Heaven in Hell von Chastity ================================================================================ Kapitel 1: Vertraute Feinde --------------------------- ~ Es gibt eine alte Erfahrung: Wer zu freigiebig ist im Vertrauen, ist auch zu freigiebig im Misstrauen. ~ - Berthold Auerbach „Bist du dir sicher, das wir sie nicht irgendwie umstimmen können?“ Nur knapp nickte Chastity mit ihrem Kopf. Gerne hätte sie ihren beiden besten Freunden etwas anderes erzählt, doch wusste sie von Erzählungen ihres Onkels, wie diese Jäger waren. Wenn sich die beiden einmal ein Ziel gesetzt hatten, dann verfolgten sie es auch bis zum bitteren Ende und nichts und niemand würde sie davon abhalten können. Zumindest war sie sich bei Dean in dieser Sache ganz sicher. „Was ist, wenn wir erst einmal getrennte Wege gehen würden? Ich meine, bis jetzt scheinen sie ja nur mich zu suchen. Somit wärt ihr noch eine Weile in Sicherheit.“ Abrupt blieben die beiden Freunde des wahren Alphas stehen, sahen ihm ungläubig an. „Alter, das ist Hoffentlich nicht dein ernst? Wir sind ein Rudel, Freunde falls du das nicht vergessen hast. Wir bleiben zusammen, egal was ist.“ „Stiles hat recht. Scott, denk doch mal nach. Die Brüder sind nicht blöd. Früher oder später kriegen sie raus das wir zusammen gehören. Hiermit ist dein Sau dämlicher Vorschlag abgelehnt. Das einzige, was ich jetzt ohne euch machen werde ist mich umziehen. Also bis gleich Jungs.“ Mit diesen Worten öffnete Chastity eine der Türen und verschwand in die Mädchen – Umkleide. „Irgendwie reagiert sie ziemlich über, wenn es um die beiden Jäger geht.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Stiles zu seinem besten Freund, der der Weißhaarigen genauso fragend hinterher schaute. „Sie macht sich sicher nur Sorgen.“ Mit einem Schulterzucken öffnete er eine weitere Tür und trat ein. * * * Es dauerte eine Weile, bis sich alle Schüler auf der Tribüne des Lacrosse – Feldes eingefunden hatten. Jedoch erwartete sie nicht wie gewohnt der Coach, sondern der Schuldirektor mit einem fremden Mann neben sich stehend. „Guten Morgen meine Lieben. Wie ihr sicher schon bemerkt habt, ist Coach Finstock nicht anwesend. Dies liegt an der Kündigung, die er nach den jüngsten Ereignissen eingereicht hat. Es freut mich dafür um so mehr, euch euren neuen Coach und Sportlehrer Mister O'Conner vorstellen zu dürfen.“ Der Fremde trat nur einen Schritt vor den Schulleiter und beäugte die bunte Schülerschar vor sich. Bei einer kleinen Gruppe von fünf Schülern hielt er inne, erkannte sofort die Weißhaarige, die mittig saß. Neben ihr saßen zwei Jungs mit braunen Haaren, der eine hatte etwas dunkleres Haar als der andere. Neben den beiden saß jeweils noch eine junge Frau, eine mit hellbraunen und die andere mit rötlichen Haaren. Erneut schweifte sein Blick zu der, die in der Mitte saß. Es schien sie nicht sonderlich zu kümmern, was hier grade von statten ging. Sie hatte ihre Ellbogen auf dem Schoß des dunkel braunhaarigen gestützt und unterhielt sich angeregt mit seiner anderen Sitznachbarin. Ein lächeln zierte die Lippen beider Frauen. Erst das wippen der Knie des armen Kerls in der Mitte riss sie aus ihrem Gespräch. Beide sahen sie ihn kurz böse an, ehe sie ihre Aufmerksamkeit den Männern auf dem Feld schenkten. Ein kleines, fast unerkennbares grinsen huschte über die Lippen des neuen Coachs. Sie hatte ihn sofort erkannt, das verriet ihr Blick und die kurze Lippenbewegung, die einem 'Fuck' ähnlich sah. Chastity hätte Scott in diesem Moment erwürgen können, wieso musste er unbedingt das Gespräch zwischen Malia und ihr unterbrechen. Für ein paar Sekunden hatte sie alle Probleme vergessen, war einfach nur ein normaler, tratschender Teenager gewesen. Doch jetzt, als sie ihn entdeckt hatte, war alles wieder so präsent wie wenige Minuten zuvor. Wieder war sie in der Knallharten Realität. Sie würde nie ein normales Leben führen, so sehr sie es sich manchmal auch wünschte. Sie und ihre Freunde würden immer um ihr Leben bangen müssen, egal durch welche Bedrohung. Mit nur einem kleinen Wort hatte sie die Aufmerksamkeit ihrer Freunde auf sich gezogen. „Sag jetzt bitte nicht, das ist einer von denen.