Naruto Kurzgeschichten von Chi_desu (Sammlung meiner oneshots) ================================================================================ Kapitel 3: Noch nicht --------------------- Diese Kurzgeschichte spielt nach Kapitel 188... nehmen wir mal an, Sasuke hat es geschafft, zu Orochimaru zu gelangen und ist sein Schüler geworden... Warnung: Andeutungsweise Shounen-Ai OrochimaruxSasuke Noch nicht Lautlos krieche ich aus den Schatten empor in das düstere Zimmer meines Schützlings. Er steht am Fenster und schaut nach draußen, starrt mit leerem Blick hoch zum Mond. Ich brauche mich nicht bemerkbar zu machen, ich weiß, dass er meine Anwesenheit spürt. Ich mache ihn längst nicht mehr nervös. Es sind bereits einige Monate vergangen, seit meine vier Sound-nin ihn zu mir gebracht haben. Er ist wieder ein Stück gewachsen. Jetzt erst fällt es mir auf. Er ist noch ein Kind aber er wächst schnell, obwohl sein körperliches Wachstum mit dem seiner Fähigkeiten nicht Schritt halten kann. Es ist sehr lange her, seit ich einen Schüler habe aufwachsen sehen. Es gibt sehr viele, die in meinem Dorf aufgewachsen sind, aber seit Anko gab es niemand mehr, um den ich mich persönlich gekümmert habe. Sasuke-kun war von Anfang an etwas Besonderes. Die Kraft, alles zu erreichen, die ich bei ihm spüre, versetzt mich jedes Mal wieder in Erstaunen. Manchmal frage ich mich, ob es Sandaime mit mir damals genauso ging. Er dreht sich mit stoischem Gesicht zu mir um und seine schwarzen Augen sehen mich durchdringend an. Er redet nicht viel, aber wir haben uns auch nichts zu sagen. Er ist mein Schüler und die Anweisungen, die ich ihm während des Trainings gebe, reichen aus um uns zu verständigen. Außerdem kann ich in seinen Augen lesen wie in einem offenen Buch. Mit Anko damals war es anders. Sasuke ist mir ähnlich, ich war genauso in seinem Alter. Das einzige, was uns unterscheidet, ist unser Antrieb. Ich suche nach der ultimativen Kraft, er sucht nach einer Waffe, die stark genug ist, seinen Bruder zu bezwingen. Aber er ist ja noch jung. Ich bin mir sicher, dass ihn die Macht noch verführen wird. Eine unausgesprochene Frage steht im Raum. Ich brauche sie nicht zu stellen, denn warum wäre ich wohl hier, außer um ihn zu fragen warum er heute nicht zum Training erschienen ist. Nach ein paar Minuten der Stille sagt er: "Ich weiß nicht mehr, was richtig ist. Tue ich das richtige? Ich fühle mich, als hätte ich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen..." Ich kann ein heiseres Lachen nicht unterdrücken. "Du schmeichelst mir, Sasuke-kun." Ich gehe auf ihn zu und stelle mich neben ihn ans Fenster. Er dreht sich um und schaut wieder nach draußen. "Freundschaft ist vergänglich, Sasuke-kun. Aber Macht währt ewig. Du hast gesagt, du würdest alles tun, um dich rächen zu können. Dann sei ein aufmerksamer Schüler. Mit den Kinjutsu die ich dir zeige, wirst du sogar Itachi besiegen." "Und dann? Du hast mich nicht aus reiner Selbstlosigkeit hergeholt." "Da hast du recht. Du bist wie ein Erbe für mich, die Verkörperung meiner Wiedergeburt. Ich war mal wie du. Und du wirst schon bald so sein wie ich." Ich habe Sasuke beobachtet, schon lange bevor ich mich ihm zum ersten Mal gezeigt habe. Ich sah das hasserfüllte Kind, das aus ihm wurde, nach dem Tod seiner Eltern. Aber auch den Erben der Uchiha Familie, in den die Dorfbewohner so viel Hoffnungen setzten. "Ich weiß genau, was es heißt, ein Genie zu sein. In einer Gruppe mit gleich zwei Klötzen am Bein zu arbeiten und stillschweigend der Obrigkeit folgen müssen, obwohl man seine Lehrer längst überflügelt hat. Ich habe