Gloomy Days von ayachan ================================================================================ Kapitel 1: Broken, damned and drained. -------------------------------------- Kapitel I – Broken, damned and drained Cast your stone into the water now And watch the ripples spread like poison Under the gun, underneath You'll feel slaughtered and betrayed - Witchcraft - "White Light Suicide" Ich kann nicht glauben, dass ich wirklich hier gelandet bin. Es ist, als würde ich mir selbst ins Fleisch schneiden. Welcher Teufel hat mich dazu getrieben, an diesen verdammten Ort zu kommen? Doch die Szenerie, die sich Sanji in diesem Moment bot, war alles andere als schrecklich. Keine Wolke war an einem strahlend blauen Himmel zu sehen und die Sonne schien in ihrer ganzen Pracht. Er selbst hatte sich auf einer weißen Bank niedergelassen und sein Blick ruhte auf dem prachtvollen Anwesen, das vor ihm lag. Es besaß zwei Stockwerke und war eingerahmt von strahlend weißen Marmorsäulen. Der Besitzer schien eine Menge Geld zu haben und nicht damit zu knausern. Auch die das Haus umgebenden Gärten, wunderbar gepflegt und mit aller Farbenpracht des Frühlings ausgestattet, fügten sich nahtlos und perfekt in das Landschaftsbild ein. Ein Heer von Gärtnern kümmerte sich just in diesem Moment darum, dass sich an diesem Zustand auch nichts änderte. Schließlich standen glorreiche Tage bevor. Er beobachtete einige der Gärtner dabei, wie sie Orangenbäume pflanzten. Natürlich wusste er, woher sie kamen. Kein Wunder. Sie hat sich nie mit weniger als dem Besten zufriedengegeben., verging ein weiterer Gedanke. Eigentlich hätte ihm warm sein müssen, er trug einen schwarzen, natürlich maßgeschneiderten, Smoking und dazu, anstelle seiner üblichen Krawatte, eine passende Fliege aus schwarzer Seide, die durch ein weißes Einstecktuch in der dafür vorgesehenen Tasche ergänzt wurde. Die Jacke hatte er geöffnet, als er sich auf der Parkbank niederließ, darauf die Beine übereinander geschlagen und sich eine Zigarette angezündet. Selbst die Sonne lacht über meine Misere. Verdammte Schadenfreude. Scheint, als gäbe es keine Nacht mehr, während mir die düstersten Tage meines Lebens bevorstehen., doch der Gedanke ließ ihn lächeln. Es war ein trauriges und resigniertes Lächeln, aber mehr konnte er sich angesichts dieser Situation einfach nicht abringen. Das Schicksal hatte seine Hand geführt, als er das Antwortschreiben verfasste. Wie viel Zeit war seit der Trennung der Strohhut-Piraten vergangen? Was hatte dazu geführt? Er konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, wollte es auch gar nicht. Es war eine schreckliche Zeit gewesen, für jeden von ihnen. Ruffy hatte bittere Tränen geweint, hatte geschworen, dass sie sich wiedersehen würde, dass sie ihre Reise fortsetzen würden, dass sie alle wieder vereint wären, um gemeinsame Abenteuer zu erleben und ihr Glück zu finden, ihren Träumen nachzujagen. Aber nichts davon war wahr geworden. Eigentlich sollte es mich nicht überraschen, oder? Schließlich habe ich selbst ein Leben voller leerer Versprechungen geführt. Jeder Frau habe ich das Blaue vom Himmel versprochen, doch war nie lang genug geblieben, um auch nur eines meiner Versprechen in wahrzumachen. Selbst nachdem die Bande unserer Freundschaft zerbrochen waren und ich auf mich allein gestellt war, nicht mehr dazu gezwungen, permanent auf der Flucht zu sein, zog es mich immer wieder zu fremden Orten, neuen Inseln, neuen Frauen. Die Zigarette war aufgeraucht und er würde sich bald in Bewegung setzen müssen, um nicht zu spät zur Zeremonie zu kommen. Doch irgendwie störte ihn das jetzt wenig, also zog er eine zweite aus dem Etui, das sich in der Innentasche