“ Es war Stiles, der sie mit zusammen gekniffenen Augen ansah. „Leider doch. Dean, er ist der ältere und auch der gefährlichere der beiden.“ „Er ist süß.“ Ungläubig sah die Gruppe zu ihrer Erdbeerblonden Freundin, jedem von ihnen fehlten in diesem Augenblick die passenden Worte. Manchmal fragten sie sich, ob Lydia sie eigentlich mit Absicht bei wichtigen Themen scheinbar ignorierte. Erst wenige Sekunden später bekam die kleinste von ihnen mit, das sie angestarrt wurde. „Ach kommt schon. Ich habe doch nur das ausgesprochen, was hier sowieso fast jede denkt. Ich wette sogar Chas hat das gedacht, als sie ihn das erste Mal gesehen hat.“ Ertappt sah die Weißhaarige auf den Boden. Es stimmte, auch sie fand das er fast schon unverschämt gut aussah. Es kam ihr sogar so vor, als hätte ihr Herz am Samstag für einen kurzen Moment ausgesetzt, als sie ihn das erste Mal richtig gesehen hatte, selbst als sie ihn eben entdeckt hatte, breitete sich eine leichte Gänsehaut über ihren Nacken aus. Nach einem tiefen Durchatmen ihrerseits, riss sie sich wieder zusammen und blickte erneut nach vorne zu dem Schuldirektor, der mit seinem Vortrag scheinbar noch nicht ganz fertig war. „Allerdings sind das nicht die einzigen Neuerungen an der Schule. Auch haben wir nun wieder einen Vertrauenslehrer, nachdem der letzte ja Spurlos verschwunden ist. Eigentlich hatte er mich um Einzelgespräche für die Schüler gebeten, doch musste ich dies wegen dem hohen Zeitaufwand ablehnen. Dafür werden jedoch heute im Laufe des Tages die Problemgruppen zu Mister Miles geschickt. Seien es nun die, die die Schule fast dauerhaft schwänzen, mutwillig Schuleigentum zerstören, des öfteren von der Polizei abgeholt werden oder diverse Vorstrafen aufzuweisen haben. Da all diese Punkte besonders auf eine Gruppe zutreffen, wird diese sich nach dem Sportunterricht umgehend im Büro des Vertrauenslehrers einfinden. Davon betroffen sind Mister McCall, Mister Stilinski, Miss Martin, Miss Baskin und Miss Tate.“ „Anwesend.“ Fast schon begeistert schleuderte die braunhaarige ihren Arm in die Luft, hatte damit die Aufmerksamkeit aller, auf diesem Platz, erfolgreich auf sich gezogen. So schnell wie nur möglich packte Scott ihren Arm und legte ihn wieder auf ihren Schoß ab. „Malia, das war kein Anwesenheitscheck, wir sollen nachher nur zum Vertrauenslehrer. Was meinst du, ist das der andere?“ Die Frage richtete er an die Weißhaarige. Während Malia immer mehr ihren Kopf einzog, war Chastity dabei Dean in Grund und Boden zu starren. Sie erhoffte sich eine Reaktion von ihm, irgendetwas das darauf hindeutete, das es sich bei dem Vertrauenslehrer um seinen Bruder handelte. Grade als der Alpha sie von der Seite anstupsen wollte, bekam sie ihr Zeichen von dem Blonden. Er zwinkerte kurz, legte dabei sein dummes, charmantes lächeln auf seine Lippen. „Ja, das muss Sam sein. Ich weiß nur noch nicht, ob ich es gut oder schlecht finden soll, das wir als Gruppe dort antanzen müssen.“ Scott seufzte kurz, ehe auch er zu dem Jäger sah. * * * „Oh Gott, der Coach fehlt mir jetzt schon. Dieser Daniel oder wie der auch heißt, hätte Feldmarschall oder so was werden sollen.“ „Dean.“ Fragend sah er zu seiner Freundin, die vor ihm stand. „Sein Name, Dean.