Campshenanigans von Ur (Tanaka x Tora | Bokuto x Kuroo x Kasamatsu | Kiyoko x Yachi (und andere)) ================================================================================ Kapitel 1: Prelude - Kiyoko --------------------------- »Takeda-sensei, wenn ich Sie kurz sprechen könnte…?« Kiyoko hielt ihr Klemmbrett fest gegen die Brust gedrückt und wartete darauf, dass Takeda-sensei seine Aufmerksamkeit vom Spielfeld abwandte, auf dem das Karasuno-Volleyballteam gerade Aufschläge trainierte. »HINATA, SPRING NICHT RUM WIE EIN FLUMMI, KONZENTRIER DICH!«, dröhnte die Stimme von Trainer Ukai durch die Halle und Kiyoko sah aus dem Augenwinkel, wie Hinata hastig nickte und es dann erneut versuchte. Takeda wandte sich zu ihr um und lächelte sie aufmunternd an. »Was gibt es, Kiyoko-san?«, erkundigte er sich freundlich. Kiyoko räusperte sich ein wenig nervös und holte dann tief Luft. Sie spürte Hitokas Blick auf sich und straffte ein wenig die Schultern. »Takeda-sensei, ich hatte Ihnen doch von meiner Freundin in Tokyo erzählt«, begann sie und fuhr mit den Fingern über die Rückseite ihres Klemmbretts. Takeda-senseis Augen leuchteten auf und er nickte eifrig. »Aida-san, nicht wahr?« Kiyoko nickte. »Sie hat sich gestern bei mir zurückgemeldet. Sie und ihre… Bekannte… sind bereit, sich mit uns für ein gemischtes Trainingscamp in den Sommerferien zu treffen. Sie ist noch dabei, ein paar der anderen Mannschaften in ihrem Umkreis zu überzeugen, aber bislang sieht es vielversprechend aus«, erklärte Kiyoko sachlich. Sie hatte Riko seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, auch wenn die beiden per Email und Telefon in regelmäßigem Kontakt standen. Riko hatte bei Kiyokos Vorschlag sehr aufgeregt und begeistert geklungen, dicht gefolgt von verschiedenen gemurmelten Schlachtplänen, wie sie die anderen Mannschaften dazu bringen könnte, an diesem Training teilzunehmen. Kiyoko hätte sich auch damit zufrieden gegeben, nur mit Riko zu trainieren, weil sie wusste, dass ihre Freundin einen ganz speziellen Blick auf die Körper von Sportlern hatte. Kiyoko war sehr stolz auf sie, dass sie es in ihrem Alter zur Trainerin eines recht erfolgreichen Teams gebracht hatte. Es würde sicherlich nicht schaden, ihr Wissen auch auf das Team von Karasuno anzuwenden. Sie hatte Rikos letzten Kommentar geflissentlich ignoriert, dass sie im Zweifelsfall immer noch Erpressung anwenden konnte, um jemanden namens Aomine Daiki zum Trainingscamp zu schleifen. Kiyoko hatte keine Ahnung, wer Aomine Daiki war, aber anhand von Rikos grimmiger Stimme hatte sie sich zusammenreimen können, dass es schwierig war, ihn zu irgendeiner Art von Training zu bewegen. »Das ist ja hervorragend!«, sagte Takeda-sensei und rieb begeistert die Hände aneinander. Kiyoko richtete ihre Gedanken wieder auf die Unterhaltung vor ihr und schob ihre Grübeleien über Riko in ihren Hinterkopf. Sie hatte später noch genug Zeit eine ausführliche Email an ihre Freundin zu schreiben. »Ich werde sofort mit Ukai-kun sprechen.« Und mit diesen Worten und einem kurzen freundlichen Nicken war Kiyoko zunächst einmal aus der Unterhaltung befreit. Sie war nervös. Es war ihre – zugegebenermaßen sehr unorthodoxe – Idee gewesen, ein gemischtes Trainingscamp mit Volleyball- und Basketballmannschaften anzuleiern, aber sie hatte sich nach Rikos begeistertet Reaktion etwas bestärkt gefühlt, dass es vielleicht keine vollkommen abwegige Schnapsidee gewesen war. Aber was, wenn das Team sie nun ansah, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank? Kiyoko stellte sich die Mitglieder der Basketballmannschaften allesamt riesig vor. Und irgendwie rüpelhaft. Das hatte sie Riko natürlich nicht gesagt und es war selbstverständlich nichts anderes, als ein dummes Vorurteil, von dem sie nicht einmal sagen konnte, woher es kam. Vielleicht lag es daran, dass Basketball ein derart amerikanischer Sport war, dass ihr Gehirn die beiden Dinge automatisch miteinander verband. Aber dies waren schließlich keine amerikanischen Jungs, sondern japanische Jungs, die Basketball spielten. Und wenn jemand rüde wurde, konnte sie immer noch damit rechnen, dass er entweder von Tanaka und Nishinoya in Grund und Boden gestarrt wurde, oder dass Riko ein paar gezielte Tritte verteilte. Kiyoko seufzte. Sie fühlte sich mittlerweile sicher im Kreise ihrer Mannschaft, aber alles in allem musste sie doch zugeben, dass die meisten Jungs ihr Unbehagen bereiteten und vielleicht sogar ein bisschen Angst machten. Sie sollte sich besser nicht vorstellen, wie sich eine zwei Meter große Wand aus verschwitzten Basketballern vor ihr aufbaute und energisch ihre Handynummer verlangte. »Shimizu-senpai?« Kiyoko wandte sich um und lächelte zu Hitoka hinunter. »Wir fahren nach Tokyo«, sagte sie. Hitoka strahlte. Kiyoko hatte ihr von ihrer Idee berichtet und man hatte in Hitokas braunen Augen sehen können, dass sie ebenso beunruhigt über die Aussicht auf riesige Basketballer war wie Kiyoko, aber sie war auch aufgeregt gewesen. Ein Trainingscamp mit gemischten Sportarten hatte es für Karasuno noch nie gegeben und Kiyoko hoffte inständig, dass es für alle Beteiligten bereichernd sein würde. »Glaubst du, Basketballer sind gruseliger als Volleyballer?«, fragte Hitoka leicht nervös und Kiyoko sah zu, wie Hitoka mit ihren Fingern an ihrem Rocksaum herumspielte. Kiyoko war ebenso nervös. Aber sollte sich irgendein unhöflicher Kerl Hitoka nähern und sie bedrängen, dann würde sie all ihre Nervosität fahren lassen und den jungen Mann in seine Schranken weisen. »Riko-san hat mir versichert, dass sie ihre Mannschaft bestens im Griff hat«, sagte Kiyoko lächelnd und Hitoka entspannte sich sichtlich. Kiyoko konnte natürlich nichts dazu sagen, ob Riko auch die Jungs der anderen Mannschaften im Griff hatte, aber sie würden das schon irgendwie hinbekommen. »Dann ist es ja gut. Ich bin jetzt schon total aufgeregt«, sagte Hitoka und trat hibbelig von einem Bein auf das andere. Kiyoko schob ihre Brille nach oben, doch eine Antwort wurde ihr abgenommen, als Ukai-kun die Mannschaft zusammenrief, um die Neuigkeiten mit ihnen zu besprechen. Ja, dachte Kiyoko und stellte sich gemeinsam mit Hitoka neben Takeda-sensei, es geht auf in ein neues Abenteuer. Kapitel 2: Prelude - Riko ------------------------- »Wenn ihr mit den zwanzig Liegestützen fertig seid, hab ich eine Ankündigung für den Sommer«, rief Riko und wedelte mit ihrer Pfeife durch die Luft. Zufrieden sah sie zu, wie ihre Jungs sich beinahe ganz ohne Gemurre auf den Boden begaben und mit ihren Liegestützen begannen. Sie beobachtete die Mannschaft dabei genau und machte sich einige Notizen über potentielle Anpassungen im Trainingsplan. In Gedanken war sie allerdings bereits beim Sommer und ihren Plänen, die sie gemeinsam mit Kiyoko geschmiedet hatte. Sie erinnerte sich noch daran, wie sie mit ihren Jungs am Strand Volleyball gespielt hatte und es war eine ausgezeichnete Trainingseinheit für ihre Sprungkraft gewesen. Ein zusammengelegtes Training mit erfahrenen Volleyballern würde sich hoffentlich als genauso fruchtbar erweisen. Sie tippte mit ihrem Kugelschreiber aufs Klemmbrett und richtete sich etwas gerader auf, als die Seirin Basketballmannschaft sich nach zwanzig Liegestützen schwitzend vor ihr aufbaute. Kuroko hatte selbstredend gerade einmal zehn geschafft, bevor er auf dem Boden zusammen gesackt war. Sie machte sich eine Notiz auf ihrem Klemmbrett und räusperte sich. »Ich hatte ja bereits angedeutet, dass ich Pläne für ein spezielles Sommertrainingscamp habe«, erklärte Riko mit lauter Stimme und ließ ihren Blick über ihre Mannschaft wandern. Unweigerlich musste sie daran denken, dass ihre Jungs vermutlich sehr viel größer waren, als die von Kiyoko. Aber sie hatte bereits gehört, dass für manche der Volleyballer die Größe ein sensibles Thema war und dass die kleineren Mitglieder des Teams sich nicht von ihrer Größe aufhalten ließen. Riko schmunzelte kaum merklich bei der Vorstellung, wie ein kleiner empörter Giftzwerg sich vor Kagami oder Teppei aufbaute und versuchte, ihn zu beeindrucken. Es würde sicherlich recht unterhaltsam werden. »Wo soll’s denn hingehen, Coach?« Riko konnte nicht verhindern, dass sich auf ihrem Gesicht ein breites Lächeln ausbreitete, was einige ihrer Jungs merklich zurückzucken ließ. »Wir bekommen Besuch von einer guten Freundin. Sie bringt eine Volleyballmannschaft mit und wir werden ein gemischtes Trainingscamp veranstalten«, erklärte Riko. Blicke wurden ausgetauscht. Hier und da wurde geflüstert. Riko ließ sich jedoch nicht beirren. »Ich habe bereits mit Momoi-san gesprochen und sie hat versprochen sich darum zu kümmern, dass mindestens Aomine-san und Kaijou ebenfalls an dem Camp teilnehmen. Soweit ich weiß hat meine Freundin auch noch zwei Volleyballmannschaften aus Tokyo eingeladen, sodass wir eine recht große Gruppe sein werden. Ich habe mit meinem Vater schon einige Pläne entworfen und hoffe selbstverständlich, dass ihr unsere Gäste freundlich empfangen werdet.« »Ist deine Freundin auch Trainerin, Riko?«, erkundigte sich Teppei interessiert bei ihr. Riko schüttelte den Kopf. »Nein. Sie ist eine der beiden Managerinnen«, erklärte sie und wie es erwartet hatte, ging ein Raunen durch die Menge. »Zwei Managerinnen!« »Bestimmt sind sie süß!« Riko spürte, wie ihre Muskeln ein wenig einfroren und ihr Lächeln wahrscheinlich leicht gezwungen wirken ließen. Die Stimmen verstummten sofort. »Ach ja, und noch etwas. Wenn mir irgendein Windhauch an die Ohren kommt, dass irgendeiner von euch Kiyoko auch nur schief angesehen hat… dann bekommt derjenige es mit mir zu tun. Verstanden?« Eifriges Kopfnicken. Riko machte sich eine Notiz auf dem Klemmbrett. »Ich werde euch die genauen Daten beim nächsten Training durchgeben. Bis dahin sollten wir auch die Location ausgewählt haben. Das war‘s dann für heute!« Sie hob die Hand zum Abschied und beobachtete, wie die Jungs der Seirin Basketballmannschaft sich in Richtung Umkleide begaben. Teppei blieb zurück und kam lächelnd zu ihr herüber. »Du siehst recht zufrieden aus«, sagte er und schaute zu ihr hinunter. Riko lächelte und hob die Schultern. »Was soll ich sagen? Ich hab Kiyoko schon lange nicht mehr gesehen. Außerdem bin ich gespannt zu sehen, wie ihr euch bei einer anderen Sportart anstellt«, erklärte sie und buffte Teppei mit dem Ellbogen in die Seite. Sie hatte Kiyoko wirklich schon lange nicht mehr gesehen. Und Riko wusste, dass Kiyoko sicherlich einiges Gemurmel bei ihren Jungs auslösen würde. Sie war wunderschön und elegant und sah aus, als wäre das Konzept Schulinform alleine für sie entworfen worden. Manchmal war Riko sich nicht sicher, wie sie überhaupt miteinander befreundet sein konnten, aber Riko hatte mit den Jahren gelernt damit umzugehen, dass Kiyoko sehr viel hübscher war als sie selbst. Ab und an ärgerte sie sich darüber, was für Komplexe sie hatte, nur weil ihr hier und da einmal ein Junge gesagt hatte, dass sie nicht süß oder sexy genug sei. Kiyoko bewunderte Riko für ihr Selbstbewusstsein, ihr lautes Mundwerk und ihren analytischen Verstand, wenn es um Sport ging. Es war ihr egal, wie Riko aussah und so hatte Riko gelernt es ebenfalls ein wenig egal zu finden, wie sie aussah. »Ich bin gespannt, was du für uns aus dem Hut zauberst«, meinte Teppei und bewegte sich nun ebenfalls langsam in Richtung Umkleide. Er hob die Hand zum Abschied und Riko winkte ihm noch zu, bevor sie sich umdrehte und auf ihrem Klemmbrett kritzelnd zum Ausgang schritt. Es lag einiges an Arbeit vor ihr. Kapitel 3: Prelude - Momoi -------------------------- »Nope.« »Dai-chan, eigentlich war das keine Frage«, sagte Satsuki in ruhigem Ton und betrachtete ihre Fingernägel, während Aomine Daiki auf dem Schuldach ausgebreitet lag und die Augen geschlossen hielt. Der Himmel über ihnen war blau und übersät mit weißen, fluffigen Wölkchen, die Momoi zufrieden lächeln ließen. Sie freute sich auf den Sommer. Und sie freute sich auf dieses Trainingscamp, von dem Riko ihr erzählt hatte. Die meisten Mitglieder ihrer Basketballmannschaft hatten den Sommer über bereits andere Pläne, deswegen hatte sie gewusst, dass es keinen Sinn machen würde die Mannschaft einzuladen. Aber vielleicht war das auch besser so, da die Mannschaft von Touou nicht unbedingt dafür bekannt war, Teamplay zu schätzen. Selbstverständlich war auch Aomine nicht dafür bekannt, Teamplay zu schätzen. Aber Aomine konnte ein wenig mehr Teamgeist und Umgang mit anderen Leuten gebrauchen, hatte Satsuki befunden, und deswegen hatte sie zunächst einmal alle von Aomines schmutzigen Heftchen beschlagnahmt und dann mit seiner Mutter gesprochen, die ihr versichert hatte, sie würde das Internet erst einmal abstellen, solange ihr Sohn – wie Satsuki ihr sehr besorgt mitgeteilt hatte – in mindestens vier Fächern dem Durchfallen nahe war. Es war nicht wirklich gelogen, wenn auch vielleicht ein bisschen schäbig, aber Satsuki hatte nun schon vor einiger Zeit erkannt, dass man ihren besten Freund mit ehrlichen Mitteln kaum zu etwas bewegen konnte, was er nicht wollte. Und dieses Camp würde gut für ihn sein. Noch hatte sie Aomine nicht gesagt, dass sie heute Morgen mit seiner Mutter gesprochen hatte und all seine Heftchen sich jetzt bei ihr im Kleiderschrank befanden. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Mutter oder ihre Geschwister sie dort nicht fanden. »Alter, Satsuki, ich verschwende doch meine Freizeit nicht mit Volleyballschwuchteln«, gähnte er. Satsuki verengte die Augen zu Schlitzen und tat etwas, was sie schon lange nicht mehr getan hatte. Sie trat Aomine Daiki gegen das Schienbein. »Au! Was zum Henker?« Satsuki straffte die Schultern. »Das ist kein Wort, das man benutzen sollte«, sagte sie. Aomine, der sich hastig aufgesetzt hatte, rollte mit den Augen. Aber er erwiderte nichts, sondern verschränkte nur die Arme vor der Brust. »Ich werd einen Teufel tun zu so ‘nem dämlichen Camp zu fahren«, sagte Aomine ungehalten. Seine Laune und auch seine Manieren hatten sich nach der Niederlage gegen Seirin bereits stark verbessert, aber Satsuki befand, dass noch viel Platz nach oben war. »Wenn du deine Heftchen wiederhaben möchtest, dann wirst du fahren«, sagte Satsuki und lächelte ihren besten Freund zuckersüß an. Sie hatte schon einmal seine Heftchen als Geisel verwendet und Dai-chan hatte gedacht, wenn er sie nur besser verstecken würde, dann würde so etwas nicht noch einmal passieren. Aber die Wahrheit war, dass Satsuki Aomine viel zu gut kannte, auch wenn er das sicherlich nicht wahr haben wollte. »Was zum Teufel… Satsuki?« Er baute sich vor ihr auf und stemmte die Hände in die Hüften, aber sie lächelte nur weiterhin sehr geübt zuckersüß zu ihm auf. »Und wenn du meinst, du kannst dir neue kaufen, dann viel Erfolg dabei. Es gibt auf weiteres kein Taschengeld und kein Internet, weil du in vier Fächern durchfällst, wenn du nicht ordentlich lernst«, erklärte sie bestens gelaunt. Aomine starrte sie an. Satsuki schaute unbeeindruckt zurück. Sie sah, wie es in seinem Gehirn ratterte und eigentlich fand Satsuki es ein wenig erbärmlich, dass ihr bester Freund derartig an diesen Heftchen hing, wo sie doch mit ziemlicher Sicherheit wusste, dass er in jemanden verliebt war, der weder kleine noch große Brüste hatte. Aber natürlich redete man über diese Dinge nicht, wenn man Aomine Daiki war. Man redete über Brüste und Basketball und darüber, wie man keinen Bock auf irgendetwas hatte. »Was soll so ein scheiß Training eigentlich bringen?«, maulte Aomine und wandte sich von ihr ab, um sich zu strecken. Satsukis Lächeln wurde etwas breiter, weil sie wusste, dass sie gewonnen hatte. Der Bluff mit dem Taschengeld hätte vielleicht nicht sein müssen, aber man musste für gewöhnlich schwere Geschütze auffahren, um Aomine zu irgendetwas zu bewegen. »Es kann nicht schaden, wenn du deinen Horizont ein bisschen erweiterst. Im Übrigen wirst du mit Kise-chan in einer Mannschaft spielen dürfen, weil zwei der Spieler von Kaijou ausfallen. Ist das nicht nett, Dai-chan?« Sie legte den Kopf schief und musterte sein Gesicht. Aomine starrte sie gute fünfzehn Sekunden lang an. Dann schnaubte er. »Ich hab doch schon mal gesagt, du sollst mich nicht so nennen«, brummte er. Satsuki kicherte leise. »Es ist doch keiner hier. Bevorzugst du Spitznamen wie ‚Aominecchi‘?«, erkundigte sie sich scheinheilig und es war, als hätte man ihrem besten Freund einen elektrischen Schlag verpasst. Sie lachte leise, während Aomine fluchte und in Richtung Treppe stapfte, um ihr zu entkommen. Vermutlich wusste Aomine, dass Satsuki wusste, dass er etwas für Kise empfand. Es konnte aber auch genauso gut sein, dass Aomine sich dessen selbst nicht bewusst war. Oder bewusst sein wollte. Satsuki folgte Aomine bestens gelaunt in Richtung Treppe und kramte nach ihrem Handy. »Liebe Riko-chan, ich habe Kaijou, Dai-chan und Shutoku erfolgreich motivieren können, am Camp teilzunehmen. Ich freue mich, Satsuki« Kapitel 4: Part I - Tanaka -------------------------- »Oi, Cityboy, wir kommen nach Tokyo!!!!!« Ryu schickte die Nachricht mit einem breiten Grinsen im Gesicht ab. Er war sich zwar nicht sicher, wieso genau es hilfreich sein sollte, wenn sie mit ein paar arroganten Basketballern trainierten, aber es war Kiyoko-sans Idee gewesen und Ryu würde sie nicht hinterfragen. Und wenn er es richtig verstanden hatte, dann würden abgesehen von den Managerinnen von Fukurodani sogar noch zwei andere Mädchen an dem Camp teilnehmen. Ryu lachte zufrieden bei dem Gedanken an einem kleinen Harem aus hübschen Mädchen, das ihn für seine kraftvollen Schmetterbälle bewunderte. »Hey, Ryu, was gibt’s zu lachen?« Ein spitzer Ellbogen bohrte sich in seine Rippen und sorgte dafür, dass er zwei Schritte zur Seite stolperte. Noya hatte sich unbemerkt angeschlichen und grinste ihm von unten herauf zu. »Ich hab an all die hübschen Mädchen gedacht, die beim Camp sein werden«, erklärte Ryu verschwörerisch und Noya lachte laut und rieb die Hände aneinander. Dann wurde er schlagartig ernst. »Wir müssen unbedingt verhindern, dass irgendwelche Basketballrüpel sich an Kiyoko-san ranmachen«, sagte er und Ryu nickte. Er schlug die rechte Faust in die linke Handfläche. »Tora hilft uns sicher dabei«, brummte er. Sie nickten sich zu. Kein zwei Meter großer Basketballer würde eine Hand an Kiyoko-san legen, soviel stand fest. Sein Handy vibrierte und Ryu warf einen Blick darauf. »Yesssss! Wir werden den Basketballern zeigen wo der Hammer hängt!!!!« »Auf jeden Fall! Kiyoko-san kommt auch mit und wir müssen sie vor diesen Rüpeln verteidigen!« »Da kannst du drauf wetten!!« Ryu steckte sein Handy zurück in die Hosentasche. Er erinnerte sich daran, dass Daichi ihm gesagt hatte, dass es nicht nötig war, in jeder Nachricht mindestens drei Ausrufezeichen zu verwenden, aber Ryu hatte relativ schnell festgestellt, dass er nicht der einzige war, der Nachrichten mit enthusiastischen Ausrufezeichen beendete. Ryu freute sich darauf, Tora wiederzusehen. Nicht, dass er das laut zugeben würde, schließlich handelte es sich bei Tora um einen würdigen Rivalen. Aber es war nun einmal so, dass man eine Rivalität schlecht ausleben konnte, wenn man sich so selten sah und Ryu war einfach erpicht darauf, Tora einmal wieder so viele Schmetterbälle wie möglich um die Ohren zu hauen. »Kommst du morgen früher zum Training, Ryu? Ich will noch mehr üben, euch zuzuspielen«, sagte Noya neben ihm und Ryu grinste ihn an. Er nickte. »Klar. Und dann machen wir sie allesamt platt!