Tease him, please him von Salix ================================================================================ Kapitel 6: Neue Wege -------------------- Lächelnd schminkte Loki sich ab. Um sie herum rauschte das Geplapper der anderen Artisten dahin. „Gute Show. Das war ein gelungener Einstand, Lilly.“ Sam der Manager winkte ihr zu, als er den Backstagebereich betrat. „Nächste Woche beginnen wir mit den Proben für die neue Show, Kinder. Erfreut euch an euren freien Tagen!“, teilte er allen Artisten mit, die begeistert klatschten. So langsam gewöhnte Loki sich an diese gefühlsbetonten Menschen. Zufrieden verließ sie in ihrer Alltagskleidung das Varieté. In ihrer enganliegenden schwarzen Jeans, dem grünen Rollkragenpulli und der schwarzen, Figur betonten Lederjacke war sie nur eine weitere gutangezogene Frau unter vielen. Sie schlenderte die dunkle Straße entlang. Wer versuchte ihr etwas anzutun, würde es bereuen. Die Lichter eines Sportwagens flammten auf. Und eine Tür wurde geöffnet. „Hey.“ Loki grinste Tony an. „Hey.“ Wie immer, wenn er sie in ihrer weiblichen Gestalt sah, war ihm anzumerken, dass es ihn durcheinander brachte. Es war für Loki sicherer sich als Frau weiter in der Menschenwelt herumzutreiben. Die Wahrscheinlichkeit von S.H.I.E.L.D. entdeckt zu werden, war schlicht geringer. In den paar Tagen, die sie aufgrund von Lokis Verletzung zusammengewohnt hatten, war deutlich geworden, dass sie beide ihre Freiheit brauchten. Mit Tonys Hilfe war es Loki gelungen eine Wohnung zu finden. Und aus einer Laune heraus hatte sie sich bei dem Varieté als Jongleurin und Seiltänzerin beworben. Zu ihrer Verwunderung war sie genommen worden. In der Show jonglierte sie auf dem Drahtseil und wurde dafür vom Publikum bewundert. Es machte ihr genug Spaß, um dabei zu bleiben, vorerst. Loki stieg zu Tony in den Wagen. „Was liegt an?“ „Ein Portal. Du kannst auf der Fahrt schlafen. Es dauert eine Weile den Nationalpark zu erreichen.“ Loki streckte ihre langen Beine aus, rutschte herum, bis sie bequem saß und döste. Sie machten dann doch noch in einem Motel Rast, ehe sie am frühen Morgen weiterfuhren. Tony war so vorrauschauend gewesen und hatte eine kleine Reisetasche mit Sachen für Loki gepackt. Etwas, dass sie irgendwie niedlich fand, konnte sie doch jederzeit auf alles Nötige zugreifen, ohne es mit sich herumschleppen zu müssen. Kies knirschte als Tony auf dem Parkplatz des Nationalparks hielt. „Ab hier müssen wir zu Fuß gehen. Das Portal ist in den Höhlen.“ Loki stieg aus, reckte sich und las den Wegweiser. „ Eine Stunde Fußmarsch, wirklich?“ Doch Tony war schon dabei sich aufzurüsten. „Dachte ich’s mir doch“, kommentierte Loki. „Kommst du?“ „Klar.“ Sie schlang die Arme um Tonys Hals. Auf diese Weise dauerte der Weg deutlich weniger als eine Stunde. Nach fünf Minuten endete der Flug vor einem Höhleneingang. „Einer der Ranger wird vermisst.“ „Aha.“ Loki rümpfte ihre Nase. Aus der Höhle drang muffige feuchte Luft. Unterirische Höhlen gehörten nicht zu ihren Lieblingsorten. Ein rascher Rundumblick und sie wandelte ihre Gestalt. Als Frau ließ es sich zwar auch kämpfen, aber in solchen Situationen fühlte Loki sich als Mann einfach wohler. „So ist besser“, merkte Tony an. „Nur, weil du es eher gewöhnt bist.“ Loki untersuchte, ob seine Wurfmesser an ihrem angestammten Platz in seinem Ledermantel verborgen waren. Das Gefühl von kaltem Metall an seinen Fingerspitzen beruhigte ihn. Im Schein von Tonys Rüstung betraten sie das Höhlensystem. Loki achtete darauf sich eher aus dem Lichtschein herauszuhalten. Es erinnerte ihn zu sehr daran, wie stark es sie von der Umgebung hervorhob. Als wäre ein Spotlight auf ihn gerichtet, nur leider nicht wie auf einer Bühne, sondern im Sinne von: „Guck mal, hier ist Futter!“ An der dritten Kreuzung von steinigen Gängen fragte er: „Wie groß ist die Höhle eigentlich?“ „Ziemlich groß. J.A.R.V.I.S. hat eine Karte. Also bleib in meiner Nähe.