Herr deines Schicksals von Evilsmile ================================================================================ One Shot -------- Das IGLU war gut besucht, fast war es für seinen Geschmack zu voll. Es wurde getanzt, gesoffen und geflirtet was das Zeug hielt, der Schweiß tropfte nur so von der Decke. Kurzum, ein pulsierender Ort der Versuchungen. Aber noch lief alles nach Plan... Jonathan war hergekommen, um vielleicht jemanden zu finden, dem es ebenso erging wie ihm. Jemandem, von dem er sich Ablenkung versprach. Jemand wie dieser junge Kerl da drüben… Eine ganze Weile schon beobachtete er ihn. Er strahlte etwas aus, das war nicht von dieser Welt. Schlank und zierlich war er und eigentlich der totale Normalo vom Aussehen her, doch strahlte er von innen heraus wie ein Diamant. Die perfekte Belohnung für seine miese Woche. Seltsam, dass ihn keiner ansprach. Dann setzte sein Herz aus: Er sah zu ihm rüber, lächelte. Hob seine Cola zum Gruß. Also gab er sich einen Ruck und lächelte zurück. Dieses Leckerchen durfte er nicht einfach weiter ziehen lassen! Energisch bahnte er sich seinen Weg durchs Getümmel. „Hey, bist du alleine da?“, schickte er sich an zu sagen, das Erstbeste, das ihm einfiel, unverfänglicher als ‚geiler Knackarsch‘, und origineller als ‚hast du Feuer‘, zumal er eh nicht rauchte. Er bekam ein „Hey“ zurück. „Ja, ganz alleine“, sprach der andere so leise, dass er unwillkürlich noch näher zu ihm trat, um durch die Musik noch etwas verstehen zu können. Ihm fiel auf, dass er aus der Nähe noch ein ganzes Stückchen jünger wirkte. Auch war er ein wenig kleiner als er selbst, von schmächtigem Körperbau. Und seine Augen! Wunderschön grün. „Ich bin Jonathan.“ „Maximilian.“ Fast musste er lachen. „Ach. Auch so ein blöder langer Name?“ „Geht schon, ich hasse es sogar, wenn mein Kumpel ihn abkürzt, das klingt so bescheuert.“ „Glaube ich, ich habe auch schon etliche Verunstaltungen zu hören bekommen.“ Maximilian nahm einen großen Schluck von seiner Cola, und er verscheuchte seine Hand nicht von seiner Schulter. Mit großen Augen schaute er ihn an. Jonathan wertete dies als gutes Zeichen. „Und, worauf stehst du, Maximilian?“ Ein nervöses Lachen, und wieder dieses breite Grinsen bis über die Eckzähne. „Was, ich..? Ja auf dem Boden, oder?“ Jonathan prustete und verfiel in ein schallendes Lachen, in das Maximilian schließlich einstimmte. „Ist schon mal gut, wenn man mit beidem Füßen auf´m Boden steht“, pflichtete er ihm bei und streichelte über den Nacken des Anderen. „Bist du zum ersten Mal hier?“ „Jetzt hast du mich durchschaut. Ja, bin ich, aber ich meine schon, dass ich hier richtig bin.“ „Ich hab es nicht böse gemeint, weißt du, ich kläre lieber im Vornherein ab, damit mir unangenehme Überraschungen erspart bleiben.“ „Ist ein Discoaufriss nicht immer ein riesiges Überraschungsei? Ich meine, an einem Abend kann man sich wohl kaum kennenlernen.“ Da lag er wohl richtig. „Würdest du mich denn gerne kennenlernen?“, fragte er ganz nah am Ohr seiner Bekanntschaft. „Du meinst, du willst mit mir ins Hinterzimmer verschwinden?“ Erneut prustete Jonathan vor Lachen. „Ne, sowas gibt’s hier nicht. Dazu müsstest du ins FASS, aber da wimmelt es vor bärigen Lederkerlen.“ „Bäh...“ „Okay, darauf stehst du schon mal nicht“, stellte Jonathan amüsiert fest. „Ne, lieber normale Sachen.“ „Was ist für dich normal?“ „Hmm… So wie du…“ „Ich mag anal. Und ich bin gut in Massagen.“ Das Aufleuchten in diesen grünen Augen freute ihn. „Wärn wir schon mal zwei, hm?“ „Wie alt bist du?“ „Ich bin siebenundzwanzig, und nein, ich hab mich nicht ein paar Jahre jünger gemacht, sowas hab ich nämlich gar nicht nötig.“ „Stimmt“, sagte Maximilian. „Ich bin achtzehn. Seit genau einer Woche.“ „Dann mal alles Gute nachträglich zur Volljährigkeit! Hat man dir eingeschärft, dass du nicht mit fremden Männern mitgehen darfst, oder wollen wir…“ Weiter kam er nicht, denn Maximilians Kuss schnitt ihm das Wort ab. Weiche, hauchzarte, süße Lippen; ein Rest von Colageschmack. Hatte dieser Neuling doch wirklich den ersten Schritt getan, das verblüffte ihn. Dankbar nahm er den Kuss an, den er geschenkt bekam, zog den Jüngeren an der Taille näher zu sich. Heftig kribbelte es in seinen Lenden. Wann hatte er zuletzt so geknutscht? Mit Jakob war es seit ihrer Verlobung den Bach runter gegangen, bis er ihn Anfang des Jahres sitzen gelassen hatte. „Maximilian“, wisperte er zwischen zwei Küssen, die ihn kaum Luft zum Atmen ließen, „lass uns in meinem Auto weitermachen, okay?“ „Klar doch. Ich wollte bloß testen, ob du auch wirklich schwul bist. Ich meine, nicht dass du mich in einen Hinterhalt locken willst oder so.“ Wieder blitzte dieses freche Grinsen auf. „Hä?! Paranoid biste auch schon? Du lieber Himmel…“ Er griff nach seiner Hand, denn es wäre ein Verbrechen, ihn nicht mit mitzunehmen. Erneut durchströmten ihn diese Glücksgefühle, das war Magie, das war schöner als… Nein! Verdammt noch mal, nicht daran denken. Einfach nur genießen... Die sommerlich-frische Nachtluft fühlte sich auf seinen erhitzten Wangen nahezu eisig an. Kein Mensch war hier auf dem Parkplatz. Aus seiner Hosentasche fischte er den Autoschlüssel und entriegelte den Kombi. „Das ist Wahnsinn…“, murmelte Maximilian und es schwang Angst in seiner Stimme mit. „Du bist der Wahnsinn“, beruhigte ihn Jonathan und öffnete die Tür zur Rückbank. Er stieg als erster ein und Maximilian kletterte auf seinen Schoß, strich ihm die Haare beiseite, die ihm in die Stirn gefallen waren. Voller Verlangen küsste er den Jüngeren, bemerkte, dass er ein wenig unsicher war, aber das würde sich gewiss geben. Seine Finger fanden ihren Weg unter dessen T-Shirt, zu seinem Nippel, den er ordentlich massierte. Dadurch zuckte Maximilian zusammen. Ein dumpfer Aufprall war zu hören, als sich der Kleine am Dach den Kopf anstieß. „Au! Das ist echt eng hier drin, ich kann mich gar nicht entfalten…“ „Ja, schon echt eng. Ich geb dir den Tipp, deine Jeans ´ne Nummer größer zu kaufen“, zog er ihn auf, die Hand an seinem Schritt wo der Stoff bereits spannte. „Hast du es noch nie in einem Auto gemacht?