Welt aus Metall von Kekune ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3: Gold -------------------------- Kapitel 3: Gold Ihre morsche Tür wackelte und fiel dann in sich zusammen. Staub breitete sich in ihrer Wohnung aus und aus den Holzsplittern und grauen Wollmäusen trat ein Mann. Der Mann aus der Bar. Er war immer noch fein gekleidet und wirkte damit so fehl am Platz in der Kupferstadt. Sein Blick traf ihren und er sprintete durch den Raum und packte sie an den Schultern, er schüttelte sie. "Wo ist mein Koffer?", fragte er bedrohlich und hielt ihr etwas Kaltes gegen die Schläfe. Als sie bemerkte, dass es der Lauf einer goldenen Pistole war, wäre sie beinahe ohnmächtig geworden. "Wo ist mein Koffer?", fragte er abermals, während Jo Tränen über die Wange liefen. "Er..., er steht... steht da.", stotterte sie. Der Mann bewegte sich mit ihr durch den Raum, als er nach dem goldenen Koffer griff und feststellen musste, dass dieser geöffnet war. "Verdammt, Mädchen, warum hast du das Ding mitgenommen und geöffnet. Ich werde in riesige Probleme geraten. Eigentlich sollte ich den Koffer doch nur..." "...nein, das geht dich gar nichts.", vollendete er seinen Satz. Dann jedoch, sie war sehr verwundert, öffnete er den Mund zu einer Frage. "Was war da drin? Und wo ist es jetzt?" Er klang gleichermaßen neugierig und wütend. "Das ist dein Koffer, verdammt, du musst doch wissen, was da drin ist, woher soll ich das denn wissen." Sie wusste es zwar, aber sie musste ja nicht alles preisgeben. Jo versuchte sich loszureißen und sie schlug um sich. Ihr war zwar bewusst, dass sie hier der Täter war, aber Himmel, sie ließ sich doch nicht einfach die Tür eintreten und dann bedrohen. Ihr Selbstbewusstsein würde sie irgendwann ins Grab bringen, dachte sie, und wischte sich mit der freien Hand die Tränen vom Gesicht. Den Mann kümmerte es nicht. Jetzt war Schluss mit dem Geheule. "Falls du es noch nicht bemerkt hast, sollte ich diesen Koffer nur überbringen, ich schaue doch nicht einfach in fremde Sachen. Und das hättest du auch nicht tun sollen, das wird Konsequenzen haben, sehr hohe Konsequenzen, dieser Koffer war eine Angelegenheit des Königs und niemand hätte ihn zu Gesicht bekommen sollen. Niemand außer den königlichen Beratern." "Der... der... König ist tot.", rutschte ihr raus. Der Mann sah verwirrt aus. "Was redest du denn da bitte für einen Quatsch, der König ist doch nicht tot. Sowas Dummes habe ich schon lange nicht mehr gehört." Er lachte fast. "Ich habe mir den Inhalt des Koffers angeschaut und es ist eine Videobotschaft, eine Videobotschaft über den Tod des Königs. Er ist seit fünfzehn Jahren tot." "Das.… das kann ich mir nicht vorstellen.", sagte der Mann, in seinem Ton schwang jedoch eine leise Unsicherheit. "Ich bin Joe.", sagte er. "Das ist schön für dich, aber ich wäre dir sehr verbunden, wenn du diese Waffe von meinem Kopf entfernst, bevor du mir höflich deinen Namen nennst. Wie nett du doch bist." Joe senkte die Pistole und lief angespannt in Richtung des Computers. "Ich bin Jo.", sagte sie und folgte ihm. Er sah sie an. "Jaja, sehr witzig.", sagte er. "Nein, ehrlich, ich heiße so." Joe verdrehte die Augen und man sah ihm deutlich an, dass er glaubte, sie wollte ihn verärgern. Er klickte die Botschaft an und während er sich das Video anschaute, fiel er immer weiter in sich zusammen. Er ließ sogar