« Laut darüber philosophierend, wie sie es den verschiedenen Mannschaften zeigen wollten und wie man den Basketballern zeigen konnte, wo der Hammer hing, machten sie sich auf den Weg zur Sporthalle. Tanaka konnte es kaum noch erwarten. Es waren noch ganze fünf Wochen, bis sie nach Tokyo fuhren und wenn es nach ihm ging, konnten die Sommerferien gar nicht früh genug kommen. Seine Freude wurde ein wenig von Takeda-sensei gedämpft, der sie daran erinnerte, dass sie all ihre Prüfungen bestehen mussten, da es ihnen ansonsten nicht gestattet war, an dem Trainingscamp teilzunehmen. Ryu musste sich nicht zu seinem besten Freund umsehen, um zu wissen, dass auch Noya der Schweiß auf der Stirn stand. Das hieß büffeln, büffeln, büffeln. Ryu hasste büffeln. Er konnte förmlich spüren, wie Ennoshitas strenger Blick sich in seinen Hinterkopf bohrte und ihm eine telepathische Nachricht übermittelte, dass er schon dafür sorgen würde, dass Ryu und Noya ihre Prüfungen bestehen konnten. Ryu schluckte und warf Noya einen Blick zu. Noyas Augen waren zu einem Paar panischer Murmeln geweitet und starrten zurück. »Das bedeutet wieder Nachhilfe für unsere üblichen Verdächtigen«, ertönte Tsukishimas gehässige Stimme irgendwo links von ihnen und Ryu hatte nicht übel Lust, ihm das Grinsen vom Gesicht zu prügeln. Hinata und Kageyama waren zu einem kleinen kläglichen Häufchen zusammen gesackt. Nach ihrer letzten Nachhilfesession hatten sich all ihre Noten nicht wirklich verbessert, auch wenn Yachi-san bei Kageyama und Hinata alles gegeben hatte, um ihnen zur Seite zu stehen. Jetzt standen wieder die Prüfungen an und alles ging von vorne los. »Am besten fangen wir gleich heute nach dem Training an«, sagte Ennoshita hinter Ryu und Noya und Ryu spürte eine Hand auf seine Schulter, die zu sagen schien »und wehe ihr strengt euch nicht an!«. Er schluckte. »Wir begeben uns in deine fähigen Hände, Chikara«, sagte Noya heiser und Ryu nickte zustimmend. »Ihr habt auch keine andere Wahl«, erwiderte Ennoshita und Ryu konnte förmlich hören, wie er die Augen verdrehte. Während des Trainings versuchte Ryu nicht allzu sehr darüber nachzudenken, dass er nachher noch mit Noya und Ennoshita würde pauken müssen, bis er abends wie eine schlammige Pfütze ins Bett sickerte. Und morgen ging alles wieder von vorne los. »Wenn ich meine Prüfungen nicht bestehe, kann ich nicht mitkommen«, tippte er in sein Handy und schickte die Nachricht ab. Die Antwort kam prompt. »Dann sieh zu, dass du nirgendwo durchfällst!!!!!« Er musste angesichts all der Ausrufezeichen grinsen. »Klaro!!! Ich lass mich doch nicht von so ein paar Klausuren in die Knie zwingen!!!!« »JAWOHL!!!! Diese Klausuren sind Punks, die ordentlich aufs Maul brauchen!!!!« Ryu lachte und steckte sein Handy wieder in die Hosentasche und machte sich zusammen mit Noya und Ennoshita auf den Weg zu sich nach Hause, wo Saeko sicherlich ihren Fortschritt überwachen und ihnen brettharte Kekse servieren würde. Ah, er liebte seine Schwester. Es vibrierte in seiner Hosentasche. »Du schaffst das, Ryu!!! Ich glaub an dich!!!!« Ryu blinzelte und zog ein wenig den Kopf ein, als sich eine sehr zufriedene Wärme in ihm ausbreitete. Er steckte das Handy hastig wieder weg und versuchte sich mit Gedanken an den kommenden Englischtest abzulenken. Kapitel 5: Part I - Kasamatsu ----------------------------- Kasamatsu Yukio war genervt. Viele würden behaupten, dass das seine allgemeine Grundstimmung war, aber das stimmte nicht. Und Yukio hatte allen Grund genervt zu sein. Nicht nur, dass Kise Ryouta wieder ein ganzes Rudel seines Fangirls mit zu ihrem Training geschleppt hatte und nun Autogrammkarten verteilte, als hätten sie nichts Besseres mit ihrer Trainingszeit zu tun, nein. Jetzt hatte er auch noch erfahren, dass Momoi Satsuki ihre Bulldogge alias Aomine Daiki mit zu ihrem Sommercamp schleppen würde. Und nicht nur das. Aomine sollte in Kaijous Team spielen. Das bedeutete, dass Yukio sich nicht nur mit Kise herumschlagen musste, sondern auch noch mit Aomine. Und Yukio würde es niemals laut zugeben und er hätte nie erwartet, solche Gedanken überhaupt zu hegen, aber er würde lieber mit fünf Kises zusammen Basketball spielen und Zeit verbringen, als mit einem Aomine Daiki. Aomine war ein arroganter Saftsack. Kise konnte ihm erzählen, dass er sich gebessert hatte, bis er schwarz wurde. Yukio wusste es besser. Seine Aggressionen Kise gegenüber waren oftmals unfair und ihre Wurzeln lagen… nun. Es gab Dinge, für die Kise nichts konnte und an die Yukio lieber nicht allzu gerne dachte. Aber seine Abneigung gegen Aomine Daiki war hundertprozentig gerechtfertigt und wenn dieser Armleuchter dachte, dass er Kaijous Mannschaft infiltrieren und sich als Obermacker aufspielen konnte, dann hatte er seine Rechnung ohne Kasamatsu Yukio gemacht. Yukio hatte eine Menge Wut in sich die nur darauf wartete, ein angemessenes Ventil zu finden. Vielleicht würde das Trainingscamp für Kise richtiggehend entspannt werden, wenn Yukio alle zwanzig Sekunden einen Anlass fand, sich über Aomine aufzuregen. Die Vorstellung, dem Touou-Spieler mal so richtig in den Allerwertesten zu treten war derartig verlockend, dass Yukio sich dabei ertappte, wie er während der Schulzeit darüber sinnierte und Teile des Unterrichts verpasste. Eine kleine, rationale Stimme in seinem Kopf flüsterte ihm zu, dass er nicht nur sauer auf Aomine war, weil dieser ein arroganter Mistfink war, sondern weil Kise Ryouta trotz all diesen Makeln an Aomines Person mit sehr großer Wahrscheinlichkeit Hals über Kopf in Aomine verliebt war. Yukio dachte nicht gerne darüber nach, dass er Kise attraktiv fand. Denn dann hätte er sich nicht nur damit auseinandersetzen müssen, dass er gerade Kise attraktiv fand, sondern auch damit, dass er Jungs attraktiv fand. Und darüber wollte er lieber nicht nachdenken. Unter keinen Umständen. Jemals. Das seltsame daran war, dass es Yukio kein Stück interessierte, ob andere Jungs sich für Jungs interessierten. Er wollte nur nicht, dass bei ihm selbst der Fall war. Yukio konnte es nicht rational erklären. Vielleicht wäre Aomine Daikis Anwesenheit dazu gut, ihn von seinen Gedanken in diese Richtung abzulenken, denn auch wenn Yukio zugeben musste, dass Aomine rein optisch nicht übel war, so ruinierte seine furchtbare Persönlichkeit einfach jede noch so kleine Wahrscheinlichkeit, dass Yukio ihn jemals attraktiv finden konnte. Was das über seine Meinung bezüglich Kises Persönlichkeit aussagte, wollte er ebenfalls lieber nicht hinterfragen. Er hatte Momoi Satsuki für das Trainingscamp zugesagt, bevor sie damit herausgerückt war, dass Touous Mannschaft nicht teilnehmen konnte und Aomine deswegen bei Kaijou für eines ihrer fehlenden Mitglieder einspringen würde. Momoi war gefährlich und Yukio fand sie sehr beunruhigend. Eine Tatsache, die er ebenfalls lieber für sich behielt. Soweit er es mitbekommen hatte, wären es damit drei Mannschaften, die sich mit den komischen Volleyballern zum Trainingscamp treffen sollte. Seirin, Kaijou und Shutoku. Vielleicht hatte er Glück und es gab ein paar Volleyballer, die der Generation der Wunder – soweit anwesend – einmal so richtig die Leviten lesen würden. Aber Yukio stellte sich Volleyballer im Durchschnitt eher unbeeindruckend vor. Und die meisten würden vermutlich sehr viel kleiner sein als ihre Spieler. Yukio wusste nicht viel über Volleyball und er sich auch nicht sicher, wie sinnvoll dieses gemischte Traininscamp sein würde, aber er würde es schon noch früh genug herausfinden. »Wir treffen uns morgen früh um acht Uhr hier vor der Sporthalle und machen uns dann geschlossen auf den Weg zu der Herberge, in der wir übernachten«, sagte er an seine Mannschaft gewandt und prüfte noch einmal Momois Angabe über die Adresse der Herberge, die recht weit außerhalb von Tokyo lag. Es hatte einiges Gemurre darüber gegeben, dass man nicht zu Hause übernachten und jeden Tag von dort aus zum Training fahren konnte, aber Yukio kannte seine Pappenheimer und traute es ihnen nicht zu, in den Ferien jeden Tag pünktlich aus den Federn zu kommen. »Wie ist die Zimmerverteilung? Schlafen die Mannschaften jeweils zusammen in einem Zimmer?«, wollte Moriyama wissen. Yukio bereitete sich auf einen Sturm der Empörung vor, als er Luft holte. »Momoi-san und Aida-san haben die Zimmerverteilung ausgelost. Ich habe keine Ahnung, wer mit wem auf einem Zimmer sein wird. Ich weiß nur, dass es Sechserzimmer sein werden.« »Das heißt wir müssen vielleicht mit irgendwelchen komischen Volleyballern aufs Zimmer?« »Wen interessiert das? Stell dir vor, du musst mit Aomine oder Midorima auf ein Zimmer…« »Boah, Captain, kann man da nicht noch mal–« Yukio hob die rechte Hand und massierte sich mit der linken die Schläfe. »Ich habe mit der Organisation dieses Camps nichts am Hut, außer dass ich für unsere Mannschaft zugesagt habe. Und ich werde einen Teufel tun und Momoi-san erzählen, dass Kaijou Angst davor hat, mit fremden Volleyballern in einem Zimmer schlafen zu müssen.« Er kannte sein Glück. Wahrscheinlich würde er mit Aomine und Midorima ein Zimmer teilen und dann nach einem halben Tag verhaftet werden, weil er Amok gelaufen war und beide erwürgt hatte. Yukio seufzte. »Sollte es allzu große Probleme geben, bin ich sicher, dass man an der Zimmerverteilung noch etwas ändern kann«, fügte er nachgiebig hinzu und überflog noch einmal die Informationen, die Momoi ihm gegeben hatte. »Das Wochenende zwischen den zwei Trainingswochen ist frei. Ihr könnt also für zweieinhalb Tage wieder nach Hause fahren. Ich nehme an, die Gäste von außerhalb bleiben für diese Zeit in der Herberge. Und noch etwas…« Yukio hob den Kopf und verengte die Augen zu Schlitzen, als er besonders Kise und Moriyama ins Visier nahm. »Zwei der Volleyballteams bringen ihre Managerinnen mit. Ich möchte nicht nach zwei Wochen hören, wie irgendjemand aus unserer Mannschaft sich daneben benommen hat, ist das klar?« Das Funkeln in Moriyamas Augen bei der Erwähnung von Managerinnen bestätigte ihm, dass dieser vorzeitige Rüffel nötig gewesen war. Yukio hatte bereits geahnt, dass alleine die Idee von Managerinnen seine Mannschaft in hormonelles Geblubber stürzen würde. »Also, denkt dran! Morgen früh um acht! Wehe irgendjemand kommt zu spät!« Mit diesen Worten löste sich die Trainingsgruppe auf. Yukio dachte ernsthaft darüber nach zu Hause zu duschen, damit er sich nicht mit dem Anblick von Kises nacktem Körper auseinandersetzen musste. Vielleicht würde er einfach so tun, als plante er noch eine ausgiebige Joggingtour und dass es sich daher nicht lohnte, jetzt schon zu duschen. Yukio seufzte und folgte seiner Mannschaft in Richtung Umkleidekabine. Bei seinem Glück landete er mit Kise auf einem Zimmer und dann würde er zwei Wochen lang ein schlafendes Engelsgesichts beim Aufwachen sehen, das ihm garantiert dabei helfen würde, seine elenden Gefühle loszuwerden. Kapitel 6: Part I - Kiyoko -------------------------- Kiyoko war nervös. Die Busfahrt war chaotisch wie immer gewesen, auch wenn sich Hinata immerhin nicht vor lauter Aufregung übergeben hatte, da sie nicht zu einem offiziellen Spiel unterwegs waren, sondern nur zu einem Trainingscamp. Aber das Geplapper war groß gewesen und es hatte mehrere laute Bekundigungen seitens Tanaka und Nishinoya gegeben, dass sie sich von keinem »rüpeligen Basketballer« einschüchtern lassen würden – mit entschlossenen Zurufen von Hinata und Kageyama – bis Sawamura all dem ein Ende gesetzt und damit gedroht hatte, dass sie alle vier jeden Abend Tischdienst übernehmen würden, wenn sie sich nicht benahmen. Kiyoko saß neben Hitoka, die die gesamte Fahrt über aufgeregt ihre Hände ineinander verschlang. Kiyoko wusste, wie nervös Hitoka bei großen Ansammlungen von Jungs wurde und diese waren zu allem Überfluss auch noch besonders groß. Aber sie hatten ihr Team dabei und auch wenn Kiyoko ebenfalls recht nervös war, freute sie sich doch vor allem darauf, Riko wiederzusehen und Karasuno dabei zu beobachten, wie sie alle anderen Teams zum Staunen brachte. Kiyoko war noch einmal die Listen der Zimmerverteilung durchgegangen und hatte sich mit Riko darüber abgesprochen, welche Kombinationen auf jeden Fall vermieden werden sollten. Laut Riko würde es Mord und Todschlag geben, wenn einige der Basketballer aus gegnerischen Teams in einem Zimmer schlafen mussten. Kiyoko war sehr dankbar dafür, dass es sich bei den Volleyballmannschaften allerseits um freundschaftliche Rivalität handelte. Sie hatte lediglich darauf geachtet, Kageyama und Tsukishima nicht in ein Zimmer zu stecken. Vermutlich würde Tsukishima für jeden einen schwierigen Zimmergenossen darstellen, – mit Ausnahme vielleicht von Yamaguchi und Sugawara – aber um etwaige Ausfälle zu vermeiden, hatte Kiyoko sich entschlossen, dass jede Zimmerkombination in Ordnung war, abgesehen von dieser. Laut Riko wäre es besonders kritisch, wenn jemand namens Aomine Daiki oder Midorima Shintarou mit irgendjemanden aus Rikos Mannschaft zusammengesteckt wurde. Kiyoko fragte sich, was für schreckliche Menschen Aomine Daiki und Midorima Shintarou sein mussten. Sie war etwas zögerlich gewesen, als sie Azumane, Sawamura und Kageyama zu Aomine sortiert und Yamaguchi und Tanaka zu Midorima gesteckt hatte, aber irgendjemand würde sich mit diesen beiden ein Zimmer teilen müssen. Und auf diese Weise waren sie wenigstens nicht allein bei irgendwelchen zwei Meter großen Gruselgestalten. »Hitoka-chan«, sagte Kiyoko sanft, während Hitoka aussah, als würde sie sich anstelle von Hinata übergeben müssen. Hitokas braune Augen richteten sich auf sie und sie sah aus wie ein Reh im Scheinwerferlicht. »Keine Sorge. Ich werde dafür sorgen, dass niemand dir zu nahe kommt, den du nicht in deiner Nähe haben willst.« Sie lächelte aufmunternd und sah, wie Hitokas Wangen sich rot färbten. Es war Kiyokos Aufgabe als ältere Schülerin auf Hitoka Acht zu geben und ihre eigene Nervosität zurückzustellen. Hitoka nickte hastig und Kiyoko sah sie schlucken, bevor sie wieder aus dem Fenster schaute. Kiyoko fragte sich gerade, ob sie überhaupt in der Lage war, einschüchternde Männer von Hitoka fernzuhalten, als hinter ihr ein akustisches Feuerwerk losbrach. »Das ist Nekomas Uniform!« Und tatsächlich. Am Ende der Straße, auf der sich ihr Bus gerade befand, standen sehr säuberlich aufgereiht einige Gestalten in markanten, roten Sportuniformen. Kiyoko sah, wie einige von ihnen dem Bus bereits entgegen winkten. »Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott«, murmelte Hitoka und Kiyoko legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Noch während der Bus sich näherte, schlenderte eine Gruppe Jungs auf den Parkplatz. Angeführt wurden sie von einem Mädchen mit bonbonfarbenen Haaren und Riko. Auf Kiyokos Gesicht breitete sich sofort ein Lächeln aus, das sogar dadurch nicht gemindert wurde, dass die Jungs wirklich so riesig waren, wie Kiyoko es sich ausgemalt hatte. »Huuuaaaaaa! Sie sind riesig!«, rief Hinata von hinten und Kiyoko konnte hören, dass sein Gesicht an die Scheibe gedrückt war. »Und da ist Kenma! Und Inouka!« »Hinata, setz dich hin!« »DIESEN GORILLAS ZEIGEN WIR ES!« »TANAKA! ZIEH DEIN SHIRT WIEDER AN!« Kiyoko musste kichern. Der Bus fuhr auf den Parkplatz und Kiyoko erhob sich, um den Bus gemeinsam mit Hitoka, Takeda-sensei und Ukai-kun als erstes zu verlassen. Kiyoko wusste, dass einige ihrer Volleyballspieler sehr groß waren. Tsukishima überragte alle aus ihrer Mannschaft und er war größer als die Mitglieder von Nekoma und Fukurodani. Kiyoko hatte sich an Tsukishimas Größe gewöhnt. Aber gegen einige dieser Basketballer sah Tsukishima beinahe klein aus. Nicht nur, weil er weniger Zentimeter aufs Maßband brachte, sondern auch, weil diese Jungs viel breiter waren. Tsukishimas schlaksige Gestalt wirkte zerbrechlich gegen einen der Jungen mit dunkelroten Haaren und sehr merkwürdigen Augenbrauen oder gegen einen dunkelhäutigen Jungen, der seine Hände scheinbar gelangweilt in die Hosentaschen gestopft hatte. Kiyoko hatte allerdings nicht wirklich Zeit, darüber nachzudenken und beunruhigt zu sein, da Riko strahlend auf sie zugelaufen kam und Kiyoko im nächsten Moment fest umarmt wurde. »Schön, dass ihr da seid!«, sagte Riko. Kiyoko nickte gegen Rikos Schulter und atmete einmal tief durch, ehe sie Hitoka, Takeda-sensei und Ukai-kun vorstellte. Riko nickte ihnen allen mit einem Lächeln zu, ehe sie auf das Mädchen neben sich zeigte, die ein Klemmbrett hielt und ein wenig verschmitzt aussah. »Das ist Momoi Satsuki. Sie ist auch Managerin und… ein analytisches Genie. Ich bin sicher, ihr könnt von ihr auch profitieren«, sagte Riko und Momoi Satsuki machte eine kleine Verbeugung. Ihr Lächeln sah schelmisch aus. »Mach dich nicht klein, Riko-chan. Du bist das eigentliche Genie.« Kiyoko fragte sich, ob die rote Farbe auf Rikos Wangen daher kam, dass sie mit Komplimenten nicht gut umgehen konnte, oder daher, dass das Kompliment von Momoi gekommen war. Riko räusperte sich. »Wie auch immer. Das hier sind unsere Jungs«, erklärte Riko und deutete hinter sich, wo sich nun die ziemlich große Gruppe bestehend aus Riesen versammelt hatte. Kiyoko ignorierte die Glubschaugen, die einige der Jungs in ihre Richtung machten und deutete auf ihre Mannschaft und anschließend auf die Jungs von Nekoma in ihren roten Trikots. Hinata war bereits zu Nekoma übergesiedelt und in ein aufgeregtes Gespräch mit Inouka verwickelt, das vielerlei Gestiken und Herumgespringe beinhaltete. »Karasunos und Nekomas Volleyballmannschaft. Das ist unser Captain, Sawamura Daichi und…« »HEY HEY HEY!« Kiyoko unterbrach sich und seufzte leise. Hier standen sie nun alle. Es war seltsam zu beobachten, wie freudig und dynamisch sich die Volleyballmannschaften untereinander begrüßten und im Vergleich dazu die große und hauptsächlich schweigsame Gruppe der Basketballer zu sehen. Schließlich lösten sich jedoch drei Gestalten aus ihrer Truppe und kamen zu ihnen herüber. »Das sind die Kapitäne unserer Teams«, erklärte Riko, die die Wiedersehensfreude von Hinata und einigen anderen Volleyballern interessiert und ein bisschen überrascht beobachtet hatte. »Hyuuga Junpei, Ootsubo Taisuke und Kasamatsu Yukio.« Kiyoko nickte den Dreien höflich zu. »Sawamura Daichi, Kuroo Tetsurou und… Bokuto Koutaro«, gab sie zurück und deutete nacheinander auf die Kapitäne der Volleyballteams. Rikos Augen verengten sich leicht, als sie sah, wie Bokuto und Kuroo aneinander klebten, sobald sie den jeweils anderen ins Visier genommen hatten. »Ich würde sagen, wir lesen erst mal die Zimmerverteilung vor und dann können wir einchecken«, schlug Riko vor und Kiyoko nickte. Sie machte sich gemeinsam mit Riko, Hitoka und Momoi auf den Weg zur Gruppe der Basketballer, während Karasuno ihnen folgte und schließlich auch Nekoma und Fukurodani dazu stießen und sie allesamt mehr oder minder aufmerksam ansahen. Kiyoko fühlte sich unwohl unter all den Blicken. »Die Zimmerverteilung ist wie folgt«, sagte Riko laut. Sie schien weit weniger Probleme mit der Aufmerksamkeit zu haben und nahm das Klemmbrett von Momoi entgegen. »Kasamatsu Yukio, Kuroo Tetsurou, Bokuto Koutaro, Hinata Shoyo, Sugawara Koushi und Kiyoshi Teppei«, las Riko vor und die Aufgerufenen gruppierten sich an der Seite. Es gab einigen Jubel bei Bokuto und Hinata, die sich lauthals anschrien. »Tanaka Ryuunosuke, Midorima Shintarou, Yaku Morisuke, Yamamoto Taketora, Yamaguchi Tadashi und Takao Kazunari«, fuhr Riko fort und eine zweite Traube bildete sich. Tanaka und Yamamoto waren mindestens genauso laut wie Bokuto und Hinata. Kiyoko schloss die Augen für einen Moment und versuchte nicht allzu peinlich berührt zu sein. »Kise Ryouta, Nishinoya Yuu, Kozume Kenma, Hyuuga Junpei, Tsukishima Kei und Mitobe Rinnosuke.« »Aomine Daiki, Sawamura Daichi, Azumane Asahi, Ootsubo Taisuke, Kageyama Tobio und Inouka Sou.« Und so ging es weiter. In einigen Gruppen gab es zufriedenes Händeklatschen oder misstrauische Blicke. Kiyoko folgte dem dunkelhäutigen Jungen, der sich nun als Aomine Daiki entpuppt hatte, und einem bebrillten jungen Mann, der auf den Namen Midorima Shintarou hörte. Das waren die beiden, die Riko als problematisch eingestuft hatte. Kiyoko war sicher, dass Sawamura mit Aomine Daichi fertig werden konnte und Tanaka würde sich sicherlich nicht von Midorima Shintarou einschüchtern lassen. Und vielleicht konnte er ein Auge auf Yamaguchi haben, der zugegebenermaßen etwas grün im Gesicht aussah, als er sich neben den Riesen stellte, dessen Haarfarbe zu seinem Gesicht passte. Von überall hörte man lautes Rufen und Lachen und Gesprächsfetzen. »Hinata, du bist immer noch winzig.