“ Maximilian hielt inne und räusperte sich dezent. „Ich hab es überhaupt noch nie gemacht mit jemandem.“ Stille. „Was!“, stieß Jonathan jetzt aus, halb überrascht, halb entsetzt. „Wenn du so willst, bin ich noch Jungfrau. Vorne wie hinten.“ „Du bist mir einer! Sag mal, wolltest du dein Erstes Mal wirklich in meiner klapprigen Karre haben?!“ „Naja, hat sich jetzt eben so ergeben.“ Jonathan schnaubte und schüttelte ungläubig den Kopf. „Nichts hat sich ‚so ergeben‘! So viel solltest du dir schon wert sein. Mensch, du bist doch Herr deines Schicksals! Was machen wir denn jetzt? Sollen wir zu dir fahren? Dann wärst du schon mal zuhause.“ „Auf keinen Fall, das gibt nur Ärger, ich habe keine eigene Wohnung!“, rief er panisch aus. Kurz überlegte Jonathan, sah ihn prüfend an. Nun gut, er hatte zuhause aufgeräumt, für den Fall des Falles. „Okay, fahren wir zu mir. Sind keine zehn Kilometer. Ich kann dir ein bequemes Doppelbett bieten, ganz frisch bezogen, und wir nehmen uns alle Zeit der Welt.“ „Wohnst du allein?“ „Mutterseelenallein.“ Dieser bitteren Beigeschmack war eigentlich nicht beabsichtigt. * Mutterseelenallein. Wie traurig er das gesagt hatte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Schließlich fuhr ich nicht alle Tage mit einer Discobekanntschaft nach Hause, das gab mir gerade total den Nervenkitzel. Ob ich jemandem Bescheid sagen sollte? Und wem? Mik? Hey, ich fahr grad mit einem 10 Jahre älteren Kerl heim um zu vögeln. Ruf die Bullen, wenn du bis morgen nix von mir hörst, aber sag meiner Mutter nix! Bildlich sah ich die SMS vor mir und dazu das What-the-Fuck-Gesicht meines Kumpels. Ja, das wäre auch mal ein originelles Coming-out. Doch mein Bauchgefühl sagte mir, dass Jonathan mir nichts Böses wollte. Durch die vorbeiziehenden Scheinwerfer des Gegenverkehrs erhaschte ich immer mal wieder einen Blick auf sein Gesicht im Profil. Er sah so jung aus, gar nicht wie Ende Zwanzig. Mir gefiel es unheimlich gut, wie sein kringeliges, dunkelblondes Haar ihm ein verwegenes Aussehen verpasste; ganz wie einer der Musketiere. Eigentlich wollte ich keinen Typ mit Bart, doch seltsamerweise störte Jonathans dünner Oberlippen- und Kinnbart mich kein bisschen. Ruhig und gelassen saß er da, schien ganz bei der Sache. Wir fuhren Richtung Ostend aus der Stadt heraus – es war sogar die Richtung, in der ich wohnte, doch das brauchte Jonathan nicht zu wissen, vorerst nicht. Die Uhr am Armaturenbrett zeigte kurz nach Mitternacht an. Was für eine aufregende Entwicklung dieser Freitagabend genommen hatte! Bald würde ich erfahren, wie sich Sex wirklich anfühlte, richtiger Sex mit jemand anderem! Es schien eine endlos lange Strecke zu sein. Was, wenn Jonathan am Ziel plötzlich keine Lust mehr verspürte? Schließlich musste er sich auf den Verkehr konzentrieren, da konnte es schon mal passieren, dass die Vorfreude abflaute, oder? „Musik?“, fragte er mich jetzt, doch ich verneinte. Das Risiko, von falscher Musik abgeturnt zu werden, wollte ich lieber nicht eingehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt Jonathan auch schon in einer Seitenstraße an. Er stellte den Motor ab, das Licht ging an und er wandte sich mir zu. „Sicher, dass du mit irgendjemand Beliebigen dein erstes Mal haben willst?“ „Nicht irgendjemand. Sondern jemand, der mir gefällt“, antwortete ich darauf und schnallte mich ab, doch es imponierte mir, wie er sich um mich Gedanken machte. „Nen Kaffee?“, bot er mir an, als ich seine schlichte Küche betrat, wo bloß zwei Barhocker an einer Kochzeile standen und keine nennenswerten Besonderheiten den Raum prägten; wie Fotos, Bilder oder Notizen am Kühlschrank. Ob er noch nicht lange hier wohnte? „Ja, okay“, willigte ich ein, und fragte mich, ob er den vorher oder hinterher kochen wollte. „Kann ich schnell noch ins Bad?“ Der Hundeblick, der er mir zuwarf, aus Augen so braun wie Vollmilchschokolode, schien zu fragen, wieso ich ihn noch länger hinhalten wollte, doch alles was er sagte war: „Klaro.“ Von Hinhalten konnte auch keine Rede sein, doch es war notwendig, um mal wieder ein bisschen runterzukommen in der Stille und Intimität des Badezimmers, das ebenso steril war wie der Rest der Wohnung. Dort konnte ich meine Nervosität fürs erste zügeln. Und mich ein wenig frisch machen. Meine Klamotten hing ich über die Heizung und schlüpfte wie selbstverständlich in den blauen Frottier-Bademantel, der neben der Tür hing, hoffentlich fasste mein Gastgeber das nicht als unverschämt auf. Bläuliches Deckenlicht flutete die Küche. Dahinter lag in abgeschiedener Dunkelheit das Wohnzimmer. Auf einem der beiden Barhocker saß Jonathan vor seinem Kaffee am Tisch und blätterte in einem Lifestyle-Magazin, was ihm aber nicht sehr viel Spaß zu bereiten schien. Als ich mich ihm näherte, drehte er den Kopf. Sofort erhellte sich sein Gesicht. Er reichte mir die andere Tasse. Nicht einmal drei Schlucke des heißen, schwarzen Gebräus brachte ich die Kehle hinab, weil Jonathan den Bademantel aufschnürte und mich streichelte. Vom Bauchnabel abwärts, was mich schon wieder hart werden ließ. Jonathan nahm mir schließlich die Tasse ab, stellte sie sicher auf dem Tisch ab und widmete sich meinem Bauch, verzierte ihn mit Küssen. Seine Lippen hinterließen prickelnde Gefühle. „Wenn es dich beruhigt, ich mach das normalerweise nicht, jemanden einfach mit nach Hause nehmen… Das ist das erste Mal.“ Mein Schaft befand sich in seiner Hand, und verdammt noch mal, er wusste, was er da tat. Auf meine Lippen zu beißen nützte nichts; mir entfleuchten trotzdem seltsame Laute. „Komm, wir gehen ins Schlafzimmer“, meinte Jonathan mit heiserer Stimme, stand auf und zog mich am Kragen mit sich. Das war die Tür gleich nebenan. Nur eine meterhohe Blubbersäule spendete Licht, und das Bett war tatsächlich riesig, ja quadratisch, und in dunklem Satin bezogen. „Wow, das nenn ich mal ein Bett!