“ Dem fragenden Blick wich Skepsis. Sie stand einfach nur da, starrte ins nichts. Zwar konnte er nur ihr Profil sehen, doch kannte er Chastity zu gut und zu lange um zu sehen, das ihr irgendetwas scheinbar an die Nieren ging. Ob es nun an den Jägern lag konnte er in diesem Moment nicht sagen. Langsam stützte sich der Braunhaarige von der Wand ab, die ihm in den letzten fünf Minuten halt gegeben hatte. Manchmal beneidete er sein Freunde um ihr Durchhaltevermögen, es kam selten vor, das auch sie einmal nach Luft rangen. Vielleicht sollte er sich einfach von Scott oder Derek beißen lassen. Kopfschüttelnd sah er wieder in die kleine Runde die vor ihm stand. „Stiles, könntest du bitte später weiter hecheln? Ich will dieses absurde Gespräch endlich hinter mir haben.“ Genervt stellte Lydia sich von dem einen auf das andere Bein. Sie selbst war von dem Sportunterricht ziemlich erledigt, doch versuchte sie es sich nicht anmerken zu lassen. „Klar, kein Ding. Ich atme einfach später weiter.“ Nach weiteren drei Minuten, die Stiles zum Luftholen gebraucht hatte, gingen sie geschlossen zu dem Büro. Chastity war die erste, die den Raum betrat und somit freie Sicht auf den braunhaarigen Jäger hatte. „Jetzt mal ehrlich Sam, langsam komm ich mir verfolgt vor.“ Mit verschränkten Armen ging sie weiter auf ihn zu, verlor dabei ihr grinsen nicht aus dem Gesicht. Auch die anderen waren nun in dem Büro und musterten den Mann, der hinter dem Schreibtisch auf einem schwarzen Bürosessel saß. „Chastity, schön dich wiederzusehen. Wir können gleich anfangen.“ Wissend nickte die Angesprochene, setzte sich dabei mit ihrem halben Po auf eine Ecke des Tisches. „Echt jetzt? Er soll'n Jäger sein? Der sieht so harmlos aus.“ Zeitgleich sahen alle Augenpaare auf die Person, die grade gesprochen hatte. Scott, der sich ein grinsen nicht verkneifen konnte, tätschelte seinem besten Freund von hinten auf die Schultern. „Sehr unauffällig Kumpel.“ Ehe noch irgendjemand anderes etwas zu Stiles hätte sagen können, öffnete sich die Tür und Dean trat ein. Kurz nickte er seinem Bruder entgegen, musterte dann aber die restlichen Personen im Raum. „Jetzt mal ehrlich. Gibt es euch eigentlich nur im Doppelpack?“ Lächelnd sah die Weißhaarige zu dem älteren, der nun von Lydia zu ihr blickte. „Chas. Ich hoffe ich habe euch eben nicht zu hart ran genommen? Also, wer von euch beiden Knallfröschen ist Scott McCall?“ Sein Blick schweifte zwischen den beiden Jungs hin und her. Kurz schienen sie sich stumm zu Unterhalten, tüftelten irgendeinen Plan aus, den in diesem Moment kein anderer als sie selbst verstanden. Gleichzeitig nickten sie, ehe sie sich wieder dem Jäger zuwandten und Stiles einen Schritt auf ihn zuging. „Wieso wollt ihr das wissen?“ Lächelnd ging nun auch Dean einen Schritt auf den braunhaarigen zu, ließ jedoch den anderen dabei nicht aus den Augen. „Ganz einfach. Wir wollen wissen wer von euch der Rudelführer ist, damit wir ihm in seinen verdammten Alpha – Arsch treten können.“ „Dann habt ihr ein Problem.“ Nun trat auch Scott weiter vor, verschränkte dabei seine Arme vor seiner Brust. Der Jäger neigte seinen Kopf leicht nach links und runzelte die Stirn. „Ach? Und warum?“ „Ganz einfach, weil ihr dann drei Leuten in den verdammten Arsch treten müsst.“ Stiles hatte es geschafft, er hatte die beiden Jäger wirklich kurz aus dem Konzept gebracht. Die beiden Jäger sahen sich fragend an, bis Sam ratlos mit den Schultern zuckte. Es war ungewöhnlich, das in einem Rudel mehrere Alphas waren, es sei denn es handelte sich um ein reines Alpha – Rudel. Doch konnten sie dies bei der Gruppe vor sich ausschließen. „Okay, wer sind die anderen beiden?“ Dean sah zu Scott. Er wusste wer er war, irgendwie hatte der Jäger das Spiel von Stiles und ihm durchschaut. Der junge Alpha hielt dem strengen Blick des Blonden stand. Es war schon schlimm genug, das sie wussten, der er einer von den dreien war, er würde sicher nicht die anderen beiden verraten. „Das ist doch vollkommen egal. Hört zu, in der Stadt läuft irgendein Vieh rum, was einen nach den anderen abschlachtet. Meint ihr nicht, wir sollten uns erst einmal darum kümmern? Wir können uns später immer noch gegenseitig die Köpfe einschlagen.