« »Dir werd ich schon zeigen wie hoch ich springen kann, Lev!« »Gibs ihm, Hinata!« »Jawohl, Bokuto-san!« Kiyoko stellte Riko und Momoi die beiden Managerinnen von Fukurodani vor, ehe sie sich zusammen auf den Weg in die Herberge machten und die Gruppen der Jungs auf ihre jeweiligen Zimmer schickten. Kiyoko war sehr dankbar, dass sie mit den fünf anderen Mädchen ein Zimmer teilen durfte, das sogar am Ende des Ganges und nah beim Bad lag. Es würden sehr lange zwei Wochen werden. Kapitel 7: Part I - Tanaka -------------------------- Ryu war größtenteils mit der Zimmeraufteilung zufrieden. Er wäre selbstverständlich gerne mit Noya auf einem Zimmer gelandet, aber Yamaguchi war in Ordnung und Tora als Zimmergenossen zu haben würde sicherlich ein Spaß werden. Nekomas Libero schaute sie zwar andauernd streng an, aber Ryu spürte nicht denselben elektrischen Schlag, als wenn Suga oder gar Daichi ihn streng musterten und so hatte er bei weitem nicht so viele Skrupel laut zu sein. Der Typ mit der Brille war zugegebenermaßen ziemlich seltsam. Er schleppte einen Keramikpanda mit Sonnenbrille durch die Gegend und das erste, was er tat, als sie in ihrem Zimmer angekommen waren, war ihn auf eine der Kommoden zu stellen und zurechtzurücken. »Wehe jemand beschädigt diesen Panda«, sagte er grimmig und schob seine Brille nach oben. Tora und Ryu lachten gute zehn Minuten über den lächerlichen Panda und der kleinere der beiden Basketballer schien davon sehr amüsiert zu sein, denn er klopfte seinem Mannschaftkameraden bestens gelaunt auf den Rücken und sagte: »Ich sag dir ja immer, dass du seltsam bist, Shin-chan.« »Hör auf mich so zu nennen, Takao.« »Sicher, sicher, Shin-chan«, gab der andere zurück und fing hoch motiviert an, seinen Futon auf dem Boden auszurollen. Direkt neben ‚Shin-chan‘. Ryu und Tora warfen sich einen fragenden Blick zu, dann zuckten sie gleichzeitig mit den Schultern, was sie sofort wieder zum Grinsen brachte. »Yaku-san, ist es ok, wenn ich meinen Futon neben deinem aufrolle?«, fragte Yamaguchi leise und Yaku nickte ernst. Er sah aus, als würde er jedem, der sich in seiner Gegenwart daneben nahm, erst einmal eine strenge Standpauke halten. Dafür, dass er so winzig war, konnte er sehr gut auf einen herabblicken. Ryu fühlte sich so kribbelig und voller Tatendrang, dass er am liebsten mehrere Kilometer gerannt wäre. »Kiyoko-san sah wieder absolut engelsgleich aus«, meinte Tora in ehrfurchtsvollem Ton, während er und Ryu ihre Futons nebeneinander ausrollten. Ryu nickte ernst. »Ich habe sie noch nie anders gesehen. Wahrscheinlich sieht sie schon direkt nach dem Aufstehen genauso aus.« Ryu ignorierte das genervte Schnauben von Yaku. Takao wandte sich ihnen zu und grinste. »Redet ihr über die Hübsche mit der Brille?«, wollte er wissen. Ryu war absolut empört über die flapsige Bezeichnung für Kiyoko und auch Tora starrte Takao an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. Sie brauchten sich nicht einmal abzusprechen, sondern bauten sich sofort so bedrohlich wie möglich vor Takao auf. »Wenn du sie auch nur schief anschaust«, knurrte Ryu und zog seine beste ich-gehöre-einer-Straßengang-an-und-überfalle-regelmäßig-harmlose-alte-Frauen-Miene. Takao ließ sich traurigerweise kein bisschen von Ryu und Tora beeindrucken. Er lachte nur ausgesprochen fröhlich und amüsiert und Ryu machte sich bereit ihm eine ordentliche Abreibung zu verpassen, als Takao sagte: »Ich hab mein Auge auf wen anders mit Brille geworfen.« Ryu und Tora blinzelten. Ryu hätte schwören können, dass er Yaku glucksen hörte und dann sah er ganz deutlich wie der Typ mit dem komischen Keramikpanda leicht rot anlief, während er seine Sachen in den einzigen großen Kleiderschrank im Zimmer sortierte. Der hatte definitiv eine Brille. Aber er war auch ein Typ. Ryu starrte ihn an, dann starrte er Takao an. Der zuckte mit den Schultern. Toras Mund war leicht geöffnet. »Yamamoto, mach den Mund zu, das ist ja peinlich!«, kläffte Yaku ungehalten und schob Tora aus Takaos Sichtfeld. »Tut mir wirklich leid, er hat einfach miserable Manieren«, sagte Yaku und ignorierte den Protestruf von Tora. »Wir haben überhaupt nichts gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen. Nicht wahr, Yamamoto?« Er starrte Tora sehr streng von unten herauf – von oben herab – an und Tora sah genauso verwirrt aus, wie Ryu sich fühlte. »Hä?« »Ja, genau. Hä?«, fiel Ryu mit ein und Yaku massierte sich einen Augenblick lang die Schläfe. Takao hingegen hielt sich den Bauch vor Lachen. »Vergesst es einfach. Geht euren Futon fertig ausrollen«, seufzte Yaku und nickte Takao entschuldigend zu, bevor er sich seiner Reisetasche zuwandte und anfing, seine Sportsachen auszupacken und sorgfältig auf seinen Futon zu legen. Tora und Ryu starrten sich verwirrt an. In Ryus Kopf ratterte es angestrengt. Gleichgeschlechtliche Beziehungen? So wie in… schwule Beziehungen? Er richtete seine prüfenden Blick auf den Hinterkopf des bebrillten Riesen. Ryu würde ihn definitiv nicht Shin-chan nennen, aber er hatte seinen richtigen Namen vergessen. Sollte das alles etwa heißen, dass Takao und der komische Kerl mit dem Panda…? »Wartet mal«, sagte Tora und sah aus wie ein Meisterdetektiv, der gerade einen schwierigen Fall gelöst hatte. »Seid ihr zwei etwa… ihr wisst schon?« Er deutete abwechselnd auf Takao und Shin-chan. Yaku zischte »Yamamoto!« und Takao lachte schon wieder. Ryu fragte sich, ob er immer so aufgedreht war, oder ob er vielleicht Drogen genommen hatte. Man wusste schließlich nicht, wie es im Basketball ablief. Shin-chan und Takao antworteten gleichzeitig: »Das geht euch nichts an.« »Jap, sind wir.« Shin-chan sah Takao mit roten Wangen und saurer Miene an. Takao zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder seinem Futon, als wäre überhaupt nichts Komisches daran. Nun, wenn Ryu genau darüber nachdachte, war vielleicht auch wirklich nichts Komisches daran, aber irgendwie war es trotzdem seltsam. Und es löste in seiner Magengegend eine sehr verwirrende Empfindung aus, die sich anfühlte wie eine Mischung aus Hunger und abwärts Fahrstuhlfahren. »Oh«, sagte Tora zu dieser Enthüllung und jetzt war er ungefähr dreimal so rot im Gesicht wie Shin-chan. Ryu fragte sich für einen Augenblick, ob das für Tora vielleicht ein Problem war, aber dann… »Ok.« Sogar Yaku schien erstaunt über diese eher unbeeindruckte Reaktion – wenn man einmal von der dunkelroten Farbe in Toras Gesicht absah. »Siehst du, Shin-chan, es ist alles gar nicht so dramatisch«, sagte Takao bestens gelaunt und Shin-chan gab ein Brummen von sich, während er seine Brille hochschob und dann hinüber ging, um seinen Panda zurechtzurücken. Vielleicht, dachte Ryu, wollte Shin-chan eigentlich durchaus Shin-chan von Takao genannt werden. Außer, wenn andere dabei waren. Kapitel 8: Part I - Kasamatsu ----------------------------- »HUAAAAA!« »Hoo~« »HEYHEYHEY!« Yukio starrte. Er war sich nicht sicher, was genau hier gerade passierte, aber es fühlte sich alles sehr unwirklich an. Zwei der Volleyballer schienen komplett wahnsinnig zu sein, bei dem dritten war er sich nicht ganz sicher – er schaute zumindest drein, als würde er ununterbrochen irgendwelche unlauteren Pläne schmieden. Dieses Grinsen war beunruhigend. Lediglich der vierte und unscheinbarste schien ein normaler Mensch zu sein, der sich angemessen peinlich berührt den Hinterkopf kratzte und Yukio und Kiyoshi Teppei entschuldigend anblickte. »Sie sind sehr enthusiastisch. Über so ziemlich alles«, erklärte er. Yukio versuchte, sich an den Namen zu erinnern, aber er scheiterte kläglich. Allerdings nahm der kleine Flummi mit den flammend roten Haaren ihm jegliche Denkarbeit ab. »Sugawara-san, das ist alles so riesig! Wir haben Futons! Es ist wie eine Übernachtungsparty!« »Und, Hinata, bist du begeistert, dass du mit zwei so erfahrenen Spielern in einem Zimmer schlafen darfst?« »Auf jeden Fall, Bokuto-san! HUAAA!« Yukio wandte sich an Sugawara und blickte ihn ausdruckslos an. »Ähm… werden sie sich noch etwas beruhigen?«, erkundigte er sich mit gedämpfter Stimme. Sugawara holte gerade Luft, um zu antworten, als die gruselige Grinsekatze sich zu ihnen gesellte und ihn amüsierte anschaute. »Wenn wir sie ein paar Runden Volleyball spielen lassen, werden sie vielleicht minimal leiser«, sagte er. Sugawara seufzte, als wüsste er genau, dass das niemals passieren würde. Yukio fragte sich, ob er überhaupt Schlaf bekommen würde. Wer wusste schon, ob diese Wahnsinnigen die ganze Nacht so laut waren. »Also ich finde sie recht unterhaltsam«, erklärte Kiyoshi mild lächelnd und stellte seine Reisetasche ab, um sich im Zimmer umzusehen. »Huaaa, du bist riesig!«, rief Hinata und sprang ein paar Mal auf und ab, um Kiyoshis Größe zu erreichen. Er sprang beeindruckend hoch, dafür, dass er so winzig war. »1,93«, antwortete Kiyoshi und hatte den Anstand peinlich berührt auszusehen und sich durchs Haar zu fahren, als wäre es ihm tatsächlich unangenehm so groß zu sein. Yukio trat in den Raum, um seine Reisetasche abzustellen und sich einen der zusammengelegten Futons zu nehmen, die für sie bereit gelegt waren. Im Hintergrund waren alle anderen damit beschäftigt, ihre Größe zu vergleichen. »Oi, namenloser, grimmiger Schönling! Wie groß bist du?« Yukio blinzelte. Einen Moment lang verstand er nicht, dass man mit ihm geredet hatte, aber er hob den Kopf und starrte direkt in die katzengleichen Augen von Mr. Ich-habe-noch-nie-von-einer-Bürste-gehört. Yukio wollte gerne sagen, dass es ihn absolut unbeeindruckt ließ, von einem jungen Mann so genannt zu werden, aber die Wahrheit war, dass ihm das Herz augenblicklich in die Kehle sprang und dort wie eine Trommel gegen seinen Kehlkopf hämmerte. »Kasamatsu Yukio. Ich bin nicht grimmig«, war alles, was ihm dazu einfiel. Sein Gegenüber grinste schief und unverhohlen verschlagen. Yukio richtete sich auf und stellte fest, dass er gute zehn Zentimeter kleiner war. »Vielleicht nicht grimmig und jetzt immerhin auch nicht mehr namenlos. Aber alles andere würde ich so stehen lassen«, sagte Yukios Gegenüber grinsend und einen Augenblick lang wusste Yukio nicht, was er meinte, bis ihm der Begriff Schönling wieder einfiel. Er spürte, wie sein Gesicht heiß wurde, als er in diese schelmisch funkelnden Katzenaugen starrte. »Ich bin 1,78«, sagte er und versuchte so zu klingen, als hätte er den seltsamen Kommentar überhaupt nicht gehört. Er war definitiv nicht schön. Ein blonder Haarschopf mit schmalen mandelförmigen Augen schob sich in sein Bewusstsein. Kise war unleugbar schön. Yukio sah einfach aus wie irgendein normaler dahergelaufener Typ. »Uahh, 1,78«, sagte der Knirps und sprang nun auch vor Yukio auf und ab. Er sah aus, als wäre er wirklich beeindruckt. Aber wenn man kaum einen Meter und sechzig maß, war man wahrscheinlich auch von Yukios Größe beeindruckt. »Bist du der größte von den Basketballern?«, wollte Hinata von Kiyoshi wissen. Der sah kurz nachdenklich aus, dann schüttelte er den Kopf. »Ich glaube Midorima ist noch größer als ich. Und wir haben auch schon gegen Mannschaften gespielt, die Spieler mit zwei Meter Größe hatten.« Hinata sah aus, als würde er jeden Moment vor Neid grün anlaufen. »BOKUTO-SAN! WETTEN ICH KANN SO HOCH SPRINGEN WIE EIN BASKETBALLKORB HÄNGT!?« »DAS WÄRE WAHNSINNIG BEEINDRUCKEND HINATA! HEYHEYHEY!« »Auf GEEEEHT’S!« Sugawara packte Hinata am Kragen, als dieser versuchte aus dem Zimmer zu stürmen. »Hinata, wir müssen erstmal unsere Futons ausrollen und dann warten wir auf Shimizu, um zu hören, wie es weiter geht«, erklärte er besänftigend. Hinata sah von dieser Idee ganz und gar nicht begeistert aus, aber er fing an, schwungvoll einen der Futons auf dem Boden auszubreiten. »Und? Willst du deinen Futon neben meinen legen?« »Wie war dein Name noch mal?« »Mir blutet das Herz. Du hast dir meinen Namen nicht gemerkt?« Yukio verdrehte die Augen und wandte sich seiner Reisetasche zu. »Kuroo Tetsurou. Kapitän von der Nekoma Volleyball-Mannschaft«, sagte Kuroo übertrieben förmlich und Yukio sah aus dem Augenwinkel, dass er sich leicht verneigte. »Das macht uns drei zu Kapitänen! WIR SIND DAS COOLSTE ZIMMER!«, dröhnte Bokuto und warf seine Arme über Kuroos und Yukios Schultern. Das war definitiv zu viel Körperkontakt für Yukios Geschmack. Aber er konnte nicht umhin, die muskulösen Arme zu bewundern. Bokuto war ein absolut lächerlicher Charakter, der viel zu viel brüllte und sich anscheinend selbst für den Größten hielt, aber er hatte eine durchaus beeindruckende Statur. Yukio wollte am liebsten das eigene Gehirn mit einem ordentlichen Elektroschock versetzen. Er schüttelte den Arm so höflich wie möglich ab. Zu allem Überfluss stimmte Hinata auch wieder ein, als Bokuto dies verkündete. Yukio hörte hinter sich Kiyoshi zu Sugawara sagen: »Das werden sehr interessante zwei Wochen.« Sugawara seufzte leise. »Das habe ich befürchtet.« Kapitel 9: Part I - Riko ------------------------ Riko hatte die sehr befriedigende Erfahrung gemacht, von zwei Erwachsenen Männern als beeindruckend und talentiert bezeichnet zu werden, nachdem sie den Trainern Ukai und Nekomata eine Kostprobe ihrer Fähigkeiten gegeben und ihnen erläutert hatte, was sie sich gemeinsam mit ihrem Vater für dieses zweiwöchige Trainingscamp an Übungen und Herausforderungen überlegt hatte. Momoi hatte die ganze Zeit neben ihr gestanden und gelächelt, als wäre sie kein bisschen überrascht über die Anerkennung, die die beiden Männer Riko entgegen brachten. Riko hatte bislang immer die Erfahrung gemacht, dass Männer sie als kleines Mädchen abstempelten und sie kein bisschen ernst nahmen. Daher war sie sehr positiv überrascht als Trainer Nekomata verkündete, dass seine Mannschaft anscheinend in besten Händen sei und er sich endlich auf den Weg in seinen wohlverdienten Urlaub machen konnte. Ukai sah ein wenig wehmütig aus, dass er die zwei Wochen über hier feststecken würde, aber er hatte dem alten Mann viel Spaß auf seiner Reise gewünscht und sich anschließend eine Zigarette angesteckt. Riko verbrachte die meiste Zeit damit, mit Ukai über ihre Ideen und Pläne zu reden und abzuklären, ob sich diese auch für Volleyballmannschaften eigneten, während Kiyoko sich gemeinsam mit den anderen Mädchen über alles Mögliche unterhielt und dabei das Zimmer schlaffertig für den Abend machte. »Ich bin schon gespannt, wie viele Schlägereien und Knutschexzesse wir erleben werden«, sagte Momoi gerade interessiert, als Riko zurück ins Zimmer kam und sich zufrieden mit ihren Ergebnissen auf ihren Futon sinken ließ. Sie blinzelte verwirrt. »Knutschexzesse? Ich werde sicherlich keinen dieser Rüpel knutschen«, gab sie zurück und Momoi lachte leise. »Das freut mich zu hören, Riko-chan«, sagte Momoi und legte lächelnd den Kopf schief. Riko spürte, wie sie rot im Gesicht wurde und konzentrierte sich nun auf Kiyoko, die gerade dabei war, ihren Schlafanzug auf ihrem Futon auszubreiten. »In unserer Mannschaft gab es bisher noch nie irgendwelche Knutschereien«, erklärte sie. Riko sah Kiyoko selten so verschmitzt, aber in diesem Augenblick konnte man deutlich ein schelmisches Funkeln in ihren Augen sehen. Hitokas Kopf war rot wie eine Verkehrsampel. »Ihr meint… die Jungs… untereinander?«, flüsterte sie, als hätten die Wände Ohren. Die beiden Managerinnen von Fukurodani lachten. »Also, Bokuto und Kuroo-san werden sicherlich jegliche Wettbewerbslisten für Knutschexzesse anführen«, sagte Yukie grinsend und Kaori nickte. Riko blinzelte und Hitoka wurde sogar noch dunkler im Gesicht. »Die beiden sind…?«, sagte Kiyoko und machte eine nichtssagende Handbewegung und Yukie kicherte leise. »Oh ja. Wir wussten es alle schon, bevor Bokuto es wusste. Ich glaube, sie waren schon zusammen, bevor Bokuto überhaupt wusste, was Sache ist. Kuroo-san hat ja normalerweise die Ruhe weg, aber ich kann euch sagen, auf halber Strecke sah er schon ein wenig verzweifelt aus«, berichtete Yukie mit einem nachdenklichen Zeigefinger am Kinn. Kaori schnaubte und fuhr fort, von der scheinbar komplizierten Liebesgeschichte zwischen diesen zwei Jungen zu berichten. Riko lauschte und es war ihr ein bisschen peinlich, wie interessiert sie daran war. »Bokuto-san war absolut unausstehlich, als er fälschlicherweise angenommen hat, dass Kuroo-san und Kenma-san ein Paar wären, weil Saruki-san sich den Spaß gemacht hat, Bokuto das als Wahrheit zu verkaufen… Das waren anstrengende zwei Wochen. Bokuto-san war zu nichts zu gebrauchen.« Zu Rikos Überraschung seufzte Momoi. »Ich wünschte, Dai-chan und Ki-chan würden sich daran ein Beispiel nehmen«, erklärte sie kopfschüttelnd. Riko starrte. »Moment mal. Aomine und Kise?« Momoi sah Riko an, als würde sie an ihrer Intelligenz zweifeln. Riko verschränkte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn. Sie war nicht besonders gut mit Dingen, bei den man Feingefühl und Sozialkompetenz beweisen musste. »Aomine-kun ist schon seit Jahren in Ki-chan verliebt und ich bin mir recht sicher, dass es andersrum genauso ist. Aber weil Aomine-kun leider einen Dickkopf aus Stahl und keine Ahnung von Gefühlen hat, passiert einfach nichts zwischen den beiden. Ich meine, Midorin ist da ähnlich wie Aomine-kun, aber Takao-san ist ziemlich schlau und nicht so stumpf mit Gefühlen, deswegen hat es zwischen den beiden recht schnell geklappt…« Rikos Augen wurden noch größer. »Midorima und Takao?« An dieser Stelle verdrehte Momoi die Augen. »Riko-chan, du bist ein Genie, aber dachtest du wirklich, dass bei so vielen Männern auf einem Haufen allesamt heterosexuell sind? Das ist ausgesprochen unwahrscheinlich, kann ich dir sagen. Wenn du möchtest, kann ich dir die Wahrscheinlichkeit ausrechnen.« »Bitte nicht«, entgegnete Riko nun mit hochrotem Kopf, während die anderen Mädchen über ihr Gespräch mit Momoi kicherten. Riko wollte gerne fragen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, dass zwei Mädchen, die Basketballmannschaften betreuten, ebenfalls nicht heterosexuell waren, aber sie traute sich nicht. Stattdessen lenkte sie sich damit ab sich daran zu erinnern, wann sie jemals Midorima und Takao gemeinsam in Aktion erlebt hatte. Zugegebenermaßen konnten die beiden schon als altes Ehepaar durchgehen, wenn sie es recht bedachte. Aber Aomine und Kise… Aomine war einfach zu arrogant und selbstsüchtig, als dass sie sich vorstellen konnte, wie er sich in jemanden verliebte, der nicht er selbst war. Ihre Aufmerksamkeit wurde von Hitoka abgelenkt, die sich zu Wort meldete. »Ist Aomine-kun der gruselige Riese mit dem bösen Blick?« Momoi kicherte. »Davon gibt es mehrere bei uns. Midorin sieht auch nicht sonderlich freundlich aus.« »Kagami auch nicht«, fügte Riko hinzu. »Und Ootsubo-san…« Hitoka fuhr sich verlegen durch die Haare und zog den Kopf ein wenig ein. »Keine Angst, Hitoka-chan«, sagte Kiyoko. Ihre Stimme klang definitiv zärtlich. Riko musste lächeln. »Ja, keine Angst. Wir haben einen Berg galanter Volleyballtrottel, die dich vor den bösen Basketballern beschützen«, erklärte Kaori mit einer abwinkenden Handbewegung. »Aber du musst zugeben, dass unsere Jungs allesamt nicht so gruselig aussehen wie die Basketballer«, meinte Yukie nachdenklich. Momoi kicherte erneut. »Sie sind alle gar nicht so schlimm wie sie aussehen.« »Außer Aomine und Midorima«, sagte Riko. Momoi schmunzelte zu ihr herüber und ihr Magen löste sich in einen Ameisenhaufen auf. »Auch die beiden sind nicht so schlimm wie sie aussehen.