“ Unbedacht ließ ich mich darauf plumpsen. Jonathan lachte, folgte mir in die Federn, küsste mich erneut. Seine Gürtelschnalle war bereits offen, stellte ich fest, als ich mich an seiner Hose zu schaffen machte. „Äh, soll ich dir…“, begann ich, und fand nicht die richtigen Worte, so einen Vorschlag hatte ich noch nie geäußert. Doch der Ältere verstand, worauf ich hinauswollte. „Nee, nee, schon in Ordnung, für sowas muss man geübt sein, aber ich steh da eh nicht drauf, auf dieses Nuckeln, stell dir mal vor, manche wollen gar nichts anderes mehr.“ „Wieso magst du das nicht? Bist du Veganer?“ „Also – der war wirklich platt.“ Doch trotzdem musste er lachen. „Nee. Den anderen in sich zu spüren, das ist und bleibt die einzig wahre Verbindung, …warte es nur ab.“ Lieber verkniff ich mir die Bemerkung, dass man beim Blasen den anderen doch auch in sich spürte. Als ich dann aber Jonathans nackte Haut auf meiner spürte, vergaß ich alles, was mir gerade im Kurzzeitgedächtnis herum schwirrte. Ich konzentrierte mich voll und ganz auf den Körper über mir. All meine Leidenschaft legte ich in den Kuss, während unsere Schwänze miteinander kuschelten. Bis Jonathan sich neu positionierte. „Winkel mal die Beine an.“ Ich tat wie geheißen. Jonathan beugte sich zum Nachttisch, wahrscheinlich um Gleitgel zu holen; es dauerte mir fast zu lange bis er sich endlich wieder mir zuwandte. „Tut das gut?“, fragte er, seine Finger hätten bei einem Chirurgen nicht präziser sein können. „Und wie…“ Seufzend schloss ich die Augen. „Einen Finger hab ich grad in dir drin...“, hauchte Jonathan in mein Ohr. „Du frisst ihn ja regelrecht auf…“ „Echt?“ Unter Jonathans gekonnten Fingerspielchen zitterte mein Becken. „Okay, du kriegst noch einen Finger…“ Auf einen süßen Schmerz gefasst, hielt ich den Atem an. Doch dann blieb nur ein wohliges Gefühl, als Jonathan die gewisse Stelle wiederfand. Soo gut… ich könnte Stunden so daliegen und diesem unanständigem Geräusch lauschen. Als ich meinen eigenen Penis berührte, erschrak ich darüber, dass er so klatschnass war, als hätte ich längst abgespritzt. Jonathan schien meine Gedanken von meinem Gesicht abzulesen, und meinte amüsiert: „Das ist eine ganz normale Reaktion vom Körper, wenn man diese Massage nicht gewohnt ist… Du hättest es gemerkt, wenn du gekommen wärst, glaub mir.“ „Dann mach genau das. Fick mich“, bat ich. Oha, was war meine Hemmschwelle im Laufe dieses Abends gesunken! Also zog Jonathan die Finger zurück und ich verfolgte fasziniert mit, wie er sich ein Kondom überstreifte. Die kleine Gymnastikeinlage, die nötig war, kriegte ich ganz gut hin. So konnte ich ihn mit den Beinen umarmen, war ihm ganz nahe. „Nimm ihn dir selbst“, ermutigte er mich. „Schön langsam…“ Das war nicht der erste fremde Penis, den ich in die Hand nahm, doch jetzt mit Kondom drauf, dazu in der komischen Pose, in der ich dalag, irgendwie befremdlich… Trotz dass alles glitschig war, war da noch Widerstand am Eingang… „Vergiss nicht zu atmen“, erinnerte mich Jonathan, ganz die Ruhe selbst. „Du bist immer noch nicht entspannt genug. Stell dir einfach vor, du würdest schweben. Zehn Zentimeter über dem Bett… Ja…genau. Oh…“ Das wirkte wahre Wunder. Ich schaute dabei zu, wie er sich in mich versenkte, fast von selbst hineinschlüpfte. So warm. Heiß wie ein Brennstab und lebendig wie ein Frosch. Aber die Hitze, die mich ausfüllte, hatte etwas verdammt Geiles an sich. Regungslos genoss ich das Gefühl des Ausgefüllt seins, bis Jonathan mich wieder ans Atmen erinnerte. Die Augen geschlossen, die Lippen geöffnet, begann er langsam, sich in mir zu bewegen, drückte diesen Knopf in meinem Inneren, der mich aufschrien ließ, jedes Mal etwas lauter. Jonathans fließende Bewegungen, sein gleichmäßig flacher Atem dazu… im Kontrast dazu mein eigenes, unkoordiniertes Zuckeln und Japsen; es war mir fast peinlich und so schloss ich die Augen, überließ einfach ihm die Führung. Dass dieser primitive Mechanismus unseres Tuns eine so köstliche Wirkung entfaltete… Unglaublich. Mir schien es, unsere beiden Körper verschmolzen sich zu einem einzigen heißen, pulsierendem, koitalem Organismus, so dass ich nicht einmal mehr wusste, wer von uns welchen Ton von sich gab. Backofenheiß strömte Jonathans Atem über mich hinweg. Es dauerte nicht lange, da stöhnte er laut auf. War er schon gekommen? Schnell zog er sich aus mir zurück, doch fuhr fort mit seiner Massage von vorhin und ließ auch meine Erektion nicht außer Acht, stimulierte mich so gleich doppelt. Bis mich eine warme Meeresbrise erfasste und mich einlullte. Jede einzelne meiner Zellen schien wie gelähmt für Sekunden, taub… Doch dann entfesselte sich eine gewaltige Macht, ein wunderschönes Prickeln von innen heraus bis in den kleinen Finger. Ich ergoss mich in Jonathans Hand. Wie er lächelte. So begeistert wie ein Junge von einem Feuerwerk. In seiner Hand erschlaffte ich auch gleich. Ohne ein weiteres Wort stand er vom Bett auf. Ich sollte jetzt auch gehen… Doch zu keiner Bewegung sah ich mich imstande; meine Extremitäten schienen zu Pudding geworden, und ich war erschöpft wie nach zehn Kilometer Laufen, also rollte ich mich unter der Bettdecke zusammen. Nur fünf Minuten entspannen, dann würde ich nach Hause gehen. * Jonathan atmete tief durch im Bad, wo er das Kondom entsorgte und sich wusch. Der Kleine war einfach zu süß; knackig und eng, authentisch und richtig mitreißend. Deshalb begriff er auch nicht, wieso er so plötzlich, mittendrin, und unverhofft... Das war ihm so verdammt peinlich! Einfach nur erbärmlich! Maximilian hatte es aber nicht mitbekommen, oder? Nun zitterte er, ein Frösteln gesellte sich hinzu. Ja, und auch Kopfschmerzen. Der Boden unter ihm schien zu wanken. Ein deutliches Anzeichen… Sein Verstand setzte aus, seine Beine trugen ihn in die Küche. Dabei wollte er eigentlich zurück ins Bett, um sich an Maximilian zu kuscheln, der jetzt bestimmt am Einschlafen war. War überhaupt noch etwas im Kühlschrank? Klar, das eine Bierchen, sein eiserner Notvorrat. Versteckt hinter der Milchtüte und dem Gurkenglas. Beides schob er beiseite. Seine Finger lechzten nach dem kühlen Bier. Er hielt es sich gegen seine glühende Wange, schmiegte sich daran wie an einen Liebhaber und erfühlte die schöne Form der braunen Flasche. Sie war so kalt wie die Kompresse, die Jakob auf seine Stirn gelegt hatte, damals, vor Ewigkeiten. An seinem Finger war da noch der Ring gewesen. Nun wurde ihm bewusst, was er in jener Nacht zu ihm gesagt hatte: „Ich kann nicht mehr, Jonathan, ich ertrage es nicht mehr. Zu sehen, wie du dich kaputt säufst. Bezahle mich wenigstens dafür, deinen Pfleger zu spielen!