“ Lydia hatte sich zwischen die beiden gestellt, die sich eben noch böse angefunkelt hatten und sah von einem zum anderen. Scott war der erste, der Einsicht zeigte und einen Schritt zurück wich. „Sie hat recht. Wir sollten uns erst um die wirklichen Probleme kümmern.“ Dean wollte einen weiteren Schritt auf den Alpha zugehen, er wollte ihm eine verpassen, doch wurde er plötzlich am Arm festgehalten. Sie wusste nicht warum sie das tat, wusste nicht was auf einmal über sie gekommen war. Sie konnte nicht einmal so schnell denken, wie sie aufgesprungen war und den älteren Jäger vorsichtig am Arm gepackt hatte. Seine grünen Augen brannten sich förmlich in ihre grauen, als er zu ihr runter sah. Wieder war da dieses leichte Kribbeln im Nacken, was sie für diesen Moment jedoch versuchte zu ignorieren. Sie konnte nicht zulassen, das das hier ausartete. Dean war bis zur äußersten Grenze angespannt und auch Scott schien es nicht besser zu ergehen. „Lasst die anderen wieder in den Unterricht gehen. Ich werde versuchen euch alles zu erklären und wenn euch meine Erklärungen nicht gefallen, dann könnt ihr uns meinetwegen weiter jagen. Doch so wie sich das hier grade entwickelt, hat dieses Gespräch zwischen euch keinen Sinn.“ Fast schon flehend sah sie zu ihm auf. So oft hatte sie gehört, das er sich in der Gegenwart von Wesen nicht gut unter Kontrolle hatte und nun spürte sie es selber. Sein Puls raste, jeder einzelne Muskel in ihm hatte sich angespannt. „Chas, wir lassen dich auf keinen Fall mit den beiden Irren alleine.“ Augen rollend sah sie zu dem dunkel braunhaarigen. Sie wusste, das er sich nur Sorgen machte, doch war das in diesem Moment unbegründet. „Sie werden mir hier nichts tun Scott. Also geht bitte.“ Nur widerwillig nickte der Alpha und wandte sich um, um den Raum zu verlassen. Erst als ihre Freunde aus dem Raum waren, konnte die Weißhaarige wieder beruhigt durchatmen. „Könnte ich meinen Arm wieder haben?“ Und schon war das ruhige Atmen wieder vorbei. Luft anhaltend wechselte ihr Blick zwischen seinem Gesicht und ihrer Hand. „Ähm, klar.“ Schnell ließ sie von ihm ab, drehte sich um und setzte sich auf den Drehstuhl der vor dem sperrigen Schreibtisch stand. Gedanklich gegen die nächste Wand rennend sah sie aus dem Fenster. Zwar sagte sie, das sie ihnen Erklärungen gab, doch wusste sie nicht recht, wo sie anfangen sollte. Würden sie ihr überhaupt zuhören, geschweige denn glauben? „Ihr schätzt uns vollkommen falsch ein.“ Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe herum, suchte nach weiteren Worten, die Dean nicht unbedingt weiter auf die Palme bringen würden. „Wir sind hier nicht die bösen. Ganz im Gegenteil, wir versuchen diese Stadt zu schützen.“ Chastity spürte ihn hinter sich stehen, sein Duft lag in ihrer Nase, vielleicht noch ein Meter und er würde direkt bei ihr stehen. „Du willst uns also allen ernstes weiß machen, das Werwölfe die Stadt beschützen?“ In seiner Stimme lag Spott. Er macht sich lustig über ihre Worte. Kurz sah sie zu Sam, wollte wissen, ob wenigstens er sie ernst nahm. Der jüngere saß gemütlich auf seinem Sessel, sah ihr konzentriert entgegen. „Es geht mir ehrlich gesagt an Arsch vorbei, ob du mir glaubst Dean. Doch sollt ihr wissen, das ihr euch nicht auf uns, sondern auf etwas anderes konzentrieren solltet, wenn ihr die Menschen hier wirklich retten wollt.“ Ein Ruck erfasste den Körper der Weißhaarigen, als der Stuhl abrupt um hundertachtzig Grad gedreht wurde, wären die Armlehnen nicht gewesen, hätte sie sich sicher auf dem Teppichboden wiedergefunden. Der ältere beugte sich ein Stück runter, legte seine Hände auf die Lehnen um sich so abzustützen. „Dann sag mir, was es ist, was die Stadt angeblich bedroht.