“ Loki nickte nur. In einem Höhlensystem herumzuirren, konnte verflixt viel Zeit kosten. An einer Wand erhaschte er einen grünlichen Schimmer. Auch Tony hatte ihn gesehen. Der blöde Mensch griff natürlich danach und fluchte. Das Zeug haftete an seiner Rüstung. Nun verband ein neongrün schwach leuchtender Faden Tony mit der Wand. Loki kam näher, wobei er aufmerksam lauschte. Etwas trappelte, weiter entfernt. Leise Stimmen drangen an sein Ohr. Sie waren zu leise, um für menschliche Ohren hörbar zu sein. „Ich hasse es sie aus ihren Rüstungen zu pellen!“ „Stell dich nicht so an. Eine Mahlzeit ist eine Mahlzeit!“ Unauffällig drehte Loki sich in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. Dort war eine Vertiefung im Gestein, die ein weiterer Gang sein könnte. Es war schwer zu sagen, denn eine Steinsäule versperrte ihm die Sicht. Vorsichtshalber erschuf er das Trugbild einer undurchdringlichen Steinwand an dieser Stelle und hoffte, es wäre der einzige Ausgang. Oder vielleicht erkaufte es ihnen Zeit, weil die Wesen einen längeren Umweg machen mussten, um sie zu erreichen. „Wo ist das Tor? Denn, wenn diese Viecher da durchbrechen, solltest du rennen, als wäre etwas Scheußliches hinter dir her, denn dann wird etwas Scheußliches hinter dir her sein“, flüsterte er Tony zu, der noch immer an dem erstaunlich reißfesten Faden zerrte. Kurzer Hand zückte Loki eines seiner Messer und säbelte das Zeug durch. „Gleich dahinten.“ Tony ging vor. Loki folgte ihm und fand sich in einer riesigen Höhle wieder. Ein unterirdischer See schimmerte im Lichtschein. An den Wänden glitzerten Salzkristalle. Lokis Blick wurde von dem sanft neongrün leuchtenden, übergroßen Spinnennetz an der Höhlendeckte angezogen. Er schluckte angesichts eines herabhängenden Fadenkokons. „Ich fürchte, wir haben den Parkranger gefunden.“ Damit deutete er auf den mannsgroßen Kokon. „Fürchte ich auch. Such du das Portal.“ Loki schaute sich um, während Tony ihm leuchtete. Am Ende des Steinstrandes, glänzte etwas Bläuliches zwischen zwei Stalakiten. „Denk dran, du bist hier der Held. Kümmer dich um die Viecher, wenn sie kommen sollten. Ich bin nur hier, um das Tor zu schließen“, wies er Tony an und zauberte eine goldene Lichtkugel herbei, die seinen Weg beleuchtete. Geschickt sprang er über Steinbrocken und Felsformationen in Richtung Tor. Ein grüner Faden schnellte auf ihn zu. Loki warf sich zur Seite und krachte gegen einen Stalagmiten. Hastig verbarg er sich dahinter. Sein Blick glitt über die Höhlenwände und Decke. Da, oh igitt! Das Teil hatte zu viele Beine! Dunkles Haar glitt über einen helleren Fleck. Zu dumm, dass sah fast wie ein menschliches Gesicht aus. Auf gut Glück warf Loki sein Messer. Ersticktes Gurgeln, sagte ihm, dass er getroffen hatte. Das Wesen kippte, kullerte eine Felsschräge hinab und krachte gegen seinen Stalagmiten. Angewidert verzog Loki das Gesicht, als er an dem riesigen, behaarten, bräunlichen Spinnenkörper vorbeiging. Ein Bein zuckte und er sprang hastig außer Reichweite. Doch es war nur ein Todeszucken gewesen. Das Wesen war vielleicht ein Meter fünfzig groß. Sein Wurfmesser steckte in der Stirn eines menschlichen Gesichts. Es schien weiblich zu sein, die braunen Augen starrten ins Nichts. Aus dem geöffneten Mund voller spitzer, silberner Zähne, lief silbernes Blut. Es widerte ihn an, dennoch rief er sein Messer zu sich zurück. Rasch wischte er es mit einem herbeigezauberten Tuch ab, ehe er es wieder einsteckte. Hier in Midgard war es schwierig an seine bevorzugten Wurfmesser heranzukommen. Darum hatte er sich angewöhnt, sie wieder einzusammeln. „Alles okay?“, erklang Tonys Stimme vom See her. „Ja, danke für die Hilfe!“ „Du bist doch gut zurechtgekommen.“ Loki schnaubte nur. „Pass besser auf!