es gehasst. Aber ich bin jetzt frei Sasuke. Und diese Freiheit wünsche ich mir auch für dich." Als ich ihn das erste Mal sah, war er vielleicht sieben oder acht Jahre alt. Er saß allein im Wald unter einem großen Baum und schaute ins Nichts. Seine Eltern waren gerade gestorben, aber er weinte nicht. Ich spürte seinen Hass. Schon da wusste ich, dass er mir gehören würde. Ich musste ihn haben. "Hab keine Angst, Sasuke-kun. Für den Moment will ich nur ein Lehrer für dich sein, denn in dir steckt so viel Potential. Ich sehe mich selbst in dir und ich will dir helfen, dich von den Fesseln der Shinobi Regeln zu befreien." Es ist wirklich anders als mit Anko. Dieses Kind, das schon so viel erlebt hat in seinem kurzen Leben, bedeutet mir tatsächlich etwas. Ich werde nicht zulassen, dass ihm etwas geschieht. Ich will, dass er meinem Weg folgt, ohne die selben Fehler zu machen. Er ist so viel mehr als eine Marionette für mich, obwohl ich natürlich egoistische Ziele verfolge. Er schaut mich an und seine Augen funkeln. "Wenn wir uns so ähnlich sind, hast du dann keine Angst, dass ich mich eines Tages gegen dich stelle und versuche, dich zu töten, so wie du versucht hast, Sandaime-san zu töten?" Er ist wirklich scharfsinnig. "Wenn du stark genug wirst, um mich zu stürzen, dann versuch ruhig dein Glück. Aber ich würde es nur ungern sehen, wenn sich unsere Wege trennen." Seine Augen glitzern gefährlich und ich erkenne, dass er mich vielleicht wirklich eines Tages verraten wird, genauso wie ich meine Lehrer damals verraten habe. Er hat das Potential dazu. Er hat das Potential, die legendären Sannin zu übertreffen. Aber das liegt noch in ferner Zukunft und ich werde es ihm nicht leicht machen. Kalter Wind von draußen zerzaust sein schwarzes Haar und er hebt einen Arm um sich die langen Stirnfransen aus dem Gesicht zu halten. Seine alabasterne Haut wirkt im Mondlicht sogar noch blasser. Er wird nie ein gutaussehender Mann werden, dazu ist sein Gesicht zu ebenmäßig, zu... schön. Man möchte ihn fast für eine Frau halten. Ich umfasse mit einer Hand sein Handgelenk und er schaut mich ausdruckslos an. "Du bist wunderschön heute.", sage ich. Sein Porzellanpuppengesicht zeigt immer noch keine Regung. War in meinem Gesicht auch so schwer zu lesen? Ich begehre ihn. Er ist so anders als Anko, als alle, die mir auf meiner Reise begegnet sind. Ich will ihn mit jeder Faser meines Körpers, er soll sich mir hingeben und alles an ihm soll mir gehören. Seit er bei der Prüfung gegen mich angetreten ist, geht er mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich verzehre mich nach ihm. Ich neige den Kopf und nähere mich ihm. Sein Gesicht bleibt ausdruckslos, nur seine Augen öffnen sich ein Bisschen weiter aus zuvor. Kurz bevor unsere Lippen sich berühren, halte ich inne. Ein Grinsen umspielt meinen Mund und ich flüstere: "Schlaf gut, Sasuke-kun." Wie ein Geist ziehe ich mich zurück und diesmal wirkt er - für seine Verhältnisse - fast erschüttert. Damit hat er nicht gerechnet. Aber er weiß nicht, wie viel Überwindung es mich gekostet hat, das zu tun. Ich war so kurz davor, ihn zu küssen, über ihn herzufallen und ihn mir zu nehmen, ganz gleich ob er es auch will oder nicht.... Ich verschmelze wieder mit den Schatten und gestatte es mir, ihm noch einen Blick zuzuwerfen. Er atmet leise aus und senkt den Kopf. Ich will ihn für mich allein haben. Aber ich kann warten. Er ist noch jung, seine Blütezeit kommt erst noch. Nicht heute Nacht. Ich werde warten. Ich will ihn nicht zerstören. Jedenfalls noch nicht heute Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)