Palpatines Rückkehr entfernt, bleibst also nur du." Leia warf ihm einige Papiere vor die Nase. "Ich habe es überprüft. Du hast Kenobi einfach mal aus dem Palast und wahrscheinlich auch vom Planeten schmuggeln lassen. Weshalb dieser Aufwand für diesen Jedi?" Leia war noch immer wütend, daß Kenobi es ermöglicht hatte, daß man ihr Luke unter der Nase wegstahl. Sie wollte, daß er bezahlte. "Leia, bitte. Das ist jetzt nicht gerade der beste Zeitpunkt, um darüber zu diskutieren." "Liegt es daran, daß du diesen alten Knacker kennst?" erkundigte sich Leia. "Ja. Er war einmal mein Meister...früher," erklärte Vader. "Stimmt, du schuldest mir dafür noch immer eine Erklärung. Du warst also mal ein Jedi?" bohrte Leia nach. "Ja, das war ich. Aber das ist...lange her." Vaders Stimme klang irgendwie traurig. "Und deshalb verschonst du ihn? Ich dachte, als Sith müssten wir alle Jedi töten!" Leia wußte natürlich, daß sie nicht in der Position war, solche Vorwürfe zu machen, aber momentan interessierte sie das nicht. Vader seufzte. "Willst du mir jetzt vorwerfen, ich wäre noch immer ein Jedi?" Er lachte bitter. "Du hast doch gar keine Ahnung! Mein Duell mit Kenobi hat mich in diese Rüstung gebracht..." "Also ist es seine Schuld? Warum bestrafst du ihn dann nicht!" rief Leia schrill. "Wir beide haben Schuld, Leia. Das Duell war ein Fehler." Vader stand auf und sah aus der Fensterfront. "Wer warst du früher?" fragte Leia leise. "Spielt das noch eine Rolle? Ist ein alter Name von so großer Bedeutung?" "Ja, denn es ist auch mein Name." "Denkst du, du bist eine andere, wenn du meinen alten Namen kennen würdest? Es würde sich nichts für dich ändern, Leia, gar nichts. Glaub mir. Du wirst immer du bleiben," meinte Vader leise. "Habe ich nicht das Recht, mehr über meine Familie zu wissen? Über dich? Du weichst diesem Thema immer aus," beschwerte das Mädchen sich. Der Mann drehte sich zu ihr. "Natürlich hast du das, aber es ist noch nicht die richtige Zeit." "Und wann wird diese Zeit kommen?" erkundigte sich Leia. "Wahrscheinlich früher als wir es uns jetzt vorstellen können," antwortete der Mann. Dinge waren in Bewegung gesetzt worden, er fühlte es, und nun strebten sie der Vollendung zu und er und Leia waren längst ein Teil dieser Ereignisse geworden, jeder auf seine Weise. Schicksale würden sich erfüllen. ,Endlich,' dachte Vader. *** Es war viel einfacher gewesen, in den Palast zu kommen als Luke es sich vorgestellt hatte. Die Macht verbarg ihn vor den Augen der Wachleute. Er hatte sein Schiff auf einer unbenutzten, alten Landeplattform abgestellt. Bei dem riesigen Verkehr, der fast ständig um Coruscant herrschte, hatte er sich mit seinem kleinen Schiff problemlos durchschmuggeln können. Und jetzt war er im Palast und ließ sich von der Macht leiten. Leia mußte hier in der Nähe sein, soviel war sicher. Sein Magen flatterte unangenehm, aber Luke wußte, daß er relativ sicher war, zumindest was das normale Wachpersonal betraf. Vader oder dem Imperator sollte er tunlichst nicht in die Arme laufen, aber es war schwer, ihre Präsenzen richtig auszumachen. "Hey, du da!" donnerte eine Stimme hinter Luke und der Junge blieb erschrocken stehen. Vorsichtig drehte er sich um. Vor ihm stand ein grobschlächtiger dicker Mann mit kurzgeschorenen Haaren. "Was machst du da? Ich hab dir doch