“ Vor dem Portal hielt er inne. Um das Teil zu schließen, musste er nur auf einem Fuß stehend auf der Spitze eines Stalagmiten balancieren. Er zwang sich zur Ruhe und blendete seine Umgebung zum Teil aus, obgleich er sie dennoch deutlich wahrnahm. Loki spürte seinen Körper, wie er auf der Spitze um das Gleichgewicht rang. Er breitete die Arme aus und nutze seinen freien Fuß zum Ausgleichen. Als er sein Gleichgewicht gefunden hatte, begann er den Zauber. Hinter sich in der Höhle, kreischte etwas. Er hörte das Rauschen von Tonys Energiestrahlen, doch er ignorierte es. Tony würde ihm die Viecher vom Hals halten, bis er erledigt hatte, was er tun musste. Goldene Runen glommen zögerlich auf. Als sie gleichmäßig leuchteten, schickte Loki sie zum Tor. Die kreisende Bewegung zum Schließen des Tores auszuführen, kostete ihn fast sein Gleichgewicht. Er atmete erleichtert auf, als das Portal kleiner wurde und sich schloss. Loki stieß sich von seiner Säule ab, vollführte einen Rückwärtssalto sowie eine halbe Drehung und kam auf einem abgeflachten Felsbrocken zum Halten. Zwei weitere der Kreaturen lagen angesengt in den letzten Zuckungen. Sie waren ein wenig kleiner, mit einem schwarzen Spinnenleib. Eines, der ihm zugewandten menschlichen Gesichter, war bärtig, daraus schloss Loki, dass es sich um die Männchen der Spezies handelte. „Loki!“ Oh, das klang ungeduldig. Als er Tony entdeckte, verstand er die Ungeduld. Tony zappelte in grünen Fäden, die im Licht grau aussahen. „Auch noch fluoreszierend, dieses Zeug!“, dachte Loki. Tony wurde an den Fäden, näher an die letzte Kreatur herangezogen. Sie war braun, also ein Weibchen. Loki setzte ihr einen seiner Doppelgänger vor, was sie irritierte. Das Weibchen drehte sich und Fäden schossen aus ihrem Unterleib kommend auf das Trugbild zu. Loki nutzte die Gunst der Stunde und sprang auf ihren Rücken. Er krallte sich an den harten Beinen, direkt neben ihrem Kopf, fest. Ehe das Wesen wusste, wie ihm geschah, zog er im ein Messer über die Kehle. Silbernes Blut floss über seine Hand. „Bäh!“ Das Weibchen bäumte sich auf. Loki wurde in die Luft geschleudert. Er schaffte es gerade noch tief einzuatmen, bevor er in den See klatschte. Hart bohrten sich Steine in seinen Rücken. Er stieß sich vom Boden ab und merkte, dass er stehen konnte. Keuchend und hustend spuckte er Salzwasser. Nachdem er seine Hand, die noch immer das Messer umklammerte, im See gewaschen hatte, watete er auf den am Seeufer liegenden Tony zu. „Na, das hat ja super geklappt!“ Loki wollte die Fäden, in die Tony gewickelt war, aufschneiden, doch die hatten sich in eine schleimige, graue Flüssigkeit verwandelt. Das musste mit dem Tod des Wesens zusammenhängen. Tony kam selbstständig auf die Beine und öffnet sein Visier. „Waren das alle?“ „Ich hoffe.“ Loki strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. Urplötzlich fand er sich in einer festen Umarmung wieder. „Gut gemacht. Ich dachte schon…“ „Tja, Glück für dich, dass ich da war.“ „Oh ja.“ Tony beugte sich vor. Sacht berührte er Lokis Lippen mit seinen. Loki erwiderte den Kuss, um sich zu vergewissern, dass sie beide lebten und unverletzt waren. Etwas außer Atem lösten sie sich voneinander. „Urgs, jetzt hab ich das Zeug auch an mir!“, maulte Loki. „Hättest du eh beim Rückflug abgekriegt“ „Wo du Recht hast. Lass uns hier verschwinden und ein ausgiebiges, gemeinsames Bad nehmen“, raunte Loki Tony ins Ohr. „Das Aufräumkommando kannst du auch von unterwegs herbestellen.“ „Ganz deiner Meinung.“ Trotz der schleimigen Flüssigkeit auf Tonys Rüstung, schlang Loki erneut die Arme um Tony, damit der ihn aus der Höhle bringen konnte. Er könnte sich zwar auch wegteleportieren, aber mit Tony zu Fliegen war lustiger. Sie würden ihren Sieg ordentlich feiern. Lächelnd ließ er sich von Tony davontragen. Oh ja, es hatte sich gelohnt nach Midgard zu kommen. Seine Pläne für Asgard ließen sich aufschieben. Asgard konnte warten, doch die Zeit mit Tony war begrenzt. Und diese begrenzte Zeit gedachte er zum Spielen zu nutzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)