“ Seine Stimme war leise, ließ keinerlei Widerspruch zu. Kurz schluckte die junge Frau den Klos, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, runter. Wie sollte sie jemanden, der ihr sowieso schon nicht glaubte, erklären das sie es selber nicht wussten. Chastity wusste, das sie mit jedem falschen Wort seinen Zorn immer mehr auf sich lenkte und plötzlich war sie sich gar nicht mehr so sicher, ob sie hier in der Schule wirklich in Sicherheit war. Vielleicht würde er der Lehrerschaft erklären, das sie mal wieder die Schule schwänzte, oder sonst irgendwas. „Keine Ahnung. Man kann es nicht sehen. Scheinbar nur die Opfer sind dazu in der Lage. Als der Sheriff, ein paar Deputy und ich letzte Woche an einem Tatort waren, wurde einer von den Deputy angegriffen. Er schlug in eine bestimmte Richtung, also gehe ich davon aus, das er es gesehen hat.“ „Hat er überlebt?“ Chastity sah nach rechts zu dem Braunhaarigen, schüttelte traurig mit dem Kopf. „Nein. Wir haben versucht ihm zu helfen, doch leider ist er noch an Ort und Stelle gestorben.“ Ein nachdenkliches nicken ging von Sam aus. Wie es schien, glaubte wenigstens er ihr ein wenig. „Jetzt sag mir, warum wir einem Werwolf vertrauen sollten?“ Der Skeptiker unter ihnen hatte nun wieder ihre volle Aufmerksamkeit. Beinahe hätte sie gelächelt. Sie kam sich vor wie bei einem Verhör auf dem Revier. Wären die beiden keine Jäger, würden sie sicher gute FBI – Agents abgeben. „Ich bin kein Werwolf. Okay, ich gebe zu, die meisten meiner Freunde sind welche, aber ich bin wirklich keiner.“ Sie sah Dean direkt in die Augen als sie sprach, vielleicht würde er ihr wenigstens das glauben. „Allerdings ist dieses unsichtbare Ding nicht das einzige Problem, wie ich am Freitag rausgefunden habe.“ Der Blonde runzelte die Stirn, forderte sie stumm auf weiter zu sprechen. „Gargoyles. Kurz bevor ich in euch rein gerannt bin, habe ich gegen sechs von den Viechern gekämpft. Naja, zumindest habe ich es versucht.“ Die junge Frau neigte ihren Kopf leicht nach unten. Es war ihr peinlich, vor ihnen, vor allem vor ihm, zugeben zu müssen, das sie verloren hatte. Sie wollte nicht für schwach gehalten werden. „Das heißt, die Stadt ist eigentlich ganz schön am Arsch.“ Überrascht sah sie wieder in die grünen Augen ihres Gegenübers. Glaubte er ihr nun doch? „Versteh mich nicht falsch. Nur weil ich dir glaube, heißt das noch lange nicht das ich dir traue. Es gibt noch viel zu viel was du uns verschweigst. Zum Beispiel was du ist, denn Menschlich bist du auf jeden Fall nicht. Und außerdem will ich wissen, wer die anderen beiden Alphas im Rudel sind.“ Sein Blick war stur auf sie gerichtet, er wollte Antworten und dabei war es ihm relativ egal, ob sie ihm diese Freiwillig geben würde. „Die beiden Dinge dürft ihr alleine herausfinden. Nur weil ich euch erzählt habe, was in der Stadt los ist, werde ich euch nicht jede Einzelheit über das Rudel verraten.“ Chastity versuchte den Blonden beiseite zu drücken, sie wollte aufstehen, endlich raus aus dem Büro, doch hatte sie die Rechnung ohne den Jäger gemacht. Mit einer einfachen Handbewegung hatte er sie wieder zurück auf den Stuhl gedrückt, hatte seine Hand um ihren schlanken Hals gelegt. „Gib mir nur einen Grund und ich erledige dich gleich hier.“ „Dean.“ Sam war aufgestanden, hatte seine Hände auf den Schreibtisch gestemmt, um sich so etwas zu stützen. „Was? Ich lasse sie jetzt bestimmt nicht gehen. Sie kann uns Antworten liefern und die wird sie uns geben, egal ob sie will oder nicht.“ Fast schon amüsiert schüttelte der Dunkelhaarige seinen Kopf. Vielleicht hätte er das Gespräch doch alleine führen sollen, kannte er doch seinen Bruder. „Wenn du sie so unter Druck setzt, wird sie gar nichts mehr sagen.