« »Und ich finde, eure Jungs von Karasuno können schon recht einschüchternd wirken, wenn man sie als gefallene Krähen bezeichnet«, sagte Kaori. Kiyoko lächelte und nickte. »Oh, ja. Nennt sie lieber nicht so.« Riko folgte dem Gespräch kaum, das sich daraufhin entwickelte. Sie schaute auf ihre Notizen und las sie eigentlich gar nicht. Eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, dachte sie und fragte sich, ob sie mit Kiyoko einmal über dieses Thema reden konnte. Kapitel 10: Part I - Tanaka --------------------------- »Wir werden zwei Probespiele veranstalten, um den Teams der jeweiligen anderen Sportart die Regeln nebenbei zu erklären und ein Gefühl für den anderen Sport zu bekommen. Ich warne euch schon mal vor, ihr werdet alle auch mindestens ein Spiel der jeweils anderen Sportart spielen. Wir fangen mit einer Partie Basketball an. Wenn ich die Mannschaften von Shutoku und Seirin bitten dürfte, sich aufs Feld zu geben und warm zu machen? Kasamatsu-san und ich werden den Volleyballern während des Spiels die Regeln erklären!« Ryu war wirklich beeindruckt von Aida. Sie war vielleicht unbedingt sein Typ Mädchen – insgeheim stellte er sich immer eine schüchterne und sehr liebevolle Freundin vor – aber er fand es toll, wie viel Ahnung sie von Sport hatte. Und er mochte ihr kurzes Haar. Er beobachtete, wie die beiden angesprochenen Mannschaften sich aufs Feld bewegten. Das hieß, dass er nun Midorima und Takao gemeinsam in Aktion erleben würde. Aus unerfindlichen Gründen kribbelte es ihm im Nacken, als er sah, wie die beiden aufs Feld taten. Takao hielt Midorima seine Faust hin und Midorima sah sie einen Moment lang ausdruckslos an, dann verdrehte er die Augen und schlug sachte mit seiner eigenen Faust dagegen. Seine Finger hatte er vorhin in ihrem Zimmer noch mit Tape umwickelt. Ein sehr seltsamer Typ. Ryu fragte sich, was Takao an ihm fand. Aus irgendeinem Grund war Hinata vollkommen außer sich und feuerte bereits vor Beginn eines der Mitglieder von Seirin an. Ryu brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass die beiden scheinbar ein Zimmer teilten und Hinata bereits schwer beeindruckt von dem Seirin-Spieler war. Ryu wusste, dass er sich im Leben nicht alle Namen merken konnte, bis dieses Camp vorbei war. »Wer von euch hat schon mal Basketball gespielt oder kennt die Regeln?« Ein paar vereinzelte Hände hoben sich, inklusive die von Tora, der neben Ryu stand und genauso interessiert auf ihre Zimmergenossen zu achten schien. »Du kannst Basketball spielen?«, fragte Ryu. Tora grinste. »Ich kann viele Dinge!« Ryu schnaubte und grinste breit. Sie standen recht dicht gedrängt am Spielfeldrand in der Sporthalle, die sie für ihr Trainingscamp benutzten. Toras Schulter war kaum merklich gegen die von Ryu gedrückt, direkt hinter ihnen standen Daichi und Suga und auf Ryus anderer Seite stand ein Basketballer, dessen Name Ryu nicht kannte. Es stand allerdings fest, dass Ryu lieber Schulter an Schulter mit Tora stehen wollte, als mit dem Basketballer. Schließlich richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Aida, die kurz und mit tragender Stimme anfing, die Grundaufstellungen eines Basketballteams und den zeitlichen Ablauf eines Spiels zu erläutern. »Ein Spiel geht viermal zehn Minuten mit kurzen Pausen dazwischen. Das Team besteht aus jeweils fünf Spielern, wie ihr hier seht. Die verschiedenen Positionen…« Ryu war erstaunt darüber, wie interessant er es fand, diese Informationen über einen neuen Sport zu lernen. Normalerweise war er nicht sonderlich erpicht darauf, neue Dinge zu lernen, aber er ertappte sich bei einer gewissen Spannung. Natürlich hatte er schon mal Basketballspiele gesehen, aber er hatte sie nie sonderlich aufmerksam beobachtet und er hatte schon gar nie Lust gehabt, den Sport einmal selbst auszuprobieren. Er schmetterte den Ball anderen Leuten zu gerne entgegen, als dass es ihm großartig Spaß gemacht hätte, ihn dauernd auf den Boden zu werfen und damit übers Feld zu laufen. Als Aida schließlich den Anpfiff gab, fuhr Momoi fort, ihnen die Regeln zu erklären, während das Spiel am Laufen war. Ryu hatte Schwierigkeiten zuzuhören, denn jetzt sah er tatsächlich Takao und seinen merkwürdigen Shin-chan in Aktion. Es war schnell klar, dass Shin-chan der Star des Feldes war. Ryu wusste, wenn dies Volleyball wäre, dann wäre Shin-chan der Spieler, den mal als Ace bezeichnete. Er verfehlte nicht einmal den Korb, seine Miene sah ununterbrochen steinern und konzentriert aus, während Takao um ihn herum wirbelte und ihm wie aus dem Nichts Pässe zuspielte, die Midorima jedes Mal zu fangen schien. Die beiden sahen aus, als könnten sie die Gedanken des anderen lesen. »Woah«, hörte er Tora neben sich sagen. »Woah«, bestätigte Ryu. Ein Plätze weiter schrie Hinata: »MACH SIE FERTIG, KIYOSHI-SAN!« Der eher unscheinbar dreinblickende Riese aus der gegnerischen Mannschaft lächelte. »Wie die Nummer sechs uns hier demonstriert, werden Würfe von der weiter hinten gelegenen Spielfeldlinie mit drei Punkten bewertet«, erklärte Momoi, während Midorima einen weiteren Korb machte. Ryu hatte nicht einmal die Zeit dafür, den rothaarigen Riesen dafür zu bewundern, dass er so hoch springen konnte – es war viel weniger beeindruckend, wenn man sowieso schon fast zwei Meter groß war und nicht so wie Hinata nur einen Meter und sechzig Zentimeter maß – weil er zu sehr darauf fixiert war, wie lückenlos Takao und sein Freund miteinander spielten. Ryu hatte nicht wirklich die Kapazität, sich alle aufgelisteten Regeln zu merken, weil er zu sehr damit beschäftigt war, die Basketballer anzustarren. Tora neben ihm grinste. »Takao ist anscheinend nicht immer wie auf Speed«, sagte er und Ryu schnaubte amüsiert. Das Spiel war für Ryus Geschmack zu schnell vorbei, aber es juckte ihn auch in den Fingern, selbst auf dem Feld zu stehen und Volleyball zu spielen. Er wollte diesen riesigen Schnöseln zeigen, was er drauf hatte. Während Aida und Momoi noch einige Dinge erklärten, machten sich die Managerinnen von Fukurodani gemeinsam mit Bokuto und Kuroo daran, die Volleyballnetze aufzubauen. »Wehe ich muss hier am Rand stehen bleiben«, knurrte Ryu. Tora schlug ihm kameradschaftlich auf den Rücken. »Sollte das der Fall sein, kannst du mich anfeuern!« »Pf! Ich bin doch nicht dein Fangirl.« Tora lachte bellend und grinste breit zu ihm herüber. »Mit dir als Fangirl wäre ich auf jeden Fall nicht so nervös wie mit einem richtigen Fangirl.« Ryu wollte Tora gerne dafür auslachen, dass Mädchen ihn so nervös machten und dass seine Verkündigung irgendwie schwul klang. Dann fiel ihm ein, dass Takao und Midorima ein Paar waren, und eine Szene, die sich zwischen ihm und Ennoshita abgespielt hatte, schob sich vor sein inneres Auge. Ryu wusste noch, dass er eine fiktive Unterhaltung mit Ennoshita darüber gehabt hatte, wie er sich seine Freundin vorstellte und wie sie ihm vor einem Spiel Glück wünschte. Und dann erinnerte er sich an Toras Nachricht vor den Klausuren. »Du schaffst das, Ryu!!! Ich glaub an dich!!!!« Sein Lachen blieb ihm ein wenig im Halse stecken. Den Göttern sei Dank verkündete Kiyoko in diesem Augenblick: »Wir spielen ein Set Volleyball. Wenn ich Karasuno und Fukurodani aufs Feld bitten dürfte…« Ryu wirbelte herum und grinste Tora breit an. »HAHA! Jetzt kannst du mich anfeuern, City Boy!« Tora schnaubte unzufrieden, klatschte Ryu dann aber auf den Hinterkopf und grinste. »Zeig ihnen wo der Hammer hängt!« Ryu nickte und reihte sich neben seinen Teamkameraden ein. Bokuto stolzierte auf der anderen Seite herum und ließ sich von all seinen Mitspielern sagen, wie großartig er war. Hinata hüpfte aufgeregt auf und ab und winkte einigen Leuten am Rand. Die Basketballer sahen sehr unbeeindruckt aus. Ryu nahm sich fest vor, das zu ändern. Wie es sich herausstellte, waren Volleyballer einfach kameradschaftlichere Zeitgenossen als Basketballer. Nekoma rief beiden Teams zu – in Kuroos Fall stichelnd in Richtung Bokuto, in Toras Fall anstachelnd und bestätigend in Ryus Richtung und in Inoukas Fall waren es vor allem nichtssagende Geräusche über Hinata, die ihren kleinen Köder jedoch sehr zu ermutigen schienen – und feuerte sie an und hier und da konnte Ryu auch von vereinzelten Basketballern Kommentare hören. Takao schien mächtig beeindruckt. »Woah, Shin-chan, das ist ziemlich krasser Scheiß.« »Ich glaube nicht, dass ich weiß, was ‚krasser Scheiß‘ sein soll.« Nach einem von Hinatas Schmetterbällen hörte man den Riesen von Seirin laut sagen »Wow, Hinata, das war beeindruckend!« und Hinata grinste zu ihm hinüber und zeigte ihm einen hochgestreckten Daumen. Ryu hätte nicht gedacht, dass er das jemals sagen würde, aber Tora war definitiv das beste Fangirl aller Zeiten. »HAU IHM DEN BALL INS GESICHT! GEILER SCHMETTERBALL! ICH GLAUBE BOKUTO-SAN FÄNGT GLEICH AN ZU WEINEN!« Ryu musste tatsächlich lachen, obwohl Bokuto sichtlich empört dreinblickte und Akaashi mit leicht verzweifeltem Blick nach demjenigen suchte, der Bokuto potentiell in eine Krise stürzte. Ryu fühlte sich großartig. Sie verloren haushoch, aber es kam ihm vor, als hätten sie gerade die Vorrunde für die Nationalmeisterschaften gewonnen. Sein Bauch und sein Brustkorb wurden definitiv von innen heraus gewärmt und er stapfte mit einem breiten Grinsen zu Tora hinüber, patschte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: »Du bist definitiv das beste Fangirl, City Boy. Eigentlich musst du dir bloß noch die Haare lang wachsen lassen.« Er lachte über seinen eigenen Witz, wurde allerdings unterbrochen, weil er sah, dass Toras Wangen rot anliefen. Er lachte zwar auch, sah dabei aber ein wenig aus wie eine überreife Tomate. Und Ryu versuchte sehr angestrengt, das Hüpfen in seiner Magengegend zu ignorieren. Kapitel 11: Part I - Kasamatsu ------------------------------ Yukio hatte seit Ewigkeiten niemandem mehr Basketballregeln erklären müssen. Obwohl er gerne spielte, war er irgendwie froh darüber, dass er nicht auf dem Feld hatte stehen und sich anstarren lassen müssen. Nicht, dass das normalerweise ein Problem für ihn gewesen wäre – es passierte schließlich andauernd, wenn sie offizielle Spiele hatten. Aber aus unerfindlichen Gründen wollte er sehr definitiv nicht von dem Kapitän der Nekoma Volleyballmannschaft angestarrt werden. Vermutlich würde Kuroo auf lange Sicht ohnehin nur noch Kise und Aomine anstarren, weil diese beiden sehr viel beeindruckender waren als Yukio, aber trotzdem. Diese Augen waren beunruhigend. Er erklärte also die Regeln und durfte dann Bokuto und Hinata in Aktion erleben, wohingegen Sugawara lediglich am Rand stand, was ihn verwunderte. Er fragte sich, welche Position er eigentlich spielte. Vielleicht war er so etwas wie eine Geheimwaffe – ähnlich wie Kuroko, den man auf den ersten Blick unterschätzte. Bokuto war beim Spielen genauso laut wie auf ihrem Zimmer und Yukio lauschte den stichelnden Worten, die Kuroo ihm zurief, wobei er sehr bemüht war, ihn nicht anzusehen. Vermutlich bildete er es sich ein, aber er könnte schwören, dass Kuroo ihn hingegen sehr genau beobachtete. Yukio war aus unerfindlichen Gründen erschöpft. Am liebsten wäre er auf sein Zimmer gegangen und hätte dort geschlafen, allerdings würden in nicht allzu ferner Zeit Hinata und Bokuto dort auftauchen und sehr laut über die Spiele reden. Aida verkündete eine halbstündige Pause mit anschließendem Ausdauertraining, also machte Yukio sich so langsam wie möglich auf den Weg zum Zimmer. Vielleicht hatte er auf dem Weg dorthin mehr Ruhe, als an seinem Ziel. Er bog zweimal falsch ab und hatte gerade den richtigen Weg wiedergefunden, als er um die letzte Ecke bog, fand er sich konfrontiert mit zwei sehr eng umschlungenen Gestalten. Die definitiv knutschten. Sehr, sehr intensiv knutschten. Zu Yukios Entsetzen erkannte er sofort die ungekämmten Haare von Kuroo und die nicht minder seltsame Frisur von Bokuto, sowie seine beeindruckten Oberarme. Yukio wollte sofort umdrehen oder wahlweise auch ein ungerührtes Räuspern von sich geben, das sehr deutlich demonstrierte, wie egal ihm diese Szenerie war. Allerdings konnte er weder seine Beine bewegen, noch seine Stimmbänder kontrollieren. Sein Herz war kurz davor seinen Brustkorb zu zersprengen. Unaufgefordert schoben sich Bilder in seinen Kopf, die er seit Monaten verdrängt hatte und die nie wirklich stattgefunden hatten, aber er hatte ungefähr hundert Mal zu oft davon geträumt, dass Kise ihn so küssen würde. Yukio wollte nicht darüber nachdenken, wie es war, von Kise geküsst zu werden. Er wollte auch nicht darüber nachdenken, wie es überhaupt sein würde geküsst zu werden – und schon gar nicht von einem Mann. Mit einem ausgesprochen obszönen Geräusch, das ihn beinahe an den Rand der Ohnmacht trieb und sich direkt in seinem Unterleib breit machte, löste sich Kuroo von Bokuto. Die beiden waren beinahe gleich groß, aber Kuroo hatte Bokuto gegen die Wand gedrängt und Bokutos Augen sahen definitiv glasig aus. Er machte ein unzufriedenes Geräusch, als Kuroo sich von ihm löste, bevor auch sein Kopf sich zu Yukio umdrehte. Beiden sahen ihn an. Kuroo schmunzelte kaum merklich. Yukio war sich sicher, er müsste gleich sterben, als Kuroo sich über die Lippen leckte und immer noch keine Anstalten machte, sich auch nur einen Zentimeter von Bokutos Körper zu entfernen. Von Anstand und Sitte hatten diese beiden jedenfalls noch nie etwas gehört. Yukio wünschte, er könnte irgendwo anders sein. Er wünschte, er könnte auch einen Mann so küssen und er wünschte sich, dass er sich das nicht wünschte. »Na? Mitmachen gefällig?«, fragte Kuroo und es lag ein deutliches Schnurren in seiner Stimme. Yukio hatte kaum Zeit das Leuchten in Bokutos Augen zu bemerken, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und zurück um die Ecke bog, hinter der er gerade vorgetreten war. Das Bild der beiden hatte sich in seine Netzhaut gebrannt und ihm war so heiß, als hätte man ihn direkt in einen aktiven Vulkan geworfen, um ein Bad zu nehmen. Vor lauter Verwirrung und Empörung und – Yukio wollte nicht darüber nachdenken, aber er konnte es auch nicht ignorieren – Erregung verlief er sich ein zweites Mal und fand schließlich eine Herrentoilette, auf der er sich einschloss und sich auf den Klodeckel sinken ließ. Er hatte ein sehr unangenehmes Problem in der Hose und es dauerte ganze sieben Minuten, bevor er aufstehen und sich etwas Wasser ins Gesicht spritzen konnte, ehe er das Bad verließ und sich einfach auf den Weg zurück in die Halle machte, aus der er gerade erst gekommen war. Yukio war derart bereit für Ausdauertraining. Er würde trainieren, bis er umfiel und dann würde er noch ein wenig mehr trainieren, damit er heute Abend auf jeden Fall schlafen konnte. Und am besten nichts träumte, weil er so erschöpft war. Er musste das Zimmer wechseln. Yukio konnte auf keinen Fall zwei Wochen mit diesen beiden in einem Zimmer schlafen. Es war vorher bereits grenzwertig gewesen, mit Hinatas und Bokutos Geschreie und Kuroos bohrenden Blicken, die aus unerfindlichen Gründen in sein sehr tiefstes und sehr geheimes Inneres zu starren schienen. Aber jetzt? Jetzt hatte er Bilder im Kopf und wer wusste schon, ob Kuroo und Bokuto nicht gleich heute Nacht einfach weiter knutschen würden. Konnte er sich dann schlichtweg aus dem Fenster stürzen und sich im Garten vergraben, um niemals wieder mit knutschenden Männern oder den Gedanken daran konfrontiert zu sein? Weil er ein absoluter Glückspilz war, stieß er in der Halle direkt auf Kise, der ihn gut gelaunt begrüßte, als wäre Yukio nicht gerade tausend Tode gestorben. »Also in Ordnung, senpai? Du siehst ein wenig blass um die Nase aus«, erklärte Kise und musterte ihn eindringlich. Yukio widerstand der Versuchung, ihm einen Tritt zu geben. »Alles bestens«, murrte er. Kise war wirklich die letzte Person, die er jetzt sehen wollte. Es war nicht so, dass Yukio in Kise verliebt war. Den Göttern sei Dank. Dann hätte Yukio vermutlich bereits das Land verlassen und seinen Namen gewechselt. Nein. Er hatte nur dummerweise durch Kise bemerkt, dass er Männer attraktiv fand. Ausschließlich Männer. Vorher war es einfach immer so gewesen, dass er für Mädchen keine Zeit und auch kein Interesse gehabt hatte. Aber jetzt war es nicht lediglich die Abwesenheit des Interesses an Mädchen, sondern die gleichzeitige Anwesenheit dieser anderen Sachen, auf die Yukio sehr gerne verzichtet hätte. Er konnte nicht einmal erklären, wieso es ihn so störte, wenn es ihm bei anderen Leuten doch vollkommen egal war. Aber er war noch nie besonders gut mit Gefühlen gewesen und schon gar nicht mit seinen eigenen. »Wenn du drüber reden willst…« Yukio verpasste Kise einen leichten Buff mit dem Ellbogen. »Ganz sicher nicht«, maulte er, aber er hörte selbst, dass es recht abgeschwächt klang und keinen Biss hatte. Kise lächelte ihn aufmunternd an und Yukio wollte einfach nur, dass der Boden sich auftat und ihn verschluckte. Yukio hätte gerne darauf verzichtet, Kuroo und Bokuto wiederzusehen, aber selbstverständlich tauchten sie auf, mehr oder minder pünktlich und mit noch zerzausteren Haaren als vorher schon. Was Yukio lediglich wieder daran erinnerte, wobei er die beiden ertappt hatte. Sie fingen mit dem Ausdauertraining an. Ukai und die sechs Mädchen hatten sich in der Pause daran gemacht, draußen in der Landschaft Fähnchen zu verteilen, die sie nun auflaufen mussten. In mehreren Runden und in Gruppen aufgeteilt. Es ging viel bergauf, was einige seiner Mannschaftskameraden zum Stöhnen brachte. Yukio starrte sie streng in Grund und Boden. Aber laufen war gut. Er konnte einfach für anderthalb Stunden laufen und laufen und laufen und hoffentlich über nichts nachdenken. Der Tag schleppte sich dahin. Ausdauertraining, Mittagessen, Muskeltraining, Musterung durch Aida und Spieleranalyse von Momoi, Passtraining für die Basketballer und Annahmetraining für die Volleyballer. Dann andersrum, was zu sehr amüsanten Missgeschicken und viel Gefluche führte. Und dann hatten sie den Abend nach einem ausgiebigen Buffet am Abend frei. Es würde viel um Badezimmerbenutzungsreihenfolgen gestritten aber Yukio war es egal, solange er nicht Kise, Kuroo oder Bokuto das Bad teilen musste. Letztendlich schritt Aida ein und machte den Streitereien ein Ende, indem sie streng verkündete, dass die beiden Bäder Zimmer nach Zimmer verwendet werden sollten und wenn sie sich nicht benahmen, würde sie sich für den morgigen Tag etwas besonders Anstrengendes ausdenken. Yukio dachte still bei sich, dass sie vermutlich ohnehin etwas ungeheuer Anstrengendes für sie in der Hinterhand hatte, aber er verkündete das nicht laut. Stattdessen wartete er, bis alle Zimmer beide Bäder fertig benutzt hatten und ging dann alleine in eines davon. Keine nackten Jungs weit und breit, außer er selbst. Kapitel 12: Part I - Tanaka --------------------------- »Oi, Takao.« »Hm?« »Wie hast du gemerkt, dass du Midorima gut findest?« Takaos graue Augen musterten Ryus Gesicht amüsiert. »Wie man halt generell merkt, dass man wen gut findet.« Ryu schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. »Na schön, wie merkt man generell, dass man wen gut findet?« Takao hob die Arme. »Keine Ahnung, man. Woher weißt du, dass Volleyball dir Spaß macht? Wieso schmeckt dir dein Lieblingsessen am besten? Shin-chan ist ein absoluter Volltrottel, aber irgendwann hab ich ihn angeguckt und festgestellt, dass er das menschliche Äquivalent für mein Lieblingsessen ist und es ist ehrlich gesagt ziemlich peinlich, dass ich so eine beknackte Metapher dafür verwenden muss.