gesagt, du sollst in den Festsaal gehen, die brauchen da Hilfe mit den Erfrischungen." "Ähm, ich...," wollte Luke eine Erklärung abliefern als der Mann ihm wieder ins Wort fiel. "Ach so, hast dich verlaufen. Macht nichts, ist noch jedem an seinem ersten Tag hier passiert," meinte er amüsiert. "Komm, ich bring dich hin." Mit festen Griff nahm er Lukes Arm und führte ihn durch das Gewirr der Gänge. Luke war erleichtert. Wo auch immer dieser Festsaal war, Leia war sicher dort. Er brauchte nicht die Macht, um sich das auszumalen. Nach wenigen Minuten standen sie vor dem Festsaal. Lukes Begleiter öffnete eine verborgene Tür. "Hier entlang, Junge. Ich muß jetzt wieder an meine Arbeit zurück. Ach, immer diese Hetze..." Mit flatternder Kleidung drehte sich der große Kerl um und ging den Weg zurück, den sie gekommen waren. Luke atmete auf. ,Das war knapp,' dachte er. Nicht auszudenken, wenn der geblieben wäre, dann wäre Luke schnell aufgeflogen. Wenigstens war er jetzt an seinem Ziel und er kannte einen praktischeren Ausgang als die großen Flügeltüren ein paar Meter weiter. Vorsichtig drückte er die Dienstboten-Tür auf. Der Saal war in schlichtem Grau gehalten. An der Stirnseite, Luke gegenüber, befand sich eine kleine Bühne mit einem schmucklosen schwarzen Thron. An der Wand über dem Platz des Herrschers war das Zeichen des Imperiums aus Silber eingearbeitet worden. Rechts an der Wand hing ein dunkler Vorhang. Ziemlich trist, aber das paßte zum Imperium. Allerdings verhinderten bunte Flecken, daß man völlig in Depressionen verfiel. Eine Gruppe junger Leute in farbenfrohen Gewändern jonglierte, musizierte, tanzte und führte noch allerhand andere Kunststücke vor. An einem Tischchen saß eine junge verschleierte Frau. Nach dem umgedrehten Fischglas vor ihr zu urteilen war sie eine Wahrsagerin. Weltraum-Zigeuner. Da entdeckte Luke Leia. Für eine Sekunde setzte sein Herz aus. Süß sah sie aus mit den Haarschnecken und dem roten Kleid. Er lächelte. Allerdings ließ sein Lächeln nach als er bemerkte, daß sie erstens von einer dichten Traube Jugendlicher umgeben war und zweitens eine ganz schöne Strecke zwischen ihm und ihr lag. Einfach hingehen war nicht. Er mußte also abwarten, ob Leia näher kam. Also beobachtete er das Geschehen. Weder der Imperator noch Vader waren zu sehen, aber Luke hatte das Gefühl, daß sie hier früher oder später doch noch aufkreuzen würden. Vorerst richtete er seine Aufmerksamkeit auf Leia. Wohin auch immer sie sich wandte, ihr Gefolge ging mit, wie junge Hunde um ihre Aufmerksamkeit buhlend. Leia hingegen ignorierte die anderen einfach. Und sie war nervös. Sie fragte sich, wann Palpatine kommen und die Verlobung verkünden würde. ,Hoffentlich gelingt mir ein möglichst strahlendes Lächeln,' ging es Leia durch den Kopf. ,Wäre das alles doch nur schon vorbei.' Ähnliche Gedanken gingen auch Vader durch den Kopf während sein Blick über die Köpfe der Anwesenden glitt. Er stand in einem angrenzenden Zimmer, verborgen vor den anderen Gästen durch einen dunklen Vorhang. Feste waren nicht so sein Ding, außerdem ruinierte sein Auftauchen fast immer die Stimmung. Heute würde er natürlich nicht um einen Auftritt herumkommen, immerhin war er der Brautvater. Deprimiert sah er zu Leia. Auch wenn sie sich möglichst unbefangen gab, konnte er ihre Nervosität