“ Chastity, die stillschweigend zwischen den Brüdern hin und her gesehen hatte, nutzte ihre Chance. Der ältere war abgelenkt, beachtete sie im Moment gar nicht. Sie haute seine Hand bei Seite, drückte ihn mit so viel Schwung, den sie in dieser Position aufbringen konnte bei Seite und stolperte mehr ungeschickt zur Tür. Vor der Tür angekommen, legte sie ihr Hand auf die Klinke und wurde mit einem Arm um die Hüften hoch genommen. „Nicht so schnell meine Hübsche.“ Dean drehte sich mit ihr im Arm zu seinem Bruder, gab ihm ein Zeichen, das er die Autoschlüssel rüber schmeißen sollte. „Ich nehm sie mit. Lass dir was einfallen, warum sie weg ist.“ Mit diesen Worten verschwand er mit ihr durch die Tür. * * * Es war nun schon zwei Stunden her, seitdem sie ihre Freundin allein mit den Jägern gelassen hatten. Sam hatten sie zwischenzeitlich auf dem Schulhof gesehen, jedoch nicht die anderen beiden. „Wieso habt ihr sie mit diesen beiden Mistkerlen allein gelassen.“ Scott sah in die hellblauen Augen seines einzigen Betas. Er verstand ihn, wusste er doch, das die Weißhaarige dem jüngsten wichtig war. Sie hatten fast so etwas wie ein Geschwisterliches Verhältnis. Würde Chastity je das Rudel verlassen, würde Liam ohne zu zögern mit ihr gehen. „Sie bestand drauf und ich dachte so wie sie, das sie ihr hier nichts tun würden.“ Böse funkelte der blonde seinen Alpha an, schüttelte dann jedoch mit dem Kopf. Wer wusste, was sie mit ihr anstellen würden, oder ihr schon angetan hatten. „Es ist mir egal was ihr tut, doch ich werde hier nicht tatenlos rumstehen und die Schulbank drücken. Ich geh sie suchen.“ „Und wo willst du bitte anfangen?“ Stiles hielt den jungen Werwolf am Arm fest, sah ihn fragend an. Nachdenklich sah Liam auf den Boden. Es war eine gute Frage, wo wollte er anfangen zu suchen? Derek konnte er sich sparen, wäre sie dort, hätte sie sich schon bei irgendjemanden gemeldet. Jedoch fiel ihm noch eine Person ein, die er um Hilfe bitten konnte. „Vielleicht hat ihr Onkel irgendeine Ahnung.“ Scott, der bis eben skeptisch war, nickte nun. Es war einen Versuch wert, wenn überhaupt jemand helfen konnte, dann war er es. „Das könnte klappen. Lydia und Malia, ihr bleibt hier. Stiles und Liam, ihr kommt mit mir.“ * * * „Also, wie sieht es aus, singst du jetzt endlich?“ Grinsend mit einem scharf aussehenden Messer trat Dean direkt vor die junge Frau, die in einem dunklen Raum an einem Stuhl gefesselt war. Bis jetzt hatte er ihr noch nichts getan, hatte erstaunlich viel Geduld mit ihr gehabt, doch wusste sie, das das nicht mehr lange so bleiben würde. Zum gefühlten hundertsten Mal schüttelte sie mit ihrem Kopf. Seit er sie verschleppt hatte, hatte sie kein Wort mehr mit ihm gewechselt. „Babe, ich will dir wirklich nicht dein hübsches Gesicht verunstalten, doch langsam lässt du mir keine andere Wahl.“ Wieder beugte er sich zu ihr runter, sah ihr direkt in die dunkelgrauen Augen. Wie konnte jemand, der so verdammt gut aussah nur so ein riesen Arsch sein? Zwar hatte sie schon mitbekommen, das sie mehr auf Bad Boys stand, doch er war der Gipfel. Sie bezweifelte, das er überhaupt irgendeine gute Seite an sich hatte. Wieso nur fühlte sie sich von ihm so angezogen? Wieso wurde sie immer nervös, wenn er ihr so nahe kam? Er hob die Hand, mit der er das Messer festhielt, legte die Klinge an ihre Wange und ließ es langsam, aber schmerzhaft darüber gleiten. Sie spürte, wie sich ihre Haut öffnete und eine warme Flüssigkeit über ihr Gesicht lief. Tropfen für Tropfen landete auf ihrer freien Schulter, trug sie doch nur ein Trägerloses Shirt. „Du kannst mich verstümmeln wie du willst, von mir erfährst du nichts.“ Chastity spuckte ihm den Satz förmlich ins Gesicht, war jedoch weiterhin darauf bedacht sich zu konzentrieren. Sie konnte nicht zulassen, das die Wunde vor ihm heilte. „Eier hast du ja, das muss man dir lassen. Sind sie es wirklich wert, das du für sie stirbst?