“ Und heute… Der größte Optimist auf Erden sah keine Chance mehr für sie! Ohne ihn, ohne Jakob, war die Welt trist und einsam geworden. „Halt den Mund. Du hast nicht genug Geduld mit mir gehabt! Du egoistischer Scheißkerl.“ Er knallte den Kühlschrank zu und ging mit der Flasche ins Wohnzimmer. Er konnte seinen Ex fast schon brüllen hören: „Wie viel Mist willst du noch bauen, bevor es knallt? Erst holst du dir junges Gemüse ins Bett, dann machst du mittendrin schlapp, täuschst ihm was vor und jetzt willst du dich zur Krönung noch besaufen!“ „Ein einziges Bier, klar? Davon wird man nicht betrunken! Und dich scheint es gar nicht zu kümmern, dass in unserem Bett ein Fremder liegt, hm? Schön, dass du mich so schnell vergessen hast.“ Geschissen auf Jakob, geschissen auf sein Gewissen! Jonathan setzte die Flasche an seine Lippen, zögernd, zärtlich, wie der erste Kuss mit einem lang vermissten Lover, und trank den ersten Schluck. Oh Gott! Wie gut es tat, diesen Durst zu löschen. Diesen vertrauten Geschmack zu schmecken. Kühl rann die Flüssigkeit seine Kehle hinunter. Er setzte die Flasche ab, stöhnte. Das allergeilste war diese unmittelbare Wirkung, in den Sekunden nach dem ersten Schluck. Wenn der Alkohol, auf einer Autobahn gleich, durch sämtliche Nervenbahnen raste und im ganzen Körper für Ruhe und Wohligkeit sorgte. So schön wie ein Orgasmus! Diese eine Flasche, war doch nichts dabei! Eine war keine. Nach dem zweiten Schluck hörten seine Finger auf zu zittern. Seine Kopfschmerzen verzogen sich allmählich wie Wolken am Himmel, und Jakob verstummte. Er brauchte eben nur seine Medizin. Und die Welt war wieder im Gleichgewicht. * Fremde Bettwäsche, ein fremder Geruch… Diese Matratze war härter als meine. Ich erwachte zerknautscht, zerzaust und klebrig in Jonathans Schlafzimmer. War ich gestern doch tatsächlich eingeschlafen! Und? Wie ging es jetzt weiter? Wäre ich doch noch gestern heim gefahren! Ich glaubte nicht, dass ich an diesem Lebensstil Gefallen finden könnte. Einen festen Freund, mit dem ich morgens noch ewig lang kuscheln und füßeln könnte, wäre mir viel lieber… Die andere Betthälfte war kalt und verlassen. In der Wohnung war es totenstill. Ob Jonathan zur Arbeit gegangen war, mich völlig vergessen? Oder betrachtete er es als selbstverständlich, dass ich nach dem Aufwachen einfach nach Hause ging? War das wirklich wahr, dass er sonst niemanden mitnahm, oder wollte er bloß gut dastehen? Mein Herz pochte laut in mir und es grummelte so laut in meinem Magen, dass ich lieber die Luft anhielt. Eine ganze Weile lag ich stumm da, lauschend, hörte jedoch keine Klospülung und auch nicht die typischen Geräusche aus der Küche. Dann streckte ich mich und zog die Vorhänge vom Fenster hinterm Bett auf. Draußen im Innenhof bei den Parkplätzen rauchte jemand, doch es war nicht Jonathan. Oh Mann, wer war bitte so notgeil, sein erstes Mal mit einem komplett Fremden zu haben, der er in einer Disco aufgabelte?! Nur so jemand Bescheuertes wie ich. Gestern war ich definitiv mutiger gewesen. Gestern war ich auch überzeugt, dass ich mich hinterher fabelhaft fühlen, und ein bisschen stolz sein würde. Heute war ich mir nicht mehr so sicher. Ich schaute mich in dem schmucklos eingerichteten Schlafzimmer um. Auch im Tageslicht wirkte es nicht freundlicher. Ein kalter weißer Anstrich, die Blubberlampe, die jetzt aus war, der Kleiderschrank, Spiegel, ein Wäschekorb, zwei Nachttische. Wieso bloß befanden sich in dieser Wohnung überhaupt keine nennenswerten Besonderheiten? Welches Geheimnis wollte er unter dieser absolut nichtssagenden, möbelhausähnlichen Einrichtung verstecken? Rasende Neugierde machte sich in mir breit; ich wollte wissen, wie Jonathan so lebte. Was genau er arbeitete und was er in seiner Freizeit machte… und noch viel mehr. Zögerlich öffnete ich die Schublade des Nachttisches zu meiner Linken. Nur einen kleinen Blick. Ein gerahmtes Foto lag darin mit der Rückseite nach oben. Als ich es heraus nahm, fiel mein Blick auf ein paar Plüsch-Handschellen, das darunter lag. Und zwei silberne Ringe. Ich nahm einen in die Hand, betrachtete eingehend die Gravur. Jonathan ∞ Jakob, las ich. Verlobungsringe? Das Unendlichkeitssymbol verriet, das es ihnen ernst gewesen sein musste. Erst jetzt fiel mir das weiße Briefkuvert zuunterst in der Schublade ins Auge. Ein Abschiedsbrief? Nein, den wollte ich nicht lesen, das ging mich nichts an. Ein wenig melancholisch gestimmt legte ich den Ring wieder zurück und schaute mir das Foto an. Eine Kulisse wie aus einem Reisekatalog; weiße Dünen, Palmen, ein strahlend blauer Himmel. Und darunter Jonathan in einer vertrauten Pose mit einem anderen Mann – war das dieser Jakob? Sie strahlten Vertrautheit und pures Glück aus, ein zu beneidendes Paar. Hatte ihm jener Jakob das Herz gebrochen? Verräterische Spritzer zierten die Glasoberfläche. Ob Jonathan mit diesem Foto wichste…? Ich legte es wieder zurück und verschloss die Schublade. Der Nachtschrank zu der anderen Bettseite war das komplette Gegenteil. Dort herrschte wildes Durcheinander; ein eBook-Reader, eine Schlafmaske, Kassenzettel, Taschentücherpäckchen, Kugelschreiber, Blisterpackungen von Tabletten, verschiedene Ladegeräte so wirr verknotet wie ein Teller Spaghetti… Außen hui, innen pfui, oder wie lautete hier die Devise? Leise stand ich auf. Ich wollte in der Wohnung die Lage checken und eventuell duschen. Vorsichtshalber schlüpfte ich in den Bademantel, der vor dem Bett lag. Ah… Ja, es war nicht zu leugnen, dass ich Sex gehabt hatte, viel zu guten. Ob man mir das sofort ansah? Weit kam ich gar nicht. Auf dem Flur hörte ich aus dem Wohnzimmer ein leises Schnarchen. Jonathan! Ich ging durch die Küche zu ihm. Im Schein der Morgensonne lag er auf der Couch, nur mit Shorts bekleidet und er schlief noch friedlich. „Wieso hast du denn hier geschlafen und nicht im Bett?