Heaven in Hell von Chastity ================================================================================ Prolog: -------- ~ Zufälle sind unvorhergesehene Ereignisse, die einen Sinn haben. ~ - Diogenes von Sinope Es war eine kalte, finstere Nacht in Beacon Hills. Nicht einmal der Mond erhellte die Stadt, war er doch von großen düsteren Wolken bedeckt. Es war, als wüsste selbst der Himmel, was dort unten geschah und in naher Zukunft noch geschehen würde. Nichts war weit und breit zu hören. Nichts, außer das Schwingen von Flügeln und ein leises, Atemloses Keuchen einer jungen Frau. Sie rannte, rannte um ihr Leben. Viel zu lange tat sie dies schon. Ihre Lunge begann zu schmerzen, ihre Beine gaben langsam nach. Selbst das Adrenalin würde sie nicht mehr viel weiter bringen, war so doch einfach nur noch am Ende. Immer wieder fragte sich die junge Frau, wie sie nur so dumm sein konnte. Warum nur bestand sie darauf es alleine zu erledigen? Es war nichts gefährliches was sie vor gehabt hatte, lediglich die Leviten wollte sie jemanden lesen. Doch statt die gesuchte Person, fand sie diese riesigen, geflügelten Ungetüme. Am Anfang noch hatte sie sich ihnen gestellt. Sie hatte wirklich versucht gegen sie zu kämpfen, doch waren es einfach zu viele gewesen. Nicht einmal fünf Minuten hatte sie gegen ein halbes Dutzend von ihnen durchgehalten. Sie wusste das es besser war sich zurückzuziehen, wenn sie die ganze Sache Überleben wollte. So schnell sie konnte bog sie um die nächste Ecke, sah dabei nach hinten um sich zu vergewissern, ob sie noch genügend Abstand zu diesen Viechern hatte. Grade als sie wieder nach vorne sehen wollte, prallte sie gegen irgendetwas relativ hartes ab. Der Aufprall traf sie so stark, das sie mit ihrem Hintern voran auf dem feuchten, dreckigen Boden landete. Etwas benommen schüttelte sie leicht ihren Kopf. Sie hörte, wie jemand das Wort 'Krankenhaus' erwähnte. Fast schon panisch schnellte der Kopf der jungen Frau nach oben, erblickte dabei die Silhouetten zweier Menschen. Trotz das sie wusste, das die beiden nicht mehr sahen als sie selbst, verwandelte sich ihr Gesichtsausdruck von erschrocken zu fast schon flehend. „Bitte kein Krankenhaus.“ Das waren die letzten Worte, die ihren Mund verließen. Das Adrenalin ließ nach, mit einem Mal war nichts mehr davon über gewesen. Ihr Körper wurde schwächer. So sehr sie es auch versuchte, sie konnte sich einfach nicht mehr aufraffen. Das letzte was sie hörte war ein Fluchen, ehe sie den Kampf gegen ihren eigenen Körper verlor und in Ohnmacht fiel. * * * Ein reißender Schmerz ging durch den Kopf der jungen Frau, als sie versuchte ihre Augen zu öffnen. Sie fühlte sich in diesem Augenblick wie drei Jahre zurück versetzt, denn genauso fühlte sich damals ihr erster Kater an. Zu diesem Zeitpunkt schien noch alles perfekt. Ihr Leben schien normal. Sie lebte einfach nur in den Tag hinein, hatte keine Ahnung das es auf der Welt noch mehr gab, als nur die Menschheit. „Hey, ich glaube sie wacht auf.“ Erneut versuchte sie ihre Augen zu öffnen, dieses Mal jedoch mit Erfolg. Ganz langsam öffnete sie ihre Lider, inspizierte vorsichtig ihre Umgebung. Das Zimmer, in dem sie sich befand, wirkte trostlos. Die dreckigen Fensterscheiben ließen kaum das Tageslicht in den Raum. Alles hier kam ihr seltsam bekannt vor. Ein braunhaariger, junger Mann saß auf einem Stuhl neben ihrem Bett und sah sie mit seinen braunen Augen sorgenvoll an. „Hey. Alles in Ordnung bei dir?“ „Wie geht es deinem Hintern?“ Ihr Blick schweifte zur Tür. Im Türrahmen war nun ein Mann mit dunkelblonden Haaren aufgetaucht, er schien etwas älter zu sein als der zu ihrer linken. „Wo bin ich?“ Langsam richtete sie sich auf, wollte nicht mehr Sinnlos herumliegen. „In einem Motel, in der Nähe von Beacon Hills.“ Mit großen Augen sah die junge Frau zu dem älteren. Sie ahnte wo sie sich befand, wollte jedoch ganz sicher gehen. „Bitte sag jetzt nicht, das wir uns im Motel Glen Capri befinden.“ Ein kurzes nicken seinerseits reichte ihr. Sie wollte aus dem Bett springen, diesen Ort so schnell wie es nur möglich war verlassen, doch machte ihr ihr Körper erneut einen Strich durch ihre Rechnung. „Hey, ganz ruhig. Du scheinst ganz schön was abbekommen zu haben.“ Behutsam legte der dunkelhaarige seine rechte Hand auf ihren Rücken, wollte sie so etwas stützen. „Wo wir grade beim Thema sind. Was ist eigentlich passiert und was fast noch viel wichtiger ist, wie kommt es, das du voller Blut warst, aber keine einzige Wunde an deinem Körper zu finden ist?“ Skeptisch betrachtete der ältere die junge Frau vor sich. Er könnte sich einfach nicht erklären, wie sie bei dieser Menge an roter Flüssigkeit keine einzige Verletzung an der Haut haben konnte. Es gab nur eine logische Schlussfolgerung dafür. Sie war keinesfalls Menschlich. „Ich, ähm. Naja, also ich.“ „Wenn du dir schon versucht eine billige Ausrede einfallen zu lassen, dann solltest du aufhören zu stottern.“ Etwas perplex sah sie den blonden an. Er hatte recht, sie war zu auffällig, stotterte wie ein kleines Mädchen, welches noch nie im Leben gelogen hatte. Sie wurde den Gedanken einfach nicht los, das mit den beiden irgendetwas nicht stimmte. Etwas in ihr sagte ihr, das die zwei die Wahrheit bereits kannten. „Ich bin irgendwie in eine Schlägerei rein gerannt. Der eine Typ war ziemlich ramponiert, da habe ich ihm geholfen.“ Gedanklich schlug sie ihren Kopf gegen die nächst gelegene Wand. Eine unglaubwürdigere Geschichte hätte sie den beiden wohl kaum auftischen können. Sie hatte sich quasi als Heilige hingestellt, dabei wusste sie doch am besten, das sie das keinesfalls war. Denn noch war es besser als die Wahrheit. Wenn sie mit ihrer Theorie falsch lag, hätten sie sie wohl möglich sofort ins Eichenhaus gebracht. „Und du glaubst wirklich, das wir dir diese Story abkaufen? Entweder du erzählst uns jetzt die wahre Geschichte, oder aber, du bist ziemlich am Arsch.“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah der blonde auf sie herab, sie merkte ihm sofort an, das er ihr kein Wort glaubte, was irgendwie doch ziemlich verständlich war. Sie selbst hätte es auch nicht getan. „Dean, ich glaube sie hat einfach nur Angst uns die Wahrheit zu sagen. Versuch doch mal ein wenig Taktvoller an die Sache ran zu gehen und nicht immer wie die Axt im Walde.“ Der braunhaarige stand nun von seinem Stuhl auf, wendete sich zu dem älteren und gestikulierte beim sprechen etwas mit seinen Armen umher. „Ich soll Taktvoller an die Sache ran gehen? Sam, wir haben wohl kaum die Zeit dafür mit einem Werwolf, Dämon oder was auch immer auf Kuschelkurs zu gehen. Ich glaube ihr nämlich kein einziges Wort und sie kann mir nicht erklären, das das ganze verdammte Blut nicht von ihr war.“ Skeptisch blickte die junge Frau zwischen den beiden Männern hin und her. Die Tatsache, das sie grade vollkommen ignoriert wurde ließ sie erst einmal außer Acht. Viel wichtiger war in diesem Moment, das die zwei wussten, was da draußen auf der Welt alles umher lief. Und dann waren da noch ihre Namen. Sie wusste, das sie sie schon mehrmals im selben Atemzug gehört hatte, doch wollte ihr grade der Zusammenhang partout nicht einfallen. Nun stand auch sie auf, musterte die Fremden mit ihren dunkelgrauen Augen genauer. Man sah sofort, das sie beide gut durchtrainiert waren, das verrieten schon allein ihre muskulösen Unterarme, die man durch die hochgekrempelten Ärmel sehen konnte. Trotz das dieser Dean ein gutes Stück kleiner war, als sein Freund, hatte auch er eine beachtliche Körpergröße. Er allein war schon gute eineinhalb Köpfe größer als sie selbst. Ein erneuter Schmerz durch ihren Kopf ließ sie ihre Beobachtungen abbrechen. Ein Keuchen verließ ihre Lippen, ihre Beine begannen nachzugeben. Sofort war Sam an ihrer Seite, stützte sie etwas. Die Schmerzen, die sie in diesem Moment hatte, waren kein gutes Zeichen. Es begann erneut. Würde sie diesen Ort nicht bald verlassen, würde sie es wieder tun. Sie würde es erneut versuchen und dieses Mal vielleicht sogar schaffen. „Ich unterbreche euch wirklich nur ungern, aber könnten wir bitte von hier verschwinden?