ihren Arm los und rieb sich mit der Hand schockiert das Nasenbein. "Das, das kann nicht sein, dass die Berater Jahre lang alle angelogen haben." "Ich... ich verstehe das alles nicht." "Ich...", sagte Jo "...verstehe das schon. Ich habe mich seit Jahren gewundert, weshalb sich das Leben der Menschen hier innerhalb von einer Dekade so verändert hat. Als ich klein war, gab es zwar Klassen, aber alles war anders, den Menschen ging es besser, aber jetzt." Sie stockte. "Sie haben uns alle angelogen.", wiederholte Joe immer wieder. "Du, Mädchen, du verstehst das nicht, ich arbeite für sie, das hier, das ist mein Leben und sie haben mich Jahre lang belogen. Alles ist eine große Lüge." Während er sich ihr zudrehte, schnaubte Joe verächtlich. "Wir müssen etwas tun! Das müssen die anderen Bürger erfahren. Er wollte, dass es eine Demokratie gibt und diese dreckigen Berater haben einfach seinen Platz gestohlen und die Nachricht über den Tod des Königs verschwiegen, damit sie niemand in Frage stellt...diese... Bastarde!" "Was, was tun wir jetzt?", fragte Jo. "Wir können das nicht für uns behalten, alle müssen Bescheid wissen. Ja, am besten ist es sogar, wenn wir die Nachricht verbreiten. Die Frage ist eben nur, wie wir das anstellen." "Ich habe eine Idee. Ich arbeite für die, die werden meine Loyalität nicht in Frage stellen, ich könnte dafür sorgen, dass das Video sich über die Cloud verteilt. Jeder in der Silber- und Goldstadt wird davon erfahren!" Erst in diesem Moment wurde Jo klar, was diese Nachricht für sie alle bedeuten konnte. Das Land hatte die Möglichkeit, sich wieder zu erholen, die Armut zu verbessern und die ganze Gesellschaft zu reformieren. "Wir können alles verändern, wir können das Klassensystem abschaffen, wir können selbst über alles entscheiden." Sie konnte noch gar nicht fassen, was dieser Zufall, dieser Moment, in dem sie nach dem Koffer gegriffen hatte, alles verändern würde. Welch weitreichende Folgen ihr Handeln haben würde. Die Überwältigung traf sie wie ein Tennisball. "Und ich werde die Nachricht hier in der Kupferstadt verbreiten und an alle Kunden der Bar weitergeben, wir werden allen die Wahrheit zeigen!" In ihrer Hysterie vergaß sie zwar, dass sie diese Veränderungen mit einem Fremden plante, einem von ihnen, aber genau dies war der Tag, um mit dem Vertrauen zu beginnen. Dieser Mann würde sie nicht betrügen, da war sie sich sicher, und sie würden die falsche Regierung von innen heraus infiltrieren. Es lag Veränderung in der Luft, dachte sie, auch noch lange nachdem Joe bereits gegangen war. Er würde sofort mit seiner neuen Aufgabe anfangen und sie, so erschien es ihr, hatte aus dem Impuls heraus tatsächlich eine Entscheidung getroffen, die alles verändern würde. Als sie am nächsten Tag wieder an ihrer Arbeitsstelle angekommen war, sprach sie mit Rosie. "Was bedeutet das jetzt für uns?", fragte die andere Frau. "Es bedeutet, dass die Rebellion im Gange ist. Wir werden alles revolutionieren.", sagte sie, während die beiden in der Bar einen Platz für den goldenen Koffer suchten. Er würde ein Symbol der Wahrheit werden. "Solange die Menschen von diesem Koffer wissen, wird die Demokratie auf dem Vormarsch sein." Gerade während sie das sagte, betrat Joe Rosies's Ring. "Die Goldenen, sie kommen!", sagte er. "Die Revolution beginnt!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)