“ Keine Reaktion. Nur tiefe Atemzüge. Sein Gesicht badete zur Hälfte im kräftigen Sonnenlicht, doch das schien ihn nicht zu stören. Nicht einmal, als ich mich zu ihm setzte und mit einer seiner Lockensträhne spielte, wachte er auf. „Guten Morgen. Bist ein Langschläfer, hm?“ Ich betrachtete sein hübsches Gesicht mit dem leichten Bartschatten, und die nackte Brust, die sich hob und senkte. Bedächtig küsste ich eine seiner Brustwarzen. Mit seinem nächsten Atemzug streifte mich ein Hauch von Alkohol. Hatte Jonathan heute Nacht noch etwas getrunken? Statt der Zigarette, den Schnaps danach, oder was? Doch wo war das Glas? Tatsächlich, da linste der Hals einer Flasche vor dem Sofa hervor. Mit dem Fuß rollte ich sie heraus. Whiskey! Kopfschüttelnd kickte ich sie wieder unter das Sofa. Das gab ein Scheppern, als ob dort unten noch neun weitere lagen und ich sie wie beim Kegeln alle abgeräumt hätte. Verdammt, was stimmte nicht mit diesem Mann?! Der perfekte Moment zum Gehen, bevor es peinlich für uns beide wurde. Doch gerade jetzt musste Jonathan verschlafen die Augen öffnen, vielleicht auch wegen des Lärmes wegen. Er wimmerte, murmelte unverständliche Worte, regte und streckte sich. „Ahh, mein Nacken…“ Doch dann sah er mich, und lächelte mich an. „Jetzt hast du deine Unschuld verloren. Darauf sollten wir anstoßen, meinst du nicht? Allerdings weiß ich nicht, ob ich Sekt dahabe... Hey, das war ein Scherz, bloß ein Scherz“, legte er schnell nach, als er bemerkte wie mir die Gesichtszüge entglitten. „Ich weiß ja nicht, wann du deine Aufrisse sonst nach Hause schickst. Aber dich hier still und heimlich besaufen, während ich schlafe, geht echt gar nicht.“ „Welche Aufrisse denn…Oh, ich fühl mich beschissen.“ Er wollte aufstehen, doch taumelte geradewegs wieder zurück auf die Polster. „Kater? Komm, leg dich noch ein bisschen ins Bett.“ Ob er wollte oder nicht, ich nahm seine Hand und zerrte ihn von der Couch. Jonathan folgte mir gähnend, schwankend und ohne Widerworte ins Schlafzimmer. Wir schlüpften in das vorgewärmte Bett, in Löffelstellung, oder wie man das nannte, und ich positionierte mich hinter ihn. Auch aus dem Grund, weil ich mir ersparen wollte, vollgekotzt zu werden. „Ich bin so froh, dass du mein Erster warst, nicht jemand anders“, flüsterte ich und strich ihm dabei die Haare vor dem Ohr weg, damit er mich besser hören konnte. „Hmm…“ Jonathan hielt die Augen geschlossen. „Darf ich fragen, als was du arbeitest?“ „Grafiker. In einer Werbeagentur.“ „Oh, du bist kreativ?“ Ein Schnauben, und Jonathan sagte ganz monoton: „Denk das bloß nicht, so ist das nämlich nicht. Tu was die Kunden wollen, und erlaube dir keine eigenen Ideen. Halt dich an die Deadlines, werde ein Rädchen im Getriebe. Und komm damit klar, dass jeder x-beliebige Bierbraumeister besser als du weiß, wie du deinen Job zu erledigen hast. Ach ja, und es gibt viel zu wenig Kohle für viel zu viel Überstunden.“ „Oh. Klingt nicht so schön. Gibt es wenigstens etwas, was du an deinem Job magst?“ „Zwei Dinge: Die Mittagspause und den Feierabend!“, antwortete er prompt. „Was ist mit dir? Gehst du noch zur Schule?“ „Ja, ein Jahr hab ich noch vor mir. Aber kein Plan, was ich danach machen will. Jeder weiß schon, was er studiert, bloß ich nicht.“ „Ich geb dir einen Tipp: Überlege dir verdammt gut, was du später mal arbeiten willst. Denn sonst wird jeder Tag die Hölle auf Erden. Sammel Erfahrungen im Ausland, oder mach noch ein Jahr Zivi, hab ich vor meinem Studium auch gemacht. Kannst du ein paar Omis sehr glücklich machen, und so manchen Praktikanten…“ „Tja, mal schauen was meine Mutter dazu meint.“ „Was kümmert es dich? Ist doch dein Leben, nicht ihres.“ „Naja, aber sie will halt, dass ich was aus mir mache, und mein Vater auch, sie leben aber getrennt.“ „Mein Vater ist gestorben“, gab Jonathan von sich preis. „Da war ich fünfzehn.“ „Oh, das tut mir leid. Magst du von ihm erzählen?“ Ich begann seinen Nacken erst zu streicheln, dann zu massieren, keine Ahnung, ob Jonathan das gefiel oder nicht, zumindest beschwerte er sich nicht. Das Beste an diesem Morgen Danach war die Nähe zu diesem warmen Körper; der fremde Männerhintern dicht an meinem Schritt… Gegen eine Wiederholung von gestern Nacht hätte ich absolut nichts einzuwenden. „Naja…Wir waren oft zusammen angeln. Er war ein guter Vater. Krebs trifft immer die falschen Leute.“ Okay. Da kam einiges zusammen. Jonathans Vater war tot; er arbeitete etwas, das ihm keinen Spaß machte, noch dazu musste er eine Trennung verarbeiten, und wer wusste schon, was er noch so für Überraschungen parat hielt. Da durfte ich ihn doch nicht verurteilen, wenn er mal tiefer ins Glas schaute, oder? Dann sagte er eine ganze Weile nichts mehr. Kein Wunder – mein Gastgeber war schon wieder eingeschlafen. Nicht schlecht, so konnte ich mich noch ein Stündchen an ihn kuscheln, oder zwei. Obwohl man das bei einem One-Night-Stand eigentlich nicht tun sollte… Ach, egal. Dass sich ein Mann wie er an mich ranmachen würde, hätte ich mir jedenfalls in meinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt. * Jonathan erwachte nach einigen Stunden, dieses Mal mit einem viel besseren Gefühl. Die vergangene Nacht war ihm wie ein Traum vorgekommen. Doch, er hatte jemanden mit nach Hause genommen, das war ihm bewusst. Noch dazu lag der Beweis hier in seinem Bett, und mit seiner sehr realen Morgenlatte dicht an ihn gepresst. Und hieß Maximilian. Er nahm die fremde, schlaffe Hand von seiner Brust und ging ins Bad um sich frisch zu machen. Dort hauchte er den Spiegel an. Er roch es so deutlich, Maximilian etwa nicht? Zum Glück konnte er die Flaschen gestern noch verstecken, bevor er eingeschlafen war. Zahnpasta drückte er auf seine Zahnbürste und schrubbte seine Zähne, seine