“ Dieses mal war es nicht nur Dean, der ihr einen undefinierbaren Blick schenkte, auch Sam zog nun seine Augenbrauen zusammen. „Ich versuch euch das unterwegs zu erklären, aber bitte.“ Sie zuckte zusammen, war nicht mehr in der Lage dazu ihren Satz zu beenden, zu groß wurde der Schmerz und auch das Verlangen. „Dean, vielleicht sollten wir sie wirklich von hier wegbringen.“ Der angesprochene nickte knapp, ehe er sich auf die andere Seite der jungen Frau stellte und sie ebenfalls stützte. „Dafür schuldet sie und jedoch ein paar Antworten.“ Ganz langsam und Schritt für Schritt lotsten sie die weißhaarige zu dem schwarzen 67' Impala. Nachdem sie etwa zwei Kilometer von dem Motel entfernt waren, klärte sich der Verstand der jungen Frau langsam wieder. Sie spürte die Blicke die auf ihr lagen. Während Sam sich leicht zu ihr gedreht hatte, beobachtete Dean sie durch den Rückspiegel. „Wie heißt du eigentlich?“ Es war die tiefe Stimme des blonden, die die entstandene Stille durchbrach. „Chastity, die meisten nennen mich einfach nur Chas.“ So vorsichtig es nur ging richtete sie sich auf und beugte sich etwas weiter nach vorne um die beiden besser verstehen zu können, war der Motor des Wagens doch recht laut. „Also Chastity. Was war das eben grade da drin?“ Durch den Rückspiegel konnte sie in seine grünen Augen sehen, die für sie schon fast fesselnd wirkten. Sie rang mit sich selbst, sollte sie ihnen wirklich die Wahrheit erzählen? Zwar wusste sie jetzt, das sie mindestens schon einmal mit dem Übernatürlichen in Kontakt gekommen sein mussten, doch klang die Geschichte selbst für Erfahrende in diesem Bereich äußerst unglaubwürdig. „Ihr werdet mich zwar für verrückt erklären, aber okay. Ihr wisst ja sicherlich, das manche Motels auf bestimmte Zahlen ziemlich stolz sind, sei es nun für Verlobungen in ihrem Haus oder sonst was. Nun ja, dieses hat auch so eine Zahl. Ihr habt sie bestimmt hinter der Rezeption hängen sehen. Allerdings ist das keine Zahl auf die man Stolz sein sollte. Es ist das Motel mit den meisten Selbstmorden, seit dem Jahre 1977. Angeblich soll sich damals in einer Vollmondnacht ein Mann in Zimmer 217 das Leben genommen haben. Seit dem nehmen sich dort die unterschiedlichsten Menschen das Leben. Ich selbst hätte es damals auch beinahe getan. Wären meine Freunde nicht gewesen und hätten mich davon abgehalten, würde ich wohl jetzt nicht hier sitzen. Und eben fühlte ich genau das selbe, der Drang mich umbringen zu wollen wurde immer größer.“ Kurz schwiegen die beiden, schienen stumm miteinander zu kommunizieren. Sam war dieses Mal der erste, der das Wort ergriff. „Hört sich nach einem Geist an. Was meinst du?“ Dabei sah er fragend zu Dean, der nur zustimmend brummte. Dieses Mal war er Chastity, die die beiden erstaunt und gleichzeitig irritiert betrachtete. „Moment mal. Das ich einem Typen geholfen habe glaubt ihr mir nicht, aber wenn ich euch erzähle, das in einem Motel unerklärliche Dinge passieren, glaubt ihr mir ohne zu zögern und schlussfolgert auch gleich daraus, das es ein Geist sein muss? Wer zum Teufel seid ihr?“ Ihre letzten Worte überschlugen sich fast. Abwechselnd sah sie die beiden an, konnte so ihre unterschiedlichen Reaktionen beobachten. Dean lehnte noch immer gemütlich gegen seinen Fahrersitz, schien sogar leicht zu grinsen. Sam dagegen schien von Sekunde zu Sekunde nervöser zu werden, begann sogar irgendetwas unverständliches zu brabbeln, bis der ältere ihn letztendlich erlöste. „Wir sind Jäger. Wir jagen Viecher wie Geister, Werwölfe und so etwas. Und da du das Thema netterweise wieder angeschnitten hast. Was ist gestern wirklich passiert und was bist du?“ Die letzte Frage war schon fast ein fauchen, man merkte ihm sofort an, das er Wesen jeglicher Art verabscheute. Er funkelte sie böse durch den Spiegel an. Während Sam den Fahrer ungläubig anstarrte, wiederholte die weißhaarige gedanklich Wörter, als seien sie ihr neues Mantra. Jäger, Sam und Dean. Und dann, nach ein paar Sekunden fiel der Groschen endlich. Sie saß zusammen mit den Winchester Brüdern in einem Auto, noch schlimmer, in ihrem Wagen. Ihre Mutter und ihr Onkel hatten sich damals ein paar Mal über sie unterhalten. Sie hatten sich einen Namen in der Welt des Übernatürlichen gemacht, allerdings keinen besonders guten, wenn man die Jäger mal außer Acht ließ. Als unberechenbar, grausam und skrupellos wurden sie beschrieben, Dean mehr als Sam. Chastity versuchte gelassen zu wirken, sich nichts anmerken zu lassen. Sie konnte es sich nicht erlauben genau jetzt aufzufliegen, saß sie hier doch in der Falle. „Ich sagte es euch schon. Ich bin in eine Schlägerei rein gerannt und habe dem einen Typen geholfen. Wonach seh ich denn für dich denn bitteschön aus? Ihr wollt mir doch jetzt nicht ernsthaft weiß machen, das es so etwas wie Geister und weiß ich was, wirklich gibt? Das ist absolut lächerlich. Da vorne könnt ihr mich rauslassen, ich will nämlich gegen diesen Schlägertypen ne Anzeige machen.“ Sie war froh, das sie ihre Stimme so gut unter Kontrolle hatte. Am liebsten wäre sie sofort aus dem fahrendem Auto gesprungen, doch hätte das wohl ziemlich seltsam ausgesehen, hätte sie in einer dreißiger Zone so einen Stunt hingelegt. Chastity sah dem Fahrer an, das er nur äußerst widerwillig auf den Parkplatz des Polizeireviers fuhr, aber was blieb ihm auch anderes übrig? Sie kidnappen? Kurz schluckte sie, hoffte, das nicht auch er auf diesen Gedanken kam, zugetraut hätte sie ihm das alle mal. Die junge Frau öffnete die Tür, stieg aus dem Wagen und war grade im Begriff zu gehen, als sie am Arm jedoch festgehalten wurde. „Wir werden uns wiedersehen, das verspreche ich dir Chas.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein bedrohliches Flüstern, welches ihr eine Gänsehaut auf dem Nacken verursachte. Er war ihr zu nah, viel zu nah. Mit einem kräftigen Ruck riss sie sich von ihm los, warf ihm noch einen giftigen Blick zu, ehe sie sich umdrehte und im Polizeirevier verschwand. * * * „John?“ Vorsichtig steckte die weißhaarige ihren Kopf durch die leicht geöffnete Tür, sah zu dem Mann, der an seinem Schreibtisch hinter einen Haufen Akten saß und sich in diesem Moment grade seine kurzen Haare raufte. „Mein Gott Chastity, da bist du ja endlich. Wir dachten schon dieses komische Etwas hätte dich zwischen die Finger bekommen.“ Schnell stand er auf und nahm die junge Frau , die nun ganz in seinem Büro stand, kurz in seine Arme. „Nein, alles gut. Sag mal, könntest du mich vielleicht nach Hause fahren? Mein Wagen steht leider direkt vor meiner Haustür und der Weg ist recht weit.“ Der Sheriff lächelte liebevoll, ließ sie dann los um seine Autoschlüssel zu holen. Wortlos verließen sie das Revier, stiegen in den Streifenwagen und fuhren durch die Stadt. Er wusste, das irgendetwas vorgefallen sein musste. Noch nie zuvor hatte sie ihn gefragt, ob er sie fahren könnte, normalerweise rief sie in solchen Sachen seinen Sohn an. Denn noch beließ er es dabei, sie würde irgendwann von alleine anfangen darüber zu sprechen. „Danke, hast was gut bei mir. Wir sehen uns pünktlich morgen früh um acht auf dem Revier.