« Sie saßen draußen auf dem Rasen. Sie hatten einige Übungen zur Stärkung ihrer Sprungkraft durchgeführt und sich dafür in Zweierteams aufgeteilt, wobei immer ein Volleyballer und ein Basketballer zusammen in ein Team hatten gehen sollen. Ryu hatte definitiv nicht mit Midorima in einem Team zusammen sein wollen, deswegen hatte er sofort Takao gepackt und ihre beiden Arme in die Höhe gerissen, damit Momoi sie als ein Team vermerken konnte. Ryu hatte sehr viel Mitleid mit Yamaguchi, der nun mit Midorima in einem Team steckte. Tora und Yaku hatten anderen Basketballer finden müssen und Ryu hatte noch nicht entdeckt, mit wem Tora in einem Zweierteam gelandet war. Er war schon lange nicht mehr so viel gesprungen wie heute und das schloss in die Länge gezogene Matches mit ein. Takao sah sogar noch fertiger aus als er. Ryu hatte bei dem Probespiel bereits festgestellt, dass die meisten Basketballer nicht so viel herumsprangen wie die Jungs aus den Volleyballteams. Was das anging, hatten sie definitiv einen Vorteil. Takao war einfach an Ort und Stelle zusammengesackt, nachdem Aida verkündet hatte, dass sie jetzt eine Viertelstunde Pause machen konnten, bevor es an Wurfübungen ging. Ryu dachte über sein Lieblingsessen nach. Er mochte eigentlich alles an Essen. Das half ihm also nicht wirklich weiter. »Das ist total bescheuert«, erklärte er Takao. Der holte aus, um Ryu auf den Oberarm zu schlagen, aber er hatte so wenig Kraft übrig, dass es sich anfühlte, als hätte er Ryu mit einem Plüschtier beworfen. »Alter, du hast mich diese komische Frage gefragt. Wer zum Henker weiß denn bitte nicht, wie es sich anfühlt, irgendwen gut zu finden?« Ryu brummte unzufrieden. »Keine Ahnung, ich fand halt noch nie jemanden gut!« »Du findest doch hier… die Schnecke mit der Brille gut, oder nicht?« Ryu dachte darüber nach. Er mochte Kiyoko und er fand sie wunderschön, wie jeder Mensch auf diesem Erdball sie aus Vernunftgründen schön finden sollte. Er buhlte um ihre Aufmerksamkeit und hatte einen großen Beschützerinstinkt für sie. Würde er mit ihr ausgehen? Wahrscheinlich. Wer würde das nicht? Takao und Midorima, erklärte ihm eine Stimme in seinem Hinterkopf. Tora hatte wahrscheinlich zu viel Angst, um mit Kiyoko auszugehen. Das brachte Ryu zum Grinsen. Allerdings führte es auch dazu, dass er über Tora nachdachte, der – wenn Ryu ganz ehrlich zu sich selbst war – der Auslöser für dieses Gespräch gewesen war. »Kiyoko-san ist keine Schnecke«, sagte er ohne Biss dahinter. Takao musterte ihn von der Seite und Ryu ließ sich einfach rücklings auf den Rasen fallen. Sogar sitzen war anstrengend. »Ok, wie ist es hiermit: Versuch dir die Person, um die es natürlich ganz inoffiziell geht, mit wem anders beim Knutschen vorzustellen. Was passiert dann?«, meinte Takao achselzuckend und tat es Ryu gleich. Ryu dachte darüber nach. Ihm war all das definitiv zu viel Denkarbeit. Er war nicht besonders gut im Nachdenken, er war eher der Typ zum Drauflostürmen. Ein Mann der Tat! Er musste die Augen zumachen, um sich einen gewissen jemand beim Knutschen vorstellen zu können. Mit wem würde Tora knutschen? Vor Mädchen hatte er zu viel Angst, auch wenn er mit Typen anscheinend nichts am Hut zu haben schien. Zumindest wusste Ryu nichts davon. Er wusste bei sich selbst ja noch nicht einmal was davon. Also versuchte er es einfach mit dem nächstbesten Kerl, von dem er wusste, dass er Kerle mochte. Und das war zufällig Takao. Tora und Takao in irgendeiner verlassenen Umkleide. Ryu war nicht unbedingt der Mensch mit der größten Vorstellungskraft, aber dafür reichte es in seinem hormongesteuerten Gehirn gerade noch aus. Takao hatte wahrscheinlich viel mehr Erfahren in diesen Dingen, also würde er sicherlich den Ton angeben. In Ryus Kopf lehnte Tora an einer Wand, Wangen rot und Augen halb geschlossen, während Takao auf diese amüsierte Weise schmunzelte, wie er es so oft tat, wenn er Midorima ansah. Und dann küsste er ihn. Ryu war kein Typ für Bescheidenheit, deswegen ging es sofort sehr zur Sache, mit Zunge und Keuchen und aneinander gepressten Unterkörpern und allem drum und dran. Oh. Er machte die Augen wieder auf und drehte den Kopf so, dass er Takao anschauen konnte. »Was für ein beschissener Tip, Alter«, sagte er und Takao lachte. »Eifersüchtig?«, wollte er wissen. Ryu brummte. »Oder gar angeturnt?«, stichelte Takao. Ryu wollte sich gerne auf ihn stürzen und ihn ordentlich durchschütteln, aber er hatte keine Kraft in den Beinen, um irgendetwas Beeindruckendes zu bewältigen. War er eifersüchtig? Oder… die andere Sache? Es waren sehr gemischte Signale, die er von diesen Bildern in seinem Kopf bekam, was ihn nur weiter frustrierte. Vielleicht musste er einfach drauf los stürmen, wie er es sonst immer tat und dann sehen, was passierte. Andererseits würde es sehr komisch werden, wenn Tora sich kein bisschen vorstellen konnte, so über Ryu nachzudenken. Und dann wären sie vielleicht keine Freunde mehr. Das wollte Ryu auf keinen Fall. »Sag einfach Bescheid, wenn du noch mehr Liebestipps möchtest«, sagte Takao in einem amüsierten Singsang. »ICH BRAUCHE KEINE LIEBESTIPPS VON EINEM ARMLEUCHTER WIE DIR!«, rief Ryu empört und wollte sich nun doch auf Takao stürzen, der einfach lachend aus dem Weg rollte, während gut vierzig Augenpaare sich auf sie richteten und Ryu dazu brachte, seine Lebensentscheidungen in Frage zu stellen. Kapitel 13: Part I - Kasamatsu ------------------------------ Yukio schaffte es selbstredend keine halbe Stunde, den beiden Übeltätern aus dem Weg zu gehen, nachdem er mit Baden fertig und wieder im Zimmer war. Und es schien auf Seite dieser beiden Klärungsbedarf zu geben, denn sie trieben Yukio in eine Ecke, während Hinata, Kiyoshi und Suga nach einem Getränkeautomaten suchen gingen, weil Hinata Durst hatte und nicht alleine gehen wollte, da ihm offenbar immer komische Dinge passierten, wenn er alleine unterwegs und große Kerle in der Nähe waren. Yukio wollte sich gerade mit seinem iPod auf seinen Futon werfen und so tun, als würde er sofort einschlafen, aber da hatte sich Bokuto schon neben seine Füße gehockt und Kuroos Gesicht schwebte direkt über ihm. Er verpasste dem Kapitän von Nekoma beinahe eine Kopfnuss, weil er sich so erschreckte. »Yukio«, sagte Bokuto und ausnahmsweise brüllte er einmal nicht, sondern starrte ihn überraschend ernst und eindringlich an. Yukio hätte nicht gedacht, dass das möglich gewesen wäre. Außerdem spürte er bei der Benutzung seines Vornamens ohne Suffix eine merkwürdige Mischung aus Empörung und Erregung. Toll. »Wir dachten, wir erkundigen uns mal, ob bei dir alles ok ist«, sagte Kuroo beiläufig und zog Yukio ungefragt die Stöpsel aus den Ohren. »Ja, Alter! Haben wir dich erschreckt?«, wollte Bokuto wissen. Yukio starrte sie beide abwechselnd an. Dann schüttelte er den Kopf, was eiskalt gelogen war, und er entnahm Kuroos Gesichtsausdruck, dass dieser es sofort durchschaute. »Wir dachten, du hast vielleicht was dagegen, wenn zwei Kerle…«, meinte Kuroo mit einer lässigen Handbewegung. In diesem Moment wurde Yukio klar, dass die beiden sich tatsächlich Gedanken darüber gemacht hatten, was er von ihnen hielt. Beziehungsweise, was er davon hielt, dass sie knutschten. Er hatte sich wie der letzte Trottel verhalten und jetzt dachte die beiden wahrscheinlich, dass er ein homophober Saftsack war, der das Kotzen bekam, wenn zwei Männer sich küssten. Yukio bekam eine sehr trockene Kehle. Er hatte keine Lust den beiden zu erklären, dass er keine generellen Probleme mit knutschenden Kerlen hatte, sondern dass er nur nicht besonders gut damit umgehen konnte, mit seiner eigenen sexuellen Orientierung konfrontiert zu werden. Was natürlich überhaupt keinen Sinn ergab, aber er konnte es nun einmal nicht ändern. »Es ist mir sehr egal, wen ihr knutscht«, sagte er abweisend und rutschte ein Stück auf seinem Futon zur Seite, um Kuroos Gesicht zu entkommen, dass viel zu nah über seinem schwebte. Kuroo und Bokuto schauten sich kurz an, dann zuckte Kuroo mit den Schultern und rückte von Yukios Futon ab. »Dann ist ja gut. Wir wollten nur nicht, dass jetzt hier auf dem Zimmer zwei Wochen dicke Luft ist, weil du was gegen gleichgeschlechtliche Paare hast«, erklärte Kuroo und streckte sich nun auf seinem eigenen Futon an. Zu Yukios Entsetzen warf sich Bokuto direkt neben Kuroo auf dessen Futon, platzierte seinen Kopf auf Kuroos Schulter und machte die Augen zu. Na toll. Jetzt startete hier ein Kuschelfestival. Yukio drehte seine Musik so laut auf wie möglich, ignorierte Hinata, Kiyoshi und Sugawara, die zu diesem Zeitpunkt das Zimmer betraten und versuchte krampfhaft an etwas anderes zu denken. Aber alles, was sein Gehirn ausspucken wollte, war Kuroos Gesicht und der Satz »Na? Mitmachen gefällig?«. Schlimm genug, wenn er einen Mann attraktiv fand, jetzt waren es schon drei. Und Yukio wollte nicht – wollte ganz unbedingt und es war zum Mäusemelken – mal mit einem einzigen Mann rumknutschen, geschweige denn mit zweien. Waren Bokuto und Kuroo ein Paar oder einfach nur Freunde mit… nun ja. Wenn sie ein Paar waren, dann war diese Frage sicherlich scherzhaft gemeint gewesen. Yukios Herz hämmerte in einem unerlässlichen Trommelwirbel gegen seine Rippen und als er kurz die Augen öffnete und den Kopf drehte, um zu Kuroo und Bokuto hinüber zu blicken, blickte er direkt in Kuroos wissend dreinschauende Katzenaugen. Yukio schlief nicht viel in dieser Nacht. Wahrscheinlich würde er zwei Wochen lang überhaupt nicht mehr schlafen und zu allem Überfluss redete Hinata im Schlaf, was alles noch schlimmer machte. Er träumte mindestens drei Mal von Kuroo und Bokuto und einmal schob sich sogar noch Kise dazwischen, was dazu führte, dass Yukio in aller Herrgottsfrühe aufstand und sich im Bad einschloss, um seine sehr nachhaltige Morgenlatte zu beseitigen. Sein Leben war ein Witz. In diesem Moment bereute er es sehr, dass er dem Trainingscamp zugestimmt hatte. Die nächsten Tage verliefen erstaunlich ruhig dafür, dass er mit Bokuto und Hinata auf einem Zimmer war. Hinata war die meiste Zeit über unterwegs, weil er zu hibbelig war, um Zeit auf dem Zimmer zu verbringen und Bokuto und waren meistens in ihrer freien Zeit außerhalb des Zimmers. Oder sie waren schweigend im Zimmer. Was schlimm war, weil die einzigen Momente, in denen Bokuto still war, beim Küssen und beim Schlafen war. Das hieß also, dass wenn Kuroo und Bokuto schweigend im Zimmer waren, dann knutschten sie. Yukio konnte einfach nicht wegsehen. Er war ein elender Voyeur. Und das schlimmste daran war, dass Kuroo ihn jedes Mal erwischte. Der Mistkerl machte es wahrscheinlich mit Absicht. Am fünften Tag und kurz vor Beginn vom Wochenende, das Yukio den Göttern sei Dank zu Hause verbringen konnte, kam eine der Managerinnen von Fukurodani herein, um ein bisschen mit Bokuto zu plaudern. »Ich muss dir übrigens sagen, Bokuto-san, du und Kuroo-san liegt weit vorne, was Knutscheskapaden angeht.« Bokuto quittiert diese Information mit einer Faust, die er in die Luft stieß und einem sehr lauten »HEYHEYHEY!«. Kuroo gluckste heiter. »Mir war nicht klar, dass es einen Wettbewerb diesbezüglich gibt. Wer ist unsere Konkurrenz?« Shirofuku legte den Kopf schief und lächelte amüsiert. »Ah, Takao-san und der große Kerl mit der Brille. Ich hab seinen Namen vergessen. Und seit gestern anscheinend auch noch ein gewisser Aomine-san und jemand, den Momoi liebevoll Ki-chan nennt. Ich glaube, es ist dieser blonde, hübsche Typ«, erklärte Shirofuku. Yukio wäre beinahe über seine eigene Reisetasche gestolpert und hätte sich der Nase nach hingelegt. Und selbstverständlich bemerkte Kuroo es und grinste ihn breit an. »Es gibt einen Wettbewerb? Was für einen Wettbewerb? ICH MUSS KAGEYAMA SCHLAGEN!«, verkündete Hinata in diesem Moment. Er hatte offenbar nur mit halbem Ohr zugehört und sprang nun auf und ab. Kuroo lachte. »Achso? Wen möchtest du denn knutschen, Hinata?« Hinata blinzelte. »Huh?« »Darum geht es. Wer wie viel knutscht«, erklärte Bokuto sehr geduldig. Hinata verzog das Gesicht. »Ew. Ich will niemanden knutschen, ich will Volleyball spielen.« Yukio schnaubte amüsiert und Kuroo lachte. Er klang ein bisschen wie eine Hyäne, wenn er lachte, aber Yukio störte sich nicht daran. Hinata schien tief in Gedanken versunken, dann drehte er sich zu seinen Zimmergenossen um. »Wollt ihr irgendwen knutschen?«, wollte er wissen. Kiyoshi hob die Hände, als wollte er die Frage abwehren und Sugawara lachte leise. »Niemanden, der mich zurück knutschen wollen würde«, erklärte Kiyoshi geduldig. Sugawara nickte. Und dann richteten sich alle Blicke auf Yukio. Er wusste, dass er knallrot war. »Ich will niemanden knutschen«, sagte er. Das Wort knutschen klang lächerlich aus seinem Mund. Hinata nickte ernst, als würde er absolut verstehen, was er meinte. Irgendwie tröstete Yukio das nicht sonderlich. Kuroo hob eine Augenbraue und Bokuto runzelte die Stirn, sagte aber dankenswerterweise nichts. »Na, ich muss auch sagen, wenn wir gegen diesen verklemmten, glücksbringerhortenden Spielverderber verlieren würden, wäre ich etwas gekränkt«, sagte Kuroo und griff sich dramatisch an die Brust. Shirofuku kicherte leise. »Keine Sorge. Ihr liegt weit vorne. Momoi-san und ich führen sehr streng Buch. Und es sieht nicht so aus, als würden Aomine-san und Ki-chan euch noch einholen.« Yukio lauschte in sich hinein und prüfte, ob es ihn störte, dass Kise mit Aomine knutschte. Sein Bauch und Herz sagten ihm »Nein«. Das war immerhin etwas beruhigend, auch wenn er selbstredend an Kises Geschmack zweifelte. Kise hatte eine freie Auswahl zwischen allen möglichen Mädchen und Jungs und er suchte sich gerade diesen arroganten Saftsack aus. Aber das war nicht Yukios Problem. »Gibt es noch mehr Paare, von denen wir nichts wussten?«, erkundigte sich Kiyoshi interessiert. Er schien über Midorima und Takao ebenso erstaunt gewesen zu sein, wie Yukio. Shirofuku und Kuroo lächelten ein gruselig ähnliches Lächeln. »Oh, aber Kiyoshi-san, wenn wir es wüssten, dürften wir es doch nicht einfach erzählen, wenn die Leute nicht wollen, dass andere es wissen«, sagte Shirofuku und wackelte streng mit dem Zeigefinger. Kiyoshi lächelte und nickte. »Das ist natürlich wahr.« »Bokuto, wollen wir eine Wette abschließen, wer noch mit jemandem knutschen wird, während wir hier sind?«, fragte Kuroo grinsend. Bokuto sprang begeistert auf. »Ha! ICH GEWINNE AUF JEDEN FALL! Euer Yaku scheint mir recht durchtrieben. Oder nein, warte! Wie ist es mit Kiyoko-san und Yachi-san? Oh, OH! Moriyama sieht auch aus, als würde er gerne jemanden knutschen wollen!« »Lass uns unsere Wetten auf Zettel schreiben und dann geben wir sie Yukie-san und sie kann am Ende auslosen, wer gewonnen hat«, meinte Kuroo grinsend. Shirofuku nickte, gluckste und sah dann gespannt dabei zu, wie Bokuto aufgeregt nach Papier kramte. Yukio wollte definitiv nicht wissen, wer alles auf diesem Zettel landete. Als er seine Tasche gepackt hatte und sich auf den Weg nach Hause machen wollte, fand er ein zusammengefaltetes Blatt Papier neben seinem Futon. Er faltete es auseinander und las: »Falls du uns übers Wochenende vermisst und/oder mir dabei helfen willst, die Wette zu gewinnen« und darunter eine gekritzelte Handynummer inklusive einer ausgesprochen schlecht gemalten Katze. Yukio knüllte das Blatt zusammen und warf es in den Papierkorb, bevor er sich auf den Weg nach Hause machte. Kapitel 14: Part I - Tanaka --------------------------- Ryu wusste, dass Tora übers Wochenende nach Hause fahren würde. Er hatte das Gefühl, wenn er ein Mann der Tat sein wollte, dann wäre es gut, wenn er es noch vor dem Wochenende gebacken bekam. Aber es stellte sich heraus, dass diese generelle Lebenseinstellung ihn ein wenig verließ, wenn es darum ging, dass man vielleicht – ganz vielleicht – in einen guten Freund verschossen sein konnte. Obwohl sie zusammen auf einem Zimmer wohnten, hatten sie kaum Zeit zu zweit, weil sie den ganzen Tag trainierten und bisher nur einen Abend wirklich frei gehabt hatten – und den hatten sie selbstredend nicht zu zweit verbracht, sondern in größeren Gruppen. Als er am Freitagvormittag nach der ersten Trainingseinheit mit Tora allein auf dem Zimmer hockte, beschloss er, dass es Zeit war, sich vorzuwagen. »Oi, City Boy.« »Hm?« »Hast du schon mal wen geküsst?« Tora plusterte sich sichtlich auf und grinste ihn an. »Na klar! Ich bin Profi im Küssen!« Ryu lachte und boxte Tora gegen den Oberarm. »Du hast Angst vor Mädchen«, erinnerte Ryu ihn. Daraufhin gab es eine dreiminütige Rangelei, weil Tora das Gefühl hatte, er müsste seine Ehre verteidigen. Tora hatte sehr viel mehr Kanten als alle Mädchen, die Ryu jemals gut gefunden hatte und er war sich sicher, dass er Mädchen nicht aufgegeben hatte, weil Tora in sein Blickfeld gerückt war. Wie auch immer dieser elende Trottel das geschafft hatte. »Ok, ok!«, rief Tora schließlich und sein Kopf erschien aus Ryus Schwitzkasten hochrot. »Ich hab… noch nie wen geküsst.« Ryu entließ ihn aus dem Schwitzkasten. »Ich auch nicht.« »Alle reden dauernd darüber. Aber… du weißt schon. Mädchen sind… zu…« Tora brach ab und machte eine sehr dramatische Handbewegung, die irgendwie darstellen sollte, was für engelsgleiche Wesen Mädchen waren, denen er sich auf keinen Fall nähern konnte. Ryu verstand, was er meinte. Er hatte zwar keine Angst davor, sich Kiyoko zu nähern, aber er würde sie wohl auch nicht küssen wollen. Was, wenn er etwas falsch machte und es dann wahnsinnig peinlich war? Bevor er weiter darüber nachgedacht hatte, sprudelte sein Mund schon drauf los. »Du solltest eben einfach mal einen Kerl küssen. Das ist wahrscheinlich nicht so gruselig«, sagte er. Tora wurde wieder rot im Gesicht, schien aber darüber nachzudenken. »Vielleicht. Aber wen aus deiner Mannschaft würdest du küssen?« Tora verzog das Gesicht beim Gedanken an seine Mannschaftsmitglieder, was Ryu zum Lachen brachte. »Noya«, antwortete er dann freiweg. Mit Noya wäre knutschen nicht gruselig. Tora musterte ihn interessiert. »Das heißt, du hast auch noch nie…?« Ryus erster Impuls war zu mogeln und mit seinen Eroberungen zu prahlen, die er nie gehabt hatte, aber schließlich schüttelte er den Kopf. »Und du würdest gerne mit Nishinoya…?« »Was, NEIN! Wir sind nur befreundet, Alter! Ich meine ja nur, wenn es mit jemandem nicht komisch wäre…« Das war der Moment, um Tora zu sagen, dass es mit ihm auch nicht komisch wäre. Aber Tora schüttelte nur den Kopf. »Ich kann mir keinen vorstellen, mit dem es nicht komisch wäre«, meinte er. Ryu schluckte seine Worte und zuckte mit den Schultern. »Dann musst du einfach ungeküsst bleiben, man«, sagte er grinsend und Tora stürzte sich prompt wieder auf ihn. Sie rangelten kurz und dann ging die Tür auf und Yaku kam herein. »Yamamoto, hör auf dich zu prügeln«, sagte er streng und ging hinüber zu seiner bereits fein säuberlich gepackten Tasche. »Und wir wollen los. Auf geht’s!« Tora rappelte sich auf und stopfte hastig seine letzten Sachen in die Reisetasche, ehe er sich sein Gepäck über die Schultern warf. Als Yamaguchi hereinkam, hob Tora die Hand zum Abschied und obwohl er nur fürs Wochenende verschwandt, fühlte es sich viel dramatischer an. Man konnte sich an Toras Gesellschaft sehr leicht gewöhnen. Er ärgerte sich über sich selbst und bevor er es sich anders überlegen konnte, schnappte er sich sein Handy und tippte: »Mit dir wäre es auch kaum komisch, du Pfosten!!!!