seiner Jacke befand, klemmte sie zwischen die Lippen und entzündete sie. Den Stummel der anderen legte er neben sich auf die Bank. Der erste Zug von einer frischen Zigarette erfüllte ihn immer mit neuem Leben, einige Male hatte er sich damit sogar wortwörtlich wieder auf die Beine gebracht, als er die heftigste Prügel seines Lebens bezog. Aber diese Zeiten waren vergangen, wozu noch kämpfen? Wenigstens haben es ein paar von uns geschafft, mit ihrem Los glücklich zu werden. Ich sollte mich für sie freuen, schätze ich.. aber wann habe ich das letzte Mal überhaupt etwas empfunden? Natürlich, die vergangenen Jahre waren, von einem objektiven Standpunkt betrachtet, gut für ihn gewesen. Seine Kochkünste hatten ihm ein kleines Vermögen eingebracht und überall auf der Grandline kannte man seinen Namen. Nein, nicht Schwarzfuß Sanji, man kannte ihn jetzt nur noch als 'Sanji, von den Göttern begünstigt'. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er den Schwarzfuß abgelegt hatte, doch manchesmal, wenn seine Gedanken abdrifteten, erinnerte er sich daran, wie stolz er einst auf diesen Namen gewesen war. All die Leben, die er, die sie alle gemeinsam, berührt hatten, die Tyrannen, die sie gestürzt hatten, die wundervollen und schrecklichen Momente, die sie miteinander geteilt hatten, waren mit diesem Namen verbunden. Und vielleicht war das der Grund dafür, dass er ihn ablegen musste. Gedankenverloren sah er das Anwesen erneut an, wog den Kopf zur Seite und fragte sich, wie viele Zimmer dieses Ungetüm wohl besaß. Und in wie vielen Zimmern ein glücklicher Mann bekommen hatte, was ihm über all die Jahre verwehrt worden war. Er war erst vor etwas mehr als einer Stunde angereist und hatte sich noch nicht die Mühe gemacht, sich beim hiesigen Hauspersonal vorzustellen. Weil er immer noch nicht wusste, wie er auf ihren Anblick reagieren würde. Auf ihr wunderschönes Haar .. Wie sie es jetzt wohl trägt? Immer noch lang? Wieder kurz? Hochgesteckt? Oh.., ihre großen, braunen Augen, die immer so klug wirkten, manchmal verschlagen, doch immer wunderschön und so tief, dass ein Mann in ihnen versinken konnte, ihre zierliche Nase oder ganz allgemein auf das Gesicht, das er immer wieder in seinen Träumen sah. Natürlich würde es immer noch aussehen, als wäre es von Engeln selbst geschnitzt worden. Nur .. glücklicher. Angekommen. Nicht mehr rastlos, nicht mehr auf der Flucht, nicht mehr belastet durch die Angst vor einem ungewissen Morgen. Hatten sie nicht auch schöne Zeiten gemeinsam verbracht? Selbst mit der Marine auf den Fersen, selbst mit all jenen Piraten, die ein ganz anderes Verständnis dieses Begriffs lebten. Zumindest hatten sie selten hungern müssen. Aber ich kann sie verstehen. Diese Zeiten haben auch auf meiner Seele Narben hinterlassen, die nicht mehr verheilen werden.. aber.. könnte es sein, dass es sie schlimmer getroffen hat? Schließlich wurde ich nicht von diesem.. diesem Biest, Absalom, entführt.. und er hätte mich wohl nicht gezwungen, ihn zu heiraten. Ja, ich kann verstehen, dass sie diesen Weg gewählt hat. Weg von allem, was damals geschehen ist, auf zu neuen Ufern., schließlich war es ursprünglich sein Wille gewesen, den selben Weg des Vergessens einzuschlagen. Nein, nicht, dass er jemals daran gedacht hatte, zu heiraten, aber nach dem Ende der Strohhut-Piraten hatte er nichts mehr mit dieser ganzen Geschichte zu tun haben wollen. Bevor seine Gedanken jedoch noch weiter abdriften konnten, wurde die ihn umgebende Stille jedoch gestört. "Du siehst beschissen aus.", selbstverständlich konnte er sich, auch nach all dieser Zeit, noch genau an jene tiefe Stimme erinnern, die ihn da aus seinen Gedanken riss. Und.. vielleicht hob sich sein