“ „Würdest du denn nicht für deinen Bruder sterben?“ Nachdenklich zog er seine Augenbrauen zusammen. Natürlich würde er für seinen Bruder sterben, doch das würde er ihr bestimmt nicht auf die Nase binden, wer weiß was das Rudel mit diesem Wissen anstellen würde. „Letzte Chance Babe.“ Erneut legte er das Messer an, doch dieses Mal an ihrem Hals. * * * „Verdammt, jetzt mach schon die Tür auf, es geht um Chastity.“ Wie ein irrer bollerte Stiles an die helle Holztür vor sich. Schon seit fünf Minuten standen sie hier und hofften, das diese endlich aufgehen würde. Noch einmal ballte er seine Hand zur Faust und wollte so kräftig wie möglich gegen das Holz schlagen, doch traf er nicht das gewünschte Objekt, sondern die Schultern des Wohnungsbesitzers. „Was ist mit ihr?“ Den Treffer ignorierend sah der Mann mittleren Alters auf die kleine Meute vor seiner Tür. „Es sind neue Jäger in der Stadt. Chas hat sich mit ihnen Unterhalten und seit dem ist sie spurlos verschwunden.“ Die Augen des Mannes wurden größer, starrten den jungen Alpha nur noch an. „Was für Jäger?“ „Die Winchester – Brüder.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte er sich um, rannte fast den Flur entlang. Die Jungs, die ihm kurz Fassungslos hinterher sahen, folgten ihm nur wenige Sekunden später. Obwohl sie ihn nicht mehr sahen, hörten sie ihn aus der Küche. „Bobby, ruf deine Jungs an. Sie sollen her kommen, sofort.“ Seine Stimme klang alles andere als freundlich, sein Gesicht wirkte genauso, wie sie feststellten, als sie den Raum betreten hatten. Auf einem der Stühle saß ein weiterer Mann, er musste um die fünfzig sein, wenn Scott sich nicht irrte. Er saß vor einem Glas Whiskey, sah den stehenden kurz an, ehe er sein Handy nahm und darauf herum drückte. „Chris, was ist hier los?“ Stiles trat einen Schritt weiter vor, ließ den Fremden nicht ein einziges Mal aus den Augen. Der andere stand auf, verließ kurz die Küche um in ruhe telefonieren zu können. „Ihr werdet es gleich wissen.“ Angespannt setzte sich Chris auf einen der Stühle und nahm eine der Bierflaschen in die Hand. „Sie sind gleich da.“ Bobby setzte sich wieder, musterte die kleine Gruppe vor sich. Nur ein paar Sekunden später konnte man hören, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde. Es dauerte nicht lange, bis der Neuankömmling in der Küche ankam und dank Chris unsanft an der Wand landete. Ein Keuchen verließ Dean seine Lippen. Der älter hatte ihm an Kragen gepackt, drückte in mit aller Kraft gegen das kalte Gemäuer. „Wo ist sie?“ Fragend sah der Blonde zu dem kleineren herunter, wusste er doch partout nicht, was er von ihm wollte. „Meine Nichte. Wo ist sie?“ Noch immer überfordert, versuchte er sich in der Küche umzusehen, hoffte Bobby zu sehen. Vielleicht konnte er ihm weiterhelfen. Jedoch war es nicht sein Ziehvater den er erblickte, sondern drei Jungs, die ihn böse ansahen. Als er zwei davon erkannte, wusste er von wem der ältere Jäger sprach. „Fuck. Chastity ist deine Nichte?“ Der Druck an seinem Kragen ließ nach. Scheinbar hatte er recht. Nun sah er auch Bobby, der Chris mit leicht weit geöffneten Augen ansah. „Moment. Du meinst die Tochter von Kate?“ Der Onkel der Weißhaarigen nickte kurz, ließ Dean dann komplett los. „Ich hoffe für dich, das es ihr gut geht. Und jetzt hol sie.“ Während Dean aus der Wohnung verschwand, ging Bobby auf seinen alten Freund zu, legte seine Hände auf dessen Schultern und lotste ihn zu seinem eigentlichen Platz. „Was ist los, wollt ihr da die ganze Zeit stehen? Nun setzt euch schon.“ Kurz schweifte der Blick des älteren zu der kleinen Gruppe, ehe er sich selbst neben den Wohnungsbesitzer setzte. „Ich dachte, ihr wolltet eure Kinder aus dem ganzen Mist raus halten?