« Dann schickte er das Ganze hastig ab, stopfte sein Handy in die Hosentasche und begann ein Gespräch mit Yamaguchi über ihre letzte Trainingseinheit. Er hatte immer noch eine ganze Woche, um sich damit auseinanderzusetzen, was er gerade verbrochen hatte. Vielleicht würde Tora jetzt einen großen Bogen um ihn machen und das Zimmer wechseln. Ryu wollte lieber nicht darüber nachdenken. Er hatte für eine Woche definitiv genug vom Denken. Kapitel 15: Interlude - Yukie ----------------------------- Yukie war bester Stimmung. Sie fand, dass das Trainingscamp ein voller Erfolg gewesen war, vor allem wegen des großartigen Essens und den netten Zimmergenossinnen, die sie im Laufe der letzten Woche kennen gelernt hatte. Da ihre Eltern übers Wochenende nicht zu Hause war, würde sie ihre Zeit gemeinsam mit Shimizu und Hitoka hier in der Herberge verbringen, während die anderen drei Mädchen übers Wochenende nach Hause fuhren. Sie hatte sich Kopien von Satsuki und Rikos Berichten gemacht und würde diese übers Wochenende durchgehen, um eine erste Auswertung zu erstellen. Sie war stolz auf ihre Jungs und es machte Spaß, sie dabei zu beobachten, wie sie alles gaben und voller Enthusiasmus jede Herausforderung annahmen, die Riko für sie vorbereitet hatte. Abgesehen von den Listen, die sie von Satsuki und Riko bekommen hatte, hatte sie auf dem Tisch in ihrem Zimmer noch zwei andere Zettel liegen. Auf einem der Zettel stand in Bokutos krakeliger Handschrift einiges geschrieben. Viele seiner Worte waren wieder durchgestrichen worden und manche hatte er anschließend ein weiteres Mal notiert, offensichtlich, weil er es sich ein weiteres Mal anders überlegt hatte. Der Zettel las: »Kiyoko + Yachi (beide Namen durchgestrichen und ein zweites Mal darunter gekritzelt) Suga YAKU!!!! Yamaguchi (zweimal notiert und wieder durchgestrichen)« Auf dem zweiten Zettel standen in einer sehr viel ordentlicheren Handschrift ebenfalls einige Namen. Es waren die, die Kuroo notiert hatte. Yukie wusste, dass Kuroo nicht immer Recht hatte, aber er war ausgezeichnet darin, Menschen zu lesen und sie schmunzelte ein wenig, als sie den Zettel betrachtete. Sie war nicht sicher, ob es nicht vielleicht gemogelt war, wenn man versuchte, das Wettergebnis selbst zu beeinflussen. »Kasamatsu Yukio (+ ich und Bokuto ;)) Tora (+Tanaka, spätestens nächsten Mittwoch) Kiyoko + Yachi« Yukie faltete die Zettel sorgfältig zusammen und legte sie in ihre Mappe. Dann machte sie sich in aller Ruhe an die Auswertung der Daten. Die nächste Woche konnte kommen und sie würde hoffentlich viele Überraschungen und viel gutes Essen bereit halten. Kapitel 16: Interlude - Yachi ----------------------------- Yachi war nervös. Sie hatte zwar schon öfter Zeit allein mit Shimizu verbracht, aber noch nie ein ganzes Wochenende an einem Stück. In einem Herbergenzimmer. Zugegebenermaßen war Shirofuku auch anwesend, aber sie verschwand recht häufig auf mysteriöse Art und Weise. Allein am Freitag war sie für mindestens drei Stunden verschwunden und als sie zurückkam verkündete sie, sie habe nach dem günstigsten All-you-can-eat Buffet in der näheren Umgebung gesucht, weil ihr das Essen in der Herberge nicht schmeckte. In diesen drei Stunden hatte Yachi es fünfmal geschafft, irgendetwas herunterzuwerfen, zu stolpern, oder viel zu laut zu reden, weil sie so nervös war. »Hitoka-chan?«, fragte Shimizu am Abend, nachdem alle anderen verschwunden und Shirofuku von ihrer Buffetjagd wiedergekehrt war. »Ja!« Schon wieder viel zu laut. Sie hatte sich an den einzigen Tisch im Zimmer gesetzt und versuchte, ein wenig zu zeichnen, aber sie konnte sich nicht so recht konzentrieren, weil sie sich die ganze Zeit sehr bewusst darüber war, dass Shimizu ganz in der Nähe saß und ein Buch las. »Wollen wir morgen ein bisschen in die Stadt fahren?« Augenblicklich spielten sich Horrorszenarien vor Yachis innerem Auge ab. Gangs, von denen sie überfallen werden konnte. Fremde Männer, die Shimizu aufdringlich anbaggerten und nach ihrer Handynummer fragten. Sie könnten sich verlaufen und nie wieder zurück finden, bis irgendwann eine Suchmeldung herausgegeben würde und dann… Shimizu schaute sie mit ihren wunderhübschen grauen Augen an und lächelte ein kleines bisschen. Yachi nickte hastig, woraufhin das Lächeln ein wenig breiter wurde. Die grauen Augen funkelten und Yachi fragte sich benommen, was ihre senpais wohl von ihr halten würden, wenn sie wüssten, dass sie Shimizu nicht nur anhimmelte, wie man ältere Schülerinnen manchmal anhimmelte, weil man sie bewunderte. Natürlich auch deswegen. Shimizu war einfach großartig und bewundernswert und wunderschön und schlau und lieb und… »Ok«, sagte sie und erwiderte das Lächeln. Wahrscheinlich konnte nichts Schlimmeres passieren, als die Möglichkeit, dass Shimizu enttäuscht war, wenn Yachi ablehnte. Und abgesehen davon, dass Yachi immer ein nervöses Wrack in Shimizus unmittelbarer Nähe war, fühlte sie sich gleichzeitig auch ungewohnt sicher. So sicher, wie man sich als nervöses Nervenbündel eben fühlen konnte. Yachi vermutete, dass es normal war, dass sich eine Dorfbewohnerin B in der Nähe der Hauptfigur – womöglich der Prinzessin – sehr aufgeregt fühlte. Sie kaute ein wenig auf ihrer Unterlippe herum und zupfte am Saum ihres Rockes. Plötzlich war sie sich sehr bewusst darüber, dass Shirofuku auf ihrem Futon lag und die Augen zwar geschlossen hatte, aber eindeutig leise vor sich hin lächelte. Die Vermutung lag nahe, dass Shirofuku entweder von ihrem Buffet träumte, oder aber eigentlich wach war und nur so tat, als würde sie schlafen. »Shimizu-senpai?« »Hm?« »W-was denkst du über… über die Wettsache?« Kein Zweifel. Shirofukus Lächeln wurde eindeutig breiter. Shimizu schaut von ihrem Buch auf und legte den Kopf schief. Eine Strähne ihres makellos glänzenden Haars fiel ihr in die Stirn. »Ich gehe für gewöhnlich keine Wetten ein«, entgegnete Shimizu. »Ja, ich meine… also… findest du es komisch, dass…« Ihre Stimme klang wie ein trockener Wüstenwind. Shimizus Augenbrauen wanderten in die Höhe und sie klappte ihr Buch zu. Shirofuku konnte spätestens jetzt nicht mehr verschleiern, dass sie eigentlich kein bisschen schlief, da ihr Lächeln sich in ein ausgewachsenes Grinsen verwandelt hatte, auch wenn ihre Augen immer noch geschlossen waren. »Ob ich es komisch finde, wenn zwei Jungs sich küssen?«, hakte Shimizu nach. Sie war erstaunlich gut darin geworden, Yachis Gestammel zu entziffern und Yachi war sich nicht immer sicher, ob das etwas Gutes war – auch wenn es ihr häufig die Kommunikation mit Shimizu erleichterte, da sie meistens kaum einen normalen Satz herausbrachte, wenn sie mit ihr sprach. Yachi nickte mit hochrotem Kopf. Sie fand es nicht komisch. Sie war verwirrt gewesen, weil sie nicht gewusst hatte, dass Kuroo-san und Bokuto-san ein Paar waren. Und sie war natürlich unheimlich peinlich berührt darüber, dass Leute überhaupt vom Küssen sprachen. Aber da Yachi selber mehr als häufig daran dachte, hübsche Mädchen – und ein ganz bestimmtes, hübsches Mädchen – zu küssen, war dieses Thema für sie kein Problem. Wie Shimizu dazu stand, hatte sie allerdings noch nicht wirklich herausgefunden. »Ich finde es nicht komisch, Hitoka-chan«, sagte Kiyoko und ihre Mundwinkel waren kaum merklich nach oben gebogen. Sie musterte Yachi interessiert, als würde sie herausfinden wollen, ob es Yachi etwas ausmachte. »Ich auch nicht«, sagte Yachi und hätte sich am liebsten von ihrem Stuhl gestürzt, weil sie schon wieder viel zu laut redete. »Ich sowieso nicht«, murmelte Shirofuku von ihrem Futon aus und Yachi lächelte verlegen in Shimizus Richtung, bevor sie sich wieder ihrem leeren Blatt zuwandte und versuchte, etwas Brauchbares aufs Papier zu bringen. Yachi war vor ihrem Ausflug mit Shimizu so aufgeregt, dass dreimal beinahe über ihre eigenen Füße stolperte und sich ihre Bluse auf links anzog, was Sihrofuku ihr amüsiert mitteilte, während sie ein Wassereis verspeiste. »Möchtest du mitkommen, Yukie-san?«, hatte Shimizu höflich gefragt, während sie ihre Haare gebürstet hatte. Shirofuku hatte den Kopf geschüttelt. »Ich kann bei dem Wetter unmöglich rausgehen. Außerdem muss ich meinen Manga fertig lesen, sonst sterbe ich vor Anspannung«, erklärte Shirofuku mit dem Mund voller Wassereis. Es war ein blaues Eis, was sich deutlich um ihre Lippen abzeichnete. Sie sah sehr zufrieden mit sich und der Welt und ihrem Wassereis aus. Yachi mochte Shirofuku, auch wenn sie sie ab und an ein wenig gruselig fand. Sie hatte dieselbe Aura wie Momoi, die ebenfalls immer so wirkte, als könnte sie einem in den Kopf schauen und als wüsste alles über jeden. Wahrscheinlich war das der Grund, warum die beiden sich so ausgezeichnet verstanden und schon am ersten Tag Handynummern getauscht hatten. Yachi und Shimizu fuhren mit dem Bus in die Stadt und Yachi war sehr dankbar darüber, dass Shimizu mit Hilfe ihres Handy ihren Weg koordinierte. Yachis Orientierungssinn war etwa so gut wie der einer Backsteinmauer und sie war froh, dass sie es in der Herberge aufs Klo schaffte, ohne sich zu verlaufen. Sie schlenderten eine lange Straße entlang und es waren so viele Menschen und Läden zu sehen, dass Yachi fast ein bisschen schwindelig wurde. Shimizu trug ein wunderschönes, hellblaues Kleid, bei dessen Anblick Yachi beinahe in Ohnmacht gefallen wäre. Sie selbst hatte sich für eine kurzärmelige grüne Bluse und einen Rock entschieden. Aber neben Shimizu sah sie vermutlich einfach aus wie ein Troll aus Pappmaschee. Sie kauften sich ein Eis und gingen in ein Elektronikgeschäft, in dem sie sich gegenseitig Musik vorspielten, die sie mochten. Yachi fühlte sich, als würde sie auf Wolken schweben. Sie kaufte neue Haarspangen und einen durchsichtigen und leicht glitzernden Nagellack. Shimizu kaufte einen absolut entzückenden Anhänger in Form eines Pandas. Yachi wollte ihr gerade ein Kompliment dafür machen, nachdem Shimizu ihn an ihrem Handy befestigt hatte, als Shimizu ihr einen identischen Anhänger hinhielt und sie anlächelte. »Der ist für dich, Hitoka-chan«, sagte Shimizu, als Yachi keine Anstalten machte, den Anhänger zu nehmen, weil sie in eine Art Schockstarre verfallen war. »F-für mich?«, platzte es aus Yachi heraus und einige Leute in ihrer näheren Umgebung drehten sich um. Wie so oft hatte sie viel zu laut gesprochen – so etwas passierte Shimizu nie. Mit zittrigen Finger griff sie nach dem Anhänger und ihre Hand berührte dabei die von Shimizu. Vielleicht musste ihr Herz gleich explodieren, so heftig hämmerte es gegen ihren Brustkorb. »Für dich«, bestätigte Shimizu und Yachi kramte fahrig nach ihrem Handy. Ihre Finger zitterten allerdings zu sehr und sie schaffte es nicht, den kleinen Panda zu befestigen. Schlanke Finger legten sich auf ihre Hand und nahmen das Handy und den Panda und Yachi beobachtete mit kribbelnder Magengegend, wie Shimizu den kleinen Panda an Yachis Handy befestigte. »Er ist so süß«, flüsterte Yachi und nahm mit leuchtenden Augen das fertig präparierte Handy wieder entgegen. »Vielen Dank, Shimizu-senpai.« Yachi war sich ziemlich sicher, dass sie jeden Augenblick vor Glück platzen würde. Das einzige, was sie noch glücklicher machen würde, als der kleine Panda, der jetzt an ihrem Handy baumelte, war der Gedanke daran, wie schön es wäre, Shimizus Hand zu halten. Kapitel 17: Interlude - Kasamatsu --------------------------------- Wenn es Götter gab, – und manchmal war er sich eindeutig nicht sicher – dann machten sie sich vermutlich gerade einen schlechten Spaß mit ihm. Als er am Freitagabend nach draußen ging, um für seine Eltern den Briefkasten zu leeren, fand er unter anderem ein Werbeprospekt, eine Postkarte von seiner Tante und einen recht lädiert aussehenden Zettel, den er verwirrt auseinander faltete und prompt einen mittelschweren Herzinfarkt erlitt. Es war der Zettel, den Kuroo ihm zugesteckt hatte und von dem Yukio sich ziemlich sicher war, dass er ihn zerknüllt und weggeworfen hatte. Aber da saß er mitten auf seiner Handfläche wie ein frecher Vogel, der ihm seinen letzten Krumen Brot klauen wollte – in diesem Fall war das Brot eindeutig eine Metapher für seine geistige Gesundheit. Er stand gute zwei Minuten vor der Haustür und starrte auf das Blatt Papier. Wie zum Teufel war dieser verfluchte Zettel ihm nach Hause gefolgt? Kuroo wusste sicherlich nicht, wo er wohnte. Dafür war Yukio sehr dankbar. Niemand sonst hatte gesehen, dass er den Zettel bekommen oder weggeworfen hatte. Seine Zimmerkameraden hatten bereits vor ihm das Zimmer verlassen und er war sich recht sicher, dass niemand nach ihm hinein gegangen war. Wenn doch, dann würde er den kleinen Flummi in die Mangel nehmen und ihn dazu zwingen Yukio zu sagen, wer um alles in der Welt seinen Müll durchwühlt und ihn dann bis nach Hause verfolgt hatte. Yukio knüllte den Zettel erneut zusammen, stopfte ihn sich in die Hosentasche und trat mit dem Rest der Post in der Hand ins Haus. Er würde diesen Zettel im Notfall verbrennen. Für ihn war das Trainingscamp bislang weder auf sportlicher, noch auf persönlicher Ebene besonders erfolgreich gewesen. Eine kleine, rationale Stimme sagte ihm, dass das nicht stimmte, da er nicht nur seine unpassende Attraktion für Kise losgeworden war, sondern auch Sprünge gemeistert hatte, die ihm vorher nie gelungen waren. Aber allein durch Kuroos und Bokutos Anwesenheit und die Tatsache, dass sie nicht nur einzeln anwesend waren, um ihn zu foltern, sondern auch noch als Paar wild knutschend die Herberge unsicher machten, stellte alles andere in den Schatten. Fast wünschte Yukio sich seine hormonellen Verirrungen in Richtung Kise zurück. Dann wiederum würde er Kuroo und Bokuto nur noch eine Woche lang sehen und dann nie wieder. Dieser Gedanke war in der Tat tröstlich. Das Stück Papier wog tonnenschwer in seiner Hosentasche. Einmal abgesehen davon, dass Yukio seinen Trieben in diese Richtung kein bisschen nachgeben wollte, war er sich hundertprozentig sicher, dass diese ganze Schiene, die Kuroo da fuhr, eine reine Verarsche war. Kuroo lachte sich wahrscheinlich tot, während er sich vorstellte, in was für einen emotionalen Tumult er Yukio gestürzt hatte. Wer wusste schon, was für einen scheußlichen Humor Kuroo hatte. Vermutlich baggerte er dauernd irgendwelche Leute an, die das sehr unwohl machte, und wenn sie dann doch aus unerfindlichen Gründen nachgaben, dann lachte er ihnen ins Gesicht und verschwand mit Bokuto knutschend im Nimmerland. Yukio musste an den Blick denken, den die beiden ihm zugeworfen hatten, nachdem sie irrtümlich angenommen hatten, dass Yukio etwas gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen hatte. Vielleicht sollte er die Sache einfach klären. Ein für allemal. Seinen Standpunkt klar machen und dann hoffentlich in Ruhe gelassen werden. Es klang sehr viel vernünftiger in seinem Kopf, als noch eine Woche lang zu versuchen, den beiden Wahnsinnigen aus dem Weg zu gehen, was angesichts ihrer Zimmerkonstellation eigentlich unmöglich war. Und er würde sich nicht vor seiner Mannschaft die Blöße geben und um ein anderes Zimmer bitten. Yukio hockte sich auf sein Bett und kramte den Zettel aus seiner Hosentasche hervor. Dann tippte er die Nummer in sein Handy ein und starrte auf den leeren Bildschirm, der sich ihm eröffnete, nachdem er eine neuen Unterhaltung mit besagter Nummer ausgewählt hatte. »Wir müssen reden.« Er betrachtete die Worte. Knapp und eindeutig. Keine einleitenden Kinkerlitzchen oder irgendwelche Schnörkel, die von Kuroo irgendwie missverstanden werden konnten. Yukio wünschte sich inständig, dass sein Herz nicht so bescheuert vor sich hin hämmern würde. Seine Kehle war so trocken, als wäre er gerade fünf Stunden ohne Wasserversorgung durch die Wüste marschiert. Aber er weigerte sich, jetzt den Schwanz einzuziehen und drückte hastig auf das Senden-Symbol. Nur mit Mühe schaffte er es sich selbst davon abzuhalten, sein Handy quer durchs Zimmer zu schmeißen. Es vibrierte beinahe sofort. Yukio starrte das Handy feindselig an, dann öffnete der die Nachricht. Es war die Adresse eines Parks nicht weit von seinem Haus inklusive eines Emojis mit Sonnenbrille und den Worten »Bring einen Ball mit!«. Yukio fluchte halblaut und erhob sich von seinem Bett. Dann tigerte er in seinem Zimmer umher und fragte sich, wie seine Drei-Worte-Nachricht so nach hinten hatte losgehen können. Vielleicht textete Kuroo einfach nicht gerne und wollte die Sache deswegen persönlich regeln? Vielleicht war es auch Teil der Scharade, die er mit Yukio trieb. Ein schiefes Grinsen und funkelnde Augen schoben sich vor sein inneres Auge. Wahrscheinlich konnte man seine Hände ganz hervorragend in diesen zerstruwwelten, schwarzen Haaren vergraben. Ugh. Yukio wollte sich gerne im Garten verbuddeln. Sein Gehirn war kein bisschen hilfreich, denn es speiste seine Vorstellung mit beeindruckenden Armmuskeln und einem Lachen, das alle im Umkreis dazu brachte, mitzulachen. Er hatte die Attraktion zu einem Volltrottel eingetauscht gegen die doppelte Menge. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Er überlegte fünf Minuten lang mit hämmerndem Herzen, ob er überhaupt in diesen Park gehen sollte. Aber wenn er diese Angelegenheit klären wollte, dann war es vielleicht die einzige Möglichkeit. Er wusste nicht recht, warum er Kuroos Anweisung nachgab, aber er packte seinen Basketball, klemmte ihn sich unter den Arm und rief seinen Eltern zu, dass er noch ein paar Körbe werfen würde. So hatte er wenigstens etwas in der Hand, an dem er sich festklammern konnte, wenn alles aus dem Ruder lief. Sein Herz hämmerte immer noch – mittlerweile im Takt mit seinen Schritten – und er stellte sich vor, wie Kuroo aus einem Busch springen würde und laut »Reingefallen!« rief, während er wie ein Hyäne lachte und sich dann mit Bokuto einen Spaß daraus machte, dass Yukio so nach Kuroos Pfeife getanzt hatte. Eine sehr boshafte Stimme in seinem Kopf murmelte, dass Yukio nicht so scheinheilig tun sollte, als würde er nicht einmal gerne nach Kuroos Pfeife tanzen. Der Gedanke brachte ihn beinahe dazu, direkt wieder umzukehren und vor Scham im nächsten Busch zu krepieren. Zu seiner Überraschung erreichte er den Park unversehrt, wenn man von seinem vernebelten Geisteszustand einmal absah. Mittlerweile umklammerte er den Basketball so fest, als wäre es sein erstgeborenes Kind. Unglücklicherweise war der erste Anblick, der sich ihm eröffnete, Kuroo in Sporttrikot und im Begriff einen Volleyball mit beeindruckender Präzision in einem der Basketballkörbe zu versenken, die hier im Park aufgebaut waren. Meistens war der Park ziemlich überfüllt mit Leuten, die auch das Spielfeld nutzten, aber an einem Freitagabend unternahmen die meisten Menschen wohl eher andere Dinge. Bokutos lautes Rufen und Klatschen, als der Ball im Korb landete und dann ins nächste Gebüsch rollte, rissen Yukio aus seinen Gedanken und er schluckte heftig, ehe er schließlich all seine hart antrainierte Disziplin zusammenraffte und aufs Spielfeld trat. Sein verräterisches Gehirn verlangte, Kuroo in Yukios Basketball-Uniform zu sehen. Yukio schob den Gedanken beiseite und zuckte leicht zurück, als Bokuto plötzlich direkt neben ihm auftauchte, seinen Arm um Yukios Schulter warf und laut verkündete: »HEYHEYHEY! Da bist du ja! Bring mir bei, wie man Körbe wirft! Es sieht so cool aus, aber Kuroo ist der schlechteste Lehrer–« »Du bist ein miserables Schüler. Du willst immer nur auf den Ball hauen, statt ihn zu werfen«, erklärte Kuroo gelassen und seine bekloppte Frisur ärgerte Yukio über alle Maßen. Alles an Kuroo ärgerte Yukio über alle Maßen. »Ich bin nicht hier, um Körbe zu werfen«, sagte Yukio so streng er konnte und versuchte das Gefühl von muskulösen Armen und sehr hoher Körpertemperatur direkt neben ihm zu ignorieren. Er löste sich ungeschickt von Bokuto, der schmollend die Unterlippe vorschob. Wenn es nicht so lächerlich gewesen wäre, hätte es beinahe süß sein können. »Aber du hast einen Basketball«, entgegnete Bokuto und beugte sich so nah an Yukio heran, dass er beinahe einen Schritt zurückgewichen wäre. Hatte dieser Kerl denn keinerlei Konzept von angemessenem Abstand? Yukio konnte nicht wirklich leugnen, dass er einen Ball hatte. Er verfluchte sich dafür, das elende Ding mitgeschleppt zu haben und drückte es Bokuto in die Hand in der Hoffnung, dass er dann ein paar Schritte zurückmachen würde. Es funktionierte. Bokuto, der den Spieltrieb eines Fünfjährigen zu haben schien, fing augenblicklich an, den Ball in die Höhe zu werfen. Yukio hätte sich nicht gewundert, wenn er das Gewicht unterschätzte und der Ball ihm die Schneidezähne ausschlug. Aber Bokutos beeindruckte Armmuskeln spannten sich problemlos an und er fing den Ball wieder auf. Seine Stirn war konzentriert gerunzelt. »Oi, Bro! Kannst du das auch mit so einem?