“ Ein erzwungenes lächeln zierte kurz ihre Lippen, dann drehte sie sich um und verschwand schnell in dem großen Gebäude. * * * „Derek, wir haben Probleme.“ Als sie den Raum betreten hatte, sah sie in die teils besorgten, teils wütenden grünen Augen des schwarzhaarigen. „Was du nicht sagst. Kannst du mir mal erklären, wo du die ganze Zeit warst?“ Mit verschränkten Armen stand er im Loft, neben ihm auf dem kleinen Stubentisch entdeckte sie ihr Handy, welches sie vergessen haben musste. „Ups.“ Ein entschuldigendes grinsen legte sich auf ihre Lippen, ging dabei ein paar Schritte auf den großgewachsenen Werwolf zu, bis sie unmittelbar vor ihm stand, sich auf die Zehenspitzen stellte und ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange gab. Es war ihre Art sich bei ihm zu entschuldigen. Dieses kleine Ritual hatte sie schon kurz nach ihrem kennenlernen eingeführt. „Tut mir leid Darling, war nicht meine Absicht.“ Mit dem unschuldigsten Hundeblick, den sie drauf hatte, sah sie zu ihm auf. Nach einem kurzen Augenrollen seinerseits, wurde sein Gesichtsausdruck wieder sanfter. „Also. Was ist passiert?“ Auch seine Stimme klang nun nicht mehr Vorwurfsvoll, er konnte noch nie lange auf die Weißhaarige sauer sein. Chastity ließ von seinem T-Shirt ab, an dem sie sich wegen des Kusses etwas hochgezogen hatte, war er doch nur ein bis zwei Zentimeter kleiner als der ältere Jäger von vorhin. Kurz legte sie sich die passenden Worte zurecht, betrachtete dabei ihr Handy, an dem die LED Leuchte im Sekundentakt grün aufblinkte. „Ich habe Theo nicht gefunden, dafür aber zwei neue und vor allem gefährlichere Probleme.“ Sie sah wieder zu ihm auf, wollte sicher gehen, das er ihr auch wirklich zuhörte. „Gefährlicher als das unsichtbare Ding, was uns seit zwei Wochen auf Trab hält?“ Chastity zuckte kurz mit den Schultern. Sie konnte nicht sagen, wer die größte Gefahr darstellte. Dieses unsichtbare Etwas hatte innerhalb von zwei Wochen mehr als zehn Menschen getötet. Augenscheinlich völlig zufällig hatte es seine Opfer gewählt. Die Gargoyles schienen alles, oder besser gesagt jeden anzugreifen, der ihnen über den Weg lief. Bis jetzt wurden sie immer für ein Mythos gehalten und anscheinend wollten sie es dabei belassen. Und die Winchester – Brüder waren zwar keine Gefahr für die Stadt, doch waren sie für das Rudel lebensgefährlich. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. In der Nähe von Theos Unterkunft begegnete ich sechs Gargoyles. Ich weiß wie das klingt und glaub mir, ich habe meinen Augen selbst nicht getraut, bis sie mich angegriffen haben. Mir blieb nach kurzer Zeit nichts anderes über als die Flucht zu ergreifen, sonst hätten sie mich getötet.“ Verstehend nickte der Schwarzhaarige, blickte dann an ihr herunter. „Deswegen also diese Klamotten.“ Es war eher eine Feststellung für ihn selbst, denn noch weiteten sich die Augen der Weißhaarigen, kurz betrachtete sie die Kleidung die sie trug. „Oh mein Gott.“ Die ganze Zeit über hatte sie selbst nicht bemerkt, das die Sachen ihr eigentlich viel zu groß waren. Statt ihres dunklen Pullovers trug sie ein dunkles Holzfällerhemd, ihre helle Jeanshose wurde durch eine schwarze Jogginghose ersetzt. Sie hob ihren linken Arm, roch kurz an dem Stoff des Hemdes. Es waren Dean seine Sachen, seinen Geruch hatte sie sich bei seiner äußerst netten Verabschiedung eingeprägt. „Und das zweite Problem?“ Immer noch mit dem Ärmel vor der Nase, sah sie wieder zu Derek auf. Erst nachdem er ihr einen skeptischen Blick zu warf, senkte die junge Frau schnell ihren Arm, räusperte sich dann einmal kurz. „Die Winchester – Brüder. Ich bin bei ihnen aufgewacht, nachdem ich bei meiner Flucht in einen von ihnen gerannt bin.“ Chastity glaubte zusehen zu können, wie die Farbe langsam aus dem Gesicht des Werwolfs wich. Es verwunderte sie nicht sonderlich, wusste sie doch das er ihnen vor ein paar Jahren schon einmal begegnet war. Er hatte damals Glück, das seine Schwester Laura ihn gefunden hatte, ohne sie wäre er damals an Ort und Stelle elendig verblutet. „Und du bist dir da ganz sicher?“ Er legte seine Hände auf ihren Schultern ab, es schien fast so, als wolle er sich unauffällig abstützen. „Ja. Sie heißen Dean und Sam, fahren mit einem schwarzen Impala umher, übrigens ein sehr schöner Oldtimer und sie, beziehungsweise Dean sagte mir das sie Jäger wären. Er ist übrigens auch der, der mir absolut nicht traut.“ Derek hatte seinen ursprünglichen Platz inzwischen verlassen, war zu einem der Kommoden gegangen, auf welcher sein Handy lag. „Was hast du vor?“ Nun war es Chastity die ihre Arme verschränkte und den Schwarzhaarigen argwöhnisch ansah. „Scott anrufen. Er soll das Rudel zusammen trommeln.“ * * * „Dean, beim besten Willen. Ich kann mir nicht vorstellen, das die kleine ein Werwolf ist.Wieso hast du ihr überhaupt gesagt, das wir Jäger sind?“ Schon etwas genervt rollte der Ältere mit den Augen. Zwar liebte er Sam, doch manchmal konnten kleine Brüder wahrlich nerven. War es denn nicht offensichtlich, was er damit bezweckt hatte? „Ich wollte sehen wie sie reagiert.“ „Herzlichen Glückwunsch, sie hält und jetzt sicher für total durchgeknallt.“ Der Dunkelblonde lächelte fast unbemerkt als er den Motor seines 67' Impalas zum schweigen brachte. „Ganz und gar nicht Sammy. Sie hatte vielleicht ihre Stimme sofort unter Kontrolle, doch nicht ihr Gesicht. Ihre Augen haben sie verraten. Sie kennt diesen ganzen Übernatürlichen Mist mindestens genauso gut wie wir.“ Synchron stiegen die beiden aus dem Oldtimer und gingen auf das Haus zu, vor welchem sie eben geparkt hatten. Kurz suchte der jüngere einen bestimmten Namen, ehe er eine der Klingeln betätigte. Es dauerte nicht lange, da ertönte auch schon das surren der Tür, welches deutete, das sie nun eintreten konnten. Ohne irgendwelche Fragen wurden sie einfach in das Gebäude gelassen. Entweder liebte dieser Mann das Risiko, oder aber er war gut abgesichert. Im dritten Stockwerk angekommen, stellten die Brüder fest, das letzteres zutraf. Schon auf dem Flur hingen verteilt Kameras, es gab keinen einzigen toten Winkel, keine Möglichkeit sich irgendwie zu verstecken. Sie hörten das knacken eines Schlosses, bevor die Tür vor ihnen geöffnet wurde und ein Mann mittleren Alters die beiden kurz musterte. „Mister Argent?“ Der Angesprochene nickte, trat dabei einen Schritt zur Seite um den Neuankömmlingen zu deuten, das sie eintreten durften. „Nennt mich einfach Chris. Bobby sitzt in der Küche. Den Flur entlang und dann die letzte Tür links.“ Sie folgten seiner Einladung, gingen den langgezogenen Korridor entlang, bis zur letzten Tür die offen stand. „Wieso hat das so lange gedauert?“ Kopfschüttelnd, jedoch leicht lächelnd betraten die beiden jüngeren Männer vor Chris den Raum und nahmen jeweils auf einen der freien Stühle platz. Jeder andere hätte den Bärtigen wohl gefragt, welche Laus ihm über die Leber gelaufen sei. Jedoch nicht die jungen Jäger, kannten sie den alten Griesgram schon fast ihr ganzes Leben lang. „Entschuldige bitte. Wir hatten bis eben weibliche Gesellschaft, die wir erst einmal absetzen mussten. Genervt rollte der Grauhaarige mit den Augen. Er hätte sich ja denken können, das sie sich wegen einer Frau verspätet hatten. „Um Himmels Willen, Dean. Ihr seid noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden in der Stadt. Hast du es wirklich so nötig?