Zunge, seine komplette Mundhöhle. Dann war das Rasieren an der Reihe, den Schaum großzügig mit dem Pinsel auf seinem Gesicht verteilt, setzte er die Klinge an- „Fuck…“ Seine Hand zitterte so stark, dass er es lieber bleiben ließ. Dreitagebart war doch wieder in, oder? So ein verdammter Mist. Drei Tage war er stark geblieben, und sogar in der Disco war es ihm gelungen, Disziplin zu bewahren und sich nicht verführen zu lassen. Gestern Nacht dann, nach seiner frustrierenden Flaute bei dem Kleinen, war er schwach geworden; dann konnte er sich das restliche Wochenende auch gleich richtig abschießen. Montag, nahm er sich vor, begann dann seine richtige, Sieben-Tage-Clean-Woche. Keinen einzigen Tropfen bis zum nächsten Wochenende! Wobei aufhören Jakob sowieso nicht zurück bringen würde… Er stieg in die Dusche, reckte den Kopf blind in das angenehm warme Prasseln und wusch sich den Rasierschaum vom Gesicht. Ob der Kleine in der Zwischenzeit gegangen war? Das wäre ihm sehr recht, denn länger hier behalten wollte er ihn keinesfalls, sein Zittern war ein untrügerisches Zeichen. War zwar nicht seine Art, fremde Männer aufzureißen… Aber was war überhaupt seine Art? Er kannte sich selbst gar nicht mehr. Früher hatte er jedenfalls nie die Kontrolle über sich verloren. Früher war er mit Jakob glücklich gewesen. Er musste einkaufen, es war bereits Samstagnachmittag und er hatte absolut nichts mehr da. Sonst müsste er morgen zur Tankstelle, wo sich die Verkäuferin sicher schon ihren Teil dachte. Schnell sprühte er sich Mundspray in den Rachen. Das sollte vorerst genügen. Gegen die Augenringe legte er eine Feuchtigkeitscreme auf, massierte sich etwas Frisiercreme ins Haar. Und versprühte großzügig sein Moschusparfüm. Das Beste daran war der frische Geruch nach Alkohol, der leider viel zu schnell verflog. Er wollte er in den Bademantel schlüpfen, doch der hing nicht am Haken... War das der Beginn einer Demenz?! Nein – der Kleine. „Na? Bist du noch da?“, fragte er in Richtung Schlafzimmer, doch statt einer Antwort hörte er seine Kaffeemaschine gluckern. Wie es schön es doch war, wenn sich wieder jemand in der Küche aufhielt. Die Küche, das war stets Jakobs Reich gewesen, der Kühlschrank war auch stets gut bestückt gewesen. Im Schlafzimmer war er dankbar dafür, in Ruhe und allein seinen Kleiderschrank öffnen zu können. Zwischen den T-Shirts, Socken und Unterhosen lagen vereinzelt leere Flaschen in den Regalen; unter der Kleiderstange standen sie in Reih und Glied am Boden und warteten darauf, weggebracht zu werden. In Jakobs leergeräumten Schrank war kein Platz mehr dafür, dort stapelten sie sich schon bis obenhin. Tja, sollten ihn die Leute etwa für einen arbeitslosen Flaschensammler halten, wenn er stundenlang den Automat blockierte? Er tat das lieber peu à peu, in akzeptablen Mengen. Oder warf sie manchmal einfach weg, aus Scham. In seiner Küche stand Maximilian in seinem Bademantel am Herd. Der Anblick ließ ihn das Herz aufgehen. Leise ging er auf ihn zu, umarmte ihn von hinten und schnupperte an seinem Haar. „Mhh…du riechst so geil nach Sex.“ „Was, im Ernst?!“, stieß der Jüngere aus, und Jonathan musste lachen. Daraufhin brach Maximilian auch in Lachen aus, und boxte ihn in die Seite. „Also, ich habe Kaffee gekocht. Und ich brate gerade Spiegeleier, Omelette wollte ich eigentlich machen, aber du hast kein Mehl da. Du hast doch Hunger, oder?“ Eine ganze Weile hielt er ihn noch fest in seinen Armen, lauschte dem Brutzeln der Pfanne, registrierte das Magenknurren in Maximilian. Es war fast, als wäre Jakob wieder hier. Selbst konnte er nicht kochen, und meist war er zu antriebslos dafür. Oder schlicht und einfach nicht hungrig, darum hatte er auch seit ihrer Trennung an Gewicht verloren. Seelachsfilet auf Blattspinat, wie sehr ihm Jakobs Lieblingsessen fehlte… Wie oft sie das in den letzten vier Jahren wohl gegessen hatten? Obwohl er absolut kein Fischfan war. Allein sich an Jakobs leckeres Essen zu erinnern, schmerzte ihn in der Brust. An ihre langen Schachabende durfte er erst gar nicht denken. Mit Schach hatte es begonnen, und mit Schach hatte es geendet. Die Beziehung zu dem Mann, den er geheiratet hätte! „Jonathan? Geht es dir gut?“ „Alles bestens. Das ist lieb von dir.“ Er löste den Griff, dann nahm er Geschirr und Besteck aus seinen Schränken und deckte den Tisch. „Kannst du eigentlich Schach?“ „Schach?“, kam die Antwort etwas verdutzt. „Nein, hat mich nie interessiert, dafür Kochen umso mehr… meiner Schwester gefällt es ganz gut, von mir bekocht zu werden. Ich habe sogar mal Nudeln selbst gemacht, hast du das schon einmal gegessen, selbst gemachte Nudeln?“ Maximilian servierte die Spiegeleier. War er nackt unter dem Bademantel? Und selbst wenn – er glaubte nicht, dass er heute noch einen hochkriegte. „Oh, ich trinke meinen Kaffee ja eigentlich gar nicht schwarz…“ Maximilian huschte schnell zum Kühlschrank. Doch die Milchtüte entglitt ihm aus der Hand, fiel auf den Boden und platzte dort auf. Weiße Zungen leckten über die Fliesen. „Mist! Normalerweise bin ich nicht so ungeschickt, musst du mir glauben“, sagte er kleinlaut. „Keine Sorge, wisch ich sofort auf… Deine Wischlappen, sind die unter der Spüle?“ „Nein!“, rief Jonathan und wollte ihn daran hindern sie zu öffnen, war schon halb auf dem Sprung, doch es war schon zu spät. Der Schrank mit einem weiteren Arsenal von Flaschen stand sperrangelweit offen. Er musste schlucken. Der Kleine war ihm auf die Schliche gekommen! „Uhh…wilde Party gefeiert?“, witzelte Maximilian und schloss die Tür wieder. „Das ist nichts was dich angeht!“ „Schon gut, bist du eben ein Kochmuffel und ein kleiner Chaot, jeder hat so seine Geheimnisse.“ Schließlich fand er doch Lappen, und bückte sich um die Sauerei aufzuwischen. Es stach heftig in Jonathans Magengegend, als er diese weiße Lache am Boden sah… Erinnerungen vor ein paar Wochen kamen hoch, als er sich an Ostern mit Pina Colada und Eierlikör übernommen und die Küche vollgekotzt hatte. Schnell wandte er den Blick ab. „Hör sofort auf! Ich will nicht, dass du das aufwischst, verdammt! Wir essen im Wohnzimmer!