Ein Jahr 12 Geschichten von SarahSunshine ================================================================================ Kapitel 4: 桜 - Sakura - Kirschblüte ----------------------------------- Ein seichter Wind kam auf und wehte durch mein dunkles Haar. Ich sog die Luft tief ein, sie erfüllte meine Lungen und ließ mich erleichtert wieder ausatmen. Ich stand gerade an der Spitze des Hügels, den ich vor kurzem erklommen hatte und warf einen Blick auf die Landschaft, die ich hinter mir gelassen hatte, prägte mir jedes noch so kleine Detail noch einmal ein. Ein kleiner Fluss zog sich durch die beackerten Felder, den sich die Bewohner einer kleinen Siedlung in der Mitte der Grünfläche zu Nutzen machten, um die Erde um sie herum zu versorgen. Die Menschen in dem Dorf waren freundlich und aufgeschlossen, selbst mir, einem Fremden, gegenüber. Sie lebten ihren eigenen Frieden, ohne in die Welt der Shinobi, aus der ich kam, involviert zu sein. Sie waren sorglos und glücklich, lebten mit dem was sie hatten und kamen damit ausgesprochen gut zurecht.   Eine alte Dame hatte mir von einem wunderschönen, gesegneten Ort berichtet, der hinter diesem Berg lag und der im Frühling einen ganz besonderen Zauber ausstrahlte. Sie hatte mich hierher geschickt, nachdem ich ihr erzählt hatte, dass ich mich auf einer Reise befand, um die Welt mit meinen eigenen Augen zu entdecken. Sie konnte oder wollte mir keine genauen Angaben machen, welchen Weg ich einschlagen sollte, sobald ich die Bergspitze erreicht hatte. „Du wirst den Ort finden, sobald du ihn erreichst“, waren ihre geheimnisvollen Worte gewesen.   Ich wandte dem Dorf den Rücken zu und machte mich auf den Weg zu diesem mystischen Ort. Entspannt lief ich den Weg entlang, der gesäumt war von grünen Bäumen, die zu dieser Jahreszeit wieder nach und nach ihre volle Blüte zurück erlangten. Ein Vogel trällerte in der Baumkrone und nur wenige Sekunden später stimmten weitere darauf ein. Alles um mich herum war harmonisch und ruhig, wirkte sich positiv auf meinen Gemütszustand aus.   Wie lange genau ich den Weg entlang, in den Wald hinein lief, weiß ich gar nicht mehr. Es kam erneut ein Wind auf und wehte durch meine Haare, durch meinen Mantel und er trug etwas mit sich: Eine rosafarbene Blüte schwebte, sich sanft drehend, durch die Luft, an meiner Wange vorbei. Intuitiv blieb ich stehen, blickte ihr aus dem Augenwinkel hinterher. Als ich mich wieder umdrehte, flogen vereinzelt weitere Blütenblätter auf mich zu. Meine Füße bewegten sich fast wie von selbst, um ihnen nachzugehen, um ihren Ursprung zu finden.   Ohne es beeinflussen zu können, spürte ich, dass mein Herz einen Takt schneller schlug, während ich weiter ging. Der Wind trug immer mehr Blätter in meine Richtung, flüsterte mir zu, dass ich ihnen weiter folgen sollte, dass ich mein Ziel beinahe erreicht hatte. Ich schob mit dem Arm ein paar Äste aus dem Weg und führte meinen Weg durch ein paar Hecken fort. Die tierischen Bewohner dieses Waldstücks schienen mich zu beobachten, als wüssten sie genau, wohin ich ging. Hinter einem tief hängenden Ast, den ich ebenfalls zur Seite schob, entdeckte ich einen kleinen See, in dessen Mittelpunkt ein großer und breiter Kirschbaum wuchs, der in seiner vollkommenen Pracht blühte.   Ehrfürchtig betrachtete ich die Szene, die sich mir bot. Die rosa Farbe der Baumkrone hob sich von dem Grün der umherstehenden Bäume ab. Die Blüten flatterten in langsamen Bewegungen durch die Luft, viele von ihnen schwammen auf der Oberfläche des Sees und hüllten auch diesen in einen hellen Rosaton. Unweigerlich schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Dieser Ort war in der Tat magisch und ich wusste auf Anhieb, dass er einer ganz bestimmten Person gefallen würde.   