fühlen. Heute war kein guter Tag. Sein Kopf schmerzte, von seiner Seele ganz zu schweigen. "Hi Onkel Ani," sagte eine Stimme leise neben ihm. Vader fuhr herum und starrte auf die blondgelockte junge Frau mit dem runden Gesicht in dem hellblauen Zigeunerkleid. Sie war vielleicht zwanzig Jahre alt. Es dauerte einen Moment bis er sie einordnen konnte. Immerhin hatte er sie das letzte Mal gesehen als sie noch ein kleines Mädchen war. "Pooja? Was zum..." Vader starrte seine Nichte verblüfft an. Woher wußte sie, daß er es war? Pooja grinste. "Die Kurzfassung ist, daß wir Mama und Papa mal darüber sprechen gehört haben, daß du...deinen Namen geändert hast. Und wo wir gerade in der Gegend sind..." "Du und Ryoo?" Namen geändert war gut... "Ja, sie sitzt da drüben." Pooja deutete zu der Wahrsagerin. "Na ja, wir dachten, wir könnten dich mal besuchen." "Das ist keine besonders gute Idee," grummelte Vader. "Was treibt ihr überhaupt hier?" "Geld verdienen. Und einen Freund besuchen." Sie lächelte ihn an. Vader seufzte. Ja, sicher, früher war er ab und zu bei den Naberries gewesen und er hatte auch mit den zwei Mädchen gespielt, aber das war lange her. Warum redete Pooja überhaupt noch mit ihm? Die ganze Galaxis wußte, was er war, also mußte auch sie es wissen. "Mädchen, sei vernünftig! Es ist besser, wenn du nicht in meine Nähe kommst. Es gibt keinen Onkel Ani mehr. Tut mir leid." Pooja blickte ihn verletzt an. "Ja, aber du bist doch ein Freund von Tante Padmé." Er ahnte plötzlich, worum es ging. "Ich weiß nicht, wo sie ist," antwortete er leise. Pooja zog ein langes Gesicht. Seine Vermutung stimmte also. "Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen." "Schon gut. Wir dachten nur...Ach, vergiß es. Hab noch viel Spaß." Damit lief sie wieder zurück in den Saal und verschwand zwischen den immer zahlreicher werdenden Gästen. Vader stieß einen tiefen Seufzer aus. ,Also hält sie mich doch nicht für...nett.' Es war eine Erleichterung, daß Pooja sich nicht irgendwelchen Illusionen hingab, aber auf der anderen Seite tat es noch mehr weh. Er hatte das Gefühl, in einer Sackgasse mit hohen Mauern festzusitzen und der Weg zurück war mit großen Steinen verbaut. Jeder Stein ein zerstörtes Leben, jede Mauer von ihm selbst erbaut in seinem Bemühen, sich zu befreien. Vader hatte sich selber eingesperrt. *** Es war zwecklos! Hier zu stehen würde ihm gar nichts bringen außer Zeit zu verschwenden. Luke mußte zu Leia kommen und sie warnen. Er sah sich kurz um und, nachdem er weder Vader noch Palpatine entdecken konnte, schob er sich vorsichtig durch die vielen Gruppen von Gästen. Eine Frau mit viel zu viel Make-Up lachte direkt neben Luke schrill über einen schlechten Witz ihres Begleiters. Der junge Jedi zuckte zusammen und rieb sich sein klingelndes Ohr. Kopfschüttelnd ging er weiter. Keiner schien auch nur die geringste Notiz von ihm zu nehmen. Und als Luke die eifrigen Diener bemerkte, die Getränke und kleine Snacks herumreichten, wurde ihm auch klar, warum. Die Leute hier waren die Anwesenheit von Dienern so sehr gewöhnt, daß sie sie einfach übersahen. Und somit auch ihn, der nun wirklich keine festliche Kleidung trug. Das war eine Erleichterung. Solange die Leute ihn für Inventar hielten, würde er sicher ungestört weiterkommen. Luke hatte es fast geschafft als