“ Schnell hob der Gemeinte abwehrend die Hände. Zwar stimmte es, das er gerne und auch häufig Sex mit irgendwelchen Frauen hatte, jedoch war er dieses Mal unschuldig. Obwohl er zugeben musste, das er die Weißhaarige keinesfalls von der Bettkante gestoßen hätte, höchstens um auf dem Boden weiter zu machen. „Es ist nicht so wie du denkst. Die Kleine ist in Sammy rein gerannt und schien verletzt zu sein, also haben wir sie mit ins Motel genommen und uns um sie gekümmert.“ „Ja und mein liebes Brüderchen hat dann später beschlossen, das sie ein Werwolf ist.“ Bobby zog seine Augenbrauen zusammen, während der Dunkelblonde seinen jüngeren Brüder böse von der Seite anfunkelte. „Ich bitte dich. Hast du sie dir mal genauer angesehen? Die Kleine ist alles, nur nicht Menschlich.“ Chris, der inzwischen auch auf einen der Stühle platz genommen hatte, beugte sich etwas weiter nach vorne. Bisher war er nur ein stiller Zuhörer in diesem Gespräch gewesen, doch wollte er dies nun ändern. „Meint ihr, das dieses Mädchen vielleicht für die ganzen Morde verantwortlich sein könnte?“ Dean zuckte kurz mit den Schultern, runzelte dabei seine Stirn. „Ehrlich gesagt bin ich mir da nicht sicher. Aber wir vermuten, das dieses Rudel etwas damit zu tun hat. Wie hieß der Alpha nochmal?“ „Scott McCall.“ Ohne ihn direkt fragen zu müssen, antwortete Sam. Der Ältere hob kurz anerkennend den Zeigefinger. Dem Wohnungsbesitzer dagegen stockte kurz der Atem. Das konnte nur ein schlechter Scherz von ihnen gewesen sein, wusste er doch selbst, das weder Scott, noch die anderen zu so einer grausamen Tat fähig wären. Viel zu oft hatte er Seite an Seite mit ihnen gekämpft. „Wie kommt ihr darauf, das es ausgerechnet Werwölfe sind?“ Chris wusste, das er die falsche Frage gestellt hatte, das hätte er spätestens an den drei skeptischen Blicken erkannt, die ihm im Moment zugeworfen wurden. Doch er wollte eine Antwort. Wie konnte es sein, das sie von Scott und dem Rudel wussten? Bobby lehnte sich ein Stück zurück, sah seinen langjährigen Freund und ehemaligen Jagd – Partner dabei ununterbrochen in die Augen. „Dein Vater rief mich den einen Tag an. Er meinte, wir sollten uns mal das Rudel, welches hier wohl schon seit fast zwei Jahren sein Unwesen treibt, zur Brust nehmen. Es wundert mich, das es überhaupt noch existiert. Etwa genauso lange lebst du doch auch schon hier.“ Ein kleines, trauriges lächeln bildete sich auf Chris seinen schmalen Lippen. Er hatte es fast geahnt, das er diesen Besuch Gerard zu verdanken hatte. „Ich hatte bisher noch keinen Grund dafür. Sie verhalten sich ruhig und haben niemanden etwas getan. Bobby, es sind Teenager, sie haben noch ihr ganzes Leben vor sich. Wollte ihr sie wirklich Grundlos töten, nur weil ein alter, gelangweilter Mann eine Vermutung aufstellt?“ * * * Am nächsten Morgen fuhren die beiden Brüder zu dem Örtlichen Polizeirevier. Lange saßen sie gestern noch in der Küche von Chris und hatten geredet. Sie wussten einfach nicht, ob sie dem Jäger trauen konnten. Es schien ihnen fast so, als würde er diese Monster vor ihnen schützen wollen. Aus diesem Grund standen sie schon seit einer guten viertel Stunde vor dem Sheriff und diskutierten mit diesem. „Ich verstehe nicht, was daran so schwer sein soll. Wir wollen doch nur die Leichen sehen und mit einem Verdächtigen sprechen.“ Nicht mehr lange und Dean würde seine, zugegebenermaßen doch recht begrenzte Geduld verlieren. Wieso nur wollte ihnen niemand in dieser Stadt helfen? Unbeirrt von den Worten des Jägers, betrachtete der Sheriff weiterhin die Akte vor sich auf seinem Schreibtisch, blätterte langsam Seite für Seite um. „Meine Herren. Ich sagte ihnen bereits, das wir schon allein aus Prinzip nicht mit dem FBI zusammenarbeiten. Darüber hinaus frage ich mich, seit wann Mister McCall ein Verdächtiger sein soll. Aber bitte, wenn sie ihn unbedingt verhören möchten, finden sie seine Adresse selbst heraus.“ Damit schlug er die Akte vor sich zu, sah dann mit ernstem Blick zu den Männern vor sich. Grade, als der kleinere der beiden etwas erwidern wollte, ertönte etwa zwei Meter weiter hinten eine leicht abgehetzte Stimme. „Tut mir leid für die Verspätung John, aber ich musste fast eine Stunde meine Autosch... Verflucht.“ Abrupt hielt sie inne als sich die beiden Anzugträger leicht überrascht zu ihr drehten. Mit großen Augen sah sie zu ihnen auf, konnte einfach nicht glauben, das sie nach so kurzer Zeit schon wieder vor ihr standen. Auf dem Gesicht des Älteren Winchesters bildete sich ein angedeutetes lächeln. „Chastity. So schnell sieht man sich also wieder.“ Amüsiert betrachtete er sie von oben bis unten, stellte dabei fest, das ihre eigene Sachen ihr besser standen als seine. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe die Weißhaarige wieder in der Lage war vernünftig zu denken. „Ich hätte nicht gedacht, das ihr die Typen für Anzüge seid. Was seid ihr? FBI?“ Gelassen verschränkte Chastity die Arme ineinander, zauberte dabei ein schiefen grinsen auf ihre Lippen. Dean wollte einen persönlichen Kleinkrieg mit ihr führen? Den konnte er haben und bei eines konnte er sich vollkommen sicher sein, niemals würde sie klein bei geben. „Ja FBI. Vielleicht bist du ja so kooperativ und hilfst uns weiter. Dann könnten wir dich als Verdächtige ausschließen.“ Der ältere trat einen Schritt weiter vor, stand somit nur noch einen knappen Meter von ihr entfernt. Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah sie an ihm vorbei zum Sheriff, der nur kurz den Kopf schüttelte. „Tut mir ja leid, aber mein Chef sagte euch sicher schon, das wir mit dem FBI nicht zusammenarbeiten.“ Die Brüder wirkten überrascht, als sie das Wort 'Chef' erwähnte, hielten sie sie doch beide nicht für eine Deputy. Auch Sam trat nun direkt vor sie, sah sie bittend an. „Chas, dann hilf den Jägern. Ihr habt in diesem Fall keine Chance. Es ist kein Mensch der die Leute umbringt.“ Er flüsterte nur, denn noch verstand sie jedes einzelne Wort. Fast schon mitleidig sah sie den größeren an. Er mochte vielleicht ein erfahrender Jäger sein, doch hatte er diese Kindliche Naivität wohl nie ganz ablegen können. Sein Bruder hatte vollkommen Recht, sie war eine von ihnen. Doch lag er mit der Gattung daneben. Sie war kein Werwolf, sie war etwas anderes, etwas gefährlicheres. Fast wie aufs Stichwort - für unpassendes Timing – ertönte hinter ihr eine ihr nur allzu bekannte Stimme. „Kleines, du hast deine Tasche im Wagen verge...“ Er erkannte die beiden Männer sofort, so wie sie ihn. Chastity kniff ihre Augen zusammen, fast so als hätte sie in diesem Moment Schmerzen. Gedanklich lief sie gegen die nächst beste Wand, allem voran ihr Kopf. Derek stand hinter hier, starrte die Jäger einfach nur an. Sofort wurde ihm klar, was er mit seinem Erscheinen ausgelöst hatte. Er wusste das er, Chastity und auch das Rudel von nun an keine ruhige Minute mehr hätten. „Danke, keine weiteren Fragen.“ Das war das letzte was Dean sagte, ehe er Sam am Arm packte und das Revier verließ. Kapitel 1: Vertraute Feinde --------------------------- ~ Es gibt eine alte Erfahrung: Wer zu freigiebig ist im Vertrauen, ist auch zu freigiebig im Misstrauen. ~ - Berthold Auerbach „Bist du dir sicher, das wir sie nicht irgendwie umstimmen können?