“ Eilig stand er auf, ohne die Teller. Welchen Eindruck auch immer er bei ihm machte. Der Hunger war ihm gründlich vergangen, eher wurde ihm gerade richtig übel. Der Geruch nach Kaffee und Essen machte es nicht besser. „Erklär mir das bitte. Wieso willst du denn nicht, dass ich das aufwische? Das fließt doch sonst unter die ganzen Möbel und stinkt dann… Sag mal, hast du was?“ „Nur Kopfschmerzen“, sagte Jonathan wahrheitsgemäß, und massierte seine Schläfen. „Herrgott, dann wisch es eben auf, wenn du unbedingt willst.“ Maximilian ging wieder in die Küche. So konnte er unbeobachtet nach den Aspirintabletten kramen, die irgendwo in der Schublade unter dem Tisch herumlagen. Unbeobachtet, aus dem Grund, weil Maximilian, nachdem er ihn heute Morgen nach seiner Schandtat vorgefunden hatte, nicht auch noch hier seine Flaschenleichen sehen sollte. Wodka, Whiskey, Obstbrände – das Bier von gestern war noch das Harmloseste gewesen, der kleine Aperitif zu einem flüssigen Fünf-Gänge-Menü, das er sich mit Heißhunger einverleibt hatte. Mit Reserveflaschen aus der Kiste im letzten Eck des Kellers. Wie viel hatte er gestern tatsächlich getrunken, und wann war er eingeschlafen? Er wusste es nicht mehr. Aber Montag, der Stichtag. Montag begann eine neue Woche, eine neue Chance. Montag…war noch so lange hin. So weit weg wie der nächste Kontinent... Die Kopfschmerzen nahmen an Intensität zu. Die Packung, wo lag sie denn nur? Er musste die Schublade noch weiter herausziehen. Noch war Maximilian mit Wischen beschäftigt, aber nicht mehr lange. „Bringst du mir bitte ein Glas Wasser?“, rief er ihm zu. Da war sie! Die Flaschen klirrten gegeneinander, als er sie herauszog. Gläsernes Gekicher lachte ihn aus. Und die blöde Schublade klemmte jetzt auch noch, verdammt! Er nahm beide Hände, und stemmte sich mit aller Kraft dagegen um sie wieder zu schließen, doch es war wie verhext. „Also… langsam wirst du mir echt unheimlich…“ Maximilian stand in seinem Bademantel und dem Glas Wasser in der Hand vor ihm. Seine Augen waren nahezu tellergroß, und auf den Inhalt der Schublade gerichtet; ein morbides Potpourri aus leeren Flaschen! „Ich…“, begann Jonathan, „es ist nicht das, wonach es aussieht.“ Wow – hatte er ihm gerade die billigste aller Lügen aufgetischt? Von seiner einst berühmt-berüchtigten Kreativität war wirklich nichts mehr übrig geblieben. Maximilian schüttelte den Kopf. Scheiß doch drauf. Dann hielt er ihn eben für einen Säufer, für menschlichen Abschaum, mit dem man nichts zu tun haben wollte; was interessierte es ihn, wie ein One-Night-Stand über ihn dachte! Rasch nahm er Maximilian das Wasserglas aus der Hand, dann nahm er zwei Aspirin ein. Wasser schmeckte eklig. Er wollte etwas Richtiges trinken! „Hey.“ Maximilian setzte sich neben ihn auf die Couch und drückte die Schublade zu. Diese verdammt grünen Augen blickten ihn ganz groß an. Grün, wie Absinth… Lange war es her, dass er solch ein nobles Getränk kosten durfte… Verdammt, konnte er momentan nur noch ans Saufen denken?! Sein Gehirn war wie eine Platte, die an einer Stelle hängte und nur Alk! Alk! Alk! schrie. „Ist es wegen deinem Verlobten?“ Nun war es an ihm, entgeistert zu schauen. „Bitte was? Woher weiß du von Jakob? Hast du rumgewühlt, als ich geschlafen habe?!“ „Sorry“, gab er zu und senkte den Blick. „Naja, du musst nicht darüber reden.“ Doch Jonathan spürte Wut in sich auflodern und ballte die Fäuste. „Was hast du noch alles gesehen in meiner Wohnung, hä? Bist du nur mit zu mir, um mich auszuschnüffeln? Jeder hat Leichen im Keller, ich hab eben meine Flaschen im Schrank, na und?! Er war ein Arschloch, okay? Mit seinen Beschuldigungen, und Verdächtigungen, seiner Kontrolle und alles! Ich bin doch kein gottverdammter Penner unter der Brücke! Ich trinke bloß nach Feierabend ein bisschen was, so wie jeder andere!“ Tränen verschleierten sein Blickfeld, seine Wut wandelte sich in Verzweiflung, was ihn noch wütender machte; er wollte nicht hier vor Maximilian heulen und sich schon gar nicht erklären müssen. „Also zum Verständnis: Deine Beziehung ist in die Brüche, weil du ein … Trinkproblem hast? Oder du hast erst danach angefangen zu trinken?“ „Ich hatte nie ein Problem!“, wiedersprach Jonathan. Gänsehaut machte sich in ihm breit, als er diesen Satz sagte. Als wollte sein Körper gegen diese ausgesprochene Lüge protestieren. „Du hast mich in der Disco nur angesprochen, weil ich Cola getrunken habe, und kein Bier, habe ich Recht?“ „Nicht nur deswegen!“ „Damit ich dich nicht auf dumme Gedanken bringe. Also sag mal. Wie viel trinkst du?“ Er zuckte die Achseln. „Nach Feierabend mal ein Bier vor dem Fernseher…“ Und das in schöner Regelmäßigkeit. „Und danach?“ „Naja…Vielleicht mal einen Schluck Whiskey, wenn es ein besonders beschissener Tag war…“ Manchmal auch mehr als bloß einen. „Und was noch?“ „Wird das ein Verhör?! Was geht es dich an?“ „Ich frage nur aus Interesse! Wie fühlst du dich, wenn du mal nichts trinkst?“ Darauf antwortete er nicht laut. Beschissen. Aggressiv, jähzornig. Unruhig bis zum Feierabend, wo er endlich trinken durfte. Am Freitag in der Agentur durfte sich die Praktikantin den ganzen Tag seine grundlosen Wutausbrüche anhören, bis sie den Tränen nahe gewesen war. Der wahre Grund war natürlich, dass er zwei Tage lang auf Alkohol verzichtet hatte, wurde ihm jetzt klar. „Was hast du gestern in der Disco alles getrunken?“ „Gar nichts! Nur Eistee! Wenn ich will, dann kann ich es bleiben lassen.“ „Für wie lange?“ Maximilian atmete tief durch. „Oh Gott, hoffentlich warst du wenigstens auf der Fahrt nüchtern!“ Und dann, resigniert, sagte er mehr zu sich selbst: „Ich glaub es nicht, ich hatte mein erstes Mal mit einem Alkoholiker! Du… du hast mich geschändet!