“ Chris nahm einen weiteren Schluck von seinem Bier, stellte es dann auf den Tisch und schnaufte einmal. „Eigentlich ja, doch sind beide irgendwie rein geschlittert, als wir hier her gezogen sind. Chastity ist bei mir, seit sie vierzehn ist. Kate ist einfach nicht für die Mutterrolle gemacht. Wie auch immer, kurz nachdem wir hier waren, lernten sie Scott und Stiles kennen.“ Dabei zeigte Chris auf die beiden Braunhaarigen. „Scott war zu dieser Zeit schon ein Werwolf, was die beiden und auch ich nicht wussten. Es kam erst später raus, als sich eine enge Freundschaft entwickelt hatte. Allison kam mit Scott zusammen, weswegen die beiden unzertrennlich waren. Selbst als sie erfahren hat, das sie eine Jägerin ist, konnte man die beiden nicht trennen. So ähnlich war es auch bei Chastity.“ Verstehend nickte Bobby, sah in sein Glas, welches er in seiner Hand leicht hin und her schwenkte. „Deswegen also deine Reaktion von gestern. Wenn Chastity hier ist, wo ist dann Allison?“ Man konnte fast spüren, wie die Stimmung im Raum sich immer mehr senkte. Keiner der Anwesenden sprach gerne darüber. Es war Chris der nur leise weiter sprach. „Sie ist tot. Sie wurde vor einem Jahr von einem Dämonen Ninja getötet. Chastity ist die einzige aus der Familie die mir geblieben ist.“ Bei dem letzten Satz senkte Scott seinen Kopf, sein schlechtes Gewissen nagte wieder an ihm. Er wusste, das er nicht er selbst war, doch gab er sich trotz allem die Schuld an diesem einen Vorfall von vor einem dreiviertel Jahr. „Chris.“ Die Stimme der Weißhaarigen durchbrach die bedrückte Stimmung, die sich in der Küche gebildet hatte. Erleichtert sahen die Freunde zu ihrer Freundin, die in diesem Moment ihren Onkel um den Hals fiel. Dean, der nun mit Sam den Raum betrat, glaubte dem Schauspiel, welches sich vor seiner Nase abspielte nicht. Hatte er wirklich eine Jägerin beschuldigt ein Wesen zu sein? Doch war sie nicht selbst schuld? Sie war es doch, die mit einem Rudel Werwölfe befreundet war. Er sah zu Bobby, der ihn mahnend musterte. Im Moment wäre er lieber im Erdboden versunken. Er fühlte sich wie im falschen Film. In der Wohnung eines Jägers stand mindestens ein Werwolf und niemand der Anwesenden schien es zu kümmern. Er hatte eine Jägerin entführt, bedroht und dazu auch noch verletzt. Es fehlte nur noch ein kleiner Punkt und er würde wohl lachend aus dem Fenster springen. „Dean, sag mir bitte nicht, das du sie töten wolltest?“ Schulterzuckend und mit unschuldigem Blick sah er zu seinem Ziehvater. „Das sie euch nicht mehr erkennt ist ja verständlich, aber ihr sie nicht? Hättet ihr sie euch mal genauer angesehen, würdet ihr das kleine Mädchen von vor elf Jahren erkennen.“ Die Brüder sahen erst sich an, ehe sie zu der Weißhaarigen blickten, die nun auch zu ihnen sah. Bobby hatte recht. Zwar hatte sich ihr Körper und ihr Haar verändert, doch ihr Gesicht war fast das selbe, nur eben Fraulicher. „Du meinst, sie ist die kleine, die damals für kurze Zeit bei dir gewohnt hat? Die, die uns manchmal zur Weißglut gebracht hat und die Dean nicht von der Seite gewichen ist?“ Chastity stieg die röte ins Gesicht, jetzt, wo Sam es erwähnt hatte, konnte auch sie sich wieder erinnern. Sie war damals schon von Dean angetan, damals dachte sie allerdings, sie würde einfach nur zu ihm aufsehen. „Moment mal. Das heißt die drei kennen sich von früher?“ Augen rollend sah Dean zu Stiles. „Nein, wir führen hier grad extra für dich ein kleines Theaterstück auf, nur um dich zu verwirren.“ Die Weißhaarige griff nach dem nahestehenden Bier, welches zum Glück ihren Onkel gehörte. Zwar trank sie unter der Woche eigentlich nicht, doch machte sie durch diese Umstände eine Ausnahme, sowie auch der Rest der Anwesenden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)