sich die großen Flügeltüren öffneten und die Imperiale Garde in ihren roten Rüstungen und Umhängen einmarschierte. Sein Herz rutschte ihm in die Hose. Er wußte nicht viel über imperiales Protokoll, aber immerhin genug, um zu wissen, daß Palpatine fast immer in der Nähe dieser Männer war. Und so war es auch dieses Mal. Der Imperator kam herein, der Rücken gebeugt, die ungesund weißen Hände um seinen Gehstock geschlungen. Die raubtierhaften gelben Augen glitten über die Gäste, die sich alle beeilten, sich zu verbeugen oder zu knicksen. Auch Luke machte schnell einen Diener, mehr um sein Gesicht zu verstecken als aus irgendwelchen höfischen Gründen. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Palpatine sich auf dem Thron niederließ. Dann öffnete sich der Vorhang und Vader trat heraus. Luke wünschte, er hätte ein besseres Versteck als nur die Rücken der Gäste vor ihm. Allerdings waren diese mindestens ebenso nervös und ängstlich wie er. Der Saal schien vor unterdrückter Angst nur so zu summen. Seltsamerweise konnte Luke gar nicht so viele dunkle Schwingungen ausmachen. Vader schien viel mehr niedergeschlagen zu sein. Verwirrt, unsicher... Aber der Junge hatte jetzt keine Zeit, sich mit Vaders Innenleben zu beschäftigen. Er mußte zu Leia und wenn es unter den Augen von Palpatine und Vader geschehen mußte, dann sollte es so sein. Nachdem Vader seinen Platz rechts von Palpatine eingenommen hatte, setzte sich Leia auch in Bewegung und erklomm die kleine Bühne. ,Nein!' dachte Luke sich. Selbst wenn er einiges zu wagen bereit war, das war viel zu riskant. Er würde tot sein bevor er auch nur einen Pieps machen konnte. Er schob sich dennoch mit klopfendem Herzen näher zur Bühne, in der vagen Hoffnung, Leia würde ihn bemerken. Palpatine erhob sich von seinem Thron. "Ich heiße Euch alle willkommen!" Er schwieg kurz während das zustimmende Gemurmel erstarb. "Außerdem habe ich gute Neuigkeiten für Euch, meine treuen Anhänger." Mit einer blassen Hand ergriff er Leias, die sich angestrengt bemühte, einigermaßen glücklich dreinzusehen. "In Kürze werde ich Leia Vader heiraten, um den Fortbestand unseres geliebten Imperiums zu sichern." Luke fiel beinahe in Ohnmacht. Das konnte nicht sein! Leia? Heiraten? Diesen alten Widerling? Er konnte ihre Abneigung spüren, aber warum ließ sie sich darauf ein? Palpatines restliche salbungsvolle Worte rauschten nur so an ihm vorbei. ,Jetzt weiß ich, was mit Vader los ist,' dachte Luke sich bitter. Leia lächelte möglichst freundlich weiter, obwohl sie das Gefühl hatte, ihre Gesichtsmuskeln wären zu Stein erstarrt. Sie versuchte auch, nicht zurückzuzucken als Palpatine ihre Hand küsste. ,Warum kann das alles nicht schon vorbei sein?' war ihr letzter Gedanke bevor ein Schuß ertönte und um sie herum alles schwarz wurde. Dann passierten mehrere Dinge auf einmal: Vader sprang nach vorne, um Leias zusammenbrechenden Körper aufzufangen; Luke war mit einem Satz auf der Bühne und wehrte mit gezündetem Lichtschwert den nächsten Schuß so ab, daß er den Attentäter genau ins Gesicht traf; aus Palpatines Händen entsprangen eine Millisekunde später blaue Blitze und beraubten den Mann seines letzten Lebensfunkens. "Leia!" riefen zwei Stimmen gleichzeitig bevor der Saal im Tumult versank. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)