“ Nur knapp nickte Chastity mit ihrem Kopf. Gerne hätte sie ihren beiden besten Freunden etwas anderes erzählt, doch wusste sie von Erzählungen ihres Onkels, wie diese Jäger waren. Wenn sich die beiden einmal ein Ziel gesetzt hatten, dann verfolgten sie es auch bis zum bitteren Ende und nichts und niemand würde sie davon abhalten können. Zumindest war sie sich bei Dean in dieser Sache ganz sicher. „Was ist, wenn wir erst einmal getrennte Wege gehen würden? Ich meine, bis jetzt scheinen sie ja nur mich zu suchen. Somit wärt ihr noch eine Weile in Sicherheit.“ Abrupt blieben die beiden Freunde des wahren Alphas stehen, sahen ihm ungläubig an. „Alter, das ist Hoffentlich nicht dein ernst? Wir sind ein Rudel, Freunde falls du das nicht vergessen hast. Wir bleiben zusammen, egal was ist.“ „Stiles hat recht. Scott, denk doch mal nach. Die Brüder sind nicht blöd. Früher oder später kriegen sie raus das wir zusammen gehören. Hiermit ist dein Sau dämlicher Vorschlag abgelehnt. Das einzige, was ich jetzt ohne euch machen werde ist mich umziehen. Also bis gleich Jungs.“ Mit diesen Worten öffnete Chastity eine der Türen und verschwand in die Mädchen – Umkleide. „Irgendwie reagiert sie ziemlich über, wenn es um die beiden Jäger geht.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Stiles zu seinem besten Freund, der der Weißhaarigen genauso fragend hinterher schaute. „Sie macht sich sicher nur Sorgen.“ Mit einem Schulterzucken öffnete er eine weitere Tür und trat ein. * * * Es dauerte eine Weile, bis sich alle Schüler auf der Tribüne des Lacrosse – Feldes eingefunden hatten. Jedoch erwartete sie nicht wie gewohnt der Coach, sondern der Schuldirektor mit einem fremden Mann neben sich stehend. „Guten Morgen meine Lieben. Wie ihr sicher schon bemerkt habt, ist Coach Finstock nicht anwesend. Dies liegt an der Kündigung, die er nach den jüngsten Ereignissen eingereicht hat. Es freut mich dafür um so mehr, euch euren neuen Coach und Sportlehrer Mister O'Conner vorstellen zu dürfen.“ Der Fremde trat nur einen Schritt vor den Schulleiter und beäugte die bunte Schülerschar vor sich. Bei einer kleinen Gruppe von fünf Schülern hielt er inne, erkannte sofort die Weißhaarige, die mittig saß. Neben ihr saßen zwei Jungs mit braunen Haaren, der eine hatte etwas dunkleres Haar als der andere. Neben den beiden saß jeweils noch eine junge Frau, eine mit hellbraunen und die andere mit rötlichen Haaren. Erneut schweifte sein Blick zu der, die in der Mitte saß. Es schien sie nicht sonderlich zu kümmern, was hier grade von statten ging. Sie hatte ihre Ellbogen auf dem Schoß des dunkel braunhaarigen gestützt und unterhielt sich angeregt mit seiner anderen Sitznachbarin. Ein lächeln zierte die Lippen beider Frauen. Erst das wippen der Knie des armen Kerls in der Mitte riss sie aus ihrem Gespräch. Beide sahen sie ihn kurz böse an, ehe sie ihre Aufmerksamkeit den Männern auf dem Feld schenkten. Ein kleines, fast unerkennbares grinsen huschte über die Lippen des neuen Coachs. Sie hatte ihn sofort erkannt, das verriet ihr Blick und die kurze Lippenbewegung, die einem 'Fuck' ähnlich sah. Chastity hätte Scott in diesem Moment erwürgen können, wieso musste er unbedingt das Gespräch zwischen Malia und ihr unterbrechen. Für ein paar Sekunden hatte sie alle Probleme vergessen, war einfach nur ein normaler, tratschender Teenager gewesen. Doch jetzt, als sie ihn entdeckt hatte, war alles wieder so präsent wie wenige Minuten zuvor. Wieder war sie in der Knallharten Realität. Sie würde nie ein normales Leben führen, so sehr sie es sich manchmal auch wünschte. Sie und ihre Freunde würden immer um ihr Leben bangen müssen, egal durch welche Bedrohung. Mit nur einem kleinen Wort hatte sie die Aufmerksamkeit ihrer Freunde auf sich gezogen. „Sag jetzt bitte nicht, das ist einer von denen.“ Es war Stiles, der sie mit zusammen gekniffenen Augen ansah. „Leider doch. Dean, er ist der ältere und auch der gefährlichere der beiden.“ „Er ist süß.“ Ungläubig sah die Gruppe zu ihrer Erdbeerblonden Freundin, jedem von ihnen fehlten in diesem Augenblick die passenden Worte. Manchmal fragten sie sich, ob Lydia sie eigentlich mit Absicht bei wichtigen Themen scheinbar ignorierte. Erst wenige Sekunden später bekam die kleinste von ihnen mit, das sie angestarrt wurde. „Ach kommt schon. Ich habe doch nur das ausgesprochen, was hier sowieso fast jede denkt. Ich wette sogar Chas hat das gedacht, als sie ihn das erste Mal gesehen hat.“ Ertappt sah die Weißhaarige auf den Boden. Es stimmte, auch sie fand das er fast schon unverschämt gut aussah. Es kam ihr sogar so vor, als hätte ihr Herz am Samstag für einen kurzen Moment ausgesetzt, als sie ihn das erste Mal richtig gesehen hatte, selbst als sie ihn eben entdeckt hatte, breitete sich eine leichte Gänsehaut über ihren Nacken aus. Nach einem tiefen Durchatmen ihrerseits, riss sie sich wieder zusammen und blickte erneut nach vorne zu dem Schuldirektor, der mit seinem Vortrag scheinbar noch nicht ganz fertig war. „Allerdings sind das nicht die einzigen Neuerungen an der Schule. Auch haben wir nun wieder einen Vertrauenslehrer, nachdem der letzte ja Spurlos verschwunden ist. Eigentlich hatte er mich um Einzelgespräche für die Schüler gebeten, doch musste ich dies wegen dem hohen Zeitaufwand ablehnen. Dafür werden jedoch heute im Laufe des Tages die Problemgruppen zu Mister Miles geschickt. Seien es nun die, die die Schule fast dauerhaft schwänzen, mutwillig Schuleigentum zerstören, des öfteren von der Polizei abgeholt werden oder diverse Vorstrafen aufzuweisen haben. Da all diese Punkte besonders auf eine Gruppe zutreffen, wird diese sich nach dem Sportunterricht umgehend im Büro des Vertrauenslehrers einfinden. Davon betroffen sind Mister McCall, Mister Stilinski, Miss Martin, Miss Baskin und Miss Tate.“ „Anwesend.“ Fast schon begeistert schleuderte die braunhaarige ihren Arm in die Luft, hatte damit die Aufmerksamkeit aller, auf diesem Platz, erfolgreich auf sich gezogen. So schnell wie nur möglich packte Scott ihren Arm und legte ihn wieder auf ihren Schoß ab. „Malia, das war kein Anwesenheitscheck, wir sollen nachher nur zum Vertrauenslehrer. Was meinst du, ist das der andere?“ Die Frage richtete er an die Weißhaarige. Während Malia immer mehr ihren Kopf einzog, war Chastity dabei Dean in Grund und Boden zu starren. Sie erhoffte sich eine Reaktion von ihm, irgendetwas das darauf hindeutete, das es sich bei dem Vertrauenslehrer um seinen Bruder handelte. Grade als der Alpha sie von der Seite anstupsen wollte, bekam sie ihr Zeichen von dem Blonden. Er zwinkerte kurz, legte dabei sein dummes, charmantes lächeln auf seine Lippen. „Ja, das muss Sam sein. Ich weiß nur noch nicht, ob ich es gut oder schlecht finden soll, das wir als Gruppe dort antanzen müssen.“ Scott seufzte kurz, ehe auch er zu dem Jäger sah. * * * „Oh Gott, der Coach fehlt mir jetzt schon. Dieser Daniel oder wie der auch heißt, hätte Feldmarschall oder so was werden sollen.“ „Dean.“ Fragend sah er zu seiner Freundin, die vor ihm stand. „Sein Name, Dean.“ Dem fragenden Blick wich Skepsis. Sie stand einfach nur da, starrte ins nichts. Zwar konnte er nur ihr Profil sehen, doch kannte er Chastity zu gut und zu lange um zu sehen, das ihr irgendetwas scheinbar an die Nieren ging. Ob es nun an den Jägern lag konnte er in diesem Moment nicht sagen. Langsam stützte sich der Braunhaarige von der Wand ab, die ihm in den letzten fünf Minuten halt gegeben hatte. Manchmal beneidete er sein Freunde um ihr Durchhaltevermögen, es kam selten vor, das auch sie einmal nach Luft rangen. Vielleicht sollte er sich einfach von Scott oder Derek beißen lassen. Kopfschüttelnd sah er wieder in die kleine Runde die vor ihm stand. „Stiles, könntest du bitte später weiter hecheln? Ich will dieses absurde Gespräch endlich hinter mir haben.