«, fragte er an Kuroo gewandt und warf den Ball Kuroo zu, der den Basketball auffing und ihn in der Hand wog. Dann zeigte sich auf seinem Gesicht das schiefe Grinsen, das Yukio so verabscheute. »Ich hab zwei Jahre Basketball gespielt, Bro.« Wenn die beiden sich noch einmal gegenseitig Bro nannten, dann würde Yukio sofort umdrehen und nach Hause gehen – im Zweifelsfall würde er auch einen neuen Basketball kaufen. Er hatte Kuroo bereits in seiner roten Volleyballuniform gesehen. Es war nicht schwer, ihn sich in einem ähnlich roten Basketballtrikot vorzustellen. Kuroo wandte sich um, ging auf den Korb zu und zielte. Seine Form war gar nicht so übel, aber die Art und Weise wie er den Ball hielt, verrieten Yukio, dass er sehr viel geübter im Volleyball war. Trotzdem traf er den Korb. Yukio würde das Bild von dem eleganten Sprung und den ausgestreckten Armen gerne aus seiner Erinnerung löschen. Er räusperte sich und fuhr sich durch die Haare. »Wir müssen reden«, wiederholte er seine vorherige schriftliche Nachricht. Bokuto hörte ihm allerdings nicht zu. Er war losgerannt, um beide Bälle aus dem Gebüsch zu pflücken. »Kasamatsu, los, wir machen Kuroo fertig!« Es war natürlich albern, aber er konnte förmlich hören, wie Bokutos Sätze am Ende immer mindestens drei Ausrufezeichen hatten. Kuroos Grinsen war so breit geworden, dass Yukio beinahe alles getan hätte, um es ihm aus dem Gesicht zu wischen. Also streckte er die Hände aus und Bokuto jubilierte laut, bevor er den Basketball zu Yukio warf und den Volleyball an den Rand des Feldes kullern ließ. Eigentlich war es mehr ein jeder gegen jeden Spiel, da Bokuto unbedingt während des Spiels lernen wollte, wie man einen Korb wirft – er schaffte einen und feierte diesen so sehr, als hätte er gerade eine Meisterschaft gewonnen. Yukio spürte, wie seine Mundwinkel zuckten, während Bokuto Kuroo erklärte, dass er eben doch einfach ein miserabler Lehrer war. »Zeig es mir nochmal, Kasamatsu!«, tönte Bokuto enthusiastisch und kam mit dem Ball zu ihm herüber. Bokuto war so zappelig wie ein Fisch auf dem Trockenen, aber als Yukio nach seinen Armen griff, um sie in eine bessere Position zu bringen, wurde er plötzlich ganz still. Seine riesigen Augen schienen vor Konzentration zu sprühen und Yukio schluckte, als er sich selbst in die bekannte Wurfposition begab und Bokuto zeigte, wie er die Handgelenke bewegen musste, um möglichst gut zu zielen. Bokuto starrte ihn an. Yukio starrte zurück. Dann, fast wie in Zeitlupe, drehte Bokuto den Kopf in Richtung Korb, sein Körper streckte sich und er stieß sich vom Boden ab – eine fast perfekte Imitation von Yukios Demonstration. Der Ball flog am Korb vorbei, fiel auf den Boden und Yukio erwartete, dass Bokuto nun auch in empörtes Rufen ausbrechen würde, was für ein schlechter Lehrer Yukio war. Aber stattdessen starrte Bokuto ihn einfach noch ein wenig länger aus seinen riesigen Eulenaugen an. Yukio sah, wie Bokutos Finger an seiner Seite zuckten und er von einem Fuß auf den anderen trat. »Bokuto«, sagte Kuroos leise Stimme direkt neben Yukios Ohr. Er zuckte zusammen und trat einen Schritt zur Seiten. Bokuto blinzelte und sah aus irgendeinem Grund sehr betreten drein. Dann eilte er davon, um den Ball einzusammeln. »Worüber wolltest du reden?«, erkundigte sich Kuroo beiläufig, während sie beide Bokuto beobachteten. Das kaum merkliche Lächeln, das Kuroos Mund umspielte, während er seinen Freund beobachtete, verursachte ein heftiges Fallgefühl in seinem Magen. Jetzt war der Moment. Jetzt konnte er Kuroo sagen, dass er mit seinen komischen Spielchen aufhören sollte. Kein Gebagger mehr. Ein für allemal. Yukio wich Kuroos Blick aus und verschränkte die Arme vor der Brust. »Du weißt schon. Die Sache«, erklärte er vage und Kuroo schnaubte amüsiert, während Bokuto offenbar beschlossen hatte, dass er einfacher war Körbe zu werfen, wenn man direkt davor stand. Was nicht unbedingt der Fall sein musste. Aber Yukios Augen folgten Bokutos wiederholten Versuchen den Ball in den Korb zu befördern und in seinem Magen breitete sich eine definitiv nicht willkommene Pfütze aus heißer Lava aus. »Die Sache«, wiederholte Kuroo langgezogen und Yukio wusste, dass er ihn ansah. Er weigerte sich zurückzuschauen. »Wie du den Zettel in meinen Briefkasten bekommen hast«, log Yukio. Er war ein schlechter Lügner. Aber Kuroo kannte ihn nicht, also… Ein Blick auf Kuroos Gesicht verriet ihm zwei Dinge: Kuroo wusste sehr genau, dass Yukio eigentlich über etwas anderes hatte reden wollen. Und er hatte keine Ahnung, wie der Zettel in Yukios Briefkasten gekommen war. »Huh?«, sagte Kuroo. »Der Zettel mit deiner Nummer. Er war heute Abend in meinem Briefkasten. Ich hatte ihn vorhin…« Weggeschmissen. Nachdem du ihn mir gegeben hast. Kuroo schien zu wissen, was in ihm vor sich ging und ausnahmsweise machte er sich nicht über die Situation lustig. Er runzelte die Stirn und hob die Schultern. »Keine Ahnung. Wir sind vor euch losgefahren«, erklärte er. Yukio wollte darauf bestehen, dass Kuroo ihn anlog und irgendwie seine Adresse herausbekommen hatte, aber er wusste, dass Kuroo die Wahrheit sagte. Undeutlich nahm er war wahr, dass es langsam dunkel wurde. Yukio konnte nicht so recht fassen, dass er ungeplant so viel Zeit mit diesen beiden Vollidioten verbracht hatte. »BRO! DU HAST ÜBERHAUPT NICHT HINGESCHAUT! ICH HAB DREIMAL HINTEREINANDER GETROFFEN!« Kuroos Augen huschten zu Bokuto hinüber und Yukio sah die ehrliche Empörung auf Bokutos Gesicht. Beinahe hätte er gelacht. »Zeig mir, wie man einen Volleyball schmettert, Bokuto«, sagte Yukio und die Empörung verflog sofort. Bokuto stieß eine triumphierende Faust in die Luft, rannte hinüber zu dem bislang ungenutzten Volleyball und Yukio spürte ein heftiges Ziehen in der Magengegend angesichts von Bokutos Begeisterung und Kuroos… Zufriedenheit? Überraschung? Yukio beschloss, Kuroo lieber nicht weiter anzusehen. »HEYHEYHEY! Du hast Glück, du lernst vom Besten!« »Bokuto, du bist in den Top Fünf, nicht auf Platz eins.« »Alter, Bro! Wie kannst du mir so in den Rücken fallen?« »Top Fünf ist sehr beeindruckend«, sagte Yukio leise und überraschte sich selber. Bokuto war so einfach von einer Sache abzulenken, wie ein kleines Kind. Er strahlte sofort wieder, Kuroos Verrat vergessen und fing an, Yukio ihn enthusiastischem Ton zu erklären, wie man am besten einen Ball schmetterte und was für ein großartiges Gefühl es war, wenn niemand auf der anderen Seite des Netzes es schaffte, ihn anzunehmen. Yukio war sich ziemlich sicher, dass Kuroo und Bokuto seinen gesunden Menschenverstand über ein Netz und ins Nirgendwo geschmettert hatten, weil er selbst es nicht geschafft hatte, ihren Ball anzunehmen. Es stellte sich heraus, dass Yukio nicht allzu schlecht im Schmettern war, wenn auch bei weitem nicht so elegant wie Kuroo beim Körbewerfen. »Oi, Kasamatsu! Wieso hat Kuroo deine Handynummer und ich nicht?« Bokuto war verschwitzt und seine Augen leuchteten, aber das Schmollen war wieder zurück. Yukio spürte, wie er rot wurde. Es war nun fast ganz dunkel und die Straßenlaternen und eine gelbliche Mondsichel waren alles, was noch Licht spendete. Er sollte dringend nach Hause gehen, duschen und dann hoffen, dass sich auf wundersame Weise sein Leben wieder einrenkte. »Ähm…« »Du hast ihm deine nicht gegeben, Dummkopf. Wie soll er dir da schreiben?«, sagte Kuroo mit einem nicht zu übersehenden Schalk in den Augen. Bokutos Augen weiteten sich und sein Mund formte ein erstauntes »O«. »Bro! Du hast total Recht! Tut mir Leid, Kasamatsu, gib mir dein Handy!« Yukio wollte protestieren und Kuroo einen sauren Blick zuwerfen. Er hatte hierher kommen wollen, um diese ganze Scharade zu beenden und jetzt sah er sich selbst in einer Art außerkörperlichen Erfahrung dabei zu, wie seine Hand in seine Hosentasche glitt und sein Handy heraus kramte, wie Bokuto bestens gelaunt danach griff und voller Begeisterung seine Nummer unter dem Namen »Bokuto der Beste!!!!!« einspeicherte und es ihm strahlend zurück reichte. Die Lavapfütze in seinem Magen hatte sich in einen See verwandelt und er spürte einen heftigen Kloß in der Kehle. »Jetzt kannst du uns beiden schreiben! Ha! HEYHEYHEY! Wir sollten eine Gruppe eröffnen! YES!« Yukio mochte der festen Überzeugung sein, dass Kuroo und Bokuto Vollidioten waren. Aber in Wirklichkeit war er der größte Idiot von allen. Kapitel 18: Interlude - Tanaka ------------------------------ Ryuuuu; 09:03 pm: omfg takao ich hab so verSCHISSEN!!!!! Ryuuuu; 09:04 pm: ich muss das land verlassen (ʘᗩʘ’) Taka-OH; 09:04 pm: tanaka? Taka-OH; 09:05 pm: warum musst du das land verlassen? Ryuuuu; 09:05 pm: wer sonst du armleuchter!!!!???? Ryuuuu; 09:05 pm: es gibt einen NOTFALL!!!! Ryuuuu; 09:07 pm: ich hab tora eine dumme mssg geshcickt und er antwortet nicht Ryuuuu; 09:07 pm: GAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH Taka-OH; 09:09 pm: was hast du ihm geschickt? Ryuuuu; 09:09 pm: ich weiß nicht, wie du so ruhig bleiben kannst Taka-OH; 09:09 pm: alter, ich weiß überhaupt nicht, worum es geht Taka-OH; 09:10 pm: was hast du ihm geschrieben? Taka-OH; 09:10 pm: so schlimm kanns doch nicht sein Ryuuuu; 09:16 pm: (╯°Д°)╯ ┻━┻ Ryuuuu; 09:17 pm: er antwortet seit stunden nicht Ryuuuu; 09:17 pm: er kann montag unmöglich zurückkommen Taka-OH; 09:18 pm: tanaka, was hast du ihm denn geschrieben?? Ryuuuu; 09:20 pm: dass ich ihn gerne knutschen würde??????????????? (ʘᗩʘ’) Taka-OH; 09:21 pm: woah, my man! ich ruf dich gleich an mom »Hallo?« »Tanaka?« »Ja, man! Wer sonst!« »Bitte schrei nicht so, Shin-chan schläft«, erklärte Takao sehr leise und Ryu hielt kurz die Luft an. Takao war bei Midorima. Oder andersrum. Und sie lagen gerade in diesem Moment wahrscheinlich im selben Bett. Theoretisch wusste Ryu natürlich, dass Midorima schlief – immerhin teilte er ein Zimmer mit ihm. Aber es war trotzdem ein komischer Gedanke. »Es ist noch nicht mal halb zehn«, sagte Ryu. »Er braucht halt seinen Schönheitsschlaf«, sagte Takao und klang verschmitzt. Ryu schnaubte. Er glaubte nicht, dass irgendeine Menge Schönheitsschlaf Midorima Shintarou retten konnte. »Also«, sagte Takao schließlich und Ryu hörte es leise rascheln. »Was hast du deinem Angebeteten geschrieben?« »ER IST NICHT MEIN ANGEBETETER!« »PSCHT!« Ryu holte tief Luft. »Wir haben übers Knutschen geredet«, zischte er in den Hörer und hörte Takao glucksen. »Ich bin sicher, das war eine sehr maskuline Unterhaltung.« »Lach du ruhig! Du hast wahrscheinlich schon zwanzig Leute geknutscht!« Takao lachte schnaubend und Ryu meinte zu hören, wie er sich die Hand auf den Mund presste. »Fünf«, kam die genuschelte Antwort. »Das sind fünf mehr als Tora und ich je geknutscht haben!« »Na, dann seid ihr doch auf demselben Stand.« »Aber wir haben drüber geredet, dass es gruselig ist, Mädchen zu küssen. Weil Mädchen zu… wie auch immer. Jedenfalls hat er gefragt, wen aus meiner Mannschaft ich knutschen würde. Und ich hab Noya gesagt. Und er hat nachgedacht und dann meinte er, er kann es sich mit keinem vorstellen. Und dann hab ich ihm später eine Nachricht geschickt, dass ich es mit ihm nicht komisch fände! UND JETZT ANTWORTET ER NICHT MEHR!« Es raschelte erneut. Ryu fragte sich, ob Takao gerade mit einer freien Hand seinem Freund durch die Haare streichelte. Er hätte gerne Würgegeräusche gemacht. Glückliche Pärchen konnte er einfach nicht gebrauchen. »Vielleicht hat er noch nicht auf sein Handy geschaut? Akku ist leer? Vielleicht hast du ihn in eine Identitätskrise gestürzt und er stellt sich seit fünf Stunden vor, dich besinnungslos zu knutschen und kommt damit nicht klar?« Ryu spürte, wie er rot anlief. Er gab ein paar Geräusche von sich, die genauso gut von einem wütenden Waschbären hätten stammen können, was Takao nur wieder dazu brachte, unterdrückt zu lachen. »Du bist der mieseste Krisenberater der Welt«, zischelte Ryu. »Hey! Das sind alles realistische Möglichkeiten! Shin-chan schläft, weil er total erschlagen ist vom Camp. Was er nie zugeben würde, aber hey. Und Shin-chan vergisst dauernd, sein Handy zu laden. Oder er lässt es irgendwo liegen. Und das mit der Identitätskrise ist nicht so weit hergeholt! Du hattest auch eine! Und wenn es stimmt, was Kise mir erzählt hat, dann hat Aomine so eine Krise schon seit mindestens drei Jahren.« Ryu hörte noch mehr Geraschel und dann ein Brummen. »Sorry, Shin-chan«, wisperte Takao. Ryu hätte schwören können, dass seine Stimme liebevoll klang. Er würde sich wirklich gern aus dem Fenster übergeben. Er konnte zwei zuckersüße Liebende jetzt wirklich nicht gebrauchen. Takao gluckste. Vielleicht sabberte Midorima Shintarou gerade auf sein Kopfkissen. Ein Gedanke, der Ryu definitiv etwas aufmunterte. »Aber was genau soll ich jetzt machen?« »Du kannst nicht wirklich was machen.« »Scheißdreck.« Takao gluckste erneut. »Glaub mir, gut Ding will Weile haben.« »Ich lege auf.« Ein Prusten. Ryu legte auf und starrte auf sein Handy hinunter. Er konnte nichts machen. Eigentlich war ihm das schon vorher klar gewesen, aber er war nicht besonders gut daran, nichts zu tun. Er war ein Mann der Tat. Und ein ganzes Wochenende nur herumzuhocken und darauf zu warten, dass jemand – dass Tora – ihm eine Nachricht schickte, widerstrebte ihm sehr. Sein Handy vibrierte und er ließ es beinahe fallen. Aber es war nur Takao. Taka-OH; 09:48 pm: ich drück die daumen, dass er dich auch knutschen will Ryu spürte, wie er rot anlief. Ryuuuu; 09:49 pm: geh schlafen und kuschel deinen komischen freund Ryuuuu; 09:49 pm: und danke Kapitel 19: Interlude - Momoi ----------------------------- SaTsukiChi; 11:07 am: Yukie-chan, wie geht es Hitoka und Kiyoko? (=ↀωↀ=) YukiFuFu; 11:10 am: sagen wir mal, der panda ist gelandet. kehehehehe SaTsukiChi; 11:11 am: ? SaTsukiChi; 11:11 am: (Oh, 11:11, wünsch dir was, Yukie-chan!) YukiFuFu; 11:13 am: kiyoko hat ihrer hochgeschätzten nachfolgerin einen panda geschenkt YukiFuFu; 11:13 am: super süß YukiFuFu; 11:13 am: ich hab fast ein wenig zahnweh YukiFuFu; 11:14 am: wünsch DU dir was, satsuki, ich weiß doch, was du willst ( ⊙‿⊙) SaTsukiChi; 11:17 am: Yukie-chan SaTsukiChi; 11:17 am: Ich treffe selten einen Intellekt, der es mit meinem aufnehmen kann YukiFuFu; 11:19 am: kehehe, satsuki YukiFuFu; 11:20 am: danke YukiFuFu; 11:20 am: ich weiß, dass ich ein kleines genie bin YukiFuFu; 11:21 am: du solltest dir den wunsch echt gönnen, weißt du YukiFuFu; 11:22 am: ich hab ein auge für sowas, ich bin besser als kuroo SaTsukiChi; 11:23 am: Apropos, gibt es Neuigkeiten von Kuroo-san? YukiFuFu; 11:26 am: ich merke, wie du vom thema ablenkst und sehe großzügig darüber hinweg YukiFuFu; 11:27 am: habe versucht was aus bokuto rauszubekommen aber hab nur eine reihe nichtssagender emojis und !!!!! bekommen YukiFuFu; 11:29 am: kann alles bedeuten von magenverstimmung bis hin zu sexy times SaTsukiChi; 11:34 am: … SaTsukiChi; 11:39 am: Ich glaube nicht, dass Kuroo-san und Bokuto-san Kasamatsu-san so schnell zu irgendetwas bewegen können, was unter die Kategorie „sexy“ fällt YukiFuFu ; 11:45 am: das sagst du weil du die beiden nicht kennst hehehe (´꒳`) SaTsukiChi; 11:45 am: Ich war recht beeindruckt, wie du das kleine Kunststück mit der Telefonnummer geplant hast (=ↀωↀ=) YukiFuFu; 11:46 am: danke (; ̄︶ ̄) YukiFuFu; 11:46 am: ich stecke voller überraschungen YukiFuFu; 11:47 am: wundere mich schon die ganze zeit, dass kiyoko und hitoka nicht misstrauisch werden, weil ich andauernd buffets in der umgebung suche YukiFuFu; 11:47 am: spiele eigentlich nur viel pokemon go haha YukiFuFu ; 11:47 am: hoffe sie kriegens heute noch gebacken bevor abends alle wider auftauchen YukiFuFu ; 11:47 am: *wieder SaTsukiChi; 11:49 am: Welches Level bist du bei Pokemon Go? YukiFuFu; 11:50 am: 35 YukiFuFu; 11:50 am: ( ͡° ͜ʖ ͡°) SaTsukiChi; 11:51 am: Ist das etwa dein Shiny Garados in der roten Arena vor der Herberge? YukiFuFu; 11:51 am: ( ͡° ͜ʖ ͡°)( ͡° ͜ʖ ͡°)( ͡° ͜ʖ ͡°) SaTsukiChi; 11:51 am: Wenn wir heute Abend wieder da sind, räume ich die Arena aus (=ↀωↀ=) YukiFuFu; 11:53 am: haha prahl du nur YukiFuFu; 11:53 am: team red (ノ ̄ω ̄)ノ SaTsukiChi; 11:56 am: Blau! YukiFuFu; 11:57 am: bring it, satsuki-chaaaaaaaaaan ( ͡° ͜ʖ ͡°) YukiFuFu; 11:57 am: bis heute abend!!! Kapitel 20: Part II - Kasamatsu ------------------------------- In einem Gruppenchat mit Kuroo und Bokuto zu landen, war genau das, was Yukio sich von einem Wochenende zu Hause nicht erhofft hatte. Sein ursprünglicher Plan, diese ganze Sache – was auch immer genau es eigentlich war – ein für allemal zu beenden, war so gehörig nach hinten losgegangen, dass Yukio sich fragte, was um alles in der Welt eigentlich schief gelaufen war. Er hatte alles richtig gemacht. Er hatte eine unmissverständliche Nachricht an Kuroo geschrieben. Kuroo hatte diese Nachricht mit Absicht falsch interpretiert und Yukio hätte den Basketball definitiv nicht mit in den Park nehmen sollen. Aber wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass alles glatt gelaufen wäre, wenn er ihn zu Hause gelassen hätte? Es war nicht nur so, dass er Bokuto und Kuroo nicht gesagt hatte, dass sie ihn in Frieden lassen sollten. Nein. Er hatte mit ihnen Basketball und Volleyball gespielt. Er hatte Bokutos Nummer gespeichert. Zu irgendeinem Zeitpunkt hatte er einen kalkulierten Schritt gemacht, damit Bokuto nicht mehr schmollte. Um ihn aufzumuntern. Yukio hatte keine Ahnung, in was er sich hinein geritten hatte, aber als Kuroo am Samstag den Gruppenchat eröffnete, brach definitiv die Hölle los. Noch mehr als ohnehin schon, wenn das überhaupt möglich war. Owlsome; 14:09 pm: MORGEN IS WIEDER CAAAAAAAMP!!!!!!!! Catsurou; 14:11 pm: bro, verschreck kasamatsu nich mit deinem übermäßigen gebrauch von capslock Owlsome; 14:11 pm: SORRY Owlsome; 14:11 pm: sorry Yukio; 14:23 pm: Was zum Henker sind das für WhatsApp-Benutzernamen? Owlsome; 14:24 pm: OWLSOME = AWESOME, YEAAAAH!!! Owlsome; 14:24 pm: sorry omg Catsurou; 14:26 pm: intelligente wortespiele machen 95% meines humors aus Yukio; 14:38 pm: Über den Intelligenz-Part kann man ja streiten Owlsome; 14:38 pm: BUUUUUURN Catsurou; 14:40 pm: bokuto, wenn kasamatsu die gruppe gleich wieder verlässt ist es deine schuld Owlsome; 14:41 pm: !