“ „Es tut mir Leid“, sagte Jonathan leise. „Es tut mir so leid“, sagte er noch einmal, diesmal zu Jakob. Alkoholiker?! So abwegig war das nicht… Trank er, weil er wollte, oder weil er es brauchte? Oder schon nicht mehr ohne konnte? Ganz gemächlich sickerte ihm ins Bewusstsein, was die Person, die er über alles liebte, seinetwegen durchgemacht hatte. Sogar geschlagen hatte er Jakob mal im Suff, weil er ihm die Flasche entreißen wollte. Dabei hatte Jakob ihm niemals schaden wollen – lediglich sich selbst schützen! Was war er für ein widerlicher Mensch geworden! Ihre Verlobung vor einem Dreivierteljahr kam ihm wieder in den Sinn, der schönste Tag seines Lebens, am schönsten Ort der Welt, und am Tag darauf sein schlimmster Kater ever. Ob Jakob bloß aus der Hoffnung heraus Ja gesagt hatte, er würde sich endlich ändern; sich mäßigen? Die Wahrheit schlug so heftig zu, dass er den Halt verlor. Zum Glück saß Maximilian neben ihm. Erst wollte der sich aus dieser Umarmung befreien, doch Jonathan klammerte sich so sehr an seinen schmalen Schultern fest, als würde er sonst ins Bodenlose stürzen. So heftig geheult hatte er nie in seinem Leben zuvor, es war ein regelrechter Heulkrampf, bei dem er fast erstickte. Tief in ihm, brach der Trennungsschmerz erst so richtig auf…und die Erkenntnis, niemanden mehr zu haben. Das bekam jetzt alles ein fast zehn Jahre jüngerer Kerl ab, der noch gar keinen Peil vom Leben hatte, bloß das Pech, ihm zu begegnen. Unter anderen Umständen würde er sich dafür schämen, doch heute griff er nach jedem Strohhalm. Und Maximilian gab endlich seinen Widerstand auf. Wie eine Mutter streichelte er ihm über den Rücken. Minutenlang. So lange, bis er sich wieder beruhigt hatte und seine Tränen versiegten. „Ich bin doch echt das Allerletzte!“ „Weißt du…“ Maximilian löste sich nun von ihm und fischte sein Handy aus seiner Bademanteltasche. „Ich verurteile dich nicht, dazu hab ich nicht das Recht, nach allem was du durchgemacht hast. Es gibt doch Beratungsstellen…“ Seine Finger flogen über die Tasten. „Da! Suchtnotruf! Ich ruf da gleich mal für dich an.“ „Nein!“ Jonathan schüttelte heftig den Kopf und wollte ihm das Handy aus der Hand nehmen. „Na, dann ruf eben selbst an.“ „Nein. Ich brauche das nicht. Ich schaff das alleine!“ „Die wollen dir helfen, da rauszukommen. So viel solltest du dir wert sein! Wie du sagtest, du bist Herr deines Schicksals – oder stehst du etwa aufs Nuckeln, hm?“ „Schätze nicht.“ Die grünen Augen warfen ihm einen langen, prüfenden Blick zu. „Ich gehe jetzt ins Bad, solange hast du Zeit, da anzurufen.“ Das Handy hielt er ihm vor die Nase, die Nummer stand auf dem Display, bereit gewählt zu werden. Ein richtiger Vertrauensbeweis, jemanden, den er keinen Tag kannte, sein Handy zu überlassen. „Du bist zu gut zu mir…“ „Und du bist auch kein schlechter Kerl, Jonathan, du würdest das Gleiche für mich tun. Bitte ruf da an.“ * Im Bad atmete ich erst mal tief durch. Jonathan überforderte mich, so einen Zusammenbruch hatte ich nicht erlebt. War es richtig gewesen, ihn so unter Druck zu setzen? Erst letzte Woche, zu meinem Achtzehnten, war ich von Mik mit allem Möglichen abgefüllt worden, und am nächsten Tag hatte ich lieber sterben wollen als diesen Kater zu ertragen – was wohl auch mit der Grund war, wieso ich gestern lieber nüchtern geblieben war. Doch das? Das war definitiv eine Nummer zu groß für mich! Außerdem war es nicht meine Pflicht, ihm aus der Scheiße zu helfen. Zeit, zu gehen, egal zu was er sich entscheiden würde. Ich wusste nicht mal, wie man mit Trinksüchtigen richtig umging. Ob noch Alkohol in der Wohnung war? Höchstwahrscheinlich, aber er würde so oder so neuen kaufen, schließlich war er danach süchtig. Dieser One-Night-Stand, den Jonathan gesucht hatte, erschien mir Nachhinein wie ein Hilferuf. So, als ob er es darauf angelegt hätte, dass jemand hinter sein Geheimnis kam, damit er nicht mehr alleine damit war. Ich hätte mich in Jonathan verlieben können, keine Frage. Doch das war keine gute Idee, weil er mir so leid tat und es in den Sternen stand, ob er einen Entzug durchziehen würde. Minutenlang starrte ich mein Spiegelbild an. Was hoffte ich darin zu finden? Keine bemerkenswerte Veränderung hatte ich durchgemacht, was hatte ich erwartet? Zwar erschienen mir meine Augen heute mehr grau als grün, doch das konnte auch von der Badeinrichtung kommen. Aus blanker Neugier heraus öffnete ich den Badschrank. Nichts außer Kosmetik- und Rasierkram. Keine Flaschen, weder volle noch leere. Ein gutes Zeichen, oder? Eine Viertelstunde später verließ ich frisch geduscht und angezogen das Bad. Immer noch wie ein Häufchen Elend saß Jonathan auf der Couch, doch seine Zornesader auf der Stirn war einer tiefen Sorgenfalte gewichen. Mein Handy lag auf dem Tisch vor ihm. Dennoch war er am Telefonieren. Mit seinem Festnetztelefon. „Ja, bitte, einen Termin“, sprach er in den Hörer. Ich umarmte ihn so gut es möglich war, jemanden beim Telefonieren zu umarmen. „Donnerstag um fünf Uhr. Okay. Alles klar, ich werde kommen. Danke. Tschüss.“ Jonathan so zu sehen… Wie er mit einem Seufzen zusammen sackte, so als wäre eine riesige Last von seinen Schultern genommen, es ließ mich definitiv nicht kalt. In diesem Moment trudelte eine Droh-SMS ein, von meiner Schwester, die schrieb, dass sie mich nachher dringend bräuchte, und ich mich auf was gefasst machen könnte, wenn ich nicht auftauchte. Also erhob ich mich von der Couch. „Du…Jonathan… Ich muss heim, meine Schwester braucht mich für irgendwas, sonst würde ich noch länger bleiben, aber das gäbe riesigen Ärger…“ Der Ältere hob den Kopf, schenkte mir ein Lächeln, schien fast wieder wie der Alte. „Klar. Das ist okay. Ich komm schon klar. Ab jetzt geht es nur noch bergauf. Danke, Kleiner, du hast mir wirklich die Augen geöffnet. Du hast viel von mir gesehen, viel zu viel. Vergiss am besten alles, was du erlebt hast.“ Grinsend schüttelte ich den Kopf. „Das war mein erstes Mal. Das vergesse ich niemals.“ Zum Abschied hauchte ich ihm einen Luftkuss zu. Und wünschte ihm alles Gute von Herzen. Vielleicht würden sich unsere Wege noch einmal kreuzen, vielleicht auch nicht. Wer wusste das schon…Wer wusste schon, wie er das restliche Wochenende überstand… *** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)