“ Genervt stellte Lydia sich von dem einen auf das andere Bein. Sie selbst war von dem Sportunterricht ziemlich erledigt, doch versuchte sie es sich nicht anmerken zu lassen. „Klar, kein Ding. Ich atme einfach später weiter.“ Nach weiteren drei Minuten, die Stiles zum Luftholen gebraucht hatte, gingen sie geschlossen zu dem Büro. Chastity war die erste, die den Raum betrat und somit freie Sicht auf den braunhaarigen Jäger hatte. „Jetzt mal ehrlich Sam, langsam komm ich mir verfolgt vor.“ Mit verschränkten Armen ging sie weiter auf ihn zu, verlor dabei ihr grinsen nicht aus dem Gesicht. Auch die anderen waren nun in dem Büro und musterten den Mann, der hinter dem Schreibtisch auf einem schwarzen Bürosessel saß. „Chastity, schön dich wiederzusehen. Wir können gleich anfangen.“ Wissend nickte die Angesprochene, setzte sich dabei mit ihrem halben Po auf eine Ecke des Tisches. „Echt jetzt? Er soll'n Jäger sein? Der sieht so harmlos aus.“ Zeitgleich sahen alle Augenpaare auf die Person, die grade gesprochen hatte. Scott, der sich ein grinsen nicht verkneifen konnte, tätschelte seinem besten Freund von hinten auf die Schultern. „Sehr unauffällig Kumpel.“ Ehe noch irgendjemand anderes etwas zu Stiles hätte sagen können, öffnete sich die Tür und Dean trat ein. Kurz nickte er seinem Bruder entgegen, musterte dann aber die restlichen Personen im Raum. „Jetzt mal ehrlich. Gibt es euch eigentlich nur im Doppelpack?“ Lächelnd sah die Weißhaarige zu dem älteren, der nun von Lydia zu ihr blickte. „Chas. Ich hoffe ich habe euch eben nicht zu hart ran genommen? Also, wer von euch beiden Knallfröschen ist Scott McCall?“ Sein Blick schweifte zwischen den beiden Jungs hin und her. Kurz schienen sie sich stumm zu Unterhalten, tüftelten irgendeinen Plan aus, den in diesem Moment kein anderer als sie selbst verstanden. Gleichzeitig nickten sie, ehe sie sich wieder dem Jäger zuwandten und Stiles einen Schritt auf ihn zuging. „Wieso wollt ihr das wissen?“ Lächelnd ging nun auch Dean einen Schritt auf den braunhaarigen zu, ließ jedoch den anderen dabei nicht aus den Augen. „Ganz einfach. Wir wollen wissen wer von euch der Rudelführer ist, damit wir ihm in seinen verdammten Alpha – Arsch treten können.“ „Dann habt ihr ein Problem.“ Nun trat auch Scott weiter vor, verschränkte dabei seine Arme vor seiner Brust. Der Jäger neigte seinen Kopf leicht nach links und runzelte die Stirn. „Ach? Und warum?“ „Ganz einfach, weil ihr dann drei Leuten in den verdammten Arsch treten müsst.“ Stiles hatte es geschafft, er hatte die beiden Jäger wirklich kurz aus dem Konzept gebracht. Die beiden Jäger sahen sich fragend an, bis Sam ratlos mit den Schultern zuckte. Es war ungewöhnlich, das in einem Rudel mehrere Alphas waren, es sei denn es handelte sich um ein reines Alpha – Rudel. Doch konnten sie dies bei der Gruppe vor sich ausschließen. „Okay, wer sind die anderen beiden?“ Dean sah zu Scott. Er wusste wer er war, irgendwie hatte der Jäger das Spiel von Stiles und ihm durchschaut. Der junge Alpha hielt dem strengen Blick des Blonden stand. Es war schon schlimm genug, das sie wussten, der er einer von den dreien war, er würde sicher nicht die anderen beiden verraten. „Das ist doch vollkommen egal. Hört zu, in der Stadt läuft irgendein Vieh rum, was einen nach den anderen abschlachtet. Meint ihr nicht, wir sollten uns erst einmal darum kümmern? Wir können uns später immer noch gegenseitig die Köpfe einschlagen.“ Lydia hatte sich zwischen die beiden gestellt, die sich eben noch böse angefunkelt hatten und sah von einem zum anderen. Scott war der erste, der Einsicht zeigte und einen Schritt zurück wich. „Sie hat recht. Wir sollten uns erst um die wirklichen Probleme kümmern.“ Dean wollte einen weiteren Schritt auf den Alpha zugehen, er wollte ihm eine verpassen, doch wurde er plötzlich am Arm festgehalten. Sie wusste nicht warum sie das tat, wusste nicht was auf einmal über sie gekommen war. Sie konnte nicht einmal so schnell denken, wie sie aufgesprungen war und den älteren Jäger vorsichtig am Arm gepackt hatte. Seine grünen Augen brannten sich förmlich in ihre grauen, als er zu ihr runter sah. Wieder war da dieses leichte Kribbeln im Nacken, was sie für diesen Moment jedoch versuchte zu ignorieren. Sie konnte nicht zulassen, das das hier ausartete. Dean war bis zur äußersten Grenze angespannt und auch Scott schien es nicht besser zu ergehen. „Lasst die anderen wieder in den Unterricht gehen. Ich werde versuchen euch alles zu erklären und wenn euch meine Erklärungen nicht gefallen, dann könnt ihr uns meinetwegen weiter jagen. Doch so wie sich das hier grade entwickelt, hat dieses Gespräch zwischen euch keinen Sinn.“ Fast schon flehend sah sie zu ihm auf. So oft hatte sie gehört, das er sich in der Gegenwart von Wesen nicht gut unter Kontrolle hatte und nun spürte sie es selber. Sein Puls raste, jeder einzelne Muskel in ihm hatte sich angespannt. „Chas, wir lassen dich auf keinen Fall mit den beiden Irren alleine.“ Augen rollend sah sie zu dem dunkel braunhaarigen. Sie wusste, das er sich nur Sorgen machte, doch war das in diesem Moment unbegründet. „Sie werden mir hier nichts tun Scott. Also geht bitte.“ Nur widerwillig nickte der Alpha und wandte sich um, um den Raum zu verlassen. Erst als ihre Freunde aus dem Raum waren, konnte die Weißhaarige wieder beruhigt durchatmen. „Könnte ich meinen Arm wieder haben?“ Und schon war das ruhige Atmen wieder vorbei. Luft anhaltend wechselte ihr Blick zwischen seinem Gesicht und ihrer Hand. „Ähm, klar.“ Schnell ließ sie von ihm ab, drehte sich um und setzte sich auf den Drehstuhl der vor dem sperrigen Schreibtisch stand. Gedanklich gegen die nächste Wand rennend sah sie aus dem Fenster. Zwar sagte sie, das sie ihnen Erklärungen gab, doch wusste sie nicht recht, wo sie anfangen sollte. Würden sie ihr überhaupt zuhören, geschweige denn glauben? „Ihr schätzt uns vollkommen falsch ein.“ Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe herum, suchte nach weiteren Worten, die Dean nicht unbedingt weiter auf die Palme bringen würden. „Wir sind hier nicht die bösen. Ganz im Gegenteil, wir versuchen diese Stadt zu schützen.“ Chastity spürte ihn hinter sich stehen, sein Duft lag in ihrer Nase, vielleicht noch ein Meter und er würde direkt bei ihr stehen. „Du willst uns also allen ernstes weiß machen, das Werwölfe die Stadt beschützen?“ In seiner Stimme lag Spott. Er macht sich lustig über ihre Worte. Kurz sah sie zu Sam, wollte wissen, ob wenigstens er sie ernst nahm. Der jüngere saß gemütlich auf seinem Sessel, sah ihr konzentriert entgegen. „Es geht mir ehrlich gesagt an Arsch vorbei, ob du mir glaubst Dean. Doch sollt ihr wissen, das ihr euch nicht auf uns, sondern auf etwas anderes konzentrieren solltet, wenn ihr die Menschen hier wirklich retten wollt.“ Ein Ruck erfasste den Körper der Weißhaarigen, als der Stuhl abrupt um hundertachtzig Grad gedreht wurde, wären die Armlehnen nicht gewesen, hätte sie sich sicher auf dem Teppichboden wiedergefunden. Der ältere beugte sich ein Stück runter, legte seine Hände auf die Lehnen um sich so abzustützen. „Dann sag mir, was es ist, was die Stadt angeblich bedroht.