Mundwinkel sogar für einen Moment. Er sah sich nicht nach der Herkunft der Stimme um, sondern konterte lieber:"Bei jedem normalen Menschen würde ich ein gewisses Grundwissen über Redewendungen voraussetzen, die 'Glashaus' und 'Steine' beinhalten, aber soweit ich mich erinnern kann bist du so beschränkt, dass du eine Beleidigung nicht einmal erkennen würdest, wenn sie dir das Schienbein mit einer rostigen Rasierklinge aufschlitzt." Schritte näherten sich ihm jetzt und umrundeten die Bank, sodass sich die Person, zu der Stimme und Schritte gehörten, ebenfalls hinsetzen konnte. "Mooskopf." "Halb-Sterne-Koch." Es verstrichen ein paar Augenblicke, bis die beiden sich schließlich ansahen. Anscheinend war es für sie beide nicht einfach, hier zusammenzukommen. Egal, wie distanziert jeder von ihnen gewesen war, einige mehr, andere weniger, alle hatten sie mit der Auflösung der Strohhüte zu kämpfen gehabt. "Hätte nicht erwartet, dich hier zu treffen.", führte Lorenor Zorro, der ehemalige Piratenjäger, nun lakonisch aus. "Und ich hätte nicht erwartet, dass du den Weg hierher findest, bevor alle Gäste wieder abgereist sind.", war die offensichtliche Antwort darauf, der schlechte Orientierungssinn des Schwertkämpfers besaß beinahe schon Legendenstatus. Auch diese Zigarette war mittlerweile zu einem Stummel herabgebrannt, er genehmigte sich einen letzten Zug und stieß den Rauch durch Mund und Nüstern aus, bevor er sie ausdrückte und eine weitere entzündete. "Bist selbst nicht sonderlich pünktlich, musstest du auf dem Weg hierher wieder krampfhaft versuchen, den kümmerlichen Rest deiner Männlichkeit bei dir zu behalten?", der Grünhaarige war, überraschenderweise, ebenfalls in einem Anzug hier aufgekreuzt. Es war wenig erstaunlich, dass es sich dabei nicht um einen ebenso maßgeschneiderten Smoking handelte, wie der, den Sanji trug, doch auf seine Art schien er ein gewisses Gespür dafür zu haben, was er tragen konnte. Über einem hellen Hemd trug er ein marineblaues Jackett und dazu eine schlichte, dunkle Hose. Sicher hätte er es schlimmer treffen können:"Nein, ich habe dich nur aus der Entfernung gesehen und stellte einen halben Tag lang Kerzen für den armen, minderbemittelten Geist auf, der deine Kleidung zusammengestellt hat.", über diesen Kommentar sahen sich beide für einen Moment an.. und man konnte den Anflug eines Lächelns auch auf beiden Gesichtern wiederfinden. "Ich hätte wirklich nicht erwartet, dich nochmal wiederzusehen. Und am allerwenigsten hier.", etwas Ernsthaftigkeit hatte ihren Weg in das Gespräch gefunden, das war nicht mehr zu ignorieren. Vielleicht wäre ich auch nicht gekommen, wenn ich die Einladung nüchtern in Empfang genommen hätte. Vielleicht hätte ich sie einfach zerrissen, anstatt stundenlang über alte Zeiten nachzudenken, bittere Tränen zu weinen und dann doch zuzusagen, weil ich mir eingebildet habe, dass ich sie noch ein allerletztes Mal sehen muss. Dass ich mich noch ein allerletztes Male zu ihren Füßen werfen sollte, ein letztes Mal um eine Chance bitten soll. Ihr sagen soll, was ich immer noch für sie empfinde, immer empfunden habe... Wie konnte ich mir nur einreden, dass manche Träume es wert sind, dass man für sie kämpft? Wie konnte ich mir nur einreden, dass es all das wert wäre? Mir selbst ein Messer in die Brust stoßen. Was für ein Idiot ich doch bin... Anstelle einer Antwort folgte Schweigen, schlicht, weil er nicht wusste, was er antworten sollte. Und ein Gespräch nach all diesen Jahren mit einer Lüge zu beginnen schien der falsche Weg zu sein. Weitere Augenblicke vergingen, die gute Stimmung, die für einen kurzen Moment herrschte, schien vergangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)