Sakura.   Dieser spezielle Baum, der sich von allen anderen abhob, der den gleichen Namen trug wie sie, war ein Sinnbild für sie. Die Kirschblüten leuchteten in Rosa und Weiß - ein fesselnder Anblick. Sie ist das Licht in der Dunkelheit. Ganz plötzlich fühlte es sich so an, als könnte ich ihre Stimme hören, wie sie im Wind meinen Namen flüstert.   Sasuke-kun.   Mein Blick wanderte aufmerksam über die Szenerie. Ein Windstoß wirbelte die Baumkrone auf und ließ die Blütenblätter herabregnen. Sie flatterten auf mich zu, ohne dass ich noch einen Schritt vor machen musste. Ich streckte meinen Arm aus meinem Mantel hervor und öffnete meine Handfläche, in der eine rosafarbene Blüte landete. Ich betrachtete sie, versank mehr und mehr in meinen Gedanken. Kirschblüten stehen für Schönheit. Sie blühen einmal im Jahr für ein paar Tage, läuten damit den Beginn des Frühlings ein. Die Kirschblüte steht eben wegen dieser geringen Zeitspanne aber auch für Vergänglichkeit. Ich musste an Sakura denken, an die Gefühle, die sie für mich empfand und die nie vergangen waren, egal was ich Schreckliches getan hatte. Sie hat mir das Leben gerettet - auf mehr als eine Art und Weise.   Erinnerungen tauchten vor meinen Augen auf, wie sie mich anfleht nicht zu gehen, wie sie mir ihre Liebe gesteht und wie sie unter Tränen die Verletzung heilt, die ich im Kampf gegen Naruto erlitten habe. Es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, wonach ich mich die ganze Zeit, in der ich alleine war, gesehnt habe, bis ich verstanden habe, dass ich niemals wirklich alleine war, nicht alleine bin. Die Blüte wurde aus meiner Hand geweht, flatterte gen Himmel und ich folgte ihr mit meinem Blick. Ich war schon lange auf Reisen und nun erfüllte mich eine Sehnsucht, die ich noch nie zuvor so intensiv verspürt hatte. Der Wunsch zurückzukehren, zu ihr - nach Hause, wenn auch nur für ein paar Tage. Ich prägte mir diesen Ort gut ein, vielleicht würde ich ihn Sakura irgendwann zeigen. Dann wandte ich mich von dem See, dem Baum und der warmen Atmosphäre ab, ging zielstrebig meinen Weg weiter.     Konohagakure hatte sich verändert, seit ich es das letzte Mal gesehen habe. Das Dorf war mit den Reparaturen gut voran gekommen. Etwas, das noch immer gleich geblieben war, waren die Straßen, die mit Holzzäunen gesäumt waren, hinter denen sich vereinzelt ein paar Bäume erstreckten. Ich setzte ruhig einen Fuß vor den anderen. Als ich an einer Kreuzung abbog, entdeckte ich eine kleine Ansammlung von rosafarbenen Blütenblättern, die vereinzelt auf den Boden segelten. Ein kleines Lächeln umspielte meinen Mund, denn ich wusste, es war nicht mehr weit.   Ich trat in einen schmalen Hauseingang und blieb vor der Holztür stehen. Mit einem leichten Kribbeln im Magen legte ich meine Hand an den Türknauf und drehte ihn schließlich, um die Wohnung zu betreten. Als ich herein kam, war niemand da und ihre Schuhe standen auch nicht im Flur. Vielleicht war sie arbeiten, vielleicht war sie einkaufen, vielleicht war sie auf Mission. Das Knacken der Tür durchbrach meine Gedanken und ich drehte mich um. Dort stand sie, schwer atmend und mit einem ungläubigen Ausdruck im Gesicht, der mich leicht schmunzeln ließ.   „Ich bin wieder da, Sakura.“   __________________________________________ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)