“ Seine Stimme war leise, ließ keinerlei Widerspruch zu. Kurz schluckte die junge Frau den Klos, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, runter. Wie sollte sie jemanden, der ihr sowieso schon nicht glaubte, erklären das sie es selber nicht wussten. Chastity wusste, das sie mit jedem falschen Wort seinen Zorn immer mehr auf sich lenkte und plötzlich war sie sich gar nicht mehr so sicher, ob sie hier in der Schule wirklich in Sicherheit war. Vielleicht würde er der Lehrerschaft erklären, das sie mal wieder die Schule schwänzte, oder sonst irgendwas. „Keine Ahnung. Man kann es nicht sehen. Scheinbar nur die Opfer sind dazu in der Lage. Als der Sheriff, ein paar Deputy und ich letzte Woche an einem Tatort waren, wurde einer von den Deputy angegriffen. Er schlug in eine bestimmte Richtung, also gehe ich davon aus, das er es gesehen hat.“ „Hat er überlebt?“ Chastity sah nach rechts zu dem Braunhaarigen, schüttelte traurig mit dem Kopf. „Nein. Wir haben versucht ihm zu helfen, doch leider ist er noch an Ort und Stelle gestorben.“ Ein nachdenkliches nicken ging von Sam aus. Wie es schien, glaubte wenigstens er ihr ein wenig. „Jetzt sag mir, warum wir einem Werwolf vertrauen sollten?“ Der Skeptiker unter ihnen hatte nun wieder ihre volle Aufmerksamkeit. Beinahe hätte sie gelächelt. Sie kam sich vor wie bei einem Verhör auf dem Revier. Wären die beiden keine Jäger, würden sie sicher gute FBI – Agents abgeben. „Ich bin kein Werwolf. Okay, ich gebe zu, die meisten meiner Freunde sind welche, aber ich bin wirklich keiner.“ Sie sah Dean direkt in die Augen als sie sprach, vielleicht würde er ihr wenigstens das glauben. „Allerdings ist dieses unsichtbare Ding nicht das einzige Problem, wie ich am Freitag rausgefunden habe.“ Der Blonde runzelte die Stirn, forderte sie stumm auf weiter zu sprechen. „Gargoyles. Kurz bevor ich in euch rein gerannt bin, habe ich gegen sechs von den Viechern gekämpft. Naja, zumindest habe ich es versucht.“ Die junge Frau neigte ihren Kopf leicht nach unten. Es war ihr peinlich, vor ihnen, vor allem vor ihm, zugeben zu müssen, das sie verloren hatte. Sie wollte nicht für schwach gehalten werden. „Das heißt, die Stadt ist eigentlich ganz schön am Arsch.“ Überrascht sah sie wieder in die grünen Augen ihres Gegenübers. Glaubte er ihr nun doch? „Versteh mich nicht falsch. Nur weil ich dir glaube, heißt das noch lange nicht das ich dir traue. Es gibt noch viel zu viel was du uns verschweigst. Zum Beispiel was du ist, denn Menschlich bist du auf jeden Fall nicht. Und außerdem will ich wissen, wer die anderen beiden Alphas im Rudel sind.“ Sein Blick war stur auf sie gerichtet, er wollte Antworten und dabei war es ihm relativ egal, ob sie ihm diese Freiwillig geben würde. „Die beiden Dinge dürft ihr alleine herausfinden. Nur weil ich euch erzählt habe, was in der Stadt los ist, werde ich euch nicht jede Einzelheit über das Rudel verraten.“ Chastity versuchte den Blonden beiseite zu drücken, sie wollte aufstehen, endlich raus aus dem Büro, doch hatte sie die Rechnung ohne den Jäger gemacht. Mit einer einfachen Handbewegung hatte er sie wieder zurück auf den Stuhl gedrückt, hatte seine Hand um ihren schlanken Hals gelegt. „Gib mir nur einen Grund und ich erledige dich gleich hier.“ „Dean.“ Sam war aufgestanden, hatte seine Hände auf den Schreibtisch gestemmt, um sich so etwas zu stützen. „Was? Ich lasse sie jetzt bestimmt nicht gehen. Sie kann uns Antworten liefern und die wird sie uns geben, egal ob sie will oder nicht.“ Fast schon amüsiert schüttelte der Dunkelhaarige seinen Kopf. Vielleicht hätte er das Gespräch doch alleine führen sollen, kannte er doch seinen Bruder. „Wenn du sie so unter Druck setzt, wird sie gar nichts mehr sagen.“ Chastity, die stillschweigend zwischen den Brüdern hin und her gesehen hatte, nutzte ihre Chance. Der ältere war abgelenkt, beachtete sie im Moment gar nicht. Sie haute seine Hand bei Seite, drückte ihn mit so viel Schwung, den sie in dieser Position aufbringen konnte bei Seite und stolperte mehr ungeschickt zur Tür. Vor der Tür angekommen, legte sie ihr Hand auf die Klinke und wurde mit einem Arm um die Hüften hoch genommen. „Nicht so schnell meine Hübsche.“ Dean drehte sich mit ihr im Arm zu seinem Bruder, gab ihm ein Zeichen, das er die Autoschlüssel rüber schmeißen sollte. „Ich nehm sie mit. Lass dir was einfallen, warum sie weg ist.“ Mit diesen Worten verschwand er mit ihr durch die Tür. * * * Es war nun schon zwei Stunden her, seitdem sie ihre Freundin allein mit den Jägern gelassen hatten. Sam hatten sie zwischenzeitlich auf dem Schulhof gesehen, jedoch nicht die anderen beiden. „Wieso habt ihr sie mit diesen beiden Mistkerlen allein gelassen.“ Scott sah in die hellblauen Augen seines einzigen Betas. Er verstand ihn, wusste er doch, das die Weißhaarige dem jüngsten wichtig war. Sie hatten fast so etwas wie ein Geschwisterliches Verhältnis. Würde Chastity je das Rudel verlassen, würde Liam ohne zu zögern mit ihr gehen. „Sie bestand drauf und ich dachte so wie sie, das sie ihr hier nichts tun würden.“ Böse funkelte der blonde seinen Alpha an, schüttelte dann jedoch mit dem Kopf. Wer wusste, was sie mit ihr anstellen würden, oder ihr schon angetan hatten. „Es ist mir egal was ihr tut, doch ich werde hier nicht tatenlos rumstehen und die Schulbank drücken. Ich geh sie suchen.“ „Und wo willst du bitte anfangen?“ Stiles hielt den jungen Werwolf am Arm fest, sah ihn fragend an. Nachdenklich sah Liam auf den Boden. Es war eine gute Frage, wo wollte er anfangen zu suchen? Derek konnte er sich sparen, wäre sie dort, hätte sie sich schon bei irgendjemanden gemeldet. Jedoch fiel ihm noch eine Person ein, die er um Hilfe bitten konnte. „Vielleicht hat ihr Onkel irgendeine Ahnung.“ Scott, der bis eben skeptisch war, nickte nun. Es war einen Versuch wert, wenn überhaupt jemand helfen konnte, dann war er es. „Das könnte klappen. Lydia und Malia, ihr bleibt hier. Stiles und Liam, ihr kommt mit mir.“ * * * „Also, wie sieht es aus, singst du jetzt endlich?“ Grinsend mit einem scharf aussehenden Messer trat Dean direkt vor die junge Frau, die in einem dunklen Raum an einem Stuhl gefesselt war. Bis jetzt hatte er ihr noch nichts getan, hatte erstaunlich viel Geduld mit ihr gehabt, doch wusste sie, das das nicht mehr lange so bleiben würde. Zum gefühlten hundertsten Mal schüttelte sie mit ihrem Kopf. Seit er sie verschleppt hatte, hatte sie kein Wort mehr mit ihm gewechselt. „Babe, ich will dir wirklich nicht dein hübsches Gesicht verunstalten, doch langsam lässt du mir keine andere Wahl.“ Wieder beugte er sich zu ihr runter, sah ihr direkt in die dunkelgrauen Augen. Wie konnte jemand, der so verdammt gut aussah nur so ein riesen Arsch sein? Zwar hatte sie schon mitbekommen, das sie mehr auf Bad Boys stand, doch er war der Gipfel. Sie bezweifelte, das er überhaupt irgendeine gute Seite an sich hatte. Wieso nur fühlte sie sich von ihm so angezogen? Wieso wurde sie immer nervös, wenn er ihr so nahe kam? Er hob die Hand, mit der er das Messer festhielt, legte die Klinge an ihre Wange und ließ es langsam, aber schmerzhaft darüber gleiten. Sie spürte, wie sich ihre Haut öffnete und eine warme Flüssigkeit über ihr Gesicht lief. Tropfen für Tropfen landete auf ihrer freien Schulter, trug sie doch nur ein Trägerloses Shirt. „Du kannst mich verstümmeln wie du willst, von mir erfährst du nichts.“ Chastity spuckte ihm den Satz förmlich ins Gesicht, war jedoch weiterhin darauf bedacht sich zu konzentrieren. Sie konnte nicht zulassen, das die Wunde vor ihm heilte. „Eier hast du ja, das muss man dir lassen. Sind sie es wirklich wert, das du für sie stirbst?