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Owlsome; 14:41 pm: (O∆O) (O∆O) (O∆O) (O∆O) Owlsome; 14:41 pm: GEH NICHT KASAMATSU Yukio; 15:08 pm: Vielleicht gehe ich auch wegen schlechter Katzenwortspiele Yukio; 15:09 pm: (Und wieso sieht dieses Emoji genauso aus wie du, Bokuto?) Catsurou; 15:13 pm: Dude...... Owlsome; 15:13 pm: BUUUUUUUUUUUUUUUUUUURN Owlsome; 15:14 pm: d(・∀・○) Bokutos Profilbild war schlichtweg ein Volleyball, aber Kuroos Profilbild war tatsächlich ein Foto von ihm selbst. Mit Katzenohren. Yukio würde es selbst unter Folter nicht gestehen, aber er hatte es sich im Großformat angesehen und war angesichts des schiefen Grinsens und dieser lächerlichen Ohren ein wenig ins Schwitzen geraten. Kuroo war hübsch. Nicht unbedingt auf dieselbe Art wie Kise, aber nichtsdestotrotz gutaussehend. Auch wenn man die meiste Zeit über sein Gesicht kaum erkennen konnte, weil seine dämliche Frisur es verdeckte. Yukio wäre beinahe der Versuchung unterlegen, sein Handy aus dem Fenster zu werfen, weil seine elende Anziehung im Angesichts dieses beknackten Fotos ihm so peinlich war. Den ganzen Sonntag über schickten Bokuto und Kuroo ihm massenhaft Nachrichten, die meisten davon ohne wirklichen Inhalt und mindestens sechzig Prozent Fotos und Tiervideo-Links auf Youtube. Es war genauso, wie er sich einen Gruppenchat mit diesen beiden vorgestellt hätte, wenn man ihn danach gefragt hätte. Kuroo schoss den Vogel ab und schickte Yukio ein Foto von Bokuto. Er schlief offensichtlich, auf dem Rücken liegend und mit leicht geöffnetem Mund. Seine hellen Haare hingen ihm ins Gesicht statt wie sonst in die Höhe zu stehen und er sah ungewöhnlich friedlich aus. Bokuto war empört darüber, dass Kuroo Fotos von ihm machte, während er schlief. Yukio hätte sein Handy zum zweiten Mal an einem Tag gerne aus dem Fenster geworfen. Obwohl sie Anweisungen erhalten hatten, sich am Wochenende zu schonen, war Yukio zu rastlos, um lange still zu sitzen. Sonntagabend rückte nur schleichend näher und auch wenn er sich gerne einreden wollte, dass es ihm davor graute, zurück zum Camp zu fahren, spürte er in seiner Magengegend eindeutig etwas wie… Spannung? Vorfreude? Er konnte es nicht einordnen. Er ging zweimal Joggen und nur die strenge Miene seiner Mutter konnte ihn davon abhalten, gegen vier Uhr noch ein drittes Mal loszuziehen, weil er einfach nicht stillsitzen konnte. Er konnte nicht behaupten, dass der massive Muskelkater vom harten Training der letzten Woche sich bereits vollständig gelegt hatte und all dieses Gerenne war vermutlich eine dumme Idee. Aber der Gruppenchat, den er jetzt auf seinem Handy mit sich herumtrug inklusive der Fotos von Kuroo und Bokuto, hatte zu einer unermüdlichen Nervosität in seiner Magengegend geführt, die er einfach nicht abschütteln konnte. Er wusste, dass sie sich gegen sechs Uhr abends wieder in der Herberge treffen würden – pünktlich zum Abendessen und zu einer abendlichen Besprechung vom Trainingsplan für die kommende Woche. Noch eine Woche. Vermutlich würde er nächsten Freitag auf dem Zahnfleisch zurück nach Hause kriechen. Eine leise Stimme verkündete ihm, dass der Gruppenchat sich mit Ende des Trainingscamps keinesfalls in Luft auflösen würde. Aber vielleicht verloren Bokuto und Kuroo ja auch das Interesse an ihm, wenn das Camp erst einmal vorbei war. Das war sicherlich für alle das Beste. Yukio ignorierte den Knoten, der sich in seinem Magen angesichts dieser Vorstellung bildete. Er kramte sein Handy hervor und öffnete den Gruppenchat. Kuroo hat den Chat OT3 genannt – was auch immer das bedeuten mochte – und als Profilbild eine Frontansicht ihrer Herberge gewählt, was für Kuroos Verhältnisse erstaunlich neutral war. Yukio hatte noch nicht nachgefragt, was es mit OT3 auf sich hatte, er war zu abgelenkt von den fürchterlichen Benutzernamen der beiden gewesen. So wie er Kuroo kannte, war es irgendein beklopptes Wortspiel. Er fuhr viel zu früh los. Seine Mutter verabschiedete ihn mit einem »Na endlich!« und Yukio konnte er es ihr nicht einmal verübeln. Vermutlich war er die letzten Tage über wegen seiner komischen Identitätskrise keine sehr angenehme Gesellschaft gewesen. Das Problem war, dass er nicht unbedingt wusste, was er tun sollte, wenn er erst einmal wieder in der Herberge angekommen war. So tun, als wäre nichts gewesen. Theoretisch war nichts gewesen, abgesehen davon, dass er jetzt eine andauernd explodierende WhatsApp-Gruppe hatte und Fotos von Kuroo und Bokuto ihn dazu brachten, nervös an seinen Fingernägeln herumzukauen. Ob die beiden schon wieder in ihrem gemeinsamen Zimmer hockten? Oder schlimmer noch: knutschten? Allein bei dem Gedanken daran, die beiden noch einmal so zu erwischen, wurde ihm ganz heiß und er wusste, dass mindestens seine Ohren hochrot waren, wenn nicht sogar sein ganzes Gesicht. Verfluchter Drecksmist. Das alles war definitiv Kises Schuld. Natürlich auch die von Kuroo und Bokuto, aber Kise hatte den Stein ins Rollen gebracht mit seinen elenden blonden Haaren und den schmalen Augen und dem schelmischen Grinsen und… Argh. Er erinnerte sich dumpf daran, wie seine Mutter ihn einmal nach seinem Typ Mädchen gefragt hatte. »Was für Mädchen magst du?« Seine damalige Antwort war ein Schulterzucken gewesen. Er hatte keine Ahnung, was für Mädchen er mochte und mittlerweile wusste er nicht einmal mehr, ob er Mädchen überhaupt mögen konnte. Auf diese Art, die seine Mutter gemeint hatte. Was hätte er geantwortet, wenn sie ihn nach Jungs gefragt hätte? Zunächst einmal natürlich »Ich mag keine Jungs!«. Abgesehen davon, dass er sich das immer noch einzureden versuchte und nicht so recht akzeptieren mochte, dass nach insgesamt drei Beweisen alle Hoffnung verloren war, dass er eigentlich doch stinknormal war, konnte er rein theoretisch darüber nachdenken, was für einen Typ Junge er mochte. Das Ergebnis war: Er hatte keinen Typ. Abgesehen vielleicht davon, dass die drei unglückseligen Herren alle sportlich und dementsprechend muskulös waren. Wie es sich herausstellte, war Suga allein auf ihrem Sechserzimmer und las ein Buch. Yukio war erleichtert, dass er sich nicht sofort mit Bokutos und Hinatas Geschreie herumschlagen musste. Suga hob lächelnd die Hand, als er eintrat. »Hattest du ein geruhsames Wochenende?«, erkundigte sich Suga mit einem amüsierten Funkeln in den Augen. Yukio hob die Schultern und ließ seine Tasche neben seinen Futon fallen. »Ging so. Kuroo und Bokuto haben mich dazu gezwungen, mit ihnen Körbe zu werfen«, entgegnete Yukio grummelig und er fragte sich, wer um alles in der Welt es ihm abkaufen sollte, dass diese beiden ihn zu irgendetwas hätten zwingen können, wenn er es nicht vielleicht ein kleines bisschen gewollt hatte. Suga klappte sein Buch zu. Das schien Yukio irgendwie beunruhigend zu sein. Diese Augen sahen aus, als könnten sie direkt in sein Innerstes blicken. »Ah, dann hat Kuroo-san dir seine Nummer doch noch gegeben. Er hatte erwähnt, dass er das vorhatte«, entgegnete Suga freundlich. Yukio fragte sich, mit wem Kuroo sonst noch über seine Pläne bezüglich Yukio gesprochen hatte, aber er fragte nicht danach. Wer wusste schon, ob er die Antwort wirklich hören wollte. Suga beobachtete Yukio dabei, wie er seine Tasche auspackt. Yukio ignorierte das gekonnt. Suga war nett und Yukio hatte in der letzten Woche beobachtet, welche wichtige Rolle er bei der moralischen Unterstützung seines Teams einnahm. Solche Menschen wusste er zu schätzen. Aber er spürte auch, dass Suga ein sehr aufmerksamer Mensch war, dem wenig entging. Und diese Art von Menschen – ähnlich wie Kuroo, wenn er es sich recht überlegte – machte Yukio nervös. Die Wahrscheinlichkeit, dass er seine Gefühle gut verstecken konnte, war recht gering. »Kuroo hat mich gefragt, ob es wohl in Ordnung wäre, dir seine Nummer zu geben«, fuhr Suga langsam fort und Yukio spürte, wie seine Handinnenflächen automatisch anfingen zu schwitzen. Wollte er mit irgendwem über dieses Thema reden? Wollte er mit Suga, den er eigentlich überhaupt nicht kannte, darüber reden? Aber als er zu Suga hinüber schaute, blickte ihm ein sehr offenes und ehrlich lächelndes Gesicht entgegen und Yukio spürte, wie seine Defensivmechanismen sich automatisch abschalteten. Vielleicht war es nicht allzu schlecht, wenn er mit jemandem darüber redete? Und manchmal war es sogar einfacher, mit fremden Leuten über etwas zu sprechen. Der Gedanke, dass Kuroo mit jemandem darüber gesprochen hatte, ob es eine gute Idee war, Yukio seine Handynummer zu geben, verursachte ein sehr merkwürdiges Gefühl in seinem Magen. »Wieso sollte er ausgerechnet dich danach fragen?«, erkundigte Yukio sich verwirrt. Sugas Lächeln wurde etwas breiter, aber es war bei weitem nicht so gruselig wie Kuroos Grinsen. »Ach, er hatte Angst, dass er und Bokuto vielleicht ein bisschen zu… enthusiastisch waren. Du weißt schon. In all ihrem Interesse an dir.« Da war es. Einfach so ausgesprochen. Ihrem Interesse an dir. Nicht nur Kuroos Interesse. Oder nur Bokutos. Beide. An ihm. Kasamatsu Yukio. Er merkte kaum, wie er die Luft anhielt. »Ich hab ihnen gesagt, dass es sicher gut wäre, wenn sie einen Gang zurückschalten würden«, fuhr Suga fort und schob behutsam ein Lesezeichen zwischen die Seiten seines Buches. »Ich hatte den Eindruck, dass sie doch ein wenig zu aufdringlich waren.« Yukio schnaubte und ließ sich auf seinen Futon fallen. Sein Herz hämmerte irgendwo in der Gegend seines Kehlkopfes. »Man wird nicht alle Tage… von… naja. Du weißt schon. Von Jungs angebaggert«, murmelte er. Zuerst dachte er, dass Suga ihn vielleicht nicht gehört hatte, aber nach einer Weile antwortete er und klang sehr behutsam in seiner Wortwahl. »Stört es dich denn, dass es… Jungs sind?«, wollte er wissen. Yukio warf ihm einen Blick zu. Er zog die Schultern nach oben und wünschte sich, der Boden würde sich unter ihm auftun und ihn verschlucken. Er lehnte sich an die Wand direkt hinter seinem Futon und beobachtete, wie Suga aufstand und zu ihm herüber kam. »Kann ich mich neben dich setzen?«, fragte er. Yukio nickte. Eine kleine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und Yukio kaute nervös an einem seiner Fingernägel herum. Störte es ihn, dass es Jungs waren. Eine gute Frage. Ja. Und nein. Bei anderen Leuten störte es ihn nicht. Herrgott, sollten Bokuto und Kuroo doch zusammen glücklich werden und in den Sonnenuntergang reiten. Knutschend. Was gingen ihn die Beziehungen und sexuelle Präferenzen von anderen Leuten an? Nichts. Es war ihm vollkommen egal, dass Midorima und Takao zusammen waren. Es war ihm weniger egal, dass Kise und Aomine ein Ding am Laufen hatten – aber das lag daran, dass Aomine Daiki ein Arschloch war und nicht daran, dass er ein Kerl war. »Oder stört es dich, dass es zwei auf einmal sind?« Yukio hatte so fest daran geglaubt, dass Kuroo ihn nur veralbern wollte – jedes Mal, wenn er irgendwelche Andeutungen gemacht hatte. Aber die Tatsache, dass er sich so sehr ein Bein ausrenkte und der Umstand, dass Bokuto nicht wirklich in der Lage zu sein schien, irgendjemanden zu täuschen, hatten ihn diese ursprüngliche Theorie verwerfen lassen. Es war immer noch komisch, dass beide an ihm Interesse hatten. Wie genau funktionierte das? Wie Wahrscheinlich war es, dass zwei Leute, die ein Paar waren, irgendjemanden ansahen und beide dachten »Oh, den da. Den wollen wir«? »Alles? Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Es stört mich nicht, dass sie miteinander… ugh.« Suga gluckste leise neben ihm. »Jedes Mal, wenn sie nah beieinander sind, starrst du sie an, als würdest du sie gerne umbringen oder aufessen wollen«, gestand Suga ihm leise und Yukio spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Er hatte sich sehr bemüht, überhaupt nicht zu starren, aber anscheinend war seine Mühe nicht groß genug gewesen. »Ich habe zu Kuroo gesagt, dass du vielleicht einfach unsicher über dich selber bist und sie sich deswegen ein bisschen zurücknehmen sollen«, fuhr Suga fort und streckte seine Beine vor sich aus. Ganz unabhängig vom Thema fragte Yukio sich, wieso Suga nicht in der Startaufstellung seines Teams war. Er hatte auf die anderen Teammitglieder von Karasuno noch nicht sonderlich geachtet. »Wahrscheinlich hat er deinen Rat beherzigt«, brummte Yukio. Er wünschte sich, dass sein Herz nicht immer noch so hämmern würde. All dieser Tumult in seinem Innern war anstrengend. »Das ist gut.« »Aber er hat einen dämlich Anmachspruch auf den Zettel mit seiner Nummer geschrieben!« Suga lachte leise. Sie schwiegen wieder eine Weile und Yukio fragte sich, wieso Suga nicht versuchte, ihm irgendwelche Tipps zu geben. Er hatte nur ein paar vorsichtige Fragen gestellt. Yukio warf ihm einen Blick von der Seite zu. »Was glaubst du, was ich machen sollte?«, fragte er schließlich mit zusammengezogenen Brauen. Suga drehte den Kopf und schaute ihn mit einem sehr breiten Lächeln an. »Ach, weißt du. Manchmal muss man sich selbst ein bisschen in den Hintern treten, wenn man Verhaltensweisen an den Tag legt, die einen selber ärgern«, erklärte er. Yukio hatte das Gefühl, dass Suga aus eigener Erfahrung sprach, aber er hatte keine Gelegenheit, nachzufragen, denn in diesem Augenblick flog die Tür auf und ein gewisser lauter Jemand stürmte ins Zimmer, dicht gefolgt von seiner besseren – oder auch schlimmeren – Hälfte. »HEYHEYHEY!« »Oi, Suga, Tanaka braucht dringend Betreuung. Er hat gerade zu Daichi gesagt, dass er das Land verlassen und aus der Mannschaft austreten muss«, erklärte Kuroo. Wieso sah er so bekloppt lässig aus, wie er da im Türrahmen stand und seine Tasche über der Schultern hängen hatte. Suga runzelte die Stirn, erhob sich aber augenblicklich und hob die Hand in Richtung Yukio, ehe er das Zimmer verließ. Sobald Suga nicht mehr zu sehen war, wandte Kuroo sich zu Yukio um und zwinkerte ihm zu, ehe er zu seinem Futon hinüber ging. Sich selbst in den Hintern treten. Kise schob sich vor sein inneres Auge und rief »Senpai, fight!«, was Yukio zum Grummeln veranlasste. »Hey, Kuroo«, sagte er. Kuroo schaute auf und sah ihn fragend an. »Was heißt OT3?« Das Grinsen, das sich in Kuroos Gesicht breit machte, versprach definitiv nichts Gutes. Kapitel 21: Part II - Tanaka ---------------------------- Ryu wusste, dass die anderen Mannschaften, die das Wochenende zu Hause bei ihren Familien verbracht hatten, gegen sechs Uhr abends zurückkommen sollten. Pünktlich zum Abendessen und für eine Besprechung des nächsten Wochenplans. Tora hatte das ganze Wochenende nicht geantwortet. Ryu ärgerte sich für gewöhnlich selten über seine impulsive Art, aber dieses Mal wünschte er sich, er hätte erst nachgedacht und dann gehandelt. Leider war rationales Denken nicht seine Stärke. Er hatte noch drei Mal mit Takao telefoniert – der einzige, der von Ryus Krise wusste und mit dem Ryu überhaupt über dieses Thema reden wollte, einfach weil er. Nun ja. Männer mochte. Es war bescheuert. Er sollte mit Noya darüber reden. Oder vielleicht mit Sugawara. Er war geliefert. Es ging zu Ende. Bis Sonntagabend hatte Ryu es geschafft, sich halbwegs erfolgreich einzureden, dass es keine große Sache war. Vielleicht hatte Tora auch einfach nicht gewusst, was er auf diese großartige Offenbarung sagen sollte. Das würde Sinn machen – immerhin war Ryu ein cooler Typ und wenn ein cooler Typ dir sagt, dass er dich rein theoretisch und vollkommen platonisch knutschen würde, dann war das eine große Ehre. Sobald Nekomas Bus auf den Hof vor der Herberge fuhr, hatte Ryu all seine hervorragenden Argumente wieder vergessen. Er musste das Land verlassen. Eigentlich war er auf dem Weg zum Klo gewesen, aber er drehte sofort um, als er den Bus draußen erblickte und stürmte zurück in Richtung Zimmer. Auf dem Gang kam ihm Daichi entgegen, der mit gerunzelter Stirn irgendetwas las – wahrscheinlich irgendeine Auswertung von Aida oder Momoi. Ryu kam schlitternd zum Halt, packte Daichi an den Schultern und schüttelte ihn so heftig, dass er den Stapel Papier in seinen Händen fallen ließ. »Tanaka, was zum–« »Ich muss Japan verlassen! Ich muss aus der Mannschaft austreten!« Er achtete kaum darauf, wie Nekomas Kapitän an ihm und Daichi vorbeiging oder auf Bokuto, der irgendeine dramatische Geschichte erzählte, in der sehr oft »HEYHEYHEY!« vorkam. Daichi schaute einen Augenblick lang resigniert auf den Berg Papier am Boden, dann entschied er sich offenbar dazu, dass Tanakas Krise wichtiger war, als seine Unterlagen. »Was ist los?«, wollte er wissen und Tanaka wusste, dass es lächerlich war, aber Daichi hatte diesen väterlichen Ton einfach drauf. Er verschlang seine Hände ineinander und kramte in seinem Oberstübchen nach einer kurzen und präzisen Erklärung darüber, warum er Karasuno verlassen musste. Kurz und knackig, wie ein gut platzierter Schmetterball. »Tanaka, lass uns doch eben hier rein gehen«, sagte eine andere Stimme neben ihm. »Suga-san!« Daichi beobachtete vollkommen verwirrt, wie Suga nach Ryus Arm griff und ihn schlichtweg in einen recht geräumigen Besenschrank bugsierte, die Tür hinter sich schloss und Daichi mit seinen Unterlagen allein ließ. »Tanaka, was ist los?«, wollte Suga wissen und er hatte diesen gewissen Ton drauf. Diesen »Du kannst mir alles sagen und ich bestehe auch darauf, dass du das tust – es ist zu deinem eigenen Wohl«-Ton. Ryu schluckte. »Ich mag Mädchen. Aber vielleicht mag ich auch Tora«, flüsterte er panisch und spürte, wie sein Gesicht heiß wurde. Suga blinzelte erstaunt, dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Das ist doch nichts Schlimmes«, sagte er. »Doch! Es ist schlimm, wenn er das komisch findet und nicht auf Nachrichten antwortet, in denen drinsteht, dass ich ihn knutschen würde!« Suga legte einen Finger auf seine Lippen und Ryu biss sich auf die Unterlippe. Suga hatte natürlich vollkommen recht. Er wollte nicht, dass jeder Hornochse, der an diesem Schrank vorbeilief, von seinen Problemen erfuhr. »Du hast Yamamoto-san also eine Nachricht geschickt«, sagte Suga leise und Ryu nickte hastig. Er wusste genau, dass er knallrot im Gesicht war und war dankbar dafür, dass Suga sein Gesicht nicht klar sehen konnte, weil es zu dunkel in diesem Schrank war. »Dann ist es kein Wunder, dass er nicht geantwortet hat. Shirofuku-san hat sein Handy im Eingangsbereich gefunden, er muss es am Freitag dort verloren haben.« Ryus Gehirn brauchte ganze zehn Sekunden, um diese Information zu verarbeiten. Es war generell nicht das schnellste Gehirn und sein Zustand größter Panik hatte nicht dazu beigetragen, Ryus Denkleistung zu erhöhen. »Sein Handy…« »Jup. Also keine Sorge, Tanaka. Tora wird dir sicher gleich– Hey!« Ryu hatte keine Zeit mehr zum Reden. Es war die Zeit zum Handeln gekommen. Er riss die Tür des Schranks auf und rannte beinahe einen immer noch leicht verwirrt aussehenden Daichi um, der immer noch dort stand und seine durcheinandergebrachten Papiere sortierte. Ryu hastete den Gang entlang, ignorierte die Mahnung von Daichi – »Tanaka, renn nicht so im Korridor!« – und kam schlitternd vor der Tür zum Stehen, hinter der Shirofukus Zimmer lag. Er klopfte und stürzte hinein, bevor jemand antwortete. »Shirofuku-san!«, rief er und entdeckte sie auf der Fensterbank sitzend. Sie hielt ihr Handy mit der rechten Hand und musterte ihn gelassen, als würde es sie kein bisschen stören oder wundern, dass Ryu wie ein wild gewordener Stier in ihr Zimmer geplatzt hat. »Hallo, Tanaka-kun. Was kann ich für dich tun?« Sie lächelte ein wenig verschwommen und Ryu spürte eine Gänsehaut im Nacken. Aus unerfindlichen Gründen kam ihm der Gedanke, dass er mit Shirofuku-san keinen Ärger haben wollte. Sie war… gruselig. Beeindruckend, aber gruselig. »Du hast Toras Handy gefunden«, sagte er leicht keuchend. Sie legte den Kopf schief und ihr Lächeln wurde etwas breiter. Dann nickte sie. Er könnte schwören, dass ihre Augen ihn durchleuchteten und sein Gesicht wurde heiß. »Ich muss kurz… einen Blick drauf werfen. Bitte«, sagte er sehr laut und verbeugte sich so tief wie möglich, die Augen fest auf den Boden gerichtet und Stoßgebete an alle Götter schickend, die ihm spontan einfielen. »Aber Tanaka-san, wäre es nicht sehr ungehörig, dir ein Handy zu geben, das nicht dir gehört?« »Es ist ein Notfall. Ich schwöre, ich habe nichts Schlimmes vor!« Ein Schweigen antwortete ihm, dann hörte er ein Rascheln und richtete sich auf, gerade noch um zu sehen, dass Shirofuku-san sich von ihrem Platz erhob, ihr Handy bedächtig beiseitelegte und hinüber zu dem großen Schrank in ihrem Zimmer schritt. Ryu ertappte sich dabei, wie er den Atem anhielt, als die Schranktür öffnete und ein Handy herausholte. Dann streckte sie es ihm mit funkelnden Augen entgegen. Ryu griff hastig danach, dankte jeder höheren Macht, die es gab, dass Tora keinen Pincode eingestellt hatte und rief den Chat auf, in dem seine eigene Nachricht das ganze Wochenende ungelesen gelegen hatte. »Mit dir wäre es auch kaum komisch, du Pfosten!!!!« Er war sich sicher, dass seine Gesichtsfarbe einer roten Ampel glich, als er hastig die Nachricht löschte, Shirofuku das Handy zurückreichte und sich noch zweimal vor ihr verbeugte. »Vielen Dank, Shirofuku-san«, sagte er sehr laut. Sie kicherte leise und legte das Handy zurück in ihren Schrank. »Keine Ursache, Tanaka-kun.« Er richtete sich erneut auf, dann straffte er die Schultern und marschierte mit hämmerndem Herzen aus dem Zimmer, um sich Richtung Hof aufzumachen. Vielleicht erwischte er Takao noch, bevor er mit Midorima in ihr gemeinsames Zimmer kam. 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