“ „Würdest du denn nicht für deinen Bruder sterben?“ Nachdenklich zog er seine Augenbrauen zusammen. Natürlich würde er für seinen Bruder sterben, doch das würde er ihr bestimmt nicht auf die Nase binden, wer weiß was das Rudel mit diesem Wissen anstellen würde. „Letzte Chance Babe.“ Erneut legte er das Messer an, doch dieses Mal an ihrem Hals. * * * „Verdammt, jetzt mach schon die Tür auf, es geht um Chastity.“ Wie ein irrer bollerte Stiles an die helle Holztür vor sich. Schon seit fünf Minuten standen sie hier und hofften, das diese endlich aufgehen würde. Noch einmal ballte er seine Hand zur Faust und wollte so kräftig wie möglich gegen das Holz schlagen, doch traf er nicht das gewünschte Objekt, sondern die Schultern des Wohnungsbesitzers. „Was ist mit ihr?“ Den Treffer ignorierend sah der Mann mittleren Alters auf die kleine Meute vor seiner Tür. „Es sind neue Jäger in der Stadt. Chas hat sich mit ihnen Unterhalten und seit dem ist sie spurlos verschwunden.“ Die Augen des Mannes wurden größer, starrten den jungen Alpha nur noch an. „Was für Jäger?“ „Die Winchester – Brüder.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte er sich um, rannte fast den Flur entlang. Die Jungs, die ihm kurz Fassungslos hinterher sahen, folgten ihm nur wenige Sekunden später. Obwohl sie ihn nicht mehr sahen, hörten sie ihn aus der Küche. „Bobby, ruf deine Jungs an. Sie sollen her kommen, sofort.“ Seine Stimme klang alles andere als freundlich, sein Gesicht wirkte genauso, wie sie feststellten, als sie den Raum betreten hatten. Auf einem der Stühle saß ein weiterer Mann, er musste um die fünfzig sein, wenn Scott sich nicht irrte. Er saß vor einem Glas Whiskey, sah den stehenden kurz an, ehe er sein Handy nahm und darauf herum drückte. „Chris, was ist hier los?“ Stiles trat einen Schritt weiter vor, ließ den Fremden nicht ein einziges Mal aus den Augen. Der andere stand auf, verließ kurz die Küche um in ruhe telefonieren zu können. „Ihr werdet es gleich wissen.“ Angespannt setzte sich Chris auf einen der Stühle und nahm eine der Bierflaschen in die Hand. „Sie sind gleich da.“ Bobby setzte sich wieder, musterte die kleine Gruppe vor sich. Nur ein paar Sekunden später konnte man hören, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde. Es dauerte nicht lange, bis der Neuankömmling in der Küche ankam und dank Chris unsanft an der Wand landete. Ein Keuchen verließ Dean seine Lippen. Der älter hatte ihm an Kragen gepackt, drückte in mit aller Kraft gegen das kalte Gemäuer. „Wo ist sie?“ Fragend sah der Blonde zu dem kleineren herunter, wusste er doch partout nicht, was er von ihm wollte. „Meine Nichte. Wo ist sie?“ Noch immer überfordert, versuchte er sich in der Küche umzusehen, hoffte Bobby zu sehen. Vielleicht konnte er ihm weiterhelfen. Jedoch war es nicht sein Ziehvater den er erblickte, sondern drei Jungs, die ihn böse ansahen. Als er zwei davon erkannte, wusste er von wem der ältere Jäger sprach. „Fuck. Chastity ist deine Nichte?“ Der Druck an seinem Kragen ließ nach. Scheinbar hatte er recht. Nun sah er auch Bobby, der Chris mit leicht weit geöffneten Augen ansah. „Moment. Du meinst die Tochter von Kate?“ Der Onkel der Weißhaarigen nickte kurz, ließ Dean dann komplett los. „Ich hoffe für dich, das es ihr gut geht. Und jetzt hol sie.“ Während Dean aus der Wohnung verschwand, ging Bobby auf seinen alten Freund zu, legte seine Hände auf dessen Schultern und lotste ihn zu seinem eigentlichen Platz. „Was ist los, wollt ihr da die ganze Zeit stehen? Nun setzt euch schon.“ Kurz schweifte der Blick des älteren zu der kleinen Gruppe, ehe er sich selbst neben den Wohnungsbesitzer setzte. „Ich dachte, ihr wolltet eure Kinder aus dem ganzen Mist raus halten?“ Chris nahm einen weiteren Schluck von seinem Bier, stellte es dann auf den Tisch und schnaufte einmal. „Eigentlich ja, doch sind beide irgendwie rein geschlittert, als wir hier her gezogen sind. Chastity ist bei mir, seit sie vierzehn ist. Kate ist einfach nicht für die Mutterrolle gemacht. Wie auch immer, kurz nachdem wir hier waren, lernten sie Scott und Stiles kennen.“ Dabei zeigte Chris auf die beiden Braunhaarigen. „Scott war zu dieser Zeit schon ein Werwolf, was die beiden und auch ich nicht wussten. Es kam erst später raus, als sich eine enge Freundschaft entwickelt hatte. Allison kam mit Scott zusammen, weswegen die beiden unzertrennlich waren. Selbst als sie erfahren hat, das sie eine Jägerin ist, konnte man die beiden nicht trennen. So ähnlich war es auch bei Chastity.“ Verstehend nickte Bobby, sah in sein Glas, welches er in seiner Hand leicht hin und her schwenkte. „Deswegen also deine Reaktion von gestern. Wenn Chastity hier ist, wo ist dann Allison?“ Man konnte fast spüren, wie die Stimmung im Raum sich immer mehr senkte. Keiner der Anwesenden sprach gerne darüber. Es war Chris der nur leise weiter sprach. „Sie ist tot. Sie wurde vor einem Jahr von einem Dämonen Ninja getötet. Chastity ist die einzige aus der Familie die mir geblieben ist.“ Bei dem letzten Satz senkte Scott seinen Kopf, sein schlechtes Gewissen nagte wieder an ihm. Er wusste, das er nicht er selbst war, doch gab er sich trotz allem die Schuld an diesem einen Vorfall von vor einem dreiviertel Jahr. „Chris.“ Die Stimme der Weißhaarigen durchbrach die bedrückte Stimmung, die sich in der Küche gebildet hatte. Erleichtert sahen die Freunde zu ihrer Freundin, die in diesem Moment ihren Onkel um den Hals fiel. Dean, der nun mit Sam den Raum betrat, glaubte dem Schauspiel, welches sich vor seiner Nase abspielte nicht. Hatte er wirklich eine Jägerin beschuldigt ein Wesen zu sein? Doch war sie nicht selbst schuld? Sie war es doch, die mit einem Rudel Werwölfe befreundet war. Er sah zu Bobby, der ihn mahnend musterte. Im Moment wäre er lieber im Erdboden versunken. Er fühlte sich wie im falschen Film. In der Wohnung eines Jägers stand mindestens ein Werwolf und niemand der Anwesenden schien es zu kümmern. Er hatte eine Jägerin entführt, bedroht und dazu auch noch verletzt. Es fehlte nur noch ein kleiner Punkt und er würde wohl lachend aus dem Fenster springen. „Dean, sag mir bitte nicht, das du sie töten wolltest?“ Schulterzuckend und mit unschuldigem Blick sah er zu seinem Ziehvater. „Das sie euch nicht mehr erkennt ist ja verständlich, aber ihr sie nicht? Hättet ihr sie euch mal genauer angesehen, würdet ihr das kleine Mädchen von vor elf Jahren erkennen.“ Die Brüder sahen erst sich an, ehe sie zu der Weißhaarigen blickten, die nun auch zu ihnen sah. Bobby hatte recht. Zwar hatte sich ihr Körper und ihr Haar verändert, doch ihr Gesicht war fast das selbe, nur eben Fraulicher. „Du meinst, sie ist die kleine, die damals für kurze Zeit bei dir gewohnt hat? Die, die uns manchmal zur Weißglut gebracht hat und die Dean nicht von der Seite gewichen ist?“ Chastity stieg die röte ins Gesicht, jetzt, wo Sam es erwähnt hatte, konnte auch sie sich wieder erinnern. Sie war damals schon von Dean angetan, damals dachte sie allerdings, sie würde einfach nur zu ihm aufsehen. „Moment mal. Das heißt die drei kennen sich von früher?“ Augen rollend sah Dean zu Stiles. „Nein, wir führen hier grad extra für dich ein kleines Theaterstück auf, nur um dich zu verwirren.“ Die Weißhaarige griff nach dem nahestehenden Bier, welches zum Glück ihren Onkel gehörte. Zwar trank sie unter der Woche eigentlich nicht, doch machte sie durch diese Umstände eine Ausnahme, sowie auch der Rest der Anwesenden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)